Buchkultur ÖSTERREICH SPEZIAL Ausgabe 162A Herbst 2015 EUR 2,50 P.b.b. Nr. 02Z033122M, Buchkultur VerlagsgmbH, Hütteldorfer Str. 26, 1150 Wien, ISSN 1026-082X, Euro 2,50| 162A Visitenkarte der österreichischen Literatur H. C. Artmann Seine Sprachmagie wirkt bis heute – und hat nichts von ihrer Frische eingebüßt. Subversiv: Ernst Jandl nnn Melodisch: Neues aus dem Musikland Österreich nnn Lebensecht: Verena Mermer nnn Kontrastreich: Ivana Jeissing nnn Berückend: Claudia Erdheim nnn Quergelesen: Rund 100 Neuerscheinungen nnn n österreich spezial Eva Rossmann, Österreichs erfolgreichste Krimiautorin, greift erneut ein brandaktuelles Thema auf. Auch als E-Book erhältlich 2 Buchkultur Österreich Spezial 2015 österreich spezial n Editorial „der juengste von uns allen“ Foto: Jorghi Poll Heuer standen gleich eine ganze Reihe Jubiläen und Gedenktage an; Tage zum Erinnern an Menschen, die die österreichische Literatur wesentlich geprägt haben. Jana Volkmann & Hannes Lerchbacher Da ist zum Beispiel H. C. Artmann, über den Friederike Mayröcker geschrieben hat, er sei „der juengste von uns allen geblieben, die wir damals in den fernen fuenfzigerjahren begonnen hatten, die neue poesie fuer uns und die welt wiederzuentdecken“. Neu und jung ist diese Poesie bis heute, dasselbe gilt für Artmanns Prosa. Ein anderer Dichter zum Neu- und Wiederentdecken ist Ernst Jandl, dessen Neuzigsten wir dieses Jahr gefeiert hätten. Von der Hallstatt-Kultur bis zur Zweiten Republik: eine Gesamtgeschichte Österreichs – umfassend und fundiert Ihnen gegenüber stehen die Sprach- und Wortkünstlerinnen von heute: Ivana Jeissing und Cornelia Travnicek etwa, Karl Markus Gauß, Clemens Setz und viele weitere. Das große Spektrum der österreichischen Literatur möchten wir Ihnen auch diesmal zeigen. Belletristik und Krimi, Kulinarisches und Kinderbücher: Die Literaturlandschaft ist abwechslungsreich und voller Überraschungen. – i n h a lt – Coverfoto: Nikolaus Korab Porträts H. C. Artmann..............................................................................6 Verena Mermer.......................................................................... 8 Ivana Jeissing..............................................................................9 Ernst Jandl................................................................................. 10 Claudia Erdheim..........................................................................11 Quergelesen.............................................................................. 13 Marktplatz..................................................................................17 Junior.......................................................................................... 21 Schlusspunkt........................................................................... 22 Impressum: Buchkultur Verlagsges.m.b.H., Hütteldorfer Straße 26, A-1150 Wien, www.buchkultur.net, Tel.: +43/1/786 33 80, E-Mail: [email protected]. Herausgeber: Michael Schnepf, Nils Jensen; Chefredaktion: Hannes Lerchbacher, Jana Volkmann; Art Direction: Manfred Kriegleder; Druck: Bauer Medien Produktions– & Handels-GmbH/Druckerei Schmidbauer/ Oberwart; Daten ohne Gewähr. Offenlegung gemäß § 25 MedienG für Medien des Verlags Buchkultur siehe: www.buchkultur.net. Eigentümer: Buchkultur Verlagsges.m.b.H. (geschäftsführender Gesellschafter: Michael Schnepf). Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 897. 640 S. · 9 Karten Hardcover mit Schutzumschlag Format: 15 x 21,5 cm € (A) 39,90 ISBN 978-3-15-011039-3 Die Autoren Thomas Winkelbauer · Walter Pohl Christian Lackner · Oliver Rathkolb (Universität Wien) Brigitte Mazohl (Universität Innsbruck) Reclam Gefördert von www.reclam.de Buchkultur Österreich Spezial 2015 3 BRUCKNER-JAHRBUCH 2011 – 2014 herausgegeben von Andreas Lindner und Klaus Petermayr (2015) Mit Beiträgen von Friedrich Buchmayr, Martin M. Fiala, Sandra Föger, Daniel Hensel, Johannes Leopold Mayer, Franz Metz, Karl Mitterschiffthaler, Erich Wolfgang Partsch, Klaus Petermayr und Franz Scheder. BRUCKNER JAHRBUCH 2011 – 2014 Neuerscheinung BRUCKNER JAHRBUCH 2011 – 2014 300 Seiten, Format 17 x 24 cm, broschiert Bestellnummer MV 212 ISBN 978-3-902681-30-0, € 31,27 (exkl. Mwst.) ISBN 978-3-902681-30-0 MV 212 A N T O N B R U C K N E R I N S T I T U T L I N Z / L I N Z E R V E R A N S T A LT U N G S G E S E L L S C H A F T M B H 6 /2 DIE BRUCKNER-BESTÄNDE DES STIFTES ST. FLORIAN katalog Elisabeth Maier – Renate Grasberger Die Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian Katalog, Teil 2 (Gruppe 13-23) (Wiener Bruckner-Studien 6/2) teil 2: das Bruckner-archiv (Gruppe 13 – 23) Wiener Bruckner-Studien 6 /2 Die reichhaltige Bruckner-Sammlung des oberösterreichischen Augustinerchorherren-Stiftes zählt zu den bedeutendsten Überlieferungsstätten von Quellen zu Leben und Werk Anton Bruckners und wird in diesem dreibändig konzipierten Katalog erstmals vollständig dokumentiert – eine unverzichtbare Fundgrube für Brucknerforscher und -freunde. Der zweite Teil des Kataloges bietet eine Fülle von hier erstmals veröffentlichten Dokumenten zu Anton Bruckners Leben, zur Rezeption seiner Werke und zu seinem persönlichen Umfeld. MV 507, 356 Seiten, ISBN 978-3-902681-32-4, € 43,00 (exkl. Mwst.) Ebenfalls erhältlich Katalog, Teil 1 (Gruppe 1-12) (Wiener Bruckner-Studien 6/1) Im ersten Teil werden 844 Einzelobjekte erfasst, darunter zahlreiche Erstveröffentlichungen, auch einige bisher unbekannte Briefe an Bruckner. MV 506, 296 Seiten, ISBN 978-3-900270-98-8, € 37,00 (exkl. Mwst.) DIE BRUCKNER-BESTÄNDE DES STIFTES ST. FLORIAN – TEIL 1 DIE BRUCKNER-BESTÄNDE DES STIFTES ST. FLORIAN – TEIL 2 Neuerscheinung eliSaBeth Maier renate GraSBerGer 6 /1 eliSaBeth Maier renate GraSBerGer DIE BRUCKNER-BESTÄNDE DES STIFTES ST. FLORIAN katalog teil 1: das Bruckner-archiv (Gruppe 1 – 12) Wiener Bruckner-Studien 6 /1 ISBN 978-3-900270-98-8 MV 506 Das „Kitzler-Studienbuch“ Anton Bruckners Studien in Harmonie- und Instrumentationslehre bei Otto Kitzler (1861-63) Faksimile nach dem Autograph in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Erstveröffentlichung, mit einem Essay herausgegeben von Paul Hawkshaw und Erich Wolfgang Partsch Der hochauflösende Vierfarbdruck ermöglicht die Lesbarkeit selbst kleinster Eintragungen und Korrekturen und verleiht dieser Ausgabe nicht nur Sammlerwert, sondern macht sie auch zu einer wertvollen Quelle für Studium und Wissenschaft. Farbfaksimile der vollständigen Handschrift 326 Notenseiten + 20 Seiten Textteil 38 x 30 cm Querformat, Leinenband mit Prägung in einem Schuber B 25, ISBN 978-3-900270-99-5 / ISMN 979-0-50025-280-1 € 320,00 (exkl. Mwst) Auslieferung: Edizioni Musicali Europee, via delle Forze armate 13, 20147 Milano (ITALIEN) Tel. 0039-02/48 71 31 03 Fax: 0039-02/30 13 32 13 [email protected] www.mwv.at thema n Wohl gespeist in Österreich Wellness geht auch durch den Magen. Gerichte Foto: Aus „Ab Hof“/ Verlag Anton Pustet / Blickwerk – Manuel Zauner Fotografie aus alten Gemüsesorten und zur Nachspeise köstliche Marillenknödel oder frisches Roggenbrot mit einem Stamperl Tiroler Schnaps erfreuen sämtliche Sinne. V on B arbara F reitag Österreich ist ein Kulturland, das ist unumstritten. Und längst hat sich inter national herumgesprochen, dass feines Essen und Trinken hier zur guten Le bensart gehören. Die Basis dafür ist ein ordentliches, geschmackvolles Brot. In Zeiten von Backshops mit industriell vor gefertigten Teiglingen ist das zwar im mer seltener zu finden, aber noch gibt es ausgezeichnete Bäcker im ganzen Land. Nämlich solche, die alles selbst produzieren. Slow Food-Expertin Barbara van Melle suchte zwölf von ihnen auf und porträtiert sie in ihrem Buch „Der Duft von frischem Brot“. Sie geht deren Geheimnissen auf den Grund und lässt die Leser am reichen Erfahrungsschatz der Bäcker teilhaben. Die Rezepte zum Nachbacken hat sie selbst ausprobiert und für gut befunden. Denn jeder Hobby-Brotbäcker hat schon die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, gutes Brot selbst zu machen. Es finden sich 60 Anleitungen für ursprüngliches Schwarzbrot aus Sauerteig, für moderne Weißbrotklassiker wie Toscanabrot und Ciabatta. Auch Süßes, wie Omas Nusskipferl, Kärntner Reindling und Waldviertler Mohnzelten, fordert zum Experimentieren heraus. Woher kommen die guten Zutaten? Für gutes Gebäck wie für grundsätzlich alle gesunden Gerichte sind hochwertige Ingredienzien wesentlich. Im Supermarkt stößt man schnell an Grenzen, wenn es um nachhaltig hergestellte Produkte oder Sortenvielfalt geht. Da lohnt ein Besuch solcher Produktionsstätten, wo Fleisch, Käse und Gemüse Buchkultur Österreich Spezial 2015 mittels ehrlicher Verfahren hergestellt werden. Manuel Zauner hat sie gefunden und im Buch „Ab Hof. Eine kulinarische Reise zu Österreichs Kleinversorgern“ aufgelistet. Auch hier werden die Produzenten porträtiert, und die passenden Rezepte gibt es gleich dazu. Die Auswahl der Betriebe fiel Zauner angesichts der vielen ausgezeichneten Höfe schwer. Er entschied sich für solche, wo richtige Idealisten arbeiten, wie in der Biogärtnerei Ochsenherz in Gänserndorf. Seit 2011 ist der Hof eine „solidarische Landwirtschaft“, was bedeutet: Eine Gruppe von Konsumenten finanziert ein Jahr lang den Betrieb der Landwirtschaft und erhält als Gegenleistung „Ernteanteile“, zum Beispiel in Form von Gemüsekisten. Liebhaber der aus dem Süden importierten Feigen werden sich freuen zu lesen, dass auch in Wien Simmering diese älteste Kulturpflanze der Welt gezogen wird, mit großem Erfolg sogar. Am Feigenhof werden rund 50 Sorten kultiviert, die sich zum Feigensalat mit Blauschimmelkäse, zu Risotto oder zur Tarte verarbeiten lassen. Wer auf saftiges Fleisch nicht verzichten mag, sollte ins steirische Lafnitztal fahren. Dort leben Norbert Hackls Labonca Sonnenschweine ganzjährig im Freien, unbeschwert, und auch ihr Weg zur Schlachtbank verläuft möglichst schonend, ohne Transportwege. Frischfleisch sowie hausgemachte Wurstspezialitäten bekommt man im Hofladen in Burgau. Ein Schweinsbraten aus solchem Fleisch, vielleicht mit einem Erdäpfelknödel, schmeckt besonders gut. Der Knödel verlangt nach Schnaps Das Buch „Knödel: Bodenständige Gerichte und Raritäten“ enthält Rezepte für den Mühlviertler Kornmehlknödel, den Pinzgauer Kaspressknödel oder die Tiroler Speckknödelsuppe. Auch traditionelle Grammelknödel, Wurstknödel und der beliebte Germknödel fehlen nicht. Kalorienbewusste halten sich besser an Kürbisknödel und Bärlauchknödel. Wer der Gaumenfreuden wegen durch Österreich reist, sollte länger in Tirol verweilen und die „Tiroler Schnapsroute“ nachvollziehen, die Wendelin Juen und Ulrich Jakob Zeni im gleichnamigen Buch ausprobiert haben. Sie folgten dabei 41 Brennereien, die allesamt Spezialitäten wie KrautingerRübe, Pregler oder Zirbenschnaps bieten. Diese Brände gehören zu den besten weltweit, was der jahrhundertlangen Expertise der geistvollen Alpenbewohner zu danken ist. die bücher Wendelin Juen, Ulrich Jakob Zeni |Tiroler Schnapsroute. Eine Reise zu den besten Brennereien| Löwenzahn 2015, 208 S., EuroA 17,90 Inge Krenn (Hg.) |Knödel: Bodenständige Gerichte und Raritäten| Krenn 2015, 96 S., EurA 10 Barbara van Melle |Der Duft von frischem Brot. Österreichs beste Bäcker verraten ihre Rezepte| Brandstätter 2015, 208 S., EurA 29,90 Manuel Zauner |Ab Hof. Eine kulinarische Reise zu Österreichs Kleinversorgern| Anton Pustet 2015, 256 S., EurA 35 5 n porträt H. C. Artmann bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur 1974 Der Dichtersmann H. C. – Hans Carl – Artmann ist im Dezember 2000, also vor fünfzehn Jahren, im 80. Lebensjahr gestorben. Das ist Anlass für den Residenz Verlag, die „Gesammelte Prosa“ in zwei Bänden neu aufzulegen. Im Folgenden Offizielles und Privates über einen der ganz Großen der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. V on K onrad H olzer Persönliches zuerst: Eine Wohnküche im 9. Wiener Gemeindebezirk, in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre. Rund um den Tisch die Familie. Auf dem Tisch: „Neue Wege“. So hieß die Zeitschrift, die „ergänzen und ersetzen sollte, was Schule und Unterricht nicht mehr zu bieten vermögen“. In den „Neuen Wegen“ wurde die Schuljugend mit der zeitgenössischen Kunst konfrontiert, wurde uns Theater, Musik und Lyrik näher gebracht. Im konkreten Fall war es Lyrik. Mundartlyrik. Leise gelesen, war sie unverständlich. Erst nach und nach, der Vater las laut vor, konnte das erkannt, erhört werden, was da – bisher so nicht Gelesenes – niedergeschrieben war. Und ich kann mich noch genau erinnern, dass es das Wort „agazebam“ war, an dem wir vorerst scheiterten. Richtig laut ausgesprochen, konnte man dann die Bezeichnung für Akazienbäume im wienerischen Dialekt erkennen. Es waren also die ersten Dialektgedichte H. C. Artmanns, die dann 1958 unter dem Titel „med ana schwoazzn dintn, 6 gedichta aus bradnsee“ in Buchform erscheinen sollten. Friedrich Polakovics schrieb darin im Vorwort: „Eigentlich sollten Artmanns Dialektgedichte ja nur gesprochen werden.“ Und beendet dieses Vorwort verwirrend: „Artmanns Dialektgedichte sind keine Dialektgedichte. Auch keine Wiener Gedichte, Nach wie vor fasziniert der Verwandlungskünstler mit seiner Vielfalt, die vom Surrealen zu den Phantasmagorien reicht, von seiner Lust am Barockkolorit bis hin ins Spätmittelalterliche. sondern Gedichte aus Wien.“ So oder so, für uns Halbwüchsige wurde „auxof fana r untan gristbam“ die passende Er gän zung zu allem weihnachtlich Vanillekipferlsüßen. Der Band „med ana schwoazzn dintn“ enthält unter anderen Gedichte über seine Heimat, den Wiener Stadtteil Breitensee, Gedichte über den Tod, Surreales, aber auch Lie- besgedichte, so zum Beispiel „med an briaf fon mia zu dia“. Liebesgedichte und Liebesbriefe gehörten für H. C. zusammen, seinen Briefen an Didi Macher legte er auch Gedichte bei. Die Briefe aus den Jahren 1960–1970 gaben nun unter dem Titel „Schreibe mir, meine Seltsame, schnell“ Didi Macher und Ulf Birbaumer heraus. Die Illustrationen zu diesem „künstlerfabrikat N°4“ sind von Susanne Schmögner und machen das Buch so zu einem Gesamtkunstwerk. Was da zuerst einmal auffällt, ist die Handschrift des Dichters: ordentlich, sauber, klein, rund, gut zu lesen. Der Dichter und die Schauspielerin haben sich – wo denn sonst, meint Ulf Birbaumer folgerichtig in der Einleitung – im Café Hawelka kennengelernt. Die Briefe schrieb Artmann nach Kärnten, wo Didi Macher eine Krankheit auskurieren musste. In Kärnten, so eröffnet Birbaumer, in Maria Saal, residierten 1960 die Lampersbergs, bei denen neben Thomas Bernhard, Peter Turrini und Christine Busta auch H. C. Artmann ein- und ausging. Die Liebesbriefe: Ja, was sagt man zu Liebesbriefen anderer? Lieb sind sie natürlich und fürsorglich, ganz artig, aber auch konfus. Poetisch und zauberhaft. Aber auch nüchtern und mitteilsam. Er schreibt von seinen Erledigungen und Besorgungen in ganz Europa, in Briefen und auf Ansichtskarten, mit der Hand und der Schreibmaschine, deutsch, englisch, spanisch, französisch und in Sanskritschrift. Es ist aber auch vom Weintrinken die Rede und dass Blumen auf seinem Schreibtisch stünden. „keine blumen um sich zu haben ist ein kaum erträgliches leben“ schreibt er seiner „lieben Rosenblume“ aus Wien. Blumen wurden getrocknet und eingeklebt, so dass das Ganze auch den Titel „Ein poetisches Sehnsuchtsherbarium“ haben könnte. Als P.S. steht nach einem Brief aus Salzburg: „Ich hätte dir so gern/ eine blume in den/brief gelegt, aber auf/ diesem bahnhof wächst/nur abschied & russ“. Die Antwortbriefe der Didi Macher sind leider verschollen. Buchkultur Österreich Spezial 2015 porträt n einen, der mit Artmann literarisch sozia lisiert worden ist, schwer zu erkennen. Wie auch immer, die Begeisterung, in die man beim Wiederlesen hineinfällt, muss einfach weitergegeben werden. Nach wie vor fasziniert der Verwandlungskünstler mit seiner Vielfalt, die vom Surrealen zu den Phantasmagorien reicht, von seiner Lust am Barockkolorit bis hin ins Spätmittelalterliche. (Seine Villon-Übersetzungen, um kurz wieder aus eigener Erfahrung zu schreiben, haben noch in den späteren 1960er-Jahren zu massiven Beschwerden im ORF geführt.) Dann belebte Artmann auf seine ganz persönliche Art und Weise die Trivialmythen aus den Anfängen des zwanzigsten Jahrhunderts: Frankenstein, Dracula, Tom Shark, Mickey Mouse. Oder aber: Er wechselt vom hochbarocken Ton „extrovertiert, grell und laut“ in den Jargon der 1970er-Jahre. Fragte man mich nach meinem Lieb- Fotos: Wolfgang H. Wögerer, Wien / CC-BY-3.0; Buchkultur Archiv Die Liebe soll der Übergang zur Prosa Artmanns Dialektgedichte sind keine Dialektgedichte. Auch keine Wiener Gedichte, sondern Gedichte aus Wien. werden. Vom „ewigen Verliebtsein“ schreibt Klaus Reichert, der Artmanns Prosa herausge bracht hat, im Nachwort, dem er den Ti tel „Poe tik des Einfalls“ gibt. (Zu Reichert und Artmann erfährt man von Raoul Schrott in einem Nachwort zu „Fleiß und Industrie“ Persönliches. H. C. widmete diese dreißig Texte, in denen zumeist von Berufen und Handwerken die Rede ist, seinem lieben Vater Johannes, einem Schuster. Reichert erzählte, dass er, Artmanns damaliger Lektor, den mürrischen Dichter in seinem Gästezimmer hat einsperren müssen, damit aus den verstreut gedruckten Texten auch ein Buch werde.) Zurück zur Neuausgabe der Prosa und deren Nachwort. Reichert fragt da gleich einmal zu Buchkultur Österreich Spezial 2015 Beginn, was denn das Besondere an der Artmann’schen Prosa sei – und weiß natürlich die Antwort: die Frische. „Die Frische hat ihren Grund in einem durchgehaltenen prosai schen Ich, das sich gleichsam der Erfahrung verweigert und von einigen wenigen, in höchster Originalität verwandelt immer wiederkehrenden Grundkonstellationen bestimmt ist, die man adoleszent nennen könnte.“ Und wenn Reichert damals feststellen hat können, dass die jeweils Jüngsten die zahlreichsten Leser stellten, so wird an Hand dieser Neuausgabe zu überprüfen sein, ob die Magie Artmanns noch immer wirkt. Kann er auch heute noch die jungen Leser unserer Tage bezaubern, wenn mit „einem Sternenstaub von Einfällen die Texte daherstieben“? Das ist für unser lingstext von H. C. Artmann, ich könnte überall aufblättern und mich festlesen. Beim vorerst letzten Versuch landete ich bei „Conrad Tregellas’ Abenteuer“. Endlich kommt außerhalb des Struwwelpeters wieder einmal ein Konrad vor – und sei es einer mit C. Aber auch der Schluss der Geschichte passt so gut: „Und glauben sie mir: Wir haben mehr glück gehabt als verstand!“. zum autor Hans Carl Artmann, 1921 in Wien ge boren, 1940 zur Wehrmacht eingezogen, desertierte zwei Mal; 1947 Beginn seiner dichterischen Laufbahn, 1952-58 Zusammenarbeit mit der „Wiener Gruppe“ (Rühm, Bayer, Achleitner, Wiener), Präsident und Gründungsmitglied der Grazer Autorenversammlung, zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter der Große Österreichische Staatspreis für Literatur und der Georg-Büchner-Preis. Artmann starb am 4.12.2000 in Wien. Die Stadt Wien verleiht seit 2004 den H.-C.-Artmann-Preis, die Stadt Salzburg vergibt seit 2008 das H.-C.-ArtmannStipendium. |Schreibe mir, meine Seltsame, schnell. Briefe an Didi 1960-1970| Mandelbaum 2015, 60 S., EurA 48 |Gesammelte Prosa| Hg. v. Klaus Reichert. Residenz 2015, 1800 S., EurA 39,90 7 n porträt Verena Mermer erzählt in ihrem ersten Roman vom Alltag junger Menschen in Baku. V on E rnst G rabovszki Baku, die Haupt stadt von Aserbai- Schon lange vermeidet es Frida, in den Norden der Stadt zu fahren, weil ihr die Pogrome gegen die Armenier vor Augen stehen. dschan, ist ein Ort mit einer Eigenschaft, die Ingeborg Bachmann einem ganzen Land gewünscht hat: Er liegt am Meer. Nähert man sich am Schiff dem Hafen, meint man, in eine Mondlandschaft einzulaufen. Ein Funkturm, der nachts rot, blau und gelb beleuchtet ist, als sei er aus Glas, nicht weit davon entfernt drei Türme, die Baku Flame Towers, die wie Segel aus dem Boden ragen und als Hotels und Büros dienen. Hier mischt sich High Tech mit Altbausubstanz. Und auch sonst lässt sich Baku architektonisch nicht lumpen. Die Baku Crystal Hall etwa, eine vor drei Jahren fertiggestellte Veranstaltungsarena, sieht aus wie ein diamantbehangener Käfer, der sich im Boden festgekrallt hat. Hier scheint es keine Gegenwart zu geben, nur Utopie und Vergessenes. Die österreichische Autorin Verena Mermer kennt das alles. Sie hat in Baku Deutsch unterrichtet – und geschrieben. Ihr erster Roman „die stimme über den dächern“ erzählt von vier jungen Menschen, 8 die in Baku leben. „sie sind vogelfrei und heimatlos, alle vier bis auf weiteres auch ohne arbeit.“ Wenngleich eines der vier Motti, die dem Roman voranstehen, vor der Befassung mit Politik warnt, ist das unter den Umständen, unter denen Nino, Ali, Frida und Che leben, kaum möglich. In Aserbaidschan, seit 1991 von der Sowjetunion unabhängig, kann sich die Regierung nur schwer an demokratische Grundsätze gewöhnen. Der amtierende Präsident Ilham Aliyev musste sich mehrfach Vorwürfe des Wahlbetrugs gefallen lassen. Und mit der Pressefreiheit nimmt man es ebenfalls nicht so genau. Das hat sich auch im Frühjahr 2011, als der Roman spielt, noch nicht geändert. Selbst wenn sich die zwei Paare in ihrer privaten Beziehungswelt recht und schlecht zurechtfinden, werden ihre Zweisamkeiten gestört. Zum einen durch ihre Erinnerungen, zum anderen durch die Gegenwart: Schon lange vermeidet es Frida, in den Norden der Stadt zu fahren, weil ihr die Pogrome gegen die Armenier vor Augen stehen. Die Erinnerungen an den 20. Jänner 1990, als sow- Erfrischend an Verena Mermers Roman ist, dass man darin mit unvertrauter Umgebung konfrontiert ist. Kein Bergsee, keine Landstraße, kein regional gefärbter Sprachduktus, der einen beim Lesen unvermeidlich in die österreichische Landschaft holt. Auch für die Autorin ist es wichtig, wo sie schreibt. Wer außerhalb seiner gewohnten Sprache lebt, kann sich auf neue Rhythmen, Formulierungen und Motive einlassen und daraus Nutzen für das eigene Schreiben ziehen. Das konnte Mermer bereits mehrmals. Die 1984 in Niederösterreich geborene Schriftstellerin hielt sich neben Baku längere Zeit in Delhi, Indien, und dreimal in Cluj-Napoca, Rumänien, auf. Dort arbeitete sie, unterstützt durch ein START-Stipendium, an einem Text über Arbeitsmigration. Vor kurzem ist sie von einem einmonatigen Aufenthalt in Prag zurückgekehrt, den sie vor allem zur intensiven Recherche genutzt hat. Mitgebracht hat sie Gedichte und die Rohfassung einer Kurzgeschichte. Zur Zeit verfolgt sie aber v. a. die Resonanz auf ihren ersten Roman. Sie sei aufgeregt und froh, aber auch kritisch ihrem Text gegenüber. Doch eigentlich ist sie mit ihren Gedanken schon bei ihren nächsten Projekten. Ein gelungener Text, so Mermer, solle an die Lebensrealität der Leser anknüpfen können. Kurz und pointiert möchte sie schreiben, Redundanzen vermeiden, um gerade damit dem Leser genug Raum für eigene Interpretation zu lassen. Mit „die stimme über den dächern“ ist ihr das gelungen. zur autorin Verena Mermer, geboren 1984 in Nieder österreich, studierte Germanistik, Romanistik und Indologie. Arbeitsaufenthalte in Delhi, Baku und Cluj-Napoca. Sie lebt und arbeitet als Autorin und Literaturwissenschaftlerin in Wien; veröffentlichte in Literaturzeitschriften und erhielt das START-Stipendium für Literatur 2014. |die stimme über den dächern| Residenz 2015, 160 S., EurA 19,90 • Auch als E-Book Buchkultur Österreich Spezial 2015 Foto: Aleksandra Pawloff Fernes Glück und nahe Freude jetische Panzer durch Baku krochen, sind überdies lebendig wie kaum etwas. Und über den Stadtteil, in dem die Vier leben, heißt es: „häuser und träume werden dort schneller abgetragen als kleidung.“ Und alle, Ali ausgenommen, möchten sie fort. porträt n Sehnsuchtsbilder sie ihren Beruf als Regisseurin und Kreativdirektorin an den Nagel gehängt, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Diese Sehnsucht nach Selbstwahrnehmung und dem Glück der Figuren (in „Wintersonnen“ erzählt Gustava von ihren unerfüllten Wünschen) ist auch mit der Sehnsucht nach Liebe, bedingungsloser Liebe, verbunden. Deshalb habe ich die Autorin gefragt, was denn Liebe für sie sei. Die Antwort gibt die alte Charlotte, fast eine Freundin von Gustava: „Das Glück und die Angst. Diese unbesiegbaren Mons ter, die mich ein Leben lang an der Nase herumführten!“ Sie selbst würde es nicht so drastisch formulieren, denn, so sagt sie, „ich gehöre zu den Menschen, die unerschütterlich an die Liebe glauben“. Ivana Jeissing zeigt auch mit ihrem dritten Roman, dass die Grenzen zwischen hoher und unterhaltender Literatur gar nicht so leicht zu ziehen sind. V on D itta R udle Verständlich, witzig, emotional berührend zu schreiben, ist keine Schande und die Leserschaft weiß das. Ivana Jeissing hat ein Thema, das sich durch alle ihre Geschichten von Frauen zieht: Die Suche nach Identität und das Wunschbild einer perfekten Familie. Der Verdacht, die Mittfünfzigerin schöpfe aus dem eigenen Leben, wird zerstreut: „Ich bin sehr gut behütet in Salzburg aufgewachsen. Meine Mutter kommt aus Italien. Eine tolerante, kluge und liebevolle Frau, die sich um den Haushalt kümmerte, wenn sie nicht an wiederkehrendes Thema der Suche nach der Staffelei stand und malte. Mein Vater Identität und die Auseinandersetzung war Bauingenieur und Erfinder. Meine et mit den damit in Verbindung stehenden was exzentrischen Eltern entsprachen so Sehnsuchtsbildern des ‚Idealen‘ und ‚Pergar nicht dem Bild der idealen Familie fekten‘ sowie die damit zusammenhänim ländlich-beschaulichen Salzburg genden Enttäuschungen.“ Da gibt es schon der frühen 1960er-Jahre. Ich wuchs in Parallelen, exzentrische Eltern haben ihre buchkultur180x125mm_2015_buchkultur205x140mm.qxd 19.08.2015 13:32 Seite 1 diesem Kontrast auf. Daher wohl mein Frauenfiguren auch. Vor zehn Jahren hat zur autorin Foto: Joe Fish Ivana Jeissing wurde in Salzburg geboren und wuchs in Österreich und Italien auf. Sie lebte in Wien, London und Barcelona und arbeitete als Regisseurin und Creative Director. 2007 erschien ihr erster Roman. Gegenwärtig lebt und arbeitet sie in Berlin. |Wintersonnen| Metrolit 2015, 229 S., EurA 22,70 • Auch als E-Book Literaturedition Niederösterreich Publikationen 2015 Mein Mostviertel – Anthologie Herausgegeben von Wolfgang Kühn Texte von Zdenka Becker, Fabian Faltin, Thomas Havlik, Hermann Niklas, Herbert Pauli, Martin Pollack, Martin Prinz, Barbara Pumhösel, Hans Raimund, Evelyn Schlag, Julian Schutting, Maria Seisenbacher, Cornelia Travnicek, Erwin Uhrmann, Manfred Wieninger, Herbert J. Wimmer, Magda Woitzuck, Gerhard Zeillinger und Michael Ziegelwagner. 320 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 15 x 22 cm ISBN 978-3-902717-28-3 € 22,- In Erwartung einer Fremde Isabella Feimer / Manfred Poor Text: Isabella Feimer, Farbfotografien : Manfred Poor 216 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 21 x 21 cm ISBN 978-3-902717-29-0; € 23,- www.literaturedition-noe.at GlücksFälle Elisabeth Martschini Roman 140 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 15 x 22 cm ISBN 978-3-902717-30-6; € 18,- Karl Farkas: Einer, der nicht hassen konnte. Bd. 1: Beiträge zu Leben und Werk, herausgegeben von Andreas Weber (160 Seiten). Beiträge von Josef Hader, Gerhard Zeillinger, Karin Sedlak, Martin Wedl, Oliver Bentz, Margit Schreiner, Erwin Riess. Bd. 2: Ausstellungskatalog zur Ausstellung „Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Emigration und Rückkehr“ (110 Seiten), herausgegeben von Katharina Strasser. 2 Bände im Schuber, ISBN 978-3-902717-31-3; € 25,- www.kultur.noe.at n österreich spezial Ernst Jandl „brachte die Sprache zum Sprechen“. der Fremde“. Und mit täglich abgehakten Arbeitslisten. Später folgten auf diese schillernden Sprechzerlegungen grammatikalisch konventionellere, melancholische bis renitent depressive Lebens-, Ich- und Zustandsreflexionen. Nach jahrelangen krankheitsbeding ten Absenzen ließ sich Jandl 1979 in Über Ernst Jandl, der heuer 90 Jahre alt geworden wäre. V on A lexander K luy Ein Mann von runder Anmutung mit rundem kahlem Kopf. Der, in Anzug und Krawatte, saß er auf einem Podium und schlug eines seiner Bücher auf, aus dem vorzulesen er begann, urplötzlich etwas anderes wurde. Ein Ereignis. Ein poetischer Urknall. Eine akustische Wort-Explosion. Ernst Jandl, geboren am 1. August 1925, Lehrer für Deutsch und Englisch, über Arthur Schnitzlers Novellenkunst promoviert und lange am Gymnasium an der Waltergasse, Wien IV, tätig, führte als Autor eine andere Tradition weiter. Die Avantgarde: die Lautpoesie eines August Stramm, die radikale Syntaxzerlegung Gertrude Steins, die visuelle Poesie Dadas. Dabei sind Jandls Gedichte richtiggehend populär geworden. Wer kennt nicht „Ottos Mops kotzt“? Oder das so lautmalerisch grimmige „schtzngrmm“? Und wer verweist nicht darauf, lechts und rinks seien nicht zu velwechsern – werch ein illtum! „Laut und Luise“, 1966 im Walter Verlag in Olten in der Schweiz erschie10 nen, führte umgehend zur Entlassung des Verlagsleiters Otto F. Walter durch die konservativen Eigentümer. Ein Glück für Jandl, folgte er doch Walter nach Deutschland zum Luchterhand Verlag, der seither sein Werk betreut. Heute ist „Laut und Luise“ einer der bekanntesten Lyrikbände der letzten 50 Jahre und sogar als Reclam-Bändchen erhältlich. Ebenso wie die Autoren der „Wiener Gruppe“, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, auf andere Art Hans Lebert, Elfriede Gerstl, Reinhard Prießnitz, sorgte Jandl für einen Aufbruch in der österreichischen Nachkriegsliteratur. Sie bezogen sich auf 1938 abgetrennte Strömungen. Sorgten für frische Luft. Für subversive Spiele, die die Dynamik, die Klang- und reinen/unreinen Sinnmöglichkeiten der Worte ernst nahmen. Ernst Jandl brachte, meinte der deutsche Lyriker Helmut Heißenbüttel, die Sprache zum Sprechen, auch und erst recht in theatralischen SprechOpern wie „die humanisten“ und „Aus zum autor Ernst Jandl wurde 1925 in Wien geboren, wo er 2000 verstarb. Er hat Deutsch und Englisch an einer Schule unterrichtet und mit der Dichterin Friederike Mayröcker zusammen geschrieben und gelebt (wenn auch nie in derselben Wohnung). Als Lyriker hat er mit Sprache gespielt und experimentiert; seine Lautgedichte entfalteten besonders bei seinen Leseauftritten ihre Wirkung. |Werke in sechs Bänden| Hg. v. Klaus Siblewski. Luchterhand 2015, 2387 S., EurA 101,80 • Erscheint im Frühjahr 2016! |Eile mit Feile| Der Hörverlag 2015, 1 Audio-CD, 76 Min., EurA 16,90 Buchkultur Österreich Spezial 2015 Foto: Susanne Schleyer / www.autorenarchiv.de „Und was wirst du dann sagen?“ den vorzeitigen Ruhestand versetzen. Bereits zwei Jahre später gab es das erste wissenschaftliche Symposium über sein Werk. Zwanzig Jahre lang, bis starke gesundheitliche Einschränkungen dies unterbanden, engagierte er sich in der 1973 von ihm mitgegründeten Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Fast 46 Jahre währte die Schreib- und Lebensgemeinschaft mit Friederike Mayröcker, die, als sich die beiden kennen und lieben lernten, ebenfalls noch Lehrerin war. Jahrzehntelang führten sie gemeinsam, aber räumlich getrennt in eigenen Wohnungen, eine fruchtbare, inspirierende, dabei stilistisch wie arbeitsorganisatorisch sehr gegensätzliche Beziehung. Auf „Letzte Worte“, seinen letzten Gedichtband, freute sich Ernst Jandl besonders, war doch eine Erscheinungsweise als Taschenbuch geplant. Das Erscheinen im Frühjahr 2001 erlebte er aber nicht mehr, er starb am 9. Juni 2000 in Wien. „und was wirst du dann sagen?“ heißt es im Titelgedicht, „lebt wohl ihr weiterlebenden ... / das heißt, wenn jemand bei mir ist / werde ich das vielleicht sagen“. porträt n Alltag im Wiener Schtetl damals alltäglich war, grauenvoll und gewöhnlich zugleich. Das zwischen seiner ganzen alltäglichen Wucht und seiner Suche nach ein wenig Geborgenheit changiert. Voll vergeblicher Hoffnung auf Schutz durch den Kaiser. Und voller Tatkraft im Leben Tag für Tag. Claudia Erdheim, promovierte Philosophin, Schriftstellerin seit vielen Jahren, schrieb zum Beginn ihrer Karriere Romane über ihre Jugend, später Werke von großer Brisanz und Gegenwärtigkeit zur österreichischen Wirklichkeit. Nun feierte sie Anfang Oktober ihren siebzigs ten Geburtstag in aller Frische. Man darf gratulieren. Und sich auf Kommendes freuen, wenn’s weiter so gelingt wie „In der Judenstadt“. Foto: Daniela Klemencic Nach dem Porträt der Wiener Gesellschaft im 19. Jahrhundert, „Betty, Ida und die Gräfin“, weiß Claudia Erdheim diesmal das Ghetto der Wiener Juden zum Beginn des 17. Jahrhunderts in einer berückenden Erzählung zu beschreiben. V on N ils J ensen Es ist wie mit Facebook heute: Gerüchte machen die Runde, bis sie zur scheinbaren Richtigkeit werden. Der Samuel Israel hats mit einer Christin! Ist das wahr? Ja natürlich, der Jakob hat’s gehört. Und schon wird Gericht gehalten und sogenanntes Recht gesprochen, Rachejustiz eigentlich. Die Juden haben’s so gar nicht fein in ihrer neuen Judenstadt, wohin sie 1624 auf Geheiß des Kaisers ziehen mussten, nach außerhalb der Stadtmauern, in den Unteren Werd. „In der Judenstadt“ nennt Claudia Erdheim ihr allerneuestes Buch, eine Erzählung. Lapidar der Stil, bewusst gesetzt die Zeilen, eine Aufzählung beinahe, über das Verhängnis des Himmels, das die Einwohner erwartet. zur autorin Claudia Erdheim, geboren 1945 in Wien, studierte Philosophie und Logik in Wien, München und Kiel. Sie hatte Lehraufträge an den Universitäten Kiel, Hamburg und Wien, wo sie heute als freie Schriftstellerin lebt. Verleumdungen, Überfälle der Christen, der Studenten, bis hin zum Mord und letztlich wieder zur Vertreibung. Das erzählt Erdheim gekonnt wie kurzweilig und mit großer Empathie: Das bewegte Schicksal der Lena Gerstl, das |In der Judenstadt. Erzählung| Czernin 2015, 144 S., EurA 18,90 • Auch als E-Book LISTENING LAB – so kann Begeisterung entstehen! Die neue Reihe LISTENING LAB öffnet eine Vielzahl von Zugängen zur Musikvermittlung und widmet sich den Klassikern der Moderne. • Junge und erwachsene Menschen werden ganz nah an die Musik herangeführt • Anregende und praxisnahe Zugänge für Kinder, Jugendliche und Erwachsene • Tipps zum kreativen künstlerischen Gestalten sowie konkrete Anregungen, die ein tiefes Verständnis für das jeweilige Werk ermöglichen listening lab Alban Berg Violinkonzert Violin Concerto Materialien zur Musikvermittlung Materials for communicating music Constanze Wimmer & Helmut Schmidinger listening lab György Ligeti Atmosphères Materialien zur Musikvermittlung Materials for communicating music Veronika Großberger & Johannes Voit • Multimediale Ergänzungen wie Filme, Hörbeispiele, Bilder und Texte als kostenloser Download • Weitere Informationen unter www.universaledition.com/musikvermittlung www.universaledition.com Universal Edition UE 26 316 Universal Edition UE 26 315 Universal Edition listening lab 1 Luciano Berio Rendering Materialien zur Musikvermittlung Materials for communicating music Constanze Wimmer & Helmut Schmidinger 2 UE 26 317 Universal Edition 3 n thema Musikalische Begegnungen unsterbliche Werke geschaffen. Aber nicht nur klassische Musik wird gepflegt in unserem Land. Und tatsächlich, vier Buchneu erscheinungen repräsentieren das Spektrum im „Musikland Öster reich“. V on K aroline P ilcz Österreich, und vor allem Wien, wird gern als Brennpunkt der mit Stolz als klassisch bezeichneten Tradition und als zentraler Schauplatz des musikalischen Fortschritts von Kunstmusik angesehen. Und so verwundert es auch nicht, dass drei der vier Bücher unmittelbar mit Wien zu tun haben. Kaum ein Komponist ist wohl sein ganzes Leben so eng mit Wien verbun den gewesen wie Franz Schubert. Ihm setzte der Engländer Charles Chadwick mit „Josefa“ nicht nur ein literarisches Denkmal, er schrieb ihm auch eine Lie beserklärung in Form eines biografischen Romans. Schuberts junge Halbschwes ter Josefa, die, was historisch belegt ist, als Kind half, den sterbenden Musiker zu pflegen, wird 1861 von einem eng lischen Journalisten besucht. Nun er zählt die einfache Frau über die letzten Tage Schuberts, wie er lebte, wie er war. Dieser kleine, kurzsichtige, schlampige und unscheinbare Mann erwacht vor dem Auge des Lesers zu neuem Leben, kindlich gezeichnet von einer, die ihm nahe stand. Die einfühlsamen Monologe zeugen von profunder Sachkenntnis und beweisen, dass die Gattung des biogra fischen Romans durchaus nicht passé ist. Schon seit jeher vergnügte man sich in Wien gern beim Heurigen und im Kaffeehaus, wo das Publikum einst seine Heurigensänger und Operettenstars ver ehrte. Diesen beliebten Volkssängern, Tanzgeigern, Liederweibern, Leiermän nern, Schrammeln, Gesangsvereinen 12 Foto: Aus „Klingendes Wien“ / Sutton Verlag In Österreich wurden große Komponisten geboren und Mit Gstanzln und Liedern unterhielten Volkssänger und Harmonikaspieler Alfred Oietsch und sein Terzett die Heurigengäste. und Salonorchestern, die das Bild von Wien über Jahrzehnte hinweg prägten, ist ein Bildband gewidmet. Anhand von 160 Fotografien, Ansichtskarten und Il lustrationen, vor allem aus den Archiven der Wiener Bezirks- und Sondermuseen, entsteht in „Klingendes Wien“ ein le bendiges Bild der Musikstadt abseits der professionellen Musiker. Kapiteln der Bogen von der Gründung des Orchesters 1842 bis in die Gegen wart gespannt. Mozartjahr 2006, die Philharmoniker-Münze, Birgit Nilsson, Nikolaus Harnoncourt oder Mauthau sen sind einige der Mosaiksteinchen. Ein spannendes, gut zu lesendes und unterhaltsames Buch über einen Teil der Musik-und Kulturgeschichte (nicht nur) Wiens. Bis in unsere Tage hinein gibt es ei nige Konstanten, die Wien musikalisch prägen: Wiener Klassik, Wiener Wal zer, Staatsoper und Musikverein, Neu jahrskonzert und Opernball. Es sind die beliebten Volkssänger, Tanzgeiger, Liederweiber, Leiermänner, Schrammeln und Salonorchester, die das Bild von Wien über Jahrzehnte hinweg musikalisch prägten. Und: die Wiener Philharmoniker. Elo quent, mit leichter Feder, überaus un terhaltsam und kurzweilig schreibt der Violinist und langjährige Vorstand des sich selbst verwaltenden Orchesters Cle mens Hellsberg über Begegnungen der Philharmoniker mit Musikern, Diri genten, Komponisten und Musikstätten. Durch die intensive musikalische wie organisatorische Arbeit des Orchesters kommt es zu einer Vielzahl und gro ßen Breite solcher Begegnungen. Gleich einem bunten Mosaik wird in farbigen Dass Österreich aber nicht nur von seiner übermächtigen Vergangenheit beherrscht wird und es mehr gibt als die klassische Repräsentationskultur, zeigt ein Reiseführer der anderen Art. „Austrian Heartbeats“ führt durch die Nischen der österreichischen Musik landschaft: Popkultur, experimentelle Musik, Jazz und Elektronik. Es bietet, nicht immer todernst, mit wissenswer ten Essays, nützlichen Adressen, Hin weisen, Ratschlägen, Interviews und kurzen informativen Texten einen bebil derten Überblick. die bücher Austrofred, Thomas Edlinger (Hg.) |Austrian Heartbeats. Reiseführer für aktuelle Musik aus Österreich| Verlag für moderne Kunst 2015, 239 S., EurA 18,90 Hans Werner Bousska, Ernst Weber |Klingendes Wien. Von Schrammeln und Salonorchestern| Sutton 2015, 118 S., EurA 19,99 Charles Chadwick |Josefa. Ein Schubert-Roman| Übers. v. Klaus Berr. btb 2015, 224 S., EurA 10,30 • Auch als E-Book Clemens Hellsberg |Philharmonische Begegnungen. Die Welt der Wiener Philharmoniker als Mosaik| Braumüller 2015, 200 S., EurA 23,90 Buchkultur Österreich Spezial 2015 quergelesen • geschichte & politik • Exilforschung: Österreich Mandelbaum, 650 S., EurA 29,90. Erscheint am 15.10. Mehr als vierzig WissenschaftlerInnen widmen sich dem Thema „Exilforschung in und zu Österreich“. Dieser Band behandelt Aufnahme- und Lebensbedingungen von ExilantInnen. Bernhard Gitschtaler Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal Otto Müller, 380 S., EurA 27 Nach über 70 Jahren werden die vergessenen Opfer des Nazi-Terrors im Kärntner Gailtal ins kollektive Gedächtnis zurückgerufen. 200 Biographien konnte das Team um Gitschtaler in dreijähriger Forschungsarbeit rekonstruieren. Werner Hanak-Lettner Die Universität. Eine Kampfzone Picus, 224 S., EurA 29,90 Um 1900 werden Wissenschaft und Forschung in Wien von zahlreichen jüdischen Protagonisten vorangetrieben. Doch schon ab 1880 nimmt die Gewalt zu, insbesondere die verweigerten Professuren führen zu einem Talentschwund in Wien. Hannes Leidinger Trügerischer Glanz. Der Wiener Kongress. Eine andere Geschichte Haymon, 328 S., EurA 24,90 Die Herrscher Europas kamen nicht nur zum Tanzen zum Wiener Kongress. Nach der Niederlage Napoleons sollte Europa neu geordnet werden, doch die Entscheidungsträger waren sich uneinig. Leidinger beleuchtet den Wiener Kongress aus verschiedenen Perspektiven. Simon Loidl Eine spürbare Kraft Promedia, 208 S., EurA 17,90 Zahlreiche Kommunisten mussten während der NS-Zeit flüchten, viele davon gelangten in die USA. Um nicht untätig zu sein, schlossen sie mit Vertretern anderer politischer Lager antifaschistische Bündnisse. Christoph Miler Nowhere Men Luftschacht, 320 S., EurA 23,20 Miler hat über eineinhalb Jahre Gespräche mit „Illegalen“ geführt, ihre Geschichten dokumentiert und sich abseits der Nachrichten ein Bild gemacht. Das Ergebnis sind sechs episodenartige Biografien. Manfred Nowak Menschenrechte – Wege aus der Ungleichheit? Edition Konturen, 160 S., EurA 24 Nowak über die Krisen und Herausforderungen unserer Zeit, die zu einem beträchtlichen Teil die Folge einer verfehlten Politik sind. Doch Krisen bieten auch eine Chance, aus Fehlern zu lernen. Sepp Innerhofer Folio, 120 S., EurA 19,90 Zum 100. Todestag von Innerhofer beschäftigt sich dieses Buch mit dem hervorragenden und beliebten Kletter- und Bergführer und skizziert dabei die Entwicklung des Fremdenverkehrs bis zum Ersten Weltkrieg. Reclam, 700 S., EurA 39,90 Hier schreiben ausgewiesene Spezialisten über die großen Epochen in der Geschichte Österreichs. Das erste erhaltene Dokument, in dem erstmals von „Ostarrichi“ die Rede ist, stammt aus 996. Doch seit dieser Zeit hat sich der geografische und politische Raum geändert. Horst Jarka Peter Stefan Jungk Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart S. Fischer, 320 S., EurA 23,70 Das Leben der Fotografin Tudor-Hart. Sie wurde durch ihre Sozialreportagen in England bekannt und half im Auftrag des KGB bei der Rekrutierung für den Spionagering „Cambridge Five“. Gloria Kaiser Dona Leopoldina Seifert, 320 S., EurA 22,95. Erscheint am 12.11. Eine bewegende Romanbiographie auf den Spuren von Leopoldine Josepha Caroline, die Urenkelin von Maria Theresia, welche mit Predo von Bragança vermählt wurde und Brasiliens Unabhängigkeit von Portugal unterzeichnete. Hertha Kratzer Alles, was ich wollte, war die Freiheit: Außergewöhnliche Österreicherinnen der Moderne Styria, 224 S., EurA 26,90 Wien um 1900 war ein Zentrum für Höchstleistungen in Buchkultur Österreich Spezial 2015 Manfred Mittermayer zeichnet die vielen Lebensstationen und die vielschichtige Persönlichkeit Thomas Bernhards nach. Geschichte Österreichs Löcker, 600 S., EurA 34,80 Die neue Auflage der Biografie Soyfers verbindet Lebensgeschichte, Werkanalyse und Zeitgeschichte. Horst Janka zeichnet nicht nur das Leben des Autors nach, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, die die Menschen dieser Zeit bewegten. Hans Heiss, Rudolf Holzer Residenz, 400 S., EurA 28 Der Thomas-Bernhard-Experte Mittermayer fasst Leben und Werk des Autors in einer großartigen Erzählung zusammen. Thomas Winkelbauer (Hg.) Brandstätter, 144 S., EurA 19,90 Corti hat das Projekt „VinziRast“ für obdach- und heimatlose Menschen ins Leben gerufen. In ihrem Buch geht es nicht nur um ihren außergewöhnlichen Lebensweg, sie versucht auch dem Menschsein auf den Grund zu gehen. Residenz, 288 S., EurA 22,90 Ärzte, die sich die Hände waschen, waren nicht immer selbstverständlich, da man nicht glaubte, dass schmutzige Hände für Infektionen verantwortlich sind. Ignaz Semmelweis musste hart für die Anerkennung dieser Wahrheit kämpfen. In dieser Biografie wird seine Lebensgeschichte und deren Bedeutung für die Welt beleuchtet. Thomas Bernhard – Eine Biographie Wieser, 220 S., EurA 24,95 In Südkärnten leben seit Jahrzehnten Slowenen und deutschsprachige Kärntner nebeneinander. In „Der Graben“ arbeiten Kulturvereine beider Gruppen an der Bewältigung der letzten 100 Jahre und versuchen die gesellschaftlichen Gräben zu überwinden. Jura Soyfer In den Händen der Ärzte. Ignaz Semmelweis – Pionier der Hygiene Manfred Mittermayer Der Graben/Grapa Man muss auf dem Grund gewesen sein Anna Durnová Böhlau, ca. 3400 S., EurA 289 Das Lexikon umfasst vier Bände, in denen rund 6500 Biografien österreichischer Frauen dargelegt werden. Von der Römerzeit bis heute wird so das Wirken von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kultur erforscht. Brigitte Ortner, Lojze Wieser (Hg.) • BIOGRAFIEN & MENSCHEN • Cecily Corti, Jacqueline Kornmüller Ilse Korotin (Hg.) BiografiA. Lexikon österreichischer Frauen Thomas Morgenstern Über meinen Schatten Ecowin, 220 S., EurA 19,95 Morgensterns Aufstieg, seine Erfolge und das Ende seiner Karriere haben niemanden kalt gelassen. Das Buch erzählt auf persönliche Weise die Geschichte der besonderen Karriere dieses außergewöhnlichen Mannes. Hugo Portisch Aufregend war es immer Ecowin, 352 S., EurA 22,95. Erscheint am 19.10. Der bedeutende Journalist Portisch erinnert sich an sein Leben und lässt so das Weltgeschehen der letzten 50 Jahre Revue passieren. Lisa Rettl, Magnus Koch Richard Wadani Milena, 230 S., EurA 19,90 Aufgewachsen im revolutionären Prag, muss Richard Wadani 1938 nach Wien. 1944 läuft er zu den Alliierten über und kehrt in Uniform der Briten 1945 nach Wien zurück. Das Autorenduo erzählen von seinem Leben und seinen politischen Auseinandersetzungen. Reinhold Tauber Stifters Welt. Ein Theater Trauner, 300 S., EurA 29,90 Tauber hat keine wissenschaftliche Abhandlung über das Leben Adalbert Stifters geschrieben, sondern eine lebhafte Darstellung rund um den Menschen geschaffen. Thomas Weyr Die ferne Stadt Limbus, 600 S., EurA 25 Thomas Weyr, Sohn des Malers und Schriftstellers Siegfried Weyr, erzählt von seiner Emigration 1938, von den Existenzen in London und New York und von seiner Sehnsucht nach Wien. Mit Hilfe von Briefen und Tagebucheinträgen erinnert er sich an sein Auf- und Heranwachsen. 13 FOTO: Sepp Dreissinger Evelyn Adunka, Primavera Driessen Gruber, Fritz Hausjell, Irene Nawrocka, Simon Usaty (Hg.) Kunst und Wissenschaft. In dieser Zeit wuchsen Mädchen heran, die später Grenzen überschritten und ihren Weg gingen. Kratzer stellt diese Frauen vor, welche durch Mut nach ihren eigenen Wertvorstellungen leben konnten. • quergelesen • comic & Humor • • Belletristik • Wolfgang Bleier Fischfang bei aufgehender Sonne Klever, 136 S., EurA 16,90 Die eigenwillige Liebesgeschichte eines Obdachlosen zieht sich durch den Text, während die Sprache sich immer wieder zu verselbstständigen scheint. Andrea Drumbl Die Einverleibten grafik: holzbaum Edition Atelier, 128 S., EurA 16,95 Olga fehlt etwas in ihrem Leben. Als sie von ihrer Zwillingsschwester, die im Mutterleib gestorben ist, erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Als noch ein anderes Geheimnis langsam ans Licht kommt, droht alles zu zerbrechen. Gàbor Fònyad Wien in leiwanden Grafiken: Sonderbare Eigenheiten und Alltagsbegebenheiten in bunten Darstellungen. Asterix redt Wienerisch. Sammelband Egmont Comic Collection, 96 S., EurA 20,60 Die beiden Asterix-Klassiker „Der Seher“ und „Der große Graben“ auf Wienerisch erscheinen in neuer Auflage. Wien in leiwanden Grafiken Holzbaum, 64 S., EurA 10 Über Wiener Eigenheiten und Alltagsbegebenheiten und die wahren Gründe für jeden Kaffeehausbesuch! Eva Deutsch, David Pfister Sonja & Bernd in Thailand Scherz & Schund, 120 S., EurA 14 Das Langzeitpärchen Sonja & Bernd war bisher nur im Radio zu hören. Nun erzählen sie ihre Abenteuer in Buchform. Auf ihrer Thailandreise weihen sie uns abwechselnd in ihre amüsanten Erlebnisse ein. Mit Illustrationen von Gerhard Haderer. Gebrüder Moped Was macht der Kanzler eigentlich beruflich? Zuerst der Tee Wortreich, 250 S., EurA 19,90 Eduard wird als vielversprechender Wissenschaftler am Institut für Sprachen gehandelt. Wegen Streitigkeiten mit dem Institut zieht er sich in eine Kleinstadt zurück. Dort will er auf alles verzichten, was seine Sinne stimulieren und ihn ablenken könnte. Christian Futscher Frau Grete und der Hang zum Schönen Czernin, 208 S., EurA 19,90 Gretes Leben beginnt noch vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien und ist noch lange nicht zu Ende. Und so erzählt sie vom modernen Paternoster auf der Mariahilferstraße, von Männern, die sich bei Schießereien in Tonnen verstecken und von Schuhen, die nur junge Leute tragen. Bettina Gärtner Unter Schafen Müry Salzmann, 224 S., EurA 19 Kriminalroman und Komödie in einem: Mit viel Witz wird eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und eine Pharmaindus trie, die alles in den Hintergrund drängt, erzählt. Susanne Gregor Territorien Droschl, 204 S., EurA 19 Ein spannendes Drama zwischen Liebe und Selbstverwirklichung in der tropischen Hitze Nicaraguas. Sam verliert alle Menschen, zu denen er eine Bindung hat: Sein Sohn ist gestorben, seine Frau trennt sich und das Leben seiner Tochter lässt keinen Platz für ihn. Der Einzige, der ihm bleibt, ist der Hund, den seine Tochter zurückließ. Ulrike Kotzina Verschwunden Edition Laurin, 336 S., EurA 22,90 Rheas Mann beginnt ein Verhältnis mit einer Kollegin, ihre Tochter erhält ein Stipendium in London. Doch Rhea möchte beide um jeden Preis halten. Und plötzlich verschwinden in ihrer Nachbarschaft immer mehr Menschen. Beatrix Kramlovsky Invasion der Wünsche Kitab, 198 S., EurA 18 Rosa beschließt, ihrem Leben ein selbstbestimmtes Ende zu bereiten. Doch ihre Enkelin Johanna hat ein gutes Gespür und nutzt es, um ihre Familie zu retten. Christine Lavant u. a. Das Wechselbälgchen Mandelbaum, 32 S., EurA 24,90 Zum 100. Geburtstag von Christine Lavant erscheint ihre Erzählung „Das Wechselbälgchen“, gelesen von Sophie Rois, als Klangbuch. Mieze Medusa Meine Fußpflegerin stellt Fragen an das Universum Milena, 180 S., EurA 17,90 Kein Pudel taucht auf und bietet einem Geld und Macht für die Seele an. Mit einer Schafzucht versucht man die Welt zu retten und die Katze verbündet sich mit der Schwiegermutter. Geschichten, wie das Leben sie schreibt. Manfred Mixner Tote Musik Edition Keiper, 192 S., EurA 17,60 In der Einsamkeit der südschwedischen Wälder hat Mixner faszinierende Figuren geschaffen, die ihm an Winterabenden Gesellschaft leisteten und deren Geschichten er erzählen muss. Robert Neumann Friedrich Hahn Die Kinder von Wien Edition Keiper, 120 S., EurA 17,60 Man weiß nicht viel von „Einer“. Nur dass er mit zwanzig aus dem Herz-Jesu-Spital entlassen würde. Und er meidet Menschen, bis er sich seiner Wohnungsnachbarin Gisela anvertraut. Andere Bibliothek, 280 S., EurA 22,70 Ein Wiener Keller im Nachkriegsjahr 1946: Die drei Kinder Jid, Goy und Ewa haben sich im Nachkriegschaos in einem Ruinenkeller in ihrer Freiheit eingerichtet. Doch ein Ex-Nazi, im Dienste der Alliierten, versucht sie zu vertreiben, und der Armee-Pastor will sie retten … Jürgen Kaizik Dine Petrik Kremayr & Scheriau, 208 S., EurA 24 Die Fortsetzung von „Leider hat Lukas …“, welches 2014 zum „Buchliebling“ gewählt wurde, gewährt Einblicke in die Kämpfe zwischen Lehrern und Eltern und wie sie über das Mitteilungsheft ausgetragen werden. Braumüller, 300 S., EurA 21,90 Leguan ist eine Berühmtheit unter den Psychoanalytikern; wer es sich leisten kann, sucht seine Hilfe. So wie Studienabbrecher Max oder die Anwältin Lucie, deren Karriere durch ihre psychische Störung gefährdet ist. Denn Vernunft und Wahn können sich erschreckend ähneln ... Bibliothek der Provinz, 196 S., EurA 20 Das Leben des berühmten Benjamin Bogathy verläuft katas trophal. Neben seiner Ehefrau hat er einige Affären. Als seine Tochter ums Leben kommt, scheint Bogathy vollständig die Kontrolle zu verlieren … Monika Reitprecht Andrea Kern Lebenssee III – Wandelalter Milena, 180 S., EurA 17,90 Bei Bibliotheken denken die meisten an Regale mit alten Wälzern und die Mitarbeiter ermahnen streng zur Einhaltung der Ruhe. Reitprecht, die die Facebook-Seite der Büchereien Wien gestaltet, beweist durch ihre Schilderungen des Bibliotheksalltags schmunzelnd das genaue Gegenteil. Picus, 270 S., EurA 19,90 Kern schreibt über ein großes Tabu und darüber, wie die Hinterbliebenen nach einem Unglück langsam wieder zurück ins Leben finden. Milena, 200 S., EurA 18,90 Die Gebrüder Moped scheuen keinen Seitenhieb, sobald sie die österreichische Politlandschaft analysieren. Und wenn die Sprache nicht mehr ausreicht, drücken sie es mit Bildern aus: Die besten und lustigsten gefälschten Werbe- und Wahlplakate sind auch in diesem Buch versammelt. Niki Glattauer Leider hat Lukas schon wieder … Wo stehen hier die E-Books? Lea Willimann, Jan Blum Die besten Wortwitze der Welt Holzbaum, 64 S., EurA 10 Alltägliche Sprichwörter und Redewendungen werden von namhaften Cartoonisten wörtlich genommen und gezeichnet. Oder sie machen aus dem Damoklesschwert ein Damenkloschwert. 14 Der Setzkasten oder: Erwin und die halben Luftballons Die Zukunft der Gottesanbeterin ErHängt. Wir fallen. Margarita Kinstner Mittelstadtrauschen btb, 288 S., EurA 10,30 Marie lernt Jakob in einem Café kennen und setzt damit auch weitere Geschichten in Gang. Jakob trennt sich von Sonja, welche sich wiederum in Gery verliebt, der der beste Freund von Joe, Maries Exfreund, war. Und ein Testament taucht auf, in dem Marie und Gery erwähnt werden. Martin Kolozs Ein Funke Leben Bucher, 112 S., EurA 13,50 Flucht vor der Nacht Walter Pilar Ritter, 260 S., EurA 18,90 Eine Sammlung „skurrealer“ Arbeiten aus vier Jahrzehnten mit autobiographischen Erzählungen, Kurzgeschichten und Bild- und Lautgedichten. Günter Schmidauer Halbtraum Drava, 200 S., EurA 19,80 Der Journalist Paul Tinhoff bricht in einer Kirche zusammen. Der Grund dafür lässt sich nicht finden, aber danach ist für ihn nichts mehr, wie es war. Durch die Spur zu einem Necronomicon wittert er die Geschichte seines Lebens. Carolina Schutti Eulen fliegen lautlos Edition Laurin, 64 S., EurA 14,90 Eine stille, zerbrechliche Novelle über eine kindliche Verstörung in einer fremden Welt. Buchkultur Österreich Spezial 2015 quergelesen • • kulinarisch • Eva Derndorfer Viktor Siegl Maudrich, 120 S., EurA 16,90 Die Ernährungswissenschaftlerin Derndorfer beschrieb bereits in ihrem Buch „Warum wir essen was wir essen“, dass bei Essen nicht nur Geschmack und Geruch eine Rolle spielen, sondern auch Farben. Diesmal stellt sie leckere Rezepte nach Farben sortiert vor. Braumüller, 228 S., EurA 9,90 Siegl stellt auch dieses Jahr die besten national und international ausgezeichneten Weine vor. Neben Adressen der Winzer und aktuellen Preisen gibt er persönliche Beurteilungen zu den Weinen ab. Farben essen Christoph Wagner sammelte in seinem letzten Werk seine Erkenntnisse über den Genuss, herausgegeben von seiner Frau und Co-Autorin Renate Wagner-Wittula. Die besten Weine Österreichs 2016 Christoph Wagner, Renate Wagner-Wittula (Hg.) Christian Ofner Universität der Genüsse Stocker, 144 S., EurA 24,90 Alle Klassiker der österreichischen Backtradition von Osterpinzen über Kletzenbrot bis zum Faschingskrapfen. Zu vielen Rezepten gibt es mit QR-Codes zusätzliche Videos. Haymon, 552 S., EurA 29,90 Christoph Wagner war der Gourmet Österreichs. In diesem Buch erklärt er, wie das Verständnis von Genuss entsteht. Geschichte, Kunst und Politik hinterlassen ihre Genussspuren. Eine philosophische Reise zum guten Geschmack. Feingebäck vom Ofner Krisztina Tóth Aquarium Nischen Verlag, 280 S., EurA 23 Eine verrückte Großmutter mit wechselnden Liebhabern und einem Aquarium, in dem nur die fittesten Fische überleben, die flatterhaft-liebevolle Mutter und die kleine Vera, welche sich wie die Fische im Aquarium gefangen fühlt. Andreas Unterweger Das gelbe Buch Droschl, 240 S., EurA 20 Eine Gruppe Buben wohnt in einem gelben Haus und zwischen gelben Feldern. In den herrlichen Sommern baden sie in den gelben Flüssen. Hin und wieder taucht ein Waldläufer auf und erzählt von Wildschweinen. Ursula Wiegele Im Glasturm Müry Salzmann, 170 S., EurA 19 Clara, die seit ihrem achten Lebensjahr gehörlos ist, kommt mit Anfang 40 nach Hause zurück. Ihr Bruder Paul hat sie gebeten, beim Räumen der elterlichen Wohnung zu helfen. Doch dann ist Paul plötzlich verschwunden. Franz M. Wuketits Mit Pessoa in den Baumarkt Proverbis, 204 S., EurA 19,90 W. verbringt nur wenige Minuten in dem Baumarkt; die Eindrücke, die er dort sammelt, lösen ein Trauma aus und stellen ihn vor handwerkliche Herausforderungen. Eine skurrile Geschichte über einen Menschen, der sich mit einer eigenartigen Umgebung befassen muss. • lyrik • Philipp Hager Handbuch der Herzoperationen Sisyphus, 140 S., EurA 12,40 Gedichte über das Leben, die Liebe und über Dinge, die in der Zeitung stehen. Sonja Harter Landpartiestorno Edition Keiper, 96 S., EurA 15,40 Der dritte Gedichtband von Harter, eine der wichtigsten Stimmen der jungen österreichischen Dichtergeneration. • krimi • Hermann Bauer Gefahr im Anzug Gmeiner, 306 S., EurA 12,40 René Kreil ist als Lyriker zwar erfolgreich, hat aber dennoch finanzielle Sorgen, die ihn zu undurchsichtigen Geschäften rund um eine Fußgängerzone in Floridsdorf bewegen. Dann wird er nach einem TV-Interview erstochen. Amalthea, 256 S., EurA 19,95 Der Jungdiplomat Ferdinand findet einen Toten im Kanal – ein ehemaliger französischer Diplomat. Die Ermittlungen werden schnell eingestellt, und so findet sich Ferdinand in der Rolle des Amateurdetektivs wieder. Silvija Hinzmann Andrea Nagele Wieser, 230 S., EurA 16,50 Band 1 der neuen Balkan-Krimireihe aus dem Wieser Verlag: Der pensionierte Expolizist Joe Prohaska lebt bei Rovinj und schlittert in seinen ersten „Fall“. Die Autorin erzählt zugleich von den tiefen Wunden, die der Jugoslawienkrieg hinterlassen hat. Emons, 272 S., EurA 11,30 Eigentlich lässt sich Alice gern auf erotische Abenteuer ein. Doch eines Nachts wird ihre beste Freundin am Ufer des Wörthersees ermordet gefunden. Und Alice gerät selbst in tödliche Gefahr … Edith Kneifl Schweres Gift Der Duft des Oleanders Totentanz im Stephansdom. Ein historischer Wien-Krimi Haymon TB, 256 S., EurA 12,95 In der Silvesternacht des Jahres 1899 stürzt der Wiener Dombaumeister vom Nordturm. Augenzeuge und Privatdetektiv Gustav von Karoly sucht nach Hintergründen. Haben die Freimaurer damit zu tun? Kneifl erweckt das Wien der Jahrhundertwende zum Leben. Edith Kneifl (Hg.) Tatort Naschmarkt Falter, 272 S., EurA 22,90 Der 9. Band der Falter-Krimianthologien. Der Wiener Naschmarkt ist das Zentrum der 13 spannenden Kurzgeschichten von Gerhard Loibelsberger, Eva Gründel und anderen. Manfred Koch Totgelacht Styria, 192 S., EurA 12,90 Krimikillerkrimis sind Krimis, die Krimis killen. Für Krimifans, die glauben, schon alles gelesen zu haben. Sina Klein Narkotische Kirschen Klever, 96 S., EurA 15,99 Gedichte über das Bekannte und Unwirkliche und die Paradoxien der inneren und äußeren Wahrnehmung. Nicolas Mahler FOTO: KathArina Stögmüller Dachbodenfund Luftschacht, 96 S., EurA 14,90 Mahler, einer der bekanntesten Comic-Zeichner im deutschsprachigen Raum, beweist mit diesem Gedichtband sein großes Gespür für die Sprache. Georg Trakl Zärtlichkeit/Tenderness Bibliothek der Provinz, 66 S., EurA 10 Eine Sammlung der schönsten Liebesgedichte von Trakl auf Deutsch und Englisch. Buchkultur Österreich Spezial 2015 Gabriele Matzner Rilkerätsel – Ein Wiener Kaffeehauskrimi Tatjana Kruse Bei Zugabe Mord Haymon, 248 S., EurA 9,95 Operndiva Pauline Miller wird bedroht und während der Proben verschwindet ein Sänger nach dem anderen. Also beschließt sie, selbst zu ermitteln. Herbert Lipsky Parkour Leykam, 328 S., EurA 15 Lukas Bernhard, Polizist, betreibt die Trendsportart Parkour. Lara Bauer aus der Sonderkommission für illegale Prostitution und Menschenhandel will ihn daher in ihrem Team haben. Bald geraten sie ins Visier einer Verbrecher organisation, die die Kontrolle über das Wiener Rotlicht milieu übernehmen will. Tod am Wörthersee Peter Oberdorfer Aufbau, 362 S., EurA 9,80 Linda Steinberg, aufstrebende Rocksängerin, bricht bei ihrem ersten Konzert zusammen und stirbt. Als der mögliche Täter in Untersuchungshaft stirbt, werden die Ermittlungen eingestellt. Doch ein Kommissar forscht weiter … Andreas Pittler Goodbye Echomedia, 336 S., EurA 19,80 1955 wird in Wien die Leiche eines hochrangigen Polizeioffiziers gefunden. Kurz vor Abschluss des Staatsvertrags stellt sich dieser Fall als heikel heraus, und so wird den Beamten die Ermittlung untersagt. David Bronstein, pensionierter Polizeioberst, begibt sich daraufhin selbst auf Mörderjagd. Manfred Rebhandl Töpfern auf Kreta Czernin, 264 S., EurA 19,90 Der vierte Fall von Rock Rockenschaub: Nach seinem 50. Geburtstag findet Rock in einer Umzugstasche die Leiche einer Frau. Er nimmt sich des Falles an und sucht nach Antworten auf viele eigenartige Fragen. Eva Rossmann Fadenkreuz Folio, 280 S., EurA 19,90 Die Besitzerin eines Restaurants wird erschossen. Hat der Mord etwas mit der jungen Vui zu tun, die nach Österreich geflohen ist und Material über ihre Textilfabrik gesammelt hat? Mira Valensky und Vesna suchen die Wahrheit zwischen Wien, Hanoi und einer ehemaligen Baumwollspinnerei in Leipzig. Herbert Wimmer Tote im Text Sonderzahl, 140 S., EurA 18 In 167 Abschnitten wechselt der Autor zwischen Kriminalhandlung und Reflexionserzählung. Dieser doppelte Erzählstrang führt zu Irritationen, die noch mehr Spannung erzeugen. 15 • quergelesen • geografie & reise • • JUNIOR • Robert Göschl Isabella Feimer, Manfred Poor Luftschacht, 34 S., EurA 21,90 Mit jeder Seite werden es mehr Monster – alle sind verschieden, aber vor keinem muss man sich wirklich fürchten. Und im Handumdrehen kann man bis 12 zählen. Für schlaue und wissbegierige Kids. Literaturedition NÖ, 216 S., EurA 23 Isabella Feimer und Manfred Poor sind gemeinsam durch Argentinien und Chile gereist. Die Texte und Fotos, die dabei entstanden sind, lassen den Leser ein fremdes Land entdecken. Kai Aline Hula René Freund Obelisk, 64 S., EurA 11,95 Es ist immer ein wenig anstrengend, wenn Antons Mutter eine neue Geschichte schreibt, aber diesmal muss Anton einschreiten und ihr helfen, sonst wird aus der ganzen Sache nie was. Picus, 132 S., EurA 14,90 René Freund gewährt einen Einblick in das Salzkammergut. Dabei erzählt er von skurrilen Persönlichkeiten, merkwürdigen Traditionen und anderen Kuriositäten. Susanne Riha Max Fabiani foto: literaturedition NÖ In Erwartung einer Fremde 12 Monsters Lesereise Salzkammergut: Skizzen aus der Mitte Ein Knoten im Rüssel Andrej Hrausky Hermagoras, 192 S., EurA 49,90 Fabiani war einer der bedeutendsten Architekten und Stadtplaner Österreichs. Im Zentrum von Wien konnte er seine innovativsten Projekte verwirklichen. Mit seinen urbanistischen Visionen zur Stadtentwicklung prägte er zahlreiche Orte um Görz, Isonzo und im Vipava-Tal. Schätze der Erde: Von Obst bis Gemüse, von Kräutern bis Getreide, von Wasser bis Holz eine bunte Sammlung wichtiger Schätze unserer Erde Tyrolia, 48 S., EurA 19,95 Ein lehrreiches Sachbuch über den wertschätzenden Umgang mit den vielfältigen Nahrungsmitteln und reichhaltigen Bodenschätzen, die diese Erde uns bietet. Lilli Licka, Karl Grimm (Hg.) Nextland – Zeitgenössische Landschaftsarchitektur in Österreich Kathrin Steinberger Birkhäuser, 560 S., EurA 41,10 Österreichs Landschaftsarchitektur wird weltweit wahrgenommen. Dieser Bildband zeigt, wie leicht gelungenes Design sein kann. Manchmal dreht sich das Leben einfach um Jungbrunnen, 280 S., EurA 16,95 Die dynamische Geschichte der Liebe zwischen Ali und Kevin und wie das Leben sich dreht und wendet – Schicksal oder Bestimmung? Isabella Feimer und Manfred Poor sind nach Südamerika aufgebrochen, um ein fremdes Land mit allen Sinnen kennenzulernen. Sebastian Lörscher A bisserl weiter geht’s immer: Mit dem Skizzenbuch durch das wilde Österreich Edition Büchergilde, 144 S., EurA 26,70 Lörscher gewährt Einblicke in ein unentdecktes Österreich. Zeichnend reiste er von Kitzbühel bis Wien und in den Süden durch die Steiermark. Werner Rosenberger Auf der Hohen Warte Metroverlag, 240 S., EurA 24,90 Auf dem Hügel in Wien Döbling nahm die Wiener Wetterberichterstattung ihren Anfang. Ende des 19. Jahrhunderts ist es aber vor allem ein großbürgerliches Villenviertel. Rosenberger erzählt ergreifende Anekdoten dieser Gegend. • kultur & gesellschaft • verließ, ließ sie sich zur Krankenpflegerin ausbilden. Ihre Biographie beschreibt, wie Frauen den Weg zu einem selbstbestimmten Leben einschlagen konnten. Austrofred Pferdeleberkäse Felix Dvorak A Hetz und a Gaudi. So lachen und schimpfen die Österreicher Amalthea, 208 S., EurA 19,95 Dvorak bietet eine Sammlung lokaler Ausdrücke und Szenen aus Österreich und mit Österreichern. Es macht da weiter, wo sein Bestseller „Wer zuletzt lacht, lacht am längsten“ zu Ende war. Robert Fleck Leopold Lukschanderl Wildes Wien Holzhausen, 300 S., EurA 80 Nicht nur im Tiergarten trifft man auf viele Tierarten. Egal, ob auf der Donauinsel oder in Parks, neben den „typischen Großstadttieren“ wie Marder, Ratten oder Tauben trifft man auf eine bunte Artenvielfalt. foto: marion esslinger Czernin, 120 S., EurA 16,90 Austrofred schreibt über alles und jeden und findet dabei einen interessanten Zugang zu Themen wie Liebe und Tod, Ökonomie und Gastronomie, Schwarzenegger und zu allen Arten von Leberkäse. Otto Retzer, Karl Spiehs, Arno Wiedergut Hollywood am Wörthersee Leopold Lukschanderl zeigt die unglaubliche Artenvielfalt der österreichischen Hauptstadt. Das Kunstsystem im 21. Jahrhundert Passagen, 102 S., EurA 13,90 Die Globalisierung bringt auch in der Kunst starke Umbrüche mit sich. Fleck untersucht diesen Wandel sowohl an aktuellen Beispielen, als auch im historischen Vergleich. Gabriele Hasmann Die spukenden Habsburger Ueberreuter, 208 S., EurA 19,99 Hasmann hat die unheimlichsten Orte der Habsburger besucht und erzählt von einem uniformierten Geist auf dem Kaiserbankerl in Schönbrunn, schwarzen Schatten im Stephansdom oder Erscheinungen in der Kaiservilla in Bad Ischl. Wernfried Hofmeister Literarische Verortungen Edition Keiper, 320 S., EurA 19,80 Der steirische Raum ist wohl eine der produktivsten Gegenden, wenn es um Literatur geht. Rund 30 Autoren, darunter Gerhard Roth und Alfred Kolleritsch, sind in diesem künstlerisch gestalteten Band vertreten. 16 Philipp Ikrath Die Hipster Promedia, 220 S., EurA 17,90 Jugendforscher Ikrath versucht das Phänomen des Lebensstils „Hipster“ zu untersuchen und gesamtgesellschaftlich zusammenzufassen. Christoph Janacs Off Season Anton Pustet, 160 S., EurA 22 Der Autor hat sich gemeinsam mit dem Fotografen Peter Schlager nach Saisonende auf eine Reise zu Strandbädern und Badehütten in und um Salzburg begeben. Entstanden sind poetische Aufnahmen und skurril witzige Bilder. Diethard Leopold, Stephan Pumberger, Birgit Summerauer (Hg.) Wally Neuzil – Ihr Leben mit Egon Schiele Brandstätter, 184 S., EurA 29,90 Wally Neuzil war für vier Jahre Schieles Gefährtin und Modell zahlreicher Zeichnungen. Als er sie für eine andere Frau Heyn, 250 S., EurA 29,90 In Kärnten werden seit über 100 Jahren Filme gedreht, Spiehs gilt als Begründer des „Wörthersee-Films“. Gemeinsam mit Regisseur Retzer und dem Journalisten Wiedergut durchstreifen sie die schönsten Orte und Geschichten. Andreas Schindl Korvettenkapitän & Mundwäscherin. Was man in Wien einmal werden konnte Metro, 192 S., EurA 19,90 Manche Berufe sind nur noch in Form von Inschriften auf Wiener Grabsteinen zu finden. Schindl, passionierter Friedhofsflaneur, hat die außergewöhnlichsten und faszinierendsten Berufsbezeichnungen und Titel aus dem alten Wien gesammelt. Daniel Spoerri Fadenscheinige Orakel Wieser, 208 S., EurA 44 Spoerri hat ein Puzzle aus 100 aufregenden Wörtern gebas telt. Man fängt mit einem Wort an, fügt weitere hinzu und verwirft manche wieder, bis man schließlich einen vollständigen Satz vor sich hat. Buchkultur Österreich Spezial 2015 marktplatz n Karibik-Kreuzfahrt mit Hindernissen Eine Kreuzfahrt ist was Schönes – es sei denn, man macht sie mit dieser Fami lie. Als da sind: die Gattin, etwas ener viert, dann die hochpubertäre Tochter um die 16 und der noch etwas jüngere Sohn, der – scheint’s – nur das Essen im Auge hat sowie ein etwas unterdurch schnittlicher Durchschnittsmann auf teurem Familienurlaub. Der andauernd auf sein Handy starrt. Nicht aus Lange weile, wie man’s erwarten könnte, son dern weil er mit seiner Firma beinahe pleite ist und auf den erlösenden Anruf eines fernen Geschäftspartners wartet. Dann tritt ein heftiger Jahrhundertor kan auf, der das Riesenkreuzfahrtschiff ordentlich durchbeutelt. Womit alle Eine Inselgeschichte Ruth Cerha erzählt von einer kroati schen Insel: „Bora“, der kalte Fallwind, ist Titelheld des Romans. Bei einem Ge witter finden Mara, die österreichische Schriftstellerin, und Andrej, der Fotograf mit Inselabstammung, zueinander. Die Idylle dauert nicht lange; Cerha hinter fragt, lässt die Stimmung umschlagen und Mara nachforschen, wo denn die Menschen alle hingezogen sind, die in den vielen nun leerstehenden Häusern gewohnt haben. Sie erfährt, dass sie zum Teil vor Tito geflohen sind, aber auch Kurzweilige Familien-Chronik In Varitsi, einem fiktiven Bergdorf an der griechisch-albanischen Gren ze, nimmt 1956 die große, aus vielen Anekdoten und Nebenhandlungen zu sammengesetzte Geschichte ihren An fang. Über Chicago, Hildesheim, St. Pölten und Zürich führt sie bis auf die griechische Insel Makarionissi, die auf keiner realen Landkarte zu finden ist. Vea Kaiser, die mit „Blasmusikpop“ die Leserinnen begeistert und die Großkri tik verwirrt hat, bleibt sich auch mit ihrem zweiten Roman treu: Sie erzählt, erzählt so flott wie unterhaltsam und Buchkultur Österreich Spezial 2015 Internetanbindungen und auch wei tere Kommunikationsversuche schei tern. Und dann kommen noch Piraten auf den Plan. Echte. Durch eine feine „Überlagerung“ im Zuge des Jahrhun dertorkans aus ihrem Leben ins nächste Leben, also in unsere Zeit, katapultiert. Ein Clash der Zivilisationen? Jedenfalls eine äußerst eigenwillige Vermischung der Zeitebenen, geschrieben von einem Autor, der sowohl einen unverwechsel baren Witz besitzt, als auch ein gehö riges Schlitzohr ist. Und uns mitnimmt auf einen sehr schrägen Ausflug. Sehr, sehr schrägen. Horst Steinfelt Fazit 550 Seiten einer Kreuzfahrt, die mit Fug und Recht in die Geschichte eingehen wird. Oder so ähnlich … Martin Amanshauser |Der Fisch in der Streichholzschachtel| Deuticke 2015, 575 S., EurA 22,60 • Auch als E-Book weil Pioniergeist sie nach Amerika ge trieben hat. Ihre Sehnsucht nach der In sel haben sie mitgenommen. „Emigrant’s Day“ heißt das große Fest, zu dem die Alten wieder nach Hause kommen. Für deren Kinder – wie für die Kinder aller Einwanderer, Zuwanderer und Gastar beiter auch hier in Österreich – ist die se Heimat keine Realität, sie bleibt der Wunschtraum ihrer Eltern. Konrad Holzer Fazit Idyllen halten nicht lange, auch nicht auf kroatischen Inseln. Ruth Cerha |Bora. Eine Geschichte vom Wind| Frankfurter Verlagsanstalt 2015, 254 S., EurA 20,50 • Auch als E-Book will gar nicht aufhören. Griechische Mythen bilden den Untergrund der Familienchronik, an deren Anfang eine Großmutter sitzt, die sich um den Fort bestand des Clans sorgt. Mit einer kaum übersehbaren Fülle an Personal reichert Kaiser das über mehrere Generationen gespannte und aus neun „Gesängen“ zusammengesetzte Heldenepos an und lässt ihrer Fabulierfreude freien Lauf. Ditta Rudle Fazit Unterhaltend und passagenweise witzig, doch fehlt die neuerdings geforderte Nachhaltigkeit. Schon habe ich Eleni und ihre streitlustige Verwandtschaft wieder vergessen. Vea Kaiser |Makarionissi oder die Insel der Seligen| Kiepen heuer & Witsch 2015, 464 S., EurA 20,60 • Auch als E-Book LIEBE UND FEINDE Afrika war für Ludwig Fels schon einmal ein Thema, 1987 schrieb er „Rosen für Afrika“. Brutal und bizarr, traumhaft schön und trostlos langweilig, so vermittelt er in „Die Hottentottenwerft“ mit den Mitteln heutiger Literatur ein Afrika aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Crispin Mohr geht weg aus seiner deutschen Heimat, weg aus Pappenheim. „Er verliert all seinen Trost und Halt“, kommt als Soldat in die damalige Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika und will dort sein Glück machen. An dieses Glück lässt ihn der Autor bis ans bittere Ende glauben, mithilfe seiner Glücksträume erträgt Mohr die Hölle. Beidem gibt Fels in seiner Sprache die entsprechende Wucht: Egal, ob er die Schönheit des Nachthimmels vor einem ausbreitet und die afrikanische Landschaft oder ob er die unvorstellbare Unmenschlichkeit der Soldaten beschreibt: „Das Mitleid ist eine Erfindung der Opfer“, lässt er einen Arzt sagen, und dass Mohr ein Esel wäre, der sich an der Pyramide der Liebe abarbeite, denn zu Mohrs Glückstraum gehört natürlich auch ein schwarzes Mädchen. Das koloniale Personal besteht neben den Gutsbesitzern und dem Kaplan, den Kameraden und den Eingeborenen (von den Deutschen Hottentotten genannt) aus einem Arzt und einem Hauptmann, so dass man an Büchner, seine Helden Woyzeck und Lenz denken kann, wenn die afrikanischen Träume des armen Helden aus Pappenheim zwischen Wahn und Wirklichkeit hin- und herpendeln. Fels karikiert grell, erfindet monströse Bilder, und lässt seiner Fantasie ungehindert Lauf. Da wird gedrillt, dass die Männer bereit wären „das Paradies zu stürmen und die Engel zu schlachten“. Hin und wieder unterbricht er die drastische Erzählung mit Lyrismen und Briefen, um einen aber sofort wieder ungeschützt in die Handlung hineinfallen zu lassen. KONRAD HOLZER Fazit: Fels entwirft eine afrikanische Hölle – und die Träume, in denen man ihr für kurze Zeit entfliehen könnte. Ludwig Fels |Die Hottentottenwerft| Jung und Jung 2015, 400 S., EurA 24,90 • Auch als E-Book 17 n marktplatz Die Stunde zwischen Frau und Gitarre Die Heldin Natalie fährt zu Beginn einem Heißluftballon nach, wie man in der Kindheit am Schluss eines Kinderbuches in die Welt hinaussegelt. Sie hat gerade das Diplom zur Behindertenbetreuung absolviert und macht sich auf den Weg in die Arbeitswelt. In einer Villa, die aus Wohnheim und Trainingswohnungen zur Resozialisierung besteht, wird sie einen 66,6 %-Posten als Bezugsbetreuerin antreten. Natalie arbeitet ihre Mission ähnlich cool und kindlich ab, wie es Peter Handkes „Linkshändige Frau“ (1976) für die Lite raturgeschichte vorgemacht hat. Auf dem Weg zur Arbeit sammelt sie Laute, den Objekten gibt sie neue Vornamen, imaginierte Tiere auf der Schulter helfen gegen Verspannungen, die Empfindungen werden in Einzelteile zerlegt, begutachtet und gereinigt wieder zusammengesetzt. In der Arbeit gilt es, ständig Geschichten abzuarbeiten, welche die Klienten vor dem Personal ausbreiten. Dieses hilft sich durch Supervisionsgespräche, so dass mit der Zeit ein dichtes Netz an Schicksalen, psychischen Abenteuern und grenzwissenschaftlichen Maßnahmen entsteht. Eine Schicksalskette bilden der Rollstuhlfahrer Dorm und sein Besucher Hollberg, beide irgendwie miteinander verschweißt, zumal der eine die Frau des anderen in den Suizid getrieben haben soll. Diese kaum durchschaubare Verknüpfung von scheinbar losen Einzelteilen ist wohl das Generalthema dieses großen Romans. Wie alles zusammenhängt, zeigt vielleicht der seltsame Titel „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“. Angeblich hat die Suizid-Frau in einem Brief die Wörter Frau und Gitarre hinterlassen, was eventuell die Ursache für den Suizid gewesen ist. Später, in der Analyse, sagt jemand, dass es Frauen mit Sanduhr-Figur und solche mit Gitarren-Figur gibt. Die Todesursache wäre dann vielleicht ein psychisches Gewichtsproblem? Helmuth Schönauer Fazit: Das ist das Schöne an Clemens Setz‘ Roman, dass das Unwahrscheinlichste das Richtige sein kann. Märchenhaft realistisch. Clemens J. Setz |Die Stunde zwischen Frau und Gitarre| Suhrkamp 2015, 1021 S., EurA 30,80 • Auch als E-Book 18 Der Alltag der Welt Karl-Markus Gauß schreibt Tag und Nacht die Lage der Welt als Individu um mit; alle paar Jahre verknüpft er das Leben eines Einzelnen mit der Flut von Nachrichten und Ereignissen. Der aktu elle Journal-Band „Der Alltag der Welt“ kümmert sich um plus minus 2012. Da bei sind ein paar raffinierte Erzählstränge angelegt. Einmal gibt es fünf Kapitel, damit alles wie eine griechische Tragödie ausschaut. Kleine Liebesgeschichten und die beeindruckende Serie „Sternstunden des Scheiterns“ brechen großes Schicksal auf begreifbare Erzählungen herunter. Dem Jahr werden schließlich noch fünf Partezettel und ein Sack mit politischen Wie das war mit den Donauschwaben Das Rezept gegen das Vergessen ist simpel – alles aufschreiben, sofort. Er innerungsliteratur ist angesagt. Ulrike Schmitzer begibt sich in ihrem neuen Ro man auf Heimatexpedition und verleiht ihrer eigenen liebevoll gezeichneten Sipp schaft, den Donauschwaben, eine ebenso feste, selbstbewusste wie nachdenkliche Stimme – mit „99 %“ Wahrheitsgehalt. Historisches und Literarisches werden aufs Engste verschränkt, in den Fugen zeigt Schmitzer komisches Talent. Das Schick sal der Donauschwaben bedeutete viele Opfer: Verfolgung, Flucht, Vertreibung sowie Zwangsarbeit, wirre Volkszugehö rigkeiten und Sprachverbote. Umkreist Tod oder Leben Ein „erstaunliches Debüt“ bescheinigt die Jury der Frankfurter Jürgen-PontoStiftung Sandra Weihs und verleiht ihr den für junge Autorinnen gestifteten gleichnamigen Preis. Die gebürtige Klagenfurterin ist von Beruf Sozialar beiterin und nutzt ihre Erfahrungen für ihre realistische Erzählung von zwei jungen Menschen, die sich mit dem Tod beschäftigen. Die 18-jährige Marie, an einer Borderline-Störung leidend, trägt sich immer wieder mit dem Gedanken an Selbstmord. Doch sie geht auf den Vorschlag des Therapeuten ein, ihr Vor haben ein Jahr zu verschieben, er sorgt Abfällen hinterhergeschickt. Um die Menschen im Strudel der neuen Informa tionstechniken geht es, wenn jemand sei ne Prostata-Operation ins Netz stellt oder ein Hochgeschwindigkeits-Redakteur ei nen Furz-Tweet in Echtzeit setzt. Die gesellschaftlichen Spielregeln ha ben schließlich jedes menschliche Maß unterschritten. So rettet ein Exekutor dem Delinquenten zweimal das Leben, das sich dieser angesichts der Amtshand lung nehmen will, ehe er ihn dann endlich delogieren kann. Helmuth Schönauer Fazit Verlässliche Navigation durch den Horror der Realo-Geschichten des aktuellen Zeitgeistes. Karl-Markus Gauß |Der Alltag der Welt. Zwei Jahre, und viele mehr| Zsolnay 2015, 332 S., EurA 23,60 • Auch als E-Book wird dabei die Frage nach Heimat und Heimatverlust. Erinnerungsexpertin ist die Großmut ter, auch die Mutter, beide kommen pas sagenweise zu Wort. Der zungenfertige Redefluss der Älteren auf, jawohl!, Kasset te zu bannen und während der Reise abzu hören inklusive ihrer akribischen „Sip penchronik“ machen einen besonderen (Echtheits-)Reiz aus. Unbeholfen wirken dagegen die Dialoge zwischen der Erzäh lerin und ihrer Mutter. Senta Wagner Fazit Anrührend und virtuos manifestieren sich in Ulrike Schmitzers Roman die individuellen Erinnerungen dreier Generationen als Stimme eines Volkes – dem Gerechtigkeit widerfährt. Ulrike Schmitzer |Die gestohlene Erinnerung| Edition Atelier 2015, 192 S., EurA 19,95 • Auch als E-Book dafür, dass sie nicht in eine geschlossene Klinik eingewiesen wird. Vor ihrer Sit zung ist Emanuel an der Reihe, sie be gegnen einander im Vorzimmer und Marie nimmt seine Einladung auf einen Kaffee an. Allmählich gewinnen sie Ver trauen zueinander und Marie erfährt, dass Emanuel todkrank ist. Er muss ster ben, Marie will. Die beiden treffen eine Vereinbarung – auf Leben oder Tod. Ditta Rudle Fazit Eine ungewöhnliche Geschichte – packend, hart, direkt, aber auch einfühlsam und mit Humor erzählt. Sandra Weihs |Das grenzenlose Und| Frankfurter Verlagsanstalt 2015, 188 S., EurA 20,50 • Auch als E-Book Buchkultur Österreich Spezial 2015 Abschied von Polt? Der liebenswürdige Ex-Gendarm, Drittelwirt, neuerdings auch Winzer für den Eigenbedarf sowie in einer Mischung aus Stolz und furchtsamer Ehererbietung der dahingeschiedenen Frau Habesam gegenüber, die ihm ihre zauberhafte Greißlerei hinterlassen hat, als Gemischt warenhändler tätig, wird, solange es das Wiesbachtal gibt, präsent sein. Das Amtskappel hat er ja schon lange hinge schmissen. Sein Gerechtigkeitsbedürfnis und die Empathie nicht. Und deshalb fragt man ihn um Rat, als die Tochter des ortsansässigen Upperclass-Winzers nach einem aus den Fugen geratenen Keller gassenfest tot im Wiesbach aufgefun den wird. Neben der drängenden Frage: Des einen Glück, des anderen UnGlück In der Kurstadt Bad Au tut sich nicht viel. Eckart Glück, Musiklehrer und Grübler, passt da gut hin, wie auch in das beschauliche Café Sisi. Aber wenn ihn et was stört – wie der neue Gast, der ihm den Fensterplatz wegnimmt, oder der zugezo gene Nachbar –, macht er sich schon Ge danken. Das kann für denjenigen, der die Kreise stört, insofern ganz schlecht ausge hen, als Herr Glück zwar Ideen hat, aber die Konsequenzen nicht so recht abzu schätzen vermag. Und wenn er auch noch seine Lieblingsschülerin – recht hübsch, Buchkultur Österreich Spezial 2015 Bernhard Aichner |Totenhaus| btb 2015, 416 S., EurA 20,60 • Auch als E-Book Mord oder Suizid? geht es dem Polt wie immer um die menschlichen Abgründe hinter der Tragödie. Zunehmend muss er sich eingestehen, dass er die Welt und ihr immer schnelleres Ticken nicht mehr ganz versteht und auch nicht besonders mag. Zu klug, um sie anhalten zu wol len, zieht er sich zurück. Nachdenklich, mit dem Finger auf den Wunden, die rücksichtslose Gier, Selbstüberschätzung und Dummheit im Kleid des angeblich Neuen hinterlassen, gibt Simon Polt sei ne Abschiedsvorstellung. sylvia treudl Fazit Polt ist ab sofort Privatier mit einer ganz speziellen Grammel-Vorliebe. Zauberhaftes Adieu. Alfred Komarek |Alt, aber Polt| Haymon 2015, 184 S., EurA 19,90 mit roter Vespa, aber ohne Singstimme – beschützen möchte, ja, dann gerät die Geschichte etwas aus den Fugen, und jetzt macht sich der Inspektor Obermayer so seine Gedanken … Man merkt, Elisa beth Martschini hat sich viel mit Sprache und Ausdruck beschäftigt: Wenn Herr Glück so vor sich hin sinniert, denkt man manchmal unwillkürlich an den „Simpli cissimus“. Maria Leitner Fazit Ein witziger Kleinstadtkrimi, den man gleich neben Komarek und Haas ins Regal stellen sollte! Elisabeth Martschini |GlücksFälle| Literaturedition Niederösterreich 2015, 142 S., EurA 18 Eine abenteuerliche Reise mit Michael Köhlmeier. € 17.90, ISBN 978-3-7099-7179-6 Fazit Weiterhin keine Seelenruhe für Bestatterin Blum. Nicht weniger mitreißend als der erste Teil, aber anders. Highlights Herzbewegende Komik und sanfte Melancholie von Michael Krüger. € 19.90, ISBN 978-3-7099-7191-8 Mit seiner im vergangenen Jahr er schienenen „Totenfrau“ hat Bernhard Aichner nicht nur im deutschsprachigen Raum für Furore gesorgt. Die Überset zungen reichen von Amerika bis Korea. „Totenhaus“ ist der zweite Thriller um Bestatterin Brünhilde Blum. Gleich geblieben ist die gelungene Mischung von Erzählung und Dialogform, mit der Aichner seine Geschichte gewohnt temporeich vorantreibt. Neu ist Blums Rolle. War sie im ersten Teil als mordender Racheengel unterwegs, wird sie nun von der Polizei gejagt, da bei einer Exhumierung eines Verstorbenen Überreste eines ihrer Op fer im selben Sarg gefunden werden. Gleichzeitig jagt sie wiederum ihrer ei genen Familiengeschichte nach. Blum, das Adoptivkind, entdeckt durch Zu fall, dass sie eine Zwillingsschwester hatte, die nun als groteskes Ausstel lungsstück eines Künstlers ihren ei genen Tod überdauert. Bei ihrer Reise in die Vergangenheit landet Blum in einem stillgelegten Luxushotel, das von unheimlichen Menschen auf ebensolche Weise konserviert wurde. Nicht nur ihre Freiheit steht auf dem Spiel … Hannes Lerchbacher Lang erwartet, heiß ersehnt: der brandneue Polt von Alfred Komarek. € 19.90, ISBN 978-3-7099-7177-2 geister der vergangenheit www.haymonverlag.at n marktplatz RUNTER, RUNTER, RUNTER Alles muss runter, alles muss weg, was die Figuren zu sich selbst führen könnte. Neben sich her müssen sie laufen. Diesen „schönen Gruß“ richtet Elfriede Jelinek gleich zu Beginn ihres Theaterstückes „Ulrike Maria Stuart“ aus. Sie konfrontiert darin die Schicksale der beiden Königinnen Elisabeth und Maria Stuart mit den zwei RAF-Frauen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Es geht also um die weibliche Ohnmacht und wie Macht von Frauen zuerst beansprucht und dann ausgeübt wird. Jelineks Wortmühlen mahlen, mal kommt Pathos und tiefstes Mitgefühl heraus, dann wechselt sie blitzartig zu Spott und Ironie, vor allem immer wieder zur Selbstironie: „Sagen wir so her, das kann auch weggelassen werden.“ Bedenkt man, dass das Theaterstücke sind, dann hat man als Leser doch den Vorteil, verweilen, wiederholen zu können. Und wenn man sich in dem Zweikampf zwischen Elisabeth und Maria Stuart auszukennen glaubt (mittlerweile muss man sich ja nicht nur auf Schiller verlassen), dann sollte man sich – um in dieses Stück eindringen zu können – mit der Geschichte des RAF-Terrors vorerst vertraut machen. Die Uraufführung von „Ulrike Maria Stuart“ ging 2006 mit allen nur möglichen theatralischen Mitteln über die Bühne. Hingegen meinte Johan Simons, der Regisseur der Uraufführung von „Das schweigende Mädchen“, dass man diesen Text eigentlich gar nicht spielen könne und ließ ihn von den Schauspielern vorlesen. Im schweigenden Mädchen geht es um den NSU (Nationalsozialistischer Untergrund)-Prozess, den die Jelinek ja schon in „Rheingold“ angesprochen hat, und um die schweigende Hauptangeklagte. Und wieder diese eiskalte Selbstironie: „Wozu das ganze Theater? Ja, fragen Sie das nicht mich, ich kann nichts dafür!“ Eine „Spaziergängerin der Sprache“ nennt sich die österreichische Nobelpreisträgerin verharmlosend. KONRAD HOLZER Fazit: Die Jelinek macht es einem nicht leicht. Es gehört eine gewisse Hartnäckigkeit dazu, ihr folgen zu wollen. Aber es rentiert sich jedes Mal. Elfriede Jelinek |Das schweigende Mädchen / Ulrike Maria Stuart. Zwei Theaterstücke| Rowohlt 2015, 464 S., EurA 15,50 • Auch als E-Book 20 Seelisches Abbalgen Eine Hotelrezeptionistin und ein Tierpräparator. Ist es eine Affäre? Ist es eine Beziehung? Ist es Liebe oder Hass? „Kuss, der sich bei ihm zu Hause wie derholt, bevor wir Liebe machen,/ ver eint in einem Schmerz, der keine Schläge braucht, um weh zu tun“. Erinnerungen schieben sich in die Gegenwart: „Welt der Milchglaserinnerungen,/ brechen aus mir heraus,/ Scherben, die sich vor mir ausbreiten“. Isabella Feimer hat mit „Trophäen“ einen dichten Beziehungs-, aber auch Bezeihungstext im Sinne ei ner Vorwurfslitanei gewoben. Eine vage Sommer ohne Ordnung In ihrem Romandebüt lässt Sandra Gugic ihre Figuren durch den Som mer driften wie Astronauten beim Außenbordeinsatz. Da sind Darko und Zeno, zwei Freunde, die im Park herum hängen. Da sind Alen, Taxifahrer und Schriftsteller, und Niko, Polizist und junger Vater. Da ist Alex, gegen den Darko und Zeno wie harmlose Jungs wirken, obwohl sie es nicht sind. Als schließlich noch Mara in der Geschich te auftaucht, laufen die Fäden zwischen ihnen allen zusammen. Ein komplexes, hervorragend komponiertes Spiel mit Perspektiven und Episoden, die sich zu einem ungeheuer spannenden Roman fü gen. Wer Tschechow gelesen hat, weiß: Wenn in der Literatur eine Schusswaffe Vaterlose Suche Mit einer glasklaren, plastischen Er zählweise führt Travnicek zwei junge Erwachsene vor, die – von Kindesbeinen an befreundet – nun auf sich gestellt sind. Johanna und Ernst müssen sich unabhängig voneinander auf die Suche begeben: nach verlorenen Elternteilen, nach den Bruchstücken ihrer Identität, und auch danach, welche Bedeutungen sie den Menschen in ihrem Leben zu schreiben. Es ist ein Roman über die Labilität der österreichischen Kleinfamilie und das Ungewisse, das darauf folgt. Selbst durchschimmernde Handlung verleiht den Empfindungen scheinbaren Sinn. Aha deshalb!, darf man zu seiner Er leichterung denken, hassen sie sich, quälen sie sich, klammern sie sich an einander, lieben sie sich vielleicht sogar. Nicht nur der Mann und die Frau, son dern auch die Frau und ihre Schwester, die Schwester und deren Sohn. Das geht tiefer unter die Haut als jede konventio nell spannend erzählte Handlung. Christa Nebenführ Fazit Stilistisch in brillanter Weise innovative Lektüre über Gefühle. Nichts für zwischendurch und viel für kontemplative Stunden. Isabella Feimer |Trophäen| Braumüller 2015, 199 S., EurA 21,90 vorkommt, wird sie auch abgefeuert, frü her oder später. Von Anfang an liegt ein Unheil in der Luft, eine Bedrohung, die mal diffus bleibt und mal ganz konkret wird. Jeder versucht auf seine Weise, dieser von Zufällen bestimmten Welt ein Ordnungsprinzip entgegenzusetzen. Mara fragt Zeno: „Kennst du die Schön heit der Stille vor dem Moment, in dem die Ordnung auseinander bricht, und die Stille danach?“ So hält man den Atem an, während man den Figuren durch ihre Geschichte folgt, und bekommt eine Vorstellung von dieser schönen, schlim men Stille. jana Volkmann Fazit Die Geschichte eines ungewöhnlichen Sommers, spannend zu lesen und mit großem Können erzählt. Sandra Gugic |Astronauten| C.H.Beck 2015, 208 S., EurA 19,50 • Auch als E-Book das idyllische Landleben wird zum Mordschauplatz – hauptsächlich durch den wiederholten Zusammenprall menschlicher Technologie mit der allzu furchtlosen Fauna. Und als Ernst nach China aufbricht, birgt auch die Ferne keine Entlastung. Selten ist ein gutes Wort über das Reich der Mitte zu fin den. Was bleibt, ist eiskalter Realismus an der Grenze zur Antipathie: spröde, funkelnd. S. K. Fazit Ein stiller Roman von einer gewaltigen, unbarmherzigen Präzision. Cornelia Travnicek |Junge Hunde| DVA 2015, 240 S., EurA 15,50 • Auch als E-Book Buchkultur Österreich Spezial 2015 österreich spezial n > Kunterbunt < Eine eigene Burg, magische Fähigkeiten und geheimnisvolle Drachen! Spannendes, Fantastisches, Lustiges und Tragisches – österreichische Kinder- und Jugendbuchautoren haben wieder eine bunte Palette an Themen anzubieten. Von Andrea Wedan der erste Gedanke, den man hat, wenn man Willy Puchners neues Buch Unterwegs, mein Schatz aufschlägt. Und dann beginnt man zu blättern, Seite für Seite, von Bild zu Bild und kann nicht genug bekommen von dieser endlosen Fantasie, von diesen liebevoll gewählten Worten und von diesen schönen bunten Gedanken. Man fliegt einfach mit, macht eine lange Reise auf winterliche Berggipfel, übers Meer auf dem Rücken einer Riesenschildkröte, marschiert mitten durch glitzernde Schneekugeln und wird dann sanft wieder zurück gebracht – und ist mit Sicherheit ein bisschen glücklicher, um ein Lächeln reicher – und noch am selben Abend probiert man das Fantasieren selbst aus ... n Es rauscht, braust, zischt, quietscht, prasselt, brüllt, klirrt, bimmelt, raschelt und piepst – hier wird nach Herzenslust Lärm gemacht, Hauptsache, es ist laut und reimt sich. Vielleicht nicht gerade als Gute-NachtBuch geeignet, aber sicherlich ein Riesenspaß für die Kleinen, wenn sie dann die beschriebenen Laute nachmachen dürfen und meckern wie die Ziegen oder zischen wie eine Schlange. Dieses Buch wird garantiert nicht langweilig. Es schnurrt und schnattert, surrt und flattert ist eine (laut)starke Idee von Edith Schreiber-Wicke. n Heidi Trpak ist vielen noch mit ihrem Er- • DIE BÜCHER • folgsbuch „Gerda Gelse“ gut in Erinnerung. Und wieder greift sie einen richtig unsympathischen Zeitgenossen als Protagonist für ihr neues Buch auf: Willi Virus, das miniwinzigkleine Ungeheuer, das schuld an tropfenden und roten Nasen ist. Schön und anschaulich illustriert von der österreichischen Illustratorin Leonora Leitl, gibt sie n Rosemarie Eichinger |Wasserbomben und Dosenbrot| Jungbrunnen 2015, 132 S., EurA 14,95 n Irmgard Kramer |Am Ende der Welt traf ich Noah| Loewe 2015, 352 S., EurA 18,50 • Auch als E-Book n Willi Puchner |Unterwegs, mein Schatz| Nilpferd bei kindgerecht Einblick in die Mikrowelt der Viren und informiert auch, wie man sich am besten vor ihnen schützt. n Am Ende der Welt traf ich Noah – ein Buch wie eine Woge, von der man mitgerissen wird. Die wohlbehütete Marlene greift nach diesem roten Koffer, der herrenlos vor dem Bahnhof steht, und ehe sie sich versieht, sitzt sie in einem Auto, das sie weit weg bringt aus ihrem gewohnten Leben. In einer abgelegenen Villa soll sie dem blinden Noah, dessen Eltern verunglückt sind und ihm ein Vermögen hinterlassen haben, das Schwimmen beibringen. Noah lebt dort mit einer Nonne, die ihn unterrichtet, einem Koch und einem Gärtner, die ihn rund um die Uhr bewachen und ihn keine Minute aus den Augen lassen. Angeblich leidet Noah an einer seltenen Krankheit, weshalb er nicht mit der Zivilisation in Berührung kommen darf. Doch dann bittet er Marlene, ihm bei der Flucht zu helfen … Es ist der zweite Jugendroman von Irmgard Kramer. ISBN 978-3-505-13715-0 n „Mein Gott, ist das schön!“ Dies ist wohl einer Auftakt en esselnd neuen f ie Trilog n Wie Heinrich und Anna es schaffen, das gespannte Nachbarschaftsverhältnis mit dem sonderbaren Herrn Schebesta zu klären, erzählt Rosemarie Eichinger in Wasserbomben und Dosenbrot. Mit viel Humor, aber sehr gefühlvoll (wie man es von der Autorin gewohnt ist) packt sie einmal mehr ein heikles Thema an: Herr Schebesta möchte am liebsten mit niemandem etwas zu tun haben. Er meidet die Nachbarn und reagiert böse, wenn man sich seinem Grundstück nähert. Doch er hat etwas auf diesem Grundstück, das Heinrichs und Annas Neugierde weckt. Herr Schebesta hat nämlich einen Bunker, in dem er Vorräte für „schlechte Zeiten“ hamstert ... Entdecken Sie weitere spannende Abenteuer bei n Edith Schreiber-Wicke |Es schnurrt und schnattert, surrt und flattert| Ill. v. Carola Holland. Thienemann 2015, 32 S., EurA 13,40 n Heidi Trpak |Willi Virus| Ill. v. Leonora Leitl. Tyrolia 2015, 26 S., EurA 14,95 G&G 2015, 40 S., EurA 19,99 Buchkultur Österreich Spezial 2015 21 von jana volkmann Gelebte Utopien 25 Jahre ist es her, dass die Uni Wien erstmals eine Standleitung ins Genfer CERN gelegt hat – und damit den Grundstein für das Internet in Österreich. Aus der Urzeit: Der erste rein elektronische Universalrechner wurde bereits 1946 in den USA vorgestellt. Ende der 1970er-Jahre begann die internationale Ausbreitung des Internets. A m 10. August 1990 hat das In ternet in Österreich Geburtstag. Eigentlich konnte man auch vorher schon ins Netz, aber nur per Einwahlver bindung. Vor einem Vierteljahrhundert wurde dann eine Standleitung von der Uni Wien ins Genfer CERN gelegt. Das wiederum war damals bereits mit dem weltweiten Internet verbunden, so dass die Verbindung „Genève-Wien NP1“ für die Uni eine, wenn man so will, Pforte in die große neue Welt war. Im Augenblick erleben wir, wie die erste Generation, für die das Internet immer schon da war, zu mündigen Teenies her anwächst. Erwachsene nehmen Kinder (die natürlich seit jeher mystische Wesen sind) als Smartphone-Zombies wahr; dass Dreijährige besser mit iPads als mit Wachsmalkreiden umgehen können, macht vielen Angst. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass mit der Vernetzung 22 der Zugang zu Informationen leichter geworden ist. Dass man Freundschaften über große Distanz leichter pflegen kann als zu Zeiten, als das Wort „Fernge spräch“ noch für kommunikative Hürden stand. Dass man gemeinsam allein sein und sich dabei entweder super oder mies fühlen kann. Eine „Post-Privacy“Gesellschaft bietet sich für literarische Bestandsaufnahmen und dystopische Fan tasien an. Vier Bücher – zwei Romane, ein Sachbuch und eines dazwischen – un tersuchen, was den vernetzten Menschen bewegt und bedroht, welche Freiheiten wir gewonnen haben und welche auf dem Spiel stehen. In Anna Kims Abhandlung „Der sicht bare Feind“ (Residenz) geht es um Ab hörskandale, Rasterfahndung, (staatliche) Angriffe auf das Recht auf Privatheit; und um die neuen Technologien, die der Überwachung als Instrumentarium dienen. Thomas Raab denkt diese Gesell schaft zehn Jahre weiter und setzt seinen Roman „Die Netzwerk-Orange“ (Luft schacht) im Jahr 2025 an, wo Psycholo gen an einem Therapie-Roboter arbeiten. „Endlich haben sich alle auf die Utopie Mensch geeinigt“, fasst Professor Franzer diese, seine, Gegenwart zusammen. Die Utopie wirkt perfekt, solange man ihre Sollbruchstellen gewissenhaft kaschiert. Olga Flors Roman „Ich in Gelb“ (Jung und Jung) ist nah an der Gegenwart und zeigt die eher skurrilen Seiten digitalen Daseins. Ihre Hauptfigur schreibt im Netz über Mode („How to look like a doll“) und fragt sich, „wozu diese ganze Bloggerei gut sein soll“. Die eigentliche Frage, die das nextGirl im Roman stellt, ist viel grundsätzlicher. Stefan Zweig meinte einst, er finde „die Identität mit meinem Ich nicht mehr“. So könnte man auch das Dilemma verstehen, in dem Flors Hauptfigur sich befindet. Ianina Ilitcheva hat es ganz anders ge macht und sich für „183 Tage“ von der Welt abgekapselt. Nicht nur aus dem Internet: Sämtliche soziale Interaktionen hat sie auf das kleinstmögliche Maß reduziert. „Selbstentziehung“ nennt sie das, das Wort klingt allzu passend. Ihre Erfahrungen hat der Verlag Kremayr & Scheriau, der mit einer neuen Belle tristiklinie den Buchmarkt bereichert, in einem bestechend schön gestalteten, poetischen und eigensinnigen Band herausgebracht. Die Notizen und Fotos, die in diesem halben Jahr entstanden sind, lassen sich als Zeugnis einer starken Wahrnehmung für das Kleine, Echte, Übersehbare lesen. Wenn man allein ist, ändert sich der Blick auf Innen- und Außenwelt. Letztlich ist es eine extreme Form von Nabelschau, dieses Beschäf tigtsein mit sich. Ähnlichkeiten mit der Selbstdarstellung in Onlinenetzwerken können vielleicht Zufall sein, vielleicht auch nicht. Mittlerweile ist Ilitcheva zurück im Netz. Ihr letzter Tweet vor Redaktionsschluss: „Da sitz ich nun, im Katapult.“• Buchkultur Österreich Spezial 2015 Foto: Image from Historic • schlusspunkt THOMAS BERNHARD Eine Biografie umfassend fundiert residenzverlag.at Manfred Mittermayer Thomas Bernhard. Eine Biografie ca. 400 Seiten, zahlreiche Abbildungen ca. EUR 28,00, ISBN 978 3 7017 3364 4 Auch als e-Book erhältlich © J. Barth einzigartig © Ursula Aichner BESTSELLER Gebundenes Buch mit Schutzumschlag 416 Seiten, € 20,60 [A] Auch als e-book erhältlich Besuchen Sie uns auf www.btb-verlag.de oder facebook.com/btbverlag DER BESTSELLER MADE PREMIUM INFO IN ÖSTERREICH! Der 2. Teil der international erfolgreichen Totenfrau-Trilogie.
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