27 Nr. Pakistan chichte: s e g r e u e t n e Ab g voller Kohle r e B in e d n u Robinson › Länderinfo › Thema: Kinderarbeit im Bergwerk Inhalt Seite 2 Abenteuergeschichte: Robinson und ein Berg voller Kohle 9 Sprachkurs: Urdu Robinson und ein Berg voller Kohle Text: Gunhild Aiyub; 10 Aktionsteil: Spiele, Rezepte und Bastelbogen Illustrationen: Peter Laux Robinson ist elf Jahre alt und geht in die 5. Klasse. Er heißt natürlich nicht wirklich so – seine Freunde haben ihm diesen Spitznamen verpasst. Was er am liebsten macht? Reisen mit dem Zauberbuch. Er hat dieses 17 Länderinfo: geheimnisvolle, dicke alte Buch in einer Pakistan – Land und Leute Truhe auf dem Dachboden gefunden. Es erzählt Bildergeschichten aus der ganzen Welt. Aber nicht wie ein gewöhnliches Buch! Denn wenn Robinson sich ein Foto anschaut und es sich ganz fest wünscht, zaubert ihn das Zauberbuch 22 Thema: Malala – das mutigste Mädchen der Welt 24 Tagesablauf: Ein Tag im Leben von Shan 26 KindernothilfeProjekt: Spaß- und Lern-Zentrum in Chakwal in dieses Bild hinein. Wenn alles gut geht. Manchmal landet er aber auch ganz woanders. Tausend Meter tief in einer Kohlemine in die Esel zunächst schwarzen Kohlestaub Aber was um alles in der Welt hat ein Esel Pakistan geschieht gerade Folgendes: vom Boden auf, auf dem weiteren Weg dort zu suchen? Er war mit dem Zauber- Der zwölfjährige Fadi versucht, drei mit weißen Kalkstaub von den Wänden. Mit buch schon mal in einem Bergwerk, in Kohlesäcken vollbeladene Esel gleich- jedem Atemzug setzt sich dieser Staub in Bolivien. Bei dem Gedanken an dieses zeitig durch den engen Tunnel zu zerren. Hals und Lungen der Jungen fest. Der Abenteuer schüttelt er sich. Er war ganz Normalerweise klappt der Weg nach Schweiß rinnt Fadi übers Gesicht und tief in einem Stollen gelandet. Dann hatte draußen immer besser als der Hinweg, über den Rücken, und er wünscht, sie es eine Explosion gegeben, und er war weil die Tiere die frische Luft wittern, wären schon wieder draußen. um sein Leben gerannt … aber im Moment zicken sie einfach nur „Nee, NIE MEHR im Leben setze ich rum. schreit er entnervt und bekommt Ein Esel guckt aus einem Berg einen Fuß in eine Mine!“ Robinson haut anschließend einen Hustenanfall. „Mir ist Auf dem Dachboden eines Hauses in Vor der Mine auf dem Foto stehen noch heiß, ich krieg‘ keine Luft mehr, und ich Deutschland ahnt der Junge, der dort auf andere Esel herum. Einige Jungen in will hier raus!“ dem Boden liegt und in einem dicken seinem Alter sind dabei, Kohlesäcke auf Hinter ihm schreit sein Freund Kamal. Buch blättert, nichts von den Gescheh- einem Berg Kohle zu entladen. Na ja, er „Was ist denn da los bei eu…“ Der Rest nissen in Pakistan. Robinson hat sich könnte zumindest vor der Mine landen geht in einem Hustenanfall unter. nach dem Mittagessen nach oben verkrü- und mit den Jungen sprechen und ihnen Die Esel überlegen einen Moment, dann melt und das Zauberbuch aus der Truhe von den Kindern in Bolivien erzählen, die schüttelt der erste den Kopf und setzt gezogen. Bei einem Foto von einem Berg auch im Bergwerk schuften müssen. sich in Bewegung. Die anderen drängen mitten in einer kargen Landschaft bleibt Aber er müsste sicher sein, dass das hinter ihm her. Endlich! Fadi atmet auf. er hängen. Aus einem Loch im Berg Zauberbuch nicht wieder verrückt spielte Öhöhöhöhö! Atmen sollte man hier am steckt ein Esel seinen Kopf. und ihn in einem Schacht absetzte … Er besten auch nicht, dann geht sofort das Ein Esel? Das ist ein Bergwerksstollen in nagt an seiner Unterlippe. Soll er es Gehuste los … Mit jedem Schritt wirbeln Pakistan, liest er in der Bildzeile. Aha. wagen? „Jetzt macht doch mal Tempo, ihr Esel!“, zur Bekräftigung mit der Faust auf den Fußboden. Kinder Kinder 27 › Geschichte 3 Einige ältere Jungen und Männer sind dabei, die schweren schwarzen Brocken auf einen knallbunten Lastwagen zu schaufeln. Ein Dieb, der keiner ist Einer hat gerade eine Schaufel voll Kohle mit großem Schwung auf die Ladefläche geschmissen, als von dort ein markerschütternder Schrei ertönt. Etwas liegt auf dem Berg Kohlen, das vorher noch nicht da war. Etwas mit Armen und Beinen, die hektisch herumzappeln. Dann taucht ein Kopf auf, ein paar kleinere schwarze Brocken purzeln aus seinen Haaren. „Aufhören!“, krächzt eine Stimme. Die Männer haben ihre Schaufeln fallen lassen und starren fassungslos nach oben. Der Fahrer hängt sich aus der Tür und verdreht den Hals, um zu sehen, was auf der Ladefläche los ist. Nachdem sich alle Körperteile in der richtigen Reihenfolge sortiert haben, thront ein Junge mit knallroten Haaren und Brille auf dem Kohleberg und hält abwehrend die Hände vor sich. Peinlich berührt blickt er in die sprachlosen Gesichter unter sich. „Kann mir mal bitte einer hier runter- Sechs Esel sind kaum zu halten Es sind nur noch wenige Minuten, bis Einer der Männer hat sich wieder sich vor dem Bergwerksschacht etwas gefangen und geht mit drohend erho- Fadi und Kamal sind immer noch im sehr Merkwürdiges ereignen wird. Aber bener Schippe auf den Laster zu. „Du …, Stollen. Weit vorne fällt ein schwacher davon ahnen Fadi und Kamal noch du da …, was machst du da oben?“, Lichtschimmer ins Dunkle. „ENDLICH!“, nichts. schreit er erbost. „Willst du die Kohle ruft Fadi. „Los, meine Esel, raus mit Beide Jungen greifen zu den Plastikfla- klauen oder was? Warte, Bürschchen, wir euch!“ Hinter ihm treibt auch Kamal schen, die neben dem Eingang stehen, holen dich gleich da runter, und dann seine Tiere an. und nehmen einen Schluck Wasser, um kannst du mal sehen, was wir mit Kohle- Die Esel sind endlich mal einer Meinung den Staub aus dem Hals zu spülen. dieben machen!“ mit ihren Treibern und stürmen zum „Meinst du, wir haben mittlerweile einen Die anderen Männer nicken bekräftigend Ausgang. Mit einem lauten IAAAH schwarz-weißen Magen?“, fragt Kamal und bauen sich unter der Ladefläche auf. preschen sie nach draußen. Die beiden seinen Freund grinsend und klopft sich Fadi und Kamal sehen aus der Ferne Jungen können sie kaum noch halten. sein T-Shirt ab. Gemeinsam führen sie belustigt zu. „Mann, der hat Mut, so offen Die Esel versuchen, sich gegenseitig zur die Esel zu einem Berg aufgestapelter die wertvolle Kohle klauen zu wollen“, Seite zu schubsen, um als erste nach Kohle. Sie kippen die Kohle aus den meint Fadi. „Aber hast du gesehen, wie draußen zu kommen. Draußen schweren Plastiksäcken, die über den der auf die Ladefläche gekommen ist? schnappen Tiere und Menschen nach Rücken der Tiere hängen, auf den Kohle- Ob der schon drauf war, bevor der Laster Luft. berg, der sich hier bereits angehäuft hat. hierherkam?“ 4 Kinder Kinder 27 helfen?“, fragt er verlegen. › Geschichte Eigentlich müssten die beiden dringend meint, Kinder sollten nicht arbeiten?“ gesehen, ich war schon mal in einer Mine, wieder zurück in die Mine. Aber sie „Das sollten wir direkt mal dem Minenbe- das war in Bolivien, da arbeiten auch wollen sich nicht entgehen lassen, was sitzer melden!“ Kinder, aber keine Esel, und ich wollte mit dem komischen Jungen passiert. Die „Kommst du aus dem Ausland? Willst du gerne wissen, was die in der Mine Esel finden die ungewohnte Pause ganz etwa den Journalisten dort erzählen, machen.“ Aus Robinson sprudelt es nur wunderbar und schnüffeln auf dem dass wir schlecht mit unseren Kindern so heraus. Er ist so erleichtert, dass die Boden herum, ob dort nicht irgendwo ein umgehen?“ Männer nicht auf ihn losgegangen sind. Grashalm zum Fressen zu finden ist. „Los, Männer, den schnappen wir uns!“ Der fremde Junge hat die Beine hochge- „NEIN“, schreit Robinson. „Ich wollte zogen und duckt sich erschreckt. „Aber doch sagen, ich hab‘ noch nie eine Mine … aber ich … Ich will doch gar nichts mit Eseln gesehen, und ich dachte, die Ein Rothaariger wird schwarz klauen!“, schreit er mit dem Mund fast Jungen könnten sie mir zeigen.“ Kamal zeigt auf den Mineneingang. „Fadi, auf den Knien. „Was soll ich denn mit Na ja – in die Mine will er auf gar keinen wir müssen zurück, wir kriegen sonst eurer Kohle? Wir haben zu Hause eine Fall, aber er muss die Männer ja mächtig Ärger!“, drängt er. Gasheizung!“ irgendwie beruhigen. „Ich will euch keine Probleme machen“, „Halt, aufhören!“ Fadi kommt angerannt entschuldigt sich Robinson. „Ich warte Ein Spion, der keiner ist und stellt sich vor die Männer. „Er will hier, bis ihr wieder rauskommt.“ Insge- Kamal und mich besuchen. Also lasst ihn heim hat er Panik, dass die Männer in Ruhe, wir reden mit ihm.“ wieder auf ihn losgehen, wenn die Jungen „Und was machst du dann da oben? Wie Er reicht Robinson die Hand und der erst einmal weg sind. kommst du überhaupt dorthin?“ springt mit wackeligen Knien auf den „Komm doch mit“, schlägt Fadi vor. „Du Robinson seufzt, wie immer bei dieser Boden. „Hallo“, sagt er mit zittriger willst doch sehen, was die Esel machen. Frage. Das Zauberbuch hat ihn hier abge- Stimme, „ich bin Robinson aus Deutsch- Wir müssen nur deine Haare färben, setzt. Aber erklärt das mal einem land. Ich bin kein Spion, echt nicht …“ damit du nicht so auffällst.“ Menschen, der von diesem Buch nichts Fadi zieht ihn mit sich zu Kamal und den Robinson stöhnt. Er hat die Wahl: weiß! Robinson muss sich also immer Eseln. Ein Esel schnüffelt neugierig an Entweder wird er womöglich in der Mine irgendwie rausreden. dem Neuankömmling herum. Robinson verschüttet oder als Kohledieb von „Äh …, ich bin mit dem Laster hierherge- streichelt vorsichtig seine Mähne. Der wütenden Männern verhauen. Nach kommen, weil ich die Jungen da drüben Esel zuckt zurück. Die Tiere in der Mine kurzem Nachdenken entscheidet er sich in der Mine besuchen wollte. Bei uns ist sind es nicht gewohnt, dass jemand nett für die Mine. Fadi nimmt eine Handvoll es nämlich verboten, dass Kinder in zu ihnen ist. Kohlestaub und reibt ihn Robinson in die Minen arbei…“ Er hat es noch nicht ganz „Ihr müsst mir glauben, ich klaue nicht, Haare. Sein blasses Gesicht bekommt ausgesprochen, da weiß er, dass er einen ich spioniere auch nicht. Ehrlich nicht! Fehler gemacht hat. Ich hab‘ Fotos von eurer Kohlemine Alle Männer schreien erbost durcheinander: „Bist du etwa ein Spitzel? Von irgend so ’ner blöden Organisation, die 5 „Ja, aber diese Waggons werden von „Wie weit müssen wir denn Männern geschoben, und zwar in einem gehen?“, fragt Robinson. Wahnsinnstempo. Wenn man da nicht dabei auch was ab. Schade, dass ihn „Einen Kilometer!“, antwortet Kamal. rechtzeitig zur Seite springt, wird man seine Schwester Tina so nicht sehen Hmpf …! Robinson bereut, dass er überfahren. Und die Kinder müssen kann. Sie würde vor Schreck in Ohn- gefragt hat. Die Unterhaltung ist schwie- Sprengstoff im Berg anbringen und dann macht fallen! rig, weil ständig Staub vom Boden hoch- rausrennen!“ Fadi und Kamal lassen Robinson als wirbelt und in Nase und Mund steigt. „Das klingt gefährlich“, schnauft Kamal Ersten in den Stollen gehen, dann zerren „In Bolivien waren die Stollen nicht ge- und hustet. „Wir arbeiten hier nicht mit sie die Esel hinterher. Die haben nach der mauert“, erzählt Robinson mit dumpfer Dynamit. Unsere Väter und andere langen Pause gedacht, ihre Arbeit wäre Stimme. Er hat sich das T-Shirt über die Männer aus dem Dorf hacken die Kohle für heute beendet, und sie haben über- Nase gezogen. „Das waren rohe Fels- aus dem Berg.“ haupt keine Lust, weiterzumachen. Die wände, abgestützt von wackeligen „Na, das ist doch schon mal beruhigend“, beiden Jungen müssen richtig kämpfen, Balken.“ murmelt Robinson in sein T-Shirt. um alle sechs Tiere ins Innere des Berges „Na, dann warte mal, bis wir tiefer in den zu treiben. Berg kommen“, sagt Fadi. „Das haben Eine Karawane zieht in die Tiefe Mist! Robinson bereut schon wieder, Eine Mine verändert sich dass er etwas gesagt hat. Jetzt geht’s Sie sind erst eine Viertelstunde unter- ihm noch schlechter. wegs, wie Robinson nach einem Blick auf Robinson bekommt schon nach ein paar „Die hatten keine Esel, sondern Waggons, seine Uhr feststellt, aber es kommt ihm Metern keine Luft mehr. Wieso hat er sich die auf Gleisen gefahren sind.“ vor wie eine Ewigkeit. Wie lange sie wohl auf dieses Abenteuer eingelassen? Er „Echt? Das wär‘ mir auch lieber, die noch gehen müssen? Er wird nicht muss total verrückt gewesen sein! Und zicken wenigstens nicht so ru... Bleibst fragen, denn er ist sicher, dass er die wie können Kinder hier arbeiten? Wie du wohl hier?“ Fadi hängt sich mit aller Antwort nicht wissen will. Die Mauer- können Erwachsene das zulassen? Macht an den Strick des ersten Esels, der wände sind längst rohen Felswänden Die Stollenwände sind gemauert. Er sich in den Kopf gesetzt hat, in einen gewichen. Die Stützbalken sehen alles atmet auf – und hustet anschließend anderen Stollen zu marschieren. Laut andere als vertrauenserweckend aus. natürlich. In Bolivien sahen die Tunnel protestierend und nach einer schweiß- Über den felsigen Boden laufen Kabel, wesentlich baufälliger aus. treibenden Rangelei mit seinem Treiber hin und wieder erleuchtet eine Lampe Die Karawane zieht immer tiefer in den lässt sich der Vierbeiner zurück auf den den Tunnel. Immer wieder zweigen Berg hinein. richtigen Weg bringen. andere Stollen nach rechts oder links ab. wir hier auch.“ 6 Kinder Kinder 27 › Geschichte Und mit jedem Schritt, so kommt es Schächte. Wir haben immer Angst, nicht total gefährlich!“ Robinson vor, steigt die Lufttemperatur nach draußen zurückzufinden. Und dann „Wieso das denn?“ weiter an. Es ist brüllend heiß hier unten. bricht auch schon mal ein Stollen ein, „Weil das Wasser auf die Lampen tropft. Je tiefer sie in den Berg eindringen, umso und das überlebt niemand. Aber meine Dann kann man einen Stromschlag öfter versuchen die Esel rückwärts zu Familie ist arm, was soll ich machen? Ich kriegen. Aus unserem Dorf sind schon gehen. Oder sie bleiben einfach stehen. muss Geld verdienen.“ Leute dabei gestorben …“ Von weiter unten im Schacht ertönen Robinson zuckt zusammen. Gehämmer und Männerstimmen. Als sie Robinson hört nur „Stollen“ und „einbre- „Nun mach schon, Esel!“, brüllt Kamal. um eine Ecke biegen, fällt Robinson fast chen“ und legt einen Zahn zu. Aber die Er stößt einen seiner Esel, der stehen- über den Kohlehaufen, der sich plötzlich Esel kommen nicht so schnell mit, und er bleibt und Löcher in die staubige Luft vor ihnen auftut. Einige Männer hacken will jetzt auch nicht als Angsthase starrt, wütend mit dem Stock an. „Ich im Schein einer Lampe Kohle aus dem erscheinen. Er hat riesigen Respekt vor will hier raus!“ Berg. den Jungen, die diese gefährliche Arbeit „Wo bleibt ihr denn, ihr Faulpelze?“, fragt machen, obwohl sie Angst haben. einer. „Wir haben eine Menge Arbeit für „Bekommt ihr denn wenigstens viel Geld euch! Habt ihr Verstärkung mitgebracht? für diesen schrecklichen Job?“ Ein Stollen wird dunkel Dann haut mal rein!“ „Na ja, 600 Rupien“, sagt Fadi. Das sind Die Jungen treiben die Esel an. An jeder Fadi und Kamal stoßen die Schippen, die umgerechnet 5 Euro für einen ganzen Lampe, an der sie vorbeikommen, an den Wänden lehnen, in den Kohle- Tag harter Arbeit. „Viel ist das nicht, aber bekommt Robinson Herzrasen. Das haufen und schaufeln die schwarzen besser als ni...“ Tropfen von der Decke ist stärker Brocken in die Säcke. Die Esel quittieren „FADI, ES REGNET!“, unterbricht ihn geworden. Auf dem Boden haben sich das mit einem lauten Iaaaah. Robinson Kamal schreiend. Er wischt sich Wasser- schon Pfützen gebildet. hebt die Stücke auf, die auf den Boden tropfen von der Backe und zerrt an den Plötzlich ertönt ein lautes Zischen, … fallen. Stricken der Esel. dann ein Knall, … dann ein entsetzlicher „Wie bitte kommt denn hier Regen rein?“, Schrei, … und dann … dann ist es auf Zwei Jungen haben Angst um ihr Leben fragt Robinson ungläubig. einmal stockdunkel. Rabenschwarz. Tief Endlich sind die Säcke voll, und hektisch. „Und das ist „Durch die Lüftungsschächte“, erklärt Fadi. Auch er ist plötzlich ziemlich die Karawane macht sich auf den Rückweg. „Wie oft geht ihr diese Strecke am Tag?“, fragt Robinson. „Mindestens zehn Mal“, sagen beide Jungen gleichzeitig. Robinson fragt sich, wie sie das aushalten. „Habt ihr eigentlich nie Angst in der Mine?“ „Und ohob“, hustet Fadi, „wenn ich morgens um sechs in die Mine gehe, weiß ich nie, ob ich nachmittags wieder lebend nach Hause komme.“ Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Manchmal verlaufen wir uns in dem Gewirr der vielen 7 hinten im Berg hören sie die Stimmen Holzpfosten geknallt. Langsam tastet er „AAAAAHHHHH!“, kreischt eine Frauen- der Männer, die durcheinanderbrüllen. sich an der Wand entlang. Plötzlich greift stimme. „Kamal, Robinson, alles in Ordnung?“, er ins Leere. AUCH DAS NOCH! Eine schreit Fadi. Abzweigung! Wie um alles in der Welt soll Robinson streckt vorsichtig die Hand aus. er jetzt wissen, welchen Weg er nehmen Er spürt etwas und packt fest zu. soll? Auf dem Hinweg hatte er nicht auf Eine Mutter bekommt einen Schock Ein staubiges Eselsohr! Das Tier zuckt den Weg geachtet. Er fällt auf die Knie Wieso eigentlich Frauenstimme? erschrocken zusammen, schlägt mit den und robbt weiter. Der Boden ist voller Robinson hatte keine Frau in dem Berg- Hinterbeinen aus, wirft Robinson um und Steine, die sich in Knie und Hände werk gesehen. Er reibt sich die Augen. macht einen Satz nach vorne. Das bohren. Eins ist sicher – er wird sich vom Ach so, er ist wieder zu Hause auf dem versetzt alle anderen Tiere in Panik. Fadi Zauberbuch nur noch an Palmenstrände Dachboden! Und seine Mutter hatte schreit vor Schmerzen auf, als er an die oder auf grüne Wiesen zaubern lassen! gerade den Kopf durch die Dachluke Felswand gequetscht wird. Falls er hier jemals rauskommt … gesteckt und einen schwarzhaarigen, „Ruhig, ihr Esel“, schreit er. „Ka…mal, wir Das Loch zu seiner Rechten nimmt kein staubgepuderten Fremden auf dem müssen sie beruhigen! Ruhig … Ruhig, … Ende. So breit kann dieser Stollen doch Fußboden entdeckt. alles in Ordnung …“ gar nicht sein, er müsste doch längst „Mama“, schreit Robinson erschrocken. „Bleibt … stehen, verflixt noch mal… Fadi, wieder eine Wand fühlen. Ist er vielleicht „Robinson?“ Seine Mutter reißt die ich kann sie nicht mehr halten …!“ nicht geradeaus gekrochen, sondern im Augen auf. „Wie siehst du denn aus? Was Fadis und Kamals Stimmen entfernen Kreis? Langsam macht sich die Panik um alles in der Welt hast du gemacht?“ sich, das Getrappel der Hufe und das breit. Er robbt weiter nach rechts. Nichts. Schreien der Esel klingt nur noch aus Keine Wand. Er versucht es auf der linken „Äääh ... also … ich ...“ Robinson verrenkt weiter Ferne. Dann ist Stille. Grabesstille! Seite. Meter für Meter. Ah, eine Wand. sich fast den rechten Arm, um hinter „FADI!“, schreit Robinson so laut er kann. Aber welche? In welche Richtung kriecht seinem Rücken das Zauberbuch zuzu- „FAAADIII!“ Sein Ruf schallt dumpf von er eigentlich gerade? Vielleicht immer knallen. Hoffentlich fällt ihm bald eine den Wänden zurück. Das darf doch alles weiter vom Ausgang weg, wo ihn niemand Ausrede ein ... nicht wahr sein! Hatte er nicht gesagt, er finden würde? „Hilfe!“, schreit Robinson. würde NIE MEHR in ein Bergwerk gehen? „Hört mich jemand? HILFE!!!“ In Pakistan erzählen Fadi und Kamal noch Und wieso sitzt er jetzt hier mitten in Ein Blitz zuckt durch den Stollen. „Ein lange die Geschichte von dem fremden einem Bergwerk im Dunkeln??? Gewitter? Oder geht das Licht wieder Jungen, der in der Mine verschwunden ist Robinson rappelt sich auf. Er muss hier aaaaaaaaaaaa…“ Robinson kann den und jetzt als Geist durch die Schächte raus, so schnell wie möglich. Vorsichtig Satz nicht zu Ende denken, denn er wird spukt. setzt er einen Fuß vor den anderen. Aua! vom Boden hochgewirbelt. Er ist mit der Schulter gegen einen 8 Kinder Kinder 27 › Geschichte Sprachku rs Urdu Urdu ist die Nationalsprache in Pakistan. Die Schrift ist eine Version des persischen Alphabets. Geschrieben wird von rechts nach links. Wir schreiben die Wörter für euch mit unseren Buchstaben. [Aussprache] hello! Hallo hello! Guten Morgen! ā̄dāb! adab! Woher kommst du? āp kahāñ se haiñ? ap kahán sse hän? Aus Deutschland. jarmanī se. dscharmani sse. Wie heißt du? āpkā nām kyā hai? apká nam kiá hä? Ich heiße … merā nām … hai. merá nam … hä. Wie geht es dir? āp kaise haiñ? ap kaisse hän? Danke, gut. shukriyā, ṯheek hai. schukrijá, tik hä. Wie gefällt dir Pakistan? aapko Pākistān kaisā lagtā hai? aapko Pakistán kaissá lagtá hä? Mir gefällt es sehr gut. mujhe bahut acchā lagtā hai. moudsche bahut atschá lagtá hä. Wie spät ist es? kitne bajay haiñ? kitne badschai hän? Es ist 2 Uhr. do bajay haiñ. do badschai hän. Auf Wiedersehen! khudā hafiz! chudá hafis! Bis bald! phir mileñge! fir milenge! Tschüss! bāi bāi bä bä! Mehr von Robinson Weitere Kinder, Kinder Hefte Heft 11: Robinson in Äthiopien (Wassermangel, Leben auf dem Land) Heft 14: Brasilien: Robinson bei den Straßenkindern von Rio Heft 20: Bolivien: Robinson im Berg des Teufels (Kinderarbeit im Bergwerk) Heft 21: Indien: Robinson und die Familie vom Bürgersteig (Kinderrechte) Heft 22: Südafrika: Robinson und der Dieb in der Nacht (Straßenkinder, Gewalt gegen Kinder) Heft 23: Indonesien: Robinson und der rutschende Berg (Kinderarbeit im Steinbruch) Heft 24: Äthiopien: Robinson und der verkaufte Junge (Kinderarbeit in der Landwirtschaft) Heft 25: Brasilien: Robinson und die falsche Drachenbotschaft (Gewalt gegen Kinder, Fußball) Heft 26: Haiti: Robinson und eine folgenschwere Verwechslung (Erdbeben) Kinderhörbuch: Robinsons Zauberreisen Schauspieler und Kindernothilfe-Botschafter Dietrich Mattausch hat vier Robinson-Geschichten für das Hörbuch gelesen: Bolivien: Abenteuer im Bergwerk, Philippinen: Das gestohlene Rentier, Kenia: Ein abenteuerlicher Schulweg, Brasilien: Bei den Straßenkindern von Rio. 60 Minuten Preis: 9,90 Euro zzgl. Porto/Verpackung – Benefizanteil: 2,16 Euro CD samt Rechnung verschickt der KONTAKTE Musikverlag im Auftrag der Kindernothilfe Kinder Kinder 27 › Sprachkurs 9 Aktionen Kochen: Khear Reis-Süßspeise Dafür brauchen wir: › › › › › › › 80 g Basmati-Reis ½ Liter Milch 4 grüne Kardamomkapseln 1 Stange Zimt 100 g Zucker etwas Rohrzucker 2 TL geröstete Pistazien Und so wird’s gemacht: › › Den Reis unter fließend kaltem Wasser waschen, bis das › Milch bei mittlerer Hitze und unter Rühren zum Kochen Wasser klar bleibt. Den Reis mit Wasser bedecken, 30 bringen. Temperatur auf niedrigste Stufe stellen und unter Minuten einweichen und dann abgießen. häufigem Rühren etwa eine Stunde köcheln lassen. Der Reis In einem mit kaltem Wasser ausgespülten (nicht soll sehr weich sein und die Milch eingedickt. abtrocknen!) Topf die Milch geben und Kardamom und Zimt hinzugeben, dann Reis und Zucker unterrühren. › Den Reis in Schälchen geben und mit Rohrzucker und Pistazien bestreuen. Gekühlt servieren. Backen: Nan Khatai Süße Mandelplätzchen Für rund 20 Stück brauchen wir: › › › › › › › › 1 ¼ Tassen Puderzucker 2 TL Naturjoghurt ¾ Tasse flüssige Butter oder Öl Und so wird’s gemacht: › › Puderzucker, Butter/Öl und Joghurt verrühren. Es ist wichtig, dass der Teig gut gemixt wird. Mehl, Grieß, Backpulver und Kardamom mischen und unter den Teig kneten – 2 Tassen Mehl mindestens 8 Minuten lang. Falls er sich nicht ausrollen lässt, einige TL kalte ¼ Tasse Grießmehl Milch hinzufügen und für einige Minuten in den Kühlschrank stellen. ¼ TL Backpulver › Kleine Teigbällchen formen und leicht flach drücken. ½ TL gemahlenen Kardamom Mandeln, Pistazien oder Cashewkerne › › › › 10 Kinder Kinder 27 Mit Mandeln, Pistazien oder Cashewkernen dekorieren, die leicht in den Teig gedrückt werden. Auf ein gefettetes oder mit Backpapier belegtes Blech legen – genügend Platz zwischen den einzelnen Plätzchen lassen. Ofen 15 Minuten vorheizen, Plätzchen 20 Minuten bei 180 Grad backen. Auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. Luftdicht in einer Dose verschließen. › Aktionsteil Illustrationen: Angela Richter Spielen: Labyrinth Wer findet am schnellsten den richtigen Weg zu Robinson, ohne sich in Illustrationen: Peter Laux den Gängen zu verirren oder in einer Sackgasse zu landen? Schreiben: Urdu Urdu wird von rechts nach links gelesen. Das „i“ in Pakistan wird nicht als Buchstabe geschrieben, weil es nur ein kurz gesprochener Laut ist: „Paakistaan“. Schreibt die Buchstaben groß auf ein DIN-A4-Blatt und verziert es mit bunten Motiven, die auf dem Lkw (Seiten 14-15) zu sehen sind. n a t s k a P 11 Spielen: Gilli Danda Das Spiel soll 2.500 Jahre alt sein und könnte ein Vorläufer von Kricket sein. Ein Video gibt es unter diesem Link: http://www.youtube.com/watch?v=dcD5BoztOWA Dazu brauchen wir: › › › › ein Stück Kreide einen langen Holzstock = Danda einen kurzen Holzstock, der an den Enden etwas zugespitzt ist = Gilli eine unbegrenzte Zahl von Mitspielern – es kann in Teams oder einzeln gegeneinander gespielt werden Und so wird’s gespielt: › Malt mit Kreide einen ca. 1 m großen Kreis auf den Boden. Bei sandigem Boden könnt ihr den Kreis auch mit › einem Stock malen. Legt Gilli, den kleinen Stock, in den Kreis. Der „Batsman“, der Schlagmann, schlägt nun mit dem großen Stock auf die obere Spitze des kleinen Stocks, so dass er in die Luft fliegt. Dann muss er ihn mit dem langen › › Stock in der Luft treffen und ihn so weit wie möglich Stock auf den Boden, wird die Entfernung vom Landeplatz wegschlagen. bis zum Kreis mit dem langen Stock gemessen: Eine Stock- Die übrigen Spieler stehen in einiger Entfernung und versu- länge entspricht einem Punkt, den der „Batsman“ bzw. sein chen, den kleinen Stock zu fangen. Team erzielt. Gelingt das, darf der Fänger den Stock schlagen. Fällt der › Wer am Ende die meisten Punkte hat, hat gewonnen. Spielen: Stapu Dazu brauchen wir: › › › Kreide einen Stein beliebig viele Mitspieler Und so wird’s gespielt: › › Zeichnet mit Kreide ein Spielfeld auf den Boden. Der erste Spieler wirft einen Stein in Feld 1. Wenn der Stein dabei eine Linie berührt, ist der Spieler ausgeschieden und der › nächste ist an der Reihe. Der Spieler muss zunächst auf einem Bein in die Felder hüpfen – das Feld mit › › dem Stein muss er überspringen. In die Felder 4 und 5 sowie 7 und 8 muss er jeweils mit beiden Füßen springen. Im Ziel darf er mit beiden Füßen ankommen, dann mit einem Sprung › umdrehen und wieder zurückhüpfen. Wenn er das Gleichgewicht verliert, die Linien berührt oder mit zwei Füßen in ein Feld springt, scheidet er aus und der › nächste Spieler ist an der Reihe. War sein Durchlauf fehlerfrei, muss er als nächstes den Stein in Feld 2 werfen. 12 Kinder Kinder 27 › Aktionsteil Illustrationen: Angela Richter Ba steln: Pakistanischer Lastwagen Illustrationen: Peter Laux Und so wird’s gemacht: › › › › Die Bastelbögen mit Faser- oder Buntstiften schön bunt ausmalen. Alle Teile genau ausschneiden. Die Teile an den gestrichelten Linien knicken. Die gelben Flächen mit Kleber einstreichen und alles – wie auf den Zeichnungen auf S. 14 – zusammenkleben. (Gelb kommt auf Hellgrau!) Teil 1 Rückseite Teil 3 Rückseite 13 Teil 1 Teil 3 14 Kinder Kinder 27 › Aktionsteil Teile 2 Teile 5 Teile 4 15 Teile 2 Rückseite Teile 5 Rückseite Teile 4 Rückseite 16 Kinder Kinder 27 › Aktionsteil Land und Leute K2 Nanga Parbat Peshawar Landesname: „Pakistan“ wurde aus Buchstaben der Provinzen Punjab, Afghanien, Kaschmir, Afghanistan Islamabad t Chakwal Distrik Indus-Sindh und Belutschistan zusam- Lahore mengesetzt. In der Sprache Urdu bedeutet das Wort „Land der Reinen“ Indus (pak: rein; stan: Land). Staatsgründung: Vor 1947 gab es in Asien den Staat Britisch-Indien. Er um- Pakistan fasste das heutige Gebiet von Indien, Pakistan und Bangladesch. In diesem Staat Indien lebten hauptsächlich Hindus; deshalb wollten die Muslime dort einen eigenen Staat haben. 1947 wurde links und rechts je ein Stück Land von Britisch-Indien ab- bad Hydera geteilt, in dem viele Muslime lebten. Das war der neue Staat Pakistan. Er bestand Karatschi aus Westpakistan und Ostpakistan – und dazwischen lagen 1.500 Kilometer! Aus dem restlichen Staat Britisch-Indien Arabisches Meer wurde Indien. Mit der Teilung kam es zu blutigen Kämpfen zwischen Hindus und Moslems: In dem neu gegründeten Staat Pakistan lebten auch Hindus, und in Indien lebten auch immer noch Moslems. Man schätzt, dass zehn Millionen Menschen in das jeweils andere Land flüchteten, dabei starb fast eine Million von ihnen, die Menschen verhungerten oder verdursteten, religiöse Stätten wurden zerstört, ganze Dörfer ausgelöscht. Seit damals sind Pakistan und Indien Feinde. Die Grenze zwischen beiden Ländern ny n Herrman Foto: Christia wurde im Nordwesten nicht genau festgelegt: Dort gibt es die Region Kasch- Hauptstadt: Islamabad mir, und bis heute streiten Indien und (919.000 Einwohner) Pakistan mit Kriegen und Anschlägen Größte Stadt: Karatschi darüber, zu wem Kaschmir gehört. (13,9 Millionen Einwohner) aus verschiedenen Volksgruppen; die zu Pakistan. Es hat einen Krieg gegen Hälfte aller Pakistanis sind Pandschabi, Westpakistan gewonnen und sich Bangla- die anderen Sindhi, Paschtunen, Moha- desch genannt. jiren oder Balutschen Alter: Pakistanis werden durchschnittlich 67 Jahre alt (Deutsche 80 Jahre) Indien Pakistan Sprache: Nationalsprache ist Urdu, in Behörden wird auch Englisch gesprochen Foto: Marko Ostpakistan gehört seit 1971 nicht mehr Lakomi Bevölkerung: über 196 Mio. Menschen Bangladesch Kinder Kinder 27 › Länderinfo 17 Bodenschätze: u. a. Erdgas, Eisenerz, Kupfer, Salz. Geografie: Pakistan ist rund zweimal so groß wie Deutschland – 800.000 km². Im äußersten Norden liegen der Hindukusch, das Karakorum und der Himalaya – die drei höchsten Gebirgszüge der Erde. Deshalb ist diese Region bei Bergsteigern besonders beliebt. Dort gibt es mehr Berge über 8.000 m als irgendwo sonst auf der Welt. Entlang der indischen Grenze und der Provinz Sindh liegen menschenleere Wüsten und Wüstensteppen. Der längste Fluss ist der Indus (3.180 km), durch Pakistan fließt er 2.900 km. mons/Kogo Foto: Wikimedia Com Essen: Sehr beliebt sind Hähnchengerichte. Kebaps (Hackfleischgerichte) gibt es in allen Variationen: Chappli kebap z. B. ist eine Art Hamburger („chappli“ kommt von dem Urdu-Wort für „Slipper“ oder „Schuh“). Dal (Linsen) gibt es praktisch zu jedem Essen. Für arme Menschen sind sie das Hauptgericht, für reiche Leute eine Beilage. Tee ist das pakistanische Nationalgetränk; er wird oft mit Milch und Gewürzen getrunken. Arbeit: Die meisten Pakistanis arbeiten in der Landwirtschaft und bauen am Indus vor allem Weizen, Reis und Mais an. Fast Geld: pakistanische Rupie, jeder 4. Einwohner muss mit 100 Rupien = 0,91 Euro, weniger als 1 Euro am Tag 1 Euro = 107,63 Rupien auskommen. (Stand: April 2015, Oanda Währungsrechner) 18 Kinder Kinder 27 › Länderinfo Der höchste Berg Pakistans und der zweithöchste Gipfel der Welt ist der K2 (8.611 m). Der Nanga Parbat (8.125 m) ist der neunthöchste Gipfel der Welt und der schwierigste Berg der Welt für Bergsteiger. Foto: Wikimedia Commons/Maria Ly Naturkatastrophen: Pakistan wird immer wieder von heftigem Monsunregen und schweren Erdbeben heimgesucht. Unter Pakistan scheuern mehrere Erdplatten aneinander. Dann bebt jedes Mal die Erde. Die folgenden Katastrophen fanden innerhalb weniger Jahren statt: September 2014: Flutkatastrophe April 2013: Erdbeben der Stärke 7,8 Januar 2011: Erdbeben (7,2) Juli und August 2010: Flutkatastrophe nach heftigen Regenfällen Oktober 2008: Erdbeben (6,4) Oktober 2005: Erdbeben (7,7) Verkehrsmittel: Die Busse und Lastwagen sind mit Landschaften, Herzen, Tieren oder heiligen Männern bemalt und mit Ketten, Plastikblumen und Glücksbringern geschmückt. Die Fahrzeuge erinnern an die Kamelkarawanen von früher: Die Kamele wurden mit Glücksbringern, Glocken und Ketten behängt, um böse Geister fernzuhalten. Uhrzeit: Sport: Die wichtigste 12 Uhr (Deutschland) Sportart in Pakistan ist = 15 Uhr (Pakistan), Kricket – ein Spiel, bei im Winter 16 Uhr dem zwei Teams mit Schlägern und Ball um Punkte kämpfen. Quellen: World Factbook 2015, Vereinte Nationen 2015, Wikipedia 2015 Fotos: Christian Herrmanny, Silke Wörmann, Erhard Stückrath, Kindernothilfe Partner 19 Die Badshahi-Moschee in Lahore ist die zweitgrößte Moschee Pakistans und eine der größten Moscheen der Welt. Sie wurde 1673/74 auf Anordnung von Großmogul Aurangzeb erbaut. Foto: iStock/Otmar Winterleitner Menschenrechte: Die pakistanischen Gesetze garantieren allen Bürgern Grundrechte: z. B. soll jeder seine Meinung sagen dürfen, ohne deshalb Probleme zu bekommen, jeder 20 Foto: Wikimedia Commons/Kaleem Sajid darf seine Religion frei wählen, und alle Menschen haben Religion: Staatsreligion ist der Islam, fast alle dieselben Rechte. Aber in Wirklichkeit missachten die Pakistanis sind Muslime. Die Faisal-Moschee in Regierung und auch viele andere, die etwas zu sagen Islamabad gilt als eine der modernsten haben, diese Gesetze. Organisationen wie Amnesty Inter- Moscheen der Welt. Sie war ein Geschenk des national berichten immer wieder von Folter und Misshand- saudi-arabischen Königs Faisal an Pakistan lungen von Menschen. Besonders die Rechte von Mädchen und bietet bis zu 74.000 Menschen Platz. und Frauen werden oft missachtet. Kinder Kinder 27 › Länderinfo Kinder: Jeder 3. Pakistani ist jünger als 15 Jahre. Es gibt keine Gesetze, die Kinder wirklich schützen. Ein Gesetz aus dem Jahr 1860 gibt Eltern, Lehrern und anderen Aufsichtspersonen das Recht, Kinder, die jünger sind als 13, durch Schläge zu erziehen. geschlagen werden. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass 3,8 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren in Pakistan arbeiten – z. B. als Straßenhändler, in Ziegelbrennereien, auf Baumwollfel- Foto: Kindernor hilfe Nationen unterschrieben, und die verbietet, dass Kinder Partner Dabei hat Pakistan die Kinderrechtskonvention der Vereinten dern, in der Teppichproduktion oder in Kohlebergwerken. Die Hälfte ist 5 bis 9 Jahre alt. Auch dies verbietet die Kinderrechtskonvention. 2014 stand Pakistan auf Platz 6 der erlauben ihren Töchtern nicht, zur Schule zu gehen. Darum schlimmsten von Kinderarbeit betroffenen Länder. können von 100 Mädchen/Frauen ab 15 Jahren nur 42 lesen (Quelle: Maplecroft) und schreiben, bei 100 Jungen/Männern sind es 67. In Pakistan gibt es eine Schulpflicht, Kinder müssen also zur Jedes 3. Kind in Pakistan hat Untergewicht (in Deutschland hat Schule gehen. Trotzdem kann nur etwas mehr als die Hälfte jedes 4. Kind Übergewicht). 57 von 1.000 Kindern sterben, aller Pakistanis ab 15 Jahren lesen und schreiben. Viele Eltern bevor sie 5 Jahre alt werden (in Deutschland 4 Kinder). Taliban: Die Taliban (auf Deutsch: Schüler) sind eine Terrororganisation. Sie wollen einen Gottesstaat errichten. Sie verbieten Mädchen und Frauen, zu arbeiten und zur Schule zu gehen. Musik hören und tanzen dürfen auch Jungen und Männer nicht. 2009 übernahmen sie die Herrschaft im Swat-Tal, einer Region im Nordosten Pakistans. Sie führten das islamische Strafrecht, die Scharia, ein. Ihre Vorschriften erstrecken sich auf alle Lebensbereiche – von Schulen über PC-Geschäfte bis zu Friseuren. 2012 schossen sie einer 15-jährigen Alliance/dpa Schülerin in den Kopf – Malala. Dieses mutige Foto: Picture Mädchen stellen wir auf den nächsten Seiten vor. Die Kindernothilfe in Pakistan Wir sind seit fast 40 Jahren in Pakistan aktiv. Mithilfe von pakistanischen Organisationen fördern wir Foto: Kindern rund 20.000 Kinder in 27 Projekten. Wichtig ist uns vor allem, dass Kinder zur Schule gehen. Wir setzen uns ein für Kinder, die arbeiten müssen oder auf der ligt sind, stärken wir sie und ihre Rechte besonders. Wir unterstützen ganze Dörfer und ermutigen Frauen, sich zu Selbsthilfegruppen zusammenzuschließen, denn gemeinsam können sie Probleme viel besser lösen und mehr erreichen. Foto: Kindernothilfe Partner Land bekannt zu machen. Weil Mädchen benachtei- othilfe Partner Straße leben, und helfen mit, die Kinderrechte im 21 Das mutigste Mädchen der Hier ist ein Auszug aus ihrer Rede: „Der Malala-Tag ist nicht mein Tag, heute geschossen. Auch auf meine Freunde Jesus Christus und Buddha. Das ist das ist der Tag jeder Frau, jedes Jungen und haben sie geschossen. Sie haben Vermächtnis der Veränderung, das ich jedes Mädchens, die ihre Stimme für ihre gedacht, dass die Kugeln uns zum von Martin Luther King, Nelson Mandela Rechte erhoben haben. Schweigen bringen würden, aber sie sind und Muhammad Ali Jinnah (Gründervater gescheitert. Die Terroristen dachten, sie und erster Staatspräsident Pakistans) Ich spreche nicht für mich könnten unsere Ziele verändern und übernommen habe. Das ist die Lehre selbst, sondern für alle unseren Ehrgeiz stoppen. Aber in der Gewaltlosigkeit, die ich von Gandhi, Mädchen und Jungen. Ich meinem Leben hat sich nichts verändert. Badshah Khan (Freiheitskämpfer) und erhebe meine Stimme – nicht Meine Hoffnungen sind immer noch Mutter Theresa gelernt habe. Und das ist dieselben. die Bereitschaft zu vergeben, die ich von um zu schreien, sondern damit diejenigen, die keine Stimme haben, gehört werden. Liebe Freunde, am 9. Oktober Ich wünsche mir Bildung für die Söhne und Töchter aller Extremisten, besonders der Taliban. habe. Meine Seele sagt mir: Sei fried- Ich hasse noch nicht einmal den Talib, die Dunkelheit sehen, erkennen wir, wie fertig und liebe alle. Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir der auf mich geschossen hat. Sogar wichtig das Licht ist. Wenn man uns zum haben die wenn ich ein Gewehr in der Hand hätte Schweigen bringt, erkennen wir, wie wich- Taliban und er vor mir stände, ich würde ihn nicht tig unsere Stimme ist. Genauso erkann- mir in erschießen. Das ist das Mitgefühl, das ten wir im Swat-Tal im Norden Pakistans meine ich von Mohammed gelernt habe, dem die Bedeutung von Schreibstiften und linke Stirn Propheten der Barmherzigkeit, und von Büchern, wenn wir Gewehre sahen. 2012 22 meinem Vater und meiner Mutter gelernt Kinder Kinder 27 › Thema Welt schwer verletzt. In einer Fachklinik in England wurde sie behandelt. Im September 2014 wurden die Männer, die auf sie geschossen hatten, gefasst. Heute ist sie immer noch in England, auch ihre Familie ist bei ihr. Obwohl sie fast gestorben wäre, hält sie nicht den Malala Yousafzai (geb. 1997) ist eine der Mund. Sie reist durch die Welt und bekanntesten Personen Pakistans. Ab kämpft weiter für die Mädchen in Pakis- Januar 2009 berichtete sie in einem tan und alle Kinder auf der Erde. Als Internet-Tagebuch wochenlang über die jüngste Kandidatin aller Zeiten gewann Terrorherrschaft der Taliban in ihrer sie im Oktober 2014 den Friedensnobel- Heimat, dem Swat-Tal: über die Angst der preis! Nur wenige Stunden danach hat Bevölkerung, die Selbstmordanschläge sie übers Internet Morddrohungen pakis- und über die Mädchen, die nicht mehr tanischer Terroristen erhalten. zur Schule gehen durften. Damals war sie erst elf Jahre alt. Obwohl sie ihr Leben Sie hat auch ganz viele andere Preise für damit in Gefahr brachte, trat sie in Fern- ihre mutige Arbeit bekommen. An ihrem sehshows auf, gab Interviews und 16. Geburtstag, dem 12. Juli 2013, durfte forderte, dass Mädchen auf der ganzen sie vor den Vereinten Nationen in New Welt zur Schule gehen dürfen müssen. York eine Rede halten. Die Vereinten Nati- Die Taliban hassten sie. Im Oktober 2012 onen haben diesen Tag zum Malala-Tag überfielen sie den Schulbus, in dem erklärt, der künftig jedes Jahr an das Malala und ihre Freundinnen saßen, und Recht aller Kinder auf Bildung erinnern schossen ihr in den Kopf. Malala wurde soll. Das Sprichwort Wir rufen alle Regierungen auf, gegen Also lasst uns einen weltweiten Kampf Der Stift ist mächtiger als das Schwert Terrorismus und Gewalt zu kämpfen und wagen gegen Analphabetismus, Armut Kinder vor Brutalität und Schaden zu und Terrorismus, lasst uns unsere Bücher bewahren. und Stifte in die Hand nehmen, sie sind ist wahr. Die Extremisten haben Angst vor unsere stärksten Waffen. Büchern und Stiften. Sie fürchten sich vor Wir rufen alle entwickelten Länder auf, der Macht der Bildung. Darum haben sie Bemühungen zu unterstützen, dass viele Lehrerinnen getötet. Darum spren- Mädchen in Entwicklungsländern mehr gen sie jeden Tag Schulen in die Luft. Bildungsmöglichkeiten bekommen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ Jetzt ist es an der Zeit, den Mund aufzu- Wir werden unsere Reise zu unserem Ziel Nach der Rede standen alle Regierungs- machen. Wir rufen heute die Führer der ‚Frieden und Bildung für alle‘ vertreter auf und klatschten. Welt auf, ihre Politik zugunsten von Frieden und Wohlstand zu ändern. fortsetzen. Niemand kann uns aufhalten. Wir werden unsere Rechte fordern, und Wir rufen die führenden Politiker der Welt wir werden durch unsere Stimme für auf, dass alle Friedensabkommen die Veränderung sorgen. Rechte von Frauen und Kindern schützen müssen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Millionen Menschen unter Armut, Ungerech- Wir rufen alle Regierungen auf, auf der tigkeit und Unwissenheit leiden. Wir ganzen Welt die Schulpflicht für jedes dürfen nicht vergessen, dass Millionen Kind sicherzustellen. Kinder nicht zur Schule gehen. Fotos: Picture Alliance/dpa 23 E in Tag im Leben von Shan, 12, Kinderarbeiter Hello (hallo auf Urdu), ich heiße Shan. Ich bin zwölf Jahre alt und lebe in Dalwal, einem Dorf im Norden von Pakistan. Wir wohnen alle in einem kleinen Haus – meine Eltern, meine beiden Schwestern und die vierköpfige Familie meines Onkels. Unser Haus hat nur ein Zimmer. Seit zwei Jahren arbeite ich mit meinem Vater in einer Kohlemine. Der Eingang zur Mine liegt nur ein paar hundert Meter entfernt von unserem Haus. Dass meine Schwestern zur Schule gehen, ist nicht selbstverständlich bei uns, Mädchen müssen normalerweise im Haushalt helfen. Aber meine Eltern finden es wichtig, dass die beiden etwas lernen. Wollt ihr wissen, wie mein Tag aussieht? 5 Uhr Ich stehe auf und ziehe mich an. Als erstes muss ich für meine Familie Wasser vom Brunnen holen, da es im Haus keine Wasserleitung gibt. Meine Mutter macht uns zum Frühstück Naan-Brot und Tee mit Milch. Nach dem Frühstück gehe ich mit meinem Vater hinüber zur Mine. Auf dem kurzen Weg dorthin hab‘ ich immer ein ungutes Gefühl – auch nach zwei Jahren noch. Die Arbeit in der Mine ist sehr gefährlich. Oft passieren schlimme Unfälle, manchmal sterben dabei Menschen. Ja, ich habe Angst, in der Mine zu arbeiten, und ich frage mich jeden Morgen, ob ich meine Mutter und meine Schwestern nachmittags wiedersehen werde. 6 Uhr Vor dem Eingang zur Mine treffe ich meine Freunde Musadak und Musha. Zusammen mit acht anderen Kindern arbeiten wir als „Tapali“, als Eseltreiber. Wir müssen mit Eseln etwa 1.000 Meter tief in den engen und dunklen Schacht zu der Stelle vordringen, an der mein Vater und andere Männer die Kohle aus dem Berg schlagen. Unsere Aufgabe ist es, die Kohle in Plastiksäcken, die über die Rücken der Esel gehängt werden, nach draußen zu transportieren. Die vielen dunklen Stollen sind wie ein Labyrinth. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht verlaufen. Draußen wird die Kohle auf Lastwagen verladen. Die Arbeit ist sehr anstrengend. Bis zu zwölf Mal müssen meine Freunde und ich mit den Eseln in den Berg. Die Luft ist unglaublich staubig, und es ist furchtbar warm. Die Esel sind ziemlich störrisch und müssen ständig angetrieben werden. 24 Kinder Kinder 27 › Tagesablauf Ich genieße jede Sekunde an der frischen Luft, wenn ich aus der Mine komme. Der Staub in der Mine ist schlecht für die Lunge. Viele Arbeiter werden deshalb krank. Ich bin froh, dass ich noch gesund bin. Für die acht Stunden Schufterei am Tag bekomme ich pro Esel 200 Rupien (ca. 1,70 Euro). Manchmal führe ich zwei Esel in die Mine, manchmal drei. 14 Uhr Zum Mittagessen gehe ich kurz nach Hause. Zunächst wasche ich mir den Staub von Gesicht und Armen. Danach essen wir jeden Mittag Reis mit Gemüse. Nach dem Essen treffe ich meine beiden Freunde Musadak und Musha, und wir gehen ins Spaß- und Lern-Zentrum in 14:30 Uhr der Nähe der Mine. Ich finde es toll, mit anderen Kindern im Spaß- und Lern-Zentrum zu spielen, am liebsten mag ich Kricket. Aber wir lernen auch eine Menge – zum Beispiel lesen und schreiben. Ich kenne mittlerweile das Alphabet und kann auch schon meinen Namen schreiben! Das Lernen ist cool, auch wenn es mir nicht leicht fällt, weil ich nach der Arbeit total kaputt bin. Herr Khan, unser Lehrer, spricht auch mit uns über die Arbeit in der Mine und wie wir gesund bleiben. Wir lernen zum Beispiel, wie wir uns besser vor dem Staub oder gegen Krankheiten wie Malaria schützen können. Er hat uns auch gesagt, dass wir als Kinder Rechte haben – etwa darauf, dass wir zur Schule gehen dürfen, dass Erwachsene unsere Meinung anhören müssen und dass sie uns nicht schlagen dürfen. Das hat uns vorher noch nie jemand gesagt. 17:30 Uhr Die Zeit im Zentrum ist viel zu schnell vergangen. Ich muss nach Hause, Wasser vom Brunnen holen, unsere Kühe, Ziegen und Hühner und die Esel vom Minenbesitzer füttern. 18 Uhr Hab‘ ich einen Hunger! Meine Mutter kocht abends Linsen, dazu gibt es wieder Naan-Brot. Obwohl ich so einen Kohldampf habe, esse ich ganz langsam. Bei so vielen Leuten in der Familie bekommt 19 Uhr jeder nur ein bisschen zu essen. Ab ins Bett! Ich bin total erledigt. Morgen Deshalb nehme ich immer nur wird wieder ein anstrengender Tag. Aber kleine Bissen, und dann kaue ich dann ist Wochenende, und da hat die ganz lange darauf herum, damit ganze Familie frei. Wir freuen uns schon ich möglichst lange etwas davon alle darauf. Rat bicher! (Gute Nacht auf habe. Urdu) Fotos: Christian Herrmanny 25 Spaß und Lernen statt ... 3,8 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen in Pakistan arbeiten. Der Kindernothilfe-Partner RASTI will Kinder davor bewahren, in Bergwerken ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Die Arbeit in Bergwerken gehört zu den gefährlichsten und anstrengendsten Jobs für Kinder. Shan, den ihr auf Seite 24 kennengelernt habt, hat der Kindernothilfe erzählt: „Die Arbeit in der Mine ist hart, und sie ist nicht gut für meine Gesundheit und mein Leben. Es ist so staubig dort. Ich würde freiwillig niemals dort arbeiten, aber meine Alle Kinder haben ein Recht auf Schule Familie ist arm, deshalb bleibt mir nichts anders übrig …” Die Kinder der Bergwerks-Besitzer besuchen übrigens die Schule, während die Söhne der Bergwerks-Arbeiter fünf Tage in Wen interessieren Gesetze? der Woche mit großer Angst in die Mine gehen. Ein pakistani- Es gibt Gesetze in Pakistan, die Kinderarbeiter in Bergwerken sches Gesetz sichert allen Kindern zu, dass sie ein Recht auf schützen sollen. Sie reichen aber nicht aus und werden auch Schulbesuch haben. Das Problem ist: Weder Kinder noch die längst nicht von allen Minenbesitzern beachtet. So ist es zum Eltern wissen, welche Rechte sie haben! Beispiel verboten, dass Kinder unter 18 Jahren in Minen arbeiten. In Wirklichkeit schuften hier auch Jüngere – ihr habt ja gelesen, Shan geht schon in die Mine, Der Kindernothilfe-Partner RASTI arbeitet im Chakwal-Distrikt im Bundesstaat Punjab. Dort gibt es zahlreiche Kohleberg- seit er zehn ist. Immerhin wird werke. Vor allem in den Schächten, in denen die Kohle mit Eseln das Verbot, dass Mädchen abtransportiert wird, schuften viele Jungen. Für sie eröffnet die und Frauen nicht in Minen arbeiten dürfen, meistens eingehalten. Kindernothilfe in mehreren Dörfern Spaß- und Lern-Zentren. Die Häuser bauen die Dorfbewohner selbst, das Material bekommen sie von RASTI. Manchmal stellen auch die Minenbesitzer ein Gebäude zur Verfügung. In den nächsten Jahren sollen hier 450 Kinder und Jugendliche – Jungen und auch Mädchen – zwischen elf und 17 Jahren spielen und lernen und ihre Rechte kennenlernen, damit sie sich wehren können. Außerdem will RASTI ihnen andere Tätigkeiten beibringen, mit denen sie Geld verdienen können, so dass sie nicht mehr in die Mine gehen müssen. 26 Kinder Kinder 27 › Projekt 25854 ... Kohle und Schuften Chakwal Lernen, auch wenn man müde ist In Dalwal gibt es bereits ein solches Spaß- und LernZentrum. Shan und seine Freunde besuchen es jeden Nachmittag nach der Arbeit. 20 Jungen kommen bisher hierher. In der ersten Stunde steht immer Lernen auf dem Programm: Lehrer Mukaram Khan bringt ihnen Lesen, Schreiben, Englisch, Urdu und Mathe bei, aber zum Beispiel auch, wie man sich vor Krankheiten schützt. Und er klärt sie auf, welche Rechte sie als Kinder haben – und welche später als erwachsene Arbeiter. Dabei muss Herr Khan den Unterricht anders gestalten als in einer normalen Schule, denn: „Wenn die Jungen hierherkommen“, sagt er, „haben sie schon mehr als sieben Stunden gearbeitet. Danach sind sie müde und können kaum noch richtig aufpassen und mitmachen.“ Nach dem Lernen gibt es eine kreative Stunde. Da können Shan und seine Freunde zum Beispiel malen. Anschließend, und darauf freut sich Shan immer besonders, sind Spiel und Sport an der Reihe. Er spielt am liebsten Kricket, das ist der Nationalsport in Pakistan. Endlich – Mädchen dürfen lernen! Die RASTI-Mitarbeiter werden auch Programme für Mädchen und Erwachsene anbieten. „Die Arbeit in der Mine ist auch für die Väter viel zu gefährlich“, sagt Projektmanager Sayed Foto: Kinder nothilfe-Pa rtner Mujahid Hussain. „Wir schulen die Eltern für neue Jobs und geben auch den Mädchen eine Berufsausbildung.“ Das ist etwas ganz Neues in vielen ländlichen Gegenden Pakistans, denn dort lernen Mädchen normalerweise keinen Beruf. RASTI-Mitarbeiter reden auch mit Minenbesitzern und fordern sie auf, die Gesetze einzuhalten und dafür zu sorgen, dass Kinder vor gefährlichen Arbeitsbedingungen geschützt werden. Und sie bringen sie mit Politikern und Regierungsvertretern Shan träumt jetzt – dank des Unterrichts im Zentrum – zusammen, damit alle gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder von einem Beruf, bei dem er nicht sein Leben riskieren muss … unter 18 Jahren wirklich nicht in Bergwerken arbeiten. Truckfahrer vielleicht? Quelle: ILO, RASTI Fotos: Christian Herrmanny 27 Die Kindernothilfe stellt sich vor man etwas verändern kann. Bittet eure Eltern, Produkte zu kaufen, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden – Teppiche mit GoodWeaveSiegel, Kaffee, Tee, Schokolade, Orangensaft, Bananen, Blumen oder Fußbälle aus „fairem“ Handel. Oder engagiert euch als Action!Kidz gegen ausbeuterische Kinderarbeit. Infos unter Foto: Erhard Stückrath www.actionkidz.de ACTION!KIDZ KINDER GEGEN KINDERARBEIT Wer ist die Kindernothilfe? ändern. Deshalb arbeitet die Ein Kinderhilfswerk, das über seine Pro- Kindernothilfe in Bündnissen jekte rund 1,5 Millionen Kinder in 29 Län- und Kampagnen mit: gegen dern in Afrika, Asien, Lateinamerika und ausbeuterische Kinderarbeit, Osteuropa erreicht. Kinder aus armen gegen Kinderprostitution, Verhältnissen sollen eine Chance auf ein gegen den Einsatz von Kinder- besseres Leben bekommen. Sie sollen soldaten, für Bildung für alle, jeden Tag satt werden, etwas anzuziehen für einen gerechteren, welt- haben, zur Schule gehen, eine Ausbil- weiten Handel. dung machen können und von einem Arzt behandelt werden, wenn sie krank Wie könnt ihr mithelfen? sind. In den Projekten bekommen die Durch eine einmalige Spende: z. B. wenn Mädchen und Jungen Mitspracherecht ihr mit einem Flohmarkt oder einem Spon- bei Planungen und Veränderungen. Sie sorenlauf Geld gesammelt habt. Oder lernen ihre Rechte kennen und wie sie durch monatliche Spenden für eine Robinson im Internet! sich wehren können, wenn jemand Projektpatenschaft (15 Euro), eine Kinder- Auf www.robinson-im-netz.de könnt dagegen verstößt. Wenn Kindern Gewalt patenschaft (31 Euro) oder für die Aktion ihr viele Reisen mit Robinson erleben. angetan wurde, vertreten Rechtsanwälte www.ichbindabeitrag.de (beliebiger Außerdem gibt’s dort Online-Spiele, sie vor Gericht. Sollen Kinder auf der Beitrag). Basteltipps und Infos über viele Länder ganzen Welt zu ihrem Recht kommen, Informiert euch über die Situation von und Themen. dann muss sich auch in Deutschland viel Kindern in anderen Ländern und wie Impressum Redaktion: Gunhild Aiyub (verantwortlich), Christian Herrmanny, Malte Pfau, Silke Wörmann Gestaltung: Angela Richter, Illustrationen: Peter Laux, Angela Richter, Titelfoto: Christian Herrmanny Druck: Brendow/Moers, Redaktionsschluss: Mai 2015 Konten: Bank für Kirche und Diakonie eG – KD Bank, IBAN DE72 3506 0190 0000 4545 40 BIC DUISDE33 ERSTE Bank der Österreichischen Sparkassen AG, Kto 310028-03031 BLZ 20111 PostFinance, Kto 60-644779-1, Aarau; Berner Kantonalbank, IBAN CH75 0079 0016 5327 0003 5, Clearing No. 790. Comptes Chèques Postaux Luxembourg, IBAN LU73 1111 0261 4249 0000 BIC: CCPLLULL Kindernothilfe Deutschland: Kindernothilfe e.V., Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg, Telefon 02 03 . 77 89 - 0, Service-Telefon 02 03 . 77 89 - 111, www.kindernothilfe.de, [email protected] Kindernothilfe Österreich: www.kindernothilfe.at, [email protected] Stiftung Kindernothilfe Schweiz: www.kindernothilfe.ch, [email protected] Kindernothilfe Luxemburg: www.kindernothilfe.lu, [email protected] Print kompensiert Id-Nr. 1547251 www.bvdm-online.de
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