Robinson und ein Berg voller Kohle

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Nr.
Pakistan
chichte:
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Ab
g voller Kohle
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B
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n
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Robinson
› Länderinfo
› Thema: Kinderarbeit im Bergwerk
Inhalt
Seite
2 Abenteuergeschichte:
Robinson und ein
Berg voller Kohle
9 Sprachkurs:
Urdu
Robinson
und ein Berg
voller
Kohle
Text: Gunhild Aiyub;
10 Aktionsteil:
Spiele, Rezepte
und Bastelbogen
Illustrationen: Peter Laux
Robinson ist elf Jahre alt und geht in
die 5. Klasse. Er heißt natürlich nicht
wirklich so – seine Freunde haben
ihm diesen Spitznamen verpasst.
Was er am liebsten macht? Reisen
mit dem Zauberbuch. Er hat dieses
17 Länderinfo:
geheimnisvolle, dicke alte Buch in einer
Pakistan –
Land und Leute
Truhe auf dem Dachboden gefunden. Es erzählt
Bildergeschichten aus der ganzen Welt. Aber
nicht wie ein gewöhnliches Buch! Denn wenn
Robinson sich ein Foto anschaut und es sich
ganz fest wünscht, zaubert ihn das Zauberbuch
22 Thema:
Malala –
das mutigste
Mädchen der
Welt
24 Tagesablauf:
Ein Tag im
Leben von
Shan
26 KindernothilfeProjekt:
Spaß- und
Lern-Zentrum
in Chakwal
in dieses Bild hinein. Wenn alles gut geht.
Manchmal landet er aber auch ganz woanders.
Tausend Meter tief in einer Kohlemine in
die Esel zunächst schwarzen Kohlestaub
Aber was um alles in der Welt hat ein Esel
Pakistan geschieht gerade Folgendes:
vom Boden auf, auf dem weiteren Weg
dort zu suchen? Er war mit dem Zauber-
Der zwölfjährige Fadi versucht, drei mit
weißen Kalkstaub von den Wänden. Mit
buch schon mal in einem Bergwerk, in
Kohlesäcken vollbeladene Esel gleich-
jedem Atemzug setzt sich dieser Staub in
Bolivien. Bei dem Gedanken an dieses
zeitig durch den engen Tunnel zu zerren.
Hals und Lungen der Jungen fest. Der
Abenteuer schüttelt er sich. Er war ganz
Normalerweise klappt der Weg nach
Schweiß rinnt Fadi übers Gesicht und
tief in einem Stollen gelandet. Dann hatte
draußen immer besser als der Hinweg,
über den Rücken, und er wünscht, sie
es eine Explosion gegeben, und er war
weil die Tiere die frische Luft wittern,
wären schon wieder draußen.
um sein Leben gerannt …
aber im Moment zicken sie einfach nur
„Nee, NIE MEHR im Leben setze ich
rum.
schreit er entnervt und bekommt
Ein Esel guckt aus
einem Berg
einen Fuß in eine Mine!“ Robinson haut
anschließend einen Hustenanfall. „Mir ist
Auf dem Dachboden eines Hauses in
Vor der Mine auf dem Foto stehen noch
heiß, ich krieg‘ keine Luft mehr, und ich
Deutschland ahnt der Junge, der dort auf
andere Esel herum. Einige Jungen in
will hier raus!“
dem Boden liegt und in einem dicken
seinem Alter sind dabei, Kohlesäcke auf
Hinter ihm schreit sein Freund Kamal.
Buch blättert, nichts von den Gescheh-
einem Berg Kohle zu entladen. Na ja, er
„Was ist denn da los bei eu…“ Der Rest
nissen in Pakistan. Robinson hat sich
könnte zumindest vor der Mine landen
geht in einem Hustenanfall unter.
nach dem Mittagessen nach oben verkrü-
und mit den Jungen sprechen und ihnen
Die Esel überlegen einen Moment, dann
melt und das Zauberbuch aus der Truhe
von den Kindern in Bolivien erzählen, die
schüttelt der erste den Kopf und setzt
gezogen. Bei einem Foto von einem Berg
auch im Bergwerk schuften müssen.
sich in Bewegung. Die anderen drängen
mitten in einer kargen Landschaft bleibt
Aber er müsste sicher sein, dass das
hinter ihm her. Endlich! Fadi atmet auf.
er hängen. Aus einem Loch im Berg
Zauberbuch nicht wieder verrückt spielte
Öhöhöhöhö! Atmen sollte man hier am
steckt ein Esel seinen Kopf.
und ihn in einem Schacht absetzte … Er
besten auch nicht, dann geht sofort das
Ein Esel? Das ist ein Bergwerksstollen in
nagt an seiner Unterlippe. Soll er es
Gehuste los … Mit jedem Schritt wirbeln
Pakistan, liest er in der Bildzeile. Aha.
wagen?
„Jetzt macht doch mal Tempo, ihr Esel!“,
zur Bekräftigung mit der Faust auf den
Fußboden.
Kinder Kinder 27
› Geschichte
3
Einige ältere Jungen und Männer
sind dabei, die schweren
schwarzen Brocken auf einen
knallbunten Lastwagen zu schaufeln.
Ein Dieb,
der keiner ist
Einer hat gerade eine Schaufel
voll Kohle mit großem Schwung
auf die Ladefläche geschmissen,
als von dort ein markerschütternder Schrei ertönt. Etwas liegt
auf dem Berg Kohlen, das vorher
noch nicht da war. Etwas mit
Armen und Beinen, die hektisch
herumzappeln. Dann taucht ein
Kopf auf, ein paar kleinere
schwarze Brocken purzeln aus
seinen Haaren. „Aufhören!“, krächzt
eine Stimme. Die Männer haben ihre
Schaufeln fallen lassen und starren
fassungslos nach oben. Der Fahrer
hängt sich aus der Tür und verdreht
den Hals, um zu sehen, was auf der
Ladefläche los ist. Nachdem sich alle
Körperteile in der richtigen Reihenfolge
sortiert haben, thront ein Junge mit
knallroten Haaren und Brille auf dem
Kohleberg und hält abwehrend die
Hände vor sich. Peinlich berührt blickt er
in die sprachlosen Gesichter unter sich.
„Kann mir mal bitte einer hier runter-
Sechs Esel sind
kaum zu halten
Es sind nur noch wenige Minuten, bis
Einer der Männer hat sich wieder
sich vor dem Bergwerksschacht etwas
gefangen und geht mit drohend erho-
Fadi und Kamal sind immer noch im
sehr Merkwürdiges ereignen wird. Aber
bener Schippe auf den Laster zu. „Du …,
Stollen. Weit vorne fällt ein schwacher
davon ahnen Fadi und Kamal noch
du da …, was machst du da oben?“,
Lichtschimmer ins Dunkle. „ENDLICH!“,
nichts.
schreit er erbost. „Willst du die Kohle
ruft Fadi. „Los, meine Esel, raus mit
Beide Jungen greifen zu den Plastikfla-
klauen oder was? Warte, Bürschchen, wir
euch!“ Hinter ihm treibt auch Kamal
schen, die neben dem Eingang stehen,
holen dich gleich da runter, und dann
seine Tiere an.
und nehmen einen Schluck Wasser, um
kannst du mal sehen, was wir mit Kohle-
Die Esel sind endlich mal einer Meinung
den Staub aus dem Hals zu spülen.
dieben machen!“
mit ihren Treibern und stürmen zum
„Meinst du, wir haben mittlerweile einen
Die anderen Männer nicken bekräftigend
Ausgang. Mit einem lauten IAAAH
schwarz-weißen Magen?“, fragt Kamal
und bauen sich unter der Ladefläche auf.
preschen sie nach draußen. Die beiden
seinen Freund grinsend und klopft sich
Fadi und Kamal sehen aus der Ferne
Jungen können sie kaum noch halten.
sein T-Shirt ab. Gemeinsam führen sie
belustigt zu. „Mann, der hat Mut, so offen
Die Esel versuchen, sich gegenseitig zur
die Esel zu einem Berg aufgestapelter
die wertvolle Kohle klauen zu wollen“,
Seite zu schubsen, um als erste nach
Kohle. Sie kippen die Kohle aus den
meint Fadi. „Aber hast du gesehen, wie
draußen zu kommen. Draußen
schweren Plastiksäcken, die über den
der auf die Ladefläche gekommen ist?
schnappen Tiere und Menschen nach
Rücken der Tiere hängen, auf den Kohle-
Ob der schon drauf war, bevor der Laster
Luft.
berg, der sich hier bereits angehäuft hat.
hierherkam?“
4
Kinder Kinder 27
helfen?“, fragt er verlegen.
› Geschichte
Eigentlich müssten die beiden dringend
meint, Kinder sollten nicht arbeiten?“
gesehen, ich war schon mal in einer Mine,
wieder zurück in die Mine. Aber sie
„Das sollten wir direkt mal dem Minenbe-
das war in Bolivien, da arbeiten auch
wollen sich nicht entgehen lassen, was
sitzer melden!“
Kinder, aber keine Esel, und ich wollte
mit dem komischen Jungen passiert. Die
„Kommst du aus dem Ausland? Willst du
gerne wissen, was die in der Mine
Esel finden die ungewohnte Pause ganz
etwa den Journalisten dort erzählen,
machen.“ Aus Robinson sprudelt es nur
wunderbar und schnüffeln auf dem
dass wir schlecht mit unseren Kindern
so heraus. Er ist so erleichtert, dass die
Boden herum, ob dort nicht irgendwo ein
umgehen?“
Männer nicht auf ihn losgegangen sind.
Grashalm zum Fressen zu finden ist.
„Los, Männer, den schnappen wir uns!“
Der fremde Junge hat die Beine hochge-
„NEIN“, schreit Robinson. „Ich wollte
zogen und duckt sich erschreckt. „Aber
doch sagen, ich hab‘ noch nie eine Mine
… aber ich … Ich will doch gar nichts
mit Eseln gesehen, und ich dachte, die
Ein Rothaariger wird
schwarz
klauen!“, schreit er mit dem Mund fast
Jungen könnten sie mir zeigen.“
Kamal zeigt auf den Mineneingang. „Fadi,
auf den Knien. „Was soll ich denn mit
Na ja – in die Mine will er auf gar keinen
wir müssen zurück, wir kriegen sonst
eurer Kohle? Wir haben zu Hause eine
Fall, aber er muss die Männer ja
mächtig Ärger!“, drängt er.
Gasheizung!“
irgendwie beruhigen.
„Ich will euch keine Probleme machen“,
„Halt, aufhören!“ Fadi kommt angerannt
entschuldigt sich Robinson. „Ich warte
Ein Spion,
der keiner ist
und stellt sich vor die Männer. „Er will
hier, bis ihr wieder rauskommt.“ Insge-
Kamal und mich besuchen. Also lasst ihn
heim hat er Panik, dass die Männer
in Ruhe, wir reden mit ihm.“
wieder auf ihn losgehen, wenn die Jungen
„Und was machst du dann da oben? Wie
Er reicht Robinson die Hand und der
erst einmal weg sind.
kommst du überhaupt dorthin?“
springt mit wackeligen Knien auf den
„Komm doch mit“, schlägt Fadi vor. „Du
Robinson seufzt, wie immer bei dieser
Boden. „Hallo“, sagt er mit zittriger
willst doch sehen, was die Esel machen.
Frage. Das Zauberbuch hat ihn hier abge-
Stimme, „ich bin Robinson aus Deutsch-
Wir müssen nur deine Haare färben,
setzt. Aber erklärt das mal einem
land. Ich bin kein Spion, echt nicht …“
damit du nicht so auffällst.“
Menschen, der von diesem Buch nichts
Fadi zieht ihn mit sich zu Kamal und den
Robinson stöhnt. Er hat die Wahl:
weiß! Robinson muss sich also immer
Eseln. Ein Esel schnüffelt neugierig an
Entweder wird er womöglich in der Mine
irgendwie rausreden.
dem Neuankömmling herum. Robinson
verschüttet oder als Kohledieb von
„Äh …, ich bin mit dem Laster hierherge-
streichelt vorsichtig seine Mähne. Der
wütenden Männern verhauen. Nach
kommen, weil ich die Jungen da drüben
Esel zuckt zurück. Die Tiere in der Mine
kurzem Nachdenken entscheidet er sich
in der Mine besuchen wollte. Bei uns ist
sind es nicht gewohnt, dass jemand nett
für die Mine. Fadi nimmt eine Handvoll
es nämlich verboten, dass Kinder in
zu ihnen ist.
Kohlestaub und reibt ihn Robinson in die
Minen arbei…“ Er hat es noch nicht ganz
„Ihr müsst mir glauben, ich klaue nicht,
Haare. Sein blasses Gesicht bekommt
ausgesprochen, da weiß er, dass er einen
ich spioniere auch nicht. Ehrlich nicht!
Fehler gemacht hat.
Ich hab‘ Fotos von eurer Kohlemine
Alle Männer schreien erbost durcheinander: „Bist du etwa ein Spitzel? Von
irgend so ’ner blöden Organisation, die
5
„Ja, aber diese Waggons werden von
„Wie weit müssen wir denn
Männern geschoben, und zwar in einem
gehen?“, fragt Robinson.
Wahnsinnstempo. Wenn man da nicht
dabei auch was ab. Schade, dass ihn
„Einen Kilometer!“, antwortet Kamal.
rechtzeitig zur Seite springt, wird man
seine Schwester Tina so nicht sehen
Hmpf …! Robinson bereut, dass er
überfahren. Und die Kinder müssen
kann. Sie würde vor Schreck in Ohn-
gefragt hat. Die Unterhaltung ist schwie-
Sprengstoff im Berg anbringen und dann
macht fallen!
rig, weil ständig Staub vom Boden hoch-
rausrennen!“
Fadi und Kamal lassen Robinson als
wirbelt und in Nase und Mund steigt.
„Das klingt gefährlich“, schnauft Kamal
Ersten in den Stollen gehen, dann zerren
„In Bolivien waren die Stollen nicht ge-
und hustet. „Wir arbeiten hier nicht mit
sie die Esel hinterher. Die haben nach der
mauert“, erzählt Robinson mit dumpfer
Dynamit. Unsere Väter und andere
langen Pause gedacht, ihre Arbeit wäre
Stimme. Er hat sich das T-Shirt über die
Männer aus dem Dorf hacken die Kohle
für heute beendet, und sie haben über-
Nase gezogen. „Das waren rohe Fels-
aus dem Berg.“
haupt keine Lust, weiterzumachen. Die
wände, abgestützt von wackeligen
„Na, das ist doch schon mal beruhigend“,
beiden Jungen müssen richtig kämpfen,
Balken.“
murmelt Robinson in sein T-Shirt.
um alle sechs Tiere ins Innere des Berges
„Na, dann warte mal, bis wir tiefer in den
zu treiben.
Berg kommen“, sagt Fadi. „Das haben
Eine Karawane zieht
in die Tiefe
Mist! Robinson bereut schon wieder,
Eine Mine verändert
sich
dass er etwas gesagt hat. Jetzt geht’s
Sie sind erst eine Viertelstunde unter-
ihm noch schlechter.
wegs, wie Robinson nach einem Blick auf
Robinson bekommt schon nach ein paar
„Die hatten keine Esel, sondern Waggons,
seine Uhr feststellt, aber es kommt ihm
Metern keine Luft mehr. Wieso hat er sich
die auf Gleisen gefahren sind.“
vor wie eine Ewigkeit. Wie lange sie wohl
auf dieses Abenteuer eingelassen? Er
„Echt? Das wär‘ mir auch lieber, die
noch gehen müssen? Er wird nicht
muss total verrückt gewesen sein! Und
zicken wenigstens nicht so ru... Bleibst
fragen, denn er ist sicher, dass er die
wie können Kinder hier arbeiten? Wie
du wohl hier?“ Fadi hängt sich mit aller
Antwort nicht wissen will. Die Mauer-
können Erwachsene das zulassen?
Macht an den Strick des ersten Esels, der
wände sind längst rohen Felswänden
Die Stollenwände sind gemauert. Er
sich in den Kopf gesetzt hat, in einen
gewichen. Die Stützbalken sehen alles
atmet auf – und hustet anschließend
anderen Stollen zu marschieren. Laut
andere als vertrauenserweckend aus.
natürlich. In Bolivien sahen die Tunnel
protestierend und nach einer schweiß-
Über den felsigen Boden laufen Kabel,
wesentlich baufälliger aus.
treibenden Rangelei mit seinem Treiber
hin und wieder erleuchtet eine Lampe
Die Karawane zieht immer tiefer in den
lässt sich der Vierbeiner zurück auf den
den Tunnel. Immer wieder zweigen
Berg hinein.
richtigen Weg bringen.
andere Stollen nach rechts oder links ab.
wir hier auch.“
6
Kinder Kinder 27
› Geschichte
Und mit jedem Schritt, so kommt es
Schächte. Wir haben immer Angst, nicht
total gefährlich!“
Robinson vor, steigt die Lufttemperatur
nach draußen zurückzufinden. Und dann
„Wieso das denn?“
weiter an. Es ist brüllend heiß hier unten.
bricht auch schon mal ein Stollen ein,
„Weil das Wasser auf die Lampen tropft.
Je tiefer sie in den Berg eindringen, umso
und das überlebt niemand. Aber meine
Dann kann man einen Stromschlag
öfter versuchen die Esel rückwärts zu
Familie ist arm, was soll ich machen? Ich
kriegen. Aus unserem Dorf sind schon
gehen. Oder sie bleiben einfach stehen.
muss Geld verdienen.“
Leute dabei gestorben …“
Von weiter unten im Schacht ertönen
Robinson zuckt zusammen.
Gehämmer und Männerstimmen. Als sie
Robinson hört nur „Stollen“ und „einbre-
„Nun mach schon, Esel!“, brüllt Kamal.
um eine Ecke biegen, fällt Robinson fast
chen“ und legt einen Zahn zu. Aber die
Er stößt einen seiner Esel, der stehen-
über den Kohlehaufen, der sich plötzlich
Esel kommen nicht so schnell mit, und er
bleibt und Löcher in die staubige Luft
vor ihnen auftut. Einige Männer hacken
will jetzt auch nicht als Angsthase
starrt, wütend mit dem Stock an. „Ich
im Schein einer Lampe Kohle aus dem
erscheinen. Er hat riesigen Respekt vor
will hier raus!“
Berg.
den Jungen, die diese gefährliche Arbeit
„Wo bleibt ihr denn, ihr Faulpelze?“, fragt
machen, obwohl sie Angst haben.
einer. „Wir haben eine Menge Arbeit für
„Bekommt ihr denn wenigstens viel Geld
euch! Habt ihr Verstärkung mitgebracht?
für diesen schrecklichen Job?“
Ein Stollen wird
dunkel
Dann haut mal rein!“
„Na ja, 600 Rupien“, sagt Fadi. Das sind
Die Jungen treiben die Esel an. An jeder
Fadi und Kamal stoßen die Schippen, die
umgerechnet 5 Euro für einen ganzen
Lampe, an der sie vorbeikommen,
an den Wänden lehnen, in den Kohle-
Tag harter Arbeit. „Viel ist das nicht, aber
bekommt Robinson Herzrasen. Das
haufen und schaufeln die schwarzen
besser als ni...“
Tropfen von der Decke ist stärker
Brocken in die Säcke. Die Esel quittieren
„FADI, ES REGNET!“, unterbricht ihn
geworden. Auf dem Boden haben sich
das mit einem lauten Iaaaah. Robinson
Kamal schreiend. Er wischt sich Wasser-
schon Pfützen gebildet.
hebt die Stücke auf, die auf den Boden
tropfen von der Backe und zerrt an den
Plötzlich ertönt ein lautes Zischen, …
fallen.
Stricken der Esel.
dann ein Knall, … dann ein entsetzlicher
„Wie bitte kommt denn hier Regen rein?“,
Schrei, … und dann … dann ist es auf
Zwei Jungen haben
Angst um ihr Leben
fragt Robinson ungläubig.
einmal stockdunkel. Rabenschwarz. Tief
Endlich sind die Säcke voll, und
hektisch. „Und das ist
„Durch die Lüftungsschächte“, erklärt
Fadi. Auch er ist plötzlich ziemlich
die Karawane macht sich auf den
Rückweg.
„Wie oft geht ihr diese Strecke am Tag?“,
fragt Robinson.
„Mindestens zehn Mal“, sagen beide
Jungen gleichzeitig. Robinson fragt
sich, wie sie das aushalten.
„Habt ihr eigentlich nie Angst in
der Mine?“
„Und ohob“, hustet Fadi,
„wenn ich morgens um
sechs in die Mine gehe,
weiß ich nie, ob ich
nachmittags wieder
lebend nach Hause
komme.“ Er wischt
sich den Schweiß
von der Stirn.
„Manchmal
verlaufen wir
uns in dem
Gewirr der
vielen
7
hinten im Berg hören sie die Stimmen
Holzpfosten geknallt. Langsam tastet er
„AAAAAHHHHH!“, kreischt eine Frauen-
der Männer, die durcheinanderbrüllen.
sich an der Wand entlang. Plötzlich greift
stimme.
„Kamal, Robinson, alles in Ordnung?“,
er ins Leere. AUCH DAS NOCH! Eine
schreit Fadi.
Abzweigung! Wie um alles in der Welt soll
Robinson streckt vorsichtig die Hand aus.
er jetzt wissen, welchen Weg er nehmen
Er spürt etwas und packt fest zu.
soll? Auf dem Hinweg hatte er nicht auf
Eine Mutter bekommt
einen Schock
Ein staubiges Eselsohr! Das Tier zuckt
den Weg geachtet. Er fällt auf die Knie
Wieso eigentlich Frauenstimme?
erschrocken zusammen, schlägt mit den
und robbt weiter. Der Boden ist voller
Robinson hatte keine Frau in dem Berg-
Hinterbeinen aus, wirft Robinson um und
Steine, die sich in Knie und Hände
werk gesehen. Er reibt sich die Augen.
macht einen Satz nach vorne. Das
bohren. Eins ist sicher – er wird sich vom
Ach so, er ist wieder zu Hause auf dem
versetzt alle anderen Tiere in Panik. Fadi
Zauberbuch nur noch an Palmenstrände
Dachboden! Und seine Mutter hatte
schreit vor Schmerzen auf, als er an die
oder auf grüne Wiesen zaubern lassen!
gerade den Kopf durch die Dachluke
Felswand gequetscht wird.
Falls er hier jemals rauskommt …
gesteckt und einen schwarzhaarigen,
„Ruhig, ihr Esel“, schreit er. „Ka…mal, wir
Das Loch zu seiner Rechten nimmt kein
staubgepuderten Fremden auf dem
müssen sie beruhigen! Ruhig … Ruhig, …
Ende. So breit kann dieser Stollen doch
Fußboden entdeckt.
alles in Ordnung …“
gar nicht sein, er müsste doch längst
„Mama“, schreit Robinson erschrocken.
„Bleibt … stehen, verflixt noch mal… Fadi,
wieder eine Wand fühlen. Ist er vielleicht
„Robinson?“ Seine Mutter reißt die
ich kann sie nicht mehr halten …!“
nicht geradeaus gekrochen, sondern im
Augen auf. „Wie siehst du denn aus? Was
Fadis und Kamals Stimmen entfernen
Kreis? Langsam macht sich die Panik
um alles in der Welt hast du gemacht?“
sich, das Getrappel der Hufe und das
breit. Er robbt weiter nach rechts. Nichts.
Schreien der Esel klingt nur noch aus
Keine Wand. Er versucht es auf der linken
„Äääh ... also … ich ...“ Robinson verrenkt
weiter Ferne. Dann ist Stille. Grabesstille!
Seite. Meter für Meter. Ah, eine Wand.
sich fast den rechten Arm, um hinter
„FADI!“, schreit Robinson so laut er kann.
Aber welche? In welche Richtung kriecht
seinem Rücken das Zauberbuch zuzu-
„FAAADIII!“ Sein Ruf schallt dumpf von
er eigentlich gerade? Vielleicht immer
knallen. Hoffentlich fällt ihm bald eine
den Wänden zurück. Das darf doch alles
weiter vom Ausgang weg, wo ihn niemand
Ausrede ein ...
nicht wahr sein! Hatte er nicht gesagt, er
finden würde? „Hilfe!“, schreit Robinson.
würde NIE MEHR in ein Bergwerk gehen?
„Hört mich jemand? HILFE!!!“
In Pakistan erzählen Fadi und Kamal noch
Und wieso sitzt er jetzt hier mitten in
Ein Blitz zuckt durch den Stollen. „Ein
lange die Geschichte von dem fremden
einem Bergwerk im Dunkeln???
Gewitter? Oder geht das Licht wieder
Jungen, der in der Mine verschwunden ist
Robinson rappelt sich auf. Er muss hier
aaaaaaaaaaaa…“ Robinson kann den
und jetzt als Geist durch die Schächte
raus, so schnell wie möglich. Vorsichtig
Satz nicht zu Ende denken, denn er wird
spukt.
setzt er einen Fuß vor den anderen. Aua!
vom Boden hochgewirbelt.
Er ist mit der Schulter gegen einen
8
Kinder Kinder 27
› Geschichte
Sprachku rs Urdu
Urdu ist die Nationalsprache in Pakistan. Die Schrift ist eine Version des persischen Alphabets.
Geschrieben wird von rechts nach links. Wir schreiben die Wörter für euch mit unseren Buchstaben.
[Aussprache]
hello!
Hallo
hello!
Guten Morgen!
ā̄dāb!
adab!
Woher kommst du?
āp kahāñ se haiñ?
ap kahán sse hän?
Aus Deutschland.
jarmanī se.
dscharmani sse.
Wie heißt du?
āpkā nām kyā hai?
apká nam kiá hä?
Ich heiße …
merā nām … hai.
merá nam … hä.
Wie geht es dir?
āp kaise haiñ?
ap kaisse hän?
Danke, gut.
shukriyā, ṯheek hai.
schukrijá, tik hä.
Wie gefällt dir Pakistan?
aapko Pākistān kaisā lagtā hai?
aapko Pakistán kaissá lagtá hä?
Mir gefällt es sehr gut.
mujhe bahut acchā lagtā hai.
moudsche bahut atschá lagtá hä.
Wie spät ist es?
kitne bajay haiñ?
kitne badschai hän?
Es ist 2 Uhr.
do bajay haiñ.
do badschai hän.
Auf Wiedersehen!
khudā hafiz!
chudá hafis!
Bis bald!
phir mileñge!
fir milenge!
Tschüss!
bāi bāi
bä bä!
Mehr von Robinson
Weitere Kinder, Kinder Hefte
Heft 11: Robinson in Äthiopien (Wassermangel, Leben auf dem Land)
Heft 14: Brasilien: Robinson bei den Straßenkindern von Rio
Heft 20: Bolivien: Robinson im Berg des Teufels (Kinderarbeit im Bergwerk)
Heft 21: Indien: Robinson und die Familie vom Bürgersteig (Kinderrechte)
Heft 22: Südafrika: Robinson und der Dieb in der Nacht
(Straßenkinder, Gewalt gegen Kinder)
Heft 23: Indonesien: Robinson und der rutschende Berg (Kinderarbeit im Steinbruch)
Heft 24: Äthiopien: Robinson und der verkaufte Junge (Kinderarbeit in der Landwirtschaft)
Heft 25: Brasilien: Robinson und die falsche Drachenbotschaft
(Gewalt gegen Kinder, Fußball)
Heft 26: Haiti: Robinson und eine folgenschwere Verwechslung (Erdbeben)
Kinderhörbuch: Robinsons Zauberreisen
Schauspieler und Kindernothilfe-Botschafter Dietrich Mattausch hat vier Robinson-Geschichten für
das Hörbuch gelesen:
Bolivien: Abenteuer im Bergwerk, Philippinen: Das gestohlene Rentier, Kenia: Ein abenteuerlicher
Schulweg, Brasilien: Bei den Straßenkindern von Rio. 60 Minuten
Preis: 9,90 Euro zzgl. Porto/Verpackung – Benefizanteil: 2,16 Euro
CD samt Rechnung verschickt der KONTAKTE Musikverlag im Auftrag der Kindernothilfe
Kinder Kinder 27
› Sprachkurs
9
Aktionen
Kochen: Khear
Reis-Süßspeise
Dafür brauchen wir:
›
›
›
›
›
›
›
80 g Basmati-Reis
½ Liter Milch
4 grüne Kardamomkapseln
1 Stange Zimt
100 g Zucker
etwas Rohrzucker
2 TL geröstete Pistazien
Und so wird’s gemacht:
›
›
Den Reis unter fließend kaltem Wasser waschen, bis das
›
Milch bei mittlerer Hitze und unter Rühren zum Kochen
Wasser klar bleibt. Den Reis mit Wasser bedecken, 30
bringen. Temperatur auf niedrigste Stufe stellen und unter
Minuten einweichen und dann abgießen.
häufigem Rühren etwa eine Stunde köcheln lassen. Der Reis
In einem mit kaltem Wasser ausgespülten (nicht
soll sehr weich sein und die Milch eingedickt.
abtrocknen!) Topf die Milch geben und Kardamom und
Zimt hinzugeben, dann Reis und Zucker unterrühren.
›
Den Reis in Schälchen geben und mit Rohrzucker und Pistazien bestreuen. Gekühlt servieren.
Backen: Nan Khatai
Süße Mandelplätzchen
Für rund 20 Stück brauchen wir:
›
›
›
›
›
›
›
›
1 ¼ Tassen Puderzucker
2 TL Naturjoghurt
¾ Tasse flüssige Butter oder Öl
Und so wird’s gemacht:
›
›
Puderzucker, Butter/Öl und Joghurt verrühren. Es ist wichtig, dass der Teig gut
gemixt wird.
Mehl, Grieß, Backpulver und Kardamom mischen und unter den Teig kneten –
2 Tassen Mehl
mindestens 8 Minuten lang. Falls er sich nicht ausrollen lässt, einige TL kalte
¼ Tasse Grießmehl
Milch hinzufügen und für einige Minuten in den Kühlschrank stellen.
¼ TL Backpulver
›
Kleine Teigbällchen formen und leicht flach drücken.
½ TL gemahlenen Kardamom
Mandeln, Pistazien
oder Cashewkerne
›
›
›
›
10
Kinder Kinder 27
Mit Mandeln, Pistazien oder Cashewkernen dekorieren, die leicht in den Teig
gedrückt werden.
Auf ein gefettetes oder mit Backpapier belegtes Blech legen – genügend Platz
zwischen den einzelnen Plätzchen lassen.
Ofen 15 Minuten vorheizen, Plätzchen 20 Minuten bei 180 Grad backen.
Auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. Luftdicht in einer Dose verschließen.
› Aktionsteil
Illustrationen: Angela Richter
Spielen: Labyrinth
Wer findet am schnellsten den richtigen Weg zu Robinson, ohne sich in
Illustrationen: Peter Laux
den Gängen zu verirren oder in einer Sackgasse zu landen?
Schreiben: Urdu
Urdu wird von rechts nach links gelesen.
Das „i“ in Pakistan wird nicht als Buchstabe
geschrieben, weil es nur ein kurz gesprochener Laut ist: „Paakistaan“.
Schreibt die Buchstaben groß auf ein
DIN-A4-Blatt und verziert es mit bunten
Motiven, die auf dem Lkw (Seiten 14-15)
zu sehen sind.
n a t s k a P
11
Spielen: Gilli Danda
Das Spiel soll 2.500 Jahre alt sein und könnte ein Vorläufer von Kricket sein.
Ein Video gibt es unter diesem Link: http://www.youtube.com/watch?v=dcD5BoztOWA
Dazu brauchen wir:
›
›
›
›
ein Stück Kreide
einen langen Holzstock = Danda
einen kurzen Holzstock, der an den Enden etwas
zugespitzt ist = Gilli
eine unbegrenzte Zahl von Mitspielern – es kann in
Teams oder einzeln gegeneinander gespielt werden
Und so wird’s gespielt:
›
Malt mit Kreide einen ca. 1 m großen Kreis auf den
Boden. Bei sandigem Boden könnt ihr den Kreis auch mit
›
einem Stock malen. Legt Gilli, den kleinen Stock, in den Kreis.
Der „Batsman“, der Schlagmann, schlägt nun mit dem
großen Stock auf die obere Spitze des kleinen Stocks, so
dass er in die Luft fliegt. Dann muss er ihn mit dem langen
›
›
Stock in der Luft treffen und ihn so weit wie möglich
Stock auf den Boden, wird die Entfernung vom Landeplatz
wegschlagen.
bis zum Kreis mit dem langen Stock gemessen: Eine Stock-
Die übrigen Spieler stehen in einiger Entfernung und versu-
länge entspricht einem Punkt, den der „Batsman“ bzw. sein
chen, den kleinen Stock zu fangen.
Team erzielt.
Gelingt das, darf der Fänger den Stock schlagen. Fällt der
›
Wer am Ende die meisten Punkte hat, hat gewonnen.
Spielen: Stapu
Dazu brauchen wir:
›
›
›
Kreide
einen Stein
beliebig viele Mitspieler
Und so wird’s gespielt:
›
›
Zeichnet mit Kreide ein Spielfeld auf den
Boden.
Der erste Spieler wirft einen Stein in Feld 1.
Wenn der Stein dabei eine Linie berührt,
ist der Spieler ausgeschieden und der
›
nächste ist an der Reihe.
Der Spieler muss zunächst auf einem
Bein in die Felder hüpfen – das Feld mit
›
›
dem Stein muss er überspringen.
In die Felder 4 und 5 sowie 7 und 8 muss
er jeweils mit beiden Füßen springen.
Im Ziel darf er mit beiden Füßen
ankommen, dann mit einem Sprung
›
umdrehen und wieder zurückhüpfen.
Wenn er das Gleichgewicht verliert, die
Linien berührt oder mit zwei Füßen in ein
Feld springt, scheidet er aus und der
›
nächste Spieler ist an der Reihe.
War sein Durchlauf fehlerfrei, muss er als
nächstes den Stein in Feld 2 werfen.
12
Kinder Kinder 27
› Aktionsteil
Illustrationen: Angela Richter
Ba steln:
Pakistanischer
Lastwagen
Illustrationen: Peter Laux
Und so wird’s gemacht:
›
›
›
›
Die Bastelbögen mit Faser- oder Buntstiften
schön bunt ausmalen.
Alle Teile genau ausschneiden.
Die Teile an den gestrichelten Linien knicken.
Die gelben Flächen mit Kleber einstreichen
und alles – wie auf den Zeichnungen auf S. 14 –
zusammenkleben. (Gelb kommt auf Hellgrau!)
Teil 1
Rückseite
Teil 3
Rückseite
13
Teil 1
Teil 3
14
Kinder Kinder 27
› Aktionsteil
Teile 2
Teile 5
Teile 4
15
Teile 2
Rückseite
Teile 5
Rückseite
Teile 4
Rückseite
16
Kinder Kinder 27
› Aktionsteil
Land und Leute
K2
Nanga Parbat
Peshawar
Landesname:
„Pakistan“ wurde aus Buchstaben der
Provinzen Punjab, Afghanien, Kaschmir,
Afghanistan
Islamabad
t
Chakwal Distrik
Indus-Sindh und Belutschistan zusam-
Lahore
mengesetzt. In der Sprache Urdu
bedeutet das Wort „Land der Reinen“
Indus
(pak: rein; stan: Land).
Staatsgründung: Vor 1947 gab es in
Asien den Staat Britisch-Indien. Er um-
Pakistan
fasste das heutige Gebiet von Indien, Pakistan und Bangladesch. In diesem Staat
Indien
lebten hauptsächlich Hindus; deshalb
wollten die Muslime dort einen eigenen
Staat haben. 1947 wurde links und rechts
je ein Stück Land von Britisch-Indien ab-
bad
Hydera
geteilt, in dem viele Muslime lebten. Das
war der neue Staat Pakistan. Er bestand
Karatschi
aus Westpakistan und Ostpakistan – und
dazwischen lagen 1.500 Kilometer!
Aus dem restlichen Staat Britisch-Indien
Arabisches Meer
wurde Indien. Mit der Teilung kam es zu
blutigen Kämpfen zwischen Hindus und
Moslems: In dem neu gegründeten Staat
Pakistan lebten auch Hindus, und in
Indien lebten auch immer noch Moslems.
Man schätzt, dass zehn Millionen Menschen in das jeweils andere Land flüchteten, dabei starb fast eine Million von
ihnen, die Menschen verhungerten oder
verdursteten, religiöse Stätten wurden
zerstört, ganze Dörfer ausgelöscht. Seit
damals sind Pakistan und Indien Feinde.
Die Grenze zwischen beiden Ländern
ny
n Herrman
Foto: Christia
wurde im Nordwesten nicht genau festgelegt: Dort gibt es die Region Kasch-
Hauptstadt: Islamabad
mir, und bis heute streiten Indien und
(919.000 Einwohner)
Pakistan mit Kriegen und Anschlägen
Größte Stadt: Karatschi
darüber, zu wem Kaschmir gehört.
(13,9 Millionen Einwohner)
aus verschiedenen Volksgruppen; die
zu Pakistan. Es hat einen Krieg gegen
Hälfte aller Pakistanis sind Pandschabi,
Westpakistan gewonnen und sich Bangla-
die anderen Sindhi, Paschtunen, Moha-
desch genannt.
jiren oder Balutschen
Alter: Pakistanis werden durchschnittlich
67 Jahre alt (Deutsche 80 Jahre)
Indien
Pakistan
Sprache: Nationalsprache ist Urdu, in
Behörden wird auch Englisch gesprochen
Foto: Marko
Ostpakistan gehört seit 1971 nicht mehr
Lakomi
Bevölkerung: über 196 Mio. Menschen
Bangladesch
Kinder Kinder 27
› Länderinfo
17
Bodenschätze: u. a. Erdgas, Eisenerz,
Kupfer, Salz.
Geografie: Pakistan ist rund zweimal so
groß wie Deutschland – 800.000 km².
Im äußersten Norden liegen der Hindukusch, das Karakorum und der Himalaya
– die drei höchsten Gebirgszüge der
Erde. Deshalb ist diese Region bei Bergsteigern besonders beliebt. Dort gibt es
mehr Berge über 8.000 m als irgendwo
sonst auf der Welt.
Entlang der indischen Grenze und der
Provinz Sindh liegen menschenleere
Wüsten und Wüstensteppen.
Der längste Fluss ist der Indus
(3.180 km), durch Pakistan fließt er
2.900 km.
mons/Kogo
Foto: Wikimedia Com
Essen: Sehr beliebt sind Hähnchengerichte. Kebaps (Hackfleischgerichte) gibt
es in allen Variationen: Chappli kebap
z. B. ist eine Art Hamburger („chappli“
kommt von dem Urdu-Wort für „Slipper“
oder „Schuh“). Dal (Linsen)
gibt es praktisch zu jedem
Essen. Für arme Menschen
sind sie das Hauptgericht, für
reiche Leute eine Beilage. Tee
ist das pakistanische Nationalgetränk; er wird oft mit Milch
und Gewürzen getrunken.
Arbeit: Die meisten Pakistanis
arbeiten in der Landwirtschaft
und bauen am Indus vor allem
Weizen, Reis und Mais an. Fast
Geld: pakistanische Rupie,
jeder 4. Einwohner muss mit
100 Rupien = 0,91 Euro,
weniger als 1 Euro am Tag
1 Euro = 107,63 Rupien
auskommen.
(Stand: April 2015,
Oanda Währungsrechner)
18
Kinder Kinder 27
› Länderinfo
Der höchste Berg Pakistans und der
zweithöchste Gipfel der Welt ist der
K2 (8.611 m). Der Nanga Parbat (8.125 m)
ist der neunthöchste Gipfel der Welt
und der schwierigste Berg der Welt für
Bergsteiger.
Foto: Wikimedia Commons/Maria Ly
Naturkatastrophen: Pakistan wird
immer wieder von heftigem Monsunregen und schweren Erdbeben heimgesucht. Unter Pakistan scheuern mehrere
Erdplatten aneinander. Dann bebt jedes
Mal die Erde.
Die folgenden Katastrophen fanden
innerhalb weniger Jahren statt:
September 2014: Flutkatastrophe
April 2013: Erdbeben der Stärke 7,8
Januar 2011: Erdbeben (7,2)
Juli und August 2010: Flutkatastrophe
nach heftigen Regenfällen
Oktober 2008: Erdbeben (6,4)
Oktober 2005: Erdbeben (7,7)
Verkehrsmittel: Die Busse und Lastwagen sind mit Landschaften, Herzen,
Tieren oder heiligen Männern bemalt und
mit Ketten, Plastikblumen und Glücksbringern geschmückt. Die Fahrzeuge
erinnern an die Kamelkarawanen von
früher: Die Kamele wurden mit Glücksbringern, Glocken und Ketten behängt,
um böse Geister fernzuhalten.
Uhrzeit:
Sport: Die wichtigste
12 Uhr (Deutschland)
Sportart in Pakistan ist
= 15 Uhr (Pakistan),
Kricket – ein Spiel, bei
im Winter 16 Uhr
dem zwei Teams mit
Schlägern und Ball um
Punkte kämpfen.
Quellen: World Factbook 2015, Vereinte Nationen 2015, Wikipedia 2015 Fotos: Christian Herrmanny, Silke Wörmann, Erhard Stückrath, Kindernothilfe Partner
19
Die Badshahi-Moschee
in Lahore ist die zweitgrößte Moschee
Pakistans und eine der größten Moscheen
der Welt. Sie wurde 1673/74 auf Anordnung
von Großmogul Aurangzeb erbaut.
Foto: iStock/Otmar Winterleitner
Menschenrechte: Die pakistanischen Gesetze garantieren
allen Bürgern Grundrechte: z. B. soll jeder seine Meinung
sagen dürfen, ohne deshalb Probleme zu bekommen, jeder
20
Foto: Wikimedia Commons/Kaleem Sajid
darf seine Religion frei wählen, und alle Menschen haben
Religion: Staatsreligion ist der Islam, fast alle
dieselben Rechte. Aber in Wirklichkeit missachten die
Pakistanis sind Muslime. Die Faisal-Moschee in
Regierung und auch viele andere, die etwas zu sagen
Islamabad gilt als eine der modernsten
haben, diese Gesetze. Organisationen wie Amnesty Inter-
Moscheen der Welt. Sie war ein Geschenk des
national berichten immer wieder von Folter und Misshand-
saudi-arabischen Königs Faisal an Pakistan
lungen von Menschen. Besonders die Rechte von Mädchen
und bietet bis zu 74.000 Menschen Platz.
und Frauen werden oft missachtet.
Kinder Kinder 27
› Länderinfo
Kinder: Jeder 3. Pakistani ist jünger als 15 Jahre. Es gibt keine
Gesetze, die Kinder wirklich schützen. Ein Gesetz aus dem Jahr
1860 gibt Eltern, Lehrern und anderen Aufsichtspersonen das
Recht, Kinder, die jünger sind als 13, durch Schläge zu erziehen.
geschlagen werden.
Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass 3,8 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren in Pakistan arbeiten –
z. B. als Straßenhändler, in Ziegelbrennereien, auf Baumwollfel-
Foto: Kindernor
hilfe
Nationen unterschrieben, und die verbietet, dass Kinder
Partner
Dabei hat Pakistan die Kinderrechtskonvention der Vereinten
dern, in der Teppichproduktion oder in Kohlebergwerken. Die
Hälfte ist 5 bis 9 Jahre alt. Auch dies verbietet die Kinderrechtskonvention. 2014 stand Pakistan auf Platz 6 der
erlauben ihren Töchtern nicht, zur Schule zu gehen. Darum
schlimmsten von Kinderarbeit betroffenen Länder.
können von 100 Mädchen/Frauen ab 15 Jahren nur 42 lesen
(Quelle: Maplecroft)
und schreiben, bei 100 Jungen/Männern sind es 67.
In Pakistan gibt es eine Schulpflicht, Kinder müssen also zur
Jedes 3. Kind in Pakistan hat Untergewicht (in Deutschland hat
Schule gehen. Trotzdem kann nur etwas mehr als die Hälfte
jedes 4. Kind Übergewicht). 57 von 1.000 Kindern sterben,
aller Pakistanis ab 15 Jahren lesen und schreiben. Viele Eltern
bevor sie 5 Jahre alt werden (in Deutschland 4 Kinder).
Taliban: Die Taliban (auf Deutsch: Schüler) sind
eine Terrororganisation. Sie wollen einen Gottesstaat errichten. Sie verbieten Mädchen und Frauen,
zu arbeiten und zur Schule zu gehen. Musik hören
und tanzen dürfen auch Jungen und Männer nicht.
2009 übernahmen sie die Herrschaft im Swat-Tal,
einer Region im Nordosten Pakistans. Sie führten
das islamische Strafrecht, die Scharia, ein. Ihre
Vorschriften erstrecken sich auf alle Lebensbereiche – von Schulen über PC-Geschäfte bis zu
Friseuren. 2012 schossen sie einer 15-jährigen
Alliance/dpa
Schülerin in den Kopf – Malala. Dieses mutige
Foto: Picture
Mädchen stellen wir auf den nächsten Seiten vor.
Die Kindernothilfe in Pakistan
Wir sind seit fast 40 Jahren in Pakistan aktiv. Mithilfe von pakistanischen Organisationen fördern wir
Foto: Kindern
rund 20.000 Kinder in 27 Projekten. Wichtig ist uns
vor allem, dass Kinder zur Schule gehen. Wir setzen
uns ein für Kinder, die arbeiten müssen oder auf der
ligt sind, stärken wir sie und ihre Rechte besonders.
Wir unterstützen ganze Dörfer und ermutigen
Frauen, sich zu Selbsthilfegruppen zusammenzuschließen, denn gemeinsam können sie Probleme
viel besser lösen und mehr erreichen.
Foto: Kindernothilfe Partner
Land bekannt zu machen. Weil Mädchen benachtei-
othilfe Partner
Straße leben, und helfen mit, die Kinderrechte im
21
Das mutigste Mädchen der
Hier ist ein Auszug aus ihrer Rede:
„Der Malala-Tag ist nicht mein Tag, heute
geschossen. Auch auf meine Freunde
Jesus Christus und Buddha. Das ist das
ist der Tag jeder Frau, jedes Jungen und
haben sie geschossen. Sie haben
Vermächtnis der Veränderung, das ich
jedes Mädchens, die ihre Stimme für ihre
gedacht, dass die Kugeln uns zum
von Martin Luther King, Nelson Mandela
Rechte erhoben haben.
Schweigen bringen würden, aber sie sind
und Muhammad Ali Jinnah (Gründervater
gescheitert. Die Terroristen dachten, sie
und erster Staatspräsident Pakistans)
Ich spreche nicht für mich
könnten unsere Ziele verändern und
übernommen habe. Das ist die Lehre
selbst, sondern für alle
unseren Ehrgeiz stoppen. Aber in
der Gewaltlosigkeit, die ich von Gandhi,
Mädchen und Jungen. Ich
meinem Leben hat sich nichts verändert.
Badshah Khan (Freiheitskämpfer) und
erhebe meine Stimme – nicht
Meine Hoffnungen sind immer noch
Mutter Theresa gelernt habe. Und das ist
dieselben.
die Bereitschaft zu vergeben, die ich von
um zu schreien, sondern damit
diejenigen, die keine
Stimme haben,
gehört werden.
Liebe Freunde,
am 9. Oktober
Ich wünsche mir Bildung für die
Söhne und Töchter aller Extremisten, besonders der Taliban.
habe. Meine Seele sagt mir: Sei fried-
Ich hasse noch nicht einmal den Talib,
die Dunkelheit sehen, erkennen wir, wie
fertig und liebe alle.
Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir
der auf mich geschossen hat. Sogar
wichtig das Licht ist. Wenn man uns zum
haben die
wenn ich ein Gewehr in der Hand hätte
Schweigen bringt, erkennen wir, wie wich-
Taliban
und er vor mir stände, ich würde ihn nicht
tig unsere Stimme ist. Genauso erkann-
mir in
erschießen. Das ist das Mitgefühl, das
ten wir im Swat-Tal im Norden Pakistans
meine
ich von Mohammed gelernt habe, dem
die Bedeutung von Schreibstiften und
linke Stirn
Propheten der Barmherzigkeit, und von
Büchern, wenn wir Gewehre sahen.
2012
22
meinem Vater und meiner Mutter gelernt
Kinder Kinder 27
› Thema
Welt
schwer verletzt. In einer Fachklinik in
England wurde sie behandelt.
Im September 2014 wurden die Männer,
die auf sie geschossen hatten, gefasst.
Heute ist sie immer noch in England,
auch ihre Familie ist bei ihr. Obwohl sie
fast gestorben wäre, hält sie nicht den
Malala Yousafzai (geb. 1997) ist eine der
Mund. Sie reist durch die Welt und
bekanntesten Personen Pakistans. Ab
kämpft weiter für die Mädchen in Pakis-
Januar 2009 berichtete sie in einem
tan und alle Kinder auf der Erde. Als
Internet-Tagebuch wochenlang über die
jüngste Kandidatin aller Zeiten gewann
Terrorherrschaft der Taliban in ihrer
sie im Oktober 2014 den Friedensnobel-
Heimat, dem Swat-Tal: über die Angst der
preis! Nur wenige Stunden danach hat
Bevölkerung, die Selbstmordanschläge
sie übers Internet Morddrohungen pakis-
und über die Mädchen, die nicht mehr
tanischer Terroristen erhalten.
zur Schule gehen durften. Damals war
sie erst elf Jahre alt. Obwohl sie ihr Leben
Sie hat auch ganz viele andere Preise für
damit in Gefahr brachte, trat sie in Fern-
ihre mutige Arbeit bekommen. An ihrem
sehshows auf, gab Interviews und
16. Geburtstag, dem 12. Juli 2013, durfte
forderte, dass Mädchen auf der ganzen
sie vor den Vereinten Nationen in New
Welt zur Schule gehen dürfen müssen.
York eine Rede halten. Die Vereinten Nati-
Die Taliban hassten sie. Im Oktober 2012
onen haben diesen Tag zum Malala-Tag
überfielen sie den Schulbus, in dem
erklärt, der künftig jedes Jahr an das
Malala und ihre Freundinnen saßen, und
Recht aller Kinder auf Bildung erinnern
schossen ihr in den Kopf. Malala wurde
soll.
Das Sprichwort
Wir rufen alle Regierungen auf, gegen
Also lasst uns einen weltweiten Kampf
Der Stift ist mächtiger
als das Schwert
Terrorismus und Gewalt zu kämpfen und
wagen gegen Analphabetismus, Armut
Kinder vor Brutalität und Schaden zu
und Terrorismus, lasst uns unsere Bücher
bewahren.
und Stifte in die Hand nehmen, sie sind
ist wahr. Die Extremisten haben Angst vor
unsere stärksten Waffen.
Büchern und Stiften. Sie fürchten sich vor
Wir rufen alle entwickelten Länder auf,
der Macht der Bildung. Darum haben sie
Bemühungen zu unterstützen, dass
viele Lehrerinnen getötet. Darum spren-
Mädchen in Entwicklungsländern mehr
gen sie jeden Tag Schulen in die Luft.
Bildungsmöglichkeiten bekommen.
Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch
und ein Stift können die Welt
verändern.“
Jetzt ist es an der Zeit, den Mund aufzu-
Wir werden unsere Reise zu unserem Ziel
Nach der Rede standen alle Regierungs-
machen. Wir rufen heute die Führer der
‚Frieden und Bildung für alle‘
vertreter auf und klatschten.
Welt auf, ihre Politik zugunsten von
Frieden und Wohlstand zu ändern.
fortsetzen. Niemand kann uns aufhalten.
Wir werden unsere Rechte fordern, und
Wir rufen die führenden Politiker der Welt
wir werden durch unsere Stimme für
auf, dass alle Friedensabkommen die
Veränderung sorgen.
Rechte von Frauen und Kindern schützen
müssen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass Millionen Menschen unter Armut, Ungerech-
Wir rufen alle Regierungen auf, auf der
tigkeit und Unwissenheit leiden. Wir
ganzen Welt die Schulpflicht für jedes
dürfen nicht vergessen, dass Millionen
Kind sicherzustellen.
Kinder nicht zur Schule gehen.
Fotos: Picture Alliance/dpa
23
E in Tag im Leben von Shan,
12, Kinderarbeiter
Hello (hallo auf Urdu), ich heiße Shan. Ich bin zwölf Jahre
alt und lebe in Dalwal, einem Dorf im Norden von Pakistan.
Wir wohnen alle in einem kleinen Haus – meine Eltern,
meine beiden Schwestern und die vierköpfige Familie
meines Onkels. Unser Haus hat nur ein Zimmer. Seit zwei
Jahren arbeite ich mit meinem Vater in einer Kohlemine.
Der Eingang zur Mine liegt nur ein paar hundert Meter
entfernt von unserem Haus. Dass meine Schwestern zur
Schule gehen, ist nicht selbstverständlich bei uns,
Mädchen müssen normalerweise im Haushalt helfen. Aber
meine Eltern finden es wichtig, dass die beiden etwas
lernen. Wollt ihr wissen, wie mein Tag aussieht?
5 Uhr
Ich stehe auf und ziehe mich an. Als erstes muss ich für
meine Familie Wasser vom Brunnen holen, da es im
Haus keine Wasserleitung gibt. Meine Mutter macht uns
zum Frühstück Naan-Brot und Tee mit Milch. Nach dem
Frühstück gehe ich mit meinem Vater hinüber zur Mine.
Auf dem kurzen Weg dorthin hab‘ ich immer ein ungutes
Gefühl – auch nach zwei Jahren noch. Die Arbeit in der
Mine ist sehr gefährlich. Oft passieren schlimme Unfälle,
manchmal sterben dabei Menschen. Ja, ich habe Angst,
in der Mine zu arbeiten, und ich frage mich jeden
Morgen, ob ich meine Mutter und meine Schwestern
nachmittags wiedersehen werde.
6 Uhr
Vor dem Eingang zur Mine treffe ich meine Freunde Musadak und
Musha. Zusammen mit acht anderen Kindern arbeiten wir als „Tapali“,
als Eseltreiber. Wir müssen mit Eseln etwa 1.000 Meter tief in den
engen und dunklen Schacht zu der Stelle vordringen, an der mein Vater
und andere Männer die Kohle aus dem Berg schlagen. Unsere Aufgabe
ist es, die Kohle in Plastiksäcken, die über die Rücken der Esel gehängt
werden, nach draußen zu transportieren. Die vielen dunklen Stollen
sind wie ein Labyrinth. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht
verlaufen. Draußen wird die Kohle auf Lastwagen verladen. Die Arbeit
ist sehr anstrengend. Bis zu zwölf Mal müssen meine Freunde und ich
mit den Eseln in den Berg. Die Luft ist unglaublich staubig, und es ist
furchtbar warm. Die Esel sind ziemlich störrisch und müssen ständig
angetrieben werden.
24
Kinder Kinder 27
› Tagesablauf
Ich genieße jede Sekunde an der frischen Luft, wenn
ich aus der Mine komme. Der Staub in der Mine ist
schlecht für die Lunge. Viele Arbeiter werden deshalb
krank. Ich bin froh, dass ich noch gesund bin. Für die
acht Stunden Schufterei am Tag bekomme ich pro
Esel 200 Rupien (ca. 1,70 Euro). Manchmal führe ich
zwei Esel in die Mine, manchmal drei.
14 Uhr
Zum Mittagessen gehe ich kurz nach
Hause. Zunächst wasche ich mir den
Staub von Gesicht und Armen. Danach
essen wir jeden Mittag Reis mit Gemüse.
Nach dem Essen treffe ich meine beiden
Freunde Musadak und Musha, und wir
gehen ins Spaß- und Lern-Zentrum in
14:30 Uhr
der Nähe der Mine.
Ich finde es toll, mit anderen Kindern im Spaß- und Lern-Zentrum zu spielen, am
liebsten mag ich Kricket. Aber wir lernen auch eine Menge – zum Beispiel lesen und
schreiben. Ich kenne mittlerweile das Alphabet und kann auch schon meinen Namen
schreiben! Das Lernen ist cool, auch wenn es mir nicht leicht fällt, weil ich nach der
Arbeit total kaputt bin.
Herr Khan, unser Lehrer, spricht auch mit uns über die Arbeit in der Mine und wie wir
gesund bleiben. Wir lernen zum Beispiel, wie wir uns besser vor dem Staub oder
gegen Krankheiten wie Malaria schützen können. Er hat uns auch gesagt, dass wir als
Kinder Rechte haben – etwa darauf, dass wir zur Schule gehen dürfen, dass Erwachsene unsere Meinung anhören müssen und dass sie uns nicht schlagen dürfen. Das
hat uns vorher noch nie jemand gesagt.
17:30 Uhr
Die Zeit im Zentrum ist viel zu
schnell vergangen. Ich muss nach
Hause, Wasser vom Brunnen holen,
unsere Kühe, Ziegen und Hühner
und die Esel vom Minenbesitzer
füttern.
18 Uhr
Hab‘ ich einen Hunger! Meine
Mutter kocht abends Linsen, dazu
gibt es wieder Naan-Brot. Obwohl
ich so einen Kohldampf habe, esse
ich ganz langsam. Bei so vielen
Leuten in der Familie bekommt
19 Uhr
jeder nur ein bisschen zu essen.
Ab ins Bett! Ich bin total erledigt. Morgen
Deshalb nehme ich immer nur
wird wieder ein anstrengender Tag. Aber
kleine Bissen, und dann kaue ich
dann ist Wochenende, und da hat die
ganz lange darauf herum, damit
ganze Familie frei. Wir freuen uns schon
ich möglichst lange etwas davon
alle darauf. Rat bicher! (Gute Nacht auf
habe.
Urdu)
Fotos: Christian Herrmanny
25
Spaß und Lernen
statt ...
3,8 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen in
Pakistan arbeiten. Der Kindernothilfe-Partner RASTI will
Kinder davor bewahren, in Bergwerken ihr Leben aufs Spiel
zu setzen.
Die Arbeit in Bergwerken gehört zu den gefährlichsten und
anstrengendsten Jobs für Kinder.
Shan, den ihr auf Seite 24 kennengelernt habt, hat der Kindernothilfe erzählt: „Die Arbeit in der Mine ist hart, und sie ist nicht
gut für meine Gesundheit und mein Leben. Es ist so staubig
dort. Ich würde freiwillig niemals dort arbeiten, aber meine
Alle Kinder haben ein Recht auf Schule
Familie ist arm, deshalb bleibt mir nichts anders übrig …”
Die Kinder der Bergwerks-Besitzer besuchen übrigens die
Schule, während die Söhne der Bergwerks-Arbeiter fünf Tage in
Wen interessieren Gesetze?
der Woche mit großer Angst in die Mine gehen. Ein pakistani-
Es gibt Gesetze in Pakistan, die Kinderarbeiter in Bergwerken
sches Gesetz sichert allen Kindern zu, dass sie ein Recht auf
schützen sollen. Sie reichen aber nicht aus und werden auch
Schulbesuch haben. Das Problem ist: Weder Kinder noch die
längst nicht von allen Minenbesitzern beachtet. So ist es zum
Eltern wissen, welche Rechte sie haben!
Beispiel verboten, dass Kinder unter 18 Jahren in Minen
arbeiten. In Wirklichkeit schuften hier auch Jüngere – ihr habt
ja gelesen, Shan geht schon in die Mine,
Der Kindernothilfe-Partner RASTI arbeitet im Chakwal-Distrikt
im Bundesstaat Punjab. Dort gibt es zahlreiche Kohleberg-
seit er zehn ist. Immerhin wird
werke. Vor allem in den Schächten, in denen die Kohle mit Eseln
das Verbot, dass Mädchen
abtransportiert wird, schuften viele Jungen. Für sie eröffnet die
und Frauen nicht in Minen
arbeiten dürfen, meistens
eingehalten.
Kindernothilfe in mehreren Dörfern Spaß- und Lern-Zentren.
Die Häuser bauen die Dorfbewohner selbst, das Material
bekommen sie von RASTI. Manchmal stellen auch die Minenbesitzer ein Gebäude zur Verfügung. In den nächsten Jahren
sollen hier 450 Kinder und Jugendliche – Jungen und auch
Mädchen – zwischen elf und 17 Jahren spielen und lernen und
ihre Rechte kennenlernen, damit sie sich wehren können.
Außerdem will RASTI ihnen andere Tätigkeiten beibringen, mit
denen sie Geld verdienen können, so dass sie nicht mehr in die
Mine gehen müssen.
26
Kinder Kinder 27
› Projekt 25854
... Kohle und
Schuften
Chakwal
Lernen, auch wenn man müde ist
In Dalwal gibt es bereits ein solches Spaß- und LernZentrum. Shan und seine Freunde besuchen es jeden Nachmittag nach der Arbeit. 20 Jungen kommen bisher hierher.
In der ersten Stunde steht immer Lernen auf dem
Programm: Lehrer Mukaram Khan bringt ihnen Lesen,
Schreiben, Englisch, Urdu und Mathe bei, aber zum Beispiel
auch, wie man sich vor Krankheiten schützt. Und er klärt sie
auf, welche Rechte sie als Kinder haben – und welche später
als erwachsene Arbeiter. Dabei muss Herr Khan den Unterricht
anders gestalten als in einer normalen Schule, denn: „Wenn die
Jungen hierherkommen“, sagt er, „haben sie schon mehr als
sieben Stunden gearbeitet. Danach sind sie müde und können
kaum noch richtig aufpassen und mitmachen.“
Nach dem Lernen gibt es eine kreative Stunde. Da können
Shan und seine Freunde zum Beispiel malen. Anschließend,
und darauf freut sich Shan immer besonders, sind Spiel und
Sport an der Reihe. Er spielt am liebsten Kricket, das ist der
Nationalsport in Pakistan.
Endlich – Mädchen dürfen lernen!
Die RASTI-Mitarbeiter werden auch Programme für Mädchen
und Erwachsene anbieten. „Die Arbeit in der Mine ist auch für
die Väter viel zu gefährlich“, sagt Projektmanager Sayed
Foto: Kinder
nothilfe-Pa
rtner
Mujahid Hussain. „Wir schulen die Eltern für neue Jobs und
geben auch den Mädchen eine Berufsausbildung.“ Das ist
etwas ganz Neues in vielen ländlichen Gegenden Pakistans,
denn dort lernen Mädchen normalerweise keinen Beruf.
RASTI-Mitarbeiter reden auch mit Minenbesitzern und fordern
sie auf, die Gesetze einzuhalten und dafür zu sorgen, dass
Kinder vor gefährlichen Arbeitsbedingungen geschützt werden.
Und sie bringen sie mit Politikern und Regierungsvertretern
Shan träumt jetzt – dank des Unterrichts im Zentrum –
zusammen, damit alle gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder
von einem Beruf, bei dem er nicht sein Leben riskieren muss …
unter 18 Jahren wirklich nicht in Bergwerken arbeiten.
Truckfahrer vielleicht?
Quelle: ILO, RASTI Fotos: Christian Herrmanny
27
Die Kindernothilfe stellt sich vor
man etwas verändern kann. Bittet eure
Eltern, Produkte zu kaufen, die ohne
ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt
wurden – Teppiche mit GoodWeaveSiegel, Kaffee, Tee, Schokolade, Orangensaft, Bananen, Blumen oder Fußbälle aus
„fairem“ Handel.
Oder engagiert euch als Action!Kidz
gegen ausbeuterische Kinderarbeit.
Infos unter
Foto: Erhard Stückrath
www.actionkidz.de
ACTION!KIDZ
KINDER GEGEN KINDERARBEIT
Wer ist die Kindernothilfe?
ändern. Deshalb arbeitet die
Ein Kinderhilfswerk, das über seine Pro-
Kindernothilfe in Bündnissen
jekte rund 1,5 Millionen Kinder in 29 Län-
und Kampagnen mit: gegen
dern in Afrika, Asien, Lateinamerika und
ausbeuterische Kinderarbeit,
Osteuropa erreicht. Kinder aus armen
gegen Kinderprostitution,
Verhältnissen sollen eine Chance auf ein
gegen den Einsatz von Kinder-
besseres Leben bekommen. Sie sollen
soldaten, für Bildung für alle,
jeden Tag satt werden, etwas anzuziehen
für einen gerechteren, welt-
haben, zur Schule gehen, eine Ausbil-
weiten Handel.
dung machen können und von einem
Arzt behandelt werden, wenn sie krank
Wie könnt ihr mithelfen?
sind. In den Projekten bekommen die
Durch eine einmalige Spende: z. B. wenn
Mädchen und Jungen Mitspracherecht
ihr mit einem Flohmarkt oder einem Spon-
bei Planungen und Veränderungen. Sie
sorenlauf Geld gesammelt habt. Oder
lernen ihre Rechte kennen und wie sie
durch monatliche Spenden für eine
Robinson im Internet!
sich wehren können, wenn jemand
Projektpatenschaft (15 Euro), eine Kinder-
Auf www.robinson-im-netz.de könnt
dagegen verstößt. Wenn Kindern Gewalt
patenschaft (31 Euro) oder für die Aktion
ihr viele Reisen mit Robinson erleben.
angetan wurde, vertreten Rechtsanwälte
www.ichbindabeitrag.de (beliebiger
Außerdem gibt’s dort Online-Spiele,
sie vor Gericht. Sollen Kinder auf der
Beitrag).
Basteltipps und Infos über viele Länder
ganzen Welt zu ihrem Recht kommen,
Informiert euch über die Situation von
und Themen.
dann muss sich auch in Deutschland viel
Kindern in anderen Ländern und wie
Impressum
Redaktion: Gunhild Aiyub (verantwortlich), Christian Herrmanny, Malte Pfau, Silke Wörmann
Gestaltung: Angela Richter, Illustrationen: Peter Laux, Angela Richter, Titelfoto: Christian Herrmanny
Druck: Brendow/Moers, Redaktionsschluss: Mai 2015
Konten: Bank für Kirche und Diakonie eG – KD Bank, IBAN DE72 3506 0190 0000 4545 40 BIC DUISDE33
ERSTE Bank der Österreichischen Sparkassen AG, Kto 310028-03031 BLZ 20111
PostFinance, Kto 60-644779-1, Aarau; Berner Kantonalbank, IBAN CH75 0079 0016 5327 0003 5, Clearing No. 790.
Comptes Chèques Postaux Luxembourg, IBAN LU73 1111 0261 4249 0000 BIC: CCPLLULL
Kindernothilfe Deutschland: Kindernothilfe e.V., Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg,
Telefon 02 03 . 77 89 - 0, Service-Telefon 02 03 . 77 89 - 111, www.kindernothilfe.de, [email protected]
Kindernothilfe Österreich: www.kindernothilfe.at, [email protected]
Stiftung Kindernothilfe Schweiz: www.kindernothilfe.ch, [email protected]
Kindernothilfe Luxemburg: www.kindernothilfe.lu, [email protected]
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kompensiert
Id-Nr. 1547251
www.bvdm-online.de