Jugend zählt - Lebendige Gemeinde

Das Magazin der ChristusBewegung 2 | 2015
Jugend zählt
Christus – unsere Weisheit
Auf dem Weg des Glaubens
Predigt von Volker Gäckle
am Christustag in Stuttgart
Perspektiven aus der Studie
»Jugend zählt«
Seite 4
Seite 12
Flüchtlinge, Personalplanung
und Haushalt
Bericht von der Sommersynode
Seite 17
www.lebendige-gemeinde.de
2
2·2015
termine · inhalt
Termine
August
2.8.
Jusi-Treffen, Die Apis
5.–9.8.
Allianzkonferenz, Bad Blankenburg
6.–15.8. Summer-City, Die Apis, Schönblick
20.–28.8. ProCamp, SWD-EC/SV-EC, Sulz am Eck
28.8.–12.9.Alb on Fire, Internationales Missionsprojekt,
Hülben/Schwäbische Alb
September
9.9. Forumstag Generation Plus, Die Apis, Schönblick
11.9. IHL Absolvierungsabend, Bad Liebenzell
13.9. Herbstmissionsfest Liebenzeller Mission,
Bad Liebenzell
19.9. Marsch für das Leben, Berlin
19.9. EC-Jugendmissionstreffen eXchange, Bad Liebenzell
19.9. Informations- und Gebetstag der
Ev. Karmelmission, Schorndorf
20.–21.9. DIPM-Jahresfest, Geradstetten
21.–27.9. Bibeltage, CVJM Walddorf
26.9. YOUNIFY, ejw, Theaterhaus Stuttgart
27.9. Herbstmissionsfest, DMG, Sinsheim
Oktober
3.10. Jahreskonferenz SV, Harmonie Heilbronn
3.10. Jahresfest und 60 Jahre BibelStudienKolleg,
Ostfildern
11.10. Sport-Forum ejw, Bernhausen
17.10. Stadtbeweger und JuGo, Stuttgart
18.10. Christustreff, Christusbund, Liederhalle Stuttgart
inhalt
christustag
4
Christus – unsere Weisheit
Vortrag von Volker Gäckle
hristustag
10cKlug
– jetzt und ewig
Mihamm Kim-Rauchholz
12tAufitelthema
dem Weg des Glaubens
Perspektiven aus der Studie »Jugend zählt«
für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Gottfried Heinzmann
itelthema
16tYOUBE
– Der neue Jugendkatechismus
aus der synode
17Flüchtlinge,
Personalplanung
und Haushalt
Bericht aus der Sommersynode
Ralf Albrecht
veranstaltungen
20Christsein
gegen den Trend
Herbstfest Oberschwaben
22aus den bezirken
Weitere Termine finden Sie auch online unter
www.lebendige-gemeinde.de/termine
impressum
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»Lebendige Gemeinde«
Christusbewegung in Württemberg e. V.
Saalstraße 6
70825 Korntal-Münchingen
Telefon 0711/83 46 99
Telefax 0711/8 38 80 86
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nachbestellt werden.
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»Lebendige Gemeinde«
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BIC SOLADEST
editorial
liebe leserinnen und leser
Dankbar blicken wir auf den Christustag zurück. Es
war ein bewegender Tag, der viel beachtet wurde – in
Stuttgart, in Winterlingen und bei unseren badischen
Geschwistern.
Allein das Wort vom Kreuz macht uns klug! Wir ­können
nicht Kirche sein, wenn Christus und sein Wort nicht
die Grundlage unseres Glaubens bilden. Das haben
wir unterstrichen – und das wurde gehört. Von rund
13.000 Menschen in den Christustags-Orten und von
den Journalisten, die in einer großen Breite über
diesen Tag berichteten.
In dieser Ausgabe finden Sie die Beiträge von Volker Gäckle und
­Mihamm Kim-Rauchholz. Viele weitere Predigten der anderen Orte
finden Sie kostenlos zum Nachlesen und Nachhören auf unserer
­Internetseite www.christustag.de.
Nach zwei besonderen Jahren wird der Christustag in 2016 wieder
wie gewohnt in Form der Regionalkonferenzen in rund 20 Städten in
Baden und Württemberg stattfinden. Und wir freuen uns, dass der
Christustag weiter Kreise zieht: Dieses Jahr haben auch die Österreicher in Linz erstmals einen Christustag gefeiert. Und jüngst kam
eine Nachricht, dass sich die Katholische Kirche in Deutschland zwar
2017 nicht zu einem gemeinsamen »Reformationsfest« einladen lässt
– zu sehr ist dieses Datum dort mit dem Auseinanderbrechen der
­K irche verbunden –, aber ein gemeinsames Christusfest, das geht!
Wo es überall im Jahr 2017 solche Christusfeste und Christustage
geben wird – wir sind gespannt!
Den zweiten Schwerpunkt unseres Heftes bilden die Perspektiven,
die sich aus der Studie »Jugend zählt« ergeben – Gottfried Heinzmann, der Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg,
führt aus, was Jugendarbeit braucht, um Jugendliche auf dem Weg
des Glaubens zu begleiten.
Dazu gehört auch YOUBE, der neue Jugendkatechismus, der auf dem
Aidlinger Pfingstjugendtreffen erstmals präsentiert wurde – erfahren Sie mehr darüber auf Seite 16!
Auch die Sommersynode beschäftigte sich nochmals mit diesem
Thema – den Bericht von der Tagung finden Sie ebenfalls in dieser
Ausgabe.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen sowie erholsame
Sommerferien!
Wir danken allen, die durch ihre Spende
die kostenlose Verteilung dieses Magazins
ermöglichen. Wir bitten um vollständige
und deutliche Angabe der Anschrift bei
Überweisungen, damit wir Spenden­quit­tungen übersenden können. Wir sind
ganz auf die Gaben der Freunde angewiesen.
Redaktion
Ralf Albrecht, Erwin Damson,
Rainer Holweger, Steffen Kern,
Traugott Messner, Claudius Schillinger
Gesamtgestaltung
Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen
Druck und Postzeitungvertrieb
Henkel Druckerei, 70499 Stuttgart
Bildnachweis Titel: iStock photo © RyanJLane
Ihr Traugott Messner
P.S.: In den letzten beiden Jahren konnten wir nochmals über 3.000
neue Leserinnen und Leser gewinnen. Mit der höheren Auflage sind
allerdings auch unsere Kosten gestiegen. Aus diesem Grund haben
wir beschlossen, unserer Zeitschrift künftig regelmäßig einen Zahlschein beizulegen. Wenn es Ihnen möglich ist, unsere Arbeit mit
­einer Spende unterstützen, sind wir Ihnen sehr dankbar!
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christustag
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We
»KreuzwortGedanken«
an die Korinther:
Denn das Wort
vom Kreuz ist eine
Torheit denen,
die verloren werden;
uns aber, die wir
selig werden,
ist‘s eine Gotteskraft...
der autor:
Prof. Dr. Volker Gäckle
ist Dozent für Neues
Testament und Rektor
der Internationalen
Hochschule Liebenzell.
Foto: www.martinweinbrenner.de
4
Denn die Juden
fordern Zeichen
und die Griechen
fragen nach Weisheit,
wir aber predigen
den gekreuzigten
Christus,
den Juden ein Ärgernis
und den Griechen
eine Torheit...
christustag
Auszug aus der Predigt von Prof. Dr. Volker Gäckle
am Christustag in der Porsche-Arena in Stuttgart
über 1. Korinther 1,18–25
ten Islamischen Staates hören.
Da sträubt sich alles, da will man
weder hinschauen noch hinhören,
da will man möglichst schnell das
Thema wechseln.
In den ersten drei Jahrhunderten haben Christen deshalb auch
keine Kreuze in die Gottesdiensträume gehängt oder gestellt. Das
wäre so gewesen, wie wenn wir
heute einen elektrischen Stuhl
oder einen Galgen in die Kirche
stellen, den man während dem
ganzen Gottesdienst ansehen
muss. Allein schon das Wort war
eine Provokation.
Wir spüren heute auf einmal
wieder die riesige Kluft, die sich
zwischen dem Wort vom Kreuz
und dieser Welt auftut. Wir spüren wieder die Fremdheit dieser
as Paulus hier beschreibt, beiden Größen und es ist nur eine
war die tägliche Grund- Frage der Zeit, bis man alle Kreuerfahrung seines Diens- ze aus dem öffentlichen Raum
tes: Da verkündet er, dass Gott verbannt, weil Zeitgenossen sich
selbst durch den gekreuzigten provoziert fühlen.
In einer Fernsehsendung sagte
und auferstandenen Jesus Christus die Welt mit sich versöhnt hat einmal eine junge Vikarin erfriund die Reaktion seiner Hörer ist schend ehrlich über ihren Verkünein konsterniertes Kopfschütteln. digungsdienst: »Wissen Sie: Hier
Das Kreuz war der Inbegriff drin ist es Wahrheit, da draußen
der Grausamkeit, der Inbegriff ist es Wahnsinn!«
der Brutalität, des Schmerzes, des
Damit muss man zu Recht komLeides und der Scham. Das Kreuz men! Das schaffen wir noch nicht
hatte als Hinrichtungsinstrument so richtig! Wir schütteln noch hilfnur einen Zweck. Es sollte einem los und irritiert den Kopf darüber,
Menschen einen möglichst grau- wie frech und aggressiv dieses alte
samen, möglichst schmerzhaften, Europa dieses Wort vom Kreuz
möglichst langsamen, möglichst wieder zurückweist. Wir wissen
demütigenden und möglichst be- noch nicht so recht, wie wir damit
schämenden Tod bereiten.
umgehen sollen. Wir meinen es ja
Das Kreuz war buchstäblich nur gut. Wir wollen doch niemanein Marterpfahl und wenn an- dem was Böses. Wir wollen doch
tike Menschen das Wort
nette und gesellschaftlich
»Kreuz« auch nur höranerkannte Menschen
gott
ten, dann passierte
sein. Wir wollen etwas
in ihrer GefühlsWertvolles tun für
provoziert uns
welt das, was uns
unser Land und seimit dem wort
passiert, wenn wir
ne Menschen. Wir
vom kreuz –
von den Barbareiwollen doch nicht
damit wir klug
en des sogenannprovozieren!
W
werden.
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2·2015
christustag
Aber vielleicht ist genau das unser
Problem. Denn das Kreuz ist eine
Provokation – ob uns das gefällt
oder nicht. Gott provoziert mit
dem Wort vom Kreuz uns Menschen, unser Denken, unsere Vernunft, unsere Gottesbilder und
unsere Menschenbilder – damit
wir klug werden!
Der Gott unserer Vorstellung
Wir Menschen stehen mitten drin
in der Schöpfung Gottes, durch
die er uns seine Weisheit zeigt.
Gott präsentiert sich uns sozusagen direkt vor unserer Nase, aber
wir Menschen verweigern ihm die
Anerkennung. Gott lädt uns ein in
seiner Schöpfung mit ihm zu leben und wir drehen uns schnöde
weg. Und weil wir ihm hochintellektuell die Anerkennung verweigern, verriegelt uns Gott unsere
Vernunft. Wir sehen und verstehen ihn nicht mehr. Und weil wir
mit sehenden Augen Gott nicht
mehr finden, müssen wir uns Bilder von ihm machen. Wir haben ja
gar nicht die Wahl, ob wir an Gott
glauben wollen oder nicht. Wir
haben nur die Wahl, an welchen
Gott wir glauben wollen: an den,
der uns gemacht hat, oder an den,
den wir gemacht haben.
In unseren Köpfen bauen wir
uns den Gott oder den Götzen,
den wir gern hätten, den wir verstehen können, den wir akzeptieren können, den wir mit unserem
kleinem Gehirn begreifen können und mit dem wir auch gesellschaftlich nicht anecken, mit dem
man sich spottfrei präsentieren
kann in dieser Welt.
Gemäß diesem Gottesbild basteln wir unser Christusbild zusammen, ein Christus für den man
sich nicht zu schämen braucht, der
als Ideal und Vorbild taugt, der soziale Jesus, der politisch korrekte
Jesus, der Jesus, der solidarisch
ist mit allen und jeden, die aus
welchen Gründen auch immer
­Solidarität brauchen.
Und wir kreieren ein Menschen­
bild, in dem ich vielleicht nicht
perfekt bin, aber lernfähig, verbesserungsfähig, entwicklungsfä­hig.
Deshalb ist auch für alle Ideo­logien
die Bildungspolitik der Ausgangs­punkt der Menschheitserziehung.
Wenn wir nicht an den Gott
glauben wollen, der uns geschaffen
hat, dann müssen wir an den Gott
glauben, den wir geschaffen haben.
1
2
wenn wir
nicht an den gott
glauben wollen,
der uns geschaffen
hat, dann müssen
wir an den gott
glauben, den wir
geschaffen
haben
3
4
1 Ralf Albrecht im Gespräch
mit Heinrich Deichmann
2 Blick in die vollbesetzte Arena
3 Bläserteam des ejw unter der
Leitung von Michael Püngel
4 Andrea und Albert Frey
Fotos: www.martinweinbrenner.de
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christustag
Das Kreuz führt zum Streit
Und mitten in dieser Welt unserer
Gottes- und Götzenbilder offenbart sich Gott in einem Antibild.
In einem Bild, das uns nicht gefällt. In einem Bild, das niemand
von uns hätte malen können, auf
das keiner von uns gekommen
wäre. In Jesaja 53 heißt es: »Wir
sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er
war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und
Krankheit. Er war so verachtet,
dass man das Angesicht vor ihm
verbarg ...« (Jesaja 53,4).
Das Evangelium vom Gekreuzigten ist Gottes Bildersturm gegen unsere falschen Gottesbilder,
falschen Jesusbilder und falschen
Menschenbilder.
Am Kreuz kommt es zum Konflikt der Wahrheiten! Da kommt
es zum Streit der Theologien.
Da kommt es zum Ärgernis, zur
Empörung, zum Spott. Wir sollten uns nicht wundern, dass das
heute wieder geschieht. Hier, im
Angesicht des Gekreuzigten entscheidet sich, ob unsere Theologie
wirklich christlich im Sinn von
christusgemäß ist, oder ob sie nur
human, ethisch, tolerant, zeitgeistig oder ob sie nur fromm ist.
Gottes und unsere Gedanken
Wir denken oft, wir kommen nur
weiter, wenn wir eine attraktive
Botschaft haben. Gott denkt das
offensichtlich nicht. Er schickt seine Apostel mit einer Botschaft in
die Welt, wo alle sagen: »Schwachsinn, Irrsinn, Wahnsinn!«
»Denn die Juden fordern Zeichen, die Griechen fragen nach
Weisheit und die postmodernen
Europäer nach Toleranz und Akzep­­tanz, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein
Ärgernis, den Griechen eine Torheit und den Europäern eine Krankheit, die nur Phobien verursacht.«
Wir denken, wir kommen nur
weiter, wenn wir gesellschaftlich
anerkannt sind. Gott denkt das
offensichtlich nicht. Er versöhnt
die Welt mit sich selbst in einem
Geschehen, wo wir nur den Hass,
die Gewalt, den Spott einer Gesellschaft sehen und hören.
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christustag
1W
ieder im Einsatz:
Das von Jugendlichen
gesprayte „christus#tag“.
1
2D
er israelische Generalkonsul
Dr. Dan Shaham bedankte
sich für die Verbundenheit
mit Israel.
3/4 Ein Höhepunkt war das
Podiums­gespräch von
Ralf Albrecht mit Dorothee
Gabler und Anatoli
Uschomirski.
2
Wir denken, wir kommen nur weiter, wenn wir genügend Einfluss
haben, Gott denkt das offensichtlich nicht. Sein Sohn vollbringt
das Heil der Welt in einem Zustand völliger Ohnmacht, mit angenagelten Armen und Beinen.
Gott offenbart sich im Widerstand des Menschen. Gott wirkt
im Gegenwind der Welt. Und so
baut er auch seine Gemeinde. Der
christliche Glaube ist im Gegenwind geboren, im Gegenwind hat
er sich ausgebreitet und im Gegenwind ist er nie untergangen!
Der Gegenwind kann Opfer kosten. Wie hat es Luther formuliert:
»Nehmen sie den Leibe, Gut, Ehr,
Kind und Weib ...«, aber niemals
unser Heil: »... das Reich muss
uns doch bleiben.« Die Pforten der
Hölle werden die Gemeinde nicht
überwältigen (Mt 16,18).
Das Wort setzt sich durch,
wo es will
Der Gegenwind ist nicht das Problem des christlichen Glaubens. Im
Gegenteil, der Gegenwind dieser
Welt ist immer der Rückenwind
des Heiligen Geistes. Im Gegenwind nehmen vielleicht die Mitglieder ab, aber die Nachfolger nehmen zu. Im Gegenwind nehmen
die Sympathien ab, aber die Liebe
nimmt zu. Im Gegenwind nimmt
die Religiosität ab, aber der Glaube
wird gewiss.
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Attraktivität, gesellschaft­
liche Anerkennung und Einfluss
sind tolle Dinge, Mitglieder und
Sympathien sind positive Dinge,
wohl dem, der sie hat und möge
Gott uns diese Dinge noch lange erhalten. Aber Gott ist darauf
nicht angewiesen.
Am Kreuz Jesu passierten ja
merkwürdige Dinge: Da wendet
sich ein Verbrecher, der auch in
den letzten Zügen seines Lebens
ist, an Jesus und legt sein Leben
und seine Ewigkeit in Jesu Hand,
obwohl beiden dasselbe Sterben
beschieden war. Und der römische Zenturio, der Chef der ganzen Hinrichtungsaktion, kann am
Ende nur sagen: »Dieser Mensch
war Gottes Sohn.«
Wir merken an diesen Geschichten, dass das Wort vom Kreuz sich
3
selbst seine Attraktivität schafft,
es schafft sich selbst seine Anerkennung, es schafft sich selbst seinen Einfluss. In diesem Wort vom
Kreuz steckt eine Gotteskraft.
Rein historisch können wir viel
leichter erklären, warum antike
Menschen das Evangelium abgelehnt haben und es als Wahnsinn
empfunden haben. Aber merkwürdiger Weise hat sich diese
menschlich gesprochen wahnsinnige Botschaft durchgesetzt. Und
merkwürdiger Weise tut sie das
bis heute. Während wir über unsere schlechten Zahlen diskutieren,
wachsen die Gemeinden in Asien,
Afrika und Lateinamerika. Und
möglicherweise bekommen die
Fotos: www.martinweinbrenner.de
8
christustag
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steht: Die Furcht Gottes ist der
Anfang der Weisheit!
Während eine gottlose Vernunft immer die Neigung hat,
ständig zu entgleisen und die
Selbstvergottung des Menschen
zu betreiben, hält der Glaube die
Vernunft in der Spur, macht sie
leistungsfähig, macht sie wahrheitsfähig.
Der Glaube steht deshalb gar
nicht in Konkurrenz zum Wissen.
Glaube ist vielmehr die Beziehung, in der unsere Vernunft vor
dem ständigen Entgleisen und der
dauernden Selbstüberschätzung
bewahrt wird. Wer Gott fürchtet
und liebt und an ihn glaubt, der
kann weiter-denken.
4
Zeilen aus 1. Korinther 1,26 noch
einmal eine neue Bedeutung: Seht
doch, liebe Schwestern und Brüder, auf die Berufungen. Nicht
viele weise Bildungsbürger aus
dem ehemals christlichen Abendland, nicht viele reichen Westler,
nicht viele Besitzer einer europäischen Staatsangehörigkeit hat
Gott erwählt, sondern was töricht
und schwach ist vor der Welt … Im
Licht des Kreuzes erkennen wir,
dass Gott anders tickt als wir!
Verstehen im Licht des
Kreuzes
Im Licht des Kreuzes verstehen
wir, wer wir sind. Unter dem
Kreuz stehen wir nicht als eigentlich gute, erziehungs- und entwicklungsfähige Menschen, die
nur ein paar Macken und Kanten
haben, die man aber mit humanistischer Gutmenschenpolitur glatt
polieren kann. Nein, unter dem
Kreuz da treffen sich die Sünder,
die in der großen Gefahr stehen,
verloren zu gehen. Da stehen wir
als Bettler, für die Gott das liebste
was er hatte, hergegeben hat, da-
mit wir nicht verloren gehen. Das
ist der Mensch, wie er im Licht des
Kreuzes dasteht.
Man mag das als ein veraltetes
Menschenbild bezeichnen, aber
vor dem Richterstuhl Christi werden wir einmal erleben, wie manches wieder hochaktuell wird, was
wir schon als veraltet abgeschrieben haben.
Im Licht des Kreuzes sehen
wir auch, wer unser Nächster
ist! Da wo Menschen um seines
Namens Willen angegriffen und
ausgegrenzt werden, wo sie wie
Schlachtschafe verachtet, verfolgt
und getötet werden, da werden wir
uns dazu stellen. Da wo Menschen
in der Nachfolge Jesu ihr Kreuz
zu tragen haben, da werden wir
mittragen. An diesem Tag tun wir
das mit den Schwestern und Brüdern der messianisch-jüdischen
Gemeinden, für die es auf diesem
Kirchentag merkwürdig wenig
Platz gibt.
Im Licht des Kreuzes verstehen
wir auch, dass der Glaube nicht
das Ende der Vernunft ist, sondern ihr Anfang. Hier verstehen
wir, was schon in den Sprüchen
Nein, das Wort vom Kreuz
schmeckt nicht jedem: Die Juden
fragten damals nach Zeichen, die
Griechen fragten damals nach
Weisheit und beide waren in ihrer Mehrheit durch das Wort vom
Kreuz nicht zu gewinnen. Und
trotzdem predigte Paulus nichts
anderes, als den Gekreuzigten.
Und deshalb können auch wir
nichts anderes predigen, sei es
zur Zeit oder zur Unzeit. Gottes
Weisheit ist nicht abhängig von
der Zustimmung der Mehrheit.
Gottes Wahrheit ist nicht weniger
wahr, wenn Europa meint, darauf
verzichten zu können.
Wir predigen den Gekreuzigten, weil wir in diesem Wort vom
Kreuz dem Leben begegnet sind,
weil wir im Gekreuzigten der Liebe Gottes begegnet sind, weil wir
im Antlitz des Gekreuzigten eine
lebendige Hoffnung kennengelernt haben und weil wir erleben,
dass dieses Wort nach wie vor eine
verändernde Kraft hat für das Leben von Millionen von Menschen.
Im Wort vom Kreuz sollen wir
klug werden, weil Christus unsere
Weisheit ist. AMEN. V
Die ungekürzte Fassung der Predigt und
weitere Vorträge von den Konferenzen finden Sie online unter www.christustag.de
10 2·2015
christustag
Klug – jetzt und ewig
Bibelarbeit von Prof. Dr. Mihamm Kim-Rauchholz beim Christustag in der
Porsche-Arena in Stuttgart Lukas 16,1–13
Das Gleichnis vom
unehrlichen Verwalter
Als ich 1994 in Tübingen mein
Theologiestudium angefangen habe, hat einmal ein theologischer
Lehrer zu diesem Text eine Andacht gehalten. Und er begann
seine Andacht mit den Worten,
dass die Geschichte vom unehrlichen Verwalter in Lukas für ihn
der »schwierigste Text im Neuen
Testament« sei. Und ich erinnere
mich, wie es mich verwundert hat
und ich sein Dilemma nicht direkt
nachvollziehen konnte. Lukas 16,
1–13 gehört sicherlich nicht zu
meinen Lieblingstexten der Bibel,
aber der schwierigste Text ...?
Im Laufe der Jahre, während
meines Studiums in Deutschland
habe ich immer besser verstehen
können, warum: Ehrlichkeit ist
hier in Deutschland – so scheint
es mir – das Markenzeichen für
den christlichen Glauben ... Und
deshalb ist es so schwierig zu
schlucken, dass Jesus hier mit kei-
nem Wort diese Unehrlichkeit des
Verwalters tadelt, sondern er auch
noch gelobt wird …
Ich selber komme aus Asien
und habe auch längere Zeit in Mikronesien gelebt, und es ist sehr
interessant zu sehen, dass in diesen Kulturen Beziehung, Gastfreundschaft, die Ehre, Höflichkeit oder das Teilen von Gütern
unter Christen als weit höhere
Werte angesehen werden als z. B.
»Ehrlichkeit«. Ein bisschen davon
kann man vielleicht in dem selbstverständlichen Feilschen auf den
Märkten sehen, wo der Preis letztendlich Verhandlungssache ist.
Und in diesem Zusammenhang
habe ich mich mal im Gegenzug
gefragt, was wäre für mich als Koreanerin der schwierigste Text im
NT: Und siehe da … ich bin fündig
geworden: Markus 8,33, wo Petrus
die Ankündigung eines leidenden
Messias nicht akzeptieren will,
sagt Jesus zu ihm: »Geh weg von
mir, Satan. Denn du bist mir ein
Ärgernis.« Das geht für einen Orientalen ja gar nicht. Das ist ein
Gesichtsverlust sondergleichen –
und das noch vor der versammelten Mannschaft. Und spätestens
hier scheint mir, dass Jesus gar
nicht so orientalisch ist, sondern
eher sehr europäisch-direkt zu
sein scheint.
Und genau das aber, liebe Brüder und Schwestern, ist der Punkt:
Jesus Christus ist weder orientalisch noch europäisch, er ist weder
höflich noch zu direkt … sondern er
ist Gott. Die Kultur und ihre Werte
sind nicht der Maßstab für ihn,
sondern er ist der Maßstab, an
dem sich jede Kultur und auch
jede christliche Denomination
messen und orientieren muss.
Ehrlichkeit, Freundlichkeit und
Gastfreundschaft sind unbestreitbar wichtige christliche, bibli­
sche Werte. Aber sie sind nicht die
entscheidenden Krite­r ien, an denen sich das Wort Gottes messen
lassen muss. Ich betone diesen
Punkt so am Anfang, weil ich glaube, dass manchmal nicht unsere
Sünden uns den Zugang zu einem
biblischen Text versperren, sondern unsere eigenen Tugenden –
und zwar in dem Moment,
wo wir sie als Kriterium
über die Worte Jesu
manchmal
setzen und Jesus
versperren nicht
nicht mehr als der
unsere sünden den
lebendige Herr das
zugang zu einem
entscheidende Kriterium für unser
biblischen text,
Leben, Verstehen
sondern unsere
und Handeln ist.
tugenden
die autorin:
Prof. Dr. Mihamm Kim-Rauchholz
ist Dozentin für Neues Testament
an der Internationalen Hochschule
Liebenzell.
christustag
Und in diesem Zusammenhang
verstehe ich auch die Aussage von
Paulus aus Philipper 3,12: Alles
was mir Gewinn war – er redet
hier nicht davon, dass er seine
schlechten Eigenschaften oder
Sünden wegwirft um Christus zu
gewinnen, sondern das, was für
ihn gut war, Gewinn war: Bildung,
Prägungen und Werte – alles was
mir Gewinn war, habe ich als
Schaden erachtet … als Kot, damit
ich Christus gewinne!
Und darum geht es! Um das,
was Christus uns sagen will, was
ihm wichtig ist. Ich möchte aus
der Geschichte nur einen Aspekt
hervorheben: Jesus lobt den Verwalter nicht für seine Moral oder
seinen Betrug, sondern für seine
»Klugheit« …
In der Geschichte tut der Verwalter folgendes: Er erfasst realistisch und nüchtern seine Situation. Er geht seine Optionen durch
… und streicht eine nach dem anderen aus: Option A klappt nicht,
B kommt auch nicht in Frage …
Und er erkennt die Lösung, die
ihm auf Dauer seine Existenz sichert: Er übt Barmherzigkeit an
seinen Mitmenschen. Menschen,
die in dieser Geschichte hochverschuldet sind …
Der ungerechte Verwalter erkennt die Lösung, die ihm auf
Dauer seine Existenz sichert: Er
übt Barmherzigkeit an seinen
Mitmenschen.
Und beherzigt damit eigentlich den Rat, den ein berühmter
Staatsmann, der für seine Weisheit und Verständigkeit über
Landesgrenzen bekannt war,
hunderte von Jahren früher dem
babylonischen König Nebukadnezar gegeben hat: Daniel 4,24:
»Darum, o König, lass dir meinen
1
2
3
Fotos: www.martinweinbrenner.de
1 Bibelzeit mit Steffen Kern,
Prof. Mihamm Kim-Rauchholz
und Dr. Johannes Hartl, dem Leiter
des Gebetshauses Augsburg.
2 Judy Bailey
3 Das Motto von Klaus Kreischer
als Pantomime: »Ich habe etwas zu
sagen, darum schweige ich!«
2·2015 11
Rat gefallen und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit
und – jetzt kommt’s – brich mit
deinem Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn dein
Wohlergehen von Dauer sein soll.«
Barmherzigkeit gegen Elende,
wenn dein Wohlergehen von Dauer sein soll … Klugheit ist, sein
Schicksal auf das zu setzen, was
Ewigkeitswert hat. Kulturen und
Werte von Menschen ändern sich …
was ist von Dauer?
In Psalm 63,4 bekennt der Psalmist im Gebet vor Gott: »Deine
Barmherzigkeit ist besser als Leben ...« Als junge Theologin habe
ich diese Aussage nie richtig verstanden. Ist Leben nicht das Allerwichtigste, was wir hier auf Erden
haben? Wie kann dann die Barmherzigkeit Gottes wichtiger oder
besser sein als das Leben an sich?
Was genau ist damit gemeint? In
den zurückliegenden Jahren mit
vielen Höhen und Tiefen, viel
Versagen, Hinfallen und Wiederaufgerichtet werden, habe ich
erfahren dürfen, dass Leben nur
deshalb möglich ist, weil Gott uns
barmherzig ist. Weil seine Güte
und Treue jeden Morgen neu sind
und uns gelten. Wir alle leben von
diesem barmherzigen Ja Gottes.
Und vielleicht noch wichtiger: Wir
alle sterben im Vertrauen – nicht
auf unsere eigene Gerechtigkeit,
Ehrlichkeit, Höflichkeit oder Ehre
– sondern allein im Vertrauen auf
Gottes große Barmherzigkeit, die
uns durch den Tod trägt – trotz
unseres täglichen Versagens, unserer vielen Fehler und Sünden.
Und weil dies so ist, liebe Brüder
und Schwestern, weil wir alle allein von dieser Barmherzigkeit
Gottes leben, tun wir gut daran,
sind wir klug, wenn wir unser
Leben in dieser Welt und unser
Handeln im Blick auf die Ewigkeit
danach ausrichten, was Jesus so
unmissverständlich und klar in
Mt 9,13 gesagt hat: Geht aber hin
und lernt, was das heißt (Hos 6,6):
»Ich habe Gefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer.« V
12 2·2015
titelthema
Perspektiven aus der Studie »Jugend zählt« für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
M
ich faszinieren Glaubensgeschichten. Die
von Karokaline zum Beispiel: »Mama, Papa,
ich lass mich taufen«, unter dieser Überschrift erzählt eine junge Frau mit dem Anmeldenamen Karokaline in einem Internetblog von ihrem
Weg mit Gott. Ihre Eltern hatten sie strikt atheistisch erzogen, sie besuchte den Ethikunterricht, hörte auch Geschichten von Gott und Jesus, bekam aber
nie einen persönlichen Zugang dazu. Mit 13 Jahren
– in einer Phase, als »HIM-hörender, schwarz gekleideter, trauriger Teenager« fand sie Anschluss an eine
TEN-SING-Gruppe. Dort ging es um Musik, Theater,
Show – aber es gab auch gemeinsame Andachten und
Gebete. Sie erlebte dort Menschen, denen sie alle
Fragen stellen konnte und die versucht haben, sie
zu beantworten – »ohne Lügen, ohne Übertreiben,
ohne Bibel sogar«. Ihr Leben und ihre Einstellung
zum Glauben veränderten sich nach und nach. Sie
berichtet von einer sehr persönlichen Erfahrung, die
in ihr den Entschluss reifen ließ, Christin zu werden.
Jeder und jede hat eine eigene Glaubensgeschichte.
Bei manchen haben die Eltern und Großeltern sehr
viel dazu getan, bei anderen wenig. Die einen hatten schon früh Kontakt zu Kindergottesdienst und
Jungschar, andere sind eher zufällig auf die Angebote der Jugendarbeit aufmerksam geworden. Und bei
allen bleibt es ein höchst spannendes Ineinander von
dem, was Gott gewirkt hat und dem, was Menschen
getan haben.
Miteinander unterwegs –
die Emmaus-Geschichte als Lehrstück
Wenn ich an die Glaubensgeschichte von Kindern
und Jugendlichen denke, hilft mir die EmmausGeschichte. Aus England habe ich die Idee übernommen, die Emmaus-Geschichte als Lehrstück dafür
zu verstehen, wie Menschen zum Glauben an den
auferstandenen Jesus Christus kommen. Auf dem
Weg des Glaubens gibt es Fragen und Zweifel. Es gibt
Auf dem Weg des Glaubens
titelthema
Ungeklärtes und Trauriges. Und auf diesem Weg gibt
es Gesprächspartner. Menschen, die zuhören und denen man Fragen stellen kann. Es gibt verschiedene
Wegabschnitte. Kindergottesdienst und Jungschar.
Konfirmandenunterricht und Jugendgruppen. Mitarbeit im Posaunenchor, in einer Band, auf Freizeiten.
Auf diesem Weg kommt auch die Bibel ins Gespräch.
Schwierige Stellen werden diskutiert. Gemeinsam
wird danach gefragt, was es mit diesem Jesus von
Nazareth, an den wir als den Christus glauben, auf
sich hat.
Auf diesem Weg fassen Menschen Vertrauen,
bringen sich ein, finden Orientierung, treffen Entscheidungen und werden sich immer gewisser: Hier
will ich sein, das will ich glauben.
Auf dieser Grundlage stelle ich nachfolgend einige Ergebnisse aus der Studie »Jugend zählt«1 vor.
Damit verbunden benenne ich aktuelle Herausforderungen für die Jugendarbeit.
der autor:
Gottfried Heinzmann
ist Pfarrer und Leiter
des Evangelischen
Jugendwerks in Württemberg
1
W
olfgang Ilg / Gottfried Heinzmann / Mike Cares (Hg.): Jugend zählt!
Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013
zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen
Baden und Württemberg, Stuttgart 2014
Fotos: ejw/privat
Um Kinder
und Jugendliche auf dem
Weg des Glaubens zu begleiten,
braucht es Menschen, die mit
ihnen ein Stück Weg gehen.
Zuhören, auf Fragen eingehen,
die Bibel ins Gespräch bringen,
Christus erkennen – das
alles kann sich auf
diesem Weg
ereignen.
2·2015 13
Gut und beständig –
Gruppen als Kern
evangelischer Jugendarbeit
Ein wichtiges Merkmal der Jugendarbeit sind die Gruppen.
Gleichgültig ob sie Jungschar, Teenie-Treff oder Jugendkreis heißen,
die Gruppe gehört zur Jugendarbeit. Viele hatten befürchtet, dass
die Gruppe ein Auslaufmodell
wäre und der Trend hin zu EinzelEvents gehe. Auch wenn es einen
Rückgang bei den Zahlen der Teilnehmenden gibt (Jungschar minus
17 % und Jugendkreise minus 7
%), zeigt die Studie: Die regelmäßigen Gruppen haben nach wie
vor eine große Anziehungskraft.
Ein herausragendes Merkmal in
der Jugendarbeit ist der intensive
Betreuungsschlüssel. Er liegt oft
bei einer Quote von 1 zu 4.
Jungschar- und Kindergruppen
sind die mit Abstand am meisten
verbreitete Arbeitsform. Fast ein
Drittel aller ehrenamtlich in der
Jugendarbeit Mitarbeitenden engagieren sich in der Jungschar.
Und 41 % davon sind jünger als
18. Der Einstieg ins Ehrenamt geschieht sehr oft über die Mitarbeit
in der Jungschar. Junge Mitarbeitende lernen in der Jungschar,
was es heißt, Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen,
Verantwortung zu übernehmen,
ein Spiel anzuleiten und eine Andacht zu halten.
Die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen bekommt
vor allem die Jungschar zu spüren. Um diese wertvolle Arbeitsform zu erhalten, brauchen die
jungen Mitarbeiter Unterstützung
von älteren Ehrenamtlichen und
Hauptamtlichen.
a
titelthema
Neu und herausfordernd –
die schulbezogene
Kinder- und Jugendarbeit
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit an der Schule. Man kann diesen Umstand
aus Sicht einer außerschulischen
Jugendbildung beklagen. Doch
dabei darf es nicht bleiben. In
der Jugendarbeit wollen wir diese Herausforderung annehmen
und darauf reagieren. Wie wir
diese Veränderungsprozesse in
der Jugendarbeit begleiten und
gestalten können, diese Frage beschäftigt uns zurzeit sehr. Einige
Grundlinien für die Gestaltung
von Veränderungsprozessen kann
man anhand der schon gewachsenen schulbezogenen Jugendarbeit
erkennen.
V Wenn es darum geht, Neuland zu betreten, braucht es
Pioniere. Mutige Menschen,
die etwas Neues einfach mal
ausprobieren.
Eine
Kernkompetenz für
die Zukunft von Jugendarbeit
wird darin bestehen, Veränderungsprozesse zu gestalten –
mit einer klaren Orientierung auf
das Evangelium von Jesus Christus
hin, aber mit großer Offenheit
für neue Formen und
neue Orte.
VV
eränderungen beginnen in
den Herzen. Wenn wir wollen,
dass Kinder und Jugendliche die
beste Nachricht der Welt hören,
müssen wir dorthin, wo sie sich
aufhalten.
VM
it neuen Arbeitsfeldern
sind neue strukturelle Herausforderungen verbunden:
In diesem Fall muss die Jugendarbeit sich in neue Systeme
einarbeiten, weit über den vertrauten Bereich von Kirchengemeinde und Jugendwerk hinaus.
Wer an der Schule eine Jung­
schar anbieten will, muss andere Regeln befolgen und andere
Absprachen treffen, als wenn
er das in einem Vereinshaus des
CVJM oder einem Gemeindehaus der Kirchengemeinde tut.
V
Das Arbeitsfeld schulbezogene
Kinder- und Jugendarbeit ist
auch inhaltlich herausfordernd. Es geht darum, biblische
Geschichten nicht im geschützten Rahmen des Religionsunterrichts oder des Gemeindehauses
zu erzählen, sondern im öffentlichen Raum. Hier ist eine neue
Sprachfähigkeit auch im Blick
auf andere Religionen gefragt.
Wir müssen sprachfähig werden
im Blick auf das, was unseren
Glauben ausmacht. Besonders
im öffentlichen Raum der Schule ist von uns die Haltung gefragt, dass wir das Evangelium
von Jesus Christus »in uneingeschränktem Respekt vor und
Liebe zu allen Menschen«2 kommunizieren.
Intensiv und erlebnis­
orientiert – Freizeiten als
Gemeinde auf Zeit
Freizeiten sind ein anderer Kernbereich der Jugendarbeit. Um zu
verstehen, welche Faszination
Freizeiten ausüben, kann man
zum Beispiel in die leuchtenden
Augen eines Mädchens blicken,
das mit nach Lagerfeuer stinkenden Klamotten vom Zeltlager
heimkommt, oder sich über einen
pubertierenden Teenager wundern, der in den höchsten Tönen
davon reden kann, wie wichtig es
ist, dass man sich nicht vor unangenehmen Aufgaben drückt,
sondern auch Küchendienst und
Kloputzen übernimmt.
Freizeiten bieten intensive Erlebnisse. Was man dort erlebt,
schweißt zusammen. Die Bibelworte, die man dort hört, werden
anders aufgenommen als zu Hause. In der Freizeitgemeinschaft
kann als Gemeinde auf Zeit Glaube erfahren werden. Gerade deshalb ist es schmerzlich zu sehen,
dass die Teilnahmen an Freizeiten
im Vergleich zu 2006 um 18 %
zurückgegangen sind. Für die Zukunft sollten wir bei den Freizeiten wieder zulegen. Ein wichtiger
Schlüssel könnte darin bestehen,
dass Freizeiten für Kinder und
Jugendliche sich deutlicher als
bisher an den Wochenrhythmen
berufstätiger Eltern orientieren.
Denn diese brauchen nicht nur
Ganztagsschulen, sondern auch
verlässliche Ferienbetreuung.
Fotos: ejw/privat
14 2·2015
titelthema
2·2015 15
Gemeinsam losgehen und ausprobieren
Auf einer
Freizeit können Glaube
und Leben in besonderer
Weise miteinander geteilt
werden. Konzeptionell muss
die Freizeitarbeit stärker
als bisher auf die Bedarfe
der Eltern angepasst
werden.
Insgesamt ist deutlich, dass sich die Rahmenbedingungen für Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
dramatisch verändern. Durch diese gesellschaftlichen Prozesse ist die Jugendarbeit zurzeit stark herausgefordert: Wie reagieren wir auf diese Veränderungen? Niemand weiß im Vorhinein, wie es richtig
ist. Man kann das am Beispiel der schulbezogenen
Jugendarbeit nachvollziehen. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen die schulbezogenen Angebote auf
die Jugendarbeit insgesamt haben. Wir können nur
ahnen, was sich ergeben könnte und welche Effekte sich in einigen Jahren einstellen könnten. Doch
wir haben uns entschlossen, loszugehen und uns
gemeinsam auf den Weg zu machen. Weil wir dort
sein wollen, wo Kinder und Jugendliche sind. Und
weil wir ihnen von Jesus Christus erzählen wollen.
Auf diesem Weg gibt es noch viel zu lernen. Manche
Versuche sind gescheitert und dürfen auch weiterhin
scheitern, denn wir wollen Neues ausprobieren und
dabei experimentierfreudig sein. Im Gelingen von
Experimenten und im Scheitern von Ideen bleibt
unser Ziel bestehen: Wir wollen junge Menschen in
ihrer Lebenswelt erreichen und sie zu einem eigenen
Glauben an Jesus Christus einladen.
In all diesen Veränderungen, vor denen wir als Jugendarbeit stehen und in die wir schon längst hineingenommen sind, wird mir der Jungschargruß immer
wichtiger: Mit Jesus Christus mutig voran. In diesem
Vertrauen wollen wir uns zuversichtlich auf Veränderungen einlassen und auch weiterhin – vielleicht
auf ganz andere Weise und an ganz anderen Orten
- Kinder und Jugendliche auf dem Weg des Glaubens
begleiten. V
2V
gl. MissionRespekt,Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt, Studienausgabe Hamburg 2014, Präambel: »Mission gehört zutiefst zum Wesen der
Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen.
Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen.«
titelthema
Abbildungen: fontis Verlag, Basel
Foto: Pfingstjugendtreffen Aidlingen
16 2·2015
Neuer evangelischer Jugendkatechismus
erschienen: »YOUBE«
Am Pfingstjugendtreffen in Aidlingen wurde der
neue evangelische Jugendkatechismus YOUBE präsentiert. »Der Name ist Programm. Es geht um das
große Du – um Gott, um dich und dein Leben«, sagt
Dominik Klenk, Mitautor des Katechismus. Zugleich
trägt der YOUBE im Namen bereits seine Grundstruktur. Mit seinen drei Teilen YOUBElong, YOUBElieve und YOUBEhave gibt er Antworten auf die
existenziellen Fragen »Wo gehören wir hin?«, »Was
können wir glauben?« und »Wie sollen wir leben?«.
Dominik Klenk, Leiter des Fontis-Verlags, ist Ini­tia­tor, Architekt und Koautor des evangelischen Jugendkatechismus YOUBE. Die Texte entstanden
innerhalb der letzten beiden Jahre im Dreierteam
zusammen mit den beiden evangelischen Theologen
Roland Werner und Bernd Wannenwetsch. Unterstützt wurden sie von der Ludwigsburger Agentur
Tube 20 sowie zahlreichen Helfern wie Theo Eißler,
Daniel Renz, Doro Wolfsberger, Hanns und Mirjam
Wolfsberger u.v.a.
Der YOUBE entwirft eine Struktur, eine Sprache
und eine Bildwelt, die sich an der Lebenswelt der jungen Generation orientiert. Er zeigt an, was christliches Leben ausmacht. Heute, mitten in den Fragen
unserer Zeit, bringt der YOUBE den Reichtum des
Glaubens ins Gespräch: als Anfrage und Angebot und
als Einladung zum Abenteuer.
Dabei geht es nicht darum, den kleinsten, sondern
den größten gemeinsamen Nenner zu finden: Jesus
Christus. Er steht im Zentrum, von ihm her und auf
ihn hin sind die Einheiten angelegt.
Medienübergreifender Ansatz
Für die zusätzliche Umsetzung des YOUBE auf einer
Internet-Plattform blickt das Team um Klenk dankbar auf die Unterstützung durch viele Christen: Mehr
als 23.000 Euro sind bei einer Spendenkampagne für
die Realisation der YOUBE-Webseite zusammengekommen. »Wir freuen uns riesig, die Grundlagen des
christlichen Glaubens für die junge Generation wieder greifbar machen zu können«, so Klenk.
Die geplante Webseite ergänzt das Buch als Werkzeug im Konfirmandenunterricht. Im Zentrum dieses Webprojekts stehen die Teenager selber, die über
ihre bewährten sozialen Netzwerke unkompliziert
mit der YOUBE-Plattform interagieren können. Eingeladen werden sie mit Impulsen aus den Kapiteln des
YOUBE, die sie kommentieren, diskutieren und teilen können. Die Plattform wird aber auch Lern- und
Stundeneinheiten für Pfarrer, Lehrer und Jugendarbeiter zum Hoch- und Runterladen ermöglichen. So
können der YOUBE und die YOUBE-Webseite praktische Bausteine für Kirchen und Gemeinden werden,
die sie in ihrer Jugendarbeit unterstützen.
www.startnext.com/yoube
aus der synode
2·2015 17
Flüchtlinge, Personalplanung
und Haushalt
Bericht von der Sommertagung der Landessynode
Flüchtlinge – bewegende, bedrückende, h
­ erausfordernde Schicksale in den
­Herkunftsländern und hier bei uns
In einer bewegten, betroffenen Debatte nahm die
Landessynode wahr, wie die Situation von Flüchtlingen in den Herkunftsländern aussieht. Wie sehr
Menschen aller Religionen dort unter Druck sind,
besonders in Syrien. Und wie sehr diese ganze Situation gerade dort aufrüttelt, wo wir helfen wollen – allen Menschen und besonders unsere Geschwister im
Glauben wahrnehmend –, aber an verschiedensten
Stellen auf Widerstand stoßen.
Synodale der »Lebendigen Gemeinde« machten
auf die ungeheure Dimension der derzeitigen Flücht-
lingskatastrophe aufmerksam, die mit einer Christenverfolgung unfassbaren Ausmaßes einhergehe.
Sie wiesen auf zwei Gesichtspunkte besonders hin.
Zum einen, dass Gemeinden weiterhin und vermehrt
Begleitung brauchen und viel Engagement zeigen,
wenn es darum geht, Menschen auf der Flucht bei
uns willkommen zu heißen. Und zum anderen sei es
– bei allen aufrichtigen und durchgehenden Anstrengungen, Menschen jedweder Herkunft und Religion
willkommen zu heißen – doch dran, als gemeinsame
Glieder am Leib Christi Anteil zu nehmen am besonderen Leid unserer christlichen Geschwister unter
den Flüchtlingen. Für sie stehen wir besonders ein,
an ihren Verfolgungstraumatisierungen wollen wir
besonders Anteil nehmen und um Heilung bitten.
Wir wissen uns besonders mit allen Partnerkirchen
und Partnergemeinden in den Krisengebieten verbunden.
Personalstrukturplanung für den
Pfarrdienst – mutige Schritte nötig
Der Oberkirchenrat stellte die Planung im Blick auf
Zahlen im Pfarrdienst vor. Die Personalstrukturplanung im Pfarrdienst rechnet modellhaft die Zahl der
Pfarrstellen aus, die in Zukunft von Jahr zu Jahr in
unserer Kirche gebraucht werden.
Foto: Evangelisches Medienhaus GmbH / Jens Schmitt
Heißes Wetter, aber auch hitzige Debatten
und erwärmende Themen prägten das
­Gesicht und die Themen der Landessynode
im Juli. Von Donnerstag, 2. Juli bis Samstag, 4. Juli tagte das Kirchenparlament im
Hospitalhof Stuttgart. Schwerpunktthema war dabei »Verkündigung des Evangeliums durch Bild, Raum und Wort.«
18 2·2015
aus der synode
In den Berichten und der Aussprache wurden die
besonderen Herausforderungen deutlich: in der Zeit
zwischen 2020 und 2030 gehen sehr viele Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand; ein Pfarrermangel droht. Dazu wächst die Zahl der Gemeindeglieder,
die ein Pfarrer zu begleiten hat. Auf diese Herausforderungen gelte es, so der Gesprächskreis »Lebendige
Gemeinde«, jetzt energisch zu reagieren. Besonders
wurde darauf hingewiesen, dass es im ländlichen
Raum schon jetzt enorm lange Vakaturen gibt. Hier
ist direkt notwendig, die ländlichen Pfarrstellen so
zu stärken, dass nicht dort vorwiegend die Vakaturen entstehen und bleiben. Vorrang haben in diesem
Sinne die Gemeindepfarrstellen gegenüber den Sonderpfarrstellen. Und Synodale der LG mahnten an,
dass alternative Zugänge zum Pfarrdienst aus dem
Bereich anderer theologischer Studiengänge (sämtliche Abschlüsse zum MA Theol., FH, Duale Hochschule) wegweisend sein können, um verschiedene
Gaben und Begabungen im Pfarrdienst fruchtbar zu
machen und Lücken in der Zukunft zu schließen.
Michael Fritz:
wie gewinnen wir
mitglieder in dem sinn,
dass menschen neu
auf den weg des glaubens
angesprochen
und mitgenommen
werden?
Fotos: Evangelisches Medienhaus GmbH / Jens Schmitt
Mittelfristige Finanzplanung –
unaufgeregte Vorsicht
Oberkirchenrat Dr. Kastrup konnte bei den Zahlen
für die Planungen von weiterhin erfreulichen Kirchensteuereingängen berichten. So können die Gemeinden bis 2019 mit einer jährlichen verlässlichen
Steigerungsrate der Finanzzuweisung in Höhe von
3% rechnen, immer gerechnet nach den in unserer
Landeskirche geltenden Verteilkriterien.
Da in Haushalt und Planung die Personalkosten
weiterhin dominieren (ca. 80%, wenn man kirchengemeindliche und landeskirchliche Aufgaben zusammensieht), stellt sich die Frage: Wie viel Potential
besteht in der kommenden Zeit für neue Aufgaben?
Michael Schneider nannte für die »Lebendige Gemeinde« Herausforderungen, denen man mit neuen
Ideen begegnen müsse – neben anderen die Digitalisierung unserer Welt und damit die Anfrage an die
Kirche, wie sie sich in der digitalen Welt präsentiere
und wie sie kommuniziere.
Und Rudolf Heß mahnte Verlässlichkeit, Angemessenheit und Vor-Ort-in-den-Gemeinden-Priorität
der mittelfristigen Finanzplanung an. Einmischen
nur so viel wie nötig – Zutrauen an die Gemeinden
vor Ort so viel wie möglich.
Besorgnis muss, nach Worten des Finanzausschuss-Vorsitzenden Michael Fritz, die Tatsache machen, dass sich die Mitgliederzahl so negativ entwickelt. Dies birgt direkt enorm finanzielle Risiken, ist
aber letztlich ja Anlass und Grund für eine andere
Besorgnis: Wie gelingt es uns, miteinander Wege zu
gehen, um Mitglieder zu gewinnen? – Mitglieder in
dem Sinn, dass Menschen neu auf Glaube und Taufe
angesprochen und innerlich auf den Weg des Glaubens eingeladen und mitgenommen werden! Fritz
regte an dieser Stelle einen »Aktionsplan« an.
aus der synode
Andrea Bleher brachte in diesem Rahmen einen Antrag ein, die Weiterentwicklung und Verbreitung von
Glaubenskursen in unserer Landeskirche zu fördern.
Kirche – mehr als ihre Gebäude
Die Verkündigung des Evangeliums durch Raum, Bild
und Wort beschäftigte die Synode schwerpunktmäßig. Kirchen als Zeugen, die hohe Bedeutung kirchlicher Räume als Orte der Gottesbegegnung wurde im
ersten Referat von Prof. Thomas Erne hervorgehoben.
Denn mehr als eine Million Menschen besuchen jährlich die geöffneten Kirchen in Württemberg. Und der
Medienbeauftragte der EKD, Markus Bräuer, stellte
besonders den Verkündigungsauftrag der Kirche in
der Medienwelt in den Mittelpunkt. Er rief dazu auf,
neue Wege in der digitalen Welt zu suchen und klare
Botschaften zu senden, um wahrgenommen zu werden: »Subjektiv, möglicherweise auch unvollständig,
meinungsfreudig, emotional, evangelisch«. Dies gelte besonders für die neuen sozialen Medien.
Im Rahmen der Aussprache brachte Anja Holland
von der Lebendigen Gemeinde den Antrag ein, eine
umfangreiche »Kirchen-App« zu konzipieren, die Inhalte und Veranstaltungen, Termine und Grundtexte des Glaubens sowie Bibel und Gesangbuch zu den
Smartphone-Usern bringt. Schon jetzt geschehen
mehr als 50% aller Zugriffe auf Internetinformationen vom Smartphone aus – Tendenz steigend.
Das Gesicht von Kirchenstrukturen ändert
sich – Veränderungen wollen
Matthias Hanßmann berichtete als Vorsitzender
des Sonderausschusses Strukturen von den notwendigen Veränderungen bei Gemeindemodellen,
im Pfarrdienst und in Verwaltungsstrukturen. Er
2·2015 19
sprach sich für neue Erprobungsräume im Bereich
missionarischer Aufbrüche und neuer Gemeindeformen aus. Strukturelle Entscheidungen seien inhaltlich zu motivieren. Die Arbeit an Strukturen solle
einer »Ermöglichungskirche« dienen.
Das freiwillige Modell, Gemeinden miteinander
zu einer »Verbundkirchengemeinde« zusammenzuschließen, wurde diskutiert. Synodale der LG lobten
die dort vorgesehene Möglichkeit, dass Gemeinden
eng kooperieren, ohne ihre Selbständigkeit zu verlieren, und sehen hier besonders Chancen für kleinere
Gemeinden im ländlichen Raum. Auch andere Synodale sprachen sich dafür aus, Gemeindeverbünde
nicht so zu schaffen, dass die einzelne Gemeinde zu
einer Art Briefkastenadresse verkomme.
Während sich Synodale eines anderen Gesprächskreises für »diasporaartige Großstrukturen« und für
eine Verhinderung überparochialer neuer Aufbrüche
aussprachen, warb Andrea Bleher für eine Gemeinde
der Nähe zu den Menschen vor Ort und dafür, neue
überparochiale Aufbrüche zu ermöglichen.
»Jugend zählt« – Konsequenzen aus der
Schwerpunktsynode im Frühjahr 2015
Aus der Frühjahrssynode und dem dortigen Schwerpunkt zur Arbeit mit Jugendlichen erwachsen jetzt
konkrete Schritte: So soll die Jugendarbeit vertieft,
regelmäßig analysiert und in einer vertieften Studie
und durch stetige Berichterstattung in der Synode
schwerpunktmäßig im Blick bleiben.
Und im Blick auf die Weiterentwicklung der Jugendarbeit sind die Veränderungsprozesse in der Jugendarbeit geistlich zu gestalten. Dies soll durch eine
Konzeption zur Beratung von Diensten und Gemeinden befördert werden, die nun zu erstellen ist. Dabei,
so Andrea Bleher, sei darauf zu achten, dass Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene gemeinsame
eigenverantwortliche Erlebensgemeinschaften des
Glaubens (»Learning communities«) bilden.
Auch sprach sich die Synode dafür aus, Konfi 3 als
ein Modell, Kindern mit dem Evangelium einladend
zu begegnen, weiter entschieden zu fördern.
Ausführliche Voten auf
www.lebendige-gemeinde.de/synode/berichte
der autor
Ralf Albrecht
ist Dekan in Nagold und
Vorsitzender der Christusbewegung
»Lebendige Gemeinde«
veranstaltung
Christsein
gegen den
DNERT
Herzliche Einladung zum
Herbstfest Oberschwaben
Samstag, 10. Oktober 2015
Riedhalle Wilhelmsdorf
»Ich bin Christ ...« – Wann haben Sie diesen
Satz zuletzt gehört? Vielleicht in einem Gespräch darüber, wie der Glaube an Jesus Christus prägt – und zwar anders, als Kollegen oder
Freunde das heute oft gewohnt sind?
Christsein gegen den Trend – das war zu keiner
Zeit einfach. Christliche Werte und Überzeugungen
waren von Anfang an umstritten. Der Glaube an Jesus Christus als den Gekreuzigten, der mich mit Gott
versöhnt, der mein Leben verändert, der mir ewiges
Leben schenken will – wie oft wird das belächelt, verspottet oder gar bekämpft.
Mit dem Herbstfest wollen wir Christinnen und
Christen ermutigen, ihren Glauben fröhlich zu bezeugen. Wir laden Sie in der Region Oberschwaben
über Gemeinde- und Konfessionsgrenzen hinweg ein
zur Gemeinschaft im Glauben, weil wir überzeugt
sind, dass uns in Jesus Christus viel mehr verbindet
als uns trennt.
Gemeinsam wollen wir am Herbstfest Gott feiern,
ihn anbeten – und Erfahrungen miteinander teilen,
neue Netzwerke knüpfen und die Verbindung untereinander stärken.
Wir freuen uns, wenn wir Sie am 10. Oktober 2015
in Wilhelmsdorf zum Herbstfest treffen!
Stephan Schlenker,
Lebendige Gemeinde Oberschwaben
Foto: © iStockphoto.com/design56
20 2·2015
programm
riedhalle wilhelmsdorf
09:00
Ankommen
09:30
Toleranz aus Glauben
Vortrag mit Prof. Dr.
Hans-Joachim Eckstein, Tübingen
10:30
Pause der Begegnung
Kaffee, Getränke, Infostände
11:00
Einsatz für verfolgte Christen –
damit die Hoffnung wächst
Vortrag und Austausch mit
Volker Kauder MdB, Tuttlingen
12:00
Pause der Begegnung
Mittagessen, Infostände
13:30
Seminare und Workshops
15:00
Pause der Begegnung
Kaffee, Kuchen, Getränke, Eis, Infostände
15:30
Der befreiende Umgang mit Fehlern
Vortrag mit Schwester Teresa Zukic,
Weisendorf/Oberlindach
16:30
Abschluss und Segen
Moderation:
Heiko Bräuning, Wilhelmsdorf
Edeltraud Stetter, Balzheim
Musikalische Gestaltung:
Soli deo gloria
Leitung: Matthias Lyding,
Bad Saulgau
2·2015 21
Foto: Laurence Chaperon
veranstaltung
Prof. Dr. HansJoachim Eckstein
Seit 2001 lehrt er Neues
Testament an der Ev.theologischen Fakultät
der Universität Tübingen. Er ist bekannt durch
seine allgemeinverständlichen Veröffentlichungen, in denen er
zentrale Glaubens- und
Lebensthemen seelsorgerlich aufgreift.
Volker Kauder MdB
Der Jurist und Politiker,
seit 1990 Mitglied des
Bundestags, ist Vorsitzen der der CDU/CSUFraktion im Deutschen
Bundestag.
Kauder setzt sich für
verfolgte Christen vornehmlich in islamischen
Ländern ein.
2 Lieben, Leiden, Bekennen
Aus Berichten von verfolgten Christen lernen
Friedhelm Appel, Hilfsaktion Märtyrerkirche,
Uhldingen-Mühlhofen/Kandern
3 Einheit in Vielfalt
Wieviel Einheit wollen wir uns leisten?
Bernhard Müller, Richter i.R., Ev. Allianz
Ravensburg/Weingarten, Weingarten
4 »Ich singe dir mit Herz und Mund»
Evangelische Volkslieder von der Reformation
bis heute neu entdecken
Reinhard Börner, Liedermacher und Gitarrist,
Wilhelmsdorf
5 Lust und Frust im Ehegarten
Das Geschenk der Ehe neu entdecken
Elke und Paul Weiß, Erzieherin/Sonderschullehrer,
Ehe-Coaching, Wilhelmsdorf
6 Jeder Christ ein Missionar? Die Gideons
Martin Krautschat, ehem. Leiter eines Standesamts,
Internationaler Gideon Bund, Ravensburg
7 Wie beginne ich einen Hauskreis?
Markus Munzinger, Diakon, Amt für missiona­
rische Dienste, Stuttgart, und Ulrich Wiedmann,
Prädikant und Hauskreisarbeit, Wilhelmsdorf
8 Vom Auftragsbuch her das Leben gestalten
– Christsein im Beruf
Renate Schaude-Hänsel, Geschäftsführerin i.R.,
Bad Waldsee
Kinderprogramm:
Ruth Klaiber
Die gelernte Erzieherin
arbeitet als Kinder- und
Jugendreferentin bei
der Liebenzeller Mission.
Sie liebt es, Musik zu
machen und mit Kindern
Geschichten zu entde­
cken. Ihr großer Wunsch:
dass immer mehr Kinder
begeistert mit Jesus
unterwegs sind.
Anmeldung
seminare
1 Ich bin/Ihr seid das Licht der Welt
Woher die Mission ihre Sendung bezieht
Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein, Autor und
Professor für Neues Testament, Tübingen
Schwester Teresa
Zukic
Die katholische Religionspädagogin und
Ordensfrau ist durch
Fernsehauftritte,
Gottesdienste, Musicals
und Bücher breit bekannt.
Sie verbindet Redetalent,
Humor, Offenheit und
Begeisterung am Glauben zu einer mitreißenden Persönlichkeit.
9 Zurück ins Licht –
Lebensbericht eines
Alkoholkranken
Franz Mayer, Gärtner und
Arbeitstherapeut,
Vorsitzender des Förderkreises Suchthilfe der
Zieglerschen Anstalten,
Wilhelmsdorf
10 Das Pfrunger-Burgweiler Ried
Führung mit Bernd Rau,
Arbeitstherapeut Suchthilfe »Höchsten«,
Wilhelmsdorf
2015 an:
bis 5. Oktober
de,
Dr. Hans Schau
4,
Rotkreuzweg 4
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88339 B
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13
70
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Fa x: (0 75 24
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E-Mail: anmel
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@lebendige-ge
oder online
urg.
http://ravensb
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ei de.de
lebendige-gem
11 Ev. Brüdergemeinde Wilhemsdorf –
auf dem Weg
Führung durch Wilhelmsdorf
Wolfgang Link, Dipl.-Sozialpädagoge,
ehem. Vorsteher Ev. Brüdergemeinde Wilhelmsdorf
12Cartoons zeichnen leicht gemacht
Grundkenntnisse für Jugendarbeit u. a.
Rainer Holweger, Pfarrer und Cartoonist,
Herrenberg
13Fußballspiel
Steffen Hehr, Arbeitserzieher Werkstatt
für Menschen mit Behinderung, Wilhelmsdorf
Treffpunkt für alle Seminare und
Workshops um 13.30 Uhr in der Riedhalle.
Herbstfest für Kids
mit Kinder- und Jugendreferentin
Ruth Klaiber und Team, Bad Liebenzell
Spannendes Programm für Kinder
von 6 –12 Jahren in der Rotachhalle
(direkt neben der Riedhalle)
von 9.30 – 12 Uhr und 13.30 – 16.30 Uhr
22 2·2015
aus den bezirken
bezirk herrenberg
Kuppingen:
Trägerkreis
GäuFestival
Ev. Gemeindehaus,
Knappengasse 17,
22.7.2015, 20 Uhr
http://herrenberg.
lebendige-gemeinde.de
bezirk
urach-münsingen
bezirk göppingen
Göppingen: Leben
als Christ – nicht nur
Sonnenschein …
Die Herausforderung,
als Christ zu leben
(Apg. 6–7)
mit Jochen Baral
Gemeinschaftshaus
der Apis, Rosenplatz 7
26.7.2015, 11 Uhr
St. Johann-Lonsingen:
Begegnungstag
Füreinander da sein
Ev. Auferstehungskirche
25.10. 2015, 10 Uhr
bezirk ditzingen
Korntal-Münchingen:
Mann und Frau –
gibt’s doch gar nicht!?
Hintergründe, Ziele
und Methoden der
Gender-Ideologie
Vortrag mit Gabriele Kuby
Gemeindezentrum der
Ev. Brüdergemeinde,
Saalplatz 2
26.9.2015, 16 Uhr
http://bad-urach.
lebendige-gemeinde.de
bezirk heilbronn
Flein: Infoabend
über Fresh X –
Kirche neu denken
mit Dr. Martin Brändl
Evang. Gemeindehaus,
Kellergasse 25
22.10. 2015, 19.30 Uhr
http/heilbronn.
lebendige-gemeinde.de
http://ditzingen.
lebendige-gemeinde.de
Göppingen:
»Liebe ohne Ende«
– was hat es mit der
Liebe auf sich?
Bezirkskonferenz
»Die Apis«
mit Heinrich Kaufmann
Evangelische Stadtkirche,
Pfarrstraße 45
20.9. 2015, 17.30 Uhr
Göppingen:
»Zu viel Stress!?«
Was gegen den Verlust
der Inneren Balance
helfen kann
Sonntagstreff PLUS mit
Holger Panteleit
Gemeinschaftshaus
der Apis, Rosenplatz 7
11.10. 2015, 17.30 Uhr
http://goeppingen.
lebendige-gemeinde.de
bezirk esslingen
Esslingen-Zell:
Abend für Weltmission
»Das Evangelium
für Osteuropa und
Zentralasien«
mit Mitarbeitern von
»Christen helfen
Christen«
Evang. Gemeindehaus,
Kirchstraße 11
6.10.2015, 10 Uhr
http://esslingen.
lebendige-gemeinde.de
Die Christdemokraten für das Leben
bieten wieder eine Busfahrt an:
Übernachtung im Doppelzimmer mit
Frühstück in einem Hotel in Berlin Mitte.
Hin- und Rückfahrt.
Kosten je nach Teilnehmerzahl
nur 95 bis 120 Euro/Person. (EZ + 24 Euro)
Start: 19. September 2015 um 2 Uhr
in 70825 Korntal, Talstraße
1. Halt: 2.30 Uhr bei Weinsberg (A81)
2. Halt: 3.15 Uhr Autohof A6 Ausfahrt 46
Crailsheim/Satteldorf
Zusätzliche Haltepunkte an der A6 o. A9
möglich
Rückfahrt: 20. September 2015
um etwa 12 Uhr ab Berlin
Anmeldung bis 2. September 2015 an
Wolfgang Heck
Hofstraße 5, 74599 Wallhausen
Tel. 07955 92 60 60 · Fax 07955 92 60 62
E-Mail: [email protected]
Kreuzfahrten 2015 / 2016
Neue Horizonte entdecken. Menschen begegnen. Urlaub genießen.
10. bis 23. September 2015
Reisen 2015/16
26. Dezember 2015 bis 4. Januar 2016
Auf biblischen Spuren im Mittelmeer
Neujahrskreuzfahrt in die Karibik
Kreuzfahrt in 5 Länder mit MS OCEAN MAJESTY
Traumkreuzfahrt mit MS NORWEGIAN GETAWAY
Genua Civitavecchia/Rom Valletta/Malta Heraklion/Kreta Limassol/Zypern
Antalya Rhodos Kusadasi/Ephesus Santorini Kanal von Korinth Venedig
Miami/USA Great Stirrup Cay/Bahamas Ochos Rios/Jamaika
George Town/Grand Cayman Cozumel/Mexiko Miami/USA
Wort an Bord:
Schwester Heidemarie Führer,
Diakonissenmutterhaus Aidlingen
Reiseleitung bei allen
Kreuzfahrten:
Marlene Zahn,
hand in hand tours
Wort an Bord:
Pfarrer Stefan Claaß, Evangelische
Kirche in Hessen-Nassau
Musik an Bord:
Manfred Siebald,
Sänger und Liedermacher
13. bis 20. Mai 2016
28. Juli bis 12. August 2016
30. Juli bis 19. August 2016
Pfingstkreuzfahrt “Auf den Spuren
Martin Luthers“ auf Elbe und Moldau
Große Sommerkreuzfahrt auf der Donau
Große Kanada-Reise mit
Alaska-Kreuzfahrt
mit MS SWISS RUBY – exklusiv gechartert
Prag Bad Schandau Elbsandsteingebirge
Dresden Meißen Torgau Lutherstadt Wittenberg
Magdeburg Berlin
mit Möglichkeit zum Vorprogramm in Prag,
Nachprogramm in Berlin
Schiffsreise durch 10 Länder bis ins Donaudelta
am Schwarzen Meer
mit MS ROUSSE PRESTIGE – exklusiv gechartert
Auch in Abschnitten buchbar
Wort an Bord:
Dr. Günther Beckstein,
Ministerpräsident a.D.
Wort an Bord:
Doris und Wilfried Schulte,
Missionswerk NEUES LEBEN
Wort an Bord:
Dr. Christoph Morgner, Präses a.D.
Pfarrer Hanspeter Wolfsberger,
Leiter des Hauses der Besinnung Betberg und
Direktor a.D. der Liebenzeller Mission
Musik an Bord:
Siegfried Fietz
Prof. Dr.
Detschko Svilenov,
Sofia
Musik an Bord:
Manfred Siebald,
Sänger und Liedermacher
25. August bis 8. September 2016
28. Januar bis 3. Februar 2016
Große Sommerkreuzfahrt
"Rund um Westeuropa"
Solidaritäts- und
Gebetsreise nach Israel
mit MS BERLIN –
exklusiv gechartert
Bremerhaven Auf der Themse
London St. Malo (Mont Saint
Michel) Vigo (Santiago de
Compostela) Leixões (Porto)
Lissabon Cádiz (Sevilla)
Málaga (Granada)
Barcelona Nizza
Außerdem bei hand in hand tours:
weitere Kreuzfahrten und Flusskreuzfahrten,
USA, Israel und andere Länder der Bibel
mit besonderen Begegnungen
Wort an Bord:
Doris und Wilfried Schulte,
Missionswerk NEUES LEBEN
und weitere Referenten
Musik an Bord:
Manfred Siebald,
Sänger und
Liedermacher
und weitere Musiker
Leitung:
Erwin Damson,
ehem. Geschäftsführer
der Lebendigen Gemeinde
17. bis 26. Mai 2016
Israelreise mit der
Brüdergemeinde Korntal
Cäsarea Zikron Yaakkov
Haifa See Genezareth
Jordantal Beth Shean
Gan Hashlosha Jerusalem
Massada Totes Meer
Qumran Biblischer Garten
und vieles mehr
Leitung:
Pfarrer Jochen
Hägele
Erwin Damson,
ehem. Geschäftsführer
der Lebendigen Gemeinde
Heiner Zahn GmbH . Postfach 65 . 72222 Ebhausen . Tel. 07458 / 99 99-0
Fax 07458 / 99 99-18 . [email protected] . www.handinhandtours.de
Lebendige Gemeinde · ChristusBewegung · Saalstraße 6 · 70825 Korntal-Münchingen
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Rabatt bis
31.8.
Christenverfolgung
heute
Schönblick und idea gemeinsam
mit vielen Kooperationspartnern
Schirmherr und Referent:
Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender
der CDU/CSU im Bundestag
Referenten aus vielen Ländern:
Ägypten, Irak, Syrien, Nigeria, Sudan u.v. m.
Gedenkt der Märtyrer
Kongress vom
15. bis 18. November 2015
in Schwäbisch Gmünd
Anmeldung und Informationen: www.schoenblick.de/christenverfolgung