Ischinger: Einiges ist aus den Fugen geraten

Einsatz für Frauen
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Einsatz für Duisburg
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Masterplan
Wirtschaft
soll Standort
Impuls geben
Ein MentoringProgramm
bereitet Frauen
auf Führungsaufgaben vor
4www.unternehmerverband.org
Der Kommentar
Blick über die
Grenzen
Im vergangenen Jahr hat die
deutsche Wirtschaft so viele
Waren wie noch nie zuvor exportiert. Kein anderes Land der Erde
ist international so stark verflochten wie die Bundesrepublik. Geopolitische Krisen und Konflikte
dürfen uns deswegen nicht kalt
lassen. Frieden und Stabilität sind
nicht nur Grundlagen für das
menschliche Miteinander, sondern auch für den wirtschaftlichen Austausch.
Ist der Frieden in Gefahr, werden
auch Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen. Die Stärke der
deutschen Exportwirtschaft ist ein
beeindruckendes Zeichen für unsere Qualität und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig müssen wir
Unternehmer deswegen die internationale Entwicklung genau
im Blick haben. Die Krise in der
Ukraine und der Vormarsch der
Terrorgruppe IS sind zwei große
aktuelle Herausforderungen, die
längst nicht gelöst sind und die
erhebliche Gefährdungspotentiale beinhalten. Aus Bürgerkriegen können schnell regionale
Konflikte werden. Wer hätte vor
10 Jahren gedacht, dass eine derart kriegerische Auseinandersetzung in unserer Nachbarschaft
überhaupt noch möglich ist.
Insofern ist es gut, dass wir als
Unternehmerverband in diesem
Jahr einen Blick über die Grenzen werfen. Ich freue mich, dass
der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Botschafter
Wolfgang Ischinger, im Rahmen
des kommenden Unternehmertages zu uns sprechen wird.
Seine Expertise wird uns helfen,
einen realistischen Blick auf die
geopolitische Lage zu erhalten.
Wim Abbing
Vorstandsvorsitzender
Unternehmerverbandsgruppe
Nr. 1_2015 I Jahrgang 15 I Zeitung des Unternehmerverbandes
Ischinger: Einiges ist aus den Fugen geraten
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz ist am 3. Juni zu Gast auf dem Unternehmertag. In einem
Exklusiv-Interview mit [unternehmen!] spricht der Diplomat über die aktuelle Lage in der Welt
E
her pessimistisch gibt sich der
ehemalige deutsche Botschafter
in den USA und heutige Chef der
Münchner Sicherheitskonferenz,
Wolfgang Ischinger, mit Blick auf
die internationale Entwicklung.
„Die Weltordnung ist fragil. Einiges
ist aus den Fugen geraten. Ein
Leben in Frieden und Freiheit, an
das wir uns glücklicherweise gewöhnen durften, ist kein Naturzustand“, so der 68-jährige Diplomat.
Die aktuelle russische Außenpolitik
bezeichnet Ischinger als als „revisionistisch“. Konfrontation nach
außen helfe Putin dabei, von innerer
Schwäche, wirtschaftlicher Rückständigkeit und mangelnder Innovationskraft abzulenken.
Mit Blick auf China ist Ischinger
optimistischer: „Der chinesischen
Führung ist klar, dass sie vernünftige
Beziehungen zum Westen braucht –
genau so, wie wir auch an solchen
Beziehungen interessiert sind.“ Eine
Allianz zwischen Russland und China
sieht Ischinger nicht. China nutze
lediglich die russische Schwäche für
gute Energiedeals.
Blick nehmen sollten, sieht Ischinger
vor allem Asien im Fokus. Die großen
und bevölkerungsstarken Staaten in
Asien würden aller Voraussicht nach
große Mittelschichten herausbilden.
Ischinger nennt aber auch den afrikanischen Markt als Chance: „Die politische Entwicklung in vielen Ländern
ist zwar ungewiss. Aber hier liegen
schon alleine aus demographischen
Gründen große Potenziale für ökonomisches Wachstum: Das mittlere
Alter in weit über 30 Staaten des Kontinents liegt unter 20 Jahren!“
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz: Wolfgang Ischinger (Foto: Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz gGmbH)
Ischinger betont im Interview die
Bedeutung der Beziehungen Europas
zu den USA. Die Amerikaner wüssten
genau, dass Europa, allen Friktionen
zum Trotz, der beste Partner sei, um
auf der Welt Probleme zu lösen und
Interessen zu wahren. Das Freihandelsabkommen dürfe deswegen nicht
scheitern. „Denn dann wäre tatsächlich
die Gefahr gegeben, dass Europa aus
US-Sicht nach und nach marginalisiert
werden könnte“, so der langjährige
Vertraute des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher.
Auf die Frage, welche Regionen Unternehmer mit Blick auf Wachstum
und Investitionen besonders in den
Trotzdem sieht der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz geopolitisch
im Moment Anlass zur Sorge: „Viele
der Ordnungen und Sicherheitsstrukturen, in denen sich gerade Risse
zeigen, werden in naher Zukunft eher
schwächer als stärker. Wir müssen
uns leider an unruhigere Zeiten gewöhnen.“ Der Unternehmertag am
3. Juni mit Gastredner Wolfgang
Ischinger verspricht überaus spannend zu werden.
Lesen Sie das gesamte
Interview auf S. 6
Standort
NRW
Standort
Deutschland
Standortbestimmung
Der NRW-Oppositionsführer Armin Laschet
forderte auf dem
Unternehmertag, den
Betrieben Freiräume
zurückzugeben
4 Seite 2
Ex-Superminister
Wolfgang Clement wirbt
im Exklusiv-Interview
mit [unternehmen!]
für eine neue AgendaReform
4 Seite 4
ver.di-Chef Frank Bsirske
ist zu Gast auf dem
2. Kirchlichen Dienstgebertag am 4. Mai
im HAUS DER UNTERNEHMER
4 Seite 11
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2
1_2015
Impressum
Herausgeber:
Unternehmerverbandsgruppe e. V.
Hauptgeschäftsführer
Wolfgang Schmitz
Düsseldorfer Landstr. 7
47249 Duisburg
Telefon 0203 99367–0
Telefax 0203 355714
[email protected]
Chefredakteur (v.i.S.d.P.):
Matthias Heidmeier
[email protected]
Redaktion:
Matthias Heidmeier, Geraldine Klan,
Sabrina Fresen
Düsseldorfer Landstr. 7
47249 Duisburg
Telefon 0203 99367–205
Telefax 0203 355714
UNTERNEHMERVERBAND
Unternehmer kritisieren
„Eigentore“ am Standort NRW
Unternehmertag mit über 300 Gästen / Armin Laschet:
NRW braucht Freiraum für Wirtschaft und Wachstum
M
it „Wie kommt NRW aus der
Abstiegszone?“ hatte der Unternehmerverband für seinen traditionellen Winter-Unternehmertag bereits
einen pointierten Titel gewählt.
Mehr als 300 Gäste begrüßte der
Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes, Wim Abbing, um über
die Zukunft des Standorts NordrheinWestfalen zu diskutieren. Abbing fand
deutliche Worte für die Probleme
des größten Bundeslandes: „Beim
zurück in die Vergangenheit. Das neue
Tariftreue- und Vergaberecht beschere
den Unternehmen nichts als Bürokratie. Und Steuererhöhungen machten
den Standort immer unattraktiver. „Mit
der Formel ‚alles prima in NRW‘
kommen wir derzeit also nicht weiter“,
folgerte Abbing. Aus dem Tabellenkeller komme man nicht allein durch
„Schönspielen“, sondern „mit vielen
Sondereinheiten beim Training und
einer neuen Taktik“.
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Neue Mitglieder
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Wirtschaftsvereinigung
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Dienstleistungen
Bargelink GmbH
- Betrieb der Online-Marktplätze
www.bargelink.com (für die europäische Binnenschifffahrt) und www.railcargo-online.com (für den internationalen Schienengüterverkehr)
4Unternehmerverband
Wie kommt NRW aus der Abstiegszone: Armin Laschet erläutert seine Pläne
(Fotos: Unternehmerverband)
Wachstum liegt Nordrhein-Westfalen
auf dem drittletzten Platz. Und dem
nicht genug: Vorletzter beim aktuellen Bildungsmonitor, Vorletzter aller
Flächenländer bei der Pro-KopfVerschuldung und ebenso ein vorletzter Platz bei der Arbeitslosigkeit im
Vergleich der westdeutschen Bundesländer.“ Es gehe nicht darum, den
Standort schlecht zu reden oder die
Leistung der hier hart arbeitenden
Menschen zu relativieren. Aber es
gehe schon darum, Probleme zu benennen, um sie dann auch zu lösen.
Neue Taktik nötig
Abbing beklagte die „Eigentore“ der
Landespolitik, die fast immer im Netz
der Unternehmer landeten. Seine Kritik machte Abbing konkret: Das sogenannte Hochschulzukunftsgesetz führe
Für den Gast des Abends, den CDUOppositionsführer im nordrheinwestfälischen Landtag, hatte Abbing
trotz der gemeinsamen Kritik an der
Politik der NRW-Landesregierung
aber nicht nur harmonische Worte
parat. Als stellvertretender Bundesvorsitzender und damit Vize von Angela
Merkel in der CDU musste sich
Laschet auch Kritik der Unternehmer
an der Arbeit der großen Koalition in
Berlin gefallen lassen. „Politik hat die
Aufgabe, nach vorne zu denken, Überzeugungsarbeit zu leisten, auch das
Unpopuläre durchzusetzen – und das
vermisse ich aktuell.“ Abbing wünscht
sich, dass die Politik in Deutschland
wieder den Mut findet, langfristig zu
denken. „Wo kommt der Wohlstand
von morgen her? Das muss die Frage
sein. Von der Kurzfrist-Politik, die nur
auf die wichtigsten Wählergruppen
[unternehmen!]
Auszug aus
dem Gästebuch
„Unternehmertag Winter“
und deren Befriedigung schaut, hatten
wir in den vergangenen Monaten
genug“, so der Unternehmer mit Hinweis auf Beschlüsse wie Rente mit 63
und Mütterrente.
„Der Abstieg ist kein Schicksal.“
Potentiale der Digitalisierung
„NRW hat es verdient: Eine zielorientierte Regierung und
Politik.“
Armin Laschet führte in seiner Rede
aus, wie er sich ein investitions- und
wirtschaftsfreundliches Klima in
Nordrhein-Westfalen vorstellt. „Damit
Nordrhein-Westfalen aus der Abstiegszone kommt, müssen wir Unternehmen in diesem Land Freiräume
zurückgeben“, so Laschet. Gegenwärtig verhinderten Gesetze wie der
Landesentwicklungsplan und das
Tariftreuegesetz, dass Wirtschaft und
Unternehmen wachsen und sich entwickeln könnten. Besonderes Augenmerk widmete Laschet dem Thema
Infrastrukturpolitik. „Als Industrieland
Nummer 1 ist Nordrhein-Westfalen
auf eine intakte Infrastruktur angewiesen. Ihr Auf- und Ausbau muss
deswegen für die Politik Priorität
haben. Laschet hob auch das Thema
Breitbandausbau hervor. „Schnelles
Internet ist der Wachstumsmotor. Nach
Berechnungen des Ifo-Instituts in
München wächst die Wirtschaft eines
Landes jährlich um 0,9 bis 1,5 Prozent,
wenn zehn Prozent langsamer Internetverbindungen in schnelle Internetverbindungen umgewandelt werden.
Dieses Potential müssen wir nutzen."
Als Gastredner beim Unternehmertag reihte sich Armin Laschet in eine
namhafte Reihe führender Persönlichkeiten ein. So standen bereits
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft,
Schulministerin Sylvia Löhrmann,
der damalige FDP-Bundesvorsitzende
und Vizekanzler Philipp Rösler und
der ehemalige Kanzleramtsminister
Bodo Hombach den Gästen im
HAUS DER UNTERNEHMER Rede
und Antwort.
Matthias Heidmeier
„War kein Lascheter Abend, Super Vortrag!“
„Hoffentlich werden die Wünsche in Erfüllung gehen.“
„Für ein lebens- und liebenswertes Duisburg.“
„Mit starken Unternehmern für ein starkes NRW.“
„Engagement für die Region.“
„Wie immer eine interessante Veranstaltung.“
„Kompakt, kurzweilig, informativ - eine gute Veranstaltung.“
„Wie kommt NRW aus der Abstiegszone - ein Abend mit
Fußballvergleichen und interessanter Politik.“
„Danke für die Gastfreundschaft.“
„E' stata una bellissima serata.“
„Eine gelungene Veranstaltung. Wir wollen hoffen, dass die
Thesen von Herrn Laschet umgesetzt werden.“
„Der Winterunternehmertag 2014 = wiedermal ein tolles
Ereignis, gute Möglichkeiten zum Networking, ein toller
Gastredner, eine sehr gelunge Veranstaltung.“
„Ein schöner und gesprächsintensiver Abend mit einer
großen Gästeschar!“
„Duisburg weltwirtschaftlich zu Hause!“
„Von wegen Abstieg - wenn jeder mitmacht geht es bergauf.
Vielen Dank.“
„Es war – wie immer – sehr schön. Guter Votrag von
Herrn Laschet, excellente Bewirtung, tolles Ambiente –
Wir kommen wieder, wenn wir dürfen.“
Impressionen des Winter-Unternehmertages
Soziale Dienste und Bildung
Kinderhaus Schardt
- stationäre Jugendhilfe
SZB Bad Sassendorf Altenpflegeheim
GmbH & Co. KG
- Stationäre Lang- und Kurzzeitpflege
LFP Betriebsgesellschaft GmbH
- Lösungen für die Praxis im
Gesundheits- und Sozialwesen
4Unternehmerverband
Ruhr-Niederrhein
Zauberer Kai Wiedermann, Wim Abbing
(PROBAT-Werke von Gimborn Maschinenfabrik
GmbH), Armin Laschet (CDU NRW) und Crispin
Mühlich (Mühlich KG)
Dr. Frank Eickhoff (Eickhoff Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG) und Holger Gerst
el
(GERSTEL GmbH & Co. KG)
Gisela und Sven Pieron
(PIERON GMBH)
Bernd Kraft GmbH
- Herstellung und Vertrieb von Laborchemikalien für die anorganische
Analytik in Labor und Prozess
Dr. Clauder GmbH & Co. KG
- Produktion und Vertrieb von
Nahrung und Nahrungsergänzung
für Haustiere
4 Unternehmerverband
Metall Ruhr-Niederrhein
SONA Autocomp Germany GmbH
- Herstellung und Bearbeitung von
Schmiedestücken aus Stahl oder
Leichtmetall und daraus gefertigter
Baugruppen für Kraftwagen sowie
die damit zusammenhängende Qualitätssicherung und der Erwerb, die
Veräußerung, das Halten und die
Verwaltung von Beteiligungen an
anderen Unternehmen sowie die
Erbringung von Dienstleistungen
an diese Gesellschaften
Martin Jonetzko (Unternehme
rverband) und Gerd Atrops
(Herbert Atrops GmbH & Co. KG)
Moderatorin Ina Baltes, Frank Wittig
(Wittig GmbH) und Wim Abbing
Wim Abbing
rverband),
Wolfgang Schmitz (Unternehme
ing
Abb
Wim
und
het
Lasc
in
Arm
Dr. Reinhard Eisermann (Lobbe
Industrieservice GmbH & Co. KG)
Armin Laschet und Wim Abbing
Jazzband „Triton“
1_2015
UNTERNEHMERVERBAND
[unternehmen!]
3
Frank Wittig mit Unternehmerpreis geehrt
Auszeichnung für Engagement des Duisburger Unternehmers
Wanted
System Wasserstraße ist seine Berufung“ verdichtete sich das Bild und
ließ schließlich nur einen möglichen
Preisträger zu: den Vorsitzenden
der Schifferbörse und Mitglied im
Vorstand des Unternehmerverbandes
Ruhr-Niederrhein, Frank Wittig,
Frank Wittig GmbH.
Preisträger Wittig bedankte sich in
seiner ersten Reaktion vor allem bei
seinem Bruder Ralf. „Wenn er mir
nicht ständig den Rücken freihalten
würde, könnte ich mich nicht in
dieser Form engagieren“. Er hoffe,
dass der Preis auch für andere Unternehmer Ansporn ist, es ihm
gleich zu tun und sich in der Gesellschaft einzubringen.
Auszug aus der Laudatio des
Vorstandsvorsitzenden der
Unternehmerverbandsgruppe,
Wim Abbing:
Die Liste der Preisträger :
Gabriela Grillo (2005)
Dieter Fitscher (2006)
Dr. Paul Hackenberg (2007)
Gerhard Eickhorn (2008)
Theodor Wüllenkemper (2009)
Erich Staake (2011)
Gisela Pieron (2012)
Heike Gothe (2012)
Wilhelm Franken (2013)
Frank Wittig (2014)
Wir suchen Ihre verborgenen
Kellerschätze:
z.B. Romanée Conti,
Petrus, Mauton,
Lafite, Latour, Sassicaia usw.
Große Anerkennung: Frank Wittig (2. v. l.) mit dem Unternehmerpreis
(Foto: Unternehmerverband)
„
Die Stadt Duisburg liegt ihm
am
Herzen. Wenn es um die Zu
kunft
des Standorts geht, bringt er
sich
ein. Nicht abstrakt, sondern
konkret. Nach dem Motto: Wäre
doch
gelacht, wenn wir dieses Ve
rkehrsproblem nicht gelöst kriegen
.
”
eit 2005, so auch diesmal, wurde
im Rahmen des Unternehmertages auch der Unternehmerpreis „Der
Traum vom Fliegen“ vergeben. Ausgezeichnet mit diesem Überraschungspreis wird herausragendes
unternehmerisches Engagement.
„Der diesjährige Preisträger ist ein
Duisburger Junge durch und durch
und sagt voller Überzeugung: Duisburg ist die schönste Stadt der Welt“,
machte Wim Abbing es in seiner
Laudatio zunächst spannend. „Von
seiner Hartnäckigkeit profitieren vor
allem junge Leute. Bildung und Ausbildung sind für ihn mehr als Steckenpferde.“ Als Abbing schließlich
fortfuhr: „Er ist Botschafter der Binnenschifffahrt. Die Werbung für das
”
S
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verdammt z
„
For you
„Eine große Ehre für mich“
Der Duisburger Unternehmer Frank Wittig über die Verleihung des Preises
„Der Traum vom Fliegen“ und sein Engagement
[unternehmen!]: Der Unternehmerpreis „Der Traum vom Fliegen“
ist Ihnen als Überraschungspreis auf
dem letzten Unternehmertag verliehen worden. Ist die Überraschung
damals gelungen?
[u!]: Ihr Engagement lebt von einem
breiten Netzwerk. In Duisburg und in
der Binnenschifffahrt sind sie bekannt wie der sprichwörtlich bunte
Hund.
Frank Wittig: Die Netzwerkarbeit
ist entscheidend. Kontakte schaden
bekanntlich nur demjenigen, der sie
nicht hat. Und die Binnenschifffahrt
kann Werbung gut gebrauchen.
Frank Wittig: Und wie die Überraschung gelungen ist! Ich hatte keinen
blassen Schimmer. Im Nachhinein
wurde mir dann klar, warum mein
Bruder mir vor dem Unternehmertag
sagte: „Willst du dir nicht einen dunklen Anzug anziehen.“
[u!]: Mittlerweile ist die Überraschung wohl verdaut. Was denken Sie
heute über den Preis?
Frank Wittig: Der Preis ist eine
große Ehre für mich. Gerade weil ich
weiß, dass alle sechs Unternehmerverbände der Unternehmerverbandsgruppe ihr Votum abgeben mussten.
Und wenn ich die Liste der bisherigen
Preisträger sehe, macht mich das
schon stolz. Vielleicht ist der Preis ja
auch ein kleines Signal an andere
Unternehmer, dass sich gesellschaftliches Engagement lohnt.
[u!]: Wim Abbing hat sie in seiner
Laudatio als „Botschafter der Binnenschifffahrt“ bezeichnet. Wie sehen
Sie sich selbst?
Frank Wittig: Es gibt auch viele
andere, die für die Chancen der Binnenschifffahrt werben. Dass ich über
meinen Job als Unternehmer hinaus
so aktiv sein kann, habe ich zu allererst meinem Bruder zu verdanken, der
die Auszeichnung genauso verdient
hätte. Zu Recht sagt er immer: Ich bin
der Außenminister, er ist der Innenminister. Ohne ihn gäbe es mein Engagement in dieser Form nicht.
Frank Wittig (l.) mit seinem Bruder Ralf. Beide führen gemeinsam das
Familienunternehmen. (Foto: Unternehmerverband)
[u!]: Worauf kommt es Ihnen an, bei
Ihren gesellschaftlichen Aktivitäten?
Frank Wittig: Das Thema Bildung
ist mein Steckenpferd. Wir haben in
Deutschland und auch hier in Duisburg eine Bildungslandschaft, um die
wir weltweit beneidet werden. Trotzdem müssen wir immer wieder an den
Bildungschancen der jungen Generation arbeiten. Und es gibt Fehlentwicklungen, die wir korrigieren müssen. Eine davon ist, dass mittlerweile
über die Hälfte eines Jahrgangs an die
Hochschule geht. Das zeigt, dass wir
den Wert der Ausbildung dreimal
unterstreichen müssen. Es gibt auch
ein Leben ohne Abitur und Studium.
„Die Bachelorisierung der Sacharbeit hilft
niemandem.“
[u!]: Doch für viele Jobs ist das Abitur
mittlerweile Grundvoraussetzung. Ist
es die Wirtschaft selbst in Schuld, dass
sich immer weniger Schulabgänger
um einen Ausbildungsplatz bemühen?
[u!]: Warum tut sich die Binnenschifffahrt im Wettbewerb der Verkehrsträger immer noch schwer?
Frank Wittig: Selbstkritik ist sicher
angebracht. Die Bachelorisierung
der Sacharbeit hilft niemandem. Ein
Bankkaufmann braucht zum Beispiel nicht unbedingt ein Abitur.
Doch ich beobachte ein Umdenken.
Wir haben in der regionalen Wirtschaft schon viele Unternehmen
überzeugt, die Anforderungen zu
überdenken.
Frank Wittig: Die Binnenschifffahrt hat keine Lobby, anders als
Straße und Schienen. Der Sektor ist
von der Anzahl der Beschäftigten her
für die Politik nicht wirklich relevant.
Doch ein Umdenken ist angebracht.
Wenn es um den Transport von Massengut geht ist die Binnenschifffahrt
unschlagbar. Ein Schiff kann locker
100 bis 200 LKW-Ladungen ersetzen.
Und das alles ohne Stau.
[u!]: Trotzdem wächst die Hochschullandschaft rasant…
[u!]: Wie kann man das Image der
Binnenschifffahrt verbessern?
„Kontakte schaden
bekanntlich nur demjenigen,
der sie nicht hat.“
Frank Wittig: Das System Wasserstraße muss aus seiner Schwäche, geräuschlos zu sein, eine Stärke machen.
Nach dem Motto: Sicherer und zuverlässiger als mit dem Binnenschiff geht
es nicht. Wir brauchen zudem eine
schlagkräftigere Interessenvertretung
auch gegenüber der Politik. In Zukunft wird es dann darauf ankommen,
eine bessere Verzahnung aller Verkehrsträger zu erreichen. Es geht nicht
um eine gegenseitige Kanibalisierung,
sondern um eine intelligente Verzahnung.
Das Gespräch führte
Matthias Heidmeier
Frank Wittig: Und das ist auch gut
so. Wir brauchen selbstverständlich
die hochqualifizierten Fachkräfte, gerade in unserer Region haben wir hier
Bedarf. Doch die Zahl der Studienabbrecher ist alarmierend. Durch die
Über-Akademisierung produzieren
wir Bildungsverlierer, die frustriert
und ohne Perspektive die Hochschulen verlassen.
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4
1_2015
INITIATIVE NEUE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT
[unternehmen!]
„Wende der Energiewende nötig“
Interview mit dem ehemaligen „Superminister“ und NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang
Clement über die Agenda 2010, die Folgen der Energiewende und die AfD
[unternehmen!]: Sie engagieren
sich für die Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft. Was muss denn eigentlich erneuert werden? Deutschland steht doch mit seiner Sozialen
Marktwirtschaft derzeit auch im internationalen Vergleich blendend da…
Clement: Ich stimme zu: Deutschland steht derzeit recht gut da. Aber
sind wir auch für die Zukunft gerüstet?
Da sind erhebliche Zweifel angebracht. Und das gilt erst recht, wenn
ich mir die derzeitige politische
Entscheidungslage in Brüssel und in
Berlin anschaue. Da wird geregelt
und reguliert und bürokratisiert wie
selten in einer Phase der deutschen
und europäischen Politik. „Neue
Soziale Marktwirtschaft“ – das heißt
in unseren Augen, die erfolgreiche
Wirtschaftsordnung unseres Landes
auf die Herausforderungen von heute
und morgen einzurichten: Auf den demografischen Wandel, die digitale Revolution und den immer rascher
voranschreitenden Prozess der Globalisierung.
[u!]: Die Agenda 2010 wird von
Arbeitgebern immer noch als Meilenstein bejubelt. Die SPD jedoch
hat ihren Frieden bis heute nicht
mit diesen Reformen gemacht. Ist es
nicht paradox, dass Frau Merkel
die Ernte für sozialdemokratische
Reformen einfährt?
Clement: Was soll’s? Es sind nicht
nur Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern beinahe die gesamte
Fachwelt wie auch unsere Partner in
nahezu ganz Europa, die die Agenda
2010 nicht als den einzigen, aber einen
wesentlichen Beitrag zur momentanen
wirtschaftlichen Stärke unseres Landes ansehen. Sie wissen: Aus dem
„kranken Mann Europas“ ist entlang
dieser Reformagenda der „Wachstumsmotor“ Europas geworden. Leider hat sich die SPD dennoch in
Selbstzweifeln und Selbstkritik verfangen, statt auf die Fortsetzung der
Reformpolitik zu setzen.
„Aus dem `kranken
Mann Europas’ ist entlang
dieser Reformagenda der
`Wachstumsmotor’ Europas
geworden.“
[u!]: Von einer nötigen Generalrevision war lange die Rede. Vieles ist
schon zurückgenommen worden. An
welchen Stellen berechtigt?
Clement: Ich wüsste keine. Ich
weiß: Eine Fülle von Einzelmaßnahmen – die Liberalisierung der
Zeitarbeit, die verschärften Zumutbarkeitsregeln, die Erleichterung
befristeter Beschäftigung, die
leichte Lockerung des Kündigungsschutzes, die Teilzeitarbeit, die IchAGs sowie Mini- und Midijobs –
hat in den Jahren seither viel Kritik
erfahren. Diese Maßnahmen haben
aber schließlich und endlich nicht
wenigen betroffenen Arbeitnehmern
den (Wieder-)Einstieg in eine berufliche Tätigkeit eröffnet. Und sie
haben so die dringend erforderliche
Bewegung in den zuvor fast erstarrten
deutschen Arbeitsmarkt gebracht.
[u!]: Viele Hartz IV-Empfänger leben
in Nordrhein-Westfalen, speziell im
Ruhrgebiet. Die Langzeitarbeitslosigkeit hier wirkt wie zementiert.
Warum haben die Arbeitsmarktreformen im Revier nicht gewirkt?
Clement: Sie wirken ja auch im
Ruhrgebiet. Auch da ist die Arbeitslosigkeit auf dem Rückzug, aber sie ist
auch im nationalen Vergleich noch
viel zu hoch. Das ist leider wahr und
gilt insbesondere für das nördliche
Ruhrgebiet, also die sogenannte
Emscher-Region. Sie ist aufgrund des
– im Vergleich zum Süden – späteren
Rückzugs des Bergbaues derzeit besonders benachteiligt. Ich vertrete
nicht erst seit heute die Ansicht, dass
dies die Kraft der betroffenen Städte
überfordert. Hier ist deshalb auch die
Bundesebene gefordert, denn es geht
in diesem großstädtischen Raum
um die Überwindung sozialer Problemlagen unter den Bedingungen
struktureller Verwerfungen, wie es sie
in keinem anderen Landstrich in
Deutschland gibt.
[u!]: Die Rheinische Post schrieb
kürzlich „NRW entwickelt sich
zum Dienstleistungsland“. Hat die
Industrie hier keine Zukunft?
Wirbt für eine neue Agenda: Wolfgang Clement (Fotos: INSM)
Clement: Es gibt die Gefahr, aber
nicht nur für das Ruhrgebiet, sondern
für uns alle in Deutschland, nämlich
dann, wenn die Energiewende so
weiter ginge wie bisher. Diese Wende
hat so, wie sie heute angelegt ist, einen
Prozess der De-Industrialisierung in
Gang gesetzt. Er ist erkennbar an den
großen Investitionen der energieintensiven Industrien, die in den letzten
Jahren ohne Ausnahme ins Ausland
gegangen sind, vor allem in die USA.
Ich sage deshalb: Wir brauchen dringend eine Wende unserer isolierten
nationalen Energiewende in Richtung
Europa. Und das heißt: In Richtung
einer europäischen Energie-Union mit
europaweitem Leitungsnetz, einem
wirksamen Emissionshandel und
harmonisierten europaweiten Förderinstrumenten, namentlich für die
Erneuerbaren Energien.
„Die Energiewende hat
so, wie sie heute angelegt
ist, einen Prozess der
De-Industrialisierung in
Gang gesetzt.“
[u!]: Die aktuelle politische Debatte
dreht sich ja weniger um die Notwendigkeit einer neuen Agenda als vielmehr um das Gegenteil.
Clement: Deshalb ist unsere „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ ja
so wichtig! Wir müssen wieder ins
allgemeine Bewusstsein bringen, wie
unverzichtbar Eigenverantwortung
und Eigeninitiative, Wettbewerb,
Vertragsfreiheit, die Sicherung der
Geldwertstabilität durch die Unabhängigkeit der Geldpolitik, ein
funktionsfähiges Preissystem, der
offene Marktzugang für jedermann,
das Privateigentum und die Koalitions- und Vertragsfreiheit sowie die
Verlässlichkeit und die Nachhaltigkeit,
das heißt die Generationengerechtigkeit politischer Entscheidungen sind.
[u!]: Aber es gibt auch Erfolge, sagt
die Bundesregierung. Sie hat 2014
erstmals seit Jahrzehnten einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Ein
historische Zäsur, oder etwa nicht?
Clement: Eine Zäsur, in der Tat.
Aber ist sie etwas wert? Der Bundesfinanzminister profitiert momentan
von der mehr als günstigen Zinslage
und hohen Steuereinnahmen aufgrund
günstiger Beschäftigungslage. Soll er!
Aber in der Generationenfolge ist das
nicht mehr als eine Momentaufnahme.
Herrn Schäuble ist das bewusst, da bin
ich gewiss. Aber wir wissen alle,
welcher Anstrengungen es bedarf,
wenn Deutschland mit Europa im
Wettbewerb mit den anderen großen
Weltregionen bestehen will. Ein Land
wie das unsere, das schneller „altert
und schrumpft“, wie ich immer wieder
lese, als fast alle anderen. Wir brauchen Reformschritte, die größer sein
müssen als die der Agenda 2010 –
und darum werbe ich: etwa darum
anzuerkennen, dass die steigende Lebenserwartung eine riesige Chance
ist, für den Einzelnen wie für die Allgemeinheit, und dass der Gesetzgeber
deshalb aufgeben sollte, gesetzliche
Altersgrenzen vorzuschreiben.
[u!]: Mit Blick auf die EU bleibt der
deutsche Bundeshaushalt wohl auf
absehbare Zeit ein Einzelfall. Die
EZB pumpt Milliarden in den Markt
und auch die Griechen wollen wieder mehr Geld ausgeben. Wo führt
das hin?
„Wir brauchen
Reformschritte, die größer
sein müssen als die der
Agenda 2010 – und darum
werbe ich“
Clement: Es ist ja hinreichend bekannt: Angesichts der gewaltigen
Schulden, die nahezu alle Mitgliedstaaten der Währungsunion auf dem
Buckel haben, führt an einer Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
kein Weg vorbei. Und angesichts der
Arbeitsmarktlage in den meisten
unserer Partnerländer und der dort
exorbitant hohen Jugendarbeitslosigkeit bedarf es weitreichender
struktureller Reformen, insbesondere am Arbeitsmarkt. Letztlich
brauchen wir einen europäischen Arbeitsmarkt. Aber darüber hinaus
fehlt es europaweit an einem kräftigen Wachstumsschub. Er könnte
sich ergeben, wenn sich die Mitgliedstaaten der EU – oder mindestens elf dieser Staaten im Wege
„verstärkter Zusammenarbeit“ – zu
einer europäischen Energie-Union
und einer ebensolchen Digital-Union
mit entsprechenden, privat zu finanzierenden Infrastrukturen durchringen würden.
Das Gesicht der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft: Wolfgang Clement
[u!]: Angesichts der Probleme im
Euro-Raum hat die AfD leichtes Spiel.
Ist es für Marktwirtschaftler ein Fluch
oder ein Segen, dass diese neue Partei
in den Bundestag drängt?
Clement: Sie drängt, aber sie ist
noch nicht drin. In einer Parteiendemokratie ist es wichtig, dass wichtige Fragen vieler Bürger, wie eben
die Euro-Rettung, auch hinreichend
thematisiert werden. Doch es müssen auch die richtigen Antworten gefunden werden – und da hat die AfD
eine eklatante Schwäche. In Ihrem
Kern ist sie in meiner Wahrnehmung
populistisch und – um nur das Stichwort Freihandel zu nennen – protektionistisch und marktfeindlich. Auch
ordnungspolitisch ist das keine Alternative.
[u!]: Um die FDP hingegen ist es
ruhig geworden. Hat Herr Lindner Sie
schon um Unterstützung gebeten?
Clement: Ich finde, wenn ich auf
den Regulierungsdrall der gegenwärtigen Politik schaue, dass unserem Land eine liberale Kraft fehlt.
Die globale Finanzkrise hat die
Staatsgläubigkeit allgemein und
bei uns noch mehr als anderswo
ganz unübersehbar gestärkt. Das ist
verständlich, aber nicht freiheitsfördernd. Der Bürger als Souverän
– von diesem Leitbild entfernen wir
uns derzeit in manchmal beängstigender Weise. Ich hoffe auf eine
politische Kraft, die sich diesem
Trend entgegen stellt.
Das Gespräch führte
Matthias Heidmeier
„Wir brauchen Impulse aus den Unternehmen“
Interview mit dem Geschäftsführer der INSM, Hubertus Pellengahr, über
die Arbeit seiner Initiative
[unternehmen!]: Herr Pellengahr, wer steht hinter der INSM?
Pellengahr: Die INSM wird von
den Arbeitgeberverbänden der deutschen Metall- und Elektro-Industrie
getragen. Sie soll als eigenständige
und starke Stimme für die Soziale
Marktwirtschaft werben. Dabei begreift die INSM sich als branchenund parteiübergreifende Reforminitiative und ist offen für alle, die sich
dem Gedanken der Sozialen Marktwirtschaft verbunden fühlen.
Pellengahr: Unser Ziel ist es, das
über Jahrzehnte bewährte Konzept
der Sozialen Marktwirtschaft von
Ludwig Erhard zu erhalten und zeitgemäß zu interpretieren und auf Basis
der Prinzipien unternehmerische
Freiheit, Eigeninitiative, Verantwortung und Chancengerechtigkeit,
Lösungsansätze für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Im
Kern geht es dabei immer um die
zentralen Fragen zur Sicherung und
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
des Standorts Deutschland.
[u!]: In wenigen Sätzen, was ist das
Ziel Ihrer Initiative?
[u!]: Warum braucht es dafür eine
Initiative?
Die INSM
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine regierungsunabhängige, branchen- und parteiübergreifende Organisation, die sich für
fairen Wettbewerb, unternehmerische Freiheit, sozialen Ausgleich, Chancengerechtigkeit und eine verantwortungsvolle, generationengerechte Politik einsetzt. Sie wirbt für eine Politik, die sich an den Grundwerten der
Sozialen Marktwirtschaft orientiert und macht deren praktische und theoretische Grundlagen bekannter. Sie ist offen für alle, die sich dem Gedanken
der Sozialen Marktwirtschaft verbunden fühlen. Die Arbeit der INSM wird
von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.
Pellengahr: Die Politik hat den
roten Faden zur Sozialen Marktwirtschaft verloren. Ob Mindestlohn
oder Rente mit 63: Diese Maßnahmen kosten Geld und stellen keine
Investition für die Zukunft unseres
Landes dar. Wir, die INSM, treiben
die Verantwortlichen in der Politik
öffentlichkeitswirksam an und fordern Reformen ein: Sei es für eine
generationengerechte Rentenpolitik
oder einen Arbeitsmarkt, der möglichst vielen eine Chance zur Teilhabe bietet und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Letztendlich ist
unser zentrales Leitmotiv, die Standortqualitäten Deutschlands zu verbessern.
[u!]: Mit welchen Mitteln wollen
Sie Ihren Zielen näher kommen?
Pellengahr: Wir arbeiten sehr eng
mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und zahlreichen
weiteren, angesehenen Wirtschaftsforschern zusammen. Gemeinsam
suchen wir nach Verbesserungsmöglichkeiten und unterbreiten der Politik daraus abgeleitet Vorschläge für
Reformen, die unsere Wirtschafts-
kraft nachhaltig sichern. Nur wenn
uns das gemeinsam gelingt, können
wir auch unseren Wohlstand und
damit den sozialen Ausgleich erhalten.
[u!]: Was ist bisher dabei gut gelaufen? Wo wollen Sie besser werden?
Pellengahr: Anfang der 2000er
Jahre haben wir dazu beigetragen,
dass im politischen Berlin der Wille
zu Reformen reifte. Die Agenda
2010 haben wir von Anfang an unterstützt. Jetzt geht es darum, diese
Reformen zu verteidigen und nach
vorn zu schauen. Wir haben aber
auch wichtige Impulse für mehr
Wettbewerb in der Energiepolitik
oder zur Vereinfachung des Steuerrechts gesetzt. Durch unsere öffentlichkeitswirksame Kritik am Rentenpaket haben wir maßgeblich zur
Schadensbegrenzung zum Beispiel
durch den Einstieg in die Flexirente
beigetragen und einen entscheidenden Anstoß für einen Politikwechsel
gegeben. Unsere tägliche Arbeit ist
davon geprägt, entweder vor wirtschaftsfeindlichen Vorhaben zu warnen oder wachstumsfördernde Pro-
Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM im Interview (Foto: Marc Bollhorst)
jekte zu unterstützen. Derzeit müssen wir leider vor allem warnen.
[u!]: Was können Unternehmer tun,
um Sie zu unterstützen?
Pellengahr: Wir brauchen und wollen Impulse aus den Verbänden und
aus den Unternehmen. Das verleiht
unseren Vorhaben den nötigen Nachdruck. Gerade im Hinblick auf unsere
aktuelle Kampagne, zum „Deutschland-Prinzip“, in der wir uns intensiv
um die richtigen Rahmenbedingungen für unseren Wirtschaftsstandort
auseinandersetzen, freuen wir uns
über die Mitwirkung der Wirtschaft.
Wir brauchen überzeugende Stimmen, die sich zur Wirtschaftspolitik
äußern oder unsere Vorhaben gegenüber Politik und Medien vorantreiben. Zudem arbeiten wir eng mit den
regionalen Verbänden der M+E Industrie zusammen, so dass wir auch
vor Ort aktuelle politische Themen
behandeln können. Unternehmer sind
das Fleisch und Blut der Sozialen
Marktwirtschaft und damit deren
glaubwürdigste Fürsprecher.
Das Gespräch führte
Matthias Heidmeier
[unternehmen!]
REGIONAL
1_2015
5
KROHNE UND DEUTAG
ausgezeichnet
Duisburger Bündnis für Familie würdigt erstmalig
vorbildliches Engagement heimischer Betriebe
D
as Unternehmen KROHNE Messtechnik und die Niederlassung
West der DEUTAG GmbH & CO. KG
sind im Rahmen einer Feierstunde im
Haus der Unternehmer für ihr Engagement in Sachen Familienfreundlichkeit
ausgezeichnet worden. Das Anfang
letzten Jahres gegründete Duisburger
Bündnis für Familie hatte den Preis
erstmalig ausgelobt. Das Bündnis war
auf Initiative der Wirtschaft ins Leben
gerufen worden und wird von Oberbürgermeister Sören Link unterstützt.
Bündnispartner sind neben Unternehmerverband, Niederrheinische IHK
und Stadt Duisburg der DGB, die Wirtschaftsjunioren, die Agentur für Arbeit,
das Jobcenter und die Wohlfahrtsverbände. Ihr gemeinsames Ziel: Etwas
In dem Wettbewerb haben sich insgesamt 13 Unternehmen um den Titel
„Familienfreundliches Unternehmen
2014“ beworben. „Nach Sichtung der
Bewerbungen und Besuchen in jedem
Unternehmen war für uns schnell klar,
dass es in diesem Wettbewerb keine
Verlierer geben darf. Alle Unternehmen sind besonders familienfreundlich und damit wirkliche Vorbilder“,
betonte die Jury gleich zu Beginn der
Preisverleihung. Deswegen bekam
auch jedes Unternehmen für die erfolgreiche Teilnahme eine eigens für
diese Auszeichnung erstellte Grafik
mit der Überschrift „Platz für Familie
ist Raum für Zukunft“ des bekannten
Cartoonisten Dirk Meissner. Für die
erfolgreiche Teilnahme wurden aus-
Die Sieger des 1. Preises: Katrin Große und Ingo Wald (KROHNE Messetechnik
GmbH & Co. KG) und Jörg Rasch (Deutag GmbH & Co. KG) (v. l. n. r.)
für Familien und damit auch für den
Standort Duisburg tun. Oberbürgermeister Sören Link ist sich in diesem
Sinne sicher: „Unternehmen, die sich
um familienfreundliche Rahmenbedingungen kümmern, werben damit für
sich und unseren Wirtschaftsstandort.“
gezeichnet: das Ev. Christophoruswerk, die Daimler AG mit ihrer Niederlassung Rhein/Ruhr, die Sparkasse
Duisburg, die ThyssenKrupp Steel
Europe AG, die Siemens AG, die
Xella International GmbH, die Franz
Haniel & Cie. GmbH, die Duisburger
Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, die Rütgers Holding Germany GmbH, die Krankikom GmbH
und die Kindernothilfe e. V.
Wirkliche Vorbilder
Durch die Entscheidung für zwei
Preisträger erhoffe man sich trotz vieler toller Bewerbungen eine positive
Signalwirkung. In der Kategorie der
kleineren Unternehmen mit bis zu 150
Mitarbeitern wurde die Duisburger
Niederlassung West der DEUTAG
GmbH ausgezeichnet. Das in der Albert-Hahn-Straße in Großenbaum
beheimatete Unternehmen macht in
einer eher männerdominierten Branche, der Baustoffindustrie, mit viel
Verständnis für familiäre Belange auf
sich aufmerksam. Niederlassungsleiter
Jörg Rasch, selbst Vater von 3 Kindern, hat mit seiner Führungsmannschaft ein umfassendes Konzept zur
besseren Vereinbarkeit von Familie
und Beruf auf den Weg gebracht. Die
Jury würdigt insbesondere den familienfreundlichen Pioniergeist des Unternehmens in einem sonst eher klassisch
aufgestellten Branchenumfeld. In der
Laudatio auf den Preisträger heißt es:
„Für ein produzierendes Unternehmen
ist es aufgrund vorgegebener Produktionsabläufe häufig schwieriger, sich
‚pro Familie‘ zu engagieren. Umso
bemerkenswerter empfand die Jury
die umgesetzten Maßnahmen. Sie sind
Teil einer ganzheitlichen Strategie, die
auch andere wichtige gesellschaftliche
Bereiche wie z.B. die Ausbildung von
Nachwuchs (u.a. von Mitarbeiterkindern) sowie die Qualifizierung und
Gesundheit der Beschäftigten in den
Blick nimmt.“
Gruppenbild mit allen Teilnehmern: Insgesamt haben sich 13 Duisburger Unternehmen am Wettbewerb beteiligt
(Fotos: Uwe Köppen, Stadt Duisburg)
In der Kategorie der größeren Unternehmen mit über 150 Mitarbeitern
gewann die Firma KROHNE Messtechnik aus Duissern. KROHNE hat
750 Mitarbeiter allein am Standort
Duisburg und fast 3000 weltweit. Das
Unternehmen ist führend im Bereich
der sogenannten Prozessinstrumentierung. Nach Ansicht der Jury ist das
Unternehmen nicht nur familiengeführt, sondern auch besonders familienfreundlich. KROHNE Messtechnik sei in vorbildlicher Weise darauf
bedacht, Familien zu stärken. Dabei
habe das Unternehmen alle Phasen
des familiären Lebens im Blick. So
bietet die Firma KROHNE nicht nur
Unterstützung im Bereich der Kleinkindbetreuung, sondern auch Angebote für Mitarbeiterkinder in Teenageralter. Die Jury nennt hier
beispielhaft das internationale Austauschprogramm FLOW. Hierbei
haben Kinder von Mitarbeitern im
Alter zwischen 15 und 19 Jahren die
Möglichkeit, in eine Austauschfamilie an einen der vielen KROHNEStandorte weltweit zu kommen.
KROHNE übernimmt die Reisekosten, spendiert ein Taschengeld,
schließt eine Auslandsreisekrankenversicherung ab und zahlt den aufnehmenden Familien eine Aufwandsentschädigung. In der Laudatio auf
das Unternehmen KROHNE heißt es:
„Das Unternehmen hat es sich zum
Ziel gesetzt, möglichst für jeden Mitarbeiter ein optimales individuelles
Paket zu schnüren. Die Jury haben
die vielen Standards der Familienfreundlichkeit im Unternehmen begeistert.“
Faktor im Wettbewerb
Oberbürgermeister Sören Link freute
sich auf der Feierstunde über die
Qualität der eingegangenen Bewerbungen. Er sieht die bestehende familienfreundliche Arbeit in Duisburger
Unternehmen bestätigt: „Betriebskindergartenplätze, Beratungsangebote
für familiäre Ausnahmesituationen,
flexible Arbeitszeitmodelle aber auch
Geldleistungen sind nur einige Rahmenbedingungen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu
fördern“. Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, betonte bei der Feierstunde
die Signalwirkung für andere Unternehmen: „Familienfreundliche Leistungen sind nicht nur eine Zugabe des
Arbeitgebers, sondern mehr und
mehr harte Faktoren in Wettbewerb
um die besten Köpfe. Deswegen ist
es gut, dass wir familienfreundliche
Vorbilder herausstellen.“ Schmitz ist
sich sicher, dass man mit dem Bündnis für Familie auch etwas für das
Image des Standorts Duisburg tue.
„Es muss unser gemeinsames Ziel
sein, dass Familien gerne hier leben
und gute Bedingungen vorfinden“, so
Schmitz.
Auch Dr.-Ing. Wolf-Eberhard Reiff,
Geschäftsführer Bildung und Technologie der Niederrheinischen IHK,
unterstrich auf der Veranstaltung, dass
sich Familienfreundlichkeit für die
Unternehmen lohnt: „Unternehmen,
die die Wichtigkeit einer familienorientierten Personalpolitik erkannt
haben, sind nicht nur attraktiv für qualifizierte Fach- und Führungskräfte,
sie beweisen auch gesellschaftliche
Verantwortung. Zufriedene Beschäftigte sind zudem leistungsfähiger und
motivierter.“ Somit sei auch ein klarer
ökonomischer Vorteil von Familienfreundlichkeit im Unternehmen erkennbar. Reiff sieht das große Engagement vieler Unternehmen in diesem
Bereich oft im Verborgenem. „Wir
wünschen uns, dass sich mit dieser
öffentlichen Auszeichnung viele
Unternehmen angesprochen fühlen,
sich an dieser Initiative zu beteiligen“,
so der Vertreter der IHK
Matthias Heidmeier
Duisburger Wirtschaftsjunioren
knüpfen Netzwerke in die ganze Welt
Jungunternehmer aus Partnerstadt Gaziantep zu Gast
I
m November letzten Jahres konnten
die Duisburger Wirtschaftsjunioren
den Vorstand der Jungunternehmer der
Handelskammer Gaziantep mit 18
Teilnehmern in Duisburg willkommen
heißen. Nach einem geselligen Kennenlernen im Innenhafen konnte den
Gästen aus Gaziantep gemeinsam mit
der Niederrheinischen IHK und der
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung
ein attraktives Programm geboten
werden. Begeistert waren die türkischen Gäste von der Möglichkeit, bei
der KROHNE Messtechnik GmbH
unter der fachkundigen Leitung von
David Pesamosca, Mitglied des Landesvorstandes der WJ NRW für Internationale Angelegenheiten und ehem.
Sprecher der Duisburger Wirtschaftsjunioren, die Produktion besichtigen
zu können.
Bei dem anschließenden Empfang
im Rathaus begrüßten die Bürgermeister Osenger und Kocalar die
Gäste aus der Partnerstadt. Abschließend wurden sie im Tectrum
Duisburg von Vertretern der Niederrheinischen IHK und der GfW über
den Wirtschaftsstandort Duisburg
und über Investitionsbedingungen
und Fördermöglichkeiten informiert.
Weltkongress in Leipzig
Nach der Abreise der türkischen Delegation nahmen die Duisburger
Wirtschaftsjunioren mit einer Delegation aus acht Teilnehmern am JCIWeltkongress des internationalen
Dachverbandes teil, der in Leipzig
stattfand. JCI steht für „Junior
Chamber International“ und ist der
internationale Dachverband der
Wirtschaftsjunioren, in dem sich
mehr als 100 Nationalverbände mit
insgesamt 200.000 Mitgliedern ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren. Etwa 4.500 junge Unternehmer und Führungskräfte aus der
ganzen Welt waren nach Leipzig
gekommen, um sich über aktuelle
Herausforderungen auszutauschen.
„Wir sind sehr stolz, dass unser
Land in diesem Jahr Gastgeber des
JCI-Weltkongresses ist“, sagt Thorsten Frieske, Sprecher des Vorstands
der WJ Duisburg.
„Ports & Bridges“
Während der Weltkonferenz traf die
Duisburger Delegation die Vertreter
Junge Unternehmer und Führungskräfte aus Gaziantep und Duisburg im Duisburger Innenhafen
ihrer europäischen Partnerkreise, die
sich in der Partnerschaft von Hafenstädten „Ports & Bridges“ zusammengeschlossen haben, um sie im
März 2015 für vier Tage nach Duisburg einzuladen. Duisburg ist 2015
Austragungsort dieses jährlichen
Treffens von Wirtschaftsjunioren
aus acht Ländern – aus den euro-
päischen Hafenstädten Antwerpen,
Hamburg, Istanbul, Riga, Rotterdam,
St. Petersburg, Turku und Duisburg.
Hier haben die Duisburger Wirtschaftsjunioren die Chance ihre
Heimatregion – die Stadt Duisburg
und den Kreis Wesel – etwa 100 jungen Unternehmern und Führungskräften zu präsentieren.
Die Wirtschaftsjunioren aus Duisburg
und dem Kreis Wesel haben über 85
Mitglieder. Durch den gemeinsamen
Einsatz soll die Akzeptanz für unternehmerisches Handeln in der Region
erhöht und die künftige Wirtschaftsund Gesellschaftspolitik aktiv mit gestaltet werden.
4 www.wjd.de
M+E-Industrie mit neuem InfoTruck
Mobile Berufsinformation mit viel High-Tech an Bord
A
uf zwei Etagen mit knapp 100
Quadratmetern modernster Präsentationsfläche wirbt die Metallund Elektroindustrie ab diesem Jahr
an Schulen und öffentlichen Einrichtungen gezielt um Nachwuchskräfte.
Der neue InfoTruck wird durch die
Arbeitgeberverbände der Branche
finanziert. Auch der Metallverband
Ruhr-Niederrhein unterstützt die mobile Berufsinformation. Im Frühjahr
ist der Truck erstmals im Verbandsgebiet des Unternehmerverbandes unterwegs. Stationen sind unter anderem
in Oberhausen, Mülheim, Duisburg,
Wesel und Bocholt geplant.
„Mit diesem Fahrzeug wollen wir jugendgerecht für die Berufe der größten
Industriebranche werben. Gleichzeitig setzen wir auch ein wichtiges Signal, dass die M+E-Industrie in unserem Land eine Ausbildungsbranche
ist“, erklärte der Präsident von METALL NRW, Arndt G. Kirchhoff, bei
der Vorstellung des neuen Fahrzeugs
vor dem Landtag in Düsseldorf.
Kirchhoff betonte, die M+E-Verbände
hätten rund 12,3 Millionen Euro in
zehn baugleiche InfoTrucks investiert,
die nun nach und nach fertiggestellt
und bundesweit zum Einsatz kommen
würden. „Wir setzen damit ein deutli-
ches Zeichen für die Ausbildung in
unserem Land“, sagte der Metallarbeitgeberpräsident.
Die InfoTrucks ersetzen die bisherigen
InfoMobil-Gelenkbusse, die seit 25
Jahren als mobile Berufsinformation
auf Schulhöfen, vor Werkstoren und
bei Ausbildungsmessen über die vielfältige Berufswelt der deutschen Metall- und Elektroindustrie geworben
hatten. Ihre Aufgabe: Schülerinnen
und Schüler über die Ausbildungsmöglichkeiten in der M+E-Industrie
informieren, Perspektiven aufzeigen
und zukünftige Fachkräfte gewinnen.
Mit rund 3,75 Millionen Beschäftigten
– darunter 210.000 Auszubildenden –
gehört die M+E-Industrie zu den leistungsstarken, innovativen Industrien
des Landes. Allein in Nordrhein-Westfalen arbeiten rund 700.000 Beschäftigte in den M+E-Unternehmen, die
2014 mehr als 37.000 Auszubildenden
den Berufseinstieg ermöglichten.
Doch auch für die Unternehmen der
M+E-Industrie wird es angesichts
rückläufiger Schülerzahlen immer
schwieriger, passenden Nachwuchs zu
finden. „Der M+E-InfoTruck bietet
jungen Menschen bereits in der Schule
HighTech: Der neue Truck bei seiner Premiere vor dem Landtag
(Foto: Unternehmerverband)
wichtige Einblicke in attraktive Ausbildungs- und Berufschancen in unserer Industrie“, sagte Kirchhoff, „auch
jungen Frauen werden durch erste
Erfahrungen mit dem InfoTruck mögliche Berührungsängste gegenüber
technischen Berufen genommen.“
Matthias Heidmeier
6
1_2015
POLITIK
[unternehmen!]
„Wir müssen uns leider an unruhigere Zeiten gewöhnen“
Interview mit dem Gastredner des kommenden Unternehmertages, Wolfgang Ischinger, über Russland, China,
die USA und europäische Krisen-Antworten
[unternehmen!]: Man hat den Eindruck, dass eine Phase relativer Stabilität in Europa derzeit endet. Die
Krisen rücken näher oder sind bereits
in Europa angekommen. Worauf
müssen wir uns da einstellen?
Ischinger: Uns wird derzeit vor
Augen geführt, dass wir Außen- und
Sicherheitspolitik nicht stiefmütterlich behandeln dürfen. Die Weltordnung ist fragil, Einiges ist aus den
Fugen geraten. Ein Leben in Frieden
und Freiheit, an das wir uns glücklicherweise gewöhnen durften, ist
kein Naturzustand. Europa als Insel
der relativen Stabilität, und um uns
herum Stürme, die wir weitgehend
ignorieren – das kann so nicht funktionieren.
„Ein Leben in Frieden
und Freiheit, an das wir
uns glücklicherweise
gewöhnen durften, ist
kein Naturzustand. “
[u!]: Putins Argumentationsmuster
erinnern in vielen Punkten an die
Rhetorik des kalten Krieges, der
Europa über Jahrzehnte im Griff
hatte. Ist Putin ein kalter Krieger, der
die Konfrontation sucht?
Ischinger: Jedenfalls tun wir ihm
nicht unrecht, wenn wir seine Außenpolitik als „revisionistisch“ bezeichnen. Aus seiner Sicht hat sich Russland über viele Jahre zu klein
gemacht und Abkommen geschlossen, die es heute nicht mehr beachten
muss. Damit stellt er die Grundprinzipien der europäischen Friedensordnung in Frage. Konfrontation nach
außen hilft ihm darüber hinaus dabei,
von innerer Schwäche, wirtschaftlicher Rückständigkeit und mangelnder Innovationskraft abzulenken.
[u!]: Der russische Markt war lange
Jahre ein Wachstumsmarkt für die
deutsche Wirtschaft. Gilt es jetzt, sich
mit Investitionen zurückzuhalten?
Ischinger: Zumindest muss man
damit rechnen, dass die gegenwärtige
Eiszeit zwischen dem Westen und
Russland nicht in einigen Monaten
und wohl auch nicht schon in wenigen Jahren zu Ende geht. Der Ver-
[u!]: Das Freihandelsabkommen
zwischen Europa und den USA ruft
aktuell Gegner und Befürworter auf
den Plan. Wie geht das Tauziehen
aus?
trauensverlust und die Tragweite des
aggressiven russischen Handelns sind
dafür schlicht zu groß. Aber: Es ist
sehr wahrscheinlich, dass eine vertiefte wirtschaftliche Kooperation,
vielleicht sogar ein Wirtschaftsraum
bis Wladiwostok, ein zentraler Bestandteil einer Wiederannäherung an
und mit Russland sein wird.
Ischinger: Es darf nicht mit einem
Scheitern ausgehen. Denn dann wäre
tatsächlich die Gefahr gegeben, dass
Europa aus US-Sicht nach und nach
marginalisiert werden könnte. Ich
verstehe zwar, dass solch enorme Abkommen Unbehagen in der Bevölkerung auslösen können. Aber die Vorteile überwiegen klar.
[u!]: Russland versucht, so ist immer
wieder zu hören, einen Keil in die Europäische Union zu treiben. Aus
Griechenland oder Ungarn zum Beispiel kommen immer öfter kritische
Stimmen zur Sanktionspolitik. Ist die
Einheit Europas in Gefahr?
Ischinger: Wir müssen wachsam
sein. Aber bisher ist der Umgang mit
der Ukrainekrise eher ein positives
Zeichen dafür, wie Europa gemeinsam handeln kann. Die Sanktionen
sind ja auch nicht billig, aber die Europäer haben sie einstimmig beschlossen und mehrfach verschärft.
Jetzt gilt es aber auch, langfristige
und strategische Weichenstellungen
vorzunehmen, die unsere Abhängigkeit von Russland reduzieren. Stichwort Energieunion. Und: Größere
Belastungsproben in der gemeinsamen Russlandpolitik stehen uns in
der Tat erst noch bevor.
„Größere Belastungsproben in der gemeinsamen
Russlandpolitik stehen uns
in der Tat erst noch bevor.“
[u!]: Die deutsche Wirtschaft sieht
sich als Profiteur des Euro und der
europäischen Einigung, doch in den
letzten Jahren hat sich heraus gestellt,
dass die Einheit Europas wohl auf
Pump finanziert wurde. Was haben
der Norden und der Süden Europas
überhaupt noch gemeinsam?
Kurz-Vita
Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Er war Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
und deutscher Botschafter in den
Vereinigten Staaten.
[u!]: Auch mit Blick auf den Vormarsch der Terrororganisation IS
fällt die Hilflosigkeit der Weltgemeinschaft ins Auge. Warum wird es zunehmend schwer, eine gemeinsame
Strategie, etwa im UN-Sicherheitsrat,
zu vereinbaren?
Gast des Unternehmertages Sommer 2015: Der Vorsitzende der Münchner
Sicherheitskonferenz, Botschafter Wolfgang Ischinger (Foto: Kuhlmann / MSC)
Ischinger: Die deutsche Wirtschaft
sieht sich nicht nur als Profiteur, sie
ist es ohne jeden Zweifel. Und wir
haben mit Spaniern und Griechen
genauso viel gemeinsam wie mit
Niederländern und Finnen. Langfristig brauchen wir Deutsche ein
funktionierendes Europa mindestens genauso wie Europa den Motor
Deutschland braucht.
[u!]: Vertiefung oder Erweiterung?
Was ist die beste Zukunftsstrategie für
die Europäische Union?
Ischinger: Das ist kein EntwederOder. Kurz- und mittelfristig muss
aber die Konsolidierung und Vertiefung im Mittelpunkt stehen, auch und
gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik. Und die Klärung der ‚britischen Frage’.
[u!]: Die USA richten ihr Augenmerk weniger auf Europa, als vielmehr in den pazifischen Raum.
Verliert Europa dadurch auch wirtschaftlich an Boden?
Ischinger: Weder wirtschaftlich
noch politisch. Aus strategisch-politischer Sicht haben wir ein großes
Interesse daran, dass sich die USA
zu einer besonders effektiven Ordnungsmacht im Pazifik entwickeln.
Wir in Europa profitieren enorm
davon, wirtschaftlich und politisch,
wenn es den USA gelingen sollte,
den Aufstieg Chinas so zu begleiten,
dass der Pazifik friedlich bleibt und
sich alle Anrainerstaaten sicher fühlen und wirtschaftlich weiterentwickeln können. Das ist global gesehen
die wohl wichtigste Aufgabe für die
nächsten Jahrzehnte. Das heißt aber
auch, dass sich Europa sicherheitspolitisch mehr um die eigene Nachbarschaft kümmern muss. Wir brauchen die USA weiterhin als
europäische Macht – das zeigt die
Ukrainekrise – aber wir müssen
auch selbst mehr tun. Zugleich wissen die USA genau, dass Europa
allen Friktionen zum Trotz ihr bester
Partner ist, um auf der Welt Probleme zu lösen und Interessen zu
wahren.
Ischinger: Der UN-Sicherheitsrat
ist in der Tat viel zu schwach und gespalten – und das zu einer Zeit, zu
der wir ihn mehr denn je dazu
bräuchten, Lösungsansätze aufzuzeigen. Aber beim Umgang mit dem
„IS“ wäre ein funktionierender Sicherheitsrat nur ein kleiner Teil des
Puzzles. Wir brauchen nicht nur ein
militärisches Vorgehen und eine gemeinsame Strategie, um den IS niederzuringen, sondern auch vernünftige staatliche Strukturen sowohl in
Syrien als auch im Irak. Das wird
lange dauern.
„Ich verstehe zwar,
dass solch enorme Abkommen Unbehagen in
der Bevölkerung auslösen
können. Aber die Vorteile
überwiegen klar.“
[u!]: Welche Rolle spielt dabei
China? Will China mehr Handel mit
dem Westen oder will China gemeinsam mit Russland unabhängiger vom
Westen werden?
Ischinger: Was China angeht, dürfen wir durchaus optimistisch sein.
Militärische Konflikte im Pazifik
wären eine Katastrophe, sind aber
unwahrscheinlich. Und der chinesischen Führung ist klar, dass sie ver-
nünftige Beziehungen zum Westen
braucht – genau so, wie wir auch an
solchen Beziehungen interessiert
sind. China versucht zwar, über die
sogenannten „BRICS“ mit anderen
mehr oder weniger aufstrebenden
Staaten enger zusammenzuarbeiten
und wird dies in einigen Bereichen
auch tun. Aber eine Allianz gegen
den Westen oder gar ein russischchinesisches Bündnis sehe ich nicht.
China nutzt die russische Schwäche
für gute Energiedeals.
„Aber eine Allianz
gegen den Westen oder
gar ein russisch-chinesisches Bündnis sehe ich
nicht. China nutzt die
russische Schwäche für
gute Energiedeals.“
[u!]: Wenn wir die globale Entwicklung insgesamt betrachten, welche
Regionen sollten Unternehmer mit
Blick auf Wachstum und Investitionen
besonders in den Blick nehmen?
Ischinger: Natürlich die großen,
bevölkerungsstarken Staaten vor
allem in Asien, in denen sich in stabilen Verhältnissen aller Voraussicht
nach große Mittelschichten herausbilden werden. Und: Afrika. Die
politische Entwicklung in vielen
Ländern ist zwar ungewiss. Aber
hier liegen schon alleine aus demographischen Gründen große Potenziale für ökonomisches Wachstum:
Das mittlere Alter in weit über 30
Staaten des Kontinents liegt unter
20 Jahren!
u!]: Abschließend ihre Prognose:
Überwiegen die Chancen oder überwiegen die Risiken bei der Entwicklung der geopolitischen Situation?
Ischinger: Im Moment, so fürchte
ich, ist etwas Pessimismus angemessen. Viele der Ordnungen und Sicherheitsstrukturen, in denen sich gerade
Risse zeigen, werden in naher Zukunft eher schwächer als stärker.
Wir müssen uns leider an unruhigere
Zeiten gewöhnen.
Das Gespräch führte
Matthias Heidmeier
USA-Tag am 28. Mai 2015
Die aktuellen Krisenherde sowie der Handel mit den USA sind Themen des
Unternehmerverbandes im ersten Halbjahr / Elmar Brok zu Gast
D
ie Entwicklung jenseits unserer
Landesgrenzen beschäftigt die
hiesige Unternehmerschaft viel stärker
als früher. Die internationale Verflechtung wird immer größer. Krisen, wie
jetzt in der Ukraine, betreffen die exportstarken Betriebe unserer Region
unmittelbar“, fasst der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes,
Wolfgang Schmitz, die Motivation seiner Organisation zusammen, die internationale Lage stärker in den Blick zu
nehmen. Geplant sind mehrere Veranstaltungen für Unternehmer mit entsprechenden Hintergrundinformationen und Lagebeurteilungen.
Die Zahl der internationalen Krisenherde habe in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Viele Konflikte befinden sich zudem in unmittelbarer
Nachbarschaft zur Europäischen
Union. Schmitz nennt die Destabilisierung vieler Länder des arabischen
Raumes durch den Vormarsch der
Terrororganisation IS sowie den un-
gelösten Konflikt um den Osten der
Ukraine. „Insbesondere die UkraineKrise, die auf unserem Kontinent und
in unmittelbarer Nachbarschaft stattfindet, sorgt für große Unsicherheit
bei den Betrieben“, erläutert Schmitz.
Schmitz verweist auf viele mittelständische Unternehmen, die über einen
Einbruch ihres Russland-Geschäftes
klagen. Doch nicht nur der Handel mit
den am Konflikt beteiligten Ländern
wird für deutsche Unternehmen
schwieriger, auch die große politische
Stabilität in Europa werde mehr und
mehr hinterfragt. „Frieden und Sicherheit sind Grundlagen für jeden
Handel. Wenn innerhalb Europas ein
solcher Konflikt wie in der Ukraine
wieder möglich ist, was bringt uns
dann die Zukunft?“, bringt Wolfgang
Schmitz die Sorge vieler Unternehmen auf den Punkt.
Drohe gar die Rückkehr eines Kalten
Krieges? Kann der internationale Ter-
rorismus auch zur Bedrohung der
Weltwirtschaft werden? Wie stabil ist
die Europäische Union, in der Rechtsund Linkspopulisten immer öfter
Wahlsiege feiern? Der Arbeitgeberverband erhofft sich mehr Klarheit bei der
Bewertung der internationalen Entwicklung durch einen Auftritt des ehemaligen deutschen US-Botschafters
Wolfgang Ischinger beim kommenden
Unternehmertag des Verbandes.
Ischinger gehört zu den angesehenen
Diplomaten der Bundesrepublik.
Als Chef der Münchener Sicherheitskonferenz ist Ischinger auch heute
noch in der ersten Reihe der internationalen Politik zu finden. Regie-
rungschefs und Außenminister schätzen den 68jährigen Juristen und Völkerrechtler. Ischinger wird am 3. Juni
vor der regionalen Unternehmerschaft
die weltpolitische Lage vermessen.
Seine Prognosen und Erwartungen
werden von den Wirtschaftsvertretern
mit Spannung erwartet.
Eine ebenso internationale Ausrichtung hat der für den 28. Mai geplante
USA-Tag des Unternehmerverbandes. „Der Handel mit den USA ist von
größter Bedeutung für die heimische
Wirtschaft. Uns ist es wichtig, über
den amerikanischen Markt zu informieren und ein klares Bekenntnis zum
geplanten Freihandelsabkommen ab-
Bitte vormerken
28. Mai, 14:00 Uhr: USA-Tag, Ort: HAUS DER UNTERNEHMER
3. Juni, 18:00 Uhr: Unternehmertag mit Wolfgang Ischinger,
Ort: HAUS DER UNTERNEHMER
Einer der Redner auf dem USA-Tag des Unternehmerverbandes: Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok (Foto: Büro Elmar Brok)
zugeben“, unterstreicht Schmitz. Prominente Redner aus Politik und Wirtschaft, wie der CDU-Europapolitiker
Elmar Brok, werden im Rahmen des
USA-Tages die Unternehmer über
den Stand des Freihandelsabkom-
mens und über aktuelle Entwicklungen auf dem amerikanischen Markt
informieren. Unterstützt wird die Veranstaltung auch von der niederrheinischen IHK.
Matthias Heidmeier
[unternehmen!]
MITGLIEDSUNTERNEHMEN
1_2015
7
Der Chancengenerator
Die Binnenschifffahrt strebt zu neuen
Ufern. Bargelink.com hilft dabei
D
ie Potentiale der Binnenschifffahrt sind groß. Dafür, dass sie
auch erkannt und nutzbar gemacht
werden, sorgt das in Xanten beheimatete Unternehmen Bargelink. Der
Begriff „barge“ bedeutet im Englischen so viel wie Frachtkahn oder
Binnenschiff. Unter www.bargelink.com findet sich dementsprechend der „Link“ zum Marktplatz
der europäischen Binnenschifffahrt.
Verlader, Reedereien, Befrachter
und Partikuliere können auf der Internetplattform ihre Partner finden.
Axel Götze-Rohen, Geschäftsführer
von Bargelink
Freie Transportkapazitäten der Binnenschifffahrt werden auf Bargelink.com angeboten. „Für alles, was
nicht flüssig ist, finden Interessenten
auf unserer Seite das passende Binnenschiff“, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens, Axel
Götze-Rohen. Bargelink ist ein
Marktplatz der Kontakte und Chancen und keine Frachtenbörse, bei
denen es meist darum geht, wer der
Billigste ist.
Einheiten bis zu 8.000 Tonnen
Über 2.000 Schiffe werden Monat
für Monat bei Bargelink angeboten.
Dabei spiegeln die dort beworbenen
Kapazitäten die Vielfalt der Binnenschifffahrt wieder: Von 300 Tonnen
bis über 8.000 Tonnen Ladung können die Schiffe aufnehmen. Die
„Bargelink-Flotte“ hat eine Gesamtkapazität von knapp fünf Millionen
Tonnen. Dem gegenüber stehen die
Ladungen, die über das System angeboten werden. Ein aktueller Blick
auf drei Ladungsangebote zeigt
exemplarisch die Möglichkeiten:
„3000 Tonnen Getreide von der
Mosel nach Antwerpen“, „1000 Tonnen Stahl vom Niederrhein nach
Nordfrankreich“ oder „1400 Tonnen
Kies vom Oberrhein nach Münster“.
Bis zu 500.000 Tonnen Güter werden so monatlich über Bargelink.com
angeboten. Der Kontakt zwischen
Verladern und Binnenschiffen findet
dabei direkt und ohne Umwege statt.
Rund 6.000 Binnenschiffe befahren
die europäischen Wasserstraßen. Die
Niederlande machen ihrer Tradition
als Handelsnation alle Ehre und stellen die größte Flotte in Europa. Die
Holländer allein verfügen über ein
Wasserstraßennetz von einer Länge
von über 5.000 Kilometern. Zum
Vergleich: das wesentlich größere
Nachbarland Deutschland kommt
auf rund 7.300 Kilometer Wasserstraßen.
Große Potentiale: Über 8.000 Tonnen kann ein Binnenschiff transportieren (Fotos: Bargelink)
time ist wichtiger als schnell“, so
Götze-Rohen. Es käme bei den Warenkreisläufen heutzutage darauf an,
mit seiner Ladung zur richtigen Zeit
am richtigen Ort zu sein. „Und dass
ein Binnenschiff mit 2.500 t Tragfähigkeit ca. 100 LKW ersetzt, ist auch
ein enormer ökologischer Vorteil.
Die Binnenschifffahrt ist gerade bei
Massengut und Containern absolut
wettbewerbsfähig“, erläutert GötzeRohen.
Volle Kraft voraus
Image optimierbar
„Leider sind die enormen Potentiale
der Binnenschifffahrt noch nicht
überall bekannt. Die Branche arbeitet
einfach geräuschlos“, gibt GötzeRohen zu bedenken. Denn egal, ob
die Bahn streikt oder der LKW im
Stau steht, das Binnenschiff läuft fast
immer – und im Vergleich sehr leise.
„Die Zuverlässigkeit und die exakte
Planbarkeit ist die Stärke des Transports auf dem Wasserweg“, ist GötzeRohen überzeugt. Und in der Tat: Mit
welchem anderen Verkehrsmittel
kann man so minutiös Ankunft und
Abfahrt planen? Eis, zu viel oder zu
wenig Wasser, das kann in Extremfällen die Binnenschifffahrt bremsen.
Doch das sind die Ausnahmen. Die
Regel heißt: Volle Kraft voraus.
Die Branche tut sich trotzdem schwer
im Wettbewerb der Verkehrsträger.
Woran liegt’s? „Es gibt nach wie vor
ein verstaubtes Image der Binnenschifffahrt“, ist Götze-Rohen, der
auch als Journalist in Fachmagazinen
der Binnenschifffahrt veröffentlicht,
überzeugt. Mit der Realität habe das
aber schon lange nichts mehr zu tun.
„In den letzten Jahren hat es eine beispiellose Modernisierung des Sektors
gegeben“, so Götze-Rohen. Motoren,
Antriebe, Telematik – moderne Binnenschiffe müssen keinen Vergleich
mit
anderen
Transportmitteln
scheuen. Doch nicht nur technologisch ist die Binnenschifffahrt auf der
Höhe der Zeit oder ihr sogar voraus.
Auch mit Blick auf die Kapazitäten
werden die Potentiale deutlich. „Kein
anderer Verkehrsträger verfügt über
so viele freie Kapazitäten. In keinem
anderen Logistik-Sektor ist das weitere Wachstum so umweltverträglich
und ressourcenschonend möglich“,
weiß Götze-Rohen.
Just in Time
Doch wie reagiert die Branche auf
die kritische Nachfrage nach dem
mit durchschnittlich 10 km/h relativ
langsamen Binnenschiff? „Just in
Intelligente Verzahnung
Doch Götze-Rohen schwebt gar
nicht das „Entweder-Oder“ bei den
Verkehren zu Lande, zu Wasser und
in der Luft vor. „Wir brauchen eine
intelligente Verzahnung“, so der gelernte Schifffahrtskaufmann, der
nicht nur die Binnenschifffahrt und
ihre Entwicklung wie seine Westentasche kennt. Bevor er die Geschäftsführung bei Bargelink übernahm, war er zwei Jahre für die
damalige DB Cargo Ag tätig. Bereits
dort hat er an der Kombination von
Schiff und Bahn gearbeitet. GötzeRohen weiß deswegen, was noch
immer das Grundübel der Logistik
ist: „Schiene macht Schiene. Schiff
macht Schiff. LKW macht LKW.
Doch zu wenig Akteure denken über
ihren Verkehrsträger hinaus.“
Und sie bewegt sich doch
Lange hatte die Binnenschifffahrt den
Ruf eher traditionell zu sein. Modernes Prozessdenken war eher die Ausnahme. Damit hatte Bargelink beim
Start selbst zu kämpfen. „Der Start
war mühsam und zäh. Kaum jemand
in der Branche gab dem Markplatzes
eine Chance. „Drei Jahre hat es gedauert, bis wir über den Berg waren“,
beschreibt Götze-Rohen seinen damaligen Einsatz. 2003 hat er das Unternehmen im Management-buy-out
übernommen. Heute sind sich alle relevanten Marktakteure auf der Plattform vertreten und vermarkten online
ihre Mengen und Kapazitäten. Barge-
link.com ist heute aus der Welt der
Binnenschifffahrt nicht mehr wegzudenken.
Chancen für den Mittelstand
Zwar schafft es die Plattform die
Transportmöglichkeiten auf den innereuropäischen Wasserwegen anschaulich zu machen, jedoch bleibt
die Branche nach wie vor weitgehend unter sich. Vor allem Reedereien und Partikuliere nutzen Bargelink.com. Verlader aus Industrie und
Handel nutzen die Transportmöglichkeiten der Binnenschifffahrt
noch zu wenig. „Die Marktstruktur
ist immer noch sehr vielschichtig.
Die Schiffe müssen näher an die
Kunden ran. Mit unserem System
bringen wir Schiffseigner und Verlader einfach, schnell und sicher zusammen. Bargelink ist so etwas wie
eine moderne Datingsite für die
„nasse“ Logistik“, so Götze-Rohen.
Dabei hat er vor allem die mittelständische Wirtschaft im Blick.
Nicht zuletzt deswegen engagiert
sich Bargelink auch im Unternehmerverband. „Das Logistik-Netzwerk ausbauen, darauf kommt es
an“, sagt Götze-Rohen.
Auch Güterzüge im Blick
Doch der 52-jährige weiß, dass
man dabei über den Verkehrsträger
hinaus denken muss. Deswegen betreibt er nicht nur Bargelink.com,
sondern auch Railcargo-Online.com
für den internationalen Schienengü-
terverkehr. Auch für den Transport
mit Güterzügen gilt nämlich: Die
Potentiale sind längst noch nicht
hinreichend entdeckt. “Allein in
Deutschland gibt es neben dem
„roten“ Riesen DB Schenker Rail
über 100 leistungsfähige Güterbahnen“, führt Götze-Rohen aus. Darunter seien viele Eisenbahnen, die
besonders auf die Bedürfnisse des
Mittelstandes eingehen würden und
auch für kleinere Mengen interessante Logistikkonzepte entwickeln
könnten.
Die Vision
Doch wenn in der Vernetzung der
Verkehrsträger die Zukunft liegt,
dann gehören doch die beiden Portale für die Binnenschifffahrt und
den Schienengüterverkehr unter ein
Dach? „Exakt! Darum arbeiten wir
derzeit an Cargo-Platform.com. Das
neue Portal soll die Potentiale der
beiden umweltfreundlichen Verkehrsträger unter einem Dach vereinen. Cargo-Platform.com soll ein
virtueller Bahnsteig (engl. platform)
für Logistiker und Verlader werden.
Dort können diese dann zwischen
Schiff und Zug wählen – oder beide
kombinieren“, beschreibt GötzeRohen seine Vision.
Matthias Heidmeier
Info
BARGELINK.COM
Railcargo-online.com
ANZEIGE
8
1_2015
MITGLIEDSUNTERNEHMEN
[unternehmen!]
Den Erfolg am Haken
Die Firma KoRo GmbH ist Spezialist
für Kransystemteile
I
m letzten Jahr entstand am Züricher
Flughafen eine neue Schallschutzhalle. Die Triebwerktests sollten nicht
länger für Ärger bei den Anwohnern
sorgen. Ein hochmodernes Bauwerk
mit hochmoderner Technik, die in
wichtigen Teilen aus NordrheinWestfalen stammt: Die Firma KoRo
GmbH moving systems mit Hauptsitz
Kran erst funktionstüchtig machen.
„Bis auf den Stahlbau liefern wir eigentlich alles“, fasst Robin Gressner,
Prokurist und technischer Leiter bei
KoRo, zusammen. Das bedeutet konkret: Unterflaschen, motorisch angetrieben und Standard, Seiltrommeln,
Seilrollen, Laufräder und Radblöcke,
Puffersysteme, Kupplungen, Bremsen, Klemmplatten, Prellböcke und
Kranschienen.
Keine Scheu vor
Spezialaufträgen
Alle Teile werden genau geprüft
„Begonnen haben wir mit zwei Mitarbeitern, mittlerweile sind es 25“, erinnert sich Daniel Evers, Prokurist
und zuständig für Vertrieb und Personal bei KoRo. Darunter auch ein Auszubildender zum Industriemechaniker
– die KoRo GmbH ist anerkannter
Ausbildungsbetrieb sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen
Bereich. Während andere Unternehmen zu Beginn mit Schwierigkeiten
zu kämpfen haben, ging es für den
Kransystemteile-Spezialisten direkt
steil bergauf. Sicherlich auch dank der
guten Startbedingungen:
in Witten lieferte die Tor-Antriebe.
Einer von vielen Großaufträgen in
den letzten drei Jahren. Denn die
KoRo GmbH gibt es erst seit 2012.
Seitdem zeigt die Erfolgskurve steil
nach oben. Jährliche Umsatzsteigerungen und stetige Expansion
sprechen eine deutliche Sprache.
Spezialisiert hat sich das Erfolgsunternehmen auf Kransystemteile. Die
KoRo GmbH ist Spezialist für Hebe-,
Laufradtechnik und Unterflaschen.
Also alle Teile, die einen meterhohen
Moderne Computertechnik macht 3D-Planungen möglich
Robin Gressner, Technischer Leiter und Daniel Evers (r.) zuständig für Vertrieb
und Personal bei KoRo (Fotos: Unternehmerverband)
Geschäftsführer Rolf Gressner
brachte über 20 Jahre Erfahrung und
viele Kontakte mit. Und scheut sich
nicht, auch Spezialaufträge anzunehmen, von denen andere Unternehmen
lieber die Finger lassen. Beispiel:
Kerntechnische Anlagen. An die
Krane, die in Atomkraftwerken stehen, werden besondere Anforderungen gestellt. „Neben den üblichen
DIN-Normen müssen die Teile auch
den Anforderungen des Kerntechnischen Ausschusses genügen“, erläutert Robin Gressner. Für den Spezialisten aus Witten kein Problem.
pazitätsgrenzen.“ Bei der KoRo
GmbH legt man Wert darauf, verschiedene Ersatzteile immer im Lager
vorrätig zu haben. „Ein ProduktionsKran darf nicht lange still stehen. Kunden kommen bei uns vorbei und brauchen auf die Schnelle unsere Hilfe. Da
wollen wir flexibel sein“, erläutert
Evers. Momentan werden witterungsbeständige Teile draußen gelagert. Für
einen Großauftrag musste sogar eine
extra Halle in Wetter angemietet werden. Gespräche mit Frank Scheve,
Eigentümer des Technologie- und
Gewerbeparks an der Stockumer
Straße in Witten, hat es bereits gegeben. Noch in diesem Jahr könnten
Erweiterungspläne in die Tat umgesetzt werden. „Die Zusammenarbeit
mit ihm läuft wirklich gut“, lobt Robin
Gressner. Und noch andere Argumente sprechen für den Standort: „Die
Infrastruktur mit der Nähe zur Autobahn ist ideal.“ Auch die Synergieeffekte seien nicht zu unterschätzen:
„Andere im Gewerbegebiet ansässige
Unternehmen fragen uns an, wenn sie
Aufträge zu vergeben haben.“
Im letzten Jahr kaufte das Unternehmen die Firma IBS, die in KoRo IBS
umbenannt wurde. Das Tochterunternehmen ist auf Bremstechnik spezialisiert. „Damit konnten wir unsere
Produktpalette noch einmal deutlich
erweitern“, so Evers. Neu im Portfolio: der Hochleistungsbremsbelag
„KBBxtrem“. „Mit den üblichen
Bremsbelägen sind Reibgeschwindigkeiten von bis zu 40 Metern pro Sekunde möglich – mit KBBxtrem sind
es 60 Meter“, erklärt Robin Gressner.
Bei solchen Reibgeschwindigkeiten
müssten Kunden sonst auf teure
Scheibenbremsen zurückgreifen. Der
Bremsbelag KBBxtrem liefert eine
optimale Kombination aus maximal
zulässiger Reibgeschwindigkeit und
maximalem Flächendruck – und
könnte schon bald zum Einsatz kommen: „Der Vertrieb geht gerade los“.
Für 2015 Erweiterung geplant
Hubwerke gehören zum
Produktportfolio (Foto: KoRo)
Das neue Produkt ist ein weiterer
Grund, die bestehenden Flächen auszubauen: „Wir stoßen an unsere Ka-
„Eine stolze Leistung!“
Von Witten in die Welt – die KoRo
GmbH hat Vertragspartner in Europa,
Asien und dem mittleren Osten. In
Italien beispielsweise gibt es einen
Vertriebspartner für Hubwerkskomponenten und Kranpuffer aus der
Region des Gardasees und auch in
Spanien und Indonesien gibt es kompetente Partner. Gefertigt wird allerdings hauptsächlich in Deutschland
und jedes Produkt wird vor Inbetriebnahme einer gründlichen Prüfung
unterzogen. Die nötige Ausstattung
dafür gibt es am Standort Witten.
„Deshalb können wir auch extrem
kurze Lieferzeiten garantieren“, freut
sich Robin Gressner.
Geraldine Klan
Info
KoRo GmbH
Stockumer Straße 28
58453 Witten
02302 70 78 7-50
[email protected]
WFLV-Geschäftsführer Dr. Gregor Gdawietz feierlich verabschiedet
Gigaset möchte ins
Smartphone-Geschäft
36
Standort Bocholt bleibt erhalten
Jahre Verbandsarbeit, davon
über 17 Jahre als Geschäftsführer des Westdeutschen Fußballund Leichtathletikverbandes gingen
nun für Dr. Gregor Gdawietz zu
Ende. Seine Nachfolge trat sein
Kollege Christoph Schäfer an, mit
dem sich Gdawietz die Geschäftsführung beim WFLV in den vergangenen Monaten geteilt hatte.
Zur offiziellen Verabschiedung
Ende Januar in der SchauinslandReisen-Arena im Sportpark Duisburg war DFB-Generalsekretär
Helmut Sandrock ebenso gekommen, wie Werner Stürmann, Abteilungsleiter Sport im Ministerium für
Familie, Kinder, Jugend, Kultur und
Sport NRW, Dr. Christoph Niessen,
Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes NRW und WFLVPräsident Hermann Korfmacher,
der durch die Veranstaltung führte.
Der WFLV-Präsident stellte vor
allem das hohe Engagement von
Gregor Gdawietz heraus: „Du hast
in den zurückliegenden über 17
Jahren mehr als nur einen Job gemacht. Du hast Dein ganzes Herz,
Deinen Elan, Deine Kreativität und
Deine Begeisterungsfähigkeit eingebracht.“
schon immer besonders am Herzen.
Sein Studium zum Gymnasiallehrer
in Bonn mit dem Staatsexamen in
Sport, Germanistik und Pädagogik
hatte er bereits im Alter von 24 Jahren abgeschlossen. Direkt im Anschluss baute er als Pädagogischer
Leiter die Bildungswerk-Außenstelle
WFV mit auf. Am 1. Juli 1997 begann Gdawietz seine Tätigkeit beim
Regionalverband und formulierte
ambitionierte Ziele: Der Verband
sollte ein moderner und kompetenter
Dienstleister werden, der den Vereinen als Partner dient.
Dem gebürtigen Mülheimer Gregor
Gdawietz lag der Sport in NRW
Bei seinem Abschied blickte Gdawietz zufrieden auf die Erfolge seiner
Amtszeit zurück, während der er die
Leichtathletik in den WFV integriert
und sich insbesondere auch für die
leistungssportliche Förderung des
Mädchenfußballs eingesetzt hatte.
Gdawietz will sich künftig vermehrt
seinen vier Leidenschaften widmen:
Kunst, Musik, Literatur und Familie.
Der Westdeutsche Fußball- und
Leichtathletikverband e. V. (WFLV),
gegründet im Jahr 1898, ist der
größte Fachsportverband in Nordrhein-Westfalen. Er vertritt mit seinen
vier Mitgliedsverbänden mehr als
1,5 Millionen Sportler in über 7.000
Vereinen.
Geraldine Klan
Zeit, "Auf Wiedersehen" zu sagen (v.l.): Jürgen Brüggemann (Sportstiftung NRW), Dr. Christoph Niessen (LSB NRW), Helmut Sandrock (DFB-Generalsekretär), Nicole
und Dr. Gregor Gdawietz, Hermann Korfmacher (WFLV-Präsident), Christoph Schäfer (WFLV-Geschäftsführer) und Werner Stürmann (Abteilungsleiter Sport im
MFKJKS). (Foto: Andrea Bowinkelmann)
A
ls erster deutscher Hersteller
wird das ehemals zu Siemens
gehörende Unternehmen Gigaset
ins Smartphone-Geschäft einsteigen. „Letztes Jahr wurden weltweit
etwa 60 Millionen neue Schnurlostelefone verkauft. Wir liefern davon
immerhin gut ein Drittel aus. Zur
gleichen Zeit wurden aber mehr
als eine Milliarde Smartphones vertrieben. Das ist der große Unterschied“, so Gigaset-Chef Charles
Fränkl in einem Interview mit der
Süddeutschen Zeitung.
Gigaset-Chef Charles Fränkl
(Foto: Gigaset)
Hergestellt und entwickelt werden
die Geräte zum Großteil in einem
Gemeinschaftsunternehmen in
China. Partner ist der neue Gigaset-Haupteigentümer Pan Sutong
aus Hongkong. „Dank seines Engagements haben wir das Unternehmen komplett entschuldet und
unser Eigenkapital aufgestockt.
Ohne ihn könnten wir nicht ins
Smartphone-Geschäft einsteigen",
so Fränkl.
Die neuen Smartphones sollen
zwar in China gefertigt werden,
der Gigaset-Standort in Bocholt
aber erhalten bleiben: „Niemand
kann in die Zukunft blicken, aber
ich gehe davon aus“, so Fränkl gegenüber der SZ. „Derzeit haben
wir bei Gigaset 1600 verschiedene
Produkte im Angebot, da rechnet
sich eine asiatische Fertigung
nicht in allen Bereichen. Der
Grundsatz lautet, je individueller
ein Produkt ist, desto näher muss
man am Kunden sein. Und die
klassischen Gigaset-Kunden leben
nun einmal in Europa."
Geraldine Klan
[unternehmen!]
WIRTSCHAFT
1_2015
9
Initiative will den Gründergeist wecken
Sandra Heger gewann Wettbewerb „1 Jahr mietfrei“ im
Mülheimer Haus der Wirtschaft
D
ie Selbstständigkeit ist seit Jahren
mein Traum“, freute sich die zertifizierte Praxismanagerin Sandra
Heger – bei der Gründeraktion „1 Jahr
mietfrei“ im Mülheimer Haus der
Wirtschaft hatte sie sich mit ihrem
Konzept gegen 21 Mitbewerber
durchgesetzt. 22 gut durchdachte
Ideen hoffnungsvoller Unternehmensgründer, die in ihren jeweiligen Businessplan viel Herzblut gesteckt hatten.
Die Entscheidung war der siebenköpfigen Jury gewiss nicht leicht gefallen.
„Sandra Heger hat die volle Punktzahl
absolut verdient. Ich hätte ihr obendrauf noch ein Sternchen gegeben“, so
Jurymitglied Holger Gerstel, geschäftsführender Gesellschafter der
Mülheimer Gerstel GmbH & Co. KG
und Vorstandsmitglied des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft,
nach der Urteilsverkündung. Mit den
umfassenden Serviceleistungen ihres
jungen Unternehmens, das Arztpraxen
umfassend berät, ihnen Checklisten,
Informationsmaterialien und Praxisstrukturlösungen an die Hand gibt,
hatte die Gründerin die Jury überzeugt. Sie darf sich nun über ein Büro
im Haus der Wirtschaft freuen, das sie
ein Jahr lang mietfrei nutzen kann. Außerdem bekommt sie ein Starterpaket
im Wert von 7.500 Euro. Dieses beinhaltet: die Möbel fürs neue Büro, aber
auch Radiospots, Visitenkarten, Briefpapier und die Entwicklung eines individuellen Logos.
Das war nicht die letzte
Gründeraktion
Insgesamt hatten 22 Gründer bis Mitte
Dezember 2014 ihre Businesspläne
und Geschäftsideen eingereicht. Die
Jury traf eine Vorauswahl und lud
vier Kandidaten zur Jurysitzung ein.
Hier wird Sandra Heger demnächst ihr Büro beziehen: Das Haus der Wirtschaft
an der Wiesenstraße 35. (Foto: Unternehmerverband)
„Wir wollten mit der Aktion den
Gründergeist wecken“, zog Jurymitglied Frank Esser, Vorstandsvorsitzender der Mülheimer Wohnungsbau
eG – Eigentümerin der Immobilie und
Initiatorin der Aktion – und Vorstandsmitglied des Unternehmerverbandes
Mülheimer Wirtschaft am Ende ein
positives Fazit. Deshalb auch sein
Versprechen: „Das wird nicht die
letzte Gründeraktion gewesen sein.“
senstraße 35 fühlt, kann Kai Letmathe
gut nachvollziehen. Der Geschäftsführer der Mülheimer LEDOS GmbH
& Co. KG gründete vor ca. zehn Jahren sein Unternehmen ebenfalls im
Haus der Wirtschaft. Mittlerweile ist
er vom Gründer längst zum erfolgreichen Geschäftsmann geworden und
seine Firma ist eines von rund 180
Mitgliedsunternehmen des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft.
Neben einer guten Idee, einer großen
Portion Mut und auch dem nötigen
Quäntchen Glück ist für Firmengründer auch das richtige Netzwerk wichtig. „Durch die Zusammenarbeit des
Unternehmerverbandes Mülheimer
Wirtschaft, der Mülheimer Wohnungsbau eG und der Wirtschaftsförderung finden Gründer in Mülheim an
der Ruhr sehr gute Bedingungen vor,
um ihr Projekt auf die Beine zu stellen
und langfristig Erfolg zu haben“, ist
sich Kerstin Einert-Pieper, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes
Mülheimer Wirtschaft sicher. Neben
der juristischen Beratung durch den
Unternehmerverband bietet dieser,
teilweise in Kooperation mit der
Wirtschaftsförderung, immer wieder
Veranstaltungen an, bei denen junge
Unternehmer wertvolle Kontakte
knüpfen können. Die Mülheimer
Wohnungsbau eG hilft bei der Suche
nach der richtigen Immobilie – im Fall
von Sandra Heger stellt sie das Büro
sogar ein Jahr mietfrei zur Verfügung
und nimmt der Gründerin damit eine
große Last von den Schultern.
Wie Sandra Heger sich kurz vor dem
Bezug ihres neuen Büros in der Wie-
„Ich war Einzelkämpfer“
Mit dem Slogan „Wir sorgen für Ordnung im Wasser“ hat sich sein Unternehmen auf die Neuinstallation und
Wartung von Chlorungsanlagen spezialisiert. Namhafte Wasserversorger,
kommunale Schwimmbäder sowie
Industrieunternehmen aus NordrheinWestfalen arbeiten mit der Firma
LEDOS erfolgreich zusammen. Doch
aller Anfang ist schwer: „Ich war Einzelkämpfer, Telefonate, Kundenakquise, Material annehmen sowie versenden, beim Kunden vor Ort sein,
Rechnungen schreiben und die Buchhaltung zeitnah erledigen – all das
waren meine Aufgaben”, erinnert sich
Kai Letmathe. Doch er gab nicht auf.
Sein Büro im Haus der Wirtschaft
kam ihm dabei zugute: „Der Austausch mit Gleichgesinnten war sehr
hilfreich.“ Mittlerweile beschäftigt er
knapp 20 Mitarbeiter: „Alle sind gut
ausgebildet und motiviert; die Stimmung im Team stimmt“, freut sich der
Chef, der nach dem Umzug an die
Hölter Straße schon wieder auf der
Suche nach neuen Räumlichkeiten ist.
„Wir sind schon seit über einem Jahr
Die strahlende Siegerin Sandra Heger (Mitte) mit den Zweit- und Drittplatzierten
des Wettbewerbs sowie der Jury auf der Treppe im Haus der Wirtschaft.
(Foto: MWB Marketing)
auf der Suche nach einem geeigneten
Gewerbegrundstück. Ca. 2500 Quadratmeter, am Kreuz Breitscheid
oder am Kaiserberg wären ideal.“
Und er blickt noch weiter in die Zukunft: „Die Umfirmierung in eine AG
steht in den nächsten Monaten an.
Durch die Ausgabe von Belegschaftsaktien möchte ich allen Mitarbeitern
die Möglichkeit geben, sich am Erfolg
des Unternehmens zu beteiligen.“
Mut, eine gute Idee und
Überzeugungskraft
„Das Geheimnis des Erfolgs? Sich
nie damit zufrieden geben, dass man
zufrieden ist!“ – dieses Zitat ist auf
der Internetseite der Mülheimer
AR.ON GmbH zu lesen. Geschäftsführer Ülfet Kilincarslan muss es
wissen – schließlich ist sein Unternehmen, das Dauermagnete (Permanentmagnete), Magnetsysteme, Zinn-
produkte, Zinnlegierungen, Drehund Frästeile produziert und liefert,
weltweit erfolgreich. Begonnen hatte
er ebenfalls als Gründer im Haus der
Wirtschaft. Und das zu einer denkbar
ungünstigen Zeit – im wirtschaftlich
schwierigen Jahr 2001. Mut, seinen
eigenen Weg zu gehen, brauche man
als Gründer, eine gute Idee und Überzeugungskraft, da ist sich Ülfet Kilincarslan sicher. „Mir hat auch mein
sehr gutes Netzwerk geholfen“, ist
der Geschäftsführer überzeugt, der
mit seinem Unternehmen ebenfalls
Mitglied im Unternehmerverband
Mülheimer Wirtschaft ist. „Das Außerordentliche geschieht nicht auf
glattem, gewöhnlichen Wege“, so der
Unternehmer.
Geraldine Klan
Weitere Informationen unter
4www.ledos.de
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10
1_2015
MITGLIEDSUNTERNEHMEN
Spaleck unterstützt Schüler bei der
Berufsfindung
Traditionsunternehmen unterzeichnete Kooperationsvertrag
D
ie Spaleck GmbH & Co. KG in
Bocholt unterstützt die Schülerinnen und Schüler der Realschule
Rhede künftig bei der Berufsorientierung. Vertreter von Unternehmen und
Schule unterzeichneten den Kooperationsvertrag. Carsten Sühling, Geschäftsführer der Spaleck GmbH und
Co. KG unterstreicht angesichts der
zunehmenden Akademisierung und
sinkender Schulabgänger-Zahlen die
Notwendigkeit, keine Talente unentdeckt zu lassen: „Um unser Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln, müssen wir schon heute
offensiv auf die jungen Leute zugehen und immer wieder begabte und
motivierte Jugendliche entdecken,
ausbilden und fördern.“ Nur so könne
ein Betrieb wettbewerbsfähig bleiben,
so Carsten Sühling.
wie Zuverlässigkeit und soziale Verantwortung. Spaleck ist das 53. Unternehmen im Kreis Borken, das
eine Kooperation eingegangen ist.
Inhalt der Kooperation sind unterschiedliche Maßnahmen, wie z.B.
Unterstützung einer Berufsbörse,
Unterrichtsbegleitung mit Praxisbezug, Betriebsrundgänge und die
Möglichkeit der Absolvierung von
Praktika in den Berufsfeldern Konstruktions-, Zerspanungs- und Industriemechaniker.
Spaleck GmbH & Co. KG
Robert-Bosch-Str. 15
46397 Bocholt
Tel.: 02871 2134-0
[email protected]
Jahren im Maschinenbau erfolgreich
und steht für Dynamik, Innovationskraft, aber auch traditionelle Werte
Ein Jubiläum rund um die Gesundheit
LVQ Business Akademie feierte 10. Geburtstag mit einem
„Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutztag“
N
ichts bringt uns im Leben besser
voran als eine Pause“ – dieses
Zitat hatte Buchautorin und Kommunikationsprofi Petra Jansing ans Flipchart geschrieben. Anlässlich des 10.
Geburtstages der LVQ Business
Akademie hielt sie einen Vortrag
zum Thema „Alltagstaugliches
Stressmanagement am Arbeitsplatz“.
Die LVQ hatte zum Jubiläum zu
einem „Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutztag“ geladen. Neben
alltagstauglichem Stressmanagement
gab es auch Vorträge zu den Themen
„Kostenfaktor Ausfallzeit“ (Eckhart
Hillenkamp, Firma Aregus, Oberhausen), „Resilienz – Widerstandskraft
steigern“ (Petra Droll, Praxis Droll,
Mülheim), „Gefährdungsanalyse –
objektive Messung“ (Prof. Dr. Dr.
Walter Machtemes, Zentrum für ärztliche Psychotherapie, Oberhausen)
und „Miteinander erfolgreich“ (Gabriele Masthoff, Bundesverband mittelständische Wirtschaft). Während
Petra Jansing den Zuhörern kleinere
Organisatorin Dorothee Düking mit
Dr. Petra Klapps
Die LVQ Business Akademie feierte
10. Geburtstag
ir freuen uns gemeinsam mit unseren Kunden über diesen un-
Alexander Tank und Anna Bartl bei der
Scheckübergabe (Foto: Trink & Spare)
vorstellbaren Erfolg für die Aktion
Lichtblicke. Die Menschen in der Region liegen uns am Herzen.“, resümiert Alexander Tank, Geschäftsführer
der Trink & Spare Getränkefachmärkte GmbH. Sein Unternehmen,
das zur Mellis Gruppe aus Mülheim
an der Ruhr gehört, unterstützte erneut
die Aktion Lichtblicke e.V.
Alle Kunden von Trink & Spare
waren im Advent aufgerufen, ihren
Leergutbon in den 140 Getränkefachmärkten für bedürftige Menschen in
der Region zu spenden. Insgesamt
kamen rund 8.455 Euro zusammen.
Trink & Spare rundete die Summe auf
11.000 Euro auf. Im Anschluss wurde
der Scheck an Anna Bartl von Radio
Essen in der Mülheimer Filiale in der
Charlottenstraße übergeben.
6. Entenrennen des
VKM in Duisburg
Für die traditionelle Veranstaltung
werden noch Helfer und Sponsoren
gesucht
Übungen zeigte, die am Schreibtisch
anwendbar sind und für die richtige
Balance zwischen Anspannung und
Entspannung sorgen sollen, warb Dr.
Petra Klapps, Neurologin, Pantomime und Clown in einer Person, für
mehr „Humor im Unternehmen“.
„Humorvolle Führungskräfte werden
mehr geschätzt, ihre Anweisungen
auszuführen fällt den Angestellten
leichter“, richtete sie ihre Worte direkt
an die Chefetage und sorgte mit lustigen Anekdoten aus der Arbeitswelt
für viele Lacher im Publikum.
Abgerundet wurde der Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutztag
durch Interviews, die LVQ-Geschäftsführer Lars Hahn mit Absolventen des Lehrgangs „Fachkraft für
Arbeitssicherheit“ führte. Dorothee
Düking, Leitung LVQ Business Akademie und Organisatorin der Veranstaltung, zeigte sich am Ende zufrieden: „Wir freuen uns über das große
Interesse und die tolle Resonanz zu
Trink & Spare spendete
11.000 Euro an die
Aktion Lichtblicke e.V.
W
Info
Carsten Sühling, Geschäftsführer der Spaleck GmbH & Co. KG, und Klaus
Janke, Schulleiter der Realschule Rhede, bei der Vertragsunterzeichnung
(Foto: Sven Betz)
Die Spaleck GmbH & Co. KG in
Bocholt, ein klassisches Familienunternehmen, ist seit mehr als 140
[unternehmen!]
B
Ein Jubiläum mit viel Humor: Das Publikum schmunzelte beim Vortrag von
Dr. Petra Klapps (Fotos: LVQ)
unserem Gesundheitstag. Das zeigt
uns, dass wir mit den Themen Arbeitsschutz und Gesundheit am Arbeitsplatz am Puls der Zeit liegen. Ich
denke die Vorträge haben gezeigt,
dass diese Themen für Unternehmen
immer wichtiger werden.“
Das Angebot der LVQ Business Akademie umfasst Seminare, Praxisworkshops, Aufstiegsfortbildungen,
Qualifizierungen und individuelle Inhouse-Schulungen und richtet sich an
Berufstätige, Studierende und Unternehmen. Dabei liegen die thematischen Schwerpunkte auf Qualitätsmanagement, Umweltmanagement,
Arbeitssicherheit und Organisationsund Führungsthemen wie beispielsweise BWL, Projektmanagement,
Social Media, Datenschutz und Technik für Kaufleute.
Die LVQ Business Akademie gehört
zur LVQ-Gruppe mit dem Mutterunternehmen LVQ Lehr- und Versuchsgesellschaft für Qualität und den zwei
weiteren Töchtern LVQ Weiterbildung
gGmbH und LVQ Unternehmensberatung GmbH. Hauptsitz ist seit der
Gründung 1981 das eigene Bildungszentrum in Mülheim an der Ruhr.
Geraldine Klan
Info
LVQ.de
Ruhrorter Str. 47
45478 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 0208 99388 0
E-Mail: [email protected]
ereits zum 6. Mal führt der VKM
Duisburg e.V. während des Duisburger Innenhafenfestes am Sonntag,
14. Juni 2015, das traditionelle Entenrennen durch. In den vergangenen
Jahren sind immer zwischen 8.000
und sogar über 10.000 kleine Entchen
mit den schmucken Sonnenbrillen für
den VKM ins Wasser gegangen. Der
Erlös dieser Benefiz-Aktion fließt in
die Arbeit mit und für Kinder und Erwachsene mit Behinderung in der
Stadt Duisburg. Der VKM freut sich
über jedes kleine Entchen, das für die
inklusive Sache baden geht.
Unternehmen können die BenefizAktion unterstützen, indem sie eine
so genannte „Promi-Ente“ gestalten.
Jede Promi-Ente, die für den VKM
kreativ, wild, mit Augenzwinkern,
pompös und lustig gestaltet wird und
am Sonntag, 14. Juni 2015, beim Innenhafenfest zu Wasser gelassen
wird, ist ein Beitrag für die Vereinsarbeit. Die Promi-Ente wird deshalb
phantasievoll gestaltet, bemalt oder
beklebt, weil nicht nur die schnellste
Promi-Ente gewinnt, sondern auch
die „schönste“ erhält einen Preis.
Für einen Verkaufspreis von 100
Euro geht die Promi-Ente für das
Sieger-Ente von Krohne Messtechnik
jeweilige Unternehmen ins Rennen
und nimmt am Schönheitswettbewerb teil. Alle Promi-Enten werden
auf den Seiten des VKM namentlich
aufgeführt und die Firmen verlinkt.
Info
Martin Stötzel
0203-488949-87
[email protected]
Frauen helfen Frauen
Zu wenig Frauen in Führungspositionen: Ein Mentoring-Programm des
Unternehmerverbandes hilft individuell / Mentorinnen gesucht
N
icht gegen Männer, aber für
Frauen – so versteht sich ein
Netzwerk, das der Unternehmerverband bereits im Jahr 2011 ins Leben
gerufen hat. Mit einem MentoringProgramm werden Frauen auf führende Funktionen vorbereitet oder
dabei unterstützt, sich in leitenden Positionen zu behaupten. Dabei helfen
die teilnehmenden Frauen sich gegenseitig: Führungskräfte unterstützen
Nachwuchskräfte.
Damit die Hilfestellungen möglichst
konkret und individuell sind, hat der
Unternehmerverband jeweils ZweierTeams mit je einer Mentorin und einer
Mentee gebildet. „Mit unseren guten
Kontakten zu den Unternehmen können wir hier die richtigen Frauen
zusammenbringen“, so Elisabeth
Schulte, die das Projekt für den Un-
ternehmerverband koordiniert. Die
Mentees kommen vor allem aus der
Industrie – im sozialen Dienstleistungsbereich, der ebenfalls stark im
Unternehmerverband repräsentiert ist,
sind Frauen in Führungspositionen
nicht ungewöhnlich.
Bei der Erst-Auflage des FrauenMentorings machten zunächst sieben
„Tandems“ den Anfang. Seitdem
kommen hin und wieder neue Teilnehmerinnen hinzu, andere haben ihr
Ziel erreicht. Für Elisabeth Schulte ist
aber klar, dass man noch längst nicht
alle Potentiale genutzt hat: „Wir brauchen vor allem mehr Mentorinnen, die
sich um den Nachwuchs kümmern.
Junge, aufstrebende Kandidatinnen
haben wir einige. Für Sie suchen wir
noch erfahrene Führungskräfte.“
Schulte ist dabei sicher, dass beide
Seiten profitieren. „Auch die Mentorin profitiert von dem Austausch,
nicht zuletzt weil auch sie ihr Netzwerk ausbaut“, so Schulte. Da die
Organisation der Tandem-Bildung
und Erfahrungsaustauschrunden aufwendig ist und die Teilnahme kostenfrei, richtet sich das Angebot des
Unternehmerverbandes ausschließlich an Mitgliedsfirmen.
Eines der Tandems bilden Laura Zimmermann (27) als Mentee und die aus
Finnland stammende Pia Salonen (43)
als Mentorin. Die beiden bilden bereits
seit 2011, dem Startjahr des Mentoring-Programms, ein Team. Die aufstrebende Laura Zimmermann arbeitet
bereits seit fünf Jahren beim Oberhausener Automatisierungsspezialisten
Lenord, Bauer und Co. GmbH. Sie ist
dort im Marketingbereich tätig und be-
reitet unter anderem den Auftritt des
Unternehmens auf internationalen
Messen vor. Auch Pia Salonen hat
lange Jahre im Marketing gearbeitet,
ehe sie ihre heutige Position als Entwicklungsmanagerin beim skandinavischen Stahlproduzenten Ruukki mit
Büro in Duisburg eingenommen hat.
Nach ihrem Master-Abschluss strebt
die gelernte Industriekauffrau über
kurz oder lang eine Führungsposition
an. Auf dem Weg dorthin erhofft sie
sich möglichst viele Tipps von ihrer
Mentorin Pia Salonen. Beide Frauen
eint die gleiche Erfahrung: das berufliche Umfeld in der Industrie ist weitgehend männlich. Dabei ist es nicht
immer einfach, sich als Frau in einem
männlich dominierten Unternehmen
durchzusetzen. „Männer verfügen
häufig über ein besseres Netzwerk im
Frauen-Mentoring: Mentee Laura Zimmermann (l.) und Mentorin Pia Salonen
(Foto: Unternehmerverband)
Unternehmen und setzen ihre Ellenbogen schneller ein. Wir Frauen sind
oft zu bescheiden “, gibt sich Zimmermann realistisch. Doch sei dies kein
Grund zu verzagen.
Im Gegenteil, ergänzt Salonen, sollten
Frauen ihre Stärken selbstbewusst in
das Unternehmen einbringen. Denn
nicht nur aktuelle Studien besagen ein-
deutig, dass Unternehmen profitieren,
wenn sie ein möglichst ausgewogenes
Verhältnis von männlichen und weiblichen Führungskräften haben. Salonen unterstreicht die soziale Kompetenz und das große Organisationstalent
vieler weiblicher Führungskräfte.
„Davon kann auch die Industrie profitieren“, ist sie sich sicher.
www.unternehmerverband.org
[unternehmen!]
UNTERNEHMERVERBAND
1_2015
11
2. Kirchlicher Dienstgebertag: Was nun, Herr Bsirske?
D
er Unternehmerverband Soziale
Dienste und Bildung und der
Caritasverband für das Bistum Essen
laden am 4. Mai 2015 um 17.15 Uhr
zum zweiten bundesweiten Kirchlichen Dienstgebertag in das
HAUS DER UNTERNEHMER
nach Duisburg ein.
Nach den Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts vom November
2012 zum Dritten Weg, die bereits
auf dem ersten Kirchlichen Dienstgebertag Anfang 2014 diskutiert
wurden, stellen die Veranstalter dieses Mal direkt die Frage an den Vorsitzenden der Gewerkschaft ver.di:
„Was nun, Herr Bsirske?“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion
mit Frank Bsirske und mit Vertretern
der Dienstgeber sowie vor allem auch
einer Diskussion mit den Gästen soll
eruiert werden, wie Kirchen und Gewerkschaften in Zukunft gemeinsam
den Dritten Weg bzw. die Arbeitsbedingungen in kirchlichen Einrichtungen gestalten wollen – oder auch
aufgrund von Sachzwängen gestalten
müssen.
Zum letzten kirchlichen Dienstgebertag waren über 150 Gäste aus dem
gesamten Bundesgebiet nach Duisburg gekommen. „Zeit für Veränderung“ lautete das Thema. Auf dem
Podium diskutierten dazu HeinzJosef Kessmann (Deutscher Caritasverband), Elisabeth Schulte (Unternehmerverband), Martin Simon
(Caritasverband für das Bistum
Essen), Prof. Dr. Jacob Joussen (RuhrUniversität Bochum) und Dr. Jörg
ver.di-Chef Frank Bsirske
(Foto: ver.di)
Antoine (Diakonisches Werk der
Ev.-luth. Landeskirche Hannovers).
Vor den Gästen im Duisburger HAUS
DER UNTERNEHMER lobten alle
Beteiligten die fruchtbare Partner-
schaft, die sich im ersten Kirchlichen
Dienstgebertag manifestierte. „Die
Zusammenarbeit eines Arbeitgeberverbandes mit einem Caritasverband
ist für beide Seiten neu und ungewöhnlich und machte den besonderen
Reiz des Dienstgebertages aus“, so
Elisabeth Schulte.
Offenheit für neue Ideen kennzeichnete damals den gesamten Programmverlauf. Die Diskussion mit
den anwesenden Führungskräften
kirchlicher Einrichtungen – von
Kliniken bis zu Seniorenheimen –
zeigte, dass noch viele Fragen zu
klären sind. Es geht für die Kirchen
nach wie vor um grundlegende
Veränderungen. Dafür soll der Duisburger Dienstgebertag 2015 erneut
wichtige Impulse liefern.
Angeregte Diskussion beim 1. Kirchlichen Dienstgebertag im Februar 2014 im
HAUS DER UNTERNEHMER. (Foto: Unternehmerverband)
Z
u einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Titel „Brauchen wir wirtschaftliches Wachstum?“ laden der Bund
Katholischer Unternehmer (BKU, Diözesangruppe Ruhrgebiet) und der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU) Ruhr am 10. Juni ein. Vorsitzende der Diözesangruppe Ruhr des BKU ist Elisabeth Schulte,
Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung. Anlässlich der Veranstaltung stellt
[unternehmen!] die beiden Organisationen im Folgenden vor und richtet jeweils drei Fragen an die beiden
Vorsitzenden zu aktuellen Herausforderungen für christliche Unternehmer.
Botschafter der Sozialen
Marktwirtschaft
Christliche Verantwortung der
Wirtschaft
BKU hat 1200 Mitglieder
AEU möchte Werte vermitteln
D
F
ie Wirtschaft muss den Menschen dienen. Das Maß der
Wirtschaft ist der Mensch. Das Maß
der Menschen ist sein Verhältnis zu
Gott, lautet einer der Leitsätze des
Bundes Katholischer Unternehmer
(BKU). Die Organisation, die sich als
Hüter der Katholischen Soziallehre
versteht und die soziale Marktwirtschaft erneuern will, wurde 1949
in Königswinter gegründet. Dem
heute bundesweiten 1200 Mitglieder
starken Verband, davon gut 60 im
Ruhrgebiet, gehören Inhaber-Unter-
nehmer, Selbständige und leitende
Angestellte an. Er ist Mitglied im
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), des Internationalen
Dachverbandes Christlicher Unternehmerverbände (UNIAPAC) und
assoziiertes Mitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Der BKU
verfügt über ein Netzwerk von 33
Diözesangruppen im gesamten
Bundesgebiet. Dort bietet der Verband vor Ort ein Forum, um Ideen
und Anregungen auszutauschen.
Elisabeth Schulte
airness, Wahrhaftigkeit, Respekt
und Demut – diese Werte bringen
die Mitglieder des Arbeitskreises
Evangelischer Unternehmer (AEU)
in ihre eigene Arbeit ein und wollen
sie auch vermitteln.
Im AEU engagieren sich Unternehmer und leitende Angestellte aus der
Wirtschaft sowie Freiberufler wie
Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Professoren der Wirtschaftswissenschaften und anderer
Fakultäten mit engem Kontakt zur
Wirtschaft sowie Leiter großer diako-
nischer Einrichtungen. Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer in
Deutschland e. V. (AEU) wurde 1966
auf Initiative des evangelischen Unternehmers Walter Bauer (1901-1968),
Mitglied des Freiburger (Bonhoeffer-)Kreises und nach 1945 Mitglied
der EKD-Synode und des Diakonischen Rates der EKD, als institutionelle Plattform gegründet.
Der AEU zählt im Ruhrgebiet rund
30 Mitglieder, insgesamt sind es
rund 700.
Dr. Andreas Noé
„VON CHRISTLICHER WERTEBASIS PROFITIEREN”
„MITARBEITER VERDIENEN WERTSCHÄTZUNG”
Drei Fragen an Elisabeth Schulte, Vorsitzende der Diözesangruppe Ruhrgebiet des Bundes Katholischer
Unternehmer und Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung, der
bundesweit soziale Einrichtungen verschiedener Träger, auch kirchlicher, bei arbeitsrechtlichen und
tarifpolitischen Fragen berät und vertritt.
Drei Fragen an Dr. Andreas Noé, Sprecher für die Region Ruhr des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer
und geschäftsführender Gesellschafter der BWG Bergwerk- und Walzwerk-Maschinenbau GmbH, Duisburg.
Das weltweit tätige Unternehmen entwickelt und konstruiert Bandanlagen, Maschinen sowie Sonderkonstruktionen für die Stahl- und NE-Metallindustrie.
[unternehmen!]: Wirtschaft und Kirche – für den BKU kein Widerspruch. Wie können beide voneinander
profitieren?
[unternehmen!]: Was muss ein Unternehmer tun, um seiner christlichen Verantwortung gerecht zu werden?
Elisabeth Schulte: Die Kirche stellt mit ihren Prinzipien der Subsidiarität, Solidarität und Personalität
die Verantwortung des Einzelnen für die Gemeinschaft wie auch die Eigenverantwortung in den Vordergrund. Eng damit verbunden sind Menschenwürde, Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Auch eine
Gesellschaft und deren Wirtschaft können langfristig nur auf Basis dieser Werte funktionieren und erfolgreich sein. Umgekehrt können kirchliche Einrichtungen – zum Beispiel soziale Einrichtungen der Caritas, Kliniken und ähnliche – nicht ihre soziale Aufgabe erfüllen, wenn sie betriebswirtschaftliche Probleme haben.
Dr. Andreas Noé: Nach meiner Überzeugung geht es vor allem darum, den biblischen Auftrag zum Erhalt
und zur konstruktiven Weiterentwicklung der Schöpfung im unternehmerischen Handeln umzusetzen. Im
Hinblick auf die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens etwa gilt es zu beurteilen, ob sie hier einen
Fortschritt oder Rückschritt bedeuten und ob sie gegebenenfalls sogar schädlich sind. Mitarbeiter sind nicht
Humankapital, sondern verdienen Wertschätzung. Das eigene Handeln ist in einen transzendenten Sinnzusammenhang eingebettet. Im Zweifelsfall ist das Gewinnstreben diesem unterzuordnen.
[u!]: Wo setzen Sie die thematischen Schwerpunkte beim AEU-Ruhr?
[u!]: Wo setzen Sie die thematischen Schwerpunkte in der Diözesangruppe Ruhrgebiet des BKU?
Elisabeth Schulte: Zum einen wollen wir unseren Mitgliedern eine Gemeinschaft Gleichgesinnter bieten.
So reflektieren wir z.B. mit den „Kamingesprächen in der Abtei“, die wir regelmäßig in der Duisburger Abtei
Hamborn durchführen, den unternehmerischen Alltag unter Glaubensgesichtspunkten. Aber auch unternehmerische Impulse in die Kirche als ein großer Arbeitgeber mit sozialen Dienstleistungen bzw. im
Gesundheitswesen sind wichtig, was wir zum Beispiel mit dem „kirchlichen Dienstgebertag“ erreichen.
Dr. Andreas Noé: Wir arbeiten an theologischen, wirtschaftsethischen und aktuellen Themen.
Im letzten Jahr haben wir uns im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit dem Atheismus mit dem Determinismus kritisch befasst. Außerdem haben wir zum Beispiel darüber diskutiert, wie es ist, wenn man als christliche Führungskraft im Unternehmen in der Minderheit ist. In diesem Jahr steht bei uns das Wirtschaftssystem
der Sozialen Marktwirtschaft im Mittelpunkt.
[u!]: Es gibt immer weniger Kirchenmitglieder – gibt es auch immer weniger christliche Unternehmer?
[u!]: Es gibt immer weniger Kirchenmitglieder – gibt es auch immer weniger christliche Unternehmer?
Elisabeth Schulte: Ja: Leider gibt es immer weniger Unternehmer, die bereit sind, sich christlich zu engagieren. Zum einen ist insgesamt die Kirchenmitgliederzahl gesunken, zum anderen wollen sich grundsätzlich
immer weniger verbandlich binden. Zudem ist klassisch der Inhaber-Unternehmer christlich, von denen es
aber aufgrund der dirigistischen Politik immer weniger gibt. Dass die Unternehmer und Manager bei ihren
Geschäften von einer christlichen Wertebasis profitieren, die über zweitausend Jahre hinweg gewachsen
ist und zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit führt mit robustem Vertrauen, einklagbaren Verträgen,
belastbaren Geschäftsbeziehungen, Kundenzufriedenheit und konstruktivem Arbeitsklima, ist zu wenigen klar.
Dr. Andreas Noé: Ja. Wir im AEU-Ruhr sind jedenfalls ein zu kleiner Kreis. Es gibt meines Erachtens zwei
Tendenzen: einmal die Abkehr von Religion insgesamt und zum anderen die Distanzierung von der organisierten
Kirche. Letzteres hat die Kirche durch zumindest unglückliche Äußerungen über die, die in der Wirtschaft
Verantwortung tragen, mit zu verantworten. Im AEU-Ruhr pflegen wir einen offenen Dialog mit unseren
theologischen Beratern, der ein besseres Verständnis auf Kirchenseite für unsere oft komplexen ethischen
Problemstellungen erzeugt. Ein anderer Trend ist, dass christliche Führungskräfte in Großunternehmen nach
außen hin strikt weltanschaulich neutral bleiben, um mögliche Probleme mit anders Denkenden zu vermeiden.
Dieses führt zu einer weiteren Schwächung christlicher Werte im Wirtschaftsleben.
Termin-Ankündigung
„Brauchen wir wirtschaftliches Wachstum?”
(Foto: Tomas Riehle)
Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer AEU Ruhr und der Bund Katholischer Unternehmer, Diözesangruppe Ruhrgebiet, laden zu einer gemeinsamen Veranstaltung am Mittwoch, den 10. Juni 2015 von 18:30
bis ca. 21:15 Uhr, in die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Falkenweg 6 in Mülheim an der Ruhr ein.
Die Veranstaltung trägt den Titel „Brauchen wir wirtschaftliches Wachstum?“ Für die Podiumsdiskussion konnten Friedel Hütz-Adams, SÜDWIND e. V. – Institut für Ökonomie und Ökumene, Bonn, Prof. Dr. Wim Kösters,
Mitglied des Vorstandes des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen, sowie
Unternehmensvertreter gewonnen werden.
Ansprechpartner
Dr. Andreas Noé
Geschäftsführer BWG Bergwerk-und WalzwerkMaschinenbau GmbH,Duisburg (Vors. AEU Ruhr),
E-Mail: [email protected]
Elisabeth Schulte
Unternehmerverband Soziale Dienste und
Bildung, Duisburg (Vors. BKU DG Ruhrgebiet),
E-Mail: [email protected]
1_2015
UNTERNEHMERVERBAND REGIONAL
[unternehmen!]
13
Ein Masterplan für Duisburg
Stadtspitze und Wirtschaft wollen dem Standort mit
konkreten Zielvereinbarungen einen Impuls geben
A
uf Initiative des hiesigen Unternehmerverbandes und der
Niederrheinischen Industrie- und
Handelskammer Duisburg - Wesel Kleve soll ein Masterplan Wirtschaft
für Duisburg geschrieben werden.
Möglichst „konkret, umsetzbar und
nachprüfbar“ wollen Vertreter der
zsowie der Stadt Duisburg, wirtschaftliche Ziele und Ideen zur
Entwicklung des Standorts festschreiben. Als Unternehmerverband
und IHK Oberbürgermeister Sören
Link den Masterplan-Vorschlag unterbreiteten, zögerte dieser nicht
lange und sicherte seine Zusammenarbeit beim Projekt zu.
Nun wurde der Masterplan-Prozess
mit einer großen Auftaktveranstaltung
offiziell gestartet. IHK-Präsident Burkhard Landers begrüßte rund 60 Spitzenvertreter der heimischen Wirtschaft
sowie der Stadtverwaltung in den Räumen der IHK. Landers sieht in dem
großen Engagement der heimischen
Unternehmer eine Chance für den
Wirtschaftsstandort Duisburg: „Die
Resonanz auf unser Vorhaben in den
Betrieben der Stadt ist riesengroß. Diesen Schwung wollen wir jetzt nutzen.“
Duisburg habe zweifellos große Herausforderungen zu schultern. Die
Stadt könne jedoch die Zukunft gewinnen, wenn sie die Weichen für Arbeitsplätze und Investitionen richtig
stelle. Beides, Arbeitsplätze und Investitionen, habe Duisburg derzeit
noch deutlich zu wenig. „Wie wir
Vertritt den Unternehmerverband
im Lenkungskreis: Heinz Lison
das Wachstum ankurbeln und das
Image des Standorts verbessern können, wollen wir im Masterplan aufzeigen“, erklärt Landers das Ziel der
gemeinsamen Arbeit. Für die Umsetzung sei es von entscheidender
Bedeutung, dass Stadtspitze und
Wirtschaft Hand in Hand arbeiteten.
Landers begrüßte deswegen ausdrücklich das Engagement und die
Offenheit von Oberbürgermeister
Link für die Erstellung eines gemeinsamen Masterplans Wirtschaft.
Oberbürgermeister Sören Link
dankte in seiner Rede Unternehmerverband und IHK für die gemeinsame Initiative. „Es ist wichtig, dass
die Wirtschaft sich einbringt und
aktiv den Dialog sucht.“ Auch Link
betonte die Zukunftschancen des
Standorts. „Die starke Industrie, die
wachsende Logistikbranche und der
innovative Forschungs- und Wissenschaftsstandort Duisburg sind Impulsgeber für die Zukunft. Wichtig
ist, dass wir das Netzwerk untereinander ausbauen und dass die wichtigen Akteure an einem Strang
ziehen“, so Link.
Der Masterplan soll fünf Kernthemen in den Blick nehmen, die
gleichzeitig die zu erarbeitenden
Kapitelthemen des Masterplans darstellen.
Die Schwerpunkte lauten:
- Infrastruktur, Energie und
Umwelt
- Bildung und Technologie
- Familienfreundlichkeit
- Gründung und Mittelstand
- Image und internationales
Profil
Akteure des Masterplans (v. l. n. r., linkes Bild): Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband, IHKPräsident Burkhard Landers, Oberbürgermeister Sören Link und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger
(Fotos: Unternehmerverband)
In Arbeitskreisen, die mit zuständigen Fachvertretern der Stadt, der
Wirtschaft und weiteren thematisch
betroffenen Akteuren besetzt sind,
sollen die Themen entsprechend beraten und Vorschläge erarbeitet werden. Unternehmerpersönlichkeiten
aus der Stadt leiten als Vorsitzende
gemeinsam mit Vertretern der IHK
und des Unternehmerverbandes die
einzelnen Arbeitskreise. Ein Lenkungskreis, an dessen Spitze Oberbürgermeister
Sören
Link,
IHK-Präsident Burkhard Landers
und der Sprecher der regionalen
Wirtschaft des Unternehmerverbandes Heinz Lison stehen, soll die Arbeit am Masterplan koordinieren
und steuern.
Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes,
bekräftigte den Willen aller Beteiligten „möglichst konkrete Vereinbarungen“ zu treffen. „Wir haben
einen Projektzeitraum von zwei
Jahren definiert. Regelmäßig werden Lenkungskreis und Arbeitskreise tagen, um die Fortschritte der
gemeinsamen Arbeit zu begutachten“, erläutert Schmitz. Der Weg sei
dabei das Ziel. „Gute Ideen aus der
Masterplan-Arbeit können wir auch
kurzfristig umsetzen“, sagt Schmitz.
Es habe in der Vergangenheit viele
Rückschläge für den Standort Duisburg gegeben. Diese dürfe man
nicht ausblenden, doch sie seien
keine Ausrede, sich nicht um die
Zukunft zu kümmern. „Das sind wir
Arbeitnehmern, Arbeitssuchenden
und Unternehmern in Duisburg
schuldig“, unterstreicht Schmitz.
Doch eines ist für Schmitz auch
klar: „Der Masterplan selbst kann
keine neuen Arbeitsplätze schaffen.
Er kann nur ein Anschub sein.“
Dabei wies Schmitz auch auf Meinungsunterschiede zwischen Stadt
und Wirtschaft hin, die bei der Erstellung des Masterplanes thematisiert würden.
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan
Dietzfelbinger betonte abschließend, dass der Masterplan-Prozess
offen sei für gute Ideen von außen:
„Entscheidend wird sein, das vorhandene Wissen zur Zukunft des
Standortes zusammenzuführen.“ Es
gehe nicht darum, „das Rad neu zu
erfinden“, sondern realistische
Chancen des Wirtschaftsstandorts
auch zu nutzen. Und mit Blick auf
die vielen Negativ-Schlagzeilen
über Duisburg in der Vergangenheit
fügte Dietzfelbinger hinzu: „Wenn
am Ende unseres gemeinsamen
Weges das starke Signal nach außen
steht, dass es sich lohnt, in Duisburg
zu investieren, dann haben wir viel
gewonnen.“
Matthias Heidmeier
„Es geht um Arbeitsplätze, nicht nur um Flächen“
Katerfrühstück des Unternehmerverbandes zu aktuellen Mülheimer Themen und mit einem spektakulären
Auftritt von Comedian Konrad Stöckel
Ü
ber 120 Gäste, darunter auch
Oberbürgermeisterin Dagmar
Mühlenfeld und IHK-Präsidentin
Jutta Kruft-Lohrengel, konnte der
Vorsitzende des Mülheimer Unternehmerverbandes, Hanns-Peter
Windfeder, am Aschermittwoch
zum traditionellen Katerfrühstück
seines Verbandes im Haus der Wirtschaft begrüßen. Bei Rollmops und
Heringssalat gab es einen Blick auf
aktuelle Themen der Wirtschaft und
einen spektakulären Auftritt von
Comedian Konrad Stöckel.
Windfeder setzte in seiner Begrüßung
in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf
das Thema „Industriefreundlichkeit“.
„Mülheim ist hier auf einem guten
Weg, aber wir müssen immer wieder
neu an dieser Aufgabe arbeiten“,
appellierte Windfeder an Politik und
Gesellschaft, die Belange der heimischen Industriebetriebe ernst zu
nehmen. Windfeder lobte Mülheimer
Maßnahmen wie den Masterplan
Industrie, an dem man mit allen relevanten Akteuren „konstruktiv und
partnerschaftlich“ gearbeitet hätte.
„Industriefreundlichkeit ist wichtig für Mülheim“: Hanns-Peter Windfeder beim
Katerfrühstück des Unternehmerverbandes. (Fotos: Unternehmerverband)
Doch Industriefreundlichkeit sei eine
Daueraufgabe, wie aktuell auch das
Thema „Flächen“ zeige. Windfeder
mahnte, der Wirtschaft, und speziell
der Industrie, genügend Flächen zur
Verfügung zu stellen. Er wies darauf
hin, dass nur bei rund der Hälfte aller
Anfragen nach Gewerbeflächen überhaupt Angebote unterbreitet werden
können. Mülheim entgingen durch
den Flächenmangel viele Arbeitsplätze. Allein im Jahr 2014 hätten rund
1400 Arbeitsplätze mehr geschaffen
werden können, wenn die entsprechenden Flächen zur Verfügung gestanden hätten. „Mir ist deswegen eine
Botschaft in der Diskussion besonders
wichtig: Es geht hier nicht nur um
Flächen, sondern um Arbeitsplätze“,
betonte Windfeder.
Als große Chance für die Mülheimer
Wirtschaft bezeichnete Windfeder das
Thema Industrie 4.0. „Die Vernetzung
der Industrie schreitet voran. Für Mülheim als Industrie- und Wissenschaftsstandort eröffnet das große
Potentiale“, so Windfeder. Es sei deswegen gut, dass auch die technischen
Voraussetzungen für die Digitalisierung zunehmend in den Blick gerieten. Die aktuelle Umfrage der
Mülheimer Wirtschaftsförderung zur
Situation bei der Breitbandversorgung
sei absolut unterstützenswert. Er forderte die Unternehmer auf, sich zahlreich daran zu beteiligen, damit man
ein aussagekräftiges Bild zur Breitbandsituation in Mülheim bekomme.
„Maß und Mitte”
Zu seinem Katerfrühstück lädt der
Unternehmerverband traditionell
Comedians und Naturwissenschaftler ein, die die Gesetze der Physik
auf eine unterhaltsame Art und
Weise austesten. Mit ihrem „Science
Slam“ unterstreichen die Unternehmer nicht zuletzt die große Bedeutung der Naturwissenschaft und der
technischen Disziplinen für die
Mülheimer Wirtschaft. In diesem
Jahr war der bundesweit bekannte
Entertainer Konrad Stöckel zu Gast,
Windfeder sprach auch die Energiewende an, die viele Mülheimer
Unternehmen aktuell vor große
Herausforderungen stellt. Er forderte Politik und Verwaltung auf,
alle Möglichkeiten zu nutzen, hier
Einfluss im Sinne der heimischen
Betriebe auszuüben. Bei den Belastungen durch die Energiewende
müssten „Maß und Mitte“ wieder
Richtschnur werden.
„Wissenschaftschaot”
Den Nagel in den Kopf bzw. in die Nase geschlagen: Comedian Konrad Stöckel
bekommt dabei Unterstützung aus dem Publikum, hier von Kerstin EinertPieper, Geschäftsführerin des Mülheimer Unternehmerverbandes.
der als „Wissenschaftschaot“ auch
regelmäßiger Gast in verschiedenen
Fernsehsendungen ist.
Stöckel bezeichnet es als ein Wunder,
dass er überhaupt noch lebt. Von diesem Wunder konnten sich die Mülheimer Unternehmer nun eigens ein
hautnahes Bild machen. Er schlug beispielsweise den Nagel nicht auf den
Kopf, sondern sich in den Kopf. Mit
Hilfe des Schalls ließ Stöckel Fontänen aus Bierflaschen bis an die Decke
steigen. Und mit reichlich Stickstoff
sorgte der Comedian dafür, dass aus
Sahne und Himbeermarmelade inner-
halb von wenigen Sekunden ein leckeres Eis für das Publikum entstand.
Als Stöckel mit einer Stichflamme
und einer Verpuffung das Publikum
in seinen Bann zog, sprangen dann
auch prompt die Feuermelder im
Haus der Wirtschaft an. Der „Wissenschaftschaot“ machte seinem Ruf
somit alle Ehre. Bei den angerückten
Mülheimer Feuerwehrleuten, entschuldigte sich Stöckel artig. HannsPeter Windfeder dankte dem Gast
trotzdem für einen „unvergesslichen
Vormittag und beste Unterhaltung“.
Matthias Heidmeier
Flughafen Düsseldorf für Ruhrgebiets-Wirtschaft existenziell
Unternehmerverband: Flughafen braucht Wachstumsperspektive
D
arauf, dass der Flughafen Düsseldorf größte Bedeutung für die
Unternehmen im Ruhrgebiet hat,
weist der Sprecher der regionalen
Wirtschaft, Heinz Lison, hin. Angesichts der vom Flughafen angestrebten und jetzt beantragten Ausweitung
der Starts und Landungen auf bis zu
60 Flugbewegungen pro Stunde ist
eine Debatte über mögliche Belastungen für das Ruhrgebiet entstanden.
Heinz Lison weist nun darauf hin,
dass Arbeitsplätze im Ruhrgebiet vom
Flughafen direkt profitieren.
Die Wirtschaftsstandorte Duisburg,
Mülheim, Oberhausen, aber auch die
Kreise Wesel, Borken und Kleve zum
Beispiel nutzten Düsseldorf selbstverständlich als ihren Heimatflughafen.
„Unsere exportstarke regionale Wirtschaft braucht die Flughafenanbindung wie die Luft zum Atmen. Die
Nähe zum Düsseldorfer Flughafen ist
ein entscheidender Standortvorteil für
unsere Region. Jede Neuinvestition
wird auch vor dem Hintergrund der
Fluganbindung getätigt“, betont der
Sprecher der regionalen Wirtschaft.
Lison weist darauf hin, dass eine
bessere Taktung bei den Flugverbindungen und auch neue Flugstrecken
unmittelbar heimischen Betrieben
nutzen. „Damit wachsen auch unsere
Chancen auf den internationalen
Märkten“, ist Lison überzeugt. Gerade das Ruhrgebiet als Industrieund Wirtschaftsstandort müsse deswegen ein Interesse am Wachstum
der Drehscheibe Düsseldorfer Flughafen haben. „Die Städte im Revier
sollten zeigen, dass sie für wichtige
Infrastrukturprojekte offen sind – ge-
rade wenn sie Arbeitsplätze bringen.
Wir sollten nicht vergessen: Im Gegensatz zum Standort Düsseldorf
sind im Revier neue Arbeitsplätze
dringend vonnöten“, betont Lison.
Der Unternehmerverband sieht die
Gefahr, dass entsprechenden Flugverbindungen sonst in anderen Regionen angeboten werden und dort
im Nachgang für Investitionen sorgen. Zudem verweigere die Politik
im Revier dem Flughafen Mülheim/Essen eine Perspektive. Diese
dürfe man dann aber nicht auch dem
Flughafen Düsseldorf vorenthalten,
denn der Bedarf sei ja eindeutig gegeben.
Lison hat Verständnis für die Sorgen
der Anwohner, begrüßt in diesem
Zusammenhang aber auch das transparente Agieren der Flughafenbetreiber. „Die mögliche zusätzliche
Belastung liegt eindeutig auf dem
Tisch. Wir sollten berücksichtigen,
dass das Nachtflugverbot selbstverständlich unangetastet bleibt. Zudem
bleibt der sog. Angerlandvergleich
bestehen“, so Lison. Der Flughafen
stelle zudem Investitionen von weiteren 20 Millionen Euro in den
Lärmschutz in Aussicht.
Bereits im Juni 2013 hatte der Flughafen sein Ansinnen öffentlich gemacht. Der eigentliche Antrag auf
Änderung der Betriebsgenehmigung
erfolgte vor wenigen Tagen an das
NRW-Verkehrsministerium.
Matthias Heidmeier
14
1_2015
UNTERNEHMERVERBAND
[unternehmen!]
9. Weiterbildungsbörse in den Shopping Arkaden in Bocholt war gut besucht
Beschluss zur
Tarifeinheit begrüßt
U
Flächentarifverträge schützen
Wert der Weiterbildung betonen
nter dem Motto „Mit Bildung
auf Kurs bleiben“ wurde die
neunte Auflage der Weiterbildungsbörse Bocholt vom Einkaufszentrum Shopping Arkaden und der
BBV Mediengruppe veranstaltet.
Acht Aussteller, unter ihnen der
Unternehmerverband und die HAUS
DER UNTERNEHMER GmbH,
Akademie Klausenhof, EWIBO Entwicklungs- u. Betriebsgesellschaft
der Stadt Bocholt mbH, DDA-Technikum, Akademie Schloss Raesfeld,
Jobcenter im Kreis Borken, IHK
sowie Berufsbildungsstätte Westmünsterland (BBS Ahaus), informierten über die Angebote rund um
die Weiter- und Erwachsenenbildung.
Martin Jonetzko, der auf dem TalkPodium den Unternehmerverband
vertrat, argumentierte über betrieblich notwendige Weiterbildungs-
maßnahmen, die auch überwiegend
in der Arbeitszeit und auf Kosten
der Betriebe stattfinden. Die technische Entwicklung in den Unternehmen und der generelle Trend zu
kosten- und qualitätsorientierter
Ausrichtung der Prozesse habe zur
Folge, dass die Mitarbeiter strategisch und unternehmerisch immer
besser ausgebildet sein müssen, so
Jonetzko.
Jürgen Paschold, der den Auftritt
des Unternehmerverbandes bei der
Messe organisiert hatte, zog stellvertretend für alle Aussteller ein
positives Fazit: „Wir haben viele
konkrete Anfragen erhalten. In
Zeiten, in denen die technische
Entwicklung rasant voranschreitet,
ist es besonders wichtig, die Bedeutung der Weiterbildung immer
wieder hervorzuheben.“
D
er heimische Unternehmerverband begrüßt nachdrücklich den Beschluss der Bundesregierung zur Tarifeinheit. Die
Regierung schaffe damit die
Grundlage, das bewährte System
von Flächentarifverträgen zu
schützen. „Wenn trotz eines gültigen Flächentarifvertrags eine
kleine Minderheit jederzeit einen
Betrieb lahm legen kann, dann ist
das Prinzip der Verhältnismäßigkeit verletzt“, so der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz.
Jürgen Paschold (links) und Martin Jonetzko vom Unternehmerverband bei
der Weiterbildungsbörse. (Foto: Unternehmerverband)
Auch der entscheidende Grund für
Unternehmen, sich Flächentarifverträgen anzuschließen, sei hinfällig,
wenn kleine Gruppen große Streikschäden anrichten können. Dann
verkommt der Flächentarifvertrag
schnell zum „Muster ohne Wert“.
„Wir als Arbeitgeberverband stehen
für die gelebte Tarifautonomie. Eine
Tariffledderung zulasten der Betriebe und der großen Mehrheit der
Beschäftigten lehnen wir aber entschieden ab. Deshalb begrüßen wir
das klare Bekenntnis zur Tarifeinheit“, so Schmitz abschließend.
Personalmanagement
im digitalen Zeitalter
„Frau Schwesig lenkt ab“
9. Bocholter Personalforum 2015
Der Unternehmerverband kritisiert die erneute Forderung der
Familienministerin nach einer 32-Stunden-Woche
A
F
rau Schwesig kann der Versuchung offenbar nicht widerstehen, Wohltaten auf Kosten Dritter
zu versprechen, mit diesen Worten
reagiert der Hauptgeschäftsführer
des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, auf den neuerlichen
Vorschlag der Ministerin nach einer
Familienarbeitszeit. „Eine 32-Stunden-Woche für Mütter und Väter ist
weder bezahlbar noch ist es Aufgabe
der Politik, Arbeitszeiten festzulegen“, kritisiert Schmitz. Mit einem
Gesetz zu einer Familienarbeitszeit
würde die Tarifautonomie erneut
ausgehöhlt. „Nachdem durch das
Mindestlohn-Gesetz bereits Löhne
durch die Politik festgelegt werden,
wäre die vorgeschriebene Arbeitszeit für Mütter und Väter ein weiterer Angriff auf die Tarifpartnerschaft“, so Schmitz. Arbeitgeber
und Gewerkschaft müssten der Politik deswegen ein unmissverständliches Signal geben. „Bis hierhin
und nicht weiter“, so Schmitz.
Statt neuerlich einen „Vertrag zulasten Dritter“ abzuschließen, müsse
die Ministerin ihrer Verantwortung
beim Ausbau der Kinderbetreuung
gerecht werden. „Hier kann die Politik ihren Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf
leisten“, erklärt Schmitz. Gerade in
NRW gebe es noch viel zu tun. Laut
Statistischem Bundesamt haben hier
nur 23,8 Prozent der Kinder unter
3 Jahren einen Betreuungsplatz.
Das größte Bundesland ist damit
Schlusslicht in der Bundesrepublik.
Dass die Ministerin mit ihren Vorschlägen zur Familienarbeitszeit
zudem suggeriere, man könne eine
Ihre Forderung sorgt für Wirbel: Familienministerin Manuela Schwesig
(Foto: Bundesregierung/Denzel)
Familie zum „Nulltarif“ gründen,
führe in die Irre. „Was wir leisten
können ist, Eltern und pflegenden
Angehörigen ein hohes Maß an Flexibilität zu ermöglichen. Genau die-
sen Weg beschreiten immer mehr
Unternehmen sehr erfolgreich“,
verweist Schmitz zum Beispiel auf
Teilzeitmodelle, Telearbeit und betriebliche Betreuungsangebote.
ktuell wird die Entwicklung
zum Industriezeitalter „Industrie 4.0“ diskutiert. Die Unternehmen sehen sich großen Herausforderungen gegenüber. Eine
zunehmende Vernetzung und Digitalisierung erfordert innovative
Antworten und Konzepte, die für
den Mittelstand geeignet sind, um
die Fachkompetenz in den Betrieben zu nutzen. Was steckt hinter
der intelligenten Vernetzung von
Produktionsprozessen und wie
verändert sich Beschäftigung und
Arbeitsorganisation? Wie entstehen dadurch neue Formen der Zusammenarbeit und wie muss hier
gestaltet werden? Mit welchen
Handlungsfeldern, bei mehr Automatisierung und Kooperation von
Mensch und Maschine sowie steigender Flexibilität, weniger Arbeitsplatzbindung und neuen Qualifikationsprofilen sehen sich
Unternehmen konfrontiert? Wie
sehen Arbeitszeit und Entgelt auf-
grund neuer Anforderung an die
Arbeitsaufgabe in Richtung Industrie 4.0 morgen aus? Über diese
und andere Fragen wird beim 9.
Bocholter Personalforum am 16.
Juni 2015, von 9:30 bis 16 Uhr im
Hotel Residenz in Bocholt, diskutiert.
Das Forum hat sich in den vergangenen acht Jahren als praxisorientierte und nutzbringende Netzwerkveranstaltung etabliert. Im
vergangenen Jahr haben rund 70
Personalprofis, Vertreter angrenzender Fachbereiche und Geschäftsführer daran teilgenommen.
Info
Jürgen Paschold
Unternehmerverband
Regionalgeschäftsführung
Kreise Borken und Kleve
02871 23698-11
[email protected]
IT-Experten trafen sich im HAUS DER UNTERNEHMER
Arbeitskreis Informationsverarbeitung zum Thema „Industrie 4.0“
T
ransponder an Autokarosserien,
die mit Menschen und Maschinen
kommunizieren, eingebettete Systeme,
die detailgetreue Informationen weitergeben, was während der Produktion
passieren soll – in der Automobilindustrie seit einiger Zeit an der Tagesordnung. Um das Thema „Industrie 4.0“
ging es bei der letzten Sitzung des Arbeitskreises Informationsverarbeitung
im HAUS DER UNTERNEHMER.
Ingo Berg, Geschäftsführer ASB Informationstechnik GmbH, Duisburg,
und Jürgen Paschold vom Unternehmerverband, Organisator des
Arbeitskreises, diskutierten mit ITExperten aus Unternehmen über
zukunftsweisende Technologien.
„Eine grundlegende Technologie
dabei sind so genannte Cyber-Physische-Systeme (CPS)“, erläuterte
Berg. „Physisch“ stehe dabei für
ein Produkt. „Cyber“ bedeute, dass
dieses Produkt mit anderen Produkten und dem Internet vernetzt ist
und Produktionsprozesse aktiv beeinflussen könne. „Neu ist, dass sich
Systeme übers Internet verbinden
lassen, sich vernetzen können und
somit zu einem intelligenten System
werden“, so Berg weiter. Die Art
und Weise der Verarbeitung von In-
A40-Brücke: Nur die Zukunft zählt
Der Unternehmerverband will, dass die Potentiale anderer
Verkehrsträger besser genutzt werden
N
atürlich ist es einfach, jetzt in
das Klagelied über den Zustand der A40-Brücke einzustimmen. Die Versäumnisse der
Vergangenheit sind ja auch mehr
als ärgerlich. Doch unser Blick
sollte jetzt in die Zukunft gehen, betont der Hauptgeschäftsführer des
Unternehmerverbandes, Wolfgang
Schmitz. Allen Verantwortlichen
sei wohl jetzt klar, dass es einen
Paradigmenwechsel bei der Finanzierung der Verkehrswege geben
müsse.
Der Unternehmerverband warnt
hierbei vor einer „Flickschusterei“.
„Wir brauchen ein umfassendes
Verkehrskonzept, das stärker auf
die Verzahnung der Verkehrsträger
setzt“, fordert Schmitz. Die großen
Probleme der Straßen in NRW zeigten nicht nur einen Investitionsstau,
sondern eine übermäßige Belastung
– vor allem durch den LKW-Verkehr.
Betriebe müssten die Chancen der
Wasserstraßen stärker erkennen. Die
Entwicklung des Duisburger Hafens
sei hier ein Musterbeispiel für ein
intelligentes Netzwerk.
Die Potenziale anderer Verkehrsträger würden noch nicht hinreichend
genutzt, ist sich Schmitz sicher. Im
Bereich Schiene seien die „BetuweLinie“ und der „Eiserne Rhein“ Verkehrsprojekte mit oberster Priorität.
„Aber gerade auch die Binnenschifffahrt wird noch stiefmütterlich behandelt. Dabei ist sie beim Transport
von Massengut fast unschlagbar.
Den Standortvorteil Binnenschifffahrt müssen wir deswegen viel
stärker nutzen, um die Straße zu
entlasten“, sagt Schmitz. Hier sei
die Politik gefordert, aber auch die
Die A40-Brücke sei aber natürlich
eine Hauptschlagader der regionalen Wirtschaft. „Es muss alles
getan werden, damit die Beeinträchtigungen so gering und kurz
wie möglich gehalten werden“, betont Schmitz. Es drohe andernfalls
ein Imageschaden auch für den
Logistikstandort. „Die zentrale
Lage im Herzen Europas ist unser
bestes Argument, aber man muss
uns auch erreichen können“, mahnt
Schmitz.
Matthias Heidmeier
formationen in den Systemen sei der
Schlüssel.
Aus der Abfrage der Teilnehmer
ergab sich, dass Unternehmen u. a.
bereits moderne ERP-Systeme –
also komplexe IT-Systeme, die zur
Unterstützung der Ressourcenplanung des gesamten Unternehmens
eingesetzt werden – nutzen, um
schnittstellenübergreifende Informa-
tionen im Unternehmen verfügbar
zu machen. „Weitere werden sicherlich folgen“, waren sich die Referenten am Ende der Veranstaltung einig.
Der Arbeitskreis Informationsverarbeitung findet seit über 40 Jahren
regelmäßig im HAUS DER UNTERNEHMER statt. „Inzwischen
sind viele der Teilnehmer jünger als
die Geräte, die damals in Gebrauch
waren“, schmunzelt Organisator
Jürgen Paschold. Zu den letzten
Themen zählten „Das Internet der
Dinge“, „Schutz vor Cyberattacken“
und „share and follow – social collaboration“.
4 Berichte und weitere Informationen auf www.unternehmerverband.org unter dem
Menüpunkt Service/Arbeitskreise.
„Die Rente kommt nicht automatisch,
man muss sie schon selbst beantragen“
Unternehmerverband begrüßt Diskussion über die
Möglichkeiten eines späteren Renteneintritts
D
er Unternehmerverband begrüßt
die Debatte über einen späteren
Renteneintritt. „Endlich reden wir
nicht mehr über kürzere Lebensarbeitszeiten, sondern über längere, die
zudem sehr lukrativ ausgestaltet
sind. Die Rentendiskussion muss die
gesellschaftliche Realität widerspiegeln, aber auch die Möglichkeiten
aufzeigen“, sagt der stellvertretende
Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Martin Jonetzko.
Jonetzko verweist auf eine immer
höhere Lebenserwartung und immer
mehr gesunde ältere Menschen.
Dabei stellt Jonetzko klar: „Die Regelaltersgrenze für den Rentenein-
tritt ist keine Muss- sondern eine
Kann-Bestimmung. Jeder, der länger arbeiten will, darf dies in der
Regel auch. Und: Die Rente kommt
nicht automatisch, man muss sie
schon selbst beantragen.“
Der Verband unterstreicht erneut,
dass Arbeitnehmer ab dem Zeitpunkt der Regelaltersrente die Möglichkeit haben, ohne Anrechnung
Rente und Arbeitsentgelt parallel zu
beziehen. Wenn man weiterarbeitet
und die normale Altersrente nicht
beantragt, bekommt man für jeden
hinausgeschobenen Monat eine
Rentensteigerung von 0,5 Prozent.
„Es gibt also für Arbeitnehmer be-
reits lukrative Anreize, die eigene
Lebensarbeitszeit zu verlängern“,
stellt Jonetzko fest.
Ferner weist Jonetzko darauf hin,
dass vor dem Hintergrund einer zunehmenden Fachkräftelücke die
Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
in den vergangenen Jahren zugenommen habe. „Diesen Trend gilt
es auszubauen – selbstverständlich
ohne dadurch nachfolgenden Generationen Beschäftigungs- und
Aufstiegschancen zu verbauen“, so
Jonetzko abschließend.
Matthias Heidmeier
Ehrgeizig
Ambitioniert
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein
kämpft für ihre Rehabilitation. Sie
hielt einen Vortrag beim Business
Break des Unternehmerverbandes.
Mit Stipendien unterstützt der
Unternehmerverband den akademischen Nachwuchs. Student
Alexander Schmitz im Interview.
4Seite 16
Unternehmerverband I
regional I Arbeitsrecht I
Schule/Wirtschaft
4Seite 19
1_2015
4www.unternehmerverband.org
[unternehmen!]
Mehr als nur Denkanstöße
Unternehmerfrühstück feierte zehnjähriges Bestehen
D
ie Industriegeschichte Bocholts,
schnelle Datenleitungen, die
Zukunft des Regionalfernsehens
und aktuelle Entwicklungen in der
Automobilindustrie – vor teilweise
über 100 Gästen wurden beim Unternehmerfrühstück in Bocholt
schon viele Themen besprochen.
Die Erfolgsveranstaltung feierte
nun ihr zehnjähriges Bestehen.
„Ziel war damals wie heute der informelle, individuelle und persönliche Austausch“, resümiert Jürgen
Paschold vom Unternehmerverband, der das sogenannte „Business
Break“ gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung veranstaltet. Zum
Austausch haben die Gäste beim
Frühstück Gelegenheit. „Durch persönliche Gespräche in lockerer Atmosphäre entstehen oft fruchtbare
Geschäftskontakte – manchmal
auch Freundschaften“, freut sich
Paschold. Fester Bestandteil der
Veranstaltung sind außerdem die
Kurzvorträge.
Nach ersten Gesprächen zwischen
der Wirtschaftsförderung, Unternehmen und dem Unternehmerverband
über das neue Format im Jahr 2004,
fand die Auftaktveranstaltung des
Business Breaks im Februar 2005 im
Textilmuseum in Bocholt statt. Gut
30 Gäste waren der Einladung gefolgt. Neben einem Vortrag über die
Industriegeschichte Bocholts gab es
damals auch den Antrittsbesuch von
Bürgermeister Peter Nebelo. Schnell
sprach sich das neue Format herum
und aufgrund der großen Resonanz
wurde das Unternehmerfrühstück ins
Hotel Residenz verlegt, wo es bis
heute in stilvoller Atmosphäre stattfindet.
Viele lokale Wirtschaftsgrößen
sprachen schon vor den anwesenden
Unternehmern. Darunter Hartmut
Bielefeld (TC Blau-Weiss Bocholt),
Jürgen Elmer (BEW), Jörn Hellwig
(Blue Wings), Prof. Dr. Bernd
Kriegesmann (WH), Werner Borgers
(Borgers AG), Ludger Hellmann
(Klinikverbund Westmünsterland)
oder Klaus Weßing (Gigaset), um nur
einige zu nennen. Das Unternehmerfrühstück ist mit durchschnittlich 80
bis 90 Gästen gut besucht. Die Vorträge von Matthias Löhr und Tobias
Heidemann, wm.tv GmbH & Co, zum
Thema „Die Zukunft des Regionalfernsehens am Beispiel des regionalen
Senders wm.tv" und Jörn Hellwig
über sein Unternehmen, die mittlerweile insolvente Bocholter Fluggesellschaft Blue Wings AG, oder Wendelin Knuf und Ludger Dieckhues
„Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing in Bocholt: Gemeinsam Zukunft gestalten!“ lockten sogar über
100 Teilnehmer ins Hotel Residenz.
Ähnlich gut besucht war das Business Break am 26. November bei
der Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen. Theo Maas von der
Siemens AG referierte zum Thema
„Quo vadis, Windenergie“ in Bezug
auf das Siemens-Werk am Standort
Voerde, ehemals Winergy AG. „Die
Windenergie wird im Energiemix an
Bedeutung gewinnen“, so Maas.
Nachgefragt würden in Zukunft
immer größere, immer leistungsstärkere Windräder. Erfreulich sei, so
Maas in seinem Vortrag, dass heute
nahezu jedes dritte Windgetriebe in
der Welt ein Winergy-Produkt sei.
Aber der Markt sei hart umkämpft.
„Uns ist es wichtig, Denkanstöße
zu geben und vor allem zu ermöglichen, dass Unternehmen ihre Erfahrungen untereinander austauschen
und voneinander lernen können“,
fasste Jürgen Paschold anlässlich
des Jubiläums noch einmal die Zielsetzung des Unternehmerfrühstücks
zusammen. Es findet vier Mal im
Jahr statt.
Geraldine Klan
Ausländische Fachkräfte: Chancen für Unternehmen
Fachtagung mit NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider
W
ie kann Zuwanderung einer
bevorstehenden Verschärfung
des Fachkräftemangels entgegenwirken? Über diese Frage diskutierten die Teilnehmer bei der 3.
Duisburger Fachtagung im IQ („Integration durch Qualifizierung“) –
Landesnetzwerk NRW. Das KernThema der Veranstaltung war „Anerkennungsgesetze und Unternehmen – Ein realistischer Blick in die
Anerkennungspraxis“.
Vor circa zwei Jahren traten die Anerkennungsgesetze des Bundes (BQFG)
und des Landes NRW mit der Zielsetzung, Erwachsene mit Migrationshintergrund besser in den Arbeitsmarkt
zu integrieren, in Kraft. „Es war unabdingbar, dass der Gesetzgeber bei
der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse Vereinheitlichungen
und Erleichterungen vorgenommen
hat. Andernfalls ginge unserer Volkswirtschaft ein enormes, bereits vorhandenes Potenzial verloren. Auch für
das Selbstwertgefühl der Menschen
ist es wichtig, ihrer Bildung gemäß
beschäftigt zu werden“, so Martin
Jonetzko, stellvertretender Haupt-
Martin Jonetzko (links), stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbandsgruppe, Guntram Schneider (Mitte), Minister für Arbeit, Integration und
Soziales des Landes NRW und Dr. Jens Stuhldreier, Regionalagentur NiederRhein.
(Foto: N.U.R.E.C. Institute e. V.)
geschäftsführer des Unternehmerverbandes, bei seiner Rede im Rahmen
der Veranstaltung. Sein Vortrag trug
den Titel „Ausländische Fachkräfte –
Herausforderung für Unternehmen!?“. „Ein besserer Titel wäre,
ausländische Fachkräfte: Chancen für
Unternehmen!“, so Jonetzko am Ende
seiner Ausführungen.
Bei der anschließenden Diskussion
stellte sich der Minister für Arbeit,
Integration und Soziales des Landes
NRW, Guntram Schneider, den Fragen der rund 50 Teilnehmer. Unter der
Leitung von Moderatorin Anke Bruns
entwickelte sich eine spannende Diskussion. Dabei reichten die diskutierten Themen über die Bundes- und
Landesanerkennungsgesetze, über
entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten und die Notwendigkeit der
Unternehmerverband begrüßt Klarheit
bei Arbeitszeugnissen
Ein ehrliches Arbeitszeugnis sei gerechter als reine „Lobhudelei“
D
er heimische Unternehmerverband begrüßt das jüngste
Urteil des Bundesarbeitsgerichts
zu Arbeitszeugnissen ausdrücklich. „Das Arbeitszeugnis muss
eine individuelle Arbeitsbeurteilung sein, sonst ist es wertlos“, unterstreicht der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes,
Wolfgang Schmitz.
Das Bundesarbeitsgericht hatte
jüngst geurteilt, dass Arbeitnehmer
keinen Anspruch auf eine positive
oder „branchenübliche“ Formulierung des Arbeitszeugnisses haben.
Eine entsprechende Klage hat das
Gericht eindeutig zurückgewiesen.
Die Beurteilung „gut“ ist demnach
nicht das neue „befriedigend“. Will
ein Arbeitnehmer eine bessere Note
als „befriedigend“, muss er dies
beweisen. „Schon heute sind viele
Zeugnisse von Standardformulierungen geprägt. Eine weitere Aufweichung wäre gerade gegenüber den
vielen leistungsbereiten Mitarbeitern
ungerecht gewesen“, so Schmitz.
Für Arbeitgeber seien Arbeitszeugnisse schon heute nicht mehr die
einzige Orientierungshilfe. Das aktuelle Urteil bremse aber zumindest
einen weiteren Bedeutungsverlust
der schriftlichen Beurteilung. „Jeder
Arbeitnehmer hat Anspruch auf ein
Zeugnis. Jetzt ist klar, dass es auch
ehrlich sein sollte“, fasst Schmitz
zusammen.
Matthias Heidmeier
Anerkennungserstberatung bis hin zur
Zukunft des IQ-Förderprogramms ab
dem 1. Januar 2015.
Das Bundesministerium für Arbeit
und Soziales hat das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ gemeinsam mit dem
Bundesministerium für Bildung und
Forschung und der Bundesagentur
für Arbeit initiiert. Es unterstützt die
nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund.
Daran arbeiten bundesweit 16 Landesnetzwerke, die von Fachstellen
zu migrationsspezifischen Schwerpunktthermen unterstützt werden.
Weitere Informationen unter
4www.iq-nrw.de und
4www.netzwerk-iq.de
Auf ein Wort
Schwerer
Kompromiss
Das Lohnplus für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bringt die hiesigen
Unternehmen an ihre Belastungsgrenze. Arbeitgeber und
Gewerkschaften haben sich
auf eine Lohnsteigerung von
3,4 Prozent verständigt. Trotz
niedrigster Inflation gibt es
einen erheblichen Lohnzuwachs für die Beschäftigten
der größten Industriebranche.
Dieser Kompromiss schmerzt.
Wichtig ist aber auch: Die Betriebe haben für die nahe Zukunft jetzt Planungssicherheit.
Die Regelungen zum neuen
Tarifvertrag Bildung sind hingegen zukunftsorientiert. Die
große Bedeutung von Bildung
und Qualifizierung in den Betrieben ist unstrittig. Wir haben
jetzt ein Regelwerk, das den
betrieblichen Erfordernissen
angemessen ist. Die Beschäftigten haben nun die Möglichkeit, im Einvernehmen mit dem
Arbeitgeber durch intelligente
Arbeitszeit-Modelle für die
persönliche Weiterbildung freigestellt zu werden. Dabei ist
aber der betriebliche Bedarf
Maßstab für alle Qualifizierungsmaßnahmen.
Der neue Tarifvertrag zur Altersteilzeit legt jetzt einen noch
größeren Schwerpunkt auf die
Berücksichtigung besonders
belasteter Mitarbeiter. Die Vorfahrt für Mitarbeiter, die nicht
mehr arbeiten können, ist eine
Grundsäule unserer Argumentation in der Tarifrunde 2015
gewesen.
Positiv ist, dass die modernen
Tarifverträge auch mehr Raum
für unternehmensbezogene
Lösungen bieten. Sondertarifverträge für Betriebe, die zum
Beispiel mit wirtschaftlichen
Problemen zu kämpfen haben,
sind weiterhin ein wichtiges
Instrument.
Trotzdem: Die Gewerkschaften
sollten künftige Lohnrunden
weniger zur Mitgliederwerbung
einsetzen als vielmehr zur gemeinsamen Zukunftssicherung
der Arbeitsplätze an unseren
Standorten. In Sachen Wettbewerbsfähigkeit sollten wir uns
in Deutschland nicht in falscher
Sicherheit wiegen.
Wolfgang Schmitz
Hauptgeschäftsführer
16
1_2015
UNTERNEHMERVERBAND REGIONAL
[unternehmen!]
„Aufgeben ist keine Option“
Olympiasiegerin Claudia Pechstein sprach vor der Mülheimer Unternehmerschaft. Dank
an langjährigen Gastgeber des Business Breaks bei der medl, Hans-Gerd Bachmann.
U
nter die Haut ging der Vortrag der
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein vor über 80 Mülheimer Unternehmern. Der Unternehmerverband
und die Wirtschaftsförderung hatten
zum traditionellen Business Break bei
der medl eingeladen. medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann freute
sich mal wieder über ein volles Haus.
Bis auf den letzten Platz war die Kan-
Leidenschaftlicher Vortrag: Claudia
Pechstein erzählte von ihrem Kampf
mit dem Ziel der vollständigen Rehabilitierung
tine in der Zentrale des Energieversorgers an der Burgstraße gefüllt. Als
Gastgeber hatte Bachmann nicht nur
ein üppiges Frühstücksbuffet zu bieten, sondern erneut einen hochkarätigen Referenten mit einer mitreißenden
Lebensgeschichte. Die Ausnahmesportlerin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin Claudia Pechstein berichtete über ihr persönliches Drama.
würden eindeutig belegen, dass der
Grund für ihre auffälligen Werte eine
Anomalie ihres Blutes sei. „Doch
man hat sich vorgenommen, an mir
ein Exempel in Sachen Doping zu
statuieren und als der Zug einmal
losgefahren war, konnten und wollten
die Sportfunktionäre ihn nicht mehr
stoppen“, schildert Pechstein mit
bewegenden Worten.
Ein Exempel
Rehabilitierung
Hintergrund: Vor nunmehr 6 Jahren
wurden Pechstein Dopingvorwürfe
gemacht, die zu einer 2-jährigen
Sperre der Sportlerin führten. Claudia
Pechstein spricht nicht nur von einem
Fehlurteil der Sportsgerichtbarkeit,
nein, sie sieht sich von „Betrügern“
um ihr Lebenswerk beraubt. Ihr Ansehen, ihr Vermögen und sogar ihren
Ehepartner habe sie durch unbewiesene Vorwürfe verloren. „Es gab niemals einen Beweis, nur ein Indiz, für
mich hat die Unschuldsvermutung
nicht gegolten. Meine Verurteilung
beruhte lediglich auf einer Wahrscheinlichkeit“, erläuterte die heute
43-jährige Sportlerin. Alle Gutachten
Seit ihrer Verurteilung kämpft Pechstein mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um eine vollständige
Rehabilitierung. Auch wenn sie anfangs verzweifelt gewesen sei, habe
es sich für sie ausgezahlt, „aufzustehen und zu kämpfen“. Auf ihrem
mühsamen Weg durch die juristischen Instanzen hatte Pechstein in
der vergangenen Woche einen großen Sieg vor Gericht errungen. Sie
hofft nun, dass sie vollständige Gerechtigkeit erfährt.
Auch sportlich will Pechstein es
noch einmal allen beweisen. Mit
dann 46 Jahren will sie sogar noch
einmal an den kommenden olympi-
schen Spielen teilnehmen. Bereits in
den vergangenen vier Jahren, nach
ihrer erzwungenen Sperre, konnte sie
wieder an frühere Erfolge anknüpfen. So war sie bei den olympischen
Spielen in Sotschi im vergangenen
Jahr Deutschlands erfolgreichste
Eischnellläuferin.
Hanns-Peter Windfeder, Vorsitzender
des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft, sprach Pechstein
„größtes Lob und größte Anerkennung für ihren Kampf“ aus. Der langanhaltende Applaus der Mülheimer
Unternehmer für Pechstein zeugte
von der großen Begeisterung für den
sympathischen Auftritt der Spitzensportlerin. Eine Botschaft bleibt den
Gästen ganz bestimmt in Erinnerung:
Auch wenn man einmal am Boden
liegt, es lohnt sich zu kämpfen. „Aufgeben ist keine Option“, so Pechstein
zu den Unternehmern.
Außergewöhnliches
Engagement
Hanns-Peter Windfeder dankte im
Anschluss an den Vortag der Eis-
Dank an Hans-Gerd Bachmann: Hanns-Peter Windfeder (links) überreicht dem
medl-Geschäftsführer eine Erinnerung als Dank für spannende Unternehmerfrühstücke (Fotos: Unternehmerverband)
schnellläuferin dem langjährigen
Organisator und Gastgeber des Business Breaks bei der medl, Hans-Gerd
Bachmann, für sein außergewöhnliches Engagement für Mülheim und
die Unternehmerschaft. Bachmann,
der Mitte des Jahres in den Ruhestand geht, war nun das letzte Mal
Gastgeber des Business Breaks zum
Jahresauftakt. Insgesamt sieben
spannende Unternehmerfrühstücke
zu Jahresbeginn hatte Bachmann organisiert. Über 500 Unternehmer
kamen in dieser Zeit in die Räume
der medl. Spannende Vorträge und
ein Blick über den Tellerrand hatte
Bachmann dabei seinen Gästen zu
bieten. Ex-Bundeslieger Trainer
Erich Rutemöller, der über die Kunst
sprach, ein Team richtig zusammen
zu stellen, gehörte ebenso dazu, wie
der bekannte Psychologe Manfred
Lütz, der über den Umgang mit
Niederlagen sprach. Hanns-Peter
Windfeder überreichte Bachmann
als Dankeschön die eigens für ihn
kreierte Titelseite der Unternehmerzeitschrift [unternehmen!]. Titelschlagzeile dort: „Die Unternehmerschaft sagt: Danke, Hans-Gerd
Bachmann“.
Matthias Heidmeier
„Wir können auf vieles stolz sein“
Oberbürgermeister Klaus Wehling wünscht sich einen Slogan für die Stadt. Er sprach
bei der „MittagsZeit“ über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Oberhausen
I
m Zuge des Oberhausener Strukturwandels wurden in 50 Jahren schon
eindrucksvolle 33.000 Arbeitsplätze
in unserer Stadt geschaffen. Dies
belegt, dass der Wirtschaftsstandort
Oberhausen insgesamt gut aufgestellt ist, so die Botschaft von Oberbürgermeister Klaus Wehling, die er
vor heimischen Unternehmern unterstrich. Wehling hielt den Impulsvortrag bei der sogenannten „MittagsZeit“. Zu dieser Veranstaltung treffen
sich Unternehmer auf Einladung
des Unternehmerverbandes und der
Wirtschaftsförderung Oberhausen in
kleiner Runde und besprechen Themen, die die Wirtschaft in der Stadt
aktuell bewegen. Die „MittagsZeit“
war diesmal zu Gast bei der Firma
marinapark GmbH & Co. KG. Teilhaber Dirk Grünewald freute sich als
Gastgeber über den Besuch von über
30 Unternehmern.
Das Thema der „MittagsZeit“ lautete
diesmal: „Die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Oberhausen: Herausforderungen und Perspektiven.“
„Unsere Aushängeschilder in der
Metropole Ruhr sind die Bereiche
Logistik, Medizintechnik, Bildung
und Ressourceneffizienz“, lobte
Oberbürgermeister Klaus Wehling in
seinem Impulsvortrag. „Eine unserer
großen Aufgaben in Oberhausen ist
allerdings die IT-Ausstattung – dies
gilt glücklicherweise nicht für die
gesamte Stadt“, so Wehling. Wichtig
sei es auch in Zukunft, die Fachkräfte,
die Jahr für Jahr die Universitäten im
Ruhrgebiet verlassen, in Stadt und
Region zu halten.
Slogan gesucht
Dabei sehe er als Ausdruck des weit
fortgeschrittenen Strukturwandels in
Oberhausen eine Entwicklung weg
von der Dominanz einiger großer
Unternehmen hin zu mehr mittelständischen Strukturen. „Wir haben
über 250 Betriebsstätten mit mehr
als 50 Beschäftigten. Das ist ein starkes Pfund für unsere Stadt“, so der
Oberbürgermeister. Besonders am
Herzen liege es ihm, weiterhin am
Image Oberhausens zu arbeiten. „Es
gibt sehr vieles, auf das wir stolz
sein können.“ Er wünsche sich für
die Stadt einen Slogan, der Traditionen in Form von Currywurst, Bergbau und Fußball ebenso berücksichtige wir moderne Aspekte der
Informationsgesellschaft, um auch
über die Grenzen des Ruhrgebietes
hinaus für den Standort werben zu
können.
„Ein gutes Beispiel für die dynamische Bestandsicherung und Entwicklung in Oberhausen ist das Unternehmen move:elevator“, betonte
Frank Lichtenheld, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
Oberhausen GmbH und der Entwicklungsgesellschaft Neu-Oberhausen mbH anlässlich der „MittagsZeit“. Das Unternehmen wurde
von der ersten Stunde an – bei Gründung vor 13 Jahren und während seiner Fortentwicklung – aktiv durch
die Wirtschaftsförderung begleitet.
So wurden die beiden Geschäftsführer der move:elevator GmbH,
Markus Lacum und Hans Piechatzek, mit ihrem Investitionsinteresse
direkt Dirk Grünewald zugeführt.
Grünewald gab den Teilnehmern der
„MittagsZeit“ bei seiner Begrüßung
einen kurzen Überblick in das Bauprojekt „Marinapark“, das zu 90
Prozent fest vermietet ist. Insgesamt
10 Millionen Euro wurden hier investiert, 7.000 Quadratmeter Bürofläche
sind entstanden – und das mit modernster Ausstattung. „Auf einige
technische Gimmicks im Bereich des
Heiz/Kühl-Systems und der Sicherheitstechnik bin ich besonders stolz“,
gab Grünewald zu. Neben der Agentur move:elevator, die mehr Fläche erhalten hat und am Standort expandieren konnte, konnte eine Reihe von
Firmen aus anderen Städten im Marinapark neu angesiedelt werden. „Wir
fühlen uns hier wohl“, brachte Grünewald es stellvertretend für die Unternehmen auf den Punkt.
Offen sprechen
Sowohl zum aktuellen Bauprojekt
als auch zum Impulsvortrag des
Oberbürgermeisters hatten die Teilnehmer im Anschluss viele Fragen
und Anmerkungen, so dass sich eine
Freuten sich über eine gelungene Veranstaltung: Dirk Grünewald, Teilhaber der
Firma marinapark GmbH & Co. KG, Heike Zeitel vom Unternehmerverband,
Wirtschaftsförderer Frank Lichtenheld, Oberbürgermeister Klaus Wehling und
Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes.
(Foto: Ulla Emig)
angeregte Diskussion anschloss. Für
den Unternehmerverband steht fest,
dass man sich auch weiterhin klar
zum Standort Oberhausen bekennen
werde. „Allerdings müssen wir über
Probleme offen sprechen und gemeinsam daran arbeiten, sie zu
lösen“, so der Hauptgeschäftsführer
des Unternehmerverbandes Wolfgang Schmitz. Schmitz nennt zum
Beispiel die hohen Steuern für
Unternehmen, Imageprobleme des
Standorts und die noch unterentwi-
ckelte Zusammenarbeit mit den
Nachbarstädten als wichtige Herausforderungen für die Zukunft.
„Genau deswegen haben wir mit unserem Vorschlag eines Runden Tisches im vergangenen Jahr eine Initiative zur Stärkung des Standorts
ergriffen“, so Schmitz, der Oberbürgermeister Wehling für seine Bereitschaft, den Dialog mit der Unternehmerschaft zu führen, ausdrücklich
dankte.
Geraldine Klan
Eine digitale Agenda für Bocholt?
Unternehmerfrühstück nimmt Mega-Trend Industrie 4.0 auf und versucht,
Licht ins Dunkel zu bringen
B
is auf den letzten Platz war der
große Saal des Bocholter Hotels
Residenz besetzt. Über 80 Gäste,
meist Unternehmer, wollten mehr
erfahren über eine Entwicklung, von
der ganz Deutschland derzeit spricht.
Die Rede ist von der sog. Industrie 4.0.
Viele Experten sprechen hier auch von
einer vierten industriellen Revolution,
die nach der Erfindung der Maschinen, nach der arbeitsteiligen Massenproduktion und nach der ersten Phase
der Automatisierung nun eine neue digitale Epoche einleitet. Industrie 4.0
beschäftigt damit natürlich auch die
Bocholter Unternehmer. Sie fragen
sich, welche aktuelle Entwicklung sie
erkennen und aufnehmen müssen.
Grund genug für den Unternehmerverband und die Wirtschaftsförde-
rung, das Thema aufzugreifen. Ein
Auftakt war nun das Unternehmerfrühstück mit Prof. Gerhard Juen,
Dekan des Fachbereichs Wirtschaft
und Informationstechnik an der
Westfälischen Hochschule. Juen ist
Elektrotechniker und Informatiker
und beschäftigt sich mit praktischen
Anwendungen der Informationstechnik.
Viele der unter den Überschriften
„Industrie 4.0“ bzw. „Internet der
Dinge" diskutierten Themen sind
nicht unbedingt neu, sagt der Wissenschaftler. Die wichtigsten technologischen Voraussetzungen für
Industrie 4.0 gäbe es im Grunde
seit längerem. Allerdings hätten der
technologische Fortschritt der vergangenen Jahre und nicht zuletzt
eine deutliche Kostensenkung bei
IT-Produkten der Entwicklung
einen deutlichen Schub gegeben.
Auch wenn Prof. Juen ein Mann
vom Fach ist, hielt er vor den Unternehmern keinen Fachvortrag. Sein
Ziel war es, den interessierten
Gästen praktische Anwendungsmöglichkeiten und gängige Begriffe
der aktuellen Diskussion zu erläutern. Um Industrie 4.0 zu erklären,
nutzt Juen gerne eine aktuelle Definition der Bundesregierung, die Industrie 4.0 in ihre Hightech-Strategie mit
aufgenommen hat. Diese besagt,
dass Kennzeichen der zukünftigen
Industrieproduktion die starke Individualisierung der Produkte bei
einer hoch flexibilisierten Produktion sind. Die frühzeitige Einbeziehung
von Kunden und Geschäftspartnern in
Design- und Wertschöpfungsprozesse
sei ein entscheidendes Merkmal von
Industrie 4.0. Doch was heißt das in
der konkreten Umsetzung?
Juen empfiehlt den Unternehmen
einen pragmatischen Umgang mit Industrie 4.0: „Industrie 4.0 liefert eine
Vielzahl von Anwendungsmustern,
von denen jedes Unternehmen prüfen
sollte, welches dieser Muster in sein
Unternehmen passt.“ Dabei sollten
nicht nur Ingenieure, sondern auch die
Betriebswirte mit entscheiden, welche
Anwendung einen wirklichen Nutzen
bringt. Insgesamt ist das Thema Industrie 4.0. im Rahmen der allgemeinen Digitalisierung der Welt auch für
die Region ein wichtiges Thema.
„Bund und Land geben bei diesen
Unternehmerfrühstück: Professor Gerhard Juen von der Westfälischen Hochschule im Gespräch mit Jürgen Paschold vom Unternehmerverband
(Foto: Unternehmerverband)
Themen aktuell vielfältige Impulse,
die wir aufgreifen sollten“, so Juen.
Jürgen Paschold vom Unternehmerverband nahm die Anregungen gerne
auf. Der Unternehmerverband werde
sich in den kommenden Monaten
weiterhin intensiv mit dem Thema
Industrie 4.0 beschäftigen, um den
Betrieben praktische Hilfestellungen
geben zu können. So gäbe es auch
einschneidende Konsequenzen für die
Arbeitsorganisation und Personalarbeit. Schließlich müsse Industrie 4.0
von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch umgesetzt werden.
Paschold kündigte an, deswegen zu
diesem Thema das 9. Bocholter Personalforum am 16. Juni dieses Jahres
durchzuführen.
Matthias Heidmeier
[unternehmen!]
UNTERNEHMERVERBAND
1_2015
17
Wo drückt der Schuh?
Unternehmer sehen bei Fachkräftesicherung, Energiewende und
Digitalisierung große Herausforderungen
Z
um Jahresauftakt lud der Unternehmerverband Unternehmer aus
dem Kreis Wesel sowie aus Bocholt
und Umgebung zu einem Meinungsund Erfahrungsaustausch. Das Ziel:
der Unternehmerverband wollte
wissen, wo den Betrieben im Nordraum seines Verbreitungsgebietes
aktuell der Schuh drückt. Welche
Themen bewegen die regionale
Unternehmerschaft? Wo sehen die
Unternehmen strategischen Handlungsbedarf? Welche Angebote
kann der Verband unterbreiten, um
den Betrieben zu helfen?
Zahlreiche Unternehmer fanden sich
zu diesem Austausch im Bocholter
Hotel Residenz sowie im Dinslakener
Haus Hiesfeld ein. Deutlich wurde
schnell, dass die Unternehmerschaft
nicht die eine große Herausforderung
umtreibt, sondern dass eine Vielzahl
aktueller Fragen ansteht. Je nach
Branche, Mitarbeiterzahl und Standort unterscheidet sich die Agenda der
wichtigsten Themen zum Teil sehr
deutlich.
Themas Fachkräftesicherung. „Es
wird immer schwieriger, geeignete
Fachkräfte zu finden“, so der Tenor
der Unternehmerrunde. Insbesondere
tun sich Betriebe außerhalb von Ballungsräumen schwer, hochqualifizierte Fachkräfte an ihre Unternehmen zu binden. Ingenieure zum
Beispiel ziehen die großen Ballungsräume, oft im Süden der Republik vor.
Brücke zu Schulen und Hochschulen
Aber nicht nur studierte Fachkräfte
sind immer schwerer zu finden, auch
der Meister ist begehrt. So berichtete
ein Unternehmer aus Emmerich, dass
er einen Logistikmeister für seinen
Betrieb nun erstmalig über einen
Headhunter suchen lässt. Geeignete
Bewerbungen liegen dem Unternehmer nicht vor. Bestätigt wurde in der
Runde der Trend, dass immer mehr
Betriebe die Zusammenarbeit mit
Schulen und Hochschulen aktiv suchen. Frühzeitig die Fachkräfte von
morgen finden, darauf kommt es
schon heute an.
Auf Personalsuche
Am meisten Übereinstimmung gab es
bei den Unternehmern aus den ländlichen Räumen des Verbandsgebietes
bei der Frage nach der Bedeutung des
Beim Kontakt zu Schulen und Hochschulen in der Region sieht sich der
Unternehmerverband in einer Brückenfunktion. „Die Bande zwischen
den Hochschulen der Region und
den heimischen Betrieben soll noch
enger werden. Dafür wollen wir mit
verschiedenen Kooperationsmöglichkeiten sorgen“, beschreibt Jürgen Paschold von der Regionalgeschäftsführung in Bocholt das Ziel
des Unternehmerverbandes. Er verweist dabei auf erfolgreiche Formate,
wie das duale Orientierungspraktikum, aber etwa auch auf Pläne für
eine Zusammenarbeit im Bereich
des Megathemas Industrie 4.0. Denn
deutlich wurde bei vielen Wortmeldungen der Unternehmer auch eines:
die Digitalisierung wird als Herausforderung erkannt, um Produktivitätssteigerungen und Wettbewerbsvorteile zu erreichen.
Der Informations- und Lernbedarf
gerade der kleinen und mittleren
Unternehmen beim Thema ist riesengroß. Konkret will der Unternehmerverband das Thema Industrie 4.0
deswegen auch in den Mittelpunkt
seines Personalforums in Bocholt
im Juni stellen. Denn klar ist schon
längst: Industrie 4.0 ist nicht nur
eine technische Frage, sondern
zudem eine Schlüsselfrage für die
Personalarbeit der Zukunft. Die fortschreitende Digitalisierung gelingt
nur mit und durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erläutert Paschold.
Unternehmer aus dem Kreis Wesel
berichteten in ihrer Runde vielfach
über die Auswirkungen der Energiewende. Zulieferer von konventionellen Kraftwerken zum Beispiel mussten sich in den letzten Jahren auf ein
völlig verändertes Marktumfeld einstellen. Es wurde deutlich, dass längst
nicht nur die großen „Energieriesen“
ihre Probleme mit der Energiewende
haben. Kleine und mittlere Unternehmen sind oftmals die Leidtragenden,
ohne dass es dazu eine öffentliche
Wahrnehmung gibt. Dabei richtet sich
die Kritik nicht so sehr gegen die
Ziele der Energiewende. Eher der
Weg dahin wird als unausgegoren angesehen. Von ähnlichen Herausforderungen berichten die Zulieferer aus
dem Bereich der Stahlindustrie. Nach
eine langen „Durststrecke“ gebe es
zwar wieder Licht am Ende des
Tunnels, jedoch sind Prognosen für
die langfristige Perspektive des
Sektors weiterhin schwer.
Industrieskepsis
Durchgehend beklagen Unternehmen eine zu große Skepsis gegenüber Industrie und ihren Projekten
generell. „Egal ob es um den Bau
einer Straßenbahn oder die Ausweisung von Flächen für die Industrie
geht, immer öfter bestimmen Einzel-
Austausch: Was bewegt aktuell die Unternehmerschaft?
(Foto: Unternehmerverband)
interessen von Anwohnern oder
Umweltschützern die Diskussion.
Die Bedeutung von Investitionen für
Arbeitsplätze und damit für unseren
Wohlstand wird zu wenig beachtet“,
so eine Unternehmerstimme. Die zunehmende gesellschaftliche Skepsis
sei wohl auch Ursache für immer
neue staatliche Vorschriften, gerade
in NRW. „Der Artenschutz nimmt
zum Teil groteske Formen an. Aber
wer schützt eigentlich die Unternehmen?“, so die Kritik eines Weseler
Unternehmers. Martin Jonetzko,
stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes
und zuständig für die Regionalgeschäftsführung für den Kreis
Wesel, berichtete in diesem Zusammenhang vom Engagement des
Verbandes im Verein „Zukunft
durch Industrie“. Der Verein hat es
sich zur Aufgabe gemacht, in der
Gesellschaft für industrielle Belange zu werben. „Wir müssen hier
viel Aufklärungsarbeit leisten“, so
Jonetzko.
Offen zeigen sich die Unternehmer
für eine Intensivierung des Austauschs mit der Politik. Der Kommunalpolitik vor Ort wird zwar vielerorts
ein ordentliches Zeugnis ausgestellt,
doch gerade der Dialog mit den Ansprechpartnern in Kreis, Land und
Bund könne intensiviert werden. Dies
sei eine Möglichkeit, für Probleme zu
sensibilisieren, die nicht allein vor
Ort gelöst werden könnten. Martin
Jonetzko will den Unternehmern
entsprechende Angebote unterbreiten.
Einig war man sich in beiden Unternehmerrunden, dass der informelle
Austausch untereinander im „Netzwerk Unternehmerverband“ – völlig
unabhängig von aktuellen Themen
und Herausforderungen – überaus
wertvoll ist. „Man tauscht sich aus,
erkennt Gemeinsamkeiten und
kommt sogar vielleicht miteinander
ins Geschäft“, beschreibt Jonetzko
das Netzwerk-Angebot des Unternehmerverbandes.
Matthias Heidmeier
„Das Revier muss sich anstrengen”
Konjunktur-Umfrage des Unternehmerverbandes zeigt auch Eintrübungen –
„Unternehmen können weitere Belastungen nicht vertragen“
I
mmer noch ist die wirtschaftliche
Situation insgesamt stabil”, diese
Bilanz zieht der Sprecher der regionalen Wirtschaft des hiesigen Unternehmerverbandes, Heinz Lison, nach
der Auswertung aktueller Konjunkturdaten. Sein Verband hatte gemeinsam mit anderen Arbeitgeberverbänden im Ruhrgebiet in den letzten
Wochen eine Konjunktur-Umfrage
durchgeführt. Insgesamt 300 Unternehmen hatten sich an der Erhebung
beteiligt, darunter waren rund 80
Mitgliedsbetriebe des heimischen
Unternehmerverbandes.
Der Unternehmerverband fordert die
Politik vor dem Hintergrund der Ergebnisse auf, wieder stärker die Rahmenbedingungen für Wachstum und
Beschäftigung in den Blick zu nehmen. „Weitere Belastungen können
die Unternehmen nicht vertragen.
Wir brauchen gerade angesichts der
wachsenden Unsicherheiten wieder
mehr Rückenwind für die Wirtschaft“, fordert Lison.
Die aktuellen Konjunktur-Parameter
für das 2. Halbjahr 2014 lassen gegenüber dem Frühjahr einen Abschwächungstrend erkennen. Bei
Geschäftslage, Aufträgen, Umsätzen
und Erträgen liegt der Anteil der
Positivmeldungen jeweils unter oder
nur knapp über der 60 %-Schwelle.
Die Metall- und Elektroindustrie liegt
dabei deutlich unterhalb des Trends
der Gesamtwirtschaft und erreicht in
den Parametern Aufträge und Umsatz
gerade noch die 50 %-Schwelle bei
den Positivmeldungen.
Beschäftigung im Plus
Recht stabil auch im 2. Halbjahr zeigt
sich der Arbeitsmarkt. Der sogenannte Beschäftigungssaldo ist stabil
im Plus. Betriebsbedingte Entlassungen sind weiterhin kein großes
Thema. „Trotz Abschwächung halten
die Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest und schaffen sogar nach
Kräften neue Jobs. Das zeigt: Die
Betriebe beugen dem aufkommenden
Fachkräfteengpass gezielt vor“, interpretiert Lison die aktuellen Zahlen.
„Zunehmende Bauschmerzen“ bereitet Lison das Thema Ausbildung.
Unterm Strich sei zwar die Ausbildungsbereitschaft stabil, jedoch
fehlten auf dem Ausbildungsmarkt
positive Impulse, um die zukünftige
Fachkräftelücke zu schließen. Insbesondere die Entwicklung bei den
Ausbildungsplätzen in der Metallund Elektroindustrie sei eher negativ.
„Es gibt dafür eine Vielzahl an Gründen: Einer davon ist eine überzo-
gene Akademisierung zulasten der
dualen Ausbildung. Zu viele junge
Leute ziehen ein Studium der Ausbildung vor. Unsere Unternehmen tun
sich immer schwerer, geeignete
Bewerber für die Ausbildung zu
finden“, erläutert Lison die betriebliche Realität. Gerade im Ruhrgebiet
gebe es zu viele „Bildungsverlierer“,
die grundlegende Fertigkeiten nicht
aufweisen könnten. Die Betriebe
könnten das nicht auffangen.
Der Unternehmerverband fordert ein
Umdenken zugunsten der dualen
Ausbildung. „Wir können nicht oft
genug den Wert einer Ausbildung und
die guten Perspektiven dort unterstreichen. Diese Botschaft muss noch stärker in Schulen und Elternhäuser“, fordert Lison. Vor diesem Hintergrund
bezweifelt Lison, ob es wirklich eine
positive Nachricht sei, dass NRW –
laut einer aktuellen BertelsmannStudie – bei der Anzahl der Abiturienten Spitzenreiter sei. „Es gibt auch
ein Leben ohne Abitur – sogar erfolgreich und sehr gut kann das sein“,
bringt es Lison auf den Punkt.
Verhalten positiv
Die Konjunkturprognosen für das 1.
Halbjahr 2015 sind für die Gesamtwirtschaft verhalten positiv, wenn-
gleich weit entfernt von einem
Aufschwung. Die positiven Geschäftserwartungen sind in der Gesamtwirtschaft (60 %) wesentlich
größer als in der Metall- und Elektroindustrie (44 %). Die Investitionsneigung im Ruhrgebiet ist allerdings deutlich eingeschränkt. Diese
Erkenntnis ziehe sich wie ein roter
Faden durch alle Konjunktur-Umfragen der vergangenen Jahre.
„Bei uns werden zu wenig neue
Arbeitsplätze geschaffen, deswegen
müssen wir die richtigen Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen“,
fordert Lison. Die flächendeckenden
Steuererhöhungen im Ruhrgebiet
seien vor diesem Hintergrund exakt
das falsche Signal. Lison kritisiert,
dass die Ruhrgebietspolitik insgesamt
Wachstum und Beschäftigung nicht in
den Mittelpunkt ihrer Überlegungen
stelle. „Wir brauchen mehr Kooperation der Städte, um die Rahmenbedingungen für Investoren und Unternehmen zu verbessern“, so Lison.
Industrielle Stärke
Das Ruhrgebiet müsse sich wieder
auf seine industriellen Stärken besinnen. Auch nach der Schließung des
Opel-Werkes in Bochum, habe es
wieder Kommentierungen gegeben,
Konjunktur-Zahlen für die Region: Heinz Lison (links) und Wolfgang Schmitz
stellten sie im Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER vor
(Foto: Unternehmerverband)
die einen Wandel des Reviers zu einer
reinen Dienstleistungsgesellschaft
sehen. Diese Mutmaßung sei jedoch
falsch und töricht. „Wir haben nicht
nur eine starke und wettbewerbsfähige Industrie im Ruhrgebiet, sondern
alle Chancen auch im digitalen Zeitalter industriell vorne mit zu spielen“,
meint Lison und nennt insbesondere
die dynamische und dichte Hochschullandschaft als „Pfund“ für zukünftige Herausforderungen. Das
Ruhrgebiet müsse die Chancen des
digitalen Wandel entschlossen ergreifen. Für Lison gehört entscheidend
dazu, dass die Politik stärker in den
Ausbau der digitalen Infrastruktur in-
vestiert. In diesem Bereich hätten
auch die Unternehmen Nachholbedarf fügt Lison selbstkritisch hinzu:
„Die Digitalisierung ist das Zukunftsthema schlechthin. Wir brauchen
überall schnelle Netze und verlässliche Datensicherheit.“ Die digitale
Agenda der Bundesregierung sei ein
guter Anfang. „Diese digitale Agenda
müssen wir auch in unserer Region
mit Leben erfüllen vor. Wir brauchen
einen Austausch über die Herausforderungen der Digitalisierung mit allen
wichtigen Akteuren auch hier vor
Ort“, schlägt Lison vor.
Matthias Heidmeier
Viel Aufwand für Unternehmen durch Mindestlohn
„Flut“ von Anfragen durch Betriebe zum Mindestlohngesetz
D
er Unternehmerverband war seinerzeit gegen die Einführung
des gesetzlichen Mindestlohns. Er
befürchtete mehr Bürokratie und vor
allem die Aushöhlung der Tarifautonomie. Trotzdem sind die politischen Beschlüsse klar. Das entsprechende Gesetz gilt seit dem 1. Januar
und sieht einen Stundenlohn von
mindestens 8,50 Euro vor. „Die Unternehmen sind jetzt bei der Umsetzung in der Pflicht“, erklärt der
Hauptgeschäftsführer des heimischen Unternehmerverbandes, Wolf-
gang Schmitz. Doch diese Umsetzung bedeute für Unternehmen
einen großen Kraftakt und treffe keineswegs nur jene Unternehmen, die
bislang unter Mindestlohn bezahlen.
„Auch Unternehmen, die deutlich
darüber liegen, sind betroffen, denn
das Gesetz ist mit umfangreichen
Berichtspflichten verbunden“, erläutert Schmitz. So betreffe die Pflicht
zur Aufzeichnung der Arbeitszeiten
nach dem Mindestlohngesetz in vielen Fällen Arbeitnehmer, für die sich
die Mindestlohnproblematik über-
haupt nicht stellt. „Für diese Personengruppen gibt es bislang keine
Verpflichtung, die Arbeitszeiten zu
erfassen. Jetzt haben wir eine neue
Belastung für Unternehmen, die die
Arbeitszeit detailliert dokumentieren
müssen“, führt Schmitz aus.
„Das Arbeitsleben wird auch ungemütlicher werden“, so Schmitz. Insbesondere bei geringfügig Beschäftigten sei bislang oft keine genaue
Festlegung der Arbeitszeit vereinbart worden. Man war sich einig
über bestimmte Aufgaben, die im
Rahmen der Beschäftigung erledigt
werden sollten. „Jetzt muss der
Betrieb genau darauf achten, dass
Anwesenheitszeiten tatsächlich Arbeitszeiten sind und die Zigarette zwischendurch oder der Plausch mit den
Kollegen außerhalb der Arbeitszeit
stattfindet“, schildert Wolfgang
Schmitz.
Die juristische Abteilung des Unternehmerverbandes habe eine Flut von
Anfragen zum Thema vorliegen.
„Für Unternehmen, die mit ihren Tarifverträgen deutlich über Mindestlohn liegen, mit Stundenlöhnen von
30 Euro und mehr, ist es schwer zu
verstehen, warum auch sie durch das
Gesetz mehr Arbeit haben“, sagt
Schmitz. Darüber hinaus gebe es
nach wie vor viel Unsicherheit, wie
sich der Mindestlohn zum Beispiel
auf Arbeitszeitkonten mit schwankender Verteilung der Arbeitszeit
auswirke und welche Entgeltbestandteile auf den Mindestlohn angerechnet werden können.
Der Unternehmerverband fordert
eine “praxisnahe“ Umsetzung der
Mindestlohnvorgaben und fordert
die Politik auf, die Auswirkungen
des Gesetzes spätestens nach den
ersten sechs Monaten genau unter
die Lupe zu nehmen. „Wenn die
Betriebe schon viele Wahlversprechen ausbaden müssen, muss man
ihnen wenigstens bei der Umsetzung so weit wie möglich entgegenkommen“, so Schmitz abschließend.
18
1_2015
SCHULE/WIRTSCHAFT
[unternehmen!]
Lehrer brauchen mehr Zeit für die Berufsorientierung ihrer Schüler
Der Unternehmerverband zieht positive Bilanz seiner Arbeit mit Schülern und Lehrern
A
ktuelle Umfragen bei Unternehmen zeigen es eindeutig: Der
Kontakt zu Schulen und Hochschulen wird für die Wirtschaft immer
wichtiger. „Die Unternehmen nutzen
ihre Chancen und wollen frühzeitig
den Kontakt mit den Fachkräften von
morgen“, erläutert Wolfang Schmitz,
Hauptgeschäftsführer des heimischen
Unternehmverbandes. Im Sinne
seiner Mitgliedsunternehmen baut
der Unternehmerverband deswegen
Brücken und geht auf Schulen und
Hochschulen in der Region zu. Dabei
sind die Formate der Kooperation unterschiedlich.
In den Schulen reichen sie vom
Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, der
Lehrern einen Einblick in die Unternehmenspraxis geben soll, bis zum
Einsatz des sog. Infomobils. Dieser
Hightech-Bus soll Schülern die
Ausbildungschancen in der Metallund Elektroindustrie näher bringen.
Rund 10mal begab sich der Arbeits-
kreis Schule/Wirtschaft in diesem
Jahr mit Lehrern in die örtlichen Betriebe, fast 30mal hielt das Infomobil an den Schulen der Region.
„Akademiker von morgen“ sucht
der Unternehmerverband mit dem
vom ihm initiierten Dualen Orientierungspraktikum, das sich an Schüler
in Bocholt, Emmerich, Duisburg,
Mülheim und Oberhausen richtet und
vor allem Einblicke auch in technische Studiengänge und Berufe bietet.
meinsam mit allen anderen Akteuren
aber noch viel Arbeit vor sich. Aktuelle Umfragezahlen der VodafoneStiftung sind alarmierend. Demnach
wissen über die Hälfte der befragten
Schüler nicht, welche Berufe gute
Zukunftsaussichten bieten. Insbesondere die Chancen der betrieblichen
Ausbildung werden zu oft verkannt.
Dabei bieten gerade Ausbildungsberufe gute Perspektiven.
Lehrern Rücken stärken
Perspektiven
„All unsere Bemühungen an den
Schulen haben das gemeinsame
Ziel, den Schülern Perspektiven
aufzuzeigen und sie bei der Berufswahl in einer immer komplexer
werdenden Welt zu unterstützen“,
erläutert Elisabeth Schulte, die
beim Unternehmerband für den
Bereich Schule/Wirtschaft zuständig
ist. Im Sektor der Berufsorientierung
hätte der Unternehmerverband ge-
„Entscheidend ist, dass wir Schule
und Wirtschaft konkret zusammen
bringen. Dafür muss allerdings mehr
Zeit an den Schulen zur Verfügung
stehen, damit Lehrer selbst auf
dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Bescheid wissen und dies
ihren Schülern vermitteln können“,
fordert Schulte. Schüler lernten nicht
für die Schule, sondern für ihr Leben
– und dazu gehörte wesentlich der
Beruf. Gerade Lehrer bekämen
immer mehr Aufgaben übertragen
und hätten dadurch zu wenig Zeit,
sich um die Berufsorientierung ihrer
Schüler zu kümmern. „Viele Angebote aus der Wirtschaft zur Berufsorientierung werden nicht genutzt, weil
Schulen keine Zeit dafür haben“,
bedauert Schulte. „Wir müssen den
Lehrern dringend den Rücken stärken. Es ist nicht nur eine freiwillige
Zugabe, wenn Schüler über ihre
Berufschancen aufgeklärt werden.
Im Gegenteil: Es ist elementar für
ihre Zukunft, frühzeitig die Weichen richtig zu stellen“, ergänzt
Wolfgang Schmitz. Schmitz verweist
dabei auf die hohe Zahl an Ausbildungs- und Studienabbrechern.
„Unsere Arbeit an den Schulen hilft,
diesen Realitätsschock zu vermeiden“, ist sich Schmitz sicher.
Bei der Umsetzung des neuen Übergangssystems zwischen Schule und
Beruf „Kein Abschluss ohne Anschluss“ hilft der Verband. Er sieht
Die Fachkräfte von morgen: Der Unternehmerverband versucht Schülern die
Berufswahl zu erleichtern. (Foto: Unternehmerverband)
aber noch erhebliche Praxisprobleme. „Es muss alles mit der schulischen und betrieblichen Realität vereinbar sein. Wir wollen gemeinsam
Schüler fördern, dürfen aber dabei
Unternehmen, Lehrer und Schüler
auch nicht durch unpraktikable Vor-
gaben überfordern“, warnt Schulte.
Auch im kommenden Jahr will der
Unternehmerverband sein Engagement im Bereich Schule/Wirtschaft
fortsetzen und sogar ausbauen.
Matthias Heidmeier
Chancen für Schüler und Unternehmen durch das Duale
Orientierungspraktikum (DOP)
Das DOP in Duisburg, Wesel und Emmerich (Foto: Diana Roos/NRZ)
Das DOP in Bocholt (Foto: Unternehmerverband)
Das DOP in Mülheim (Foto: Unternehmerverband)
D
D
R
as „Duale Orientierungspraktikum“ für Schüler in Duisburg, Wesel
und Emmerich fand mit der Urkundenübergabe im Kaffeemuseum der
PROBAT-Werke seinen feierlichen Abschluss. Teilgenommen hatten elf
Schüler der Duisburger Heinrich-Heine-Gesamtschule, des LandfermannGymnasiums sowie des Emmericher Willibrord-Gymnasiums. Eine Woche
lang teilten sie die Hörsäle an der Hochschule Rhein-Waal mit angehenden Ingenieuren und absolvierten anschließend noch eine betriebspraktische Woche in Unternehmen mit entsprechendem Berufsfeld. Das
Duale Orientierungspraktikum soll unter anderem dazu beitragen, die
Zahl der Studienabbrüche zu verringern und den Schülern die Studienund Berufswahl zu erleichtern. „Frühzeitig Einblicke in eine akademische
Ausbildung und die damit verbundene Jobperspektive zu erhalten, ist eine
Erfahrung, die für Schüler im Rahmen ihrer Berufsfindung sehr wertvoll
ist“, erläutert Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband die Zielsetzung.
as zum vierten Mal in Bocholt angebotene „Duale Orientierungspraktikum“ fand mit einer feierlichen Urkundenübergabe im Mariengymnasium seinen Höhepunkt für 20 teilnehmende Schüler. Nach einer Studienwoche in der Westfälischen Hochschule während der Herbstferien
hatten die Jugendlichen in insgesamt 12 Unternehmen aus Bocholt und
dem Kreis Borken hospitiert. Bei der feierlichen Urkundenübergabe trafen
sich die Schüler mit Unternehmensvertretern, Lehrern, Professoren sowie
Vertretern des Unternehmerverbandes. Dieser hatte das Praktikum wieder
initiiert und organisiert. Jürgen Paschold von der Regionalgeschäftsführung
für die Kreise Borken und Kleve des Unternehmerverbandes zeigte sich
sehr zufrieden: „Unser Projekt hat Unternehmer und potenzielle Nachwuchskräfte zusammengebracht. Da das spätere Aufgabenfeld des Ingenieurs ganz praktisch ausprobiert werden konnte, wird die Gefahr von
Fehlentscheidungen bei der Berufswahl deutlich verringert.“
isikomanagement, Verkauf und Disposition oder Steuerungen
programmieren – eine spannende berufspraktische Woche erlebten
drei Schüler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule bei der PVS
holding GmbH, bei der Baustoffzentrum Wilhelm Harbecke GmbH
und bei der Siemens AG in Mülheim. Die Möglichkeit dazu erhielten
sie durch den Unternehmerverband, der zusammen mit Mitgliedsunternehmen und Hochschulen das Duale Orientierungspraktikum
in diesem Jahr erneut in Mülheim durchführte. An ihren positiven
Erfahrungen wollen die drei nun auch andere Schüler teilhaben lassen:
„Sie werden künftig als Multiplikatoren anderen Schülern von ihren
Erfahrungen berichten und diesen beim Bewerbungsverfahren für das
Duale Orientierungspraktikum helfend zur Seite stehen“, freute sich
Vera Laufer-Joußen, Studien- und Berufswahlkoordinatorin an der
Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Arbeitskreis Schule/Wirtschaft Bocholt erkundet
Berufsperspektiven bei Büngern-Technik
Werkstatt für Menschen mit Behinderung liefert Holzspielzeug in die
ganze Welt
C
hancen für Schüler in Pflegeberufen und anderen sozialen
Diensten lernten die Pädagogen aus
Bocholt, Rhede und Isselburg bei
Büngern-Technik in Rhede durch den
Unternehmerverband kennen. Dieser
hatte im Rahmen seines Arbeitskreises Schule/Wirtschaft Bocholt zur
Erkundung der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen eingeladen,
deren Träger der Caritasverband für
das Dekanat Bocholt ist.
Drei Mitarbeiter berichteten exemplarisch ihren Weg zum Mitarbeiter
bei Büngern-Technik, wo derzeit
über 700 Menschen mit Behinderungen an fünf Standorten unter anderem
Holzspielzeug herstellen, das weltweit
über den Fachhandel vertrieben
wird. Aber auch Keilsteller für
Möbel, Holz- und Metallarbeiten,
Elektrokonfektionierung oder Landschaftspflege gehören zu der breiten
Angebotspalette der Werkstatt. Entsprechend breit aufgestellt sind die
Fähigkeiten und Qualifizierungen der
Mitarbeiter, die sich um die Beschäftigten mit Behinderungen kümmern.
So kam ein Werkzeugmacher von
einem Unternehmen der Elektroindustrie zu Büngern-Technik, absolvierte berufsbegleitend eineinhalb
Jahre eine Zusatzqualifikation in
Sonderpädagogik und wurde Gruppenleiter in der Behindertenwerkstatt.
In einem anderen Fall bildete sich
eine junge Frau zur Industriekauffrau
bei Büngern-Technik aus und arbeitet
heute in der Verwaltung. Im dritten
Beispiel hatte sich die Schulabsolventin in einer Berufsschule zur Heilerziehungspflegerin ausgebildet und
dann in anderen Einrichtungen ihr
Anerkennungsjahr und erste Arbeiten
durchgeführt, bis sie jetzt seit drei
Wochen als Ergänzungskraft in der
Werkstatt arbeitet. Da sie in ihrer
Ausbildung bereits den Schwerpunkt
in der Behindertenbetreuung hatte,
benötigte sie jetzt keine sonderpädagogische Zusatzausbildung mehr.
„Die Lehrer können bei unseren
Betriebserkundungen konkret sehen,
welche Ausbildungsmöglichkeiten es
für ihre Schüler gibt“, erläutert Elisabeth Schulte, die im Unternehmerverband unter anderem die Arbeitskreise
Schule/Wirtschaft organisiert. „Die
Beispiele der Mitarbeiter hier haben
deutlich gemacht, dass diese auf
jeden Fall einen Bezug zu Menschen
mit Behinderungen mitbringen oder
aufbauen können müssen.“
Die Tätigkeiten der Mitarbeiter
wurden besonders deutlich im
Rundgang durch den Betrieb mit
Hans-Georg Hustede, dem Leiter der
Werkstatt. Fachliche Qualität und
sozialer Auftrag für die Menschen
mit vielfältigen Behinderungen
stehen hier im Vordergrund.
Elisabeth Schulte
Hans-Georg Hustede erläutert die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen
den Lehrern des Arbeitskreises Schule/Wirtschaft Bocholt vom Unternehmerverband. (Foto: Unternehmerverband)
ZUKUNFTSREGION RHEIN-RUHR
[unternehmen!]
1_2015
19
Hochschule Ruhr West hat neue
Präsidentin gewählt
Prof. Dr. Gudrun Stockmanns tritt Menzel-Nachfolge an
A
b Mai dieses Jahres soll erstmals
eine Frau die Geschicke der noch
jungen Hochschule Ruhr West lenken.
Prof. Dr. Gudrun Stockmanns setzte
sich in dem vom Hochschulrat durchgeführten Auswahlverfahren durch
und wurde vom Senat bestätigt.
Sie tritt damit die Nachfolge von
Gründungspräsident Prof. Dr.
Eberhard Menzel an, der sich zum
30. April 2015 in den Ruhestand
verabschiedet. Ebenso wurde Helmut Köstermenke, Gründungsvizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung, vom Hochschulrat
einstimmig wiedergewählt und bereits im Juni dieses Jahres im Senat
bestätigt. Seine zweite Amtszeit
beginnt am 1. Mai 2015 mit einer
Laufzeit von acht Jahren.
Gabriele Riedmann de Trinidad,
Vorsitzende des Hochschulrates und
Group Director Business Innovation
bei der METRO Cash & Carry
Deutschland GmbH, ist mit den gefällten Entscheidungen sehr zufrieden: „Mit Frau Prof. Dr. Stockmanns
konnten wir eine dynamische Kandidatin für das Amt der Präsidentin
gewinnen. Aufgrund ihres naturwissenschaftlichen Hintergrundes als
Informatikerin und ihren Erfahrungen sowohl als Professorin, als auch
als Forscherin am Fraunhofer Institut, sehen wir den weiteren Ausbau
der HRW bei ihr in guten Händen.
Darüber hinaus freuen wir uns, dass
wir den Vizepräsidenten für Wirtschafts- und Personalverwaltung
aufgrund seiner guten Leistungen im
Amt bestätigen konnten. Helmut
Köstermenke ist ein ausgewiesener
Verwaltungsexperte, der einen großen Anteil am bisherigen Erfolg
der HRW hat.“
Prof. Dr. Gudrun Stockmanns freut
sich über die Wahl als HRW Präsidentin: „Schon seit einiger Zeit beobachte
ich den erfolgreichen Auf- und Ausbau der Hochschule Ruhr West mit
großem Interesse. Das Amt als Präsidentin an einer neuen Hochschule wie
der HRW bietet ausgezeichnete Möglichkeiten, neue Wege zu gehen und
bewährte weiter zu verfolgen. Die
HRW als moderne Hochschule in der
Region zu etablieren ist meine Motivation und mein Ziel.“
Derzeit ist die 49-jährige noch als
Professorin für Praktische Informatik
an der Hochschule Niederrhein tätig.
Nach ihrem Studium der Informatik
mit Nebenfach Medizin an der
RWTH Aachen schloss sich eine
Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und dem Abschluss ihrer
Dissertation an der Universität
„Finanzielle Entlastung in
meinem Studienalltag“
Prof. Dr. Gudrun Stockmanns (rechts) tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Eberhard Menzel (2. v.r.) an. Wiedergewählt als
Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung wurde Helmut Köstermenke (2.von links). Gabriele Riedmann
de Trinidad, Vorsitzende des Hochschulrates (Mitte), Claudia Determann, Regionaldirektorin im Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Forschung (links), sowie Prof. Menzel gratulierten. (Foto: Ulla Emig/HRW)
Duisburg-Essen an, bevor sie als
wissenschaftliche Mitarbeiterin
und Projektkoordinatorin zur B.
Braun Melsungen AG wechselte.
Nach einem erneuten Einsatz an der
Universität Duisburg-Essen zog es
sie in die außeruniversitäre Forschung an das Fraunhofer IMS.
Helmut Köstermenke, Vizepräsident
Wirtschafts- und Personalverwaltung
an der Hochschule Ruhr West, sieht
sich und die Arbeit des Servicebe-
reichs der HRW durch seine Wiederwahl bestätigt: „Der Aufbau der
Hochschule Ruhr West ist ein Höhepunkt meiner bisherigen Berufslaufbahn. Ich bin froh, dass ich den eingeschlagenen Weg weitergehen und
meine Aufgaben im Bereich der
Wirtschafts- und Personalverwaltung an der HRW fortführen kann.“
Seit 1. Februar 2009 ist Helmut
Köstermenke Vizepräsident für den
Bereich der Wirtschafts- und Personalverwaltung an der HRW. Nach
seinem Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in
Stuttgart und der Staatsprüfung arbeitete er in verschiedenen Kommunalverwaltungen. 1991 übernahm
Helmut Köstermenke an der Fachhochschule Furtwangen die Aufgabe
des Kanzlers. Von 2005 bis 2009
war er Kanzler an der Fachhochschule Koblenz.
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Der Unternehmerverband unterstützt Studenten in der
Region mit Stipendien: Ein Interview mit Alexander
Schmitz, Student des Studienganges Nano Engineering
an der Universität Duisburg-Essen
[unternehmen!]: Warum haben
Sie sich für den Studiengang Nano
Engineering entschieden bzw. was ist
Ihr späterer Berufswunsch?
Schmitz: Nach dem Abitur habe
ich bewusst nach einer Möglichkeit
gesucht, mein großes Interesse für
die Physik mit meiner Begeisterung für Technik in Einklang zu
bringen. Ein Studium im vielseitigen Feld der Nanotechnologie
weckte daher schnell mein Interesse und die Integration dieses
Studienfeldes in ein Ingenieursstudium versprach darüber hinaus die
für mich optimale Kombination
meiner Interessen darzustellen. Im
Verlauf des Bachelorstudiums wurden meine Erwartungen an eben
dieses vollstens erfüllt, sodass ich
mein Studium in der Vertiefung
Nanoelektronik/Nanooptoelektronik als Masterstudium weiterführe.
Durch diese Vertiefung hoffe ich,
mir ein besseres Verständnis für die
Anwendung grundlegender physikalischer Prinzipien und Vorgänge in
modernen elektrischen Bauelementen
anzueignen und mich weitergehend
in der Entwicklung innovativer
Materialsysteme im Bereich der
Halbleitertechnik zu spezialisieren.
[u!]: Welche Vorteile bietet ein
Studium an der UDE?
und Forschung zu absolvieren und
bereits erste Kontakte zur Industrie
zu knüpfen.
[u!]: Was bedeutet die Förderung
durch den Unternehmerverband für
Sie?
Alexander Schmitz (Foto: privat)
Schmitz: Bereits zu Beginn meines Studiums wurden der Universität Duisburg-Essen in zahlreichen
Hochschulrankings gute Kompetenzen und Perspektiven im Bereich
des Ingenieurwesens bescheinigt.
Insbesondere auf dem Schwerpunktgebiet der Nanotechnologie
genießen die Universität und ihre
Institutionen, wie das NanoEnergieTechnikZentrum und das Center for
Nanointegration, national wie international einen sehr guten Ruf.
Durch die industrienahe Lage mitten im Ruhrgebiet gibt es außerdem
viele Kooperationen mit Industrieunternehmen und ich habe die
Möglichkeit, Praktika in verschiedensten Bereichen der Entwicklung
Schmitz: Durch die Übernahme
von Deutschland-Stipendien trägt
der Unternehmerverband effektiv
zur Förderung von Fachkräften aus
der Region für die Region bei. Für
mich bedeutet zum einen die finanzielle Förderung eine wesentliche
Entlastung in meinem Studienalltag,
da sie es mir ermöglicht, mein Arbeitspensum neben dem Studium zu
reduzieren und mich so intensiver
mit diesem auseinanderzusetzen.
Zudem stellt der Verband mit seinen
zahlreichen Mitgliedern eine gute
Plattform dar, um mit fachnahen
Unternehmen aus der Industrie in
Kontakt zu treten und eventuell auch
weitere praktische Erfahrungen zu
sammeln. An diese Stelle möchte ich
mich gerne auch bei Herrn Jonetzko
für das informative Gespräch bei der
Stipendienübergabe und das Hilfsangebot sowie beim Unternehmerverband und seinen Mitgliedern für
die Übernahme des Stipendiums
bedanken.
Das Interview führte
Geraldine Klan
Fertigungskompetenz
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Von der Einzelteilkonstruktion bis hin zur Montage vollständiger
Anlagen im Maschinen- und Anlagenbau – das BABCOCK
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Dafür steht der Name Babcock seit mehr als 100 Jahren weit über
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Glückliche Gesichter bei der Stipendienfeier in der Universität Duisburg-Essen. (Foto: UDE)
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Ern der Schneider
Mann der Nähte
er Weg zum „Herrn der Nähte“ führt auf die
Düsseldorfer Königsallee. Hier in seinem Atelier
stemmt sich Jürgen Ern dem grauen Einerlei in deutschen Kleiderschränken entgegen. Bereits in der dritten Generation ist die 1962 gegründete Maßschneiderei an der Königsallee zu Hause. Damals war
Jürgen Ern einer von zehn Herrenschneidern auf der
Kö, heute ist er der einzige Maßschneider auf Düsseldorfs Kö.
D
Er ist Schneider für Entscheider. Denn die Businesskleidung, die Jürgen Ern seinen Kunden auf den Leib
schneidert, zeugt von Understatement mit Maß. So
wie seine Auftraggeber, zumeist Persönlichkeiten aus
Wirtschaft und Politik, die die Leidenschaft des Herrenschneiders für edle Maßanzüge teilen.
DER SCHNEIDER
Königsallee 94
40212 Düsseldorf
Telefon 02 11 / 32 58 04
Telefax 02 11 / 32 83 47
E-Mail [email protected]
www.ernderschneider.de
[unternehmen!]
ARBEITS- UND SOZIALRECHT
1_2015
21
10 Fragen und Antworten zum Thema ...
Arbeitszeugnis
1
Hat jeder Arbeitnehmer einen Anspruch auf ein
Arbeitszeugnis?
Jeder Arbeitnehmer hat bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis. Der Anspruch folgt für alle
Arbeitnehmer einheitlich aus § 109 GewO. Der Zeugnisanspruch des
Auszubildenden ist in § 16 BBiG geregelt.
5
Kann der Arbeitnehmer ein Zwischenzeugnis
verlangen?
Ein Zwischenzeugnis ist nach allgemeiner Meinung auf Wunsch des Arbeitnehmers jedenfalls aufgrund arbeitsvertraglicher Nebenpflicht dann zu
erteilen, wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt. Als Grund werden z.B.
anerkannt eine vom Arbeitgeber in Aussicht gestellte Kündigung, eigener
Stellenwechsel, Änderungen im Arbeitsbereich wie Versetzung oder Wechsel rend des Laufs der Kündigungsfrist ein Zwischenzeugnis verlangen, das
Zug um Zug gegen Aushändigung des endgültigen Zeugnisses zurückzugeben ist.
6
2
Welche Arten von Zeugnissen gibt es?
Gesetzlich wird zwischen dem einfachen und dem qualifizierten Zeugnis
unterschieden. Das einfache Zeugnis gibt Art und Dauer der Beschäftigung des Arbeitnehmers wieder; das qualifizierte Zeugnis enthält darüber
hinaus Angaben zu Leistung und Verhalten des Arbeitnehmers im Arbeitsverhältnis.
3
Wozu dient ein Arbeitszeugnis?
Das Arbeitszeugnis dient zunächst dem beruflichen Fortkommen des
Arbeitnehmers, dem es so ermöglicht, bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz seinen beruflichen Werdegang, persönliche und fachliche Befähigungen und Eignungen nachzuweisen. Gleichzeitig gibt das Zeugnis
dem potentiellen Arbeitgeber einen ersten Eindruck von den Fähigkeiten
des in Aussicht genommenen Arbeitnehmers.
4
Muss der Arbeitgeber das Zeugnis zuschicken?
Wann ist das Zeugnis zu erteilen?
Der Arbeitgeber schuldet das Zeugnis bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Das einfache Zeugnis hat er deshalb ohne weitere Aufforderung des
Arbeitnehmers zu fertigen. Lediglich das qualifizierte Zeugnis ist von dem
„Verlangen“ des Arbeitnehmers abhängig. Ein solches liegt bereits dann vor,
wenn der Arbeitnehmer um ein Zeugnis bittet oder in sonstiger Weise zum
Ausdruck bringt, dass er ein Zeugnis erwartet. Der Zeugnisanspruch wird
nicht erst „mit“ oder „nach“ Beendigung des Arbeitsverhältnisses fällig, sondern bereits dann, wenn aufgrund fristgerechter Kündigung, Ablauf einer
Befristung oder aufgrund eines Aufhebungsvertrages die Beendigung des
Arbeitsverhältnisses absehbar ist.
Grundsätzlich ist das Arbeitszeugnis vom Arbeitgeber bereit zu halten und
dann vom Arbeitnehmer abzuholen (sog. Holschuld). Hält der Arbeitgeber
das rechtzeitig verlangte Zeugnis nicht bis spätestens zum letzten Tag des
Ablaufs der Kündigungsfrist bzw. der sonstigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit den anderen Arbeitspapieren bereit, hat er dieses auf
seine Gefahr und Kosten dem Arbeitnehmer zu übersenden. Ein Zurückbehaltungsrecht besteht nicht.
7
Wie lange hat der Arbeitnehmer einen Anspruch
auf Erteilung des Zeugnisses?
Ein einfaches Zeugnis kann so lange verlangt werden, wie die Unterlagen
über Art und Dauer der Beschäftigung normalerweise im Betrieb aufbewahrt werden. Ein qualifiziertes Zeugnis ist demgegenüber nur dann zu
erteilen, wenn der Arbeitgeber trotz des zeitlichen Abstands zwischen
Beendigung des Arbeitsverhältnisses und dem Verlangen des Arbeitnehmers Leistung und Führung noch beurteilen kann. Das Bundesarbeitsgericht bejaht die Geltung tariflicher Ausschlussfristen. Die Verjährungsfrist
beträgt drei Jahre (§ 195 BGB).
8
9
Welche Form hat der Arbeitgeber zu beachten?
Die einzuhaltende Form des schriftlich zu erteilenden Zeugnisses wird durch
den Zweck bestimmt, dem Arbeitnehmer in seinem beruflichen Fortkommen
zu dienen. Wegen seiner Außenwirkung muss es daher was die äußere Form,
Wortwahl, Ausstellungsdatum und Person des Unterzeichners betrifft, den
im Geschäftsverkehr üblichen und von Dritten auch erwarteten Gepflogenheiten entsprechen. Das Zeugnis ist daher grundsätzlich maschinenschriftlich
und auf dem für die Geschäftskorrespondenz üblichen Papier zu erstellen.
Äußere Mängel (bspw. Flecken, Durchstreichungen, Textverbesserungen)
braucht der Arbeitnehmer nicht hinzunehmen. Die elektronische Form ist gesetzlich ausgeschlossen.
10
Bedeutet „wohlwollend“ immer auch gleich „gut“?
Der grundsätzliche Zweck der Zeugniserteilung bedingt, dass das Zeugnis vom
Wohlwollen getragen sein muss, um dem beruflichen Fortkommen des Arbeitnehmers dienlich zu sein. Gleichwohl hat aber das Bundesarbeitsgericht zuletzt
in 2014 entschieden, dass, wenn ein Zeugnis ein „befriedigend“ („zur vollen
Zufriedenheit“), also eine Durchschnittsleistung bescheinigt, der Arbeitnehmer
die Darlegungs- und Beweislast trägt, dass er besser war. Das gilt grundsätzlich
auch, wenn in der einschlägigen Branche überwiegend gute („stets zur vollen
Zufriedenheit“) oder sehr gute („stets zur vollsten Zufriedenheit“) Benotungen
vergeben werden (vgl. Urteil des BAG vom 18.11.2014 - 9 AZR 584/13).
RA Moritz Streit
Welche Angaben müssen unbedingt enthalten sein?
Sowohl im einfachen, als auch im qualifizierten Zeugnis müssen folgende
Angaben gemacht werden: Der Arbeitnehmer ist mit Vor- und Familiennamen, ggf. Geburtsnamen genau zu bezeichnen. Anschrift und Geburtsdatum sollten nur mit seinem Einverständnis aufgenommen werden. Ein
erworbener akademischer Grad ist korrekt zu verwenden. Das Zeugnis muss
ein Ausstellungsdatum tragen. Regelmäßig ist das der Tag der Erstellung.
Vor- oder Rückdatierungen sind grundsätzlich unzulässig.
Info
Moritz Streit
Rechtsanwalt
0203 99367-172
[email protected]
Im Blickpunkt: Mindestlohn und Haftung des Auftraggebers
Bis eine Klärung durch die Gerichte erfolgt, ist eine Absicherung ratsam
I
n der letzten Ausgabe von [unternehmen!] haben wir bereits
wesentliche Aspekte des Mindestlohngesetzes (MiLoG), das am
01.01.2015 in Kraft getreten ist,
dargestellt.
Der Mindestlohn beträgt € 8,50
brutto pro Zeitstunde. In der Praxis
zeigt sich nun, dass – jedenfalls bei
unseren Mitgliedsunternehmen –
nicht die Höhe des Stundenlohnes
„an sich“ zu Problemen führt, wohl
aber die erheblichen und in der
Regel ungeklärten Fragen, die das
neue Gesetz nebst den hierzu erlassenen flankierenden Rechtsverordnungen mit sich bringt. Insbesondere erreichen uns viele Fragen zu
den Haftungsvorschriften.
§ 13 MiLoG verweist für die Haftung
des Auftraggebers auf die – verschuldensunabhängige – Generalunternehmerhaftung aus § 14 Arbeitnehmerentsendegesetz (AEntG).
§ 14 Satz 1 AEntG lautet wie folgt:
„Ein Unternehmer, der einen anderen Unternehmer mit der Erbringung
von Werk- oder Dienstleistungen
beauftragt, haftet für die Verpflichtungen dieses Unternehmers, eines
Nachunternehmers oder eines von
dem Unternehmer oder einem Nachunternehmer beauftragten Verleihers
zur Zahlung des Mindestentgelts an
Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen oder zur Zahlung von Beiträgen
an eine gemeinsame Einrichtung der
Tarifvertragsparteien (...) wie ein
Bürge, der auf die Einrede der Vorausklage verzichtet hat.“ Der Auftraggeber haftet somit wie ein selbstschuldnerischer Bürge. Hieraus
ergeben sich für den Auftraggeber
ganz erhebliche Risiken. Zum einen
haftet er verschuldensunabhängig
für den nicht oder nicht rechtzeitig
gezahlten Mindestlohn durch den
Auftragnehmer. Außerdem wird er
mit einem Bußgeld konfrontiert,
wenn er jedenfalls fahrlässig nicht
wusste, dass der Auftragnehmer seiner Verpflichtung zur Zahlung des
Mindestlohns nicht nachkommt.
Die zuvor beschriebene Haftungsregelung bedeutet, dass der Auftraggeber verschuldensunabhängig für die
gesamte Auftragskette haftet und sich
der betroffene Arbeitnehmer nicht
zwingend zuerst an seinen eigenen
Arbeitgeber wenden muss. Er kann
also den Auftraggeber direkt in Anspruch nehmen. Allerdings bezieht
sich diese Haftung nicht auf jede Art
von Geschäftskontakten, sondern
ausdrücklich auf die Erbringung
von Werk- und Dienstleistungen. Ob
jedoch alle Werk- und Dienstverträge
unter die Haftungsregelung fallen, ist
unklar.
Einzelheiten der Haftungsnorm des §
13 MiLoG sind derzeit heftig umstritten. Zum Teil wird die Auffassung vertreten, dass die Unternehmerhaftung
bei Werk- und Dienstleistungen uneingeschränkt gilt, es somit nicht darauf
ankommt, welcher Natur die Arbeiten
sind, die der Unternehmer vergibt oder
ob der Subunternehmer der gleichen
Branche angehört.
Nach anderer Auffassung ist jedoch,
ausgehend von dem Sinn und Zweck
des AEntG, eine Einschränkung
geboten. Eine Haftung soll ausgeschlossen sein, für Tätigkeiten, bei
denen es sich um untergeordnete und
branchenfremde Arbeiten handelt, die
mit dem eigentlichen Geschäftszweck
nichts zu tun haben. Nach dieser
Auffassung sollen Unternehmer/Auftraggeber nur dann haftbar gemacht
werden können, wenn sie Leistungen
an Subunternehmer vergeben, die sie
eigentlich selbst gegenüber ihren
Kunden erbringen müssten. Folgt
man der einschränkenden Auslegung,
ist wiederum die Abgrenzung
schwierig, wann es sich im Einzelfall um untergeordnete branchenfremde Arbeiten handelt, die mit
dem eigentlichen Geschäftszweck
nichts zu tun haben.
Im Ergebnis kann also derzeit nicht
eindeutig beurteilt werden, wie die
Haftung zu handhaben ist und wie weit
diese überhaupt reicht. Bis eine
Klärung durch die Gerichte erfolgt, ist
es daher aus Sicht des Auftraggebers
dringend zu empfehlen, von einer
umfänglichen Haftung auszugehen.
Dementsprechend ist es ratsam, sich
durch entsprechende Regelungen mit
den Auftragnehmern möglichst weitgehend abzusichern.
RA’in Heike Zeitel
Buchbesprechung
Beck’sches Formularbuch Arbeitsrecht
Gesetz über Arbeitnehmererfindungen
D
D
as nunmehr in der 3. Auflage
erschienene Beck’sche Formularbuch Arbeitsrecht bietet ausführlich kommentierte Muster- und
Formulartexte zu allen wesentlichen
Themen des Individual- und Kollektivarbeitsrechts im außergerichtlichen
Bereich. Im klassischen Individualarbeitsrecht werden so die Konstellationen von der Anbahnung und
Begründung des Arbeitsverhältnisses
bis zu seiner Beendigung abgedeckt.
Darüber hinaus werden auch die
Themenbereiche Tarifvertragsrecht,
Betriebsverfassungsrecht, Personalvertretungsrecht und Betriebliche Altersversorgung ausführlich behandelt.
Für die Praxis hilfreich ist zudem die
beigefügte CD-ROM, die sämtliche
Formulare in gebrauchsfertiger Form,
also ohne Anmerkungen, enthält. In
die Neuauflage sind einige neue
Muster aufgenommen worden.
Zudem sind alle übrigen Formulare
und Anmerkungen gründlich aktualisiert und aufeinander abgestimmt
worden. Sämtliche Herausgeber und
Autoren sind als ausgewiesene Arbeitsrechtler profunde Kenner der
Materie und verfügen über große
praktische Erfahrungen und Spezialkenntnisse aus den verschiedensten
arbeitsrechtlichen Beratungsbereichen.
Für die juristisch anspruchsvolle
Arbeit in der Personalabteilung
kann dieses Werk uneingeschränkt
empfohlen werden.
RA Martin Jonetzko
Dr. Bernd Klemm / Dr. Hendrik
Kornbichler / Dr. Kerstin Neighbour / Dr. Ingrid OhmannSauer / Matthes Schröder /
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Beck’sches Formularbuch
Arbeitsrecht
Verlag C.H.BECK, 2014
1826 Seiten, In Leinen,
159,- Euro
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ieses neue und umfassende
Werk kommentiert das Gesetz
über Arbeitnehmererfindungen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass
das Arbeitnehmererfinderrecht eine
hochkomplexe Materie an der Nahtstelle zwischen Erfinderrecht, also
gewerblichem Rechtsschutz, und Arbeitsrecht ist. Das Gesetz hat in den
letzten Jahren eine Reihe umfangreicher Änderungen erfahren, die in diesem Werk Berücksichtigung finden. Insbesondere thematisiert der
Kommentar dabei den Anwendungsbereich und Begriffsbestimmungen, Erfindungen und technische Verbesserungsvorschläge von
Arbeitnehmern, Diensterfindungen,
freie Erfindungen, technische Verbesserungsvorschläge sowie das
Schiedsverfahren und das gerichtliche Verfahren. Aufgrund seiner
Konzeption informiert das Werk
praxisnah und verständlich über die
Grundlagen und Neuerungen des Arbeitnehmererfindungsgesetzes und
kommentiert zudem die Vergütungsrichtlinien. Auch zu grenzüberschreitenden Sachverhalten gibt das Werk
umfassend und aktuell Auskunft.
Insbesondere in größeren Unternehmen, die sich des Öfteren mit
Fragen der betrieblichen Arbeitnehmererfindungen befassen müssen,
stellt dieses Werk einen hilfreichen
Leitfaden für die verantwortlichen
Entscheidungsträger dar.
RA Martin Jonetzko
Prof. Dr. Burkhard Boemke /
Dr. Stefan Kursawe
Gesetz über Arbeitnehmererfindungen
Verlag C.H.BECK, 2015
845 Seiten, In Leinen
169,- Euro
ISBN 978-3-406-63881-7
22
1_2015
HAUS DER UNTERNEHMER
[unternehmen!]
„Reden in Superlativen ist nicht gleich Kommunikation”
3 Fragen an...
… Michael Cremer von game solution aus Mülheim über Brettspiele und ihre Bedeutung für die
Unternehmenskommunikation
[unternehmen!]: Mit welchen
Problemen in der internen und externen Kommunikation von Unternehmen werden Sie häufig
konfrontiert?
Michael Cremer: Nun, es sind
eher Herausforderungen. Kommunikationsprobleme hat man derzeit
wohl eher in der internationalen
Politik. Und in Unternehmen liegen
die Defizite ganz klar in der Abstimmung, die sich aber zumeist
durch die Schaffung und Beachtung
von Regeln, also mit Organisation
beheben lassen. So ist man dann
auch in der Lage, Sach- und Beziehungsebenen auseinander zu halten.
Bewertungen der externen Kommu-
nikation von Unternehmen sind
eher subjektiv. Meine Hinweise
hierzu: 1. Reden in Superlativen ist
nicht gleich Kommunikation auf
hohem Niveau. 2. Nicht nur Neukunden, nein: auch Bestandskunden
freuen sich über Anerkennung.
Teilnehmenden „schwarze Löcher“,
ermöglichen ihnen den „Blick von
oben“ auf einen Sachverhalt und
machen sie zu Akteur/innen, die
selbst etwas beitragen. Aber Brettplanspiele sind auch hervorragende
„Flugsimulatoren“ für Unternehmen, um beispielsweise geplante
Strategien mal testen zu können,
ohne einen Schiffbruch zu riskieren.
Und – ganz nebenbei: Es macht einfach Spaß, und ein besseren Transportmittel für Inhalte gibt es m.E.
nicht.
[u!]: Welche Argumente sprechen
dafür, ein Spiel als Kommunikationsmittel einzusetzen?
Michael Cremer: Diese Frage darf
ich in zwei Richtungen beantworten,
wobei ich mich dabei auf (unsere)
Brettplanspiele fokussiere. Was
solche Spiele als Instrumente in der
Qualifizierung anbelangt, so vermeiden sie fürs bessere Verständnis der
Referent Michael Cremer
(Foto: privat)
[u!]: Sie entwickeln individuelle
Brettspiele für Unternehmen – wie
genau können diese später eingesetzt
werden?
Michael Cremer: Unsere Brettspiele, die wir für Unternehmen
entwickeln, sind Kommunikationsinstrumente. Zielgruppen können
Kunden (z. B. Give-Aways bei Firmenjubiläen usw.), Mitarbeiter/innen
(Schulung, Training), aber auch die
Öffentlichkeit (Information) sein. So
haben wir beispielsweise mal ein
Spiel für einen Flughafenbetreiber
entwickelt, das letztlich eingesetzt
wurde, um Fluggäste während einer
größeren Umbauphase zu informieren und hier Verständnis für die
Unannehmlichkeiten zu erzeugen.
Bei der Spielentwicklung stehen für
game solution immer drei Fragen im
Vordergrund: 1. Wie sieht die Zielgruppe aus? 2. Was soll das (Lern-)
Ziel der Simulation sein? 3. Welche
Form des Transfers in den (Arbeits-)
Alltag erwartet der Kunde? Denn es
ist eine Grundsatzentscheidung, ob
sich dieser Alltag unmittelbar auf
einem Spielbrett wiederfindet, oder
ob man die Zielgruppe mittels der
Oberfläche zunächst aus ihrer vertrauten Umgebung entführt, um
später dann mit den Spielergebnissen über die Transferbrücke zurückzukehren.
Info
Michael Cremer ist regelmäßig
Referent im HAUS DER UNTERNEHMER
Seminarangebot 2015
Kompetenz entscheidet – Nutzen Sie unser exklusives Bildungsangebot!
Die Seminare finden im HAUS DER UNTERNEHMER statt; eine Gesamtübersicht der Termine finden Sie auf www.haus-der-unternehmer.de
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Neueste Rechtsprechung zur Krankheit
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Referent: David Hagen
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Waren und Dienstleistungen in und aus
EU- Staaten oder Drittländer;
Auswirkungen aus der Sicht der Umsatzsteuer
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Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten anhand praktischer Beispiele
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Referenten: Jürgen Paschold / Peter Wieseler
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Referent: Lars Hirschel
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Referenten: Helga Kleinkorres / Erhan Köse
05.05., 09.00 – 17.00 Uhr
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NRZ, 23.01.2015
WAZ, 03.12.2014
Termine des Unternehmerverbandes
Im Folgenden finden Sie eine erste Übersicht über die geplanten Termine des Unternehmerverbandes. Wie Sie es von uns gewohnt sind, kommen zu aktuellen Themen laufend neue Termine hinzu.
Die aktuelle Veranstaltungsübersicht finden Sie auf: www.unternehmerverband.org
neue Info-Truck der Metall- und Elek- 4Regionales Unternehmertreffen, AlbertInfoMobil der Metall- und Elektroinzum Kündigungsrecht mit
4Der
4Das
4Infoveranstaltung
troindustrie ist im Verbandsgebiet unterSchweitzer-Einrichtungen für Behinderte
dustrie macht Halt an weiterführenden
Prof. Dr. Reinhard Vossen, Vorsitzender Richter
wegs; in Bocholt, Duisburg, Oberhausen,
Mülheim, Wesel
17. - 27. März 2015
Kirchlicher Dienstgebertag u. a. mit
42.Frank
Bsirske, Vorsitzender ver.di, im
HAUS DER UNTERNEHMER, Duisburg
Montag, 4. Mai 2015
gGmbH in Wesel
Donnerstag, 26. März 2015
Schulen im Verbandsgebiet; in Bocholt,
Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Wesel
13. - 23. April 2015
Unternehmertreffen, Evangeli- 4Unternehmerfrühstück mit Hans Hund,
4Regionales
sches Krankenhaus Mülheim
Präsident der Handwerkskammer
Donnerstag, 7. Mai 2015
Münster, im Hotel Residenz in Bocholt
Mittwoch, 27. Mai 2015
am Landesarbeitsgericht Düsseldorf a. D., im
HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg
Donnerstag, 23. April 2015
im HAUS DER UNTERNEHMER
4USA-Tag
in Duisburg
Donnerstag, 28. Mai 2015
Sommer 2015 mit Botder 6 Einzelver- 4Bocholter Personalforum zum Thema
Winter 2015 mit Christian
4Unternehmertag
4Unternehmertag
4Mitgliederversammlungen
schafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender
bände der Unternehmerverbandsgruppe
„Industrie 4.0“ und der dadurch resultieLindner, Vorsitzender der FDP, im HAUS DER
der Münchner Sicherheitskonferenz, im
HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg
Mittwoch, 3. Juni 2015
im HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg
Mittwoch, 3. Juni 2015
renden Veränderung der Arbeitswelt im
Hotel Residenz in Bocholt
Dienstag, 16. Juni 2015
UNTERNEHMER in Duisburg
Dienstag, 8. Dezember 2015