DIE ZEIT

17. D E Z E M B E R 2 0 1 5
D I E Z E I T No 5 1
WISSEN 41
WISSEN-KOMPAKT
Stimmt’s?
Können wir Schlittschuh laufen, weil der Druck der
Kufen das Eis schmelzen lässt?
... fragt J ÜRGEN LASPEYRES aus Greven
W
arum ist Eis rutschig? Physiker
haben mit den unterschiedlichs­
ten Antworten auf diese erstaun­
lich schwierige Frage aufgewartet.
Einig sind sie sich, dass Schlitt­
schuhe oder Ski nur deshalb so gut gleiten, weil
zwischen ihnen und dem Eis oder Schnee eine­
Wasserschicht existiert. Aber woher kommt die?
Da ist zunächst die Erklärung mit dem Druck:
Übt man auf Eis einen kräftigen Druck aus, dann
vermindert sich dessen Schmelzpunkt. Beim Schlitt­
schuhlaufen drückt unser gesamtes Körpergewicht
auf die winzig kleine Fläche der Kufen, es entsteht
ein sehr hoher Druck. Die Erklärung klingt plausibel,
bis man sie durchrechnet. Das hat ein Ingenieur na­
mens John Joly 1886 getan – er kam auf einen Druck
von 472 Bar, der den Schmelzpunkt auf minus
3,5 Grad senken würde. Aber wir können auch bei
kälteren Temperaturen gut Schlittschuh laufen. Und
selbst bei noch so hohem Druck läge der Schmelz­
punkt niemals unter minus 22 Grad.
Die zweite Erklärung: Die Kufen reiben sich mit
dem Eis, Reibung erzeugt Wärme, und die lässt das
Eis schmelzen. Tatsächlich konnte experimentell
nachgewiesen werden, dass Reibung die Tempera­
tur an der Schnittstelle von Kufe und Eis erhöht – je
schneller die Bewegung, desto wärmer.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu
Ende. Jeder weiß, dass man auf Eis auch ausrut­
schen kann, wenn man einfach nur drauf steht –
schon eine unbedachte Gewichtsverlagerung kann
zum Sturz führen. Mit Reibung lässt sich diese
Glätte nicht erklären. Stattdessen muss man auf
eine Erkenntnis zurückgreifen, die schon der Physi­
ker Michael Faraday im Jahr 1850 hatte, die aber
dann mehr oder weniger in Vergessenheit geriet:
Eis ist auch ohne äußere Einwirkung stets von ei­
nem dünnen, flüssigen Film überzogen. Den darf
man sich nicht vorstellen wie eine Pfütze – es han­
delt sich um eine wenige Nanometer dicke Schicht
von Molekülen, die nicht in das Kristallgitter ein­
gebunden sind und sich relativ leicht gegeneinan­
der verschieben. Inzwischen ist dieser Film mit
modernen Methoden vermessen worden, und Be­
rechnungen haben ergeben, dass er bis hinunter zu
einer Temperatur von minus 35 Grad existiert.
Darunter wird das Schlittschuh- und Skifahren
tatsächlich mühsam.
Eis ist also sogar dann glatt, wenn niemand
darauf ausrutscht!
CHRI STOPH DRÖS S E R
Die Adressen für »Stimmt’s«-Fragen: DIE ZEIT, Stimmt’s?,
20079 Hamburg oder [email protected]. Das »Stimmt’s?«-Archiv: www.zeit.de/stimmts
www.zeit.de/audio
ERFORSCHT UND ERFUNDEN
Schöner smarter Staat
In einem Aufruf warnen Fachleute: Big Data und künstliche Intelligenz bedrohen unsere Gesellschaft Illustration: Bene Rohlmann für DIE ZEIT; kl. Fotos: Plainpicture (3)
S
mart­phones – klar doch! Smart­
Homes – schon mal irgendwo
gehört. Aber Smart Nations?
Dazu fällt den allermeisten Bür­
gern überhaupt nichts ein. Folg­
lich muss, wer vor der digitalen
Aufrüstung einer Gesellschaft
zur Smart Nation warnen möchte, erst einmal
erklären, was das denn ist. Und dann, warum
dies eine schlechte Sache wäre.
Diesen Versuch unternehmen neun Fach­
leute in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift­
Spektrum der Wissenschaft (die in der Verlags­
gruppe Georg von Holtzbrinck erscheint, welche
auch einen Anteil am Zeitverlag hält). In ihrem
Aufruf »zur Sicherung von Freiheit und Demo­
kratie« warnen sie vor einer »Datendiktatur« und
berufen sich dabei auf k­ einen Geringeren als das
Alphatier der philo­sophischen Ratio, Immanuel
Kant: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen
aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.«
Hier geht es nicht um irgendwelche Interna
der Informatik. Die Autoren kommen selbst
überwiegend aus anderen Dis­zi­pli­nen. Unter ih­
nen befinden sich zum Beispiel Gerd Gigerenzer,
viel zitierter Risikoexperte und Direktor am
Berliner Max-Planck-Institut für Bevölkerungs­
forschung, sowie die Unternehmerin Yvonne
Hofstetter. Sie verdient ihr Geld selbst mit
Großdatenanalyse, ihre Münchner Firma Tera­
mark Technologies entwickelt mithilfe künst­
licher Intelligenz Algorithmen zur Auswertung
großer Daten­mengen. Als Buchautorin warnt
­sie vor einem Missbrauch dieser Technik. Zu
Gigerenzer und Hofstetter gesellen sich Ethiker,
Ökonomen und Soziologen (siehe Kasten).
Das Digital-Manifest lässt ein beklemmendes
Zukunftsszenario plausibel erscheinen, in dem
nicht einzelne Datenkonzerne (Google, Face­
book und Co.) oder Geheimdienste (die ameri­
kanische NSA, das britische GCHQ et cetera)
die Freiheit des Einzelnen bedrohen, sondern
der eigene Staat, der sich unter dem Einfluss
neuer Techniken schleichend automatisiert.
Diese Dystopie ist keine Science-Fiction, wie
das Beispiel der chinesischen Bürgerpunkte
zeigt: Chinas Regierung baut mithilfe einheimi­
scher Internetkonzerne ein Einwohner-Bewer­
tungs-System auf. Daten aus Sozialen Netzwer­
ken sollen mit solchen über Kauf- und Zah­
lungsverhalten kombiniert werden. Am Ende
steht eine öffentlich einsehbare Punktzahl, der
»Citizen ­Score«. Er kann einen Wert zwischen
350 und 950 annehmen. Für Stellen- oder Kre­
ditvergaben soll er ebenso herangezogen werden
wie bei Visa­anträ­gen (Singapur ab 700, Europa
ab 750 Punkte). Einen »Punktrichter« nannte
das die FAZ: Aus digitalen Indizien wird auf
bürgerliches Wohlverhalten geschlossen. Und
der Algorithmus entscheidet über reale Vor- und
Nachteile für die Beurteilten. Wem sein ­Score
lieb ist, der wird nicht über das TiananmenMassaker twittern. 2020 soll dieses System ver­
pflichtend werden. Dann wird ein jeder (Chinese)
im Bewusstsein leben, dass der eigene ­Score auch
VON STEFAN SCHMITT
geschneiderten Schnipsel, in denen uns Face­book
und Co. die Welt zusammensetzen?
Am Ende könnten Firmen, Verwaltungen und
öffentliche Institutionen stehen, die statt Sachbear­
beiter lieber Algorithmen entscheiden lassen. Für
die ist der Einzelne nur die Summe seiner Daten­
spuren. Die Entscheidungen künstlicher Intelligen­
zen wären für den Bürger kaum nachvollziehbar
und entsprechend schwer anzufechten. »Die Auto­
matisierung der Gesellschaft« nennen die Autoren
das und warnen davor, eine solche könne totalitäre
Züge annehmen. Das Szenario kehrt die Vorstel­
lung um, Menschen würden Maschinen program­
mieren. Hier programmiert ein übermächtiger
Apparat mittels Kontrolle, Strafe und Belohnung
das Verhalten des Individuums.
Was aber tun, wenn den meisten Menschen
diese Gefahr nicht einmal bewusst ist? Als Gegen­
…aus Deutschland, den Niederlan­
mittel formulieren die neun Autoren zehn Prinzi­
den und der Schweiz kommen aus
pien: vor allem mehr Transparenz, mehr Vielfalt
verschiedenen Fachrichtungen:
und »digitale Aufklärung«, um »die Mündigkeit
Dirk Helbing (Soziologe, Zürich),
der Bürger in der digitalen Welt zu fördern«. Man
Bruno S. Frey (Ökonom, Basel),
erkennt in diesem zweiten Teil des Manifests deut­
Gerd Gigerenzer (Risikoforscher,
lich die Handschrift des Zürcher Soziologen Dirk
Berlin), Ernst Hafen (Biologe,
Helbing, eines der prominentesten Vertreter der
Zürich), Michael Hagner (Wissen­
Computational Social Sciences, einer Forschungs­
schaftshistoriker, Zürich), Yvonne
perspektive in der Schnittmenge zwischen Sozial­
Hofstetter (Juristin, München),
forschung und Informatik. Seit Langem propagiert
Jeroen van den Hoven (Technik­
Helbing dezentrale Sensornetzwerke, verteilte
ethiker, Delft), Roberto V. Zicari
Datenspeicherung und Kontrolle durch Nutzer
(Informatiker, Frankfurt), Andrej
statt Konzerne, Netzlösungen zum Wissenstransfer
Zwitter (Politikethiker, Groningen)
und für die Entscheidungsfindung – zuletzt Anfang
November in einem Kommentar für die Zeitschrift
­Nature. Helbing ist ganz gewiss kein Maschinen­
stürmer, sondern einer, der auch die helle Seite der
vorstellen, wie jenes Wesen, das im Kupferstich Technik sieht.
auf dem gleichnamigen Buch von Thomas­
Von ihm ging die Initiative für das Manifest
Hobbes prangte, der im 17. Jahrhundert die aus, an dem man am ehesten kritisieren muss,
Philosophie des Gesellschaftsvertrages formu­ dass es die Bedrohung konkreter zeichnet als die
lierte. Der Leviathan ist aus den einzelnen Kör­ mögliche Gegenwehr. Vielleicht liegt das in der
pern seiner Bürger zusammengesetzt, in der Zu­ Natur dieser Abhilfen: Mehr Aufklärung, struk­
kunfts­ver­sion wären es gläserne Bürgerkörper. turelle Vorkehrungen und ethische Selbstver­
Individuen, deren Verhalten sich dank ihrer pflichtungen – solche Vorschläge klingen noch
Datenspuren bis ins Kleinste analysieren lässt abstrakter, als sie es ohnehin schon sind. Viel­
(Big ­Data). Diese In­for­ma­tion erlaubt es, sie leicht liegt es auch am Debattenstand, an den
mit subtilen Verhaltensanreizen zu beeinflussen die Autoren anknüpfen: Überhaupt nichts darf
(Nudging). Und will dennoch einer abweichen, man beim Laien voraussetzen, wenig mehr nur
ist der moderne Leviathan ihm stets einen bei vielen Experten. Seinen Erfolg muss man
Schritt voraus (Prä­dik­tion).
daran messen, ob es (dennoch) ein Echo findet.
Die technischen Komponenten reifen gerade: Kommt der digitale Leviathan ins Gespräch?
Big Data und selbstlernende Algorithmen,
Natürlich ist die deutschsprachige Welt hier­
mächtige Supercomputer und allumfassende für nicht die wichtigste Öffentlichkeit. Nach­
Vernetzung. Plausibel leiten die Autoren des dem es in Spektrum der Wissenschaft erscheint,
Digital-Manifests her, wie diese Technologien wird das Manifest im Scientific American ver­
auch pluralistische Gesellschaften in digitale öffentlicht. Auch eine flämische Fassung ist in
Leviathane verwandeln könnten: in einem Vorbereitung, Übersetzungen in Spanien, Italien
schleichenden Prozess aus lauter kleinen Schrit­ und Frankreich könnten folgen. Jedenfalls be­
ten, von denen viele für sich genommen harmlos dürfen noch viele Bürger der Warnung davor,
erscheinen. Zum Beispiel Fitnessarmbänder und dass ihr Land eine Smart ­Nation wird.
Schrittzähler: Trägt doch schon fast jeder. Und
da man doch weiß, wie gesund Bewegung ist,
www.zeit.de/audio
warum nicht eine kleine Belohnung für die Be­
wegungsfreudigen? Zum Beispiel Profilbildung: »Spektrum der Wissenschaft« 1/2016 ist vom
Sind nicht die personalisierten Kaufempfeh­ 19. Dezember an erhältlich. Online finden Sie das
lungen im Internet praktisch und jene maß­ »Digital-Manifest« hier: http://bit.ly/1N1Iabh
von der Per­for­mance der eigenen Freunde und
Verwandten beeinflusst wird. Konformität
durch Bevormundung, Überwachung, soziale
Kontrolle, Sippenhaft. – »Smart« ist so ein Staat
analog zum smarten Telefon oder zur smarten
Haustechnik, weil so viele seiner Funktionen
digital und automatisch ablaufen.
Wie einen Leviathan kann man sich den
digital aufgerüsteten Staat der nahen Zukunft
Die 9 Experten…
Friedensforschung:
Entspannt durch Handel
»Wer Handel treibt, führt keinen Krieg«, heißt es.
Angesichts der aktuellen Spannungen zwischen der
Türkei und Russland behaupten manche Politiker,
diese Weisheit sei widerlegt. Doch Wirtschaftswissen­
schaftler der Stanford University sind zu dem Schluss
gelangt, dass Handel den Frieden begünstige (PNAS).
Die Forscher untersuchten Allianzen zwischen­
Staatenpaaren über den Zeitraum von 1820 bis 2000.
Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Verbindungen
zwischen den Nationen noch sehr schwach, es gab
extrem viele Kriege. Nach 1950 eta­blier­ten sich welt­
weit intensive und stabile Handelsbeziehungen, die
Zahl der Kriege fiel auf ein Zehntel des Niveaus vor
dem Zweiten Weltkrieg. »Ein Anwachsen des Handels
zwischen zwei Staaten korreliert mit dem geringeren
Risiko, dass diese beiden Staaten gegeneinander in
den Krieg ziehen«, so die Autoren. Man kann nur
hoffen, dass diese Erkenntnis bis zu den Kontrahenten
Türkei und Russland vordringt.
Pharmazie:
Autismus durch Antidepressiva?
Noch immer rätseln Mediziner über die Ursa­
chen des Autismus. Kanadische Pharmakologen
von der Universität Montreal analysierten nun
die klinischen Befunde von 150 000 Kindern
(JAMA Pediatrics). Zusätzlich werteten sie aus,
welche Medikamente die Mütter während und
nach der Schwangerschaft eingenommen hatten.
Bei Schwangeren, die im zweiten oder dritten
Trimester Antidepressiva (sogenannte SSRI) ge­
schluckt hatten, trat später
ein rund 90 Prozent höhe­
res Risiko für eine autis­
tische Erkrankung der Kin­
der auf. Ein Befund, der im
Einklang mit anderen Stu­
dien steht. Möglicherweise
gelangen die SSRI über die
Plazenta in das fötale Ge­
hirn. Erstens könnte der Wirkstoff dort das
Wachstum von Nerven stören und zweitens die
normale Verarbeitung des Botenstoffes Seroto­
Neurowissenschaft:
nin verändern. Andererseits litten die Mütter­
Veto des freien Willens
Haben wir Menschen einen freien Willen?­ offenbar an Depressionen: Womöglich vererbten
Können wir uns bewusst für oder gegen eine sie Gene, die sich auch auf die Gehirne ihrer
Handlung entscheiden? Diese Frage entzweit Kinder auswirkten.
Hirnforscher wie Philosophen, seit der Physiologe
Benjamin Libet 1979 sein berühmt gewordenes Genetik:
Experiment durchführte: Bis zu einer Sekunde­ Krebs wirklich nur Schicksal?
bevor einem Probanden der Entschluss zu einer Womöglich sei es nahezu unmöglich, das Risiko für
Aktion bewusst wird, stellte der Forscher damals eine Krebserkrankung durch Verbesserung äußerer
fest, erzeugt das Hirn bereits ein Bereitschafts­ Lebensbedingungen zu senken (mit Ausnahme des
potenzial. Diesen Aktionszustand deuteten man­ Rauchens), hatten die US-amerikanischen Forscher
che Experten als autonome Entscheidung der be­ Cristian Tomasetti und Bert Vogelstein im Januar
teiligten Hirnzentren ohne die Möglichkeit zu­ dieses Jahres in Science behauptet. Die Gefahr für
einer bewussten Abwägung: Der freie Wille sei einen Tumor, schrieben die Krebsexperten, sei vor­
eine Illu­sion. Doch neue Experimente Berliner wiegend durch genetische Kopierfehler bei der Bil­
Wissenschaftler um John-Dylan Haynes zeigen, dung neuer Körperzellen bedingt, die für die Erneue­
dass der freie Wille eine Art Vetorecht besitzt. Die rung unserer Organe benötigt werden. Die Krebs­
Forscher ließen Probanden gegen einen Rechner gefahr sei daher weitestgehend unvermeidbar, und
spielen, der ihr Bereit­ wer an einem bösartigen Tumor erkranke, habe letzt­
schaftspotenzial für eine lich einfach nur Pech gehabt (ZEIT Nr. 02/15).
Fußbe­
wegung in Echtzeit Dieser fatalistischen Einschätzung widersprechen jetzt
messen konnte. Die Teil­ aber US-Kollegen von der New Yorker Stony Brook
nehmer waren gefordert, University in Nature mit einer neuen Berechnung.
Entscheidungen noch im So sei die Anhäufung von Gendefekten in Körper­
allerletzten Moment zu re­ zellen im Laufe des Lebens nicht ausreichend, um die
vidieren (PNAS). Es zeigte zu beobachtenden Häufigkeiten verschiedener Krebs­
sich, dass das Hirn tatsäch­ arten zu erklären. Tatsächlich seien wohl nur 10 bis
lich innerhalb eines Zeitfensters auch eine ein­ 30 Prozent des Tumorrisikos durch unvermeidliche
geleitete, noch nicht bewusste Aktion stoppen Mutationen bei der Zellteilung in den Organen be­
kann. Das Fenster endet 200 Millisekunden vor dingt, schreiben die Forscher. Äußere Faktoren, wie
der Bewegung. Danach gibt es kein Halten mehr. etwa die Umweltbedingungen, Ernährung und­
Lebensstil, hätten demnach einen massiven Einfluss
Physik:
auf das lebenslange Krebsrisiko der Menschen. Nach
Mathematische Spielverderber
ihrer Analyse wären bessere öffentliche Gesundheits­
Kein Naturwissenschaftler lässt sich gern sagen, dass vorsorge und mehr Umweltschutz also geboten, um
sein Problem prinzipiell unlösbar sei. Physiker der die Häufigkeit von Tumorleiden zu vermindern.
Technischen Universität München aber haben genau
dies getan. Seien alle Eigenschaften und Zustände
eines Materials bis in den subatomaren Bereich be­
kannt, war bisher die Annahme, lasse sich sein Ver­
halten in der sichtbaren Welt vorhersagen. Doch
manchmal ändern sich Zustände in der Quantenwelt
sprunghaft. In solchen »spektralen Lücken« hüpfen
Erst die Fähigkeit,
etwa Elektronen von niedrigen in angeregte Energie­
sich in andere Menschen
bahnen. Nun bewiesen die Forscher mathematisch,
hineinzuversetzen, verleiht
dass sich tief in der Quantenwelt oft nicht einmal
dem Leben einen Sinn
sagen lässt, ob eine »spektrale Lücke« überhaupt
Das neue ZEIT Wissen:
existiert (Nature). Das bedeutet, dass Eigenschaften
Am Kiosk oder unter
von Material letztlich unvorhersehbar sind. Die­
www.zeitabo.de
sogenannte Yang-Mills-Massenlücke-Vermutung
postuliert das Gegenteil; für ihren Beweis ist ein Preis­
Im Netz: Rio Doce – Brasiliens verseuchter Fluss
geld von einer Million Dollar ausgelobt. Das Geld
scheint schon vergessen www.zeit.de/riodoce
bleibt wohl auf der Bank.
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