Ein Fußballtoto Julius war ein recht guter Maler. Da er selbst fröhlich

 Ein Fußballtoto
Julius war ein recht guter Maler. Da er selbst fröhlich war, malte er auch fröhliche Bilder,
die aber von niemandem gekauft wurden.
Seine Freunde rieten ihm, im Fußballtoto zu spielen, denn mit einem Euro konnte man
viel Geld gewinnen. Der Mann folgte dem Rat seiner Freunde und gewann eine halbe
Million Euro.
Da Julius jetzt nicht zu arbeiten brauchte, kaufte er sich eine Villa und ließ sie prachtvoll
einrichten. Er kaufte auch viele schöne Sachen: Teppiche aus Afghanistan, Schränke aus
Wien, Lampen aus Venedig, Porzellan aus Meißen... Seine Villa war eine der schönsten in
der Stadt.
Als alles fertig war, ging der Maler durch sein Haus, um es in aller Schönheit zu
besichtigen. An allen Wänden hingen schöne Bilder von alten Meistern, in den Schränken
stand schönes Porzellan, auf dem Boden lagen herrliche Teppiche, auf den Tischen standen
italienische Lampen. Die Einrichtung des Hauses machte auf ihn einen tiefen Eindruck, und
er setzte sich zufrieden in einen großen Sessel vor dem Kamin. Er war stolz auf sich selbst,
trank ein Glas Wein und rauchte eine Zigarette.
Aber plötzlich fühlte er sich ganz allein...
Julius hatte seine Freunde schon lange weder besucht noch angerufen, weil er nur an sein
neues Haus dachte. Er bekam große Lust, sich mit ihnen sofort zu treffen.
Der Maler erhob sich vom Sessel und warf die Zigarette auf den Boden. In seinem alten
Atelier mit dem Steinboden hatte er es immer so gemacht. Als er wegging, blieb die
Zigarette auf seinem schönen Teppich aus Afghanistan liegen.
Julius fühlte sich wieder glücklich, weil das Wiedersehen mit den Freunden sehr herzlich
verlief. Aber da bekam er die Meldung, dass sein Haus niedergebrannt war.
"So ein Unglück, Julius!", sagten die Freunde. "Du hast alles verloren!"
"Was für ein Unglück? Es war doch nur ein Euro!"
Das Schokoladenmuseum im Herzen Hamburgs
Schokolade macht glücklich! Was ist aber das Besondere am "süßen Gold"? Wo liegt ihr Ursprung? Wie wird sie
hergestellt? Und was bewirkt sie in unserem Körper?
Im Chocoversum gehen Sie dem Phänomen Schokolade auf die Spur. Mitten im Hamburger Kontorviertel mit
seinen imposanten Kontorhäusern umweht die Besucher des Chocoversums ein Hauch von Kakao- und
Schokoladenduft. In einer 90-minütigen Genuss-Reise verfolgt der Besucher den "Werdegang" der Kakaobohne zur
Schokolade. Dabei sind alle Sinne gefragt und Probieren ist ausdrücklich erwünscht! Als Highlight kreiert man sogar
selbst seine eigene Tafel Schokolade.
Eine Erlebniswelt "Schokolade" bedeutet auch Wissensvermittlung. So erfährt der Besucher, dass aus 100 000
Kakaoblüten nur 20 bis 50 Früchte im Jahr entstehen. Wussten Sie, dass man mit dem Brennwert einer Tafel
Schokolade 530 Liter Wasser um einen Grad erwärmen könnte oder die größte Tafel Schokolade 70 Quadratmeter
groß ist? Wie viele Kakaofrüchte braucht man wohl, um eine Tafel Schokolade herstellen zu können? Diese und
andere Fragen bleiben beim Rundgang nicht unbeantwortet. Staunen dürfte der eine oder andere Besucher über die
Menge der Kakaobohnen, die jährlich nach Deutschland gelangen: 280 000 Tonnen.
Doch bei der reinen Wissensvermittlung durch Saaltexte belässt man es im Chocoversum nicht. Nein, man wird
geradezu aufgefordert, aktiv zu sein, Pfeffer, Ananas oder Chili durch seinen Geruchssinn zu identifizieren oder
getrocknete Kakaofrüchte zu ertasten. Zugleich wird man feststellen, dass die Farbe von Frucht zu Frucht variiert, von
Rot und Orange bis hin zu Braun. Kakaobäume findet man rund um den Globus nur in der Nähe des Äquators. Doch
nein, wachsen da auf der Pflanzeninsel im Chocoversum nicht auch drei kleine Kakaobäume? Und nicht nur diese,
sondern auch zwei Chilisträucher, Ingwer, Schwarzer Pfeffer, Vanille und Zuckerrohr gedeihen am Hamburger
Meßberg unter Kunstlicht. Dabei handelt es sich um diejenigen Pflanzen, die bei der Schokoladenherstellung eine
gewichtige Rolle spielen.
Geschmacks- und Geruchsnerven der Besucher werden bei der Qualitätskontrolle auf die Probe gestellt, man
muss doch ein Täfelchen Schokolade auf der Zunge zergehen lassen, um dann die eigene Wahrnehmung fünf
vorgegebenen Aromen zuzuordnen und zu schauen, ob die eigene Feststellung mit der Bewertung von Experten
übereinstimmt.
Da im Chocoversum alle Sinne angesprochen werden, ist auch das Thema Kakao und Körper nicht ausgespart
worden. Nein, ein Schokoladenbad wird nicht angeboten, aber zumindest kann man die Wirkung der Kakaobutter auf
der Haut ausprobieren.
Man erfährt auch schließlich, welche Wirkung Schokolade und der in ihr enthaltene Wirkstoff Theobromin auf
uns hat. Gefragt wird zum Beispiel danach, ob Schokolade Karies verursacht, eine zarte Haut macht oder den
Herzschlag erhöht. "Wissenschaftler haben festgestellt, dass Schokolade den Herzschlag erhöht. Theobromin wirkt
ähnlich wie Koffein." Das ist eine der nachdenkenswerten Erläuterungen, die uns aber nicht vom Genuss von zarter
Schokolade abhalten sollte. Alles in Maßen, natürlich!
Ist es schwer, gesund zu bleiben?
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Wie sagt ein Sprichwort: Im gesunden Körper – gesunder Geist. Und sportliche
Menschen haben wirklich genug Kraft und Energie. Passivität eines Menschen verursacht
eine Menge von Krankheiten.
Es ist nie spät zu beginnen. Immer mehr Menschen finden Freude an Sport. Morgens und
abends kann man Leute durch Parks und in den Stadien und Straßen laufen sehen. Menschen
auf der ganzen Welt treiben Sport. Sport macht sie gesund, hält in Form, macht sie
organisierter und disziplinierter. Einige Menschen treiben Sport, um die Gesundheit zu
fördern, andere Menschen sind Leistungssportler.
Man darf nie vergessen, wir können Gesundheit nicht kaufen. Wir müssen auf sie täglich
achten. Aktivität und Bewegung sind wichtige Faktoren für die Gesundheit von Körper,
Geist und Seele. Wer nicht raucht, sich viel bewegt, sich gesund ernährt und kein
Übergewicht hat, senkt sein Risiko für chronische Krankheiten um 80 Prozent. Sport,
gesunde Ernährung, Wellness und ein glücklicher Ehestand sind grundlegend für ein
gesundes Leben. Bewegung ist alles. Ob Gehen oder Joggen – egal, wie sie sich fit halten
können. Regelmäßiges Training hat den größten Effekt.
Und jetzt ein paar Tipps für eine gesunde Lebensweise:
•
Achten Sie auf Ihre Ernährung. Essen Sie mittags leichte Speise und Salaten. Für den
kleinen Hunger stellen sie für sich immer eine Schale mit frischem Obst. Verzichten
sie auf Süßigkeiten, Salzgebäck und ähnliche Naschereien.
•
Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich. Trinken sie täglich 2 bis 3 Liter frisches Wasser,
Obstsäfte.
•
Sorgen Sie für Bewegung. Fahren Sie möglichst viel mit dem Fahrrad und gehen Sie
zu Fuß. Gehen Sie auch während Ihrer Mittagspause an die frische Luft. Steigen Sie
Treppen.
•
Achten Sie auf die richtige Sitzhaltung, besonders auf die Tisch- und Stuhlhöhe.
Es gibt viele Möglichkeiten Sport zu treiben. In jeder Stadt gibt es viele Stadien,
Sportplätze, Fußballfelder und so weiter. Groß ist die Anzahl der Sportarten, jeder kann
etwas nach seinem Geschmack wählen.
Mutige Katze verjagt den Hund, um ein Kind zu retten
Katzen gelten als nicht besonders loyal. Dass es allerdings auch Katzen mit Edelmut gibt, beweist ein
spektakuläres Überwachungsvideo aus dem kalifornischen Bakersfield.
Ein Junge aus den USA wird beim Spielen von einem Hund gebissen. Die Rettung kommt überraschend:
Eine Katze springt ihm bei. Das Video der Heldentat im Vorgarten entwickelt sich zum Internet-Hit.
Normalerweise heißt es, der Hund sei der beste Freund des Menschen. In diesem Fall allerdings ist es
eine Katze: Sie heißt Tara – und wird in den USA als kleine Heldin gefeiert. Berühmt wurde ihr Mut durch
ein Überwachungsvideo ihrer Besitzer in Bakersfield (Kalifornien), das im Internet unter dem Titel "Meine
Katze rettete meinen Sohn" kursiert. Ereignet hat sich der Vorfall bereits am Dienstag, einen Tag später
wurde das Video bei YouTube hochgeladen. Seither sahen sich bereits Hunderttausende den Film an.
In dem kurzen Film ohne Ton ist zunächst zu sehen, wie der vierjährige Sohn der Familie, Jeremy, mit
dem Fahrrad auf dem Bordstein fährt. Plötzlich kommt ein Hund angelaufen. Er beißt ihm ins Bein und reißt
ihn zu Boden. Als er beginnt, das Kind wegzuschleifen, kommt die Katze dem kleinen Jeremy zu Hilfe: Wie
der Blitz rauscht sie heran und stürzt sich auf den Hund, der darauf von dem Jungen ablässt. Tara springt
mit aufgestelltem Fell und einem riesigen Satz auf ihren Gegner, verpasst ihm ein paar fiese Tritte und flitzt
sogar noch hinter ihm her, als er flüchten will.
Jeremys Mutter, Erica Triantafilo, hat die Szene erst nicht mitbekommen, sie hört nur die Schreie ihres
Kindes und läuft sofort zu ihm. "Ich habe gar nicht realisiert, was passiert ist, bis mir mein Mann das
Überwachungsvideo gezeigt hat", sagte Erica Triantafilo. Danach habe sie nur gedacht: "Du meine Güte!"
Der Junge kam ins Krankenhaus. "Zum Glück war es nicht schlimmer", schreibt Jeremys Vater Roger in
der Beschreibung des Videos. Die Wunden mussten genäht werden, aber ansonsten gehe es ihm gut,
berichtet der TV-Sender ABC. Das Ganze hätte aber auch schlimmer kommen können, wenn Tara nicht so
beherzt ihre Familie verteidigt hätte. "Ich habe noch nie eine Katze gesehen, die so etwas tut", sagte Jeremys
Vater Roger Triantafilo. "Vor allem nicht unsere."
Tara lebt seit 2008 bei den Triantafilos, sie liebe es, gestreichelt zu werden, und höre auf ihren Namen,
erzählt er weiter. Der Hund, ein Labrador-Mischling, stammte von den Nachbarn, die sich für den
Tierschutz engagieren und ihn für eine Rettungsstation bei sich aufgenommen hatten. Er war ausgebüxt, als
sie das Auto vom Grundstück fahren wollten und das Tor geöffnet hatten. Die Besitzer des Tiers hätten ihn
nach dem Angriff den Behörden übergeben und ausgesagt, der Hund möge weder Kinder noch Fahrräder.
Roger Triantafilos Video wurde inzwischen mehr als vier Millionen Mal angeklickt. Tara hat nun auch
eine Menge, darunter auch prominenter Fans. Trotz des Ruhms bleibt Tara ihrer Familie natürlich weiter
treu. Eine Zeitung, die die Familie nach dem Vorfall besuchte, zeigt Bilder, wie Jeremy mit ihr kuschelt.
Auch für den Vierjährigen ist die Sache völlig klar: "Tara ist meine Heldin."
Regentag
Den ganzen Vormittag regnet es schon in Strömen. Der kleine Bär steht am Fenster und wartet. Seine
Freunde werden bei diesem Wetter ganz bestimmt nicht kommen, und alleine spielen ... nein, dazu hat er
heute irgendwie gar keine Lust. Er ist schlecht gelaunt und beobachtet, wie das Wasser in langen breiten
Bächen die Scheibe herunterläuft. Es ist einer dieser Tage, wo er am liebsten im Bett geblieben wäre.
"Kleiner Bär!", hört er plötzlich die Stimme von Mutter Bär aus der Küche rufen. "Essen ist fertig!"
Als sich der kleine Bär an den Tisch setzen will, schaut ihn Mutter Bär erstaunt an: "Wie siehst du aus?
Du bist ja noch nicht gewaschen und gekämmt!" Sie hat Recht, er schaut wirklich ungepflegt aus.
"Dieses eine Mal, gut", entscheidet Mutter Bär, "aber nach dem Essen wirst du dich sofort sauber
machen!"
Die warme Milch schmeckt prima, und der Honig auf dem Brot, mmmh, ein herrliches Essen. Der kleine
Bär isst und isst. Plötzlich hält er inne. Was war das für ein Geräusch?
"Hast Du das gehört?", fragt er mit vollem Mund kauend.
"Was soll ich gehört haben?"
Der kleine Bär steht auf und begibt sich auf die Suche. Er geht ins Bad und schaut sich um. Nichts!
Langsam schleicht er ins Wohnzimmer und schaut sich suchend um. Was könnte es nur gewesen sein.
Gerade als er wieder in die Küche gehen will, hört er es. Ein ganz leises "Platsch". Der kleine Bär dreht sich
einmal im Kreis.
"Platsch".
Wieder schaut er sich um.
"Platsch".
Er sieht zur Decke.
"Platsch".
Der kleine Bär öffnet vor Erstaunen den Mund. Ein großer dunkler nasser Fleck befindet sich an der
Wohnzimmerdecke. Mitten in diesem Fleck sitzt ein dicker Tropfen, der langsam nach unten fällt. Es ist
nicht zu glauben. Der kleine Bär bekommt große Augen, denn auf dem Teppich hat sich schon eine richtig
kleine Pfütze gebildet.
"Schnell", ruft der kleine Bär. "Mami, schnell! Das ganze Wohnzimmer steht unter Wasser!"
Mutter Bär stürzt ins Wohnzimmer: "Was ist passiert?"
"Schau", sagt der Bär und zeigt an die Decke. "Ein Loch, wir müssen ertrinken!"
Mutter Bär schaut nach oben und dann auf den Teppich. Sie sieht dem kleinen Bär ins Gesicht und
beginnt zu lachen. Zärtlich streichelt sie ihm dabei über den Kopf.
"Mach dir keine Sorgen, so schlimm ist es nicht. Wir stellen jetzt schnell einen Topf darunter, damit es
nicht noch schlimmer wird. Wenn Vater Bär heute Abend nach Hause kommt, muss er das Loch im Dach
suchen und sofort reparieren."
Der kleine Bär läuft in die Küche. Als er wieder ins Wohnzimmer zurückkommt, hält er einen kleinen
Topf in der Hand.
"Ist der groß genug?", fragt er Mutter Bär.
"Ich glaube nicht, dass er reichen wird, bis Vater Bär kommt." Geschickt fängt der kleine Bär den
nächsten Tropfen auf. "Ping".
"Oh das hört sich aber gut an", freut er sich.
Schnell läuft er in die Küche und kehrt mit einem Arm voll verschieden großer Töpfe zurück.
Abwechselnd hält er die Töpfe unter die Tropfen. "Ping", "Plitsch", "Pong", "Platsch". Was für ein
herrliches Spiel. Lächelnd geht Mutter Bär in die Küche zurück und hört hinter sich leise die Topfmusik des
kleinen Bären. Unbemerkt wurde aus dem langweiligen verregneten Vormittag doch noch ein aufregender
Nachmittag.
Rapunzel
Es waren einmal ein Mann und eine Frau, sie wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind. Die
Eheleute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Garten
sehen. Er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hineinzugehen, weil er einer
bösen Zauberin gehörte. Eines Tages erblickte die Frau durch das Fenster ein Beet, das mit den schönsten
Rapunzeln bepflanzt war. Sie wollte sie essen. Da sie wusste, dass sie keine davon bekommen konnte, so
magerte sie ab und sah blass aus. Sie sagte ihrem Mann: „Wenn ich keine Rapunzeln zu essen bekomme, so
sterbe ich.“
Am Abend stieg der Mann über die Mauer in den Garten der Zauberin und holte seiner Frau Rapunzeln.
Sie hatten ihr aber so gut geschmeckt, dass sie den anderen Tag noch dreimal so viel Lust darauf bekam.
Also ging der Mann am Abend wieder hinab. Als er aber die Mauer herabgeklettert war, sah er die
Zauberin vor sich stehen. Die böse Zauberin erlaubte dem Mann Rapunzeln mitzunehmen, aber sie stellte eine
Bedingung: Er muss ihr das Kind geben, das seine Frau zur Welt bringen wird. Der Mann sagte in seiner
Angst alles zu, und als die Frau ein Mädchen zur Welt gebracht hatte, erschien sogleich die Zauberin, gab
dem Kind den Namen Rapunzel und nahm es mit sich fort.
Rapunzel wurde das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin
in einen Turm ein, der in einem Wald lag und weder Treppe noch Türe hatte; nur ganz oben war ein
kleines Fensterchen. Wenn die Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin und rief: „Rapunzel,
Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ und dann stieg daran hinauf.
Nach ein paar Jahren passierte es, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm
vorüberkam. Da hörte er einen Gesang, der so lieblich war. Das war Rapunzel. Der Gesang hatte ihm so
sehr das Herz gerührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter
einem Baum stand, sah er, dass eine Zauberin herankam, und hörte, wie sie hinaufrief: „Rapunzel,
Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ So stieg die Zauberin zum Mädchen hinauf.
Am folgenden Tag ging der junge Mann zum Turm und rief: „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar
herunter!“ Sogleich fielen die Haare herab, und er stieg hinauf. Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig. Doch
der Königssohn erzählte ihr, dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr bewegt worden sei, dass er sie jetzt
fragen mochte, ob sie ihn zum Mann nehmen wollte, so sagte Rapunzel ihr „Ja“. Sie sprach: „Bring jedes
Mal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten, und wenn die fertig ist, so steige ich
herunter, und du nimmst mich auf dein Pferd.“
Die Zauberin merkte auch nichts davon, bis einmal Rapunzel zu ihr sagte: „Sagen Sie mir doch, Frau
Gotel, wie kommt es nur, Sie sind viel schwerer heraufzuziehen als der junge Königssohn.“ „Was muss ich
von dir hören“, rief die Zauberin. „Ich dachte, ich hätte dich von aller Welt geschieden, und du hast mich
doch betrogen!“ In ihrem Zorn packte sie die schönen Haare der Rapunzel, griff eine Schere, und, ritsch,
ratsch, waren sie abgeschnitten. Und die Zauberin war so unbarmherzig, dass sie die arme Rapunzel in eine
Wüste brachte, wo sie in großem Jammer und Elend leben musste.
Am selben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte abends die Zauberin die abgeschnittenen
Flechten oben am Fensterhaken fest, ließ die Haare hinab und der Königssohn stieg hinauf. „Aha“, rief die
Zauberin höhnisch, „du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest, die
Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Rapunzel verloren, du wirst
sie nie wieder erblicken!“
Der Königssohn geriet außer sich vor Schmerzen, und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab.
Die Dornen, in die er fiel, zerstachen ihm die Augen. Da irrte er blind im Wald umher und tat nichts als
jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Rapunzel. So wanderte er einige Jahre im Elend
umher und geriet endlich in die Wüste, wo Rapunzel lebte. Rapunzel erkannte ihn sofort, fiel ihm um den
Hals und weinte. Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und er
konnte damit sehen wie sonst. Er führte sie in sein Reich, wo sie mit Freude empfangen wurden, und sie
lebten noch lange glücklich und zufrieden.