Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum 2015 20. 1996-2015 e d . l e g n i l h c s f f www. 7.-9. Oktober im Kinopolis Freiberg Hauptsponsor: Medienpartner: Veranstalter: Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V. • D-09119 Chemnitz • Neefestraße 99 Mitveranstalter: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien 2 Der SCHLINGEL 2015 in Freiberg Internationales Filmfestival SCHLINGEL findet parallel zu Chemnitz auch in Freiberg statt und zeigt topaktuelle Produktionen nen unsicher. Beim SCHLINGEL ist er zum zweiten Mal dabei. Wir freuen uns riesig und wünschen auch für 2015 ganz viel Spaß. Der SCHLINGEL in Chemnitz Ab dem 7. Oktober öffnen sich die Türen des Kinopolis in Freiberg für das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum SCHLINGEL. Damit haben kleine und große Cineasten aus Freiberg und Umgebung für insgesamt drei Tage die Möglichkeit, das in Chemnitz beheimatete Festival auch vor der eigenen Haustür zu erleben. Im Kinopolis gibt es, parallel zur Festivaledition in Chemnitz, erstklassige und topaktuelle internationale Filme zu sehen, die sich auch sehr gut für den Einsatz im Unterricht eignen. Einige der Filme laufen in Originalsprache und schulen so die Fremdsprachenkenntnisse des Publikums. Gleichzeitig werden alle Filme medienpädagogisch begleitet. In Filmgesprächen kann über das Gesehene diskutiert und mit Regisseuren und Schauspielern – beispielsweise aus Großbritannien, Kanada oder der Tschechischen Republik – zu Produktionsbedingungen, Castings oder Filminhalten gesprochen werden. Acht Filme aus neun Ländern sowie ein Animationsfilmprogramm stehen im Freiberger Programm. Leinwand. Für die Regisseure, Produzenten und Schauspieler ist die erste Vorführung in einem fremden Land ein überaus spannender Moment. Sie wollen erfahren, ob ihr Film in Deutschland ankommt und dem Publikum gefällt. Jedoch ist es nicht leicht, einen Film richtig zu erfassen, wenn die Schauspieler u.a. farsi, filipo oder auch finnisch sprechen. Damit die Besucher dennoch alles verstehen, gibt es im Kino eine Live-Übersetzung ins Deutsche. Folgende „Einleser“ verleihen den SCHLINGELFilmen ihre Stimmen: Filmeinsprache Der Schauspieler, Filmemacher und Autor Jens Hahn ist seit dem 1. SCHLINGEL als Einleser dabei. Besonders reizvoll findet er es, quasi jede Rolle auf Die meisten der beim SCHLINGEL gezeigten internationalen Streifen laufen zum ersten Mal auf einer deutschen Der passionierte Kabarettist und Puppenspieler Kay Haberkorn ist bereits zum sechsten Mal beim SCHLINGEL dabei. Am spannendsten beim Einlesen findet der Erzgebirger das Sprechen mit verschiedenen Stimmen. Über Bühnenerfahrung fernab des Festivals verfügt der gelernte Koch u.a. durch seine langjährige Arbeit im Kinder- und Jugendtheater sowie beim Karneval. der Leinwand spielen zu können. Dabei ist es wichtig, sich in den Film und die jeweilige Situation einfühlen zu können. Bei seinen Vorbereitungen überlässt er nichts dem Zufall. Fünf Stunden pro Film sind ein Muss. Insgesamt hat Jens Hahn bereits knapp 300 Filme für SCHLINGEL-Besucher eingelesen. Der freie Filmjournalist Dr. Volker Petzold ist seit 2001 als Programmberater und Einleser für das Filmfestival tätig. Worauf er sich zum 20. SCHLINGEL am meisten freut? Natürlich auf die zahlreichen osteuropäischen Streifen, für die er u.a. in Polen, Russland und Tschechien recherchiert hat. Mit Figuren und Geschichten kennt sich der Schauspieler, Puppenbauer und Bühnenbildner Michael Schmidt bestens aus. Seit 30 Jahren macht der gebürtige Berliner deutsche und europäische Theaterbüh- In Chemnitz fällt der Startschuss für die 20. Ausgabe bereits zwei Tage früher. Ab dem 5. Oktober werden mehr als 130 Filme aus der ganzen Welt in den verschiedenen Kinosälen des CineStar in der Galerie Roter Turm präsentiert. Nach den Vorstellungen stehen die Filmteams für Gespräche zur Verfügung. Um die 900 Produktionen aus mehr als 70 Ländern, knapp die Hälfte davon waren kurze Spiel- und Animationsfilme, hat die achtköpfige Programmkommission gesichtet, um die besten davon für das Festival auszuwählen. Sie werden nun in den Wettbewerbskategorien Kinder-, Junior-, Jugend-, Kurz- und Animationsfilm sowie Blickpunkt Deutschland gezeigt. Mehr als 90 Filme konkurrieren hier um die begehrten Preise. Weitere Streifen laufen in den außer Konkurrenz stehenden Sektionen Panorama und Hommage, in Letztgenannter wird das Schaffen einer Persönlichkeit beleuchtet, die sich im Kinder- und Jugendfilmbereich besonders verdient gemacht hat. Die Fach-, Kinder- und Jugendjurys haben in der Festivalwoche dann die Qual der Wahl, die Sieger in den jeweiligen Kategorien zu bestimmen und die Preise im Gesamtwert von 42.000 Euro zu vergeben. Eine Besonderheit stellt hier die Europäische Kinderjury dar. 18 Kinder neun verschiedener Nationalitäten stimmen nicht nur über den besten Kinderfilm ab, sondern küren auch den überzeugendsten Kinderdarsteller. Die Jurykinder kommen in diesem Jahr aus Budapest, Kopenhagen, Leipzig, Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum Ljubljana, Prag, Saint Quentin, Stockholm und Wien. Neben den Filmvorführungen gibt es während des SCHLINGEL ein umfangreiches medienpädagogisches Programm für Kindergärten, Schulen und Horte. Dort können Kinder und Jugendliche in Workshops mehr zur Filmtheorie erfahren, in praktischen Aufgaben einen Einblick in die Filmproduktion gewinnen oder sich tiefgründiger mit Filminhalten auseinandersetzen. Im Kino werden die Besucher wieder vom SCHLINGEL-Maskottchen empfangen. In diesem Jahr ist es der elfjährige Sven Leuoth. Er kommt aus Chemnitz, geht in die 6. Klasse des Karl-SchmidtRottluff-Gymnasiums und liebt seine Gitarre, Fußball und Tischtennis. Das gesamte SCHLINGEL-Team freut sich schon jetzt auf alle kleinen und großen Filmfans, wünscht viel Spaß beim Festival in Chemnitz und Freiberg, erlebnisreiche Filmmomente sowie interessante Gespräche mit unseren Gästen aus aller Welt! Impressum Herausgeber: Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V. Neefestraße 99, 09119 Chemnitz Telefon: 0371 / 444 7 440 www.ff-schlingel.de Festivalleitung: Michael Harbauer Redaktion: Christin Franz Filmtexte: Barbara Felsmann, Antje Gleißberg, Sabine Schramm, Anne Schwesinger Layout und Satz: Lothar Quast 3 Nachbarschaft Neighbourhood Deutschland, Polen, Tschechische Republik 60 min. 2010 – 2014 ab 6 Jahren Drei Kinder- und Jugendfilmfestivals aus benachbarten Ländern haben gemeinsam ein Animationsfilmprogramm für Kinder ins Leben gerufen, zu dem jedes Land einen eigenen Teil beisteuern wird. Unterhaltsames und Nachdenkliches stehen im Vordergrund der kleinen Werke unterschiedlicher Künstler und Studios dreier Nationen. Die Idee entstand in diesem Jahr am Rande der Berlinale während eines gemeinsamen Treffens der Verantwortlichen des Internationalen Filmfestivals für Kinder und Jugendliche aus dem tschechischen Zlín, des Festivals für Junges Publikum „Ale Kino!“ aus Poznań/Polen und des SCHLINGEL Filmfestivals Chemnitz. Jedes Partnerfestival, so die Übereinkunft, stellt eine 20-minütige Collage aktueller nationaler Animationskurzfilme zusammen. Diese sind für Kids ab sechs Jahren geeignet, sollen einen Querschnitt des aktuellen nationalen Animationsfilmschaffens bieten und kommen möglichst ohne Sprache aus, sind also international verständlich. Seine Premiere feierte die rund 60-minütige Zusammenstellung unter dem Titel „Nachbarschaft“ im Mai dieses Jahres beim 55. Internationalen Zlín Film Festival, einem der dienstältesten Kinderfilmfestivals der Welt. Die nächste Station des zwischen den Festivals zirkulierenden Programms wird dann der 20. SCHLINGEL sein, bis es schließlich in der Vorweihnachtszeit beim traditionsreichen Ale Kino! Festival in Poznań über die Leinwand flimmern wird. Im jeweiligen Heimatland soll immer der eigene Programmteil ausgetauscht werden, beim SCHLINGEL also der deutsche. Der neue Programmpart feiert dann zu diesem Festival seine Premiere, bevor er die Reise zu den beiden anderen Partnerfestivals im Ausland antritt. So entsteht nach jeder Saison ein komplett neues Programm, welches kontinuierlich zwischen den Veranstaltungsorten reist. Die Filme können in die Wettbewerbe der jeweiligen Festivals aufgenommen werden. Damit bietet die Auswahl der Titel eine Plattform, sich für drei internationale Festivals gleichzeitig zu qualifizieren, sich über die Grenzen des Heimatlandes hinaus zu präsentieren und somit möglicherweise eine Festivalreise um die Welt ins Rollen zu bringen. Die drei Partnerfestivals möchten mit diesem Projekt ihre enge Zusammenarbeit betonen und den damit verbundenen interkulturellen Austausch unterstreichen. Auf gute Nachbarschaft! Der unglaubliche Wiplala Wiplala / The Amazing Wiplala Seit dem Tod der Mutter fühlt sich der neunjährige Johannes oft recht einsam. Vater Blom ist nur mit der Arbeit und mit sich selbst beschäftigt, die zwölfjährige pubertierende Schwester Nella Della zickt ständig herum. Wenn doch Johannes nur einen Freund hätte, für sich ganz allein! Und da passiert es. Eines Abends entdeckt Johannes in der Küche einen kleinen, jungen Mann, nicht größer als seine Hand. Er stellt sich als „Wiplala“ vor und möchte auf gar keinen Fall Kobold genannt werden, obwohl er zaubern oder – wie er sagt – „tinkeln“ kann. Johannes lässt Wiplala in seinem Bett schlafen, badet ihn am nächsten Morgen und kämmt ihm mit der Zahnbürste die Haare. Später erzählt ihm sein neuer Freund, dass er aus seinem Reich geflohen ist, weil er zwar das Tinkeln ganz gut, aber das Zurücktinkeln nur sehr mäßig beherrscht. In der Tat verwandelt Wiplala den Kater der Bloms und kurz darauf den verkannten Dichter Arthur Hollidie in steinerne Statuen. Nun muss Johannes den Vater und Nella Della in sein Geheimnis einweihen. Doch ehe sie einen Plan zur Rettung von Kater und Arthur Hollidie schmieden können, tinkelt sie Wiplala in einer Notsituation zu solch kleinen Wesen wie er selbst. Ohne magische Kräfte werden Stühle, Tische, Türen plötzlich für die drei zu Hindernissen. Doch sie haben keine Zeit, sie müssen in Wiplalas Reich gelangen, um Hilfe für ihren Kater und vor allem für den Poeten zu holen, der gerade sein 147. Buch fertiggestellt hat. Eindruck Dieser fantasievolle Film basiert auf dem preisgekrönten Kinderbuch „Wiplala – Kannst du zaubern?“ der niederländischen Schriftstellerin Annie M. G. Schmidt. Der Regisseur setzt die Vorlage sehr modern um und bindet heutige Probleme von Kindern mit ein: Die Einsamkeit des kleinen Johannes, seine Sehnsucht nach einem Freund, der nur mit sich beschäftigte Vater, der am Ende erkennt, wie sehr ihn seine Kinder brauchen sowie Nella Della, die lernt, zu ihren Gefühlen zu stehen. Gleichzeitig setzt er sich mit Fragen wie „Was passiert, wenn die Menschen nicht größer als ein Mittelfinger wären?“ auseinander. Die Antwort wird sehr pointiert und spannend erzählt; sie macht Spaß und regt die Fantasie der Kinder an. Auf unterhaltsame Weise werden die Zuschauer provoziert, über Themen wie „anders sein“, „nicht in die Norm passen“ nachzudenken. Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum Niederlande, Luxemburg 100 min. 2014 ab 7 Jahren Regie Tim Oliehoek Schauspieler Geza Weisz, Sasha Mylanus, Peter Paul Muller, Kee Ketelaar, Paul Kooij Deutsche Erstaufführung 4 Ulises und die 10.000 Schnurrbärte Ulises y los 10,000 Bigotes / Ulises and the 10,000 Moustaches Mexiko 94 min. 2014 ab 8 Jahren Regie Manuel Carames Schauspieler Santiago Torres, Jesús Ochoa, Gabriela Arroyo, Osvaldo de León, Fernando Becerril Deutsche Erstaufführung Der neunjährige Ulises ist der festen Überzeugung, dass er die schwierige Zeit der Kindheit nur überstehen kann, wenn er sich so unauffällig wie nur irgendwie möglich verhält. Damit ihn niemand bemerkt – weder die Kinder in der Schule noch die Lehrer oder andere nervige Erwachsene. Das meinen auch seine besten Freunde Marcelino sowie die gleichaltrige Lula. Gemeinsam gründen sie den Club der „Unsichtbaren“ und treffen sich regelmäßig in ihrem Geheimversteck. Aber dann geschieht etwas Unfassbares: Über Nacht wächst Ulises plötzlich ein Schnurrbart. Mit einem Pflaster über der Lippe geht er in die Schule, befürchtet er doch, von den Mitschülern verspottet zu wer- den. Aber genau das Gegenteil tritt ein: Ulises wird von allen angehimmelt, sogar von Lucy, dem schönsten Mädchen der Klasse! Was der schüchterne Junge auch anpackt, alles gelingt ihm. Er wird zum Torwart der Schulmannschaft ernannt, die Kinder bitten ihn um Autogramme und lassen sich mit ihm fotografieren, die Lehrer haben Respekt vor ihm. Auf Empfehlung seines Onkels Fabian wird er sogar in den Geheimbund der 10.000 Schnurrbärte aufgenommen. Plötzlich gefällt es Ulises, nicht mehr unscheinbar zu sein. Als ihn dann auch noch sein Mitschüler Joel managen und mit ihm zusammen Geld scheffeln will, ist der bärtige Neunjährige sehr zufrieden mit seiner Kindheit. Nur, dass er über seinen Ruhm immer mehr seine beiden besten, „unsichtbaren“ Freunde vergisst. Am Ende weiß Ulises, dass er nicht mehr so schüchtern sein will wie früher, aber auch nicht so selbstgefällig wie jetzt in seiner „Bart-Zeit“. Eindruck Die mexikanische Produktion setzt sich auf unterhaltsame Weise mit der Selbstfindung eines neunjährigen Jungen auseinander, nachdem er zum Superstar geworden ist. Zentrale Fragen, die im Film behandelt werden, sind: Was macht eine echte Freundschaft aus, und was muss man tun, um diese zu erhalten? Ulises wächst bei seiner Mutter in aller Geborgenheit auf und doch ist er ein etwas ängstlicher Junge. Er will nicht auffallen, um seine Ruhe zu haben. Doch dann passiert etwas Fantastisches und plötzlich steht er überall im Mittelpunkt. Das stärkt zunächst sein Selbstbewusstsein, doch mehr und mehr entwickelt er sich zu einem eitlen, eingebildeten Jungen und setzt dabei seine Freundschaft zu Lula und Marcelino aufs Spiel. Die sieben Raben Sedmero krkavců / The Seven Ravens Vor langer, langer Zeit wuchs in einem Königreich mit einem dunklen Wald und einem Dorf voller einfacher Menschen die kleine Bohdanka auf – ein lebenslustiges Mädchen, das gern seinen Schabernack mit anderen trieb. Nur eines bedrückte sie sehr: Dass ihre Mutter immer so traurig war und um die Truhe voller Jungenkleidung oben auf dem Dachboden ein Geheimnis machte. Viel später, als Bohdanka zu einer jungen Frau herangewachsen war, erzählte ihr eine weise Frau, dass sie einst sieben Brüder hatte, die die Mutter in einem Moment der Verzweiflung verflucht und in schwarze Raben verwandelt hatte. Bohdanka, so erfuhr sie, könnte die Jungen retten. Doch dazu müsste das Mädchen durch den dunklen Wald zu den Bergen wandern, dort abgeschieden von der Welt in einer Höhle leben und aus Brennnesseln sieben Hemden weben. Vor allem aber dürfte Bohdanka weder ein gesprochenes, noch ein geschriebenes Wort von sich geben, solange bis ihre Brüder erlöst wären. Fest entschlossen, diese Prüfung zu bestehen, machte sich Bohdanka auf den Weg. Tagsüber plagte sie sich unermüdlich mit den Brennnesseln ab, nahm den Schmerz in Kauf, die Einsamkeit. Die Zeit verging. Sechs Hemden waren bereits fertig, als Bohdanka hohes Fieber bekam. Der liebenswürdige, stotternde Prinz Bartholomäus, der sie schon oft besucht hatte, brachte sie auf’s Schloss – zum Ärger seiner Mutter, der Königin! Eindruck Diese, von Božena Nĕmcová verfasste böhmische Variante des bekannten Märchens wurde 1993 schon einmal verfilmt und gelangte auch in die deutschen Kinos. Der an Originalschauplätzen wunderschön fotografierte und spannende Film mit einer anspruchsvollen Erzählstruktur verbindet verschiedene Stränge miteinander: Einerseits die Verwandlung der Brüder in Raben und deren Erlösung, andererseits die Geschichte der Königin, die um ihrer Macht willen einer „Konkurrentin“ den Sohn genommen hat und nun die Frau seines Sohnes aus dem Weg schaffen will. Ihren Intrigen kommt man nicht mit Worten bei, so die Grundaussage des Films, sondern nur mit „dem Herzen“, dem Gefühl. Und genau darauf vermag Prinz Bartholomäus, der als Stotterer ein Außenseiter ist, zu hören und kann so letztendlich seine stumme Geliebte wie auch deren Brüder retten. Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum Tschechische Republik, Slowakei 97 min. 2015 ab 10 Jahren Regie Alice Nellis Schauspieler Martha Issová, Sabina Remundová, Lukáš Příkazký, Václav Neužil ml., Zuzana Bydžovská Deutsche Erstaufführung 5 Kopf über Wasser Surfacing Kanada 95 min. 2014 ab 13 Jahren Regie Lindsay McKay Schauspieler Julia Sarah Stone, Kenneth Welsh, Craig Arnold, Leah Pinsent, Diana Leblanc, Jamie Johnston Deutsche Erstaufführung Die 13-jährige Sam lebt zusammen mit ihrer Mutter und dem älteren Bruder Nate in einer Kleinstadt. Das blasse, magere Mädchen ist so schüchtern, dass es lieber mit einem nassen Badeanzug unter der Kleidung herumläuft, als sich nach dem Schwimmunterricht in der Umkleidekabine vor den gleichaltrigen Mitschülerinnen auszuziehen. Die sind schon viel weiter als Sam und verspotten sie bei jeder Gelegenheit. Sie haben eine Superfigur, schminken sich, gehen zu Partys und interessieren sich nur noch für Jungs. Doch plötzlich macht auch Sam ganz neue Erfahrungen. Sie verliebt sich in den 17-jährigen, attraktiven Schwimmtrainer Lukas, und er wiederum scheint sich für sie zu interes- sieren. Vor allem aber lernt Sam im Seniorenheim, das ihre Mutter leitet und in dem sie die Zimmer putzt, eine neue, ihr unbekannte Welt kennen. Da ist zum Beispiel die alte, stets schweigende Dame Judith, die immer aus dem Fenster starrt und der die Tränen kommen, als eines Tages ein toter Vogel auf ihrem Fensterbrett liegt. Oder der ewig schimpfende Ed, der stets und ständig an der Straße steht und Autos anhalten will, die ihn zu seinem alten Zuhause bringen sollen. Von ihnen erfährt Sam eine stille Zuneigung und Achtung. Vor allem aber lernt sie von ihnen viel über das Erwachsen- und Altwerden und bekommt eine Ahnung davon, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als eine Superfigur und oberflächliche Flirts. Die Hauptdarstellerin Julia Sarah Stone war 2011 bereits beim SCHLINGEL zu sehen in dem kanadischen Film „Als Dolly Parton meine Mutter war“. Eindruck „Kopf über Wasser“ ist ein eindrückliches Coming of Age-Drama aus Kanada, das darüber hinaus viel über das Verhältnis zwischen Jugendlichen und Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen, erzählt. Sam ist eine Außenseiterin. Sie sieht jünger aus, als sie ist, und ihr fehlt es an Selbstbewusstsein. Die Arbeit im Seniorenheim macht ihr wenig Spaß, hat sie doch Probleme, mit den Eigenheiten der alten Leute umzugehen. Doch dann merkt sie, wie sich durch ihre Anwesenheit das Verhalten von Judith verändert. Ohne Worte kommen sich die beiden näher. Und auch Ed beginnt, auf Sam zu achten, und erzählt ihr von seiner Vergangenheit. Dies alles lässt Sam reifen, sodass sie sich letztendlich auch über ihre Beziehung zu Lukas Klarheit verschaffen kann. Meine Tochter Anne Frank My Daughter Anne Frank Millionen von Menschen kennen das Tagebuch von Anne Frank. Das jüdische Mädchen, das mit seiner Familie nach der Machtübernahme Hitlers von Frankfurt am Main nach Amsterdam geflüchtet war, musste sich ab Juli 1942 auch dort vor den Nazis verbergen. 761 Tage lebte Anne mit ihren Eltern Otto und Edith Frank, der Schwester Margot, der Familie van Pels und dem Zahnarzt Dr. Pfeffer in einem Versteck im Hinterhaus der Firma ihres Vaters. In ihrem Tagebuch schrieb sie über ihre Erlebnisse, über die Spannungen und Konflikte, die durch das Zusammenleben so vieler Menschen auf engstem Raum entstanden, über ihre Gefühle zu dem drei Jahre älteren Peter van Pels, über ihre Ängste sowie über ihre Wünsche und Träume. „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod“, notierte sie, die so gern Journalistin oder Schriftstellerin geworden wäre, an einer Stelle. Am 4. August 1944 wurden die acht Untergetauchten verraten und in verschiedene Lager beziehungsweise KZs deportiert. Anne starb im März 1945 im KZ Bergen-Belsen. Sie wurde 15 Jahre alt. Otto Frank hat als Einziger überlebt, nach seiner Rückkehr die bewegenden Aufzeichnungen seiner Tochter gefunden und sich um deren Veröffentlichung bemüht. Eindruck Das TV-Doku-Drama, produziert fürs Fernsehen, ist die erste deutsche Verfilmung des Tagebuchs von Anne Frank. Der Regisseur verbindet dabei gekonnt verschiedene Erzählebenen miteinander. Die konkreten Erlebnisse des jüdischen Mädchens setzt er in Spielszenen um und hält sich dabei eng an die Vorlage. Erinnerungen lässt er in schwarz-weiß-gehaltenen Rückblenden erscheinen, während Annes Gedanken zur politischen Situation in den Niederlanden mit historischen Filmaufnahmen gekoppelt werden. Dazu kommen in Interviews Schulfreunde von Anne und andere Zeitzeugen zu Wort. Annes Vater selbst ist in einem Interview von 1969 zu erleben. Damit gibt das zutiefst berührende Doku-Drama ein vielschichtiges Bild von den Lebensumständen der acht untergetauchten Menschen sowie vom historischen Hintergrund. Vor allem aber kommt es der eigenwilligen, für damalige Verhältnisse recht emanzipierten und selbstbestimmten, freiheitsliebenden Persönlichkeit der Anne Frank sehr nahe. Sie wird sehr modern und intensiv gespielt von der Nachwuchsschauspielerin Mala Emde. Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum Deutschland 90 min. 2014 ab 13 Jahren Regie Raymond Ley Schauspieler Mala Emde, Götz Schubert, Bettina Scheuritzel, Rosalie Ernst, Renate Regel, Peter Cieslinski 6 Aurélie Laflamme – Mit beiden Beinen im Leben Aurélie Laflamme – Les pieds sur terre / Aurélie Laflamme – Somewhat Grounded Kanada 113 min. 2015 ab 15 Jahren Regie Nicolas Monette Schauspieler Marianne Verville, Lou-Pascal Tremblay, Geneviève Chartrand Deutsche Erstaufführung Für den Teenager Aurélie beginnt das letzte Jahr auf dem Montréaler College. Das wird die aufregendste, schönste Zeit ihres Lebens, glaubt sie. In Wirklichkeit aber erwartet sie das reinste Gefühlschaos. Denn nach wie vor ist sich Aurélie nicht sicher, wo sie eigentlich hingehört und was sie will. Ihren Schwebezustand vergleicht sie mit dem Moment beim Joggen, „kurz bevor der Fuß den Boden berührt und man nicht sicher ist, wo man landet“. Dieses Gefühl der Unsicherheit beginnt im Umgang und beim Flirten mit Jungen, betriff t ihre Berufswünsche, aber auch die Beziehung zu ihrer Mutter France. Seit dem Tod des Vaters hat Aurélie nämlich das Gefühl, dass France überhaupt keine Ahnung davon hat, was in ihrer Tochter vorgeht. Erst recht nicht, seitdem die Mutter einen festen „Lover“ hat und ein Baby erwartet. Noch viel schlimmer aber ist, dass Aurélie nicht weiß, was sie nach dem College „mit dem Rest ihres Lebens anfangen soll“. France meint, sie solle einen Beruf wählen, der ihr Spaß macht, während ihr Französischlehrer sie immer wieder ermahnt, etwas zu tun, bei dem sie ihre Fantasie und Kreativität einbringen kann. Doch all die guten Ratschläge fruchten nicht, wenn Aurélie immer befürchtet, sich für etwas Falsches zu entscheiden. Nur eine „sichere Bank“ gibt es in ihrem Leben: Tommy, ihr bester Freund aus Kindheitstagen. Tommy ist stets zur Stelle, wenn Aurélie in Not ist. Bis er sich das erste Mal verliebt … Eindruck „Aurélie Laflamme“– Mit beiden Beinen im Leben“ ist die Fortsetzung der kanadischen Produktion „Das Tagebuch der Aurélie Laflamme“ aus dem Jahr 2010, die auch beim SCHLINGEL präsentiert wurde. Grundlage ist eine, in mehreren Teilen auch in Deutschland verlegte Jugendbuchreihe von India Desjardins. Während sich damals die 14-jährige Aurélie wie ein „Alien“ fühlte und mit dem Verlust ihres Vaters zu kämpfen hatte, geht es nun dem Teenager nicht viel besser. Immer noch ist Aurélie auf der Suche nach sich selbst: Wer bin ich, was möchte ich, wie soll meine Zukunft aussehen? Die Fragen beschäftigen viele Jugendiche. Regisseur Nicolas Monette kennt sich in der Psyche von Teenagern gut aus, schildert er doch überzeugend die Verunsicherung seiner Hauptfigur. Sie stolpert durch eine Menge schwieriger Situationen, die mal witzig, mal zutiefst ernst inszeniert sind, aber dabei immer bemerkenswert authentisch wirken. Der Club der Unverstandenen El Club de los Incomprendidos / The Misfits Club Die charakterstarke und fröhliche Valeria muss nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer Mutter aus der Provinz nach Madrid ziehen. Weit weg von Freunden und Familie fühlt sie sich zunächst unglücklich. Nachdem sie sich gleich am ersten Tag an ihrer neuen Schule mit Eli – der vermeintlichen Schulzicke – angelegt hat, wird sie zur Teilnahme an den wöchentlichen Sitzungen mit dem Schulpsychologen verpflichtet. Dort triff t sie einige ihrer Mitschüler wieder: Neben Eli den gutaussehenden Raúl und den schüchternen Bruno, die leistungsorientierte Ester und die verschlossene María, die alle ihre eigenen Probleme mitbringen. Nicht nur Valeria und Eli beginnen, Freundinnen zu werden, sondern die gesamte Gruppe wächst immer mehr zusammen. Sie gründen den „Club der Unverstandenen“. Die Freunde haben viel Spaß miteinander – solange, bis jeder beginnt, sein eigenes kleines Geheimnis vor den anderen zu verbergen. So bandelt Valeria heimlich mit Raúl an, obwohl sie weiß, dass auch ihre Freundin Eli ein Auge auf ihn geworfen hat. Außerdem lernt Valeria César kennen, einen „chico“ von der Straße, mit dem sie auf nächtlichen Abenteuer-Touren die Metropole Madrid entdeckt. Als auch noch Elis alte „Freundin“ Alex auftaucht, wird der Zusammenhalt der Gruppe auf eine harte Probe gestellt, die schließlich sogar über Leben und Tod entscheiden wird. Als das Schuljahr endet, ist Valeria erwachsener geworden und hat die erste Liebe erlebt. Ob sie es auch schaff t, ihre größte Angst zu überwinden: Dass ihr Madrid gefallen könnte? Eindruck Basierend auf dem Roman „¡Buenos días, princesa!“ von Blue Jeans, liegt der Fokus des Filmes auf der Entwicklung der Hauptperson Valeria. Dabei werden die Probleme von Heranwachsenden thematisiert: fehlende Eltern oder Leistungsdruck, die Angst, von Mitschülern bzw. Freunden nicht angenommen zu werden, Höhen und Tiefen bei der Entdeckung der Liebe bis hin zu Selbstmordgedanken und imaginären Freunden. Den- noch endet der Film lebensbejahend. Der Zuschauer verlässt ihn mit dem Eindruck, dass die Eigenheiten, die jeder (vor allem ein Jugendlicher) an sich spürt, „normal“ sind und dass jeder Mensch mit ihnen leben lernen muss. Nicht zuletzt durch eingeblendete Textnachrichten wird die Geschichte nachvollziehbar, spannend und jugendnah erzählt. Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum Spanien 105 min. 2014 ab 15 Jahren Regie Carlos Sedes Schauspieler Charlotte Vega, Alex Maruny, Michelle Calvó, Ivana Baquero, Jorge Clemente Deutsche Erstaufführung 7 Social Suicide Großbritannien 92 min. 2015 ab 16 Jahren Regie Bruce Webb Schauspieler Jackson Bews, India Eisley, Neve McIntosh, Richard Cordery, Rollo Skinner, Leonard Whiting Deutsche Erstaufführung Der 17-jährige Balthazar filmt seine Freunde täglich in der Freizeit, auf der Straße oder bei Partys. Anschließend stellt er sein Material ins Netz, um vielleicht doch die „eine Million Klicks“ zu erreichen. Nach einer Nacht, in der zwei tote Jugendliche aufgefunden werden, wird Balthazars Filmmaterial zum wichtigsten Beweismaterial, das zur Aufklärung der Tat dienen und die Zusammenhänge mit dem Mädchen Julia herstellen soll. Sie ist die Freundin des gesuchten und tatverdächtigen Reese und wurde mit einer Überdosis Tabletten in die Klinik gebracht. Balthazar wird der Vernehmung zugeführt und seine Wohnung durchsucht. Inspektor Hetty Dalton, eine engagierte Mittwoch 7.10.2015 Donnerstag 8.10.2015 Freitag 9.10.2015 9.00 Uhr Nachbarschaftsprogramm • ab 6 9.00 Uhr Ulises und die 10.000 Schnurrbärte • ab 8 9.00 Uhr Der unglaubliche Wiplala • ab 7 9.30 Uhr Die sieben Raben • ab 10 9.30 Uhr Meine Tochter Anne Frank • ab 13 9.30 Uhr Kopf über Wasser • ab 13 Polizistin, und der überaus loyale Jugendanwalt Laurence Emerson verhören ihn. Bei ihren Ermittlungen assistiert IT-Experte Hughie. Selbst begeisterter YouTuber und versiert im Umgang mit Technik und Social Media, rekonstruiert er das Material aus vlogs, vines, snapchats, YouTube, Mobiltelefonen und Überwachungskameras. Nichts bleibt, was es vorher war, und Realität wird zum Puzzle mit einer ständig wechselnden Bedeutung. Als Balthazar schließlich entlassen wird, nimmt die Geschichte einen dramatischen Verlauf. Eindruck In diese Kombination aus Thriller, Drama und Romanze wird das Thema von „Romeo und Julia“ lose verwoben. Ihre tragische Liebesbeziehung ist nun nicht mehr auf der Theaterbühne, sondern im Internet zu verfolgen. Wie viele Klicks braucht man, um in den sozialen Netzwerken berühmt zu werden? Wie weit würde dabei jeder gehen? Und welche Themen locken die Zuschauer an? Diese Fragen beschäftigen viele Jugendliche. Der Film zeigt, dass nicht nur das Anschauen von Beiträgen süchtig machen kann, sondern auch die Suche nach der geeigneten Story. Hier wird es die Liebesbeziehung zwischen Reese und Julia, und bei der Übertragung im Netz rücken die Grenzen immer weiter ins Extreme. Handlungsort ist eine anonyme Stadt. Die Geschichte kann sich also überall zutragen. Der Film wurde für die alljährliche Veranstaltung „London Screenings“ in der Kategorie Breakthrough Strand ausgewählt. Julias Eltern werden gespielt von Leonard Whiting und Olivia Hussey, den Hauptdarstellern aus Franco Zefirellis Klassiker „Romeo und Julia“ von 1968. Informationen im Überblick Das Festival-Kino Kinopolis | Chemnitzer Straße 133, 09599 Freiberg Preise 4 Euro pro Karte Infos und Tickethotline: Kristin Vogel: 0371 – 444 74 25 | [email protected] 10.00 Uhr Aurélie Laflamme • ab 15 • OmeU 10.00 Uhr Social Suicide • ab 16 • OF 10.00 Uhr Der Club der Unverstandenen • ab 15 • OmeU Das -Team wünscht allen Besuchern spannende Filmmomente! Legende 4 - 6 Jahren 7 - 10 Jahren 11 - 13 Jahren ab 14 Jahren OF Originalfassung OmeU Originalton mit engl. Untertiteln Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum
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