Fassungslosigkeit

Fassungslosigkeit
Wie kommt es dazu?
Wie kommt es dazu, dass ich jetzt hier sitze und über dieses Wunder schreibe?
Dieses Wunder des Daseins, dieses absolute Wunder des Lebens, das Leben selbst, das ich bin und
das sich so ausdrückt!
Es gibt dafür keine Antwort, wirklich, ich weiss es nicht! Dennoch passiert es und es fühlt sich
einfach prickelnd an. Hier oben, in dem ovalen Ding, im Spiegel kann ich es sehen, das hier so auf
diesen beiden Schultern sitzt, kommt immer wieder etwas, was sich ausdrücken mag. Es geht
immer nur um dieses Eine und um den Versuch es auszudrücken, es schmackhaft zu machen, es
spürbar zu machen, es erlebbar zu machen. Es ist nicht möglich und dennoch ist es notwendig. Es
ist notwendig sich auf das Unmögliche einzulassen, dann fängt es an zu fliessen und alles ist
möglich. Das ist das Wunder! Du kannst es nicht fassen und es passiert in einem Moment der
absoluten Fassungslosigkeit, wenn die Fassung absolut verloren geht! Etwas bleibt übrig und das ist
das Wunder! Die Fassung und das Fliessen in diesem scheinbaren Rahmen finden in diesem
Wunder statt, das wir sind! Wir sind der Rahmen und wir sind das Fliessen und beides findet
ständig statt, miteinander, unabhängig, absolut frei, in einem unsagbar weiten Raum, in uns, für uns
und mit uns, das ist das Wunder! Wir sind dieses Wunder!
Wie kam es dazu?
Jetzt eine Geschichte, die Erinnerung, der Weg dahin. Früher war es scheinbar anders.
War es früher anders?
Absolut, es hat sich absolut anders und verschieden angefühlt.
Als Kind hatte ich immer wieder solche Ahnungen, solche Momente, in dem dieses Wunder
durchblitzte, ich kann mich daran erinnern. Doch meist waren die nur von sehr kurzer Dauer und es
kam dann so ein dunkler, schmieriger Nebel, der die Wahrnehmung finster durchzog. Ich dachte das
sei die Realität. Diese wunderbar hellen Momente die sich manchmal auftaten, knüpfte ich an
bestimmte Begebenheiten. Es passierte häufig in der Natur, in der Kirche, wenn es meinen Vater gut
ging, auch manchmal einfach während des Spiels, oder später beim intensiven Sport.
Ich versuchte alles, um diesem Mangel zu entkommen, logisch. Er löste sich aber immer nur kurz
und kam sofort mit noch grösserer Intensität zurück. Als Jugendlicher fühlte ich dann mehr und
mehr die Abhängigkeit von äußeren Dingen. Ich fühlte, dass dieses Mangelgefühl von Dingen
abhing, die ich nicht in der Hand hatte. Ich hatte es nicht in der Hand, wie mein Vater sich fühlte,
doch ich fühlte mich abhängig davon. Ich fühlte mich abhängig von der Schule. Immer fühlte ich
den Druck von aussen und ich konnte ihn nicht erfüllen. Die Anderen machten auf mich immer so
einen glücklichen und coolen Eindruck, ich wusste nicht, was ich da wollte und das macht mir
Druck. Alles macht irgendwie Druck. Ich flüchtete mich in Alkohol und Sport und die hellen
Momente wurden immer weniger.
Dann diese absolute Fassungslosigkeit!
Auf einmal war dieses Wunder offen! Ich war frei, ich war Licht, ich war dieses Wunder.
Es war ein Moment der absoluten Hingabe an das, was ist!
Ich lag im Wohnzimmer auf dem Sofa, zwei Tage zuvor hatte sich mein Vater das Leben
genommen. Ich lag so da, in dieser Trauer und es war, wie wenn sich auf einmal alle Schleusen
öffneten. Diese Traurigkeit, diese Machtlosigkeit, dieser absolut brodelnde Zorn, diese
Hoffnungslosigkeit, diese Fassungs- und Bodenlosigkeit brach auf einmal durch.
Übrig blieb Licht, Freude, unfassbares Glück.
Heute weiss ich, dass es das bereits war. Damals konnte ich es nicht verstehen, doch es war der
Schritt raus aus diesem persönlichen Dilemma. Meine gesamte äußere Situation änderte sich mit
diesem Ereignis, auch wenn dieses Gefühl der Glückseligkeit etwa nach 3 Monaten wieder langsam
verschwand. Etwas blieb da und lies mich ab nun wirklich aktiv danach suchen. 6 Monate danach
lies ich mich in eine Meditations-Technik einführen, ich hatte einen indischen Meister. Etwa 2 Jahre
danach habe ich Pari kennengelernt in einem Satsang.
Da war sie wieder, diese leuchtende Fassungslosigkeit. Diesmal ganz zart und heimelig in einer
liebenden Umarmung.
Es war Liebe und die spüre ich bis zum heutigen Tag!
Diese Liebe trägt alles, sie hat mich heimgetragen.
Von Anfang an trägt diese Liebe und zwar wirklich alles. Ab diesem Moment ist es für mich
deutlich spürbar. Das Gewahrsein und die Liebe darin bahnt sich automatisch ihren Weg.
Ich bin diese Liebe absolut und ohne Bedingung.
Ich bin auch das, was diese Liebe wahrnimmt.
Beides, die Liebe und das Gewahrsein dieser Liebe ist ständig vorhanden. Es erscheint gemeinsam
und ist dennoch absolut Eins.
Liebe fliesst in diesem Gewahrsein ganz automatisch.
Alles erscheint in dieser Liebe durch einem bestimmten Rahmen und es fliesst. Manchmal ist der
Rahmen deutlicher wahrzunehmen, manchmal der Fluss. Ganz egal, die Liebe bewegt sich und
schmeichelt und liebkost sich dazwischen, um alles herum, unten durch, drüber hinweg und mitten
hinein.
Und jetzt schreibe ich darüber, so ein Witz, nicht zu fassen!
Es ist ein fassungsloser Witz, ein wunderbarer!
Es ist ein witziges Wunderfass!
Es ist ein Fass ohne Boden, es fliesst und es ist frei!
Sehe die Freiheit und sie nimmt Dich ein!
Sei die Liebe und sie nimmt alles ein!
Ganz und gar!
Du bist Freiheit, absolut!