Metakognitive Strategien

Metakognitive Strategien
zum Umgang mit Stress
und Belastungen
Ringvorlesung BGM, 18. November 2015
0.0 Umgang mit Stress & Belastungen:
Welche Ansätze gibt es?
Gesunde Lebensweise
Entspannung & Erholung - Bewegung & Ernährung: Schlaf Urlaub - Pausen - Sport - Aktive Pause - Obstkorb Ernährungsberatung
Soziale Beziehungen
Work-Life-Balance - Bedeutung von Freunden und Familie
Werteorientierte Lebensweise
Leben im Einklang mit den eigenen Werten
Mentaltraining & Selbstmanagement
Positives Denken - Analyse & Hinterfragen von persönlichen
Stressverstärkern - Realitätstests von Gedanken und
Sichtweisen – Re-framing - Zeitmanagement Prioritätensetzung
19 November 2015
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0.0 Denkprozesse können trainiert werden:
Effektive Strategien steigern die mentale Leistungsfähigkeit
Aktuelle Situation – Trigger
Effektive
Strategien 19 November 2015
Automatisch
Strategieauswahl:
Gedanken/
Vorstellungen/
Emotionen Bewusste und
unbewusste
Strategieauswahl Gedankliche Beschäftigung mit dem
Thema Aufmerksamkeitssteuerung Ineffektive
Strategien Gedanken
Steigerung
von mentaler
Leistungsfähigkeit Emotion
Verhalten
Verminderte
Belastbarkeit
und Stresstoleranz ©2015 • addisca gGmbH • www.addisca.org
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0.0 Es existieren typische ineffektive
mentale Strategien …




Denkmuster: Sich-Sorgen-machen, Grübeln, Ärgern, Hadern
Aufmerksamkeitslenkung: ungünstiger und inflexibler Aufmerksamkeitsfokus
Identifikation mit unangenehmen Vorstellungen und Erinnerungen
Verdrängungen/Unterdrücken von unliebsamen Gedanken und Emotionen
… die an mangelnder mentaler Flexibilität und einem negativen
Einfluss auf unser Gefühlsleben und Verhalten erkennbar werden,
zum Beispiel … 



19 November 2015
nicht aufhören können, sich zu ärgern
kreisende Gedanken, die nicht unterbrochen werden können
Ängstliche Anspannung und Nervosität, Schlafprobleme, …
Rückzug von Freunden und Hobbys, etc.
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0.0 „Wenn ich schon nachdenke,
dann sollte es sich lohnen!“
Effektives Nachdenken
 Erfolgt zu einem passenden Zeitpunkt
 Benötigt einen angemessenen Zeitaufwand
 Kommt zu einem hilfreichen Ergebnis
 Wirkt sich neutral oder positiv auf meine Stimmung aus
 Hat hilfreiche Verhaltensweisen zur Folge
(z.B. einen Konflikt ansprechen und klären)
Steigerung
von mentaler
Leistungsfähigkeit Ineffektives Nachdenken
 Erfolgt zu einem ungünstigen Zeitpunkt
 Kostet übermäßig viel Zeit
 Dreht sich im Kreis und führt zu keinem Ergebnis oder
 Beschäftigt sich mit potentiellen negativen Ereignissen in der Zukunft,
die aber so gut wie nie eintreten
 Verschlechtert meine Stimmung (z.B. Angst, Ärger, Frustration)
 Hat manchmal ungünstige Verhaltensweisen zur Folge
(z.B. Inaktivität, Alkoholkonsum, …)
19 November 2015
Verminderte
Belastbarkeit
und Stresstoleranz ©2015 • addisca gGmbH • www.addisca.org
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0.0 „Sollte ich noch mehr nachdenken?“
– zwei Beispiele nicht hilfreicher Denkprozesse
Vergangenheitsgerichtet Zukunftsorientiert „Grübeln“
„Sich-Sorgen“
 Grübeln sucht Antworten auf Fragen,
auf die es oft keine Antwort gibt.
 Blickt auf mögliche Gefahren
in der Zukunft.
 „Warum?“
 Strategie, um potentielle Gefahren in
der Zukunft besser zu bewältigen bzw.
um diese zu vermeiden.
 „Im Kreis“ denken
 Bezug zu niedergeschlagener
Stimmung bzw. Wut / Ärger  „Was wäre, wenn …?“
 Bezug zu Angst
Denkstrategien können auf den ersten Blick notwendig und
sinnvoll erscheinen, obwohl sie tatsächlich nicht zielführend sind! 19 November 2015
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0.0 Mentale Flexibilität:
Schnellere Bereitschaft für neue Herausforderungen
Mentale Flexibilität
ein Sekundenbruchteil,
eine Besprechung, ein Abend, ein Tag, … hoch Zeit Schneller
„Switch“ Langsamer
„Switch“ niedrig 19 November 2015
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0.0 Indikatoren:
Woran lassen sich ineffektive Denkmuster erkennen?
Inhalte von Gedanken
Situation
Emotionen
Zeit
Körpersymptome
Verhalten/Verhaltensimpulse
19 November 2015
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0.0
Strategien, die den „Kopf frei machen sollen“,
können zusätzliche Problem schaffen
Beispiele für
ungünstige Reaktionen
Vermeiden von Situationen
Gedanken
Automatisch
Gedanken/
Vorstellungen/
Emotionen 19 November 2015
Strategieauswahl
Denken &
Wahrnehmen
Bewusste und
unbewusste
Strategieauswahl Gedankliche
Beschäftigung
mit Thema und
Aufmerksamkeitssteuerung Rückversicherungen
Sozialer Rückzug
Gedanken unterdrücken
Emotion
Sich Ablenken
Konsum von Alkohol
oder Drogen/starken
Medikamenten
… Verhalten
Metakognitive Überzeugungen bzgl. des Nutzens von
„intensivem Nachdenken“
Metakognitive Überzeugungen bzgl. der
Unkontrollierbarkeit von „intensivem Nachdenken“
„Wenn ich noch mehr darüber nachdenke, finde ich
eine Lösung!“ „Ich kann damit nicht aufhören!“ ©2015 • addisca gGmbH • www.addisca.org
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0.0 Metakognitives Training
erleichtert effektives Denken und die Aufmerksamkeitssteuerung
Fragen: Wie unterbreche ich? Wie distanziere ich mich? Was tue ich?
Kann ich nachdenken flexibel beginnen und beenden? „Wenn unser Unternehmen
verkauft wird, ist mein Job
weg – die haben bestimmt
einen viel jüngeren
Marketingleiter – der macht
das dann.“ Ich muss darüber
nachdenken:
was mache ich dann?!? Na ja, vielleicht übernehmen sie
mich ja doch?! Aber ich bin doch
viel zu alt, mit dem neuen System
komme ich doch gar nicht klar,
was werden die neuen Kollegen
von mir denken?!? Ich kann nicht aufhören,
darüber nachzudenken, ich
kann nicht einschlafen,... 19 November 2015
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0.0 Metakognitives Training
Das metakognitive Training besteht aus zwei Elementen:
Detached Mindfulness – Distanzierte Wahrnehmung aus der Beobachterperspektive
Aufmerksamkeitstraining – Mentales Fitnesstraining
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0.0 Metakognitives Training
Detached Mindfulness
beschreibt eine bestimmte Art und Weise, sich zu den eigenen spontanen inneren
Ereignissen (wie z.B. Gedanken und zugehörigen Gefühlen oder Erinnerungen)
in Beziehung zu setzen
Komponente Mindfulness
 Bewusste Wahrnehmung innerer Ereignisse
 Die Aufmerksamkeit bleibt dabei bei keinem Ereignis „hängen“,
sondern ist frei steuerbar
 Höhere Kreativität durch größeres Wahrnehmungsspektrum
19 November 2015
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0.0 Metakognitives Training
„Tu-Nichts-Strategie“:
 Keine Auseinandersetzung mit den wahrgenommenen inneren Ereignissen,
d.h. kein aktives Nachdenken oder Handeln!
„Beobachterperspektive“:
 Wahrnehmung der inneren Ereignisse als von der eigenen Person
und der Realität getrennt, d.h. im Bewusstsein dafür,
dass automatische Gedanken eben nur automatische Gedanken
meines Gehirns und etwas anderes sind als „Ich“ und die reale Welt!
19 November 2015
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0.0 Metakognitives Training
Vorgehensweise:
 „Treten Sie innerlich 1-2 Schritte zurück“ und nehmen Sie
die Beobachterperspektive ein
 Was immer Sie jetzt an inneren Ereignissen wahrnehmen,
versuchen Sie, nicht darauf zu reagieren (=kein aktives nachdenken,
handeln oder richten der Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes!)
 Machen Sie sich bewusst, was Sie beobachten: automatische Gedanken
und innere Bilder ihres Gehirns, die grundsätzlich erst einmal etwas
ganz anderes sind als die Realität oder Ihre Person!
19 November 2015
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0.0 Automatische Gedanken
 Alle Menschen haben mehrere tausend automatische
Gedanken und Vorstellungen am Tag!
 Auf ihre Inhalte haben wir keinen direkten Einfluss!
Grundsätzliche Fragen:
 Haben wir Einfluss darauf, wie intensiv sich Gedanken und
Vorstellungen auf unsere Emotionen auswirken?
 Lassen sich störende Gedanken und Vorstellungen vielleicht
sogar unterdrücken/ausmerzen?
19 November 2015
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0.0 Detached Mindfulness
Lassen Sich Gedanken und Emotionen unterdrücken?
Übung: „Blaue Giraffe“
 Merksatz:
„Unliebsame Gedanken lassen sich nicht
bzw. nur kurzfristig unterdrücken!“
 Praxistransfer:
„Welche unliebsamen Gedanken versuchen Sie
in Ihrem Lebensalltag zu unterdrücken?”
19 November 2015
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0.0 Detached Mindfulness
Haben wir Einfluss auf die emotionale Intensität unserer Gedanken?
Übung: „Identifikation vs. Distanz“
 Merksatz:
„Es hat entscheidenden Einfluss auf meine Emotionen,
ob ich Gedanken und Vorstellungen wie mentale
Phänomene (Distanzierung) oder wie Tatsachen
(Identifikation) behandele!“
 Auf Praxistransfer:
„Von welchen Gedanken sollte ich mich in meinem
Lebensalltag besser distanzieren?
Welche sollte ich wie Tatsachen erleben?“
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0.0 Automatische Gedanken erleben:
als Sinneswahrnehmungen
(Identifikation)
als mentale Phänomene
(Distanzierung)
 mit der Realität verschmolzen
 Gedanken und Vorstellungen sind
etwas anderes als die Realität!
 Gedanken wirken wie ein Filter,
durch den wir uns und die Welt
wahrnehmen!
 Möglichkeit, einen Schritt zurückzutreten
und Distanz zu finden!
 Starker Einfluss auf Emotionen
und körperliche Erregung
 Reduzierter Einfluss auf Emotionen
und körperliche Erregung
19 November 2015
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0.0 Automatische Gedanken – Fazit
 Alle Menschen haben mehrere tausend automatische
Gedanken und Vorstellungen am Tag!
 Automatische Gedanken lassen sich nicht unterdrücken!
 Sie lassen sich jedoch auf zwei unterschiedliche Arten erleben
(Identifikation vs. Distanzierung), was einen deutlichen Unterschied
hinsichtlich ihres Einflusses auf unsere Emotionen macht!
19 November 2015
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0.0 Aktives Nachdenken
Beispiele für ineffektive Denkprozesse
 Aktives Nachdenken kann einen deutlichen Einfluss
auf unser Gefühlsleben haben und darüber auch auf unser Verhalten!
Grundsätzliche Frage:
 Ist es möglich, Denkprozesse flexibel zu beginnen und zu beenden?
19 November 2015
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0.0 Detached Mindfulness
Sind Denkprozesse flexibel steuerbar?
Übung „Freie Assoziation“
 Merksatz:
„Gedanken kommen und gehen, wenn ich nicht auf sie reagiere!“
 Praxistransfer:
„Welche automatischen Gedanken lösen Ihre hinderlichen
Denkprozesse aus?“
„Üben Sie die Anwendung von Detached Mindfulness auf diese Auslöser!”
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0.0 Aktives Nachdenken – Fazit
Beispiele für ineffektive Denkprozesse
 Aktives Nachdenken kann einen deutlichen Einfluss
auf unsere emotionale Erregung und darüber häufig auch
auf unser Verhalten haben!
 Denkprozesse sind (bewusst oder unbewusst) gewählte aktive
Strategien und damit einer Veränderung zugänglich!
19 November 2015
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0.0 Aufmerksamkeit und Konzentration
Beispiele für ineffektive Denkprozesse
 Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu lenken,
lässt sich trainieren wie ein Muskel!
 Auch in einer Umgebung mit störendem „inneren und äußeren Lärm“
können wir bestimmen, welchen Dingen wir uns zuwenden!
 Übung: Aufmerksamkeitstraining
(frei erhältlich auf: www.addisca.org)
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0.0 Eine Zusammenführung der Techniken
Die Eselsbrücke „DNA“
D: Distanzieren
N: Neuausrichtung der Aufmerksamkeit auf etwas
A: Attraktiveres/ Besseres/ Zielführenderes
Welchen Dingen in meinem Leben möchte ich mich zuwenden?
Gibt es etwas in der realen Welt zu tun? Wenn ja: Was? Wann?
Auf welche Art und Weise möchte ich über den Gedanken nachdenken?
Wenn ja: Wie? Wann?
Wenn nein: Weitermachen mit der aktuellen Tätigkeit
19 November 2015
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dr. Anke Frieling
Christopher Gindele
Dr. Frank Steinhoff