Ich mache Politik über Produkte

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MITTWOCH, 3. JUNI 2015
PORTRÄT
„Ich mache Politik über Produkte"
Tradition heißt nicht, dass
alles gleich bleiben muss.
Für junge Unternehmer ist
es aber oft schwer, einem
Familienbetrieb den eigenen Stempel aufzudrücken. Florian Hubmann
hat genau das geschafft.
VON TERESA-ANTONIA SPARI
~
AMRADAR
as gelbe Kaufhaus Hubmann kennt in Stainz jedes Kind. Spätestens am
ersten Schultag. Dann
liegen nämlich in der Papierabteilung Listen auf mit dem, was man
als Taferlk.lassler eben so braucht.
Und das seit Generationen. Seit
1858 besteht das Kautbaus, 1903
stieg Florian Hubmann als Mit- arbeiter ein.1924 übernahm er das
Geschäft. Nach einem Friedrich
und einem Fritz führt seit 2012
wieder ein Florian den Familienbetrieb. „Ich bin in den Betrieb
hineingeboren, habe meine Ausbildung in Deutschland auf die
Übernahme ausgerichtet", sagt der
34-jährige gelernte Modehändler.
Was von Anfang an als klar erschien - dass er dem Vater als Geschäftsführer folgen würde-, rückte dennoch in weite Feme: „Nach
drei Jahren im Unternehmen bin
ich ausgestiegen." Für den damals
27-Jährigen sei die Zeit nicht reif
gewesen. „Die Zeit nach meinem
Ausstieg war die wichtigste meines Lebens: Wenn man in den Betrieb hineinwächst, weiß man
nicht, ob es die eigene Entscheidung ist, ihn zu übernehmen."
D
Junge Ideen
Zwei Jahre lang hat Florian Hubmann im EDV-Vertrieb gearbeitet,
dann kam der Vater: „Jetzt oder
nie." „Ich wusste, dass es passt",
sagt Hubmann. Die Eltern arbeiten nach wie vor im Betrieb - der
Vater Fritz als Coach und im Bereich Buchhaltung und Finanzierung, Mutter Gertraud hat den
Modebereich über und ist Proku-
Seine Vorfahren waren Bürgermeister, Florian Hubmann will lieber mit seiner Einkaufspolitik verändern.
ristin. Die Schwester ist im Projektmanagement der ÖBB tätig.
Mit der Übernahme durch den
Jungen kamen auch neue Ideen in
das eingesessene Kaufhaus. Und
sie waren biologisch, ökologisch,
vegetarisch und vegan: Die Zahnbürste aus Holz. Grundnahrungsmittel, biologisch hergestellt in
Stainz und dem Umland. Im angehängten Kaffeehaus ein vegetarisches Tagesmenü. „Man sollte in
ein Unternehmen eigentlich erst
ein paar Jahre hineinwachsen, aber
die Zeit war einfach reif für die
Veränderung." Die Eltern waren
skeptisch, aber: „Sie haben mich
arbeiten lassen."
In einem Familienbetrieb gilt es
nicht nur, die Eltern zu überzeugen. Von den 85 Mitarbeitern an
den Standorten Stainz und Eibiswald kennen ein paar Florian Hubmann seit seiner Kindheit: „Nach
meiner Rückkehr ist das Kernteam
voll hinter mir gestanden. Einige
Dinge im Team mussten sich aber
ändern." Durch das Naheverhält-
nis sei es oft berausfordernd, aber:
„Wenn man weiß, was man will,
wird das respektiert."
Standortfaktor
Im Kaufhaus Hubmann reihen
sich seit 2012 Marken und Produkte aus dem Großhandel an Milch,
Butter, Käse, Fleisch von Bauern.
„Es gibt Kunden, die kaufen nur
konventionell, und solche, die nur
bio kaufen", sagt Flor.ian Hubmann. Mit dem Sortiment hebe
man sich von den großen Ketten
- im Ort Stainz gibt es drei Märkte
- ab. „Erfolgreich sind wir deshalb, weil wir es ernst meinen."
Auch die Stammkunden hätten
das Vorhaben von Anfang an
unterstützt. „Ich wusste, dass es
funktioniert. Aber nicht, dass es
so gut läuft." Mittlerweile gebe es
sogar Tipps von Kunden für neue
Produzenten. Auch der Partner
Adeg profitiere vom Bio-Engagement. „Ohne das würden wir uns
an diesem Standort nicht behaupten. Adeg weiß das und lässt uns
daher auch mehr Freiheiten."
Über d3.$ Zusatzangebot an regionalen Bio-Produkten sei auch der
Absatz von „Ja! Natürlich"-Produkten gestiegen. Der Bruttoumsatz 2014 betrug 9,9 Millionen €.
Florian Hubmann lässt sich die
Biozertifizierung Zeit und Geld
kosten. ,,Der Aufwand lässt uns an
unsere Gr.enzen stoßen", sagt er:
Deshalb gebe es etwa im Cafe Biofritatten, die nicht zertifiziert seien. Hinter seinem Sortiment stecke eine politische Botschaft: „Der
Klimawandel hängt auch mit der
Landwirtschaft zusammen. Wenn
wir unsere Essgewohnheiten ändern, können wir an diesem Problem arbeiten." Drei Generationen
zurück waren die Hubmann-Männer Bürgermeister oder Vizebürgermeister. Florian geht einen
anderen Weg: „Was ich mache, ist
sehr politisch, lässt sich aber nicht
mit Parteipolitik vereinbaren."
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