9. Zigarette Herr Lehmann und Katrin, die schöne Köchin

9. Zigarette
Herr Lehmann und Katrin, die schöne Köchin, liegen nackt und rauchen in Katrins Bett, ein
Aschenbecher liegt zwischen beiden. Von zu vielen Emotionen wird es Herrn Lehmann schwindelig,
schon bevor er sich danach eine Zigarette anzündet.
K., lächelnd : „Kriegst du eigentlich immer, was du willst?“
H.L. : „Nein, wieso?“
K. : „Ich weiß nicht, du kommst mir vor wie einer, der immer kriegt, was er will.“
H.L. : „Na ja, ich will ja nicht viel.“
K., sie stellt den Aschenbecher auf den Boden und dreht sich zu ihm herum : „Ist das nicht viel? Und
sag mir nicht, du hättest das nicht gewollt!“
H.L. schweigt vorsichtig.
K. : „Das war doch von Anfang an dein Plan. Ich glaube, die unterschätzen dich alle.“
H.L., plötzlich : „Ich liebe dich, weißt du, das ist der Punkt.“
K., unaufmerksam : „Die glauben, dass mit dir nicht viel los ist… Die unterschätzen dich alle!“
H.L. : „Bei mir gibt’s nichts zu unterschätzen. Ich bin genau der, der ich bin.“
K. : „Ja, aber wer bist du?“
H.L., ausweichend : „Kann ich mal den Aschenbecher haben?“ Er drückt die Zigarette aus und
vorsichtig: „Ich will dich nicht enttäuschen aber ich bin wirklich nur der, den du siehst.“
K., plötzlich fällt es ihr ein, dass H.L. sich ihr vorhin erklärt hat : „Hast du das vorhin wirklich
gemeint?“
H.L. : „Was denn?“
K. : „Dass du mich liebst?“
H.L. : „Ja, natürlich. Ich sag das nicht dauernd überall so daher.“
K. lächelt, boxt ihn ein bisschen herum, dann küssen sie sich und Katrin liegt sich schließlich auf ihn
drauf.
K. : „Ich weiß nicht, ob ich dich liebe… (zögernd) Ich meine, ich glaube, ich liebe dich, aber ich bin
nicht in dich verliebt, das ist noch mal was anderes.“
H.L., verdutzt : „Das ist gar nichts anderes. Wenn man jemanden liebt, dann ist man auch VER-liebt.“
K., bockig : „Eben nicht. Wenn man jemanden liebt, dann ist das allgemein und überhaupt. Aber
wenn man in jemanden verliebt ist, dann ist das ganz drängend!“
H.L. : „Soso, das eine ist akut wie Lungenentzündung und das andere chronisch wie Bronchitis, oder
wie?“
K, amüsiert und gleichzeitig enttäuscht: „Du sagst das so unromantisch!“ Sie beugt sich über ihn und
macht ihm einen Knutschfleck. (stolz) „So, jetzt bist du gebrandmarkt!“
H.L. : „Das ist auf jeden Fall romantisch !“
Sie knutschen noch ein bisschen herum und dann steigt sie plötzlich von ihm herunter und zieht ihren
Bademantel an.
K. : „Hast du hunger? Ich hab‘ Riesenhunger. Ich mach uns was.“ Sie geht in die Küche.
Während ein wohlriechender Duft Bratkartoffeln von der Küche ins Zimmer dringt, sieht Herr
Lehmann um sich herum. Die Perfektion in in Katrins Bett fasziniert ihn: Schöne und sortierte Möbel,
Vasen mit Blumen darin, gehängte Lampen sind zu sehen und schließlich noch ein Bücherregal.
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H.L., (allein) : „Lass uns mal ihren Lesestoff überprüfen!“ Er geht ans Bücherregal. (immer allein)
„Bücher über Design und Designer, Kunstbücher, Ausstellungskataloge, Romane, amerikanische
Geschichtensammlungen…“ Als er sich einige große Kunstbücher aus dem Regal nimmt, fallen ein
paar bunte Taschenbücher mit goldgeprägter Schrift. (immer wieder allein) „Liebesromane!“
Während er das Resümee eines dieser Romane querliest, hört er sie wieder ins Zimmer kommen und
tut das Buch schnell wieder zurück.
K., sie hat in jeder Hand einen Teller: „Willst du im Bett oder in der Küche essen?“
H.L. : „Im Bett. Um diese Zeit würde ich sagen: im Bett.“
K., lachend: „Ja, es ist spät. Wann musst du eigentlich raus?“
H.L. : „Eigentlich gar nicht. Ich arbeite ja immer erst abends.“
K. : „Ich muss morgen wieder in die Markthalle. Kannst aber trotzdem hier bleiben.“
H.L., verwundert : „Ja.“
Nachdem sie gegessen hatten, stellt Katrin den Wecker, und sie liegt noch eine Weile in Herr
Lehmanns Arm und legt sein Bein über seinen Körper. Herr Lehmann döst schon aber merkt plötzlich,
dass Katrin weint.
H.L., zärtlich : „He, was ist denn los?“
K., schluchzend: „Du bist ein toller Kerl, Frank. Wirklich. Vor allem auch ein Spitzenlover, wirklich.
Aber…“
H.L. : „Aber was?“
K. : „Irgendwie… ich weiß nicht, das kann doch nicht gut gehen. Ich glaube, du erwartest ein bisschen
zu viel, vielleicht.“
H.L. : „Ich habe noch nicht einmal erwartet, was zu essen zu kriegen. So gesehen…“
K. : „Vielleicht sollten wir es miteinander versuchen. Aber ob das gut geht?“
H.L. : „Wird schon. Warum soll es nicht gut gehen?“
K. : „Weil du so anders bist. Und weil du die Kartoffeln nicht aufsammelt.“
H.L. : „Du meinst: Aufhebst.“
K. : „Nein, aufsammelt. Außerdem wird alles immer wärmer und das Kind passt in der Schule nicht
auf.“
H.L. : „Das macht doch nichts. Dann kriegt er Nachsitzen. Kriegen doch alle.“
K., sie schreit und haut auf ihn ein: „Du nicht! Du nicht! Und ich auch nicht.“
Herr Lehmann wacht plötzlich auf. Im Fernseher läuft eine Nachrichtensendung mit irgendwelchen
Demonstrationen. Katrin schnarcht leise.
H.L. : „Ach du Scheiße!“ Herr Lehmann schläft wieder ein.
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