Maulkorbtraining - Tierärztliche Praxis für Kleintiere

Tierärztliche Praxis für Kleintiere
Gerd Hannes
Walzmühle 5 52349 Düren
Tel.: 02421/41811
Fax: 02421/45586
Maulkorbtraining
Jeder Hund sollte lernen, einen Maulkorb zu tragen. Es kann immer mal zu einer Situation kommen, in der selbst der
bravste Hund einen Maulkorb tragen muss. Hat er es nicht gelernt, bedeutet das einen enormen Stress für den Hund.
Ein gut auftrainierter Maulkorb dagegen kann vom Hund völlig stressfrei und sogar mit echter Freude getragen
werden! In „brenzligen“ Situationen, z.B. beim Tierarzt oder in Menschenmengen (Bus, Bahn, Bahnhof), in denen der
Besitzer Stress hat, weil er befürchtet, sein Hund könnte schnappen, trägt der Maulkorb sogar zur Beruhigung bei.
Der Halter ist entspannter, da er weiß, dass sein Hund nicht beißen kann, was dazu führt, dass der Hund selber auch
entspannter ist. Außerdem ist in einigen Situationen das Tragen eines Maulkorbes für den Hund vorgeschrieben: im
Zug, in weiteren öffentlichen Verkehrsmitteln oft (im angrenzenden Ausland z.T. immer), in Seilbahnen.
Der Maulkorb
Ein Maulkorb muss gut sitzen, darf nicht drücken oder scheuern. Der Hund muss ungehindert hecheln und damit
trinken können. Geeignet sind Kunststoff- oder Drahtmaulkörbe, nicht die Nylon“körbe“, die die Schnauze eng
umschließen (kein Hecheln möglich). Für die Wahl der Größe gibt es Empfehlungen der Hersteller, welche Größe für
welche Rasse passend ist. Auch für Mischlinge, deren Kopfform einer bestimmten Rasse ähnelt, hat man hier schon
einen guten Anhaltspunkt. Die andere Möglichkeit ist, die Schnauzenlänge, soweit sie nachher im Korb
„verschwindet“, zu messen und 2-3 cm dazu zu rechnen. Zusätzlich misst man den Umfang der Schnauze, dort wo der
Maulkorb unter den Augen enden wird und addiert ca 4-5 cm. Ein Anprobieren ohne Training sollte unterbleiben,
damit der Hund erst gar keine negative Erfahrung macht.
Das Training
Sie brauchen dazu Leckerchen, die der Hund sehr gerne mag. Ganz am Anfang können das kleine Bröckchen sein,
später sind meist streifenförmige Leckereien, die man seitlich durch die Stäbe des Maulkorbs stecken kann,
praktischer. Am besten trainieren Sie in kurzen Trainingseinheiten von maximal 5 Minuten zwei-bis dreimal täglich. So
kann der Hund am besten lernen, die Übung bleibt interessant. Immer mit einem Erfolg aufhören!
Erste Schritte
Für die ersten Trainingsschritte legen Sie sich den Maulkorb in die Hand, so dass Sie ein Leckerchen reinlegen können,
ohne dass es unten rausfällt. Den Kopfriemen klappen Sie nach oben weg und halten ihn dort mit dem Daumen fest.
Mit dem Leckerchen drin wird der Maulkorb dem Hund hingehalten, aber auf keinen Fall übergestülpt. Der Hund soll
selbständig den Kopf reinstecken und sich das Leckerchen holen (siehe Bild 1-4). So darf er sich 5 bis 10 Bröckchen
nacheinander holen. Klappt das sehr gut, halten Sie ihm den Maulkorb ohne Leckerchen hin. Sobald er den Kopf im
Maulkorb hat, wird er durch den Korb gefüttert. Hierfür eignen sich Leckerchen in Streifenform, wie oben erwähnt,
besonders gut, die man seitlich in den Maulkorb schieben kann (siehe Bild 5+6). Danach darf er den Kopf wieder
rausziehen und man wiederholt es noch zwei- bis dreimal. Damit endet die erste Trainingseinheit.
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Beim nächsten Training beginnen Sie nochmal mit dem Leckerchen im Maulkorb für zwei Wiederholungen. Dann
halten Sie den Maulkorb wieder in unveränderter Position hin, diesmal wieder ohne Leckerchen und der Hund wird
wie schon beim letzten Training von außen gefüttert. Nach 5 bis 6 erfolgreichen Versuchen, zögern sie die Gabe des
Leckerchens ein kleines bisschen heraus, so auf ca 2 Sek. Solange sollte der Hund die Nase im Korb behalten in
Erwartung der Belohnung und ohne dass Sie ihm den Korb auf die Nase schieben. Klappt das, wiederholen Sie dies
noch 4 Mal und beenden diese Sitzung. Zieht der Hund den Kopf schneller wieder raus, bekommt er den Korb noch
einmal mit Leckerchen drin vorgehalten und noch zweimal ohne, wird aber sofort von außen gefüttert. Danach ist
Pause angesagt.
Der Maulkorb wird auch bei diesen Übungen nie übergestülpt oder auf der Nase festgehalten, wenn der Hund den
Kopf zurückziehen will!
Jede Trainingseinheit beginnt mit einer kurzen Wiederholung dessen, was der Hund zum Ende der vorhergehenden
Sitzung schon konnte, dann wird weiter gesteigert.
In diesem Trainingsabschnitt steigern sie nur allmählich die Zeit, die die Nase im Maulkorb bleiben soll
(sekundenweise) bis auf 10 Sekunden. Alles andere bleibt gleich.
Wie es weiter geht
Hält der Hund die Nase ca 10 Sekunden im Maulkorb in Erwartung der Belohnung, wird der Riemen das erste Mal
hinter die Ohren gelegt. Praktisch ist es, wenn Sie den Riemen vor der Übung schon im ersten Loch schließen (also
möglichst weit lassen). So brauchen Sie nicht mit den beiden Enden am Hund hantieren, wenn Sie sie hinter die
Ohren legen wollen. Sie beginnen wie immer, Maulkorb hinhalten und von außen eine Belohnung zustecken.
Während der Hund kaut, legen Sie jetzt die Schlaufe locker hinter die Ohren, geben noch ein Leckerchen durch die
Stäbe und holen den Riemen wieder nach vorne (siehe Bild 7-10). Der Maulkorb wird dabei die ganze Zeit mit der
anderen Hand gehalten wie bisher. Er wird jetzt noch nicht losgelassen!
Klappt das gut, verlängern Sie auch hier die Zeitspanne in kleinen Schritten bis auf 10 Sekunden. Jetzt können Sie die
Hand kurz unter dem Korb wegnehmen, den Hund belohnen und den Maulkorb wieder abnehmen. Zu keinem
Zeitpunkt darf der Hund versuchen, den Maulkorb abzustreifen. Dann sind Sie zu schnell vorgegangen und müssen
nochmal 2 bis 3 Trainingsschritte zurück.
Im nächsten Schritt verkürzen Sie den Riemen, sobald Sie ihn hinter die Ohren gelegt haben, so dass der Maulkorb
jetzt richtig sitzt. Belohnt wird der Hund direkt nach dem verkürzen und nochmal im Moment, bevor Sie den Riemen
wieder öffnen und den Maulkorb abnehmen. Er kann ihn jetzt schon gut 10 Sekunden tragen!
Weiter geht es mit der Verlängerung dieser Zeitspanne in etwas größeren Sprüngen auf 20, 30, 45, 60 Sekunden.
Dabei lassen Sie den Hund kleine Übungen ausführen, die er sehr gut beherrscht, z.B. „sitz“ machen, wofür er auch
(mit Maulkorb) belohnt wird. Sobald Sie die 30 Sekunden erreicht haben, können Sie ihn – an der Leine – 2 bis 3
Schritte gehen lassen, bevor er sich setzen soll – belohnen! Manchen Hunden fällt es anfangs schwer, mit dem „Ding“
auf der Nase zu gehen. Nicht mit Lob, Aufmunterung und vor allem Leckerchen sparen. Anfangs wirklich nur wenige
Schritte verlangen.
Kann Ihr Hund den Maulkorb eine Minute tragen, verlängern sie in mehreren Trainingseinheiten die Zeit um jeweils 1
Minute bis auf 5 Minuten. Danach können die Schritte größer werden auf 10, 15, 20, 30 Minuten.
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Jetzt ist Ihr Hund stressfreier Maulkorbträger und könnte auch problemlos mit Ihnen mit der Bahn fahren! Bei 2
Trainingseinheiten pro Tag kann das in 3 Wochen der Fall sein.
Alternativ: Training mit Clicker oder Markerwort
Wer mit einem Sekundärverstärker wie Clicker oder Markerwort im Training arbeitet, kann das natürlich auch beim
Maulkorbtraining nutzen. Im Folgenden werde ich „clicken“ auch als Synonym für „das Markerwort benutzen“
verwenden.
Entweder arbeitet man dabei komplett über freies Formen oder man lockt den Hund anfangs 2 bis 3 Mal mit einem
Leckerchen in den Maulkorb, wie oben beschrieben. Geclickt wird dann kurz bevor er das Leckerchen nimmt.
Beim freien Formen clickt man am Anfang jede Bewegung der Nase Richtung Maulkorb, wobei der Hund immer
näher dran kommen muss, um sich den Click zu verdienen. Steckt er das erste Mal die Nase komplett in den Korb,
gibt es eine besondere Belohnung. Ab da wird nur noch geclickt, wenn der Hund die Nase komplett in den Korb
steckt, genauso wie beim antrainieren über locken. Die Belohnung gibt es dann jeweils ohne Maulkorb.
Der weitere Trainingsaufbau erfolgt genauso, wie oben beschrieben, mit dem Unterschied, dass das Tragen des
Maulkorbes geclickt wird, die Belohnung dann aber ohne Maulkorb gegeben werden kann. Für eine längere Dauer
wird einfach der Click hinausgezögert. In wenigen Situationen kann es sinnvoll sein, auch hier das Leckerchen durch
den Maulkorb zuzustecken:
1. Man clickt in dem Moment, in dem man den Riemen über die Ohren führt, da dies für die meisten Hunde
nicht sehr angenehm ist, und gibt die Belohnung direkt danach durch den Korb. Nach ca 10 Wiederholungen
wird das nicht mehr nötig sein.
2. Wenn man soweit ist, dass der Hund kleine Übungen mit Maulkorb macht („sitz“ z.B.), ist es gut, auch diese
zu belohnen über Click und Leckerchen durch den Maulkorb.
3. Soll der Hund mit Maulkorb schon ein paar Schritte gehen, clickt man für den ersten Schritt, gibt dann das
Leckerchen durch den Maulkorb, wobei er noch einen oder sogar zwei Schritte macht. Beim nächsten Mal
kann man dann oft schon für zwei Schritte clicken und durch den Korb füttern. Fällt dem Hund jede
Bewegung sehr schwer, kann man schon kleinste Reaktionen clicken und hochwertig durch den Korb
belohnen und darauf aufbauen.
Nach drei Wochen Training sollte auch hier der Hund den Maulkorb ohne Stress tragen können.
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Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6
Bild 7
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Bild 8
Bild 9
Bild 10
Entspanntes und fröhliches Spazierengehen …. auch mit Maulkorb!
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