Gesundheit Landwirtschaftliches Wochenblatt Zähne wie gemalt Wenn Zähne im Frontbereich ersetzt oder neu aufgebaut werden müssen, soll das natürlich aussehen und möglichst nicht auffallen. Mitverantwortlich dafür ist die Arbeit des Zahntechnikers. H annelore Polenz kann wieder strahlen. Und das tut sie gerne und wann immer es geht. Vor gut einem Jahr sah die Situation ganz anders aus. „Meine Zähne im Oberkiefer hatten sich aufgrund einer Paradontose gelockert“, berichtet die 69-Jährige aus Lüdinghausen im Kreis Coesfeld. Nicht nur, dass die langen Zahnhälse unschön aussahen. Mit den wackeligen Zähnen konnte sie einfach nicht mehr richtig zubeißen. Hannelore Polenz ließ sich den Oberkiefer sanieren. Zwei ihrer eigenen Zähne konnten gerettet und überkront werden. Dann ließ sie sich sechs Zahn-Implantate setzen, auf denen heute eine Brücke mit weiteren künstlichen Zähnen festgeschraubt ist. Die Entscheidung für diese Zahnersatzlösung war schwer und die Kosten hoch. „Für meine Behandlung mit zwölf individuell gefertigten Zähnen musste ich rund 14 000 € zuzahlen“, so die gesetzlich versicherte Rentnerin. Doch mit dem Resultat ist sie äußerst zufrieden. Großen Wert legt die selbstbewusste Frau auf ihr Äußeres. Und dazu gehört eben auch ein strahlend weißes und natürlich aussehendes Gebiss. Die Zähne sollten perfekt aussehen. Und damit die Farbe der Kronen zueinander und zu den Zähnen des Unterkiefers passen, suchte sie persönlich das Zahntechniklabor auf, in dem ihr Zahnersatz gefertigt wurde. Unikate aus dem Labor Patienten wie Hannelore Polenz sind kein Einzelfall. „Besonders im Frontzahnbereich möchten Patienten ästhetische Zähne haben. Dafür nehmen einige auch den Weg zu uns ins Labor in Kauf“, berichtet Elisabeth Schulze Twenhöven vom Zahntechniklabor Brüggemann in Lüdinghausen. Für ihren Ehemann und Inhaber des Labors Heinrich Brüggemann erledigt sie das Marketing und die Organisation von Patienteninformationen und Führungen durch das Labor. „Jeder Zahnersatz, den wir herstellen, ist ein Unikat und trotz moderner Maschinen mit viel Handarbeit verbunden“, erklärt Zahntechnikermeister Heinrich Brüggemann. Ein Ersatzzahn muss immer zum Ge- 90 samtbild des Gebisses passen. Das betrifft die Zahnform, -länge und vor allem die Zahnfarbe. „Patienten, die zu uns kommen, wollen einen Zahnersatz, der nicht auffällt und ganz indivi- Für eine Vollkeramikkrone trägt der Zahntechniker mit einem Pinsel eine spezielle Keramik duell gearbeitet ist. Ge- auf die Kronenkappe aus Zirkonoxid auf. Damit die spätere Farbe der Krone zu denen der nau darin liegt unsere Nachbarzähne passt, stehen ihm verschiedene Farben zur Verfügung. Stärke“, so der 59-jähri- Fotos: G. Lütke Hockenbeck ge Zahntechnikermeister. Und damit spielt er vor allem schen Arbeiten selber erledigen. ancen gibt, die der Zahntechniker auf billige Kronen und Implantate Aufträge werden nur noch selten ganz individuell mischen und aufaus Ungarn, Polen oder China an. fremdvergeben. „30 % solcher Pra- tragen kann. Der ferne Zahntechniker hat dem xislabore soll es in Deutschland Kunden nie in den Mund geschaut. bereits geben“, informiert ZahnHochwertige Keramik „Für die Versorgung im hinteren technikermeister Brüggemann. Er Backenbereich mag solch ein Pro- selber arbeitet als Fremdlabor mit Das teuerste und auch edelste dukt ausreichen. Aber im Front- etwa sechs Zahnarztpraxen zusam- Material für die Herstellung von zahnbereich ist eine individuelle men. Der Markt hier wird enger. Kronen- und Brückengerüsten ist Fertigung des Zahnersatzes wich- Doch nicht nur für seine Auftrags- Zirkonoxid, ein Naturmaterial aus tig“, bricht Brüggemann eine Lan- lage, sondern auch für den Patien- Quarz und Feldspat. Es ist eine ze für sich und seine deutschen ten habe es Vorteile, wenn der Hochleistungskeramik, die auch in Kollegen. Zahnarzt mit einem Fremdlabor der Raumfahrt verwendet wird. arbeite. Kunstzähne aus diesem Material Dazu meint Ehefrau Elisabeth lassen natürliches Licht besser Vorteil Fremdlabor Schulze Twenhöven: „Reklamati- durchscheinen, was der Krone eiNicht nur die Konkurrenz aus onen von Fremdlaboren werden ne natürliche Durchsichtigkeit verdem Ausland und der Zahntouris- in der Regel sofort an das Fremd- leiht. Alternativ lässt sich das Kromus machen vielen Zahntechnik- labor zur Korrektur geschickt. Des nen- oder Brückengerüst auch aus laboren hierzulande zu schaffen. Weiteren fertigt ein Fremdlabor Crom-Kobald-Molybdän, einem Hinzu kommt, dass immer mehr mit moderner Technik und neues- Nichtedelmetall herstellen, das im Zahnärzte sich ein eigenes Labor ten Materialien. Solch ein Materi- Vergleich zum Keramikkäppchen einrichten und die zahntechni- al ist beispielsweise Zirkonkera- etwa 80 € preiswerter ist. Anschliemik, das sich in der ßend wird die Metall- bzw. die ZirKronen- und Brück- konkeramikkappe mit entspreentechnik einsetzen chender Spezialkeramik verblenlässt und hier teil- det. Siehe hierzu den Beitrag auf weise Nicht-Edelme- der nächsten Seite „Der Weg zur talle und Goldlegie- Vollkeramikkrone“. rungen ersetzt. Das „Bis eine Krone aus Vollkeramik Angebot an Behand- fertig ist, vergeht eine ganze Wolungsmöglichkeiten che. An reiner Arbeitszeit steckt wird dadurch grö- ein Zahntechniker zwischen sechs ßer.“ und acht Stunden in die Fertigung. Vor allem der Zahn- Der Rest sind Arbeitsvorbereitung, ersatz im sichtbaren Brennzeiten sowie Auskühl- und Bereich des Mundes Aushärtephasen“, so Zahntechniist mit einem hohen kermeister Heinrich Brüggemann. technischem Auf- Wenn Hannelore Polenz heute läwand und handwerk- chelt, dann wirken ihre oberen Zählichem Geschick ver- ne natürlich und schön dazu. Und bunden. Hannelore damit dies so bleibt, muss sie die Polenz hat sich im Zähne intensiver reinigen und pfleFrontzahnbereich für gen. Gerlinde Lütke Hockenbeck Keramikverblendun* gen entschieden. Der Vorteil einer Individuelle Beratungen sowie Vollkeramikkrone Hannelore Polenz aus Lüdinghausen ließ sich die Anfragen für Führungen können oder Keramikver- gestellt werden an: Elisabeth Front- und Seitenzähne im Oberkiefer mit Implantaten, Kronen und einer Brücke sanieren. Ihre blendung ist, dass es Schulze Twenhöven vom Zahndie Keramik in ver- techniklabor Brüggemann unter Kronen fertigte das Zahntechniklabor von Heinrich schiedenen Farbnu- Tel. (0 25 91) 79 98 80. Brüggemann. 25 / 2007 Gesundheit Landwirtschaftliches Wochenblatt Arzneien oft nur im Versand günstiger Für freiverkäufliche Medikamente gilt seit drei Jahren keine Preisbindung mehr. Jede Apotheke kann seitdem die Preise hierfür frei bestimmen. Doch immer noch verkaufen viele beispielsweise das Schmerzmittel Aspirin zu der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers. Das ergab ein Preisvergleich freiverkäuflicher Medikamente von der Verbraucherzentrale NRW. Warum dies so ist, während Kunden das Mittel über das Internet fast bis zur Hälfte billiger bekommen können – dies ist der Verbraucherzentrale ein Rätsel. Im Februar hatten die Verbraucherschützer die Preise für eine Pa- Ein Preisvergleich kann sich bei Medikamenten lohnen. Denn freiverkäufliche Mittel unterliegen nicht mehr der Preisbindung. Oft sind sie im Internet noch günstiger als vor Ort. Foto: AOK ckung mit 20 Tabletten des gängigen Präparats landesweit in den 23 Apotheken untersucht, die neben einem festen Standort auch einen Onlinehandel unterhalten. Nur eine Apotheke verkaufte das Medikament zu 3,98 € deutlich unter der unverbindlichen Preisempfehlung von 4,97 €. In einer anderen lag der Preis zu 5,10 € noch 13 Cent darüber. Die Packung Aspirin wurde von denselben Apothekern dagegen im Internet bis zu 48 % günstiger angeboten. „Seit Aufhebung der Preisbindung gibt es keinen plausiblen Grund, weshalb Apotheken an einer starren Preisgestaltung im Vor-OrtHandel festhalten, während sie das gleiche Medikament übers Internet billiger verkaufen. Schon eine Stichprobe zeigt, dass viele Apotheken ihren Wettbewerbsspielraum immer noch nicht ausschöpfen“, kritisiert die Verbraucherzentrale. Patienten, die rezeptfreie Medikamente günstiger kaufen wollen, kommen nicht umhin, die Preise zu vergleichen – egal ob die Präparate in einer Apotheke um die Ecke oder übers Internet angeboten werden. „Kunden sollten jedoch aufpassen, dass der mögliche Preisvorteil bei einer Onlinebestellung nicht durch hohe Versandkosten wieder zunichte gemacht wird“, rät die Verbraucherzentrale, sich eingehend mit dem Einmaleins der jeweiligen Bestellmodalitäten vertraut zu machen. Für den Versand werden im Internet bis 5 € bei der Bestellung eines einzigen Arzneimittels verlangt. Einige Apotheker verzichten auf diese zusätzlichen Servicekosten, wenn Kunden neben freiverkäuflichen auch rezeptpflichtige Medikamente bestellen und der Gesamtbetrag eine bestimmte Höhe überschreitet. Ungewöhnliche Wattestäbchen Herkömmliche Wattestäbchen kennt jeder. Unbekannt sind den meisten dagegen aber spezielle Kosmetikstäbchen. Statt zwei gleiche Enden haben sie eine spitz zulaufende und eine flach gedrückte Spitze. Sie eignen sich gut zum Schminken: Mit der spitzen Seite kann man aufgetragenen Lippenstift, Eyeliner oder Mascara ganz genau korrigieren, mit dem flachen Ende lässt sich zum Beispiel Lidschatten auftragen. Solche Kosmetikstäbchen gibt es in Drogerien. Geu 25 / 2007 Einfache Helfer beim Schminken: Wattestäbchen mit einem spitzen und einem flachen Ende. Foto: Naumceski Der Weg zur Vollkeramikkrone Zunächst wird vom Gebissabdruck des Patienten ein Positivmodell aus Gips erstellt. Den entsprechenden Zahnstumpf oder -aufbau dupliziert das Labor in einem Spezialgips, dessen Maße sich in einem Computer einscannen und dreidimensional darstellen lassen. Am Bildschirm konstruiert Zahntechniker Brüggemann aus Lüdinghausen nun das Kronengerüst, im Fachjargon Käppchen genannt. Dieses Käppchen stellt die spätere Keramikkrone dar, die mit einer individuell angemischten Verblendkeramik aufgetragen wird. Doch zuvor wird Vorteil einer Vollkeramikkrone ist, dass es das Käppchen in einer spezi- die Keramik in verschiedenen Farbellen Fräsmaschine aus ei- nuancen gibt, die der Zahntechniker nem Keramikblock gefräst individuell mischen und auftragen kann. und anschließend in einem Foto: G. Lütke Hockenbeck speziellen Sinterofen bei 1590 °C für etwa drei Stunden ge- Standardmäßig sucht der Zahnbrannt. Dabei reduziert sich die arzt oder der Zahntechniker unKappe um 25 %. Nach einer Ab- ter Angabe individueller Abweikühlphase von sechs bis sieben chungen von einer Farbskala die Stunden passt der Zahntechniker Farbe aus. Das Keramikpulver das Käppchen an und kontrolliert wird angerührt, mit einem Pinsel unter dem Mikroskop, ob alles aufgetragen und im Brennofen stimmt. Auf das ausgehärtete und bei 900 °C für etwa 10 bis 15 Milichtdurchlässige Käppchen trägt nuten gebrannt. Hierbei ist Erfaher nun eine Spezialkeramik auf. rung notwendig. Dieser Vorgang Diese Aufbrennkeramik ist zu- muss drei- bis viermal wiederholt nächst pulverisiert und liegt in werden. Immer wieder kontrolverschiedenen Farbtönen vor. liert der Zahntechniker dabei die „Dabei legen wir großen Wert Farbe der Keramik und passt sie darauf, das Gebiss und den Mund der Farbe der Nachbarzähne an. des Patienten entweder persön- Das geht so weit, dass selbst Kaflich oder auf einem Foto in Au- fee- und Teeflecken auf Wunsch genschein genommen zu haben“, des Patienten den vorhandenen erklärt Heinrich Brüggemann. Zähnen nachgeahmt werden.LHo Zwei Sinne zum Genießen nötig Mit der Zunge lassen sich nur vier Geschmacksrichtungen feststellen: an der Spitze süß, an den Seitenrändern vorne salzig, dahinter sauer und am Zungengrund bitter. Bei genauerer Unterscheidung kommt die Nase mit ins Spiel. Was wir aber als Geschmack erleben, ist tatsächlich zu 80 % Geruch. Deshalb schmecken Speisen und Getränke nur mit der Zunge fade. Der Frühstückskaffee und das frische Brötchen werden erst zum richtigen Genuss, wenn man sie auch riechen kann. Die Duftstoffe des Brötchens zum Beispiel steigen über den Rachen in die Nasenhöhle und weiter in das Gehirn. Von dort wird das typische Aroma in die Mundhöhle zurück projiziert und verstärkt. Wie sehr die beiden Sinne Geschmack und Geruch zusammenhängen, zeigt sich bei einer Erkältung: Das Riechen fällt durch die verstopfte Nase schwer, zugleich klagen Betroffene über einen Verlust ihrer Geschmacksfähigkeit. Wie gut jemand schmecken oder riechen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielen auch genetische Gründe eine Rolle. Zudem werden Riechen und Schmecken durch Medikamente, Umweltgifte, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und insbesondere das Rauchen beeinträchtigt. Riechstörungen können auch auf eine Parkinson- oder Alzheimer-Erkrankung hindeuten. Untersuchungen zeigen, dass bei etwa 80 % der Patienten im frühen Krankheitsstadium das Riechen beeinträchtigt ist. Doch auch ohne schwerwiegende Erkrankungen nimmt ab dem 65. Lebensjahr die Regenerationsfähigkeit der Riechzellen ab. Die Geschmackswahrnehmung bildet sich ebenfalls zurück. Um den Geschmackssinn möglichst lange zu erhalten, sollte auf das starke Würzen von Speisen verzichtet werden, da sonst die Empfindung für feine Geschmacksabstufungen schneller nachlässt. Supress 91
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