04 Berufsbildung schreibt (Erfolgs-)Geschichte 10 Häring & Co. AG: Holzbau ist Hightech 12 Tiefbohrbär GmbH: Nicht einfach Löcher bohren Magazin der Standortförderung des Kantons Aargau Stets top informiert mit unserem Newsletter Der Newsletter von Aargau Services informiert Sie über: •Dienstleistungen der Standortförderung • Spannende Veranstaltungen für Unternehmer, mit speziellen Angeboten für Start-ups •Neuigkeiten aus dem Kanton Aargau Den Newsletter können Sie abonnieren unter: www.aargauservices.ch > Newsletter Impressum Ausgabe No 12 – Juni 2015 ISSN-Nr. 1663-2575 Herausgeber Kanton Aargau Departement Volkswirtschaft und Inneres Aargau Services Standortförderung Rain 53, CH-5001 Aarau Redaktion Aargau Services Standortförderung Foto Titelseite Westend61/Fotolia.com Gestaltung Binkert Buag AG, Laufenburg Druck Binkert Buag AG, Laufenburg Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. © 2015 Kanton Aargau Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Die Schweiz hat europaweit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit. Grund für diese erfreuliche Tatsache ist das Schweizer Berufsbildungssystem. Über 70 Prozent der 15- bis 20-Jährigen absolvieren in der Schweiz eine duale Berufsbildung. Sie nehmen vom ersten Tag an aktiv am Berufsleben teil und schliessen ihre Berufslehre als hervorragend qualifizierte Fachkräfte ab. Die regelmässigen Top-Platzierungen an internationalen Berufsmeisterschaften belegen dies auf eindrückliche Art und Weise. Auch Aargauer Lernende mischen regelmässig in den vordersten Rängen mit. Gerade für den Technologie-Kanton Aargau mit seinen zahlreichen stark diversifizierten Unternehmen sind gut ausgebildete Nachwuchsfachkräfte essenziell. Entsprechend engagieren sich viele Betriebe in der Lernendenausbildung. Die gute Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und den staatlichen Berufsschulen in der Ausbildung junger Menschen beeindruckt auch die Amerikaner. Im vergangenen Jahr besuchten mehrere Delegationen aus den USA die Schweiz, darunter die amerikanische Second Lady Jill Biden, um sich über das duale Berufsbildungssystem zu informieren und von der Schweiz zu lernen. Doch nicht nur das Weisse Haus wünscht sich Berufsleute nach Schweizer Rezept. Weltweit stösst das duale Bildungssystem auf grosses Interesse. So will Grossbritannien Lehrstellen nach Schweizer Vorbild schaffen, um der hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Auch Südkoreas Präsidentin Park Geunhye zeigte sich bei ihrem letzten Staatsbesuch in der Schweiz von unserem Bildungssystem beeindruckt und bezeichnete es als vorbildlich. Indien erprobt seit 2008 ein neues System und bietet an staatlichen Industrial Training Institutes zweijährige Berufslehren an. Denn die UNESCO, die OECD sowie die EU preisen die Berufsbildung als wirksamste Strategie gegen Jugendarbeitslosigkeit. Die Berufslehre macht also weltweit Karriere. Annelise Alig Anderhalden Leiterin Standortförderung Aargau Services 0 4 | 0 5 focus aargau Berufsbildung schreibt (Erfolgs-)Geschichte Handwerker im 16. Jahrhundert (Illustration: Stock illustration/nicoolay) Historischer Rückblick auf sechzig Jahre Berufsweltmeisterschaft (Foto: Archiv SwissSkills) Sie ist über 500-jährig, aber kein bisschen veraltet – die Berufslehre. Seit dem Mittelalter formt sie junge Leute zu hochqualifizierten Fachkräften und bildet so das Fundament der Wirtschaft. Dank ihr gehört die Schweiz heute zu den wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit. Vogelfänger, Stumpendreher, Fingerhüter … das war einmal. Technologischer Fortschritt und wirtschaftlicher Strukturwandel haben diese kurios anmutenden Berufe verschwinden lassen. Ihre wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung ist jedoch bis heute geblieben. So entstanden um diese Berufe einst starke Berufs- und Handwerksvereinigungen. Im deutschsprachigen Raum waren es ab dem 16. Jahrhundert die Zünfte, die sich für ihr Handwerk einsetzten und den Nachwuchs förderten. Junge Männer gingen zu einem Meister in die Lehre. Sie erhielten einen Lehrbrief und wurden nach drei bis vier Jahren Gesellen. Als Gesellen wanderten sie anschliessend während gut fünf Jahren von Meister zu Meister. Erst danach konnten sie sich niederlassen, ihr eigenes Geschäft eröffnen, Meister werden, in die Zunft eintreten und heiraten. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich daraus das duale Bildungssystem gebildet – eine Erfolgsgeschichte. Mit «Swissness» an die Spitze Die Qualitätskultur ist ein weiteres Vermächtnis der vorindustriellen Handwerkstradition. Präzision, Termintreue, Zuverlässigkeit sowie Verantwortungsund Garantiebewusstsein gegenüber dem Kunden – genau das waren und sind noch heute die Trümpfe der Schweizer Wirtschaft. Dank dieser «Die Vielseitigkeit und das Know-how unseres qualifizierten Teams sind unser grösstes Kapital. Als kleines, international ausgerichtetes Hightech-Unternehmen mit Kunden aus der Industrie, Luft- und Raumfahrt sowie der Medizintechnik sind wir auf gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte angewiesen.» Dr. Josef Link, CEO der Hightec MC AG in Lenzburg Historischer Rückblick auf sechzig Jahre Berufsweltmeisterschaft (Foto: Archiv SwissSkills) «Swissness» gehört Helvetia heute weltweit zu den konkurrenzfähigsten Ländern. Dies belegen zahlreiche Rankings: 1. Rang im Global Competitiveness Index 2013–2014, 2. Platz im IMD World Competitiveness Ranking 2014. Europas Nummer eins Bereits der Schweizer Nachwuchs glänzt mit hervorragenden Leistungen. An den Berufsweltmeisterschaften von 2003 in St. Gallen (Schweiz) und 2005 in Helsinki (Finnland) belegten die Schweizer Jungtalente den ersten Platz in der Nationenwertung. Auch an den «WorldSkills Competitions» von 2007 in Shizuoka (Japan), 2009 in Calgary (Kanada), 2011 in London (Grossbritannien) und 2013 in Leipzig (Deutschland) präsentierten sie sich als starke Konkurrenz und strahlten als Europas Nummer eins. Die nächsten «WorldSkills Competitions» werden vom 11.–16. August 2015 in São Paulo (Brasilien) ausgetragen. Gut, besser, Berufslehre! Der Aargau macht‘s vor Der Ländervergleich in Europa bestätigt: Schweizer Jugendliche, die eine betriebliche Lehre absolviert haben, sind top qualifiziert und in höchstem Masse arbeitsmarktfähig. So betrug die Jugendarbeitslosigkeit 2013 in der Schweiz 3,4 Prozent. In der EU waren demgegenüber 2014 21,9 Prozent aller Jugendlichen unter 25 Jahren arbeitslos. Gut ausgebildete Fachkräfte bilden das Fundament der Wirtschaft. Doch wie gewinnt und hält man die begehrten Mitarbeitenden? Das Erfolgsrezept von Reto Schmid, CEO der SCHMID GROUP GmbH aus Ehrendingen lautet, die Mitarbeitenden durch interne und externe Weiterbildungen stetig zu fördern. Doch talentierte Praktiker wachsen nicht auf Bäumen. Auch hier weiss der Jungunternehmer Rat und kümmert sich gleich selbst um den Nachwuchs. Ab Herbst 2015 bildet das Unternehmen seinen ersten Lernenden zum Konstrukteur EFZ aus. Eine weitere Stärke des Berufsbildungssystems ist seine Durchlässigkeit, getreu dem Motto: kein Abschluss ohne Anschluss. Wer über eine Berufslehre mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) verfügt, der kann sein Wissen in über 520 Bildungsgängen mit einer höheren Berufsbildung (Tertiär B) vertiefen. Und wer zusätzlich zum EFZ die Berufsmaturität in der Tasche hat, dem steht gar der Weg an eine Fachhochschule (Tertiär A) offen. Auch andere Aargauer Unternehmen fördern den Nachwuchs. Das Zofinger Unternehmen Müller Martini beispielsweise betreibt seit über 50 Jahren einen Lernpark. Die Lernenden erhalten dort eine umfassende und breite Basis- und Erweiterungsausbildung. Weit über 1’000 Lernende konnten von diesem Engagement 0 6 | 0 7 focus aargau Teilnehmende an den ersten Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills 2014 (Foto links: SwissSkills 2014/Damianpoffet.com; Foto rechts: SwissSkills 2014/Philipp Zinniker) bereits profitieren und ihre Berufslehre als kompetente Fachkräfte abschliessen (siehe hierzu das Interview mit Noah Hütter, Lernender bei Müller Martini auf den Seiten 8–9). Doch dies ist längst nicht alles. Martin Baltisberger, Leiter des Lernparks: «In den Schulferien bieten wir für unsere Ausbildungsberufe Schnupperlehren an. Berufsinteressierte können an zwei oder vier Tagen in einen oder zwei Berufe sowie in die Berufsbildung von Müller Martini hineinschnuppern. Jährlich absolvieren an die 60 Schülerinnen und Schüler bei uns eine Schnupperlehre. Seit vier Jahren führen wir zudem in den Herbstferien zusammen mit der Bezirksschule Zofingen die Projektwoche «Engineering World» durch. Schülerinnen und Schüler der zweiten und dritten Klasse entwickeln und programmieren in dieser Woche verschiedene Roboter. Sie erhalten so Einblick in die Welt der Technik und erfahren mehr zu den Berufen, die wir ausbilden. Aus den bisher 48 Teilneh- menden konnten wir bis jetzt sechs als Lernende in technischen Berufen rekrutieren.» Triale Ausbildung bei Roche Auch Roche setzt sich für den Nachwuchs ein und eröffnete 2015 für 86 Millionen Franken ein Learning Center in Kaiseraugst. 300 Auszubildende profitieren dort vom «trialen Ausbildungssystem» – einer internen Werkschule, die das duale Bildungssystem ergänzt. Diese bietet den Lernenden nebst Hörsälen und einem E-Learning-Raum, Chemie-, Biologie- und Pharmalabore, wo sie selber experimentieren können. Hat Wasser eine Haut? So lautet eine der Forschungsfragen im MobiLab. Das MobiLab ist ein Kleinlastwagen, der über 130 Experimente zu acht naturwissenschaftlichen und technischen Themen an Primarschulen bringt. Kinder von neun bis zwölf Jahren können so selber experimentie- «Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft. Im Kanton Aargau ermöglicht die Berufsbildung fast drei Vierteln aller Jugendlichen einen erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt. Der Anteil liegt damit über dem schweizerischen Durchschnitt. Mir ist es ein grosses Anliegen, dass die beruflichen Möglich keiten im Aargau ständig weiterentwickelt und der Situation auf dem Arbeitsmarkt angepasst werden.» Regierungsrat Alex Hürzeler, Vorsteher Departement Bildung, Kultur und Sport Programmieren von Legorobotern (Foto: F. Hoffmann-La Roche AG) ren und verschiedene Naturphänomene entdecken. Der Verein MobiLab betreibt zusammen mit dem Zentrum Naturwissenschafts- und Technikdidaktik der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) das MobiLab. Gönner aus Industrie, Stiftungen und Privatpersonen unterstützen das Projekt. Ziel ist es, Kinder im lernfähig sten Alter für naturwissenschaftliche und technische Fragen zu begeistern und den Nachwuchs im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu fördern. Nebst dem Verein MobiLab engagieren sich auch zahlreiche Aargauer Institutionen, Unternehmen und Schulen für die Nachwuchsförderung: Schullabor EXPERIO Roche Um auch die Kleinen und Unentschlossenen für MINT-Fächer zu begeistern, hat Roche im neuen Learning Center das Schullabor EXPERIO Roche integriert. Schülerinnen und Schüler von der Primar- bis zur Sekundarstufe können dort in halb- bis ganztägigen Workshops erste praktische Laborerfahrungen sammeln. Für Sekundarschülerinnen und -schüler steht zudem der My-Talents-Berufswahlparcours bereit, bei dem sie in diverse Berufe hineinschnuppern können. in Zusammenarbeit mit «Schweizer Jugend forscht». • Real-Tec: Projektwochen für Jugendliche von 12 bis 16 Jahren zu Robotik, alternativen Energien oder Hausautomation, in Zusammenarbeit mit der Endress+ Hauser Flowtech AG. FHNW fördert den Nachwuchs Die Hochschule für Technik der FHNW führt an ihrem Standort in Windisch regelmässig Projekte zur Nachwuchsförderung durch. So beispielsweise: • JETZ: • hack an app@FHNW: www.berufslehre.roche.ch IT-Projektwoche für Schülerinnen und Schüler von 12 bis 16 Jahren aus der Region sowie für Kinder von Mitarbeitenden der FHNW, in Zusammenarbeit mit der ti&m AG. www.experio-roche.ch Elektronik- und Technikkurse für Jugendliche ab 13 Jahren, angeboten vom Jugend Elektronik+Technikzen trum Regio Basel – JETZ. www.fhnw.ch www.hightec.ch www.mobilab-nw.ch www.mullermartini.com www.roche.com • girls@science und boys@science: www.SCHMID-GROUP.ch Technische Studienwoche für Mädchen und Knaben von 10 bis 13 Jahren, Andrea Eichmüller Aargau Services Standortförderung 0 8 | 0 9 focus aargau Können auf höchstem Niveau Noah Hütter gewann an den SwissSkills 2014 als Elektroniker EFZ die Bronze-Medaille (Foto: SwissSkills 2014) Siegerehrung an den SwissSkills 2014 (Foto: SwissSkills 2014/Philipp Zinniker) An den SwissSkills 2014 in Bern traten die besten jungen Schweizer Berufsleute gegeneinander an. Über 1‘000 Jugendliche aus 70 Berufen nahmen an den Berufsmeisterschaften teil. Auch Noah Hütter, Lernender zum Elektroniker EFZ bei der Müller Martini Electronic AG in Zofingen, zeigte sein Können und landete auf dem Podest. Herr Hütter, Sie haben an den SwissSkills 2014 in der Sparte «Elektroniker/in EFZ» die Bronze-Medaille gewonnen – herzliche Gratulation! Wie haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet? Vielen Dank! Meine Vorbereitungen begannen im März 2014, um mich für die Teilnahme an den SwissSkills zu qualifizieren. Ich löste Aufgaben, frischte die Theorie auf und trainierte vor allem die Routine. Denn darauf kommt es bei den SwissSkills an. Man muss blitzschnell Lösungswege finden und ausführen. Die Aufgaben sind so ausgelegt, dass man sich beeilen muss, um in der gegebenen Zeit fertig zu werden. Da bleibt keine Zeit, um Formeln nachzuschlagen. Als ich mich dann für die SwissSkills 2014 qualifiziert hatte, wurden die Vorbereitungen etwas intensiver. Ich repetierte viel, erlernte aber auch Neues, da ich zu diesem Zeitpunkt ein Jahr Bildungsrückstand zu einigen meiner Mitstreitern hatte. Und ich stellte mir für die drei Wettbewerbstage einen Materialsatz mit Werkzeugen und Messgeräten zusammen. Denn auch das Equipment muss stimmen. Wie hat Sie Ihr Lehrbetrieb unterstützt? Mir wurde sehr viel Zeit zur Verfügung gestellt. An mehreren Tagen in der Woche durfte ich selbstständig an den Vorbereitungen arbeiten. Auch Material stellte mir mein Lehrbetrieb SwissSkills Bern 2014 Vom 17.–21. September 2014 fanden in Bern die ersten Schweizer Berufsmeisterschaften statt. Am Mega-Event präsentierten sich über 130 Berufe. In rund 70 Berufen kämpften junge Berufsleute um den Schweizer Meistertitel. Jugendlichen, Eltern, Schulklassen und der Öffentlichkeit boten die SwissSkills Wettkämpfe, Informationsstände der verschiedenen Berufsverbände und Aussteller sowie spannende Rahmenprogramme mit Leistungsshows. Insbesondere Schülerinnen und Schüler erhielten so einen wertvollen Einblick in die vielfältige Berufswelt. www.swissskillsbern2014.ch Erkundungstour an den SwissSkills 2014 (Foto: SwissSkills 2014/Philipp Zinniker) bereit. Messgeräte und Werkzeuge durfte ich während der Vorbereitung und am Wettkampf benutzen. Aber nicht nur vom Material konnte ich profitieren, sondern auch vom Knowhow der Mitarbeitenden. Während meiner ganzen Lehrzeit war ich von erfahrenen Berufsleuten umgeben, die jederzeit bereit waren, uns Lernenden bei Problemen zu helfen und Sachverhalte zu erklären. Von ihrer Erfahrung zu lernen war äusserst hilfreich, um Routinearbeiten schneller und effizienter zu erledigen und Probleme sicherer zu meistern. Bildungsplans. Doch nicht nur das Wissen zählt. Auch die Praxiserfahrung ist entscheidend, die ich hautnah in der Wirtschaft machen durfte. Berufsleute fundiert ausbildet und so gut auf die Arbeitswelt vorbereitet. Dann würden Sie sich wieder für eine Ich werde im Herbst 2015 mit dem Vollzeit-Bachelorstudium «Elektround Informationstechnik» an der Fachhochschule Nordwestschweiz beginnen. Was danach kommt, steht in den Sternen. Aber ich werde definitiv in diesem Beruf bleiben. Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Pläne aus? Berufslehre entscheiden? Auf jeden Fall! Ich finde, das duale Bildungssystem macht den perfekten Ausgleich zwischen der Theorie an der Berufsschule und der Praxis im Lehrbetrieb. Und mit der berufsbegleitenden Matura kann man sich direkt den Weg an eine Fachhochschule sichern. www.mullermartini.com Und was bringt die Berufslehre Ihrer Sie schliessen Ihre Lehre im Sommer Meinung nach dem Betrieb? Andrea Eichmüller 2015 ab. Was werden Sie – nebst der Ein Elektroniker-Lernender bringt der Firma neues Know-how. Denn in der Berufsschule lernt er die neuesten Methoden und Möglichkeiten in seinem Fach und ist punkto Entwicklung im Elektronik-Bereich immer up to date. Ausserdem leistet das Unternehmen damit einen guten Beitrag zur Schweizer Wirtschaft, indem es junge Aargau Services Standortförderung Medaille – aus der Lehrzeit bei der Müller Martini Electronic AG mitnehmen? Natürlich werde ich sehr viel berufsbezogenes Wissen mitnehmen. Die Ausbildung bei der Müller Martini Electronic AG war sehr flexibel und fundiert. Ich lernte viel mehr als bloss die vorgegebenen Themen des 10 | 11 focus aargau Holzbau ist Hightech Oscar Elias, CEO der Häring & Co. AG (Foto: Peter Siegrist) Saldomes für die Schweizerischen Rheinsalinen in Rheinfelden (Foto: Häring & Co. AG) Leicht, sauber, nachhaltig und wärmetechnisch effizient: Oscar Elias schwärmt für Holz als Baustoff. Der CEO der Häring & Co. AG, die Ende 2012 in Eiken eine neue Produktionsstätte eröffnete, über gesuchte deutsche Zimmermänner, die riesige Nachfrage in China und seine Vision, in der Schweiz ein Hochhaus aus Holz zu bauen. Holz ist heimelig, sagt der Volksmund. Unser Holzbau ist innovativ, sagt Häring. Inwiefern? Vor zwölf Jahren kam ich als Ökonom zum Familienunternehmen. Inzwischen weiss ich: Holz brennt nicht nur. Es ist ein moderner, leistungsfähiger Baustoff. Wir produzieren vorgefertigte Elemente in Trockenbauweise, unsere Baustellen sind keine «Saustellen». Holz ist wärmetechnisch effizient, wird nachhaltig produziert – und bleibt dabei heimelig. beispielsweise unsere Brettschichtholzträger aus verleimten Lamellen. Sie sind bis 42 Meter lang und ersetzen Stahlträger. Mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule forschen wir am erdbebensicheren Bauen. Unsere Spezialität ist das integrale SystemEngineering. Das heisst, dass in die Bauelemente vor der Montage möglichst viel integriert wird: Steckdosen, Fenster, Storen, die Fassade. Wir bieten sogenannte normvariable Komponenten an, damit der Architekt nicht jede Wand neu erfinden muss. Würden Sie die Holzbau- als Hightech-Branche bezeichnen? Ihre Paradereferenz sind die beiden Vom Potenzial her ist Holz tatsächlich ein Hightech-Material. Nehmen Sie gigantischen Holzkuppelbauten, die Saldomes für die Schweizerischen Rheinsa- Produktionsstätte in Eiken (Foto: Peter Siegrist) Geschäftsleitungs-Mitglieder: Stefan Wettstein, Jürgen Felber und Oscar Elias (Foto: Peter Siegrist) linen in Rheinfelden. Ein Türöffner? Wo können Sie heute wachsen? Die Aufträge hatten einen Fomel-1Effekt: Häring wurde bekannter, aber mehr Saldomes verkauften wir trotzdem nicht (lacht). Die Konstruktionsweise ohne Gerüst erlaubt uns, auch in entlegenen Orten auf dieser Welt solche Dome-Strukturen kostengünstig und schnell zu montieren. Die Anwendung des Domes lässt sich aber auch gut im Bau von Kultur- und Sporthallen anwenden. Beispielsweise, indem wir bestehende Mehrfamilienhäuser aufstocken – Stichwort Verdichtung. Holz als leichter Baustoff ist prädestiniert dafür. Oder an unseren ausländischen Standorten. In Gabun/Afrika ist der Rohstoff reichlich vorhanden, in China ist die Nachfrage riesig. Europa als Exportmarkt hingegen ist eingebrochen. Häring deckt von Bodendielen über SECO geht für 2015 von rückläufigen Bau- und Ausrüstungsinvestitionen aus. Der schwache Euro erhöht den sich trotzdem freuen? umgekehrt vom günstigen Arbeitsmarkt Wir haben den Auftrag für ein Tragwerk in Südkorea gewonnen. Im Heimmarkt etablieren wir einen neuen Geschäftsbereich Projektentwicklung: Wir suchen Grundstücke und bauen für Investoren mehrgeschossige Holzneubauten. Der Spatenstich für das erste Projekt war im April. Und dann haben wir noch eine Vision: in der Schweiz ein Hochhaus aus Holz zu bauen. Deutschland? Wir bekommen viele ausländische Bewerbungen. Deutsche Zimmermänner haben eine fundierte Ausbildung. Wir sind auf sie angewiesen, denn der Fachkräftemangel ist eine Tatsache. Wir bilden auch Lehrlinge aus. Sehr wichtig. Seit der Aufhebung der Euro-Untergrenze investieren Gewerbe und Industrie sehr zurückhaltend. Stellen Sie sich vor, wir wären nur im Bereich Ausrüstungsinvestitionen tätig! Holz war früher nur im Chaletbau gefragt, heute kommt es vielfältig zum Einsatz. Diese Chance ergreifen wir. Das Staatssekretariat für Wirtschaft Profitieren Sie mit Ihrer Grenznähe Fassadenelemente bis zu Industriebau- Diversifizierung? Dorf um uns herum gewachsen war. Wir hatten drei Optionen – Eiken war mit Abstand die beste. Wir fühlten uns sehr willkommen. Ende 2012 konnten wir bereits einziehen. Und die Nähe zur Autobahn ist super. Konkurrenzdruck. Worauf können Sie ten und Mehrzweckhallen ein breites Spektrum ab. Wie wichtig ist diese Mitarbeitender der Häring & Co. AG (Foto: Peter Siegrist) Nach Eiken kamen Sie 2012, vorher war Ihr Hauptsitz 135 Jahre lang in BaselLand. Warum dieser Kantonswechsel? www.haring.ch Wir mussten aus Pratteln weg, weil das Interview: Thomas Röthlin 12 | 13 focus aargau Nicht einfach Löcher bohren Markus und Carmen Bär, Geschäftsführer und Inhaber der Tiefbohrbär GmbH (Foto: Markus Schneeberger) Präzisionsbohrung vom Tiefbohrbär (Foto: Markus Schneeberger) Angefangen haben sie in der Garage. Heute führen Carmen und Markus Bär ihre Tiefbohrbär GmbH als Hightech-Betrieb mit rund 30 Mitarbeitenden in Rothrist und Albstadt (D). Ihre Fachkräfte, die Werkstücke etwa für Medizinal-Instrumente hochpräzis bearbeiten, müssen sie selber ausbilden. Tiefbohren, da kommt mir als Laie Geothermie in den Sinn. Aber ich liege falsch. Was machen Sie mit Ihrer Firma tiefe an, die fünfmal den Bohrdurchmesser beträgt. Wir gehen bis zum 300-Fachen des Bohrdurchmessers. genau? Carmen Bär: Wir bohren nicht etwa Löcher – wir machen Präzisionsbohrungen in allen Werkstoffen, bei denen sich Material abtragen lässt. Mit einem herkömmlichen Spiralbohrer müssen die Späne in mehreren Bohrgängen herausgeholt werden, was die Bohroberfläche verletzt. Unsere Spezialwerkzeuge hingegen erreichen die Bohrtiefe in einem Arbeitsgang. Ab welcher Tiefe spricht man von einer Tiefbohrung? Markus Bär: Es fängt bei einer Bohr- In welchen Werkstücken steckt Ihre Arbeit? Carmen Bär: Als Lohnbetrieb decken wir alle Branchen ab, von A wie AugenMedizin über Fahrzeuge, LebensmittelIndustrie, Medizinal-Instrumente und Raumfahrt bis Z wie Zahntechnik. Sie tüftelten jahrelang an der «perfekten Tiefbohrung». Warum? Markus Bär: Einer unserer ersten Kunden, ebenfalls ein Tiefbohrer, war nicht zufrieden mit unserer Leistung – die Oberfläche wies Rillen auf. Aber Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann und US-Botschafterin Suzan LeVine vor dem Tiefbohrbär-Stand am Hightech-Event «Silicon Valley meets Switzerland» (Foto: Markus Schneeberger) er überliess die Lösung des Problems uns, weil er es selber auch nicht besser konnte. Da wusste ich: Einer perfekten Tiefbohrung muss man ansehen, dass sie von uns stammt. Sie sind auf Spezialisten angewiesen. Wie finden Sie Ihre Fachkräfte? Markus Bär: Wir müssen das Knowhow unserer Mitarbeitenden selber aufbauen. Die geeigneten Berufsleute kommen in anderen Betrieben nicht in Kontakt mit unserem Verfahren. Zum Beispiel der Konstrukteur einer Abfüllanlage von Rivella, sozusagen unser Nachbar: Er schaute einmal spontan bei uns rein – und bereute es, dass er das nicht schon früher gemacht hatte. Denn mit Tiefbohr-Know-how lassen sich Konstruktionen vereinfachen und Kosten sparen. 2009 eröffneten Sie in Deutschland eine Niederlassung. Was bewog Sie zu diesem Schritt? Markus Bär: Wir hatten Kunden in Deutschland, die den Wunsch äusserten, dass wir vor Ort für sie arbeiten würden. Die Gelegenheit ergab sich durch den Kauf eines insolventen deutschen Tiefbohrbetriebs. Wir übernahmen seinen Maschinenpark und zwei Mitarbeitende. Wegen dem viel tieferen Preisniveau in Deutschland müssen wir erst recht auf Präzision fokussieren: Teurere, aber qualitativ hochwertige Bohrungen sind den Kunden vor Ort das Geld wert, wenn sie keine Nachbearbeitungskosten haben und die Ausschussrate gering ist. Eingang am Firmen-Hauptsitz in Rothrist (Foto: Tiefbohrbär GmbH) Die lokalen Rahmenbedingungen scheinen zu stimmen: Dem Standort Rothrist sind Sie seit Ihrer Firmengründung 1996 treu geblieben. Markus Bär: Angefangen haben wir in unserer Garage. Wir wuchsen und bezogen 2005 unser eigenes Betriebsgebäude. Das Land verkaufte uns die Ortsbürgergemeinde. Die Nähe zur Autobahn ist ein grosser Vorteil, da unsere Kunden aus der ganzen Schweiz kommen. Der Aargau hat eine Hightech-Strategie und investiert in den Wissens- und Wie meistern Sie die Herausforderung Technologietransfer. Spüren Sie etwas des starken Frankens? von diesen Bemühungen? Markus Bär: Als Lohnbetrieb sind unsere anteilsmässig geringen Warenkosten kein Sparhebel. Wir müssen die Arbeitsabläufe noch effizienter gestalten. Entscheidend ist aber unser strategisches Ziel: als HightechUnternehmen so gut zu sein, dass unsere Kunden auf uns angewiesen sind. Markus Bär: Ja, wir schätzen diese Kontakte. Die Anlässe der Standortförderung Aargau Services sind für uns wichtig, damit unsere potenziellen Kunden überhaupt wissen, dass es uns gibt. www.tiefbohrbaer.ch Interview: Thomas Röthlin 1 4 | 1 5 focus aargau Schützen Sie Ihr unternehmerisches Kapital Erfindungen, Marken und Design sind unternehmerisches Kapital. Dieses vor unerlaubten Übergriffen zu schützen, sollte selbstverständlich sein. Doch vor allem KMU schützen ihr geistiges Eigentum zu wenig. (Foto: Dada Lin) Verantwortliche in KMU erkennen oft zu spät, wie wichtig Patent- und Markenschutz sind. Oftmals ist ihnen auch unklar, wie sie ihre Innovationen vor unerlaubten Übergriffen schützen können. Wer sich die Rechte an den eigenen Erfindungen jedoch nicht frühzeitig sichert, der riskiert kopiert zu werden. kompetent beraten. Dabei wird die Situation eines KMU gesamtheitlich betrachtet. Peter Frei, Technologie- und Innovations-Mentor am Hightech Zentrum Aargau: «Wir betrachten Patentfragen nie losgelöst von der Firmenkultur, sondern richten den Blick auf die gesamte Situation eines KMU». Ebenso gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Wer selbst Rechte oder Patente verletzt, dem drohen teure Klagen. Interessant in diesem Zusammenhang und gut zu wissen: Jedes Thema und der Stand jeglicher Technik ist in der Patentliteratur beschrieben. Patentrecherchen sind unerlässlich Das Hightech Zentrum Aargau bietet im Rahmen seines Leistungsauftrages begleitete Recherchen an. Hierzu hat es mit dem Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Dieser beinhaltet unter anderem einen «virtuellen Zugang» zu den Patentexperten des IGE. Um diesen auch nutzen zu können, entsteht im Hightech Zentrum Aargau in Brugg ein Rechercheraum. Aargauer Unternehmen können hier recherchieren. Zusätzlich stehen ihnen erfahrene Mitarbeitende zur Seite, die sie in Patentrecht sowie Technologiefragen Kontaktieren Sie die Hightech Zentrum Aargau AG unter: Tel. +41 56 560 50 50 [email protected] www.hightechzentrum.ch/ip Helen Dietsche Hightech Zentrum Aargau AG Vom Aargau in die Welt Rund um die Welt begegnet man beeindruckenden Persönlichkeiten. Nicht wenige leben im Aargau. In der Rubrik «Vom Aargau in die Welt» verraten einige von ihnen, wie sie den Kanton wahrnehmen, was sie am Aargau schätzen oder sich für den Aargau wünschen. In dieser Ausgabe: Natascha Badmann, erfolgreichste Schweizer Du- und Triathletin aller Zeiten. Sie wohnt in Oftringen, gewann sechs Mal den Ironman Hawaii, ist zweifache Weltmeisterin im Duathlon und wurde zwei Mal Schweizer Sportlerin des Jahres. Natascha Badmann (Foto: Red Bull Media House) Aufgewachsen bin ich im Kanton Basel-Landschaft. Tolle Freunde, die schöne Wohnlage und super Trainingsmöglichkeiten haben mich vor Jahren in den Aargau gezogen. Hier in Oftringen fühle ich mich wohl; hier bin ich zu Hause. Als Sportlerin komme ich viel in der Welt herum und habe schon einige schöne Orte gesehen. Doch überzeugen tut mich der Aargau – ein aufgeschlossener und fortschrittlicher Kanton. Hier bietet sich mir Lebensqualität. Viele freundliche und gute Menschen leben hier. Auch die zentrale Lage schätze ich sehr, und von der Natur bin ich begeistert – Schweizer Idylle pur! Die schöne, gepflegte Landschaft und die weltweit einzigartigen, tollen Waldwege bieten mir ein ideales Trainingsgebiet. Auch topografisch ist der Aargau für mein Rad- und Lauftraining hervorragend. Ich geniesse es, von zu Hause aus mit meinem Rennrad starten zu können. Ja, im Aargau gibt es viele Perlen zu entdecken. So etwa die wunderschöne Altstadt von Zofingen mit ihren tollen Lokalen und den zahlreichen Veranstaltungen wie beispielsweise dem Bio Marché – der grössten Schweizer Bio-Messe, die jährlich tausende Besucherinnen und Besucher nach Zofingen lockt. Der Aargau ist wirklich toll. Ich bin immer wieder überrascht, wie schön es hier ist, wenn ich von einem Sportevent oder Trainingslager im Ausland nach Hause komme. Und ich freue mich jedes Mal auf die Rösti in unserem Dorfrestaurant Linde. Ich wünsche mir für den Aargau, dass er stolz darauf ist, was er erreicht hat und viel Freude für alle noch kommenden Herausforderungen. Für die Aargauerinnen und Aargauer wünsche ich mir, dass die tolle Lebensqualität erhalten bleibt sowie beste Gesundheit und Bewegung. Und für mich wünsche ich mir mehr Sportförderung. Mein grösster Wunsch wäre eine komplette Fitnessanlage mit breitem Angebot bis hin zur Gesundheits- und Ernährungsberatung für die gesamte Bevölkerung. Am besten in Zofingen, wo es in den Trinermatten bereits eine Laufbahn, Tennisplätze und ein Freibad hat. Oder in Oftringen neben der Erzo (Entsorgung Region Zofingen), wo die Abwärme für die Heizung der Schwimmbecken genutzt werden könnte. Ideen hätte ich viele … www.nataschabadmann.ch www.9stunden.com Natascha Badmann 16 | 17 focus aargau Unternehmenssteuerreform III – Fluch oder Segen? Andreas Staubli (Foto: PwC AG) «Der Kanton Aargau hat gute Karten bei der Standortwahl: Ausbildungsstätten für Fachkräfte, moderne Infrastruktur, zentrale Lage und faire Steuern.» «Ein wichtiger Standortvorteil ist unser Steuerklima – um dieses zu erhalten, müssen die Interessen von Staat und Steuerpflichtigen im Lot bleiben.» Andreas Staubli, Geschäftsleitung PricewaterhouseCoopers AG, Leiter Steuern und Recht Ralph Lehmann, Director PricewaterhouseCoopers AG, Leiter Steuern Aargau Ralph Lehmann (Foto: PwC AG) Das Klima in der internationalen Steuerlandschaft hat sich aufgrund der Finanzkrisen und des erhöhten Finanzbedarfs verschiedener Staaten verschärft. Diese Staaten woll(t)en auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmequellen mit allen Mitteln ihr Steuersubstrat erhöhen. Auf nationaler wie internationaler Ebene (EU und OECD) wird nach Wettbewerbsbedingungen gesucht, die für alle Staaten massgebend sind. Mit der Unternehmenssteuerreform (UStR) III soll die Schweiz auch für international ausgerichtete Unternehmen steuerlich attraktiv bleiben – sowohl für Zuzüger aus dem Ausland wie auch für bereits in der Schweiz ansässige Unternehmen. Der Erhalt der Standortattraktivität zielt auf den Erhalt des Unternehmenssteuersubstrats, von Arbeitsplätzen und wegen der volkswirtschaftlichen Bedeutung der international orientierten Unternehmen letztlich auch auf den Erhalt des Wohlstands in der Schweiz ab. Deshalb ist es das Ziel der Bundes- und Kantonsbehörden sowie der Wirtschaftsverbände, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz langfristig zu sichern. Bedeutung für den Kanton Aargau Im Kanton Aargau sind aktuell rund 500 sogenannte Statusgesellschaften angesiedelt (davon gut 400 Holdings), wobei die von diesen generierten Steuereinnahmen lediglich im knappen Prozentbereich liegen. Kann sich der Kanton Aargau also entspannt zurücklehnen? Zu Recht nicht, denn die volkswirtschaftlichen Auswirkungen betreffen die ganze Schweiz und die Massnahmen anderer Kantone (unter anderem Boxenlösungen) haben direkten Einfluss auf den innerschweizerischen Standortwettbewerb, der auch von heute ordentlich besteuerten Unternehmen beachtet wird. baren stillen Reserven. Diese sollen, insofern nach Inkrafttreten der Reform realisiert, bis zu zehn Anschlussjahre nicht oder nur milde besteuert werden. Von den übrigen diskutierten Massnahmen möchte der Bundesrat die Abschaffung der Emissionsabgabe, Erleichterungen bei der Kapitalsteuer sowie eine einheitliche Teilbesteuerung von Dividenden bei privaten Aktionären weiterverfolgen. Aktueller Stand der UStR III – weniger ist mehr! Gemäss der Vernehmlassung soll die UStR III auf wenige, international anerkannte Modelle beschränkt werden, um eine mehrheitsfähige Lösung anzubieten. Aus der untenstehenden Übersicht gehen die vom Bundesrat für die Botschaft festgelegten Eckwerte hervor. Mit der Lizenzbox sollen die Kantone die Möglichkeit erhalten, Erträge aus Immaterialgüterrechten (primär Patente) steuerlich nur teilweise zu erfassen. Abzüge für Forschung und Entwicklung ergänzen diesen Bereich. Auf die zinsbereinigte Gewinnsteuer, die auch einen kalkulatorischen Zins auf dem sogenannten Sicherheitseigenkapital, also auf Eigenkapital, welches betriebswirtschaftlich nicht zwingend nötig wäre, zum Abzug zulässt, hat der Bundesrat leider verzichtet. Diese sollte wieder in die parlamentarischen Beratungen einfliessen. Steuersystematisch konsistent ist schliesslich die übergangsrechtliche Behandlung von bisher nicht steuer- Welches sind die Trumpfkarten? • Die diskutierten neuen Steuermodelle werden international akzeptiert sein. • Der gesunde Staatshaushalt lässt die Implementierung der diskutier ten Modelle zu. • Die Lizenzbox und Abzüge für Forschung und Entwicklung passen perfekt zum Hightech-Fokus des Kantons Aargau. Heute an übermorgen denken • Fortführung der Stabilität: Die UStR III wird nicht vor 2018 in Kraft treten. Hinzu kommt der oben erwähnte Vorteil aus stillen Reserven für maximal zehn Anschlussjahre – welches Land gewährt eine derartige Planungssicherheit? Unsere Standortattraktivität bedingt ein nachhaltiges Steuerfundament. PwC Schweiz verfolgt die politische Debatte und arbeitet aktiv bei der Reform mit. PwC Schweiz unterstützt Unternehmen auch bei der Steuerplanung mit Blick auf die UStR III. • Kompetitive Gewinnsteuersätze: Eventuell weitere Steuersatzreduk tionen dank der geplanten Erhöhung des Kantonsanteils an der direkten Bundessteuer. www.pwc.ch Andreas Staubli und Ralph Lehmann PricewaterhouseCoopers AG Wegfall der kantonalen Statusgesellschaften (Holding-, Domizil- und gemischte Gesellschaften), der Prinzipalbesteuerung sowie der Finance Branch-Regimes Unternehmenssteuerreform III Bereiche mit Verbesserungen Lizenzbox auf kantonaler Ebene inkl. Abzug für F&E Senkung der ordentlichen Gewinnsteuersätze Zinsbereinigte Gewinnsteuer Emissionsabgabe Kapitalsteuer Teilbesteuerung Tonnage Tax Einheitliche Regelung zur steuerlichen Aufdeckung von stillen Reserven beim Statuswechsel («Step-up») Eckwerte gem. Bundesrat für Botschaft: akzeptiert Basierend auf www.news.admin.ch vom 2. April 2015 offen abgelehnt Beteiligungsabzug Kapitalgewinnsteuer Verlustverrechnung 18 | 19 focus aargau Agenda 2015 Wo Sie uns treffen Weitere Veranstaltungen IFJ-Intensivkurs Firmengründung, Aarau Vorbereitung zur Firmengründung, Brugg 24. Juni, 21. Juli und 31. August 2015 24. Juni und 30. September 2015 Die Teilnehmenden erfahren am kostenlosen Vorbereitungskurs, wie sie online, unkompliziert und günstig eine AG oder GmbH gründen können. Veranstalter: Technopark® Aargau www.technopark-aargau.ch Veranstalter: Institut für Jungunternehmen, in Zusammenarbeit mit Aargau Services Standortförderung www.ifj.ch, www.aargauservices.ch 11. Life Sciences-Info-Frühstück, Aarau 24. Juni 2015 Unternehmer der Medizintechnik-Branche erhalten Gelegenheit, ihr Netzwerk zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. IP für KMU: Lizenz- und Vertragsrecht, Brugg 30. Juni 2015 Veranstaltungsreihe zum Thema: «Schützen Sie Ihr unternehmerisches Kapital» – Teil 3 Veranstalter: Hightech Zentrum Aargau AG www.hightechzentrum.ch Infotable 08-15, Lupfig 26. August 2015 Veranstalter: Aargau Services Standortförderung www.aargauservices.ch «Datensicherheit – Erfolgsfaktor für Schweizer KMU» Investorenseminar, Leipzig (D) Veranstalter: KMU Swiss AG www.kmuswiss.ch 8. September 2015 Deutsche Unternehmer können sich an dieser Veranstaltung über die Unternehmensgründung im Kanton Aargau informieren lassen. start-net.ch, Brugg Veranstalter: Aargau Services Standortförderung und Handelskammer Deutschland-Schweiz www.aargauservices.ch, www.handelskammer-d-ch.ch Veranstalter: start-net GmbH www.technopark-aargau.ch 1. September–24. November 2015 «Ich mache mich selbstständig» Aargauische Berufsschau ab‘ 15, Wettingen 23. Neuunternehmer/innen Forum, Brugg 8. September–13. September 2015 18. November 2015 ab ‘15 ist die Plattform für Berufswahl und Berufsbildung. Mehr als 70 Verbände, Organisationen und Institutionen präsentieren rund 200 Lehrberufe. Die Veranstaltung für angehende und bereits erfolgreiche Neuunternehmer/innen bietet kostenlose Fachreferate und dient als Netzwerk-Plattform. Veranstalter: Aargau Services Standortförderung www.aargauservices.ch Veranstalter: Aargauischer Gewerbeverband www.agv.ch Start-up-Finanzierung: Tipps für Start-ups und Investoren, Brugg 22. September 2015 Veranstalter: Technopark® Aargau www.technopark-aargau.ch Weitere Veranstaltungen finden Sie unter: www.aargauservices.ch www.hightechzentrum.ch www.agv.chwww.ifj.ch www.aihk.chwww.kmuswiss.ch www.fhnw.chwww.kmuverband.ch www.handelskammer-d-ch.ch Neu im Aargau Jinn-Bot Robotics & Design GmbH Die Jinn-Bot Robotics & Design GmbH ist eine Entwicklungsfirma, die auf Android-App gesteuerte Laufsysteme spezialisiert ist. Ihr Know-how stellt sie projektbezogen auch anderen Firmen bereit. «Jinn», der erste lauffähige humanoide Roboter, wurde in der Schweiz digital entwickelt und kann mit 3D-Druckern weltweit produziert werden. Ersatzteile können so direkt beim Robotic-Kunden hergestellt und Neuentwicklungen integriert werden. Die Jinn-Bot Robotics & Design GmbH hat ihren Firmensitz in Gebenstorf und beschäftigt aktuell drei Mitarbeitende. www.jinn-bot.com Cosylab Switzerland GmbH Cosylab (Control System Laboratory) ist Weltmarktführer im Bereich Kontrollsysteme für Grossforschungsanlagen der Experimentalphysik. Das Unternehmen bietet Systemintegrationen sowie auf den Kunden abgestimmte Lösungen. Cosylab deckt den gesamten Bereich der Mess- und Steuerungstechnik ab und ist spezialisiert auf Beschleuniger, Tokamaks und Radioteleskope. Seit 2014 ist das Unternehmen mit der Cosylab Switzerland GmbH im Kanton Aargau vertreten und beschäftigt in Würenlingen aktuell sechs Mitarbeitende. www.cosylab.com SvoBaTech AG Die international tätige SvoBaTech AG verfügt über ein weltweit einzigartiges Know-how im Bereich der Grossgeneratoren. Sie bietet Consulting sowie Troubleshooting an und ist spezialisiert auf Kühlwassersysteme. Einer der Geschäftsschwerpunkte ist ein chemischer Prozess, der Verstopfungen in Kühlkanälen entfernt. Die SvoBaTech AG hat ihren Firmensitz in Würenlingen und beschäftigt aktuell zwei Mitarbeitende. Im Bedarfsfall wird sie von erfahrenen, externen Beratern unterstützt. www.svobatech.com B+N Tortechnik AG Die B+N Tortechnik produziert, montiert und vertreibt Industrie- und Privattore. Zudem wartet und repariert sie sämtliche Tortypen und bietet technische Problemlösungen von der Planung bis zur Ausführung. Seit 2006 ist das Unternehmen im Aargau tätig. Im Januar 2015 gründete die B+N Tortechnik eine AG in Möhlin, wo sie aktuell fünf Mitarbeitende beschäftigt. www.bn-tortechnik.ch Aargau Services Standortförderung Ein guter Service rundet das Gesamtpaket an attraktiven Rahmenbedingungen im Aargau ab. Aargau Services ist Ihre zentrale Anlaufstelle beim Kanton. Sie möchten im Aargau ein Unternehmen gründen oder den bestehenden Betrieb expandieren? Sie haben eine Frage an die kantonale Verwaltung und wissen nicht, an wen Sie sich wenden können? Wir sind gerne für Sie da: • Wir beraten Sie bei der Firmengründung zu Fragen rund um das Steuer- und Arbeitsrecht, Rechtsformen, Arbeitsbewilligungen und Sozialversicherungen. • Wir vermitteln Ihnen Kontakte zu Behörden, Experten, Forschungsinstituten, Banken, Verbänden und Unternehmen. • Wir finden für Sie geeignete Immobilien und Grundstücke. • Wir informieren Sie zu Wirtschafts- und Standort fragen sowie Fördermöglichkeiten im Kanton Aargau. Wir freuen uns auf Ihren Kontakt! Aargau Services Standortförderung Postfach, CH-5001 Aarau Tel. +41 62 835 24 40, Fax +41 62 835 24 19 [email protected], www.aargauservices.ch
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