REISSprofil - Anwendungsbeispiel Lebens- und Partnerberatung Die Eheleute Andrea B. (A. B.) und Bernd B. (B. B.) haben nach der Individualberatung von Bernd B. auf dessen Wunsch ein Partner REISSprofil anfertigen lassen - verbunden mit der gemeinsam getragenen Bitte um ein nachfolgendes "Partner-Coaching". Beide Partner sind Mitte 40, leben in einem gemeinsamen Einfamilienhaus in Randbereich einer Großstadt, sind seit 13 Jahren verheiratet und haben drei Kinder – eine Tochter im Alter von 6 Jahren und zwei Söhne von 9 und 11 Jahren. Er ist selbständiger Softwareentwickler, sein Büro befindet sich im Haus, sie managt den Haushalt. Die beiden Schwiegereltern wohnen in der Nähe und sind – auf Andrea´s Initiative – mehr oder weniger aktiv am Familienleben beteiligt. Die REISSprofil Individualprofile von Andrea B. und Bernd B. in der Zusammenstellung: schwach ausgeprägt -2,0 -1,7 ausgewogen -0,80 stark ausgeprägt 0 0,8 1,7 2,0 Macht Unabhängigkeit Neugier Ordnung Sparen Ehre Idealismus Beziehungen Familie Status Eros Essen Körperliche Aktivität Ruhe Anerkennung Rache/ Konkurrenz Abbildung 1: Die REISSprofil Individualausprägungen der Partner A. B. und B. B. 1 Nach einer Individualsitzung mit Andrea B. wurde den Eheleuten ihr Partner REISSprofil vorgestellt. DIFFERENZEN stark NEUTRAL GEMEINSAMKEITEN möglich möglich stark Macht Unabhängigkeit Neugier Ordnung Sparen Ehre Idealismus Beziehungen Familie Status Eros Essen Körperl. Aktivität Ruhe Anerkennung Rache Abbildung 2: Das Partner REISSprofil von A. B. und B. B. Neben vielen neutralen (gelb) problemfreien Bereichen zeigen sich einige starke Gemeinsamkeiten (grün) in den Lebensmotiven Neugier, Familie und Essen, während der Lebensbereich Beziehungen (rot) eine starke Differenz aufweist. In der Partnerberatung wurde dieser auffällig gegensätzlichen Motivausprägung daher zunächst besondere Beachtung geschenkt. Verkürzt dargestellt wurden im wesentlichen folgende Zusammenhänge zum beziehungsbezogenen Self-Hugging deutlich: 2 1. Wie leben die beiden Partner die unterschiedlichen Ausprägungen im möglich kritischen Lebensmotiv Beziehungen im Alltag? Andrea B. ist sehr gesellig und unterhält zu Ihrer Herkunftsfamilie wie Schwiegereltern, Freunden und sonstigen Bekannten starke Kontakte, was soweit geht, dass sie auch in den gemeinsamen Familienurlaub am liebsten ihre besten Freunde mitnimmt – Bernd B. dagegen mag keine gesellschaftlichen "Verpflichtungen", Veranstaltungen oder Treffen und möchte am liebsten "seine Ruhe". 2. Welches Ausmaß hat das Self-Hugging? Führt die unterschiedliche Ausprägung in jeweiligen Lebensmotiven zu Problemen oder Konflikten in der Partnerschaft? Ja: Aus ihrer Sicht möchte Andrea B., dass Bernd B. an der aus ihrer Sicht so glücklich machenden Geselligkeit teilnimmt – und lässt ihm deswegen keine Ruhe - , während Bernd B. aus seiner Sicht diesen "Sozialaktivismus" überhaupt nicht gerne hat und seinerseits versucht, Andrea B. zu einem ruhigeren Leben zu bringen. Diese individuellen Vorlieben auf der Beziehungsebene werden als problematisch und konfliktreich wahrgenommen. 3. Wie stark sind diese Konflikte des Self-Hugging? Wie häufig sind Auseinandersetzung darüber? In den letzten Monaten sehr stark und wiederholt: Praktisch täglich belastet dieses Problem ihren Ehe- und Beziehungsalltag. Im Grunde "argumentieren" sie beide spiegelbildlich so, dass der andere sie nicht wirklich liebt, weil – aus Andrea´s Sicht – Bernd ihre Herzenswünsche nach Geselligkeit nicht teilt und weil – aus Bernds Sicht – Andrea seinen Herzenswunsch nach Ruhe, Stille und Zurückgezogenheit ablehnt. 4. Haben die Partner die jeweils grundsätzlich andere Motiv-, Werte- und Interessensausprägung als persönliches Glücks- und Zufriedenheitspotential wahrgenommen und begriffen? Können sie dies bewusst akzeptieren und tolerieren? Können sie es fördern? Nein: im Grunde verstehen sie das gegenteilige Verhalten des anderen nicht. Die Konflikte resultieren vielmehr aus einer gegenseitigen "Werte-Tyrannei", da jeder möchte, dass sich der Partner in seinem Sinne verhält: Andrea möchte es als Liebesbeweis, dass Bernd an vielen Abenden mit (ihren) Freunden nicht so mundfaul ist und sich meist "eigenbrötlerisch" zurückzieht (vor allem an den Wochenenden bezieht sich dies auch auf die schwiegerelterlichen Besuche) – und Bernd möchte umgekehrt, dass Andrea doch endlich zur Ruhe findet und mehr Zeit zurückgezogen mit ihm teilt. Von einem auf gegenseitiger Toleranz begründetem Fördern der unterschiedlichen Vorlieben kann praktisch keine Rede sein. 5. Welche gemeinsamen Kompromisse sind möglich, um lebensmotivisch begründete Konflikte bewusst zu "entschärfen"? Zunächst wurde den Partnern im Bereich Beziehung die drei Stufen des – gegenseitigen – SelfHugging verdeutlicht. Danach konnten die Partner in die Haut des anderen schlüpfen und in einem Rollenspiel die Hintergründe jeweiliger Konflikte und Auseinandersetzungen "nachspielen". Auf dieser Grundlage kam es zu einer Reihe von problemlösenden Aha-Effekten mit der Folge, dass Andrea B. nun bewusst die Introversion von Bernd bewusst als wichtige Quelle seiner Lebenszufriedenheit begreift und bewusst akzeptiert – während umgekehrt Bernd B. die Extraversion von Andrea als wichtigen Lebensbereich erkannte. Danach fiel es beiden leicht, aufeinander zu gehen und beziehungsstabilisierende Kompromisse zu vereinbaren: Andrea gibt Bernd nun bewusst und – mit Freude – sehr viel mehr soziale Freiräume als vorher, lässt ihn mit ihren ständigen Geselligkeitsansprüchen in Ruhe. Umgekehrt lässt Bernd nun gerne Andrea´s Freude an Menschen und Geselligkeit mehr Freilauf und ist bereit, zwei- bis dreimal im Monat zu entsprechenden "Sozialveranstaltungen" mitzugehen, und zwei Sonntag-Nachmittage für familiäre Aktivitäten zu nutzen. Auch der nächste Skiurlaub wird mit den besten Freundinnen und deren Partnern geplant – mit der bewussten Vorgabe, dass Bernd von allen Verpflichtungen zu abendlichen Gemeinschaftsbummeln "befreit" ist. 3 Aufgrund Ihrer individuellen Motivprofile wurde dann geprüft, ob die möglicherweise problematischen Unterschiede in den Lebensmotiven Sparen (er mit einer relativen Tendenz zum sparsamen Umgang mit Geld und anderen materiellen Ressourchen, sie eher relativ großzügig) und Ordnung (sie eher auf ordentliche Abläufe und Zeitpläne bedacht, er dagegen eher flexibel orientiert) sich belastend auf die Beziehung auswirken. In beiden Bereichen war dies mit vernachlässigbaren Ausnahmen nicht der Fall. Bei den gemeinsam stark ausgeprägten Lebensmotiven – Neugier, Familie und Essen – wurde in der REISSprofil Partnerberatung deutlich, dass Andrea und Bernd B. zwar ihre gemeinsame Vorliebe für das Essen und die familiäre Fürsorge für die Kinder im Alltag relativ befriedigend gemeinsam leben konnten. Im Lebensbereich "Neugier" dagegen hatten sie viele gemeinsame Möglichkeiten nicht ausgeschöpft und bewusst entwickelt. In der RP-Partnerberatung vereinbarten sie – unter anderem – einen gemeinsamen "intellektuellen Jour fix" in der Woche, an dem sie sich über ihre jeweiligen Lektüreerfahrungen, Ideen und Konzepte berichten und darüber austauschen. Gleichzeitig wurde Andrea und Bernd B. bewusst, dass sie den als möglicherweise stärkend dargestellten Lebensbereich Status – beide mit relativ deutlicher Tendenz und Vorlieben zu Standing und dem "Besonderen" – in den letzten Monaten stark vernachlässigt hatten. Da die finanzielle Lage auch absehbar entspannt war, vereinbarten sie für den anstehenden Winterurlaub den von beiden geliebten, etwas exklusiveren Skiort und zweimal monatlich ein besonderes gemeinsames Abendessen in der Stadt – einmal alleine, einmal mit den Kindern. Außerdem soll beim nächsten Großauftrag von Bernd endlich das neue, größere (Familien-)Auto mit dem Stern angeschafft werden, das beide schon länger im Blick haben. © REISSprofil (Deutschland) GmbH Mühlstraße 28 D-63667 Nidda Phone: +49(-0)6043-983657 Fax: +49(0)6043-984285 E-Mail: [email protected] Internet: www.reiss-profil.de 4
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