Karfunkels Rache Ein Leben voller Sehnsucht, Leidenschaft ...und Mutti. Ein Fortsetzungsroman über die Dinge des Lebens. Seite 1 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Finanzkrise, Abwrackprämien, Amokläufe, der Teuro. Und mittendrin Maximilian Karfunkel. In einer süddeutschen Großstadt, deren Name Programm ist. In Alpstadt kann das Leben nur ein Traum sein. Unter Kastanien mit einer Maß Bier - was für ein Leben! Wenn Udo Heyden, der Oberbürgermeister, nur nicht diese Vorliebe für Straßenbahnschienen hätte. Aber das ist nicht das eigentliche Problem für einen 30jährigen, der das Leben erst noch lernen muß. Dies ist die Geschichte von mutigen Menschen, die –obsi e’ swol l t enoderni cht–zusammentreffen. Menschen, die vorhatten, die Welt zu verbessern, sie wenigstens irgendwie zu verändern, von ihr zu profitieren oder sie einfach auszurauben. Kleine und große Narren, Weltverbesserer und Weltverschlechterer, Vollidioten und Volljuristen. Ähnlichkeiten mit lebenden oder gelebten Personen wären rein zufällig unbeabsichtigt und einfach schrecklich. Aber das kann ja auch Zufall sein nach § 5 Abs. 4 ZuFallG. Seite 2 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Prolog Maximilian Karfunkel kochte vor Wut. " Di ei stsogemei n! “ ,schi mpf t eersol ei sev orsi chhin, dass sie ihn sicher nicht hören konnte. Er l egt esei neSt i r ni nwüt endeFal t en.„ Sooogemei n. “Ei neTr änekul l er t eaussei nem l i nkenAuge. Wenn sie ihn sehen würde, wie er leidet, dann würde sie sich vielleicht grämen. Dann könnte er endlich einmal triumphieren. Aber sie war hart wie immer. Er würde hier bis zum Einschlafen alleine bleiben. Mutti kam grundsätzlich nicht mehr ins Zimmer, nachdem sie ihm seinen heißen Kakao gebracht hatte. Und so litt Karfunkel einfach nur leise vor sich hin. Richtig fest wollte er heute wieder einmal leiden. Warum war sie auch so böse! Alle anderen konnten ja auch noch bleiben. Und so spät war es auch nicht. Aber nein, seine Mutter musste ja wieder einmal auf der Party auftauchen und ihn zum Spott der anderen zum Gehen auf z uf or der n.„ Maxi ,dumusstmor genf r ühauf st ehen“ ,sagt esi e,„ undduwei ßt ,du br auchstdei nenSchl af . “ Der Kakao dampfte nur noch leicht aus der Tasse, und so wusste er, dass er ihn endlich langsam trinken konnte. Wohlig fühlte er, wie der vertraute Getränk über seine Kehle in den Magen hinunterlief, was ihn augenblicklich wie gewohnt müde machte. Er saß in seinem Einteiler-Frotteeschlafanzug mit Füßlingen in seinem Bett und betrachtete nachdenklich die Nachttischlampe, seinen Schlafbegleiter, seit er denken konnte. Auf der Vorderseite des Schirms befand sich Donald Duck, auf der Rückseite Goofy. Er drehte den Schirm auf Goofy. „ Jawohl “ ,sagt eersi ch,„ j et z ti stGoof y -St i mmung“ .Ei nesTages,j awohl ,ei nesTageswür deer si chr ächen.„ Wi r kl i ch“ ,r i efersi chsel bstpat het i schz u,„ mei neRachewi r dgr oßsei n.Echt gr oß! “Jemehrersi chi ndi esenGedankenv er l or ,dest omüderwur deer .Erhat t enochden Eindruck, Goofy hätte ihm zugezwinkert. So döste er vor sich hin. Doch dann erinnerte er sich plötzlich an die Vorstandssitzung, die für dennächst enMor genanber aumtwar .Tot al beunr uhi gtmur mel t eernoch„ AUWEI A“ ,fiel jedoch augenblicklich in einen tiefen Schlaf, wo die üblichen Nachtmahre und Gespenster schon auf ihn warteten. Seite 3 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Die Sitzung Die Luft war klar und roch nach frischem Grün. Die Straßen waren belebt von so vielen Leuten wie schon lange nicht mehr, und alle trugen farbenprächtige Kleider. Nach einem so langen und harten Winter tat die Sonne wohl, und jeder versuchte, ein paar Sonnenstrahlen aufzusaugen. Einige wenige saßen sogar schon tapfer in den Biergärten und lächelten selig vor Ihren Bierkrügen. Doch so richtig warm war es natürlich noch nicht, und die Tapferen wußten, daß ihre eiskalten Füße und Frostbeulen ein hoher Preis für die bewundernden Blicke waren. Das gleiche galt für die Cabriofahrer, die erstmals seit Monaten ihre Verdecke geöffnet hatten und den kalten Wind um ihre blaugefrorenen Gesichter tanzen ließen. Kurz und gut, die Menschen dieser Stadt freuten sich über das Ende der Eiszeit, das bereits den dritten Tag anhielt und dadurch zu unterstreichen schien, daß der Winter endgültig vorüber sein sollte. Es war Montag, und der Wetterbericht sprach von weiter ansteigenden Temperaturen in den nächsten Tagen. Einzig der Verkehr, der sich jetzt über die Stadtautobahn und die Zubringerstraßen quälte, zeugte von einer ewigen Beständigkeit, die keine Jahreszeiten kannte. Wie immer löste sich der Stau schließlich am Autobahndreieck Alpstadt-Karfunkel auf. Mit ihren 1863 Angestellten war die Karfunkel & Cie KG einer der Hauptsteuerzahler der Stadt, gleichzeitig Renommierfabrik wie Angriffspunkt vieler Gemüter. Gegenwärtig stand die Fabrik wieder einmal im Fokus der Presse. Maximilian Karfunkel III schlurfte mürrisch über den Fabrikhof und murmelte vor sich hin: "Ich krieg's schon noch raus. Eines Tages krieg ich es schon noch raus." Zwischen den beiden großen Lagerhallen hatten sich einige Arbeiter versammelt, die Zigaretten rauchten oder ihr mitgebrachtes Frühstück verzehrten. Karfunkel schüttelte verständnislos den Kopf und fragte sich, warum zum Teufel er vor kurzem eine neue Kantine einrichten ließ, wenn ohnehin keiner drinnen saß. Die Arbeiter grinsten zu ihm herüber, und einige grüßten ihn sogar. "Grüß Gott, Herr Direktor, schöner Tag, was?". "Hi, Max", rief einer, den er noch nie gesehen hatte, der aber den typischen hellblauen Firmenoverall trug mit dem Emblem einer schemenhaften Frau inmitten einer Orange. So schön dieser Herbsttag auch war, Karfunkel wußte, daß er nichts Gutes bringen würde. Die Gesellschafterversammlung war für zehn Uhr anberaumt, bei der er Rede und Antwort zu stehen hatte. Es war nur Übles zu erwarten. Karfunkel war ein stattlicher Mann. Einsneunundachtzig groß, 105 Kilo schwer, Tendenz steigend. Er ähnelte stark seinem Vater, ganz besonders seinem Großvater, dem Firmengründer. Portraits beider Männer, mit dicken Zigarren in der Hand, hingen in allen Fabrikhallen und Büros, aber irgendwie schien ihm deren Format noch zu fehlen, der Rest war hinter dichten, geheimnisvollen Schwaden verborgen. Vielleicht lag es aber daran, daß eigentlich nur die Umrisse seiner Ahnen auf diesen Porträts zu erkennen waren. Beide pflegten mit dicken Havannas ihre Umgebung beständig einzunebeln. "Junge, dir fehlt Format", hörte der kleine Max seinen Vater immer sagen, und auch seine Mutter wiederholte so beständig wie vorwurfsvoll diesen Satz: "Wenn Du nur das Format Deines Vaters hättest!". Daher durfte er sich zu Vaters Zeiten in der Fabrik nur in nebensächliche Dinge einarbeiten und wurde von den Firmeninterna weitgehend ferngehalten. Als sein Vater vor fünf Jahren urplötzlich verschwand, wußte er daher immer noch nicht vollständig, was die Fabrik produzierte. Offiziell präsentierte sich die Karfunkel & Cie KG als einer der größten Hersteller von Haushalts- und Drogerieartikeln des Landes, aber irgendwie mußte da noch mehr sein, das wußte er gewiß. Seine eigene Mutter schwieg beharrlich und wiederholte, sie sei nur eine schwache, herzkranke Frau und wissev onni cht s.„ Dasi stauchni chtmei neAuf gabe.Dul ei t estj et z tdi e Fi r ma,al soschau,daßal l essei neRi cht i gkei that . “Undi r gendwi et r aut eersi chni e,j emanden zu fragen, weil er Angst hatte, sich eine Blöße zu geben. Karfunkel schüttelte heftig seinen Kopf, um sich von seinen schweren Gedanken zu befreien. "Ich muß mich jetzt konzentrieren, sonst wird das nie was", murmelte er vor sich hin. Mein Gott, wie sehr wünschte er sich jetzt eine heiße Tasse Kakao. Der Junior hatte ehrgeizige Ziele. Er wollte die Firma wieder in die schwarzen Zahlen bringen, er wollte das Ansehen der größten Fabrik in dieser Stadt wieder auf Vordermann bringen, und er Seite 4 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de wollte herausfinden, weshalb die Firma Verluste schrieb. Meistens hatte er den Eindruck, daß alle anderen Bescheid wußten und nur ihn in Unwissenheit hängen ließen. Er hatte sich geschworen, es jetzt mit List und Überrumpelung zu versuchen. Das erste Opfer - vor der Sitzung um zehn - sollte der Kranführer Karl werden, dessen Nachnamen er nicht kannte. Einen Kran hatte er auf dem Betriebsgelände auch noch nie gesehen. Er hatte das seltsame Gefühl, daß Karl mehr wußte als er schien. Er war seit sechs Jahren in der Firma beschäftigt, permanent auf dem Gelände unterwegs und hatte immer einen Knopf im Ohr, mit einem Spiralkabel, das unter dem Kragen des Overalls verschwand. Was wußte Karl? Überhaupt sah das Betriebsgelände sehr merkwürdig aus. Einige einstöckige. heruntergekommene Fabrikhallen standen abseits der modernen Fabrikhallen aus Edelstahl und Glas auf dem großen Areal eher verloren und wie zufällig herum, und in der Mitte des Geländes ragten drei altertümliche, gemauerte mächtige Schornsteine aus ebenso vielen Schuppen. Es war ein Kontrast zwischen den schweren, dumpfen Jahren der Industrialisierung und der lichten Eleganz der Moderne. Gleich hinter den modernen Fabrikhallen erhob sich eine steile Felswand , auf deren Spitze eine alte viktorianisch anmutende Villa mit vielen Erkern und Türmchen thronte: das Anwesen der Karfunkels. Direkt über dem Firmengelände, aber nur über eine weitläufige Serpentinenstraße im Hinterland erreichbar. Einer der Schornsteine rauchte wie gewöhnlich leicht vor sich hin. Er sorgte für die Heizung der gesamten Firmengebäude. Die beiden anderen waren vor Jahren stillgelegt worden und dienten scheinbar nur noch der Dekoration. Doch aus einem von ihnen sollen jüngst Blubbergeräusche gekommen und Seifenblasen entwichen sein. Sagten zumindest die Gerüchte. Einer der Schuppen besaß eine schwere Stahltür, die immer verschlossen war. Der Junior, wenn man ihn wirklich so nennen kann, schließlich war Karfunkel schon fast 30, hatte noch nie diese Tür sich öffnen oder schließen gesehen. Er besaß keinen passenden Schlüssel dazu, obwohl ihm sein Vater an die zweihundert verschiedene hinterlassen hatte. Das war auch das Thema der Gesellschafterversammlung. Er, ausgerechnet er, sollte eine plausible Erklärung für das Blubbern für die Presse abzugeben, nachdem eine Bürgerinitiative in den letzten Monaten einen besorgniserregenden Einfluß gewonnen hatte. Im Umkreis von 50 Kilometern waren immer wieder Blasen heruntergegangen und hatten Autos, Passanten und sogar manche Tiere im Zoo mi tei nerkl ebr i genMasseüber deckt ,di enurschwerz uent f er nenwar .„ Gummi t i er ei m Zoo“ , lautete jüngst die Schlagzeile in einer der Lokalzeitungen. Unzählige Prozesse waren in Vorbereitung, die Hundertschaften von Juristen beschäftigten und in den Reichtum trieben. Doch was sollte der Junior sagen. Daß er keinen blassen Schimmer hatte, was seine Firma produzierte und woraus die Blasen waren? Er hätte sich unglaubwürdig, bestenfalls lächerlich gemacht. Andererseits gab es keine gesicherten Beweise, daß die Blasen aus dieser Firma kamen. Aber das Problem war dadurch für ihn als haftenden Geschäftsführer auch nicht gelöst. Während er so vor sich hingrübelte, erschrak er plötzlich. Der Kranführer stand unvermittelt vor ihm. "Ach, übrigens, Karl, wo ist eigentlich der Kran?", fragte ihn der Junior mit einer spontanen Direktheit und perfekt gespielten Unbefangenheit, die ihn selbst überraschte. Doch mit der gleichen Schnelligkeit antwortete Karl gelangweilt: "Naja, der ist halt bei der Inspektion". Diese Antwort hatte Karfunkel eigentlich erwartet: Immer war der Kran zur Überprüfung oder Reparatur in irgendeiner obskuren Werkstatt. Oder auf Montage. "Und in welcher Werkstatt ist der jetzt?", fragte Karfunkel gequält und hätte sich im selben Moment am liebsten selbst für diese Frage geohrfeigt, denn er kannte die Antwort. "Naja, halt dort, wo er immer ist", grinste Karl, "Sie haben ja den Auftrag unterschrieben. Sie selbst haben doch in Ihrem letzten Memo befohlen, daß alles über Ihren Schreibtisch gehen sollte". Karfunkel hatte Karls Antwort im Geiste simultan mitgesprochen und ärgerte sich über seine Dummheit. Einmal, vor einigen Monaten, hatte er widersprochen und nur ein Achselzucken als Antwort mit der lapidaren Feststellung geerntet, er sei ja der Chef und müsse über solche Vorgänge Bescheid wissen. Karfunkel war verzweifelt. Er hatte auch deshalb auf den Kran gesetzt, weil man vielleicht von oben an den obskuren Schornstein kam. Aber auch diesmal war alles vergebens. Doch Karfunkel wußte, daß Karl eine Schlüsselfigur in diesem Rätsel sein würde. Und er fragte sich, warum Karl immer einen offensichtlich kleinen Lautsprecher im Ohr trug, der mit einem schwarzen Spiralkabel verbunden war, das unter dem Kragen des Overalls verschwand. Seite 5 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Undwashör enSi eda?Handy gespr ächewähr endderAr bei t ?,f r agt eKar f unkel ganzgener v t . „ Nö,Chef ,daswi ssenSi edoch. Immer Radio Alpstadt. Da weiß man, was so los ist. Ist doch ni chtv er bot en,oder ?“ „ Nee,i stschongut “ ,mur mel t eKar f unkel undwandt esi cht ot al f r ust r i er tübersei neei gene Hilflosigkeit und sein erneutes Versagen ab. Vor der Sitzung wollte sich der Junior noch mit seinem Stellvertreter und Justitiar, Xaver Bernhard Liebig, zusammensetzen, um eine Strategie auszuarbeiten. Liebig war der einzige Vertraute Karfunkels. Während Karfunkel auf das Verwaltungsgebäude zusteuerte, wurde ihm unversehens übel. Eine solche Aufregung wie die bevorstehende, gepaart mit dem Frühstück, das er jeden Morgen auf Geheiß seiner Mutter zu sich nehmen mußte, führten bei ihm immer zu Übelkeit. Heute gab es wieder diese lauwarmen Weißwürste, die er so haßte, Spiegeleier im süßen Blätterteigmantel sowie die überbackene Banane mit Sirup. Besonders die überreifen Bananen hatten es seiner Mutter angetan, die in diesen Früchten die gesamte Heilkraft der Natur konzentriert sah. Vor allem wenn es um Nervenkraft ging, die ihr Sohn ganz offenbar benötigte. "An Apple a day keeps the doctor away? Unfug", rief sie stets. "Bananen bannen Banzillen", hielt sie dagegen. Proteste duldete sie nie, und Karfunkel ertappte sich in letzter Zeit immer mehr dabei, daß er ihr den Tod, oder zumindest ein spurloses Verschwinden wünschte. Der Gedanke an das Frühstück machte alles nur noch schlimmer. Schnell hastete Karfunkel um das Gebäude herum. Verborgen durch die jahrzehntealten Hecken, übergab sich Karfunkel heftig und fühlte sich augenblicklich besser. Noch dreimal tief durchatmen, und er hatte es überstanden. Schließlich passierte ihm dies mittlerweile fast täglich, so daß es quasi zur Routine geworden ist. Als er sich das Ergebnis näher betrachtete und unverdaute Teile von Lebensmitteln sah, die er unmöglich gegessen haben konnte, folgerte er, daß jemand wohl kurz zuvor ein ähnliches Problem hatte. Karfunkel lächelte zufrieden und murmelte: "Wenigstens ist Liebig schon da." Gerade wollte sich Karfunkel wieder aus dem Gebüsch herausschleichen, als er seine Sekretärin sah, die sich mit ihrem forschen Gang auf den Haupteingang zubewegte, aber plötzlich innehielt. Sie drehte sich halb um und steuerte das Gebüsch an, in dem sich Karfunkel befand. Sie ging jedoch zu seiner Erleichterung nur einen kleinen Schritt hinein, drehte sich dann um und überblickte halb verborgen die nähere Umgebung. Sie drehte schließlich Karfunkel ihren Rücken zu und beugte sich langsam etwas vor. Schließlich zog sie ihren Rock hoch und nestelte an ihrer Unterwäsche, die ihr offensichtlich unerwünscht verrutscht war. Karfunkel wurde es immer heißer. Was seine Sekretärin unter ihrem dünnen Sommerkleid trug, war eher als Nichts zu bezeichnen. Zarte weiße Spitze, die locker um ihre Taille hing, sich aber offensichtlich immer wieder verfing. Karfunkel hatte ähnliche verstohlene Bewegungen bei seiner Sekretärin bemerkt und erkannte jetzt endlich den Grund. Der Anblick ihres festen, wenn auch eher fülligen Hinterteils brachte Karfunkel augenblicklich fast um den Verstand, da er sich schonv orJahr enunst er bl i chi nsei neSekr et är i nv er l i ebthat t e.“ Fr enchKni cker saus100 Pr oz entSei de”mur mel t eerv orsi chhi n.“ Gi bt ’ si ndenFar benWei ß,Champagnerund Schwar z ”f ür39Mar k80bei Ot t omann. ” Karfunkel kannte sich aus. Jahr für Jahr ließ er sich sämtliche Warenhauskataloge des Landes schicken und bestellte jedes Mal gerade immer ein bißchen, damit er als Kunde geführt wurde und die neuesten Ausgaben automatisch kostenlos per Post erhielt, sobald sie herauskamen. Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Eigentlich hatte er es immer nur auf die Seiten mit der Damenunterwäsche abgesehen. Und so studierte Karfunkel heimlich die Frauen und war immer up-to-date, was die Mode anbetraf. Vor allem untenrum. Manchmal verliebte er sich auch in die eine oder andere der Damen. Den Frühjahr/Sommer-Katalog vom vorletzten Jahr hatte er sich aufbewahrt, denn da hatte er ein Model entdeckt, das seiner Sekretärin, Lisa Motte, zum Verwechseln ähnlich war. Braune Augen, dunkles langes Haar, schlanke Taille, lange, lange Beine und ein nicht allzu große Brüste. Am liebsten hatte er sie in diesem verrucht roten Body mit hohem Beinausschnitt, im Schritt geknöpft, für nur 68 Mark 50, 100% Elasthan. Den, wie auch manche andere Teile seiner Begierde, hatte er sich nach langen Überlegungen bestellt und an seine Firmenadresse schicken lassen. So wurde das Abbild des Models - und mit ihr seine Sekretärin - seine Begleiterin in den einsamen Stunden, wenn ihn seine Mutter schon früh am Abend ins Bett schickte, damit er den nächsten Tag im Büro wieder meistern konnte. Vor Seite 6 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de ihm der Katalog und neben, manchmal auch unter ihm die Dessous, die er anschließend wieder in seinem Versteck vor seiner Mutter verbarg. Eines Tages würde er verschwinden, sagte er sich immer wieder. Oder seine Mutter. Irgend etwas müßte zumindest verschwinden. Und mit diesem Nachtgebet fiel er meistens in den Schlaf, wenn er nicht gerade zu stark an Lisa Motte dachte und noch Stunden erregt war. Fräulein Motte zog nun ordentlich wieder ihr Kleid glatt und betrachtete sich sorgfältig. Noch einmal griff sie nach hinten, zupfte ihre Dessous in Form und stutzte. Sie zog die Luft ein, verzog das Gesicht und murmelte: "Mein Gott, ist das ein Gestank!" Schnell rannte sie hinaus und schüttelte sich dabei. Karfunkel hastete jetzt ebenfalls verstohlen aus seinem Versteck und schritt zum Verwaltungsgebäude, wo ihn der Wachdienst untertänigst begrüßte. "Grüß Gott, Herr Generaldirektor. Hatten Sie eine gute Nacht? Ihre Frau Mutter hat schon angerufen". Diese Kontrollanrufe haßte der Junior am meisten. Kaum verspätete er sich mal fünf Minuten, wußte es bereits seine Mutter, die daraufhin oftmals wochenlang zur Strafe nicht mit ihm redete. Gelegentlich allerdings wartete er bewußt diese Minuten in seinem Auto, um Frieden vor seiner Mutter zu haben. Sein Frühstück bekam er jedoch trotzdem immer. Wortlos zwar, aber hundertprozentig sicher. Hastig eilte Karfunkel die Treppe zum Verwaltungsgebäude hinauf –und rutschte vor Hektik aus. Er kam ins Stolpern und fiel über die fünf Stufen hin. Verdattert besah sich Karfunkel von obenbi sunt enundsahganzv i el eBl i t z e.„ OhGot t ,mei neAugen“ ,mur mel t eerv orsi chhi n.„ I ch seheschonBl i t z e.Wahr schei nl i chei neNet z haut abl ösung.Unddannwer dei chf üri mmerbl i nd“ Er betrachtete seine Hose, die schlimm aussah. An den Knien beidseitig aufgerissen und abgescheuer t .„ Mi st ,wokr i egei chf ürdi ePr essekonf er enzj et z tei neHoseher ,ohnedasses Mamamer kt , “dacht eersor genv ol l . In dem Moment sah er Hägar Meister. Hägar Meister war Redakteur beim Alpstadt-Kurier, der Boulevardzeitung der Stadt. Er war berüchtigt für seinen harten Investigationsjournalismus und seine unbarmherzige Art im Umgang mir seinen Opfern. Das Blitzlicht zuckte noch ein paar Mal, und Meister wußte, daß er j et z tgenugMat er i al z um Auswähl enhat t e.Mei st ergr i nst eüberbei deOhr en.„ Dassahgutaus, Kar f unkel !DaCapo! “Dami tdr eht eersi chum undhast et ei ndi eRedakt i on,womani hnber ei t s lang erwartete. Karfunkel stöhnte vor Schmerzen, drehte sich aber schnell um und hastete ins Gebäude, direkt auf den Lift zu. Glücklicherweise war die Tür offen. Er drückte den Knopf zum fünften Stock und warer l ei cht er t ,al ssi chdi eTürschl oß.„ Schei ßPappar az z i .Unddannausger echnetnochDER Depp“ ,dacht eernoch.Er st dann bemerkte er den Geruch. Jemand vor ihm mußte im Aufzug schlimmen Blähungen nachgegeben haben. Und wie! Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Seine Verärgerung und sein Ekel schlug im in Horror, als sich die Lifttür im dritten Stock öffnete und er Lisa Motte sah. Lächelnd stieg sie ein. „ Puh“ ,sagt esi e,dr eht esi chum undv er l i eßf l ucht ar t i gdenLi f t .„ Dahät t enSi esi chaberauch ein wenig zurückhalten können. Herr Direktor! Da gehe ich lieber über die Treppe. Ist eh gesünder . “ „ Aber ,aber ,äh,das. .das. . . daswari chni cht “ ,st ammel t eeri hrhi nt er herundwußt e,daßer dabei kl ägl i chaussah.„ Mi st “ ,dacht eer ,war um mußt eger adej et z tFr äul ei nMot t ekommen. Heute lief einfach alles schief. Er fuhr weiter in den fünften Stock, betrat sein Büro und war v er bl üf f t ,sei neSekr et är i nber ei t ssi t z enz usehen.„ Her rDr .Li ebi gwar t etber ei t saufSi ei n Ihrem Büro, sagte sie, noch ein wenig pikiert. Aber kein Anflug von Zorn. Karfunkel war erleichtert. „ Hal l oXav i ,schöndaßDuschondabi st “ . Xaver Bernhard Liebi gdr eht esi chum.„ Hal l oFunki !Dahabenwi rheut eschonnochet wasv or , gel l ?“Li ebi gst andauf .Ei nhager er ,ner v öserMannmi tPi ckel ni m Gesi chtundr under Kinderbrille in einem schlechtsitzendem, zerknittertem Anzug. Groß, und doch unscheinbar. Seite 7 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Jemand, den man nie in einer Menge herausfinden würde. Ein Mensch, an den man sich nie erinnert. Karfunkel und Liebig kannten sich schon aus der Schulzeit. Sie waren eigentlich zusammen aufgewachsen. Liebig war Sohn eines Jusristen und verfügte daher über eher mäßige Geistesgaben. Seine Mutter hatte einst Kunstgeschichte studiert und war frustriert, den Abschluß nicht geschafft zu haben. In der mündlichen Prüfung hatte sie, gefragt nach den Besonderheiten von Renoir, beleidigt geantwortet: "Also mit Autos, da kenne ich mich nicht so gut aus." Das war das Ende Ihrer ohnehin zweifelhaften Kunstkarriere. Als dann auch noch ihr Sohn zur Welt kam, war sie total verzweifelt und verfiel in Melancholie. Sie verließ die Wohnung kaum noch und saß den ganzen Tag vor dem Fernseher, wenn sie nicht gerade Fitnesskurse abhielt, um Sinn in ihr Leben zu bringen. So verbrachte Liebig seine Schulzeit, die für ihn immer eine große Bedrückung darstellte, immer in Verzweiflung und Angst. Er zeichnete sich durch die Beständigkeit aus, bestenfalls mittelmäßige Leistungen zu erbringen. Tatsächlich mußte er aber nur zwei Klassen wiederholen. Doch selbst in der Wiederholung erreichte er nur bescheidene Er f ol ge.„ Tr ot zgr oßenFl ei ßesschaf f t eXav erdasKl assenz i el nurknapp“ ,l aut et eder Kommentar seiner Lehrer Jahr für Jahr in seinem Zeugnis. Hinzu kam, daß Liebig von seinen Klassen- und Schulkameraden gehänselt wurde. Liebig war nun eher mal schmächtig, picklig und blaß; ihm blieb auch nicht erspart, von Kindheit an Brille tragen zu müssen,wasi hm schonf r ühdenSpi t z namen‚ Vi er auge’ ei ngebr achthat t e.Di eganz e Schule nannte ihn so. Das festigte sich auch im Lehrerkollegium, als er wieder einmal dur chgef al l enwar .DerKl assenl ei t erschaut ei nderer st enSt undeum si ch,sagt e„ Naj a,wi r kennenunsj aal l e.Oh,f astal l e.Dai stj aei nneuer .Ver r at eunsmal dei nenNamen“ „ Li ebi g,Her rPr of essor ,Xav erBer nhar d“ . „ Ahj a.Xav erundBer nhar d.Ungewöhnl i cheNamen.Dei nRuf namei st ?“ „ Vi er auge,Her rPr of essor . “ Das Gelächter war grandios. Und Liebigs Gesicht glühte. Diese Geschichte wurde immer und immer wieder an den Lehrerstammtischen und privaten Festen erzählt und garantierte stets einen sicheren Lacher. Letztlich schaffte Liebig sein Abitur dank tatkräftiger Unterstützung durch seinen Vater auf höher enEbenen.‚ DerSenat or ’ ,wi esei nVat eral sRi cht eram Amt sger i chtal l gemei ngenannt wurde, stand dank ständiger eklatanter Fehlurteile fast wöchentlich in den Schlagzeilen der hiesigen Presse. Da niemand wußte, ob er einmal selbst vor Gericht landen würde und ihn als Richter bekäme, stieß er in der Regel auf wenig Widerstand. Alle Kinder der Stadt kannten diesen Reim: Eins, zwei drei, da kommt die Polizei Hüt edi chv or ’ m Amt sger i cht Triffst besser den Senator nicht Verknackt Dich sonst mit Haut und Haar Zu Zuchthaus ganze 1000 Jahr. Das Studium der Rechtswissenschaften absolvierte der junge Liebig ebenso chaotisch wie erfolglos unter der Obhut, Fürsprache und dem Repetitorium der ehemaligen Absolventen der Bur schenschaf t‚ Debi l i a’ ,derLi ebi gauf Anraten und Befehl seines Vaters sofort bei Studienbeginn beigetreten war. Dadurch konnte er nicht durchfallen, obgleich er –nach interner Rechnung - das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen der Universität Alpstadt erreichte. Die Prüfungskommission war sich nach langer Diskussion einig, daß es nicht auszuschließen sei, daß Mitglieder aus ihren Reihen - als Kläger oder Beklagte oder Zeugen eines Tages vor dem Amtsgericht Alpstadt 1 erscheinen müßten. Immerhin riet man ihm, diesen Beruf möglichst niemals auszuüben. "Aber den Doktor mach ich noch!", verkündete Liebig zum Schrecken der Professoren. Einer ließ sich umgehend emeritieren. Ein weiterer bekam ein überstürzt beantragtes Freisemester zugesprochen, der dritte Professor bekam eine rätselhafte Krankheit, der vierte bekam Liebig, schlohweiße Haare und fortan einen schlechten Ruf in seiner Zunft. Seite 8 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Liebigs Doktorarbeit vertiefte das Thema: "Putative Notwehr und übergesetzlicher Notstand. Zwei unverzichtbare Ingredienzien für Juristen, Beamte und Politiker." Die Arbeit beschrieb in der unverständlichen Diktion der Juristen auf 95 Seiten, was man auf eine einfache Aussage reduzieren kann: "Ausgewählte Personen bekommen einen Freibrief für Alles, wenn und weil die, die das erlauben die gleichen sind, die hinterher darüber urteilen." Leider bekam ein Zeitungsredakteur diese Dissertation zugespielt und konnte den Inhalt seinen Lesern auf diese Weise übersetzen. Der Sturm der Empörung war groß, flachte aber nach wenigen Tagen ab, als der Redakteur vors Alpstadter Amtsgericht kam und wegen Volksverhetzung für 1000 Jahre hinter Gittern verschwand. Die Dissertation wurde vom Geheimdienst in allen Bibliotheken konfisziert und als geheim klassifiziert. Aber Liebig hieß jetzt Dr. Liebig. Obwohl vom Geistesniveau alle ähnlich, war Liebig doch noch eine Spur juristischer als seine Kommilitonen und Professoren. Liebig hatte ohnehin keine Chance, etwas anderes im Leben zu erreichen: die Liebig'sche Juristendynastie mußte ohne Rücksicht auf Verluste fortgeführt werden. Die ersten sicheren Nachweise dieses Clans fand man bei einem Rechtsgelehrten namens Immanuel Libigensis, der sich 1618 beim Abschluß der erfolgreichen Friedensgespräche der Katholischen Liga mit der Protestantischen Union kurz vor der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages aufs Podest schwang und mit glühenden Worten die Vertreter aufrief, auf solch eine laue Einigung zu verzichten." Laßt uns die Sache vor Gericht vertreten und zu einem klaren Ende bringen". Die Einigung ließ bei der Auslastung der Gerichte freilich leider noch 30 Jahre auf sich warten. Ob bei den Völkerwanderungen, der Inquisition, den Türkenkriegen oder den Verhandlungen mit Indianern: stets findet sich in den Annalen und Dokumenten eine juristische Rechtfertigung eines Lübüg, Libecke oder Lee-Bick (nachdem ein Seitenarm dieser Dynastie im 18. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert war). 1870 erzielte beispielsweise ein gewisser Otto Liebick eine überraschende Wirkung, als er in Bad Ems für seinen Arbeitgeber eine Depesche nach juristischen Gesichtspunkten umformulierte. Im Juni 1914 erklärte der Privatdetektiv und Rechtsanwalt Sergej Libitsch seinem Mandanten in Sarajewo, er habe seinen Verdacht erhärten können. "Wissen Sie, es tut mir leid, aber ihre Frau betrügt Sie tatsächlich. Sobald ich seine Identität kenne, werden wir gegen Ihren Nebenbuhler vorgehen. Momentan weiß ich nur, daß sie ihn 'Franz Ferdinand' nennt." Über die Rolle von Xaver Bernhard Liebigs Großvater Adolf Liebig findet sich merkwürdigerweise überhaupt nichts. Jedoch ist es verbrieft, daß 1945 eine neue Seitenlinie in Südamerika entstand. Einige Historiker sind sich sicher, schon früher Zeichen dieser Rechtsdynastie entdeckt zu haben. So behauptet der Kirchenhistoriker Carlo von Aquinto, ein Advokat namens Ishmael Libicki habe vor mehr als 2000 Jahren einen Mann wegen unerlaubter Heilversuche abgemahnt und später wegen Weinpantschens auf einer Hochzeit vor Gericht gestellt. Sein Plädoyer war so schlüssig und überzeugend vorgetragen, daß der Mann verurteilt wurde. Darüber hinaus setzt sich in kirchlichen wie esoterischen Kreisen immer mehr die Überzeugung durch (und man ist überzeugt, dafür tatsächlich Beweise gefunden zu haben), die Schlange im Paradies habe Adam und Eva mit dem Hinweis ermuntert: "Nun haut mal tüchtig rein, aber beeilt euch. Eventuelle Probleme kriegen wir schon hin. Notfalls verklagen wir Gott." Den Satz 'Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand' verkniff sich die Schlange aus der Gattung Serpens Libigensi justitiae diesmal bewußt. Diese Worte fanden erst vor wenigen Jahrzehnten offiziellen Einzug in das Rechnungwesen der Juristen, da dieser Satz seither standardmäßig als Trostformel unter dem Rechnungsbetrag erscheint. So übernahm Liebig die schwere Aufgabe, das Wirken der Liebig-Dynastie fortzusetzen. Und er gab sich alle Mühe. Nachdem ihn nach dem Studium keiner haben wollte, war er eines Tages bei seinem Schulkameraden Karfunkel zu Besuch. Als Liebig laut vor sich hin jammerte, kam Karfunkels Seite 9 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Mutter plötzlich eine Idee, die sie sofort in die Tat umsetzte. Liebig sollte in die Karfunkel GmbH einsteigen. Li ebi gsFunkt i oni m Kar f unkel ’ schenUnt er nehmenwardi edeshausei genenJust i t i ar s.Ei ne minimale Einlage hatte ihn zum Gesellschafter gemacht, und der Karfunkel-Clan konnte jetzt über jemanden verfügen, den man vorschicken konnte, wenn es um unangenehme Dinge ging. So machte sich die Familie die Hände nie schmutzig und hatte sich den Ruf einer philanthropischen Familie erhalten. Die Drecksarbeit mußte immer Liebig machen und Karfunkel junior hatte einen Spielkameraden vor Ort. Als Maximilian Karfunkel jedoch die Leitung übernehmen mußte, ging es mit der Firma durch Liebigs unerfahrene Mitarbeit und Karfunkels Unkenntnis der Dinge steil bergab. „ Wi ewol l enwi rdennv or gehen?f r agt eLiebig. „ Di eWahr hei tsagen?“ „ Wasi stdi eWahr hei t ?“ „ Kei neAhnung.Naj aschon,aberei nf achz uweni g.Mal sehen,wasdi eFami l i edaz usagt ,was ich herausgefunden habe. Und ich muß so tun, als ob ich den Überblick hätte. Aber wer sagt mir schon was? Ich brauche dann jedenfalls deine Unterstützung. „ Nakl ar . “ „ Duwei ßtj a,daßwi rj edeMengeExper i ment emi tKaut schukmachen.Al l er di ngshabei ch herausgefunden, daß die Mengen im Labor und im Lager sich bei weitem nicht mit der eingekauften Menge decken. Allein das Zeug, das nach draußen geraten ist, ist mehr, als das Labor bisher offiziell gelagert hat. Und das alles ist nur ein Bruchteil dessen, was hier sein müßt e. “ „ Undwenndi eLi ef er papi er ef al schsi nd?“ „ Al l esgecheckt .DasZeugi stwi r kl i chgekommen.Hier werden die LKWs immer gewogen. Vor und nach der Entladung. Alles korrekt. Irgendwo muß das Zeug verschwunden sein. Und wahrscheinlich über unsere Schornsteine. Das geht wahrscheinlich wirklich auf unser Konto, wasdi ePr essesoschr ei bt . “ „ Auwei a“ .Mehr fiel Liebig nicht ein, und Karfunkel spürte ein Gefühl der existentiellen Einsamkeit. Hast Du nichts Besseres als 'Au weia'? Liebig schwieg betreten. „ Duwei ßt ,wi epei nl i chdaswi r d,wenni chüberunserPr oj ektr edenmuß.Undi chhab’ sauch noch unterschrieben. Da ist der Kemist einfach zu weit gegangen. Seine Fantasie ist restlos mit i hm dur chgegangen. “ „ Jakl ar ,Funki .Aberdi eI deewarwi r kl i chni chtschl echt .Al sLei t erunser esExper i ment al l abor s mußte er nach neuen Produkten suchen. Dazu haben wir i hnj aschl i eßl i chv er donner t . “ „ Ja,aberdasi stsopei nl i ch.Undi chmußdar überr eden. . . . Unddannauchnochdi ePr esse. “ „ Wi esor eden?Al sor ei nr echt l i chgeseheni stdasj aschl i eßl i chnochei nBet r i ebsgehei mni s.Di e Marketing-Fuzzis sind eh noch nicht soweit, ihre Kampagne zu starten. Und das Produkt hat nun mal Pr obl eme. “ „ Di eHer r enwer dener war t et “ .Li saMot t est eckt ei hr enKopfhi nei n.„ Jet z twi r d’ saberZei t .Sonst wi r ddi eFr auMut t erwi edersohef t i g. “ "Au weia", stöhnte Karfunkel. Beide Männer eilten in den 7. Stock. Natürlich kamen sie zu spät. Karfunkels Mutter war schon da und tippte wütend mit einem Bleistift auf den Glas-Konferenztisch. Seine Tante Henriette schaute wie immer abwesend aus dem Fenster, sein Onkel Chlodwig pfiff leise eine undefinierbare Melodie vor sich hin, und die beiden zwei Banker, die die Kreditlinien der Firma gewährten und sich stets durch komplette Ignoranz in betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten Seite 10 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de auszeichneten, diskutierten im Flüsterton die Lage der Banken in der heutigen Zeit. "Ich glaube, ich werde 12 Milliarden beantragen...", hörte Karfunkel noch, als er den Raum betrat. Dann verstummte jegliches Gespräch. Eiskalte Stille. Der runde Glastisch war nur ein Teil der Nüchternheit des Konferenzraums, die generelle spartanischen Ausstattung verblüffte. Einfache, unbequeme schwarze Plastikstühle um den Tisch, zwei schlichte Sideboards, die Bilder des Firmengründers und seines Sohnes als Reproduktionen in einfachen Wechselrahmen. Ein grauer Teppichboden. Die einzigen Dekorationsstücke waren die akkurat in der Mitte des Tisches aufgestellten Gläser um die kleinen Wasser- und Saftfläschchen mit Drehverschluß und ein großer Teller voller verlockend schöner Kekse. Jeder in diesem Raum kannte die Regeln: Trinke nicht und iß nichts. Denn die Getränke und Kekse dienten tatsächlich als Dekoration. Karfunkels Mutter war sich einig, daß überall gespart werden müsse. Vor Jahren hatte ein Gast die unausgesprochenen Regeln durchbrochen, als er gleich nach Eintreffen forsch nach einem Wasser griff, die Flasche öffnete und auf einen Sitz austrank. "Aaahhh", sagte er noch glücklich, "ich hatte vielleicht einen Durst!" Doch dann endeten die Verhandlungen mit diesem Geschäftspartner abrupt und kläglich. Während der Vorstellung seiner Produktideen blickte Karfunkels Mutter demonstrativ aus dem Fenster. Am Ende seiner Produktvorstellung wandte er sich unsicher lächelnd an das anwesende Gremium mit den Worten: "Nun, was halten Sie von meiner Idee?". Sofort erwiderte Karfunkels Mutter mit harter Stimme: "Da sehen wir keinen Handlungsbedarf, mein Herr. Danke für Ihr Kommen." Als er gegangen war, ergänzte sie: "Der hätte auch vorher etwas trinken können. Wir sind doch keine Imbißstube!". Enttäuscht über die seltsame Abfuhr, verhandelte der arme Mann später mit einem Konkurrenten der Karfunkel GmbH, die mit den darauf entwickelten Produkten zum weltweiten Marktführer avancierte. Karfunkels Mutter ließ die Flasche mit Leitungswasser wieder auffüllen. Die eigene Werkstatt war zwei Tage damit beschäftigt, den Drehverschluß wieder so zusammenzulöten, daß er wie unversehrt aussah. Schlimmer erging es dem Bürgermeister, der sich im letzten Jahr zu Gesprächen mit der Geschäftsleitung eingeladen hatte. Udo Heyden, gerade zum dritten Mal mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt, war bekannt dafür, daß er jede Gelegenheit nutzte, kostenlos essen und trinken zu können - überhaupt immer zu Allem eingeladen zu werden. Keine Veranstaltung ohne Heyden und einem anschließenden Bericht mit Foto in der Presse. Wenn nichts Besseres zur Verfügung stand, erschien er sogar zu Veranstaltungen der konkurrierenden Parteien. Jeden Tag mindestens einmal mit Foto in den Zeitungen vertreten zu sein, war sein Ziel, das er so gut wie immer erreichte. In seiner Höchstform schaffte er eines Abends zehn Veranstaltungen mit zehn Berichten. Aber allmählich wurde er älter. Da saß er also im Konferenzraum der Karfunkel GmbH, hielt eine äußerst launige und wie immer nichtssagende Rede über die Wichtigkeit von Unternehmen der Stadt. Währenddessen stierte er wie gebannt auf einen leckeren Schokokeks, den er sich plötzlich blitzschnell in den Mund schob, wie er es auf Empfängen gelernt hatte, wo stets nur Schnelligkeit am Buffet siegt. Und dann biß er zu. KRACK Vermutlich war es nicht wirklich so laut, wie es schien, aber jeder hörte es. Es klang wie das Kalben eines Gletschers. Heyden wurde blaß, alle Anwesenden auch. Der Bürgermeister brach die Verhandlungen sofort wortlos und scheinbar freundlich nickend ab und begab sich umgehend in die Obhut seines Zahnarztes, der freudig die Chance ergriff, über die aufgeblähten Behandlungskosten die Weihnachtsgeschenke für alle seine Lieben auf diese Weise finanzieren zu können. Es genügte einzig der Satz: "Herr Oberbürgermeister, wollen wir einen normalen Zahnersatz einfügen, oder darf es etwas Ansehnliches sein? Bisher haben sie ja immer sehr anziehend gelächelt." Seite 11 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Das Verhältnis der Stadt zu seinem Steuerzahler war von diesem Tag an sehr angespannt. Niemand in der Stadt konnte sich erklären, weshalb Heyden plötzlich einen Plan zur Entfernung der Karfunkel GmbH aus der Stadt schmiedete. Zum Glück blieb der Keks heil, so daß Karfunkels Mutter keinen Verlust erlitt und ihn wieder unter die anderen mischen konnte. Heute schien die Atmosphäre auch nicht wesentlich freundlicher zu sein als damals. Finstere Gesichter um den Konferenztisch. Karfunkel stellte sich vor die Gesellschafter und begann. Blaß und mit nervös-fahrigen Gest enbegr üßt eKar f unkel di eAnwesenden.„ Gut enMor gen, v er ehr t e. . . “ .Wei t erkam er nicht. Denn jetzt ging die Tür auf und Lisa Motte kam herein. Sie wandt esi chsof or tanKar f unkel .„ I hr eFr auMut t erhatmi rdi eAnwei sunggegeben,dasPr ot okol l z uschr ei ben“ ,l i spel t esi eundl ächel t ev er l egen. Unsicher, aber mit gewohnt wiegendem Gang ging sie an allen Teilnehmern vorbei und setzte sich in gebührendem Abstand an das Ende des Konferenztisches. Vorher griff sie noch hinter sich, zog verlegen ein wenig herum und strich ihren Rock glatt. Da saß sie nun, in der rechten Hand den Bleistift, in der linken einen Schreibblock und blickte Karfunkel erwartungsvoll an. "Wieso Protokoll? Das haben wir doch noch nie gebraucht", wandte sich Karfunkel an seine Mutter. Diese entgegnete giftig: "Jetzt, wo wir verarmen, ist das vielleicht notwendig, um den Übeltäter noch rechtzeitig zu entlarven. Wenn du nur das Format deines Vaters hättest! Fangen Sie an!". "Also noch einmal: Guten Morgen, meine Damen und Herren, liebe Mutti", nuschelte er vor sich hin. "FRAU Karfunkel, bitte. Alle anderen Titel gehören hier nicht her, HERR Karfunkel!" unterbrach ihn seine Mutter. "Wir sind hier nicht zuhause, sondern in einer ernsthaften Besprechung. Hier gibt es auch keinen Kakao zum Schlafengehen." "...gibt es auch keinen Kakao zum Schlafengehen", wiederholte Lisa Motte, als sie die Worte ins Protokoll schrieb. Die Banker sahen sich grinsend an und glucksten vor sich hin. Karfunkel wurde rot. So hatte er seine Mutter noch nie erlebt. Und dann auch noch die Demütigung vor Fräulein Motte! Seine Mordgelüste stiegen. Aber er konnte sich mühevoll beherrschen. "Ja, dann fangen wir einmal an. Wir sind hier zu einer Sondersitzung auf Antrag von Mutti, äh.. Frau Karfunkel und den den Banken zusammengekommen. Ich begrüße hier die Herren von unseren Banken, Herrn Hab von der Alpstadter Hippobank und Herrn Gier von der Alpstadter Stadtsparbank. Einziger Tagesordnungpunkt sind die Angriffe aus der Presse mit den Fragen: 1. wo kommt das klebrige Zeug her und 2. ist die Karfunkel GmbH insolvent?" Stille. Noch mehr Stille. Unerträgliche Stille. "Und was will uns die Geschäftsleitung dazu sagen?" murmelte seine Mutter in gefährlich leisem Ton. "Mei, was soll ich sagen?" "Die Wahrheit, vielleicht?", zischte seine Mutter. "Jaaaa," zögerte Karfunkel, "also ich glaube, das Zeug kommt wirklich von uns. Und es ist wirklich so: unser Umsatz geht zurück, die Margen noch stärker." "Warum?" "Weiß ich nicht". Seite 12 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de "Warum nicht?" "Weiß nicht". "Also jetzt raus damit!" rief seine Mutter erregt, "sonst gehst Du heute wieder ohne Nachtisch ins Bett!" Mit einem plötzlichen Gefühl der Sinn-und Ausweglosigkeit und Tränen in den Augen (wegen des Nachtischs) platzte es aus Karfunkel heraus: "Also, ist doch eh wurscht. Also... also...also, es ist so, daß wir mit Kautschuk experimentieren, uns aber bedeutende Mengen abhanden gekommen sind. Und wir sind auch nicht mehr wettbewerbsfähig. Irgendwas stimmt nicht, aber ich weiß noch nicht, was." "Glauben Sie", Herr Karfunkel, "daß wir uns das so einfach mit ansehen werden?", rief einer der Banker erregt unter beifälligem Nicken des anderen. Das ist unser Geld, das Sie hier verplempern. Wir verlangen einen Businessplan und Aufklärung. Binnen zwei Wochen. Sonst ziehen wir uns aus dieser Firma zurück. Heute hat keiner mehr etwas zu verschenken. Ich hoffe, wir haben uns verstanden, Herr Karfunkel." Damit stand Guido Hab von der Alpstadter Hippobank auf. "Genau", rief Rainer Gier, der sich sofort ebenfalls erregt mit rotem Kopf erhob, "aber unsere Bank wartet nicht so lange wie die Kollegen, Wir erwarten Ihre Stellungnahme bereits in vierzehn Tagen! Wir sehen uns dann zur gleichen Zeit hier wieder. Und wir erwarten astreine Zahlen und einen Plan!" Damit verließen die Banker grußlos den Raum. "So, das hast Du jetzt davon", rief Karfunkels Mutter, "und jetzt habe ich einen Herzanfall wegen Dir". Sie schaute zielgerichtet nach hinten und taxierte den Abstand zum Stuhl der hinter ihr stand. Dann ließ sie sich stöhnend behutsam auf ihn fallen. Sie schloß ihre Augen fast vollständig, aber doch nicht ganz, um die Reaktionen beobachten zu können. Erschrocken hastete Karfunkel zu ihr und hielt sie fest. Sie stieß ihn jedoch sofort weg und brüllte: "Und wage nicht, mich anzufassen, Du nichtsnutziger Bengel, während ich hier sterbe! Unser ganzes Geld verjubeln für Weiber und schöne Autos. Und was weiß ich was! Und dann willst Du auch noch an mein Erbe!" Karfunkel war perplex und unfähig, sich zu rühren. Alle anderen im Raum schauten betreten beiseite. In diesem Moment flog die Tür auf, und ein braungebrannter Mann mittleren Alters trat energisch in den Raum. "Gruezi mitanand", rief er laut. Ein bißchen zu laut. "Acker-Scheffelmann ist der Name", rief er in die Runde. "Wer viel ackert, der auch scheffelt, hehehe, das ist mein Motto, gell? Ich bin der neue Vorstand von der Witwen-WaisenRentenkassen- und Unterstützungsbank." Alle starrten ihn fassungslos an. Sogar Tante Henriette zeigte unerwartet Regung, indem sie den tiefgebräunten Mann ungeniert anglotzte. "Wie Sie vielleicht der Presse entnommen haben, haben wir letzte Woche nach monatelangen Geheimverhandlungen in Nizza die Leipziger Bank übernommen. Naja, die hatten einfach zu viele faule Kredite laufen. Die haben wir zwar auch, aber wir gehen entschieden diskreter damit um. Apropos: Deswegen bin ich natürlich hier. Leider sind ja meine Kollegen, die ich im Foyer noch getroffen haben, schon gegangen. Die schienen mir ein bißchen nervös wegen ihrer Kröten. Damit haben WIR natürlich keine Probleme. Vielleicht übernehmen wir in Kürze die Kollegen ja auch noch, gell, hehehe. Ich sage nur: je mehr Übernahme, desto mehr Milliarden. Das wirkt sich natürlich auch auf die Erfolgsbeteiligung aus, gell? Man muß ja schon von was leben können, oder? Hehehe. Ich habe mit den Kollegen Hab und Gier schon alles geregelt. Die sind einverstanden mit einer Fristverlängerung. Sie brauchen ja wahrscheinlich mehr Zeit, gell, Herr Karfunkel, so wie ich Ihre marode Firma sehe? Sowas geht ja nicht von heute auf gestern, hehehe, gell? Wir können uns auch momentan, mal ganz ehrlich, mit Ihren lächerlichen 2,8 Milliönchen Miesen nicht aufhalten, Seite 13 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de wenn Milliarden warten. Das erledigen wir hinterher. Und über die Klinge können wir Sie auch später noch springen lassen. Wissen Sie, Herr Karfunkel, schicken Sie doch einfach Ihre ernstgemeinten Analysen und Sanierungsvorschläge bis Anfang nächsten Jahres an meine Urlaubsadresse. Ist dieses wunderschöne Schneewittchen etwa Ihre Sekretärin?" Er schaute auf Lisa Motte, die sichtlich errötete. "Ja, natürlich", presste Karfunkel verärgert heraus. "Das ist Frau Motte". "Dann, liebste Frau Motte, notieren Sie mal meine Adresse: "Johann Acker-Scheffelmann, Krösusgasse 11 in 9490 Vaduz." Und leise fügte er hinzu: "Falls Sie mal etwas Aufregendes erleben wollen, rufen Sie mich mal abends an: 0190.760 760 760. Die Kosten von 1 EURO 19 pro Minute erstatte ich Ihnen später in bar. Beim Frühstück." "Gruezi Miteinand und Adieu!" Acker-Scheffelmann eilte mit festen Schritten zur Tür und verließ den Raum mit den Worten "Hab zu tun! Angie wartet". Zurück blieb eine sprachlose Versammlung. Nach einem erwartungsvollen Blick von Lisa Motte nahm sich Karfunkel ein Herz und begann zu r eden.„ Naj a,Haupt sache,wi rhabener stei nmal Zei tgewonn. . “ „ Zei tgewonnen?,unt er br achi hnsei neMut t er ,„ Zei t ?Wi l l stDumi tZei tal l dei ne Probleme der l et z t enJahr el ösen?Hastduei gent l i chei neAhnung,wasdut ust ?“ Karfunkel ging um den Tisch auf Sie zu, um sie zu beschwichtigen. In dem Moment starrte sie auf seine Hose, die bislang durch den Tisch verborgen war. Karfunkel merkte sofort, was sie ent deckthat t eundv er f l ucht esi chsel bst .„ Mi st “ ,dacht eer ,„ war um habei chdasv er gessen? Und warum hat der Depp von Liebig nichts gesagt? Warum passiert mir so etwas immer und ni chtdenander en?“ „ Bi t t ui ndei nenSpi el höschennochüberdenSpi el pl at zgegangen?“spot t et esei neMut t erspi t z . „ Hat t udi r wehget an?Kei nWunder ,daßdi eBanki er ssoer z ür ntwar en,wennsi edi chsogesehen haben. Da will ja keiner was mit dir zu tun haben. Mein Gott, ich wollte dir schon vorschlagen, daß du mit der Tochter von Herrn Gier anbandelst. Die ist zwar nicht besonders schön, aber diese Verbindung könnte wenigstens die Firma retten. Ich möchte meine Anteile schließlich nicht verheizen. Aber in dem Aufzug kannst du nicht einmal bei der landen. Mein Gott, wenn das dei nVat ersehenkönnt e. “ “ St i mmt ,si ehtni chtbesonder sv er t r auenser weckendaus“ ,pf l i cht et eLi ebi gi hrbei .„ Sodar fman ni chtausdem Hausgehen.I r enewür demi chz urMi nnamachen. “ „ I hrKomment ari sthi erni chtangebr acht ,Her rJust i t i ar “ ,f aucht eFr auKar f unkel schar f .„ Und über Ihre eigene tägliche Kleiderordnung möchte ich besser keinen Kommentar abgeben. Ihre I r enei stwohl f ar benbl i nd“ .Bel ei di gtundwut schnaubendv er l i eßLi ebi gdenRaum unddacht e sich trotzig: "Das sage ich Papa". „ Dasmacht mal ohne uns aus. Eure Familienwäsche ist uns erstens zu dreckig und zweitens egal “ ,nuschel t esei nOnkel ,st andaufundr i ef :„ Komm Henr i et t e.Unddr i t t ens:wi rgehen.Wi r sind offenbar pleite. Aber wir sprechen uns noch, Frau Schwester und Herr Neffe“ .Bei de verließen das Sitzungszimmer ohne jeglichen weiteren Gruß. "Eure lächerlichen zehntausend Euro Einlage wolltet Ihr ja nie verkaufen", rief Karfunkels Mutter ihnen hinterher. "Selbst Schuld, Familienpack. Eine Bande von Idioten, die beiden." "Familienbande?" fragte Karfunkel. "Halt die Klappe, du debiler mißratener Bengel, der mich in Armut und Schande bringt -..." Plötzlich stockte sie und wurde kreidebleich. Sie griff sich ans Herz und rang mit dem Atem. Karfunkel bedauerte, schon wieder Anlaß für Sorgen seiner Mutter gegeben zu haben. „ Zugegeben“ ,dacht eersi ch,„ i chhabei hrschonl angedenTodgewünscht ,abersosehrdann Seite 14 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de doch nicht. Und habe ich nicht immer ihre Drohung mit Herzanfällen zu leicht genommen? Mein Gott, dann bin ich jetzt Waise.Undkannmachen,wasi chwi l l ?“Ei nwar mesGef ühl der Erleichterung erfüllte seinen Körper, und gleichzeitig fühlte er sich schuldig am Tod der Mutter. „ I chbi nof f ensi cht l i chwi r kl i chdasMonst er ,f ürdassi emi chhi el t .I chmußi hrj et z tbei st ehen. “ Er stürmte auf sie zu, doch sie hielt ihn mit einer Hand auf Abstand. Mit der anderen griff sie wieder an ihr Herz. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen weit aufgerissen. Wie oft hatte Karfunkel diesen Moment schon in Gedanken durchgespielt. Immer und immer wieder, in allen Varianten: Autounfall, Brand, unerklärliches Verschwinden, Raubmord, Verhaftung und Verurteilung durch das Amtsgericht, Absturz in den Bergen, Herzanfall - der Tod seiner Mutter hatte stets etwas Beängstigendes und Befreiendes zugleich. Wie sehr hatte er auf diesen Moment gewartet. Und da sie immer behauptete, sie würde eines Tages wegen ihm eine tödlichen Herzattacke erleiden, wollte er ihr gerne diese Vorhersage erfüllen. In seinen Gedanken bereiste er bereits die Welt, kaufte sich die schönsten Anzüge und Autos, ließ sich von jungen Mädchen verführen und leistete sich sogar einen zweiten Kakao am Abend. Und doch war er jetzt höchst beunruhigt. Die Geister rufen ist das eine. Doch wehe, wenn sie vor dir stehen! Der Körper seiner Mutter zitterte unaufhörlich, ihre ohnehin hageren Wangen schienen noch mehr eingefallen, ihre weit aufgerissenen Augen starrten weiter in die Richtung des 60er Jahre Resopal-Besprechungstisches. "Fräulein Motte, schnell, rufen Sie einen Krankenwagen", rief Karfunkel. Dochei net i ef e,bedr ohl i cheSt i mmekam ausKar f unkel sMut t er :„ Kei nenKr ankenwagen,i hr Deppen“ ,r i efdi eSt i mmedumpfundbedr ohl i ch.„ Kei nenKr ankenwagen.Kei nenAr z t .Kei n ni cht s.Sagtmi rl i ebernurei ns. “ „ Was?“ ,r i efKar f unkel beunr uhi gt . „ Werhatdi eKokosnußmakr oneweggenommen?“ "Die Kokosmakrone?", fragte Karfunkel. "Ja , die Kokosnußmakrone oder vor mir aus auch die Kokosmakrone ohne Nuß, Herr Lehrer und Sohn. Kann mir einer sagen, wer die geklaut hat? Na ja, wie sagt schon das alte Sprichwort? Hast du Banker im Haus, wirst arm wie ne Kirchenmaus." Das alte Feuer der Zwietracht und des Mißtrauens kehrte in Karfunkels Mutter zurück. Ihr Gesicht erhielt den gewohnten Teint der Streitsucht zurück, und sie lief zu ihrer gewohnten Form auf. "Nicht nur mein eigener Sohn raubt mich aus, jetzt sogar die, vor denen man immer Respekt hatte. „ Her rGener al di r ekt orsol l t emal ei nenRundbr i efandi eHer r enBanki er sschr ei benundnach dem Verbleib meiner Kokosnußmakrone fragen. Apropos Verbleib: Wenn noch Zeit verbleibt, dann bitte ich doch um eine umgehende Sanierung der Firma meines heißgeliebten Mannes. Ihres Vaters, wie Sie vielleicht wissen, mein Herr Sohn! Und heute Abend gibt es kalte Küche, da wir uns ja wohl nichts Warmes mehr leisten können. Vor ausgeset z t ,Si ekommenpünkt l i ch. “ Auch sie verließ nun grußlos den Raum. Li saMot t esahKar f unkel mi tei nem t r aur i genBl i ckan.„ Sol l i ch. . . äh. . .sol l i chwast un?Oder schr ei ben?“ Kar f unkel schämt esi chundsahaufdenBoden.„ Gehenwi r “ ,ant wor t et eer monoton. Er deutete mit seiner rechten Hand zur offenen Tür, sie ging vor, er trabte hinterher. Im Büro setzte sich Lisa Motte an ihren Arbeitsplatz. Karfunkel ging in sein Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Mutlos und genervt ließ er sich auf seinen Sessel fallen und grub seinen Kopf in seine Hände. Langsam sank sein Kopf auf die Schreibtischplatte. Und er schlief ein –ganz ohne Kakao. Seite 15 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Nach geraumer Zeit öffnete er seine Augen. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, und der Raum lag halb im Dunkeln. Und dennoch sah er die Abweichung sofort. Selbst bei den Lichtverhältnissen konnte er erkennen, daß seine Schublade nicht richtig geschlossen war. Und sie war eigentlich nicht nur immer geschlossen, sondern verschlossen! Dies war Karfunkels Schatztruhe. Dort konnte er alle Geheimnisse aufbewahren, die vor den regelmäßigen Schnüffelaktionen seiner Mutter in der Wohnung verborgen werden mußten. Den Schlüssel, so glaubte er, hatte nur er. Und an Fräulein Motte traute sich seine Mutter selten vorbei. Er öffnete langsam die Schublade und kontrollierte den Inhalt. Alles noch da! Sogar ein bißchen mehr. Ganz oben über seinen Schätzen lag völlig ungeniert ein liederlich abgerissenes DIN A4-Blatt mit lediglich zwei Sätzen, geschrieben in einer ihm sehr bekannt enHandschr i f t .„ Spr i chmal mi t al l enAbt ei l ungenundLeut en.Undl aßDi rv onderKuhni cht smehrgef al l en.Vat er “ Er hörte, wie Lisa Motte ging und die Tür leise hinter sich schloß. „ Auwei a“ ,mur mel t eKar f unkel . Karfunkel schüttelte seinen Kopf. „ Nei n,nein, das kann nicht sein. Da muß sich Liebig einen Scherz erlaubt haben. Aber wie sollte er hier hinein gekommen sein? Sein Vater wurde seinerzeit schließlich nicht zum Spaß für tot erklärt. Und eine Schrift kann jeder nachahmen, oder? Und so würde er sicher nicht über seine Frau schreiben. Mutti hat ja immer so kräftig geschildert, wie unzertrennlich und harmonisch die beiden waren. So viele Probleme auf einmal. Das war für ihn zu viel. Er dachte zurück an den bisherigen Tag und begann zu verzweifeln. Wie konnten sie ihm das alles antun? Die gemeinen Banker, sein Freund Liebig, der blöde Reporter und vor allem Mutti, die ihn vor Frau Motte so bloßgestellt hat. Was war denn heute los? Zum allem Überfluß klopfte es an der Tür. Wer konnte das zu dieser Zeit sein? „ Jaa-ah“ ,r i efKar f unkel z öger l i ch. Die Tür öffnete sich zaghaft, und Erwin Zerberus, der alte Pförtner und Nachtwächter schlurfte vor seinen Schreibtisch. Karfunkel knipste seine Schreibtischlampe an und hüllte die Umgebung in einen grünen Schimmer. Selbst das Gesicht seines Angestellten erschien ihm grün. „ TachHer rDi r ekt or , “r i efZer ber us,„ esi ssnursodassi chBeschei dgebenwol l t ewegendem Jebüsch“ . „ Gebüsch?“ „ Jadi eGär t nerhamm mi rdochdi eÜber wachungv om dem Jebüschüber t r aang. “ „ Wi esoüber t r agen?Wasi stmi tdem Gebüsch?WashabenSi emi tdem Gar t enz ut un?“ „ Naj a,desJebüschi ssj ai nSi cht wei t ev onmei m Pf ör t ner häuschen.Unddeti ssj aam ei nj ehn. Also det Jebüsch, meinich. Und da hamm die jesacht, dassich verantwortlich bin für die Bot ani k. “ Kar f unkel dämmer t ees.„ Mei nGot t , “dacht eer ,„ dassi nddochdi eSt auden,i ndi ei chmor gens i mmerhi nei ngehe.Kl ar ,daskönnendi eni chtl angeaushal t en. “ „ Unnmei nSchwagerhat t ochso` neFi r mami tÜber wachungunddahat t ermi rj est er nabend so`ne Kamera installiert mitm Video, die wo alles uffzeichnet. Damit`se nur Bescheid wisse, Herr Di r ekt or .I chschaumi rnachheran,wasdasei tj est er n passi er ti ss. “ Karfunkel begann zu schwitzen. Die Kamera würde Liebig zeigen, Fräulein Motte –und vor allem ihn, wie er sie heimlich beobachtet. Das mußte er verhindern. Aber wie? Seite 16 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ I ckj ehdannma,Her rDi r ekt or “ ,nuschel t eZer ber usundwandt esi chz um Gehenum. „ Äh,äh,Her rähZer ber us,äh,i chwol l t eSi eehschonanr uf en“ .Kar f unkel dankt eGot tf ürden Gei st esbl i t zundst ot t er t e:„ I chgl aubenäml i chdaßi m hi nt er st enGebäudeam St ei l hang,Si e wissen schon Geb. 8.4, daß da jemand ist, der nicht hingehört. Ich habe da den Strahl einer Taschenl ampegesehen.Wersi t z tdennj et z ti m Pf ör t ner häuschen?“ „ Ni emand,j et z tkommtdochehkei nermehr . “ „ Al so,Si egehenj et z thi nt erundschauengr ündl i ch,j a,ganzgr ündl i chnach,undi chgehe der wei l nachv or neundpasseauf . “ „ AberHer rDi r ekt or ! “ „ Hör enSi eaufmi tI hr em däml i chenDi r ekt or .Wi rmüssenj et z thandel n. Gehen Sie am besten dur chal l eangr enz endenHal l en.Ni cht ,daßerent wi scht . “ „ Nagut ,Her rDi r ekt or . “Zer ber usgi ngl osundKar f unkel war t et enochei nenAugenbl i ck.Dann hastete er über den Flur in Liebigs Büro. Schließlich verfügte er über den Generalschlüssel und konnte überall aus- und eingehen. Er wußte, wo Liebig seine juristischen Videokassetten auf bewahr t eundnahm si chdi eunt er st e.„ Di ewi r dersi cherni chtv er mi ssen“ ,dacht eersi ch. Dann fuhr er mit dem Lift ins Parterre, verließ das Gebäude und rannte zum Pförtnerhäuschen. DerSchl üssel paßt eni cht .„ Ver dammt eSchei ße“ ,schr i eerv orWutl autauf . „ Dassagtmanaberni cht ,Her rDi r ekt or “ ,sagt eei neSt i mmehi nt eri hm.Kar f unkel er schr akund dr eht esi chum.„ Ni xf ürungut ,Her rDi r ekt or ,i chwollte Sie nicht erschrecken. Meine Eltern habeni mmerdar aufgeacht et ,daßi chni chtf l uche. “ „ WassuchenSi edennhi er ,Kar l .SuchenSi eI hr enKr an?Undhör enSi ei mmernochRadi o Al pst adt ,wi ei chI hr em St öpsel i m Ohrent nehme?“Kar f unkel gi ngj et z twüt end in die Offensive. „ Si ehabendochsi cher l i chFei er abend,oder ?Waswol l enSi eei gent l i ch?“ „ Naj a“ ,er wi der t eKar l ,„ i chwarschonam Gehen,dahat t ei chsoei nGef ühl ,al sobi chi m hintersten Gebäude, also Gebäude 8.4 den Strahl einer Taschenlampe gesehen hätte. Aber Sie si ndj anochda.Her rDi r ekt or ,dannkannj ani cht smehrpassi er en. “Gr i nsenddr eht esi chKar l um,gi ngRi cht ungPar kpl at zundr i efnoch„ Tschüssdann“ . Perplex und entnervt wandte sich Karfunkel wieder der Tür zu. Klar, merkte er. Ich habe ja auch den Hausschlüssel genommen. Nach dieser Erkenntnis war es ein Leichtes aufzuschließen und den Raum zu betreten. Er sah sich um. Überall Essensreste, schmutziges Geschirr, dreckige Handtücher, vergilbte und zerfledderte Ausgaben des Alpstadt Kuriers. Ein heilloses Durcheinander. Noch schlimmer im Hinterzimmer: das Sofa abgewetzt, der Wasserhahn tropfte, undnochmehrdr ecki gesGeschi r r .„ I gi t t i gi t t “ ,st öhnt eKar f unkel ,„ dasst i nktj awi ebei Mer kel s hi nt er m Sof a“ .Undi nmi t t endesChaosei nchr omblitzender Videorekorder. Karfunkel war erleichtet. Schnell hatte er die Kassette ausgewechselt. Ihm fiel ein Stein vom Himmel. Blitzschnell verließ er das Häuschen, sperrte es ab, und gerade kam Zerberus um die Ecke. „ NeeChef ,warnüscht .Al l esi mj r ünenBer ei ch.Denke,i ckz i ehmi rj et z tdasBandr ei n“ „ Dannbi smor gen“ ,mur mel t eKar f unkel ,„ undv i el Er f ol g“ .„ Wennderwüßt e“ ,dacht esi ch Kar f unkel ,„ daßersi chj et z tv i erSt undenj ur i st i schesRepet i t or i um r ei nz i ehenwi r d.Hi nt er heri st der dann vollendsv er bl ödet . “ Ander er sei t shei t er t ei hnderGedankewi ederauf .„ Al l esi mj r ünenBer ei ch,genau,y esSi r ! “ .Da macht es nichts, daß er jetzt aufgrund der fortgeschrittenen Stundes kein Abendessen mehr bekam. Er setzte sich in seinen AMW 363 tii und fuhr nach Hause. Unterwegs ließ er den Tag Revue passieren, doch das meiste hatte er schon wieder verdaut. Allein die Tagesnachrichten beunruhigten ihn weiter. Die Probleme der Karfunkel-Unternehmensgruppe inmitten des Finanzchaos und täglicher Insolvenzen. Und dann die schlimmste Nachricht überhaupt, die ihn heute erreicht hatte: die Insolvenz des Versandhändlers Quellermann. Die sollen ja noch nicht einmal mehr das Geld zum Drucken ihres Kataloges haben. Verzweiflung ergriff ihn. Das konnten die Staatsmänner und -frauen doch nicht zulassen! Rettet Quellermann! Das müßte man doch eine Bürgerinitiative gründen. Rettet Quellermann! Da muß man doch was tun! Total Seite 17 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de aufgelöst kam er zuhause an. In seinem Kopf riefen tausend Stimmen: RETTET QUELLERMANN! Er öffnete die Haustür, schlich sich in sein Zimmer im ersten Stock, warf sich aufs Bett und mur mel t enurnochl ei se„ Ret t etQuel l er mann“ . Erhat t esi chdochschonsoaufdi eMädel si nderHer bst / Wi nt er kol l ekt i ongef r eut .„ Gemei nhei t “ , murmelte er. Dann schlief er ein. In dieser Nacht kümmerten sich seine Nachtmahre besonders intensiv um Karfunkel. Er wanderte im dunklen Nebel ziellos umher und folgte seinem Gefühl und den Käuzchenschreien. Und plötzlich stand er ganz allein am Grab seiner Mutter. Bei diesem Anblick vergoß er einige Tränen, dann mehr Tränen und schließlich Hektoliter von Tränen. So viel Wasser floß aus seinen Augen, daß er innerhalb kürzester Zeit fast vollkommen ausdörrte. Als er sich fragte, ob er jetzt sterben würde, öffnete sich plötzlich gewaltsam die Erde, aus der zwei knöcherne Hände heraus stießen und sich um seine Fußgelenke klammerten. Er wollte wegrennen, doch so sehr er sich auch mühte, kam er nicht vom Fleck. Es blitzte und donnerte, und seine Tränen mutierten zu einem schlimmen Starkregen. Pitschnass versuchte er, sich aus der Umklammerung zu reißen. Doch vergebens. Da schoß ein greller Blitz direkt in den marmornen Grabstein und spaltete ihn in der Mitte zwischen Kar und funkel. Aus dem Innern tauchte der Kopf seiner Mutter auf, hager und bleich, die tief liegenden Augen nach unten gewandt. Langsam bewegten sich die Augen auf ihn herauf, ihr Mund öffnete sich leicht und mit tiefer, monotoner Stimme klagte sie ihn an. „ Si eh,dumi ßr at enerBengel .Si eh,wasduget anhast .Wegendi rl i egei chhi er. Und überhaupt: WASHASTDUMI TMEI NEM GELDGETAN?“ Klitschnass und zitternd wachte Karfunkel auf. Er sah sich im Zimmer um und war glücklich, dies alles nur geträumt zu haben. Beruhigt drehte er sich im Bett um und schlief sofort wieder ein. Allerdings nur, um an der gleichen Stelle weiterzumachen. Seine Mutter hatte sich modrig auf i hngest ür z t ,undhi el ti hndi esmal andenHandgel enkenf est .„ Gl aubstdu,dukannstdi ch einfach so aus dem Staub machen, du Rotzlümmel. Du gehst erst dann, wenn ich es dir er l aube.Ver gi ßni cht ,daßi chdi rei neAuf gabegegebenhabe. “ „ Wel cheAuf gabe?“wi mmer t eKar f unkel l ei se. „ Wel cheAuf gabe?Wei ßderHer rni cht smehr ?Dusol l t estdi chdochum mei neKokosmakr one kümmern. Jetzt aber schleunigst. Ich will Ergebnisse sehen, gell? So und jetzt kannst du gehen. Bi smor gendann.I chgl aube,i chkr i egej et z tei nenHer z anf al l ! “ Mit diesen Worten verschwand seine Mutter wieder nach unten, und die Erde schloß sich.hinter i hr .AuchderSt ei nwuchswi ederz usammen.„ Bi smor gendann“wi ederholte eine Stimme hinter ihm. Erschrocken blickte er sich um und sah Frau Motte mit Ihrem Stenoblock, nur in ihrer Unt er wäsche.„ Wannbr auchenSi edasPr ot okol l ?“f r agt esi ei hn. „ Garni cht ,v er gessenSi e' s“ant wor t et eer ,währ endsi esi chber ei t sauf l öste, jedoch gleich wi ederer schi enundi hm ei nendi ckenKat al ogr ei cht e.„ Achj a.Hat t ei chf astv er gessen.Postf ür Sie. Der neue Quellermann-Kat al og“ .Dannv er schwandauchsi eendgül t i g. Da stand er nun inmitten einer fürchterlichen Nacht auf dem Friedhof und hielt seinen heißgeliebten Katalog in Händen. Behutsam schützte er ihn vor den letzten Regentropfen. „ Ret t etQuel l er mann“ ,dacht eersi ch.„ Eshatal sodochwasgenut z tz ubet en“ . Er suchte sich einen geschützten Platz, um einen ersten Blick hineinzuwerfen. Er ließ sich schließlich auf weichen Moos nieder, und der Mond erhellte den Katalog in seinen Händen. Vor Aufregung zitternd öffnete er ihn. Bestürzt blickte er auf die Seiten, blätterte weiter und weiter und weiter. Blankes Entsetzen übermannte ihn. Er ging zurück auf die ersten Seiten, begann zu lesen, ging auf die letzten und überflog das Ende. Das war das Ende. Seite 18 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Ihm war schlagartig klar, daß es sich bei den 700 Seiten in seinen Händen um den Kreditvertrag zur Finanzierung des Katalogdrucks handelte. Erstellt von ebenso vielen Volljuristen, die auch den Tatbestand der Seitennummerierung noch juristisch klären mußten. Und schließlich hatte die Druckerei auch noch die Dokumente verwechselt und das juristische Traktat an Millionen von Quellermann-Kundengesandt .„ OhGot t “ ,j ammer t eKar f unkel ,„ undni chtei nMädel . Wahr schei nl i chhatLi ebi gdaswi ederv er semmel t , “dacht eersi ch. Den Rest der Nacht träumte er von Hunderten von Mädels auf der Suche nach der Herbst/Winter-Mode und umherirrenden Juristen auf der Suche nach einer juristisch korrekten Definition von Herbst/Winter-Mode, die sie in Ansätzen nach 1200 Seiten auch fanden. Aber auch Karfunkel fand keine wirkliche Ruhe mehr. Selbst im Traum murmelte er nur noch „ Auwei a! “ Seite 19 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Die Redaktion Der Osten von Alpstadt glühte. Das neue Gebäude des Alpstadt-Verlages war kürzlich bezogen worden, und das gläserne Hochhaus strahlte dank einer Vielzahl von Energiesparleuchten, Leuchtreklamen und den roten Laternen des lange vorher hier schon angesiedelten Rotlichtbezirks. Die Journalisten der hier beheimateten Zeitungen und Zeitschriften haßten diesen Ort. Weitab vom Schuß im Niemandsland. Früher konnte man in der Stadtmitte schnell mal aus der Redaktion in ein kleines Cafe fliehen, heute gab es nur noch die Werkskantine und die drei Würstchenbuden der Umgebung. Eine Fahrt in die Stadtmitte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauerte ewig und war erschreckend langweilig. Mit dem Auto stand man stets im Stau. Dennoch vibrierte dieser Ort vor Energie, da hier alle Informationen dieser Erde zusammenzulaufen schienen. Zumindest fühlten sich die Journalisten als Zentrum der Welt. Hägar Meister wußte: DAS IST MEIN TAG. Alles lief wie am Schnürchen. Dabei stand er seit Monaten sehr unter Beschuß seines Chefredakteurs, der seine genialen Fähigkeiten einfach immer ignorierte, seit Meister vor 20 Jahren als Volontär und dann als Hilfsredakteur in die Lokalredaktion des Alpstadt Kuriers eingetreten war. Hägars Ziel war die Übernahme des Feuilleton-Ressorts als Chef. Er fühlte sich dazu berufen. Vor allem, weil er dieses Wort schreiben und oft auch aussprechen konnte. Darüber hinaus wußte er, daß Kultur nichts Meßbares war, so daß man damit auch nicht auffiel, wenn man in seinen Beurteilungen total daneben lag. "Alles wunderbar wischiwaschi für so einen genialen Typen wie mich", dachte sich Meister. Meisters Ruf in der Redaktion war nicht umstritten. Alle waren sich einig, daß er ein Gelegenheitstrinker sei, da er jede Gelegenheit zum Trinken ergriff. Sein Spitzname war daher schnell klar - einfach eine Verballhornung seines Namens mittels eines beliebten alkoholischen Getränkes. Und auch sonst war Meister aufgrund seiner Selbstherrlichkeit, seines Sarkasmus und seiner schlechten Manieren bei Jedermann unbeliebt. Seine Vorliebe für jede Art von Alkohol hemmte allerdings manchmal seine Aktivitäten, da er zu manchen Terminen gar nicht oder vollkommen besoffen erschien. So manches Kartenspiel und so manche Halbe hatten oft mehr Gewicht als beispielsweise ein Gastspiel von Nana Metrobka in der Stadthalle. Aber irgendwie schaffte er es, diese gefährlichen Klippen wie ein Jurist zu umschiffen: das sprichwörtliche Glück der Rechtschaffenen und der Besoffenen. Auf diese Fähi gkei t enwarerauchungl aubl i chst ol z .„ Di eI di ot eni nderRedakt i onkönnenmi chmal “ , mur mel t eeri mmerwi ederi nsei nenwi r r enundungepf l egt enBar t .„ Di eDeppenkönnenmi reh nie das Wasser reichen. Bald bin ich Chef, und dann kann ich auf allen Vernissagen Champagner bis zum Abwinken saufen. Adieu, ihr Gerichtsverhandlungen über euch Spießer, ihr Kaninchenzüchter oder ihr Scheiß-Fabrikanten wie der Karfunkel. Obwohl... das war heute wi edergut .Wahr schei nl i chhat ’ sderChefschoner f ahr en,wasf ürei nHundi chbi n,undheut e Abend kann ich als Chef des Feuilleton zum ersten Mal meinen eigenen Ledersessel einpupsen. I chbi nhal tdochz uHöher em gebor en“ .DerGedanket ati hm wohl .Erhat t esi chi ndenl et z t en Jahren auf die Pirsch gelegt und sich mühevoll Schritt für Schritt zu diesem Ressort vorangekämpft. Schließlich hatte er schon eine größere Beachtung durch seine Freitagskolumne Ein Tag wie du und ich in der Wochenendbeilage erlangt, in der er als Running Gag seine launigen Weltbetrachtungen mit seinem alten Rowenta-Toaster diskutiert. Diese absurde Idee wurde eines Nachts nach fünf Gin Tonic und einem Streit mit mit seiner Freundin geboren. Sie hatte gerade laut schreiend die Tür zugeknallt und seine Wohnung verlassen. Als Mann der Tat stellte sich Meister sofort der Notwendigkeit, ein weiteres Getränk mixen zu müssen. [zur Kolumne von Hägar Meister siehe Meister-Kolumne. (Anmerkung des Herausgebers)] Meister trank alles aus demselben Becher, einem ehemaligen Senfglas. Wasser (selten), Wein, seinen geliebten eisgekühlten Mariacron, Sekt, Bier, Tee und Weißbier . Alles. Er hatte die Seite 20 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Angewohnheit, die Zitronenscheiben seiner Gin Tonics im Glas zu belassen und jeweils frische dazuzugeben, was dazu führte, daß immer weniger Tonic hineinpaßte. Er griff zum frischgefüllten Glas mi tdenachtZi t r onenschei benundwol l t esi chger ademi tdenWor t en„ Ei n Mannbr auchtv oral l em Vi t ami ne“z upr ost en,al seram Toast erhängenbl i ebunddor tal l es hi nei nschüt t et e.„ Schei sche“ ,mur mel t eer ,„ derschöneDr i nkf ut sch.Wi rkr i egi schmei ne tschehnTschi t r onendawi ddar aus?“Dannkam eraufei negl änz endeI dee.Ei nst ecken, einschalten und das Glas schon mal danebenhalten. Doch die zwölf Scheiben hatten sich v er kei l t ,undal sderToast erauswer f enwol l t e,t atsi chni cht s.„ Mi scht “ ,nuschel t eMei st er ,„ aber dem I nscheni öri schtni schtt schuschwör . “Dannst ar t et eerdenToast erer neut ,bewaf f net esi ch mit einer Gabel und steckte sie schon einmal rein. Die nächsten Minuten erzeugten eine unbeschreiblich innige Verbindung zwischen ihm und seinem alten Rowenta, die den Rest seines Lebens anhielt. Die Zwiesprache mit seinem Toaster gefiel den Lesern, die seinen eloquenten Stil und seine witzigen Pointen immer mehr zu schätzen lernten. Sie wußten schließlich nicht, daß er den größten Teil seiner tiefschürfenden Lebensweisheiten aus unaufgefordert eingesandten Manuskripten stahl, die jeden Tag das Faxgerät der Redaktion zum Überquellen brachten. Diese Gedanken mußten meist nur umformuliert und auf Meisters Niveau gesenkt werden –und schon war wieder eine Freitagsausgabe gesichert. „ Heut ei stFr ühl i ngsbegi nn,undheut ebegi nntei nneuerAbschni t ti nmei nem Leben. “Mei st er hatte noch nie in seinem Leben so genau ins Schwarze getroffen. Die laue Luft hatte ihn inspiriert, er spürte den frischen Saft in seinem Körper. Er war einfach ein Siegertyp. Mit diesen Gedanken hastete er erwartungsvoll die Stufen des Redaktionsgebäudes hinauf, riß die Tür zur Lokalredaktion auf und genoß die süßen Worte der Sekretärin, als sie sich zum ihm umdr eht e:„ Hägar ,Dusol l stz um Chef ! “ „ I chwei ß“ ,er wi der t eMei st er .„ I chwei ß“ .Undergl üht ev orEr war t ung. Häger hatte sich auf diesen Augenblick schon so lange gefreut. Er fühlte, wie sein ganzes Leben an ihm vorbeizog. Seine Demütigungen, Niederlagen und Verluste, sogar seine kleinen Erfolge. Das Bewußtsein, endlich am Ziel angekommen zu sein, obwohl er in letzter Zeit den nur auf ihn gerichteten Zynismus des Chefs vom Dienst ertragen mußte, ließ ihn fast hyperventilieren. Sollte er jetzt wirklich die Belohnung für all sein Bemühen erhalten? Starr stand er da wie paralysiert. Schließlich rief die Redaktionssekretärin schnippisch "Willst Du hier noch eine Woche warten und herumstehen, Hägar? Der Chef und Ihre Leser warten doch!" „ Ja,aber ,aberwoi stdasFaxger ät ?“ „ Abgeschaf f t .Landetal l esj et z tbei mi ri m PC. “ „ Aber . . . “ „ Hägar ,derChe-hef ! “ . Hägar schüttelte seinen Kopf, als müsse er ihn frei bekommen. "Ja `ntschuldigung, schon gut" murmelte er und ging raschen Schrittes auf das Büro des Chefs zu. Er klopfte nur kurz an, dann drückte er genußvoll die Tür zum Büro auf, wenngleich ihn das Fehlen des Faxgerätes doch sehr irritierte. Jens Kartenbier schaute auf, lächelte ihm entgegen und lud ihn mit einer Handbewegung zum Sitzen ein. " Herr Meister! Kommen Sie rein, mein Guter. Sie machen ja wirklich Ihrem Namen alle Ehre". Der Chefredakteur duzte alle, bis auf ihn. "Schön, daß Sie für mich Zeit haben, wo Sie doch so eifrig bei allen Sachen sind. Sie haben sich ja auch um die Stelle des Feuilletonchefs beworben, wie ich erfahren habe. Seit Ihrer gestrigen Rezension ist die Entscheidung wohl endgültig gefallen." Mei st erwur der ot .„ JETZT! “ ,dacht eersi chundsahsi chschonal sVI PaufdenMega-Events der Stadt, umringt von schönen Damen, die begierig seine künstlerische Meinung und mehr von ihm suchten. Seite 21 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de "Nun, ich habe mir hier Ihr jüngstes Highlight herausgesucht. Aufgrund der Fülle Ihrer ohnehin immer besonders herausragenden Arbeiten fiel mir die Wahl natürlich schwer." Soll ich vorlesen, oder wollen Sie? Ach, wissen Sie, Meister, das möchte ich doch wirklich vom Künstler selbst hören. Lesungen si ndi mmersounmi t t el barundbeei ndr uckend. “ Er überreichte Meister eine Seite aus dem heutigen Feuilleton und verbeugte sich dabei ehrfürchtig vor ihm. Mit zitternden Händen nahm Meister die Zeitung in die Hand, überflog den Text und grinste i nner l i ch:„ Kl ar ,mei neRez ensi onv ongest er n.Di ewarei nf achgeni al .Di ehautsor i cht i gr ei n. Di emußt ei hm gef al l en. “Ni chtv onungef ährgal tMei st eral sdergef ür cht et st eKul t ur kr i t i kerder Stadt. Und so begann er mit der Schlagzeile. „ Ei neSchöneCh. . . ansonet t ei m Gassenst ei g.Ei neohr al eBel ei di gung. “ Er blickte auf Kartenbier, der ihm lächelnd vermittelte, den Wortwitz verstanden zu haben. Beschwingt fuhr Meister fort: Gestern mußten wir in unserer frisch renovierten Kulturarena am Gassensteig erneut eine ungewöhnl i chmi t t el mäßi geAuf f ühr ungv onCar l oFr ascat i sKomi scherOper et t e„ Di eschöne Chansonet t e“er t r agen.Ni cht ,daßsi chdi eSchauspi el erni chtanst r engt en,aberesr ei cht edann doch nicht, den Funken der Begeisterung zu entfachen. Und, ehrlich gesagt, wir vermochten noch nicht einmal diesen in Ansätzen zu spüren. Vor allem Lydia von Boysen-Behry enttäuschte schwer. Die Dilettantin überzeugte als Chansonette Chouchou mit ihrer dünnen Stimme, die umgekehrt proportional zu ihrem Leibesumfang stand, überhaupt nicht. Ganz offenbar war sie zusätzlich zu Ihrer Unfähigkeit, die richtigen Töne zu treffen, derer wir letztes Jahr schon Zeuge sei nmußt en,nochz usät z l i chsehri ndi sponi er t . “ „ I ndi sponi er t ?“unt er br achKar t enbi er . „ I ndi sponi er t “ ,wi eder hol t eMei st er . „ Gut .Fahr enSi ef or t ,Mei st er “ . „ Auchdersi cherni chtnuri nEhr ener gr aut eAl oi sDumpf bi chl i nderRol l ei hr esj ugendl i chen Galans Fréderick Chapeau, vermochte mit seinem Tenor-Stimmchen niemanden zu beeindrucken. Und damit sind die Höhepunkte der gestrigen Aufführung bereits hinlänglich beschrieben und deutlich übertrieben. Über die Nebenrollen zu schreiben, wäre zuviel der Ehre. Das Bühnenbild entsprach dem Niveau der Darbietung. Und so trällerte sich die chancenlose Chose mit der schlaffen Chansonette Chouchou in Morpheus' Schoß. Schade bloß um die Statisten, die ihre Zeit woanders gewinnbringender hätten verschwenden können. Und schade um die schöne Zeit, die wir hier absitzen mußten. “ Meister ließ den letzten Satz noch einen Moment wirken und schaute dann theatralisch langsam auf .JensKar t enbi erkl at scht e.„ Br av o,l i eberMei st er ,ei nwahr esMei st er wer k.Br av o“ . Mei st erwur der ot .„ Ja“ ,dacht eerbei si ch,„ j a,j et z twi r dal l esgut. Man muß einfach nur beharrlich seinen Weg gehen. Jetzt bin ICH der Held des Tages. Denn keiner kann so gute Ver r i sseschr ei benwi ei ch. “ „ Besonder sdi eSachemi tdem ' i ndi sponi er t ' .DahabenSi esov ol l i nsSchwar z eget r of f en.Und ich hatte Sie tatsächl i chi mmerunt er schät z t ! “ „ Tj a,sagt eMei st erv er söhnl i ch,„ i stschongut .Bi ni chgewohnt . “ „ Doch,l i eberMei st er ,di egut eFr auBoy sen-Behry war nämlich so indisponiert, daß sie v er st ar b. “ „ Wußt ei ch' sdoch, “r i efMei st erer r egt ,„ daskonnt eni chtgut gehen.Dashatmangespür t . “ „ VorderAuf f ühr ung. “ „ Bi t t e?“ „ VorderAuf f ühr ung. “ Seite 22 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Äh?“ „ Si ev er st ar bv orderAuf f ühr ung,di enat ür l i chabgesagtwur de.Al soni xGassenst ei g.Ni x Ohr al es,eherLet al es. “ Hägar Meister wurde sehr still. Er schaute verlegen nach unten. „ Vi el l ei chti stdi eseTat sachegest er nni chti nsGr üneEckgel angt ,woz ei t gl ei chdas Busenwunder Lotti Flotti eine Pressekonferenz abhielt, und auf der sich ein bekannter Journalist i m NamenderPr essef r ei hei tf astbewußt l osgr apscht eundsof f ?“ „ Al sol et z t esJahr . . . “ „ Warl et z t esJahr ,unddahatmankei neRecht ,sei neal t eRez ensi onauchnochauf z umot z en“ , unt er br achi hnKar t enbi er .„ Schondamal swarI hr eRez ensi oni mper t i nent .SogarOBHey den persönlich hatte sich über Ihr Machwerk beschwert. Naja, schließlich ist er auch mit den Boysen-Behrys verwandt. Gerade dann darf man aber so etwas einfach nicht schreiben. Das müßten Sie als –zumindest langjähriger - Journalist doch wissen. Aber gestern, gestern war wirklich der Höhepunkt Ihres literarischen Schaffens. Der Verriß eines ni est at t gef undenenEr ei gni sdi r ektnebendem Nachr ufdesSt ar s.Tol l ,Mei st er ! “ „ Naj a,ei nmal kannmanj awohl ei nenFehl ermachen,oder ?“ „Ei nmal ,v er ehr t erMei st er ,EI NMAL??“ ,Kar t enbi er sSt i mmewur del aut erundbedr ohl i cher, während sich die gesamte Redaktion außen um die Tür drängte, um Kartenbiers Ausbruch geni eßenz ukönnen.„ Sol l i chmal I hr egesamt enPei nl i chkei t enal l ei nderl et z t enWochen auf z ähl en?“ ,schr i eer ,undsei neHal sschl agaderschwol l anwi eei nmäander nder Fluß. „ Hi er “ ,underz ogei nendi ckenSt apel Bl ät t erher v or ,„ hi ersi ndI hr eabsol ut enSpi t z en.Nehmen wir das mal: Ich gebe Ihnen die Aufgabe, einen Beitrag zum Pro und Kontra der geplanten Steuererhöhung zu schreiben. Und was tut Meister? Na? Richtig! Er geht in seine Lieblingskneipe, um für sie ungeniert Schleichwerbung zu betreiben, natürlich nicht unei gennnüt z i g,undi nt er v i ewtei nehal beLokal sei t el angdenWi r t . “ „ Aberderwei ßdocham best en. . . “ ,j ammer t eMei st er . Kartenbier schnitt ihm sofort dasWor tab.„ Mei st er ,si ndSi enurschwer hör i godersi ndSi e schwerdenklich? Naja, wahrscheinlich beides! Mann, es ging um die Erhöhung der Mehr-WertSt euer .Ni cht ,wi eSi edauer ndschr i eben,di eNÄHRwer t st euer ,Si eHor nochse. “ „ Oh“ „ Undwaswarmi tdem Teuro? Haben Sie's immer noch nicht kapiert? Sind Sie den Herren Restaurantbesitzern wirklich auf den Leim gegangen? Besonders Ihrem Maitre S. Carbot, zu dem Sie ja wohl ein inniges Verhältnis pflegen. Ich zitiere: S. Carbot zeigt uns stolz eine alte Speisenkarte von 1999. „ Voyez ,damal shatdas„ Pi ècede quel quechose duchasseur “19, 90gekost et .Und eute?, mais oui, es kostet nür noch 18,90. Von wegen Verteuerung... Oder unser « Fruit du sud sur un peu de fromage du levre » ? Damals 12,50 heute 12,40. Auch di eseSpeci al i t éi stsogargewor denbi l l i ger . “Ja,l i ebeLeser ,undf ür Sie ging ich noch in Piet van Cees' Gourmettempel 'Sauciere'. Der Chef persönlich hat mich hinreichend aufgeklärt. Damals 7,90 für ein Viertel Grüner Holländer, und auch heute noch, nach so langer Zeit, 7,90 für 1 cl exakt desselben Weines. Sogar ein noch besserer Jahrgang, wie er über z eugendl ächel t .„ VondenHängenderGr acht endi r ekti nI hr enBecher “ .Wi rdankenden Spitzenmetronomen unserer Stadt für die Aufklärung und können unseren Lesern hiermit endgültig beweisen, daß der angeblich teure Euro doch nur eine gefühlte Verteuerung ist. „ Zum Gl ückhatderAbendchefnochr eagi er tundI hr enAr t i kel i ndi eRubr i k' Sat i r e' gest el l t ,Si e Hornochse. Und ein Wirt ist in der Regel kein Metronom, sondern Gastronom. Keine Verteuerung? Früher hatte ich selbst eine gefüllte Geldbörse, jetzt ist sie nur noch gefühlt, besonders nach einem Abend bei Ihren Spitzenmetronomen, Herr Meister. Wohl nicht wirklich erstaunlich, wenn man statt 19 MARK 90 für ein Jägerschnitzel jetzt satte - Hallo, ich rede mit Ihnen Herr Meister! - 18 EURO 80 berappen muß .Und 12 Mark 50 für Leberkäs' Hawaii war damal sschonüber t r i eben.NochFr agen.Her rGener al i nv est i gat or ?“ Seite 23 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Wi r t schaf t st hemenl i egenmi rhal tni cht “ „ War um hängenSi edannausschl i eßl i chi nWi r t schaf t enr um?“ Mei st ergr übel t enach.„ Dannwer dei chv or l äuf i gwohl dochni chtChefv om Feui l l et on?“ „ Vor l äuf i g?Mann,Si ekönnenf r ohsei n,wenni chSi eni chtanHey denunddi eMeut ev er f üt t er e. Wissen Sie, ich würde Sie wahnsinnig gerne feuern, aber so billig kommen Sie mir nicht davon, mein Guter. So leicht ruiniert man mir nicht die Zeitung und haut dann ab. Ich mache Sie jetzt ganz klein, noch kleiner als Sie eh schon sind. Und den Rest kann ja dann Frau Kock erledigen, ganz besonders, wenn Sie die Bilder vom Grünen Eck mit Ihnen und Frau Flotti auf ihren Redaktionstisch bekommt. Oder wußten Sie nicht, daß die neue Aushilfe der Kneipe eine Undercover-Redakteurin der Frauenpower ist? Ganz schön naiv und unwissend, unser Herr I nv est i gat i onsspez i al i st ,gel l ?“ Meister wurde blaß. Woher wußte Kartenbier von seiner Liäson mit Emma Kock, der Herausgeberin der radikal-feministischen Zeitschrift Frauenpower. Naja, Liäson war ein bißchen zu viel gesagt. Emma benutzte ihn eher für manche Dinge. Wenigstens gehörte Sex meist nicht dazu. Aber das ganze roch nach Ärger und Prügel. „ Si ekr i egenj et z tdr ei Spez i al auf gaben,Mei st er .WennSi edawasv er massel n,si ndSi e endgültig weg. Erstens: sie gehen der Karfunkelsache nach. Konkurs? Umweltverschmutzung? Mobbing? Heyden will ihn loswerden, und ich möchte wissen weshalb. Der Karfunkelsohn hat sich heute eh schon über Sie beschwert. Der Idiot paßt zu Ihnen. Zweitens haben wir Informationen über terroristische Aktivitäten in unserer Stadt erhalten, von rechts, von links, keine Ahnung. Ich will Fakten, Fakten, Fakten, Mann. Drittens: Sekten in Alpstadt. Nur zur Verdeutlichung: Sekten, nicht Sekt, Prosecco oder Champagner. Verstanden? Ich weiß zwar nicht, warum ich ausgerechnet Sie damit beauftrage, aber offenbar sind Sie jemand, der das ganze Unheil der Welt anzieht. Dann können Sie auch darüber berichten. Und nun recherchieren Sie mal. Aber keine Vernissagen, Theater, Kinopremieren mit Sektempfängen mehr. VOR ALLEM ABER: OHNE PANNEN! Und ohne jegliches Spesenkonto, das Sie sonst eh immer alleine leersaufen. Und ich möchte über alles informiert werden, v er st anden?“ Meister stand erleichtert auf, glücklich, noch einmal glimpflich davongekommen zu sein. Mit dem Gedanken„ War um passi er tMI Ri mmersowas?“z ogerschwungv ol l di eTüraufundf l ogüber sieben hereinpurzelnde Kollegen. „ UNDAUCHDI ESI EBENZWERGEVERSCHWI NDENAUGENBLI CKLI CH AUSMEI NEM BÜRO“ ,schr i eKar t enbi er . Hastig rannte jeder zu seinem Schreibtisch. Nur Hägar Meister verließ die Redaktion und begab sich als Spezialagent mit Sonderaufgaben direkt ins Grüne Eck. Seite 24 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Trautes Heim X.B.Liebig war sauer. Wutentbrannt stieg er in sein Auto, das er wie jeden Morgen äußerst akkurat auf seinem reservierten Firmenparkplatz abgestellt hatte, der seinem Wunsch entsprechend mit Dr. Liebig, Volljurist gekennzeichnet war. Nach einigen vergeblichen St ar t v er suchenundebensov i el en„ Mi st kar r e-Schr ei en“f uhrerl os.„ War um mußt ei ch ausgerechnet bei den Scheiß Karfunkels landen? Bei einer Pleitefirma, die von einem Idioten und seiner blöden Mutter geführt wird! Es gibt so viele Mistfirmen auf der Welt. Warum bin ausgerechnet ich hier gestrandet? Und dann muß ich mich auch noch von der Nebelkrähe so blöd anreden lassen! Das habe ich doch nicht nötig!Werbi ni chdenn?“ Voller Wut raste Liebig mit seinem alten 93er Nopol Kastrat 1,2 LS vom Firmengelände rechts auf die Zubringerstraße, geriet dadurch ins Schleudern und prallte fast auf eine schwarze, lange Limousine mit getönten Scheiben, die ihm schon seit Monaten auf der anderen Straßenseite auffiel. Erleichtert, daß nichts passiert war, gab er Vollgas. Bald darauf hatte er schon die Höchstgeschwindigkeit erreicht und raste mit fast einhundert Stundenkilometern auf die Autobahneinfahrt zu. Die übliche Vollbremsung, dann zweihundert Meter später das Einlenken auf die Einfahrt, beschleunigen und dann auf die Autobahn, wo ihn sogleich die ersten Lkws wüt endhupendüber hol t en.„ Ja,Her r enf ahr eri stundbl ei btHer r enf ahr er .Wi rsi ndebenni cht beliebt, wei l wi rsogut eChauf f eur esi nd, “si nni er t eLi ebi gz uf r i eden.„ Undev er y body ' sDar l i ngi st ev er y body ' sDepp“ ,sagt eschonmei nUnt er of f i z i er ,Sv enBut ov sky ,bei m Bund.Jaj a,derTy p war zwar hart, aber toll. So ne Bundeswehr ist ja auch nichts für Weicheier. Der hat mir sogar damals seinen eigenen Wagen verkauft. Hat sich tagelang geziert, aber dann habe ich immer mehr geboten, bis er sich breitschlagen ließ. 'So ein Nopol ist das Glamour-Car der Schönen und Reichen. Der hier hat sogar Zarah Leander gehört', hat Sven immer wieder betont. So ein Fahrzeug konnte man ja nicht auslassen, auch wenn sich meine Kumpels lustig gemacht hatten, Leander wäre beim Bau des Autos angeblich schon längst tot gewesen. So ein Blödsinn, alles Neid. Naja, komisch war es schon, daß im Fahrzeugbrief als Erstbesitzer eine Lara Zander ausgewiesen war. Wahrscheinlich der echte Name der Künstlerin. Die acht folgenden Besitzer hießen jedenfalls gänzlich anders. Und so ein Auto mit nur 12.000 Kilometern war schon seine 10 Riesen wert. Und sah teilweise noch ganz neu aus. Besonders der Tacho. Bei einer Mark pro Kilometer hat Sven schließlich ei ngeschl agen,aberwasv on„ . . . wär ei chj et z tf astMi l l i onär . . . “gemur mel t .Gut ,i chhabebi sher schon einiges an Reparaturen reinstecken müssen, aber die 14 Riesen haben sich über die Jahre verteilt. Und bald gibt es die Firma auch nicht mehr, dann werden die Preise für so einen Nopol in die Höhe schnellen. Da kann sich Irene noch so aufregen über die vermeintlich alte Karre. Die wird schon sehen! Liebig machte das Radio an. Der rechte Lautsprecher krachte. Routinemäßig schlug Liebig mit der Handkante auf den rechten Teil des Armaturenbretts. Der Lautsprecher funktionierte wieder. Li ebi ghör t esi chdi eNachr i cht enanundr esi gni er t e.„ Naj av i el l ei chtdauert's doch noch ein paar Jahre, wenn es stimmt, daß Nopol einen neuen Investor gefunden hat. Aber der Kastrat wird schon lange nicht mehr gebaut. Der muß einfach im Preis steigen. Wenn er noch so lange durchhält. „ Nopol f ahr eni stwi ef l i egen“ ,mur mel te Liebig den jüngsten Werbespruch des maroden Aut obauer s.„ Wi rkönnenes“und„ Wi rkönnenesi mmernoch“hat t enehersi nkende Ver kauf sz ahl enausgel öst ,währ end„ AusFr eudeam Rasen“z uhef t i genReakt i onenv i el er Organisationen und Verbände geführt hatte. „ Wi rhabenv er st anden“pr ov oz i er t enurden bissigen Kommentar der Branche, das hätte wohl viel früher geschehen müssen. Andere meinten, Nopol sollte lieber bessere Autos statt schlechtere Werbesprüche produzieren. Aber die Werbeabteilung blieb hart. Liebig gefiel der aktuelle Slogan, und er fühlte förmlich die Gnade, mit hundert Sachen über die Aut obahnf l i egenz udür f en.„ DankeSv en,ohneDi chwär emi rdasni ev er gönntgewesenund dankeDi r ,duBundeswehr ,di eDumi chz um Mannegemachthast . “Dannsaherwieder den Zeiger der Temperaturanzeige in den roten Bereich schnellen und ging vom Gas. Seite 25 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Das war das Zeichen, daß er die nächste Abfahrt auf den Äußeren Ring nehmen muß, nach 2 Kilometern an der Alpstädter Gleichheit links abbiegen, rechts in die Prinzenstraße und dann Parkplatz suchen. 50 Minuten später hatte er einen Parkplatz für sein Auto gefunden, sich mit dem Taxi in die Prinzenstraße zurückchauffieren lassen und stand vor seiner Wohnungstür. Er schnaufte einmal tief durch und stellte sich schon einmal auf seine Lebensgefährtin ein. Entschlossen steckte der den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte tapfer um und öffnete die Tür. „ Bi nwi ederdaha! “ ,r i eferz aghaf t . Keine Antwort. Er ging durch alle Zimmer. Im Wohnzimmer saß Irene und blätterte in einer Zeitschrift. „ Bi nwi ederda“ . „ Sehi ch, “sagt esi eohneauf z uschauen. Er gab ihr einen Kuß auf den Kopf, dann setzte er sich in den Sessel neben sie. „ Puh.Daswarwi ederei nTag.Kei nenPar kpl at zbekommen,kei nTaxi be. . “ „ War um kommstDuer stj et z t ?I chhab schon Hunger und muß wie immer auf Dich warten. Und kannstDuni chtdi eSchuheausz i ehen?“ „ Ohj a,di eSchuhe.Sof or t .Wei ßtDu,wi edersoschl i mm,I r ene.Al l esz ugepar kt .Unddaf ähr st Du stundenlang wie ein Blöder im Kreis. Aber das war ja nicht alles. Du kannst Dir gar nicht v or st el l en,washeut el oswar .I chhat t eDi rdochv onderSi t z unger z ähl t . “ Liebig spürte das Desinteresse seiner Frau. Nervös haspelte er weiter. „ Dagi ng' saberab.Wei ßtDu,di ebl ödeKar f unkel . . . “ „ Wasgi bt ’ sz uessen?I chwarte die ganze Zeit auf dich und habe Hunger. Das kannst Du mir auchspät erer z ähl en. “ „ I chhabeTor t el l oni mi t gebr acht . . . und... . . . ohGot t ,i m Aut ov er gessen. “ „ Ty pi schXav er l e.Sol l i chhi erv er hunger n?Dudenkstauchni eanmi ch.Fr üherwar stduganz anders. Wahrscheinlich hast du das alles wieder absichtlich gemacht. Du bist wie Dein Vater. Und Deine Mutter. Du bist wie alle Männer. Nur tierische Triebe, aber Zuneigung kennt ihr nicht. Schau, daß du mir ein Essen herbringst. Wie ist mir egal, aber ganz schnell. Sonst fliegst du hi err aus. “ Liebig dachte nach. Das wäre eigentlich DIE Chance. Wenn du diese Chance jetzt nicht ergreifst, dann gehörst du der Katz. Liebig handelte schnell. Fluchtartig verließ er die Wohnung, hastete die Treppen herunter, riß die Haustür auf und blieb erst einmal auf dem Bürgersteig stehen. Er hörte, wie die Haustür schwer zufiel und atmete tief durch. Befreit. Als er den Regen bemerkte, war er schon pitschnaß. Und dann dachte er an Irene. Hastig rannte er die Straße hinunter, st ür z t ez um I t al i enerr ei nundr i ef :„ Lui gi ,z wei mal Lasagne undei nenSal at . “ „ Lui gi i stni chtmehl hi el ,mei nHel l “ ,r i efi hm ei nekl ei neFr auent gegen. „ Wi eso?“ „ Jet z thi el i st„ Kleinel Bambusgalten“ . „ Dannebenei nmal Peki ngent eund13Fr ühl i ngsr ol l en. “Erf r eut esi chschonaufdi ekl ei nen knusprigen Röllchen, und 13 war schließlich seine Lieblingszahl. „ Gel ne,mei nHel l .Wi l df l i schgemacht .Dauel tdahel z wei Mi nut en. “ Seite 26 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Sie stellte ihm einen von jenen üblichen Plaumenschnäpsen hin, auf die er immer Magenschmerzen bekam. Er fixierte das Getränk lange, dann stürzte er es mit Todesverachtung hinunter. Da kam sie bereits aus der Küche und brachte einen wohlgefüllten Karton. „ Ei nmal Peki ngent eunddl ei z ehnFl ühl i ngsl ol l en.Machtdl ei undv i el z i gdl ei ssi g. “ Liebigst ut z t ebei dem Pr ei s,gabi hr50Eur oundmur mel t e.„ St i mmtso.Ach,kanni chet was Fol i ehaben.Esl egnet ,äh,r egnetsost al k. . . st ar k“ . „ Si esol l t ensi chni chtl ust i gmachen,mei nHel l .Lel nenSi edochel stmal kant onesi sch.Dann splechen wil uns wiedel . “Er z ür ntdr eht esi esi chum undl i eßi hnst ehen. Beschämtv er l i eßLi ebi gmi tei nem l ei sen„ Nt schul l l i ung“dasLokal undst apf t ef r ust r i er tdur ch den Regen. Als er seine Wohnung betrat, war der Karton durchgeweicht. Kurz, bevor er ihn auf der Arbeitsplatte in der Küche abstellen konnte, gab der Boden nach, und alles purzelte nach unten. „ Mei nGot t , “mur mel t eer ,„ j et z tschnel l ei nsammel n,bev orI r enedasmer kt . “Ergi ngi ndi eKni e und sammelte hastig viele große Pakete zusammen, die sich alle um ein paar Füße versammelt hatten. „ Und?Essenwi rheut ev om Boden?“spr achdi eSt i mmeüberi hm.„ I stdaset waTi schdecken? Undwasi stdasf ürei nMül l ?“ „ Äh,chi nesi scheSpez i al i t ät en?“mur mel t eLi ebi g. „ Sehrbodenst ändi gesEssen,wür dei chmal sagen. “ „ Naj a,I rene, ist ja alles noch verpackt. Du liebst doch Pekingente. Für mich sind die Fr ühl i ngsr öl l chen. “ „ Röl l CHEN?“ „ Ähj a“ . „ Dassi nddi eXXL-Rollen. Hast du dir diese Monster etwa statt deiner geliebten Minis andrehen lassen? Na dann Guten Appetit. Das möchte i chsehen. “ „ Ja,i chhabeschonHunger “ . Der Tag war für Liebig schon schlimm. Der Abend sollte also noch eine Steigerung in petto haben. Um nicht zuzugeben, daß er schon wieder versagt hatte, würgte sich Liebig Stück für St ückr ei n.„ Lecker ,l ecker ! “ ,sagt eermi tmonot onerSt i mme.„ Schei ß13al sLi ebl i ngsz ahl “ , dacht eersi ch.„ Bei Li ebl i ngsz ahl ensol l t emanal sov or si cht i gsei n.2oder3wär ei ndem Fal l i deal .Aberi mmernochbesseral s36oder42. “Li ebi gv er sucht esi chabz ul enken,wasi hm nur schwer gelang. Nach der siebten Rolle und einer halben Flasche Soja-Sauce stieg er auf Tabasco um. Tr ot z dem schaf f t eernurneun.„ Di eander nhebei chmi rf ürdi eAr bei tauf .Di enehm' i chmi t . Di esi ndj az uköst l i ch, “mur mel t eLi ebi gundeut l i ch,daerSchwi er i gkeiten hatte, die Ladung bei sich zu behalten, und er ärgerte sich, daß ihm das nicht früher eingefallen war. Den Rest des Abends verbrachte er, nachdem er abgeräumt und die Küche geputzt hatte, leise würgend und mit Magenschmerzen vor dem Fernseher und schüttete einen Ouzo nach dem andern runter. Als er sich schließlich im Schlafzimmer um Irene kümmern wollte, die aus jeder Pore glutamatverstärkte Knoblauch-Dünste auspustete, mußte er sich sehr motivieren, nicht sofort zu sterben. „ War ’ sdas?Warüber hauptwas?,mur mel t eI r eneschl äf r i g.„ dasmußtdunochmal üben.Jet z t weiß ich, weshalb die Juristen immer ins Repetitorium müssen. Aber nicht jetzt. Ich bin müde, und du solltest jetzt Schluß machen, sonst kommst du morgen wieder nicht aus dem Bett. Hast du über hauptdenMül l schonr unt er get r agen?“Dannschl i efsi eei n. Liebig hastete auf die Toilette, trennte sich von der Hälfte seines Essens und schlief darauf auch sofort neben seiner Irene sein. Er träumte einen wilden Traum von Karfunkels Mutter, die ihm, Seite 27 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de von Irene angefeuert, eine Frühlingsrolle nach der anderen in den Mund schob, bis er von einer Jury aus 13 Bankiers zum fettesten Juristen des Erdkreises gekürt wurde. Der erste Preis war eine Art riesiger goldener Oscar. Als er die schwere Figur in die Hände gedrückt bekam, bedankte er sich zunächst in juristischer Sprachart, so daß binnen kurzer Zeit fast der ganze Festsaal eingeschlafen war. Dann betrachtete er das goldene Ding, das sich als riesige Frühlingsrolle in Form eines Oscar herausstellte, der in seinen Händen eine Pekingente hielt. Ganzhi nt eni m Saal st andei nekl ei neFr au,di ei hm l autz uschr i e:„ Sof ol tauf essen,mei nHel l . Abel sol f ol t !Aberv ol hel nochei nenPf l aumenschnaps“ . Am nächsten Morgen war Liebig froh, nicht mehr schlafen zu müssen. Seite 28 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Große Politik Am nächsten Tag war der Plenarsaal des Alpstädter Stadtrats so voll wie selten. Nach der Vereidigung von letzter Woche war dies die erste Versammlung nach den Wahlen. Heute sollten unter Ausschluß der Öffentlichkeit und natürlich der Presse vertrauliche Themen besprochen werden. Ein langer Tisch an der Stirnseite unter einem riesigen Gemälde bot Platz für die 30 höchsten Würdeträger der Stadt, in deren Mitte natürlich der Oberbürgermeister, daneben eine Vielzahl von Unterbürgermeistern, der Stadtkämmerer, Referenten und sonstige mehr oder weniger nutzvolle Bedienstete. Dem OB vis-a-vis eine Rednerbank, dahinter fünf kleinere Reihen von Tischen. An den Seiten des neugotischen Saales boten jeweils drei weitere Sitzreihen Platz für die weniger bedeutsamen Stadträte, von den Platzhirschen gerne Stimmfleisch genannt. Ausgelassen wie nie balgten sich die altgedienten Stadträte im Scherz auf den Bänken, während die Neulinge betont wichtig, stolz, nervös und würdevoll in Ihren Akten oder Nasen herumfummelten. Der einzige Vertreter der Blauen Liste, der Wirt des Grünen Ecks, schüttelte seinen Kopf über dasTr ei ben.„ Wi eam Schul hofnachdengr oßenFer i en, “dacht eerundschni ppt eei ne Papierkugel, an der er schon seit 20 Minuten herumgefaltet und -geknetet hatte, mit einen Gummiring an den kahlen Kopf von Ed. Hummel, ebenfalls Neuling und einziger Vertreter der Liste Dick gegen Doof, deren Parteiprogramm darin bestand, das physikalische Gesetz von der Erhaltung der Masse erst lokal, dann auch im Bundestag verabschieden zu wollen. Mit den Slogans Wir sind doch nicht Doof, Wir wollen eine gewichtige Rolle spielen und Hummelchen wählen gelang es Ihnen, genügend Stimmen zu erhalten, um Hummel in den Stadtrat zu katapultieren. Für ihn wurde eine Doppelbank eingerichtet. Hummel dreht sich um, sah den Übeltäter hämisch grinsen und kreischte mit hoher, über schnappenderSt i mme:„ Dawer dei chwohl gl ei chei nenAnt r agst el l en,Si eRüpel ,Si e! “ „ Daswi r dsi cheret wasGewi cht i geswer den“ ,l acht ederWi r t ,dert r ot z seines Grünen Ecks meist Der blaue Wirt genannt wurde. Günther Ecksteins Wählerschaft rekrutierte sich im wesentlichen aus seinen unzähligen Gästen, denen er reihenweise die Briefwahlunterlagen zu vorgeschrittener Stunde ausfüllte und Hundertschaften von jungen Hartz-V-Empfängern, die den ganzen Tag mit ihren Hartz-V-Frauen und Hartz-V-Hunden die Alpstädter Gleichheit bevölkerten und dort zur Freude der Anwohner und Cafébesucher für viel Gaudi sorgten. Morgens ging Eckstein regelmäßig vorbei und brachte ihnen in Flaschen abgefüllte Cocktails aus z usammengeschüt t et enNoager l nsei nerGäst ev om Vor abend.„ DasZeugkannmandochni cht in den Gully schütten. Wäre viel zu schade, und ökologisch hat man schließlich auch eine Ver ant wor t ung“ ,r echt f er t i gt eEckst et s seinen Aktionen, wenn er von der Polizei wieder einmal angehal t enwur de.„ Ei nemechani scheKl är anl agewär eüber f or der t . “ Seinem Ruf entsprechend zog er einen Flachmann aus seiner Jackentasche, öffnete den Verschluß, hob die Flasche hoch, prostete seiner näheren Umgebung mit den Worten „ Zi el wasser !AufHey den! “z uundset z t eungeni er tan,währ endersei nenKopfnachhi nt enbog unddenI nhal thi nei ngl ucker nl i eß.„Feuer wasserheut ewi edermächt i ggut “ ,br ummt eer anschließend und warf die Flasche in hohem Bogen in einen weit entfernten Papierkorb, wo sie aufdr ei gl ei cheknal l t e.„ 3: 2f ürmi ch“l al l t eEckst ei n. In seinem Revers trug Eckstein einen schwarzen Anstecker. Wenn man genau hinschaute, was aber keiner tat, konnte man ein winziges Objektiv sehen mit seinem seitlich angebrachten MiniMikrofon. Keine hundert Meter weiter saß ein Mann hinten in seinem Lieferwagen und verfolgte das Geschehenam Bi l dschi r m mi tKopf hör er n.„ Mei nGot t ,Günni ,saufni chtsov i el .I chbr auche gut eAuf nahmen“ ,dacht esi chderMann.„ I chbi nschl i eßl i chderbest eRepor t erderSt adt .Was glaubst du, Günni, wieviel Geld mich das gekostet hat, dich hier reinzubringen. Ich brauche schließlich Fakten, Fakten, Fakten. Aber wenn ich hier irgendeine Schweinerei vor den anderen herausf i ndenkann,wer dei chv i el l ei chtdochnochChefdesFeui l l et ons. “ Seite 29 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Udo Heyden bereitete sich auf seinen zweiten großen Auftritt dieser neuen Saison vor. Nach der Vereidigung des neuen Stadtrates vor einer Woche, bei der er wie ein König über allen thronte und sich lobpreisen ließ, wollte er heute wieder einmal Zeichen setzen. Doch er begann, seinen Job zu hassen. Noch vor zwei Wochen hatte er am Strand von Lesbos gelegen und ein Leben ohne Glamour, Glanz und Gloria geführt. Das war zwar zur Abwechslung mal ganz angenehm, auf Dauer aber lästig. Vor allem mußte er dort für alle seine Mahrzeiten und Getränke selbst zahlen. Und kein einziger Fotograf kümmerte sich um ihn. Manchmal setzte sich sein persönlicher Referent in das Reisebüro seines Schwagers. Wenn dann jemand die Insel buchte, bestach er diejenigen mitunter mit jeweils 50 Euro, damit sie seinen Chef unauffällig aufsuchen, überrascht reagieren und um Autogramme bitten sollten. Das schmeichelte Heyden immer. Mangelnde Aufmerksamkeit war auch der Grund für seine heutige schlechte Laune. Im Amt sz i mmerschr i eersei nenRef er ent enan:“ Wi ekonnt enSi esov er sagen!Derl ächer l i che Müller von der Christlich Sozialen Liga war gestern 14 Mal in den Lokalzeitungen abgebildet und ich nur 12 Mal. Kein Wunder, daß ich mit nur 86 Prozent der Stimmen zum OB gewählt wurde, wenn mir meine eigenen Leute in den Rücken fallen. Nehmen Sie sich jetzt mal zusammen, sonst kann ich Sie nicht zum Chef der Stadtwerke machen, wie wir es damals vereinbart hat t en. “ Heyden hatte –wie alle seine Vorgänger - die Gewohnheit, alle engen Mitarbeiter nach vier Jahren, in denen er sie vermeintlich verschlissen hatte, auszutauschen, um ihnen einen gutdotierten, lukrativen und ruhigen Job zukommen zu lassen, natürlich ohne Rücksicht auf Kenntnisse und Fähigkeiten. Diese wiederum taten das Gleiche in ihren Führungspositionen und besetzten ihrerseits die unteren Ränge mit ihren Günstlingen, Verwandten und Mätressen. Ob Stadtwerke, Messe, Stadtsparbank, Kläranlage, Müllverwertung... –es fand sich immer ein angenehmer Führungsposten. Einige von ihnen hatten anschließend kraft Ihres Amtes an Bedeutung gewonnen, so daß sie leicht in die Ministerien aufrücken und ihren Nachfolgern Platz machen konnten. Erst kürzlich rückte die Büroleiterin Heydens auf den Posten der Geschäftsführerin der städtischen Immobilienfirma. Wie immer ging ein Protestschrei durch die Medien, der aber von denBür ger ni gnor i er twur de.„ Wenn’ sHey densowi l l ,dannwi r d’ sschonpassen“ ,dacht ensi ch fast alle. Dem Rest war es schlichtweg egal. Diese jahrzehntelange Praxis führte dazu, daß alle Schlüsselpositionen und die führenden Managerebenen von Günstlingen besetzt wurden, später die einfacheren Positionen, und zum Schluß schaffte es noch der Bürobursche der Stadtwerke Alpstadt Nord, seinen Schwager in die Poststelle einzuschleusen. Der konnte zwar kein deutsch, was aber zu keinerlei Konsequenzen führte, da er gleichzeitig auch Analphabet war und damit auch keinen direkten Schaden anrichteten konnte. Heute wollte Heyden zum großenSchl agaushol en.„ Gl ei chwer dei chdenFr i schl i ngenmei n Cet er um Censeobei br i ngen. “ „ I hrwas?“ ,f r agt ederAdj ut ant . Ver är ger tz i scht eHey deni hnan:„ Cet er um censeoKar f unkel em essedel endam,Si eDepp.Am Ende jeder Sitzung wiederhole ich meine Worte.Si ndSi edaj edesmal ei ngeschl af en?“ „ Ja“ . „ Was? „ Ja“ . „ Si esi ndweni gst ensehr l i ch“ ,j apst eHey denundr angnachLuf t . . „ Ja,undum j et z tr ei nenTi schz umachen:di eander enauch. “ „ Wasmei nenSi e?“ Ich habe mich mal mit den Stadträten unterhalten. Und die wissen auch nicht, was Sie mit ihrem ständigen Zither sehn Sie ja mei nen. “ „ Mei nGot t ,dasi stCat o“ . Seite 30 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Achwas.Ei nKat er ?Wasf ürei nKat er ?“ Ent ner v tdr eht esi chHey denum.„ Mei nGot t ,i stdasbl öd.I chmußj et z ti ndi eSi t z ung. “ Heyden wollte sich schon den neuen Hermelin-Mantel umlegen, überlegte es sich dann aber anders und warf sich nur die schwere Amtskette mit dem Stadtschlüssel um. Er ließ sich die Tür öffnen und strebte über den Flur zum Plenarsaal. Schon von weitem hörte er das Gegröle der Repräsentanten. Heyden ließ auch hier seinen Adjutanten vor, um nicht selbst die Klinke in die Hand nehmen zu müssen, und betrat mit energischen Schritten den Saal. Wie auf Kommando verstummten die Volksvertreter auf einen Schlag. OB Heyden steuerte auf kürzestem Weg seinen Platz an und sahdenSt uhl l i nksnebeni hm beset z t .„ Mei nGot t ,Wi t t mani stdochsonsti mmerz uspät .Heut e bi ni chj awi r kl i chderl et z t e. “ Walter Wittman, der zweite Bürgermeister strahlte ihn an. Heyden nickte, ohne eine Miene zu verziehen, knapp zurück. Er mochte den Vertreter der Grünen Allianz nicht, eigentlich keinen dieser Partei, konnte ohne sie jedoch nicht regieren. Eigentlich konnte er überhaupt niemanden ausstehen. Seit der Erneuerung der Koalition sprach die Presse jedoch nur nochv onder„ Rot en Zor ami tGr ünerSoße“ ,wor überHey densehrer bostwar .Sei nRef er enthat t ei hner stgest er n wi ederget r öst et :„ Mei st er ,dasi stdochwi r kl i chnochbesseral sdi eander enWor t schöpf ungen unserer Lokalschurnalisten. Zum Beispiel das Synony m‚ Schwar z ePest ’ f ürdi eChristlich Soziale Liga,di e‚ Li l aPause’ f ürdi eFrauenliga,oder‚ Gel beGef ahr ’ f ürdasNeoliberale Sammelbecken . “ „ Undwasi stmi tderRecht sr adi kal enUni on?“f r agt eHey den. „ Br auneKacke. “ „ Di et r auensi chwas.Unddi eRadi kal r ef or mer ?“ „ Li nkeBaz i l l en“ „ Di eBi bel f r ont ? „ Wasser l äuf er “ „ Or i gi nel l .Hm“ ,r esümi er t eHey den,„ dannbi ni chei gent l i chmi tderRot enZor awi r kl i chnochgut dr an. “ „ Sagi chdoch“ „ Aberdasmi tdergr ünenSoßemußauf hör en“ „ DamüssenSi ej et z t6Jahr ewar t en. “ „ Wenn’ sanderZei ti st ,l ösei chebenal l eswi ederauf .Habei chschonmal gemacht ,wi eSi e v i el l ei chtni chtwi ssen.Wi r daberi mmerwi ederf unkt i oni er en. “ Und so ließ er immer innerlich einen Countdown ablaufen, wenn er seine Koalitionspartner sah. „ Ludwi gderVi er z ehnt ehat t eesbesser “ ,dacht eersi ch.„ Derbr aucht esi chni chtmi tgr ünen, gel benoderbr aunenSaucenbekl ecker nl assen. “ „ Gu-ten Mor-gen. Ich er-öff-ne hier-mit die er-ste Stadt-rats-sitz-ung, “r i efHey denl autund bedächtig - wie bei allen seinen launigen und zornigen Reden - ins Publikum. „ I chhabedaei nenAnt r ag“ ,unt er br achi hnuner war t etundl autei neSt i mmev onganzhi nt en.So ei nenAf f r onthat t ederOBnochni eer l ebt .„ I chwur dev or hi nt ät l i changegr i f f env on. . “ „ Hö-ren Sie auf ! “unt er br achi hnHey densei ner sei t s.„ Si esi ndwohl doof “ „ Nei n,ebenni cht ! “ Jet z tdämmer t eesdem OB,wenerhi eral sneuenGegnerv orsi chhat t e.„ Mei nGot t ,das v er schi ebenwi rauf„ Sonst i geAnt r äge“ . “ „ Nei n,ni chtGot t ,mei nNamei stHummel ,EdHummel “ . Seite 31 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Hey denv er gr ubsei nGesi chti nsei nenHändenunddacht esi ch:„ Wär ei chdochbei denLesben gebl i eben. “Ersammel t esi chnochei nenMoment .Dannf uhrerbedächt i gwüt endf or t . „ Heu-te ist ei-ne nicht-öf-fent-liche Sitzung, da-her ha-ben wir kei-n Pub-li-kum. “ „ Undwersi nddanndi ez wei schwar z enGest al t enmi tdenSonnenbr i l l enunddenSpi r al kabel n i ndenOhr endaoben?“kam ei neSt i mmeausdem Pl enum. DerManni m Li ef er wagenei npaarSt r aßenwei t erwarwi eel ekt r i si er t .„ Bi ngo“schr i eerl aut . „ MenschGünni “ ,dacht eersi ch,„ dr ehdi chum,dami ti chdi eTy penmi t schnei denkann. “Doch nichts geschah. Die zwei Männer in schwarzen Anzügen auf der Besuchertribüne traten schnell zurück, so daß sie von unten nicht mehr gesehen werden konnten. „ Di ege-hö-ren zum The-ma für heu-t e.Al so: “begannHey den. „ I m Her -bst fin-det doch wie-der die Si-cher-heits-kon-fe-renz statt. Und die müs-sen wir si-cher mach-en. Wir ha-ben In-for-matio-nen, daß An-schlä-ge ge-pl antsi nd. “ PLONK! Alle schauten auf die Seite, von der das Geräusch kam. Eine kleine Schnapsflasche landete im halbvollen Papierkorb. Eckstein war aufgestanden, um besser zielen zu können, doch plötzlich schlug der Alkohol zu. Unvermittelt plumpste er auf den Tisch, auf dem er bäuchlings sofort einschlief und der Versammlung einen schnarchenden Grundton verlieh. Hin und wieder bewegte er sich, und das waren die einzigen Momente, in denen der Mann im Lieferwagen noch Wortfetzen vernehmen konnte. Großes erregtes Murmeln im Plenum. Hummels Fistelstimme drang durch den allgemeinen Lär mpegel :„ Kommtdi eGef ahrv onl i nksoderv onr echt s?“ ,kr ei scht eerer r egt . „ Mei -ner In-for-mati-on nach von o-ben. Wir müs-sen den Luft-raum be-ob-achten. O-der von un-ten. Aber die Gul-lys sind, seit wir Papst waren, gott-lob noch ver-sie-gel t . “ .I chmußbe-tonen, daß die-se In-for-ma-ti-on ge-heim ist. Wir wol-len die Be-völ-ke-rung nicht ver-un-sich-ern. A-ber wir müs-sen die Sich-er-hei-ts-ex-per-ten schü-tzen, not-falls mit Ge-walt und un-se-rem, äh, ich mei-ne mit dem Le-ben un-ser-er Bür-ger. Diese Bür-ger ha-ben ein- An-recht da-rauf, nichts zu er-fah-ren. Wir bil-den jetzt Ar-beits-krei-se, die Vor-schlä-ge er-ar-bei-ten wer-den. “ Heyden ließ anschließend sämtliche Stadträte unter Androhung der Todesstrafe zum Stillschweigen vereidigen, während zwei Männer in Schwarz von oben unauffällig die Vereidigung filmten. Die Stadträte wurden anschließend in die Arbeitsgruppen aufgeteilt. Bis zum Spätsommer sollten diese Teams beschlußfähige Aktionen ausarbeiten. Im Anschluß wurde ein persönlicher Antrag Heydens mit den üblichen obligatorischen NeinStimmen der Opposition zum Anschein einer funktionierenden Demokratie verabschiedet. Zwischen dem Korkeimerplatz und St. Helenenam solle zukünftig eine Straßenbahn fahren. Dazu müsse allerdings der breite Grünstreifen zwischen den Fahrspuren der Wagnerstraße weichen. Als Grund nannte Heyden Bürgerbeschwerden und Warnungen der Stadtreinigung über das Laub im Herbst. Bei feuchter Witterung würden sich die Fahrbahnen in Rutschbahnen verwandeln, und die Stadt könnte in Regreß genommen werden. Das wäre eine Bombengefahr. Eine Oberleitung würde dagegen so gut wie gar nicht schmutzen, bescheinigte auch Heydens Freund Alois Kruppstamm, Besitzer der Vereinigten Schienenwerke. Anfänglich zerstritten, waren sich nach einer zweiwöchigen Klausurtagung, zu der Kruppstamm nach Nizza eingeladen hatte, sämtliche Justitiare der Stadt einig über diese schwelende Rechtsgefahr, das Damokl esschwer t ,das„ di eExi st enzAl pst adti nI hr enGr undf est en“bedr ohe.Weni gspäter forderten die Justitiare vieler Städte und Gemeinden des Landes, sie hätten auch gerne eine Aufklärungsbedarf in diesem Punkt, die ihnen jedoch stets verweigert wurde. Die Bürgermeister fuhren stets alleine. Um den Widerstand der Grünen Fraktion über die Rodung gleich im Vorfeld abzuschmettern, botHey denal sAusgl ei chdi eSchaf f ungei nesneuen„ Bi ot op-Paradieses in traumhaft-idyllischer, wi l dr omant i scherLage“( am Rangi er bahnhofi m Al pst adt erNor den)an.„ Auj a! “ ,r i ef endi e Mitglieder dieser Koalition sofort begeistert und malten sich schon Szenen aus: sich paarende Teichrohrsänger, balzende Auerhähne, Marder, Luchse, Schlangen und Spinnen, quakende Seite 32 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Fr öscheundMi l l i ar denv onSt echmückenal sder enLebensgr undl age.„ Eswi r dZei t ,daßdi e Stadt mal ein paar andere Lebensformen als die üblichen Spatzen und Meisen züchtet. Einige Stadträte, die eben auf die drohende Invasion der Mücken hinwiesen, wurden beschwichtigt, das sei nicht so schlimm. Mit der Zeit würden sich die scheuen Mücken schon an die Bevölkerung gewöhnen. Der Christlich Sozialen Liga hatte Heyden schon im Vorfeld das Gelände im Geheimen als elitären 18-Loch-Golfplatz versprochen, der Rechtsradikalern Union als Trimm-dichErtüchtigungsgebiet mit Schießstand, der Blauen Liste als Platz für einen Imbißstand, der Frauenliga als Nordic-Walking-Parcours, der Bibelfront als Umfeld für einen Tempel, den Gelben und den Radikalreformern als staatsfreien Wirtschaftraum. Und den Islamisten als Baugrund für die längst fällige, immer wieder verschobene Moschee. Heydens Erfolg lag daran, daß er, wie die Staatschefin, jedem das Gefühl gab, ihn ernst zu nehmen, selbst wenn er der größte Depp war und das schwachsinnigste Anliegen hatte. Er versprach stets, sich um deren Anliegen zu kümmern, auch wenn er es nie tat. Und wenn er auf ein leeres Versprechen festgenagelt wurde, hatte er die rhetorische Fähigkeit, es so hinzudrehen, daß sein Gegner sich anschließend verlegen entschuldigte. Sein neuer Referent war blaß geworden, als er die vielen Versprechungen hörte undhat t egef r agt ,„ Mei st er ,undwas wol l enSi ewi r kl i chschaf f en?“ .Unddaswarsei neAnt wor t :„ Zum Schl ußsi nddi eKo-sten für die Stra-ßen-bahn so ex-plo-diert, daß wir eh kein Geld mehr ha-ben wer-den. Das wird ein MiniGolf-platz mit Bun-kern für die Rechts-ra-di-ka-len, einem Wasser für die Grü-nen, ein 5 qmTempelchen, das auch als Moschee genutzt werden könne. Und wer da mit Nordic WalkingStöcken umherirrt oder sich zu Wirtschaftsdebatten trifft, den trifft vielleicht noch das eine oder andere Golfbäl l chen.Daer l edi gtsi chmanchesPr obl em. “ „ Undweshal bdi eMoschee?“ „ AuchMoschee-l ersi ndWähl er “ ,di cht et eHey denknapp. Der Mann im Lieferwagen wurde nervös. Was er bisher verstanden hatte, waren nur die Worte Bombengefahr...andere Lebensformen...Invasi on. . . Schi eßst and. . . Moschee.„Wie war das z udeut en?War um mußt eGünni auchi mmersosauf en?“I ndem Momentdr eht esi chEckst ei n auf den Rücken. Und er hörte Heyden laut sprechen: „ Cet er um censeo. . . ,achQuat sch.Let z t erAnt r ag:Wi rmüssendenKar f unkel irgendwie rausgraulen. Der soll mit seiner dämlichen Fabrik endlich aus unserer schönen Stadt. Ist das klar? Wer prinzipiell dafür ist, soll seine Hand heben. Dann erörtern wir das Thema das nächste Mal . “ Jeder war so verblüfft, daß er die Hand hob, sogar Eckstein, der langsam wieder zu sich kam. Aber jeder malte sich die Geschichte anders aus. Denn die Karfunkel Werke lagen auf dem schönsten Areal der Stadt. Jetzt wußten alle Bescheid, daß man Fäden ziehen mußte. Aufgeregt vergaß selbst Hummel, seinen Antrag wegen Körperverletzung neu zu stellen. HägarMei st eri m Li ef er wagenwarz uf r i eden.„ Hat t emei nChefal sodochr echt .Dasst i nkt gewaltig. Und hier sind alle meine Themen versammelt. Nächstes Mal kriegt Hummel den Sender ,oberwi l l oderni cht . “Erst i eg hinten aus, blinzelte in die ungewöhnlich grelle Sonne und schlug die Tür zu. Noch geraume Zeit stand er da und ließ die Sonnenstrahlen behaglich auf sich wirken. Dann drehte er sich um und sah, wie sein Wagen am Haken eines Abschl eppwagensv er schwand.„ Hey “ ,r i eferhi l f l oshi nt er her ,undei nPassantl ächel t e:„ Esgi bt i mmerwi ederDeppen,di esi chhi eraufdenPar kpl at zst el l en,derf ürdi eKr i por eser v i er ti st . “ Für230Eur okonnt eersei nenWageni m Ost enAl pst adt swi ederabhol en.„ Al pst adt -Zuschl ag“ grinste der Kassierer der Verwahrungsstelle, "woanders kostet's die Hälfte". "Und das ohne Spesenkonto", stöhnte Meister, der jetzt wieder einmal pleite war. Zu allem Übel mußte er jetzt noch quer durch die Stadt zur Pressekonferenz in den Karfunkel-Werken. I nsei nem Amt sz i mmert obt eHey den. “ Werwähl tdennsol -che Leu-te? Und wa-rum kann ich nicht al-lein re-gie-ren? Wa-rum muß ich mich mit so ei-nem Pack he-rum-schla-gen?“Erset z t e sich an seinen Schreibtisch und dachte über die Segnungen der Monarchie nach. Er hatte schließlich schon alle Voraussetzungen erfüllt. Seine Popularität war grenzenlos, seit er die Grundvoraussetzungen erfüllt hatte. Von Beruf Volljurist und Komiker, öffneten sich für ihn alle Seite 33 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Tore, als er in eine alte Alpstädter Dynastie einheiratete., nicht zuletzt, um Gerüchte über seine Nei gungenz uz er st r euen.„ WasEl t onkann,kanni chschonl ange, “sagt eersi ch.Sost ar t et eer mit diesen Beziehungen im Steilflug nach oben, da er schnell gelernt hatte, wie man mit Worten umgehen muß, um Menschen einzufangen. Bloß nie jemandem öffentlich wehtun. Um sich nicht zu versprechen, gewöhnte er sich die langsame Sprachweise an und perfektionierte so sein Politikerdasein mit seinem Talent zum Schönreden, Lächeln und konsequentem Ignorieren bei der Umsetzung, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Und er vegaß niemals! Besonders nicht, wenn es um seine Zähne ging. So vergrößerte Heyden seine Popularität Stück um Stück. Er betrieb den Neubau eines Fußbal l st adi ons,daserausgegebenem Anl aß„ Ar ena“t auf enließ: Brot und Spiele wollte er seinem Alpstadt geben, und er fühlte sich wie Nero. Seine Feinde wollte er dort den Löwen vorwerfen. Beim Umbau seines Alpstadt plante er hochmoderne Wolkenkratzer im Altstadtbereich, vergrößerte kontinuierlich das Straßenbahnnetz, das seine Vorgänger entfernt hatten, und scheute als überzeugter Radler den Ausbau des Straßennetzes. Aber seine Feinde lauerten schon. Sie zwangen ihn Mal um Mal, Tunnel graben zu lassen, um tägliche Autostaus zu beheben, und die schon im Bau befindlichen Hochhäuser zu kappen. Heyden wurde dadurch immer gereizter. Um seine Gegner zu überlisten oder bloßzustellen, mußte er zu immer ausgefalleneren Methoden greifen. Sein bisheriges Meisterstück bestand darin, daß er sich bei einem Bauvorhaben, zu dem er wieder einmal per Bürgerbegehren gezwungen wurde, nachts in das Baureferat schlich und auf den Plänen eine Zufahrt wegradierte. Die zugehörigen Unterlagen überließ er genußvoll dem Papierschredder. Der Stadtverwaltung, die selten etwas doppelt kontrollierte, meistens gar nichts, fiel der Fehler nicht auf. Auch die Planer und ausführenden Firmen wunderten sich nur, wagten aber nicht nachzufragen. Nur die Arbeiter diskutierten jahrelang den Blödsinn und freuten sich auf die Ent deckungdesFehl er s„ derSt udi er t en“ . Bei der Eröffnung des Tunnels am letzten Wochenende ließ sich Heyden von der Presse und den per Freibier angelockten Bürgern zunächst feiern. Aber am heutigen Tag der offiziellen Inbetriebnahme war das Chaos perfekt. Der Großteil der Fahrzeuge konnte nicht in den Tunnel einfahren, weil die Zufahrt fehlte. Der Stau war noch schl i mmeral sv ordem Bau.Hey denkomment i er t e:„ I chha-be gleich ge-sagt, daß der Tun-nel Quatsch ist. A-ber wenn die Op-po-si-tion und das Volk das Cha-os will, dann hat sie es jetzt bekom-men. “I nner l i chj ubel t eHey denundr echnet ekur zdur ch:„ 10z u4f ürmi ch“ . „ I chmußj et z tz uKl a-rab-bel-l a“ ,sagt eHey densei nem Ref er ent en.„ Daswi r dheu-te ei-ne spaßige Ge-schi-cht e. “Undgenußv ol l wei det ederOBdi eseAf f är ez usei nem Gunsten in seiner wöchentlichen Ansprache an sein Volk auf Radio Klarabbella aus. Im Anschluß fühlte er sich wieder wohler. Seite 34 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Katzenjammer Maxi mi l i anKar f unkel wacht eaufundf ühl t esi chwi eger äder t .„ OhGot t ,schonel fUhr .Sei n Schäfchen-Wecker war ausgeschal t et .„ Schei ßLeben, “br ummel t eer .„ Ei nesTageswer dei ch mi chr ächen.Aberj et z tmußi chmi chschnel l f er t i gmachen“ .Ergi ngi nsei nangr enz endesBad, putzte seine Zähne mit der hellblauen Blend-a-Bub-Zahnpasta, stieg unter die Dusche und schrubbte sich seine Nachtmahre vom Körper. Dann fühlte er sich besser. Schnell zog er sich seine frische Feinripp-Unt er wäscheüber ,dannSocken,HemdundAnz ugundSchuhe.„ Zum Gl ückgi btesdi eKr awat t enmi tel ast i schem Gummi “ ,dacht eerz uf r i eden.Kr awat t enz u binden war ihm ein Greuel, seit er einmal mit schlimm zugeknoteter Krawatte von Hägar Meister erwischt worden war. Das Foto in der Klatschspalte war abscheulich, nicht zuletzt, weil Meister dem ohnehin schrägen Bild noch einen letzten Retusche-Schliff ver paßthat t e.„ Junger Junggesel l eäußer stz ugeknöpf t .Werwi l l daanbei ßen?Dahi l f twohl bl oßdur chbei ßen, “l aut et e der zugehörige Kommentar. Karfunkel atmete dreimal tief durch, wie er es in der Therapie gelernt hatte und öffnete dann erhobenen Hauptes, mutig und zitternd die Zimmertür. Die Luft war rein. Seine Mutter war sicher schon aus dem Haus. Er ging dennoch leise die Treppe hinunter und betrat das Eßzimmer, wo sich zu seinem Bedauern doch seine Mutter am Tisch befand, von ihrer Zeitung verdeckt. Karfunkel setzte sich an seinen gewohnten Platz und betrachtete seinen Teller, auf dem sich ei neal t eSemmel bef and.„ Mehrgi bt ’ sheut eni cht “ ,hör t eerhi nt erderZei t ung.„ Wi rmüssen spar en. “DerKakaowarkal t ,ei neFl i egeschwamm dar i n Glücklich, heute einmal nicht mit Bananen & Co. drangsaliert zu werden, kaute Karfunkel auf seiner Semmel herum. Nur der grüne Belag irritierte ihn. Si ewar fdi eZei t ungaufdem Boden,underkonnt ei hrwut v er z er r t esGesi chtsehen.„ Mei nstdu nicht, du solltest mich über deineVer kauf spl äneunt er r i cht en?“ „ Wel cheVer kauf spl äne?“ „ Ach,Her rUnschul d,di ear meMut t erv er hunger nl assen,aberschnel l nochal l esv er si l ber n, wie? Woher kommen jetzt gerade plötzlich die vielen Anrufe wegen des Grundstücks? Und davon wissen wir also nichts? Komisch, komisch! Zu guter Letzt das Bild von dir im Alpstadt Kur i er .Mi tz er r i ssenerHoseunddem Komment ar' MußKar f unkel j et z tbet t el ngehen?’ Di e Pr essei stwohl besseri nf or mi er tal sar meMüt t er ' “ „ Mut t i ,i chwei ßwi r kl i ch ni cht . . . “ "Auch noch abstreiten, du mißratener Bengel", schrie seine Mutter mit hochrotem Kopf Die schwere silberne Butterschale streifte Karfunkel an der Schläfe. Nach dem weichgekochten Ei auf seiner Backe, der großen Kaffeekanne am Arm und der schweren SteingutBrotschale an der Stirn flüchtete Karfunkel leicht blutend aus dem Haus stieg i nsei nenneuen AMW undbr aust egemächl i chRi cht ungFi r ma.„ Puh,ger adenoch ent kommen, “dacht eersi ch.„ Ei gent l i chbl öd.Wenni chmi chabsei l enkönnt e,wär ei chsof or t unten in meinem Büro. Und so muß ich jeden Morgen kilometerweit außenrum und abends Seite 35 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de wi ederz ur ück. “Am EndedesPar ksbef andsi chei nZaun,derv ordem t i ef enAbhang scheinbare Sicherheit bot. „ Ei nLi f toderei neSei l bahnwär et ol l “ ,über l egt esi chKar f unkel .„ Dannwär eich in ein paar Minuten unten oder oben und bräuchte den AMW nicht. Sobald Mutti stirbt, mach ich das. Aber z umei nem Pechmachtsi e' sgar ant i er tnochhunder tJahr e“ ,seuf z t eKar f unkel . 20 Minuten später fuhr er in den Fabrikhof. Ungewöhnlich viele Fahrzeuge standen auf dem Firmenparkplatz. "Oh Gott, jetzt schon! Die Pressekonferenz ist doch erst in einer Stunde", wunderte sich Karfunkel. Auch sein eigener Parkplatz war zugeparkt - von einem weißen Kombi mit der Aufschrift Alpstadt Kurier. "Und der Depp ist auch schon da", stöhnte Karfunkel. „ MAHLZEI T! “ Da er ganz in Gedanken noch bei seinem Lieblingsjournalisten war, zuckte Karfunkel bei diesem l autger uf enenGr ußv orSchr eckz usammen.Kar l st andhi nt eri hm undgr i nst e„ Tschul l i gung Chef, wollte Sie nicht er schr ecken.Si ndheut eaberbi ßchenspätdr an,ni cht ?“Kar f unkel nuschel t enurär ger l i ch„ I stschongut “undei l t edem Haupt ei ngangent gegen,währ endi hm der Gedankei ndenKopfschoß,v onKar l of f enbari mmerbeobacht etz uwer den.„ Wast utder eigentlich denganz enTag?Denmußi chj et z tei nmal über pr üf en.Sonstwi r ddasni ewas. “Er drehte sich um und sah Karl Richtung Fabriktor schlendern. Auch er drehte sich urplötzlich um undr i efz ur ück.„ I sMi t t agspause.I chgehauswär t sspei sen. “Underschl ender t egemächlich hinaus auf die Straße, vorbei an einer langen schwarzen, penibel sauberen Limousine mit getönten Scheiben, die genau gegenüber auf der anderen Straßenseite stand. Er verschwand in einem angrenzenden verwilderten Grundstück, auf dem ein riesiges gelbes Schild prangte. „ Schade,daßesdi eBor st adtAG ni chtmehrgi bt . , “si nni er t eKar f unkel nachdenkl i ch,al serauf Reste des abgerissenen Fabrikgeländes stierte, die von hohen wilden Gebüschen überwuchert war en.„ Warei neer f ol gr ei cheFi r maundhatte so ehrgeizige Pläne. Kurz vor der überraschenden Pleite hatte der Juniorchef zur professionellen Prüfung ihrer Expansionspläne sogar noch einen der bekanntesten Unternehmensberater des Landes engagiert! Komisch, die Wege des Herrn sind halt einfach uner gr ündl i ch! “ Karfunkel riß sich von seinen Gedanken los, fuhr mit dem Aufzug in sein Büro und wunderte sich, daß bislang noch nichts Schlimmes passiert war. Um die Zeit sah er sich meist bereits mit mehreren Katastrophen konfrontiert. Er öffnete die Tür des Vorzimmers und da stand sie: Die schönste Frau auf dieser Welt Lisa Motte sah noch verführerischer aus als sonst. Heute hatte sie die Haare hochgesteckt und ihren makellosen Hals freigelegt. Unter ihrer sehr dünnen weißen Bluse schimmerte ein spitzenverzierter BH hervor. Ein sehr, sehr kurzer schwarzer Rock ließ ihre schlanken Beine noch länger erscheinen. Er glaubte, den Ansatz von Strapsen hervorblitzen zu sehen. Und in den High Heels, die sie heute zum ersten Male in all diesen Jahren trug, sah sie nur noch Seite 36 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de überwältigend und umwerfend aus. Karfunkel stand da und konnte kein Wort herausbringen. Er sah sie einfach mit offenem Mund an. „ Gut enMor gen“ .Li saMot t egi ngaufi hnz u,ganzl angsam,ganznah.Dannsagt esi el ei se: „ Her rDi r ekt or ,i chwol l t eesi hnenei gent l i chschonl angesagen“ .Si emacht eei nePause. Kar f unkel wur der ot ,hei ß,nochr ot er ,nochhei ßer .„ Jaa?“ ,quet scht eerher aus. „ Ja,al soi ch. . . i chwei ßgarni cht ,wi ei ch’ ssagensol l ,al soi ch. . . habemi chei nf achHal süber Kopfv er l i ebt . “ „ OhGot t “ ,schoßesdur chKar f unkel ,„ dasi stgenau,wasi chmi ri mmerer t r äumthat t e. Besonders zwischen Herbst/Winter 2006 und Frühjahr/Sommer 2008, als ihre QuellermannDoppel gänger i ni hnt ägl i chanr egt e.Undheut esol l di eserTagsei n?“Erkonnt eesni chtfassen. „ Ja, “haucht eLi saMot t e,„ undesi stsowunder bar . “Si esahKar f unkel mi ti hr endunkel br aunen Augenganzt i efan.„ I chhabemi chnochni ei nmei nem Lebensogef r eut .Di ewahr eLi ebei st et wasBesonder es. “Si eumar mt eKar f unkel undgabi hm ei nenKuß auf die Wange. „ Ja, “begannKar f unkel ,al serwi ederausi hr enAugengekr ochenwar ,„ i ch. . . i chhabemi chauch unsterblich verliebt. Das wollte ich Ihnen eigentlich auch schon lange sagen. Ich habe mich aber ni eget r aut . “ „ Si eauch?Aberdasi stwunder bar! Haben Sie sich auch schon verlobt? Sehen Sie, das ist mein Ri ng.Wi rkönnt endochei neDoppel hochz ei tf ei er n! “Si ehi el tKar f unkel i hr el i nkeHandhi n,an der enRi ngf i ngerei nEi nkar ät erdenRaum er hel l t e.„ Di eSekr et är i nundi hrDi r ekt or “ .I stdas nichtt ol l ?“Si ewur der ot .„ Ent schul di gung,i chmei nenat ür l i chderDi r ekt orundsei ne Sekr et är i n. “ Karfunkel erstarrte und kam sich zwei, drei Ewigkeiten lang mächtig blöd vor. Fast hätte er sich zum Gespött der ganzen Firma gemacht, denn das Geständnis hätte sie sicher weitererzählt. „ Undi nwenhabenSi esi chv er l i ebt ?“ ,neckt esi ei hn. „ I nmei nenneuenAMW 530s“ ,z i scht eKar f unkel pat z i gundt ot al f r ust r i er t . „ Ach,Si esi ndgemei n.Jet z thabei chgedacht ,Si ef r euensi chmi tmi r ,woi chdochnurnochso kurz bei Ihnen bin. Und jetzt nehmen Sie mich auch noch auf den Arm. Sie sind doch so ein ziemlich attraktiver Mann, Herr Direktor. Warum verlieben Sie sich nicht mal zur Abwechslung in ei neFr au?Ni esi ehtmanSi ei nBegl ei t ung.Odersi ndSi eet wa. . . ?“ „ Nei n“ „ Abermi rkönnt enSi e’ ssagen. “ „ Nei n! “Kar f unkel wur del aut .„ Tutmi rl ei d,dami tni chtdi enenz ukönnen.I chbi nl esbi schund l i ebenurFr auen“ . „ Nagut , “sagt eSi eschni ppi sch.„ I chkommegl ei chmi tderUnt er schr i f t enmappez uI hnen. “ „ Wi esosi ndSi enurnochkur zhi er ?Wol l enSi ei nUr l aubgehen?“ „ Mei nVer l obt ersagt ,ersei r ei ch,undi chmüssebei I hnenkei neSkl av enar bei tmehrl ei st en. “ „ Auwei a“ ,mur mel t eKar f unkel ,“ danner war t ei chmei neSkl av i ni nei nerhal benSt undez um Diktat. Bis dahin möchte ich meine Ruhe haben. Nur Liebig soll zu mir kommen. Und anschl i eßendmußi chi ndi ePr essekonf er enz “ .Ohneei neAnt wor tabz uwar t en,gi ngKar f unkel in sein Büro und schloß die Tür energisch hinter sich. Seite 37 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Von seinem Büro aus hatte Karfunkel Zugang zu einem privaten Bad mit Toilette, in dem er sich gelegentlich frisch machte, wenn er sich verschwitzt fühlte. Jetzt ging er sofort hinein und besah sich seine Wunden. Er wusch das Blut von seinem Gesicht und klebte Kinderpflaster mit Disneyfiguren auf die Wunden.„ So,j et z ti stwi ederal l esi nOr dnung“ ,sagt eersi ch.Al seri n sein Büro zurückkam, saß Liebig schon auf dem Besuchersessel. „ Gr üßdi chXav i , “r i efKar f unkel .„ Wol l enwi rni chtz urSi t z gr uppegehen?“ „ Nei n,mei nPl at zi stwohl hi er ,Her rDi r ekt or “ „ OhGot t ,wasi stdennj et z tschonwi ederl os?“ „ Ni x“ „ Wegengest er n?“ „ Kl ugger at en,Her rKar f unkel .I chl assemi rni chtmehral l esgef al l en.Jawol l .Wasi stdennmi t dei nem Gesi cht ?“ „ Mut t i “ „ Ohj e.I stesschonwi edersoschl i mm!Wannmachstdudi chmal endlich von der Schr eckschr aubef r ei ?“ „ Sobal ddudi chv onI r eneget r ennthast . “ „ Och,wi rkommenj et z ti mmerbessermi t ei nanderaus. “ „ UndwashastDudaei gent l i chi ndei nem Jacket t ?“ Li ebi gbl i ckt eansi chher unt er .„ OhGOTT! “ .Ergr i f fi ndi eI nnent asche und holte vier fettt r i ef endeFr ühl i ngsr ol l enmi tSoj asauceher aus.„ Di emußmi rI r enewohl mi t gegebenhaben, “ mur mel t eLi ebi gt onl os.„ Mei nMi t t agessen! “Erwar fdi eRol l enundal l ewei t er enRest e,di eer noch finden konnte, in den Papierkorb. „ Dei nJackett, das Hemd, bis runter auf die Hose. Das sieht ja eklig aus. Und wir müssen gleich i ndi ePr essekonf er enz . “ „ Danngehi chschr äghi nt erdi r . “ „ Okay !Undi chhal t emi ri mmermei neUnt er l agenv or sGesi cht . “ Sie standen beide auf, als Fräulein Motte den Raum bet r at .„ Si ewer denwohl kei neZei tmehr f ürdi eUnt er schr i f t enmappehaben,oder ?“Si esahbei dean,ki cher t e,dannl acht esi el aut hal s i mmermehr ,bi ssi eschonr oti m Gesi chtwur de.„ Ent schul di genSi e,damußt ei chmi chv or hi n schon etwas zurückhalt en.AberSi ebei de,dasi stz ukomi sch, “pr eßt esi eher aus.„ Her rDi r ekt or habenni chtnurj edeMengeÄr ger ,sonder nauchnochei nEi anderBacke. “Ei newei t er e Lachsalve. Karfunkel griff in die Tasche, holte ein Taschentuch heraus und wischte die Eierreste, die er übersehen hatte, ab. Dann verließen beide wütend und beleidigt den Raum, Liebig im Gleichschritt schräg hinter Karfunkel. Sie hörten noch einige Korridore weiter das helle Lachen von Lisa Motte. So betraten sie den überfüllten Konferenzsaal. Durch die vorgehaltenen Unterlagen übersah Karfunkel jedoch einen Pfeiler, den er eigentlich seit seiner Kindheit hätte kennen müssen, stieg dagegen und ließ in dem Moment vor Schmerz die Unterlagen fallen. Er bückte sich nach rechts, und Liebig kam zum Vorschein. Ein Blitzlichtgewitter begann. Wie immer hatte der Alpstadt Kurier in der Abendausgabe das beste Titelfoto. Hägar Meister spendierte die Seite 38 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Bi l dunt er schr i f t‚ DerKar f unkel -Vorstand präsentierte zwei neue Produktlinien (hm). Die neue Pflasterproduktion für den seriösen Herrn und die Gleitcreme für alle Fälle. Bravo KarfunkelTeam!Wi rsi ndsost ol zaufEuch’ Doch noch standen Karfunkel und Liebig vor der Meute. Nachdem schon nach 10 Sekunden ihr ohnehin schwacher Kriegsplan zunichte war, beschloß Karfunkel, in die Offensive zu gehen. „ Fr ei hei ti st ,ni cht smehrz uv er l i er enz uhaben“ ,dacht eersi ch. „ Her z l i chwi l l kommen,äh,mei neDamenundHer r en,z urähPr essekonf er enzi ndenKar f unkel Wer ken.Machenwi r ’ sähkur z :Wi rmöcht enhi er mi t ,ähi nal l erOf f enheit mit bestem äh Wissen und äh Gewissen erklären, daß wir äh mit der Gummiaffäre nichts, im äh Wortsinne nichts zu t unhaben. . . “ „ Undwi eguti stI hrähWi ssenundähGewi ssen?“ ,äf f t ei hnderRepor t erderRotsozialen Gazette (im Volksmund Rotz genannt) unter allgemeinem Johlen nach. „ Äh,sehr “ ,st ot t er t eKar f unkel .„ I chmei ne,i chhabemi tmei nenähMi t ar bei t er ngespr ochen,di e mi rgl aubhaf tv er si cher thaben. . . “ „ Gl aubhaf tv er si cher t ?“r i efderVer t r et erderGelben Postille. „ Genau.Gl aubhaf tv er si cher tund äh belegt, daß wir mir den äh Gummiblasen nichts zu tun haben können. Wir verarbeiten gar nicht so viel Gummi, wie da angeblich äh her unt er gekommeni st . “ „ Abernachunser enI nf or mat i onenwur deei nVi el f achesanGummi r ohmat er i al gel i ef er t , “ brummte Hägar Meister von hinten in die Menge. „ Schon,aberni chtv er ar bei t et . “„ Woherhatdernurdi eI nf or mat i onen?“ ,f r agt esi chKar f unkel verärgert. „ Undwoi stdasMat er i al j et z t ?“ „ Äh. . . äh. . . ei ngel ager t .I nei nem ähAußenl ager . “ „ Unddi ekomi schenGer äusche,Her r Karfunkel? Das Blubbern aus den Schornsteinen, von denenmanr edet ?“ „ Wahr schei nl i chunser eAbwasser pumpe.Di ehathal tschonei npaarSemest eraufdem Buckel. Kann aber auch von woanders herkommen. Manchmal versammeln sich zum Beispiel unsere Arbeiter zur Mittagspause an einem der Schornsteine und hören Musik. Dieses Techno oder so. Könnte doch sein, daß die Schlote wie Lautsprecher wirken. Die Musik hört sich j edenf al l sbl ubbr i gan. “ Alle schauten Karfunkel mit großen Augen an und wunderten sich über seine plötzliche Phantasie. Sonst war er immer so spröde und quietschdumm, fanden sie. Und seine Ähs waren plötzlich weg. „ Undüber haupt :i mmer hi nbef i ndensi chdr ei wei t er eChemi scheBet r i ebei nderNachbar schaf t . “ „ Echt ?“r i efWal dmarÖz dan,derNeul i ngv om Abendblatt. „ Ja,genau,di eEchtAG undz wei wei t er e:Aberkomi sch.Aufdenenhacktkei nerr um“ , entgegnete Karfunkel patzig. „ Undweshal bwol l enSi edanndenBet r i ebv er kauf en?“Hansi Tr auer ar mv onderMor genpost nuschelte die Frage gedankenlos ins Plenum, die allerdings wie eine Bombe einschlug. Allgemeines Raunen erfüllt den Saal, und Trauerarm merkte in seinem Restsuff von der letzten Nacht mit einem Kollegen im Grünen Ecke, daß er jetzt wohl vertrauliche Informationen Seite 39 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de weitererzählt hatte. Er versuchte,di eSi t uat i onz ur et t en.„ I chmei ne,war um wol l enSi eni cht verkaufen, wo doch alle jetzt in China produzieren. Da brauchen Sie doch die dämliche Fabrik nicht, oder? Und können sich doch eine schöne Penthouse-Wohnung an der Gleichheit kaufen und von dor tausI hr eGeschäf t l emachen,gel l ?Undwi rer spar enunsdenDr eck. “ „ SoneSauer ei , “r i efKar l Lest al i nv onderRot enFahne,„ Si ewol l enal soj et z tsogarChi na verpesten und gummieren? Wahrscheinlich auch noch mit Kinderarbeit. Und hier die Arbeiter entlassen! Wird Zeit, daß Karfunkel endlich verstaatlicht wird. Unser OB ist zum Glück schon dabei . “ „ Unddi eübl i chenGünst l i ngebekommendanndi eSchl üssel posi t i onen,oderbessergesagtdas Geld dafür, und wirtschaften die Firma innerhalb kürzester Zeit durch Unfähigkeit runter, wie bei euchKommuni st en“ ,r i efderRedakt eurv om Hermes. Lest al i nhackt ewüt endz ur ück:„ I stdasi nunser erRegi er unghi erander s?Eur eDoppel mor al regt mich auf! Aber noch mal zu meiner Frage: man hört so komische Gerüchte, daß Sie verkaufen und daß auf Ihrem Grundstück eine Firma Straßenbahnschienen produzieren wolle. „ I CHVERKAUFENI CHT“ ,schr i eKar f unkel v er z ei f el ti ndi eRundeunddacht esi ch:„ Wasi st dennheut enurl os?“ „ Daswarei nbi ßchenz ul autf ürei neehr l i cheAnt wor t ,ni chtwahr ,Her rKar f unkel ?“ ,r i efder Redakteur vom Hermes süffisant in die Runde. „ Genau!Undwasi stdasf ürei neMor al ,Ki nderf ürsi char bei t enz ul assenundander ez u v er dr ecken?“Lest al i nl i eßni chtl ocker . Jetzt trat Liebig in seinem fettigen Anzug hervor. In dem Moment fiel ein Stück Frühlingsrolle, das sich noch versteckt hatte, plumpsend auf den Boden. Liebig trat drauf, und ein Schwall Sojakeime, Weißkohl und Möhren schoß unter allgemeinem Gelächter auf Hägar Meisters Notizblock. „ Rei nr echt l i chsi ndwi rni chtz uMor al v er pf l i cht et “spr achLi ebi gt r ockenundmi tf est erSt i mme. Alles wurde still. Angespannte Stille sprengte den Raum. Kar f unkel er kannt edi eBr i sanzdi eserAussage,hast et ev orundspr ach:„ Her rDr .Li ebi gmei nt das natürlich nicht so,wi eesv i el l ei chtj et z tbei I hnenankommt . “ Man spürte sofort das Nachlassen dieser unerträglichen Spannung, bis Liebig vortrat und laut rief: „ Doch“ Jet z tschr i eal l esdur chei nander .„ Soei neFr echz ei t ! ,„ Unv er schämt hei t “ ,„ Soei nDepp“ ,„ Denen zeigen wi r ’ s“ ,war endi ef r i edl i chst enKomment ar ederJour nal i st en,di esi chuni sonoer hoben. „ Aber . . . “r i efKar f unkel . „ Mi ßv er st ehenSi emi chni cht ,i chbi nhi ernurderHausj ur i stundwol l t er ei nr echt l i chnur . . . “ Die Journalisten hörten Ihnen jedoch nicht mehr zu und verließen den Raum. Man hörte sie noch auf dem Parkplatz schimpfen. „ Ni cht sz uessen,ni cht sz ut r i nken.Ni chtei nmal Kekse!Di eseGei z häl se“ ,schr i eei nerl aut . HägarMei st erschaut eder wei l gr i mmi gaufsei nenBl ock.„ Al l esf et t i g! “ .Dannbl ät t er t e er eine Seite zurück, wo ihm gestern ein junges Mädel errötend ihre Handynummer aufgeschrieben hat t e.„ Fal l sSi emal ni chtmehrsoei nsam sei nwol l en“ ,hat t esi ei hm dabei i nsOhrgef l üst er t . „ Sonstgebei chni emandem mei neNummer ,wei l i chdochsor ei chbi n“ . Seite 40 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Doch das Fett hatte ganze Arbeit geleistet. Es war nichts mehr zu erkennen. Meister zitterte. „ Daswer dendi emi rbüßen! “ Und er fing damit an, daß er seinen Wagen wütend zurücksetzte und dabei einen AMW, der schräg hinter ihm parkte, seitlich schrammt e.„ Gar ant i er tsoei nKar f unkel -Bonzenfahrzeug. Rechtgeschi eht ’ si hnen.Schnel l r ast eHägarMei st erdur chsFi r ment orundhät t edabei i m Power sl i deei nschwar z esFahr z eugaufderGegensei t ef astnochger ammt .„ Schei ßBonz en. Ich mach' euch alle fertig.“ Karfunkel ging wütend im Stechschritt in sein Büro. Liebig hastete ihm hinterher und verstand di eWel tni chtmehr .„ Daswardochr i cht i g, “r i eferz uKar f unkel nachv or ne.„ Manmußdoch korrekt sein. Ich als Volljurist stehe da in der Verantwortung, weißt Du? Regreßforderungen muß manschoni m Kei m unt er dr ücken.Wenngl ei chmanaufhoherSeeundv orGer i cht . . . “ „ Hal tdi eKl appe! “ Liebigs Kiefer klappte tatsächlich zu. Das war das erste Mal, daß er aus Funkis Mund etwas Ärgerliches hörte. Was war mit ihm geschehen? Er verstand die Welt tatsächlich nicht mehr, da er jeder Veränderung mißtrauisch gegenüberstand. Das hatten ihm sein Vater und alle Pr of essor endochi mmerwi ederal sKer nsat zdesLebensei ngebl eut .„ Menschenänder nsi ch ni cht “ ,warderWahl spr uchseines Vaters, der aus diesem Grunde niemals Bewährungsstrafen v er hängt e.„ Ei nmal Ver br echer ,i mmerVer br echer . “Und:„ Unschul di gi stkei ner .Werhi erv or Ger i chtst eht ,hatschonausdi esem Gr undeet wasausgef r essen,sonstst ündeerni chtda. “ Diese Schule hatte Liebig von Kindesbeinen an geprägt. Die Erbsünde wurde bei den HardcoreJuristen zur Erbschuld. Wenn etwas passierte hatten prinzipiell die anderen Schuld daran. Und Juristen sind prinzipiell frei von jeder Schuld. Nur blöd, daß Irene der Meinung war, er wäre an allem Schuld. Wenn ihr ein Mißgeschick passi er t e,sel bstwennerni chtanwesendwar ,gabsi ei hm di eSchul d.„ Mi ri stderSpi egel heruntergefallen, weil ich gerade an dich dachte; jetzt kriegst du die 7 Jahre Unglück. Ich habe ja schon seit Jahr enUngl ück,wei l i chmi tdi rz usammenbi n“oder„ Wei l dugest er nso geschimpft hast, haben wir heute Regen. Typisch für dich. Wir alle müssen unter dir leiden, wo dochj ederwei ß,daßSchi mpf endi eAt mosphär ev er änder tundWol kenher v or r uf t . “Dasi r r i tierte Liebig so sehr, daß er jetzt mittlerweile alle zwei Tage seinen Psychiater, den Martin (seinen Guru, wie Irene ihn zu nennen pflegte), aufsuchte, der sich über diese Lebensaufgabe freute. „ Derkommtmi rni chtmehraus“ ,beschl oßMar t i nundschaf f t ees, sich endlich eine Eigentumswohnung zu kaufen, indem er seinen aussichtlosen Liebig-Fall der Gula-Bank als Sicherheit hinterlegte. Sie eilten, ohne links oder rechts zu schauen, hintereinander in Karfunkels Büro. Sie wußten zu dem Zeitpunkt noch nicht, daß inzwischen die Angestellten durch die tobenden Journalisten auf sie aufmerksam wurden und später die Spitznamen Pflastermann & Fleckenteufel erhalten würden. Karfunkel riß die Tür auf, stach durch und knallte sie hinter sich zu. Liebig rechnete nicht damit. Er hatte sich gerade nach der neuen Aushilfe umgedreht, als er die Tür an seinen Kopf bekam. Benommen öffnete der die Tür und folgte Karfunkel, wobei er die Tränen nur mit Mühe unterdrückte. Er spürte schon ein Horn wachsen und fühlte sich wie zuhause. „ MenschFunki ,war um hastdudasget an?“ „ Warkei neAbsi cht .Oderdoch?I chwei ßni cht .I chbi nsoungl aubl i chsaueraufdi ch. “ „ Wardochauchkei neAbsi cht .Aberwi rmüssenunsdochabsi cher n,oder ?“ „ Hördochaufmi tdei nenAbsi cher ungen,Xav i .I chhab’ schonSchwi er i gkei t engenug.Al l es spi nntundhatsi chgegenmi chv er schwor en.Mensch,Xav i ,l aß’ unsdochei nf achabhauen.I ch hab’ di eSchnauz ev ol l v onMut t i ,Banker nunddem ganz enBl ödsi nn.Wi rst ei genj et z tei nf ach i nsAut oundabdi ePost . “Kar f unkel gl üht ev orEnt husi asmus.„ Genau.Daswol l t enwi rdoch früher immer. Weiß du noch? Wir beide unterwegs wie Jack Kerouac. Boah. Mensch Xavi, was Seite 41 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de meinst du? Mein AMW ist vollgetankt. Einfach weg ohne Rücksicht auf Verluste. Mit unseren Kreditkarten ist dasdochkei nPr obl em. “ „ Wenn,dannnuri nmei nem Nopol Kastrat. Naja, kl i ngtschont ol l .Aber . . . “ „ Aber ????“ ,r i efKar f unkel undschaut eLi ebi ger wat ungsv ol l an. „ I r eneer l aubtmi rdasni e! “ „ Dannbl ei bstduhal tdahei m.Wenni hrdenkt ,daßi chf üreuchal le den Deppen mache, habt ihr euchget äuscht .I chr äumej et z taufundr ächemi chf üral l es,wasi hrmi ranget anhabt “ ,schr i e Karfunkel ihn an und wurde immer roter im Gesicht. Seine Halsschlagader schwoll an, und Liebig fürchtete, sie würde gleich platzen. „ Werhatdir denn was angetan? Du hast es doch immer gut gehabt. Immer wohl aufgehoben, ni emal sGel dpr obl eme.Ni chtei nmal Jur amußt estdust udi er en. “AuchLi ebi gst ei ger t esi chj et z t i nsei nel angauf gest aut eLebensf r ust r at i on.„ Duhastj ai mmeral l esgehabt .Sogarkei neFr au. “ „ Bi stdubl öd?Esi stSchei ße,kei neFr auz uhaben. “ „ Duwei ßtj agarni cht ,wasf ürei nGl ückduhast . “ „ Dukannstl ei chtr eden. .Di chbenei denal l eum I r ene.Duhastei neat ember aubendeFr au.Den Tr aum j edesMannes. “ „ Eherwohl ei nAl pt r aum! “ „ I chwei ß,daßdui mmersot ust ,al shät t estduPr obl ememi ti hr .Wi rkennensi ej aal l e.I mmer lustig und charmant, schön und aufreizend. „ Rei z end?Si er ei z tmi chof tbi sauf sBl ut ! “ „ Gl aubi chni cht ! “ „ I r enehei ßtj aei gent l i chI r a.Habei ch dir das schon mal gesagt? Sie mag Irene aber lieber. Abgesehen davon ist sie einfach zickig und zänkisch. Sie zankt und keift, sobald wir allein sind. Das macht mich fertig. Mein Blutdruck schießt mit ihr in ungeahnte Höhen. Was sie betreibt, fällt unter die Rubrik Aktive Sterbehilfe. “ „ Jet z tüber t r ei bstduaber . “ „ Doch!Duwei ßtgarni cht ,wi ei chdi chi mmerbenei dethabe.Ganzi nFr i edenz ul eben.Sel bst dahastdunochGl ück. “ „ War um sei di hrdannnochz usammen?Ver l aßsi edoch. “ Verlasse doch du dein Hei m. “ „ Dasmi tMut t i i stander s. “ „ Dasmi tI r eneauch. “ „ I chwol l t edochebennochabhauen.Duwol l t estni cht . “ „ Abhauennut z tni cht s.Manmußet wasbeenden. “ „ War um wol l t esi edi chei gent l i ch?“ Seite 42 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Dokt or .Jur i st .Rei ch.Tol l esHei m.Tol l esAut o.Ur l aubbi s zum Abwinken. Erlesenste Rest aur ant s.Daswari hrZi el . “ „ Kl ar .Ver st ehei ch. “ „ Eben.Abergekr i egthatsi enurdi eer st enbei denPunkt eaufderLi st e.Wi esagtsi ei mmer :Wi r konnte ich nur an einen mittelmäßigen Paragraphen-Fuzzi geraten, der sich wahrscheinlich seinen Doktor bei Ebay ersteigert hat und nasebohrend seine Zeit bei einer mittelmäßigen Pl ei t ef i r maabsi t z t ,di ei hngewal t i gausnut z t ' . “ „ Dasi stgemei n! “ „ Fi ndetsi eauch. “ „ I chmei nedasmi tderPl ei t ef i r maunddem Ausnut z en. “ „ I stdochso. “ „ I stni cht . “ „ I stdoch. “ „ Xav i ,dubi stsobl öd“ . „ Wei ßtduwas,Funki ,i chgehej et z thei m .I chf ühl emi chni chtwohl .Pr essekonf er enz en machenmi chf er t i g. “ „ NadannschöneGr üßeanI r aoderI r ene“ ,spr achKar f unkel z uLi ebi g,derdar auf hi nsei neSt i r n runzelte und bis zum späten Abend in seinem Büro blieb. Liebig rief Karfunkel lediglich später an undf r agt e,oberei nessei nerwi ssenschaf t l i chenVi deosmi t genommenhabe.„ Nee, “l oger ,„ was will ich mit einem Paragraphen-Fuzzi-Vi deo! “ .DerAusdr uckgefiel Karfunkel immer besser. Aufal l eFäl l ebesseral s„ Pl ei t ef i r ma“ . Lisa Motte öffnete gegen Abend die Bürotür und kam mit der Unterschriftenmappe herein. „ Vi el i ssj ani ch“ .Li saMot t eschl ugdi eAugenni eder .„ Tutmi rl ei dwegenv or hi n.Undmi tdem Weggehen machen Sie sich bitte keine Sorgen. Mein Verlobter rief mich vorhin an. Die Hochzeit muß noch verschoben werden aus irgendeinem wichtigem Grund. Ach ja, und alle Banker riefen vorhin an. Sie sollten sich Zeit lassen. Sie hätten jetzt alle Hände zu tun, Milliarden zu beantragen und ihre Scheinschrottkredite auszulagern. Herr Acker-Scheffelmann hat mir auch ein Jobangebot gemacht. Als Mätresse, oder so ähnlich. Das muß so was wie eine persönliche Sekretärin sein. Aber ich habe abgelehnt. Ich habe ihm gesagt, ich habe ja Sie. Das hat er dann v er st anden,gl aubei ch. “ Karfunkel lächelte und fühlte sich wieder wohler. Er unterschrieb drei Briefe und lächelte seine Sekr et är i nan.Si el ächel t ez ur ück:„ Dannbi smor gen! “ Als sie gegangen war, öffnete Karfunkel mit zittrigen Fingern seine oberste Büroschublade. Das hatte er sich bis zuletzt aufgespart. Tatsächlich lag da wieder ein Blatt Papier, auf dem er die vermeintliche Schrift seines Vaters entziffern konnte. Nur zwei Worte standen da: Du Depp! Fassungslos ließ Karfunkel das Blatt wieder in die Schublade gleiten. Wer spielte da mit ihm? Mutti? Xavi? Starr wie ein Zombie verließ Karfunkel sein Büro, sperrte ab und ging auf den Parkplatz. Tränen schossen ihm in die Augen, als er seinen seitlich zerbeulten AMW 363 tii sah. Der Zettel an seiner Windschutzscheibe versöhnte ihn ein wenig. Zum Glück gab es doch noch ehr l i cheMenschen.Erf al t et edenZet t el ausei nanderundl asdi eNachr i cht .„ Schei ßBonz en. Seite 43 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Euchgeschi eht ’ sr echt ! “Erf ühl t esi chv onderganz enWel tbedroht und betrogen. Und so fuhr er laut heulend nach Hause und bemerkte nicht, daß ihm eine lange schwarze Limousine folgte. Zu Hause wartete seine Mutter schon, die ihm – wieder vollkommen verwandelt –sein üppiges Nachtmahl servierte. „ Du,Mut t i ,f i ngKarfunkels v or si cht i gan,„ i chgl aube,Vat i hatmi rgeschr i eben. “ „ Woher ?Wasst ehtaufdem Br i ef mar kenst empel ?“ „ Nei n,nursoei nenZet t el i m Bür o. “ „ Soei nQuat sch! “ ,r i efsi e. „ WennVat i schr ei bt ,dann doch wohl mir und nicht seinem Rotzbuben. Und spi nn' j et z tni chtwei t err um.Vat i i stt otundschr ei btni emandem mehr .Undj et z tabi nsBet t ! “ Karfunkel ging nach oben und blickte noch lange in den Sonnenuntergang. Auf seinem Nachttisch wartete schon eine Tasse mit heißem Kakao. Aber er fühlte sich nur noch verlassen. Selbst seine Gespenster hatten heute Nacht keine Zeit für ihn. Seite 44 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Der Sommer war kurz Die Zeitungsberichte am nächsten Tag waren angesichts der Aufregung und Empörung der Repor t ereherbei l äuf i gundl ei denschaf t sl os.Di eSchl agz ei l e„ GehtKar f unkel nachChi na?“ führte bei den meisten Lesern nur zum Achselzucken. An den Stammtischen wurde das Thema aucheherl ust l osdi skut i er t .„ Sol l erdoch“ ,warderei nhel l i geKomment ar ,undei nganzKl uger im Grünen Eck mit 13 Halben um halb elf murmel t eunt eral l gemei nem Kopf ni cken„ Dergel be St r om i ssauchni chschl echt erwi ederdav or .Undbi l l i cherwar eram Anf angal l emal “ . Wesentlich heftiger diskutiert wurde die scheinbar abgewendete Pleite von Quellermann und den führenden Banken des Landes. Hier hatte jeder ein Patentrezept parat. Lediglich Kristjiane von den Laien, Tochter des Ministers für Kultus und Kultur und 19jährige Abiturientin am Heinrich-Lübke-Gymnasium, bewies in einem feurigen Artikel in der Schülerzeitung echtes soziales Engagement. Laien wollte Germanistik studieren, hatte aber bereits einen Halbtags-Redakteursvertrag mit dem regierungstreuen Schwarzen Abend, der Hauspostille der Christlich Sozialen Liga, in der Tasche. Aber eigentlich wollte sie ja Moderatorin bei einem unter jungen Leuten beliebten Fernsehsender werden, wo ihre Subintelligenz noch weniger auffallen würde. Dieser Artikel wurde, wie bislang alle ihre literarischen Ergüsse in Blau machen, von niemandem gelesen. [mal abgesehen vielleicht von Ihnen jetzt!] Da warn wir gestern bei Karfunkel zu ner voll geilen Pressekonfe. Da gabs aber keine Kekse oder so. Da kam aber voll krass raus, das die in Kina produziern wolln. Da klagt unser Oberbürge dauernd über fehlende Steuern und da wolln die jetzt die fette Knete aus der Gewerbesteu andern überlassen :-(. Da solln die doch Karfunkel besser nich innen annern Landkreis gehen lassen, wo auch immer die Ortschaft Kina iss. Sonst sind die da alle ohne Knete, die wo bei denen heute noch arbeiten. Das find ich persönlich gemein und blöd. Besonders weil wir dann in Alpstadt eine Absinkung des Lebensstandarts hamm wern, wie jeda weiß... Karfunkel hatte aber weiterhin keinerlei Absicht, seine Produktion zu verlagern und ärgerte sich über diese Gerüchte. Da ihn seine Mutter, seine Verwandten, die Banken und Bürgerinitiativen jedoch nicht weiter bedrängten, verfiel er in seinen alten Trott. Er kriegte morgens seine Bananen verpaßt und wurde abends mit Nudeln, Hackbraten und Pommes Frites gemästet. Sein AMW wurde repariert, das Strafverfahren gegen Unbekannt eingestellt. Die Zahl der Anrufe wegen des Verkaufs seiner Grundstücke sank täglich, und jetzt schien es niemanden mehr zu interessieren.. Doch im Hintergrund wurden schon Pläne geschmiedet, Koalitionen und Seilschaften gegründet, Taktiken diskutiert, verworfen und optimiert. Währenddessen kümmerten sich die Banken mit nie gekannter Energie darum, möglichst viele Milliarden vom Staat zu erhalten, um das frische Spielgeld hemmungslos erneut verzocken zu können. Ohne wirkliche Widerreden gab der Staat den Banken das Geld, das er ja ebenfalls nicht besaß, um kein Störfeuer während des vor sich hinköchelnden Wahlkampfes zu erhalten. Das faktische Ergebnis war ohnehin wie üblich intern ausgehandelt worden. Und so gab sich diesmal keiner der Politiker mit sicherem Listenplatz mehr Mühe, Wahlalternativen aufzuzeigen. Da so ein Volk aber durchaus zu seltsamen Anwandlungen fähig war, was die Politiker einhellig verabscheuten, wollten sie das Ergebnis nicht gefährden. Manchmal testeten die Politiker, wie weit sie in ihrer Verachtung der Steuerzahler gehen konnten. Beispielsweise, als ein Unterstaatssekretär den absurden Vorschlag einreichte, ein staatliches Unterstützungsprogramm für Bedürftige nach einem verurteilten Straftäter zu benennen, der der Meinung gewesen war, nur ausgewählte Personen sollten das Recht haben, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Erstaunlicherweise fand keine Reaktion statt, was dazu führte, daß die staatlichen Organe immer stärker provozierten. Daß Gegenwehr weiterhin ausblieb, führte zu Seite 45 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de einer in der Geschichte dieses Landes einmaligen kollektiven Lustlosigkeit der Politiker zu noch mehr Späßen, so daß sie reihenweise die Couchen der Psychologen blockierten. Aber jetzt wollte man doch Skandale vermeiden, weil man sich der Solidarität von radikalen Gruppen nicht sicher war. Prompt tauchten in Alpstadt die ersten erwarteten unerwünschten Plakate auf. Die Regierungspartei und die Opposition schäumten vor Wut, wie jemand so dreist sein könne, dem Volk etwas zu versprechen, was man definitiv nicht halten könne. Dies sei schließlich den etablierten Parteien vorbehalten. Staatskrise! Man beriet, wie man das Problem aus der Welt schaffen könne. Die Plakate hatten schon zu viel Aufregung gesorgt, Talkshows trugen das Thema weiter ins Land. Ein simples Abhängen und Einstampfen der Plakate kam also nicht mehr in Frage. Auch Karfunkel sah jetzt die Lösung all seiner Probleme in Griffnähe. Er beschloß, diese Partei zu wählen und freute sich schon auf den Batzen Geld auf seinem Konto. Vor allem würde er sich als erstes den AMW 934 tiiX6 mit Turbo und obenliegendem Handschuhfach zulegen. Mit Liebig diskutierte er tagelang die Frage, wie wohl dasGel dausgez ahl twür de.„ I stdochkl ar “ ,sagt eLi ebi g,„ dagi bt ’ sdannBanken,di eal s Zahlstellen fungieren. Und so stellt man sich einfach mit seinem Personalausweis in der Schlange an und kriegt dann alles in einen juristisch zertifizierten Koffer, den man selbst mi t nehmenmuß,gef ül l t . “„ Quat sch, “mei nt eKar f unkel ,„ gar ant i er tl äuf tdassoal sEi nl age beim Finanzamt. Nur hat man da ein Guthaben, von dem man mit Staatskreditkarte oder so abheben kann“ .„ MenschFunki ,„l acht eLi ebi gv er gnügt ,„ dannkönnt ei chdi eabgef al l enenSt oßst angen wieder auf meinen Kastrat montieren lassen. Die Löcher im Bodenblech würde ich von dem Geld auch zuschweißen lassen, selbst wenn das Pinkeln während der Fahrt dann schwieriger wi r d.Nehm' i chhal twi ederneFl aschemi twi ef r üher .Unddannkl appt ’ sv i el l ei chtsogarnoch mi tdem TÜV. “ Doch die Hoffnungen waren verfrüht. Auf höchster Ebene wurde das Problem im Sinne des Staates tatsächlich gelöst. Alle Parteien waren landauf landab begeistert, gleichzeitig aber auch enttäuscht, nicht selbst auf diesen genialen Dreh gekommen zu sein. Jetzt wäre sogar das Problem der Staatsverschuldung gelöst. Überall in der Stadt wurden sofort die neuen Wahlplakate gekleistert. Ent t äuschtmaul t eKar f unkel :„ Schei ße.Wi egewonnen soz er r onnen. “ Da diese Partei jedoch wider Erwarten nicht die absolute Mehrheit erhielt, blieb alles beim alten. Der einzige Lichtblick für Karfunkel war die Lieferung des neuen Quellermann-Katalogs im Hochsommer, mit dem er sich ausgiebig auseinandersetzte. Dagegen waren die Aussichten für Liebig eher trübe. Der Autobauer Nopol war wieder einmal gerettet worden, so daß sich die erhoffte Seite 46 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Preissteigerung bei Oldies nicht einstellen konnte. Zur Freude von Irene krachte der Kastrat eines Tages mitten auf der Alpstädter Gleichheit endgültig auseinander. Zähneknirschend ließ Liebig seine Karosse zum nächsten Händler schleppen und beantragte di eAbwr ackpr ämi e.„ Mei nHer r “ ,sagt ederAut ov er t r et er ,„ er st enshandel tessi chbei I hr em Kastrat nicht mehr um ein AutoMOBIL, sondern jetzt eine Immobilie, zweitens war dieses Gerät schon bei seiner Konstruktion eine Schrottmobilie. Und drittens ist genau jetzt, während wir reden, der letzte Antrag von meinem Kollegen da hinten ausgefüllt und eingereicht worden. Und wie Sie vielleicht bemerkt haben, sind Sie hier nicht bei Nopol, sondern bei Ekutt, dem Hersteller billiger Raketenautos. „ AberderKastrat LS hatZar ahLeandergehör t “ ,pr ot est i er t eLi ebi gundf ügt el ei sehi nz u„ Oder so.I nj edem Fal l i stdasdochdasGl amourCarderbesonder enMenschen. “ „ Vonwegenbesonder eMenschen.Denhabeni mmernurkomi scheKauz egekauf t .I chhabe mal vor Jahren fünf von diesen Schrottfahrzeugen, die ich in Zahlung nehmen mußte, auf einmal einem Bundeswehrler verkaufen können. Die letzten Kisten waren das. Aber der hat sie für teures Geld an Vollidioten gleich weiterverscherbelt. Butonski oder so hieß der Typ. Den hätte der Chef sofort eingestellt, so klasse hat der die Leute belabern können. So und jetzt nochmal zu Ihren Schrotthaufen. Selbst wenn Sie den Papst-Golf, den Merkel-Trabbi oder das Fahrrad von Inge Meysel hätten, nützt Ihnen das nichts. Der Prämientopf ist leer. Empty, Nada, Wech. Also müssen wir das jetzt anders machen. Für Ihren Kastrat sage ich, na ja, ich denke so andi e2000Eur o.Dasmüssenwi rnochgenauerpr üf en.Vi el l ei chtwer den' sauch3000. “ „ Dasi stj asuper .Dasi stj anochbesseral si chdacht e.I chwußt eesdoch“begei st er t esi ch Liebig. „ Al sogut “ ,spr achderVer käuf er ,„ dannl ehnei chmi chmal ausdem Fenst erundsageohne Prüfung pauschal 2500 Euro, weil Sie so ein sympathischer Mensch sind.. Auch wenn mich mein Verkaufsleiter vielleicht dafür rausschmeißt. Das gilt natürlich nur beim gleichzeitigen Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens aus unserem Hause. Dann machen wir es gleich mal fest, gel l ?“Erz ogv er schi edeneFor mul ar eausderSchr ei bt i schschubl ade.„ Er stei nmal das Gebrauchtwagenankaufsformular. Ich trage ein: Nopol Kastrat. . . “ „ LS“ ,r i efLi ebi g. „ Gut .DannebenKastrat LS. Kosten: 2500 Euro. Die zahlen Sie als erstes bar an mich. Dann schauenwi rmal . . . “ Li ebi gwur debl aß.„ Wi esoz ahl en?I chdacht e,i chkr i egedas?“ Der Verkäufer lachte laut auf, daß sich alle Anwesenden im Raum zu ihm umdrehten. Er schüt t el t esi chi mmermehr ,l acht ei mmerl aut erundwur depuder r oti m Gesi cht .„ Nopol, “pr eßt e erher aus,„ derst ecktsov ol l erSonder mül l .Wasgl aubenSi e,wasdaskostet. Sie machen mir j aSpaß.Na,wennSi eni chtwol l en. . . “Erz er r i ßdenVer t r ag.„ Dawar t enschonander eKunden aufmi ch. “ Natürlich akzeptierte Liebig den Vertrag, ohne ein Exemplar ausgehändigt zu bekommen, und kaufte das ihm wärmstens empfohlene Gebrauchtfahrzeug, einen 5 Jahre alten Ekutt TT, einen spritsaufenden Roadster mit wenig Laufleistung und besonders harten Stoßdämpfern, den der Vor besi t z erent ner v tbi l l i gher gegebenhat .„ Deri stv onei neral t enOma,di ekaum gef ahr eni st , “ kommentierte der Verkäufer. Mit diesem Fahrzeug hatte der Vorbesitzer die Tankstellen seiner Umgebung reich gemacht und sich selbst arm. Jetzt würden die Tankstellenpächter in Liebigs Nähe und später viele Werkstätten ihre Freude haben. Doch zunächst sollte das tiefliegende Sportfahrzeug, in das selbst gesunde Menschen ohne Bandscheibenvorfälle kaum einsteigen konnten, in der Werkstatt noch gewissenhaft durchgesehen werden, damit es die 12 Monate Händlergarantie einigermaßen überstehen könnte. „ Na,dannhol enSi emal I hrschönes neues Auto übermorgen hier ab. Mit dem werden Sie noch i hr eschöneFr eudehaben! “ ,v er abschi edet ei hnderVer käuf ergr i nsendmi tei nenKl apsaufden Seite 47 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Rücken, nachdem Liebig vom Geldautomaten zurückgekommen war und dem Verkäufer das Geld überreicht hatte. 10 Minuten später war der Wagen schon vom Hof und auf dem Weg zur Wiederaufbereitungswerkstatt. Eine Woche später gefährdete der Kastrat wieder den Straßenverkehr. Ein frischer Rekrut freute sich diebisch über das Schnäppchen, das er durch seinen Vorgesetzten machen konnte. Hatte der Wagen doch vorher Indira Ghandi gehört. Nat ür l i chschi mpf t eI r eneüberdasneueAut o.„ Wi esi ehtdenndasaus.Undwasf ürei neFar be ist das überhaupt. Weißt du nicht, daß mir grün überhaupt nicht steht? Bist du so unsensibel? Undi nnenst i nktdassokomi sch.Oderwar stdudasschonwi eder ?“ ,maul t esi e.„ Denmußtdu unbedi ngtnochmal sr ei ni genl assen.Über haupthät t ei chei nenganzander enWagengekauf t “ . „ Wasf ürei nen?“ „ I stegal .Aberdenni cht . “ „ Mei nGot t , “dacht esi chLi ebi g,„ I r a,I r eneoderwi eauchi mmerhatv onderNat urnurz wei Eigenschaften erhalten, aber die in Hülle und Fülle: Schönheit und Ansprüche, ewig unerfüllbare i nj edem Fal l e. “ Und so blieb Liebig weiterhin unglücklich in seiner Beziehung –und Karfunkel unglücklich in seiner Einsamkeit. Eines Nachts, als sich Karfunkels Nachtmahre wieder einmal total verausgabt hatten, erschien ihm eine wunderschöne Frau, die ihn in ihren Arm nahm und sich an ihn anschmiegte. Karfunkel wardaspei nl i ch.„ I chkenneSi edochgarni cht “ ,pr ot est i er t eer ,er l ebt eaberei nungl aubl i ches Glücksgefühl der Geborgenheit und Liebe. Er fühlte sich plötzlich so sicher und unangreifbar. „ Nagut ,danngehei chj et z t . “ „ Nei n, “schr i eKar f unkel ,„ nei n.Jet z tkennei chSi edoch. “Undsi et anz t emi ti hm,i mmerher um und herum, und sie wirbelten über seinen Teppich, auf dem sich Straßen, Kreuzungen und Häuser zu einer wunderbar urbanen Architektur fügten. Sie drehten sich im Kreise, tanzten von der Schloßallee hinüber in die Seestraße, immer und immer wieder. Er verfing sich manchmal in ihrem grünlich seidenen Kleid und einem duftend leichten Schal. Und er beobachtete sie genau, konnte manchmal ihre Dessous herausblitzen sehen und wunderte sich, daß er sie nicht einordnen konnte. Beschwingt und verliebt drehten sie sich schneller und schneller, und er trat ihr sogar immer weniger auf die Füße. Bis ihm schließlich schlecht wurde. „ Höraufz uwür gen,daf ürhabei chdi chni chtgeschaf f en, “ber uhi gt esi ei hn,ei nbi ßchen verärgert. „ Geschaf f en?Si ndSi eGot t ?“ ,f r agt eKar f unkel v er bl üf f t . „ Naj av i el l ei chtsowasi nderRi cht ung, “f l üst er t edi eSchöne.Undsi est r i chi hm überden ganzen Körper, stutzte, richtete sich auf und sagte mit einer Bestimmtheit, die absolut keinen Widerspruch dul det e:„ Abersohabei chDi chauchni chter schaf f en.Dupaßtj ami t t l er wei l e z wei mal i nDi chr ei n.Höraufz uf r essen. “Si edr eht esi chum undgi ng. „ Nei n,gehenSi eni cht .Wi rmüssendochnoch. . . al so. . . i chhat t egehof f t ,daßwi r . . . daßi chheut e zum erst enMal e. . . mi tI hnen. . . “ „ Wenni chwi eder komme,undi chkommewi eder ,möcht ei chDi chander ssehen, “r i efsi ei hm aus der Ferne zu, und er hatte den Eindruck, daß sie in einem Sternenhaufen verschwand. „ Auwei a“ , .mur mel t eer .„ Mi l kyWay .Lecker ! “ Dann hatten sich seine Nachtmahre wieder in Formation aufgestellt und begonnen, ihn wieder mit der vollen Ladung uralter Ängste zu piesacken. Doch diesmal trafen sie ihn nicht so sicher Seite 48 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de wie sonst. Er schien ein Schutzschild zu besitzen, was sie tief frustrierte. Immer wieder prallten ihre schmuddlig-r ost i genPf ei l eani hm ab.„ Laßtgutsei n,Jungs“ ,r i efei nz i eml i chkauz i ger Gnom mit einer Havanna zwischen den Zähnen, den man vor Qualm kaum erkennen konnte. „ Geh’ ma.Denkr i eg’ nmi rspät ernoch. “Undz um er st enMale schlief Karfunkel tief, ruhig und zufrieden bis zum Morgengrauen.Auch die Angriffe gegen die Karfunkel-Werke hatten bald nach der ersten Empörung wieder nachgelassen. Schließlich waren die Bürger des Landes immer mehr damit beschäftigt, Abwrackprämienanträge einzureichen, Milliarden einzufordern, persönliche Solvenz oder Insolvenz zu beantragen und als Kassenpatient stundenlang in Wartezimmern von Ärzten, die lieber lukrativeren Beschäftigungen nachgingen, zu verbringen, um dann 3 Minuten und eine Standardspritze später wieder her ausgeschobenz uwer den:„ KommenSi ei m nächst enQuar t al wi eder ,dannsehenwi rwei t er “ . Darüber hinaus hatten gleich drei Terrororganisationen in Bekennerschreiben die Verantwortung für die Gummiattacken übernommen: Die weltweite Organisation DestroyGarlic, Chapter Alpstadt verlangte ein Verbot von Knoblauch in, auf, zwischen und unter Gerichten aller Art. Sollte die Forderung nicht erfüllt werden, würden sie alle Knoblauchpflanzen sowie alle Gerichte, die Knoblauch enthielten, luftdicht in Gummi einschließen. Die Armee zum 32.Januar orientierte sich radikal am Vorbild der Umstellung auf Sommerzeit. Sie verlangte unter Androhung, sämtliche Uhren der Welt in Gummi einzugießen, eine Reform des Gregorianischen Kalenders unter Verdoppelung aller Feiertage und Verkürzung der Tageszeit auf 8,75 Stunden. Dadurch würden die Menschen viel älter - dies beweise die Richtigkeit ihrer Forderung. Zudem seien die Wintermonate wegen der Kälte generell abzuschaffen. Der dritte Bekennerbrief war kaum leserlich und wurde im Alpbräuhaus unter einer Serviette gefunden. Zahlreiche Experten bezweifelten jedoch die Echtheit und besonders die Ernsthaftigkeit des Bekennerschreibens der Volksarmee Volle Maß. Darin war von "Scheiß Gummiadler hier" und "Maß-Losigkeit" die Rede. Mehr war nicht zu entziffern. Die Analysen der Geheimdienste brachten aber bislang keine Ergebnisse. Den Sommer über hatten die Karfunkel-Werke dadurch ungestört Zeit, sich neu auszurichten, was sie natürlich nicht taten. Dann kam der unerwartet schnell der Herbst. Vereinzelte Schneeflocken führten zu kilometerlangen Autoschlangen vor den Reifendiensten. Auch Liebig überlegte sich, ob er vielleicht doch besser gleich Schneeketten aufziehen sollte, nahm jedoch Abstand davon, weil die vom alten Auto nicht paßten. Auch die alten Winterreifen schienen nicht so recht zu passen. Der Preis von neuen haute ihn einfach um. So beschloß er, das Thema schlichtweg zu verdrängen. Es war wieder Montagmorgen und der Moderator von Radio Alpstadt tröstete seine Hörer mit denWor t en„ nurnochv i er mal auf st ehen,danni stendl i chWochenende. “FürKar f unkel sol l t e dieser Montag der Anfang vom Anfang zu werden. Eine schlechte Nachricht löste seit dem Morgen die nächste ab, und die trügerische Ruhe des Sommers hatte damit ein jähes und endgültiges Ende gefunden. Das Kreisverwaltungsreferat meldete sich an, um Bodenproben zu entnehmen, weil man giftige Substanzen im Erdreich vermutete. Zudem wollte man die ursprüngliche Nutzungserlaubnis überprüfen. Wie üblich, wurde der Vorsitzende des Bezirksausschusses Alpstadt Nordost, Friedrich Polinski-Poderer, von Freund und Feind gleichermaßen Popo genannt, manchmal schlimmer, vorgeschickt. Polinski-Poderer liebte seinen Job. Als Ingenieur unfähig und erfolglos zugleich, lief er in der Sicherheit des öffentlichen Dienstes zur vollen Form auf. Keine offizielle Veranstaltung im Seite 49 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Nordosten ohne ihn. Wenn er gerade keine Einladung hatte, nahm ihn seine Frau, die ehemalige Architektin Brigitte Poderer-Polinski, Vorsitzende des Bezirksausschusses Alpstadt Mitte, auf ihre mit. Und umgekehrt. Die Macht, die er repräsentierte und oft willkürlich ausnutzte, machte ihn glücklich. Wobei es ihm hauptsächlich um das kostenlose Essen und Trinken und um die Furcht der niederen Bürger vor ihm und seinen Entscheidungen ging. Der Rest war ihm ei gent l i ch„ wur scht “ .Aufdi esenVer anst al t ungenf andensi chst et sdi eübl i chenVer dächt i gen zusammen. Einer seiner engsten Partygenossen war ein bekannter Journalist des Alpstadt Kuriers, mit dem er so manche Flasche köpfte, solange sie kostenlos war. Nun war PolinskiPodererer noch nie bei den Karfunkel-Werken und freute sich schon auf die Bewirtung. Wahrscheinlich, so malte er es sich aus. bekäme er auch kistenweise Drogerieartikel mit. Die Weihnachtsgeschenke seiner Frau schienen somit gesichert. „ OhGot t ,derTy p, “st öhnt eKar f unkel ,al si hm Li saMot t edenBesuchf ür12Uhr ,al soz ur Essensz ei t ,ankündi gt e.„ Dasol l si chunserHausj ur i stdr um kümmer n,dasi stschl i eßl i chei ne rein rechtliche Angel egenhei t . “ „ Unddannhabenwi rnochSchr ei benv onz wei Banken.Di eHer r enHabundGi erset z enI hnen einen Termin in vier Wochen. Dann erwarten sie konkrete Ergebnisse zur Sanierung der Firma, sonst wird der Karfunkel-Kredit in eine Bad Bank transferiert. Zur Überprüfung schicken sie Ihre Unternehmensberater ins Haus, die Herren Mick Innsie und Ernst Jang. Kar f unkel wur desauer .„ OhGot t ,kaum habendi eI hr eMi l l i ar denei ngesacktundSchr ot t ausgelagert, kommen sie zu uns. Die letzten Erdnüsse auch noch eintreiben. Schreiben Sie denen, daß wir unsere Verbindlichkeiten in eine Bad Karfunkel KG ausgel ager thaben. “ „ Echt ?“r i efLi saMot t eüber r ascht . „ Quat sch.Habbi chSpässl eg' macht .Aberi chf ür cht e,j et z tmußet wasgeschehen. “I ndi esem Moment klingeltedasTel ef on.Li saMot t enahm ab.„ Kar f unkel &Ci eKG,Vor z i mmerDi r ekt or Kar f unkel ,Li saMot t eam Appar at .Waskanni chf ürSi et un?“Nachei nem kur z enMoment sagt esi e:„ Ei nenkl ei nenMoment .I chmußmal sehen,obHer rDi r ekt ori nsei nem Bür oi st . “ Obwohl si edenAnr ufpar kt e,f l üst er t esi el ei se:„ Her rAcker -Scheffelmann von der WitwenWaisen-Rentenkassen- undUnt er st üt z ungsbank“undgabi hm denHör er . „ OhGot tDER“ ,r i efKar f unkel wüt end,„ derhatmi rger adenochgef ehl t .Werv i el schef f el t , braucht nicht zu ackern, gell? Der Depp tut sich leicht. Der soll sich seine Peanuts sonst wohin st ecken! “Kar f unkel schaut eLi saMot t est ol zan,wei l i hm di esesBonmotgel ungenwar ,doch l acht esi eni cht ,sonder nwedel t ewi ewi l dmi ti hr enHänden.„ Wasi stdenn?“ Si ef l üst er t e,„ I chhabedi eLei t ungdochschonwi ederf r ei geschal t et . “ Karfunkel wurde blaß, nahm den Hörer vom Ohr und starrte ihn an. Dann hielt er ihn wieder ans Ohrundr i efbet ontj ov i al ,al swär eni cht sgeschehen:„ Kar f unkel am Appar at .I chgr üßeSie, Her rSchef f el mann,äh,Acker schef f el ,äh. . . “ Acker-Schef f el mannunt er br achi hnkühl .„ I stschongut .I chhabeger adegel acht .I chhof f e,Si e lachen auch noch in vier Wochen. Da bewerten wir unser Engagement mit Ihnen aufs Neue, wollte ich ihnen mittei l en.Undi chdenke,Si esol l t ensi chschonmal war m anz i ehen. “ „ Jaheut emor genwar ’ sschonkal t .Aberi chhabeheut eei nenwar menPol l under . . . “ „ Her rKar f unkel ,i chhabeI hnenber ei t sgesagt ,daßi chheut eschongel achthabe.Al sospar en Sie sich Ihre Witzchen. In vier Wochen sehen wir uns. Und, fast hätte ich es vergessen, ich schicke Ihnen meinen Berater, den Herrn Landberger vorbei. Der soll sich mal bei Ihnen umsehen,I chdenke,Si ehabenni cht sdagegen,oder ?Al sodannv i el Gl ück.Si ewer den’ s brauchen. “DerBankerl egt eauf . Karfunkel saß starr da und reichte Lisa Motte nur den Hörer zum Auflegen. Sie sah ihn an und war t et e,bi sKar f unkel schl i eßl i chmur mel t e„ Auwei a.Jet z twar t etAr bei taufuns.Schi ckenSi e mi rmal di eAbt ei l ungsl ei t er . “ Seite 50 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Das Tel ef onkl i ngel t eer neut .Li saMot t enahm ab.„ I hr eFr auMut t erwi l l wi ssen,woherdergr üne Sei denschal unt eri hr em Bet ther kommt . “ Kar f unkel z uckt ez usammenundschüt t el t enurv er wunder tdenKopf .„ Dasgi bt ’ sdochni cht ! “ Lisa Motte sah ihn erwartungsvoll an,bi sKar f unkel l autr i ef :„ SAGENSI EI HR. . . SAGENSI E I HR. . . ÄH. . . DASGEHTSI ENI CHTSAN! “ Der Anfang war gemacht. Seite 51 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Das Unternehmen Vorsichtig wie jeden Tag zog Karfunkel seine Schreibtischschublade auf und fand dort –nichts. Erleichtert lehnte er sich zurück, wie jeden Tag, nach den beiden Nachrichten vor Monaten, die ihn sehr beunruhigt hatten. „ I stderneueQuel l er mann-Kat al ogschonda?“ ,f r agt eersei neSekr et är i nüberdi e Sprechanlage. „ AberHer rDi r ekt or , “säusel t esi e,„ Si ewol l enmi chwohl v eräppeln? Oder haben Sie die Nachr i cht enni chtgehör t ?“ Ger ei z tr i efKar f unkel „ Wasf ürNachr i cht en“ ,dennbei di esem Themav er st anderkei nenSpaß. Waren diese Wälzer doch sein einziger wirklich Kontakt zur Außenwelt. Besonders zur weiblichen. Das Internet war für ihn ein noch unbekannteres Wesen. Di eTürgi ngauf ,undLi saMot t et änz el t eher ei n.Si el ächel t ei hnanundsagt e:„ Quel l er manni st docht ot ! “ „ Was?“ „ Konkur s,Fi ni t o,Weg,Bast aAmen. “ „ OhGot t ! “ „ Über sI nt er netkr i egenSi eheut eal l esbi sz u30Pr oz entbi l l i ger . “ „ Kr i egi chdochüber al l !Undnochmehr “ „ Eben.Unddeswegensi nddi ewahr schei nl i chauchpl ei t e“ ,phi l osophi er t eLi saMot t e. Karfunkel war verzweifelt. Und in dieser Verzweiflung füllte sich sein Büro mit den Abteilungsleitern. Karfunkel war überrascht, wie viele Abteilungen er hatte. Sein Büro sah in kurzer Zeit aus wie ein Buswartehäuschen bei Regen zur Rush-Hour . Lisa Motte schüttelte den Kopfundr i efmi tspi t z erSt i mme,sodaßesal l ehör enkonnt en:„ Mei nGot t ,waswol l enSi edenn mi tdenenda.Si esol l t ensi chmal mi tdenkompet ent enMi t ar bei t er nunt er hal t en. “ Das saß. 35 Augenpaare durchbohrten Lisa Motte. Aber Keiner wagte eine Erwiderung. Jetzt wußte er, weshalb seine Sekretärin so unbeliebt war, wie er aus den Bemerkungen seines Personals immer wieder heraushören konnte. Andere wiederum schienen sie zu lieben. „ Her rDi r ekt or ,wennsi emi tdenendannf er t i gsi nd,v er gessenSi eni cht ,Poder er -Polinski wenigstens zu begrüßen. Ich kenne ihn. Der fängt sonst an zu spinnen und macht Ihnen das Lebennochschwer er .Gl aubenSi emi r ,daskanner . “Dami tdr eht esi esi chum,l i eßei nen spöttischen Blick über die Mann- und Frauschaft kreisen und verließ aufrecht mit leicht wackelnden Hüften das Büro. Und da waren sie wieder, die Dolche, die ihr nachfolgen. „ Mei nGot t ,wasf ürei neFr au“ ,dacht esi chKar f unkel undr i efdannl auti ndi eMeut e:„ Dashat wi r kl i chkei nenSi nn.I chmöcht eabmor genAbt ei l ungf ürAbt ei l unghi erhaben. “I ndi e Spr echanl agebel l t eer :„ Fr äul ei nMot t e,i chhät t eger nebis heute Nachmittag eine Liste der Abt ei l ungenundLei t er . “ „ Ei nOr gani gr amm?“ „ Vonmi rausauchsowas. “ZurVer samml ungger i cht et ,sagt eer :„ UndSi ekönnenj et z tgehen. Wi rwer denunsi nEi nz el gespr ächenunt er hal t en. “ Mürrisch drehten sie die Damen und Herren um und verließen den Raum. Leise murmelten sie i hr eKomment ar e.„ WasderDeppwohl wi l l ?“ . . .„ I chhabemei neZei tauchni chtgest ohl en“ . . . Seite 52 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Dersol l unsi nRuhel assen“ . . . „ Derhatj et z tschondi egl ei chenAl l ür enwi esei nVat er .Wi l l den großen Chef spi el en“ . . .„ Aberderi stderChef “ . . . “ Umsoschl i mmer “ Karfunkel lehnte sich zurück. Zum Glück war jetzt die Hauptmesse gerade erst vorbei, also mußten die Orders des Kosmetik-Fachhandels für das nächste Jahr geschrieben sein. Die jährlich im Herbst stattfindende LPM, Lipide, Proteine and More, war die wichtigste Fachmesse, um die neuesten Produkte der Drogeriebranche den Einkäufern vorzustellen. Das trieb den Umsatz immer gewaltig nach oben, hatten ihm seine Leute immer versichert. Auch sein Vater hatte immer auf die LPM hingearbeitet. In den kommenden schwierigen Verhandlungen mit den Banken war das ein gutes Polster. Karfunkel hatte ein gutes Gefühl. Er rief seine Sekretärin zu sich herein. „ Fr äul ei nMot t e,gi btesschondi eZahl env onderLPM?“ „ I stdasI hrEr nst ,Her rDi r ekt or ?“ „ Nat ür l i ch! “ „ Mei nenwi rdasGl ei che?Di eLandpomer anz en-Messe?“ „ I chmei nenat ür l i chdi eMessev onl et z t erWoche“Kar f unkel wargener v t .„ Di eLPM hal t ,Lipide, Proteine and More. “ „ Al sodochdi e‚ Land-Pomeranzen-Messe’ ,ger neauch 'Lauter Plödsinnige Mitbringsel'. genannt Dasi stdochni chtI hrEr nst ! “ „ Unser eFachmessehatdochni cht smi tPl ödsi nni genMi t br i ngsel noderLandpomer anz enz u t un. “ „ Doch“ ,wi der spr achLi saMot t eener gi sch.„ Undwi e!Dagehendi eEi nkäuf erdochschonlange nicht mehr hin, seit sie immer mehr von Horden einkaufswütiger 14jähriger Pseudoeinkäuferinnen mit selbstgedruckten Visitenkarten von den Ständen weggedrängt wurden. Alle mit künstlich blonder Mähne, in knallengen Jeans, mit meterlangen künstlichen Fingernägeln, Stiefel bis zum Monster-Po und direkt darüber das Arschgeweih. Das sieht wirklich schlimm aus, besonders als geballte Masse aus dem ländlichen Umland. Und Einkäufer si ndSensi bel chen,daswi ssenSi ej a. “ „ Aberwenndi esogutei nkauf eni stdasj ai nOr dnung,oder ?“ „ DahabenSi er echt .Denpr i v at enJahr esbedar fanLi dschat t en,Li ppenst i f tundso.St ol z e2-3 St ück.UndGeschenke. “ „ Geschenke???“ “ „ Nakl ar ,i nz wi schenhatdi eChi na-Connection die Möglichkeiten entdeckt und verkaufen dort den ganzen Krempel vom Plastik-Engelchen bis zur Reisetasche zum vermeintlichen Gr oßhandel spr ei s.Di esi ndj ani chtbl öd. “ „ Kl i ngtnachBasar . “ „ Schl i mmer . “ „ Schl i mmeral sBasargehtni cht . “ „ Doch.Fr agenSi edasMesset eam. “ „ Dannschi ckenSi edi eal ser st eheut enachmi t t agr ei n. “ „ I nOr dnung,Her rDi r ekt or ,aberer schr eckenSi eni cht .Apr oposer schr ecken:j et z tmüßt enSi e mal ins Besprechungszimmer. Ich glaube, unser Polinski-Poder eri stger adegekommen. “ Seite 53 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Auwei a!Nagut ,dannbi sspät er .Mahl z ei t ! “ Karfunkel betrat das Besprechungszimmer, in dem Liebig und Polinski-Poderer schweigend am Tisch saßen. Liebig stand noch zu sehr unter dem Einfluß der Morgennachrichten und war dadurch unfähig, sich mit dem Vertreter der Stadt zu unterhalten. Small Talk war ohnehin nicht seine Stärke, dazu war er zu sehr Jurist. Würde Nopol jetzt doch den Bach runtergehen?, fragte er sich. Dann hätte er sich zu früh von seinem Wagen getrennt. Vielleicht hätte er sogar noch Geld für seinen wunderschönen Kastrat bekommen? Er konnte sein Unglück einfach nicht fassen. Und Polinski-Poderer war für ihn Symbol der Staatsmacht, die dies verbockt hatte. Er haßte ihn. Polinski-Poderer, ein etwas nach vorne gebeugter schmächtiger Mann mit Hakennase, kleinen grauen Augen und langen, knochigen Fingern wunderte sich, daß man noch nicht beim Essen sei .„ Naj a, “dacht eerbei si ch,„ z umi ndestgi bteshi erl ecker eKekseundSaf t . “Al sernachden Fl aschengr ei f enwol l t e,r i efKar f unkel hast i g„ Wol l enwi rni chtgl ei chi ndi eKant i negehen?Wi r haben gerade I ndi scheWoche.Heut egi btesCur r y wur st . “ „ Besseral sgarni cht s, “ant wor t et ePol i nksi -Poderer patzig, denn er hatte wesentlich Ausgef al l ener eser war t et .„ Undwersi ndSi e?“ „ Maxi mi l i anKar f unkel .I chbi nderDi r ekt or . “ „ Achso.Na,danngehenwi rmal . “ Schweigend gingen die drei Männer in die halbleere Kantine, wo ihnen das Aroma von Ketchup, Curry und ranzigem Fett entgegenschlug. Zuerst Karfunkel, dann Polinski-Poderer, als Schlußlicht ein frustrierter Voljurist. Doch der Vertreter der Stadt wurde nicht bedient. Er wollte schon auf einen Tisch zusteuern und seine Bestellung aufgeben, als er merkte, daß die anderen aufdi eEssensausgabez ust euer t en.„ KommenSi e“ ,r i efKar f unkel .Jedernahm si chei nTabl et t , Papierserviette, Besteck und ein Glas. Karfunkel deutete mit seinem Kopf zum Limoautomaten und ließ eine gelbliche Flüssigkeit in sein Glas laufen, ebenso Liebig, der sich inzwischen um eine Position nach vorne gearbeitet hatte, zum Schluß, total angewidert, Polinski-Poderer. Alle drei nahmen die Currywurst. Von den Alternativen 'Rindsroulade Karfunkel' (zusammengerollter Leberkäse) und 'Weekend-Sinti-Goulasch' (ein Potpourri der Gerichte der letzten Woche mit reichlich Paprika verfeinert) nahmen sie spontan Abstand. Karfunkel hielt seinen Firmenausweis über den Transponder, ebenso Liebig. Polinski-Poderer stutzte, als die Kassi er er i nl aut„ MachtFünf neunz i ch“r i ef .I r r i t i er thi el teranundsahKar f unkel undLi ebi g,di e den nächsten Resopaltisch schon angesteuert hatten, überrascht und fragend an. Karfunkel macht eei neent schul di gendeGest eundr i efderKassi er er i nz u:„ DerManni stunserGast .Der z ahl tnat ür l i chnurdenMi t ar bei t er t ar i f . “„ Nt schul l i gung,mi rsachtj ani emandwas.Macht dr ei z wei undneunz i ch,bi t t e. “ Polinski-Poderer hatte so etwas noch nie erlebt. Geld? Von IHM? Perplex kramte er in seinen Taschen, fand etwas, das nach Geld aussah und legte ein paar Münzen hin. „ Mei nHer r ,wol l ensemi chv er ar schen?Wi rhabenschondenEur o.Hamm Sedasv er schl af en? Oder glaubense ich bin auf der Brennsuppndaher g' schwommen?“ Mit hochrotem Kopf und unter allgemeinem Johlen der übrigen Kantinenbesucher hielt PolinskiPoderer ihr den Inhalt seiner Hosentasche hin. „ Dai sj aal l esdr i n“ ,r i efdi eKassi er er i n.„ Eur o,Li r e,Peset en,Mar k. . . f ehl ennurnochei npaar al t r ömi scheSest er z en,gel l ?“ Polinski-Poderer betrieb den Sport, nach verlorenen oder vergessenen Münzen in Telefonzellen und Parkautomaten zu suchen. Oft ließen auch Gäste in den Cafés der Stadt Geld neben der Tasse liegen, das er sich schnell schnappte, bevor der Ober kam. So sammelte sich mit der Zeit ein großer Schatz in seinen Hosentaschen an. Seine Hosen beulten mit der Zeit aus und hingen immer tief nach unten, was die Kids von Alpstadt bei seinem Anblick mit Anerkennung Seite 54 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de beobacht et en.„ Echtgei l “ ,dacht ensi esi ch,„ f et tkr ass,echtei nerv onuns. “Anf angsst ör t ensi e sich an der Unterhose, dann wurde sie zum Trend. Polsinski-Look. Und ihre Mütter mußten ihnen fortan nur noch Unterhosen von Spiesser kauf en,Doppel r i ppmi tEi ngr i f f .„ Wohatderdi e Super t ei l enurher ?“ ,f r agt ensi chal l e.DerFachhandel v onAl pst adtkonnt enäml i chnurdi e weiße Sorte ohne diese Designer-Löcher anbieten. „ Naal so,gehtdoch“sagt edi eKassi er er i n,di esi chdr ei 2-Euro-Münzen nahm und ihm 20 Cent rausgab. Polinski-Poderer ging grimmig zum Tisch, an dem Liebig und Karfunkel saßen. Beide wischten sich gerade den Mund ab, warfen ihre Servietten auf die verschmierten Teller und riefen unisono „ Fer t i g! “ .Pol i nski -Poderer setzte sich und schaute angewidert auf sein orangefarbenes Tablett. Wie gebannt beobachtete er, wie sich eine Blase in seiner Sauce aufbaute und mit einem dumpfen Blubb entlud und in sich zusammenfiel. Er fragte sich, was dort unten wohl lebte. Appetit hatte er keinen mehr. „ HauenSi emal t ücht i gr ei n“r i efKar f unkel „ under z ähl enSi emal ,wasSi ez uunst r ei bt . “ „ Ei gent l i chhabei chkei nenHunger “ ,ant wor t et ePol i nski -Poder ermuf f l i g.„ Kannmi rdasj emand ei npacken?Dasessei chspät er . “ „ Nakl ar “ ,r i efKar f unkel ,hast et ehi nt erdi eAusgabeundkam f r eudi gmit einer durchsichtigen Plastiktüte wieder. Polinski-Poderer bat um zwei weitere Tüten. Karfunkel ging zurück und wedelte mit den Zusatztüten. Er nahm den Teller, kippte alles in eine der Tüten, verschloß sie mit einem Knoten und überreichte Polinski-Poderer das Kunstwerk sowie die leeren Tüten. Der nahm al l esgr i mmi gi nEmpf ang.„ Fürdi eBodenpr oben.Habekei neZei tmehrf ürSi e.I chgehe nochei nbi ßchenr um,dannhör enSi ei nKür z ev onuns. “Bel ei di gtv er l i eßPol i nski -Poderer die Kantine. Karfunkel und Li ebi gsahensi chan.„ Komi scherKauz “ ,sagt eKar f unkel .Li ebi gst i ef schür f ender Komment arl aut et e:„ Hmm. . . Scho“ . Mit wirren Augen und voller Wut irrte Polinski-Poderer über das Firmengelände, bis er geeignete Objekte fand. Unter einem Ekutt TT fand er einen Tropfen Öl, der langsam zwischen den Pf l ast er st ei nenv er si cker t e.„ So,Öl hät t enwi rschonmal “ ,l ächel t eergr i mmi g,„ v er seucht es Erdreich ist kein Kavaliersdelikt. Unerlaubter Betrieb einer Gaststätte ist so gut sicher, die Lebensmittelkontrolleure schicke ich denen noch nach. Auf alle Fälle jetzt schnell auf die Toilette. Ich brauche noch jede Menge Keime. Und dann hänge ich denen noch § 36 e der Brandschutzverordnung an. Das zieht immer. Die Bude schließe ich denen. Heyden wird z uf r i edensei n. “ „ WasmachenSi edennhi er ?“Ei ngr oßeGest al tschaut ei hnan,al serunt erdem Wagen vorkroch. „ I chbi nVol l z ugsbeamt erderSt aat sanwal t schaf tundSi e?“ „ Ei neEbenehöher , “sagt ederKr anf ühr erKar l l autundmi tj ederMengeAut or i t äti nderSt i mme. Er nestelte am St eckeri nsei nem r echt enOhr .„ I chgl aube,Si egehenj et z tbesser . “ „ Ja,schongut .Dar fi chnochaufdi eToi l et t e?“f r agt ePol i nski -Poderer devot. „ WennSi ez uHauseei nehaben,j a. “ Mißmutig, mit hochgezogenen Schultern, den Kopf gesenkt, verließ Polinski-Poderer mit drei prallgefüllten Plastiktüten das Firmengelände und stellte sich an die Bushaltestelle. Er hatte sich zwar von Jahren ein Auto gekauft, aber schließlich durfte er ja kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Besonders wenn es nur drei Kilometer Luftlinie bis zum Büro waren. Währ enderaufdenBuswar t et e,l i eßerdi eLandschaf taufsi chwi r ken.„ Undwennwi rdi eni cht so wegkriegen, dann bauen wir eine Straßenbahnlinie hierher. Wundert mich, daß die noch so ganz ohne Oberleitung leben dürfen. Genau! Genial! Baustelle vor den Firmentoren. Da hätte Seite 55 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de ich ja gleich draufkommen können. Das wird die fertigmachen. Und gleichzeitig monatelange Mar ki er ungsar bei t enanderAut obahnausf ahr t .Hey denwi r dbegei st er tsei n! “Erf r eut esi ch schon auf das Gesicht seines Chefs, wenn er in eineinhalb Stunden in seinem Büro sein würde. So kam es dann auch. Heyden war höchst erfreut über den Bericht seines Helfers und wies gleich das Baureferat an, Planungsarbeiten zum Bau einer äußerst wichtigen Tramlinie zu beginnen. Die Autobahnausfahrt wurde schon mal prophylaktisch gesperrt. Das städtische Labor analysierte sofort die Bodenproben und hatte zwei Tage Zeit, einen objetiven und vernichtenden Bericht anzufertigen. Auch das Kreisverwaltungsreferat befaßte sich umgehend mit der Frage, ob Karfunkel so ganz „ ohneAnbr i ngungei nesSchi l deshi nwei sendaufdenBet r ei berei neBet r i ebsst ät t ez ur Herstellung, Verbreitung oder Verkauf zum Zwecke des Verzehrs von Backwaren sowie Speisen und Getränke in halböffentlichen Räumen mit dem Ziel, diese hergestellten oder vertriebenen Lebensmittel oder Getränke an ein abhängiges Publikum unter Einbeziehung monetärer Ver t r i ebswegez uv er mi t t el n. “Schonderf ehl endeAushangderÖf f nungsz ei t ensol l t ez uei ner empfindlichen Geldbuße führen. Dann erging noch eine Aktennotiz an das Finanzamt Alpstadt V mit der Bitte um Prüfung der Frage, ob die Differenz aus den Preisrabatten für Mitarbeiter als Geldwerter Vorteil zu versteuern sei. Diese komplizierte juristische Frage beabsichtigte der zuständige Referent am Abendmi tsei nenKol l egenaufdem „ Banket tderl angenBeschei de“di skut i er en,ei ner monatlichen Veranstaltung des Verbandes der Steuerberater im Alpstädter Hof, der immer sehr gut besucht war, weil es hier kostenlos die besten Speisen und Getränke gab, während man im Nebensaal Referate besuchen konnte (leider gab es jedoch stets weder Referenten noch Interessenten). Natürlich sprach der Mitarbeiter des Finanzamtes an diesem Abend doch nicht mit seinen Kollegen, da er strikt Beruf und Vergnügen trennen wollte, um nicht in einen Interessenskonflikt zu geraten. Das Thema erledigte sich mit dem Rundschreiben seines Abt ei l ungsl ei t er s,i ndem di eWei sunganal l eRef er ent ener gi ng:„ Al l esr ei nhol enwogeht “ . Auch hier war der Anfang gemacht. Karfunkel und Liebig standen noch lange am Kantinenausgang, bis Karfunkel schließlich das Wor ter gr i f f :„ Xav i ,i chsag' sdi r .Jet z tmußet wasgeschehen.I chst ehemi tdem Rückenz ur Wand. “ „ Di ei stausRi gi ps. “ „ Was?“ „ I ssneRi gi ps-Wand, Funki. Mußtduv or si cht i gsei n. “ „ OhGot t ,wei ßtduei gent l i ch,wov oni chspr eche?“ „ VonWänden?“ „ Nei n,v onunser enPr obl emen,duDepp. “ „ Habi chauch.Hastduwi r kl i chni chtmei nj ur i st i schesVi deogef unden?Dasbr auchei ch dr i ngend. “ „ Höraufmi tdei nem Quat sch. Ich gehe jetzt in mein Büro. Das Messeteam kommt zum Rappor t . “ Auf dem Weg zu seinem Büro begegnete er dem Pförtner, der eigentlich in der Einfahrt seinen Di enstv er r i cht ensol l t e.„ WasmachenSi edennhi er ?Werst ehtj et z tunt en?“ „ Mei nePr akt i kant i n,Her rDi r ekt or “ ,ent gegnet ederPf ör t ner . „ Pr akt i kant i n???“ Seite 56 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Jaj l aubenSi e,i chkanndai mmernuri nmei nem Häusckensi t z en?Pr akt i kant enst el l ensi nd sei tei ni genJahr ensehrbej ehr t . “ „ Auwei a“ ,dacht esi chKar f unkel undf r agt edenPf ör t ner .„ Aberwoi chSie gerade treffe. Was ist denndamal sausderVi deoauf z ei chnunggewor den?“ „ Jamei ,Her rDi r ekt or .Dasi stso' neSache.I chwol l t eSi edami tei j ent l i chj arni chtbel ast en. Also wissense, mein Schwager, hat das Zeug am nächsten Tag wieder abjebaut, weil er das alles zur Überwachung seiner Frau im Haushalt einsetzen wollte. Das war blöd. Ich hab das natierlich sofort meiner Schwester erzählt. Und jetzt habe ich keen Schwager mehr. Nur noch nen Ex-Schwager .Undderr edetni chmehrmi tmi r . “ „ Aberei nenTaghat t enSi edochauf gez ei chnet .Wardawasz usehen?“ ,f r agt eKar f unkel mi t Unschuldsmiene. „ Naj a“ ,wandsi chderPf ör t ner .„ Naj ascho.Aberi chwi l l I hnenni ch’ bel ast en. “ „ Jet z tr edenSi eschon“ ,wur deKar f unkel ungedul di g.„ I chhabeni chtdenganz enTagZei t . “ „ Al soaufdem Vi deowarunserI nnenhofz usähn.Warkomi sch,wei l unser eKamer aj aei j ent l i ch fixiert war, hier wurde aber ständig jezoomt und die Position –in jeder Hinsicht –jewechselt. Die Kammera muß jemand abjenommen haben, denk ich. Also jedenfalls waren da Damen drauf. Nackte Damen. In Richterroben. In offenen Richterroben. Im Wind. Und dann noch die Ur t ei l sv er kündi gung. “ „ Ver ur t ei l ung?“ „ Ja,z uPei t schenhi ebenundSchl i mmer em.Al soi chwi l l j adani chsoi nsDet ai l j ehen,obwohl man bei denDamendi eDet ai l si nal l enJr ößensah.Jenauwi ebeem Anj ekl agt en. “ „ Angekl agt en?“ „ Ja,dem anschl i eßendnackt enAnj ekl agt en,al soei j ent l i chVer ur t ei l t en,dermi ri r j endwi e bekannt vorkam. Na ja, zum Schluß waren die alle über und unter ihm. Schreckliche Jeschichte. Der arme Mann. Ich habe mir das Janze schon oft anjesehen. Ich meine, ich schaue eijentlich nur, ob man im Hinterjrund nicht doch was über Aktivitäten auf unserem scheenen Jelände sieht. Muß ich noch öfter tun. Ich habe da immer so ein Jefühl. Also so ein Jefühl, als ob da noch was kommt. Ich berichte Ihnen, wenn ich was entdecke. Ist doch in Ordnung, Chef, jell? Man ist halt immer im Dienst. Manchmal nehme ich mir das Ding nach Hause mit. Aber kene Sorje. Das schreibe ich nicht als Überstundenauf ,Chef f e. “ Damit drehte dich der Pförtner um und hastete eilig den Gang entlang. "Muß zur Praktikantin", rief er zurück. Kar f unkel at met eschwer ,wei l sei nePhant asi emi t gear bei t ethat t e.„ Xav i ,Xav i , “dacht eersi ch, „ daskanndochni chtsei n! “ In sei nem Bür oangekommen,l ächel t ei hnLi saMot t eanundsagt e:„ Mahl z ei t ,Her rDi r ekt or . DasMessegeschwaderwar t etschonaufSi e. “ Er öffnete seine Tür und blickte auf 10 Frauen. Alle mit künstlich blonder Mähne, in knallengen Jeans, mit meterlangen künstlichen Fingernägeln, Stiefel bis zum Monster-Po und direkt darüber das Arschgeweih. Karfunkel erstarrte. „ Mahl z ei t ! “r i eferschl i eßl i chdenDamenz u,di esi chi hm gel angwei l tz uwandt en.„ I chwol l t e eigentlich nur die Abteilungsleitung, nicht das gesamte Messegeschwa. . . äh. . Team. “ „ Nat ür l i ch“ ,sagt eschl i eßl i chei nederDamenkaugummi kauend.„ Si ndwi r . “ „ Al l eDamenhi er ?“ Seite 57 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Kl ar !Si ndj av i el eAuf gaben,di edi eAbt ei l ungenmachenmüssen.Dahabenwi rj ai mmernur ei nJahrZei t . “ „ Aberdashabenf r üherdochgenau3DamenausderÖf f ent l i chkei t sar bei tnebenhergemacht . “ „ Jamei ,daswarf r üher .Di edr ei Zi ckenhabenwi ral ser st esv om Per sonal chefent sor gen lassen. Des wird halt auch immer mehr Arbeit. Zum Glück haben unsere Mitarbeiterinnen genügend Praktikantinnen“ ,sagt ederKaugummi . „ Wasf ürAbt ei l ungen?“ DerKaugummi wi esnachei nanderaufdi eent spr echendenKol l egi nnen:„ Wi rgehör enal soz ur Haupt abt ei l ung‚ Messedur chf ühr ung’ .Undhi ersi nddi eAbt ei l ungenVorbereitung, Durchführung, Bewirtung, Begrüßung, Auftragswesen, Reinigung, Design, Aufbauüberwachung, Abbauüberwachung. Und ich für Persönliche Betreuung. “ „ Per sönl i cheBet r euung?“ „ Nakl ar , “kaut edi eAbt ei l ungsl ei t er i n,„ wennSi ez um Bei spi el kämen.OderderGünt her ,äh, al soderHer rMül l er “ . „ Wel cherMül ler? Der von der Entwicklung, der vom Marketing oder der Leiter Per sonal abt ei l ung?“ „ Nat ür l i chderPer sonal -Müller. Der ist immer besonders scharf, äh, schwierig. Der will natürlich per sönl i chbet r eutwer den. “ „ Aha, “r unz el t eKar f unkel di eSt i r n.„ Habemi ch schon gewundert, daß unsere Personalkosten exorbitant steigen. Aber nochmal zurück zu den früheren Damen. Wie wurden die denn ' ent sor gt ' ?“ „ Fr agenSi edasdenGünt h. . . ähHer r nMül l er .Aberi chgl aube,di eSenf st engel hatsi chaufder letzten Messe einen derKundenkeksegenommenundwur def r i st l osgef euer t . “ „ Kekseschei nenunserbesonder esPr obl em z usei n“ ,mur mel t eKar f unkel konst er ni er t . „ Naj aunddi eWei ßmann-Bröckelmann wurde hysterisch. Hat den Herrn Müller vor allen Leuten angebrüllt, sie werde hier gemobbt und er sei ein Idiot. Da konnte er ihr null Problemo wegen dem z er r üt t et enVer t r auensv er häl t ni sf r i st l oskündi gen.Warechtgei l ! “ „ Wunder tmi ch,daßsi eni chtz umi rkam.Wi rkamenei gent l i chi mmergutaus. “ „ Dashaterechtsupi gemacht .Hatdi e alte Schnepfe sofort freigestellt und ihr in Ihrem Namen Hausverbot erteilt. So konnte sie sich von niemandem mehr verabschieden und herumhetzen. Hatj aauchj edergemer kt ,daßdi et ot al depr essi vwar . “ „ I chgl aube,i chwer desi enachheranr uf en.Unddepr essi vwarsi egar ant i er tni cht “ ,pr ot est i er t e Karfunkel, der innerlich immer angespannter wurde. Er merkte plötzlich, daß so viele Dinge an ihm vorbeigegangen waren. Er mochte die drei Frauen, besonders die Weißmann-Bröckelmann. So hatte er sich seine Mutter immer gewünscht. „ Naj a.Anr uf enkönnenSi edi eTant ewohl ni chtmehr . “ „ Wi eso?“ „ I chhabedochgesagt ,daßdi et ot al depr i war .Di ehatsi chdochgl ei chdanachv ordi eneue Tram an der Alpstädter Gleichheit geworfen. Ausgerechnet bei der Jungfernfahrt. Hat allen Besuchern den Spaß verdorben. Aber so biestig war sie ja schon immer. Identifiziert haben sie di ej aer stl et z t eWoche.Undv or gest er nhabensi esi eei ngebuddel t . “ Kar f unkel warschocki er t .„ Warj emandv onderFi r mada?Habenwi rei nenKr anzgeschi ckt ?“ Seite 58 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Nat ür l i chni cht , “sagt edi eBl ondi neer bost .„ Bei soei ner .UndderGün. . . derHer rMül l erhat gesagt, daß wir das nicht brauchen. Weil die ja gar nicht mehr bei uns war. Und dann hat er mit Ihrer Mutter gesprochen. Und die wollte das aus Kostengr ündenauchni cht . “ Kar f unkel z i t t er t e.„ UndFr auBr ömmel ?“ „ Di eTussi hati hrHandyauf gel aden. “ „ Ja,und,wasi stpassi er t ?I stesexpl odi er t .Oderwas?“ „ Si ehatsi chhal ter wi schenl assen.Wi rhamm dasgesehenunddenHer r nMül l eranger uf en. Der ist hal tdanngekommenundhatesauchgl ei chmi tei genenAugengesehen. “ „ Jet z tr edenSi eschon.Wasi stpassi er t ?“ „ Wi ssenSi edoch.St r omdi ebst ahl .I hr eFr auMut t erwarauchz i eml i chsauer .Und–ratzfatz – war die Brömmel weg. Alles juristisch abgesichert. Zum Glück hamm wir den Dr. Liebig. Und j et z tv er suchenwi r ,esbesserz umachen. “ „ Ver suchen?“ „ Naj a.I sshal tsov i el Ar bei t .Wi rbr auchenhal tmehrPer sonal . “Si enahm angewi der tden Kaugummi ausdem Mund.„ Di eschmeckenhal tei nf achnachei nergewi ssenZei tSchei ße. “Si e schaute umher und suchte einen Platz zum Andocken. Di eTürgi ngauf ,undsei neSekr et är i nr i ef :„ Her rDi r ekt or ,denkenSi eanI hr enTer mi n! “ „ Wi e,weshal b,wasf ürei nenTer mi n. “Danndämmer t ei hm dergeni al eSchachz ugv onFr äul ei n Motte, i hnv ondenDamenl osz uei sen.„ Achj a,st i mmt .Kommegl ei ch“ ,r i eferdankbar .Al ser zurückblickte, entdeckte er mit Grausen, daß der Kaugummi verschwunden war. Verstohlen scannte Karfunkel die Griffnähe der Abteilungsleiterin, konnte aber den Kaugummi nicht entdecken. „ Al sogut , “spr achermi tl aut erSt i mme.„ Dannhät t ei chger nemal denschr i f t l i chenRepor tv on derMesse.Al l eSt at i st i kenderEnt wi ckl ungderl et z t enJahr emi tGr af i kenundal l em.„ Er schaute die Mädels an und konnte keine entdecken, die irgendwelche Ordner oder Papiere bei sich hätte. Die Mädels schauten sich entgeistert an, dann ihn, dann zuckten sie mit den Achseln, bis eine sprach. „ Häh??“ „ Si ehabenmi chdochv er st anden,oder ?“ „ Häh?„ St at i st en?Gr af i was?“ „ I r gendei nederDamenoderMi t ar bei t er i nnenwi r ddochwohl ei nenBer i chtv er f aßthaben! “ Die Damen sahen sich wieder sprachlos an. „ Oderv i el l ei chtdi ePr akt i kant i nnen?“ Die Sprecherin der Abteilungsleiterinnen baute sich vor Karfunkel auf, verschränkte ihre Arme undr i efer bost :„ Was sollen wir denn sonst noch machen. Sie machen mir Spaß. Bloß weil Sie der Chef sind, brauchen Sie uns gewiß nicht knechten. Das hat auch der Günther gesagt. Da habi chkei neAngstv orI hnen. “ „ Aha, “f i el i hrKar f unkel sar kast i schi nsWor t ,„ dannkannv i elleicht die Dame in ein paar Worten z usammenf assen,wi esi egl aubt ,daßdi eMessev i el l ei chtei ni ger maßengel auf eni st ?“ „ Soi stschonbesser , “sagt esi e.„ Al sogutwar ` s.Wi rhabenj edeMengev er kauf t “ . Seite 59 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Wi ehochwar–so ungefähr –die Summe der Bestellungen?“ „ Nee,wi rhamm l i ebergl ei chv er kauf t .I ssdochbesser ,dasGel dgl ei chz uhamm,oder ?Bi sauf die eine, die kein Geld dabei hatte. Der müssen wir die Karfunkel-Creme nachschicken. Naja, so Si ebent ausend,denkei ch. “ „ Was?Undwi ev i el habendi eander env er kauf t ?“ „ Wasgl aubenSi e?Di eSummehabenwi ral l ez usammengeschaf f t .Tol l ,gel l ?“ „ Tol l , “r i efKar f unkel sar kast i sch.„ ZehnAbt ei l ungener wi r t schaf t ensi ebent ausendEur oUmsat z . Die Messekosten schätze ich auf fünfzehntausend, plus Werbung und Gehälter. Wahrscheinlich hatdi eMar ket i ngabt ei l ungauchz ugear bei t et ,oder ?“ „ Nee,di ehabendasnat ür l i chaußerHausgegeben.Mußj aauchpr of essi onel l sei n,gel l ?“ „ Achj a,nat ür l i ch,dannkommtdaauchnochei nBat z enGel dhi nz u.Oderbesser' weg' . “ „ Nakl ar ,aberdasi stj aschl i eßl i chauchkost enl osf ürSi e“ .Di eBl ondi newur dewi ederpampi g. „ DaskönnenSi ej aschl i eßl i chabset z en.Kost etal soni x.Wi eunser emi ckr i genGehäl t er . “ „ Ach, “spr achKar f unkel l ei se,undsei nHer zschl ugganzschnel l ,„ sol l i ch Ihre Gehälter er höhen?“ „ AUJA! .Tol l ! “ ,j ubel t enz ehnBl ondi nenl autunder r egt . „ I chdenke,Si ehör ennochv onmi r .Undj et z tbi t t ei chSi e,mei nBür oz uv er l assen. “ Die zehn Teamleiterinnen drehten sich gleichzeitig um und tippelten schnatternd in ihre Büros. „ Tol l ,deri ssj at ol l . “„ Genau,gar ni chwi ederGünni i mmersagt . “„ Haat eAaabei tz ahl t si chhal t aus. “„ Wer maj et zr ei ch?“ Und alle träumten sie die folgenden Tage von ihrem vermeintlichen neuen Glück. Karfunkel war froh, endlich allein zu sein. Er ging zu seiner Sitzgruppe aus Kunstleder, die ihm seine Mutter vor zehn Jahren ausgesucht hatte, und ließ sich in einen der Sessel fallen. Das tat weh,abererbr aucht edasj et z t .„ Schmer zl äßtei nendasLebenspür en“ ,dacht eersi ch.„ Aber ich will keinenSchmer zmehr . “Erv er sanki nGedanken,i nschr eckl i chenGedankenundt atsi ch sehr, sehr leid. Er kuschelte sich so gut es ging in den harten Sessel von HIMIWE (HinfahrenMitnehmen-Wegschmeißen), begrub sein Gesicht in seinen Händen und versuchte, zur Ruhe zu kommen. Er hörte ein Geräusch und wollte sich schnell an der Tischplatte wieder hochziehen. Da spürte er von der Unterseite etwas Weiches an seiner rechten Hand. Etwas Klebrig-Weiches. Und er wußte, was es war. Sofort verspürte er auch das vertrauteBr ennenanderOber l i ppe.„ OhGot t “ , dacht eer .„ Er stdasMessegeschwader ,dannderKaugummi ,undz ugut erLet z tauchnoch Herpes. Er versuchte zunächst, mit einem Taschentuch die Reste des Kaugummis abzuwischen, dann nahm er seine Salbe und schmierte sich seine Lippe ein. Ganz gedankenversunken verfluchte er die Mädels von vorhin und schmiedete Rachepläne, so daß er alles andere um sich herum vergaß. Und so fuhr er zusammen, als er eine feste Stimme hinter sich hörte: „ So,i chgl aube,daswargenugReal i t ätf ürheut e,oder ?“ Karfunkel drehte sich um und sah seine Sekretärin in der Tür stehen. „ Si ehabenj agl ei chf astmi tdem Schwer st enbegonnen. “ „ I chgl aube,schl i mmerkannesgarni chtwer den. “ Seite 60 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Lisa Motte sah ihn mitleidig an. Sehr lange sah sie ihm in die Augen. Dann sagte sie leise: „ Doch“ „ Auwei a,wi r kl i ch?“ „ Sehrwi r kl i ch.I chhof f e,Si eschaf f en' s.I chmußj et z tgehen,undSi esol l t enj et z tauchgehen. “ „ Si ehaben' sgut .Si ehabenj emanden,deraufSi ewar t et . “ „ I hrMut t erwar t etdochsi cheraufSi e! “ „ Genau,daskommtauchnochhi nz u.Daswi ssenSi edoch. “ „ Ent schul di gung,daswarni chtnet tv onmi r .Aberi chbi nauchei nweni gger ei z t .Daf i ndetman j emandenf ür ' sLeben,unddannwi r d’ skomi sch. “ „ Wi ekomi sch?“ „ Achderv er schi ebtdauer nddenHochzeitstermin, ist selten mal da. Das ändert sich alles, sagt er ,wennersei nengr oßenDeal gemachthat .Dannkommtergr oßr aus,sagter . “ „ Wasmachterber uf l i ch?“ „ Wei ßni cht .I chdenke,deri stbei m Gehei mdi enst . “Hatof tmal soei nSpi r al kabel i m Ohr . “ „ Naj a, “sagt eKar f unkel wi ssend.„ Hör thal tRadi oAl pst adt .Machensi eal l e. “ „ Echt ?I chdacht eschon,daßerander eabhör t .Odergarmi tander enMädel schat t et .' Ohr al sex' sagtman,gl aubei chdaz u. “ „ Nee,derhör tgar ant i er tnurRadi oAl pst adt .I stheute voll angesagt. Hören sogar unsere Leute bei derAr bei t .Kar l ,derKr anf ühr er ,z um Bei spi el . “ „ Weri stdas?Wi rhabendochgarkei nenKr an! “ ,sagt esi eganzer st aunt . „ Si ewi ssendochsonstal l es! “ „ Aberdenkennei chni cht !Mor genf r agei chmal nach,wer das sein soll. Sonst geht doch alles übermei n. . . äh. . . I hr enSchr ei bt i sch!Aberj et z tmußi chgehen.Bi smor gendann.Tschüss“ .Si e warf ihm einen letzten mitleidigen Blick zu, drehte sich um, trat einen Schritt vor und prallte auf den dicken Bauch von Otto Otto, dem Betriebsratsvorsitzenden. Si eschüt t el t edenKopfundschaut ei hnv or wur f sv ol l an.„ Si ehabendochgarkei nenTer mi n. Wol l enSi emor genwi eder kommen?DerHer rDi r ekt ormußj et z tweg. “ „ I stschongut ,Fr äul ei nMot t e“ ,beschwi cht i gt eKar f unkel .„ Dasschaf f ei chheut eauchnoch. “ „ Gut ,wi eSi emei nen.Dannbi smor gen! “Bei m Hi nausgehenz i scht esi eHer r nOt t ogi f t i gan:„ Na gut ,Si ehabenexaktf ünfMi nut en. “ „ Al so,Her rOt t o,waskanni chf ürSi et un?“ „ Si edür f enauchOt t oz umi rsagen. “Erhat t e diesen Witz schon Millionen Mal angebracht, und niemand hat jemals darüber gelacht. Nur seine Eltern hatten sich tagelang vor Lachen gebogen, al ssi ebeschl ossen,i hm di esenNamenz uv er passen.„ Al so,esi stso,daßwi ral l emehrGel d br auchen. “ „ I chauch. “ Seite 61 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Nee,i m Er nst ,undi chhabedasoei neI dee.Wi ssenSi e,wennwi rj et z tdochi nChi na produzieren, wird ja alles billiger. Und da bleibt ja auch mehr übrig. Und das könnten Sie ja an uns auszahlen. Wenigstens zum Teil. Den Rest können Sie ja selbst behal t en. “ „ Daswunder tmi chbei I hnen.Damüßt enwi rj agl ei chz ei t i gPer sonal v er r i nger n.UndSi eal s Bet r i ebsr at ?“ „ Kei nPr obl em.Wi ssenSi e,bet r i ebsbedi ngt eKündi gungengehenkl ar . “ „ Achso?“ „ Kl ar o! “Ot t ogr i nst eundsahsi chsei nem Zi el ei nSt ücknäher : unkündbar und jede Menge Zaster. „ Undwaswi r dausdenEnt l asseneni ndi eserschwer enZei t ?“ „ Mei ,di ekönnenj anachChi nagehen“ ,l acht eer .„ Dor tgi bt ’ sJobsi nHül l eundFül l e.Genau das isses! Wir verlagern die Produktion nach China und jeder darf mitgehen. Das iss ja dann ne einfache Änderungskündigung, gell? Da müssen Sie noch nicht mal richtig kündigen! Das iss ja wi e’ nUmz ug. “ „ Unddannhabenwi rnurnochei nbi ßchenVer wal t unghi er ,gel l ?“ ,pr ov oz i er t eKar f unkel . „ Genau“ . „ Soweni gPer sonal ,daßwi rauchkei nenBet r i ebsr atmehrbr auchen?“ Ot t oOt t owur debl ei ch.„ Schei ße,Her rDi r ekt or .Sor adi kal müssensedasauchni chtunbedi ngt machen,oder ?“ „ Doch.Wennschon,dennschon. “ „ Warj anurei nVor schl ach.Tschul l i gung.WarneSchnapsi dee.Ver gessen Sie's einfach, Herr Di r ekt or . “Ersahaufsei neUhr .„ Mußj et z tgehen,sonstkr i eg' i chSchwi er i gkei t en.Di ef ünf Mi nut ensi ndschonv or bei . “Hef t i gst ür mt eerausdem Bür o.„ SchönAhmdnoch“ ,hör t e Karfunkel ihn noch aus dem Vorzimmer rufen. Dann wurde es still. Karfunkel sammelte schnell seine Unterlagen zusammen, um sie über Nacht wie üblich in die obere Schreibtischschublade zu geben. Einmal hatte er es vergessen und mußte am nächsten Tag feststellen, daß die Putzfrau offensichtlich über alle herumliegenden Gegenstände nass rüberwischt. Seitdem war er sehr gewissenhaft. Da war es wieder. Er traute seinen Augen nicht. Heute morgen war noch alles in Ordnung und jetzt? Mit zitternden Fingern nahm er das Blatt aus der Schublade und faltete es auseinander. „ Rührni chtsov i el r um.Vat i . “ Entsetzt schmiß Karfunkel alle Unterlagen in die Schublade, steckte das Blatt in seine Hosentasche und rannte aus dem Büro. Am Parkplatz stieg er in seinen AMW und brauste verwirrt nach Hause. Alle möglichen Gedanken schossen durch seinen Kopf. Konnte das sein? Lebte Vati noch? Wie war das damals? Vati hatte seinerzeit abends die Wohnung verlassen, um sich Zigarren zu holen. Seltsamerweise war der Humidor randvoll. Karfunkel junior war an dem Abend oben in seinem Zimmer und hatte Cassetten mit dem Kopfhörer gehört. Nach dem Essen mußte er immer in sein Zimmer gehen und manchmal Kopfhörer aufsetzen. Mutti hatte immer beteuert, daß sonst nichts vorgefallen sei. Aber sie hatte ausgesagt, daß sie mit ihrem Mann an diesem Abend wie üblich auf der Wohnzimmercouch gekuschelt hatte, als er plötzlich aufstand und die Wohnung verließ. Ohne Schuhe und Mantel. Sein Wagen stand ebenfalls unberührt in der Garage. Als man nach einem Jahr eine vermoderte Leiche im Park fand, die in Statur Karfunkel senior ähnelte, erklärte man seinen Vater für tot. Und jetzt diese Nachrichten. Seite 62 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de An einer roten Ampel zog er den verknüllten Zettel heraus und stierte nochmals drauf. Eindeutig Vatis Handschrift! Beim Weglegen schaute Karfunkel auf das Armaturenbrett und erschrak noch mehr. Eine gelbe Lampe! Das sollte nichts Gutes bedeuten. Wie ein Pilot checkte Karfunkel die Instrumente.Und dann sah er auf dem Kilometerstand die Bescherung und hoffte, es sei noch nichts geschehen. Hatte er doch beim Studium der Betriebsanleitung gelesen, daß so ein Tr i ebwer kgut e1bi s2Li t erÖl auf1000Ki l omet erbenöt i genkönnt e.„ Auwei a“ ,z uckt eer z usammenundsahaufsei neCheckl i st eaufderMi t t el konsol e,„ sei tKi l omet er4523ni chtmehr kont r ol l i er t .Undj et z tsi nd’ sschon7804!Dasmußj et z tschnel l gehen! “ Er schaute hektisch umher und sah in einer Seitenstraße, nach innen versetzt, eine kleine, notdürftig beleuchtete Tankstelle. Er gab Vollgas, bog scharf rechts in die Straße ab, hörte ein quietschendes Geräusch und wunderte sich über einen Radler, der laut schimpfend am Boden l ag.„ Sol cheRüpel “ ,dacht eersi chundschüt t el t edenKopf .„ Radf ahr ensol l t ev er bot enwer den f ürsol chehi r nl osenDeppen“ . Er fuhr an die erste von vier Zapfsäulen, die SUPER PLUS versprach. Dann schaltete er den Mot orab.Er l ei cht er tr i efKar f unkel :„ GERADENOCHGESCHAFFT! “ Seite 63 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Wartungsarbeiten „ Bei derGel egenhei tkanni chauchgl ei cht anken, “dacht esi chKar f unkel undüber l egt eschar f . Normalerweise sorgte der Fuhrparkmanager dafür, daß alle Firmenfahrzeuge getankt und gewartet wurden. Doch der war seit vier Wochen in Urlaub, und Karfunkel wußte nicht, wann er wi eder kommenwür de.„ SchönesneuesJahr “hat t eeri hndem Pf ör t nerdamal sz um Abschi ed noch zurufen hören, aber er wußte nicht, ob das ein Witz war. Diesel? Normalbenzin, Super? Super Plus? Karfunkel war verwirrt. Also nahm er das teuerste. Diesel kam sowieso nicht in Frage. Er hatte ja schließlich einen AMW und kein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug! Nach ein paar Minuten hatte er begriffen, wie man den Tankdeckel öffnet, und schon gluckerte der wertvolle Saft in einen hungrigen Tank. Sorgfältig schloß er anschließend den Deckel wieder und kontrollierte ihn mindestens zehn Mal. Schließlich wollte er ja nicht explodieren. Karfunkel hatte mächtig Angst vor brennbaren Gegenständen, ob flüssig oder gasförmig. Dann kontrollierte er mehrfach, ob er seinen Wagen wirklich verschlossen hatte und ging schließlich in den kleinen Verkaufsraum mit Imbissecke, in dem ihn der unrasierte Tankwart im speckigen karierten Flanellhemd bereits erwartete. Karfunkel öffnete die Tür, betrat den Raum und schloß die Tür hinter sich. Es war düster, und hier roch es nach altem Maschinenöl, ranzigem Fett und Kurzschluß. Karfunkel kannte Tankstellen nur aus amerikanischen Filmen. Die waren total anders. Da tummelten sich meistens junge Männer und leichtbekleidete Damen und scherzten miteinander, besonders in der Waschstraße. Selbst die gab es hier nicht. Oder junge Männer stürmten mit Pudelmützen und Pumpguns in einen grell-hellen Verkaufsraum und schossen alles zu Klump, bis sie selbst dran waren, weil der picklige Tankwart der bessere Psychopath war. Verdattert über diesen unerwarteten Anblick hier blieb Karfunkel zunächst stehen und sah sich um. Die Regalböden waren dunkel, fast alle Waren mit ei nerf l ocki genSchi chtüber z ogen.I nder„ Del i ckat esenEcke“v er bogensi chbr aunf l ecki geBockwür st ei nei nem Glastopf. Der Senf im braunen Steinguttopf war von tiefen Rissen durchzogen. Eine große Glasschale, auf deren Boden sich Kümmel, Mohn, tote Fliegen, Brotkrümel, Wollmäuse und Schimmel ein Stelldichein gaben, beherbergte sieben mehr oder weniger stark verformte Sternsemmeln. Karfunkel nahm schnell Abstand vom spont anenGedanken,hi erei neMahl z ei tz usi chz unehmen.„ Danndochl i eberz uMut t i , “dacht e ersi ch.„ Di ewi r dmi chv i el l ei chtni chtumbr i ngen.Oh,Got t ,i chsol l t ehi erni chtwi eangewur z el t st ehenbl ei ben. “Erwußt egarni cht ,wi enaheersi chdami tandi ebi t t er eWahr hei ther andacht e. Er versucht, an den Tresen zu gehen. Doch er bleib stehen. Wie angewurzelt? Nein, wirklich angewurzelt. Er verstand nicht, was los war. Er versuchte es erneut. Fehlanzeige. Und nochmal. Jetzt wäre er fast hingefallen. Aber jetzt. Mit Gewalt versuchte er es erneut und kam endlich frei. Aber irgendwas war dennoch geschehen. Er hinkte plötzlich. Er lief die drei Schritte auf den Tr esenz uunddr eht esi chum.„ Deshal b“ ,dacht eersi ch.Sei nr echt erSchuhwar zurückgeblieben. Er ging zurück, riß ihn mit Gewalt von seiner Verankerung und zog ihn wieder an. „ Tach,habv or hi nf r i schgewi scht .UndgenauanderSt el l ei stmal neCol af l ascher unt er gef al l en letzt's Jahr, glaub ich. Wenn'se wolln entsorg' ich Ihre Sohle dort. Oder wolln Sie mich v er kl aken?Si ndSi eRi cht er ?“ Karfunkel ging zurück und zog angewi der tauchdi eSohl eab.„ Nei n,bi nFabr i kant “ „ I sgut .Machtsi ebenundneunz i gdr ei unddr ei ßi g.Hamm' sespassend“ ?Erschaut eKar f unkel an. Seite 64 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ I chz ahl emi tKar t e.Aberei gent l i chwol l t ei chnochwasander es. “ „ DasKl oi sthi nt en. “Err ei cht eKar f unkel ei nen Schlüssel, der an einem ein zwei Meter langen Schiffstau hing, das Karfunkel gebannt anstarrte. Die Leute hamm den Schlüssel immer mitgenommen. So kamma den nich' mehr vergess'n, gell? Wer hat schon so ne große Hosentasche, außer vielleicht Schnotti Tischler, wissens scho, derbel i ebt ebel ei bt eKomi ker .Kennensesi cher . “ Kar f unkel schüt t el t esei nenKopf .„ Nee,i chbr auchnochei nÖl . “ Das Gesicht des Tankwarts erhellte sich. Das war sein Glückstag! Normalerweise tankten die Leute bei ihm gerade mal ein paar Liter Diesel, um zu einer Tankstelle mit normalen Preisen zu kommen, denn er lag immer mindestens 5 Cent pro Liter höher als seine Kollegen. Und in Wirklichkeit hatte er nur zwei Tanks, Diesel und Benzin. In den Dieseltank füllte er gelegentlich Heizöl, um seine Gewinnmarge zu erhöhen. Rentabler war allerdings das Benzin. Da hatte er für alle Sorten nur einen Tank, in dem sich Normalbenzin befand. Wenn die Super Plus-Pumpe arbeitete, hatte er mindestens 25 Cent pro Liter mehr Gewinn in der Tasche als seine ehrlich arbeitenden Kollegen. Da selten jemand zu ihm zurückkehrte, flog er nie auf. Und dann tankt heut eei nerv ol l !Undz ugut erLet z tderCoupschl echt hi n:ÖL“ . „ Wasdar f ' sdennsei n?FürdenAMW dadr außen?“ „ Naj a,f ürGur kensal atbr auchi ch' sni cht ! “ ,ant wor t et eKar f unkel pi ki er t . „ Warni chsogemei nt .Wol l tnurwi ssen,f ürwasf ür ' nMot or .Iss das'n 3,2-Li t er ?“ „ Nei n, “sagt eKar f unkel kopf schüt t el nd.„ Nei n,daswärschön.Derbr auchtl ocker13Li t erauf Hunder t . “ Der Tankwart grinste von einem Ohr zum anderen. Karfunkels Antwort verriet ihm, daß er einen absoluten Laien vor sich hatte und das bedeutete für ihn freie Fahrt. Im Laufe des Gesprächs zog er alle Register und fuhr zu einer neuen Höchstleistung auf. „ Tj a,mei nGut er ,daempf ehl ei chI hnen das Hochleistungsöl Spezial 45SAE16. Oder wollense wasbi l l i chesundnent eur enKol benf r esser ?“ „ OhGot t ,bi t t eni cht .DerschöneAMW! “ „ Genau,Si egl aubenj agarni cht ,wi eof tdaspassi er t .Ver schwei gendi eWer kenat ür l i ch.Di e arbeiten Hand in Hand mit den Ölmultis, damit die ein Öl auf den Markt bringen, das die Motoren kaputt macht. Dann können die nach Ende der Garantiezeit Ersatzmotoren verkaufen. Bis zum Abwi nken.Kommennat ür l i chbi l l i gausChi na.UnddanngehtdasSpi el wei t erundwei t er . “ „ OhGott, mein armer AMW. Was kann man denn dagegen tun? Sie sind doch Fachmann. Ber at enSi emi chdochbi t t e! “ „ Mei nSpez i al öl ,nat ür l i ch.I stni chtger adebi l l i g,aberl angf r i st i gspar enSi eTausende. “ „ Wi ev i el kost etdasdenn?“ „ 53Eur o“ . „ Naj a,dasgehtj anochf ürei nenLi t erv onsoei nem hochwer t i genÖl . “ „ I chmei nenat ür l i ch,wi ssen' sewi ri nderÖl br anchewi rmesseni nVi er t el n.Al so212Eur oder Li t er “ . Kar f unkel schl uckt e.„ Unddasf unkt i oni er t ?“ „ Kl ar .Schaunsemal .Wel cheFar behatÖl ?“ Seite 65 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ I ndenFi l mensieht man das immer. Lohn der Angst, zum Beispiel. Ich kenne mich da aus. Nat ür l i chSchwar z . “ „ Genau.UndwassehenSi ehi er ?“Eröf f net eei neFl ascheMar kenöl v onAraschell und goß einen Teelöffel in eine Tasse. „ OhGot t ,dasi stj aganzdur chsi cht i g! “ „ Sehnse, so machenses. Alles verdünnt. Und jetzt zeig ich Ihnen mal's Spezialöl aus meiner Pr i v at r af f i ner i e. “Ergr i f fnachunt enundz ogei neal t ez er knaut scht e1, 5Li t er Mineralwasserflasche, in der eine pechschwarze Flüssigkeit schwappte. So kennen'ses wahrscheinlich aus alten Zeiten, Sie als Kenner, gell? Echtes schwarzes Öl. Arabien-Ware v er edel t .Undv ol l get est et . “ Karfunkel war beeindruckt. „ Kl ar !Get est etbi sz um Abwi nken, “r i efderTankwar tmi tI nbr unstunddacht ebei si ch:„ Aber über die Ergebnissemei nerTest ssagei chbesserni cht s. “Dr ängendf r agt eer„ Wol l ensedi e j et z thaben,oderwas?“ „ Nee,nurei nenLi t erbi t t e“ . „ Kei nPr obl em.Wi ederHer rmei nen.WennI hnendasl angt ?“Ergr i f fnachunt enundhol t eei ne grüne Flasche hervor, auf dessen Etikett LONER zu lesen war. „ I stdawi r kl i chdasgl ei cheSpez i al öl dr i n?Dasi stdochei neWei chspül er f l asche,di ekenni ch dochv onMut t i ! “ „ Dasehnse,wi eökol ogi schundpr ei sbewußtwi rsi nd.Kei net eur eWer bung.Kei n Vertriebsinnendienst. Keine eigenen Flaschen. Keine sinnlosen Etiketten. Sonst müßten wir z wei mal sov i el v er l angen. “ „ OhGot t ,wennWI Rdasmachenwür den“ ,dacht esi chKar f unkel undgabdem Tankwar tsei ne EC-Karte. Der nahm sie mit nach hinten in einen durch einen graubraunen Vorhang abgetrennten kleinen Nebenraum und zog sie durch sein Abbuchungsgerät und kopierte dabei denMagnet st r ei f enf ürsei neKol l egeni nSpani en.„ Tschul di gung, “r i efernachv or ne,„ hi ergi bt ’ s ger adeei nPr obl em.Wi ewardochgl ei chI hr ePI N?“ Kar f unkel r i efl aut :„ Ei nsneunf ünfz wei “ . Der Tankwart kam kurz danach wieder raus und lächelte ihn an. „ Hatf unkt i oni er t ,dankef ürI hr eMi t hi l f e! “Err ei cht eKar f unkel denZahl ungsbel eg.Di e309, 33 macht enKar f unkel schwi ndl i g.„ Dochsov i el ?“ „ Wol l nsedaswer t v ol l eÖl z ur ückgeben?Kei nPr obl em“ ,sagt ederTankwar tär ger l i ch.„ Di e Leute stehn Schlange, da freut sich der nächste. Hab ne lange Warteliste eigentlich. Aber sagen Sie dann nicht, Sie hätten's nich gewußt, wenn ich Sie an der Alpstädter Gleichheit abschleppen muß. IhrWagenr ochv or hi nschonsokomi sch. “ „ Nei n,nei n! “Kar f unkel wur dehekt i sch.„ Warnurmoment anüber r ascht .I chkauf esonstsel t en Öl .Doch,wi l l i chhaben.Hab' sj aauchschonbez ahl t . “ „ Nagut ,i chf ül l ' sI hnenauchger neei n.Kost etni xext r a.Wi ssen' se ich bin da sehr kundenor i ent i er t .Sör wi sswi r dhi ergr oßgeschr i eben. “Erdeut et eaufdi eSchi ef er t af el überi hm, auf dem in Großbuchstaben1A SÖRWISS stand. Seite 66 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Nei n“ ,pr ot est i er t eKar f unkel l aut ,„ daswer dei chwohl nochsel bstkönnen.Odersehei chso hi l f l osaus?“ „ Wol l t eI hnenni chtz unahet r et en.Wol l t enurni ch,daßSi esi chdi eHändeschmut z i gmachen. Si ndj aei nf ei nerHer r ! “ Kar f unkel wargeschmei chel t .„ Schongut ,dankef ürdi eHi l f e.Abersei nAut osol l t eei nMann selber warten. Da bin ich eigen.Wi eder schaun. “UndKar f unkel dacht esi ch:„ Soei nDepp! “ „ Wi eder sehn,derHer r “ ,sagt ederTankwar tunddacht esi ch:„ Soei nDepp! “ Während Karfunkel sich an seinem Wagen zu schaffen machte, rieb sich der Tankwart die Hände. Sie viel Gewinn hatte er selten an einem Tag gemacht. Ihm war auch lieber, wenn die Kunden das Öl selber einfüllten. Vor Gericht behauptete er stets, das Öl wäre nicht für Autos bestimmt gewesen. Das nahmen ihm die Richter bislang immer ab. Dem Augenschein nach sei das Öl ja auch nicht in einer Ölflasche gewesen. Dadurch gab es auch keine zugesicherten Eigenschaften, argumentierten die Richter und wiesen die Klagen ab. Bis auf einmal, wo es für ihn richtig teuer wurde. Aber wer konnte schon ahnen, daß Juristen Auto fahren können, oder? Deshalb fragte er seitdem immer nach. Sicher ist sicher. Das war letztes Jahr. Erst bei Beginn der Verhandlung hatte sich herausgestellt, daß der Kläger Jurist war und sein Vater der Vorsitzende Richter. Schon beim ersten Anhören redete der Kläger den Richt ermi t„ Papa“an,wor aufdi eserst et ssei nGesi chtv er z i eh,denKopfschüt t el t e,aber ni chtpr ot est i er t e.„ Wol l enwi rni chtei nenAnt r agaufBef angenhei tei nr ei chen?“ ,f r agt eder Tankwar tsei nenAnwal t .„ Besserni chtv er är ger n.I sthal tbl ödgel auf en, “sagte sein Wi nkel adv okat ,„ wei ßt e,v orGer i chtundaufhoherSeei stmandochi nGot t esHand.Habi ch Dir das schon mal gesagt? Da plädieren wir besser auf 'Fahrlässig Schuldig' und zahlen freiwillig di eRepar at urv ondem Mot or .I stj anurei nKast r at . “Solief es dann auch. Der Richter wollte ihn ursprünglich auf Wunsch seines Sohnes zusätzlich zum Tode verurteilen, wandelte die Strafe aber um in Fünfzig Euro für die Juristen-Witwen-Kasse, nachdem der Tankwart der Frau des Richters per Handy aus dem Gerichtssaal einen großen Strauß Blumen zukommen ließ. Das Problem lag an der Viskosität und Lagerung des verwendeten Öls, denn es besaß sämtliche Viskositätsstufen und war von vielen Autos schon eingefahren. Statt das Altöl beim Ölwechsel kostenpflichtig zu entsorgen, hatte der Tankwart eines Tages aus rein ökologischen Gründen beschlossen, es einer weiteren Nutzung zuzuführen. Er filterte das abgelassene Öl durch einen Malitto-Kaffeefilter und lagerte es anschließend in einem großen Faß. So konnten sich die Metallspäne mehr oder weniger gut mit der Zeit unten absetzen und konnten entsorgt werden. Außer, er hatte, besonders zur Urlaubszeit, Hochkonjunktur. Dann wurde auch der Satz hergenommen, gelegentlich mit preiswertem Salatöl gestreckt. Manchmal erreichten die so ausgestatteten Fahrzeuge sogar den Urlaubsort. Nur wenige kamen aus eigener Kraft wieder zurück. Seite 67 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Weni gst enshatderMannsei neTankst el l eschonwei hnacht l i chgeschmückt “ ,dacht esi ch Karfunkel, als er beim Versuch, die Motorhaube zu öffnen, hochsah.„ I stz warer stOkt ober ,aber besseral sgarni cht . “Dannbl i ckt eeri ndenMot or r aum.Wasf ürei neUnor dnung.Undkei ne Beschriftungen! Er durchsuchte alles nach Hinweisen, aber da waren mehrere Einfüllmöglichkeiten. Ratlos blickte er umher. Dann bemerkte er, daß ihn der Tankwart von innen interessiert musterte. Nur jetzt keinen Fehler machen! Und bestimmt nicht die Schmach auf sich nehmen, fragen zu müssen. Dann fand er eine plausible Öffnung, deren Deckel sich leicht öffnen ließ. Er goß den Inhalt der Loner-Flasche hinein. Dann schaute er sich um und fand einen aufgespannten Plastiksack, über dem 'Lehre Ölflaschen' stand und warf seine Literflasche hinein. Er stieg in seinen Wagen und machte sich auf seinem Merkzettel die Notiz 'Heute Vier Viertel Öl nachgef ül l t “ .Dannst ar t et eer seinen AMW und vermerkte zufrieden, daß die gelbe Lampe erloschen war. Auch die Tankuhr stand auf 'Voll'. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen! Karfunkel fuhr zufrieden nach Hause, wo ihn seine Mutter zornig erwartete. „ Dar fdi ear meMamaer f ahr en,woderHer rwar ?“ „ Ent schul di geMut t i ,i chmußt enocht ankenundÖl nachgi eßen. “ „ Daskannstdudochgarni cht .Dubi stdocht echni schunbegabt .Laßdasdochdi emachen,di e das können. Hat Vati auch immer gemeint. Und jetzt setz di ch.DasEsseni stschonganzkal t . “ Die lauwarmen Weißwürste schmeckten entsetzlich. Einfach widerlich...wie verdorben...wie immer. In letzter Zeit wollte er ohnehin nicht mehr so viel essen, schon allein, weil er immer an seinen Traum zurückdenken mußte. Diese schöne Frau, die ihm eine noch dazu eine echte Erinnerung zurückgelassen hatte. Er war immer noch verwirrt. Wer war wohl die Dame? Und warum war sie so schroff zu ihm gewesen? Er erinnerte sich, daß er ihr zugerufen hatte, daß ihm seine Gewichtszunahme leid täte. Und ihre letzten Worte waren: „ Gewi cht sz unahme?Zunahme?Daswarwohl eherei nTsunami ,oder ?“Erhör t enurnochi hr helles, schallendes Lachen. Er mußte Gewicht verlieren, sonst sah er sie wohl nie wieder. Aus der Schule kannte er noch den Kernsatz von der Erhaltung der Masse. Wer würde wohl für ihn jetzt fett werden? Aber dazu mußte er jetzt Taktiken einsetzen. Er schickte stets seine Mutter aus diversen Gründen nach Seite 68 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de dr außen:„ Woi stdasSal z ?I chbr aucheSenf !MehrBr ot ,bi t t e! . . . “Dannv ersteckte er sein Essen irgendwo, holte es später wieder ab und entsorgte es im Mülleimer seines Büros. Doch seine Mutter wurde allmählich mißtrauisch. Eines Tages entdeckte sie drei Weißwürste am Boden des Vogelkäfigs. Sie merkte auch, daß er nicht viel, aber stetig abnahm und verdoppelte daher ihre Anstrengungen, ihn auf einem konstanten Schwergewicht zu halten. So wurde es für Karfunkel allein mengenmäßig immer schwieriger, Teile seines Essens kurzfristig verschwinden zu lassen. Sie legte fortan doppelt auf und entfernte alle naheliegenden Gegenstände, in denen Essen temporär zwischengelagert werden konnte. Alle Dinge, die bisher fehlten, befanden sich nun auf dem Tisch, doch fielen Karfunkel immer wieder neue Zutaten ein. Mal war es Koriander, den er unbedingt auf seinem Gurkensalat verlangte, mal Chili oder Pottasche. Der Tisch war stets voll von Gegenständen, und langsam ging ihm die Fantasie aus. Dann kam er auf eine geniale Idee. Als seine Mutter einmal außer Haus war, hob er den Gummibaum aus seinem Topf und entfernte einige Teile der Wurzeln und Erde aus der Mitte der Unterseite. Dann setzte er eine Plastikschale in die entstandene Höhle und besaß jetzt einen stets verfügbaren Hohlraum unter der Pflanze. Doch manchmal gab es verräterische Erdspuren auf dem Teppich vom Herausholen und Wiedereinführen des Wurzelballens. Später vervollkommnete er daher sein Versteck, indem er einen Plastiktunnel nach unten in die Höhle baute mit einem abnehmbaren Deckel, der auf der Oberseite mit einem Erdimitat getarnt war. Wenn Mutter in die Zeitung sah, konnte er schon mal schnell ein zusammengerolltes Omelett, eine Wurst oder einen Knödel schnell mal verschwinden lassen. „ Schl i ngni chtsor unt er “ ,pf l egt ei hnsei neMut t erz uer mahnen,wennsi ez ur ückkam undsei nen Tel l erf astl eerv or f and.„ Duf r i ßtwi eei nSchwei n.Dei nVat erwarei nf ei nerMann,ei n Genußmensch.Wenni chdi chsehe,v er mi ssei chi hnam mei st en. “ Karfunkel antwortete auf solche Provokationen überhaupt nicht mehr. Er hatte ein Leben lang vergeblich um die Liebe seiner Mutter gebuhlt und war immer frustriert worden. Stattdessen warf sie ihm stets das Scheitern ihres Lebens vor. „ Wennduni chtgekommenwär st ,hät t ei chmei nenakademi schenz um Abschl ußbr i ngen können. Ein Leben als Eleonore Karfunkel, M.A.! Aber du mußtest ja kommen und meinen Körper und meinen Geist ruinieren. Alles verpfuscht. Und dann kam auch noch so ein lebensuntüchtiges, unbegabtes Wesen heraus, das immer meine Aufmerksamkeit haben wollte! Wir konnten uns nie erklären, von wem du das hattest. Da muß ein schwarzes Schaf aus einer unserer Stammeslinien wieder aufgetaucht sein. Igitt. Ein echtes Muttersöhnchen bis heute. Hätte ich doch nur eine Tochter gehabt! Oder noch besser gar kein Kind! Dann wäre ich glücklich geworden. Vati und ich war enunsi mmerei ni g:dut augstei nf achni cht s! “ Wie oft hatte Karfunkel diese Vorwürfe gehört und sich Zeit seines Lebens schuldig gefühlt. Er wollte es ihr doch immer nur recht machen, was ihm aber nie gelang. Er blieb der Versager, der allein durch seine Anwesenheit anderen alles zerstört. Als einzige Tochter des erfolg- und fast mittellosen Immobilienmaklers Peter Furunkel und der an der Volkshochschule ausgebildeten Astrologin und selbsternannten Schamanin Edith Burnaut wollte Karfunkels Mutter von Kindesbeinen an diesem Elend entfliehen. Sie strengte sich in der Schule mehr als alle anderen an und schaffte mit Hängen und Würgen sogar das Abitur. Da ihr jeder, der sie kannte, jegliche Begabung für Alles absprach und der Berufsberater ihr verzweifelt die Vorteile einer Ehe anzupreisen versuchte, mußte sie sich selbst nach einem Studienfach umsehen. Für sie war Studium gleichbedeutend mit Ansehen und Reichtum. Vor allem arm wollte sie nicht mehr sein. Doch was studieren? Sie quälte sich durch ein altes Studienverzeichnis, das sie für eine Mark am Flohmarkt erstand, eine Investition für's Leben. Ingenieurswissenschaften, Juristerei, Biologie, Amerikanistik, Anglistik, Chemie, Religionswissenschaften, Theater, Politik, Wirtschaft? Nein, das war nichts für sie. Dann stieß sie auf die Kunstgeschichte. JAWOLL! Sie hatte schon als Kind leidlich gemalt, und manchmal glaubten ihre Eltern sogar, etwas auf ihren Bildern erkannt zu haben. Und so quälte sich Eleonore durch ihre Studienzeit und versuchte verzweifelt (und erfolglos), Kunst von Unfug zu unterscheiden. Als Nebenfächer hatte sie sich Germanistik (weil sie bereits Seite 69 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de deutsch konnte) und Anglistik ausgesucht (weil sie gerne mal englisch sprechen wollte). Und sie gewann ihren Kampf auch fast. Sie legte nach für sie und ihre Professoren quälenden vierzehn Semest er ni hr eMagi st er ar bei t( „ Chr i st l i cherSt ei nhauf enoderz uf äl l i geAr chi t ekt ur ?Ei ne Beur t ei l ungderKat hedr al ev onRei ms“ )v or ,di ewohl wol l endauf genommenundmi t' z urNot gerade noch ausreichend' bewertet wurde. In den Nebenfächern wurde sie ebenfalls genervt dur chgewunken:„ Haupt sache,di ei stweg“ . Schon hochschwanger, wie sie später immer ihrem Sohn vorjammerte (in Wirklichkeit erst viele Monate später) und deswegen sehr indisponiert, ging sie in die mündliche Prüfung, die für sie nach zehn Minuten schon beendet war. Ihr Professor wollte es ihr und sich leicht machen und begannmi tderFr age„ Waswi ssenSi eüberRenoi r ?“Jet z thät t esi eei neDr ei v i er t el st unde irgendeinen Blödsinn über Impressionisten erzählen können. Doch was tat sie? Sie entrüstete si ch„ Al so,Her rPr of essor ,i chbi t t eschonum ei nbi ßchenmehrFai r ness.Zugegeben,i chmag blond sein, aber da müßt ihr Kerls nicht sofort wieder mit euren Autos kommen. Ich fahre keinen Renoir und werd's auchni chtt un.Spani scheAut okommenbei mi rni chti nFr age.Bast a! “ DerPr üf erundsei nAssi st entv er gr ubeni hr eGesi cht eri ni hr enHänden.„ Vi el l ei chtmöcht eder Bei si t z erei neFr agest el l en?“f r agt ederPr of essorl ei se,währ endi hm Tr änenausdenAugen kul l er t en.DerBei si t z erschüt t el t esei nenKopf .„ Bi t t e! “ ,f l eht ederPr of essor . „ Nagut , “st ot t er t ederBei si t z er ,„al so,ähm,er z ähl enSi eunsi r gendwasüberRubens. “Dar i n lag ein gewisses Potential. Jedem fällt da zumindest etwas über füllige Frauenkörper ein; das könnte in eine Diskussion über den Wandel des Schönheitsideals führen und beim Thema 'Abnehmen' enden. Genug Stoff für den Rest der Dreiviertelstunde. „ Jet z tl angt ' saber ,I hrKasper l “ .El eonor el i efr otanundwur der i cht i gböse.„ Sei d' si hrdeppert? Wollt's ihr mich total verarschen? Glaubt ihr etwa, ich falle rein? Aber ich kenne Rubens Baricchello sehr wohl! Aber habe ich euch nicht schon gesagt, daß ich mich für euren Schmarrn nicht interessiere? Formel 1 könnt ihr euch abschmieren, ihr Machos. Wir sind hier bei der Kunstundni chtbei m Spor t .Al sodenkteuchmal besser eFr agenaus. “ Und sie hatten wirklich eine bessere Frage. Unisono fragten sie die Kandidatin, ob sie nicht am best engl ei chdenRaum v er l assenwol l e.„ Naal so,gehtdoch.Kl ar gehe ich. Habe ich jetzt best anden?“ „ NEI N!RAUS“ ,schr i enbei deundbegabensi chumgehendi nei nel angwi er i ge psychotherapeutische Behandlung, die in Fachbüchern später als Eleonore-Syndrom-Therapie einging. Eleonore Furunkel klagte sich erfolglos durch mehrere Instanzen. Bei der letzten Verhandlung wartete sie im kalten Flur des Gerichtsgebäudes auf den Beginn ihrer Verhandlung. Sie setzte sich auf die bürokratisch-unbequeme Holzbank neben einen stattlichen Mann, der nervös an einer riesigen Zigarre paffte und damit gigantische Smogwolken erzeugte. Sie sahen einander von Zeit zu Zeit lächelnd an und blickten dann wieder verlegen nach unten. Dann hörte si edenGer i cht sdi enerl aut„ I nSachen. . . f unkel i nSaal 1,bi t t e! “nuschel n.Si est andhekt i schauf und prallte im Nebel auf einen festen, aber nicht unweichen Gegenstand. „ Si ef ühl ensi chgutan,aufmei nem Bauch,v er ehr t esFr äul ei n, “hör t esi eei nem Mannmi t sonor erSt i mme.„ Aberi chwur del ei derger adeauf ger uf en. “ „ Nei n,mi chhabenSi ej et z tl ei derger uf en“ . Gemeinsam stürmten sie in den Gerichtssaal und konnten sich endlich ohne Rauchbarriere in di eAugensehen.Fürei neMi nut esahensi esi chv er l i ebtan,bi sderRi cht erz y ni schr i ef :„ Fr au Fur unkel ,si ndSi ej et z tber ei tf üruns?“ Währenddessen rief derGer i cht sdi eneraufdem Fl ur :„ I nSachenKar f unkel ,di ePar t ei eni nSaal 2,bi t t e“ . Seite 70 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Wari chhi erdochf al sch.Oderv i el l ei chtdochni cht ?Wol l enwi runsanschl i eßendi m Café Fehlurteil gegenübert r ef f en?“ „ Ja,ger ne“ ,haucht esi eunder r öt et e. „ Al sodochHei r at “ ,dacht esi esi ch,al sderRi cht ersei nUr t ei l f äl l t e. Sie trafen sich im Café und schmiedeten Zukunftspläne. Karfunkel senior war bester Laune, weil er seinen Prozeß gegen einen Konkurrenten, der ihm seinen Erfolg neidete, gewonnen hatte. Und eswarj et z tauchhöchst eZei t ,di eDy nast i ewei t er z uf ühr en.„ I sti nOr dnung“ ,mei nt esi e, „ aberwi emachenwi rdasmi tdem Namen?Al l eer f ol gr ei chenFr auenhabenDoppel namen. Schleutheuser-Knarrenthaler, zum Beispiel. Oder Kröpf-Schröder. Oder die KäfferSchünemann. “ „ AberFur unkel -Kar f unkel ?“ Eleonore sah das ein. Außerdem war sie Zeit ihres Lebens Ziel des Spottes aufgrund ihres Namens gewesen. Sie war letztlich doch froh, ihren Namen abgeben zu dürfen, der sie so sehr gequält hatte. Und so beschäftigte sich das neugefundene Pärchen umgehend intensiv mit dem Problem, ein kleines Karfunkelchen zu produzieren, was ihnen nach einigen Monaten heftigster Bemühungen und Anstrengungen auch gelang. Aber ihren akademischen Würden trauerte sie dennoch ein Leben lang nach. Und so verschob sie die Realität einfach um ein paar Monate – und der Schuldige war, im wahrsten Sinne des Wortes, geboren. „ I ßnoch,dubr auchstdas. “ Karfunkel würgte allein schon beim Gedanken, noch eine Weißwurst essen zu müssen. Zwei hatte er schon verschwinden lassen. „ Kannni cht “ . „ Kannni chtgi bt ’ sni cht .Oderschmeckt ' sdi rni cht ?“Dami that t esi ei hni mmerdr angekr i egt . „ Schmecktscheußl i ch“ .Kar f unkel er schr ak,wasdasei nem Mundent f l oh.Erwol l t esi chschnel l entschuldigen, als er sah, wi esei neMut t erer st ar r t e.„ I chmei ne. . . i chmei ne. . . gr auenv ol l .Wi eal t si nddi eDi ngerei gent l i ch?“Jet z twarderBanngebr ochen.„ Dasi stj awi der l i ch.Pf ui Spi nne! “ „ Dukannstj aausz i ehen,wenn' sdi rni chtschmeckt . “ „ Machi ch! “ „ Undbei m nächst enHer zanfall kann ich ja hier umfallen und sterben. Mal sehen, wann man mi chf i ndet .Wahr schei nl i chnachMonat enoderJahr en. “Demonst r at i vgr i f fsi enachi hr em Herzen, erst versehentlich nach rechts, dann nach links. „ Quat sch,Mut t i “ ,mur mel t eKar f unkel pat z i g,„ i chkommedannei nmal di eWochev or bei .Wer wäschtsonstmei neWäsche?“ „ Duundankbar erBengel .Gehaufdei nZi mmer “ . „ Mi tVer gnügen.Dannbr auch’ i chdenFr aßni chtmehressen. “Erst andaufundgi ngnach draußen. Er spürte den Luftzug, als eine Weißwurst knapp an seinem linken Ohr vorbeiflog, und ermur mel t ev er gnügt„ ni chtget r of f en,Schnapsgesof f en“ ,al si hnei nf et t i gerPf annkuchenmi t Pilzfüllung am Hinterkopf traf. Das war des beste, was diesem Pfannkuchen passieren konnte. Hätte er ihn gegessen, wäre er qualvoll aufgrund des fortwährenden Aufwärmens und Einfrierens und des kleinen putzigen Knollenblätterpilzes, der sich zwischen den Schwammerln versteckt hielt, jammervoll verendet. So erfuhr niemand davon. Bis auf die fette Angorakatze, die Karfunkels Mutter stets mit den Essensresten ihres Sohnes fütterte (manchmal auch umgekehrt). Schneewittchen stürzte sich gleich auf das Pilzomelette und ging binnen einer Stunde in die ewigen Katzenjagdgründe ein, da sie schon ihre sechs Seite 71 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de vergangenen Leben den kulinarischen Genüssen geopfert hatte. Damit waren auch Karfunkels Allergieschübe mit einem Mal beendet. Keine Hautausschläge mehr Aber das sollte er erst viel später begreifen. Nat ür l i chschr i esei neMut t erhi nauf :„ DuMör der .Duhät t estj et z tsogardi eKatze auf dem Gewissen, wenn du eines hättest. Schäm dich, Du Katzenmörder! Du Bestie. Mußte das arme, unschul di geSchneewi t t chenwegendi rst er ben.Werwei ß,wasduderv er abr ei chthast . “ Kar f unkel hör t edasGez et erundz i t t er t eam ganz enKör per .„ I chmußgehen,i chmußgehen, “ wiederholte er wie in Trance. Tausendmal, immer und immer wieder, bis er plötzlich ganz ruhig wurde. „ Genau.I chz i eheaus!Bl oßwi e?Undwohi n?“ Dannhör t eersei neMut t erv onunt enschr ei en:„ Dakannstdugl ei chei nenMakl eranr ufen oder di eZei t ungdur chschauen.Aberdi rwi r dni emal sj emandsei neWohnungv er mi et en! “ „ Dankef ürdi eHi l f e, “mur mel t eKar f unkel .Ermacht esi chf er t i g,l egt esi chi nsBet tundl angt e nach seinem Kakao. Doch der war nicht da. Zum ersten Male in seinem Leben! Er spürte eine große Einsamkeit und eine grenzenlose Sehnsucht nach Zweisamkeit. Wer sollte ihm dann seinen Kakao machen, wenn er auszog? Nachdem er hier offensichtlich für immer vernachlässigt wurde, konnte er auch ausziehen. Oder? Mittlerweile gab es ja auch schließlich al l es„ t ogo“ .Erwür deal sokei nesf al l sv er hunger n. Er griff unter sein Bett und holte den grünen Seidenschal hervor, den er in einer Plastiktüte aufbewahrte. Er hatte erfolgreich verhindert, daß Mutti dieses Beweisstück seiner Unmoral und Verruchtheit vernichtet oder gar wäscht. In der Tüte bewahrte der Schal seinen Geruch. Er holte ihn vorsichtig heraus und hielt ihn an seine Nase. Und sofort war die Erinnerung an die Nacht aller Nächte wieder präsent. Wie sie sich bewegte, wie sie sich anfühlte, ihr Lachen, ihre Augen, in denen er sich verlor. Sie hatte manchmal so traurig ausgesehen –und dann wieder so fröhlich und selbstsicher. Aber wie konnte es sein, daß er einen Gegenstand aus einem Traum besaß? Das war doch unlogisch. Aber er verstand die Welt ohnehin nicht mehr. Eigentlich hatte er sie nie verstanden, nie seine Rolle darin. Welch herrlicher Geruch. Ein Parfüm, das ihn sofort betörte, ein überirdischer Geruch. Ihm wurde schwindlig. Ein Glücksgefühl durchflutete seinen Körper .„ Komm z ur ück,mei nSchat z .Zwei Ki l osi ndschonweg! “mur mel t eer ,t r unkenv or Freude und Wärme. Wann würde sie ihn wieder besuchen? Und dann dachte er an seine Sekretärin. Bald würde sie ihn verlassen. Wo sie doch so tüchtig war, so reizend, so schön. Er hatte sie ja auch schon in Dessous gesehen. Dadurch schoß im das Video durch den Kopf, das er aus dem Digitalrecorder des Pförtners stibitzt hatte. Wo war das eigentlich? Karfunkel mußte alles vor seiner Mutter verstecken. Das war sein Problem. Seine Verstecke waren oft so perfekt, daß er die Gegenstände selbst nicht mehr fand. Er sprang aus seinem Bett und drehte sich in der Mitte seines Zimmers um seine eigene Achse. Wo hatte er das Video verschwinden lassen? Unterm Bett? Nee. In der Kommode? Nee. Kleiderschrank? Könnte sein. Er durchwühlte Fach für Fach und fand viele längst vergessene Dinge. Bloß nicht das Video. Wo versteckt man am besten einen Baum? Natürlich im Wald! Das mußte es sein! Er stand vor seiner Videocassettenwand und begann, Cassette für Cassette herauszunehmen, aufzumachen und den Inhalt zu kontrollieren. Als er bei der letzten angelangt war, dachte er sich noch: „ Ty pi sch,hät t ei chhi erangef angen,dannhät t ei chmi rdi eganz eAr bei tspar enkönnen.Docher irrte sich. Er war total verblüfft, als sich auch hier die zugehörige Cassette befand. Nach zwei Stunden gab er auf. Es war schon 23 Uhr, als er beschloß, eine Nacht darüber zu schlafen. Und dann entdeckte er das Erstaunliche. Alle Cassetten befanden sich in ihren Hüllen, aber der Recorder zeigte ein eingelegtes Band ein. Dann erinnerte er sich an dieses todsichere Versteck. Damals hatte er sich diebisch über seinen Einfall gefreut. Mutti würde alles durchsehen. Sie hatte nur vor einem Respekt: elektrische Geräte. Seine letzte Zuflucht waren dann solche Geräte. Seine Mutter dachte, er sei ein HiFi-Freak. Doch hatte Karfunkel viele Geräte doppelt und dreifach angeschafft, in einen Turm gefügt, mit Kabeln scheinbar verbunden. Es sah beeindruckend aus. Die Hälfte war jedoch ausgeschlachtet, und nur die Seite 72 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Aussteuerungsanzeigen funktionierten. Verstecke mit Mäuskino, sozusagen. Aber dieser Videorecorder war echt, und darin steckte die gemopste Cassette. Er schaltete ihn ein. Karfunkel legte sich aufs Bett, schaltete alle Lichter aus und wartete. Zunächst passierte jedoch gar nichts. Karfunkel wartete und wartete. Dann ging's los. Er hörte zunächst nur schreckliche Geräusche. Klack klack klack.... Immer lauter. KLACK KLACK KLACK... Das bedrohliche Geräusch nahm mit jedem Klack zu. Karfunkel zitterte vor Angst. Was war das? Was konnte so schrecklich klingen? KLACK KLACK KLACK... Und dann tauchten die ersten Gestalten aus dem Dunkel auf. Karfunkel erkannte sein Firmentor, und dahinter kamen die unheimlichen Gest al t enausderFi nst er ni s.„ Ohnei n,bi t t eni cht .Bi t t eni chtDI E“ ,dacht esi chKar f unkel .Doch sie waren es. Eine ganze Armee. Und nicht genug: die Horde schwoll immer mehr an. Es war offensichtlich Norwalk-Night in Alpstadt. Tausende von übergewichtigen Damen in Caprihosen watschelten wie Mohrrüben mit Nordic Walking-Stöcken auf einer Tour durch die Stadt. Aber auch die korpulenten Herren mit beigefarbenen Hosen, beigefarbenen Jacken, beigefarbenen Hemden und braunen, durchbrochenen Riemchensandalen, aus denen beigefarbene gestopfte Socken blitzten. Alle Straßen abgeriegelt, dahinter wütend hupende Autofahrer, die die nächsten Stunden hilflos verharren mußten, bis die Horde komplett durch war. Denn die meisten Teilnehmer kamen nur sehr langsam voran und waren zum Teil bereits das zweite Mal überrundet worden. Klack klack klack Klack klack klack... Und mittendrin erblickte er plötzlich OB Heyden, der jovial in der Menge badete, die Stöcke immer zum Gruß er hebendoderal sDr ohgebär dedenAut of ahr er nz uschüt t el nd.„ I chbi nei nNor -Wal ker “ ,r i efer immer wieder lächelnd den neugierigen Zuschauern am Straßenrand zu. Jahre vorher hatte er die wöchentliche Blade Night ins Leben gerufen, sich selbst Rollschuhe umgeschnal l t ,undwarmi t t eni m Pul kmi tunsi cher enBewegungenunt er wegsgewesen.„ Jede Stimmez ähl t “ ,dacht eersi ch,„ unddi enächst eWahl kommtbest i mmt . “St et sgest üt z tdur ch seine Referenten hielt er ein paar Straßenzüge durch. Bis ihm ein mutiger Mitarbeiter zu sagen traute, er möge auf seine Wortwahl achten, schrie er dabei immer wieder laut st ar k„ I chbi nei n Bl ader “ . Das war der Alltag von Alpstadt: Montag die Blader, Dienstag die Radler, Mittwoch die Nordic Walker, Donnerstag die Lesben und Schwulen (Heyden hatte auch hier einmal aus Versehen „ I chbi nei nSchwul er “ger uf en,wasAnl aßf ürdiverse Mutmaßungen gab, die er fortan permanent dementieren mußte), Freitag die Jogger, Samstag die Marathon-Läufer und Sonntag die Skifahrer. Grund für einen Stau gab es somit immer, denn die genauen Routen wurden stets geheimgehalten. Und dann entdeckte er Lisa Motte mitten im Getümmel. Er war überrascht, wie unvorteilhaft sie in solch einer Hose aussah und wie ungeschickt sie mit den Stöcken umging. Ein Mann neben ihr schrie auf und krümmte sich, als sie aus Unachtsamkeit ein Stockende in seine empfindlichste Stelle rammte. Überhaupt hinterließ sie eine Spur der Verwüstung. Karfunkel v er f ol gt ei hr enWeg,derv onbl ut endenWal ker ngez ei chnetwar .„ OhGot t , “dacht esi ch Kar f unkel ,„ war um sagti hrkei ner ,daßesGummi st öpsel gi bt ?“Undz ack,schonhat t esi e wieder - unschuldig lächelnd - eine Wade perforiert, gleich darauf ihren Nachbarn zu Fall gebracht, der dabei drei weitere Mitläufer umriß. Und dann stand sie plötzlich neben Heyden, der zu ihr rübersah und lächelte. Sie blieben beide stehen, umarmten, küssten sich. Unerwartet deutlich konnte er ihr Gespräch belauschen, als ob ein Richtmikrophon auf sie zeigte. „ Schön,daßdukommenkonnt est ,Udo“ . „ Wenni chwei ß,daßdudabi st ,kommei chi mmer .Daswei ßtdudoch,Bel l a! “ „ Kl ar ,Udo,mei nSüßer , “l i spel t esi e.„ Wanni stesdennsowei t ?“ „ OhGot t ,Li sa“ ,schr i eKar f unkel .„ Nei n.Denwi l l stdudochwohl ni chthei r at en?Deri stdoch schonv er geben.Ansei neFr au! “ Heyden zog aus seiner Tasche einen goldenen Ring, dessen riesiger Diamant die Landschaft in ei ngl ei ßendes,f unkel ndesLi chtt aucht eundst eckt ei hnani hr enr echt enRi ngf i nger .„ Dami t Seite 73 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de gehör stdumi r “ ,f l üst er t eeri hrz uundgabi hrei nenz är t l i chenKußauf sOhr .„ Undwennwi rden Karfunkel erst einmal beseitigt haben, errichte ich auf dem Gelände das neue St r aßenbahndepot .Undduwi r stGeschäf t sf ühr er i n. “ Li saMot t eer r öt et eundhaucht e:„ Ja,wegmi tdem Schnösel !I chhabel angegenugf ürden Tr ot t el geschuf t et .Derhatmi chgarni chtv er di ent ! “ „ VERRÄTERI N“ ,schr i eKar f unkel . Mit einer diabolischen Fratze drehte sich Heyden zu ihm um und begann, laut zu lachen. Und plötzlich hatte Karfunkel den Eindruck, der Leibhaftige stünde da. Ein Fuß mutierte zum Pferdehuf, die Walking-Stöcke bekamen lange Spitzen, und er rang um Luft, als ein bestialischer Schwefelgestank entwich. Waren das seine Haare, oder türmten sich tatsächlich zwei Hörner aus Heydens Stirn? „ NEI N“ ,br ül l t eKar f unkel ent schi eden.„ NEI N!NEI N!NEI N! “ In diesem Moment kamen drei Männer ins Bild, die Hände in den Halteschlaufen von Geldsäcken, die sie wie Nordic Walking-Stöcke nach vorne und hinten schoben. Einer hatte ei neKokosmakr onez wi schendenZähnen,bi ßsi cht barkr äf t i gz uundr i ef„ Werv i el acker t ,dem derZahnwegkr acker t ! “Unddannent deckt eersi e,mi t t eni m Geschehen.Di ewunderschöne Frau im grünen Kleid lief mitten zwischen den Karottenfrauen auf der Straße. Sie drehte sich unv er mi t t el ti ndi eKamer aundspr achhi nei n.„ Achj a,mei nenSchal mußi chmi rj aauchnoch hol en.Sonster käl t ei chmi chhi ernoch,gel l Maxi ?“ Karfunkel bekam einen Stich ins Herz. Oh Gott, die meint ja wieder mich! Wie aus dem Nichts donnerte urplötzlich eine Straßenbahn mitten durch die Menge und ließ ein lauten Klingeln ertönen. Doch die Warnung kam zu spät. Die meisten Walker lagen schon zermalmt auf dem Boden. Mit Freude, Entsetzen, Angst, Verwirrung und Herzklopfen wachte Karfunkel auf. Sein Wecker klingelte und klingelte. Oh, zum Glück war das nur ein Traum! Er schaltete den Alarm aus. Dann kann ich ja in die Arbeit gehen. Nur noch einmal den Schal berühren. So sehr er auch suchte, der Schal war weg. Seite 74 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Fluchtversuche Karfunkel duschte lange und heiß. Doch so sehr er auch schrubbte –es gelang ihm nicht, seine Zweifel und Fragen herunterzuwaschen. Und er mußte sich immer wieder selbst sagen, daß ihn Lisa Motte nicht wirklich hintergangen hatte. Schließlich war alles nur ein Traum, oder? Selbst unter der Dusche konnte er noch den infernalischen Schwefelgestank von Heyden riechen. Pfui Spinne!. Was ihn am meisten irritierte, war die Erkenntnis, daß er seinen geliebten, parfümierten Schal verloren hatte. War Mutti im Zimmer gewesen? Hatte sie vielleicht das wirkliche Video gesehen? Hatte sie ihn gesehen, wie er hinter Lisa Motte im Gebüsch stand und ihr auf den Po sah? Das konnte ja gleich heiter werden! Den Krach beim Frühstück würde er nicht ertragen. Karfunkel zog sich warm an und ging hinunter. Seine Mutter beachtete ihn nicht. Eine kalte Haferschleimsuppe mit dunkelpürierten Bananen stand auf seinem Platz und wartete, gegessen und geübelt zu werden. „ I ß“ ,sagt esi enur . Er setzte sich hin, nahm den Löffel und rührte um. „ I ß“ . Dann bemerkte er zwei alte Koffer, die neben seinem Stuhl standen. Zwi schenz wei Löf f el nHaf er schl ei mf r agt eKar f unkel :„ Wasi ssndas?“ Ohneauf z uschauener wi der t esi e:„ Wonachsi eht ' sdennaus?Zwei Kof f erwohl . “ „ Jakl ar ,seh' i chdoch.Aberwassol l endi ehi er ?“ „ Fürdei nenAusz ug.Hot el Mamahatgeschl ossenf ürundankbar eGör en.I chst er beehi n Kürze. Mein Herz macht das alles nicht mehr mit. Da kannst du dich schon mal daran gewöhnen, Vollwaise zu sein. Mußt halt lernen, dir selbst einen Kakao zu machen. Oder such dir ne Tussi, die du quälen kannst. Wenn dein Vater nur noch leben würde. Also such dir gefälligst was. “ „ Okay , “sagt eKar f unkel nachdem l et z t enLöf f el undf ühl t edie Übelkeit nahen. Er stand auf, eilte in den Flur, zog sich seinen Lodenmantel über und verließ mit Tränen in den Augen das Haus. Karfunkel hatte sich noch nie eine Wohnung suchen müssen. Er wußte gar nicht, wie so etwas geht. Also fuhr er diesmal nicht schnurstracks in die Firma, sondern Richtung Stadtmitte, um sich Anregungen zu holen. Er wunderte sich über den vielen Verkehr –und dann stand er auch schon. Nichts rührte sich mehr. Er stand und stand und stand. Für Nordic Walking Night war es eigentlich zu früh, obwohl er ein verräterisches Klack-Klack-Klack hörte. Doch dies wurde von normalen Hausfrauen auf dem Weg zum Einkaufen erzeugt, riesige Rucksäcke umgebunden, auf den Seiten griffbereit je eine Literflasche Mineralwasser oder Energydrink, um nicht einer spontanen, heimtückischen Austrocknungsattacke im Supermarkt zum Opfer zu fallen. Und in den freien Händen die Designer-Walkingstöcke von Zartier, Bucci oder Pogner. Klack-KlackKlack. Jetzt fiel Karfunkel das Straßenschild am Stadtrand ein, das eine geänderte Verkehrsführung ankündigte, dem er aber keine Beachtung geschenkt hatte. Viel mehr hatte er sinniert, ob dies wohl die neue Rechtschreibung sei. Schließlich schaltete Karfunkel Radio Alpstadt ein. Die Moderatoren diskutierten wie üblich das Problem, daß man heute wieder einmal in die Arbeit müsse, aber daß das Wochenende glücklicherweise in Kürze vor der Tür stehe. Seite 75 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Anschließend bejammerten die Kinder Stammheims minutenlang, was Karfunkel als Ewigkeit empfand, alles, was ihnen bejammernswert schien: das Mädel, das sie verlassen hatte (wohl, weil sie das Jammern nicht mehr ertrug), die alten Zeiten, das Wetter... Sie hatten immer einen Grund. Karfunkel wollte nicht wegschalten, weil er auf die Alpstädter Verkehrshinweise wartete. Endlich die Nachrichten. Der Sprecher berichtete über neue Milliardenlöcher, die überhaupt nicht beunruhigend waren, wie der Chef des Vereinigten Banken-Kartells Johann Acker-Scheffelmann stolz verkündete (Oh Gott, der wollte ja die Tage vorbeikommen!). Dann folgte ein Bericht über die gesunkenen Arbeitslosenzahlen dank Veränderung der Statistik, gefolgt von einem Kurzbeitrag über die nur gefühlte Verteuerung. Das Übliche wie immer neu aufgebrüht. Dann hörte man noch einmal Acker-Scheffelmann der sich seltsam lispelnd aufregte, daß die Regierungschefin eine gestohlene Steuersünderkartei kaufen wolle. Acker-Scheffelmann argumentierte, daß sich der Rechtsstaat aus solchen Angelegenheiten heraushalten müsse! Wo kämen wir denn hin, wenn Freiheiten überwacht würden. Gerade den Bankiers müsse die Freiheit der Geldwanderung eingeräumt werden. Nach dem Wetterbericht über sintflutartiges Schneechaos, Regenchaos, Starkschnee und kilometerhohe Regenwehen, gefolgt von Starksonne und Orkanwind, sendete Radio Alpstadt einen Bericht über die bevorstehende Sicherheitskonferenz im Alpstädter Hof. Obwohl die hohen Staatsbeamten erst in zehn Tagen erwartet wurden, waren die Sicherheitsmaßnahmen für die Sicherheitskonferenz in vollem Umfang angelaufen. Die Verkehrsnachrichten meldeten stehenden Verkehr in ganz Alpstadt. Auf Heydens Befehl hatten die Stadträte ihre ausgefeilten Vorschläge eingereicht. Alle wurden sie verwirklicht. Als erstes wurden die Kanaldeckel, die eigentlich noch vom Papstbesuch versiegelt waren, erneut zugeschweißt. Eigentlich wurde alles zugeschweißt, was aus eisenähnlichem Material war. Die Türen vom Stadtpark und den Friedhöfen (die Feuerwehr mußte anschließend alle, die sich noch innen befunden hatten, mit Kränen herausholen), Gullys, Kanaldeckel, Notausgangsschächte, ja, selbst die Kirchenglocken. Leider hatte ein Trupp übereifriger Stadtarbeiter begonnen, Trambahnweichen zuzuschweißen, was zu erheblichen Problemen führte. So fuhr beispielsweise die Tram 23 an diesem Tage fünf Stunden lang immer rund um den Karolingerplatz, bis die Einsatzzentrale den Befehl zum Anhalten gab. Die Fahrgäste hatten sich bereits restlos übergeben und torkelten anschließend noch geraume Zeit im Kreis herum. Nur ein Beamter in der Straßenbahn hatte das Chaos verschlafen. Die Stadt wurde für den Autoverkehr weitgehend abgeriegelt, nur die Busse und Straßenbahnen durften fahren. Denn von Selbstmordattentaten mit Bussen und Straßenbahnen hatte noch nie jemand gehört. Da heute jedes Auto in Alpstadt stand, kamen auch diese beiden Verkehrmittel nichtmehrdur ch.„ I chgl aube,daswarwohl ei nFehl er “ ,l aut et eHey densKomment ar .Undso ließ man vorerst die Autos wieder fahren und hob die Umgehungen vorerst wieder auf. Langsam rollte der Verkehr wieder an. In der Nähe des Alpstädter Hofes fielen Karfunkel viele Männer in schwarzen Anzügen auf, die alles beobachteten und Spiralkabel an den Ohren hat t en.„ Tj a“ ,dacht esi chKar f unkel ,„ Radi oAl pst adtwi r dhal ti mmerbel i ebt er . “ Karfunkel machte sich jetzt auf direktem Weg in die Firma. Genug Zeit vertan. Scheiß Sicherheit. Und er machte sich so seine Gedanken. Um wessen Sicherheit geht es eigentlich bei Seite 76 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de den Konferenzen. Um die Sicherheit von uns Bürgern? Um das Staatsgebiet? Oder nur um die Sicherheit der Deppen da oben? Daß WIR denen nichts tun? Er entschied sich für Letzteres und f uhrgr i mmi gundbesonder sschnel l i ndi eRadar f al l ekur zv orsei nem Fabr i kt or .„ SuperKl asse. Dashatsi chgel ohnt .I chgl aube,i chwer dej et z tTer r or i st “ ,schr i eerl autv orsi chhi n.Erwußt e schließlich nicht, daß aus einer dunklen Limousine gegenüber ein Richtmikrofon auf ihn zeigte. Die Kamera blieb ihm ebenso verborgen. Ärgerlich bahnte er sich einen Weg zu seinem Parkplatz. Er hatte noch nie so viele her ei nst r ömendeAngest el l t eaufei nmal gesehen.„ Achj a, “dämmer t eesi hm.„ Di ewar enj a auch im Stau. Die Trambahnen fahren ja nicht alle auf einen eigenen Weg. Seit Heyden den Plan verfolgt, die U-Bahnen durch Trambahnen zu ersetzen, tauchen halt auch ein paar Schat t ensei t enauf .DerDepp,derDami sche. “Ermußt el angsam f ahr en, weil ein paar Damen nicht zur Seite gehen wollten. Ihre Identität blieb ihm nicht verborgen. Knallenge Jeans und hüfthohe Stiefel: das konnten nur seine Abteilungsleiterinnen Verkauf sein! Die gleichen blonden Mähnen war nicht zu übersehen. Wir auf Befehl bückten sie sich gleichzeitig und boten ihm einen Blick auf 14 Arschgeweihe. Ihm wurde übel wie sonst nur nach 2 Paar Weißwürsten im Schlafrock. Dann entdeckte er die pinkfarbenen Spiralkabel an den rechten Ohren. War das möglich? Er parkte den Wagen, rannte nach oben und riß die Tür zu seinem Büro auf. Lisa Motte blickte auf. Für einen Moment haßte Karfunkel ihren Anblick, dann fiel ihm ein, daß es nur ein böser Traum war. Sie lächelte ihn an und stand auf. Er musterte sie in ihrem aprikotfarbenen Kostüm, natürlich passende Schuhe, das obligatorische Seidentuch absolut harmonisch (wie viele Tücher mag sie haben?), ihr reizendes Lächeln –und das aprikotfarbene Spiralkabel am rechten Ohr. „ Äh,Fr äul ei nMot t e, “st ammel t eKar f unkel v er wi r r t ,„ hör enSi ej et zt auch Radio Alpstadt während derAr bei t ?“ „ Wi ekommensi edadr auf ?“ „ Naj a,wegendem Spi r al kabel hal t . “ Li saMot t el acht el autauf .„ AberHer rDi r ekt or !Modi schsi ndSi eaberni chtunbedi ngtaufder Höhe, gell? Das trägt doch heute jeder! Das hat zwar keine Funktion, aber irgendwie hat jemand wohl dami tangef angen.Di egi bt ’ saberauchf ür sI -Phone oder Handy. Schaut doch schick aus, oder? Agenten-Look“ „ Bei I hnenschautal l eschi caus“ ,mur mel t eKar f unkel abwesend,wei l erj et z ter stdenManni n der Ecke bemerkt hatte. Er stierte Günther Müller an, seinen Personalleiter im hellblauen Anzug mit braunen Schuhen, rot-blau gestreiften Tennissocken und grünem Spiralkabel im Ohr. Die Yogi-Bär-Krawatte gab Karfunkel den Rest. Lisa Motte errötete und schaute ver l egennachunt en.„ Danke,Her rDi r ekt or ,schön,daßSi edas bemerken. Mein Verlobter sagt nie so etwas. Ach ja, der Herr Müller wollte sie unbedingt spr echen. “ „ Nadanngehenwi rmal r über “ .Ermacht eei neei nl adendeGest ez um Per sonal er ,deri hnkur z anbl i ckt eunddannbel ei di gtr i ef„ Wi r dauchZei t !Wenni chsoar bei t enwür de.Pr i v at gespr äche i m Bür oundso. “ Karfunkel spürte eine gewaltige Verärgerung hochsteigen. Er hatte den Müller eigentlich noch nie gemocht. Jetzt begann er, ihn widerlich zu finden. „ Fr äul ei nMot t e,i chhät t eger ne schnellstmöglich dreimal die Personalliste, sortiert nach Abteilungen, nach Eintrittsdatum und nachNamen. “ „ Br i ngi chgl ei chr ei n“ „ Danke,Fr äul ei nMot t e“ .Kar f unkel schl oßdi eTürhi nt ersi ch. Seite 77 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Mül l erpol t er t el os.„ Daf ürbin doch wohl ich zuständig, oder? Das kann ich doch wohl selber meiner Agentur übergeben, oder? Da könnten Sie diese Informationen schon übermorgen haben. Wissen Sie, ich setzte externe Firmen und unsere Mitarbeiter immer unter Druck. Ist ja wohl mein Job, oder? Was wollen Sie überhaupt mit der Liste? Außerdem ist das nicht Ihr Auf gabengebi et .Damöcht ei ch,daßSi esi chdar aushal t en! “ Kar f unkel at met et i efei n.„ Soso,Si emöcht en,daßi chmi chdaher aushal t e,oder “ „ Genau. “ „ Undwaswol l enSi eheut ev onmir? „ Achj a.Si ehabendaübermei nenKopfhi nweg,ei ni genDamenGehal t ser höhungen versprochen. Wieviel kann ich denen denn geben? Einen Tausender? Das haben die ja schon v er di ent .Di esi ndj asoschnuckl i g.Undwi ev i el kr i egei ch?“ „ Wenndi eDamenj eTausend bekommen sollen, wären doch Zweitausend in ihrer Position ger echt f er t i gt ,oder ?“ „ Genau! “Mül l erst r ahl t e.„ Machi chdanngl ei ch.Am best enr ückwi r kendv om Jahr esbegi nn, oder ?“ „ Kl ar ,am best env om TagderEi nst el l ung,oder ?“ Müller runzelte die Stirnundl ächel t egekünst el t .„ Jet z tv er ar schenSi emi chaber ,Chef ,oder ?“ „ Kl ar . “ „ Undwi emachenwi resj et z t ?“ „ Wi rmachenj et z tgarni cht s.Si eni chtundi chauchni cht .Kei nermachtwas. “ „ Unddi eGehal t ser höhungen?“ „ War ' nScher z .I stnochwas?“ Fassungs- und sprachlos saß Müller mit offenem Mund da und schüttelte langsam seinen Kopf. In diesem Moment betrat Lisa Motte den Raum und legte, Karfunkel anlächelnd, drei Listenpakte auf den Besprechungstisch. „ DerHer rDi r ekt orwol l t esi cherakt uel l eLi st en,Fr auMot t e“ .Mül l erl ächel t emi tei nem arroganten Hochziehen eines Mundwinkels. „ St andv onheut e,außerSi ehabendi eneuest enbl ondenAbt ei l ungsl ei t er i nnennochni cht erfaßt. Entschuldigung. Erfaßt von Ihnen sicher schon, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber eventuell noch nicht DV-t echni sch. “Li saMot t el ächel t esi egessi cher .Undi hrSi egwari hrsi cher . Karfunkel blätterte inzwischen scheinbar geistesabwesend durch die Listen. Mül l erl i efpuder r otan.„ Al l esGer ücht e,Fr auMot t e,undaußer dem gehtSi edasGanze nichts an. Ich denke, ich sollte mir mal ihre Akte ansehen. Für diese Bemerkung denke ich über eine Abmahnung nach. Wegen Respektlosigkeit. Ich komme auf Sie zu, Sie impertinente Person, Si e. “Wüt endst andMül l erauf . „ LassenSi eFr äul ei nMot t ei nRuhe“ ,spr achKar f unkel l ei se.„ Undj et z tent schul di genSi emi ch bitte. Ich muß mir jetzt mal Ihre Arbeit der letzten Jahre ansehen. Und dazu brauche ich keine Praktikantin! Das mache ich doch wohl besser alleine. Wobei die Sache mit den Praktikantinnen ja wohl auch ganz interessant sein kann. Aber ich rauche ja keine Zigarren. Schade! Ach,i chv er gaß,wasi stei gent l i chmi tdenf r üher endr ei DamendesMesset eamsgeschehen?“ Seite 78 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Der gefährliche Unterton hätte eigentlich unüberhörbar gewesen sein müssen. Doch offensichtlich nicht für Alle. Im Hinausgehen nuschelte der frustrierte Personalleiter, der den Feinheiten des Lebens fremd war ,„ Di ehat t endochehkei neLustmehr .Angebl i chausgebr annt ,di eal t enSchnepf en.Da habe ich denen ein Super-Angebot gemacht, das si eni chtabl ehnenkonnt en. “ „ Ei nSuper -Angebot ?“ Mül l erdr eht esi chi nderTürum undent gegnet epat z i g.„ Jawohl !Ei nf ai r esAngebot :ent weder sie gehen freiwillig oder sie fliegen raus. So haben wir uns die Abfindungen gespart. Sie wissen, alles im InteressederFi r ma.Si ekönnensi chj aaufmi chv er l assen. “ „ Ger ücht enz uf ol gehabenwi rdi eneuenDamenf ürv i el Gel düberei nePer sonal ber at ung angeheuert. Das geht auch hier aus den Listen hervor. Alle Neuzugänge der letzten Jahre kamen über diese Beratungsf i r ma. “ „ Si ewi ssendoch:i nderheut i genZei tmußmanungewöhnl i cheWegegehen,um wi r kl i chgut e Mi t ar bei t erz ubekommen.Daskost etnunmal . “ „ Per sonal ber at ungMül l er -Sonnenschei n?“ „ Genau!Pr of i shal t ! “ „ Hei ßtI hr eFr auni chtso?“ Müllers Gesicht ähnelte inzwischen einem Pavianarsch. Er preßte zwischen den Zähnen durch; „ Ja,kl ar .Qual i t äthatei nenNamen. “ „ Achj a?Wasf ürei nenNamendenn?Dochsi cherni chtMüller-Sonnenschein! Eher Woanders! Oder Nicht-Beiuns! “Li saMot t est r ahl t e.I hr eSchl agf er t i gkeit überraschte sie selbst genauso wie Karfunkel, der sie bislang eher als zwar hübsches, aber ansonsten braves, graues Mäuschen eingeschätzt hatte. „ DashatFol gen! “ ,schr i eMül l er . „ Zei twi r d' s“ ,r i ef enMot t eundKar f unkel absol utsy nchr onundschaut ensi ch überrascht an. Wütend lief Müller im Umdrehen los, hatte sich aber in seiner Position zur Tür verschätzt, so daß er voll an den Türrahmen krachte. Benommen stand er für einen Moment da, torkelte dann l ei sej ammer ndnachdr außen.„ DafhatFol gen. . . . dafhatFol gen. . . “ Li saMot t el ächel t eKar f unkel an,erl ächel t edankbarz ur ück.„ Danke,Her rDi r ekt or “ . „ Ohbi t t e, “st ammel t eKar f unkel . „ I chgehdannmal i ndi eKant i ne. “ „ Gut ,bi sspät er ! “Kar f unkel sHer zwur dewar m,wär mer ,nochwär mer . Sie schloß die Tür hinter sich. Gerade, als er sich über die Listen hermachen wollte, bemerkte er die leicht geöffnete Schreibtischschublade. Schon wieder eine Nachricht? Mit einem Ruck riß er sie auf und fand zuoberst ein wieder schlampig abgerissenes DIN A4-Bl at t .„ Machkei ne gr oßeWel l e,mei nSohn“st andda.Kar f unkel bl i ckt el angeaufdasBl at t ,schüt t el t eschl i eßl i ch denKopfundr i efl aut„ Jet z twer denWel l engemacht !Undob!Mi tdi eserUnt er st üt z ungkönnti hr mi chTsunami nennen.Abheut ewi r dz ur ückgewel l t . “Erl ächel t e zufrieden über sich selbst. Dann ging er zur Couch und nahm sich eine Liste nach der andern vor. „ I nt er essant ,i nt er essant , “sagt eermehr mal sv orsi chhi n. Seite 79 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Dann nahm er die Zeitung in die Hand und blätterte sie durch, bis er auf den Immobilienteil stieß. Er las sich die Vermietungsangebote aufmerksam durch und blieb bei einer hängen. Interessant geschnittene 4-ZimmerWohnung, großzügige 54 qm, Nähe Alpstädter Gleichheit Nord, verkehrsgünstig, Gge., EBK renbed. geg, Ablöse, interessierte Nachbarschaft. Nur EUR 640 zzgl. NK., 3MM Kaution + 5 MM Prov. Immobilien Nassauer 91076815 Sofort griff Karfunkel zum Hörer und wählte die angegebene Nummer. Immer belegt. Doch nach dem 30. Versuch kam er durch. „ Nassauer ! “ ,mel det esi chei neschr of f eSt i mme. „ Ja,Gr üßGot t ,hi erKar f unkel .I chwür deger nedi eWohnungmi et en. “ „ Wel che?“ „ Di ei nderZei t ung. “ DerTonam ander enEndewur degener v t er :„ PassenSi emal auf ,Her rKr obunkel .Wel che Zeitung und welche Wohnung darin? Oder sind Sie vom Versteckten Telefon? Ich habe keine Zei tz um Quat schen. “ „ Tschul l i gung.I m Alpstädter Kurier, Seite 45, dritte Spalte oben. Die mit der interessanten Nachbar schaf t .Dashör tsi cht ol l an. “ „ Ähj a,genau,wart ol l f or mul i er t ,f i ndei chauch.Undwaswol l enSi ewi ssen?“ „ Ni cht swi ssen,i chwi l l si emi et en. “ „ Ohnesi egesehenz uhaben?“ „ Achso,j agenau.Aberdi ehör tsi chsov er l ockendan.Damußmandochei nf achz ugr ei f en, oder ?“ „ Anschauenkönnensi esi eam Fr ei t agum 18Uhr .KommenSi ei ndi eRi pper st r aße23,25. Stock.Habdamei nenNamenansKl i ngel schi l dgeschr i eben. “ „ Fr ei t agkanni chni cht ! “ „ Achwas,Her rFur unkel ,sol l i chdi eWohnunget waz urBesi cht i gungbei I hnenv or bei br i ngen?“ „ Daswär et ol l ! “ „ PassenSi emal auf ,Si eKomi ker :Fr ei t agoderni e.Di ei stsof or tweg“ „ Nagut .Mei nNamei st . . . “ „ Wei ßi ch.Hammsegesagt .Par t unkel ,gel l .I nmei nem Jobmußmansi chal l eNamenmer ken. Ist mir trotzdem egal. Das regeln wir dann, wenn Sie kommen. Leumundsnachweis, Arbeitsnachweis, Gehaltszettel der letzten 5 Monate, Impfzeugnis - alles mitbringen. Am besten auchdi eMakl er cour t agei nbar . “ „ SagenSi emal ,i nderAnz ei gest ehtdochAlpstädter Gleichheit Nord. Aber die Ripperstraße l i egtdochi m St adt t ei l Kani nchenber g,oder ?“ Seite 80 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ I sthal tsehrNord,Her rDunkel . “ „ Achso.Nagut ,dannbi sFr ei t ag. “Kar f unkel er hi el tkei neAnt wor t .DerMakl erhat t eber ei t s auf gel egt .„ I stj aei nf acheral si chdacht e.Am Fr ei t agkanni chei nz i ehen. “Kar f unkel f r eut esi ch. Erhör t edi eVor z i mmer t üröf f nenunddr ückt eaufdi eSpr echanl age.„ Fr äulein Motte, kommen Si edochmal bi t t e“ . Die Tür öffnete sich, und seine Sekretärin betrat den Raum mit Bleistift und einem Notizblock in der Hand. „ Wi rmüssenj et z thandel n.MachenSi emal Ter mi nemi tdenHaupt abt ei l ungsl ei t er n. Entwicklung, Produktion, Presse, Marketing, Recht, Verwaltung, Logistik. Irgendwas stimmt hier ni cht .I m st ündl i chenAbst and.Mor gen. “ „ Auwei a.Daswi r dkompl i z i er t ,wenndi eper sönl i chkommensol l en.I chnehmean,di ewer den i hr ePr akt i kant i nnenschi ckenwol l en. “ „ Per sönl i chundohnej egl i chenHof st aat ! “ I ndem Momentbet r atLi ebi gdenRaum.„ Hal l oFunki . “ Li saMot t est andaufundmacht eei nengr oßenBogenum Li ebi g.„ Gegenal l eshabensi ewas erfunden. Viren, Bakterien, Fieber und Krätze. Aber nichts gegen Schnupfen und Juristen.“I hr e Abneigung gegen diesen Berufsstand und ganz besonders dieses Exemplar der Spezies war nicht zu überhören. Außer von Liebig, der nicht bemerkte, wovon sie sprach. Sie ging schnell in i hrBür oundschl oßdi eTür .Kar f unkel r i efi hrnochnach:„ Abt ei l ung Recht können Sie streichen. Dasmachi chgl ei ch. “ „ Al soXav i ,schöndaßdudabi st . “ „ HastDuwi r kl i chni chtmei nVi deogesehen?Br auchi chz urWei t er bi l dung. “ Für einen Moment dachte Karfunkel daran zu gestehen. Aber das war wohl zu peinlich. Sollte er seinem Kumpel sagen, daß sich der Pförtner jetzt weiterbildet? Er entschied sich dagegen. Die juristische Orgie sollte wohl dem Delinquenten in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen. „ Wi esi eht ' sdennaus?Habenwi rPr oz esseanhängi g?Undwenn,wor um geht ’ sda?Und wi ev i el kost et ' suns,wennwi rv er l i er en?“ „ Funki ,duwei ßt :v orGer i chtundaufhoherSee. . . “ Kar f unkel unt er br achi hnbar sch:„ Höraufmi tdem Schei ß.I chwi l l j et z tTat sachen. “ „ Al so,i chwei ßni cht .Mußmal mei nePr akt i kant i nnenf r agen! “Liebig zuckte seine Schultern. „ Auchdumei nSohn?“ ,st öhnt eKar f unkel . „ Bi nni chtdei nSohn. “ „ Auwei a.Ver gi ßes. “Err ei cht esei nTel ef onanLi ebi gundpr eßt ewüt enddur chdi eZähne. „ Wür destdubi t t ej et z tgl ei chmi tdei nenPr akt i kant i nnenpl at oni scht elefonisch in Kontakt treten unddenSt andabf r agen?“ Bel ei di gtnahm Li ebi gdenHör er ,wähl t esei neNummerundgabdenAuf t r agwei t er .„ Di er uf en mi chgl ei chz ur ück, “sagt eLi ebi g.„ Dannkr i egtdu,wasduwi l l st .Wenn' sdi chgl ückl i chmacht . Aber mein Video muß auch irgendwo sein. Wie soll man denn in dem Saftladen vernünftig ar bei t en,wenndasAr bei t smat er i al v er schwi ndet . “DasTel ef onkl i ngel t e,Li ebi gnahm abund hör t el angez uundkomment i er t enur„ “ Achso?. . . Mhm. . . Achwas?. . . Soso. . . Aha. . . . Jadanke. . . . Ja danke. . . Jadanke“ . Seite 81 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Al soesi stso.Bi saufdi eGummi geschi cht ekonnt enwi rbi sheral l esr unt er bügel n,undbei der Geschi cht esi ndwi rger adedr an,sagendi eMädel s. “ „ Si nddasJur a-St udent i nnen?“ „ Nee,aberdasi stwur scht .Duwei ßtdoch:v orGer i chtundauf hoher See....Entschuldige...Ist doch eh wurscht. Entweder du kommst mit deiner Meinung durch oder nicht. Paragraphen hin oder her. Die Mädels studieren Theologie. Ich denke, die haben dadurch einen besseren Draht nach oben. Außerdem nehm' ich die imnmer zu den Verhandlungen mit. Die schauen echt geil aus.Sel bstschwul eRi cht erwer dendaschwach. “ „ OhGot t ,Xav i !Undum wasgi ngesda?“ „ Haupt sachewegenangebl i chf al scherDekl ar at i ondesI nhal t s,al soschl i cht wegweni gerdr i n als angegeben, angeblich Haarausfall beim Shampoo, angeblich schlimme Pickel durch unsere neue Hautcreme, reihenweise geplatzte Kondome wegen angeblicher Produktmängel, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, der angeblich in Wirklichkeit bei Null lag. Das war echt lustig. Der Zuschauerraum voller knallroter Leute. Unsere Einlegesohlen produzieren angeblich Schweißfüße. Unsere Backformen geben angeblich Plastikweichmacher an den Kuchen ab. Und unsere superscharfen Gemüsereiben brechen angeblich während der Arbeit auseinander. War lustig, im Zuschauerraum lauter Leute mit verbundenen Händen zu sehen. Da hat sich selbst der Richter köstlich amüsiert und Strichlisten für jeden verbundenen Finger gemacht. Kam auf 96, ich auf 111. Naja, ich hab' die Leute mit den normalen Pflastern mitgezählt. Und dann hinterher noch der Prozeß um die angeblich bakterienverseuchten Binden und Pflaster von uns. Worüber sich die Leute auch immer aufregen! Das bißchen Wundbrand – und die fangen sofort an zu zetern. Das Rechtswesen wäre viel schöner, wenn es die Menschen ni chtgäbe!Wi egesagt .Hi ergeht ’ sschl i eßl i chni chtum Ger echt i gkei t ,sonder numsRecht !Und das Grundrecht auf einen Blick auf einen schönen Frauenkörper sticht halt mal alles andere Recht! Freispruch, Basta, Amen. Nur die Presse schlachtet so etwas aus. Aber da sind wir auch schondr an. “ „ Undwi esi ehtdasaus?Wardawasdr an?Hatj emanddi ePr odukt i onüber pr üf t ?“ „ Woz uüber pr üf en?Mei nGot t ,wi rschr ei benschl i eßl i chaufj edesPr oduktKlinisch getestet. “ „ Ahgut “ ,at met eKar f unkel auf ,„ da bin ich aber beruhigt. Dann war zum Glück alles in Or dnung! “ „ Wi esoi nOr dnung?Nat ür l i chst i mmt endi eVor wür f e.Wi rhaben–wie angegeben - alles klinisch getestet, und die Ergebnisse waren niederschmetternd! Aber Ergebnisse veröffentlichen wir natürlich nicht. Wären wir auch schön blöd! In der heutigen Krise können wir es uns doch gar nicht erlauben, teuer zu produzieren. Da müssen wir Auge mal Pi die Zutaten zusammenschütten. Du willst ja nicht nach China gehen. Der Herr Direktor will ja teure Leute bezahlen. Nur der Jurist, der alles wieder ausbügeln muß, wird mit ein paar Euros abgespeist. Funki, ich sag's dir heute zum letzten Mal: wenn ich nicht bald ein paar Tausender mehr im Monat bekomme, mach ich mich mit meiner Mädeltruppe selbständig und fungiere als Anwalt für die Gegenseite. Die habenehschonangef r agt . “ „ Daswür destdut un?“Kar f unkel warbesor gtundi r r i t i er t ,kannt eerdochsei nenFr eundsei t Kindertagen. „ Kl ar ,manmußsei nem Gewi ssenf ol gen.DassagtauchI r ene.JedenTag.Dumußtj anicht j edenTagz ui hrhei mf ahr en.Al somachschnel l ! “Li ebi gst andauf .„ TschauFunki “ . Jetzt fühlte sich Karfunkel noch einsamer. Den ganzen Tag bereitete sich Karfunkel vor. Er las alle Berichte der letzten Jahre, ließ sich von seiner Sekretärin alle Umsatzzahlen, Zeitungsartikel und die wichtigsten internen Memos seiner Abteilungsleiter geben. Er machte sich eifrig Notizen und schüttelte immer wieder den Kopf. Als erf er t i gwar ,schr i eerl aut„ AUWEI A“ . Seite 82 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Lisa Motte öffnete vorsichtig die Tür und steckte v or si cht i gdenKopfr ei n.„ HabenSi eger uf en?“ „ Si ehat t enr echt .Esgi bti mmernochei neSt ei ger ungf ürschlimm. Im Moment sieht es nach verdammt schlimmstestens aus. “ Li saMot t eni ckt et r aur i g.„ I chwei ß.LassenSi esi chmor genni chtunt er kr i egen.Di ehaben vorhin alle gezickt, aber kommen jetzt doch im Stundentakt. Das ist, glaube ich, Ihre letzte Chance.I chbi ngl ückl i ch,daßSi eendl i chauf gewachtsi nd. “ „ Danke,Fr äul ei nMot t e.I chwer demei nBest est un. . .Hof f ei ch. . .Wi ev i el eLeut ear bei t en eigentli chbei uns?“ „ Höchst ensdi eHäl f t e, “l acht eLi saMot t e.„ I m Er nst :wi rsi ndv i el z uv i el ef ürdasbi ss' l ,waswi r noch produzieren. Ist doch alles drastisch runtergegangen, oder? Selbst der Personalverkauf ist bei Nul l . “ „ Wi eso,dahabensi chdochi mmeralle für sich, die Verwandtschaft und alle Freunde ei ngedeckt ?“ „ Wol l enSi emi tPi ckel n,Fur unkel nundausget r ocknet erHautwi eei neschuppendeKr öt e r uml auf en?“ Jetzt fiel Karfunkel erst auf, daß er seit Jahren von seiner Mutter mit Produkten des Discounters Lidaldi versorgt wurde. Er dachte immer, daß es sich hier um umverpackte Karfunkel-Ware handelte. So geizig sie war, hätte sie ja die eigenen Produkte kostenlos mitnehmen können. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Haaren. Ihm wurde schwindlig. Wie konnte er sich so einlullen lassen? Die Welle in seinem Kopf wurde immer größer. Wie eine Trantüte hatte er es zugelassen, daß offenbar keiner mehr selbst arbeiten wollte und sich jeder selbst an seiner Firma bereicherte. Es war alles schlimmer als er dachte. Aber morgen würde er Gewißheit haben, obwohl er heute schon Schreckliches erfahren hatte. Ihm war aufgefallen, daß sich die Namen der Abteilungsleiter wiederholten. Bei Müller war das noch nicht so verwunderlich. Aber beispielsweise Kiekendorff? Fünf Mal? Auch als Doppelname wie Kiekendorff-Lubowski, wobei Lubowski in einer benachbarten Abteilung ebenfalls wieder vermehrt auftauchte. Diese explosionsartige Ausbreitung von Familiennamen fand kurz nach der Einstellung der jeweiligen Leiter statt. Altgediente Mitarbeiter verschwanden kurzfristig, aber zahlenmäßig nicht im gleichen Verhältnis. Bei weitem nicht! Und so ähnelte die Karfunkel & Cie KG heute mehr einer aufgeplusterten Amsel bei 10 Grad unter Null. Die Mitarbeiterzahl stieg proportional zum Sinken der Umsatzzahlen. Für jedes Prozent an verlorenem Umsatz wurde ein Mitarbeiter gefeuert und zwei neue kamen. Neue Hierarchieebenen wurden eingezogen. Als Karfunkel feststellte, daß die Poststelle jetzt einen Abteilungsleiter besaß, drei Projektleiter (Paket/Brief/Drucksache) und jeweils zwei Hauptsachbearbeiter, die wiederum jeweils 3 Praktikantinnen beschäftigten (oder zumindest um sich hatten), röchelte er nach Luft. Die ganze Arbeit würde früher von drei tüchtigen Mitarbeitern bewältigt, die sich heute nicht mehr in den Listen fanden. Bei den ausländischen Namen sah es nicht anders aus. „ Naj a,di eAr bei twi r dj aauchi mmerumf assender , “dacht esi chKar f unkel anf angs.Aberdann entdeckte er die horrend hohen Rechnungen der externen Firmen. Outsourcing ohne Ende. Was tun die denn alle noch? Selbst die Poststelle bediente sich externer Dienstleister, Türküxprüss und Avantiquanti. „ Wi r kl i chsoschl i mm?“ ,f r agt eKar f unkel . Li saMot t esahi hnganzr uhi ganundsagt enurl ei se.„ Kanni chnochet wasf ürSi et un?“ „ Danke,Si ekönnenj et z tgehen. “ „ Achi chv er gaß.Si ewol l t enj aet wasüberei nengewi ssenKar l mi tei nem Kr anwi ssen.I chhabe daei nbi ßchenr echer chi er t .Dengi bt ’ swi r kl i ch.Sei neAkt ei stl autunser erPer sonal sof t war e aber als Streng Vertraulich klassifiziert und befindet sich irgendwo, bloß nicht dort, wo sie Seite 83 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de hi ngehör t .Bez ahl twi r derauchni chtv onuns,sonder nv onei ner„ Gesel l schaf tf ür Tel ef onst at i st i k“ .Undnochet wasi stäußer stsel t sam:Denhati hrVat erhöchst per sönl i ch ei ngest el l t . “ „ Haterdochv i el e! “ ,wi nkt eKar f unkel ab. „ Ei nJahrnachsei nem spur l osenVer schwi nden?“ Karfunkel war verblüfft. Gesellschaft für Telefonstatistik? Der für tot erklärte Vater stellt Personal ein? Fast kein Personal aus alten Zeiten mehr da? Stattdessen nur noch Praktikanten-Betreuer? Telefonstatistik? Blubbern aus Schornsteinen? Gummitiere im Zoo? Was war hier los? „ Si esol l t endenMundschl i eßen“ ,mahnt esei neSekr et är i n. Kar f unkel schüt t el t esei nenKopf .„ I chgl aube,esi stz uspät . “ „ Esi stni ez uspät ,denMundz uschl i eßen“ . „ Nei n.Zuspät ,um nochwasz uänder n.UndohneHi l f eschaf f ei chdasni cht .UndSi esi ndj a bal dweg,oder ?“ „ Ach,Her rDi r ekt or ,daskannnochdauer n.Moment ani stmei nVer l obt eri m Ausl and.Wi eso oft. Manchmal denke ich, daß das Fluchtversuche sind. Ich glaube, der hat Angst vor der Hochz ei t .MachenSi esi chal sov or er stkei neSor gen.Dasschaf f enwi rschon“ . „ Nagut , “sagt eKar f unkel ber uhi gtundgl ei chz ei t i gei f er sücht i g. . “ Nagut . “ „ Nadanngehi chj et z tmal .Bi smor gen,Her rDi r ekt or .Um 9Uhrgeht ’ sdannl osmi tdem Interview-Marathon. Ich glaube, das Marketing wird die härteste Nuß. Ich sage nur Bobby Nero. “ „ Weri ss' ndas?“ „ War t enSi e' sab.Di eneuenSt r at egi enhaben' si nsi ch.Undi chsagenochei ns:Terjung. „ DERTer j ung?“ „ DERTer j ung! “ „ Lebtdernoch?“ „ Nakl ar !I r gendwi eschon.SchauenSi ekei nAl pst adtTV?Daquäl tersi chundunsdocht ägl i ch am Abend. Terjung zappelt unruhig vor seinen Gesprächspartnern in einer Art Pseudo-Talkshow und erklärt uns, daß alles so wahnsinnig toll, super und positiv ist. Allerdings ist sein Lächeln mittlerweile so eingebrannt, daß selbst die Fernsehmaske die Falten nicht mehr zuspachteln kann.Underschei ntz uschr umpf en. “ „ Washatdermi tunsz ut un?“ „ Ext er nerBer at er .Aberl assenSi esi chdochüber r aschen. “ „ Deri stdochwahnsi nni gt euer ?“ „ Achwas“ ,wi nkt eLi saMot t eab.Sei tdernurnoch' neBesenkammeri nsei nem ehemal i gen Prunkgebäude benutzen darf, doziert er Mit Motivation zum Erfolg auch zum Schnäppchenpreis. Wirken tut's ohnehin nichtwi r kl i ch.Vom Tel l er wäscherz um Mi l l i onärmi tRückf ahr kar t e. “ „ Auwei a!Nadannbi smor gen. “ „ Bi smor gen,Her rDi r ekt or .Undschl af enSi egut ! “ Seite 84 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Lisa Motte ging in ihr Büro, packte ihre Sachen zusammen und öffnete die Tür. Beim Hinausgehen drehte sie sichnochei nmal um undl ächel t eKar f unkel an.„ Ei gent l i chdochganz net t ,derBoss“ ,dacht esi esi ch.Si egi ngei nkauf en,kocht eei nDr ei -Gänge-Menü, und ging, als es total verkocht war, ins Bett. Ihr Verlobter hatte leider offenbar wichtigere Angelegenheiten. Karfunkel fuhr heim und aß ein verkochtes Drei-Gänge-Menü vor den Augen seiner schweigenden Mutter: Omelette mit Speckragout, Schweinshaxe Hawaii mit viel Hawaii aus der Dose, 6 Stück sehr streng schmeckende Nürnberger auf Kraut. Und zur Krönung noch seine warme Banane im Teigmantel. „ Wi r dZei t ,daßdugehst “ ,r aunz t ei hm sei neMut t erz u.„ I chkannmi rdasni chtmehrl ei st en. “ „ Schongut .Schauemi ram Fr ei t ag` neWohnungan. “ „ Wo? „ I r gendwoam Kani nchenber g. “ „ OhGot t ,dapaßtderDi r ekt orj ahi n.Nadannv i el Spaß! “ Karfunkel ging auf sein Zimmer und wollte sich als erstes auf der Toilette übergeben. Von der Fülle des Essens geschwächt, schaffte er es aber nur bis zum Bett, in das er sich fallen ließ. Im Traum verfolgte ihn eine kleine, glatzköpfige, schrumplige Gestalt, die ihn immer wieder mit ei nerMi st gabel i ndenHi nt er nst achunddabei l autschr i e:„ I stdochal l essuper !Dukr i egstal l es, wasduwi l l st .Los,wi l l es!Dusol l stessof or twol l en. “Underwol l t eesundf andsi chmi t t eni nder Südsee wieder, halbnackte weibliche Schönheiten mit wehenden Haaren um sich, Gold und Schmuck über den ganzen Strand verteilt. Und er nahm sich einen tropischen Drink, der aber seltsamerweise nicht kalt, sondern heiß und scharf war. Als er morgens aufwachte, quälte ihn immer noch sein Sodbrennen. Seite 85 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Analysen Nach einem kurzen, aber heftigen Frühstück hatte Karfunkels Magen den Säuregrad vom Vorabend wieder erreicht. Karfunkel quälte sich auf seinen Autositz und achtete darauf, möglichst gerade zu sitzen. Auf der ganzen Fahrt in seine Firma sehnte er sich bereits nach seinem Gebüsch auf dem Firmengelände. Oh Gott, das Video. Das muß ich mir heute abend unbedingt reinziehen. Und Liebig muß ich sein Video wieder besorgen. Karfunkel war so in Gedanken vertieft, daß er dem vorausfahrenden Kombi, der abrupt bremste, fast aufgefahren wär e.Kar f unkel hupt e,kur bel t esei nFenst err unt erundschr i e:„ Deppdami scher .Ty pi sch Wassabi-Fahrer! Kombi! Und dann noch hellblau-metallic! Spießer! Kannst du nicht fahren? Bl ödmann! “ Da ging die Tür auf, und der Fahrer stieg aus. Scheiße, jetzt hab ich's übertrieben. Karfunkel verriegelte die Türen, schaute scheinbar nach unten, beobachtete den Mann jedoch aus den Augenwinkeln. Der große blonde Mann kam näher und klopfte schließlich ans Fenster. Karfunkel öffnete das Fenster für einen kleinen Spalt. „ Ja?“f r agt eKar f unkel mi tz i t t r i gerSt i mme. „ Ent schul di genSi e,i chhabdaei nPr obl em. “DerMannwari hm aufAnhi ebsy mpat hi sch,und Karfunkel begann, seine Wutattacke zu bereuen. Aber er hatte auch Angst, daß er ihm etwas antun könnte. „ Ja?“ „ SehenSi edav or nedi eal t eOma,di emi ti hr em Ei nkauf swägel chendahi nschl ei cht ,um di e St r aßez uüber quer en?“ „ Ähj a! “Kar f unkel sahei neal t eschl ur f endeFr au,di eerauf120Jahr eschät z t e,mi tei nem Spiralkabel im Ohr. „ I chhab' sj av er sucht .Wi r kl i ch.I chschaf f ' sni cht .I chhab’ v er suchtdr auf z uhal t en,aberdann hab’ i chi ml et z t enMomentdochgebr emst .Echt ,i chbr i ng' sei nf achni chtüber sHer z ,di eOma zu überfahren. Wollen Sie sich nicht schnell in mein Auto setzen und das für mich erledigen? Ich setz' mich auch derweil in ihr Auto und hupe. Darf ich mich vorstellen? Schnauber mein Name, Firma SchnauBau. Wir machen alles. Wenn Sie mal was brauchen? Mauerfutter vielleicht? Kabel mit allen Querschnitten en gros und en detail? Der ganze Schotter! Aber leider keine t ödl i chenVer kehr sunf äl l e! “ Kar f unkel wur der otundst ammel t enur :„ Ent schul di gung.Hab' sni chtsogemei nt .Hab' sni cht gesehen. “ Der Mann schaute ihm in die Augen, grinste, schüttelte seinen Kopf, drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Die Oma hatte inzwischen die Straßenmitte erreicht, und der Mann fuhr an ihr vorbei. Immer noch knallrot im Gesicht gab auch Karfunkel Gas. Doch leider hatte er seine Automatik auf Rückwärtsgang stehen. Er bremste. 2 Millimeter von der Stoßstange des Fahrzeugs hinter ihm entfernt, kam er zum Stehen. Oh Gott, das fast auch noch! Er schaute in den Rückspiegel und sah eine schwarze Limousine, in dem vier schwarzgekleidete Männer mit Sonnenbrillen saßen, Spiralkabel in den Ohren, die gleichzeitig die Köpfe schüttelten. Karfunkel gab Gas und fuhr die letzten Kilometer viel zu schnell in die Firma. Kurz vor seinem Tor blitzte ein rotes Licht auf. Karfunkel bog ein, die schwarze Limousine hinter ihm parkte auf der gegenüberliegenden Seite. Karfunkel war heute sehr früh dran. Das ist die Gelegenheit. Xavi kommt frühestens in einer Stunde! Karfunkel schlich sich in Liebigs Büro und stöberte durch die Cassettensammlung: „ Jur i st i schesRepet i t or i um Ibi s10–Bestrafung & Sühne, “„ Par agr aphendschungel campf ür Anf ängerundFor t geschr i t t ene“ ,„ Jur i st enr epor t1-22“ ,„ VorGer i chtwi r dni chtgesündi gt “ , Seite 86 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ St r ammeRi cht er i nnenl assensämt l i chePar agr aphenf al l en“ ,„ Best r afmi chhar t .I chhabe gesündi gt ! “ ,„ Geset z esdämmer ung“ ,„ Ri cht er i nLol amachtdi ePar agr aphenbr ei t , “ .Kar f unkel war beeindruckt. Der ist ja eigentlich verdammt fleißig. Wie intensiv der sich fortbildet! Vielleicht zahle ich einem so hochkarätigen Mann wirklich zu wenig! Karfunkel entschied sich für „ Repet i t or i um 69“ .Er nahm die Cassette aus der Hülle und steckte sie in die Innentasche seines Mantels. Schnel l hast et eernachunt enz urPf ör t ner l oge.„ Her rZer ber us,könnt enSi emal i m Hauptgebäude nach dem Rechten sehen? Ich glaube, da ist jemand im Hauptarchiv. Könnten Sie das mal bitte überprüfen? Der muß doch hier vorbeigekommen sein, oder? Ich warte hier sol ange. “ Zer ber usz i t t er t e.„ Her rDi r ekt or ,i chbi nhi ersei tJar r z ähnt enundhabemi r rni cht sz uschul den kommen jelassen. Da kennese sich druff verlassen. Bei mir kommtkeenereenf achsov or r bei . “ „ Schongut ,aberschauenSi et r ot z dem mal nach. “ Mürrisch trabte der Pförtner nach draußen und Karfunkel schlich ins Pförtnerhäuschen. Sobald Zerberus außer Sichtweite war, sprang Karfunkel in den Nebenraum, drückte die Auswurftaste am Vi deor ekor derundent nahm di eCasset t e„ St r engeRi cht er i nnengr ei f endur ch“ .Bef r i edi gt dr ückt eKar f unkel „ Repet i t or i um 69“ei nundv er st eckt edasCor pusDel i ct i i nsei nem Mant el . Dakam auchschonderPf ör t nerz ur ückundr i ef .„ HammseRechtjehabt, Herr Direktor. War aber bloß eener von ner Journaille. Där Härr Hägar Mejster. Der hat mir schon vorr Wochen sej neSonder er l aubni sv onI hnenj ez ei gt .I ssj aj edenTachi m Ar chi v ! “ „ WAS?DerDeppi nunser em Ar chi v ?Mi tSonder er l aubni sv onMI R?“Kar f unkel lief rot an vor Wut. Dann schwieg er. Lange. Sehr lange. Zerberus stand total belämmert beiseite. Wie nach Ant wor t ensuchend,st i er t eKar f unkel i ndi egr oßeschwar z ePf üt z eam Weg.„ Mußi chhi eral l es alleine machen? Wird hier nichts erledigt? Jetzt weiß ich, warum mein Wagen immer so schmut z i gi st .Sol l t edi esesLochni chtschonl ängstausgebesser tsei n?“ „ Her rDi r ekt or ,detweeßi chni ch! “ Mehr sagte der Pförtner nicht, weil beide so irritiert waren vom Aufheulen eines Motors und einem sich aggressiv nähernden Fahrgeräusches. Sie schauten beide nach rechts und blickten entsetzt in die starren Augen des Fahrers eines Kleinlieferwagens mit allerlei Antennen am Dach. „ I stdasni chtderDepp?“f r agt eKar f unkel ,bev orerundZer ber usdi ev ol l eLadungausder tiefen Pfütze abbekamen. Von oben bis unten mit der ekligen Brühe durchnäßt, standen sie wie Dick und Doof da. Das Fahrzeug bremste. Dann sahen sie Blitze. „ Vol l t r ef f er ! “ ,schr i eMei st er .„ Undschonwi ederaufdem Ti t el bl at t .Si ewer dennochei ne Berühmt hei t ! “Unddannwarerwi ederweg,r ast edur chsFi r ment oraufdi eSt r aße,di ekur zr ot aufblitzte. 98 km/h verkündete das Display im Transporter an der Straßenseite. Die Insassen st i eßenmi tSektan,undei nerv er kündet ef ei er l i ch:„ Andt heWi nneri s:Al pstadt-Kurier: AS-AK 999.I chgl aube,daswarei nr asenderRepor t er . “Schal l endesGel ächt er . Es half nichts. Jetzt mußte weiter gehandelt werden. Wütend rannte Karfunkel ins Haupt gebäudeundöf f net eLi ebi gsBür o.Schnel l st eckt eerdi e„ dur chgr ei f endenRi cht er i nnen“ i nsEt ui des„ Repet i t or i ums“undv er l i eßdasBür o.Kaum warerum di eEckegebogen,al si hm schonLi ebi gbegegnet e.„ Mor genXav i ,heut ebi stduaberf r ühdr an! “ „ Mor genFunki ,duauch.St at t dessenhät t estdi chaberauchmal waschenkönnen,hi hi hihi. Oder war stduaufTourmi tZer ber us?Dersi ehtj aheut egenausoschl i mm auswi edu! “ „ Sehrwi t z i g. “Dannent deckt eerdi eSchl ammspur en,di eeraufdem Bodenhi nt er l assenhat t e und verdächtig zur Tür seines Justitiars führten. Seite 87 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Ach“ ,nahm erLi ebi gam Ar m,könnt enwi rni chtmal kur zz udi rgehen?Mußdi rwassagen. “ Auf dem Weg dahin erzählte Karfunkel den größten Blödsinn seines Lebens und zeigte dabei immer nach oben, damit Liebig nicht die Spuren entdecken konnte. Liebig schloß auf und Karfunkel rannte hastig hinein –mit den Füßen bewußt herumtrampelnd. Puh, geschafft! „ Ach wei ßtdu,wargarni chtsowi cht i g.Bi sspät er .Tschau! “ Karfunkel hinterließ einen verdatterten Liebig, der heute früher gekommen war, um ein letztes Mal nach seiner Cassette zu suchen. Er öffnete alle Etuis. Das war sie! Hab ich sie doch immer über sehen?Aberwoi stdanndas„ Repet i t or i um 69“ ? Karfunkel freute sich auf den Tag. AUFRÄUMEN! Er war voller Tatendrang. Und er freute sich auch auf Lisa Motte. Die Eifersucht brannte zwar in ihm, aber sie waren wenigstens ein Team. Das erste Mal in seinem Leben konnte er sich auf jemanden verlassen! Mit Xavi war das was anderes. Sie waren zwar permanent zusammen, aber wirklich verlassen konnte er sich auf ihn nie. Wenn sie auf Mitschüler trafen, die sie verhauen wollten, war Xavi sofort weg. Wenn sie in der Schule etwas angestellt hatten und von der Lehrerin zur Rede gestellt wurden, zeigte Xavi sof or taufi hnundr i ef :„ Derwar ' s“ . Freudig riß Karfunkel die Tür zu seinem Vorzimmer auf undr i efschonei nmal „ Gut enMor gen, Fr äul ei nMot t e“ .Dochdasaßkei neMot t e.Dasaßei negr oße,häßl i che,di ckeFr aumi tv er f i l z t en Haaren in einem ausgeleierten grünen Pullover –den Rest wollte Karfunkel gar nicht mehr sehen. Ihre mangelnde Wasch- und Deodorant-Neigung ließ sich nicht überriechen. Angewidert r i efKar f unkel :„ Wersi nddennSi e?“ „ Di eChef sekr et är i n,nat ür l i ch“ ,r i efdasunf ör mi geEt wasmi tger ei z t erSt i mme.Ani hr erNase hing etwas, und Karfunkel hoffte, es möge nur ein Piercing-Stein sein.„ Undwaswol l enSi e? DerChefi stnochni chtda. “ „ Doch“ . „ Nei n. “ „ Wet t en?“Kar f unkel wur deböse. „ Wi eso?“ „ Mei nNamei stKar f unkel .Maxi mi l i anKar f unkel derDr i t t e. “ „ Achso, “er wi der t edasMonst er .„ Dannkanni chI hnenj adi ePostbr i ngen „ Woi stFr äul ei nMot t e?“ „ Wer ?“ „ Di eFr au,di esonsthi ersi t z t . “ „ Kenni chni cht .Aberdi ei stweg. “ „ Wi el ange?“ „ I mmer “ . „ Sol l i chj et z tWor tf ürWor tausI hnenher auskl auben?Jet z ter z ähl enSi emal . “ „ I chwei ßni cht s.DerPer sonal -Müller hat mich hierher versetzt. War früher in der Disposition. Wollte aber auch mal ein schönes Leben. Der Müller hat gesagt, daß die Tante fristlos gekündigt hat. Wollte Hochzeitsreise nach Brasilien machen. Kommt nich mehr. Soll ich jetzt die Postbr i ngen?“ „ Nei n“ ,schr i eKar f unkel wüt end.„ Nei n! “I chhabej et z tTer mi ne. “Kar f unkel f ühl t esi chei nsamer denn je. Seine einige Stütze hatte ihn so schmählich verlassen. Ohne etwas zu sagen. Gemein! Seite 88 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Wahrscheinlich war das doch kein Traum neulich. Wahrscheinlich sitzt sie gerade in einer brasilianischen Finca und tanzt mit Heyden Bolero. Karfunkels Kopf schwirrte. Er war so enttäuscht. „ Nei n,hammseni cht . “ „ Doch,denganz enTag. “ „ Di eTer mi nehabei chabgesagt . “ „ Abgesagt ?Spi nnenSi e?“ „ Al soChef ,sodür f ensemi rmi chni chtr eden.I chbi nauchnurei nMensch. “Kar f unkel sahsi e an und bezweifelte das. „ Dashatmi rderMül l ergesagt .Erper sönl i chkümmer tsi chum Per sonal geschi cht en,hater gesagt . “ „ So“ ,sagt eKar f unkel mi tei nem gef ähr l i chenUnt er t oni nderSt i mme,dersel bstdem Ti erni cht ent gi ng.„ Si esagendi eTer mi neal l eswi ederAN.I nz ehnMi nut enwi l l i chdener st enderFuz z i s i nmei nem Bür osehen. “ „ Gut .WennSi emei nen?Aberdannkr i egenSi esi cherSchwi er i gkei t enmi tdem Mül l er . Übr i genshabenSi esi chbekl ecker t . “ Wortlos ging Karfunkel in sein Büro und machte entschlossen seine Schreibtischschublade auf. Dal agderer war t et eZet t el .„ Wi eauchi mmer .Gl aubni emandem was!Vi el Gl ück.Undgi bauf Di chacht ! “ „ Gi bdochsel beraufDi chacht “ ,r i efKar f unkel l autundhör t eausdem Vor z i mmer seine liebliche neueAssi st ent i n:„ Ni chtacht ,esi stj et z tneun! “ Dann öffnete sich die Tür, und der erste Kandidat des Tages stand mürrisch im Raum. „ Her rKemi st ,schöndaßSi eZei tf ürmi chgef undenhaben, “r i efKar f unkel spöt t i sch. Carl Kemist lächelte gequält. Er haßte seinen Beruf, ganz besonders, wenn er ihn auch noch verteidigen mußte. Seine Eltern hatten auf Anraten von Freunden ihren Sohn genötigt, seinem Namenz uf ol gen.„ WerKemi sthei ßt ,mußauchwasmi tChemi emachen“ ,sagt edas Akademiker-Fr eundespaaraufei neri hr erübl i chenPar t i esz uv i er t .„ Sehti hr ,st i nkenkannerj a auchschon“ .Gel ächt er .Ei gent l i chhät t edasei nWi t zsei nsol l en,dochwur dedi eBer uf swahl nach der fünften Runde Weinbrand mit Cola zum Running Gag des Abends - und für Carl fortan blutiger Ernst. Das war auch das Einzige, woran sich die Partyteilnehmer erinnern konnten, als sie am nächsten Tag beim Aufwachen in die Abendsonne blinzelten. Und so war auch seine Laufbahn bereits mit 2 Jahren programmiert. Für Carl Kemist war die Anstellung in den Karfunkel-Werken ein Glücksfall. Lange Zeit war er der Assistent des alten Entwicklungsleiters und wurde ohnehin nicht an die Produktion gelassen –geschweige denn in die Entwicklungslabors. Als sein Chef widerwillig mit 75 Jahren in Pension geschi cktwur de( „ Wi rehr enheut eunser enl angj ähr i genEnt wi ckl ungschef ,Her r nWi l l i bal d Kr awuncke,dessenLebenSei f ewar “ ) ,über nahm erdasAmtundänder t edi enächst en30 Jahre nichts. Kemist hütete sich davor, die Rezepturen zu ändern. Die Karfunkelcreme wurde unverändert seit 70 Jahren zusammengerührt. Doch dann stieg der Druck auf Kemist. Konkurrenzprodukte überschwemmten den Markt, aggressive Werbung sorgte für deren Erfolg. Zudem starb die Generation der Karfunkelcreme-Nutzer allmählich aus, bis auf einen alten Schauspieler, der noch mit 107 Jahren im Karfunkel-Werbespot mit wackelndem Gebiß in die Kamer anuschel t e:„ Di eKar f unkel cr emehatmi chsoal tgemacht . “Di eKonkur r enzkont er t emi t einer alten, runzligen, fleckigen Dame, die in di eKamer ast öhnt :„ Dabi ni cher st20,aberl ei der Seite 89 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de haben mir meine Eltern eine große Tube Furunkelcreme zur Konfirmation geschenkt. Jetzt sehe i chsoauswi edi e.Di emachtwi r kl i chal t ! “ Die neue Generation wollte einfach etwas anderes. Die Konkurrenzfirmen verkauften Begehrlichkeiten wie Moschusochsen-Deo, Stierhodenseife und -shampoo an die Jungen, Parfüms mit Lockstoffen aus dem Aaronstab an die Mädels. Erstaunlicherweise ging die Kopulationsrate zunächst dramatisch zurück. Glücklicherweise setzte die gnadenvolle menschliche Funktion der Gewöhnung an Gerüche ein: die mutmaßlichen Aphrodisiaka wurden olfaktorisch nicht mehr wahrgenommen, und das eine oder andere Baby wurde zur Freude der Kanzlerin doch wieder geboren, um 20 Jahre später die Arbeitslosenstatistik zu erhöhen. So blieb Kemist nichts anderes übrig, als doch Experimente mit allerlei Materialien anzustellen. Erv er besser t edi eKunst st of f mi schungf ürdi eKüchenr ei be,di ei nden20erJahr enal s„ Mut t i s kl ei nerHel f er “auskei nem Haushal twegz udenken war, ließ die Produktion jedoch auch nicht stoppen, als Fotos von verstümmelten Fingern als Folge von geborstenem Plastik auftauchten. Er hatte leider die Ursprungsformeln weggeschmissen. Zum Glück wollte die graublauen Relikte aus besseren Zeiten ohnehin kaum noch jemand haben. Daher hatte Liebig auch nicht allzu viel zu tun. In der Regel stritt er die bekannten Qualitätsprobleme ab und berief sich auf mangelnde Sorgfalt und grob fahrlässige Fehlbedienung. Als der Innovationsdruck zunahm, wurde Kemist experimentierfreudiger. Doch seine Sonnencr ememi tLi cht schut z f akt or25,ei ngef ühr tunt erdem Namen„ Br aunbr äuner “ , entwickelte sich wider Erwarten nicht zum Renner, obwohl Bobby Nero, ein bekannter, wenngleich abgehalfterter dunkelhäutiger Schlagersänger aus besseren Zeiten von der Werbeabteilung eigens wieder aus der Versenkung geholt wurde. Mit dem jahrzehntegleichen Jacketkronenlachen und weit aufgerissenen Augen tauchte Nero im Werbespot plötzlich zwischen bleichen Menschen auf und schmetterte mit sonorer Stimme: Nur der Bräuner von Karfunkel macht dich sicher richtig dunkel. An diesem Text hatten die Werbestrategen der Karfunkel-Werke 9 1/2 Wochen gearbeitet, ihn zur Überprüfung an die renommierte Werbefirma Altfahn-Glanz geschickt und nach drei Monat enmi tei nem handgeschr i ebenem „ OK“aufei nerRechnungüber14. 000, - Euro zurückerhalten –gedruckt auf absolut stylischem Papier. Der Lichtschutzfaktor 25 entpuppte sich leider schnell als Fehler von Kemist. Er hatte die Formel falsch verstanden, und so wurden di eNut z er25mal schnel l err otal sohneSonnencr eme.Di eKl ägerber i ef ensi chaufdas„ si cher “ im Werbeslogan, während Liebig vor Gericht erfolgreich die Auffassung vertrat, es gehe schl i eßl i chnurum „ si cherr i cht i gdunkel “ ,wof ürmanal l emal auchgewisse Opfer bringen müsse. Damit stieg wieder der Bekanntheitsgrad der Karfunkel-Werke, was die Werbeabteilung f ürsi chv er bucht e.Di eVer packungwur degeänder t .Di e„ 25“er hi el tnunei nkl ei nes vorgestelltes Minus-Zeichen. Damit war das Problem aus der Welt. Doch zum Ruhm der Karfunkel-Werke trugen solche Schlagzeilen in der Presse nicht gerade bei. „ So,Her rKemi st , “r i efKar f unkel nachei nerl angenPause.„ Wi ei stdasj et z t .Wasmachtdi e Pr odukt i on?“ „ Läuf t “ . „ Aha.Läuf t ?Läuf tgut ?Läuf tschl echt ?“ „ Läuf twi ei mmer . “ „ Daskl i ngtni chtgut !Wasi stj et z tei gent l i chausdem Auf spr ühschut zgewor den.Wov orsol l t e dasdennschüt z en?“ „ Ki nder “ Seite 90 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Ki nder ?“ „ Baby s“ „ Baby s?“ „ Hal tVer hüt ungundso’ nSchut zv orAnst eckung“ Kar f unkel wur deungedul di g.„ Jet z tr edenSi edochmal i nganz enSät z en,Her rKemi st . “ Kemi str ut scht egequäl taufsei nem St uhl hi nundher .„ Warj aei gent l i chni chtmei neI dee. “ „ Wi esodasdenn?“ ,f r agt eKar f unkel er st aunt . „ Naj a,damal s,al sohal tsoei nesTages,dakommei chi nmei nLabor .Undda finde ich die große Tafel vollgekritzelt mit chemischen Formeln. Und darüber stand das Wort 'Aufsprühschutz' und so ne kleine Zeichnung. Und da wußte ich, worum es ging. Und da hab i ch’ snachgebaut .Ei neRev ol ut i on! “ „ Undwasi stdasj et z tf ürei neRev ol ut i on?“ „ Auf spr ühkondom“ Karfunkel war perplex. „ Auf spr ühkondom?Unddasf unkt i oni er t ?“ „ Jakl ar .Al soei gent l i chJei n. “ Karfunkel sah Kemist fragend an. „ Naj a.Mankann' sauf spr ühen.Undesi stauchdi cht . “ „ Und?“ „ Gehthal tschwerwi ederr unt er . “ „ Schwer ?“ „ Ei gent l i chgarni cht . “ „ Woherwi ssenSi edas?“ „ VonderTest per son. “ „ Werhatsi chdennf ürsoei nenUnf ugf r ei wi l l i gz urVer f ügunggest el l t ?“ „ I ch.Dashei ßt ,i chgl aube,i r gendj emandhatei neSpr ühdosegekl aut .Der j eni gehatsi chaber bisher nichtgemel det . “ „ Auwei a!Aberer z ähl enSi emal . “ „ I stmi rpei nl i ch.Esbl ei bthal tf est ,auchwennesschr umpf t .I stwohl ext r em el ast i sch.Und immer streng drauf. Keine Chance, es wieder wegzureißen. Aber irgendwann muß man halt auch mal. Dann kann man den aufgeblähten Teil wenigstens schon mal wegschneiden. Hat mich drei Wochen gekostet, das ganze zu entfernen. Man will ja nicht so gerne mit einem Messerdr an.DasDi ngdr i nnensahdannschl i mm aus.Wol l enSi emal sehen?“Sei neHände griffen zur Gürtelschließe. Kar f unkel r i ßsei neHändeabwehr endhoch.„ Hör enSi eauf !Di eHosebl ei btgeschl ossen!Das i stei nBef ehl !Dann,äh,dannwar endasmi tdenGummi t i er endochwi r ?“ Seite 91 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Nee,kannni chtsei n.Wi rhabendochnurwi nz i geMengenv er ar bei t et .AberderEf f ektwar of f enbardersel be.Gi ngauchv er dammtschwerv ondenPi ngui nenr unt er . “ „ Undwasmachtdi eWei t er ent wi ckl ung?“ „ Di ehabei chgest oppt .AberdasMar ket i ngi stschonf er t i g,undderVer t r i ebschar r tmi tden Hufen. Das können wir doch so nicht verkaufen, oderwol l enwi rdoch?“ „ Ganzbest i mmtni cht .Hamm wi rni chtnochi r gendwasNeues?“ „ Nee“ . „ Auwei a!Dankef ürI hr eBemühungen.Her rChef chemi ker .Si ekönnenj et z tgehen.Schl i eßl i ch i stunser eZukunf tgesi cher t . “Kar f unkel ssar kast i scherUnt er t onwarni chtz u überhören. Kemi stst andl i nki schaufundmur mel t e„ Nadanngehi chwohl . “Kar f unkel bl i ckt eni chtauf ,al s erdenRaum v er l i eß.Nachdem di eTürgeschl ossenwur de,schr i eerv orWut„ SCHEI ßE“ !Aus sei nem Vor z i mmerhör t eer„ Genau!Hei ßi sses!I chz i ehemi rgl ei chdenPul l i aus! “Karfunkel beschloß, sicherheitshalber bis auf Weiteres in seinem Büro zu verharren. Dann gaben sich die Abteilungsleiter die Klinke in die Hand. Der Pressechef berichtete von der Agentur, an die er seine Arbeit delegierte. Daher könne er eigentlich wenig berichten. Der Verwaltungschef stöhnte ihm sein Leid vor: die externe Buchhaltung sei so unzuverlässig, und di ei nt er nenAbl äuf ewür denv onderbeauf t r agt enFi r ma„ Rent -a-Ver wal t ungGmbH“i mmer wieder ignoriert, so daß man deren Arbeit gelegentlich sogar kontrollieren müsse. Der Chef der Logistik verwies an die Subunternehmer, deren Subunternehmer manchmal unzuverlässige Subunternehmer beschäftigten. Damit müsse man wohl leben. Karfunkel rauchte der Kopf. Die Vertriebschefin ließ sich entschuldigen. Sie war tags zuvor mit ihrem Team zu einem 5t ägi genSy mposi um ( „ Wi esost ör eni mmerdi eseKundenundwi ekannmanRekl amat i onen abschmet t er n?“ )nachNi z z agef l ogen.Si ehi nt er l i eßei nenZet t el mi tderNachr i cht„ Kei nesor ge, Cheff, wir wär ni mmerpesser .Leuf tal esgut .Wi rv er t r ei bendi eGundener v ol gr ei ch. “ Auch der Personalchef mit seiner 25köpfigen Fachpersonalcrew kleiner blonder Mädels in Mi ni r öckenkonnt eni chtant r et en.Ei neWei t er bi l dungi nCannes( „ Wasi stHumanCapi t al und wie kannmani hm dasLebenschwermachen?“ )z ursel benZei twür dei nZukunf tdi eResul t at e di eserAbt ei l ungr ev ol ut i oni er en.Kar f unkel l asdi eBot schaf tdesChef s:„ “ Kei neSor ge,wi r eliminieren noch alle, die meiner Meinung nach hier nicht reinpassen. Das üben wir hier. Und ich kümmer emi chum al l emei neMi t ar bei t er i nnenper sönl i ch. “Kar f unkel v er st and.Hät t eerdoch nur Fräulein Motte noch an seiner Seite, das Luder! Dann kam das Marketing in Person. Ein Mann späteren Alters, permanent schwitzend mit hochrotem Kopf in der Kleidung von ausgeflippten Teenagern. Aber stets in schwarz. Da es diese Kleidungsstücke bei H&H nicht in Bauchgrößen gab, sah der Chef des Marketing stets aus wie eine vergammelte Blutwurst. Die Haare alle streng nach hinten, am Nacken lang und künstlich gelockt sowie tiefschwarz eingefettet. Hef t i gkeuchendsaherKar f unkel anundpr eßt eher aus:„ Wasgi bt ’ s?I chmußnoch' ne Präsentation fertigmachen. Der Alpstadt Kurier möchte über uns berichten. Das wird ne Ri esensache! “ „ Di eschr ei bendochehnurSchei ßeüberuns.Ganzbesonder sderDeppv onMei st er “ . „ Genau!Ei nHer rMei st ermöcht eal l esüberunser enPoppsafe fx.Derwi l l i hngr oßr ausbr i ngen“ „ Gr oßr ausbr i ngen?Denwas?DenPopsehf ?Wasz um Teuf el i stdennei nPopsehf ?“ „ Na,dasAuf spr ühkondom. Geniale Sache. Wird der Hammer. Den Namen haben wir in einem vierwöchigen Marathon mit der neuen ATWO-Methode gefunden. Sie wissen schon: Assoziative Tiefschlaf Wahrnehmungs Offenbarung. Da muß man schlafen und wird Seite 92 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de geweckt und nach dem Namen gefragt. Das erste Wort, das rauskommt, wird notiert. Haben wir am Stück auf Mallorca gemacht. Im 5-Sterne-Ritz. Hatten die große Suite und haben da eng auf eng geschlafen. Bis auf den Trainer, denke ich.. Safespray, Kidsout, Spermshack und KidsOut waren die heißesten Verfolger. Aber Poppsafe fx war genial, gell? Das spricht Sie auch an, gell? Wobei ,v onderAnz ahl derNennungenher ,hät t e„ I hrDeppen“oder„ Laßtmi chei nf ach schl af en“gewi nnenmüssen.Paßtaberschl echtz udem Di ng,oder ?“ Karfunkel versuchte, si chz ubeher r schen,bi ßdi eZähnez usammenundz i scht e:„ DasPr oj ekt ist auf Eis und der Meister vom Alpstadt-Kurier kriegt überhaupt nichts. Höchstens einen Satz warmer Ohren, wenn ich den mal treffe. Niemand kriegt was von uns. Weder Meister noch Lehrling! “ .DasBonmotgef i el Kar f unkel .Erwarr i cht i gst ol zaufsi ch.„ Vi el l ei chtsol l t ei chi nder Wer beabt ei l ungar bei t en! “ „ Mar ket i ng.Mannenntdasheut eMar ket i ng,Her rDi r ekt or “ . Kar f unkel warsauer .„ Al sogest oppt ,v er st ehenSi e,Her rMar ket i ng-Direktor? Her r . . . äh. . . Schnat t er mann. “ „ Schnat t er mann-Tittenhofer, bitte. Habe doch geheiratet. Also die schöne Kampagne, an der wir sei t12Monat enar bei t en,ki ppen?Oderv i el l ei chti stessogarschonei nJahr ! “ „ Ja,di eschöneKampagnef ürdassch. . .Pr odukt ! “ „ Aber die Fernseh-Spot ssi nddochschongebucht ! “ „ Wi ewol l enSi edasi m Fer nsehenbr i ngen?“ ,f r agt eKar f unkel gef ähr l i chl ei se. „ Naj a,derSpoti stso.Mansi ehtei nenManunddannei neFr au.Unddi eschauensi chi mmer intensiver an. Und dann greift der Mann in seine Jackentasche und holt das Spray raus, das er i hrt r i umphi er endzei gt .Si ehaucht„ Ohj a! “undmansi eht ,wi eerdasSpr aynachunt enhäl t . Undmanhör t„ Pf f f t “ .Dannangedeut et eEkst ase.Schnel l ewechsel ndeSpot saufi hnundsi e, bis zum gemeinsamenHöhepunkt .Unddann. . . “Schnat t er mann-Tittenhofer machte eine Kunstpause. „ Unddann?“ „ Ja,genau.DerHammer ,i chsag' si hnen.Wi rhabeni hnauchganzgünst i gbekommen! “ „ Wenbekommen?“Kar f unkel schwant eÜbl es. „ Al soesi stso.Künst l er i schr i cht i gwertvoll. Da kommt dann von unten rechts der Kopf von BobbyNer oi nsBi l d. . . “ Karfunkel stöhnte. „ . . . undmi tbl i t z endenAugenundsonor erSt i mmesi ngter : Willst du richtig sicher poppen mußt du vorher Poppsafe shoppen. Poppsafe fix mal aufgesprüht Dir auch keine Krankheit blüht kannst auch unbeschwerter poppen tut er doch noch Kinder stoppen! Und dann aus dem Off eine vertrauenswürdige Frauenstimme Ja, Poppsafe fx -der Sprühschutz mit Platzschutz! Und zum Schluß der absolute Hammer. Dann sieht man Bobby Nero, der in der Totale zwinkernd in die Kamera spricht: Seite 93 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Denbenut z ' i chauch,wenni chmal kann. “ Schnattermann-Ti t t enhof erl acht el autundschl ugsi chaufdenSchenkel .„ I stdochsuper ,gel l ? Wol l enSi edaswi r kl i chst oppen?“ „ Ja“ ,sagt eKar f unkel l ei se.„ Sehrwi r kl i ch.Hi erwi r der st mal al l es,al l esgest oppt .UndwennSi e schon mal hier sind: wieso haben wir plötzlich ein anderes Logo? War doch früher ein funkelnder Karfunkelstein, oder? .Plötzlich sehe ich auf unseren LKW-Planen nur noch Orangen mit schemenhaften Frauenkörpern drin. Das Briefpapier, die Leuchtreklame und was weiß ich noch. “ „ Wi eso? War doch al l es abgespr ochen mi t Gümü? Wi r wol l t en das Unt er nehmen moder ni si er en.Wardochal l esv er st aubt .Vonwegendem bl ödenal t enLogo! “ „ Werz um Teuf el i stGümü?“ „ NaderGünt herMül l er “ „ De rLe i t e rPe r s on a l ? “ „ Ke n n e nSi es on s tn oc he i n e nmi tde mNa me n ? “Sc h n a t t e r ma n n -Tittenhofer wurde patzig. „ Washatdermi tdem Logoz ut un?“ „ Dermachtdochal l esf ürSi e,oder ?Derhatdochgesagt ,erhatv ol l eHandl ungsbefugnis. Hat doch die Firma übernommen, oder stimmt das etwa nicht? Schade, daß Sie nichts mehr zu sagenhaben.Damal swar ' snochschönr uhi ghi er . “ Kar f unkel z i t t er t ei nner l i ch,bemüht esi chaber ,si chni cht sanmer kenz ul assen.„ Aha,soi stdas wohl j et z t “ ,sagt eerl ei se. „ I chwei ßsowi esoni cht ,wasdasal t eLogosol l t e. “ „ Daswarei nKar f unkel st ei n! “ „ Undwashatsoei nKar f unkel st ei nmi tunser erFi r maz ut un?“ „ Wi rhei ßenKarfunkel! “Erwur del aut . Schnattermann-Tittenhofer überlegt lange. Dann mur mel t eer :„ Achso.Jet z tkapi eri ch' s.Ni cht schl echt .Hät t ev onmi rsei nkönnen.Naj a,hatsi chj awohl i nz wi schener übr i gt . “ „ Wi esoer übr i gt ?“Kar f unkel wur denochl aut er . „ Ja,wei l dem Gümüdochj et z tal l esgehör t .Undderhatmei nenVor schl agangenommen. “ „ Denmi tderOr ange?“ Seite 94 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de „ Genau!Wi ssenSi e,i chkennedi eFr auen.Fr auensi ndschön.Fr auenduf t engut .I hr eHauti st so weich! Und das ist die Botschaft. Ein schöner Frauenkörper. Und kennen Sie Orangen? Wie süß und frisch die doch riechen und schmecken. Deshalb unsere Kampagne, die wir gestern gestartet haben. Ab heute in allen Medien und überall. Der Slogan: Die neue Karfunkelcreme. Für eine schöne Orangenhaut! „ RAUS.GESTOPPT!ALLESGESTOPPT! “schr i eKar f unkel .„ I hrDeppeni hr ! “ „ Dasmußi chmi rni chtgef al l enl assen.I chgehej et z tz um Chef ! “Schnat t er mann-Tittenhofer st andbel ei di gtaufundv er l i eßl autpol t er nddenRaum.„ Dar ei ßtmansi chdenAr schauf ,und soei nDeppv onKar f unkel wi l l ei nem al l esv er mi esen. “Erdr eht esi chnochei nmal um und schr i e:„ I chhol emi rei neEi nst wei l i geVer f ügungv om Gümü.Undv om Li ebi g. “ Als sein Marketing-Leiter gegangen war, griff Karfunkel, am ganzen Körper zitternd, zum Telefon. „ Kar f unkel -Wer ke,Mül l er ?“ „ Kar f unkel .Her rMül l er ?“ „ JaMül l erhi er ,Kar f unkel -Wer ke“ „ Hi erKar f unkel “ „ Ja.Dasi stj al ust i g.Hi erauchKar f unkel .Mül l ermei nName.Waskanni chf ürSi et un?“ Kar f unkel wur deär ger l i ch.„ Hi erKar f unkel .I hrChef . “ „ Ach,ent schul di genSi e.HabSi egarni chter kannt .Waskanni chf ürSi et un?“ „ Schi ckenSi emi rmal ei nebet r i ebsbedi ngt eKündi gung.DenNamenl assenSi enochof f en. “ „ Auf ei n.Aberdaskanni chauchal l esf ürSi eer l edi gen.Habehmei neJagdl i st e.PerSer i enbr i ef kann ich Kündigungen für die ganzen alten Schnepfen aus dem Drucker schicken. Endlich machen wir jetzt mal Nägel mit Knöpfen. Ich habe hier Bewerberinnen in der Warteschlange, die ich unterbringen muß. Keine Sorge, die Jobs sind sofort wieder doppelt und dreifach besetzt, Chef. Alles attraktive junge Damen. Und die zeigen sich sehr dankbar ,gl aubenSi emi r ! “ „ Ei neVor l agebi t t e.Ni chtmehr .Di ekanni chmi rkopi er en.Undwassol l di eal t eSchnepf ei n mei nem Vor z i mmer ?“ „ Mei nerFr auz ul i ebehab' i chdi eei ngest el l t .Wi ssenSi e,al t eSchul kamer adi nv onFr auMül l er . Die mußte untergebracht werden, weil die keiner haben wollte. Frau Müller hat so lange an mich hingeredet, bis ich OK gesagt habe. Herr Direktor, irgendwann muß jeder mal ein Opfer bringen. Di ekonnt ei chdochni chtz umei nenMädel sst ecken,oder ?“ „ Doch.I chwi l l si ej edenf alls nicht. Verstanden? Und was soll das Gerede, daß Sie die Firma über nehmen?“ Mül l erl i efr otanundst ot t er t e:„ Wi e?Was?Ver st ehi chni cht .Schnat t er -Titt redet immer so komi sch.Wei ßgarni cht ,wasdermei nt . “ „ Denhabei chdochgarni chter wähnt ?“ Müllers Kopf glühte. Müller rang nach Luft, setzte mehrfach an zu sprechen, brach immer wieder ab, schüttelte den Kopf, der inzwischen die Farbe einer überreifen Erdbeere angenommen hat t e,undst ammel t e„ Al l essi ndgegenmi ch.Ei nKompl ot t .Ja,Mobbi ng.Aberich werde mich wehren. Ich gehe jetzt zur Polizei. Jawohl. Eine Gemeinheit von Ihnen, HERR Direktor. Das wird Fol genhaben! “Underst andaufundv er l i eßdenRaum. Seite 95 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de Die nächsten Tage verbrachte Karfunkel im Archiv oder nahm sich bergeweise Akten mit und schloß sich in seinem Büro ein. Es gab keine Termine, und unangemeldete Besucher mußten i m Vor z i mmerwi ederkehr tmachen.Sei neSekr et är i nhör t enuri mmerwi ederWor t ewi e„ Ach so! “ ,„ AHA! “ ,„ OhGot t ! “oder„ AUWEI A! “ . Abends fuhr Karfunkel leise nach Hause, ließ seinen Wagen vor dem Tor stehen und schlich sich ins Haus. Unterwegs hatte er an seiner neuen Lieblingstankstelle angehalten und Verpflegung für den Abend eingekauft. Zwei Kakaoflaschen, deren Schraubverschluß nicht ganz unv er sehr taussah( „ Wi ssense,die machen das jetzt so für die die nich so ganz gut Flaschn auf machnkönn“ ) ,der enI nhal tschonar gwässr i gschi en,sowi ez wei Käsesemmel n.Di e Käsescheiben waren hart und gewellt und hatten grünliche Perlen auf der Oberfläche ( „ Wi ssense,i stderneuest eSchrei. Hartwellkäse. Issn Direktimport aus der Schweiz. Iss t r ändi g! “ ) .Magengr i mmenwarohnehi nKar f unkel sewi gerBegl ei t er .Somacht eni hm di e trendigen Semmeln und die Spezialkuvee Kakao nicht viel aus. Und er sank jeweils in einen tiefen, traumlosen Schlaf, in dem ihn sogar seine Nachtmahre nicht erreichen konnten. Dann war endlich Freitag. Seite 96 Karfunkels_Rache.doc ©2009/2010 Ralf Wagner www.karfunkels-rache.de
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