Nr. 07 PIONIERARBEIT Künstlerinnen um 1900 PABLO ATCHUGARRY Magischer Marmor BLACK STAR Mercedes-Benz 300 S AUS DER ZUKUNFT Oliver Irschitz SAMMLUNGS-BAU Gil Bronner PETER M A RI NO my Dorotheum: Inter view Stiegenaufgang im Palais Dorotheum VIEW E D I T OR I A L Wie kann Kunst ideal mit dem Interieur verbunden werden? Die Antworten sind so vielfältig wie die Menschen. Peter Marino, gefeierter Architekt und Titelheld des vorliegenden Dorotheum myART MAGAZINE, überlässt in dieser Frage nichts dem Zufall. Er propagiert das Gesamtkunstwerk , um – wie es ihm am liebsten wäre – alles gestalten zu können … und schwärmt für die Wiener Werkstätte und Josef Hoffmann. Über dessen Secession führt ein Magazinbeitrag zu einem von Kolo Moser geschaffenen Geschenk Gustav Klimts an seine Freundin Emilie Flöge. Der Düsseldorfer Sammler Gil Bronner wiederum kreiert das Interieur für seine Gegenwartskunst selbst – indem er gleich ein eigenes Gebäude zum Museum umbaut. V i e l Ve r g n ü g e n b e i d e r L e k t ü r e und auf Wiedersehen im Dorotheum oder auf dorotheum.com! MARTIN BÖHM Geschäftsführender Gesellschafter PA L A I S DOROTHEUM Nr. 07 Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570 [email protected] CLIENT ADVISORY SERVICES Constanze Werner Tel. +43-1-515 60-366 [email protected] PIONIERARBEIT Künstlerinnen um 1900 PABLO ATCHUGARRY Magischer Marmor AUKTIONSKATALOGE & ABONNEMENTS Tel. +43-1-515 60-200 [email protected] www.dorotheum.com BLACK STAR Mercedes-Benz 300 S AUS DER ZUKUNFT Oliver Irschitz SAMMLUNGS-BAU Gil Bronner PETER M A RI NO my Dorotheum: Inter view IMPRESSUM Dorotheum myART MAGAZINE, März 2016. Siebente Ausgabe. Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien © Dorotheum GmbH & Co KG, DVR Nr. 0105104, FN 213974 v / Handelsgericht Wien, UID: AT U 52613505 Erscheinungsweise: 2x jährlich Konzept, Redaktion: Michaela Strebl-Pühringer, Doris Krumpl, Theresa Pichler, Marie-Sophie Engel Grafik: Studio Corsaro, Creative Director Miriam Wanzenböck, Art Direction Bernd Ganser-Lion Lektorat: scriptophil. die textagentur Fotografen: Jason Schmidt, Manolo Yllera, Tibor Rauch, Ivo Faber, Christian Sarramon, elwoods, Ingrid Sontacchi, Christopher Reumiller Druck: Gutenberg Druck Anzeigenkontakt: Annika Hahn, Tel. +43-664-500 93 10, [email protected] Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kurzfristige Änderungen vorbehalten. Bitte entnehmen Sie aktuellste Informationen zu unseren Auktionen und Veranstaltungen unserer Webseite: www.dorotheum.com. Alle Angaben ohne Gewähr. Coverfoto Peter Marino © Jason Schmidt , Trunk Archive INHALT AUCTION CITY 06 M E I S T E R H A F T E S M A L E N Hans Memlings Werkstatt 10 G I A C O M O M A N Z Ù Majestät der Form 12 PA B L O A T C H U G A R R Y Magischer Marmor 14 O S C A R M U R I L L O Anomalies from a Candy Factory 16 B L A C K S T A R Mercedes-Benz 300 S Roadster 18 RICHARD POUSETTEDART Kosmische Kraft 20 K L E I N O D D E S F I N DE SIÈCLE Gustav Klimt und Emilie Flöge 24 EIN BLICK AUS DEM FRAUENZIMMER Künstlerinnen um 1900 28 J A M E S E N S O R Meister der Masken 30 O L I V E R I R S C H I T Z Design der Zukunft 34CHANEL Im Geiste Coco Chanels 35 MARY VETSERA Jugendbekenntnisse DOROTHEUM 36 P E T E R M A R I N O B l i c k ü b e r d e n Te l l e r r a n d AUCTION HOUSE 42 E N T D E C K U N G Experten im Gespräch CHOICE 46 M Y C H O I C E Lieblingsobjekte der Experten 60 N E A P E L Heimliche Hauptstadt COLLECTION 64 F E R N A N D H U T S Der moderne Prometheus 68 G I L B R O N N E R Projekt Sammeln 73 J E A N - P I E R R E R I B E R Der perfekte Makel PASSION 76 T I P P S Dorotheum-Kooperationen EVENTS 78 V I E N N A A R T W E E K Im Zeichen der Kunst STORY 80 K A R L H O H E N L O H E Worte von Welt CONTACTS 82 D O R O T H E U M A d r e s s e n & Te r m i n e AUCTION 6 Hans Memling (1430/40–1494) Werkstatt Die Geburt Christi Öl auf Holz, 99,2 x 72,5 cm Schätzwert € 1.200.000 – 1.800.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 M M AUCTION 7 EISTER HAFTES MALEN Die im April im Dorotheum offerierte „Geburt Christi“ ist eine der Entdeckungen der altniederländischen Ta f e l m a l e r e i . D a s B i l d a u s d e m A t e l i e r von Hans Memling hebt sich vom Kollektivstil einer spätmittelalterlichen Malerwerkstatt ab und weist den Weg für die künftige Erforschung der Memling-Werkstatt. Erstmals wurde die „Geburt Christi“ im Zusammenhang mit der Memling-Ausstellung, die das Brügger Groeningemuseum anlässlich des 500. Todestages des Künstlers 1994 organisierte, einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Es gehört zu den bedeutenden Entdeckungen der altniederländischen Tafelmalerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts in jüngerer Zeit. Die in erstaunlich gutem Zustand bewahrte Tafel variiert eine von Hans Memling bedachte Bilderfindung der Geburt Christi, die das Jesuskind in einer romanischen Sakralruine situiert. Ihr liegt eine im Spätmittelalter äußerst populäre Vision der Heiligen Brigitta von Schweden zugrunde. Das gegen 1500 unstrittig in Brügge entstandene Tafelbild wandelt die Bilderfindung Memlings ab, der das Thema mehreren Phasen aufgebracht und sowohl in der der Geburt Christi seinerseits in Anlehnung an Vor- Unterzeichnung als auch während des eigentlichen lagen seines Brüsseler Lehrmeisters Rogier van der Malvorganges kontinuierlich verändert wurden. Die Weyden gestaltet hatte. zahlreichen Pentimenti (Spuren der Änderungen) lassen die Unterzeichungen Memlings mitunter Die älteste überlieferte Geburtsszene aus der Werk- chaotisch und unlesbar erscheinen; sie erforderten statt Memlings findet sich auf dem linken Flügel des schon zu Lebzeiten des Künstlers mitunter klärende um 1470/75 vollendeten Triptychons „Anbetung der Konturen, welche die Grundelemente der jeweiligen Könige“, das im Museo del Prado in Madrid bewahrt Komposition unterstrichen. wird und der hier vorgestellten Tafel sowohl hinsichtlich des Formats als auch der verwendeten Ansatzweise ist die besonders lockere und scheinbar Bildmotive gleicht. Bedeutend kleiner gestaltete spontane Art des Unterzeichnens ein Merkmal der Memling die Geburtsszene auf dem Flügel des mit „Geburt Christi“. Der Maler berief sich unzweifel- 1479 datierten Triptychons von Jan Floreins, das zu haft auf eine Musterzeichnung Memlings, die ihm den Hauptwerken im Gemäldebestand des Brügger zur Verfügung stand. Die Vorlage setzte er dann in Sint-Janshospitaals zählt. der Unterzeichnung freilich in einer Weise um, die jener der beglaubigten Werke Memlings erstaunlich Der enge Zusammenhang der Komposition mit den nahe steht. Der Maler der „Geburt Christi“ war nicht beiden bekannten Werken Memlings scheint auf allein mit den Motiven Memlings, sondern auch mit den ersten Blick dafür zu sprechen, die Tafel als das der in dessen Werkstatt gepflegten Arbeitsweise der- Werk eines Nachfolgers zu klassifizieren; doch die art vertraut, dass zwingend davon auszugehen ist, Befunde jüngst erfolgter gemäldetechnologischer dass er zu den engen Mitarbeitern Memlings zählte. Untersuchungen legen eine andere Schlussfolgerung Damit nimmt die „Geburt Christi“ eine Schlüssel- nahe. Denn die unter der Malschicht liegende Unter- stellung im Bezug auf die künftige Erforschung der zeichnung, mit welcher der Maler die Komposition Memling-Werkstatt ein. auf die Grundierung übertrug, gleicht hinsichtlich ihres grafischen Vokabulars den stilistisch überaus Dass Memling in Brügge erfolgreich eine effizi- charakteristischen Memlings ent organisierte Werkstatt betrieb, in der mehrere in seinen reifen Werken. Typischerweise wurde in Unterzeichnungen Gehilfen gleichzeitig an der Ausführung der vielen der Memling-Werkstatt ein trockenes Malmaterial Aufträge des Meisters beteiligt waren, legen nicht wie Kreide zum Unterzeichnen der Konturen, Dra- allein die zahlreich erhaltenen Gemälde Memlings pierungen und weiten Schraffen verwendet, die in nahe, die auf eine umfassende Produktion von AUCTION 9 Altarretabeln, Andachtsbildern und Porträts verweisen. Auch die Tatsache, dass er 1480 und 1483 zwei Lehrlinge in seiner Werkstatt ausbildete, spricht für die Existenz eines blühenden Ateliers. Gehilfen und Mitarbeiter einer spätmittelalterlichen Malerwerkstatt pflegten einen Kollektivstil und waren vor allem darin geschickt, den Stil und die Malweise des Meisters perfekt nachzuahmen. In den seltensten Fällen ist es daher möglich, die Hand eines Gehilfen in mehreren Gemälden einer Werkstatt zu erkennen, und jene Memlings ist hierin keine Ausnahme. Dass sich die „Geburt Christi“ trotz allem hinsichtTriptychon der Anbetung der Könige, Hans Memling, 1470/75 © Museo Nacional del Prado lich der Malweise und der Oberflächengestaltung subtil von Memling absetzt, hängt womöglich damit zusammen, dass er bereits verstorben war, als das Gemälde entstand. Denkbar wäre, dass ein Mitarbeiter der Werkstatt entweder einen unvollendet hinterlassenen Auftrag nach dem Tod des Meisters vollendete oder dass er nach dessen Tod einen eigenen Auftrag erhielt und sich mit seiner Malerei einen Namen machen wollte. Information: A l e x a n d e r S t ra s o l d o u n d D a m i a n B re n n i n k m e y e r, Experten für Alte Meister Triptychon von Jan Floreins Hans Memling, 1479 Musea Brugge © www.lukasweb.be – Art in Flanders vzw, Foto: Dominique Provost AUCTION 10 Eine strenge, reglose Masse, die dennoch von Geistigkeit vibriert: So sah der italienische Künstler Giacomo Manzù – unter anderem prägende Gestalt der Salzburger Sommerakademie – geradezu archetypisch die Figur des „ K a r d i n a l s “, d i e e r z e i t s e i n e s L e b e n s i n u n t e r s c h i e d l i c h e n V a r i a n t e n s c h u f . Ein über drei Meter großer „Kardinal“ wird im Dorotheum angeboten. VON ALESSANDRO RIZZI UND LUDOVICA LA MONICA Würde- und geheimnisvoll zeichnet sich in der Ein- Keine religiöse Eingebung, keine spirituelle Bot- gangshalle des Palais Dorotheum die Figur eines schaft: nur eine enorme Bewunderung für jene Kardinals ab, der in ein einfaches Pluviale gehüllt ist. Figuren, deren voluminöse Formen auf den Künst- Sein kleines, lediglich angedeutetes Gesicht überragt ler einen großen Eindruck machten, als er bei einem eine strenge Mitra, die zum Eindruck eines koni- Aufenthalt in Rom 1934 den damaligen Papst Pius schen, stark stilisierten Bildnisses beiträgt. Hier fin- XI. zwischen zwei Bischöfen in der Peterskirche det sich kein Prunk, kein Dekorativismus, wie er für sitzen sah. Wie er selbst betonte, war das, was ihn die Gewänder klerikaler Würdenträger typisch ist. anzog, nicht die Majestät der Kirche, sondern die Was zählt, ist die Suche nach der Form. Das Pluviale, Majestät der Form: das die gesamte Figur bedeckt, lässt nur eine zaghafte Hand durchscheinen, die es festhält und leicht „Sie beeindruckten mich durch ihre starre emporzieht. Sie erzeugt jene leichte Bewegung, Masse, reglos und dennoch von komprimier- welche die Komposition dynamisch bereichert. ter Geistigkeit vibrierend. Ich sah sie wie Statuen, eine Reihe aufgereihter Blöcke an – „In Manzùs Händen wurden die Kardinäle in kom- u n d d e r I m p u l s , e i n e s k u l p t u r e l l e Ve r s i o n d i e - pakte, ehrfurchtgebietende Skulpturen umge- ser unfassbaren Wirklichkeit zu erschaffen, wandelt , die durch extrem zartes Modellieren w a r u n w i d e r s t e h l i c h .“ und großzügig drapierte Falten belebt werden. Der massive Charakter der Skulptur wird durch Die erste dieser Skulpturen entstand 1938, sie wur- die Sparsamkeit der Linien und die Einfachheit de bei der Quadriennale in Rom ausgestellt. Von der plastischen Mittel betont . Den Körperkon- diesem Zeitpunkt an schuf Manzù zahlreiche Vari- turen folgend, schwingen die Falten mitunter, anten desselben Sujets, die einander niemals glei- als wären sie scharf geät zt , manchmal sanf t chen und die sich durch stets neue ikonografische gerundet , und ihre Schatten ordnen stets die Eigenschaften auszeichnen. Im Laufe der Jahre Teile, welche dem Licht ausgesetzt sind. Die- stilisierte Manzù zunehmend sowohl die Maße als se Flächen auch die Details der Skulpturen zu einem auf das und die erstaunliche Freiheit der Konzeption Wesentliche reduzierten Bild, das immer weniger trugen dem Künstler den Respekt vieler Bild- realistisch konnotiert und immer radikaler verein- hauer ein, deren eigene Pfade sie in Richtung facht wird. subtile Belebung gleichförmiger Abstraktion geleitet hatten. Mehr als die Feinfühligkeit der Ausführung bewunderten sie die In eine die skulpturelle Feierlichkeit hervorhebende Kühnheit des Entwurfs, welcher innerhalb des architektonische Szenografie im Inneren des Palais Rahmens naturgetreuer Abbildung die Form all Dorotheum eingebettet, wirkt die aus einer bedeu- jener Dinge entledig t , die unwesentlich sind.“ tenden Privatsammlung stammende Skulptur impo- (J. Rewald, Giacomo Manzù, London 1967) sant und majestätisch. Sie zeigt sich als das elegante und bedeutende Werk einer der wichtigsten Persön- Die 324 Zentimeter hohe Figur des Kardinals ist eine von rund 300 Versionen dieses Sujets, die Giacomo Manzù – einer der Hauptvertreter der italienischen Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts – von 1938 bis zu seinem Tode im Jahre 1991 ausgeführt hat. lichkeiten der italienischen Bildhauerkunst. Alessandro Rizzi ist Experte für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne im Dorotheum, Ludovica La Monica ist Assistentin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne. AUCTION MAJESTÄT DER FORM 11 Giacomo Manzù (1908–1991) Grande Cardinale in piedi, 1982 Bronze, 324 x 77 x 96 cm AUCTION 12 MAG I S C HER M AR MOR Marmor ist das Material, dem Pablo Atchugarry Seele einhaucht. Streng und sensibel zugleich, verströmen die Skulpturen des uruguayischen Bildhauers zeitlose Eleganz. Zwei seiner Werke offeriert das Dorotheum in seiner Frühjahrsauktion. VON ALESSANDRO RIZZI UND LUDOVICA LA MONICA Eine magische Mischung aus Seele, Kultur, archetypischen aus, um das Material dann mit größter Sorgfalt durch Symbolen und lateinamerikanischer Empfindsamkeit: Entfernung jener dreidimensionalen geometrischen Das sind die Merkmale der Kunst des 1954 in Montevideo Masse zu bearbeiten, welche die Seele seines Werks geborenen uruguayischen Künstlers Pablo Atchugarry, den eingesperrt hat. Durch diesen Prozess tut Atchugarry sein Vater Pedro von klein auf in die Welt der Malerei ein- nichts anderes als jenen Seelen Leben und Gestalt führte. Bald jedoch verspürte er das Bedürfnis, sich auch in zurückzugeben, indem er Zug um Zug immer klarere, anderen Formen und mit anderen Materialien auszudrü- reinere und zeitlosere Strukturen schafft. cken, und so setzte er ab 1975 großformatige Hochreliefs in Zement, Eisen und Marmor um. Atchugarrys Hochreliefs Michelangelo betrachtete die Bildhauerei als Kunst sind von Schlichtheit und neo-plastischer Strenge geprägt, des Wegnehmens, um zum Vorschein zu bringen, was wenngleich diese von jener Sensibilität, die im Kern ein- im Material bereits angelegt ist. Während aber der deutig lateinamerikanisch ist und sein Werk stets kenn- große Meister das Leben in den Marmorblöcken pul- zeichnet, gedämpft wird. sieren fühlte und der verborgenen Gestalt nachspürte, folgt der uruguayische Künstler dem ausdrucks- Im Jahr 1979 entdeckte Atchugarry, was zu dem Mate- starken musikalischen Rhythmus der Masse ohne rial schlechthin für ihn werden sollte: Carrara-Marmor. bestimmtes Ziel. Am Ende steht Überraschendes, das Damit begann seine Reise quer durch die Geschichte der aus dem magischen Gleichgewicht zwischen Fülle und Skulptur, von augusteischer Zeit bis heute. Leere, zwischen Materie und Geist, Handwerk und Poesie geschaffen wurde: Bilder, rückgeführt auf ihre Atchugarry – 1982 verließ er Uruguay, um sich im italie- innere Essenz. nischen Lecco niederzulassen – bietet der Marmor eine Möglichkeit, zum Ursprung des Schöpferischen zurückzu- Die eindeutig kubistische Fokussierung auf die Bezie- kehren, zu einem klassischen Konzept der Bildhauerei, das hung zwischen Masse und Raum zieht sich wie ein durch die Meisterwerke von Bernini, Canova, Rodin, Arp, roter Faden durch Atchugarrys Werk. Haben viele Moore, Brancusi, Picasso, Hepworth, Bloc etc. immer wie- Kubisten den allmählichen Übergang von der geraden der aktualisiert und gefiltert wurde. Linie, der die charakteristische prismatische Zerlegung entsprang, hin zu einer gebogenen Linie voll- Seit den frühen 1980er-Jahren verwendet der Künstler zogen, die immer freier von geometrischer Theoreti- beinahe ausschließlich Marmor: Er besucht die Steinbrü- sierung wurde, so ist auch im Werk Atchugarrys eine che, in denen der Abbau stattfindet, und wählt die Blöcke Entwicklung hin zu formaler Eleganz und raffinierter AUCTION 13 Pablo Atchugarry Musica interiore, 2013 Carrara-Marmor 148,5 x 45,5 x 42,5 cm (mit Sockel) Erzielter Preis € 125.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, November 2014 Empfindsamkeit erkennbar, die zum stilistischen Kennzeichen des Künstlers werden sollten. Aufsteigende Spannung und Vertikalität sind weitere Konstanten in Atchugarrys Skulpturen. Das Streben nach formaler Reinheit und Unbeschwertheit findet in fließenden Formen Ausdruck, die schwerlich eine Entsprechung in der Realität finden. Das Dorotheum kann nun bei der Auktion Zeitgenös- Pablo Atchugarry Ohne Titel, 2008 Carrara-Marmor 122 x 36 x 26 cm (mit Sockel) Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 sische Kunst im Juni 2016 zwei wunderbare Werke dieses großen Künstlers präsentieren, der zunehmend die ihm gebührende internationale Anerkennung erfährt: eine Skulptur aus weißem Carrara-Marmor von 2008 und eine aus schwarzem belgischen Marmor aus dem Jahr 2006. Die geheimnisvolle Eleganz des tiefschwarz leuch tenden Marmors und die Makellosigkeit und Lichtdurchlässigkeit des weißen Marmors aus Carrara – gepaart mit der schlanken, aufstrebenden Linie und der Unfassbarkeit der Materie, welche klassische Faltenwürfe in Erinnerung ruft – verleihen den beiden Skulpturen einen kostbaren, zeitlosen Charakter. So werden sie laut Paolo Levi zu „Kathedralen, vor denen sich unsere Seele in Andacht verneigen kann, um das trügerische visuelle Echo zu überwinden“. Alessandro Rizzi ist Experte für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne im Dorotheum, Ludovica La Monica ist Assistentin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne. Pablo Atchugarry Ohne Titel, 2006 Schwarzer Marmor aus Belgien, 219,5 x 50,5 x 50,5 cm (mit Sockel) Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 AUCTION ANOMALIES FROM A CANDY FA C T O RY 14 Jung, konzeptuell, widersprüchlich – das Werk Oscar Murillos entzieht sich eindeutigen Zuschreibungen. Angesiedelt z w i s c h e n M a l e r e i , S k u l p t u r, I n s t a l l a t i o n und Performance, verwirrt und verführt e s d i e B e t r a c h t e r g l e i c h e r m a ß e n . VON JONAS SCHMIT T Die Skulptur „Untitled 1 (anomalies from a candy facto ry)“, entstanden 2013/2014, besteht aus einer Reihe gesta pelter Fruchtkisten, wie sie weltweit in Markthallen und Lebensmittelgeschäften benutzt werden, hier allerdings aus poliertem Edelstahl. Einer der Stapel steht auf einem jener hölzernen Podeste, die Oscar Murillo in seinem Studio benutzt, um darauf an Bildern zu arbeiten. Teil der Skulptur sind Betonkugeln, die Fragmente aus dem Künstleratelier, Überbleibsel des kontinuierlichen Schaf fensprozesses, enthalten. Unglasierte Keramikabgüsse, die entfernt an Kokosnüsse erinnern, wecken zusammen mit den Obstkisten und der Holzpalette Assoziationen an alltäglichen Handel und verstärken den Installations charakter der Arbeit. Ebenso wie in seinen Bildern, Video arbeiten und Performances verwendet Murillo auch in den Skulpturen häufig global gebräuchliche und verständliche Symbole und Zeichen. Themen wie Distanz, Verschiebung und Migration sind Schwerpunkte von Murillos künst lerischer Aussage und damit gesellschaftlich relevanter und aktueller denn je. Die zur Versteigerung gelangende Skulptur ist ein schönes Beispiel dafür. Oscar Murillo wird seit 2013 von David Zwirner, einer der wohl wichtigsten zeitgenössischen Galerien weltweit, vertreten. Auf Ein ladung von Hans Ulrich Obrist hielt Murillo bereits eine Live-Performance in der Serpentine Gallery in London ab und hatte erste museale Einzelausstellungen in der Rubell Family Collection in Miami und der South London Gallery. Jonas Schmitt ist Junior-Experte für Zeitgenössische Kunst der Dorotheum-Repräsentanz Düsseldorf. Oscar Murillo Untitled 1 (anomalies from a candy factory), 2013/2014 122,5 x 146 x 90 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 Information: P e t ra S c h ä p e r s , E x p e r t i n f ü r Ze i t g e n ö s s i s c h e K u n s t u n d K l a s s i s c h e M o d e r n e , L e i te r i n d e r D o ro t h e u m - R e p rä s e n t a n z i n D ü s s e l d o r f AUCTION 15 AUCTION 16 Cary Grant hatte einen, Bing Crosby ebenso wie Gary Cooper, und Clark Gable nannte ihn gar seinen liebsten: den Mercedes-Benz 300 S, Der Mercedes-Benz 300 S ist und bleibt d e r I n b e g r i f f v o n E l e g a n z . A l s „Wa g e n f ü r d i e W e l t e l i t e “, e t w a f ü r H o l l y w o o d - S t a r s , kostete er in den Fünfzigern das Doppelte des teuersten Cadillac. Ein Streifzug durch die faszinierende Geschichte dieses Klassikers, eines Highlights der kommenden Oldtimer-Auktion im Dorotheum. jenen Wagen, mit dem man sich in Stuttgart anschickte, den Glanz vergangener Tage zu beschwören und der Welt zu zeigen, dass man immer noch die besten Autos bauen konnte. Es war im Oktober 1951, auf dem Salon de l’Automobile in Paris, wo Mercedes-Benz sein neues Flaggschiff erstmals der Öffentlichkeit zeigte und die Fachwelt in kollektives Staunen versetzte. Gezeichnet von Hermann Ahrens, gebaut von Hand auf dem verkürzten Fahrgestell der zuvor in Frankfurt vorgestellten 300 Limousine, angetrieben von 150 Pferdestärken aus drei Litern und sechs Zylindern, ausgestattet mit unerreichter VON WOLFGANG HUMER Eleganz und aller Opulenz dieser Welt, war er mehr als nur eine surprise inattendue, er war ein Ausrufezeichen. Man konnte! In der Neuen Welt vermochte dem Mercedes-Benz 300 S ohnehin niemand das Wasser zu reichen. Es gab dort gewiss größere, vielleicht auch stärkere, aber keiner hatte diese Klasse und auch keiner diesen Preis. Er kostete knapp das Doppelte des teuersten Cadillac. Ob als Coupé, als Cabriolet A mit gefüttertem Verdeck oder AUCTION 17 BLACK S TA R 1953 Mercedes-Benz 300 S Roadster Schätzwert € 520.000 – 680.000 Auktion Klassische Fahrzeuge und Automobilia 18. Juni 2016 cken in den Straßenverkehr entließ. Damit reduzierten sich die ohnedies homöopathischen Absatzzahlen um gut die Hälfte, und nach nochmals drei Jahren war dann 1958 Schluss mit dem 300 S. Der in der kommenden Dorotheum-Auktion Klassische Fahrzeuge angebotene 300 S Roadster wurde 1953 an einen Stahlindustriellen in Nordrhein-Westfalen geliefert. Schon in den 1970er-Jahren erwarb den Wagen ein Hamburger Kaufmann, um mit ihm zahlreiche schöne als Roadster mit voll versenkbarem Dach, der Preis war immer der Sommer auf seinem Anwesen in Frankreich zu verbrin- gleiche: 34.500 Deutsche Mark. Damit blieb er das, als was ihn die gen. Nach 20 Jahren ließ er ihn in Deutschland wieder in Presse beschrieben hatte, ein „Wagen für die Weltelite“, mit einem Schuss bringen, und heute, wiederum 20 Jahre später, ist Wort: unerreichbar. die Zeit gekommen, seinen Roadster an neue liebevolle Hände weiterzureichen. In der Alten Welt, die gerade aus Schutt und Asche auferstand, konnten viele selbst von einem Volkswagen, dessen Preis sich um In den 65 Jahren seit seiner Vorstellung ist die Welt eine eine Null unterschied, nur träumen. Hier muss der 300 S wie von andere geworden, eines hat sich jedoch nicht verändert: einem anderen Stern gewirkt haben. Doch dank des ins Land ziehen- Noch heute versetzt der Wagen Menschen ins Staunen, den Lüftchens von einem Wirtschaftswunder fand er auch hier seine zieht die Blicke auf sich. Er ist der Inbegriff von Ele- Abnehmer, weniger Filmstars als so manchen Industriellen. ganz, war es immer und wird es immer bleiben. Treffend bemerkte schon seinerzeit, 1953, das amerikanische 560 Stück verließen in drei Jahren die Werkshallen, die wenigsten „Road & Track“-Magazin: „Wherever the Mercedes-Benz davon, nämlich 141, als schicke Roadster. 1955 verpasste man dem 300 S has been seen, since its first appearance at the 300 S eine Einspritzanlage, Trockensumpfschmierung, etwas mehr Paris Salon in the autumn of 1951, it has caused a quiet Chrom und eine neue Eingelenk-Pendel-Hinterachse. Der Preis riot of enthusiasm, with its low, sleek lines and its atti- wurde nochmals um einen halben Käfer angehoben, womit er auch tude of ,going‘ even when standing still.“ zwei Käfer teurer war als sein heute berühmter Stallgefährte mit den Flügeltüren, den Mercedes zwischenzeitlich von den Rennstre- Wolfgang Humer ist Oldtimer-Experte im Dorotheum. AUCTION 18 AUCTION 19 KOS M I S C H E K R A F T Richard Pousette-Dart zählt zu einem Mitbegründer des A b s t r a k t e n E x p r e s s i o n i s m u s i m N e w Yo r k d e r 1 9 4 0 e r - J a h r e u n d d a n a c h . E i n e r B e w e g u n g , d i e d i e Vo r h e r r s c h a f t d e r e u ro p ä i s c h e n M a l e re i e n d g ü l t i g b e e n d e t e . „ S u s p e n d e d L i g h t “, a n g e b o t e n i m D o r o t h e u m , g i b t Z e u g n i s v o n d e s K ü n s t l e r s l e b e n s l a n g e m S t r e b e n n a c h Tr a n s z e n d e n z . V O N A L E S S A N D R O R I Z Z I U N D PA T R I C I A P Á L F F Y Punktartiges Auftragen der Farbe, dicke Schichten über vielen In seinem vielseitigen, von 1930 bis 1990 reichenden Schaf- Aufträgen: All das ergibt vibrierende, komplexe Oberflächen fen, das auch Skulpturen und Grafiken umfasste, verarbei- und erzeugt auch – besonders in Schwarz-Weiß – den Ein- tete der Künstler in seinen frühen Arbeiten unter anderem druck von Lichtquellen. Diese Charakteristiken von Gemälden Einflüsse der Kubisten, Pointilisten, Surrealisten, der Kunst des amerikanischen Künstlers Richard Pousette-Dart haben der Aborigines und anderer alter Kulturen. Bereits 1948 insofern auch musikalische Qualitäten – wie das Großformat stellte er bei der Biennale Venedig aus, wieder 1982. 1959 „Suspended light“, ein Höhepunkt der Dorotheum-Auktion nahm Richard Pousette-Dart an der documenta II teil. „Zeitgenössische Kunst“ vom 1. Juni 2016. Die gewundenen, surrealen Formen der früheren Jahre wanDer spirituelle Ansatz des in Massachusetts geborenen deln sich ab den 1960er-Jahren in scheinbar schimmernde, Pousette-Dart, einem der Mitbegründer des amerikanischen lichtpulsierende Bilder, in eine Form von transzendenter Abstrakten Expressionismus, offenbarte sich unter anderem Op-Art. „Stellar Light“, „Space Continuum“ oder „Radiance“ in seiner Liebe zu geometrischen Grundformen. Im Kreis heißen solche Bilder. Auch „Suspended Light“ von 1978/80 und dem Rechteck sah er universelle Symbole kosmischer wirkt fast lebendig durch seine Textur. Die zentrale Figur, Kräfte. Wie auch Mark Rothko, Ad Reinhard oder Clifford ein strahlender Lichtpunkt ähnlich der Sonne, zieht das Still glaubte Pousette-Dart, dass abstrakter Malerei die Auge des Betrachters auf sich. Kraft innewohnt Transzendenz heraufzubeschwören. Richard Pousette-Dart Suspended light, 1978–80 Acryl auf Leinen, 183 x 137 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 Alessandro Rizzi und Patricia Pálffy sind Experten für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne im Dorotheum. AUCTION 20 KLEINOD DES FIN DE SIÈCLE Gustav Klimt und Emilie Flöge, ein schillerndes Paar der Wiener Gesellschaft des Fin de Siècle. Im Juli 1905 schenkt der K ü n s t l e r s e i n e r Ve r t ra u te n e i n e vo n Ko l o m a n M o s e r e n t w o r fe n e Muffkette, die demnächst im Dorotheum zur Auktion gelangt. VON THERESA PICHLER Wien um die Jahrhundertwende: Die Stadt bietet einen beson- Anfangszeit der Wiener Werkstätte von klaren geometrischen deren Nährboden für künstlerische und wissenschaftliche Glanz- Formen geprägt. Die Schmuckwerkstätte ist eine der Ersten, leistungen. Neue Theorien und Erkenntnisse werden entwickelt, die noch im Jahr der Gründung die Produktion aufnimmt; bis neue Institutionen geschaffen. Protagonisten wie Sigmund zum Ende der Wiener Werkstätte in den 1930er-Jahren soll- Freud, Ludwig Wittgenstein, Ernst Mach, Otto Wagner, Arnold te Schmuck eine der bevorzugten Sparten bleiben. Koloman Schönberg, Arthur Schnitzler revolutionieren das Denken ihrer Moser und Josef Hoffmann sind in den ersten Jahren für die Zeit und nachfolgender Generationen. Im Bereich der bildenden Entwürfe verantwortlich, ab 1905 kommen andere Künstler Kunst steht Gustav Klimt an der Spitze jener jungen Künstlerbe- hinzu. Insbesondere Koloman Mosers Schmuckkreationen wegung, die sich von ihrer Vätergeneration lossagt und 1897 eine aus getriebenem, geprägtem, patiniertem Silber sind von zahl- neue Künstlervereinigung gründet: die Secession. Ein Jahr spä- reichen Fotos bekannt, auf denen Emilie Flöge sie zu ihren ter wird das Ausstellungsgebäude der Secession mit der berühm- Gesellschaftskleidern trägt. ten goldenen Kuppel nach Entwürfen von Joseph Maria Olbrich erbaut. An der Fassade prangt der Leitspruch der Secessionisten: Als „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“. Lebenspartnerin von Gustav Klimt steht Emilie Flöge in Modeschöpferin und Unternehmerin sowie als einem besonderen Naheverhältnis zur Wiener Werkstätte. In In diesem Umfeld wird 1903 die Wiener Werkstätte von Josef ihrer Biografie manifestiert sich der Aufbruch in die Moderne Hoffmann und Koloman Moser mit der kaufmännischen Unter- – sowohl in künstlerisch-ästhetischer als auch in lebensprak- stützung des Bankiers Fritz Waerndorfer gegründet und ins Han- tisch-emanzipatorischer Hinsicht. 1874 als Tochter des Meer- delsregister eingetragen. Hohe Qualität, Entwürfe von höchstem schaumpfeifenfabrikanten Hermann Flöge in Wien geboren, künstlerischen Anspruch und handwerkliche Einzelfertigung erlernt sie das Schneiderhandwerk und eröffnet 1904 gemein- sind ihre wichtigsten Merkmale. Stilistisch ist insbesondere die sam mit ihren beiden Schwestern den Modesalon „Schwestern Foto: © ÖNB AUCTION 21 Emilie Flöge mit Muffkette, Fotografie Atelier d’Ora, 1909 AUCTION 22 Flöge“. Der Salon im „Casa Piccola“-Haus in der Mariahilfer Straße Foto: © Wien Museum avanciert bald zum Treffpunkt der großbürgerlichen Gesellschaft; in den Hochzeiten des Betriebs sind bis zu 80 Näherinnen und drei Zuschneiderinnen beschäftigt. Für die Ausstattung zeichnen keine Geringeren als Josef Hoffmann und Koloman Moser verantwortlich, das Logo entstammt der Feder Gustav Klimts. Der Salon ist ganz im Stil der Wiener Werkstätte gestaltet und gilt als eines der frühesten Beispiele für ein Interieur im Sinne des Gesamtkunstwerkes. Auch was den Salon füllt, entspricht den revolutionären Ideen einer Gesellschaft im Umbruch. Die hier angebotenen Entwürfe liegen am Puls der Zeit – zweimal jährlich reist die umtriebige Unternehmerin in die Modemetropolen London und Paris, um sich über aktuelle Trends und Tendenzen zu informieren. Emilie Flöge setzt sich zudem für die Propagierung des Reformkleides ein, für das Gustav Klimt und Mitglieder der Wiener Werkstätte Entwürfe liefern. Die Mehrheit der Kundinnen wagt sich allerdings nicht so weit, sodass Flöge ihren Umsatz hauptsächlich mit konventionelleren Gewändern macht. Dass die Frau, die sich in der Mode für die Befreiung des weiblichen Körpers aus dem Korsett gesellschaftlicher Zwänge einsetzt, zeit ihres Lebens unverheiratet bleibt, ist wenig verwunderlich. Auch Flöges Beziehung zu Gustav Klimt entzieht sich allen bürgerlichen Normen. Die beiden lernen einander vermutlich bei der Hochzeit ihrer Geschwister 1891 kennen. Von da an verbindet sie eine lebenslange Beziehung; welcher Art diese Beziehung tatsächlich ist – ob Emilie Flöge (mit Muffkette) und Gustav Klimt im Ruderboot am Attersee, 1909 Freundschaft, Liebe oder Seelenverwandtschaft –, bleibt bis heute letztlich ungeklärt. Schon früh malt Klimt ein Porträt von Flöge, Trägerin von Schmuck der Wiener Werkstätte. Sie bewirbt ihn das der Abgebildeten jedoch missfällt und schließlich vom Nieder- nicht nur auf Fotos, sondern bietet ihn auch in ihrem Salon österreichischen Landesmuseum angekauft wird. Durch zahlreiche zum Verkauf an. Wie Elisabeth Schmuttermeier schreibt, Fotos dokumentiert sind die legendären Sommeraufenthalte der kann sie sowohl als „Beschenkte und Sammlerin“ als auch beiden am Attersee. Dort entsteht auch die für die Zeit gänzlich als „Verkäuferin und Modell“ gelten. Zehn Schmuckstücke untypische Fotoserie in der freien Natur, die 1907 in der Zeitschrift schenkt Gustav Klimt seiner Gefährtin nachweislich zwischen „Deutsche Kunst und Dekoration“ erscheint. Emilie Flöge ist darin 1903 und 1906. Eines davon gelangt nun im Dorotheum zur mit Ketten und Broschen der Wiener Werkstätte zu den in ihrem Auktion. Es handelt sich um eine Muffkette nach einem Ent- Salon angebotenen Kleidern abgebildet. Flöge ist eine begeisterte wurf von Koloman Moser: Die 70 Zentimeter lange, zweireihige Halskette aus Silber wird durch geometrische und von Quadraten durchbrochene Elemente zusammengehalten und gegliedert. Sie ist nicht nur Beleg einer außergewöhnlichen Beziehung, sondern gleichzeitig Vermächtnis einer der einflussreichsten künstlerischen und gesellschaftlichen Bewegungen im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts. Theresa Pichler ist Literaturwissenschaftlerin und Grafikerin im Dorotheum. Information: Julia Blaha, Expertin für Jugendstil und Art Déco Foto: © MAK AUCTION 23 „Wo e s a n g e h t , w e r d e n w i r z u s c h m ü c k e n suchen, ohne Zwang und nicht um jeden Preis. Wir benützen viele Halbedelsteine, besonders bei unserem Geschmeide; sie ersetzen uns durch ihre Farbenschönheit und unendliche, fast nie w i e d e r k e h r e n d e M a n n i g f a l t i g k e i t d e n We r t d e r Brillanten. Wir lieben das Silber des Silbers, das Gold des Goldglanzes wegen; uns ist das Kupfer in künstlerischer Beziehung ebenso wertvoll wie die edlen Metalle. Wir müssen gestehen, dass ein Schmuck aus Silber an sich ebenso wertvoll sein kann wie ein solcher aus Gold und Edelsteinen. D e r We r t d e r k ü n s t l e r i s c h e n A r b e i t u n d d i e I d e e s o l l e n w i e d e r e r k a n n t u n d g e s c h ä t z t w e r d e n .“ ( „ D a s A r b e i t s p r o g r a m m d e r W i e n e r We r k s t ä t t e“, 1 9 0 4 /1 9 0 5 ) Kolo Moser (1868–1918) Muffkette, Geschenk von Gustav Klimt an Emilie Flöge Entwurf 1905, Ausführung Wiener Werkstätte, Silber, Länge 70 cm Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, 13. Juni 2016 EIN BLICK F R AU E N Marie Egner Vorgarten mit blühenden Stockrosen Öl auf Malkarton, 38,5 x 42,5 cm Schätzwert € 20.000 – 28.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 21. April 2016 AUCTION 25 AU S D E M Z I M ME R Im Grunde könnte man, wollte man allgemein über die Frau in der Kunst sprechen, bei Plinius dem Älteren anfangen, erwähnt dieser doch in seiner Abhandlung über die Erfindung der Malerei ein zeichnendes Mädchen. Auch in der Zeit des Mittelalters würde man sich künstlerisch betätigende Frauen finden, nicht zu vergessen die großen Ausnahmekünstlerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts in Italien und in den Niederlanden. Künstlerinnen Foto: Josef Löwy ÖNB setzten sich im 18. Jahrhundert mehr oder weniger erfolgreich für die Aufnahme von Frauen an Akademien ein. Der Weg ins 19. Jahrhundert, in das Jahrhundert der Umbrüche, der Emanzipation, der sozialen Revolution, war bereitet. Die Kunst des 19. Jahrhunderts ist von zwei großen Tendenzen bestimmt: Einerseits von einem Festhalten, einer Rückbesinnung; große Meister, der Duktus ganzer Epochen wurden kopiert, der Stil des Historismus prägte unter anderem auch Städte wie Wien. Andererseits sind aber gerade am Anfang dieses Jahr- Marie Egner hunderts die Wurzeln der Moderne zu finden. Österreichische Künstlerinnen wie Tina Blau-Lang (1845–1916), Marie Egner (1850–1940) oder Olga Sommerstimmung bringt die Kunst österreichischer Stimmungs impressionistinnen auch ins Dorotheum. Immer wieder finden sich ihre Werke in Ausstellungen und auf dem Kunstmarkt. VON MARIE-SOPHIE ENGEL Wisinger-Florian (1844–1926) gehören zu dieser Moderne, sind gute Beispiele nicht nur für die neue Kunstströmung des Stimmungsimpressionismus, sondern auch für die Neupositionierung der Frau, die schon zu Lebzeiten geehrt, deren Kunst ausgestellt und gehandelt wurde. So schrieb Adalbert Franz Seligmann in seinem Nachruf auf Tina Blau in der „Neuen Freien Presse“ am 31. Oktober 1916: „In der Modernen Galerie [heute Belvedere] befindet sich ihre ‚Krieau‘ und auch unser Kaiser hat in seinem Privatbesitz mehrere AUCTION 26 Gemälde Tina Blaus.“ Und über ihre künstlerische Werke von Künstlerinnen erreichten im Dorothe- Bedeutung: „Neben Schindler und Robert Ruß [sic] um gute Ergebnisse: so Wisinger-Florians „Blü- etwa wird sie einzureihen sein. Was ihre Kunst vor hender Bauerngarten“ 290.000 Euro, Tina Blaus allem auszeichnet, ist der männliche, energische Zug, „Beim Atelier der Künstlerin, Prater 1907“ 97.900 der gerade den Wiener Künstlern häufig fehlt. Es Euro und Marie Egners „In der Blütenlaube“ ist so gar nichts Frauenzimmerhaftes, so gar nichts 165.500 Euro. Weibliches oder Süßliches darin zu finden […].“ Heute finden sich ihre Arbeiten regelmäßig in AukFolgt man nun Seligmanns Beispiel und setzt Tina tionen. Der „Blick auf den Arco de Tito Vespasiano“ Blau neben Emil Jakob Schindler und Robert Russ, von Tina Blau zum Beispiel wird am 21. April zum zweifellos legitime Vergleiche, so wird die Qualität Verkauf angeboten. Das Bild ist, wohl im Zuge ihrer Kunst deutlich aufgezeigt. Sie ist, neben Emil ihrer Italienreise, 1879 entstanden. Detailreich ist Jakob Schindler, Carl Moll, Theodor von Hörmann, der „Arco de Tito Vespasiano“ dargestellt, im Hin- Hugo Darnaut, Marie Egner und Olga Wisinger- tergrund deutlich das Forum Romanum; bewölkt Florian, eine bedeutende Vertreterin des österreichi- und schwer liegt der Himmel über den italieni- schen Stimmungsimpressionismus; flirrend, schwer, schen Ruinen, alles ist impressionistisch unscharf, frisch und strahlend sind ihre Landschaften. Männ- stimmungsvoll von der kargen Landschaft der Via lich? Oder weiblich? Gibt es einen Unterschied? Sacra umfangen. Schindler und Russ erzielen Toppreise; so wur- 1880 wurde dieses Gemälde erstmals in einer Wiener de Emil Jakob Schindlers „Blick auf Ragusa“ um Ausstellung, im Künstlerhaus, gezeigt, 1971 in der 317.500 Euro im Dorotheum verkauft, ein Gemälde Österreichischen Galerie Belvedere und 1996 im Jüdi- von Robert Russ, „Gardone am Gardasee“, wechselte schen Museum. Es steht musterhaft für ihre Kunst im für etwa 1,2 Millionen Schilling, heute rund 87.500 österreichischen Kulturbetrieb, Tina Blau für die neu- Euro, den Besitzer. In derselben Auktion erzielte erlangte selbstbestimmte Position der Frau, für eine aber dann das Gemälde einer Künstlerin den höchs- Frau mit dem Beruf Künstlerin. ten Preis: Olga Wisinger-Florians „Blühende Wiese“ wurde um 1,3 Millionen Schilling (umgerechnet So erhielt sie ihre Ausbildung in Wien und Mün- rund 95.000 Euro) verkauft. chen, unternahm Studienreisen, ganz im Sinn der Tina Blau, Blick auf den „Arco de Tito Vespasiano“ , 1879 Öl auf Holz, 28 x 40,5 cm Schätzwert € 40.000 – 80.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 21. April 2016 Foto: Albert Meyer ÖNB Olga Wisinger-Florian tischen Vorstellungen der Bevölkerung, sondern auch zu sozialer Umstrukturierung. Die Frau erkannte ihre Rechte, begann für sie zu kämpfen und sich neu zu positionieren. Vermehrt, nicht Zeit, nach Italien und Holland, teilte sich das Ate- mehr nur im Privaten, sondern auch im Beruf, lier mit Emil Jakob Schindler, heiratete den Künst- konnte sich eine Frau als Künstlerin etablieren. lerkollegen Heinrich Lang, unterrichtete und war Mädchen hatten mehr Möglichkeit einer Ausbildung, schließlich auch Gründungsmitglied der „Kunst- Vereinigungen formierten sich, der Beruf der Künstle- schule für Frauen und Mädchen“ in Wien. Ihre rin war keine Seltenheit, kein Kuriosum mehr. Frau- Arbeiten waren regelmäßig in Ausstellungen zu en unterrichteten, arbeiteten und reisten, bespielhaft sehen, wurden immer schon ge- und verkauft, so hat dafür auch: Marie Egner. ja auch der Kaiser mehrere davon besessen. Die Malerin Marie Egner wurde, wie ihre fünf Jahre Die Umbrüche des 19. Jahrhunderts führten ältere Kollegin Tina Blau, in Österreich und Deutsch- also nicht nur zu einem Umdenken in den poli- land ausgebildet und gehörte dem Kreis um Emil Foto: Atelier D‘Ora-Benda, 1915 ÖNB Tina Blau Jakob Schindler an. Studienaufenthalte ließen sie reisen und brachten sie unter anderem nach Italien und England – Fahrten, die sie sich selbst verdient finanzierte. Auch Egner führte eine eigene Malschule. „Sie beteiligt sich sehr viel an Ausstellungen sowohl in Wien als auch im Auslande, überall Erfolge erntend.“ (Karoline Murau, „Wiener Malerinnen“, 1895) Das Gemälde „Vorgarten mit blühenden Stockrosen“, welches auch in der April-Auktion zu finden ist, zeigt die Üppigkeit des Sommers, saftig grün im strahlenden Sonnenlicht. Zusätzlich zu ihren bekannten stimmungsimpressionistischen Landschaftsbildern, die sie besonders gerne direkt im Freien malte, fertigte Marie Egner, sozusagen als Schlechtwetterprogramm, Blumenstillleben. Nun sind also Tina Blau, Marie Egner und Olga Wisinger-Florian beeindruckende, starke Beispiele Ausstellungstipp im Herbst MEISTERWERKE IM FOKUS: TINA BLAU 4. November 2016 – 15. Jänner 2017 im Belvedere Wien Information: D i m i t r a R e i m ü l l e r, E x p e r t i n f ü r G e m ä l d e d e s 1 9. J a h r h u n d e r t s i m D o r o t h e u m dafür, dass Frauen in der Kunst des 19. Jahrhunderts präsent und akzeptiert waren, dass ihre qualitätsvolle Kunst in der Kunstgeschichte, im Kunstgeschehen und auf dem Kunstmarkt einen wichtigen Platz einnimmt. Marie-Sophie Engel ist Kunsthistorikerin im Dorotheum. Olga Wisinger-Florian Blühender Bauerngarten Öl auf Holz, 106 x 160 cm erzielter Preis € 290.000 AUCTION 28 James Ensor widmete sein Werk motivischen Spielereien zwischen Sein und Schein. Beliebtes Sujet dabei: die Maske, symbolisches Ve r s t e c k u n d t r ü g e r i s c h e Ta t s a c h e . V O N PA T R I C I A P Á L F F Y Visionär, geheimnisumwittert, manchmal angriffs- der Familie Rousseau. Diese ursprünglich fotogra- lustig und oft humorvoll hat James Ensor (1860– fierte Szene ist also keine Erfindung, sondern eine 1949) die Malerei des 20. Jahrhunderts stark Darstellung der maskierten Freunde des Künstlers. beeinflusst und in seinen Arbeiten auf das Schelmi- Ensor selbst ist in der Mitte des Werkes zu sehen, sche und Lächerliche in der Natur des Menschen er trägt eine Husarenmütze und ist von Ernest hingewiesen. Rousseau junior und Mitgliedern der Familie Nahrath umgeben. Seine originellen und eigenwilligen Bildinhalte, in denen einander Masken, Totenschädel, Skelette Das Motiv lag Ensor offenbar am Herzen, hatte und verschiedene „Unwesen“ begegnen, zeigen die er doch schon 1891 eine zweite Version mit dem Absurdität der menschlichen Existenz. Sie inspi- Titel „Réunion de masques (Mascarade)“ erstellt. rierten zahlreiche Künstler wie Alfred Kubin, Paul Von „Baptême des masques“ existieren zwei späte- Klee, Emil Nolde oder Ernst Ludwig Kirchner re Ausführungen, von denen nur eine verzeichnet ebenso wie die Surrealisten, die sich als Kinder und mit „um 1937“ datiert ist – das im Dorotheum Ensors empfanden. Der Belgier hatte eine Vorliebe angebotene Werk (um 1925–1930) stellt hingegen dafür, autobiografische Motive in der Darstellung eine Neuentdeckung dar. einer Maskerade zu verarbeiten und die Gesellschaft abseits moralischer Zwänge bis hin zur gro- 2009 widmete das New Yorker Museum of Modern tesken Persiflage wiederzugeben. Art James Ensor eine große Retrospektive, die im Anschluss im Musée d’Orsay in Paris gezeigt wur- Beispielhaft dafür steht nicht zuletzt das in der de. Diese Ausstellungen haben James Ensor und Dorotheum-Auktion Klassische Moderne im Mai seinen Werken international einen hohen Bekannt- angebotene Werk. Es handelt sich um eine von zwei heitsgrad verschafft. Varianten einer Komposition von 1891, „Baptême des masques“, inspiriert von einem Kostümfest Patricia Pálffy ist Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne im Dorotheum. MEISTER AUCTION 29 James Ensor, Baptême des masques um 1925–1930 Öl auf Leinwand, 60 x 70 cm Schätzwert € 300.000 – 500.000 Auktion Klassische Moderne 31. Mai 2016 DE R M A S K E N AUS ©peyote D E R Z U K U N VON ASTRID FIALKA-HERICS AUCTION 31 Halluzinogene Wirkung – im übertragenen Sinn und gänzlich legal – versprechen die Produkte von Peyote, der Firma des österreichischen Medien designers und Architekten Oliver Irschitz. M i t s e i n e m l a n g e v o r A p p l e e n t w i c k e l t e n i Tu b e , dem iFrame und dem iPoint – allesamt auch in der kommenden Dorotheum Design-Auktion am 15. Juni angeboten – bringt er Benutzer schnittstellen zwischen Mensch und Gerät auf neue Ebenen. Ein Porträt. VON GERTI DRAXLER Nichts ist eindeutig und eindimensional bei ihm, weder in seinem Beruf, noch wenn es um seine Produkte geht: „Ich bin ein Hybrid“, meint Oliver Irschitz denn auch – eine Zwischenform zwischen Architekt und Mediendesigner. Vom Entwurf bis hin zu techni schen Details arbeitet er interdisziplinär mit Sound und Film und ©Astrid Bartl bringt dabei auch so unterschiedliche Dinge wie Programmieren, Tischlerarbeit und Kunststoffverarbeitung unter einen Hut. Das Arbeitsfeld des 43-jährigen Tiroler Weltbürgers liegt an der Schnittstelle von Mensch und Maschine, dem User Interface. Und dort bewegt er sich von den Pionierzeiten dieser Entwicklungen an auf hohem Niveau. Auch der Name von Irschitz’ Firma verweist auf Zwischen- oder Parallelwelten: Peyote ist ein Kaktus mit halluzinogener Wirkung. Science Fiction Oliver Irschitz hat unter anderem den iTube, den iFrame und den iPoint erfunden – lange, bevor Apple sein iPad präsentierte. Wobei der iFrame dank um den Bildschirm installierter Infrarotsensoren ganz ohne Berührung auskommt: Sobald nämlich die Hände die unsichtbaren elektronischen Schranken durchbre- F T chen, überträgt sich jede Bewegung, die innerhalb dieses Rahmens abläuft, auf den Schirm – ideal für Präsentationen, aber auch für medizinische Anwendungen wie etwa Therapiespiele. Den runden, fast durchsichtigen iPoint-Tisch wiederum kann man sich als riesiges iPad vorstellen. Die spektakulärste Innovation des Mediendesigners ist aber eine transportable begehbare Röhre namens iTube. Menschen, die sich durch die Röhre bewegen, werden dank deren multimedialen Innenlebens zu Akteuren, wandeln und navigieren durch virtuelle Illusionswelten. Bereits um die Jahrtausendwende erfunden, wurde iTube 2003 vom „Time Magazine“ als „Beste Erfindung des ©momo ©peyote Jahres 2003“ nominiert (gewonnen hat damals der iTunes Music Store von Apple). Das iTube-Prinzip wandte der unter anderem am renommierten MIT, Massachusetts Institute of Technology, Geschulte etwa in den Swarovski Kristallwelten in Wattens an. Oder auch bei der Weltausstellung in Shanghai 2010, bei der er den österreichischen Pavillon im Fluss der Elektronen sozusagen hybrid machte. „Austria be touched“ war dort durchaus wörtlich zu nehmen: Vor einer Lichtschranke angebrachte Module, die Infrarotlicht aussandten und empfingen, schickten bei händischem Durchbrechen dieser Schranke Befehle an den Rechner. Dieser konnte dann aus einem Repertoire von Videoclips entsprechende Szenen abspielen. Start-Ups & -Downs Auf die Frage, ob angesichts der Erfolge ähnlicher Erfindungen nicht Frust aufkomme, meint Oliver Irschitz, er schätze es, sein eigener Herr zu sein: „Ich bin seit Abschluss meines Architektur- ©Swarovski Kristallwelten Für diese Arbeit erhielt Irschitz den Staatspreis Multimedia 2011. studiums Unternehmer. Von der ersten Stunde an, seit 1998. Ich habe nichts ausgelassen. Aus einem Start-up im Silicon Valley wurde nichts, es gab viele Ups und Downs.“ Der Mann hinter Peyote bleibt weiterhin hybrid, wenn man so will: Nun überlegt er, ob er nicht einmal als Ausgleich zu virtuellen Welten tief in die konkrete Materie eintauchen soll … als Biobauer! ©peyote Gerti Draxler ist Design-Expertin im Dorotheum. Denk KUNST ist eine LEIDENSCHAFT, die gerne teilen. © Sabine Klimpt wir Kunstversicherung Für Informationen wenden Sie sich bitte an: Mag. Ulrike Seppele Tel.: +43 1 21175-3932 E-Mail: [email protected] Mag. Alexandra Mauritz Tel.: +43 1 21175-3597 E-Mail: [email protected] www.artuniqa.at Werbung AUCTION 34 IM GEISTE COCO CHANELS 1883 als Gabrielle Chasnel geboren und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurde Coco Chanel zunächst zur Näherin ausgebildet. Nach einem kurzen Abstecher in die Welt des Varietés eröffnete sie 1906 ein Hutatelier und 1913 im Seebad Deauville ihre erste Modeboutique „Chanel Modes“ – dies gilt auch offiziell als Gründungsdatum von Chanels Modeimperium. Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Modelinie von Coco Chanel zu einer international etablierten Marke heran. Parfum, Schmuck und Accessoires rundeten die Kollektionen ab. Das kleine Schwarze aus den 1920er-Jahren gehört ebenso zu ihren Erfindungen wie das klassische Chanel-Kostüm aus den Kostüm aus der Autumn Collection 2006 Chanel Rufpreis € 500 Auktion Chanel 14. Juni 2016 1950er-Jahren. Zahlreiche Prominente aus Film, Fernsehen und Politik trugen Coco Chanels Mode, unter ihnen klingende Namen wie Marlene Dietrich, Brigitte Bardot, Grace Kelly, Romy Schneider, Elizabeth Taylor und Lady Diana. Coco Chanel starb 1971 in ihrem Atelier in Paris im Alter von 87 Jahren. Ihr Modehaus wurde mehr schlecht als recht weitergeführt, ehe Karl Lagerfeld 1983 die Entwürfe für das Haus Chanel übernahm. Seine zahlreichen Kreationen in den vergangenen mehr als 30 Jahren bei Chanel zeugen nicht nur von einer ungeheuren schöpferischen Vielfalt. Es gelingt ihm auch immer wieder, den Geist von Coco Chanels Inspirationen lebendig zu halten, ohne dabei altmodisch oder rückständig zu wirken. Eine handwerklich vollendete Verarbeitung, feinste Materialien und ein bestechendes Design, das auch die Jahrzehnte überdauert, tragen das Ihre dazu bei, sich nicht selbst zu überdauern. Das Dorotheum freut sich, einen kleinen Einblick in das Modedesign von Karl Lagerfeld für Chanel geben zu können. Angeboten werden Kostüme, Kleider, Hosenanzüge, Blusen, Twinsets, Accessoires, Handtaschen, Ketten, Gürtel, Broschen und Schuhe von 1989 bis 2009 aus den verschiedensten Kollektionen. Sonja Höpp und Regina Herbst sind Expertinnen für Vintage und Historische Textilien im Dorotheum. Chanel 2009, A Faux Pearl Necklace Rufpreis € 400 Auktion Chanel, 14. Juni 2016 Chanel 2005/2006, Black Jumbo Caviar Kelly Classic Bag Seriennr. 10934471 Rufpreis € 1.000 Auktion Chanel, 14. Juni 2016 Chanel Ballerinas Rufpreis € 140 Auktion Chanel, 14. Juni 2016 AUCTION 35 LIEBE UND TOD: DIE JUGENDBEKENNTNISSE DER MARY VETSERA *Your favourite qualities in man. Wien 1884: Die 17-jährige Gräfin Marie Mittrowsky bittet ihre Freundinnen, sich in ein ganz spezielles Buch einzutragen. In Ta p f e r London gedruckt, trägt das Einschreibbuch den Titel „Confessions“ („Bekenntnisse“) Makart, der Superstar der Ringstraßen und enthält einen Katalog von 24 Fragen. ära, sowie Ludwig van Beethoven. Weitere Aus deren Beantwortung ergibt sich ein Favoriten: Bertrand du Guesclin, franzö- aussagekräftiges Persönlichkeitsprofil, das sischer Heerführer im Hundertjährigen einem Facebook-Profil von heute nicht Krieg, Maria Stuart, enthauptet 1587, unähnlich ist. Charlotte Corday, die 1793 guillotinierte *Your favourite virtue. Mörderin Jean-Paul Marats, Siegfried, der meuchlings ermordete Held der Nibelungensage, sowie Medea, leidenschaftlich-düstere Zauberin und antike Killerin Grosmuth Unter den befreundeten Aristokratinnen ist auch Mary Vetsera. Die Antworten der erst 13-jährigen Baronesse lassen Bildung, Individualität, Fantasie, aber auch eine unterschwellige Morbidität erkennen, die aus der Argonautensage. Als meistgehasste MARY VETSERA historische Gestalt gibt Vetsera an: Königin Freiin Mary v. Vetsera (1871–1889) Porträtfotografie, O. Türk, Wien 22 x 13,5 cm, um 1888 Erzielter Preis € 3.000 Elisabeth I. von England, die ihre Rivalin vor allem in der Auswahl der von ihr favo Sherry und Likör. Tolerierbarer Fehler: risierten historischen Persönlichkeiten zum Faulheit. Present state of mind: Ungeduld. Ausdruck kommt. Lieblingsschriftsteller: Alexander Petöfi, ungarischer Revolutionsheld, gefallen 1849. Die Frage nach ihrer Vorstellung von Glück quittiert Mary Vetsera mit sechs Fragezeichen. Auf die Frage „If not yourself, who would you be?“ antwortet Mary: „Ein Geist oder ein Hirsch“. Ihre Lieblingsgetränke: Lieblingsmaler und -komponist: Hans *Your favourite occupation. Lesen Maria Stuart hinrichten ließ. Einen versöhnlichen Abschluss bildet Marys Motto, ein Zitat der hochmittelalterlichen französischen Königin Blanka von Kastilien, das noch heute in zahlreichen französischen Facebook-Profilen zu finden ist: „J’aime qu’on m’aime comme j’aime quand j’aime“. So scheinen in Mary Vetseras Jugendbekenntnissen Liebe und Tod eng beieinander zu liegen – was fünf Jahre später nicht anders ist, als sie mit dem österreichischen Kronprinzen Rudolf den gemeinsamen Liebestod wählt. Andreas Löbbecke ist Experte für Autographen im Dorotheum. Freiin Mary v. Vetsera (1871–1889) „Bekenntnisse“ Einzelblatt mit autobiographischen Eintragungen u. U. aus dem Album „Confession“, London, 30. 3. 1884 aus dem Besitz der Gräfin Marie Mittrowsky (vereh. Gräfin Bombelles) (1867–1917) Rufpreis € 2.000 Auktion Autographen, 22. Juni 2016 Das Album wird in der Auktion zusätzlich als eigenes Lot mit einem Rufpreis von 800 Euro versteigert. Foto: Manolo Yllera DOROTHEUM 36 P E T E R MARINO BLICK ÜBER DEN TELLERRAND DOROTHEUM 38 P e t e r M a r i n o s o r g t d a f ü r, d a s s d i e Leute ein Produkt lieben. Der Darling der Luxusmodebranche gestaltet weltweit Geschäfte für mehr als 4 0 To p m a r k e n . O b e r n u n R e g a l e f ü r Chanel-Handtaschen entwirft oder P r i v a t h ä u s e r, ö f f e n t l i c h e G e b ä u d e u n d Hotels einrichtet: Kunst gehört für ihn beruflich wie privat immer dazu. D e r N e w Yo r k e r A r c h i t e k t ü b e r d i e Faszination von Gesamtkunstwerken, antizyklisches Sammeln, die magis c h e n S i e b z i g e r j a h r e u n d d a r ü b e r, was er von Andy Warhol gelernt hat. Dior Boutique, Seoul Foto: Kyungsub Shin VON DORIS KRUMPL Eines der Top-Hotels von Paris. Peter Marino sticht mit seinem typischen Look sofort aus der Menge elegant gekleideter Frauen und Männer hervor: schwarzes Leder von Kopf bis Fuß, dazu eine dunkle Sonnenbrille und klotzige Ringe. Er trinkt Tee aus feinem Porzellan und spricht in jenem New Yorker Singsang, der ein wenig an seinen berühmten ersten Mentor erinnert – Andy Warhol. „I like things that make me smile … and happy!“ Chanel Boutique, Wien Boon The Shop, Seoul Foto: Olivier Saillant Foto: Yunsuk Shim „Y o u a l w a y s h a v e t o l o o k w i t h your own eyes. That‘s another Warhol trait: Don‘t like what everybody likes!“ Dorotheu m myART MAGA ZIN E: Eines Ihrer Liebling sgebä u de ist d as vo n J o s ef Hof fma nn entwor fene Pa la is Sto c l e t i n B r üs s e l . Was macht den Reiz der Wiener Werkstätte aus? Ist es der Geda nke des Ges a mt kun s twe r k s , d e r sich ja a u ch in Ihrem Wer k f ind e t? Peter Marino: Absolut … wenn Architektur und Design eins sind. Ich kann es nicht leiden, Leute wenig peinlich, dass ihre Sammlungen alle gleich über „pure Architektur“ oder „pure Innenarchitektur“ aussehen. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, reden zu hören; mir geht es ums Ganze. Josef dass ich neben Gegenwartskunst auch Porzellan Hoffmann ist für mich eine Ikone, weil er das Haus, und Bronzeskulpturen aus der Renaissance samm- die Einrichtung, die Sessel, das Tafelsilber und die le. Das würde man nicht glauben, wenn man mich Lampen entworfen hat. Das ist genau das, was ich sieht, oder? (Lacht.) immer tun wollte. Boon The Shop, Seoul Foto: Judith Turner Sie wurden bekannt , als Sie für Andy Warhol H a t t e n S i e b e i m U m b a u vo n Wa r h o l s u nd seine Fa c tor y a r beiteten – d i e war ja F a c t o r y - Lo f t f r e i e H a n d ? gewisser ma ßen a u ch ein Ges a m tkun s twe r k . Ich war damals sehr jung, um die 25, und es war einer Ich lernte Andy 1970 kennen. Er war ein Pionier. meiner ersten Aufträge. Andy wollte es einfach und Damals drehte sich alles um abstrakten Expres- zweckmäßig haben. Die Presse interessierte sich nur sionismus. Was Andy und die Pop-Art-Künstler dafür, weil er es war, für den ich arbeitete. Die „Vogue“ machten, galt als Müll. Er sammelte amerikanische schrieb über den jungen Typen, der Andys Loft und französische Möbel aus dem 18. Jahrhundert umbaute, und das hat mir bei meiner Karriere natür- sowie Art-déco-Möbel. Das hat mich ermutigt zu lich geholfen. Durch ihn lernte ich auch all die Pop- tun, woran ich glaube. Menschen mit Schubladen- Art-Künstler kennen: Claes Oldenburg und Robert denken interessieren mich nicht. Geschäftsleute Rauschenberg – es war wirklich cool! Andy führte neigen dazu, zeitgenössische Kunst zu sammeln, mich in die europäische Szene ein, machte mich mit zumindest bei uns in Amerika. Ich finde es ein Yves Saint Laurent bekannt, mit den Rothschilds … Dior Boutique, Seoul Foto: Kyungsub Shin O f f e n b a r h a b e n S i e e i n e Vo r l i e b e f ü r D i n g e , die gerade aus der Mode sind. Man muss sich auf seinen eigenen Blick verlassen. Warhol hat immer gesagt: Steh nicht auf Dinge, auf H e i ßt d a s , d a s s d i e K l u f t z w i s c h e n „ N o r m a l “ und Berühmt, zwischen Arm und Reich in den S i e bz i ge r j a h r e n n i c h t s o g r o ß wa r ? Es waren magische Jahre. Die Kluft zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten gab es in die- die alle stehen! Das kommt mir entgegen. Ich trage nicht, was alle tragen. Ich stehe immer ein wenig abseits. Ein Künstler sieht mehr, wenn er von außen auf die Welt blickt, als wenn er mitten drin steht und sich umsieht. ser Zeitspanne nicht. Dann kamen die Achtziger- We n n e s u m d i e Ku n s t f ü r I h r e P r o j e k t e jahre, und alles war wieder wie zuvor. Es war nie u n d S a m m l u n g e n g e h t : Wa s i n s p i r i e r t S i e ? mehr wie in den Siebzigern. Jetzt bleiben alle unter Seit ich 20 bin, gehe ich jeden Samstag in eine sich, selbst die Armen. Galerie. Ich bin allein unterwegs und besuche S i e ge s t a l te n S h o p s , a l s wä r e n s i e M u s e e n . W ü r d e n S i e t a t s ä c h l i c h a u c h ge r n e M u s e e n wöchentlich bestimmt fünf bis zehn Galerien, um mir Kunst anzusehen. g e s t a l te n ? We l c h e Ku n s t w e r ke k a u f e n S i e f ü r s i c h , Ich habe weltweit Wettbewerbe gewonnen – die u n d w e l c h e w e r d e n Te i l I h r e r P r o j e k t e ? Museen wurden jedoch nie gebaut. Aber es gab diese Manchmal frage ich einen Künstler, ob er mir bei schöne Geschichte in Dresden, als ich die Innenein- einem Projekt hilft. Künstler sind großartig, sie bli- richtung für die berühmte Porzellansammlung im cken immer über den Tellerrand hinaus. Oder ich Zwinger gestaltete. Der Direktor sagte: „Wir haben sehe ein Kunstwerk, das mich zu etwas inspiriert. Porzellanhändler auf der ganzen Welt gefragt, wer Alles, was ich tue, hat mit Kunst und ihrer Präsenta- der perfekte Architekt für die Neugestaltung wäre, tion zu tun. Ich vergrößere ständig meine Sammlung. und neun von zehn haben Ihren Namen genannt!“ Manchmal verkaufe ich Stücke, um etwas Besseres zu Ich sollte das Porzellan genauso begehrenswert kaufen. Die Qualität eines Bildes, eines Möbelstücks machen wie eine Chanel-Handtasche im Regal. Und oder einer Skulptur lässt sich am besten beurteilen, das tat ich. Porzellan ist etwas Wunderbares. Ich wenn man zwei oder drei Jahre damit lebt und dann sammle französisches Porzellan aus dem 19. Jahr- abwägt, ob man davon noch inspiriert wird. hundert von Keramikern wie Auguste Delaherche und Pierre-Adrien Dalpayrat. Das ist wahre Kunst! We l c h e r M ö b e l s t i l s p r i c h t S i e m o m e n t a n am meisten an? S i e h a b e n a u c h e i n e r i e s i ge S a m m l u n g Französische Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Nun vo n B r o n z e s k u l p t u r e n a u s d e r Re n a i s s a n c e kommen gerade Möbel des 20. Jahrhunderts in und dem Hochbarock. Mode: Royère, französische Möbel aus den Vierziger- Ich bin sehr stolz auf diese Sammlung und immer und Fünfzigerjahren, Mid-Century-Design … All das wieder traurig, wenn die Skulpturen im Ausland ist derzeit angesagt! Vor zehn Jahren waren alle ver- gezeigt werden. Ich habe ein großes Musikzimmer, rückt nach Art déco. Außer mir sammelt im Moment in dem alle 36 Skulpturen ausgestellt sind. Jedes niemand französische Möbel aus dem 18. Jahrhun- Mal, wenn sie weg waren, fühlte ich mich, als wäre dert. Man bekommt da wundervolle Stücke. Es ist ich gestorben; als würde ich in einem Sarg liegen. Ich nicht billig – man muss schon zwei, drei Millionen dachte mir: So wird es also sein, wenn ich einmal tot Euro in die Hand nehmen. Aber ein Bild von Rothko bin. Sie werden alles forttragen. (Lacht laut.) Es war kostet 40 Millionen. Ein zeitgenössisches Bild ist da sehr deprimierend. noch einmal etwas ganz anderes als ein Möbelstück. DOROTHEUM 41 Peter Marino laut Eigendefinition „Architekt / K ü n s t l e r “, i s t e i n e r d e r g e f r a g t e s t e n I n t e r i o r D e s i g n e r. D e r N e w Yo r k e r entwarf rund 300 Shops weltweit für ü b e r 4 0 To p - M o d e l a b e l s . S e i t s e i n e r U m g e s t a l t u n g d e s N e w Yo r k e r K a u f hauses Barneys in den 1970er-Jahren spielt Kunst eine wesentliche Rolle in Peter Marinos Arbeit – auch beim Design von Eigenheimen, Hotels und öffentlichen Gebäuden. Der Opernund Motorradfan sammelt neben Porzellan, französischen Möbeln und Designobjekten Barock- und Renaissancebronzen, die laufend in internationalen Museumsausstellungen präsentiert werden, sowie Gegenwartskunst. A n d y Warh o l h at S ie mit seinen Bilder n bezahlt – als hätte er gewusst, dass seine Werke ei n m a l v ie l me h r we r t sein wü rden! Da nk Ihrer S a m ml un g vo n Warh ol- Bilder n mü ssten Sie t h e o re tisc h al so n ie wieder a r beiten. Ich arbeite wirklich sehr hart für meine Aufträge. Ich durfte für Chanel und Dior Projekte machen, von denen ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte, als ich noch jung war. Ich mache genau das, was ich machen will, und liebe meine Arbeit. Ich bin gerade in Bestform, ich glaube, ich bin heute besser als je zuvor – und das macht Spaß! Foto: Manolo Yllera Doris Krumpl ist ehemalige Kunstjournalistin und nun Pressesprecherin des Dorotheum. E N T D E C KU N G AUCTION HOUSE 42 Foto: Tibor Rauch AUCTION HOUSE PETRA SCHÄPERS MARIA CRISTINA CORSINI PATRICIA PÁLFFY Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst, Leiterin der Dorotheum-Repräsentanz in Düsseldorf Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst im Dorotheum Rom Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst im Dorotheum Wien The Mirror Handbag by CuteCircuit © photo courtesy of CuteCircuit, photographer Theodoros Chliapas *Künstler/Künstlertreff/Kunstprojekt Futurismus – keine neue Entdeckung, aber meiner Meinung nach eine der interessantesten und innovativsten italienischen Kunstströmungen des vergangenen Jahrhunderts MD cologne © Lars Heller *Künstler/Künstlertreff/Kunstprojekt MD in Köln – David Ostrowski und Michail Pirgelis haben eine Bar in Köln eröffnet: ein hipper Künstlertreff, von Künstlern gegründet. * M u s e u m /Au s s te l l u n g „Sturm-Frauen“ in der Schirn, Frankfurt – die Ausstellung widmet sich den Malerinnen der 20er-Jahre. Da gibt es wirklich etwas zu entdecken. Schlimm genug, dass die Künstlerinnen so lange eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Im K21 in Düsseldorf werden Agnes Martin, in Köln Joan Mitchell gezeigt – die Künstlerinnen sind gerade ganz stark vertreten. Endlich!!! *Mode Frauke Gembalies – der Stil der Designerin ist so eigen und besonders. My favorite! *Restaurant /Bar Das neue Phoenix im Dreischeibenhaus, the place to be in Düsseldorf ... Außerdem: Monkey Bar im Bikini House, Berlin *Reiseziel Wenn nicht Italien, dann Südafrika: dieses Licht, riesenweite Landschaft und Strände. * M u s e u m /Au s s te l l u n g Paul Gauguin in der Beyeler Fondation bei Basel (2015) *Design Bruno Munari – einer der besten und vielfältigsten Künstler/Designer des 20. Jahrhunderts *Mode CuteCircuit – das junge Londoner Label von Ryan Genz und Francesca Rosella arbeitet mit „Smart Textiles“ und tragbarer Technologie. * R e s t a u r a n t / B a r Churrasqueira Povoense in Mafra, Portugal * M u s i k / D r i n k „La Bohème“ von Giacomo Puccini * R e i s e z i e l Ushuaia, Argentinien, wo die Anden auf den Antarktischen Ozean treffen Long Bar at the Waldorf Astoria Shanghai © Waldorf Astoria Shanghai on the Bund *Künstler/Künstlertreff/Kunstprojekt Peter Doig in der Fondazione Bevilacqua La Masa in Venedig; Ai Weiweis Gedenken an die 5.000 Kinder, die beim Erdbeben in Sichuan 2008 ums Leben kamen, in der Royal Academy London; Alexander Calder in der Tate Modern und Wifredo Lam im Centre Pompidou in Paris * M u s e u m /Au s s te l l u n g Centro de Arte Contemporânea Inhotim in Brasilien – rund 500 Werke zeitgenössischer Kunst sind im 1.200 Hektar großen Park mitten im Dschungel ausgestellt; Dia:Beacon – die außergewöhnliche Sammlung im 2003 gegründeten Museum am Ufer des Hudson River mit Arbeiten von Donald Judd, Bruce Nauman, Richard Serra … *Design Jean-Michel Frank – seine minimalistischen Interieurs, geprägt von klaren Linien und luxuriösen Materialen *Mode Dries Van Notens Sinn für Farben und traditionelle Stoffe (Jacquard, Brokat, Seide) *Restaurant /Bar Long Bar des Waldorf Astoria Shanghai on the Bund – die 33 Meter lange Bar aus Mahagoniholz von 1910 *Musik/Drink Der Musiker und Komponist Anouar Brahem; Corton-Charlemagne – mein LieblingsWeißwein aus dem Burgund *Reiseziel Kyoto Die Dorotheum-Expertinnen für zeitgenössische Kunst v e r r a t e n u n s i h r e *Entdeckungen. V. l. n. r.: Petra Schäpers, Maria Cristina Corsini, Patricia Pálffy ELKE KÖNIGSEDER ELISABETH AUCTION HOUSE HIRSCHMANN-HUEMER EVA KÖNIGSEDER Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst im Dorotheum Wien Expertin für moderne und 44 zeitgenössische Druckgrafik im Dorotheum Wien Expertin für Fotografie im Dorotheum Wien © Dolce e Gabbana * Künstler/Künstlertreff/Kunstprojekt Rosemarie Trockel – bekannt geworden mit ihren „Strickbildern“ und von einem feministischen Impuls ausgehend, arbeitet sie in verschiedensten Medien wie Skulptur, Installation, auf Papier oder mit Wolle, Collagen oder Digitaldrucken. KLEINOD die bar © Raphael Skrepek * M u s e u m /Au s s te l l u n g Berlin Museum Berggruen, auch Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer *Restaurant /Bar Wer gerne Innereien isst: Gasthaus Stern in der Braunhubergasse 6 im 11. Wiener Bezirk, dann auf in die Bar „Kleinod“, Singerstraße 7, in der Innenstadt * M u s e u m /Au s s te l l u n g Ein Klassiker und jedes Mal ein Erlebnis für sich: das Kunsthistorische Museum in Wien, der mächtige Treppenaufgang, die hohen Räume, die großformatigen Italiener und Holländer … *Design Bei einer Reise nach Kopenhagen entdeckte ich mein Faible für skandinavisches Design. Gekennzeichnet durch simple Formen in gut kombinierbaren Farben, ist es zeitlos elegant und sehr praktisch. *Mode Die diesjährige Sommerkampagne von Dolce & Gabbana: bunte, wunderschöne Stoffe mit ornamentalen Mustern, die Lust auf die Leichtigkeit des Sommers machen. *Restaurant /Bar In Wien das Restaurant „Zum Finsteren Stern“ mit seinem gemütlichen Gewölbe – sehr gutes, variantenreiches Essen Bayeux Tapestry © Bayeux Museum * Künstler/Künstlertreff/Kunstprojekt Diane Arbus – „A photograph is a secret about a secret. The more it tells you the less you know.“ (D.A.) * M u s e u m /Au s s te l l u n g Centre Guillaume le Conquérant in der Normandie, weil dort der Teppich von Bayeux zu sehen ist – jene Stickerei auf Leinen, die die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer zeigt *Restaurant /Bar Cafe Jelinek im 6. Bezirk in Wien *Musik/Drink Mojito *Reiseziel Ich war noch immer nicht in Lissabon. *Musik/Drink Ich liebe Kaffee. Für mich eine Notwendigkeit für den Start in den Tag! Einen der besten Espressi hier in Wien gibt es im Restaurant „Procacci“. *Reiseziel Eine Fahrt entlang des Pacific Coast Highway in Kalifornien von San Francisco nach Los Angeles V. l. n. r.: Elke Königseder, Elisabeth Hirschmann-Huemer, Eva Königseder AUCTION HOUSE 45 CHOICE 46 CHOICE MY CHOICE Dorotheum-Experten über ihre Lieblingsobjekte aus kommenden Auktionen MAGIE DES LICHTS „Das Licht ist die erste Bedingung aller Sichtbarkeit. Das Licht ist die Sphäre der Farbe. Das Licht ist das Lebenselement des Menschen und des Bildes. Jede Farbe gewinnt ihre Qualität durch den Anteil an Licht, der ihr beschieden ist. Das Licht macht die Kraft und den Zauber des Bildes, seinen Reichtum, seine Beredtheit, seine Sinnlichkeit, seine Schönheit aus.“ (Otto Piene, „Über die Reinheit des Lichts“, 1958) Die Werke der Gruppe ZERO sind von einer Begeisterung für Technik im Allgemeinen und für die technischen Materialien im Besonderen geprägt. Von Otto Piene werden Licht und Farbe als Einheit verstanden. „Weißer Lichtgeist“ gehört in Pienes Werk zu der Gruppe der elektrifizierten Glasplastiken, die das Licht in spezifischer Weise ins Zentrum rücken. 1966 entstand der erste „Weiße Lichtgeist“. Die opake Glasform besteht aus vier einzelnen, nach oben sich verjüngenden und horizontal aneinandergefügten an- und abschwellenden Glaskörpern. Die in dem zylindrischen Sockel verborgene Glühbirne sendet in von Piene vorgegebenen Zeitabständen einen Lichtimpuls in die Glasform hinauf, wodurch die mundgeblasenen Glaskörper in unterschiedlichsten Graden die Farbe Weiß vermitteln. Die Glasplastik bekommt ein Eigen leben – etwas Geisterhaftes, was ihr auch den Namen verleiht. Petra Schäpers, Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne CHOICE 47 Otto Piene Weißer Lichtgeist, 1966/2012 Einer aus einer Serie von sechs Höhe: 220 cm, Ø 60 cm Schätzwert € 230.000 – 280.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 Agostino Bonalumi Grigio, 1987 130 x 162 cm Schätzwert € 150.000 – 200.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 BLICK RICHTUNG Markus Lüpertz David, 1/6 138 x 31 x 33 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 Max Bill Doppelfarben (im Kreuz 1:2:3:4), 1968 120 x 120 cm Schätzwert € 50.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 CHOICE 49 Tom Wesselmann Nancy Scribble, 1983 Öl auf Leinwand, 152,4 x 101,6 cm Schätzwert € 260.000 – 360.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 CHOICE 50 SCHAUKASTEN Adolf Luther, Sphärisches Hohlspiegelobjekt rückseitig die Stempel „energetische Plastik“ und „sehen ist schön“, 93 x 159 x 9 cm Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 Giulio Paolini, Più vero del vero, 1995, Graphitstift, Plexiglas-Box, weiß grundierte Leinwand 9 Blätter Papier (zum Teil mit Graphitlinie) auf Wand collagiert, Plexiglas, 100 x 130 cm; Leinwand 50 x 65 cm, Rechteck aus Graphit auf Wand, 150 x 200 cm + 9 Blatt, Papier (variable Maße) Schätzwert € 180.000 – 220.000, Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 „Im Zentrum eines Schaukastens aus Plexiglas, der eine grundierte Leinwand enthält, nähert sich ein schwarzer Bleistift der Leinwand, ohne jedoch ihre Oberfläche zu berühren – als wolle er in jenem Moment innehalten, der dem Kontakt vorausgeht. Der Schaukasten ist von einem größeren Rahmen umgeben, der mit Bleistift an die Wand gezeichnet ist. Je nach verfügbarem Platz beinhaltet das Werk einige Zeichenblätter; manche davon weisen Bleistiftspuren anderer mutm a ß l i c h e r V i e r e c k e a u f , d i e i n a l l m ä h l i c h w a c h s e n d e m A b s t a n d z u e i nander vom Inneren der Vitrine nach außen hin verstreut sind. ,Wa h re r a l s d i e Wa h r h e i t ‘ b ez i e h u n g s w e i s e d e r M o m e n t d e r Wa h r h e i t , der weniger von den Spuren, die der Bleistift noch auf der Oberfläche der Leinwand hinterlassen wird, als vom Umstand getragen ist, dass der Bleistift direkt auf das Ziel hin ausgerichtet ist, um die reine Mögl i c h k e i t d i e s e s k ü n f t i g e n E r e i g n i s s e s z u e r f a s s e n .“ Giulio Paolini im Gespräch mit Maddalena Disch, Dezember 2005 CHOICE 52 Heinz Mack, Untitled, 1962–1964 Doppelseitiges Aluminium-Relief, 50 x 50 x 1,5 cm Schätzwert € 70.000 – 90.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 Robert Rauschenberg Untitled (Ägyptische Serie), 1974 170 x 102,8 cm Schätzwert € 100.000 – 120.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016 VIELSEITIG Franz West 6 „Kodu“-Stühle, 1999 Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Design, 15. Juni 2016 Peter Behrens Seltene 118-teilige Besteckgarnitur Nr. 4800 Entwurf um 1900/01 für das Haus Behrens Ausführung M. J. Rückert, Silber Schätzwert € 30.000 – 50.000 Auktion Jugendstil, 13. Juni 2016 Cartier Diamantring 3,01 ct Brillanten zus. ca. 0,40 ct Schätzwert € 80.000 – 150.000 Auktion Juwelen, 21. April 2016 Russische Teedose aus dem Besitz der Zarin Elisabeth St. Petersburg, um 1750 Höhe 14,5 cm Schätzwert € 50.000 – 90.000 Auktion Antiquitäten, 20. April 2016 CHOICE 54 Josef Manes Bildnis der Franziska und Seraphine Comtessen Kolowrat-Krakowsky, 1841 44,5 x 35,5 cm Schätzwert € 45.000 – 55.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 21. April 2016 Johann Baptist Drechsler Großes Blumenstillleben mit Schmetterlingen, Glasschale und Weintrauben 70 x 92 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 21. April 2016 CHOICE 55 GRAND TOUR NACH VENEDIG Ippolito Caffi Venedig, Nachtfest auf der Via Eugenia, 52 x 66 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 21. April 2016 Venedig verdankte seine Beliebtheit im 19. Jahrhundert Museums für moderne Kunst, des Städtischen Museums von einem Phänomen, das bereits mehr als 100 Jahre vorher sei- Belluno und des Städtischen Museums Revoltella in Triest. nen Ausgang genommen hatte: Wohlhabende junge Männer aus Nordeuropa setzten ihrer klassischen humanistischen Auch Guglielmo Ciardi (1842–1917) war zeit seines Lebens Erziehung einen krönenden Abschluss und begaben sich auf von der Architektur Venedigs und seiner Bewohner fasziniert. Grand Tour – auf eine Reise nach Italien. Mehrfach porträtierte er die Stadt im Laufe seiner künstlerischen Laufbahn. Das zur Auktion gelangende Gemälde offen- Hatten im 18. Jahrhundert so berühmte Maler wie Canaletto bart Ciardis Gabe, Licht in seltener Perfektion festzuhalten. und Guardi die große Nachfrage nach Venedig-Veduten Seine Pinselstriche geben das Wasser in geradezu modernisti- gestillt, wurde die Tradition der Vedutenmalerei im frühen scher Manier wieder. Beim Anblick des Lichts, das sich auf der und mittleren 19. Jahrhundert von Ippolito Caffi (1809–1866) Wasseroberfläche spiegelt, zieht uns die Lagune augenblicklich hoch gehalten. In seiner Ansicht von Venedig im Mondlicht in den Bann. Die Masten mit den bunten Segeln scheinen sich wird die Stadt zum geheimnisvollen Objekt der Beobachtung. im Rhythmus des Wassers zu wiegen; rechter Hand steht eine Dass Caffi das Sujet immer wieder aufgriff, verwundert ange- Mutter mit ihren zwei Kindern, im Hintergrund Venedig … sichts seiner Beliebtheit wenig. So finden sich drei weitere Versionen dieser Arbeit in den Sammlungen des Ca’ Pesaro Guglielmo Ciardi Lagune, 35 x 64 cm Schätzwert € 50.000 – 70.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 21. April 2016 Gautier Gendebien, Experte für Gemälde des 19. Jahrhunderts Hendrik van Balen I. und Jan Brueghel I. Minerva zu Besuch bei den neun Musen 50 x 66 cm Schätzwert € 300.000 – 500.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 DIE W E LT SEHEN Jacopo del Sellaio Heilige Familie mit Johannesknaben Ø 68 cm Schätzwert € 180.000 – 220.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 Pieter Brueghel II. Die Vogelfalle 45,5 x 58,3 cm Schätzwert € 700.000 – 900.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 Einer der Höhepunkte der bevorstehenden Auktion Alte Meister im April ist „Die Vogelfalle“ von Pieter Brueghel dem Jüngeren. Von diesem Motiv existieren mindestens 127 Versionen, von denen aber nur 46 – darunter das hier vorgestellte – dem Künstler zugeschrieben werden. Die übrigen Gemälde wurden von Brueghels Assistenten oder von Nachahmern angefertigt. Die hohe Zahl unterschiedlicher Versionen spricht für die große Beliebtheit der Komposition, die heute zu den bekanntesten Arbeiten im Œuvre der Malerfamilie Brueghel zählt. Die Urversion des Gemäldes mit dem Titel „Jäger im Schnee“ stammt von Pieter Brueghel dem Älteren, dem Vater Pieter Brueghels des Jüngeren, und befindet sich im Wiener Kunsthistorischen Museum. Auf den ersten Blick erschließt sich eine harmonische Winterlandschaft mit Eisläufern und buntem Treiben auf der Eisfläche. Der Titel des Bildes aber lässt auf eine tiefere Aussage schließen: Rechts unten wird angedeutet, dass das Eis wie eine Vogelfalle, die zuschnappt, jederzeit einbrechen und dem Idyll ein verhängnisvolles Ende bereiten könnte. Damit würde die Vergänglichkeit des Lebens zum zentralen Thema dieses vermeintlich beschaulichen Landschaftsbildes. Damian Brenninkmeyer und Alexander Strasoldo, Experten für Alte Meister Luca Giordano Der Heilige Petrus heilt die Heilige Agatha im Gefängnis 181 x 129 cm Schätzwert € 120.000 – 150.000 Auktion Alte Meister 19. April 2016 Dieses bislang unbekannte Gemälde stellt einen bedeutenden Neuzugang zum Gesamtwerk des berühmten neapolitanischen Malers Luca Giordano (1634–1705) dar. Die Komposition entspricht der Beschreibung eines Bildes, die sich im Inventar der Sammlung von Giovan Donato Correggio (1608– 1674) im Palazzo San Cassiano am Canale Grande in Venedig findet. Giovan Donato, Spross einer Kaufmannsfamilie aus Bergamo, widmete sein Leben dem Sammeln von Kunst. In seiner quadreria – der privaten Bildergalerie – befanden sich Arbeiten von Tintoretto, Salvator Rosa, Carlo Dolci und Mattia Preti sowie Bernardo Strozzis „Porträt von Giovan Donato Correggio als Perseus“, das sich heute im Musée Magnin in Dijon befindet. Im Jahr 1670 erwarb Giovan Donato Correggio das Gemälde laut Inventarliste neben zwei anderen Giordano-Arbeiten, die das Paradies ERLEUCHTET und den Heiligen Johannes Chrysostomos darstellen, um insgesamt 120 Dukaten von seinem Bruder Agostino. Die Signatur wurde mit Unterschriften auf Dokumenten verglichen (siehe Vergleichsabbildung). Das Gemälde weist Ähnlichkeiten mit anderen frühen Arbeiten Giordanos aus seiner Zeit in Venedig auf – etwa mit „Mariä Himmelfahrt“, das er 1667 für die Kirche Santa Maria della Salute anfertigte. Mark MacDonnell und Maria Cristina Paoluzzi, Experten für Alte Meister Vergleichssignatur Luca Giordano Foto ©Archivio Storico del Banco di Napoli CHOICE 59 Giuseppe Bernardino Bison Regatta auf dem Canal Grande in Venedig 58,5 x 78 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 Giuseppe Bernardino Bison Blick auf San Marco in Venedig 58,5 x 78 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 Giovanni Francesco Barbieri, il Guercino Heiliger Hieronymus 118 x 102 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Alte Meister, 19. April 2016 CITY VIVA Auf Kurzaufenthalt in Neapel? Dorotheum-Repräsentant G i u s e p p e I m p a r a t o e n t f ü h r t u n s a u f e i n e M i n i -To u r d u r c h d i e S t a d t mit dem unwiderstehlichen Charme: Auf der „Straße der Museen“ geht es zu Antikem und Zeitgenössischem, ehe als Belohnung Pizza und Eis warten. Außerdem verrät Imparato, warum es sich lohnt, in Neapels Untergrund hinabzusteigen. V O N G I U S E P P E I M PA R A T O CITY 61 N AP OL I Oben: Tommaso Ruiz, Veduta di Napoli da Chiaia, ca. 1730 Museo Gaetano Filangieri Foto: Pina Della Rossa Unten: U-Bahn-Station Università (Gestaltung: Karim Rashid) Foto: Peppe Avallone CITY 62 150 Jahre ist’s nun her, dass Neapel Haupt- Kunst-Stationen von Neapels U-Bahn zu heiligen Blutes des Januarius und der stadt war. Ob seiner Größe und seiner stra- besuchen, die sich die Via del Duomo ent- vielen gestifteten Juwelen bestellt, haben tegisch bedeutsamen Lage am atemberau- lang bis hinunter zum Hafen reihen. sie deren Plünderung immer wieder ver- benden Golf im Herzen des Mittelmeers hindert. Renommierte Gemmologen zei- wird es aber noch heute dem Ruf einer Die Via del Duomo verdankt ihren Bei gen sich einig, dass der Wert der Juwelen „wahren“ Hauptstadt gerecht. namen „Straße der Museen“ der Tatsache, jenen der Britischen Kronjuwelen bei Wei- dass sie von der Kathedrale von Neapel tem übersteigt. Die Inseln Capri und Ischia machen den (Duomo), dem Museo del Tesoro di San Golf von Neapel ebenso wie die Küste mit Gennaro, dem Museo Gaetano Filangieri, den wenige Kilometer entfernten Orten dem MADRE Museum und der Pinaco- Pompeji, Sorrent, Positano und Ravella teca dei Girolamini gesäumt ist und unweit zum beliebten Ziel von Sommertouristen des Museums Pio Monte della Misericor- aus aller Welt. Aber auch in den verschie- dia verläuft. Besonders sehenswert sind denen Kunstsparten – Musik, Theater, das Museo del Tesoro di San Gennaro Kino und Malerei – gelten Neapolitaner als und das Museo Gaetano Filangieri: DAS fixe Größe. Hiesige Kunstschätze wie das MUSEO DEL TESORO DI SAN GENNARO, Opernhaus Teatro di San Carlo, das Museo zur Rechten der Kathedrale entlang der 1 2 3 Archeologico, der Palazzo Reggia di Capodi- Via del Duomo gelegen, zeigt einige atem- DAS MUSEO GAETANO FILANGIERI (Via del monte und das Museo d’Arte Contempora- beraubende Silberbüsten in Lebensgröße Duomo 288) ist ein Schrein der Kunst. Es nea (MADRE) seien dem Besucher wärms- von Meistern des neapolitanischen Barock enthält eine Sammlung von Pretiosen, mit tens ans Herz gelegt! sowie die vielen berühmten Juwelen, denen der Fürst von Satriano im Palazzo mit denen Könige und Königinnen aus Como seine Kunstaffinität zur Schau stel- Selbst wenn man nur ein paar Stunden zur ganz Europa über die Jahrhunderte dem len wollte. Das Museum und sein präch- Verfügung hat, ehe es zu den erwähnten dem Heiligen Januarius (San Gennaro) tiger, nach der Gemahlin des Fürsten Perlen am Golf weitergeht, ist ein Kurzbe- gehuldigt haben – ein Schatz, der bis vor benannter Agata-Saal wurden vor Kurzem such der wichtigsten antiken und modernen wenigen Jahren im Tresorraum der Bank wiedereröffnet. Die edle Sammlung von Kunststätten Neapels die Mühe Wert: Im von Neapel gelagert war. Dass er noch antiken Majolika und Porzellangegenstän- besten Fall genügen drei bis vier Stunden existiert, ist den Bemühungen neapoli- den, meisterhaft in Szene gesetzt von der im Stadtzentrum, um die zahlreichen klei- tanischer Adelsfamilien zu verdanken: Expertin Angela Carola Perrotti, wird den nen, aber einzigartigen Museen und die Von einem Komitee als Eigentümer des Besucher in ehrfürchtiges Staunen ver- CITY 63 Sala Agata, Museo Gaetano Filangieri 1 setzen. Zu bewundern gibt es weiters eine Sammlung seltener Blankwaffen sowie Foto: Pina Della Rossa Luini, José de Ribera, Guido Reni und Collana di San Gennaro, Museo del Tesoro di San Gennaro anderen Meistern. 3 2 eine Galerie mit Gemälden von Bernardino Foto: M3 Studio Matteo José de Ribera, Sainte Marie l‘Égyptienne, Museo Gaetano Filangieri ALLE „STATIONEN DER KUNST“ VON NEAPELS Foto: Pina Della Rossa U-Bahn-Station Garibaldi (Gestaltung: Michelangelo Pistoletto) 4 U-BAHN liegen im Stadtzentrum. Gestaltet von führenden internationalen Architek- Foto: Peppe Avallone U-Bahn-Station Toledo (Gestaltung: Oscar Tusquets Blanca) 5 ten wie Gae Aulenti, Alessandro Mendini, Karim Rashid und Dominique Perrault, Foto: Peppe Avallone zählen sie nicht nur zu den faszinierendsten und gewagtesten architektonischen Projekten der Gegenwart, sondern präsentieren auch zeitgenössische Kunst der Sonderklasse: Im „unterirdischen Museum“ finden sich Werke von Künstlern wie Wil- 4 liam Kentridge, Joseph Kosuth, Michelangelo Pistoletto, Jannis Kounellis, Oliviero Toscani, Mimmo Iodice, Sol Lewitt und Heimliche Hauptstadt Mimmo Paladino. Die Kunst-Stationen befinden sich an den Haltestellen TOLEDO, UNIVERSITÀ, PIAZZA GARIBALDI, PIAZZA DANTE, PIAZZA MUNICIPIO, SALVATOR ROSA UND MATERDEI. Rating-Agenturen und Medien wie der britische „Daily Telegraph“ haben die U-Bahn-Station Toledo einstimmig zur schönsten Europas gekürt. Wie wär’s mit einem kleinen Imbiss nach dieser hochklassigen, dicht mit Kunst gefüllten Mini-Tour? * S PA G H E T T I O D E R P I Z Z A? D A S T E L L A – P I Z Z A R E S TA U R A N T 5 2, Via Partenope *KAFFEE UND KUCHEN? BAR CIMMINO Soweit ein paar Tipps für den Kurzaufenthalt. Sollten Sie in den Genuss eines Via Filangieri – Piazza Rodinò längeren, ein- bis zweiwöchigen Besuchs * E I N I TA L I E N I S C H E S G E L ATO ? kommen, dann nehmen Sie sich vor Nea- G E L AT E R I A M E N N E L L A 45, Via Carducci pels unwiderstehlichem Charme in Acht! Sie könnten sich in die Stadt verlieben und den Rest Ihres Lebens hierbleiben wollen. Giuseppe Imparato ist DorotheumRepräsentant in Neapel. COLLECTION 64 1 FERNAND HUTS VON K ATO E N N AT I E O D E R DER MOD E R N E PROMETHEUS 1+2: Franz Pourbus ll. (1569–1622) Werkstatt, Bildnisse Philip lll. von Spanien und seiner Gemahlin Margarete von Österreich Öl auf Holz, je 67 x 51 cm Auktion Alte Meister Oktober 2015 2 Jan Brueghel I. (1568–1625) Die Rast an der Windmühle Öl auf Holz, 36,2 x 48,9 cm Auktion Alte Meister, April 2015 Foto: Henk van Cauwenbergh COLLECTION 65 COLLECTION Charismatisch, sympathisch, intelligent und äußerst faszinierend, ist Fernand Huts einer der erfolgreichsten Belgier und Liebkind der Presse. Dabei nimmt er sich nie ein Blatt vor den Mund. Ganz nebenbei ist er auch einer der größten K u n s t l i e b h a b e r u n d M ä z e n e F l a n d e r n s . Vo r K u r z e m hat Huts angekündigt, jedes Jahr Fördermittel in der Höhe des gesamten Museumsbudgets der flämischen Regierung für eigene K u l t u r p ro j e k te z u r Ve r f ü g u n g z u s te l l e n . V O N W I L F R I E D VA N G A V E R UND HONORINE D´URSEL Auf die Frage, wie alles begonnen habe, hat uns der Selfmade-Mann bereitwillig seine unglaubliche Lebensgeschichte erzählt: Bereits sehr früh, in den 1970er-Jahren, gründete ich mit all meinen Ersparnissen und jenen meiner Frau einen Gemüse- und Lebensmittelhandel. Ich setzte mich jahrelang intensiv mit diesem Wachstumsmarkt auseinander, verkaufte das – inzwischen florierende – Unternehmen und wurde Teilhaber des Hafenlogistik-Unternehmens Katoen Natie, einer mittelgroßen Genossenschaft mit 60 Angestellten. Durch Modernisierungsmaßnahmen, Innovationen und eine kluge Nischenstrategie haben wir daraus einen Weltkonzern mit 13.000 Mitarbeitern gemacht. Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Kunst. Kunst ist für mich die Seele eines Volkes, der Nährboden individueller und unternehmerischer Kreativität, der Inbegriff des Spielerischen. COLLECTION 66 Wie alle halbwegs gut situierten Mittelstandsunternehmer len zeitgenössischen Skulpturen, allen voran eine monu- begann ich irgendwann, völlig unbefangen, im großen Stil mentale Variante des Brabo-Brunnens von Wim Delvoye. prächtige Landschaftsbilder zu sammeln, wie sie etwa die flämische Laethemer Schule hervorgebracht hat. Ich besuchte Kunstgeschichte-Vorlesungen und lernte einen Experten für koptische und antike Textilien kennen. Der große Erfolg von Katoen Natie erlaubte es meiner Frau und mir, mit dem Spiel ernst zu machen und eine der weltweit herausragenden Sammlungen in diesem Bereich aufzubauen; am Hauptsitz des Unternehmens in Antwerpen ist mittlerweile eine Dauerausstellung zu sehen. Mir wurde klar, dass die – man kann es nicht anders sagen – ruhmvolle Geschichte Flanderns und sämtliche Formen der Kunst, die sie hervorgebracht hat, sowohl in Belgien als auch international stark unterschätzt sind. Dadurch war mein Interesse an Alten Meistern geweckt. Sie zu sammeln bietet einen großen Vorteil: Man hat kaum ernst zu nehmende Konkurrenz und kommt immer wieder an grandiose Werke von großen Meistern, die zum Schnäppchenpreis zu haben Nachdem Katoen Natie nun auch international tätig war, sind. Nachdem ich immer schon ein Faible für Nischen hatte, verbrachten wir stets einen Teil des Jahres im Ausland – schritt ich also zur Tat. 2014 ersteigerten wir im Dorotheum genauer gesagt in Lateinamerika, wo die dortige Kunst- ein herrliches Gemälde, das in der demnächst stattfindenden landschaft unsere Umgebung beeinflusste. Damit war der Ausstellung „Golden Times“ einen zentralen Platz einnehmen Grundstein für eine weitere Sammlung gelegt: Jahrelang wird, stellt es doch, wie ich finde, eine gute psychologische erwarben wir lateinamerikanische Kunst des 20. Jahrhun- Landkarte meines Gehirns dar: „Der Narrenhandel“ von Frans derts, lernten bedeutende lateinamerikanische Künstler Verbeeck ist einfallsreich, komplex, vielfältig, unverfroren und kennen und freundeten uns sogar mit einigen von ihnen voller überraschender Details. Kein wahrer Kunstliebhaber an. So kamen wir an einzigartige Stücke und entwickelten könnte je daran vorbeigehen, ohne überwältigt zu sein. in der Auseinandersetzung damit ein tiefes Verständnis für den wechselseitigen Einfluss unser beider Kulturen. Dank dieser erfolgreichen Begegnung von Nord und Süd gibt es in unserem Unternehmensgelände im Hafen von Antwerpen etliche beeindruckende Werke von Künstlern wie dem Bildhauer Pablo Atchugarry zu bestaunen, mit dem uns eine enge Freundschaft verbindet. Beim Kunstsammeln ging es uns nie um das Besitzen. Vielmehr eröffnete sich uns damit eine fantastische Spielwiese, und schon das Spielen allein bereicherte unsere Projekte ungemein. Überhaupt geht es immer und überall ums Spiel: Es ist die Mutter der Kreativität, und die Kreativität ist die Mutter der Innovation. Im geschäftlichen Kontext fiel uns irgendwann auf, dass Menschen äußerst positiv reagieren, Wir interessierten uns für lateinamerikanische Kunst des wenn sie bei der Arbeit von Kunst umgeben sind. Wir haben 20. Jahrhunderts, aber auch für belgische und westeuropäische diese Erkenntnis bei der Planung unserer Geschäftsflächen, Nachkriegskunst. Das war die Geburtsstunde einer großen Verbindungsgänge und Büros berücksichtigt, die vor Kunst Sammlung von COBRA-Werken und äußerst eindrucksvol- nur so strotzen. Das zieht kreative Menschen an und beflü- Foto: Marc Gysens Buchcover: Katharina Van Cauteren Politics as Painting, Lannoo 2016 Frans Verbeeck Der Narrenhandel Öl auf Leinwand, 135 x 188 cm Auktion Alte Meister, Oktober 2014 gelt ihren Einfallsreichtum. Ein Gebäude auf diese Weise zu errichten und auszustatten, kostet rund 30 Prozent mehr als in herkömmlicher Bauweise … Doch jeder im Unternehmen findet, dass das eine Investition ist, die sich lohnt. Neulich habe ich zwei wichtige Entscheidungen getroffen: Die erste bestand darin, unsere Sammlungen in eine Stiftung mit dem treffenden Namen Phoebus einzubringen. Dort sollen sie für alle Zeit bestehen – unabhängig von meinem Schicksal und jenem meiner Frau, meiner Kinder und Katoen Naties. Zum Zweiten beschloss ich, etwas gegen die chronische Unterfinanzierung der Kunstwelt und ihrer Akteure zu tun. Zu jammern und mit dem Finger auf andere zu zeigen liegt mir nicht, also habe ich die Entscheidung getroffen, jedes Jahr rund acht Millionen Euro in Kunstprojekte zu investieren, die mich begeistern. GOLDEN AGE – DRIVEN BY ENTREPRENEURSHIP 1 7. J u n i 2 0 1 6 – 2 2 . J a n u a r 2 0 1 7 Provincial Cultural Centre, Gent, Belgien Caermersklooster w w w. c a e r m e r s k l o o s t e r. b e Die Kunstwelt steckt voller kreativer Köpfe mit tollen Ideen, die aber förmlich in den Einrichtungen ersticken, für die sie gelangen: Er sollte hochrangige Entscheidungsträger mithilfe arbeiten. Man nimmt ihnen dort jegliche Möglichkeit, Bedeu- von Kitsch dazu bringen, sie auf den Thron zu hieven. Parallel tendes zu schaffen. Sollen sie doch mit ihren Ideen zu mir zur Publikation zeigt das M – Museum Leuven eine Ausstel- kommen – nur her mit ihnen! lung zum Thema. Besagter Hofmaler, Hendrick De Clerck, ist Allerdings haben die Projekte, die wir im Auge haben, fünf Voraussetzungen zu erfüllen: Sie müssen wissenschaftlich fundiert mittlerweile vom Radar der Kunstwelt verschwunden; mit dem Buch und der Ausstellung wird sich das ändern. sein, sich modernster Methoden bedienen, kreativ, bereichernd Ein anderes Projekt ist die bereits erwähnte Ausstellung „Golden und von einem gesunden Unternehmensgeist geprägt sein, wie Times“. Sie handelt vom Aufstieg Flanderns und Antwerpens wir ihn selbst natürlich auch mitbringen, und einen direkten im 15. und 16. Jahrhundert zu einer globalen, kosmopolitischen Bezug zur Geschichte und Identität Flanderns aufweisen. Ich Wirtschaftsmacht und vom plötzlichen Ende dieser Blütezeit. weiß nicht, wie oft ich im Ausland in Buchhandlungen war, Im Zentrum der Schau wird Verbeecks im Dorotheum erwor- deren Regale sich unter der Fülle historischer und kunsthis- benes Gemälde „Der Narrenhandel“ stehen. Die Ausstellung torischer Bücher über unsere geografischen Nachbarn bogen, wird voraussichtlich im Juni 2016 in Gent eröffnet. „Das Spiel ist die Mutter der Kreativität und Kreativität ist die Mutter v o n I n n o v a t i o n .“ aber nur drei oder vier schmale Bände über Flandern enthielten. In Anbetracht unserer reichen Kulturgeschichte muss sich das ändern. Gleichzeitig sollten neue Projekte auch innovativ sein und unseren aktuellen Wissensstand erweitern. Eines unserer Projekte ist ein geistreiches und sehr erfrischendes Buch von Katharina Van Cauteren. Darin geht es um den gescheiterten Versuch zweier Habsburger Statthalter der Süd lichen Niederlande – nämlich der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenis und ihres österreichischen Gemahls Erzherzog Albrecht VII. –, über ihren Hofmaler an die Kaiserkrone zu So spricht ein Mann, der eine Nische gefunden und mit eiserner Beharrlichkeit, verspielter Kreativität und konsequentem Innovationsdrang ein riesiges Firmenimperium aus dem Boden gestampft hat. Kunst und Kultur liefern ihm Inspirationen und Ideen für geschäftliche Aktivitäten und das Engagement für seine Kultur und sein Land. Dafür scheut er keine Mühen und ist bereit, große Opfer zu bringen. Wilfried Van Gaver ist Sales Officer für Alte Meister in der Brüsseler Repräsentanz des Dorotheum. Honorine d’Ursel leitet die Brüsseler Repräsentanz des Dorotheum. COLLECTION 68 SAMME Foto: Ivo Faber, Düsseldorf A L S K U LT I V I E R T E R GEN-DEFEKT COLLECTION 69 M i t G e o r g e G ro s z u n d Lyo n e l D o r o t h e u m m y A R T M AG A Z I N E : G i l , d u b i s t i n eine Sammlerfamilie geboren worden. Deine Feininger ist Gil Bronner auf- E l t e r n s i n d n a c h w i e vo r a k t i v i n d e r Ku n s t - gewachsen. Sein Metier sind welt unterwegs. Inspiriert wurdest du sicher durch dein Elternhaus, aber wie bist du zum Immobilien, seine Leiden- S a m m e l n ge ko m m e n ? schaft gehört der Gegenwarts- Gil Bronner: Im Prinzip – und das meine ich jetzt nicht als Witz – ist Sammeln eine Art genetischer kunst. Im Juni eröffnet er das Defekt, und der ist bei manchen Leuten stark aus 1.700-Quadratmeter-Museum geprägt und bei manchen Leuten nicht so stark, die sind davongekommen. Meine Sammelleidenschaft S a m m l u n g P h i l a r a i n D ü s s e l d o r f. ist kein batteriebetriebener Motor, sie ist langsam Ein persönliches Gespräch über gewachsen. Es war damals vielleicht schwieriger als heute, als junger Mensch mit dem Sammeln zu Freiheitsliebe, Intuition und beginnen. Damit meine ich, dass der Fokus eher über Ideen, wie man die Schnel- auf die Klassische Moderne ausgerichtet war als auf die Zeitgenossen, die heute einen Großteil des ligkeit aus dem Kunstgenuss Marktes ausmachen. herausnehmen kann. A u f d e m Au k t i o n s m a r k t i s t e s j a g e n a u s o . VON PETRA SCHÄPERS W i e k a u f s t d u Ku n s t ? Wa s m u s s e i n Ku n s t w e r k haben, damit es dich anspringt? Kaufst du impulsiv oder eher kalkuliert? Ich schaue mir die Auktionsmagazine an, gucke mir auch von diesem Amerikaner – Wie heißt der wieder? LN Stefan Simchowitz – die Tipps an, dann schätze ich ein, was auf dem Markt am meisten im Wert steigen wird, und das kaufe ich dann. Unabhängig davon, ob es mir gefällt. Nein, Quatsch! (Lacht.) Jetzt im Ernst: Ich bin nach wie vor vollkommen impulsiv. Allerdings ist es tatsächlich so, dass ich eben sehr viel sehe. Das heißt, die Wahrschein lichkeit, dass ich auch etwas im Auktionskatalog gesehen und da einen Namen zum ersten Mal gele sen habe, ist durchaus gegeben. Ich sehe natürlich auch, was andere Sammlerfreunde haben, haupt sächlich aber gehe ich in Galerien und auf Messen und kaufe dort. Ich war jetzt zum Beispiel in Turin Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf auf der Messe und habe dort bei einer Galerie, von der ich vorher nichts gehört hatte, eine Arbeit von einem mir bis dahin unbekannten Künstler – Oscar Santillan – gekauft, weil mir das einfach gut gefal len hat. Ich habe aber auch Listen von Künstlern im Kopf, die ich gern noch in der Sammlung hätte. COLLECTION 70 G i b t e s i n e u r e r S a m m l u n g e i n e n r o te n F a d e n ? wickelt, für mich relativ weit weg vom Zentrum. Der rote Faden ist einfach nur die Gegenwarts Zwei Jahre, nachdem ich angefangen hatte, an kunst. Am Anfang habe ich natürlich vor allen der Walzwerkstraße Ausstellungen zu machen, Dingen Malerei gesammelt, in der Zwischenzeit habe ich dieses Gelände auf der Birkenstraße kaufe ich eher Kunstwerke, die mich intellektuell gekauft, um zunächst den hinteren Teil der Halle reizen, wobei ich es blöd finde, wenn eine Arbeit als Ausstellungsfläche zu nutzen und im vorderen erst erklärt werden muss. Wenn ein Galerist einer Bereich Wohnhäuser zu bauen. Und dann dach Arbeit eine suggerierte Intelligenz zuschreibt, die te ich irgendwann: totaler Schwachsinn. Wenn er dann erklärt und die im Grunde wenig Tiefe du es machst, dann mach es richtig, dann nimm und Inhalt hat, sträuben sich bei mir die Nacken das ganze Gebäude. Und so entwickelte sich die haare. Ich finde, Intelligenz zeigt sich intuitiv. Man Idee. Am Anfang war ich noch unsicher, ob unse erkennt gute Kunst, sie spricht für sich. Und man re Sammlung für die Ansprüche eines derart gro entwickelt natürlich über die Zeit ein Empfinden ßen Hauses vielleicht nicht ausreichte. Inzwischen für Qualitätsmerkmale. bin ich relativ zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, interessante Ausstellungen aus der M e s s e , G a l e r i e , A u k t i o n , Ate l i e r, Ru n d g a n g : Sammlung zu zeigen. Wo k a u f s t d u a m m e i s te n , a m l i e b s te n ? Ich kaufe am liebsten auf Messen, bei Galerien, E s w i r d a l s o We c h s e l a u s s t e l l u n g e n u n d e i n e auch Auktionen. Letzteres bedingt häufig leider, Dauerausstellung geben? dass man die Kunstwerke nicht direkt zu Gesicht Ja, genau. Die erste Wechselausstellung wird Fried bekommt, sondern nur über die Kataloge. Deshalb rich Kunath gewidmet sein. kaufe ich am liebsten bei Galerien. Wo w. S u p e r ! U n d d a n a c h ? I n e u r e r S a m m l u n g s i n d v i e l e Kü n s t l e r i n n e n Soll ich das jetzt schon verraten? Gregor Schneider, ve r t r e te n . B e s te h t d a e i n e b e s o n d e r e Af f i n i - Absalon und Bruce Nauman. Für diese Ausstellun tät oder ist es Zufall? gen werden die beiden Bereiche ständige Sammlung Ich mag Frauen lieber als Männer. und Wechselausstellung wohl ineinander überge hen. Wir sind ja dynamisch! Das ist das Schöne an I c h w u s s te , d a s s d u d a s s a ge n w ü r d e s t . diesem Museum: Wenn man es selbst macht, ist Ernsthaft, ich habe da noch nie differenziert. Nach man von allen Restriktionen und Normen befreit. Es meinem Dafürhalten ist das eine ziemlich anachro gibt keine Instanz außer Feuerschutz – also brand nistische Sichtweise der Dinge, denn inzwischen polizeiliche Vorschriften, die uns einengen. haben Frauen eine gleichwertige Position in der Kunstwelt. Das Thema ist einfach durch. Mir ist es Und du kannst dein eigenes Geld ausgeben, so völlig egal, ob ein Werk von einem Mann oder einer viel, wie du Lust hast. Frau ist – es geht ja um die Arbeit an sich. Und ich Ja, solange es reicht … Wir überlegen, Künstlerle würde auch nicht, nachdem ich drei Männeraus sungen zu veranstalten, aber nicht über Kunst, son stellungen gemacht habe, deswegen eine Ausstel dern über etwas, was einen Künstler interessiert: lung mit einer Künstlerin machen. Das ist totaler sein Lieblingssänger oder sein Lieblingsfußballver Quatsch, es geht um das Programm. ein oder sein Hund oder was weiß ich, ein Crossover halt. Eine weitere Idee ist ein veritables Spot-on: Ko m m e n w i r d o c h e n d l i c h z u e u r e m n e u e n Man beschränkt das Licht auf ein einziges Kunst M u s e u m S a m m l u n g P h i l a ra ! 1 . 7 0 0 Q u a d ra t - werk, alle sitzen im Dunkeln an einem Tisch um das m e t e r A u s s te l l u n g s f l ä c h e i n d e r D ü s s e l d o r f e r Kunstwerk herum oder in der Nähe des Kunstwerks, B i r ke n s t r a ß e . W i e k a m e s z u d e r I d e e , e i n und man konzentriert sich zwei Stunden lang mit 15 eigenes Museum zu bauen? Leuten nur auf dieses eine Kunstwerk und darauf, Da muss man weiter ausholen. Ich habe ein Ate was einen daran bewegt. Denn wer konzentriert sich lierhaus an der Walzwerkstraße in Reisholz ent schon intensiv auf ein einziges Werk? D u m ö c h te s t d i e S c h n e l l i g ke i t ra u s n e h m e n ? Genau. Man ist gewohnt, schnell zu konsumie ren, und dem ist auch der Kunstgenuss zum Opfer gefallen. Mir ist wichtig, dass das, was wir machen wollen, nicht festgelegt ist und wir jedes Programm sofort verändern können. J a , d u m u s s t n i c h t a u f G e l d e r wa r te n , z u m B e i s p i e l , u n d s i e s c h o n g a r n i c h t b e a n t ra ge n . Es wäre schön, wenn ich auf Gelder warten könn te, dann würde ich ja fremde Gelder bekommen. Mann! Was würde ich alles dafür geben, auf Gelder warten zu können! A b e r d a n n h ä t te s t d u n i c h t d i e s e F r e i h e i te n ! Die Tatsache, dass wir frei von Einschränkungen sind, ist der Kerngedanke. Immer mehr Gesetze, „ D i e Ta t s a c h e , dass wir frei von Einschränkungen sind, ist der K e r n g e d a n k e .“ gen. Damit spreche ich bewusst dieses abstruse Kulturschutzgesetz in Deutschland an, demzufolge es – je nach Entscheidung der Länder – eine Aus fuhrgenehmigung für Kunstwerke gibt, die älter als 70 Jahre sind und deren Wert 300.000 Euro Foto: Ivo Faber, Düsseldorf die die Regierung erlässt, bedeuten Einschränkun übersteigt. Nur wenige Werke seien davon betrof fen, hat Kulturministerin Monika Grütters erklärt. Aber woher weiß ich, welche Arbeiten betroffen sein könnten und welche nicht? Deswegen habe ich Frau Grütters geschrieben und ihr vorgeschlagen, sie solle doch so eine Art Laissez-passer einrichten, damit man dies überprüfen kann. Das könnte dazu führen, dass viele qualitativ gute Arbeiten tatsäch lich in Deutschland bleiben. Wenn jedoch Samm ler nicht mehr frei über ihre Werke entscheiden können, werden die meisten dafür sorgen, dass ihr Besitz dem Zugriff des Staates entzogen wird. Das Resultat wäre das Gegenteil dessen, was geplant war, nämlich der Ausverkauf – und unter Umstän den ein Aderlass für die Kultur in Deutschland. Ich bin sehr gespannt auf das Museum! Z u m 8 5 . G e b u r t s t a g d e i n e s Va t e r s i m M a i wird es die Einweihung geben, die offizielle Eröffnung findet dann Ende Juni statt. Petra Schäpers ist Expertin für Zeitgenössische Kunst sowie Leiterin der Dorotheum-Repräsentanz Düsseldorf. Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf Lieber Gil, ich danke dir für das Gespräch. COLLECTION „WIENER PHILHARMONIKER“ 72 SO KLINGT EINE SCHÖNE ZUKUNFT! Vieles wird an Gold gemessen, und der Maßstab für Anlagemünzen ist der „Wiener Philharmoniker“: seine Wertbeständigkeit und Verlässlichkeit, seine Eleganz. Für jeden das Passende dabei. Den „Wiener Philharmoniker“ in Gold gibt es in fünf verschiedenen Größen; den „Wiener Philharmoniker“ in Silber mit einem Gewicht von 1 Unze. Nun hat das Wertanlagen-Orchester ein neues Mitglied bekommen, noch dazu ein sehr attraktives: den 1 Unze „Wiener Philharmoniker“ in Platin. MÜNZE ÖSTERREICH – ANLEGEN. SAMMELN. SCHENKEN. www.muenzeoesterreich.at www.dorotheum-juwelier.com D E R P E RF EK T E MAKEL J e a n - P i e r r e R i b e r, S c h r i f t s t e l l e r, S p i t z e n k o c h und Quiche-Lorraine-Spezialist, hat uns im charmanten elsässischen Dörfchen Meyenheim empfangen. In seinem uralten Familienhof aus dem Jahre 1556 erzählt er uns von seiner erstaunlichen Leidenschaft für Münzen mit Fehlprägung. D o r o t h e u m m y A R T M AG A Z I N E : M o n s i e u r R i b e r, w a s i s t e i n e M ü n z e mit Fehlprägung? Jean-Pierre Riber: Das ist ganz einfach eine Münze, die eine fehlerhafte Inschrift aufweist. Wie haben Sie Ihre Sammlung begonnen? Ich nehme an, Sie waren nicht schon immer von der Numismatik und ihren Irrtümern begeistert? Ich habe mit sechs Jahren damit begonnen. In der Küche unseres Familienhofes gab Fotos: Christian Sarramon VON JOËLLE THOMAS COLLECTION 74 es eine metallene Schachtel, die einen für Mathematik und viele andere Lebensbe- nichts sagte. Ich habe sofort erkannt, dass mich magischen Klang erzeugte. Diese reiche hinein … es sich um eine „Thaler-Klippe“ handelte Schachtel enthielt Geldstücke, die mein [Stücke, die nicht rund, sondern vier- oder Großvater im Verlauf des Ersten Welt- W i e e r we i t e r n S i e I h r e S a m m l u n g ? mehreckig sind und deren Schrötlinge, krieges aus verschiedenen Ländern mitge- Ich kaufe ausschließlich aus Freude und also die noch ungeprägten Münzplättchen, bracht hatte. Darunter befanden sich ins- um ein Buch zu beenden, an dem ich seit mithilfe einer Klippschere hergestellt wur- besondere alte 10-Centesimi-Münzen aus über 20 Jahren schreibe und das mein den, Anm.], die in einem Werk von Arthur dem 19. Jahrhundert, der Zeit der italieni Lebenswerk sein wird: ein Verzeichnis der Engel aus dem Jahre 1876 erwähnt worden schen Könige Emmanuel II. und Umberto I. Münzen mit Fehlprägung von 1515 (König war; es war ein seltenes Exemplar, das aus Als mein Großvater mir die Schachtel François Ier) bis heute. der Sammlung Rencker stammte, und ich schenkte, fesselte mich der Gedanke an die habe es natürlich sofort gekauft. Ich hat- lange Geschichte, die hinter diesen Mün- Sammler tauschen ihre Stücke selten. Ich te auch das Glück, ein besonderes Buch zen stand. Ich besitze sie heute noch, sie entdecke meine Schätze bei speziellen in meinen Besitz zu bringen, das bei einer sind das Herzstück meiner Sammlung, und Händlern, bei Privatpersonen, in Antiquari- Auktion in Lyon übrig geblieben war. Es ich werde mich nie davon trennen. aten, die auf Numismatik spezialisiert sind, heißt „Traité de la cour des Monnoyes et und in Katalogen von Auktionshäusern. de l’estendue de sa juridiction“ und ist von Meine Begeisterung für die Numismatik Im Dorotheum habe ich Ende Mai 2015 einem gewissen Maître Germain Constant, hat sich definitiv in meinem zehnten Le zwei Münzen gekauft: einen „Ferdinand II. Advokat am Parlament von Toulouse, der bensjahr festgesetzt. Damals begleitete ich Taler o. J., Klagenfurt, mit dem Kaiser und das Werk 1658 herausgebracht hat. Es meinen Vater beim Ausliefern von Getrei- Königstitel“, auf dem das Wort Avstriae mit wiegt sechs Kilogramm und umfasst mehr de, und dabei trafen wir regelmäßig einen einem zusätzlichen A und V geschrieben als 1.000 Seiten. Eine wahre Enzyklopädie vornehmen Herrn, dem es Spaß machte, steht; und einen „Sachsen, Albertinische für Numismatiker! mich Knaben nach meinen Kenntnissen Linie, August 1553–1586, Taler 1557, in französischer Geschichte zu befragen. Dresden“, auf dem ROIMA statt ROMA Erstaunt über mein Wissen, zeigte er mir eingeprägt ist. eine kleine Louis-Silbermünze, die 1720 in Straßburg geprägt worden war, und Im April 2003 ersteigerte ich bei der schenkte sie mir. Ich war fasziniert, spür- berühmten Auktion des Nachlasses von te eine Berufung und ließ meine ande- André Breton eine antike Goldmünze aus ren Sammlungen von Briefmarken, alten der Zeit der Ambiani und Atrebates, kelti- Postkarten und Fossilien liegen, um mich scher Stämme aus dem gallischen Belgien. fortan ausschließlich der Numismatik zu Diese über 2.000 Jahre alte Münze weist widmen. ein ganz zeitgenössisches Design auf und hätte den Surrealisten gefallen. Wie hat sich Ihre Sammlung e n t w i c ke l t ? Ich besitze auch eine sehr seltene Mün- Nach 40 Jahren des leidenschaftlichen ze mit Fehlprägung, die für Ludwig XVI. Sammelns besteht sie heute aus über hergestellt wurde und auf der das V fehlt, 1.000 damit, wodurch sie Ludwig dem XI. gewidmet auf Flohmärkten zu suchen, Magazine zu sein scheint. Es gibt nur noch sieben zum Thema zu lesen, Kataloge von Auk- Exemplare dieser Münze auf der Welt, tionshäusern zu studieren und andere und eines davon besitze ich! Stücken! Man beginnt Sammler kennenzulernen, um sich dann mit der Zeit zu spezialisieren. Ich bin von Haben Sie besondere Natur aus neugierig und würde mehr- E n td e c k u n g e n g e m a c h t ? ere Leben brauchen, ehe ich behaupten Ich bin ein wahrer Münzjäger und spüre könnte, die numismatische Wissenschaft manchmal Dinge auf, die andere nicht vollständig zu beherrschen – denn sie sehen. Einmal traf ich einen Sammler, und reicht in die Geschichte, die Geografie, die der zeigte mir ein Stück, das ihm selbst gar Jean-Pierre Riber gibt zu, dass das Interesse für Münzen mit Fehlprägung ein ziemlich elitäres Hobby ist. Er hofft dennoch, Sammer zu finden, denen er sein Wissen weitergeben und mit denen er jene „ Jagd nach Wissen“ teilen kann, die Michel de Montaigne so schätzte und die Zeit und Raum z u m Ve r s c h w i n d e n b r i n g t . Joëlle Thomas ist Repräsentantin des Dorotheum in Paris. 1 Sachsen, Taler 1833 Legendenfehler: SACHSFN statt SACHSEN 2 Louis XV. Ecu au bandeau fauté 1765 Montpellier Legendenfehler: LUD VX statt LUD XV 3 Nördliche Kelten, Ambiani/ Atrebates Goldstater 2./ 1. Jh. v. Chr., aus der Sammlung des Surrealisten André Breton. 4 Louis XIV. Ecu aux insignes überprägt auf einen Ecu aux palmes 5 Louis XVI. dezentrierte Doppelprägung auf einem 12 Denier-Stück aus der Münzstätte Orléans. COLLECTION 75 1 2 3 4 5 PASSION 76 PASSION DOROTHEUM ALS KUNSTFÖRDERER Max Kurzweil, Mira Bauer, 1907, Öl auf Leinwand, 66,3 x 52,5 cm © Belvedere, Wien Mit Viktor Matejka und Werner Hofmann widmet sich das mumok zwei bedeutenden Persönlichkeiten des Wiener Kunst- und Kulturlebens nach 1945. Werner Hofmann, Gründungsdirektor des ehemaligen Museums des 20. Jahrhunderts, war einer der konsequentesten Förderer der Moderne. Der von ihm aufgebaute Basisbestand des mumok mit den wichtigsten Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts ist in dieser Ausstellung ebenso zu sehen wie das von Peter Matejka begründete Medienarchiv zur bildenden Kunst sowie Werke der wichtigsten künstlerischen Gruppierungen nach 1945: unter anderem von Herbert Boeckl, Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba, den Abstrakten um die Galerie (nächst) St. Stephan, den Phantastischen Realisten, Maria Lassnig, Kiki Kogelnik, der Wiener Gruppe und den Wiener Aktionisten. www.mumok.at BELVEDERE MEISTERWERKE IM FOKUS: MAX KURZWEIL 11. Mai – 4. September 2016 Im Rahmen der vom Dorotheum unterstützten Reihe „Meisterwerke im Fokus“ legt das Belvedere von 11. Mai bis 4. September 2016 einen Schwerpunkt auf den Wiener Seces sions-Künstler Max Kurzweil. Finanziell gut situiert, konnte Kurzweil ein sorgloses Künstlerdasein pflegen. So brachten ihn Studien in Wien und Paris mit unterschiedlichsten Kunstströmungen in Kontakt, und auch sein Œuvre umfasst Werke, die beispielhaft für alle avantgardistischen Strömungen der Zeit stehen – von Naturalismus und Impressionismus über symbolistische Arbeiten bis hin zu einer bemerkenswert frühen Beschäftigung mit dem Expressionismus. Dieser besonderen Offenheit für neue künstlerische Impulse steht eine eingehende Auseinandersetzung mit den Tiefen der menschlichen Psyche gegenüber. Vor allem in den zahlreichen Aktbildern und Frauenporträts wird Kurzweils problematische, zwischen Depression und Leidenschaft schwankende Persönlichkeit sichtbar. www.belvedere.at MUMOK WIR WEGBEREITER Pioniere der Nachkriegsmoderne 12. Mai 2016 – 5. März 2017 Wolfgang Herzig, Große Gesellschaft, 1970–1971, Öl auf Leinwand 249 x 312 cm, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Leihgabe aus Privatbesitz seit 1981 © Wolfgang Herzig, Foto: mumok KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN A LT E M E I S T E R IM GESPRÄCH 11. April & 6. Juni 2016 2016 laden das KHM und das Dorotheum wieder zur Vortragsreihe „Alte Meister im Gespräch“. Am 11. April wird Maureen Cassidy-Geiger über „Festliche Tafelkultur“ sprechen. Die amerikanische Kunsthistorikerin, Kuratorin und Forscherin ist auf europäische dekorative Kunst und Muster, auf Reisegeschichte sowie Kultur und Essen aus dem 17. und 18. Jahrhundert spezialisiert. Feierlich geht es am 6. Juni weiter: Barbara Vinken, die unter anderem für „Die Zeit“, „NZZ“ und „Cicero“ schreibt, widmet sich dem Thema „Festkultur“. So steht das Jubiläumsjahr ganz im Zeichen des Feierns! 11. April 2016, 19.00 Uhr, Maureen Cassidy-Geiger, „The Arts of the Table: Edible and Inedible Aspects of Court Dining“, Vortrag in englischer Sprache 6. Juni 2016, 19.00 Uhr, Prof. Barbara Vinken über Festkultur Anmeldung unter: [email protected] KHM, Treffpunkt: Kuppelhalle www.khm.at Francisco de Goya (1746–1828), Das Blindekuhspiel (La gallina ciega), 1788 Öl auf Leinwand, 269 x 350 cm © Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK DER EWIGE KAISER FR ANZ JOSEPH I. 1830 –1916 11. März – 27. November 2016 2016 jährt sich der Todestag von Kaiser Franz Joseph I. zum 100. Mal. Die Österreichische Nationalbibliothek nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, bisher unveröffentlichtes Material, Abbildungen und Fotografien zu zeigen und damit den Kaiser auch „privat“ darzustellen. Am 12. Mai lädt das Dorotheum bei freiem Eintritt in die Museen der ÖNB. Do, 12. Mai 2016, 18.00 – 21.00 Uhr www.onb.ac.at Kinderbildnis Erzherzog Franz Josephs, Farblichtdruck (1908) eines Gemäldes von Friedrich von Amerling, 1838 © ÖNB MONOGRAFIE UND WERKVERZEICHNIS MARC ADRIAN Sprungperspektive 1953, Acryl auf Holz Privatbesitz Niederösterreich © Cornelia Cabuk / Belvedere Wien / für Adrian: Bildrecht Wien 2016 Das Belvedere publiziert im Frühjahr 2016 mit Unterstützung des Dorotheum den fünften Band der Reihe „Belvedere Werkverzeichnisse“, gewidmet dem österreichischen Künstler Marc Adrian (1930–2008). Marc Adrian zählte zu den herausragenden Künstlern einer protestierenden, internationalen Neoavantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Multitalent war er Marc Adrian. Film / Kunst / Medien Monografie und Werkverzeichnis Hardcover Belvedere Werkverzeichnisse, Bd. 5 Ca. 480 Seiten, 23,5 × 31 cm 1.300 Abbildungen (894 Werkverzeichnisnummern) Deutsch & Englisch in einem Band ISBN 978-3-902805-98-0 Ritter Verlag Erfinder neuer Bildwelten und arbeitete als Bildhauer, Maler, Grafiker, Filmemacher, Fotograf und Schriftsteller in Österreich und international. Durch das Ausloten von Grenzbereichen des Darstellbaren leistete er einen Beitrag zu den internationalen Bewegungen ZERO, Neue Tendenzen und arte programmata, der zu seiner Teilnahme als einziger Österreicher an der großen Op-Art-Ausstellung „The Responsive Eye“ 1965 im MoMA in New York führte. Adrian verwirklichte sein Weltbild des Kinetismus intermedial in neuen Gattungen, Genres und Technologien und arbeitete auch auf dem Gebiet des Experimentalfilms. Seine Werkdokumentation umfasst 894 Positionen, medienübergreifend in allen Gattungen und zu einem erheblichen Teil erstmals publiziert. Zusätzlich dazu lässt sich ein guter Einblick in die konstruktive, konkrete Kunst der Nachkriegszeit mit ihren radikalen Ideen des Aufbruchs in die Moderne in der Gruppenausstellung „Abstract Loop Austria“ im 21er Haus gewinnen. O4, 1962, Hinterglasmontage © Belvedere Wien ABSTRACT LOOP AUSTRIA Marc Adrian, Richard Kriesche, Helga Philipp, Gerwald Rockenschaub 28. Jänner – 29. Mai 2016 21er Haus w w w. b e l v e d e r e . a t / 2 1 h _ d e EVENTS © eSeL.at – Joanna Pianka 78 Auftakt im Palais Dorotheum © eSeL.at – Joanna Pianka © eSeL.at – Lorenz Seidler Ein Fest für die Kunst © eSeL.at – Lorenz Seidler „Creating Common Good“ Ausstellung im KUNST HAUS WIEN © eSeL.at – Lorenz Seidler Family Art Day im Architekturzentrum Wien EVENTS 79 © eSeL.at – Joanna Pianka V. l. n. r.: Alexander Horwath Elisabeth Noever-Ginthör Christoph Thun-Hohenstein Agnes Husslein-Arco Andreas Mailath-Pokorny Eva Blimlinger, Peter Bogner Rainer Nowak Robert Punkenhofer Bettina Leidl, Martin Böhm Nach einem fulminanten Festivalauftakt im Palais Dorotheum lockte die elfte Ausgabe der VIENNA ART WEEK im November 2015 wieder Kunstliebhaber und Kulturinteressierte von nah und fern nach Wien. 35.000 Gäste besuchten die rund 200 Veranstaltungen. Unter dem Motto „Creating Common Good“ gingen die teilnehmenden Institutionen der Frage nach dem Gemeinwohl der Kunst nach. Highlights der Woche waren unter anderem die von Robert Punkenhofer und Ursula Maria Probst kuratierte Ausstellung „Creating Common Good“ im KUNST HAUS WIEN, WIEN IM ZEICHEN DER KUNST Francesca Habsburg-Lothringen, Agnes Husslein-Arco und Carola Kraus © eSeL.at – Joanna Pianka der Vortrag der international bekannten Stadtforscherin Saskia Sassen sowie die Ausstellungseröffnungen von Vija Celmins in der Secession und Olafur Eliasson in der TBA21–Augarten und im Winterpalais. Der Open Studio Day mit 72 offenen Ateliers und der erstmals stattfindende Family Art Day erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit. EVENTS Podiumsdiskussion im Dorotheum mit Rose-Maria Gropp, Christiane Meixner, Sabine B. Vogel, Susanne Schreiber und Olga Kronsteiner STORY 80 Foto: ORF Worte von Welt VON KARL HOHENLOHE Hans Prenner hatte ein kantiges Gesicht, eine etwas grö- Mann lächelte, wollte wissen, ob er für ein paar Tage ein ßere Nase, und er war dankbar. Dankbar für den kleinen Zimmer mieten könne, und Hans Prenner verneinte, Hof, den er vom Vater geerbt hatte, dankbar für die vier meinte aber, als Gast sei er ihm sehr willkommen. Der Kinder und dankbar für die elf Jahre mit seiner Frau, die Fremde war eine angenehme Abwechslung, tagsüber bei der Geburt des Jüngsten gestorben war. Der Hof lag erzählte er und in der Nacht schrieb er unentwegt in auf halber Höhe zwischen dem Tal und dem Berg, und sein Notizbüchlein. Als der Fremde nicht mehr fremd Hans Prenner konnte sich auch im hohen Alter nicht war, ging er wieder ins Tal und von dort nach Hause. erinnern, wann er einmal einen Tag nicht gearbeitet hat- Zuvor hatte er Hans Prenner aber noch ein vollgeschrie- te. Als die Kinder aus dem Haus waren, schenkten sie ihm benes Notizbüchlein geschenkt. Es lag, 60 Jahre später, einen Fernseher. Ein kleines Gerät, das Hans Prenner immer noch in der untersten Lade der Kredenz. Irgend- mit der ganzen Welt verband. Erstaunt betrachtete wann fuhr Hans Prenner nach Wien in das Auktions- Hans Prenner die Bauern in den Kolchosen, er lächel- haus, schüttelte ungläubig den Kopf, als er vom Wert des te den Fischern in der Südsee zu, fror mit den Lappen Notizbüchleins erfuhr, und fuhr gleich wieder nach Hau- und bedauerte die Afrikaner, denen er Wasser wünschte. se, weil er in der großen Stadt nicht übernachten wollte. Nur wenn die Beiträge aus der Hauptstadt kamen, Bil- Das Büchlein landete nach dem Tod Hans Prenners beim der von den verstopften Straßen, den Rauchfängen, dem Herrn Pfarrer, und noch heute kann man in der kleinen Nebel und den hastenden Menschen, dann drehte er ab. Kirche im Tal ein Schild sehen: „Gedankt sei dem Mäzen Einmal sah er einen Bericht über einen berühmten ame- Hans Prenner, der die Restaurierung des Altars, des Glo- rikanischen Schriftsteller, der freiwillig aus dem Leben ckenturmes und die Neuanschaffung der Orgel allein geschieden war. Der alte, bärtige Mann erschien ihm gestemmt hat“. Den Ortsbewohnern ist es nicht bekannt, plötzlich bekannt, und als man ein Foto aus jüngeren nur wir wissen, dass es Hans Prenner nicht alleine, son- Jahren zeigte, war er sich vollkommen sicher. Es musste dern Hans Prenner und ein Notizbüchlein waren. im November 1925 gewesen sein, als dieser Mann plötzlich vor seinem verschneiten Hof gestanden war. Der STORY Karl Hohenlohe ist Moderator, TV-Gestalter, Kolumnist und Herausgeber des Restaurantführers „Gault Millau“. Für ORF III moderiert Hohenlohe unter anderem die Sendung „Was schätzen Sie?“. STORY # grandelegance 81 B E GN A DE T FÜR DA S SCHÖN E BLESSED WITH BEAUTY Im Grand Ferdinand, Hotel am Ring, feiert die Wiener Eleganz ein fulminantes Comeback. At the Grand Ferdinand hotel, Viennese elegance makes its triumphant return to the worldfamous Ringstraße boulevard. Schubertring 10 -12, 1010 Vienna www.grandferdinand.com 1 DOROTHEUM TERMINE 2 AUSGEWÄHLTE AUKTIONEN Meisterzeichnungen, Druckgrafik bis 1900, Aquarelle und Miniaturen Antiquitäten – Uhren, Metallarbeiten, Vintage, Fächersammlung, Fayencen, Skulpturen, Volkskunst Historische wissenschaftliche Instrumente, Modelle und Globen; Fotoapparate Alte Meister Mi, 30. März 2016 Do, 31. März 2016 Briefmarken Mi/Do, 8./9. Juni 2016 Stammeskunst Do, 9. Juni 2016 Fotografie Mo, 13. Juni 2016 Jugendstil und angewandte Kunst Do, 31. März 2016 Di, 19. April 2016 Antiquitäten – Möbel, Skulpturen, Glas, Porzellan Mi, 20. April 2016 des 20. Jahrhunderts Mo, 13. Juni 2016 Chanel Di, 14. Juni 2016 Moderne und Zeitgenössiche Druckgrafik Di, 14. Juni 2016 Design Mi, 15. Juni 2016 Juwelen Do, 21. April 2016 Klassische Fahrzeuge und Automobilia Sa, 18. Juni 2016 Gemälde des 19. Jahrhunderts Do, 21. April 2016 Kaiserhaus und Historika Mo, 20. Juni 2016 Briefmarken Di, 3. Mai 2016 Glas und Porzellan Di, 21. Juni 2016 Jagd-, Sport- und Sammlerwaffen Sa, 14. Mai 2016 Autographen Mi, 22. Juni 2016 Münzen und Medaillen Mi/Do, 18./19. Mai 2016 Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts Mi, 22. Juni 2016 Orden und Auszeichnungen Fr, 20. Mai 2016 Historische Waffen, Uniformen, Militaria Di, 28. Juni 2016 Silber und Russisches Silber Di, 31. Mai 2016 Spielzeug Mi, 29. Juni 2016 Klassische Moderne Di, 31. Mai 2016 Moderne und Zeitgenössische Kunst Do, 30. Juni 2016 Zeitgenössische Kunst I Mi, 1. Juni 2016 Zeitgenössische Kunst II Do, 2. Juni 2016 Juwelen Do, 2. Juni 2016 Armband- und Taschenuhren Fr, 3. Juni 2016 EXPERTENBER ATUNG IN ALLEN REPR ÄSENTANZEN NACH TERMINVEREINBARUNG NÄCHSTE TERMINE 3 B R Ü S S E L , 9. & 1 0 . , 1 3 . & 1 4 . J u n i 2 0 1 6 Termine nach Vereinbarung: Raffaela Fontana Tel. +32-2-514 00 34, [email protected] D Ü S S E L D O R F, 2 0 . & 2 1 . J u n i 2 0 1 6 B E R L I N , 2 3. J u n i 2 0 1 6 HAMBURG, 24. Juni 2016 Termine nach Vereinbarung: Cordula Lichtenberg Tel. +49-211-210 77-47, [email protected] M Ü N C H E N , ST U T TG A R T, F R A N K F U R T, N Ü R N B E R G 2 7. J u n i – 1 . J u l i 2 0 1 6 Termine nach Vereinbarung: Michaela Motz Tel. +49-89-244 434 73-0, [email protected] Tano Festa, Specchio, 1961, Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 Turi Simeti, Nero, 1984, Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016 chmara.rosinke, daybed for Hermès, Auktion Design, 15. Juni 2016 4 Gino Severini, Danseuse, 1960, Auktion Klassische Moderne, 31. Mai 2016 1 2 3 CONTACTS PALAIS DOROTHEUM Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570, [email protected] CLIENT ADVISORY SERVICES P R I VA T E S A L E S Mag. Constanze Werner Tel. +43-1-515 60-366, [email protected] Dr. Alexandra Gräfin von Arnim Tel. +49-89-244 434 73-0, [email protected] 4 KUNSTFINANZIERUNG Mag. Andreas Wedenig Tel. +43-1-515 60-261, [email protected] AUKTIONSKATAL OGE & ABONNEMENTS Tel. +43-1-515 60-200, [email protected] www.dorotheum.com DOROTHEUM INTERNATIONAL DÜSSELDORF LONDON Dr. Petra Schäpers Südstraße 5, 40213 Düsseldorf, Deutschland Tel. +49-211-210 77-47 [email protected] Martina Batovic 11 St. James’s Place, London SW1A 1NP, Großbritannien Tel. +44-0-20 7009 1049 [email protected] MÜNCHEN BRÜSSEL Franz Freiherr von Rassler Galeriestraße 2, 80539 München, Deutschland Tel. +49-89-244 434 73-0 [email protected] Comtesse Honorine d’Ursel 13, rue aux Laines, 1000 Brüssel, Belgien Tel. +32-2-514 00 34 [email protected] MAILAND BUDAPEST Angelica Cicogna Mozzoni Palazzo Amman, via Boito, 8, 20121 Mailand, Italien Tel. +39-02-303 52 41 [email protected] Réka Kovács OREX Palais, Andrássy ùt 64, 1062 Budapest, Ungarn Tel. +36-1-413 3742 Mobil +36-20-545 9856 [email protected] ROM Dott.ssa Maria Cristina Paoluzzi Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, 66, 00187 Rom, Italien Tel. +39-06-699 23 671 [email protected] NEAPEL Giuseppe Imparato Mobil +39-335-592 52 33 [email protected] PA R I S Joëlle Thomas Mobil (Frankreich) +33-665-17 69 37 Mobil (Österreich) +43-699-10 38 86 40 [email protected] PRAG Dr. Mária Gálová Ovocný trh 580/2, 11000 Prag 1, Tschechien Tel. +420-2-24 22 20-01 [email protected] T E L AV I V Mag. Rafael Schwarz Mobil (Israel) +972-54-448 39 78 Tel. (Österreich) +43-1-515 60-405 [email protected] ZÜRICH Tel. +43-1-515 60-405 [email protected] Otto Piene (1928–2014) Weißer Lichtgeist 1966/2012 Schätzwert € 230.000 – 280.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 1. Juni 2016
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