Eine S a g e , d e m „ F e stk a le n d e r a u s B öh m en ^ en tn om m en Im T icb lo w itzei Tal bei Tetschen herrscht der G laube, daß die sogenannte Babe oder das „steinerne Erdbeermädchen", ein schmaler Felskegel, der einen einem M enschenkopf ähnlichen A ufsatz h a t u n d sich über dem T ale oder der Kante aus schroffem Gehänge erhebt, am Johannistag erlöst w erden könne, w en n ein from m er, reiner Junggeselle, der seit seinem 7. Jahre noch n ie den Sonntagsgottesdienst versäum t ocier vernachlässigt u n d in der ]örche n ie nach einem M ädchen gebhckt h at, sich w ährend des H o ^ a m te s dreim al an die Brust klopft. D ie Sage erzählt näm lich, daß diese Babe einst ein junges leichtfertiges M ädchen w ar, Petxonella h ieß im d m it ihrer from m en G roßm utter Sabina M arrin in einer kleinen H ütte im Tale lebte. A m 24. Juni 16T4, der auf einen Sonntag fiel, ging sie trotz aller Erm ahnungen, ihrer alten G roßm utter, nicht das H ocham t zu versäum en, statt in die Kirche in die Erdbeeren, tanzte, w ährend in .Tichlowitz zur W andlung ge- lä u tet w urde u n d h ö h n te spöttisch -ihre alte G roßm utter, als diese aus der Messe kam . In gerechtem U nw illen über das frevelhafte Benehm en ihrer Enkelin sprach die G roßm utter den W unsch aus, sie lieber Stein w erden als so sündhaft zu sehen u n d in dem selben A ugenblick w urde Petronella m it ihrem Erdbeertopf in der Stellung, in welcher sie eben gestanden, starr u n d verw andelte sich in Stein. Als die G roßm utter-davon benachrichtigt wurde, lief sie sogleich h in xmd starb, vom Schlage getroffen, neben dem Felsen, der im m er h ö h er u n d h öher w urde u n d zu letzt n u r noch allm ählich die Kopfform deutlich zeigte. D er G eist Petronellens aber irrte seitdem zu r M ittagstunde im W ald um her u n d neckte besonders die Jäger u n d W ildschützen, welche sonntags w ährend des G ottesdienstes jagten, indem sie ilm en plötzlich erschien im d w enn sie auf ein W ild anlegten, ih n e n höh- “ n en d d en Topf voll Erdbeeren vorhielt, so daß sie jedesm al ihre Beute verloren. E inen W ildschützen aus. Rittersdorf quälte sie so, daß er einst voller Erbittenm g nach dem Felsenkörper schoß u n d den A rm m itsam t dem Erdbeertopf herabschlug. Eine ganz ähnliche Sage w ird von den drei steinernen Jxmgfrauen auf den W ein bergen bei.,Lowosic e r z ^ t , welche ebenfalls aus Leichtsinn die M esse nie besuch ten, ih rer from m en M utter, die krankheitshalber nicht ausgehen konnte, vorlo gen, in der Kirche gewesen zu sein u n d als die W ahrheit an den Tag kam , durch einen Fluch in Stein verw andelt w urden. > D e r „Festk alender au s Böhm en", V e rfa s s e r O . Fr. v o n R e in sb erg — D ü rin g sfe jd , h e ra u s g e g e b e n in P ra g im J a h r e 1861, b e ric h te t zum 24. Ju n i, d e m T ag J o h a n n e s d e s T ä u fe rs, u.-a.: „Die Einw ohner von K am aik im Leitm eritzer Eireis sehen es nicht gern, w en n Fremde vor Johanni das Eis aus den G ruben des Berges Plesowice als K uriosität in. M oos gepackt nach H ause tragen. Sie glauben, daß sie d ann vom W etterschlag heim gesucht w erden. D ieser Berg, der seinen N am en von den kah len Stellen (ples = Platte) führt, die sich h ier u n d da auf ih m zeigen, birgt näm lich u n te r einer der eingestürzten Felswände, welche die kahlen Stellen bilden, tiefe G ruben, in denen selbst im höchsten Sommer Eis vorgefunden w ird. Diese natürliche Eis grube befindet sich am südlichen A bhang des Berges u n d in ihrer N ähe ist einer der am Johannistag besuchtesten W allfahrtsorte, die St. Johann dem Täufer in der W üste gew eihte W aldkapelle, welche eine V iertelstunde von Kamaik liegt u n d von -Basaltfelsen u n d u ralten Eichen um geben w ird. G ew öhnlich lagern sich die Pilger w ährend der Predigt im Schatten dieser Bäu me, da die Kanzel sich außerhalb der KapeUe befindet, welche zu klein ist, um alle A ndächtigen zu fassen." G rete D avid
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