Durch nichts z u stoppen

Der
Rookie
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«Von den Anlagen
her erinnert er an
Patrick Vieira»
TEXT ISO NIEDERMANN
FOTO KURT REICHENBACH
Z
66 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
RAPHAEL WICKY, EX-NATISPIELER UND SRF-EXPERTE
«Zakaria ist ein polyvalenter Spieler,
offensiv wie defensiv einsetzbar und
gut ausgebildet. Das macht ihn interessant. Zudem ist er lernwillig,
hat einen guten Charakter. Steigerungspotenzial sehe ich im physischen Bereich. In ein paar Jahren
wird er noch viel stärker sein.»
KÖBI KUHN, EHEMALIGER
NATI-COACH
Von der Ersatzbank bei Servette ins
zentrale Mittelfeld von YB: Der
Aufstieg des 18-jährigen Genfers
DENIS ZAKARIA ist märchenhaft.
Die Wahl zum Axpo Rookie überrascht einen besonders: ihn selbst.
Wetterfest
Denis Zakaria
jongliert den
Ball im strömenden Regen
auf der Berner
Nydeggasse.
Durch nichts z u stoppen
Die Wahl zum
Axpo Rookie
A la française
Zakaria für YB
am Ball. Sein
Spielstil erinnert an seine
Helden Paul
Pogba und
Patrick Vieira.
Denis Zakaria ist Axpo Rookie der Monate
August und September 2015. Gewählt
wurde der zentrale Mittelfeldspieler von
YB durch die Experten-Jury mit Raphael
Wicky (Ex-Natispieler), Stefan Huber
(ehemals Nati-Goalie, heute Organisator
von Nachwuchs-Fussballcamps), Köbi
Kuhn (Ex-Natitrainer), Rainer Maria Salzgeber (SRF) und Felix Bingesser (Chefredaktor Sport bei «Blick»). Die Schweizer
Illustrierte und Axpo küren im Verlauf der
Saison 2015/16 fünfmal einen herausragenden Newcomer in der höchsten Schweizer
Spielklasse zum Axpo Rookie. Ende Saison
wird aus den fünf Gewinnern der Axpo
Rookie der Saison 2015/16 gewählt.
Fotos: Kurt Reichenbach, Freshfocus, Oscar Allessio/SRF (2), Keystone, EQ Images, Susi Bodmer
um Fotoshooting
mitten auf die fleissig befahrene Berner Nydeggasse? Da
macht Denis Zakaria grosse Augen. So viel Missachtung der Verkehrsregeln hätte er diesseits des Röschtigrabens
nicht erwartet. «Hier soll man
doch einiges disziplinierter sein
als bei mir zu Hause.»
Bei ihm zu Hause. Das war bis
diesen Sommer in Genf. Nie hat
er woanders Fussball gespielt als
bei Servette, nie woanders gelebt
als im Zentrum der Rhonestadt.
Und dann unterschreibt er mit
gerade mal 18 Jahren im Juni einen Vierjahresvertrag bei den
Young Boys. Seinen ersten Profivertrag. Ein riesiger Schritt, vom
Ergänzungsspieler in der Challenge League zum Grossklub in
die höchste Liga. Doch Denis
Zakaria meistert ihn. Vom Perspektivspieler für die Zukunft
wird er innert Kürze zum wichtigen Teambestandteil in YBs
Gegenwart. Er spielt regelmässig
und überzeugt im Spielzentrum.
«Zak» versteht kaum, wie schnell
das alles geht. Die Auszeichnung
als Axpo Rookie lässt ihn staunen:
«Ich habe noch nie einen Preis
gewonnen. Merci beaucoup!»
Die schnelle Anerkennung
seiner Leistungen bei YB hilft,
die Ferne von Genf zu verkraften. Denn gekommen ist er ganz
allein, lebt vorerst bei einer Gastfamilie in Bern Neufeld. «Das
Beste, was mir passieren konnte!
Es sind supernette Leute mit
Kindern in meinem Alter.» Tragen seine Deutsch-Privatlektionen erst richtig Früchte, dürfte
Unsere
Jury
alles noch etwas leichter werden.
Und er freut sich darauf, seine
Auto-Fahrstunden wieder aufzunehmen. Vorerst bewegt er sich
in Bern per Bus und Tram.
Zurückgelassen in Genf hat
Denis Zakaria seine afrikanischen Wurzeln. Der Vater stammt
aus dem Kongo, wo er mittlerweile wieder für die Regierung als
Sportberater arbeitet. Die Mutter,
die in Genf einen Coiffeursalon
betreibt, kam aus dem Sudan in
die Schweiz. «Ich habe schon einiges Afrikanisches in mir», sagt
Denis, «auch wenn ich wohl nicht
anders denke als andere Schweizer Jugendliche.» Bruder Florian,
21, spielt American Football in
Genf, Schwester Bidour, 35, lebt
mittlerweile in den USA.
YB-Fussballer Zakaria, dessen Spielstil schon ziemlich an
das grosse Vorbild Paul Pogba erinnert, träumt davon, einmal bei
Barcelona oder Paris SG zu spielen. Doch vorerst weiss er genau
um seinen langen Weg, den er hier
«bei den Grossen» noch vor sich
hat – vielleicht bis ins Nationalteam. In der U19- und der U21Auswahl hat er schon gespielt.
«Ich habe zwar drei Pässe, aber es
ist für mich keine Frage, dass ich
für die Schweiz spielen will.» Klar,
jetzt, wo er lernt, dass es mitunter
sogar auch die Deutschschweizer
etwas lockerer nehmen. 
«Mir gefällt, mit welchem Selbstbewusstsein dieser 18-Jährige bei YB
auftritt. Er hat sich sehr schnell integriert, obwohl er in Bern auch mit
einer neuen Mentalität zurechtkommen musste. Zakaria ist läuferisch
sehr stark. Ein grosses Talent, das es
weiter zu beobachten gilt.»
STEFAN HUBER,
EHEMALIGER NATI-GOALIE
«Für einen Trainer ist Zakaria interessant, da er auf vielen Positionen
eingesetzt werden kann. Physisch,
läuferisch und im Zweikampf ist er
stark. Zudem verfügt er über ein
gutes Auge und Stellungsspiel.
Er könnte lediglich versuchen, vermehrt offensiv Akzente zu setzen.»
RAINER MARIA SALZGEBER,
MODERATOR SRF
«Von seinen Anlagen her erinnert er
mich an den französischen Ex-Nationalspieler Patrick Vieira. Ich gebe
zu, das ist hoch gegriffen, aber er
bringt vieles mit für eine grosse
Karriere, zumindest in der Super
League. Dass er sich dort so schnell
durchgesetzt hat, zeugt von Reife.»
FELIX BINGESSER, CHEFREDAKTOR SPORT BEI «BLICK»
«Zakaria ist ein defensiver Mittelfeldspieler moderner Prägung. Er
marschiert auch mal gnadenlos
durch bis zum Abschluss. Bis zur
U17 war er ja Stürmer. Auch wichtig: Er ist absolut bodenständig und
anständig. Das kann in dem Business der Eitelkeiten nicht schaden.»
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