Dringend Blutspender gesucht Was eine Vase vom Stierkult in der

Seite 11 Jenseits der LieBiGStRASSe
Dringend Blutspender gesucht
Universitätsklinikum Leipzig benötigt Blutkonserven
n Damit es in den kommenden Tagen
nicht zu Engpässen in der Versorgung
mit lebenswichtigen Blutkonserven
kommt, bittet das Institut für Transfusionsmedizin am Uniklinikum Leipzig
alle Blutspender um Mithilfe.
Institut für Transfusionsmedizin / Blutbank
Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig
Telefon 0341 - 97 25 393
www.blutbank-leipzig.de
Foto: Stefan Straube
Jeder, der spendefähig ist, kann dazu beitragen, den Depotbestand der UKL-Blutbank
wieder zu stabilisieren. Erhöhte Abforderungen im Klinikbereich und traditionell sinkende Spendenzahlen während der Schulund Semesterferien haben dazu geführt, dass
sich derzeit alarmierend wenige Blutkonserven im Bestand des Leipziger Universitätsklinikums befinden.
Die UKL-Blutbank bittet daher alle spendefähigen Personen, die Zeit haben und sich
gesundheitlich fit fühlen, in den kommenden Tagen in der Johannisallee 32 zum
„freiwilligen Aderlass“ vorbeizukommen.
Darüber hinaus können Spender natürlich
auch in den Abnahmestellen im Gohlis-
Park, in Grünau und Paunsdorf sowie auf
den Außenterminen im Leipziger Umland
mithelfen, den Konservenbestand wieder
anzuheben. Die aktuellen Blutspendetermine in Leipzig und Umgebung sind im Internet unter www.blutbank-leipzig.de zu finden. Fragen zur Blutspende beantwortet das
Team der Transfusionsmedizin gern auch
telefonisch.
Spendefähig ist jeder zwischen 18 und 68
Jahren (Neuspender: nicht älter als 60 Jahre),
der mindestens 50 Kilogramm wiegt. Bitte
den Personalausweis nicht vergessen und vor
der Spende ausreichend trinken.
ukl
Öffnungszeiten:
Montag und Freitag: 7 bis 19 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 8 bis 20 Uhr
Was eine Vase vom Stierkult
in der Welt erzählen kann
Kustos Hans-Peter Müller erzählt vom Uni-Antikenmuseum
n Das Stierkopf-Gefäß steht ein wenig versteckt in der Vitrine. Dabei ist
sie ein Beleg dafür, wie sich das Antikenmuseum der Universität Leipzig
am Nikolaikirchhof zusehends auf
Wünsche von Besuchern einstellt. Besonders Kinder können per Tablet-PC
entdecken, was es mit dem Stierkult in
der Antike und heute auf sich hat. Dr.
Hans-Peter Müller, Kustos des Museums, erzählt in der LVZ-Serie „Museen
im Wandel“, wie sich die Sammlung
zum Publikumsmuseum wandelt. Falls
die Universität es perspektivisch lässt.
Den Stier von Red Bull würde sicherlich
niemand in einem Antikenmuseum vermuten. „Natürlich beschäftigen wir uns
auch damit, was es mit dem Stierkult heute auf sich hat. Der Stierkampf in Spanien,
Stier und Bär als Symbol für die Börse und
vieles mehr gehören dazu“, erzählt HansPeter Müller, seit 1993 Kustos der Sammlung. Kindgerecht sei der Stierkult von
Studenten auf einem Tablet aufgearbeitet
worden – als Ausgangspunkt dient ein mykenisches Spendengefäß. Es stammt von
Rhodos, hergestellt wurde es im 12. Jahrhundert vor Christus. Durch seine Henkel
und trichterförmige Mündung sowie die
anmodellierten Hörner und Ohren hat es
das Aussehen eines stilisierten Stierkopfes.
„Für den täglichen Gebrauch war das
Kultgefäß nicht geeignet“, so der 59-Jährige, der im thüringischen Kolba geboren
ist, in Jena und dem damaligen Leningrad
studierte. Solche multimedialen Führungsangebote gibt es auch für Kinder, die dort
nach Voranmeldung auch Geburtstag feiern können – freilich ohne Torte.
Die Bestände sind größtenteils in der Objektdatenbank „Arachne“ des Deutschen
Archäologischen Instituts abrufbar. Geplant sei, künftig WLAN im Museum zu
Dr. Hans-Peter Müller mit einer Stiervase im Antikenmuseum in Leipzig.
Foto: André Kempner
installieren, damit Beschreibungen der
Sammelobjekte verfügbar sind – auch zu
Hause per Internet. „Wir versuchen, die
Trends in den Museen im Rahmen unserer
Möglichkeiten anzubieten und – das ist
uns ganz wichtig – die Studierenden an
museumspädagogische Arbeit heranzuführen.“ Beim Projekt „Mobile Medien im
Museum“ haben die Studenten der Klassischen Archäologie die inhaltliche Beschreibung der Objekte übernommen, die
des Instituts für Kunstpädagogik die technisch-grafische Umsetzung. „Da können
keine seitenlangen Hausarbeiten formuliert werden, die Gegenstände müssen kurz
und knapp und kindgerecht erklärt werden“, so der Kustos. Je nach Ausstellung
könne dies als ergänzendes Angebot ausgebaut werden, wobei das reale Objekt
immer im Vordergrund steht. Das äußere
Erscheinungsbild des 1994 wiedereröffne-
ten Museums habe sich zwar auf den ersten Blick wenig verändert – statisch und
ein Haus, in dem Kulturerbe „nur“ aufbewahrt wird, war es aber nie. Vielmehr ein
lebendiger Ort der Lehre, des Austausches,
der Kommunikation.
Das 1840 als akademische Lehr- und
Schausammlung gegründete Antikenmuseum der Universität Leipzig ist eines der
ältesten und bedeutendsten seiner Art in
Deutschland. Es besteht aus zwei großen
Abteilungen, der Original- und der Gipsabguss-Sammlung. In ihrer Historie haben Museum und Institut viele Rückschläge verkraften müssen – nach der
Sprengung des Augusteums waren die Exponate der Gips-Sammlung beispielsweise
in einem alten Kohlebunker eingelagert.
Dank systematischer Ankäufe und Schenkungen großzügiger Mäzene besitzt die
Universität mehr als 10 000 Sachzeugnisse
der Antike, wovon in der Alten Nikolaischule auf einer Fläche von rund 250
Quadratmetern lediglich etwa 450 Werke
exemplarisch gezeigt werden können. Besonders schön anzuschauen sind die antiken Vasen, Krüge und Gefäße, die ein eindrucksvolles Bild von der Welt der Helden
und Götter vermitteln. Wie reiche Römer
vor mehr als 2000 Jahren lebten, verdeutlicht das Modell der Casa del Poeta tragico
(Haus des tragischen Dichters), das der
Londoner Archäologe Nicholas Wood
einst dem Museum schenkte. Das Haus
wurde 1824 von Archäologen freigelegt
und durch den Historien-Bestseller „Die
letzten Tage von Pompeji“ von Edward
Bulwer-Lytton berühmt. Etwas Besonderes ist der Gipsabdruck der Aphrodite
Kallipygos. Die Statue stand einst in der
Domus Aurea, dem Palast des Kaisers
Nero in Rom.
Das Museum bietet Raum für viele Entdeckungen – ganz modern ist ein virtueller Rundgang im Internet möglich. Zur
Museumsnacht lassen sich die Studenten
jedes Jahr viel einfallen – ob nun antike
Läufe, Brandbestattung oder wie 2014
eine Totenprozession auf dem Nikolaikirchhof.
Letztere war der ungewissen Zukunft des
Instituts für Klassische Archäologie in
Leipzig geschuldet, die nach Vorgaben der
Universität Stellen abbauen muss – darunter jene des Lehrstuhlinhabers Professor
Hans-Ulrich Cain, der in Pension geht,
sowie zwei Stellen für wissenschaftliche
Mitarbeiter. Cain ist zugleich Direktor des
Museums. Letzteres soll zwar – so die ausdrückliche Zusicherung des Rektorats –
erhalten bleiben. „Wie sich das Museum
entwickelt, wenn sein institutionelles, personelles oder inhaltliches Rückgrat fehlt,
ist aber nicht absehbar“, so der Kustos.
Mathias Orbeck
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