ausgabe 3/2015 Ringgenhof Geschäftsführung Höchsten Adaption der Ringbote Tagesrehabilitationen Förderkreis such ilf th e 1a1h0re J f dem rde u a n e t wu tien n a o p i s n i e V g Dro – eine f o h n e Ringg keit h Wirklic kunft u Z t h c u S Mensch xis der mt a r P r u ung z n: Was kom h c s r o F Von habilitatio Suchtre Menschen an? bei den mitteilungen der fachkliniken ringgenhof und höchsten, der tagesrehabilitationen, des förderkreises und der geschäftsführung geschäftsführung editorial liebe leserin und lieber leser, inhalt Geschäftsführung Editorial ..................................................................................... 2 Suchthilfe In der Vergangenheit erfolgreich – für die Zukunft gerüstet Impressum ..................................................................................... 3 Förderkreis Neues aus der Vorstandschaft ............ 4 + 5 Suchthilfe Therapie von damals bis heute ............... 6 + 7 Förderkreis Veränderungen und Wandel mit und durch den Förderkreis ............................................. 8 dieses Jahr feiern wir 110 Jahre Suchthilfe, aber lassen Sie mich ein bisschen ausholen: 1901 wurde mein Großvater geboren. Vor ungefähr 30 Jahren erstand ich für meine erste eigene Wohnung einen, wie ich bis heute finde, wunderschönen Garderobenschrank von 1908, Mahagoni, mit Intarsien und noch dem originalen, ovalen Spiegel. Als mein Großvater mich das erste Mal in dieser Wohnung besuchte fragte er, dessen Kindheit mit solchen Schränken möbliert war, was ich mit dem Sperrmüll wolle!!! Suchthilfe Aufbruch in eine neue Therapiewelt ...... 9 Suchthilfe Von der Forschung zur Praxis in der Suchtreha ..................................................... 10 Fachklinik Höchsten Den nächsten Schritt gehen ....................... 11 Suchthilfe Drogenpatienten auf dem Ringgenhof – eine Vision wurde Wirklichkeit ........................................................................... 12 + 13 Tagesreha Ulm Mensch Sucht Zukunft ....................... 14 + 15 Heute glaube ich, dass mein Großvater gar kein „Kunstbanause“ war, sondern wahrscheinlich ein hochmoderner Mann, dessen Zukunft, damals, Mitte der 80-er Jahre, schon eher bei IKEAMöbeln lag als beim antiken Sperrmüll seiner Kindheit. Nie hat mein Großvater alten Zeiten nachgetrauert, sondern war bis zu seinem Tod mit fast 95 Jahren neugierig auf jede Entwicklung, setzte sich, auch wenn er am Ende zu dem Entschluss kam, dass er damit nichts anfangen könne, mit jedem Trend auseinander, mit jeder Lebensform und beklagte nie den Verlust der alten, goldenen Zeiten. Suchthilfe Therapie von damals bis heute aus Sicht Der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe .......................................................................... 16 Fachklinik Ringgenhof Bundestagsabgeordnete besuchen den Ringgenhof .................................................... 17 Suchthilfe Einladung zum Symposium anlässlich des 110 jährigen Jubiläums ...................... 18 Suchthilfe Angedacht, Pfarrerin Dorothee Schad .......................................................................... 19 Förderkreis Protokoll Mitgliederversammlung Förderkreis ........................................... 20 + 21 Was haben nun mein Großvater und mein Schrank mit unserer Suchthilfe, gegründet 1905, zu tun? Neues von Deuß ................................................................. 22 + 23 Suchthilfe Elf Fragen an Dr. Tillmann Weber ................. 24 Wir würden wahrscheinlich nicht 110 Jahre Suchthilfe feiern können, wenn 2 nicht in all diesen Jahrzehnten die Handelnden über Flexibilität, Klugheit, und Mut verfügt hätten, ihre Einstellungen zu überprüfen und zu ändern, suchtpolitische Entwicklungen zum Teil vorweg zunehmen, zu gestalten, alte Standards ohne Nostalgie über Bord zu werfen und Neues zu entwickeln. Und dabei, wenn ich es modern ausdrücken darf, die „DNA“ der Suchthilfe der Die Zieglerschen nicht zu verändern: Christliche Ausprägung, tiefenpsychologisch fundiertes Krankheitskonzept, psychoanalytisch interaktionelle Behandlung, beständige Fortentwicklung. 110 Jahre, das ist eine Zeitspanne länger als ein Menschenleben und so haben unzählige Erfahrungen, Entscheidungen, Gedanken und Erinnerungen die Identität der heutigen Suchthilfe ausgeprägt. Ich glaube, dass es heute 110 Jahre Suchthilfe gibt, weil es bei den handelnden Personen viele Menschen gab wie meinen Großvater: Aufgeschlossen, neugierig, bereit und fähig, aufgrund neuer Erkenntnisse sich eine Meinung zu bilden, ein Urteil zu revidieren und den eigenen Blick zu weiten. Ich wünsche uns also in der Zukunft Klugheit, kommende Entwicklung vorwegzunehmen, mitzugestalten, die Innovationskraft, sich nicht rückwärts zu wenden sondern mit der Zeit zu gehen, ohne Beliebigkeit sondern verwurzelt in unseren stets überprüfbaren, überprüften, veränderbaren und veränderten Positionen. Wenn Sie Lust haben, dann kommen Sie doch am 20. Oktober 2015 ins Stadthaus Ulm zu unserem Jubiläumssymposion. Wir freuen und auf Sie! Herzliche Grüße Ihre dr. ursula fennen, mba Geschäftsbereichsleitung suchthilfe in der vergangenheit erfolgreich – für die zukunft gerüstet Vor 10 Jahren hat Die Zieglerschen Suchthilfe mit einem großen Festakt ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Die Festschrift zum Jubiläumsjahr 2005 ist voll von Grußworten, historischen Beiträgen, Patientenportraits und einer Beschreibung aktueller Therapiekonzepte und -angebote. Im folgenden zitieren wir das Grußwort des Ersten Direktors der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, Herrn Hubert Seiter, aus der Festschrift von 2005 mit dem Titel: „In der Vergangenheit erfolgreich – für die Zukunft gerüstet.“ „Tradition verpflichtet, insbesondere dann, wenn auf 100 Jahre ebenso engagierte sowie erfolgreiche Suchtkrankenhilfe bei den Zieglerschen (…) zurückgeblickt werden kann. Das Erfolgsrezept der Zieglerschen (…) ist schnell umschrieben: Es verbindet den christlichen Geist eines diakonischen Hauses mit der fachlichen und betriebswirtschaftlichen Kompetenz eines professionellen Sozialunternehmens. Viele Wege führen in die Sucht. Entsprechend differenziert möchten daher auch die Hilfsangebote sein, die den abhängigen Menschen helfen, ihre Erkrankung zu überwinden und eine suchtfreie Perspektive zu entwickeln. Die Suchtkrankenhilfe der Zieglerschen (…) hat auf diesem Gebiet in den letzten Jahren sehr viel bewegt. Neben der traditionell bewährten Rehabilitation im vollstationären Setting konnten in Friedrichshafen, Ulm und Reutlingen tagesklinische Einrichtungen geschaffen werden. Die Suchtkrankenhilfe ist daher für die Herausforderung der Zukunft gut gerüstet. Weiterhin wird es erforderlich sein, gemeinsam mit den Leistungserbringern und den Rehaträgern die Suchthilfestrukturen umzubauen. (…) Nur ein auf den individuellen Bedarf abgestimmtes differenziertes Angebot mit ambulanten, teilstationären und stationären Elementen, die flexibel miteinander kombiniert werden können, wird die Erwartungen nach hohen Erfolgsquoten bei gedeckelten Budgets erfüllen. (…) Impressum: Auch für die Zukunft wünschen wir uns eine enge und konstruktive Zusammenarbeit mit der Suchtkrankenhilfe der Zieglerschen (…) zum Wohle der suchtkranken Menschen.“ der ringbote: Das Magazin des Geschäftsbereiches Sucht, der Die Zieglerschen – Nord gemeinnützige GmbH und Süd gemeinnützige GmbH und des Förderkreises Suchthilfe der Zieglerschen e.V. September 2015, Nr. 3 Auflage: 1.800 Stück Seit diesem Grußwort sind 10 Jahre vergangen und es ist natürlich in diesen 10 Jahren einiges passiert: Die Tagesrehabilitation Friedrichshafen wurde nach Ravensburg verlegt, die Tagesrehabilitation in Reutlingen mussten wir mangels Auslastung schließen, wir erwarben die Fachklinik Hohenrodt in Oggelsbeuren und gaben auch diesen Standort auf zu Gunsten einer Erweiterung der Platzzahl in der Fachklinik Ringgenhof. Die Vision in diesem Grußwort, ein abgestimmtes differenziertes Angebot mit ambulanten, teilstationären und stationären Elementen flexibel miteinander zu kombinieren ist (noch) nicht umgesetzt, auch wenn Beschlüsse, Konzepte und Strukturen dafür eigentlich bereits den Weg geebnet haben. Dennoch liegt darin sicherlich weiterhin die Zukunft der Suchtkrankenbehandlung: Nah an der Familie, dem Arbeitsplatz, dem sozialen Leben des Patienten und der Einbeziehung all dieser Aspekte in die Therapie, flexibel sich den Lebensphasen eines Menschen anpassend, flexibel und vielschichtig wie moderne Arbeitszeitmodelle. herausgeber: Geschäftsbereich Sucht, der Die Zieglerschen – Nord gemeinnützige GmbH und Süd gemeinnützige GmbH, vertreten durch Dr. med. Ursula Fennen, MBA, Geschäftsführerin, Geschäftsbereichsleitung Sucht und dem Förderkreis Suchthilfe der Zieglerschen e.V., vertreten durch Jürgen Ziegele, 1. Vorsitzender erscheinungsort: Wilhelmsdorf erscheinungsweise: Vierteljährlich Der Ringbote ist die Zeitschrift für ehemalige und derzeitige Patientinnen und Patienten, Freunde, Förderer, Kunden und Mitarbeitende des Geschäftsbereiches Sucht der Die Zieglerschen einhefter: Überweisungsformular für Beitrag/Spende Der Jahresbeitrag für den Förderkreis beträgt 15,- � unser spendenkonto: Förderkreis Suchthilfe der Zieglerschen Kreissparkasse Ravensburg IBAN DE34650501100080804446 BIC SOLADES1RVB redaktion: Rebekka Barth (verantwortlich); Maria Keller, Martin Kunze, Peter Deuß, Martin Damm, Ursula Burkhart autoren dieser ausgabe: Dr. Ursula Fennen, Jürgen Ziegele, Franz Mayer, Rebekka Barth, Dietmar Huland, Prof. Dr. Harald Rau, Dr. Christine Göhring-Premer, Horst Brändle, Dr. Annett Höse, Sarah Benkißer, Hildegard Arnold, Dorothee Schad, Anni Köser, Peter Deuß, Dr. Tillmann Weber Geblieben ist 10 Jahre nach diesem Grußwort die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kostenträger zum Wohle des suchtkranken Menschen, denn nur das Wechselspiel zwischen Politik, Kostenträgern und Leistungserbringern ermöglicht neue, individuelle Wege in der Suchtkrankenbehandlung, die Fortentwicklung der Kliniken und deren Erhalt. anschrift der redaktion: Die Zieglerschen Nord gemeinnützige GmbH Süd gemeinnützige GmbH Geschäftsbereich Sucht Maria Keller Riedhauser Str. 61 88271 Wilhelmsdorf Telefon (07503) 920 – 112 Telefax (07503) 920 – 117 E-Mail: [email protected] für alle Fragen zum Ringboten isches konzept, satz, produktion und druck: Druck+Design Gebhart-Renz OHG, 88281 Unterankenreute, Gestaltung: Ute Schwarz www.druckdesign-gebhart.de dr. ursula fennen, mba Geschäftsbereichsleitung Titelmotiv: Archiv Die Zieglerschen 3 förderkreis aktuelles neues aus der vorstandschaft Liebe ehemalige und derzeitige Patientinnen und Patienten, liebe Freunde und Förderer, sehr geehrte Damen und Herren, Jürgen Ziegele Foto: privat Blick auf das Haus Saar der Fachklinik Ringgenhof 4 Ich hoffe, Sie sind alle wohl auf, hatten ein schönes Jahresfest und Sie sind wieder gut nach Hause gekommen! Das Treffen, mit den ehemaligen und aktuellen Patientinnen und Patienten ist jedes Mal von großer Bedeutung. So kann man erfahren, wie es Menschen gelingt, eine schwere Erkrankung zu bewältigen und wie sie sich weiter entwickelt haben. Wir erlebten wieder ein buntes, fröhliches Fest der Begegnung und des freudigen Wiedersehens. Am 20. Juni 2015 fand auf dem Ringgenhof die Mitgliederversammlung des Förderkreises statt. Trotz der frühen Uhrzeit nahmen 19 Mitglieder an der Versammlung teil. Ich möchte mich hiermit nochmals, im Namen des gesamten Vorstands, bei allen bedanken, die uns in der Mitgliederversammlung Ihr Vertrauen ausgesprochen, in unserem Amt bestätigt und auf weitere 4 Jahre gewählt haben. Nach der Mitgliederversammlung feierten die Fachkliniken Ringgenhof und Höchsten, wieder Ihre Jahresfeste. Es war schon das 109. Fest, das in der Fachklinik Ringgenhof abgehalten wurde. Insgesamt waren wieder mehrere hundert ehemalige Patientinnen und Patienten aus den unterschiedlichen Therapiejahrgängen mit ihren Angehörigen in der Fachklinik Ringgenhof und in der Fachklinik Höchsten erschienen. Besonders erfreulich war, dass wieder über 80 „Ehemalige“ für ihre langjährige Abstinenz zwischen einem und 50 Jahren geehrt wurden. Bei der Sammlung für Patienten in Not auf dem Ringgenhof wurden 912 Euro gespendet. Das sind 100 Euro mehr als im Vorjahr. Bei dem Spendenaufruf für die Silikonbänder kamen stolze 167,20 Euro zusammen. aktuelles Allen Spenderinnen und Spendern sei hiermit recht herzlich gedankt! Am Nachmittag nutzten viele Besucher die Möglichkeit, sich einen sehr interessanten Fachvortrag von Dipl. Psychologin Doris Knak aus der Tagesrehabilitation Ulm anzuhören. Andere genossen eine von unserem Ehrenmitglied Franz Mayer geführte Riedführung. Wieder andere widmeten sich der sportlichen Betätigung beim Bogenschießen oder beim Minigolfspielen. Am Vorabend des Jahresfestes fand ein Abend der Begegnung, für die derzeitigen Patientinnen und Patienten, mit Vertretern des Förderkreisvorstandes und freiwilligen ehemaligen Helfern, statt. Dass „Ehemalige“ von ihren Erfolgen, aber auch von den Schwierigkeiten eines Lebens in Abstinenz berichten, kam bei den derzeitigen Patientinnen und Patienten sehr gut an. Hiermit bedanke ich mich nochmals im Namen der gesamten Vorstandschaft bei allen ehrenamtlichen Helfern, die uns am Abend der Begegnung so tatkräftig unterstützt haben. Unser Dank gilt auch Franz Mayer, der an der Mitgliederversammlung die Ent- förderkreis lastung des Vorstands und die Neuwahl der Vorstandschaft durchgeführt hat. Ebenso gilt unser herzlichster Dank Dipl. Psychologin Doris Knak, die mit Ihrem Vortrag sehr zum Gelingen des Jahresfestes beigetragen hat. Alles in allem war es wieder ein gelungenes Jahresfest 2015. Über neue Mitglieder bei uns im Förderverein würden wir uns sehr freuen. Zu guter Letzt möchte ich noch darauf hinweisen, dass in diesem Heft das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 20.06.2015 abgedruckt ist. Wenn innerhalb von vier Wochen nach Erscheinung des Ringboten-3 kein schriftlicher Widerspruch beim Vorstand eingegangen ist, gilt das Protokoll als genehmigt. Ihr jürgen ziegele 1. Vorsitzender Förderkreis Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder im Förderkreis: Persönliche Nachrichten Wir betrauern den Tod von: Nicole Wilde · Arnold Reif · Torsten Tessmer Andreas Propst · Dietmar Geue · Thomas Schmotz Karl-Ernst Drews 74 Jahre Benjamin Unger Therapiejahr 1988 Herzlich Willkommen! 5 suchthilfe therapie von damals bis heute Therapieangebote, von denen die Ehemaligen besonders profitierten, um abstinent zu bleiben sind die Rückfallprophylaxe, Einzelgespräche mit Therapeuten sowie die Gruppentherapie. Profitieren können habe man während der Therapie von der Gemeinschaft an sich, sowie den geordneten Abläufen und der Regelmäßigkeit der Tagesstruktur. Von einigen der Befragten wurden dagegen die vielen „Muss“ und „Solls“ als belastend empfunden. Schwierig war für einen ehemaligen Patienten 110 Jahre Suchtthilfe sind eine lange Zeit, eine Zeit, in der viele unterschiedliche Menschen in der Suchthilfe der Die Zieglerschen behandelt wurden, von denen jeder seine eigene Geschichte erzählen konnte und zahlreiche auch noch erzählen können. Peter Deuß und Martin Damm haben sich während des Jahresfestes die Zeit genommen, das Gespräch mit ehemaligen Patienten und Patientinnen zu suchen um zu erfahren, wie es diesen während der Therapie und auch in der Zeit danach, bis heute, erging. Auf die Frage, was der Begriff Heilung für die Patienten und Patientinnen bedeute, kamen ganz unterschiedliche Rückmeldungen. Für Herrn W. ist Heilung die Umwandlung von negativem Gedankengut in positive Gedanken. Herr B. dagegen mag den Begriff weniger. Seiner Meinung nach habe das Wort Heilung etwas von „so wie vorher“. Nichts sei nach der Therapie aus seiner Sicht jedoch wie vorher. Zwar käme die Alkoholsucht zum Stillstand, trotzdem begleite sie einen für den Rest des Lebens. Herr G. und auch die Patientinnen der Fachklinik Höchsten sind sich dagegen einig. Heilung bedeute für sie Stillstand der Erkrankung, keinen Rückfall zu haben, also die zufriedene Abstinenz. Wieder gesund sein und ohne Suchtdruck leben zu können, das ist Heilung für eine ehemalige Patientin der Tagesreha Bodensee-Oberschwaben. Zieglerstift Haslachmühle-Hauptgebäude besonders das Loslassen, ein anderer Patient erwähnte, er habe Schwierigkeiten gehabt, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Auf die Frage wie die ehemaligen Patientinnen und Patienten die heutige Therapie im Vergleich zu früher erlebten, berichtet ein ehemaliger Patient, der 1992 und danach noch einmal 2008 in Therapie war, es habe sich in dieser 6 such ilf th e 1a1h0re J Zeit einiges verändert. 1992 z.B. habe es auch bei Abbrüchen keine Neuaufnahmen in eine bestehende Gruppe gegeben, was als positiv empfunden wurde, denn der Zusammenhalt in der Gruppe war stark. Was hat Ihnen geholfen abstinent zu bleiben, war die abschließende Frage. Früher sei alles viel strenger gewesen, was nicht geschadet habe, so eine Patientin. Die Arbeit im Freundeskreis sowie eine geregelte Tagesstruktur waren für einen anderen Patient Erfolgsfaktoren. Auch die Tatsache akzeptieren zu können, dass Alkohol krank mache und kontrolliertes Trinken nicht möglich war, gepaart mit der Tatsache, Wichtiges wie Beziehung, Arbeitsplatz und Führerschein nicht aufs Spiel setzten zu wollen, haben das Abstinentbleiben einer ehemaligen Patientin der Tagesreha Ravensburg gefördert. Einem anderen half ein Neuanfang, abstinent zu bleiben, sowie die Erkenntnis fähig zu sein, Entscheidungen zu treffen, die nur einen selber betreffen. Außerdem fange dort, wo Therapie aufhöre, der Glaube an. Erwartungsvoll und neugierig in die Zukunft zu gehen unterstütze ebenso dabei, langfristig abstinent zu bleiben. rebekka barth Assistentin Geschäftsbereichsleitung Sucht suchthilfe 50 jahre abstinenz, interview mit einem patienten 1. Herr J. was bedeutet der Begriff Heilung für Sie ganz persönlich? „Heilung? Ich wollte gesund werden, und habe dafür viel investiert; hab‘ also anders gelebt und v. a. meinem alten Freundeskreis den Rücken gekehrt!“ Trotzdem ist die Heilung nie abgeschlossen. Man muss immer weiter an sich arbeiten.“ 2. Von welchem Baustein des Therapieangebotes haben Sie während Ihrer Therapie am meisten profitiert? „Ich hatte schon vor der Therapie sehr von meinem Suchtberater profitiert und von meiner Hausärztin. In der Therapie profitierte ich dann besonders von meinem Einzeltherapeuten, vom Hausvater und vom damaligen Leiter Dr. Rieth. Selbstverständlich auch von meiner Gruppe: wir waren damals ein verschworener Haufen von 18 Männern…! Auch die Freiheit in einem eingegrenzten Gebiet tat gut. Das hört sich vielleicht merkwürdig an. Wir hatten ein abgestecktes Gebiet in dem wir uns frei bewegen und spazieren gehen konnten. Mir hat das sehr geholfen, denn ich war anfangs sehr wackelig und wäre womöglich, wenn ich die Gelegen- heit bekommen hätte, sofort in eine Ortschaft gegangen. Grenzen haben gut getan.“ 3. Was fanden Sie damals, während Ihrer Therapie, schwierig? „Die Arbeit in der Schlosserei war für mich sehr schwierig. Der Lärm an der Stanze machte mich fertig und verfolgte mich noch in meinen Träumen. Ich wurde dann versetzt und bekam eine neue Aufgabe im Speisesaal. Da fühlte ich mich wohl. Auch die Verknüpfung von Glaube und Therapie hat mich geärgert, und ich habe gesagt: ich bin doch wegen meinem Alkoholproblem hier, nicht wegen meines Glaubens, denn damals wollte ich noch nichts wissen davon!“ Hof und Stallung des Zieglerstiftes Haslachmühle 5. Was hat Ihnen nach der Therapie geholfen, um abstinent zu bleiben? „Zwei aus unserer Gruppe wurden rückfällig, der Rest ist bis zum Ende geblieben. Auch nach der Therapie hatten wir noch einen starken Zusammenhalt. Kontakte sind geblieben. Nach der Therapie habe ich meinen Freundeskreis gewechselt und bin in die Selbsthilfegruppe gegangen. Anfangs hatte ich nur zugehört, mich dann aber immer mehr eingebracht. Ein starker Wille hat mir ebenfalls geholfen. Ich begann am 4. Juni 1965 meine Therapie in der Haslachmühle, hatte mit vergitterten Fenstern gerechnet und war dann angenehm überrascht. Es war nicht so schlimm wie ich dachte. Ich hatte mir gesagt „ Ich werde in meinem Leben nie mehr trinken, und so ist es geblieben.“ 4. Wie erleben Sie die heutige Therapie im Vergleich zu früher? Da liegen nach 50 Jahren natürlich Welten dazwischen. Wir waren in einem Fünfbettzimmer untergebracht und es gab nur eine Dusche für das ganze Stockwerk. Keiner hatte Geld, denn das Geld wurde einem abgenommen. Sonntags erschien jeder im Anzug mit Krawatte. Trotzdem haben wir uns wohl gefühlt. Und, um es nicht zu vergessen, Alkohol und Nikotin waren streng verboten. Man durfte nicht einmal rauchen. peter deuss Kunsttherapeut Fachklinik Ringgenhof und martin damm Teamleiter Fachklinik Höchsten Fachklinik Höchsten in Bad Saulgau 7 förderkreis entwicklungen der suchthilfe aus sicht des förderkreises Blick auf die neue Fachklinik Höchsten in Bad Saulgau könnte sagen, dass früher Patientinnen und Patienten „politischer“ waren und sich intensiv für die Anerkennung der Sucht als Krankheit und für die Aufklärung der Suchtursachen eingesetzt haben. Ein maßgeblicher Wandel in der Behandlung suchtkranker Menschen ging von den Patienten und Patientinnen selbst aus: vom Pflegling, der sich unterordnen soll, bis hin zum mündigen Patienten. In der Kurordnung der Haslachmühle hieß es unter anderem: “der Aufnahmesuchende Pflegling (nicht Patient) hat sich urkundlich zu verpflichten, sich der Hausordnung und allen Anordnungen des Inspektors (Leiter der Haslachmühle) unterzuordnen“. So restriktiv war es zu Beginn der Therapie auf dem Ringgenhof in den 60er Jahren nicht mehr, aber es war noch keine Therapie auf Augenhöhe. Es wurde noch stark vermittelt: “Wir wissen, was für euch gut ist, also haltet euch daran“. Im Laufe der Jahre entwickelten sich seitens der Patientinnen und Patienten Widerstände gegen solche Behandlungsansätze, man wollte nicht mehr der sich in hohem Maße unterordnende, unmündige Patient sein, sondern als partnerschaftliches, mitbestimmendes Gegenüber der Klinikleitung wahr- und ernst genommen werden. Diese Partnerschaft hat sich, was das Zusammenwirken zwischen Klinikleitung und Förderkreis betrifft, bis zum heutigen Tag erhalten. In den 70er Jahren war die zufriedene Abstinenz das große Thema sowohl im Förderkreis als auch in den Fachkliniken unter den Patientinnen und Patienten. Der Ringbote 5/73 war nur diesem Thema gewidmet. Die ver- Nicht einmal halb so alt wie die Suchthilfe, die ihr 110 jähriges Jubiläum feiert, ist der Förderkreis – genau 52 Jahre. In diesen Jahren hat es Veränderungen und bewegenden Wandel gegeben. Ganz zu Beginn war ein Thema aktuell, an das sich viele nicht mehr erinnern bzw. das heute selbstverständlich ist: die Anerkennung der Sucht als Krankheit. Dieses Bestreben kam nicht nur aus fachlichen Kreisen, sondern war auch Gegenstand der Diskussionen und Forderungen der Patientinnen und Patienten. Erst 1968 hat die WHO (Weltgesundheitsorganisation) die Sucht als Krankheit definiert und anerkannt. Damit war diese Entscheidung aber noch lange nicht in der Gesellschaft verankert, wie Sie an zwei Beispielen aus meiner Therapiezeit 1977 ersehen können. In einem Leserbrief der Schwäbischen Zeitung aus dieser Zeit heißt es „übrigens von Krankheit zu sprechen ist absurd, es ist einfach nicht zu begreifen, dass es Menschen gibt, die nicht normal trinken können und dies noch als Krankheit bezeichnen, um sich auf Kosten der Allgemeinheit einer Entziehungskur zu unterziehen.“ Und der Berliner Gesundheitssenator Pätzold hat 1977 angeregt, “ durch Landesgesetze die Zwangseinweisung Geisteskranker zu erweitern auf die Süchtigen, die in der Gefahr stehen, im Sumpf der Sucht unterzugehen und die Gemeinschaft dauernd belasten“. Gegen solche Vorurteile und Stigmatisierungen anzugehen, war der Wunsch vieler Patientinnen und Patienten. Der Ringbote, das Sprachrohr des Freundeskreises (heute Förderkreis), war in früheren Jahren auch ein „ Bote“ der Aufklärung und des Widerspruchs. Man 8 breitete Meinung in den Leserbriefen war, dass ihre zufriedene Abstinenz auch durch geistliche Angebote in den Fachkliniken entstanden ist. Es wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Kraft, Altes zu lassen und Neues zu beginnen aus dem neu gewonnenen Glauben an Gott entstanden war. Aus diesen und zig anderen Erfahrungen wurde der Ruf laut nach Räumen in den Kliniken, in denen Spiritualität praktiziert werden kann. So haben Patientinnen und Patienten maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kapelle auf dem Höchsten, die Kirche am Weg auf dem Ringgenhof und die Kapelle am Sieben Kreuzerweg beim neuen Höchsten in Bad Saulgau gebaut werden konnten. Ebenfalls in dieser Zeit entstand der Wunsch nach einer „geistlichen Auszeit“, so sind die Ralligenfreizeiten entstanden. In den 90 er Jahren entstand ein neuer Ansatz des therapeutischen Umgangs miteinander. Durch regen Austausch und wiederum durch Forderungen aus der Patientenschaft wurde das Therapiekonzept „ der kompetente Patient“ weiter entwickelt. Alte, nicht mehr verständliche, restriktive Vorgaben wie Geld abgeben oder die Eingrenzung des Ausgangsgebietes und andere wurden aufgehoben. Abschließend möchte ich behaupten, ohne den Förderkreis und den Ringboten (der früher mehr Patienten orientiert war) als Sprachrohr der Patientinnen und Patienten, wären einige der Entwicklungen nicht so positiv verlaufen. franz mayer Ehrenmitglied des Förderkreises suchthilfe aufbruch in eine neue therapiewelt Der Anstoß war von der Deutschen Rentenversicherung 2001 gekommen, die anderen Bundesländern folgen und ganztägig ambulante Suchtrehaeinrichtungen in Baden-Württemberg implementieren wollte. Das Projekt Tagesreha zum Leben zu erwecken war für uns Mitarbeiter damals eine große Herausforderung, waren wir doch alle „stationär sozialisiert“. Es ging darum, mit unserem therapeutischen Angebot näher an die Welt der Betroffenen heran zu rücken und die suchtkranken Menschen mit ihren Belastungen im Lebensalltag in den Mittelpunkt der Therapie zu stellen. Während wir von der Arbeit in den stationären Fachkrankenhäusern gewohnt waren, allein die abgeschiedene Lage der Einrichtung und die strengen Ausgangsregeln, bewahrten die Patientinnen und Patienten bei Suchtdruck oder aber fehlender Therapiemotivation vor einem Abbruch, mussten wir nun umdenken, denn, die suchtkranken Menschen, die das Angebot der Tagesreha nutzen wollten, würden nach ihrem Therapiealltag jeden Tag wieder in ihr Zuhause zurückkehren. Konnte das gut gehen? Wie mussten wir das Konzept gestalten, damit diese Menschen am nächsten Morgen wieder zu uns kamen? Hier war es wichtig, gemeinsam mit den Mitarbeitern der umliegenden Beratungsstellen Indikationskriterien zu erarbeiteten, für wen dieses Angebot der ganztägig ambulanten Therapie geeignet war. Klar war uns, es musste gelingen, von Anfang an eine hohe Identifikation mit dem Angebot zu schaffen. Deshalb entschieden wir uns für einen stark beziehungsorientierten Ansatz. Wir orientierten uns an einem positiven Familienbild, versuchten den Menschen, die zu uns kamen atmosphärisch die Haltung zu vermitteln: Wir sind füreinander da…- Wir schaffen das! Für mich war auch die Zusammenstellung der Mitarbeiter, die das Projekt starteten, ein wichtiger Garant für das Gelingen. Angefangen von der herzlichen und persönlichen Begrüßung am Empfang, über die hohe Fachkompetenz der Therapeuten, Beziehung zu schaffen und Menschen zu ihren eigenen Gefühlen zu führen, sowie das Wiederentdecken der Begeisterung und Kreativität in der Arbeitstherapie und nicht zuletzt die Klarheit, die in den Strukturen geschaffen wurde: es war eine Einladung an die Menschen sich mit den eigenen Haltungen und Einstellungen auseinander zu setzen. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass dieses neue Angebot eigentlich immer, bis heute, von der Gefahr der Schließung bedroht war, weil es sich wirtschaftlich nie wirklich kostendeckend führen ließ. Solange es die Tagesreha gibt, gibt es das Ringen um genügend Kostenzusagen. Deshalb an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen der Die Zieglerschen, die hier zur Tagesreha gestanden sind. Neben dem, dass viele Menschen, die in der Tagesreha Hilfe gesucht haben und hier entscheidende Impulse zur Veränderung ihres Lebens bekommen haben, hat das Arbeiten in einer dieser Einrichtungen nicht nur mein therapeutisches Handeln verändert, sondern auch Einfluss auf die Entwicklung der stationären Angebote genommen und insbesondere auch auf die vernetzte Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen. Wir haben dort vorgelebt, was teilhabeorientierte Suchtarbeit bedeutet. dietmar huland Therapeutischer Leiter Johannesbadklinik Furth im Wald Die Kirche am Weg auf dem Gelände der Fachklinik Ringgenhof. 9 suchthilfe von der forschung zur praxis der suchtrehabilitation: was kommt bei den menschen an? die Nichtbehandlung; ein neues, teureres Behandlungsverfahren muss nachweisen, dass es besser ist als ein bestehendes, günstigeres. Oftmals entstehen neue Behandlungsverfahren aus neuen Überlegungen über Ursachen von Erkrankungen. Wenn die Forschung zu einer neuen Theorie über solche Ursachen kommt, daraus Behandlungsverfahren entwickelt, die besonders wirksam und gut anwendbar sind, dann ist diese Forschung besonders wertvoll. Und an dieser Stelle kann die Frage gestellt werden: Hat die Forschung in den vergangenen 110 Jahren zu einer Verbesserung der Behandlung geführt? Haben wir bessere Vorstellungen über die Verursachung von Suchterkrankungen? Haben wir neue Behandlungsverfahren, die wirksamer, günstiger, schneller, anhaltender sind? Ganz grob kann sicherlich folgendes gesagt werden: Die Forschung hat gezeigt und damit bestätigt, dass Suchterkrankungen viele Ursachen haben, dass unterschiedliche Verfahren wirksam sind, dass die Person (die Therapeutin, der Therapeut) mit ihren „weichen Faktoren“ wichtiger ist als das konkrete psychotherapeutische Verfahren, dass sich für die Rentenversicherung und damit auch für die Gesellschaft die Behandlung lohnt. Die Forschung hat auch gezeigt, dass prinzipiell mehr und längere Behandlung zu größerem und anhaltenderem Erfolg führt, dass es aber auch vermeintlich kleine Ereignisse und Maßnahmen sind, die, bezogen auf die ganze Bevölkerung, messbare Auswirkungen haben. Die Forschung hat aber auch enttäuscht: 1) Das Medikament, das sich die Pharmaindustrie, die Patienten und wahrscheinlich auch die Behandler wünschen, das die Sucht nimmt und damit ohne großes persönliches Zutun heilt, dieses Medikament ist bisher nicht entwickelt worden. Medikamente, die den Suchtdruck lindern sollen, haben sich als weniger wirksam herausgestellt, als die Hoffnung war. 2) Theorien zur gesellschaftlichen, psychologischen, Im Mittelpunkt der Entwöhnung, also der Suchtrehabilitation, stehen ganz individuelle Menschen. Menschen, die sich in einer Sackgasse wiederfinden, deren Freiräume eingeschränkt sind, deren familiäres und berufliches Umfeld sich arrangiert, leidet, und irgendwann protestiert. Suchtkranke Menschen in unseren Kliniken wollen ihre Sucht hinter sich lassen, haben oftmals viele Anläufe gemacht, haben irgendwann Hilfe gesucht und wollen einen neuen Weg beschreiten. Einen Weg mit weniger (das ist oft der Patientenwunsch) oder keinem (das ist oft der Therapeutenwunsch) Konsum. Dieser Weg ist ein langer Weg. Er erfordert viel Engagement und auch Frustrationstoleranz. Oftmals spüren suchtkranke Menschen auf dem Weg von der Abhängigkeit in ein selbstbestimmtes Leben, dass vielerlei Änderungen dran sind, dass die Sucht viele Lebensbereiche betrifft und dass viele Baustellen in Angriff genommen werden müssen. Wer diesen langen Weg hin zur UnAbhängigkeit auf sich nimmt, hat einen Anspruch darauf, dass die besten Methoden, die besten Kliniken, die besten Medikamente zum Einsatz kommen. Die Forschung hat den Auftrag, Methoden zu entwickeln, zu überprüfen und vergleichen und schließlich in die Anwendung zu bringen. Suchtkranke Menschen und auch Einrichtungen der Suchthilfe haben mit viel Berechtigung den Anspruch, dass die Forschung seriös ist und zu nutzbaren Ergebnissen führt. Und auch die Kosten- und Leistungsträger, im Fall der Suchtrehabilitation also meist die Rentenversicherung, haben einen Anspruch darauf, dass das eingesetzte Geld zu größtmöglichem positivem Effekt führt. Vor diesem Hintergrund ist in den vergangenen 15 Jahren die „Evidenzbasierung“ immer wichtiger geworden: Rehabilitations- und Heilverfahren müssen, wenn sie durch die „öffentliche Hand“ bezahlt werden sollen, ihre Evidenz, also ihre Wirksamkeit nachweisen. Eine Behandlung muss also besser sein als 10 biologischen Verursachung können jeweils für sich genommen nicht gut vorhersagen, wer krank und wer dann auch wieder gesund wird. 3) Die Hirnforschung oder die Neurobiologie, die so viel von sich hören macht, hat die Rolle des Suchtgedächtnisses und die Wirkung verschiedener Substanzen beschrieben; das alleine hat die Ergebnisse der Suchtbehandlung noch nicht entscheidend verbessert und auch noch keine grundsätzlich neuen Behandlungsverfahren angeregt. Was ist das Fazit: Suchtbehandlung benötigt den aktiven, sich verändernden und sich verändern wollenden Menschen. Ohne Veränderung keine Abkehr von der Abhängigkeit. Und diese Veränderung muss aktiv angegangen werden. Eine passive Therapieerwartung hilft nicht weiter. Suchtbehandlung und -rehabilitation heißt weiterhin: Facetten des Lebens neu lernen, hart arbeiten, eben all das, was in unseren Kliniken passiert. Dass die Erfolge der frühen Zieglerschen Suchthilfe, gemessen an den Abstinenzquoten, durchaus höher waren als heute, dürfte mit den früheren längeren Behandlungsdauern und der höhen Eingangsschwelle zusammen hängen. Nach 110 Jahren Suchthilfe der Zieglerschen möchte ich zwei Forderungen an die Gesellschaft, die Politik, die Entscheidungsträger stellen: 1. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Nicht der Mensch soll sich nach der Forschung, sondern die Forschung nach dem Menschen richten. 2. Forschung und Strukturvorgaben dürfen nicht gleichmachend allen das gleiche überstülpen, sondern müssen den individuellen Gegebenheiten und Ansprüchen gerecht werden, um individuelle Menschen in ihrer Lebensgestaltung, ihrem gelingenden Leben zu begleiten und unterstützen. prof. dr. harald rau Psychologischer Psychotherapeut, Vorstandsvorsitzender der Die Zieglerschen höchsten den nächsten schritt gehen Die Anfänge der Suchtbehandlung der Die Zieglerschen gehen ins Jahr 1905 zurück. In diesem Jahr begründete Johannes Ziegler mit der Heilstätte Zieglerstift Haslachmühle, in der Nähe von Wilhelmsdorf, und der Therapie alkoholkranker Männer einen bis dato völlig neuen Zweig der diakonischen Arbeit. Bereits 1907 trug sich der Stiftungsrat mit dem Gedanken, zusätzlich einen Frauentrakt einzurichten, aber die Pläne wurden zunächst zugunsten der Etablierung der Männerheilstätte zurückgestellt. Erst Anfang der 1950er Jahre wurden erstmals auch Frauen aufgenommen, obwohl dies einerseits aus Platzmangel, andererseits „durch die Nähe männlicher Patienten und der Möglichkeit unliebsamer Berührungspunkte“ beider Geschlechter vom Hausvater als nicht ideal angesehen wurde. Der Tagesablauf war streng geregelt und bot bewusst wenig Zeit zur freien Gestaltung. Auch die Teilnahme an Freizeitaktivitäten gehörte verpflichtend zum Programm. Auf diese Weise sollten Einsamkeit und Langeweile möglichst vermieden werden, denn sie galten als große Gefahren für Rückfälle. Die Therapie ruhte im Wesentlichen auf den vier tragenden Säulen Abstinenz, Kräftigung durch Ernährung, Kräftigung durch Arbeit und Wandel in Gottesfurcht. Die Arbeit mit alkoholkranken Frauen zeigte, dass diese eine intensive psychologische Betreuung benötigten. Aus diesem Grund geriet der Plan, eine eigene Klinik für alkoholkranke Frauen einzurichten, wieder verstärkt in den Fokus und führte im Mai 1955 zur Gründung des Fachkrankenhauses Höchsten, der ersten Einrichtung für alkoholkranke Frauen in der Bundesrepublik Deutschland. Anfang der 60er Jahre folgte die Entwicklung eines fachlich-inhaltlichen Therapiekonzepts, welches die Voraussetzung für ein bundesweites Modell für die stationäre Suchtkrankenhilfe schaffte und neue Wege der Suchtherapie eröffnete. Dazu gehörte die Erkenntnis, dass es sich bei der Alkoholkrankheit um die Folge einer problematischen Persönlich- Patientinnen des Fachkrankenhauses Höchsten im Deggenhausertal. keitsentwicklung mit frühen Prägungen handelt, was den Einsatz von Methoden der Persönlichkeitstherapie verlangte. Ende der 60er und in den 70er Jahren dominierten Konzepte der Neo-Psychoanalyse. Ab Mitte der 70er Jahre wurden regelmäßig weitere Therapiemethoden auf ihre Eignung im frauenspezifischen Kontext geprüft. Auch die Entscheidung, Drogenabhängige aufzunehmen, wurde im Jahr 1975 getroffen. Grundlage der heutigen psychotherapeutischen Arbeit ist die psychoanalytisch interaktionelle Methode. Ziel der Therapie war seit Beginn und ist auch heute noch die Bereitschaft zum dauerhaften Verzicht auf Suchtmittel sowie die Übernahme von Verantwortung für die Suchterkrankung und die weitere Lebensgestaltung. Die Vielfalt der Angebote, wozu auch die Auseinandersetzung mit Regeln und Grenzen gehört, soll der Betroffenen den Weg zurück in ein normales suchtmittelfreies Leben ermöglichen und zu einer stabilen beruflichen, familiären und sozialen Re- Foto: Katharina Stohr habilitation führen. Zunehmend rückten frauenspezifische Themen immer mehr in den Vordergrund der Behandlung. Zu Beginn der frauenspezifischen Suchtrehabilitation waren es v.a. Gründe der Schicklichkeit und allgemeine Moralvorstellungen, die eine besondere Behandlung suchtkranker Frauen begründeten. Heute sind es zum einen Erkenntnisse zur biologischen Verschiedenartigkeit und der Wirkungsgeschichte ihrer Verarbeitung und zum anderen die sozio-kulturellen und gesellschaftlich-politischen Differenzen, die u.a. in unterschiedlichen Rollenerwartungen und Identitätsbildungen ihren Ausdruck finden, die eine frauenspezifische Entwöhnungsbehandlung begründen und auch zukünftig notwendig machen. dr. christine göhring-premer Chefärtzin der Fachklinik Höchsten 11 suchthilfe drogenpatienten auf dem ringgenh Zu Beginn der siebziger Jahre wurde die Drogenproblematik immer deutlicher sichtbar. Die Verantwortlichen der Fachkrankenhäuser Ringgenhof/Höchsten, bisher erfahren in der Therapie mit Alkoholkranken, fühlten sich herausgefordert und verpflichtet zugleich, sich der qualifizierten Behandlung Drogenabhängiger zu stellen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde besonders von den Trägern, die nur mit Drogenabhängigen arbeiteten, vertreten, dass diese eine spezialisierte Therapie benötigen. Eine gemeinsame Therapie von Drogen- und Alkoholabhängigen wurde in Fachkreisen als nicht erfolgversprechend abgelehnt. Die Leitung unserer Kliniken hingegen hatte entgegen der fachmännischen Skepsis die Vision, dass gerade Drogenund Alkoholabhängige gegenseitig von einander in hohem Maße profitieren und positive Entwicklungsprozesse auslösen können. Grundlage damals wie heute war der suchtspezifische Ansatz, dass nicht die Substanz über die Therapieform entscheidet, sondern die wesentliche Frage ist, welcher Patient mit welcher Wirkungserwartung und vor welchem biografischen Hintergrund sich sein Suchtmittel aussucht. Nach der Fertigstellung des Konzepts wurden 1976 die ersten Drogenabhängigen auf dem Ringgenhof aufgenommen. In der Regel wurden zwei Drogenpatienten in eine geschlossene Therapiegruppe von ca. 10 Alkoholabhängigen integriert. Auch im Team gab es durchaus Ängste, wie sich die Anwesenheit von Drogenabhängigen auf die Gesamtatmosphäre auswirken wird. Etwa ein Jahr später haben wir zur weiteren Optimierung der Drogentherapie eine „indikative“ D-Gruppe eingerichtet, in der Drogenabhängige einmal pro Woche neben ihrer Kerngruppe „ganz unter sich“ die Chance hatten, ihre Therapie zu vertiefen. Ab 1980 haben wir 12 Milchschaf des Biolandbetriebes in Riedweiler. Foto: Katharina Stohr in dieser Gruppe die psychoanalytischinteraktionelle Gruppentherapiemethode konsequent angewandt. Es zeigte sich, dass sich Drogenpatienten im Zusammenhang mit dem alten „Szeneverhalten“ leichter durchschauen und klarer konfrontieren. Insgesamt erwies sich jedoch das Konzept der gemeinsamen Behandlung von Alkoholkranken und Drogenabhängigen als erfolgreich. Kritisch war, dass nach der Auflösung der Kerngruppe wegen der unterschiedlichen Behandlungsdauern (damals 6 bzw. 9 Monate) eine gewisse Verunsicherung entstand, die sich teilweise in Form einer erhöhten Abbruchquote zeigte. Auch wegen dieser Erfahrung fiel 1983 die Entscheidung, unser Therapiekonzept weiter zu qualifizieren und auszubauen. Es folgte der Aufbau der Therapiestufe II für Drogenabhänge in Riedweiler. Es wurde ein Biolandbetrieb mit Milchschafen, Käseherstellung suchthilfe hof – eine vision wurde wirklichkeit. von gemeinsamen Wohnen, Arbeiten, Kochen, Gruppentherapiesitzungen und Freizeitaktivitäten ergab nicht wenig Konfliktpotential, das in Gruppen- und Einzeltherapie aufgearbeitet werden konnte. Die Großgruppe (Verantwortlichengemeinschaft) bewährte sich innerhalb der therapeutischen Gemeinschaft als besonders hilfreiches therapeutisches Instrument, um Co-Abhängigkeit, Konfliktklärung und Suchtverhalten zu bearbeiten. Die Erfahrung zeigte, dass gerade die VG wesentlich zu einer offenen und heilenden Therapieatmosphäre beitragen kann. Die Voraussetzung dafür war, dass sich Mitarbeiter und Patienten beiderseits offen dieser Herausforderung stellten. Bedingt durch das sogenannte Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz 1998 wurde die Therapiedauer um 1/3 verkürzt. Diese Realität veranlasste uns zwangsläufig, das Therapiekonzept gravierend zu verändern und zu differenzieren. Je nach Diagnose- und Indikationsstellung wurden die sich häufenden Alkoholpatienten mit zusätzlicher illegaler Drogenerfahrung und Drogenpatienten mit vergleichsweiser guter sozialer Integration im sogenannten „A-Programm“ behandelt. Die „reinen“ Drogenpatienten wurden für 4-6 Monate ins Riedweiler-Intensivprogramm aufgenommen. inklusive Vermarktung und Hühnerhaltung geplant. Die Stallungen, die Werkstätten und die Scheune wurden zusammen mit den Drogenpatienten in Eigenleistung unter Anleitung eines Arbeitstherapeuten und Diplomlandwirts erstellt. Die ca. 5-jährige Aufbauphase erwies sich als äußerst positiv und konstruktiv, weil die Patienten hochmotiviert „ihre eigene Therapieeinrichtung“ selbst mit aufbauten. Mit dem Bau von drei Patientenhäusern mit 20 Betten und wei- Bis heute hat sich trotz veränderter Rahmenbedingungen unsere Hypothese, dass eine gemeinsame Therapie von Drogen- und Alkoholabhängigen „unter einem Dach“ erfolgreich ist, bestätigt. teren Gebäuden entstand ein „kleines Dorf“ auf dem großzügigen Ringgenhofgelände, das 1988 eingeweiht wurde. Mit der Therapiekonzeption von Riedweiler hatten wir die personellen und räumlichen Möglichkeiten geschaffen, den Therapieprozess mit starker Einbindung in die Abläufe des landwirtschaftlichen Betriebs für unsere Drogenpatienten zu intensivieren. Das autonome und eigenverantwortliche Zusammenleben in Riedweiler in Form horst brändle Sozialdiakon und Sozialtherapeut bis 2003 Leiter der Drogentherapie Riedweiler Fachklinik Ringgenhof 13 tagesreha ulm MenschSuchtZukunft Hallo Zusammen, in dieser Jubiläumsausgabe des Ringboten werden Sie eine Menge über die Geschichte und die Gegenwart der Suchthilfe der Die Zieglerschen erfahren. Diesem Trend schließe ich mich gern an und spanne einen Bogen von den Anfängen der Behandlung suchtkranker Menschen bis in unseren Alltag in der Wilhelmstraße 22 in Ulm. Seien Sie herzlich eingeladen, mich auf dieser kleinen Zeitreise zu begleiten. Die Beschaffung und der Konsum von Alkohol bestimmen das Leben zunehmend. Typisch sind fortschreitender Verlust der Kontrolle über das Trinkverhalten bis zum zwanghaften Konsum, Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei vermindertem Konsum, Toleranz gegenüber Alkohol („Trinkfestigkeit“) sowie Veränderungen der Persönlichkeit. das Werk 1944 während einer Haftzeit in der Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz. Er stützte sich dabei auf die eigenen Erfahrungen mit der Alkoholabhängigkeit. Der Roman wurde postum erst 1950 veröffentlicht. …“Das Geschäft von Erwin Sommer läuft seit einiger Zeit schlecht. Als er durch seine Nachlässigkeit einen großen Auftrag an seinen jungen Konkurrenten Heinze verliert, spült er seinen Kummer mit einer halben Flasche Weißwein weg. Im Sommer fährt er gegen den Willen seiner Frau auf Geschäftsreise nach Hamburg, wo er sich innerhalb einer Woche das regelmäßige Trinken angewöhnt. Schließlich findet seine Frau seine Alkoholabhängigkeit und die schlechte Lage des Geschäftes heraus und möchte erreichen, dass er sich in Therapie begibt, indem sie ihn von zwei Ärzten in die Trinkerheilanstalt bringen lässt, aber er flüchtet unterwegs aus dem Auto. Durch Kriminalität und weitere Alkoholabstürze kommt er zunächst als Untersuchungshäftling ins Gefängnis, später dann in eine geschlossene Heil- und Pflegeanstalt. Bei ihrem einzigen Besuch dort teilt ihm seine Frau mit, dass sie sich mit seinem jungen Konkurrenten geschäftlich und privat zusammengetan hat. Daraufhin verliert Sommer in einem Wutanfall die Kontrolle über sich. Seine Verzweiflung wächst und bringt ihn schließlich dazu, Der schwedische Arzt Magnus Huss definierte im Jahr 1849 als erster den Alkoholismus als Krankheit. Er unterschied dabei zwischen der „acuten Alkoholskrankheit oder Vergiftung“ und dem „Alcoholismus chronicus“. Allerdings setzte sich diese Erkenntnis lange nicht durch. Abraham Baer, Gefängnisarzt in Berlin, bezeichnete 1878 als Alkoholismus die Summe der Folgeschäden. Elvin Morton Jellinek, der zeitweise für die WHO arbeitete, setzte sich 1951 mit seiner, durch die Arbeit mit den Anonymen Alkoholikern inspirierten Ansicht weltweit durch, dass Alkoholismus eine Krankheit sei (Wikipedia). Ab 1900 lieferte das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland die Legitimation, chronische Trinker in sogenannten Trinkerheilanstalten geschlossen unterzubringen. Und wie es da zugegangen ist, schildert Hans Fallada in seinem Roman „Der Trinker“. Der Autor verfasste 14 nach langer und erzwungener Abstinenz von den Ethanolvorräten auf seiner Station zu trinken. Dies wird entdeckt und zusammen mit der Wut seiner Frau gegenüber als Zeichen dafür gewertet, dass er nicht entlassen werden kann. Seine dauerhafte Unterbringung als „Geisteskranker“ wird vom Anstaltsleiter verfügt. Durch die regelmäßigen Unterhaltszahlungen seiner ehemaligen Frau könnte er materiell ein ziemlich sorgloses Leben führen. Er entschließt sich aber, seinem Dasein selbst ein Ende zu setzen; nicht durch gewaltsamen Akt - dazu ist er, wie er selbst bekennt, zu feige - sondern durch absichtlich herbeigeführte Ansteckung durch tuberkulöse Mitinsassen der Anstalt. Als er schon die ersten Anzeichen der tödlichen Krankheit spürt, malt er sich aus, wie er, beseelt von einer Überdosis Alkohol, in den Armen seiner früheren Geliebten, entschweben wird, in Rausch und Vergessen: „Und wenn mir so geschieht in meiner Todesstunde, werde ich mein Leben segnen, und ich werde nicht umsonst gelitten haben!“…. (AufbauTaschenbuch, 2011 - 303 Seiten) Offen gestanden rührt mich diese Darstellung von Ohnmacht und Verzweiflung jedes Mal auf`s Neue und ich bin froh, dass Alkoholabhängigkeit auch in Deutschland seit 1968 ganz offiziell als Krankheit anerkannt ist und seit 1978 Krankenkassen und Rentenversicherungsträger für die Behandlungskosten aufkommen. Andererseits ist dies tatsächlich nur die offizielle Sichtweise. Noch immer und viel zu oft berichten Betroffene, dass die Gesellschaft, Familie oder „Freunde“ sie noch lange nicht als krank akzeptiert, sondern in ihnen immer noch die „willensschwachen Faulenzer und Schmarotzer sieht, die sich auf Kosten der Solidargemeinschaft einen Töpferkurs finanzieren lassen“ (das Zitat stammt von einem Patienten in der letzten Gruppenstunde, danke Herr R.). tagesreha ulm Unseren Patienten den Rücken zu stärken, ihnen Zuversicht zu vermitteln, aber auch Verantwortungsübernahme und Mitarbeit einfordernd, haben wir uns daher folgender Philosophie verschrieben: Von Anfang an stehen Sie mit Ihrer individuellen Lebens- und Suchtgeschichte im Mittelpunkt. Die Behandlung wird partnerschaftlich geplant und durchgeführt. Mit therapeutischer Unterstützung stellen Sie sich den Herausforderungen des Alltags, klären belastete Beziehungen und bewältigen kritische … „hier werde ich akzeptiert, egal wie ich bin.“ … Verführungssituationen. Dadurch gewinnen Sie an Sicherheit und stärken Ihre Abstinenzzuversicht; kurz: Sie können den Anforderungen Ihres Lebens künftig wieder selbstbewusst begegnen (was zwar anstrengender, aber auch ungleich gesünder ist, als „sich dem Rausch des Vergessens“ hinzugeben). Damit möchte ich unsere kurze Exkursion durch die Geschichte beenden. Herzliche Grüße aus Ulm dr. annett höse Chefärztin Tagesrehabilitation Ulm Wie ich finde sehr treffend zusammengefasst hat das ein anderer Patient (Patrick, 27 Jahre) der nach einer ziemlich holprigen Zeit bei uns befand: Teamwork Toleranz Wertschätzung Anerkennung Vertrauen Lob Soziale Kompetenz Respekt Foto: panthermedia 15 suchthilfe therapie von damals bis heute aus sicht der freundeskreise für suchtkrankenhilfe kränker! Aber, brauchen nicht gerade diese viel persönliche Zuwendung – viel Zeit? Brauchen sie nicht Zeit und Raum, sich zu begegnen und Menschen, die ihnen dabei helfen und die ihnen vor allem helfen, diese Begegnung mit sich selber auszuhalten. Der nüchterne Blick auf die Gegenwart und die Zukunft ist nicht immer einfach; wer schaut schon gerne auf Zerstörung, wer auf Trümmer? Wer hilft diesen Menschen, ihre Krise als ihre Chance zu erkennen? Wer legt gemeinsam mit ihnen Wege an, die sie nach der Therapie gehen können, auch dann, wenn äußere Bedingungen sich nicht, oder nicht wesentlich verändert haben? Wer sagt ihnen offen und ehrlich, dass die kurze Zeit der Therapie nicht alles ist? Wer weist ihnen den Weg in die Selbsthilfe? Die früher scheinbar mühelosen Übergänge im Behandlungsverbund sind holprig geworden – gelingen nicht immer. Und wenn sie gelingen, dann steht da die Frage: Passen die Angebote der Selbsthilfe für diese Menschen? (oder müsste man die Frage umgekehrt stellen?) Beziehung – Freundschaft, können sie sich darauf einlassen? Regelmäßiger Gruppenbesuch, der Austausch mit anderen Betroffenen, greift das und reicht das bis zur nächsten Woche? Die alten Gesetzmäßigkeiten: „Wenn du trocken bleibst, bekommst du auch wieder einen Arbeitsplatz.“ Oder: “Vertrauen kann wieder wachsen, wenn du abstinent bleibst.“ sind instabil geworden. Gibt es überhaupt noch ein tragendes und schützendes System für die Menschen, wenn nach der Therapie der Alltag wieder nach ihnen greift? Die Selbsthilfe weiß um die Veränderungen und die damit verbundenen Probleme. Ihr Selbstverständnis hat sie nicht verändert, ihre Stärke nicht verloren. Sie SSEENN S S U U A BBLLIICCKK VVOONN A Ab und zu stellen wir uns die Frage: Waren die Suchtkranken damals besonders schwer von Begriff oder sollten sie sich gar zu den Glücklichen zählen? Zu denen, denen es noch möglich war, eine „lange Trainingszeit“ von 6 Monaten zu durchlaufen und sich mit ihrer Sucht und – weit wichtiger – mit den sie bedingenden Störungen auseinanderzusetzen. Unser Fazit: Glück gehabt! Alkohol missbrauchende Menschen und Abhängige wurden selbstverständlicher der Langzeittherapie zugeführt. Mag sein, dass für die Eine, den Andern diese Zeit lang war – zu lange? Nicht für den, der heute sagt: Im 5. Monat habe ich begriffen, weshalb ich in der Klinik bin. Alles hat seine Zeit… braucht seine Zeit… Die Therapiezeitverkürzung wollte uns gar nicht gefallen, doch auch unsere engagiertesten Diskussionen dagegen änderten nichts an der Tatsache, die es zu akzeptieren galt: Verkürzung! Dazu kamen die Veränderungen in den Therapiekonzepten – logischerweise; aber eben auch nicht zu unserer Freude. Manches, so schien es uns, wurde recht lässig gehandhabt – an anderer Stelle fehlte uns die „wohlwollende Autorität“. Wir hören und verstehen: Die Menschen, die heute in die Behandlung kommen, sind anders als früher – viel 16 vertraut ihrer Grundidee: Persönliche, tragfähige Beziehungen und Freundschaften tragen zur Stabilisierung der eigenen Persönlichkeit bei. Die Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe schreiben auf ihrer Website: Wer über sich und sein Leben reden kann, setzt sich mit seiner Lebensgeschichte auseinander. Unser Ziel ist es, zufrieden abstinent zu leben. „Nur“ trocken zu sein ist nicht genug. Das Nein-Sagen zum Alkohol macht stark und selbstbewusst und ermöglicht es, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. „Nur trocken sein“ ist nicht genug – aber trocken sein ist die super Voraussetzung sich auf den Weg zu machen; d.h. das Ende der Therapie ist der Anfang einer möglichen neuen Lebensgestaltung! Wer den Weg in die Selbsthilfegruppe findet, muss diesen Weg nicht alleine gehen. Suchtkranke und deren mitbetroffene Angehörige finden Verständnis und Begleitung, treffen auf Hoffnung, die in der Erfahrung gründet. Nicht nur Fragen und Sorgen werden dort geteilt sondern auch die Freude an Neuem und Wiederentdecktem. Veränderung an sich ist wertfrei – einzig durch die Art der Gestaltung wird sie wertvoll oder wertlos. Und so wünsche ich mir viele kreative Mitgestalterinnen und Mitgestalter einer WERTvollen Veränderung! Ihre hildegard arnold Vorsitzende der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Landesverband Württemberg e.V. ringgenhof bundestagsabgeordnete besuchen fachklinik ringgenhof Die CDU-Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen (Bodenseekreis) und Waldemar Westermayer (Ravensburg) haben sich in der Fachklinik Ringgenhof über die aktuellen Herausforderungen in der Suchthilfe informiert. Vor allem Fehlanreize in der Belegungssteuerung und der Trend zum gefährlichen „Kontrollierten Trinken“ führten häufig dazu, dass Patienten keine nachhaltig wirksame Sucht-Rehamaßnahme bekämen, mahnte Dr. Ursula Fennen. „Da werden ‚Drehtür-Patienten‘ produziert, die nie wirklich von ihrer Sucht loskommen und darin irgendwann verelenden“ bemängelte sie im Gespräch mit den beiden Politikern. „Das Bild des schnellen Erfolgs ist eine Verharmlosung des Problems“, diese klaren Worte wählte Dr. Ursula Fennen, als sie das Thema „Kontrolliertes Trinken“ zur Sprache brachte. Im Gespräch mit Lothar Riebsamen, CDU-Vertreter im Gesundheitsausschuss des deutschen Bundestags, und Waldemar Westermayer, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Ravensburg, erklärte sie, die Hoffnung, einfach nur weniger vom Suchtmittel reiche aus, um langfristig im Alltag klar zu kommen, sei trügerisch. „Wenn wir uns vollständig von der Abstinenzorientierung verabschieden, wird das auch zu volkswirtschaftlichem Schaden führen,“ warnte Fennen. Das Problem: Die Patienten ändern ihr süchtiges Verhalten nicht dauerhaft. Rückfälle sind quasi vorprogrammiert. Eine Abwärtsspirale setzt ein, früher oder später folgt die komplette Leistungsunfähigkeit. „Dabei haben Patienten mit einer abstinenzorientierten Sucht-Reha-Behandlung eine realistische Chance, langfristig auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bleiben“, so Dr. Ursula Fennen weiter. „Doch leider kommen die meisten Patienten gar nicht erst in der Reha-Maßnahme an.“ „Die Versäulung des Systems ist ein Problem“, analysierte Lothar Riebsamen die Situation in der Suchthilfelandschaft. Vorne v.l.n.r.: Dr. Ursula Fennen, Geschäftsführerin in der Suchthilfe der Zieglerschen, Rolf Baumann, kaufmännischer Vorstand der Zieglerschen, Waldemar Westermayer MdB, Lothar Riebsamen MdB, Josefine Haberkorn, 1. stellvertretende Bürgermeisterin von Wilhelmsdorf. Hinten v.l.n.r.: Dr. Stefan Schaffitzel, Chefarzt der Fachklinik Ringgenhof, Thomas Greitzke, Therapeutischer Leiter der Fachklinik Ringgenhof, Martin Kunze, Therapeutischer Leiter der Tagesrehabilitation Bodensee-Oberschwaben der Zieglerschen. Während die Akutbehandlung von Suchtkranken in den Zuständigkeitsbereich der Krankenkassen fällt, werden die Kosten der Sucht-Rehabilitation von der Deutschen Rentenversicherung getragen. Die Weitervermittlung der Patienten von der Akut-Behandlung in die nachhaltig wirksame Reha wird dadurch erschwert. „Die Frage ist doch: Warum gibt es beispielsweise keine integrierten Versorgungsverträge für die Suchtrehabilitation?“, fragte Riebsamen und sicherte zu: „Die Thematik werde ich gerne in die entsprechenden Gremien einbringen.“ Dr. Ursula Fennen bestätigte: „Die Reha wird im Suchtbereich oft nicht mitgedacht.“ Dabei spricht der Erfolg ganz klar für die Suchtrehabilitation: „Im stationären Bereich haben wir eine Abstinenzquote von 60%, in den ganztägig ambulanten Tagesrehabilitationen sogar von 90%. Volkswirtschaftlich gesehen kommen für jeden Euro, der in die Suchtrehabilitation investiert wird, 5 Euro zurück,“ so Fennen. Dass dies auch ein Argument gegen die grundsätzliche Deckelung des Reha-Budets sei, hob Rolf Baumann, kaufmännischer Vorstand der Zieglerschen, hervor. Lothar Riebsamen verwies hierbei auf die aktuellen Erhöhungen der RehaBudgets im Rahmen des letztes Jahr verabschiedeten Rentenpakets. Baumann bekräftigte jedoch die Forderung: „In der Suchtreha ist durch die Deckelung seit den neunziger Jahren extrem gespart worden. Statt nur über das Gesamtbudget zu steuern, wäre es uns lieber, es gäbe insgesamt weniger, aber dafür auskömmlich finanzierte Plätze. Anders lässt sich die stationäre und teilstationäre Rehabilitation langfristig nicht wirtschaftlich betreiben.“ sarah benkisser Funktionsbereichsleiterin Kommunikation Die Zieglerschen 17 suchthilfe symposion zur feier des 110-jährigen jubiläums such ilf th e 1a1h0re J „wie hältst du`s mit dem nüchternsein?“ Die Gretchenfrage der Suchtkrankenbehandlung beantworten Experten aus der Schweiz, Italien, Österreich, Lichtenstein und Deutschland am 20. Oktober 2015 im Stadthaus Ulm Programm: 10.00 Uhr – 11.15 Uhr: Begrüßung Dr. Ursula Fennen, MBA Geschäftsführerin, Die Zieglerschen Grußworte Prof. Dr. Harald Rau, Vorstandsvorsitzender, Die Zieglerschen e.V. Hubert Seiter, Erster Direktor, Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg Iris Mann, Sozialbürgermeisterin, Stadt Ulm 11.15 Uhr: Impulsreferate zur Suchtkrankenbehandlung in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Italien und Deutschland 12.45 Uhr bis 14.00 Uhr: Mittagspause 14.00 Uhr bis 16.30 Uhr: Podiumsdiskussion zur Suchtkrankenbehandlung im deutschsprachigen Europa Moderation: Günter Zeltner, Seniorberater der Evang. Gesellschaft Stuttgart Auf dem Podium: Dr. Herbert Leherr, Leitender Arzt das Bereichs Abhängigkeitserkrankungen & Forensik der Psychiatrischen Dienste Thurgau, Schweiz Dr. Helmut Zingerle, Direktor des Therapiezentrums Bachgart für Abhängigkeiten und psychosomatische Störungen in Rodeneck, Südtirol, Italien. Dr. Nadine Kranz, Leiterin des therapeutischen Dienstes im Amt für Soziale Dienste, Liechtenstein Dr. Annett Höse, Chefärztin der Tagesrehabilitation der Die Zieglerschen, Ulm Die Veranstaltung ist bei der Landespsychotherapeutenkammer zur Akkreditierung angemeldet. Weitere INFORMATIONEN UND ANMELDUNG (Bis spätestens 30. September 2015) Maria Keller/Rebekka Barth | Pfrunger Straße 12/1 | 88271 Wilhelmsdorf Telefon: 07503 920 112 | Fax.: 07503 920 117 | e-Mail: [email protected] | [email protected] 18 Änderungen des Programms vorbehalten! Im Foyer Präsentation des Werkzyklus „Bevor ich sterbe…“, Arbeiten von Patienten der Fachklinik Ringgenhof, Die Zieglerschen – Nord – gemeinnützige GmbH, Geschäftsbereich Suchthilfe, unter der Leitung von Peter Deuß, Kunsttherapeut angedacht suchthilfe therapie von damals bis heute, die heilung eines kranken am teich betesda Therapien gab es schon in biblischen Zeiten. Ihr Ziel war und ist, dass Menschen auf die eigenen Beine kommen, ihren Weg durch Leben gehen können. Das Johannesevangelium erzählt: in Jerusalem gab es einen Therapieort, die Säulenhallen am Teich Betesda. Sie waren eine „Immobilie“ für Menschen, die „immobil“ waren, die nicht mehr auf die Beine kamen. Solche Orte können bewirken, dass Menschen noch immobiler werden, noch weniger selbstständig leben. Das geschieht vor allem, wenn man das Gesundwerden von anderen erwartet. So wie am Teich Betesda. Da erwartete man Gesundung, wenn man als erstes ins Wasser steigt, sobald es sich bewegt. Allerdings bewegte sich das Wasser nur sehr selten. Einer lag schon 38 Jahre dort, inzwischen völlig bewegungsunfähig, und wartete darauf, ins Wasser zu kommen. Wie kann so einer wieder in Bewegung kommen? Jesus sah ihn liegen und sprach ihn an. Er fragt: „Willst du deine Situation verändern?“ Das ist das Angebot zur Selbstklärung: „Was will ich? Will ich meine Situation wirklich verändern? Oder habe ich mich nicht viel zu sehr darin eingerichtet?“ Mit dieser Frage beginnt die Beziehung. Der, der sich seit Jahr und Tag nicht bewegt hat, antwortet: „Ich habe keinen Menschen, der mich in Bewegung bringt!“ Das ist eine Antwort, die ebenso betroffen macht wie sie irritieren kann. Irritieren, weil der Mann die Verantwortung für sein Leben verschiebt: „Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, dass ich so fixiert bin, ein anderer muss für meine Beweglichkeit sorgen.“ Betroffen macht, dass dieser Mann meint „keinen Menschen zu haben“, also dass er nicht nur immobil ist, sondern auch bezie- hungslos. Wer „keinen Menschen hat“, wird kaum den Mut finden, aufzustehen und loszugehen. Jesus sieht diesen Menschen nicht nur, er sagt nun auch zu ihm: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Das ist entscheidend für eine Therapie, die in Bewegung bringt, dass mir einer zutraut, aufzustehen und selber gehen zu können. Mir zutraut, mehr Verantwortung für mich zu übernehmen. Und das Zutrauen von jemandem, der einen wirklich sieht, macht Mut loszugehen! nach Johannes 5, 2-9 dorothee schad Geschäftsbereichsleitung Personalmanagement Pfarrerin Archiv die Zieglerschen 19 förderkreis protokoll der mitgliederversammlung Protokoll der Mitgliederversammlung des Förderkreises der Suchtkrankenhilfe am 20.06.2015 in der Kirche am Weg in der Fachklinik Ringgenhof. Zur Mitgliederversammlung wurde ordnungsgemäß im Ringboten eingeladen. Bei der Mitgliederversammlung waren 19 Personen anwesend. an das Gut Ralligen überwiesen. Bei unserer Frühjahrssitzung haben wir beschlossen, dass wir 10.000,00 € unserer langfristigen Rücklagenbildung, für die Lehrküche in der Fachklinik Ringgenhof zur Verfügung stellen. Der Abend der Begegnung ist wieder ein fester Bestandteil vom Jahresfest. Dies ist nur möglich, weil wir viele Mitglieder haben, die den Vorstand unterstützen. Als Zeichen der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit haben wir Silkonarmbänder anfertigen lassen mit der Aufschrift „Förderkreis Suchthilfe der Zieglerschen e.V.: Hilfe die Verbindet“. Ein ganz wichtiger Punkt ist für uns immer die Nähe zum Patienten, so haben wir auch in Jahr 2014, die einzelnen Einrichtungen der Suchthilfe besucht und die Arbeit und Wichtigkeit des Förderkreises vorgestellt. In der Fachklinik Höchsten hat Frau Stefanie Maier die Stelle der leitenden Therapeutin übernommen. top 1 Begrüßung Jürgen Ziegele begrüßt alle Anwesenden zu unserer Mitgliederversammlung. top 2 Verabschiedung des Protokolls vom 21.06.2104 Da nach der Veröffentlichung keine Einwände kamen, wird das Protokoll der Sitzung vom 21.06.2014, wie vorgelegt verabschiedet. top 4 Kassenbericht: Der Kontostand des Förderkreises 01.01.2014 33.451,30 € 31.12.2014 44.638,20 € Spendeneingang 44.150,63 € Die Ausgaben waren 4.000,00 € für die Schlosserei Ringgenhof, 6.000,00 € für die Fachklinik Ringgenhof, 4.000,00 € für die Fachklinik Höchsten, jeweils 1.500,00 € für die Tagesrehas Ravensburg und Ulm. Ebenfalls gab es Zuschüsse für erlebnispädagogische Projekt in den Einrichtungen. 5.000,00 € Euro wurden für den Druck und die Herausgabe des Ringboten bezahlt. Für die Ralligenfreizeit haben wir 3.000,00 € bezahlt. Für die Lehrküche top 3 Jahresbericht 2014: Die Spendeneinnahmen 2014 waren 44.150,63 €, die Rückerstattung für die Ralligenfreizeit war 11.700,00 €. Da wir laut Finanzamt die Rücklagen abbauen müssen, haben wir rund 44.000,00 € an die Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe/Suchtreha weitergegeben. Als gemeinnütziger Verein dürfen wir keine Einnahmen verbuchen, deshalb kamen wir nach Rücksprache mit der Finanzbuchhaltung zu dem Entschluss, dass die Kosten für die Freizeit direkt mit dem Gut Ralligen abgerechnet werden müssen. Der Zuschuss vom Förderkreis wird dann von uns direkt 20 Ringgenhof stehen 10.000,00 € als langfristige Rücklagenbildung zur Verfügung. top 5 Kassenprüfung durch die Wirtschaftsprüfung Curacon. Nach dem abschließenden Ergebnis unserer auftragsgemäßen Prüfung aufgrund der Bücher, Schriften und sonstigen Unterlagen des Förderkreises der Suchtkrankenhilfe der Zieglerschen e.V. sowie der uns erteilten Aufklärungen und Nachweise entsprechen die Buchführung und der Jahresabschluss zum 31.12.2014 den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Rechnungslegung. top 6 Beschlussfassung / Kassenprüfung Curacon: Die Firma Curacon hat den Betrag für die Kassenprüfung von 200,00 € auf 500,00 € erhöht. Bei der Mitgliederversammlung muss der Beschluss gefasst werde, dass wir der Firma Curacon den Auftrag für die Kassenprüfung für das laufende Jahr geben können. Die Mitgliederversammlung beschließt mit einer Stimme Enthaltung, dass die Firma Curacon den Auftrag zur Kassenprüfung vom Förderkreis für das Jahr 2015 erhält. top 7 Entlastung des Vorstandes und der Kassiererin Der Vorstand wird einstimmig mit Eigenenthaltung entlastet. Die Kassiererin wird einstimmig mit Eigenenthaltung entlastet. förderkreis top 8 Ausscheiden von Vorstände: Herr Gröh, kaufmännischer Vorstand der Suchthilfe, ist durch die Umstrukturierung bei den Zieglerschen aus dem Vorstand ausgeschieden. Die Nachfolge von Herrn Gröh hat Herr Greitzke, therapeutischer Leiter in der Fachklinik Ringgenhof, übernommen. Herr Greitzke stellt sich in der Mitgliederversammlung vor. Wir heißen Herrn Greitzke beim Förderkreisvorstand herzlich willkommen. Ebenfalls hat uns Claus-Peter Vogt mitgeteilt, dass er wegen beruflichen und privaten Gründen mit der Arbeit im Förderkreis aufhören möchte. Wir wünschen Claus-Peter Vogt für die Zukunft alles Gute. top 9 Umstrukturierung bei den Vorständen: Laut Satzung § 10,1 kann der Vorstand aus vier bis acht Mitgliedern bestehen. Wir haben in der Vorstandsitzung beschlossen, bis auf weiteres mit sieben Vorständen weiter zu arbeiten. Die Mitgliederversammlung hat dem einstimmig zugestimmt. Ursula Burkhart, Werner Kaiser, Olaf Kohler-Ossinski, Anni Köser, Sabine Lorber und Jürgen Ziegle stehen zur Wahl. Es wurde einstimmig beschlossen, dass die Wahl im Block durchgeführt wird. Bei der Mitgliederversammlung wurden die Vorstände einstimmig mit Eigenenthaltung wieder gewählt. Wir danken Franz Mayer für die Durchführung der Wahl und der Mitgliederversammlung für das entgegengebrachte Vertrauen. top 10 Ausblick 2016 Der Förderkreis wird wieder, wie im letzten Jahr, die verschiedenen Einrichtungen besuchen, da uns die Nähe zu den Patienten sehr wichtig ist. Die nächsten größeren Projekte die wir planen, sind der Umbau der Lehrküche und Unterstützung bei einer neuen Patientensauna. top 11 Sonstiges: Es kam eine Anfrage, warum im Ringboten die verstorbenen Patienten nicht mehr erscheinen. Aus Datenschutzgründen kann dies nur veröffentlicht werden, wenn wir die schriftliche Einwilligung der Angehörigen haben. Es kam eine Anregung, dass aus Kostengründen der Ringbote nur noch dreimal im Jahr versendet werden soll. Dies soll vom Vorstand geprüft werden. Durch die Abrechnung der Freizeit direkt mit dem Gut Ralligen, können keine Spenden mehr für den Förderkreis gemacht werden, diese sollen künftig in bar bei den Mitarbeitern der Freizeit abgegeben werden. top 12 Wünsche und Anträge: Wünsche und Anträge liegen keine vor. 22.06.2015 anni köser Protokollantin Wenn innerhalb von vier Wochen nach Erscheinen des Ringboten 3 kein schriftlicher Widerspruch beim Vorstand eingegangen ist, gilt das Protokoll als genehmigt 21 neues von deuss Die gefährlichste Weltanschauung ist die Anschauung der Menschen, die die Welt nie angeschaut haben. Alexander von Humboldt Liebe Leserin, lieber Leser, ich kann dem Autor dieses Zitats nur beipflichten. Reisen bildet, aber nicht nur geographisch. Auch innerlich müssen wir bereit sein, uns in Bewegung zu setzen. Die Fragen die sich dabei stellen sind: Worauf schauen wir? Wie sehen wir die Dinge? Ist unser Blick breit gefächert? Holen wir uns verschiedene Ansichten ein oder entwickelt sich eine Enge, ein Tunnelblick? Sind wir bereit Positionen zu überdenken? Extreme Haltungen haben unter anderem ihren Ursprung in sehr einseitigen Ideologien. Damit wir nicht der Einfalt verfallen, sind wir immer wieder aufgefordert uns umzuwenden um Erfahrungen zu sammeln, ohne den Standpunkt über den Haufen zu werfen, oder die Fahne in den Wind zu hängen. Mit dieser Ausgabe möchte ich für Sie in verschiedene Richtungen blicken. Richtungen die mich persönlich beschäftigen. Ich hoffe es ist auch für Sie etwas dabei. Buchvorstellungen „Dann iss halt was“ Meine Magersucht, wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe. Von Christian Frommert mit Jens Clasen Mosaik Verlag, Taschenbuch 9,99 Euro, gebundene Ausgabe 19,99 Euro, Kindle Ausgabe 8,99 Euro, „Wenn sie zurückkommt, bin ich dünn.“ Dies beschließt Christian Frommert, als seine damalige Angebetete für ein Jahr fortgeht. Daraufhin nimmt er immer mehr ab, bis er schließlich nur noch 39 Kilogramm wiegt und beinahe an Nierenversagen stirbt. (Auszug aus dem Internet, Buchbeschreibung) Der Bericht von Christian Frommert ist eindrücklich und erschütternd. Eindrücklich die verschobene Wahrnehmung des Betroffenen, wie er sich und seine Umwelt sieht und danach handelt. Erschütternd, weil da jemand vor dem vollen Kühlschrank buchstäblich verhungert. Zeitweise ist das Buch etwas langatmig, 100 Seiten weniger hätten nicht geschadet, trotzdem ist es lesenswert, da es zum Thema nur wenig über Mann und Magersucht gibt. Rico, Oskar und die Tieferschatten von Andreas Steinhöfel Carlsen Verlag, Taschenbuch 6,99 Euro, gebundene Ausgabe 12,90 Euro, Kindle Edition 5,99 Euro „Ich sollte an dieser Stelle wohl erklären, dass ich Rico heiße und ein tiefbegabtes Kind bin. Das bedeutet, ich kann zwar sehr viel denken, aber das dauert meistens länger als bei anderen“.(Auszug aus dem Cover) Ja, Rico ist schon ein besonderer Junge. Zusammen mit seinem Freund Oskar (einem hochbegabten, wesentlich jüngeren Freund) 22 kommen sie dem geheimnisvollen Mister 2000 auf die Spur. Der entführt kleine Kinder und fordert immer nur 2000 Euro. Alle nennen ihn deshalb den Aldi Entführer, weil er so billig ist. Oskar führt Tagebuch und schreibt all seine Erlebnisse nieder, um sie nicht zu vergessen. Immer wieder erklärt er Fremdwörter, und die auf unvergleichliche Weise. Ein Beispiel: Depression: Das graue Gefühl. Mama hat es mal so gesagt, als wir uns über Frau Dahling unterhielten. Eine Depression ist, wenn all deine Gefühle im Rollstuhl sitzen. Sie haben keine Arme mehr und es ist leider auch gerade niemand zum Schieben da. Womöglich sind auch noch die Reifen platt. Macht sehr müde. Kann man es besser beschreiben? Das Buch macht einfach Freude, ist für Jugendliche ab 11 Jahren, aber auch für Erwachsene ganz wunderbar zu lesen. Die Zeit schrieb über Andreas Steinhöfel er gehöre zu den besten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands. Stimmt! Über Psychoanalyse: Sigmund Freud Fünf Vorlesungen, gehalten zur 20jährigen Gründungsfeier der Clark University in Worcester Massachusetts GRIN Verlag, Taschenbuch 9,99 Euro Wollten Sie mal einer Vorlesung von Sigmund Freud beiwohnen? Dann setzten Sie sich in die Bank und lauschen (bzw. lesen) Sie den 5 Vorlesungen, die Freund zum 20- jährigen Jubiläum in Worcester USA gehalten hat. Er selbst stellt sich dabei nicht als Vater der Psychoanalyse vor, sondern gesellt sich in eine Reihe von Ärzten die diese neue Art der Behandlung eingeleitet haben. Auch für den Laien, sind die meisten Ausführungen und Fallbeispiele gut nachvollziehbar. Ich hatte in der letzten Ausgabe über die Bedeutung der Psychologie seit den 20iger Jahren einige Gedanken ausgeführt, und sicher sind diese Vorlesungen ein Zeugnis der Anfänge. „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa Diana Verlag, Taschenbuch für 9,99 Euro, auch als Hardcover und Kindle Edition erhältlich Jenin im April: Frühmorgens, bevor die Welt um sie herum erwacht, liest Amals Vater ihr aus den Werken großer Dichter vor. Es sind Momente des Friedens und der Hoffnung, die Amal ihr Leben lang im Herzen trägt, ein Leben, das im Flüchtlingslager beginnt, nach Amerika führt und dennoch stets geprägt ist vom scheinbar ausweglosen Konflikt zwischen Israel und Palästina. Über vier Generationen erzählt Susan Abulhawa die bittere Geschichte Palästinas im Verlauf des 20. Jahrhunderts, eine Geschichte über den Verlust der Heimat, eine zerrissene Familie und die immerwährende Hoffnung auf Versöhnung. (Auszug aus dem Buch) Selten hat mich eine Geschichte, die auf historische Fakten aufbaut so bewegt. Wir kennen die Geschichte Israels, die Gründung des Staates und die Gräuel des Holocausts. Aber kennen wir auch die palästinensische Seite? Es ist eine Geschichte in der die Opfer (Israel) zu Tätern werden. Ohne Schuldzuweisung wird der Leser hineingenommen in das Schicksal einer palästinensischen und israelischen Familie, auf der Suche nach Heimat und Gerechtigkeit. Filme: Da wir gerade beim Nahen Osten sind, möchte ich Ihnen zwei Filme empfehlen. Vielleicht haben Sie den einen oder anderen schon im Kino gesehen. Falls nicht gibt es glücklicherweise DVD und Blu Ray. Das Schwein von Gaza (When pigs have wings) Originaltitel von Sylvian Estebal, Alamode Film, DVD für 6,99 Euro Jafaar ist Fischer und hat es nicht leicht. Nur mühsam kann er seine Frau und sich ernähren und dann geht ihm eines Tages, statt eines großen Fisches auch noch ein Schwein ins Netz. Nun hat Jafaar ein gewaltiges Problem, denn Schweine gelten in Gaza als unreine Tiere, darin sind sich die jüdische, aber auch die palästinensische Bevölkerung ausnahmsweise mal einig. Für ihn beginnt nun eine aufregende Zeit mit mancherlei skurriler Ideen um das Tier loszuwerden. Regisseur Sylvain Estibal ist eine herzerfrischende Komödie über den Nahen Osten gelungen, in der Grenzen überwunden werden, Grenzen die unüberwindbar scheinen. Lachsfischen im Jemen von Lasse Hallström, Concorde Film, DVD für 7,99 Euro Geld macht`s möglich. Der etwas exzentrische Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama ist passionierter Fliegenfischer und möchte, zum Wohle seines Heimatlandes, europäische Lachse in den Wadis des Wüstenstaates ansiedeln. Er beauftragt Dr. Alfred Jones, einen schüchternen, britischen Experten, der dieses Vorhaben zunächst als verrückt und unlösbar verwirft. Aber dann bekommt Presse und Politik Wind von diesem Vorhaben, und da momentan positive Nachrichten über den nahen Osten fehlen, sieht sich Dr. Jones bald mit dem Problem konfrontiert, zehntausend Lachse lebendig in den Jemen zu transportieren. Ganz zu schweigen von den klimatischen Verhältnissen, die Lachse zum Laichen brauchen, denn die Wadis im Jemen sind nicht die schottischen Highlands. Lasse Hallström hat mit seinen eigenen Worten eine moderne Fabel über das Leben , die Liebe und den Glauben geschrieben. Eine Geschichte über das Unmögliche und den Beginn einer tiefen Freundschaft. Kurz notiert: Die Welt in Italien Wer diesen Sommer Richtung Süden reist, kann gleich an zwei Orten eine Sicht auf unsere Welt erleben. In Mailand lädt die „Expo“ zu einem Blick auf unser Leben, Energie und Kunst ein. „Die Welt ernähren – Energie fürs Leben“, lautet das Thema der Superschau, an der 140 Nationen und Organisationen teilnehmen. Täglich von 10.00 bis 23.00 Uhr, Eintritt 39,00 Euro www.expo2015.org Weiter im Osten lockt an der schönen Adria die Mutter aller Biennalen. Vom 9.5. bis 22.11 zeigt die Lagunenstadt Venedig mit einer internationalen Ausstellung auf dem Gelände der Giardini und den Hallen der Arsenale, wo es für die Zukunft hingehen können/sollte!? Mit dem Thema: „All the worlds Futures“ (Die Zukünfte der Welt) wird der Besucher mit Kunst, Vorträgen, Performances, Konzerten und tänzerischen wie musikalischen Darbietungen bombardiert. Und wem das alles zu viel ist. Venedig ist auch eine Reise wert. Mo - Fr 10 bis 18 Uhr, Sa - So 10 bis 20 Uhr, Eintritt 25,- Euro www.labiennale.org Wenn Sie Anregungen zu Büchern oder Veranstaltungen haben, dann schreiben Sie uns: [email protected], Telefon 07503/92 01 58 23 suchthilfe elf fragen an dr. tillmann weber, chefarzt der ahg klinik in wilhelmsheim Dr. Weber ist im Juli 1968 geboren und in Kiel aufgewachsen. Nach dem Abitur wechselte er zum Studium der Humanmedizin nach Heidelberg und Mannheim. Als Arzt im Praktikum war er an der Neurochirurgischen Klinik in Mannheim sowie als Assistenzarzt am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit tätig. 2007 absolvierte er seine Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie in der Allgemeinpsychiatrie. Ab Oktober 2009 arbeitete Dr. Weber für mehrere Jahre als Oberarzt in der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin. Seit April 2014 ist er Chefarzt der AHG Klinik Wilhelmsheim, Oppenweiler. 1. Womit oder wodurch können Sie besonders gut entspannen? Rennrad fahren ist meine Form der Meditation. Ich fahre vor mich hin und meine Gedanken ziehen an mir vorbei ohne mich zu bedrängen. 2. Was bringt Sie richtig auf die Palme? Das ist sehr abhängig von meinem eigenen Befinden. Wenn es mir nicht gut geht, reicht auch mal eine Kleinigkeit; wenn es mir gut geht, muss viel passieren, damit ich an die Decke gehe. Es darf mir aber nicht passieren, dass ich meine negativen Emotionen an den Mitarbeitern auslasse. 3. Wodurch fühlen Sie sich gestärkt, wenn es oder privat gerade sehr anstrengend für Sie ist? Schwierig. Ich versuche solche Phasen als Teil meines Lebens zu akzeptieren, auch die damit einhergehenden negativen Gefühle; aber das gelingt mir sicherlich nur in 50% der Fälle. 4. An welchen Orten haben Sie richtig gute Erinnerungen und wollen ihn vielleicht einmal wieder aufsuchen? Ich vermisse meine Heimat Kiel, meine Freunde und Familie, die ich dort habe. 5. Vielleicht möchten Sie uns ein Buch, eine CD oder einen Film nennen, etwas, das Sie in den letzten Wochen gelesen, gehört oder gesehen haben und Sie besonders beeindruckt hat? Ich habe meinem Sohn „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf vorgelesen und wir haben es beide unheimlich genossen und viel gelacht. 6. Was hat die Tätigkeit, die Sie derzeit ausüben, für Sie interessant gemacht und welche Stationen führten bis hierher? Ich habe meine Ausbildung zum Psychiater gemacht, ohne den Suchtpatienten viel Aufmerksamkeit zu widmen. Erst als ich Oberarzt in der Suchtklinik wurde, habe ich Suchtpatienten behandelt, was mir soviel Freude gemacht hat, dass ich mich später ausschließlich auf Positionen in Suchtkliniken beworben habe. Die Klinik Wilhelmsheim hat mir dann sehr durch ihr fortschrittliches Therapiekonzept und ihre engagierten und talentierten Mitarbeiter zugesagt, sodass ich hier die Möglichkeit gesehen habe, die Entwicklung einer Klinik und die Verbesserung der Therapien für Abhängige erfolgreich mitgestalten zu können. 7. Welche Ihrer Stärken können Sie in Ihrem Beruf besonders gut „brauchen“? Ich rede ungerne über mich und noch weniger über eventuelle Stärken meinerseits. Das sollten andere beurteilen, die mit mir zusammen arbeiten. 8. Und mit welcher Schwäche stehen Sie sich vielleicht manchmal im Weg? Ich bin sehr genau und würde mir manchmal wünschen, ich könnte manche Angelegenheiten etwas „schlampiger“ gestalten. Es ist eine große Qualität, seinen Einsatz adäquat dosieren zu können; nicht gerade meine Stärke. 9. Was wird sich nach Ihrer Einschätzung an der Therapie von suchtkranken Menschen in Zukunft am meisten verändern? Nicht sehr viel, da die Entwicklung von wirksameren – auch medikamentösen – Therapien eine enorme, vielleicht unüberbrückbare Herausforderung darstellt. Unsere therapeutischen Erfolge sind aber auch jetzt schon durchaus bemerkenswert, jedoch erreichen wir leider weiterhin nur einen sehr kleinen Teil der Abhängigen und diese auch erst nach zu vielen Jahren der Abhängigkeit mit den hinreichend bekannten schwerwiegenden psychosozialen Folgen, was eine erfolgreiche Therapie extrem schwierig macht. Diese vielen unbehandelten, abhängigen Menschen früh zu erreichen und zu einer Therapie bzw. Abstinenz zu motivieren, würde große, konzertierte Anstrengungen von Politik, Krankenkassen, Rentenversicherung etc. erfordern und für ein solches gemeinsames Engagement sehe ich keinerlei Anzeichen. 10. Wo sehen Sie Ihren Arbeitsbereich im “Netzwerk der Suchthilfe”? Wir sind einfach ein Teil dieses Netzwerkes und diesen Teil versuchen wir gut zu machen, wohlwissend, dass unsere Therapie in Wilhelmsheim nur einen kurzen Abschnitt einer erfolgreichen Therapie darstellt, und andere Teile des Suchthilfesystems schon vorher genutzt wurden und poststationär genutzt werden müssen, damit eine dauerhafte Abstinenz verwirklicht werden kann. 11. Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit in Zukunft ganz besonders? Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, die stetig steigenden beruflichen Anforderungen und die Arbeitszeitverdichtung soweit von den Wilhelmsheimern fernzuhalten, dass deren Zufriedenheit und Motivation nicht leidet.
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