Ein Kind der Einheit

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„Mein emotionalster Moment war
die Eröffnung der Bundesgartenschau
in Schwerin. Jahrelang wurden uns
blühende Landschaften
versprochen und plötzlich
waren sie da.“
Mona Hering, Schwerin
Als Familie unschlagbar: Elke und Uwe Töpper haben insgesamt drei Kinder. Jan ist der jüngste Spross.
FOTOS: JOSEFINE ROSSE
Ein Kind der Einheit
Jan Töpper war schon immer etwas Besonderes – von Geburt an.
Denn er kam am 3. Oktober 1990 zur Welt. In diesem Jahr wird er 25 Jahre alt.
Zeit für ihn und seine Eltern einmal zurückzublicken.
Wenn Elke und Uwe Töpper an den 3.
Oktober 1990 denken, kommt ihnen
nicht zuerst der Tag der Deutschen Einheit in den Sinn, sondern ihr Sohn Jan.
„Bubi wird in diesem Jahr auch schon
25“, sagt Elke zu ihrem Mann.
Sie sitzen an ihrem großen Küchentisch und schwelgen in Erinnerungen.
Das Haus in Wesselstorf, einem kleinen
Dorf in der Nähe von Rostock, hat die
Familie 1989 gekauft. „Wir kamen aus
Ostberlin hierher“, erzählt Elke Töpper.
„Viele haben uns für verrückt gehalten.
Die Möbelpacker fragten uns damals, ob
sie den Transporter wirklich ausladen
sollen.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte das
Paar bereits zwei Kinder. „Wir zogen in
eine Bruchbude, eine Mietwohnung.
Das Haus musste erst noch ausgebaut
werden.“ Während der Sanierung wurde Elke Töpper wieder schwanger. „Das
war geplant. Wir wollten immer drei
Kinder haben.“
Elke und Uwe Töpper sind seit 1984
ein Paar. „Als ich 19 war, bekamen wir
unsere Tochter, wenig später haben wir
geheiratet“, verrät Elke. Dass überhaupt
geheiratet wurde, sei dem Ego ihres
Mannes zu verdanken. „Ich musste im
Kindergarten meiner Tochter einen
Schein vorlegen, dass ich sie auch abholen durfte. Das fand ich schrecklich“, erklärt Uwe Töpper. Fünf Jahre lang haben die beiden zusammen in Berlin gelebt. „Wir haben uns auch dort kennengelernt. Ich durfte während meiner Ausbildung als Krankenschwester am Klinikum in Berlin-Buch lernen. Das war eine
große Auszeichnung“, so Elke. „Zur
Wendezeit waren wir aber froh nicht
mehr in Berlin zu sein.“
Generell hätte ihr Herz nie an der
Großstadt gehangen. Sie sei in Vilz aufgewachsen, einem kleinen Nachbarort
von Wesselstorf. Das ruhige Dorfleben
gefalle ihr. „In Berlin ist man einer unter
vielen und doch irgendwie allein.“ Dass
sie in der ehemaligen DDR nie die Möglichkeit hatte die Welt zu entdecken, hat
die Familie nie gestört. „Wir mussten
nicht reisen, wir hatten Familie und
Hausbau im Kopf“, sagt Uwe. „Die Baustoffe zu bekommen, war nicht einfach.
Man musste immer wissen, wo es was
gab.“
Hochschwanger packte Elke Töpper
beim Hausbau mit an. „Ich habe das gemacht, was ich konnte.“ Und dann kam
Jan. „Eigentlich lag der Geburtstermin
im September.“ Doch der Sprössling
ließ sich Zeit. „Am 3. Oktober 1990 sind
wir gegen 20 Uhr in das Rostocker Südstadtklinikum gefahren. Kurz vor
23 Uhr hielt ich den Kleinen in meinen
Armen“, erinnert sich Elke Töpper.
„Schon am nächsten Tag bekam ich Besuch von der SPD. Man reichte mir Blumen und gratulierte zum Kind der Deutschen Einheit. Für Bubi hatten sie einen
,Reisepass’ dabei. Dort stand das Parteiprogramm drin.“
„Als ich klein war, hat man mir oft gesagt, dass es etwas Besonderes ist, ein
Kind der Deutschen Einheit zu sein. Das
ließ später nach“, sagt Jan alias Bubi.