462421 Straubinger Tagblatt Montag, 9. November 2015 ■ STRAUBINGER RUNDSCHAU 27 Zum Thema Was ist ein Ritterbund? Wenn man das Vereinsgesetz zugrundelegt, dann ist ein Ritterbund ein Verein mit einem Vorsitzenden (Großmeyster) an der Spitze, einem Schriftführer (Kanzler) und einem Kassier (Schatzmeyster). Dieser Vorstand wird als Burgrat bezeichnet, so die Erklärung des Falkenfelser Ritterbunds auf seiner Homepage. Der Ritterbund verstehe sich jedoch bewusst nicht als Verein, denn die Zielsetzung einer Ritterschaft sei die Pflege mittelalterlichen Brauchtums und dessen Ideale, zum Beispiel: Das Eintreten für Freundschaft und Brüderlichkeit, Förderung des Gemeinsinns, Hilfsbereitschaft und Wohltätigkeit, Liebe zur Heimat, Treue und Standhaftigkeit, Toleranz gegenüber anderen sowie Pflege von Geselligkeit und Humor. „Gerade in einer Welt, in der die Würde des Menschen oft in Frage gestellt wird, wo das Streben nach Macht, Geld und Einfluss im Vordergrund zu stehen scheint, bildet der Ritterbund eine Gemeinschaft, die in dem Bemühen nach gegenseitiger Achtung, zur Sympathie und Zuneigung ihre Aufgabe darin erblickt, den Menschen und Mitbruder in den Mittelpunkt zu stellen“, heißt es dort weiter. Füreinander da zu sein, miteinander in wirklicher Freundschaft zu leben, ohne Hass und Neidgefühl, zu helfen, wo es notwendig ist, das sei die Idee für den Zusammenschluss zu einem ritterlichen Bund. Das alles habe nichts mit einer Flucht in die Vergangenheit oder mit einer Marotte einiger Weniger zu tun, sondern zeuge eher von Exklusivität, denn solche Ideale erforderten eine gewisse Auslese, erwarteten Disziplin und verlangten vollen Einsatz in der ritterlichen Gesellschaft, beschreibt der Ritterbund sein Selbstverständnis und kommt Vorurteilen gleich zuvor. „Es versteht sich daher von selbst, dass eine Ritterschaft kein humpenschwingender Geselligkeitsverein, keine Faschings- oder Theatergruppe sein kann, auch wenn manches Zeremoniell theatralisch anmutet. Es ist auch kein monarchistischer Verein und kein Bündnis von Pseudoadligen, die sich Ritternamen zulegen, um sich als „von“ ausgeben zu können. In unseren Ritternamen liegt, wie in vielem anderen auch, lediglich eine Symbolik, welche die besondere Beziehung zu einer Ritterburg ausdrücken soll.“ Ein weiterer Unterschied zu einem Verein bestehe darin, dass nur derjenige Aufnahme finde, der von einem Mitglied des Bundes empfohlen wird und die übrigen Mitglieder (Sassenschaft) einer Aufnahme zustimmen. Weitere Unterschiede werden deutlich im äußeren Rahmen der Zusammenkünfte, in der Sprache, in den Namen und der Kleidung. Ein Hauch von Indiana Jones Prof. Dr. Herbert Riepl referierte bei der AAV Germania über Arzneimittelforschung Sicher sprechen und auftreten Der Abiturienten- und Absolventenverband (AAV) Germania hat am Samstag in den Saal des Gäubodenhof geladen. Dort gab Professor Herbert Riepl vom Wissenschaftszentrum Straubing Einblick in seine Forschung zu Arzneipflanzen. Der spannende Vortrag in geselliger Atmosphäre führte von den baumlosen Höhen des Himalaja über buddhistische Klosterbibliotheken bis in die Wälder Ecuadors. Eine selbstbewusste Ausstrahlung und rhetorische Fähigkeiten geben in vielen Situationen den Ausschlag in die gewünschte Richtung. Nervosität, eine verzerrte Selbsteinschätzung und typische Kommunikationsmuster entpuppen sich jedoch häufig als Stolpersteine. Kommunikationstrainerin Pia Pollicini will in einem praxisorientierten Tagesworkshop der KEB am Samstag, 14. November, von 9.30 bis 17 Uhr Wege aufzeigen, das eigene rhetorische Potenzial zu entdecken und zu aktivieren, um glaubwürdig, klar und überzeugend zu sprechen, individuelle Kommunikationsmuster zu erkennen, dabei auch seine Körpersprache und Stimmführung bewusst einzusetzen und so in wichtigen Situationen die Nervosität zu meistern. Nähere Informationen zum Workshop und eine Anmeldung dazu sind möglich bei der KEB unter Telefon 09421/3885 oder unter www.keb-straubing.de. Bei dem Semesterkommers der AAV Germania, „h. off. und m. D.“, also „hoch offiziell und mit Damen“, erfüllte Professor Riepl die Berufsbezeichnung „Ethnopharmakologe“ mit Leben. Weil Krankheitserreger mit der Zeit resistent gegen etablierte Medikamente würden und neue Wirkstoffe im Labor nur zufällig oder sehr aufwendig zu erzeugen seien, braucht es Ethnopharmakologen wie Riepl: Sie spüren traditionelle Heilpflanzen an den Rändern der Zivilisation auf und versuchen so, neue Wirkstoffe zu entdecken. Auf seinen Reisen wertete Professor Riepl das Potenzial des Färberwaids als Mittel gegen Gelbsucht aus und sammelte mit Doktorandin Veronika Huber in Ecuador Baumsäfte, die sich zu Bohnerwachs verarbeiten lassen könnten. Ein solcher Schatzgräber der Heilkunde muss nach Riepls Erfahrung schwindelfrei und wetter- Rhythmus seines 80-jährigen tibetischen Bergführers: „Man kommt nach Deutschland zurück und merkt – auf einmal hat man Zeit.“ So erzählt er von seinem Labor in einem windigen Zwei-Mann-Zelt im immerfeuchten Nebelwald wie andere vom Alltag im Büro; nur eine Privatreise mit seinem ProfessorKollegen Menrad, die müsse man „überleben“, flachste Riepl. | „Auf einmal hat man Zeit“ Nach einem launigen Vortrag in bester Stimmung (v.l.): Thomas Kuglmeier (Subsenior), Prof. Dr. Herbert Riepl, Richard Mayr (Senior) und Christian Richter (Vorstand). fest sein, sich auf Pferderücken wohlfühlen und Flüsse nicht selten statt auf einer Brücke auf einem glitschigen, umgelegten Baumstamm überqueren. Entsprechend erinnerten manche der Bilder in Riepls Präsentation an Szenen aus einem Indiana-Jones-Film. Riepl, der das Anforderungsprofil eines Ethnopharmakologen mit einem dichten Schnauzer, wachen Augen und festem Händedruck ergänzt, führte lässig durch die Präsentation; die einzige tropische Krankheit, die er sich auf seinen Reisen eingefangen habe, sei der gemächliche Sieben Jahre lang erforschte er die Heilpflanzen der Tibeter, von 1993 bis 1999. In den Heilkunst-Antiquarien, die buddhistische Mönche in ihren Klöstern hüten, blätterte er in antiken Handschriften – starke Nerven brauche man da, denn das Halbdunkel dieser Bibliotheken sei voll gruseliger Wächterstatuen und Geisterbilder. Viel geselliger war es am Samstag im Kreis der AAV Germania, wo der Vortrag des Straubinger Indiana Jones mit Männergesang und Burschenschafts-Tradition in Flaus (GalaUniform) und Cerevis (Kopfbedeckung) umrandet wurde. Als Dank für seinen faszinierenden Vortrag überreichte der Vorstand der AAV Germania, Christian Richter, unter Aufzählung ihrer sedativen und angstlösenden Wirkstoffe eine traditionell europäische Arznei: Rotwein. -cu-
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