«Viele Erinnerungen ans Juskila sind bis heute präsent geblieben» Evelyne Leu, ehemalige AerialsAthletin und Olympiasiegerin von Turin 2006, war als 14-Jährige im Juskila – vor genau 25 Jahren. Die achtfache Weltcupsiegerin erzählt, was ihr am meisten in Erinnerung geblieben ist und weshalb sie ihre beiden Söhne dereinst auch fürs Juskila anmelden wird. 32 Snowactive november 2015 SNOWACTIVE: Evelyne Leu, vor 25 Jahren warst du im Juskila. Wenn du dich heute daran zurückerinnerst: Was kommt dir als erstes in den Sinn? evelyne leu: Die Abschlussparty am letzten Abend und das Lied «Hier kommt Alex» der Toten Hosen, bei dem wir jeweils mitgesungen haben (lacht). Und das erste Mal auf den Langlaufski: Die Leiter hatten eine kleine Schanze präpariert, über welche wir springen durften. Sowieso konnten wir immer wieder neue Sachen ausprobieren. Einmal haben sie uns beispielsweise gezeigt, wie man die Ski wachst. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Und auch das Massenlager, wo alle geschlafen haben, ist mir in Erinnerung geblieben. Im kommenden Januar feiert das Juskila seine 75. Ausgabe. Du warst bei der 50. Aus- tragung dabei. Erinnerst du dich an die Feierlichkeiten während des Lagers an der Lenk? Der Schlagersänger Michel Villa hat gesungen, das weiss ich noch. Von ihm habe ich mir sogar ein Autogramm geholt. Und ich glaube, Adolf Ogi hat noch zu uns gesprochen – aber es könnte auch jemand anderes gewesen sein. Irgendjemand hat jedenfalls eine Rede gehalten. Ein Jubiläum ist immer auch Anlass, Dinge zu überdenken. Sind Schneesportlager zeitlos? Ich finde es sehr wichtig, dass es solche Schneesportlager gibt. Und zwar auch in Zukunft. Viele Familien kommen gar nicht erst in die Berge – wenn die Eltern nicht Skifahren sowieso nicht. Das Juskila ist eine gute Gelegenheit, die Kinder für eine Woche gratis in den Schnee zu schicken, wo sie erst noch Ski fahren kön- 75 Ja hre Tei Fotos: keystone / Markus beer 1 nen. Das ist nicht selbstverständlich und eine tolle Sache, von der man profitieren sollte. Das Juskila sei «mehr als ein Schneesportlager», hört man oft. Kannst du das bestätigen? Definitiv ja. Das Skifahren ist nicht der Aspekt, der mir aus dem Juskila am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Man ist am Skifahren, sicher, aber das ganze Lagerleben ist mindestens ebenso wichtig. Dadurch, dass man nicht unbedingt die Freunde von zuhause dabei hat, die man schon kennt, lernt man viele Leute kennen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in Liestal am Bahnhof stand mit meinem Juskila-Abzeichen auf dem Ärmel und schaute, wer sonst noch eines trug. Es war sehr aufregend, «alleine» in den Zug zu steigen und dann an jedem Bahnhof neue Kinder einsteigen zu sehen. Ich habe zu Beginn gar niemanden ge- l kannt. Vor Ort hat sich dann herausgestellt, dass ich von jemandem den Bruder kannte. Etwas mulmig ist einem ja bestimmt zu Mute, wenn man zusammen mit 599 unbekannten Gleichaltrigen in einen Zug steigt, um eine Woche im Schnee zu verbringen. Erinnerst du dich noch an die Reise an die Lenk und wie du dich dabei gefühlt hast? Ich war schon sehr gespannt. Natürlich fragt man sich, wen man dort alles antreffen würde. Ich hatte aber früher bereits einige Lager besucht und wusste, dass ich kein Heimweh haben würde. Das hat geholfen. Wie ist das «Eis» dann gebrochen? Man gehört sehr schnell einfach dazu. Kinder sind da wahrscheinlich unkomplizierter als Erwachsene. Ich erinnere mich, dass wir bei der Eröffnungsfeier alle gemeinsam dem Konzert von Michel Villa zuhörten und dabei ir- november 2015 Snowactive 33 hre Ja 75 l Tei 1 gendwie bereits ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstand. Was hat dir damals am besten gefallen? Sehr wahrscheinlich schon die AbschlussDisco (lacht). Da fühlten wir uns schon ziemlich erwachsen, obwohl das Ganze wohl in Wirklichkeit keine grosse Sache war. Gibt es auch Dinge, die dir negativ in Erinnerung geblieben sind? Da kommt mir nichts in den Sinn. Wenn es etwas Negatives gab, war es nichts Bleibendes. Was hast du im Lager gelernt? Wie es sich anfühlt, auf Langlaufski zu stehen. Und Selbstständigkeit. Man ist ein Stück mehr auf sich alleine gestellt als zuhause, obwohl es natürlich viele Leute hat, die einem helfen. Aber man muss sich die Hilfe zuerst holen, wenn man sie braucht. Das ist sicher etwas Positives. 34 Snowactive november 2015 In 25 Jahren hat sich einiges getan. Welche Umstände von damals wären heute undenkbar? Was sich extrem geändert hat, ist sicher die ganze Kommunikation. Wir kommunizierten damals noch per Briefpost mit den Zuhausegebliebenen. Meine Mutter hat mir damals einen Brief geschrieben und ins Juskila geschickt. Das findet heute sehr wahrscheinlich nicht mehr statt, da schreibt man wohl eher eine SMS. Heute kann man viel einfacher in Kontakt sein mit den Eltern oder den Kollegen, die nicht im Lager sind. Daneben hat sich natürlich vor allem die ganze Ausrüstung stark gewandelt. Wer hat dich damals auf die Idee gebracht, ins Juskila zu gehen? Meine Mutter. Sie hat, glaube ich, in der Zeitung davon gelesen. Beim ersten Mal hat es noch nicht geklappt, aber ein Jahr später wurde ich dann ausgelost. Auch meine jüngere Schwester nahm später am Juskila teil. Würdest du das Juskila heute weiterempfehlen? Ja, sofort. Und zwar eigentlich allen. Wenn es das Juskila dann noch gibt und sie nicht völlig abgeneigt sind, werde ich sicher auch meine beiden Söhne anmelden. Ich selbst habe ans Juskila nur gute Erinnerungen. 15 Jahre nach deiner Teilnahme im Juskila hast du den Olympiatitel im Aerials-Springen gewonnen. Wie oft hast du damals bereits trainiert? Ich war damals ganz neu bei der Skiakrobatik. Ich war vorher im Kunst- und Geräteturnen und trainierte vor allem am Wochenende und zweimal pro Woche mit dem Club, unter anderem auf den Wasserschanzen im Wallis und in Villach. Etwa zwei Wochen nach dem Juskila sprang ich meinen ersten Vorwärtssalto auf Schnee. Bereits im Lager wusste ich, dass das anstehen würde und war dementsprechend kribbelig. Ich fühlte mich damals bereits sehr als Skiakrobatin (schmunzelt). Hast du damals schon von einem Olympiasieg zu träumen gewagt? Ich wollte schon immer gut werden und einmal im Weltcup springen. Das war sicher mein Traum. Welche Rolle spielt der Sport heute in deinem Leben? Sport allgemein spielt immer noch eine grosse Rolle, auch wenn ich natürlich nicht mehr so viel Sport treibe wie früher. Aber es scheint mir nach wie vor sehr wichtig, dass man sich sportlich betätigt. Wie genau, kommt nicht so drauf an, so oder so erhöht man die eigene Lebens- qualität, wenn man fit ist. Die Freude an der Bewegung möchte ich auch meinen Kindern vermitteln. Das muss aber überhaupt nicht Spitzensport sein. Wie sieht es bei der Familie Leu mit Skisport aus? Das Ferienhaus in Uri, wo ich und meine Schwestern bereits Skifahren gelernt haben, haben wir inzwischen von meinem Vater geerbt. Nun sind wir wieder öfter ganze Wochenenden dort oben, auch im Winter. Mein älterer Sohn Corsin hat letzte Ostern das Skifahren für sich entdeckt. Ich bin gespannt, wie sich seine Begeisterung fürs Skifahren im kommenden Winter entwickeln wird. Wie verbunden bist du mit dem AerialsSport geblieben? Im Moment habe ich nur noch wenige Verbindungen. Im Winter verfolge ich die Weltcup- resultate. Und ab und zu gehe ich im Sommer nach Mettmenstetten, um der Nationalmannschaft auf der Wasserschanze beim Training zuzusehen. Mein älterer Sohn freut sich immer aufs Trampolinspringen und fragt dann jeweils, ob wir wiedermal hingehen können. Es ist lustig: Als ich diesen Sommer oberhalb der frisch renovierten Wasserschanze durchspazierte, bin ich selbst erschrocken, wie steil die Anlage eigentlich ist. Ich konnte mir fast nicht mehr vorstellen, dass ich das einmal selbst gemacht habe. Als ich früher viermal pro Woche auf dieser Anlage trainierte, war das gar nichts Spektakuläres. Da musste ich jeweils schmunzeln, wenn die Besucher nicht mehr aus dem Staunen herauskamen. petra kropf > november 2015 Snowactive 35 hre Ja 75 l Tei 1 Am 30. Oktober ist Anmeldeschluss Zum 75. Mal laden Swiss-Ski und seine Partner vom 2. bis 9. Januar 2016 600 Kids aus der ganzen Schweiz ins Jugendskilager «Juskila» an der Lenk i.S. ein. Bis heute ist das Schneesportlager für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gratis. Wer zwischen 13 und 14 Jahre alt ist und gerne am grössten Schneesportlager der Schweiz teilnehmen möchte, kann jetzt sein Glück versuchen: Noch bis am 30. Oktober läuft die Anmeldefrist. Welche jungen Schneesportler schliesslich dabei sein dürfen, entscheidet das Los. Weitere Informationen zum Juskila und Anmeldeformulare sind unter www.juskila.ch zu finden. Die Teilnehmerliste 2016 wird am Montag, 9. November 2015, bekanntgegeben. Jubiläumsaktivitäten vom 5. bis 7. November 2015 auf dem Waisenhausplatz in Bern Donnerstag, 5. November 2015 Ab 14.00 Skibetrieb auf einer Schneerampe auf dem Berner Waisenhausplatz – Schnupperskikurse für Kinder; Verpflegung und Unterhaltung im Sponsorenvillage Freitag, 6. November 2015 Ab 9.00 Skibetrieb auf einer Schneerampe auf dem Berner Waisenhausplatz – Schnupperskikurse für Kinder; bis 16.00 Verpflegung und Unterhaltung im Sponsorenvillage Werden Sie Juskila-Pate! Das Juskila kann nur dank der grosszügigen Unterstützung von Sponsoren und der Juskila-Paten durchgeführt werden. Mit einem Beitrag von mind. Fr. 50.– werden auch Sie Pate des Juskila. Sie ermöglichen mit Ihrem finanziellen Beitrag einem Jugendlichen eine unvergessliche Lagerwoche an der Lenk! Herzlichen Dank! Bank: Raiffeisenbank Bern IBAN: CH96 8148 8000 0037 7958 0 Swiss-Ski Worbstrasse 52 3074 Muri b. Bern Weitere Informationen unter www.juskila.ch Samstag, 7. November 2015 Ab 9.00 Grand-Prix Migros «Prolog»; City-Sprint für Kinder (Anmeldung unter www.gp-migros.ch) 12.00 Autogrammstunde mit Swiss-SkiAthleten im Swiss-Ski-Zelt 13.00 Auslosung der Teilnehmenden aus dem Kanton Bern auf der Skirampe 17.00 Buchvernissage im Berner Rathaus – Rückblick 75 Jahre Juskila Annonce RIDE REDSTER DER PISTENSKI MIT RACE-DNA. DER NEUE 36 Snowactive november 2015 ATOMIC.COM
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