«Viele Erinnerungen ans Juskila sind bis heute präsent geblieben»

«Viele Erinnerungen
ans Juskila
sind bis heute
präsent geblieben»
Evelyne Leu, ehemalige AerialsAthletin und Olympiasiegerin
von Turin 2006, war als
14-Jährige im Juskila – vor
genau 25 Jahren. Die achtfache
Weltcupsiegerin erzählt, was
ihr am meisten in Erinnerung
geblieben ist und weshalb sie
ihre beiden Söhne dereinst auch
fürs Juskila anmelden wird.
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SNOWACTIVE: Evelyne Leu, vor 25 Jahren
warst du im Juskila. Wenn du dich heute
daran zurückerinnerst: Was kommt dir als
erstes in den Sinn?
evelyne leu: Die Abschlussparty am letzten
Abend und das Lied «Hier kommt Alex» der
Toten Hosen, bei dem wir jeweils mitgesungen
haben (lacht). Und das erste Mal auf den
Langlaufski: Die Leiter hatten eine kleine
Schanze präpariert, über welche wir springen
durften. Sowieso konnten wir immer wieder
neue Sachen ausprobieren. Einmal haben
sie uns beispielsweise gezeigt, wie man die
Ski wachst. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Und auch das Massenlager, wo alle
geschlafen haben, ist mir in Erinnerung geblieben.
Im kommenden Januar feiert das Juskila
seine 75. Ausgabe. Du warst bei der 50. Aus-
tragung dabei. Erinnerst du dich an die
Feierlichkeiten während des Lagers an der
Lenk?
Der Schlagersänger Michel Villa hat gesungen,
das weiss ich noch. Von ihm habe ich mir sogar
ein Autogramm geholt. Und ich glaube, Adolf
Ogi hat noch zu uns gesprochen – aber es könnte auch jemand anderes gewesen sein. Irgendjemand hat jedenfalls eine Rede gehalten.
Ein Jubiläum ist immer auch Anlass, Dinge
zu überdenken. Sind Schneesportlager zeitlos?
Ich finde es sehr wichtig, dass es solche Schneesportlager gibt. Und zwar auch in Zukunft.
Viele Familien kommen gar nicht erst in die
Berge – wenn die Eltern nicht Skifahren sowieso nicht. Das Juskila ist eine gute Gelegenheit,
die Kinder für eine Woche gratis in den Schnee
zu schicken, wo sie erst noch Ski fahren kön-
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Fotos: keystone / Markus beer
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nen. Das ist nicht selbstverständlich und eine
tolle Sache, von der man profitieren sollte.
Das Juskila sei «mehr als ein Schneesportlager», hört man oft. Kannst du das bestätigen?
Definitiv ja. Das Skifahren ist nicht der Aspekt,
der mir aus dem Juskila am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Man ist am Skifahren,
sicher, aber das ganze Lagerleben ist mindestens ebenso wichtig. Dadurch, dass man nicht
unbedingt die Freunde von zuhause dabei hat,
die man schon kennt, lernt man viele Leute
kennen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich
in Liestal am Bahnhof stand mit meinem Juskila-Abzeichen auf dem Ärmel und schaute,
wer sonst noch eines trug. Es war sehr aufregend, «alleine» in den Zug zu steigen und dann
an jedem Bahnhof neue Kinder einsteigen zu
sehen. Ich habe zu Beginn gar niemanden ge-
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kannt. Vor Ort hat sich dann herausgestellt,
dass ich von jemandem den Bruder kannte.
Etwas mulmig ist einem ja bestimmt zu
Mute, wenn man zusammen mit 599 unbekannten Gleichaltrigen in einen Zug steigt,
um eine Woche im Schnee zu verbringen.
Erinnerst du dich noch an die Reise an die
Lenk und wie du dich dabei gefühlt hast?
Ich war schon sehr gespannt. Natürlich fragt
man sich, wen man dort alles antreffen würde.
Ich hatte aber früher bereits einige Lager besucht und wusste, dass ich kein Heimweh haben würde. Das hat geholfen.
Wie ist das «Eis» dann gebrochen?
Man gehört sehr schnell einfach dazu. Kinder
sind da wahrscheinlich unkomplizierter als
Erwachsene. Ich erinnere mich, dass wir bei
der Eröffnungsfeier alle gemeinsam dem Konzert von Michel Villa zuhörten und dabei ir-
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gendwie bereits ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstand.
Was hat dir damals am besten gefallen?
Sehr wahrscheinlich schon die AbschlussDisco (lacht). Da fühlten wir uns schon ziemlich erwachsen, obwohl das Ganze wohl in
Wirklichkeit keine grosse Sache war.
Gibt es auch Dinge, die dir negativ in Erinnerung geblieben sind?
Da kommt mir nichts in den Sinn. Wenn es etwas Negatives gab, war es nichts Bleibendes.
Was hast du im Lager gelernt?
Wie es sich anfühlt, auf Langlaufski zu stehen.
Und Selbstständigkeit. Man ist ein Stück mehr
auf sich alleine gestellt als zuhause, obwohl es
natürlich viele Leute hat, die einem helfen.
Aber man muss sich die Hilfe zuerst holen,
wenn man sie braucht. Das ist sicher etwas
Positives.
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In 25 Jahren hat sich einiges getan. Welche
Umstände von damals wären heute undenkbar?
Was sich extrem geändert hat, ist sicher die
ganze Kommunikation. Wir kommunizierten
damals noch per Briefpost mit den Zuhausegebliebenen. Meine Mutter hat mir damals
einen Brief geschrieben und ins Juskila geschickt. Das findet heute sehr wahrscheinlich
nicht mehr statt, da schreibt man wohl eher
eine SMS. Heute kann man viel einfacher in
Kontakt sein mit den Eltern oder den Kollegen,
die nicht im Lager sind. Daneben hat sich natürlich vor allem die ganze Ausrüstung stark
gewandelt.
Wer hat dich damals auf die Idee gebracht,
ins Juskila zu gehen?
Meine Mutter. Sie hat, glaube ich, in der Zeitung davon gelesen. Beim ersten Mal hat es
noch nicht geklappt, aber ein Jahr später wurde ich dann ausgelost. Auch meine jüngere
Schwester nahm später am Juskila teil.
Würdest du das Juskila heute weiterempfehlen?
Ja, sofort. Und zwar eigentlich allen. Wenn es
das Juskila dann noch gibt und sie nicht völlig
abgeneigt sind, werde ich sicher auch meine
beiden Söhne anmelden. Ich selbst habe ans
Juskila nur gute Erinnerungen.
15 Jahre nach deiner Teilnahme im Juskila
hast du den Olympiatitel im Aerials-Springen gewonnen. Wie oft hast du damals bereits trainiert?
Ich war damals ganz neu bei der Skiakrobatik.
Ich war vorher im Kunst- und Geräteturnen
und trainierte vor allem am Wochenende und
zweimal pro Woche mit dem Club, unter anderem auf den Wasserschanzen im Wallis und in
Villach. Etwa zwei Wochen nach dem Juskila
sprang ich meinen ersten Vorwärtssalto auf
Schnee. Bereits im Lager wusste ich, dass das
anstehen würde und war dementsprechend
kribbelig. Ich fühlte mich damals bereits sehr
als Skiakrobatin (schmunzelt).
Hast du damals schon von einem Olympiasieg zu träumen gewagt?
Ich wollte schon immer gut werden und einmal
im Weltcup springen. Das war sicher mein
Traum.
Welche Rolle spielt der Sport heute in deinem Leben?
Sport allgemein spielt immer noch eine grosse
Rolle, auch wenn ich natürlich nicht mehr so
viel Sport treibe wie früher. Aber es scheint mir
nach wie vor sehr wichtig, dass man sich sportlich betätigt. Wie genau, kommt nicht so drauf
an, so oder so erhöht man die eigene Lebens-
qualität, wenn man fit ist. Die Freude an der
Bewegung möchte ich auch meinen Kindern
vermitteln. Das muss aber überhaupt nicht
Spitzensport sein.
Wie sieht es bei der Familie Leu mit Skisport
aus?
Das Ferienhaus in Uri, wo ich und meine
Schwestern bereits Skifahren gelernt haben,
haben wir inzwischen von meinem Vater geerbt. Nun sind wir wieder öfter ganze Wochenenden dort oben, auch im Winter. Mein älterer
Sohn Corsin hat letzte Ostern das Skifahren für
sich entdeckt. Ich bin gespannt, wie sich seine
Begeisterung fürs Skifahren im kommenden
Winter entwickeln wird.
Wie verbunden bist du mit dem AerialsSport geblieben?
Im Moment habe ich nur noch wenige Verbindungen. Im Winter verfolge ich die Weltcup-
resultate. Und ab und zu gehe ich im Sommer
nach Mettmenstetten, um der Nationalmannschaft auf der Wasserschanze beim Training
zuzusehen. Mein älterer Sohn freut sich immer
aufs Trampolinspringen und fragt dann
jeweils, ob wir wiedermal hingehen können.
Es ist lustig: Als ich diesen Sommer oberhalb
der frisch renovierten Wasserschanze durchspazierte, bin ich selbst erschrocken, wie steil
die Anlage eigentlich ist. Ich konnte mir
fast nicht mehr vorstellen, dass ich das einmal
selbst gemacht habe. Als ich früher viermal
pro Woche auf dieser Anlage trainierte, war
das gar nichts Spektakuläres. Da musste ich
jeweils schmunzeln, wenn die Besucher nicht
mehr aus dem Staunen herauskamen. petra kropf
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Am 30. Oktober ist Anmeldeschluss
Zum 75. Mal laden Swiss-Ski und seine Partner vom
2. bis 9. Januar 2016 600 Kids aus der ganzen Schweiz
ins Jugendskilager «Juskila» an der Lenk i.S. ein. Bis
heute ist das Schneesportlager für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gratis. Wer zwischen 13 und
14 Jahre alt ist und gerne am grössten Schneesportlager der Schweiz teilnehmen möchte, kann jetzt
sein Glück versuchen: Noch bis am 30. Oktober läuft
die Anmeldefrist. Welche jungen Schneesportler
schliesslich dabei sein dürfen, entscheidet das Los.
Weitere Informationen zum Juskila und Anmeldeformulare sind unter www.juskila.ch zu finden. Die
Teilnehmerliste 2016 wird am Montag, 9. November
2015, bekanntgegeben.
Jubiläumsaktivitäten
vom 5. bis 7. November 2015
auf dem Waisenhausplatz in Bern
Donnerstag, 5. November 2015
Ab 14.00 Skibetrieb auf einer Schneerampe
auf dem Berner Waisenhausplatz – Schnupperskikurse für Kinder;
Verpflegung und Unterhaltung im Sponsorenvillage
Freitag, 6. November 2015
Ab 9.00
Skibetrieb auf einer Schneerampe
auf dem Berner Waisenhausplatz – Schnupperskikurse für Kinder;
bis 16.00
Verpflegung und Unterhaltung im Sponsorenvillage
Werden Sie Juskila-Pate!
Das Juskila kann nur dank der grosszügigen Unterstützung von Sponsoren und der Juskila-Paten
durchgeführt werden. Mit einem Beitrag von mind.
Fr. 50.– werden auch Sie Pate des Juskila. Sie ermöglichen mit Ihrem finanziellen Beitrag einem Jugendlichen eine unvergessliche Lagerwoche an der Lenk!
Herzlichen Dank!
Bank: Raiffeisenbank Bern
IBAN: CH96 8148 8000 0037 7958 0
Swiss-Ski
Worbstrasse 52
3074 Muri b. Bern
Weitere Informationen unter
www.juskila.ch
Samstag, 7. November 2015
Ab 9.00
Grand-Prix Migros «Prolog»;
City-Sprint für Kinder (Anmeldung unter www.gp-migros.ch)
12.00
Autogrammstunde mit Swiss-SkiAthleten im Swiss-Ski-Zelt
13.00
Auslosung der Teilnehmenden aus dem Kanton Bern auf der Skirampe
17.00
Buchvernissage im Berner Rathaus – Rückblick 75 Jahre Juskila
Annonce
RIDE
REDSTER
DER PISTENSKI MIT RACE-DNA.
DER NEUE
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