T i t e lt h e m a T i t e lt h e m a Häufig trifft man den „Heidefirst“ als Dachabschluss an. Abschluss eines Hauses erfüllen kann, hat der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks die zuletzt im Jahr 2008 angepassten „Fachregeln für die Dachdeckung mit Reet“ entworfen. Genäht, gebunden oder geschraubt Grundsätzlich kann man 3 Grundarten der Ausführung unterscheiden: die gebundene Deckung, die genähte Deckung und die geschraubte Deckung. Die in Deutschland am häufigsten angewandte Befestigungstechnik ist heute das geschraubte Reetdach. Hierbei wird mit einem Draht, der an eine Schraube (Mindestgröße von 4,5 × 35 mm) gedrillt ist, das Reet befestigt. Der eingesetzte Draht ist ein nicht rostender Stahldraht, der eine Mindestdicke von 1 mm hat. Die Decklage wird mit dieser Schraube-DrahtKombination an die Latten angeschraubt. Der Abstand der Schraubung darf 20 cm nicht überschreiten. Die Dauerhaftigkeit des geschraubten Daches ist abhängig von der Befestigung der Schrauben in den Latten und der Festigkeit der Rödelung des Drahtes. Es gilt hierbei zu beachten, dass die Schraubung nicht im Lattenrandbereich eingedreht und die Latte durch die Schraubung nicht gespalten werden darf. Lebensdauer abhängig von Dachneigung Fotos: Holzmann Grundsätzlich gibt es beim Schilfrohrdach – dem Reetdach – drei Deckungsarten: die gebundene Deckung, die genähte Deckung und, am häufigsten anzutreffen, die geschraubte Deckung. Steil geneigt und hinterlüftet REetdachdeckung Dachdeckungen mit Reet sind traditionelle Bedachungen, deren handwerkliche Regeln sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Während die fachliche Ausführung – bei einer Mindestdachneigung von 45° – sich nur unwesentlich veränderte, haben sich die bauphysikalischen Aspekte grundlegend gewandelt. Gerhard Holzmann G rundsätzlich hat sich an der handwerklichen Arbeit über die Jahrhunderte nicht viel geändert. Hier und da sind die Abstände von Dachelementen perfektioniert, die ehemals reine Handarbeit wird heute mit Kleinmaschinen wie einem 8 DDH 14 . 2014 Akkuschrauber unterstützt, aber die meisten Werkzeuge sind im Gros identisch mit denen, die der Reetdachdecker auch schon vor 100 Jahren oder auch noch längerer Zeit nutzte. Was sich allerdings deutlich änderte, ist die Konstruktion unterhalb des Reets. Während man früher in den sogenannten Rauchhäusern keinen Kamin hatte, sondern die Abgase der Feuer- und Kochstelle durch das Weichdach hindurch ins Freie führte, müssen bei heutigen Neubauten Vorgaben wie die Energiesparverordnung berücksichtigt werden. Hierdurch werden gewisse Dogmen eines traditionellen Reetdachhauses deutlichst verändert, so ist beispielsweise die Konstruktion unterhalb der Dachdeckung luftdicht auszuführen und im Sinne der Energieeinsparverordnung eine vollflächig geschlossene Dämmlage unterhalb der Rohrdeckung, mindest aber auf der obersten Geschossdecke, auszuführen. Dies alles führt dazu, dass so mancher aus dem Urlaub mitgebrachte Reetdachwunsch eines Bauherrn nicht wirklich verordnungsgemäß auszuführen ist. Es zieht keine Luft mehr über den Wohnraum durch das Reet ins Freie. Die Reetdachdeckung muss so aufgebaut sein, dass die Unterseite schon durch die Konstruktion alleine ordentlich belüftet wird und keine Schäden durch dauerfeuchte Bereiche eintreten. Ein weiteres häufiges Problem der Moderne ist die Gestaltung der Dachflächen selbst. Die heutige Bauherrschaft möchte häufig möglichst viele Gauben, damit auch der Dachraum wohnlich genutzt werden kann und entsprechend Tageslicht in die Räume eindringt. Diese und ähnliche Bauherrenwünsche sind jedoch beim Reetdach aus technischer Sicht nicht immer vernünftig, wenngleich sie vielleicht schön anzusehen sind. Damit das traditionelle Reetdach auch heute seine ihm zugedachten Aufgaben als oberster witterungssicherer und möglichst dauerhafter Die Optik des Daches wird durch die Dachform, die Art und Anzahl der Gauben sowie den oft unvermeidbaren Dachdurchdringungen bestimmt. Das typische und traditionelle norddeutsche Reetdach ist ein steiles, ganzeinheitlich, tief herabragendes und mit großem Dachüberstand aufgebautes Walmdach, wobei auch Satteldächer mit steilen Giebeln und Krüppelwalmdächer sowie Zelt-, Pult-, Säge- und Mansarddächer gebaut wurden und werden. Die eben genannten Dachüberstände sollen das Gebäude allseitig überragen, an der Traufe im waagerechten Abstand mindestens 50 cm. Die Regeldachneigung für Reetdeckungen beträgt 45° und darf auch mit regensichernden Zusatzmaßnahmen nicht unterschritten werden. In küstennahen Gegenden sind sogar 50° und mehr empfehlenswert. Die Dachneigung von Dachflächen, welche in Kehlen zusammenstoßen, muss so gewählt werden, dass die Kehlsparrenneigung mindestens 40° beträgt. Diese 40° finden sich auch als Vorgabe in Bezug 14 . 2014 DDH 9 FEDER T i t e lt h e m a Der Lüftungsquerschnitt zwischen Reetdeckung und der Dämmebene muss mindestens 6 cm betragen. luftfeuchte abgesperrt werden. Dieser Luftraum zwischen der Reetdeckung und der Dämmebene muss, nicht nur wegen der Hinterlüftung, auch um das Reet ordentlich binden und notfalls auch reparieren zu können, mindestens 6 cm betragen. BauderPIR FA überzeugt mit seiner hohen Dämmleistung (WLS 023) und seiner geringen Dicke. Deckungsstärke und Überstände Eine Reetdeckung muss eine gewisse Dicke aufweisen. Die sichtbare Traufdicke sollte mindestens 30 cm betragen, wobei an der obersten Latte (First) die Dicke 35 bis 40 cm beträgt. auf die Dachneigung kleiner Flächen wie beispielsweise Dachgauben. Hier darf die vorgenannte Regeldachneigung in Ausnahmefällen entsprechend unterschritten werden, allerdings sollte hierzu der künftige Reetdachbesitzer auch darüber (am besten schriftlich) aufgeklärt werden, dass die Lebensdauer des Reets in solchen Fällen durch die dadurch erhöhte Wasseraufnahme eingeschränkt wird. Im Rahmen der gewünschten Dachneigung spielt auch die Halmneigung eine wichtige Rolle. Bei einer Eindeckstärke von 35 bis 40 cm und einer nötigen Dachneigung von 45° beträgt die Halmneigung zwischen 30 und 35°. Grundsätzlich gilt, je steiler ein Reetdach, desto haltbarer ist es auch. Nutzung bestimmt energetische Maßnahme Eingangs bereits angesprochen, stellt die Reetdachdeckung in Zusammenhang mit den Vorgaben der Energieeinsparverord10 DDH 14 . 2014 nung und der zugleich oftmals genutzten Dachgeschosse zu Wohnzwecken eine erhöhte Anforderung an die Dachkonstruktion dar. Hier sind grundlegend bauphysikalische Anforderungen wie beispielsweise Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutz zu berücksichtigen. Wird das Dachgeschoss zur Wohnzwecken ausgebaut, so muss unter die Reetdeckung eine Wärmedämmung eingebaut werden. Gerade diese Konstruktionen werden immer mal wieder falsch ausgeführt, wodurch im Detail Probleme mit der Hinterlüftung der Dachhaut entstehen. Fehlt eine ausreichende Hinterlüftung, so ist ein Feuchtigkeitsschaden, aus dem eine Zersetzung des Reets resultiert, nahezu unausweichlich. Um den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) zu genügen, müssen unterhalb der Hinterlüftungszone eine diffusionsoffene Unterspannbahn und eine wärmedämmende Maßnahme ergriffen werden, welche von der Dachinnenseite durch eine Dampfsperre gegen die Raum- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Dicke der Reetdeckung. Nach den Fachregelen sollte die sichtbare Traufdicke mindestens 30 cm betragen, wobei an der obersten Latte (First) die Dicke der Dachfläche 35 bis 40 cm betragen sollte, gemessen im Winkel von 90° zur Dachlatte. Zuvor wurde bereits der Dachüberstand von mindestens 50 cm angesprochen. Hierzu sei zu bemerkten, dass der Abstand der Reetdeckung an der Traufe, gemessen vom Mauerwerk oder Gesims bis hin zum Reet mindestens 15 bis 30 cm betragen sollte. Am Ortgang werden 15 bis 25 cm vorgegeben. Das Detail First Besondere Detaillösungen verlangt beim Rohrdach vor allem die Firstausbildung ab. Was ursprünglich die regionale Besonderheit war, ist heute stark an gesetzliche Vorschriften gebunden, die regional sehr unterschiedlich und der jeweiligen Bauordnung zu entnehmen sind. Die häufigsten traditionellen Firstausbildungen neben den modernen Kupferblechfirsten sind: ▪▪ Rohr- oder Reetfirste ▪▪ Strohwulstfirste ▪▪ Rollfirste ▪▪ Sodenfirste ▪▪ Heidefirste Wobei der zuletztgenannte, der Heidefirst, wohl der am häufigsten auffindbare Firstabschluss in Deutschland sein dürfte. Auf die übliche Rohrdeckung im Firstbereich werden hierbei Ballen aus geschnittenem, erdfeuchtem Heidekraut im Verband mit einer beidseitigen Schenkellänge von circa 1 m aufgebracht. Die Neigung der Schenkel darf hierbei keinesfalls die Dachneigung unterschreiten. Von der Firstspitze verjüngt sich der Heidefirst zur unteren Kante auf etwa 10 cm. Die beiden Firstlatten an der Sparrenspitze stoßen bei dieser Firstausbildung zusammen. Als Schutzmaßnahme wird unter dem Heidefirst oftmals eine Bitumen- oder PE-Lage überlappend eingelegt und über dem Heidefirst zusätzlich ein feinmaschiges Kunststoff- oder Draht- www.bauder.de LEICHT Dabei ist es sehr leicht und dank seiner hohen Verlegeleistung einfach zu verarbeiten. T i t e lt h e m a geflecht gespannt und je nach Region durch Anordnung von zum Beispiel Weichholzpflöcken (Sticken) weiter gesichert. SanierungSpreiS Dach Flachdach Beispiele einiger gängiger Konstruktionslösungen. Quelle: Fachbuch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ Grat, Pult und Kehle Laut Regelwerk sind die Halme an den Graten in Richtung des Gratsparrens zu decken und allmählich in normale Richtung zu bringen. Die Gratkante wird leicht gerundet, wobei die Mindestdicke der Reetdeckung gewährleistet sein muss. Die Kehle liegt immer horizontaler als die Dachflächen, die sie verbinden und leiten daher immer ein Übermaß an Niederschlagswasser ab, was sie zu einer Schwachstelle des Daches degradiert. Die durchschnittliche Haltbarkeit beträgt aus diesem Grunde nur circa 7 Jahre. Kehlen sind beim Reetdach grundsätzlich so auszuführen, dass die Decklagen in diesem Bereich immer durchgehend gedeckt sind. Die Dicke der Deckung muss hier in etwa das 1,5-Fache der Dachflächendeckung betragen. Eine Kehlsparrenneigung von 40° sollte hierbei nicht unterschritten werden. Auch Kehlen sind grundsätzlich ausgerundet zu decken und können durch Einbringung einer zusätzlichen Querlattung auch breiter gestaltet werden. Die sogenannte untergelegte Kehle wird ausgeführt, wenn die Reetdeckung im Kehlbereich an eine andersartig gedeckte Dachfläche anschließt. Hier Wartungsverträge sinnvoll 12 DDH 14 . 2014 Umfassende Sanierung samt Dachaufbau als Gründach an einem Hochschulgebäude aus den 1950er-Jahren; ausführend: Willy A. Löw AG, Bad Homburg Sanierung einer Flachdachfläche mit umlaufender Brüstung nach Hochhausrichtlinie; ausführend: DREI-Dachdeckerei GmbH, Berlin 14 ❙ ❙ Praxis-Tipp Wie jedes Bauteil eines Hauses unterliegt auch die Reetdachdeckung einer natürlichen Alterung. Die Haltbarkeit des Dachreets bzw. eines Reetdaches ist hierbei abhängig von den herrschenden klimatischen Verhältnissen, den Umwelteinflüssen, der Nutzung des Gebäudes, den mechanischen und thermischen Einflüssen wie auch der konstruktiven Gegebenheit. Um eine möglichst lange Haltbarkeit zu erreichen, sollte ein Reetdach in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Diverse Reetdachdecker schließen hier mit ihren Kunden nach dem Neubau eines Reetdaches auch einen Wartungsvertrag. Allgemein betrachtet umfassen solche Verträge in Bezug auf die Kontrolle der Funktionstüchtigkeit die Dachdeckung, An- und Abschlüsse, Dachdurchdringungen, Dacheinbau- und Dachsystembauteile, Sicherheitsvorrichtungen oder auch die Windsogsicherungen. In den Bereich der Wartung fallen vor allem die Erneuerung von Korrosionsschutz an Metallen, das Ersetzen von schadhaften Vermörtelungen, der Austausch schadhafter Dacheinbau- und Dachsystemteile und Ähnliches, natürlich bis hin zum Austausch schadhaften Reets. In welchen zeitlichen Abständen diese Inspektionen mit ggf. nötiger Wartung vereinbart werden, hängt wiederum von den jeweiligen regionalen Bedingungen ab, wie die nominierten Sind: Vermooste Flächen entstehen häufig auf der Nordseite des Gebäudes oder/und wenn hoher Baumbestand die Dachfläche verschattet. Durch die Vermosung ist eine Zersetzung des Reets möglich. beispielsweise den genannten klimatischen Verhältnissen. Der, in aller Regel aus der Region stammende Reetdachdecker weiß um die Randbedingungen und kann somit den für das individuelle Objekt passenden Turnus wählen. Eine regelmäßige Inspektion oder Wartung liegt zwar im Verantwortungsbereich des Eigentümers, allerdings ist dieser dann doch gerne mal nachlässig oder gar vergesslich. Liegt ein Wartungs vertrag vor, so wird der Reetdachdecker diesen Termin auch im Terminkalender haben und kann den Bauherrn entsprechend erinnern. Jetzt Voten! Die Fachjury hat getagt und jeweils drei herausragende Objekte für die fünf Kategorien des Sanierungspreis 14 nominiert. Unser Online-Voting ist gestartet. Jetzt sind ausschließlich Sie gefragt! Stimmen Sie ab und nehmen Sie an der Verlosung teil. Mit etwas Glück gewinnen Sie ein iPad mini oder einen iPod shuffle. Alle weiteren Informationen auf www.sanierungspreis.de. Abbruch und Neuaufbau einer Tiefgaragendecke; ausführend: Fleischmann + Grummt GmbH, Uttenreuth T i t e lt h e m a ❙ ❙ Interview T i t e lt h e m a Mehr zu Arbeit der Bundesfachgruppe Reet in DDH digital „Von Lübeck bis Cape Town“ 1998 wurde die Bundesfachgruppe Reetdachtechnik des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks gegründet. Direkte Mitglieder sind in der Regel Reetdachdeckerbetriebe, die der örtlichen Dachdeckerinnung angehören. Daneben gibt es auch Gastmitgliedschaften. Die Reetdachdecker der Bundesfachgruppe treffen sich mindestens einmal jährlich zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung. Erstmalig wurde in 2014 der „Tag des Reetdachdeckers“ veranstaltet, organisiert vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und die Qualitätssicherung Reet (QSR) GmbH (siehe DDH 07. 2014). Als technischer Berater der beiden Landesinnungsverbände Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist auch Dipl.-Ing., Architekt Thomas Schneider ständiger Begleiter der Bundesfachgruppe als Ansprechpartner für die Reetdachtechnik. Wir sprachen mit dem technischen Leiter und Schlichter der Landesverbände über die Besonderheiten von Reet und über die Arbeit der Bundesfachgruppe Reetdachtechnik. DDH: Herr Schneider, warum sind Reetdächer insbesondere im Norden – und hier in küstennahen Gebieten – vertreten? Schneider: Seit der prähistorischen Zeit wird das Material als Dachdeckung genutzt. Da das Rohmaterial Schilf vornehmlich am Wasser wächst war es als Baumaterial im Norden naheliegend, da es durch die Küstennähe massenhaft vorhanden ist. Mit dem Reetdach hat sich eine ganze Baukultur gebildet, die noch heute die Menschen im Norden fasziniert. Reetdächer prägen die Landschaft und werden es auch zukünftig weiter tun. Ungeziefer, Vermoosung, Schimmelbefall, Brandanfälligkeit – wie räumen Sie als Fachmann mögliche Bedenken und Vorurteile gegen eine Reetdeckung aus? Diese vier Schlagwörter, die Sie nennen, kann man genauso gut mit einem Hartdach in Verbindung bringen. Es ist also kein typisches Weichdachphänomen. Mit der Entscheidung, das eigene Dach mit Reet decken zu lassen, fällt zugleich die Entscheidung für einen natürlichen Baustoff mit all seinen Vor- und Nachteilen. Natürlich kann ein Reetdach von Insekten befallen werden und in verschatteten Bereichen kommt es zu Vermoosungen. Das Reetdach ist eben ein Dach, welches durch einen Fachbetrieb regelmäßig gewartet werden muss, um eine lange Haltbarkeit zu garantieren. Wo liegen die häufigsten Fehler bei der Ausführung eines Reetdaches? Ich bin mir nicht sicher, ob das Wort „häufig“ das richtige ist. Die meis ten Schwierigkeiten bekommen wir mit Dächern, die mit schlechtem Material eingedeckt worden sind. Ein zu früher Erntezeitpunkt lässt sich bei der Eindeckung nicht immer gleich feststellen, kann aber nach Jahren noch zu Schäden im Dach führen. Auch die Bauphysik rückt in den Fokus. Zu viel eingetragene Nutzungsfeuchte im Reetdach kann auch hier zu Schäden führen. Seit einigen Jahren gibt es den Lehrberuf des Reetdachdeckers. Wie ist dieser Ausbildungszweig frequentiert? Seit 2009 haben wir 31 jungen Menschen zum Gesellenbrief gebracht. Gerade in diesem Jahr haben wir 9 Auszubildene durch die Prüfung zum Reetdachdecker geführt. Für den Anteil der Reetdachdachdecker 14 DDH 14 . 2014 unter den Betrieben ist das eine gute Zahl. Gibt es einen internationalen Austausch zwischen Reetdachdeckern und wenn ja, welche Erkenntnisse und Erfahrungen haben Sie aus den Gesprächen mitgenommen? Es gibt in der Tat einen internationalen Austausch. Vor drei Jahren wurde in einem Treffen in Dänemark die ITS – International-ThatchingSociety, gegründet, ein internationaler Verbund von Reetdachdeckern aus sieben Ländern. Gerade in diesem Jahr fand das Treffen bei den Kollegen aus Südafrika in Cape Town statt. Diese Treffen werden nicht nur zum Besichtigen von Reetdächern genutzt, sondern im Rahmen einer Tagung werden sowohl technische als auch rechtliche Themen behandelt. In den abendlichen Gesprächen zeichnete sich erfreulicherweise ab, dass die Sorgen, Nöte und Wünsche der Unternehmer, egal aus welchem Land sie kommen, alle gleich sind. Seit 2012 darf ich Vizepräsident dieser Vereinigung sein und kann mit Katrin Jacobs als gewählten Board-Member (Mitglied einer int. Arbeitsgruppe) aktiv die Geschicke der Reetdachdecker mitgestalten. Wie bilden Sie im Ausbildungszentrum in Lübeck-Blankensee aus und was vermitteln Sie den Azubis in puncto Reetverarbeitung? In der Vertiefungsphase ihrer Lehrzeit werden die Auszubildenden eigens von einem Reetdachdecker unterrichtet. Schließlich haben wir in Lübeck-Blankensee die einzige Bundesfachschule für Reet in Deutschland. An Modellen mit verschiedensten Detailpunkten lernen die Auszubildenden alle Inhalte aus dem Rahmenlehrplan und eben den einen Kniff und Trick mehr. Wie muss sich das Material anfühlen, was macht gutes Material aus, wie bilde ich fachgerecht z. B. eine Gaube aus. Neben den Fachregeln sind genau dies die Feinheiten, die man bei der Arbeit mit Reet beachten muss. Was ist die Aufgabe der Bundesfachgruppe Reetdachtechnik? Die Bundesfachgruppe Reetdachtechnik im Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks ist die einzige Bundesfachgruppe innerhalb der Berufsorganisation. Ihr können direkt Mitglieder einer Dachdeckerinnung beitreten, die sich speziell auf dem Gebiet der Reetdachdeckung betätigen und der Berufsorganisation des Zentralverbandes angehören. Daneben gibt es aber auch Gastmitgliedschaften. Die Mitgliedschaft in der Bundesfachgruppe ist kostenneutral. Den Vorsitz dieser Fachgruppe hat die Dachdeckermeisterin und öbuv. Sachverständige für Reetdachdeckungen Katrin Jacobs aus Schleswig-Holstein. Zum Schluss eine persönliche Frage: Wozu würden Sie sich beim eigenen Haus entscheiden: Reet oder harte Bedachung? Da meine Leidenschaft dem Jugendstil gehört, muss ich mich leider für eine harte Bedachung entscheiden. Reet würde zu einem solchen Gebäude nicht passen. Ich bin mir aber sicher, dass das Gartenhaus eine weiche Bedachung erhält. schließt die Reetdeckung an der Kehle analog der Ortgangdeckung an und muss mindestens 15 cm, rechtwinklig zur Kehllinie gemessen, überdeckt werden. Die untergelegte Kehle muss bis auf die Auflagekante (Kniep) heraufgeführt werden. Ausführung von Gauben Beim Bau von Dachgauben muss darauf geachtet werden, dass deren Dachneigung mindestens 40° beträgt. Dies kann durch niedrige Fenster und hoch angeordnete Wechsel in der Regel leicht erreicht werden, wobei die Dachf läche der Gaube deutlich unterhalb des Firstbereiches in die Dachfläche einlaufen soll. Die untere Kante der Gaubenfensterzarge sollte circa 20 bis 25 cm höher als die Dachlattenoberkante (Lattenflucht) angeordnet werden, um beim Decken das Rohr unter die Fensterzarge schieben zu können. Auf dem oberen Wechsel und der Fensterzarge werden die Gaubensparren nach oben verjüngt, zusammenlaufend befestigt. Durch die Verjüngung der Gaubensparren fügt sich nach der Deckung die Gaubendachfläche optisch besser in die gesamte Dachf läche ein. Anschlüsse der Reetdachdeckung an Dachgauben sind in der Regel auch auszurunden. Es gilt, die Gaubensparren unter dem Firstscheitelpunkt in die Dachfläche einzubinden, sodass die letzten 3 Dachlatten nicht unterbrochen werden. Die Gaubenkonstruktionen Eine untergelegte Kehle wird ausgeführt, wenn die Reetdeckung im Kehlbereich an eine andersartig gedeckte Dachfläche anschließt. müssen von Kehlen, Graten, Ortgängen oder anderen Dachgauben so weit entfernt sein, dass die Gaubendeckung mit einem Abstand von mindestens 1 m in die Dachflächendeckung einbindet. Vor den Dachgauben, am traufseitigen Anschluss, ist die letzte, kürzere Decklage mit offener Bindung zu befestigen. Dabei soll der Zwischenraum zwischen den Dachlatten und der unteren Kante des Gaubenrahmens der um circa 10 cm verringerten Dicke der Reetdeckung entsprechen. Die Ausführung der Abdeckung des Anschlusses ist unterschiedlich und kann beispielswei- se mit einem Tropfbrett, einer Heidefirstabdeckung oder einem Rohrfirst erstellt werden. ❮❮ Autor Bau-Ing. Gerhard Holzmann ist geprüfter Bausachverständiger für Bauschäden und Baumängel mit eigenem Sachverständigenbüro in Welden. Schlagworte fürs DDH Online-Archiv auf www.ddh.de: Reet, Reetdeckung, Steildach. Anzeige M BAUARTIKEL . FEUERVERZINKUNG 14 . 2014 DDH 15
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