Newsletter des Forschungszentrums für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen FoSS-Newsletter Nr.35 November 2015 www.foss-karlsruhe.de I steal ideas – that is why I go to conferences … Insbesondere der Herbst ist in der Sportwissenschaft Konferenzzeit. Jedoch so provokant, wie André Lachance aus Kanada seine Motivation für Weiterbildungsveranstaltungen deutlich gemacht hat, “I steal ideas…“, wird es selten formuliert. Er ist im Nachwuchsbereich und in der Trainerausbildung im Baseball tätig. Lachance selektiert und archiviert auch mit spontanen Fotos aus Präsentationen – vornehmlich auf Konferenzen, die sich mit seiner Zielgruppe beschäftigen – Konzepte jeglicher Sportarten, um diese für sich zu nutzen. „Stehlen“ oder (Fremd-)Nutzen scheint bei dieser Form von Ideen in der Grauzone des Vertretbaren zu liegen – der Patentschutz ist hier nicht üblich – jedoch, wenn gestohlene Ideen oder ganze Vortragskonzepte nicht modifiziert auf einmal als eigene präsentiert würden, wäre mindestens die ethisch-moralische Grenze des Urheberrechts überschritten. Leider kommt diese Überschreitung auch in öffentlichen Kontexten viel zu häufig vor! Bis Ideen zu Konzepten reifen, dauert es teilweise Jahrzehnte. So hat beispielsweise Wilhelm Paulcke, zeitweise Rektor der TH-Karlsruhe und Geologe, bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in Karlsruhe einen Plan zur Errichtung von „Instituten für Gesundheitspflege und Leibesübungen“ aufgestellt mit den Funktionen „Übungsbetrieb, Organisation von Wettkämpfen und sportärztlicher Überwachung, Lehre und Forschung sowie Verbandsarbeit“. Die Idee hat aktuell – knapp 100 Jahre später – gesellschaftspolitisch Konjunktur: die Ausschreibungen für Professuren im Bereich Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gesundheitsbildung sprechen hier eine deutliche Sprache, die Netzwerke aus Bildungsträgern (z.B. Schule, (Sport-)Verein/Verband) und dem Gesundheitssystem ebenso. Aktuell wird im FoSS genau in diesem Netz ein Projekt für adipöse Kinder initiiert, das auf einem verlässlichen Fundament ruht, denn die Namen der Beteiligten sprechen für sich: FoSS-CHILTKarlsruhe wird von Dr. Katrin Walter als Projektleiterin geführt, Mit-Initiator ist Prof. Dr. Joachim Kühr (Leiter der Kinderklinik Karlsruhe und FoSS-Beiratsmitglied). Das CHILT-Konzept, das mit Fortbildungsveranstaltungen und Lehrmaterialien u.a. unterfüttert ist, wurde bereits seit mehreren Jahren in Köln durchgeführt und basiert auf einem Programm von Prof. Dr. Dr. Christine Graf (Deutsche Sporthochschule Köln), die nicht nur den TeilnehmerInnen am Kongress in Karlsruhe ein Begriff sein sollte. Ihre zupackende, sehr strukturierte Art, ihr Charisma springt förmlich über auf das Publikum und natürlich auch auf die Kinder, die sie in ihrem zertifizierten Jahresprogramm CHILT motiviert hat, über sich und die so lieb gewonnenen Gewohnheiten nachzudenken. Im Januar 2016 wird die Pilotphase von FoSS-CHILT Karlsruhe starten. Die Kinderärzte der Region sind bereits informiert und unterstützen das Projekt ebenso wie die Gesundheitskassen. Die Studierenden des Masterprofils Bewegung und Sport mit Kindern und Jugendlichen erarbeiten fleißig die Adaption der Bausteine Bewegung, Ernährung und Psychologische Beratung unter Anleitung ihrer Dozentin Dr. Katrin Walter. Diese Idee CHILT ist garantiert nicht gestohlen, denn die Urheberin ist mit im Boot und freut sich über die Verbreitung ihres zertifizierten Konzepts – unser Kanadischer Kollege Lachance würde hier hoffnungsvoll von “introducing change“ sprechen. SWANTJE SCHARENBERG Inhalt Wissenstransfer Seite 2 Von Netzwerkarbeit und App ... Anwendungsorientierte Forschung Seite 3 Der Schulhof: Ein Bewegungsraum mit unterschätztem Potenzial Aus-, Fort- und Weiterbildung Seite 4 Erste FoSS-MasterSummerschool Innovation Seite 5 Vorstellungen Carolin Tuch und Jonas Meissner Seite 6 Die Paralympics – „Meet the Superhumans“ Impressum Wissenstransfer Von Netzwerkarbeit und App ... Alexandra Paulus interviewt Sportwissenschaftler Dirk Werner, Leiter der Kindersportschule MTV Karlsruhe. Der Kinderturnkongress „Kinder bewegen, Energie nutzen“ ist nun zwei Jahre her. Dort, damals noch Studentin am Sportinstitut des KIT, nahm ich als Teilnehmerin am Workshop „Erlebnispädagogik“ teil. Referent war der Leiter der Kindersportschule (KiSS) MTV Karlsruhe, Dirk Werner. Besonders das spektakuläre Spiel „Die Mine von Zavandur“ blieb neben vielen weiteren Spielideen, Eindrücken und Aufbauten in meinem Gedächtnis haften. Mittlerweile habe ich meinen Masterstudiengang Sportwissenschaft im Profil „Bewegung und Sport im Kindes- und Jugendalter“ erfolgreich abgeschlossen und bin seit Mitte September 2015 als Sportlehrerin in Dirk Werners KiSS angestellt. Alexandra Paulus: Es gibt in Baden-Württemberg mittlerweile 60 Kindersportschulen. Was unterscheidet die Kindersportschule des MTV Karlsruhe von anderen Kindersportschulen? Dirk Werner: Die KiSS des MTV hat über 150 Kinder, die in drei Ausbildungsstufen zweimal in der Woche nachmittags Sportunterricht haben. Darüber hinaus bieten wir an Schulen Gewaltpräventionskurse wie „Ge- meinsam sind wir stark“ oder „Miteinander – statt gegeneinander“ an. Die Kindersportschule hilft beim Ausbau und der Weiterentwicklung der Ganztagsschulen in BadenWürttemberg. In der Hans Thoma Schule z.B. bietet ein qualifizierter KiSS-Sportlehrer von uns kindgerechten Sportunterricht an. Besonders Ballsport, Abenteuerlandschaften und Teamarbeit sind hier gefragt. Auch in der Kooperation Verein und Kindergarten sind unsere SportlehrerInnen jeweils vormittags tätig. Ich selber bilde in der Sportschule Schöneck und in Steinbach ÜbungsleiterInnen fort und werde als Sport und Mentalcoach von Vereinsmannschaften gebucht. Alexandra Paulus: Was war der Grund dafür, dass du mich, noch bevor ich meinen Abschluss als Master Sportwissenschaft in der Tasche hatte, eingestellt hast? Dirk Werner: Dein Masterprofil „Bewegung und Sport im Kindes- und Jugendalter“, sowie deine bisherigen Erfahrungen im Kindersportbereich: Übungsleiterin Kinderturnen und das Praktikum in der Kindersportschule Mittelbaden waren ausschlaggebend. Sehr positiv war auch deine Eigeninitiative, dich während deiner Studienzeit bei uns als Übungsleiterin zu bewerben. Leider hatten wir damals keine geeignete Stelle frei. Alexandra Paulus: Du hast auch – so wie ich – in Karlsruhe am Institut für Sport und Sportwissenschaft deinen Abschluss in Sportwissenschaften gemacht und hältst nicht zuletzt durch Deine Referententätigkeit beim alle zwei Jahre stattfindenden Kongress, der Bewegung, Spiel und Sport von Kindern zum Thema hat, Kontakt. Welche weiteren Verbindungen mit dem KIT gibt es noch? Dirk Werner: Unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Bös habe ich 2000 am Sportinstitut beim Projekt „Karlsruher Schulsportberatung für Grundschulkinder“ mitgearbeitet. Sportmotorische Tests wurden analysiert und modifiziert, Fragebögen erstellt und Kinder aus der KiSS, sowie Schüler an den von uns betreuten Schulen untersucht und getestet. Für die Kinder von Mitarbeitern der EnBW Karlsruhe haben wir 2007 zusammen mit dem FoSS einen Kinderturnnachmittag auf dem MTV Gelände durchgeführt. Die Stu- dierenden des Sportinstituts haben beim Kinderturntest die körperliche Fitness der Kinder getestet, und die Kindersportschule hat das Rahmenprogramm gestellt. 2009/10 hatten wir eine Kooperation zwischen der KiSS und Sportstudierenden des KIT im Rahmen der Seminararbeit „Konzeption und Überprüfung der Effektivität eines vierwöchigen Trainingsprogramms für Kinder mit dem Solbic Airstep.“ Alexandra Paulus: Die Vielfalt des Angebots in der KiSS und auch der NetzwerkProjekte ist beeindruckend! Ganz neu ist die Kindersport-App, die Ihr entwickelt habt. Was ist das Besondere daran? Dirk Werner: Unsere App ist für den direkten Einsatz in der Grundschule, im Sportverein oder in Kindersportschulen gedacht. Aus mehr als 600 Spiel- und Übungsformen kann direkt eine Sportstunde erstellt werden. Die Übungen sind verständlich erklärt, mit Aufbaubeschreibungen und/oder Bildern ergänzt. Die Themen wie z.B. Turnen, Handball, Leichtathletik, Große Spiele, Miteinander oder Parkour decken den gesamten Grundschulbereich ab und werden durch aktuelle Aufwärmspiele, Kräftigungs- und Übungsformen sinnvoll vervollständigt. Die Stunde kann als PDF per Email, Whatsapp und ähnlichem versendet und am Computer ausgedruckt werden. In unserer Kindersport-App stecken 20 Jahre Kindersportschulerfahrung und natürlich die besten Übungs- und Spielformen. Alexandra Paulus: Gibt es für mich auch noch die Möglichkeit, an der Weiterführung der App mitzuarbeiten? Dirk Werner: Das Thema Schwimmen im Grundschulbereich ist als Ergänzung für die stets wachsende App geplant. Zudem sollten auch die Bereiche Akrobatik und Eltern-KindTurnen mit aufgenommen werden. Eine FSJlerin und ein Praktikant stehen zur Verfügung, damit die Stundenaufbauten z.B. auch fotografiert werden und somit die KindersportApp sinnvoll ergänzt werden kann. ALEXANDRA PAULUS, DIRK WERNER 2 Anwendungsorientierte Forschung Der Schulhof: Ein Bewegungsraum mit unterschätztem Potenzial Wenn die dvs-Kommission Sport und Raum im November zum Thema „Pädagogische Bewegungsräume – aktuelle und zukünftige Entwicklungen“ tagt, werden die Beziehungen zwischen Erziehung und Bildung sowie Raum und Bewegung untersucht. In diesem Kontext werden u. a. Themen die Gestaltung von Innen- und Außenräumen in Schulen und Kindertagesstätten oder die bewegungsfreundliche Architektur von Schulbauten behandelt. Ausgehend von einem dialektischen Verhältnis zwischen Raumstrukturen und Bewegungs- bzw. Sportverhalten stellt der Raum ein konstitutives Element für die menschliche Bewegung dar. Durch den fortlaufenden Wandel und die steigende Differenziertheit von Sport und Bewegung registrieren Kommunen, Universitäten und auch Schulen die Bedeutung dieses Themenkomplexes und nehmen zunehmend (sport-)wissenschaftliche Beratung in Anspruch. geschlechts- als auch altersabhängige Präferenzen gibt. Werden die Spielplätze betrachtet, die insbesondere für die Klassenstufen 1 bis 7 interessant sind, sollten solche mit fest montierten Geräten unbedingt mit naturnahen Nischen mit mobilen Materialien kombiniert werden. Vor allem Bäume, liegende Baumstämme, Lastwagenreifen und naturbelassene Gelände mit Büschen und naturnahe Nischenflächen bieten optimale Voraussetzungen zum Spielen und Bewegen und eignen sich darüber hinaus bestens für die Entwicklung von sozialen Kompetenzen. Hinsichtlich der Gestaltung von Schulfreiräumen existiert in mehrfacher Hinsicht und Bedeutung ein großes Potential, denn wie empirische Befunde belegen, besitzt „Raum“ eine enorme pädagogische Wirkung. Eine Chance für die Ganztagesschule Mit der Ausweitung der Ganztagsschulen in Deutschland rückt die informelle Freizeitgestaltung von Schülerinnen und Schülern neben dem formalen Unterricht verstärkt in den Blickpunkt des Interesses. Im Zuge dieser Entwicklung eröffnen sich Chancen der zusätzlichen Aktivierung durch Bewegung auch außerhalb des Sportunterrichtes. Gemäß vorliegender Forschungsergebnisse und der Auswertung der Studie „Bewegung und Sport in der Ganztagsschule – StuBBS“ (2014) beträgt der für Deutschland (geschätzte) Anteil an Ganztagesschulen mit Freizeitangeboten aus dem Bereich Sport, Spiel und Bewegung 78,7%, wobei die Schulen der Sekundarstufe I mit 88,9% daran den höchsten Anteil haben. (Nils Neuber, Universität Münster, kritisiert auf der 4. Fachkonferenz des DOSB und der Deutschen Sportjugend zum Thema Schule & Sport bezogen auf die Ganztagsschulen zurecht die unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Einzeluntersuchungen, die gesamthaft wissenschaftlich gesehen nur Trends für die Entwicklung wiedergegeben können.) ANDREAS ROTH Literatur • Hildebrandt-Stratmann, R., Laging, R. & Teubner J. (2014). Bewegung und Sport in der Ganztagesschule. StuBSS: Ergebnisse der qualitativen Studie. Baltmannsweiler: Schneider. • Lücke, S. (2014). Bewegung im Ganztag. Da geht noch was. www. ganztagsschulen.org/de/7938.php • Wetterich, J., Schröder, J. Pitsch, W.& Verch, J. (2013). Grundlagen der dvs-Kommission „Sport und Raum“ auf Basis des Gründungspapiers. www.sportwissenschaft.de/fileadmin/img/gremien/ kommissionen/sportundraum/Grundlage_der_Kommission_Sport_ und_Raum2013.pdf • www.sportwissenschaft.de/index.php?id=sportundraum Bewegung, Spiel und Sport auf Schulhöfen Der Schulhof stellt einen Bewegungs- und Begegnungsraum dar, der von Kindern und Jugendlichen fast täglich genutzt wird. Die Aufenthaltsdauer auf Schulhöfen von Halbtagesschulen beträgt pro Woche bereits 150 bis 350 Minuten und steigt an Ganztagesschulen auf 500 bis 600 Minuten an. Diese individuell nutzbare Zeit würde in etwa 11 bis 13 Unterrichtseinheiten pro Woche entsprechen. Im Rahmen der StuBBs-Studie hat Ahmet Derecik (2014) die sozialräumliche Aneignung von Schulhöfen untersucht (Informelles Lernen in Ganztagesschulen; S. 289-324). Mit Hilfe von qualitativen Forschungsmethoden (Triangulation) analysiert er an insgesamt 21 Ganztagesschulen mit bewegungsfreundlichem Profil, wie sich Jungen und Mädchen unterschiedlicher Altersgruppen verschiedene Schulhofräume aneignen. Seiner Einschätzung nach kann der Schulhof im Setting Schule als Ort des informellen Lernens angesehen werden. Grundsätzlich unterscheidet Derecik zwischen (Trend-)Sporträumen (z.B. Tischtennisplatte oder Basketballplatz), Schulhofflächen (Untergründe und Strukturelemente) und Spielplätzen mit fest montierten Geräten oder naturnahen Nischen mit mobilen Materialien. In diesem Zusammenhang stellt er fest, dass es hinsichtlich der Nutzung sowohl 3 Aus-, Fort- und Weiterbildung Erste FoSS-Master-Summerschool Das Format der Summerschool ist international etabliert. Üblich ist es, SchülerInnen oder DoktorandInnen für ca. eine Woche einzuladen, um – unterstützt durch Experten in den einzelnen Fachgebieten – miteinander über die Vorstellung der eigenen Promotionsprojekte voneinander zu lernen. Drei Tage internationale Summerschool Masterstudierende des Studienprofils Bewegung und Sport im Kindes- und Jugendalter haben ihre Erfahrungen aus der Übung Sporteventmanagement genutzt, um von Mastern für Master eine internationale Summerschool zum Thema „Youth – Future – Motion. New perspectives for a sportive generation?“ Anfang Oktober 2015 anzubieten. Als Experten hatten sie ein breites Spektrum von Professoren und PraktikerInnen motivieren können, an der dreitägigen Veranstaltung mitzuwirken. Themen waren hier High-intensity interval training in up-and-coming competitve sports (Dr. Florian Engel), Active learning in modern, moving and fussing times! (Peter Pastuch), Physical Activity and Health: an urgent challenge for cooperation between school and sport clubs (Prof. Roland Naul), Lebensgestaltung und die Spielregeln dazu: ein philosophischer Blick aus der Meta-Ebene (Dr. Kirsten Antara Hotz), Benefit and risk of dietary supplements in sports (Prof. Dr. Achim Bub), Trendsportarten (Abseilen im Treppenhaus: Berthold Kremer, Freestyle Frisbee: Alexander Leist, Holf - halb Handball, halb Golf: Nils Fischer), Style and expression in scientific writing (Andreas Hirsch-Weber & Lydia Krott vom HoC), Photography in sports and designing a scientific poster (Martin Mandausch & Sandra Jaques vom HoC bzw. Zentrum für Mediales Lernen). Das siebenköpfige Organisationsteam – bestehend aus Sina Hartmann, Oliver Hohlbein, Katja Klemm, Melanie Kopp, Alexandra Pfeil, Natascha Wendelin und Sophia Zimpfer – ging mit „Couch-surfing“ als Übernachtungsvariante oder mit der Verpflegung individuell auf die Gäste ein. Da tatsächlich auch Studierende und Wissenschaftler aus der Schweiz und der islamischen Welt (Ägypten, Tunesien, Jordanien) der Einladung zu diesem Event gefolgt waren, begegneten sich hier ganz unterschiedliche Kulturen: (Überwiegend weiblichen) Studierenden zu ermöglichen, selbstverantwortlich eine Veranstaltung zu leiten, war etwas sehr Neues für die 15 TeilnehmerInnen aus der islamischen Welt, die im Rahmen des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Programm des „Hochschuldialogs“, betreut durch Dr. Florian Engel an der FoSS-Summer School für Masterstudierende im Institut für Sport und Sportwissenschaft teilgenommen haben. Gegenseitige Öffnung Zu erfahren, wie in einem anderen Kulturraum Sozialkompetenz beispielsweise gelebt wird und welche Werte dort hochgehalten werden, wie mit Sportwissenschaft und auch mit Sportpraxis – teilweise auch verschleiert – umgegangen wird, war der große informelle Zugewinn für alle TeilnehmerInnen an dieser sehr gelungenen Veranstaltung. Die gegenseitige Öffnung stieß jedoch auf Grenzen. Weniger waren es die sprachlichen Limitationen, die hier anzusprechen waren – die Vorträge und Workshops fanden überwiegend in englischer Sprache statt – als die jeweilige (kulturkreisbezogene) Bildung, die immer wieder neue Fragen aufwarf und teilweise Lösungsmöglichkeiten bedurfte. Gegenseitige Akzeptanz war immer vorhanden. Nähe und ein Hauch von Verständnis entstanden dann, wenn Empathie im Spiel war. Take home message Was ist die „take home message“ dieser 1. Master-Summerschool? Viele Inhalte, beispielsweise • das Potential des Schulsports und der nichtschulischen Bewegungsförderung für die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen, • praktische Tipps und Möglichkeiten zum Einsatz von aktuellen und modernen Trainingsinterventionen (z.B. das High Intensity Interval Training) im Schulsport und in der Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen, • neue Ansätze zur Vermittlung von Trendsportarten (Klettern, Slackline, Boxen) in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Möglichkeiten zur Verbesserung der Konzentration im Unterricht durch Aktivpausen, • intensive interkulturelle Erfahrungen auf Seiten der deutschen und arabischen Studierenden, • die Probleme der gelebten Gleichstellung in Deutschland sowie in den arabischen Ländern, • vielfältige, nicht klar zu benennende (Lebens)erfahrungen, die womöglich zu einem offeneren Weltbild beitragen. Danke an die Organisatoren, danke an die TeilnehmerInnen und Unterstützer dieser Veranstaltung, die nicht zum ersten und letzten Mal stattgefunden hat, jedoch einmalig bleiben wird. SWANTJE SCHARENBERG, FLORIAN ENGEL 4 Innovation „Laufend“ neue Herausforderungen … Vorstellung Carolin Tuch Das FoSS-Projekt „Gesundheit im Golfsport“ hat ein neues Gesicht: Carolin Tuch. Strukturiert planen, mit dem Ziel stets im Blick, das ist meine Art, wie ich bisher mein Leben gestaltet habe. Mein neues Ziel heißt: Promotion. Dazu habe ich von der Hauptstadt nach Karlsruhe gewechselt. Seit 01.10.2015 bin ich ein „FoSSili“ und werde im Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen zu Gesundheitsförderung bei Jugendlichen forschen. Gesundheit umfasst sowohl physische wie psychische Aspekte. Aufgrund meiner Qualifikation werde ich den Schwerpunkt in meiner Forschungstätigkeit auf die Steigerung u.a. der Selbstwirksamkeit von Jugendlichen legen. Schon in meinem Bachelorstudium im Bereich Sportwissenschaft und Psychologie in Jena konnte ich während meines Praktikums am Bundesamt für Sport (Magglingen/Schweiz) wertvolle internationale Erfahrungen sammeln. Meine Bachelorarbeit habe ich dann zum Thema „Subjektives Belastungsempfinden im Langstreckenlauf“ verfasst. Die dazu notwendige Studie eigenständig und auf eigenes Risiko durchzuführen, mit all den Unwägbarkeiten und Hindernissen zu Recht zu kommen und dabei Ausdauer und Geduld zu haben, hat mich nachhaltig geprägt und gezeigt, dass ich fähig bin, meine Energie, Zeit und Nerven nur in ein Projekt fließen zu lassen. Für mein Masterstudium bin ich dann nach Berlin gegangen, denn ich wollte dieses unbedingt im Fachbereich Sportpsychologie machen. Unser Studiengang war nur sechs Personen stark, wodurch wir eine optimale enge Betreuung erhalten konnten, uns andererseits auch individuelle Möglichkeiten der Weiterentwicklung gegeben wurden. So konnte ich zusätzlich eine Ausbildung zur Leiterin im autogenen Training absolvieren, welches ich im kommenden Promotionsprojekt sehr gut anwenden kann. Mein Masterpraktikum absolvierte ich in Bern. Diese Zeit hat mich persönlich sehr gestärkt, da ich lernen musste, vollkommen selbstständig zu arbeiten. In Bern durfte ich eine kleine Studie zur Wirkung von Kleidung auf die Selbstwahrnehmung leiten und auswerten. Meine Masterarbeit zum Thema „Perceived Stress in Swiss Recruits“ habe ich erst im September 2015 beendet. Nun freue ich mich sehr auf das Projekt „Gesundheit im Golfsport“, da ich meine bisherigen Erfahrungen im Umgang mit Daten, sowie in der Diagnostik und im autogenen Training optimal einbringen kann. Und wenn es doch mal zu stressig wird, gehe ich einfach laufen, denn das mache ich seit meinem 12. Lebensjahr und mittlerweile seit 14 Jahren auf leistungssportlicher Ebene. Mein privates nächstes Ziel im Sport? Der Marathon im April 2016. „Wie fühlt sich Wäsche in einer Waschmaschine?“ Vorstellung Jonas Meissner Das FoSS-Projekt MT2 hat ein neues Gesicht: Jonas Meissner. Schon als Kind war ich sportbegeistert, meine Wochenenden waren mit Leichtathletikmeisterschaften, Fußball- und Basketballspielen gefüllt. Mit 16 Jahren entwickelte ich ein Faible für den Kraftsport und war mit 20 Jahren im Bereich Bodybuilding recht erfolgreich. Da ich aber in keiner Sportart den Durchbruch im Männerbereich schaffen konnte, konzentrierte ich mich mit dem Beginn des Studiums der Ernährungs- und Sportwissenschaft vermehrt auf Trainertätigkeiten. Ich erwarb die Fitnesstrainer B-Lizenz, Gewichtheber C-Lizenz und diverse Übungsleiterscheine. Anschließend habe ich Talentaufbaugruppen (Land Hessen) trainiert, Kraft-, Leichtathletiktutorien bzw. Seminare geleitet (Uni Giessen) und ein Athletiktraining bei den Nachwuchsbundesligaspielern der 46ers Giessen (Basketball) sowie der HSG Wetzlar (Handball) eingeführt. Ein großes Projekt ist in diesem Jahr Johannes Lischka (Profibasketballspieler und ehemalige Nationalspie- ler) gewesen, den ich nach einer schweren Krankheit für sein zweites Comeback vorbereitete. Meine Bachelorthesis schrieb ich über Dimethylamylamin, was zu dieser Zeit ein neuartiger Stoff in Nahrungsergänzungsmitteln war und zu vielen positiven Dopingtests führte. In meiner Masterthesis habe ich die Kraftleistung von Profibasketballspielern im Längsschnitt untersucht und mit der Spieleffektivität verglichen. Privat bin ich sportlich natürlich immer noch aktiv und für vieles offen. In den letzten Jahren habe ich Wanderungen im Himalaya und den Anden unternommen, mich durch einen Halbmarathon in Bangkok gequält, Australien auf Inlinern entdeckt, philippinische Inseln mit einem Mountainbike durchquert und in Sri Lanka beim Surfen erfahren, wie sich die Wäsche in einer Waschmaschine fühlen muss. Ich bin davon überzeugt, dass ich am FoSS viel lernen kann, daher freue mich sehr auf meine neue Aufgabe im Bereich des MT2-Projekts. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Analyse des Weiterbildungsverhaltens Ende November startet die Online-Umfrage zur aktuellen Studie „Sportlehrerfort- und -weiterbildungsverhalten in Baden-Württemberg 2015“. Wir möchten hiermit alle gymnasialen Sportlehrerinnen und Sportlehrer in Baden-Württemberg dazu ermutigen, an der Umfrage teilzunehmen. Sie werden hierzu über Ihre Schule per E-Mail benachrichtigt. (http://www.sport.kit.edu/foss/Lehrerfortbildungen/Onlineumfrage) 5 Die Paralympics – „Meet the Superhumans“ bunden. Entsprechende Stichworte wären etwa Kommerz, Manipulation oder Doping. Um das Selbstbewusstsein der Aktiven muss man sich heute allerdings wohl keine Sorgen machen: Der britische Sender Channel 4 vermarktete die Spiele mit dem Slogan „Meet the Superhumans“. KAI HILGER Die Paralympics sind eines der größten und bedeutendsten Weltfeste des Sports und bieten eine viel beachtete Bühne für faszinierende Wettkämpfe von Athletinnen und Athleten mit Behinderung. Zunächst eine Art Anhängsel, sind sie mittlerweile aus dem Schatten der Olympischen Spiele herausgetreten und auch in der öffentlichen Wahrnehmung als eine eigenständige Veranstaltung etabliert. Mit Blick auf die Spiele in Rio 2016 entwickelten das Deutsche Sport & Olympia Museum (DSOM) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) die Wanderausstellung „Paralympics – Sport ohne Limit“, die besonders im paralympischen Jahr 2016 auf Tour gehen soll. Am 28. Juli 1948 trafen sich auf Initiative des Neurologen Ludwig Guttmann 14 Rollstuhlfahrer und zwei Rollstuhlfahrerinnen im südenglischen Aylesbury, um sich im Bogenschießen zu messen. Es ging um medizinische Rehabilitation, aber auch um die Freude am sportlichen Wettkampf und die Stärkung des Selbstbewusstseins. Das öffentliche Interesse an der neuen Veranstaltung hielt sich in Grenzen, zumal die Sportwelt dieser Tage gebannt ins nahe London blickte, wo die ersten Olympischen Spiele nach dem Krieg veranstaltet wurden. Ein deutlich kleinerer und dennoch großer Publikumserfolg war die feierliche Premiere der neuen Ausstellung im Rahmen der Kölner Museumsnacht. Über 3.000 Gäste zeigten sich beeindruckt von paralympischer Geschichte und Gegenwart. Besonders die Aktivangebote und Mitmach-Stationen zogen die Gäste in ihren Bann: Fahrradfahren mit einem „Handbike“ und ein Workshop im Rollstuhlbasketball ermöglichten neue Bewegungserfahrungen und insbesondere das „Fehlschussfestival“ am Blinden-BiathlonSchießstand (gezielt wird hier nur per Gehör) sorgte für den ein oder anderen Aha-Effekt. Damals wie heute darf man dem Behindertensport große gesellschaftliche Relevanz attestieren. Ein Teilstück des Wegs in Richtung inklusiver Gesellschaft kann sicherlich sportlich bestritten werden und zwar größtenteils abseits von Rekorden, Medaillen oder laufender TV-Kameras. Die Spitzenleistungen eines Markus Rehm – er springt mit Prothese regelmäßig weiter als seine nichtbehinderte Konkurrenz – haben eher einen „wegweisenden“ Effekt und können als Katalysator dienen, indem sie den gesellschaftlichen Diskurs befeuern. Blicken wir ein weiteres Mal nach London, denn die britische Hauptstadt war 2012 erstmals auch Schauplatz der Paralympics. Die Kennzahlen dieser Spiele haben Guttmanns bescheidene Anfänge längst vervielfacht und sind der vorläufige Höhepunkt einer rasanten Entwicklung: 4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und 2,8 Millionen verkaufte Tickets sprechen für sich, ebenso wie die mediale Resonanz. ARD und ZDF übertrugen mehr als 65 Stunden – doppelt so viel wie vier Jahre zuvor in Peking. Wie das Beispiel der Olympischen Spiele belegt, sind mit schnellem Wachstum auch Gefahren ver- Impressum Herausgeber: FoSS-Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen Engler-Bunte-Ring 15, Geb. 40.40 76131 Karlsruhe Telefon: 0721/608-48514 E-Mail: [email protected] Internet: www.foss-karlsruhe.de Vorstandsvorsitzender: Prof. Dr. Alexander Woll Leitung: apl. Prof. Dr. Swantje Scharenberg Redaktion: apl. Prof. Dr. Swantje Scharenberg Layout: Matthias Leipholz Erscheinungsweise: quartalsweise Bildnachweis: auf Anfrage Auflage: 2500 Stück © 2015 FoSS 6
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