Fri Art Kunsthalle Freiburg Pressetext FILM IMPLOSION! Experiments in Swiss Cinema and Moving Images 21. November 2015 – 21. Februar 2016 Vernissage: 20. November 2015 um 18.30 Uhr (Liste aller Künstlerinnen und Künstler auf Seite 5) Anlässe Fredi Murer Filmabend 18.12.2015, 19.30 Uhr Jürg Hassler Filmabend 15.01.2016, 20.30 Uhr Züri brännt, Vorführung im Nouveau Monde 11.02.2016, 20.30 Uhr Trailer Bilder Kontakt https://youtu.be/NXugmSlX-q8 FTP-Link: https://goo.gl/KS6hto Aimée Papageorgiou, [email protected], 079 605 06 05 [email protected], 026 323 23 51 50 Jahre Schweizer Experimentalfilmgeschichte ausgestellt in Freiburg Die erste grosse Ausstellung über das Schweizer Experimentalfilmschaffen, Film Implosion!, beleuchtet eine bisher nur wenig bekannte Seite der Schweizer Kunstgeschichte. Sie zeigt ein umfassendes Panorama der Praktiken dieses Genres, besonders aus dem Bereich des Kinofilms aber auch aus Videoproduktionen, von den 1960er Jahren bis heute. Mit formalen Experimenten am Filmmaterial selbst, In-situ-Installationen, nonkonformistischen Dokumentarfilmen, politischen oder feministischen Filmen, Animations- oder Fiktionsfilmen brachen die präsentierten Kunstschaffenden mit den gängigen Regeln des Filmschaffens. 1 Eine Forschungsarbeit von nationaler Bedeutung Ermöglicht wurde diese Schau dank eines Forschungsprojekts des SNF, betreut durch das Institute for the Performing Arts and Film der ZHdK, der Section d’histoire et esthétique du cinéma der Universität Lausanne und der Hochschule für Design und Kunst Luzern, unter der Leitung der Wissenschaftler François Bovier, Adeena Mey, Fred Truniger und Thomas Schärer. Ihre langjährigen Recherchearbeiten und die Kartographie dieses bisher nur wenig erforschten Gebiets bieten die Grundlagen dieser umfänglichen Ausstellung. Rund 70 digitale oder 16-mm-Filme, die bisher nie oder nur selten öffentlich gezeigt wurden, von ganz unterschiedlichen Kunstschaffenden wie Fredi M. Murer, Dieter Meier, Carole Roussopoulos, Dieter Roth, H. H. K. Schoenherr, Hannes Schüpbach oder Peter Stämpfli, werden in den Räumlichkeiten der Kunsthalle gezeigt und an einer Abendvorstellung im Nouveau Monde vorgeführt. Darüber hinaus macht eine Vielzahl parafilmischer Objekte, Installationen und Videoproduktionen diese Zeitreise durch 50 Jahre radikaler Kreativität erlebbar. In ihrer vielschichtigen und überbordenden Dynamik ist die Schweiz in diesem Schaffensbereich tatsächlich einzigartig. Für die Kunstschaffenden deren Arbeiten gezeigt werden, steht der Experimentalfilm nicht selten am Anfang einer Schaffenskarriere, die in anderen Kunst- oder Filmgattungen ihren Fortgang fand: in der zeitgenössischen Kunst, dem Dokumentarfilm oder dem Erzählkino. Das Experimentalfilmschaffen in der Schweiz ist demnach weniger als eine mediumgebundene Gattung zu verstehen, sondern als eine bestimmte «Herangehensweise» an den künstlerischen Entstehungsprozess. Mit der Präsentation von sowohl Dokumentarfilmen, deren Konzipierung, Dreh und Schnitt von einem von gesellschaftlichen Zwängen befreiten Geist geprägt sind, als auch Werken, die der zeitgenössischen Kunst zuzuordnen sind, vermittelt die Ausstellung diese fragmentierte Vergangenheit. Präsentiert werden Werke sowohl bekannter Namen der Filmgeschichte als auch Kunstschaffender, die einen grossen Teil ihres Lebens mit der Manipulation jeglicher Dimensionen des filmischen Bildes verbracht haben – beispielsweise H. H. K. Schoenherr, Eva und Guido Haas, Werner von Mutzenbecher, Hannes Schüpbach oder Urs Breitenstein. Diese Kartografie der Schweizer Kunstlandschaft fasziniert auch mit Werken internationaler Künstler wie jenen der US-Amerikaner Robert Beavers und Gregory J. Markopoulos, die in der Schweiz eine neue Heimat fanden um künstlerische Synergien für ihr Schaffen zu verwirklichen. Psychedelische Fiktions- und Dokumentarfilme In der Ausstellung können wichtige und kaum gezeigte Werke (wieder)entdeckt werden, die richtungsweisend für den kreativen Ansatz ihrer Macherinnen und Macher waren. So zum Beispiel das Erstlingswerk Jean-Luc Godards aus dem Jahr 1955, Opération béton (ein Industriekurzfilm über den Bau der Staumauer GrandeDixence), der als eine der seltenen öffentlichen Projektionen im Digitalformat gezeigt wird. Fredi M. Murer, den man für seine Fiktionsfilme wie Höhenfeuer oder 2 seine Fernsehfilme kennt, begann seine Karriere mit Chicorée (1966), einem traumartigen, surrealistischen Porträt des Poeten und Aktivisten Urban Gwerder, einer Persönlichkeit der damaligen Gegenkultur. Ebenfalls zu erwähnen, wenn auch eher aus dem Amateur-Bereich, ist der Film L'Auge (1971) des Freiburger Jacques Thévoz, der seinerseits den Genfer Schauspieler Jacques Probst in einer psychedelischen Satire à la Jodorowsky in Szene setzt. Auch die Musik hat ihren Platz in der Ausstellung: mit Kick that Habit (1989) von Peter Liechti, einem Dokumentarfilm über das Duo Voice Crack der Musiker Norbert Möslang und Andy Guhl, oder mit Step Across the Border von Nicolas Humbert & Werner Penzel, die dem Experimentalmusiker Fred Frith auf seinen internationalen Tourneen von der Schweiz nach Japan und in die USA auf den Fersen sind. Der witzige und skurrile Dokumentarfilm des Bildhauers Bernhard Luginbühl und des Fotografen Leonardo Bezzola zeigt das Treiben der Bauern im Emmental, unterlegt mit cartoon-artiger Musik des Schweizer Jazzmusikers Heinz Bigler. Der Film ist eine ironische Hommage an die Traditionen und das Brauchtum der Bergbauern. Politisches Engagement und Feminismus Das politisch engagierte Filmschaffen ist ebenfalls ein fruchtbarer Boden für Experimente. Das beweist insbesondere Züri brännt (1980), ein legendärer kollektiver Dokumentarfilm über die Jugendunruhen im nüchternen Zürich der 1980er Jahre. Ebenfalls zu neuen Ehren kommen die feministischen Werke S.C.U.M. manifesto (1976) der Genfer Videokünstlerin Carole Roussopoulos und Mano destra von Cléo Übelmann (1988), ein sorgfältig stilisiert fotografierter Film über die zweideutige sadomasochistische Beziehung zweier Frauen. Die Angst, die Macht, die Bilder des Zauberlehrlings der Filmemacher Herbert Distel und Peter Guyer ist seinerseits ein hypnotischer Found-Footage-Film über historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Die Filmrolle im Visier Manche Filmschaffenden wirken gar direkt auf das Filmmaterial selbst ein, indem sie seine Grundelemente zersetzen – das Licht, die Dunkelheit und schliesslich die Filmrolle selbst – und stellen so den illusionistischen Charakter des Films in Frage. Diese Arbeiten sind vertreten mit der Monumentalinstallation von Urs Breitenstein, die den Betrachter in den Lichtstrahl des Projektors mit einschliesst. Ebenfalls mit dem Film auf perforierter Filmrolle von Dieter Roth, mit dem Film von Eva und Guido Haas, von Hans Jakob Silber oder den Filmen von ECART und John M. Armleder, die direkt auf 16mm-Filmmaterial, das sie auf der Strasse gefunden haben, zeichneten. Der Experimentalfilm: Kreativlabor für vielseitige Kunstschaffende Filme die um die Welt gingen, wie jene von Dieter Meier, John M. Armleder zusammen mit der Gruppe ECART oder jene von Dieter Roth, sind gute Beispiele dafür, dass der Experimentalfilm in der Schweiz meist von Kunstschaffenden realisiert wurde, für die das Medium Film nur eines von vielen 3 Experimentationsfelder war. In den 1960er Jahren wagten sich viele Maler an formale Experimente mit Filmen heran – so zum Beispiel Peter Stämpfli, bekannt für seine riesigen Pop-Art-Gemälde, der ebenfalls Super-8-Filme drehte. Weitere Maler aus der «Basler Formalistenszene» sind André Lehmann, Werner von Mutzenbecher und Rolf Winnewisser, die mit mehreren Werken vertreten sind. Die Videokunst ihrerseits hat sich in umfassenden Retrospektiven im In- und Ausland bereits als Kunstgattung etabliert. So zeigt diese Ausstellung nur Videoproduktionen von Künstlerinnen und Künstlern, deren Ansatz bisher vernachlässigt wurde und die in direktem Zusammenhang mit dem Experimentalfilm stehen, wie beispielsweise die Werke von Muriel Olesen, Janos Urban oder René Baumeister aus La Chaux-de-Fonds. Abtauchen in der Kunsthalle Fri Art All diese einzigartigen Werke stehen im Dialog zueinander. Die Ausstellung Film Implosion! ermöglicht zwei parallele Lesarten: Zum einen eine Auseinandersetzung mit den Werken dank der zeitlichen und kritischen Distanz der Forscher. Zum anderen kann die Atmosphäre der stimmungsvollen Anlässen des «Expanded Cinema» der 1960er Jahre neu erlebt werden – einer Zeit, in der diese Filme niemals gemäss den klassischen Regeln der Filmvorstellung gezeigt wurden, sondern vielmehr als Serie mehrerer Filmen gleichzeitig und während eines Konzerts oder anderer Performances projiziert wurden. So erleben die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung viele unterschiedliche Dispositive der Präsentation der Werke und Installationen. Mit Film Implosion! soll der Vielfalt der Interpretationen und Eindrücke, die diese filmischen und parafilmischen Produktionen suggerieren, Rechnung getragen werden. Abtauchen in eine Welt der Bilder und Klänge: Film Implosion! bietet ein intensives Erlebnis aller Sinne. Jeden Freitagabend geht die Ausstellung in die Verlängerung und ist bis um 23h geöffnet. Eine Bar begleitet die Besucher durch die Nacht. Bookshop: Der Buchladen der Kunsthalle Fri Art bietet eine Auswahl an Werken über das Filmschaffen im In- und Ausland. Forscher: François Bovier, Adeena Mey, Fred Truniger und Thomas Schärer Kuratoren: François Bovier, Balthazar Lovay 4 Liste der Künstlerinnen und Künstler René Bauermeister Robert Beavers Leonardo Bezzola & Bernhard Luginbühl Urs Breitenstein Rudy Burckhardt Philippe Deléglise Herbert Distel & Peter Guyer (Schubladenmusem) ECART (John M. Armleder & al.) Jean-Luc Godard Véronique Goël Eva & Guido Haas Alexander Hahn Nicolas Humbert & Werner Penzel Clemens Klopfenstein André Lehmann Peter Liechti Urs Lüthi Klaus Lutz Gregory J. Markopoulos Dieter Meier Gérald Minkoff Tony Morgan Fredi Murer Werner von Mutzenbecher Muriel Olesen Isa Hesse-Rabinovitch Dieter Roth Carole Roussopoulos Reto Andrea Savoldelli HHK Schoenherr Hannes Schüpbach Hans-Jakob Siber Daniel Spoerri Peter Stämpfli Jacques Thévoz Janos Urban Videoladen Tjerk Wicky Rolf Winnewisser 5 Anlässe, jeweils Freitagabend Fredi Murer Filmabend Mit einer Einführung von Fred Truniger, Filmwissenschaftler, Hochschule Luzern, Design + Kunst. Vision of a Blind Man, 1969, 45', 16mm Pazifik, 1964, 56', 16mm Fr, 18.12.2015, 19.30 Uhr Barbetrieb in der Kunsthalle Fri Art Jürg Hassler, Gösgen, 1978, 135', 16mm, D/F Mit einer Einführung von Thomas Schärer, Dozent Institute for the Performing Arts and Film, ZHdK, Zürich. Fr, 15.01.2016, 20.30 Uhr Barbetrieb in der Kunsthalle Fri Art Züri brännt, Videoladen, 1980, 100', F/D Fr, 11.02.2016, 20.30 Uhr Barbetrieb im Nouveau Monde 6 Fri Art Kunsthalle Fribourg Adresse: Fri Art Kunsthalle Petites-Rames 22 1700 Freiburg Telefon: +41 26 323 23 51 E-Mail: Aimée Papageorgiou [email protected] [email protected] Website: www.fri-art.ch fri-art.tumblr.com Bilder: https://goo.gl/KS6hto Trailer: https://youtu.be/NXugmSlX-q8 Öffnungszeiten während der Ausstellung: Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 13.30 - 18.00 Uhr 13.30 - 18.00 Uhr 13.00 - 23.00 Uhr, freier Eintritt ab 19 Uhr 11.00 - 20.00 Uhr 11.00 - 18.00 Uhr Besuche und Führungen sind auf Voranmeldung jederzeit möglich. 7
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