Entzücken für den Rücken - Migros

102 | MM37, 7.9.2015 | LEBEN
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Gesundheit
Entzücken für
den Rücken
5 Übungen zur
Stärkung der
Rumpfmuskeln
Über 60 Prozent der Menschen leiden unter Rückenschmerzen.
In der Regel sind diese harmlos und klingen schnell wieder ab, ein
Arzttermin erübrigt sich. Bei anhaltenden Schmerzen ist jedoch
eine aktive Vorgehensweise angebracht: Sport und Fitness helfen.
Text: Hannu Luomajoki
Illustrationen: Gunter Rubin/Kombinatrotweiss
R
ückenschmerzen plagen
nicht nur rund zwei Drittel
der Bevölkerung, mindestens ein Mal jährlich. Auch
das Gesundheitssystem leidet darunter: In der Schweiz verursachen
Rückenschmerzen jährlich 3,4 Milliarden Franken an Kosten. Kalkuliert
man die Ausgaben für Arbeitsausfälle
oder Invalidität mit ein, kommt man
auf 8 Milliarden Franken – pro Einwohner rund 1000 Franken im Jahr.
Rückenschmerzen gehören zum Leben
Rückenschmerzen sind vergleichbar
mit Schnupfen: Sie sind häufig und
klingen innert zwei bis drei Wochen
spontan ab. Rückenschmerzen
gehören zum Leben, sind in der Regel
jedoch harmlos. Eine Diagnose zu
stellen, ist oft nicht möglich. Die
Beschwerden sind meist unspezifisch
und lassen sich auf keine strukturelle
Ursache am Bewegungsapparat
zurückführen.
Was hilft?
Prof. Dr. Hannu
Luomajoki, dipl.
Physiotherapeut,
Dozent an der
ZHAW und Praxis
Medbase Arch­
höfe in Winterthur
Studien belegen, dass sich Rückenschmerzen oft spontan bessern. Das
heisst, dass mit weiterführenden
Untersuchungen zugewartet werden
kann. Der grosse Teil aller Rückenschmerzen ist funktionell bedingt
und muss entsprechend untersucht
werden. Medizinische Untersuchungen wie Röntgenbilder oder MRI
lassen keine Unterscheidung zwischen Gesunden und Personen mit
Rückenschmerzen zu. Bandscheibenschäden beispielsweise sind bei
schmerzfreien Personen gleich häufig
zu erkennen wie bei Personen mit
Rückenschmerzen. Alle Befunde, die
man hat, seien es degenerative
Befunde, Abnützungsbefunde oder
Diskushernien, können auch Personen haben, die keine Rückenschmerzen haben. Das ist wie mit grauen
Haaren – manche haben sie, andere
nicht –, und es besteht kein Zusammenhang mit Kopfschmerzen.
Studien haben ergeben, dass sich
die Behandlung mit Physiotherapie
und Rückenübungen langfristig
positiv auf Rückenleiden auswirkt.
Die Ergebnisse dieser Behandlungen
sind gut und günstig. Spritzen muss
man nur selten setzen, ein operatives
Vorgehen bleibt der letzte Ausweg.
Was tun bei anhaltenden
Rückenschmerzen?
Bei anhaltenden Rückenschmerzen
ist eine aktive Vorgehensweise
angebracht. Das kann Sport oder
Fitnesstraining sein. Für einen nachhaltigen Effekt empfiehlt sich ein
aktives Übungs- und Trainingsprogramm mit einem Physiotherapeuten, zum Beispiel im Rahmen einer
medizinischen Trainingstherapie
(MTT). So können Sie sich schrittweise die optimale Ausführung aneignen. Mit einer ärztlichen Verordnung
werden die Kosten durch die Krankenkasse übernommen. MM
Kniebeugen. Zur Kräftigung von
Rücken und Gesässmuskulatur.
Rücken gerade halten, Knie bleiben
am Ort. Das Becken möglichst weit
nach hinten strecken. Vorerst 20
Wiederholungen. Wenn dies gut geht,
können auch Gewichte in die Hände
genommen werden.
2
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Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskeln. Auf den Rücken liegen, das
Bein hochstrecken, das Knie von hinten
mit beiden Händen fixieren. Das Bein ca.
30 Sekunden lang hochgestreckt halten.
2 bis 3 Mal wiederholen.
3
Kräftigung der seitlichen Rumpfmuskulatur.
Auf Unterarm stützen, Füsse zusammenhalten.
Den ganzen Körper hochstemmen. Ziel: möglichst
viele Wiederholungen in langsamem Rhythmus
(bis zu 50 Mal).
4
Kräftigung der vorderen Rumpfmuskulatur.
Auf Unterarme stützen, den ganzen Körper gerade halten,
Füsse langsam abwechselnd anheben. Möglichst viele
Wiederholungen (bis zu 50 Mal).
Tipps
Ein Arztbesuch
ist oft unnötig
Rückenschmerzen
sind wie Schnupfen –
sie kommen und
gehen. Glücklicherweise
sind ernsthafte
Erkrankungen selten.
Versuchen Sie, trotz
Rückenschmerzen
Ihren Alltag beizu­
behalten – auch
bei starken Rücken­
schmerzen ist keine
Bettruhe nötig.
Kontrolle des Beckens.
Beckenkippung gegen
Wand. An die Wand
stellen, den Rücken
möglichst flach dagegen
drücken, das Becken
nach Hinten kippen
und die Pobacken
fest zusammen­
klemmen.
5
Moderate Aktivität
und Bewegung, wie
zum Beispiel Spazieren,
ist empfehlenswert.
Auch wenn es sich
komisch anhört:
Rückenschmerzen,
ohne Lähmungen
sind kein Grund, um
sich Sorgen zu machen
– auch wenn sie sehr
schmerzhaft sind.
Zum Arzt oder
Therapeuten sollten
Sie, wenn:
• ausstrahlende
Schmerzen in die
Beine oder Lähmungs­
erscheinungen
vorhanden sind.
• sich eine Inkontinenz
einstellt.
• die Schmerzen nach
einer Woche immer
noch gleich stark
vorhanden sind.
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mit