Nenn mich Mister Bottle -Leseprobe- Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Der vorliegende Text ist ein Ausschnitt des vollständigen Theaterstückes. Wir schicken Ihnen den Ausschnitt, damit Sie sich einen ersten Eindruck von dem Theaterstück machen können. Die Erstellung von Vervielfältigungen für Aufführungen, Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht. Rollensatz und Aufführungsgenehmigung bekommen Sie von der theaterbörse GmbH, Nußbergstraße 17a, D-38102 Braunschweig, www.theaterboerse.de Die endgültigen Rollensätze sind weiter gesetzt, um das Spielen zu erleichtern. Wir möchten Sie aus Fairness gegenüber den Autoren bitten, diesen Text nur als Leseprobe zu verwenden. Sie können es selbstverständlich an Interessierte weitergeben. Wir arbeiten mit Autoren, die wie Sie mit Gruppen arbeiten und in diesem Zusammenhang ihre Stücke entwickelt haben. Zuwiderhandlungen werden rechtlich verfolgt. Nenn mich Mister Bottle Theaterstück von Dieter Schneider Sehr Unterhaltsames Jugendstück um Lisa, die zu Hause von ihren Eltern nicht beachtet wird, von den Lehrern „übersehen“ wird, weil sie so und so alles weiß, die von den Mitschülern nur beachtet wird, wenn diese Hilfe (z.B. bei den Hausaufgaben) von ihr brauchen. Lisa findet eine alte Flasche mit amerikanischem Aufdruck, aus der ein seltsamer und recht chaotischer Geist „Mister Bottle“ entweicht, der ihre Wünsche erfüllen will, wie er es damals schon einmal mit dem kleinen Bill (Nachname Gates) gemacht hat. Das erweist sich aber als nicht ganz einfach und sorgt für allerlei Verwicklungen. Personen: Lisa Zoller Tim Zoller Frank Zoller Maria Zoller Frau Auer Tanja Steffi Paula Ricky Oskar David Mister Bottle 15 jähriges Mädchen, sehr gute Schülerin, fühlt sich in der Familie und im Freundeskreis nicht richtig anerkannt. Lisas 17 jähriger Bruder. Fußballbegeistert, ist bei allen sehr beliebt. Vater von Lisa und Tim. Arbeitet im Büro, sehr Sport begeistert. Vergöttert seinen Sohn, weil der so ein guter Fußballer ist. Mutter von Lisa und Frank. Hat einen eigenen Friseur Laden, deshalb nicht immer genügend Zeit für Lisa. Lisas Klassenlehrerin, sie übergeht Lisa oft im Unterricht, weil Lisa eh alles weiß und nur gute Noten schreibt. Lisas einzige echte Freundin, geht mir ihr in die gleiche Klasse. Auch eine von Lisas Klassenkameradinnen, eher ein etwas flippiger Typ. Sie bringt die Dinge gerne auf den Punkt. Mehr Klassenkameradin als Freundin, braucht Lisa manchmal, sehr auf Jungs fixiert, braucht Lisa nur, damit diese mit ihr lernt. Der Mädchenschwarm, in Lisas Klasse, ein Blender, der seine mangelnde Intelligenz durch seine teuren Klamotten und sein gutes Aussehen kompensiert, wenn Mädchen in seiner Nähe sind, wird er sofort unsicher. in Lisas Klasse, Anhängsel von Ricky in Lisas Klasse, Anhängsel von Ricky Flaschengeist 2 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Szene 1: In der Wohnung von Familie Zoller Herr Zoller liest die Zeitung (Sportteil). Frau Zoller blättert in einer Illustrierten, auf der Suche nach neuen Modetrends. Herr Zoller (laut) Was? Was schreibt denn dieser Trottel da? Gute Schiedsrichterleistung? Der ist doch genauso blind wie der Schiri. Wenn das eine gute Schiedsrichterleistung war, dann ist diese Zeitung ein Friseurblättchen, das nicht einmal eine Dauerwellenoma ohne bleibende Schäden lesen kann! Frau Zoller (schaut von ihrer Illustrierten auf) Frank. Was redest du da? Im Zeitungsständer meines Ladens gibt es keine Sportmagazine. Also werden meine Kundinnen auch keine bleibenden Schäden mit nach Hause nehmen. Herr Zoller Abgesehen von den Dauerwellen, mit denen sie den Laden verlassen. Frau Zoller Konzentrier du dich lieber auf das Lesen der Fußballberichte, anstatt über Dinge zu reden, von denen du keine Ahnung hast. Die Dauerwelle wird schneller Platz eins der beliebten Frisuren erklimmen, als dein Verein die Meisterschaft gewinnen wird. Herr Zoller Na du musst es ja wissen. Frau Zoller Es geht nicht um das Wissen Schatz, es geht um Trends und das Zeitalter des Glätteisens ist längst vorbei. Locken werden über kurz oder lang absolut angesagt sein, glaube mir! Lisa (kommt auf die Bühne, gut gelaunt) Hallo zusammen! Ihr seid ja beide schon da. Frau Zoller (schaut auf die Uhr) Es ist fast 7, Lisa. Wir sind seit schon über einer Stunde da. Wo kommst du denn jetzt her? Lisa Ich war noch in der Bibliothek, wegen meines Referats in Geschichte. Herr Zoller Das ist der schlechteste Bericht, den dieser Typ jemals geschrieben hat. Jedem im Stadion war klar, dass der Schiri das Spiel verpfiffen hat. Jedem. (schlägt auf die Zeitung) Außer einem. Lisa Haben die nicht 3.0 verloren, Papa? Wie kann da alleine der Schiedsrichter schuld sein. Herr Zoller Kümmere du dich lieber um dein Biologie-Referat. Lisa Geschichte. Geschichte, Papa. (sie schaut ihre Eltern an, die beide wieder in ihre Zeitungen vertieft sind, dann setzt sich Lisa zu ihnen an den Tisch) Lisa Wollt ihr nicht wissen, was es Neues gibt? Niemand reagiert Lisa Hallo? Tochter an Eltern, bitte kommen! Frau Zoller Oh, entschuldige, Schatz. Was hast du gesagt? Lisa Ich habe gefragt, ob ihr vielleicht wissen wollte, was es Neues aus der Schule gibt! Frau Zoller Aber sicher. Klar. Was gibt es denn Neues aus der Schule? Lisa (schaut ihre Mutter an, dann ihren Vater, der immer noch die Zeitung liest. Daraufhin schaut sie wieder ihre Mutter an. Lisa deutet auf ihren Vater, ihre Mutter schüttelt den Kopf) (laut, um auch ihren Vater zu erreichen) Wollt ihr wirklich wissen, was es Neues aus der Schule gibt? Frau Zoller Ja. Ja. natürlich, erzähl schon! Lisa (noch lauter) Meinst du, Papa will auch wissen, was es Neues aus der Schule gibt? Frau Zoller Ich schreibe ihm eine SMS! (stößt ihren Mann an) (laut) Willst du nicht wissen, was Lisa aus der Schule zu erzählen hat? Herr Zoller (nimmt die Zeitung runter) Was? Ach so. Ja. Natürlich will ich wissen, was man in der Schule über Lisa erzählt! Lisa Mensch Papa. Das nervt jetzt echt. Herr Zoller Was glaubst du erst, wie mich das nervt. Dieser Typ, der hat sowas von keine Ahnung. Und nennt sich Sport-Journalist. Der sollte über Haustiere schreiben oder über Aktienkurse oder so. Oder über moderne Kunst! Aber (er wird laut) nie mehr über Fußballspiele! Tim (kommt in Trainingsklamotten auf die Bühne) Was ist das denn für ein Geschrei hier? Herr Zoller (legt sofort die Zeitung weg) Hallo Tim! (er steht auf) Wie war das Training? (klopft Tim auf die Schulter) 3 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Tim Herr Zoller Tim Frau Zoller Tim Frau Zoller Tim Herr Zoller Lisa Tim Lisa Herr Zoller Tim Lisa Herr Zoller Tim Lisa Herr Zoller Tim Lisa Herr Zoller Wie soll es schon gewesen sein? Es war perfekt. Perfekt wie immer. An mir kommt keiner vorbei! (klopft Tim nochmal auf die Schulter, dann an seine Frau) Hast du das gehört? Hast du das gehört, Maria? An ihm kommt keiner vorbei. Haha. Das ist mein Junge. Gut. Sehr gut Tim. Du musst für das Auswahlspiel top fit sein. Da kommen Talentspäher. Du weißt von welchem Club! Klar Papa. Kein Problem. Denen werde ich es zeigen. Willst du was essen? Ich kann dir einen Salat mit Putenstreifen machen. Du musst gut essen, wenn du so viel trainierst. Das wäre toll, Mama! (er schaut Lisa an, daraufhin geht Frau Zoller von der Bühne) (beim Hinausgehen) Ich bin schon unterwegs! Wie war dein Tag heute, Lisa? Nie ablenken lassen, Tim. Immer Gas geben, das Ziel vor Augen. Du musst das Feuer in den Augen haben. Das Feuer! Das ist mein Sohn! (schaut den Vater an, dann Tim. Sie antwortet resigniert) Wie soll's schon gewesen sein? Wie immer. (steht auf, geht zu seiner Schwester) Was ist denn los? Hast du Sorgen? Nein. Alles klar. (sie steht auf) Weißt du, in der Schule kommt keiner an mir vorbei! Und denk immer dran, die anderen kochen auch nur mit Wasser. Und arbeite an deinem Kopfballspiel. Und mindestens vier Mal in der Woche zusätzlich Läufe machen! (er macht dabei Übungen vor den beiden Kindern) Alles klar Papa. Mach ich. (an Lisa) Klingt doch gut, Mensch. Habt ihr den DeutschAufsatz zurück bekommen? Ja. Haben wir. (sie schaut ihren Vater an, der Liegestützen macht) (während er Liegestützen macht) Du weißt, man kann nie genug machen. Man kann immer an seiner Athletik arbeiten immer! Ja. Papa. Klar (verdreht die Augen, schaut Lisa an) Und? Was hast du? (legt sich neben ihren Vater, versucht auch Liegestützen zu machen, tut sich aber schwer) Ich habe eine 1! Die beste Arbeit der ganzen Schule. Und die Köperspannung ist das allerwichtigste. Mensch, das ist doch klasse, das ist echt klasse, Lisa! Ja? Findest du? (sie steht auf, schaut ihren Vater an) Dumm nur, dass es außer dir hier niemanden zu interessieren scheint! (rennt von der Bühne) (steht auf) Was ist denn mit Lisa los? Liebeskummer? Szene 2: Im Pausenhof auf einer Bank Lisa sitzt mit ihren Freundinnen/Klassenkameradinnen (Tanja, Steffi und Paula) auf einer Bank im Pausenhof. Tanja Das gibt's echt nicht. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, dass der Schmitt heute ne schriftliche Abfrage macht. Das kam total überraschend, wie ein Tsunami. Steffi Der Schmitt hat Probleme, glaub ich. Meiner Meinung nach ist er in gewisser Weise unausgefüllt. Und wenn ihm das zu sehr zusetzt, dann macht er solche Abfragen wie heute. Damit er Stress abbaut! Paula Meinst Du echt? Also für sein Alter sieht er doch total gut aus. Mal ehrlich, oder? Wie kommst du darauf, dass er frauenmäßig auf dem Trockenen sitzt? Lisa Hallo? Habt ihr sie noch alle? Ihr redet gerade wie Pubertierende. Das geht ja gar nicht! Steffi Wir sind Pubertierende, Schätzchen, schon vergessen? Lisa Eigentlich solltet ihr schon langsam darüber weg sein. Paula (zieht ihr Handy raus, wischt drüber) Hammer. Das ist Hammer! Tanja (verdreht die Augen wegen des fehlenden Artikels) Was ist Hammer? Paula Jan hat mir geschrieben. Er steht auf mich. Ich wusste es. Man muss sie nur zappeln lassen, je länger desto besser. Ich wusste, dass er sich meldet. (an Steffi) Du schuldest mir was, Steffi! 4 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Lisa Steffi Lisa Steffi Paula Tanja Paula Steffi Paula Lisa alle Lisa Steffi Tanja Lisa Paula Lisa alle Steffi Tanja Paula Tanja alle Paula Lisa Paula Lisa Paula Lisa Steffi Tanja Lisa Steffi Lisa/Tanja Steffi Hab ich was nicht mitbekommen? Ich glaube, du kriegst ne Menge nicht mit, Lisa. Wo fange ich am besten an? Vielen Dank auch. (gibt Paula einen 5 Euro Schein) Wettschulden sind Ehrenschulden. Hier hast du deine 5 Euro! Danke schön. (sie schaut in die Runde. Steckt den Schein ein) Na? Möchte vielleicht noch jemand wetten? Welchen Typen soll ich als nächstes um den Finger wickeln? Wie wäre es mit Tim? Den knackst du nicht. Da gehe ich jede Wette ein! Tim? Welchen Tim? Hab ich was verpasst? Welchen Tim wohl? Tim Zoller, (sie schaut Lisa an) Lisas Bruder! Du hast einen Bruder, Lisa? Das wusste ich ja gar nicht. In welcher Liga spielt der denn? (reagiert nicht) Lisa! (als würde sie gerade aufwachen) Was? In welcher Welt warst du denn gerade? (affektiert) Unser Topmodel hier (deutet auf Paula) wollte wissen, in welcher Liga dein Bruder spielt. Tim? Tim. Exakt. Genau kann ich es dir nicht sagen. Aber ich glaube in der Bezirksoberliga. Oder Bayernliga? Ich kann ihn fragen, wenn du's genau wissen willst! lachen Der war gut, Lisa. Aber ich bin sicher, du hast das ernst gemeint, stimmt's? Jetzt lass sie doch in Ruhe, Mensch! Bayernliga? Damit ich schwach werde, muss jemand mindestens Bundesliga spielen. So wie Ricky. Wer möchte wetten, dass ich Ricky als nächstes um den Finger wickele. Hm? (trotzig) OK. OK. Ich wette. Ich wette 10 Euro! lachen und klatschen! Alles klar. Einverstanden. Ihr habt es gehört. Die Wette gilt. (sie schaut in die Runde). Ich muss dann mal los. Ihr könnt ja noch ein bisschen über die Bezirksoberligajungs sprechen, Mädels. (sie geht, die anderen schauen ihr nach. Als sie fast von der Bühne verschwunden ist, dreht sie sich nochmal um und geht zurück!) Ach du Scheiße. Wann müssen wir nochmal das Geschichtsreferat abgeben? In zwei Tagen. In ... zwei ... (sie bleibt stehen, dann lächelte sie) Lisaaaaa? Lisaaa? Meine allerliebste, allerbeste, meine Lieblingslisa ... (sie geht auf Lisa zu, dann kniet sie sich vor ihr hin) (verdreht die Augen) Schon gut. Ich helfe dir. Heute Abend um 6 bei mir? (gibt Lisa einen Kuss auf die Wange) Du bist die Beste! Die Allerbeste! (rennt von der Bühne) (schaut ihr nach, schaut denn die anderen beiden an) Und sie wettet, welche Jungs sie um den Finger wickelt? Sie wettet. Aber der Schuss geht nach hinten los, glaub mir. Langfristig werden wir an der Sonnenseite des erfüllten Liebeslebens weilen! Das ist statistisch erwiesen! Was? Statistisch erwiesen? Yep. Jetzt hat sie vielleicht noch die Nase vorn. Wegen ihrer Oberweite oder weil sie besser mit dem Arsch wackelt. Aber wenn sie 30 ist, dreht sich keiner mehr nach ihr um. Dann sitzt sie mit zwei bis vier Kindern zu Hause, ihr Alter trinkt oder betrügt sie oder beides und sie hat 15 Kilo Übergewicht! lachen Das sind Tatsachen, Mädels. Bei den Klassentreffen sind dann die Angesagten von früher meist zu Mauerblümchen geworden die nur in der Ecke rumsitzen. Oder zu fet- 5 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) ten Hennen. Und wir Mauerblümchen von heute werden blühen wie Rosen! Die Zeit spricht für uns! Lisa Ach Steffi. Deinen Humor möchte ich haben! Tanja Was ist denn mit dir los, Lisa? Du schreibst Einser am Fließband und machst hier auf Weltuntergang! Lisa Ich weiß auch nicht. Ich versteh die Auer einfach nicht. Ehrlich! Steffi Die Auer? Was hast du denn mit der Auer? Stehst du auf die? Lisa Red keinen Scheiß, Steffi! Steffi (breitet unschuldig die Hände aus) Kein Stress, Schätzchen. Soll es ja alles schon mal gegeben haben! Die Welt besteht nicht nur aus Heteros. Tanja Was ist denn mit der Auer? Lisa Habt ihr noch nicht mitbekommen, wie sie mich ignoriert? (sie schaut ihrer beiden Freundinnen an, keine reagiert) Ich schreibe nur 1er. Helfe jedem aus der Klasse, wenn er Probleme in der Schule hat. Sogar Paula. Ich bin bei der Schülerzeitung, in der Theatergruppe mache bei der Nachhilfe mit. Aber im Unterricht ... Steffi Im Unterricht? Lisa Die Auer nimmt mich nie dran. Nie. Ich kann mich melden sooft ich will! Tanja Und weiter? Die nimmt dich nicht dran, weil du eh alles weißt. Du könntest den Unterricht alleine schmeißen. Das weiß die Auer auch. Die ist doch nicht blöd! Steffi Genau. Wahrscheinlich nimmt sie dich auch deshalb nicht dran, weil sie Angst hat, dass du schlauer bist als sie. Lisa Red keinen Scheiß, Steffi! Steffi Das ist die Wahrheit, Schätzchen. Sie rechnet damit, dass du ihr mal eine Frage stellen könntest, die sie selbst nicht beantworten kann. Und weil sie nicht vor der ganzen Klasse blank dastehen will, hat sie beschlossen, dich gar nicht erst dran zu nehmen. Lisa Aber psychologisch gesehen müsste sie doch als Lehrerin wissen, dass eine Schülerin einen Motivationsschub bekommt, wenn sie von der Lehrerin eine positive Rückmeldung bekommt! Steffi Oh Mann. Das ist mir jetzt zu hoch. Psychologisch gesehen (sie schaut auf die Uhr) ist es schon ziemlich spät. Ich pack's dann mal. (sie steht auf) Tanja Warte. Ich komme mit! (an Lisa) Ist das in Ordnung für dich, Lisa? Lisa Ja. Klar, ich … (bevor sie weiterreden kann, sind die beiden schon verschwunden. Lisa schaut ihnen nach dann wieder nach vorne zu den Zuschauern) … ich hänge noch ein bisschen meinen Gedanken nach! (dann entsteht eine kurze Pause. Nach einigen Augenblicken kommt Frau Auer auf die Bühne). Lisa (strahlt, steht von der Bank auf) Hallo, Frau Auer, ich wollte Sie fragen ... Frau Auer (hektisch, im Vorbeigehen) Dein Aufsatz war wirklich sehr gut, Lisa. Aber ich habe jetzt keine Zeit. Bis morgen. (sie geht über den zweiten Bühnenaufgang ab) Lisa Vielen Dank ... (dann etwas leiser) … für das Gespräch Frau Auer. (und setzt sich wieder hin) Szene 3 Im Pausenhof auf zwei Bänken Auf der rechten Bank der Bühne sitzen die Mädchen. Sie sind im Gespräch als die Szene beginnt. Die linke Seite ist etwas verdunkelt. Dort sitzen die Jungs auch auf einer Bank. Paula Mensch Lisa. Was für einen Arsch. Dein Bruder hat einen Arsch wie ein Modell. Da genügt ein Profi-Blick! Steffi Was soll das denn jetzt. Ich dachte ihr habt in Lisas Zimmer für dein Geschichtsreferat gearbeitet? Paula Haben wir auch! Lisa Es war ein hartes Stück Arbeit, das kann ich euch sagen. Steffi (an Paula) Und Lisa hat wohl ein Poster vom Hintern ihres Bruders an der Wand hängen, das du ständig angestarrt hast? 6 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Paula Dazu brauche ich kein Poster. Ich hab ihn nur kurz in einer Trainingshose gesehen als er nach Hause kam, das hat meinem geschulten Auge genügt. Tanja Dein geschultes Auge interessiert aber nicht. Wir haben 10 Euro gewettet, dass Ricky dein nächstes Opfer ist. Steffi So ist es Schätzchen. (An Paula) Pass nur auf, dass du dich nicht übernimmst. Lisa Ich möchte mich ja nur ungern einmischen, aber mein Bruder hat andere Ziele, als von dir um den Finger gewickelt werden. Der will mal Fußballprofi werden, Mädchen sind ihm vollkommen egal! Paula Fußballprofi? Die verdienen doch einen Haufen Kohle. Das wird ja immer interessanter. Einen Knackarsch und ein fettes Bankkonto. Ich glaube, ich sollte das RickyProjekt fallen lassen und mich stattdessen auf Lisas Bruder Tim konzentrieren. Tanja Wenn du das Ricky-Projekt fallen lässt, wird ein Zehner fällig, das ist dir schon klar, oder? Paula Was ist schon ein Zehner bei den Zukunftsaussichten! (Licht rechts dunkler, links hell, dort sitzen Ricky, Oskar und David auf einer Bank. Dabei ist Ricky top gestylt, (Haare, Klamotten, Kette) Oskar Du musst morgen noch dein Referat in Geschichte abgeben Ricky, oder? (er himmelt Ricky fast an dabei) David Ja, Bro. Das musst du, oder Ricky? Das wäre glaube ich echt wichtig, ich meine, das letzte Mal hattest du doch eine fünf in der Geschichtsarbeit, oder? Ricky (nickt lässig, dann fährt er sich durchs Haar und setzt seine Sonnenbrille auf) Ich muss gar nichts, Brüder. Nur ab und zu auf die Toilette! Oskar und David (lachen beide überschwänglich über die Bemerkung) Oskar Toilette ist ein gutes Stickwort. Ich meine, ganz ehrlich, also, wenn du das Referat verkackst, dann könnte es eng werden, Ricky. David Ja, Mann, dann könntest du das Jahr nicht schaffen und dann ... Ricky Jetzt beruhigt euch mal, Mädels Ich habe die Lage absolut im Griff, so wie ich sie schon immer im Griff hatte. Oskar Na ja, ich weiß nicht. Wenn man sitzenbleibt, dann hat man die Lage meiner Meinung nach nicht mehr so im Griff, wenn du mich fragst, oder, David? David Ja, echt, Ricky. Also die Lehrer, die kennen dann keine Gnade, das kannst du mir glauben. Ich spreche da aus Erfahrung! Ricky (steht auf, geht um die Bank herum) Die Zeiten, in denen ich dir was glaube, die wird es hoffentlich nie geben, Dicker. Wenn mein Vater einen Scheck ausstellt, dann klappt das auch mit den Noten! David Vergiss es. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Ricky Du wirst es schon sehen, Bruder! (jetzt wird die linke Bühnenhälfte verdunkelt und die rechte erhellt) Paula Andererseits sind 10 € immerhin auch 10 €. Der Fußballer mit dem Knackarsch kann ja noch ein Weilchen warten. Ich glaube, ich verabschiede mich mal, die Bank da drüben lädt mich gewissermaßen ein. (sie steht auf und geht zu der Jungs-Bank, die Seite der Jungs wird etwas heller, die Mädchen beobachten die Unterhaltung, können aber nichts hören) Tanja Das gibt es doch nicht. Sieht so aus, als würde ich meine 10 € jetzt doch verlieren. Wie macht sie das nur? Steffi Es liegt nur an ihrer körperlichen Entwicklung. Unsere Zeit wird kommen, wenn sie im Tal der Falten ist und ihr Himmel orangenhautfarben schimmert! Lisa (schüttelt enttäuscht den Kopf) Und ich schreibe gute Noten, die niemanden interessieren. (jetzt wird die linke Seite ganz hell und die rechte dunkel. Auf der linken Bank sitzt Paula neben Ricky und David und Oskar sitzen am Rand der Bank) Ricky (an David und Oskar) Also, ich .... (er wird etwas unsicher, weil ein Mädchen in seiner Nähe ist) glaube ihr solltet schon mal vorgehen, also, ich komme nach! Oskar Was? David Aber wir wollten uns doch noch nen Döner reinziehen! 7 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Ricky Also, das machen wir auch, Brüder. Aber ich muss noch ... also vielleicht noch was erledigen. (er lächelt Paula an) Paula Ich passe hier auf ihn auf. Es dauert nicht lange. Ehrlich! Ricky Also, los Jungs, es ist ... also alles in Ordnung, ehrlich! (er deutet auf Paula) David Alles klar (verdreht die Augen), wir haben verstanden? Sollen wir wohl noch einen vegetarischen Döner bestellen? Ricky (schwer von Begriff) Wie jetzt? Wieso? Also, habe ich jemals schon mal vegetarisch gegessen? Oskar Na ja, du vielleicht nicht! David Aber manche Frauen essen ja kein Fleisch! Ricky (schaut zuerst Paula, dann die Jungs an) Oh, alles klar. Also, nein, ich denke, ich, also, komme alleine nach! David OK. Dann gehen wir eben schon mal vor! Oskar Wir sehen uns! (Oskar und David gehen ab) Ricky (aufgeregt, er stottert etwas) Also du also willst mit mir ins Kino gehen. Also einfach so. Paula Einfach so zu zweit, wenn man es genau nimmt. Ricky (noch aufgeregter) Also, also ich meine, also du sitzt ein Jahr lang in meiner Klasse, also und also und redest fast kein Wort mit mir und also willst also jetzt mit mir ins also Kino gehen? (er nimmt einen Stift aus seiner Jackentasche und spielt nervös damit herum) Paula Genau. Da du ja auch nie ein Wort mit mir geredet hast, dachte ich, ich beende das Schweigen einfach! Ricky (Lacht unsicher, schaut den Stift an) Das Schweigen brechen. (im gleichen Moment bricht er den Stift in zwei Teile) Und, und, und, also ich meine, also das willst du ausgerechnet im Kino beenden? Paula Schweigen im Kino zu beenden gehört zu meinen Spezialitäten! Ricky Also, also OK. Also meine ich. Paula Gut, abgemacht. Wir machen einen fairen Deal. Ich suche den Film aus und du zahlst! (sie hält ihm die Hand hin) Ricky (schlägt ein) Ich, also, ich, ich also, ich bin dabei! Dabei bin ich also! Szene 4: Im Park Lisa geht die Bühne auf und ab. Es ist etwas Müll auf der Bühne verteilt, den Lisa aufsammelt. Es könnte eine Bank auf der Bühne stehen, um die Nebelmaschine zu verstecken (Specal Effect, wenn Mr Bottle erscheint) Lisa führt Selbstgespräche. Lisa (während sie Müll aufsammelt und in eine große Tüte packt) Das dachte ich mir. Die einzige, die das Umwelt-Projekt wirklich ernst nimmt, ist mal wieder die dumme, naive Lisa. Ich sammele hier den Müll zusammen und die anderen schlafen noch! (sie findet eine seltsame Flasche unter der Parkbank und hebt sie auf) Was ist das denn für eine Flasche? So eine habe ich ja noch nie gesehen. (sie setzt sich auf die Bank und schaut die Flasche an) Das ist ja Englisch (sie liest) "Bottled in St. Louis Missouri". Die Flasche ist aus Amerika. Cool. (sie schüttelt die Flasche). Und sie ist noch zu. (schaut die Flasche näher an) Obwohl sie leer ist. (Jetzt öffnet sie die Flasche. Sofort ist alles voller Nebel - Nebelmaschine!-, als sich der Nebel langsam verzieht, steht Mister Bottle mit Cowboy-Hut und Cowboy-Stiefeln vor ihr) Mr Bottle Hello little girl. How are you? Lisa Du sprichst ja Englisch! (schaut ihn von oben bis unten an. Er fängt daraufhin auch an, Lisa von oben bis unten zu mustern, Lisa mustert ihn genauso) Mr Bottle Wait a second. (dann in englisch gefärbtem Deutsch) Und du sprichst Deutsch! Lisa Ja. Ich lebe hier! Mr Bottle (überrascht) OK. Alles klar, dann ist das hier Germany, ich meine Deutschland!? (sein Deutsch ist jetzt weniger Dialekt gefärbt) 8 Dieter Schneider, Nenn mich Mister Bottle (Leseprobe - theaterbörse GmbH) Lisa Mr Bottle Lisa Mr Bottle Lisa Mr. Bottle Lisa Mr. Bottle (schaut sich um, dann wieder zu Mr Bottle) Ja. Klar. Was stellst du denn für Fragen? Wo kommst du eigentlich her? (jetzt vollkommen ohne Akzent) Ich komme aus dieser Flasche! (deutet auf die Flasche, die auf der Bank steht) Du ... kommst aus ... dieser ... Flasche? Hältst du mich für bescheuert? Ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst. Die Flasche hier hat echt keinen Style. Ich wünsche, ich könnte mal wieder in eine Flasche mit arabischem Flair schlüpfen. Das würde ich heute vielleicht sogar freiwillig machen! Du hast sie doch nicht mehr alle, Cowboy! Denkst du ich bin komplett naiv? (schaut sich um, geht zum Bühnenrand, dann tut sie so, als würde sie wissen, dass man ihr gerade einen Streich spielt). Alles klar. Alles klar. Die Streberin wird verarscht. HAHAHAHA. Wie lustig. Ihr könnt rauskommen, Mädels und nehmt den Cowboy gleich mit! Mit wem redest du? Du glaubst mir nicht, was? Kein Problem. Das geht mir immer so. Bill wollte mir damals auch nicht glauben. Sieht so aus, als müsste ich dich überzeugen. Bill? Wer ist Bill? Den kennst du nicht. Der hat mich zum letzten Mal befreit. Also. Dann wollen wir mal! Los, gehen wir (er nimmt sie an der Hand, geht mit ihr von der Bühne, Licht aus) Szene 5 In der Wohnung von Familie Zoller Ähnliche Situation wie in Szene 1. Die Familie ist im Wohnzimmer. Herr Zoller sitzt auf dem Sofa und liest eine Sportzeitung. In der Mitte steht ein Stuhl, auf dem Tim sitzt. Seine Mutter hat ihm gerade die Haare geschnitten und hält ihm einen Spiegel hin. Lisa und Mr Bottle sitzen am Tisch. Frau Zoller Na. Wie findest du's? Schaut gut aus, oder? Tim Ich finde, es sieht fast genauso aus wie vorher. Frau Zoller (legt den Spiel weg und kehrt ein paar Haare zusammen) Ich habe ja auch nur die Konturen geschnitten! (Gibt ihrem Mann den Besen) Herr Zoller (steht auf und legt die Zeitung weg und nimmt den Besen, fängt an zu kehren) Du musst gut aussehen, Tim. Wenn Leute von der Zeitung beim Spiel sind, dann machen sie auch Fotos. Und wenn du bei einem Kopfballduell fotografiert wirst, dann musst du gut aussehen! Tim Ich glaube, da spielt meine Frisur nicht die alles entscheidende Rolle, Papa. Herr Zoller (kehrt weiter während er spricht) Vielleicht nicht die alles entscheidende, aber sie spielt eine Rolle, glaube mir! Hier endet der Probetext. Es handelt sich um ca. 40 % des Gesamttextes Der vorliegende Text ist ein Ausschnitt des vollständigen Theaterstückes. Wir schicken Ihnen den Ausschnitt, damit Sie sich einen ersten Eindruck von dem Theaterstück machen können. Die Erstellung von Vervielfältigungen für Aufführungen, Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht. Rollensatz und Aufführungsgenehmigung bekommen Sie von der theaterbörse GmbH, Nußbergstraße 17a, D-38102 Braunschweig, www.theaterboerse.de Die endgültigen Rollensätze sind weiter gesetzt, um das Spielen zu erleichtern. Wir möchten Sie aus Fairness gegenüber den Autoren bitten, diesen Text nur als Leseprobe zu verwenden. Sie können es selbstverständlich an Interessierte weitergeben. Wir arbeiten mit Autoren, die wie Sie mit Gruppen arbeiten und in diesem Zusammenhang ihre Stücke entwickelt haben. Zuwiderhandlungen werden rechtlich verfolgt. 9
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