52 Wald & Jagd BAUERNBLATT l 22. August 2015 ■ Mit GPS dreisten Holzdieben auf der Spur Jährlich verschwindet Holz im Millionenwert Der Rohstoff Holz ist begehrt, als Baustoff und als Brennholz. Das schlägt sich nicht nur in anhaltend hohen Holzpreisen nieder, sondern auch in einer hohen Diebstahlsrate. Fast wöchentlich finden sich in den Lokalzeitungen Meldungen über Holzdiebstähle. Und die Dunkelziffer ist extrem hoch, weil viele Holzdiebstähle wegen der langen Lagerdauer des Holzes im Wald und der Maßtoleranzen gar nicht bemerkt werden. Die Bandbreite reicht dabei vom privaten Kleindiebstahl, bei dem am Waldweg eine Kofferraumladung Brennholz eingeladen wird, bis hin zum gewerblichen Diebstahl von großen Holzmengen durch Fuhrunternehmer, Händler oder deren Mitarbeiter. GPS kann Abhilfe verschaffen, weil es de Tätern auf die Spur kommt. Das Problem besteht deutschland- und europaweit, wenn es auch nicht überall bei den Waldbesitzern präsent ist. Doch allein beim Landesbetrieb Hessenforst geht man von einem hohen sechsstelligen Betrag pro Jahr aus, der durch Holzdiebstahl verloren geht. Dort versucht man seit zwei Jahren, Diebstähle mit sogenannten Forsttrackern zu verhindern. Dabei wird eine streichholzschachtelgroße GPS-Box in einem Stamm angebracht. Wird der Stamm abtransportiert, ob legal oder illegal, sendet der Forsttracker seinen Transportweg an eine Empfängerbox. Doch nur eine kleine Stichprobe der vielen Holzpolter kann aus Kostengründen GPS-gesichert werden, zudem besteht die Gefahr, dass der Abschreckungseffekt im Laufe der Zeit nachlässt. Große Versuchung „Bei den Werten, die dort am Waldrand liegen, ist die Versuchung offenbar sehr groß“, sagt Wolf-Georg Fehrensen vom Laubholzsägewerk Fehrensen in Hedemünden, Landkreis Göttingen: „Ein paar Momente der Angst stehen dann einem Wert gegenüber, der schon mal das doppelte Gehalt des Fahrers ausmachen kann. Bundesweit verschwindet jährlich mindestens ein zweistelliger Millionenbetrag an Holz. Wir gehen zwar davon aus, dass die meisten Die meisten Holzabfuhrunternehmer arbeiten seriös. Das Icelt-System soll dazu beitragen, den wenigen schwarzen Schafen der Branche das Handwerk zu legen. Unternehmen korrekt arbeiten, können dies aber derzeit nur vermuten. Vertrauen ist im Holztransport besonders wichtig. Auch da- für soll das neue Icelt-Gütesiegel stehen. Die seriösen Unternehmen wollen sich abgrenzen und letztlich auch absichern.“ Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern will Fehrensen nicht an den Symptomen herumdoktern, sondern den Holzdiebstahl systematisch verhindern. Im Icelt (Independent Certificate for European Log Transport), dessen Vorsitzender Fehrensen ist, arbeite man daher mit Partnern der gesamten Wertschöpfungskette an einer Lösung. Und diese ist mittlerweile im Praxiseinsatz. Telematik verbreitet Das Gütesiegel richtet sich vorwiegend an Fuhrunternehmer. Der Unternehmer weist nach, dass er über geeignete Telematiktechnik verfügt und erklärt sich bereit, dass bei Bedarf seine Fahrzeugdaten mit einer Polterkoordinate abgeglichen werden. Telematik ist heute ein fester Bestandteil moderner Lkw: Eine kleine Box erfasst Daten des Fahrzeugs und sendet diese an den Server des Telematikanbieters. Es gibt derzeit deutschlandweit branchenübergreifend etwa 1,2 Millionen Fahrzeuge mit Telematik. Auch im Holztransport verIndikator Kranbewegung: Daten werden nur zur späteren Auswertung aufge- breitet sich diese Technologie derzeit, Icelt lieferte bisher etwa 70 zeichnet, wenn der Lkw stoppt und der Kran bewegt wird. Wald & Jagd ■ BAUERNBLATT l 22. August 2015 solcher Boxen aus. Zudem haben viele Unternehmen eigene Technik angeschafft. Wird der Holzladekran des Lkw bewegt, funkt die GPS-Box die Koordinaten und die Dauer des Einsatzes an den Telematikserver. Dort werden die Daten für den Fuhrunternehmer zur Verfügung gestellt. Nur er darf seine Daten permanent sichten. Holzeigentümer können bei Icelt zu einer beliebigen Koordinate anfragen, was mit ihrem Holz, das an diesem Punkt lagerte, passiert ist. Icelt gibt die Koordinate in eine speziell entwickelte Abfragemaske ein und erhält von allen teilnehmenden Telematikanbietern einen Bericht zu den Bewegungen an der Koordinate. Icelt prüft die Berechtigungen und erteilt eine einfache Auskunft: „Alle Bewegungen sind plausibel und berechtigt“, oder: „Es gibt unplausible Abfuhrbewegungen.“ In einem solchen Fall kann der Holzeigentümer Anzeige erstatten, und Icelt übergibt die Daten an die Ermittler. Einsatz zertifizierter Lkw Die Landesforstverwaltungen der Länder Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind bereits dabei und werden nach einer Übergangszeit in der Holzabfuhr im Landeswald nur noch Lkw einsetzen, die das Icelt-Siegel tragen. Holz-Lkw ohne Gütesiegel haben dann in den Wäldern der teilnehmenden Waldbesitzer nichts mehr verloren, auch nicht zur Durchfahrt. Schätzungsweise sind 3.500 bis 4.000 Holz-Lkw in Deutschland tätig, die pro Monat je rund 1.200 Festmeter Holz bewegen. „Aufgrund der unpräzisen Vermessung bietet der Holztransport Wald im Nebenerwerb Mit dem Forst Geld verdienen Die Grundausstattung für einen Lkw mit GPS-Sender, Blackbox und Display. heute noch eine zu große Grauzone für illegale Aktivitäten. Unseriösen Marktteilnehmern bietet diese Grauzone einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seriösen Unternehmen. Zudem wird das Vertrauen in die Unternehmen durch wenige schwarze Schafe unnötig geschädigt. Diesen Generalverdacht heben wir auf“, so Sebastian Seidel von Icelt. Und die Kosten? „Die sind minimal und viel geringer als die Messunterschiede und Toleranzen, die es beim Aufmessen von Waldholz gibt. Die Kosten werden je zur Hälfte vom Waldbesitz und der Industrie getragen. Das Icelt-System ist wie eine Versicherung zu geringen Kosten für den Holzeigentümer“, sagt Seidel. Der Waldbesitzer zahlt 10 ct/ha Waldfläche, die Industrie 3 ct pro angeliefertem Festmeter Holz. Der Spediteur zahlt für das Gütesiegel lediglich 12 € je Lkw und Jahr. Mit verschiedenen Angeboten zwischen 19 und 59 € pro Monat Wollen aktiv gegen Holzdiebstahl vorgehen: Geschäftsführer Sebastian Seidel (li.) und Vorsitzender Wolf-Georg Fehrensen von Icelt. Fotos: Landpixel kann der Spediteur die notwendige Technik anmieten und beispielsweise seine Fahrzeugflotte und Holzpolter verwalten, Routen planen, Lenk- und Ruhezeiten überwachen, Kraftstoffverbräuche analysieren sowie Aufträge verwalten. Geld aus dem eigenen Wald erwirtschaften, aber wie geht das? Dies wird sich der eine oder andere der über eine Million Grundbesitzer in Deutschland fragen, die weniger als 20 ha Wald ihr Eigen nennen. Oft sind sie über Erbe zufällig an ihren Waldbesitz gekommen. Der Wald ist für sie oft mehr Last als Lust. Es fehlt die Idee, mit diesem Immobilieneigentum etwas Nützliches anzufangen. Hier setzt der jetzt in zweiter Auflage erschienene und vollständig überarbeitete Praxisratgeber „Wald im Nebenerwerb“ aus dem DLG-Verlag an. Die Autoren Die Daten sind sicher Derzeit ist Icelt im intensiven Gespräch mit der Holzindustrie. Hier wird der Nutzen ganz unterschiedlich eingeschätzt. Von völlig überflüssig bis absolut notwendig ist jede Auffassung vertreten. Entscheidend scheint dabei vor allem der jeweilige Holzverlust im eigenen Betrieb. Aufgrund der unterschiedlichen Einkaufs- und Vermessungsverfahren gibt es große Unterschiede. Auch die Datensicherheit ist ein Thema, das für Unsicherheit sorgt. Icelt hat das System dazu extra von einem Fachanwalt prüfen lassen. Die Serversicherheit der teilnehmenden Telematikanbieter sei genauso sicher wie die der Banken beim Onlinebanking. Auch der Zugriff durch Icelt auf diese Server sei streng geregelt und wird durch einen externen Datenschützer laufend überwacht. Bis Ende Mai sollen etwa 160 Lkw ausgerüstet sein, die Bestellungen haben sich im April mehr als verdoppelt. Die Fuhrunternehmen zeigen großes Interesse an der modernen Telematik und wollen diese auch betriebsintern zur Optimierung der Prozesse einsetzen. Dort ist der Kostendruck hoch, die Unternehmer müssen konsequent an der Optimierung der Frachtwege und der Auftragsverarbeitung arbeiten. Christian Mühlhausen Landpixel Der neue Ratgeber zeigt auf, wie auch Besitzer kleiner Wälder wirtschaftlich erfolgreich sein können. Foto: DLG Karsten Spinner, freiberuflicher Forstsachverständiger und Gesellschafter einer Forstplanungsberatung im thüringischen Schwarzburg, und Dr. Frank Setzer, Professor im Bereich Forstwirtschaft an der Fachhochschule Erfurt, zeigen unkomplizierte Lösungswege auf, wie auch Nichtfachleute mit sehr wenig Aufwand gutes Geld mit ihrer Waldfläche verdienen können. Der Band „Wald im Nebenerwerb“ kann zum Preis von 7,50 € beim DLG-Verlag, Tel.: 0 61 239 23 82 63, Fax: 0 61 239 23 82 62, E-Mail: dlg-verlag@ DLG.org oder direkt im Onlinebuchshop unter www.dlgverlag.de erworben werden. Friedrich W. Rach DLG e. V. 53
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