Funktionalität des "Quiet Eye"

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Funktionalität des Quiet Eye
Leitung:
Mitarbeiter:
Laufzeit:
Dr. André Klostermann und Prof. Dr. Ernst-Joachim Hossner
Dr. Ralf Kredel
2010-2015
Ziel dieses Projektes ist die Erforschung der Aufgabendienlichkeit relativ
langer finaler Fixation – ein Blickbewegungsphänomen namens „Quiet Eye“ (QE) –
für sportmotorische Leistung. Das QE ist definiert als die letzte Fixation eines spezifischen Objektes vor der finalen Bewegungsentfaltung. Klassischerweise werden
längere QE-Dauern bei Experten im Vergleich zu Beinahe-Experten aber auch bei
besseren im Vergleich zu schlechteren Aufgabenlösungen gefunden. In der ersten
Phase des Projektes konnten wir ein Paradigma entwickeln, mit dessen Hilfe die
Dauer des Quiet Eye als unabhängige (und damit manipulierbare) Variable in einer
motorischen Präzisionsaufgabe getestet werden kann. Zum ersten konnten wir zeigen, dass längere QEDauern nicht nur ein Nebenprodukt besserer Leistung darstellen, sondern vielmehr diese auch prädizieren.
Weiterhin zeigte sich aber auch, dass diese Abhängigkeit nicht per-se existiert, sondern vielmehr die
Schwierigkeit der motorischen Aufgabe einen spezifischen Schwellenwert (welcher empirisch zu quantifizieren ist) überschreiten muss, so dass bei zu geringen Anforderungen relativ lange QE-Dauern nicht nur nicht
leistungssteigernd sind, sondern tendenziell zu schlechteren Leistungen führen (Klostermann, Kredel, &
Hossner, 2013). Aufbauend auf diesen Nachweis der (bedingten) Funktionalität des QE, wurde zur umfassenden Erklärung des QE-Phänomens eine Inhibitionshypothese formuliert, nach der in der QE-Phase alternativ schlechtere Bewegungsvarianten gehemmt werden, so dass nur die optimale Variante bestmöglich
(on- und offline) parametrisiert wird (Klostermann, in Revision).
In der zweiten Phase des Projektes werden nun Prädiktionen der Inhibitionshypothese empirisch
überprüft. Diese betreffen (1) die Bedeutung des QE für On- und Offline-Kontroll-Prozesse, (2) der Bedeutung des Ortes der finalen Fixation (Klostermann, Koedijker & Hossner, 2013), (3) die Annahme einer optimalen Dauer des QE sowie (4) den Zusammenhang zwischen sportmotorischer Expertise und QE-Dauer.
Aktuell untersuchen wir weshalb Experten längere QE-Dauern aufweisen als Beinahe-Experten. Es wird
vermutet, dass mit zunehmender motorischer Vorerfahrung zunehmend alternative Bewegungsvarianten zur
Lösung einer motorischen Aufgabe gelernt werden, so dass bei Experten in der Phase des QE vermehrt die
optimale Bewegungsvariante abgeschirmt werden muss. Diese Vorhersage wird mit dem KontextinterferenzParadigma untersucht, wobei erwartet wird, dass variable Trainingseffekte zu längerer QE-Dauer führen.
Publikationen:
Klostermann, A. (in Revision). Finale Fixationen, sportmotorische Leistung und eine Inhibitionshypothese: Mechanismen des „Quiet
Eye“. Sportwissenschaft.
Klostermann, A., Kredel, R., & Hossner, E.-J. (2013). The “Quiet Eye” and motor performance: Task demands matter! [Electronic Version]. Journal of Experimental Psychology: Human Perception & Performance, 39. doi: 10.1037/a0031499
Klostermann, A., Koedijker, J. & Hossner, E.-J. (2013). Zielinstruktionen, räumliche Quiet-Eye-Verankerung und Bewegungsparametrisierung: Hinweise auf einen Wirkmecha-nismus. Zeitschrift für Sportpsychologie, 20, 59-64.