STRATEGIE & PRAXIS SharePoint Computerworld 8/22. Mai 2015 www.computerworld.ch 27 FOKUS: COLLABORATION Eine Suche, mit der man findet SharePoint-Anwender sind auf brauchbare Suchresultate angewiesen. Damit sie diese erhalten, müssen die Daten systematisch richtig strukturiert werden. Das ist für IT-Verantwortliche nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Aufgabe. VON STEPHAN JOLA T op oder Flop? Ob ein SharePoint-Projekt erfolgreich ist, hängt in allen Fällen von der Benutzerakzeptanz ab. Die Qualität der Suche spielt in diesem Zusammenhang eine grosse Rolle, genauer gesagt die Auffindbarkeit relevanter Informationen. Was nützt dem Anwender eine grosse Menge an Suchresultaten, wenn die gewünschte Infor mation nicht unter den ersten zehn Treffern zu finden ist? Wenn Information Worker ihre wichtigste Ressource – die Informationen – nicht finden, birgt dies nicht nur grosses Frustpotenzial, sondern verursacht in den Unternehmen auch hohe Kosten: McKinsey hat in einer Studie festgestellt, dass Information Worker im Durchschnitt acht Stunden pro Woche damit verbringen, Informationen zu suchen. Die häufigste Ursache für unbrauchbare Suchresultate ist eine mangelnde Strukturierung der vorhandenen Daten. Mit der optimalen Nutzung der in SharePoint vorhandenen Werkzeuge kann dem Informationschaos jedoch effizient entgegengewirkt werden. Als Grundlage dafür dienen Metadaten. Für ein erfolgreiches Collaboration-Projekt ist es somit unverzichtbar, dass die vorhandenen Daten und Dokumente mit dem richtigen Kontext angereichert werden – nur so entstehen wertvolle Informationen. Wenn für die Benutzer dabei nicht viel Arbeit anfällt, erhöht dies die Akzeptanz erst recht. METADATEN: ES BRAUCHT EINEN PLAN Bei der täglichen Arbeit mit Office-Dokumenten richtet sich das Augenmerk der Autoren vor allem auf den korrekten Inhalt des jeweiligen Dokuments. Die Pflege der Metadaten kommt dabei meist zu kurz. Im besten Fall werden Informationen wie der Name des Autors, der Dokumententitel und eventuell Kommentare und Schlagworte erfasst. Für die SharePoint-Suche sind diese Angaben aber nicht ausreichend. Stephan Jola ist Senior Collaboration Consultant bei der Garaio AG www.garaio.com an der resultierenden Benutzerakzeptanz und sollten bei Planung und Design einer Metadatenstruktur im Zentrum stehen. «Wissen und Erwartungshaltung der Benutzer sollten bei der Planung einer Metadatenstruktur im Zentrum stehen» Stephan Jola Wenn relevante Daten, Strukturen und Hintergrundinformationen zum Dokumenteninhalt fehlen, fehlt auch der Kontext. Dieser ist jedoch entscheidend, um dem Anwender zufriedenstellende Resultate zu liefern. Die wesentliche Herausforderung liegt also darin, den konsequenten Einsatz von Metadaten zu realisieren. Vor der Umsetzung des jeweiligen Projekts ist somit eine genaue Analyse der vorhandenen Daten unumgänglich, denn Aufbau und Implementation einer tauglichen Informationsstruktur beginnen bei der Planung. Benutzer und Inhaltsverantwortliche sollten daher möglichst früh einbezogen werden. Ihr Wissen und ihre Erwartungshaltung im Zusammenhang mit der Suche haben einen wesentlichen Anteil DESIGN EINER METADATENSTRUKTUR Beispielsweise will ein Unternehmen, das sich auf den Vertrieb von IT- und Unterhaltungselektronik spezialisiert hat, sämtliche Bedienungsanleitungen in SharePoint speichern. Die Information «Bedienungsanleitung» ist dabei bereits ein erster Schritt in der Planung der Metadaten und hat Einfluss auf die Informationsstruktur. Die jeweilige Produktkategorie sowie die Spartenzugehörigkeit sind ebenfalls essenzielle Informationen, die in den Metainformationen vorhanden sein sollten. Damit eine klare Struktur erhalten bleibt und kein Datenwildwuchs entsteht, besteht seit SharePoint 2010 die Möglichkeit, Metadaten im Unternehmen zentral zu erfassen. Dies hat den Vorteil, dass nur festgelegte Metainformationen verwendet und allfällige Schreibfehler und individuelle Eigenkreationen von Begrifflichkeiten durch die Benutzer vermieden werden. Nun ist es verlockend, sämtliche Dokumente mit möglichst vielen Metadaten zu versehen; ein Vorgehen, das jedoch beim Benutzer auf Ablehnung stossen wird. Schliesslich braucht die manuelle Erfassung von Metadaten zu den einzelnen Dokumenten vor allem Zeit. Die Folge davon ist häufig, dass Metadaten noch schlechter oder gar nicht mehr erfasst werden. Werden die Metadaten sodann als Pflichtfelder definiert, mindert dies natürlich die Benutzerakzeptanz. AUTOMATISCHE ANREICHERUNG Um die Informationsqualität mit gezielten Metadaten sicherzustellen und die Anwender dabei möglichst wenig im Arbeitsfluss zu beeinträchtigen, ist es in der Praxis das Beste, die vorhandenen Mittel von SharePoint optimal auszuschöpfen. Seit SharePoint 2013 besteht hierfür die Möglichkeit, Dokumente automatisch mit Metadaten anzureichern. Die Integration von FAST Search for Enterprise in SharePoint 2013 hat zahlreiche Verbesserungen bewirkt. Eine davon ist der Content Enrichment Web Service (CEWS), der Inhalte unterschiedlicher Quellen so indexiert, dass die Daten im Suchindex mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. Für sämtliche Dokumente werden im Index wichtige Metainformationen hinterlegt, was automatisch und ohne Zutun des Benutzers zu einer starken Erhöhung der Informationsqualität führt. STRUKTURIERUNG Mit dem Einzug von SharePoint in Unternehmen und der Möglichkeit der strukturierten Dokumentenspeicherung erscheinen Verzeichnisstrukturen in Dokumentenbibliotheken oft nicht mehr zeitgemäss. Meist zu Recht, dennoch gibt es nach wie vor gute Gründe, die für den Einsatz von Verzeichnissen sprechen. Im Beispiel des Unternehmens für IT- und Unterhaltungselektronik wird dies sichtbar, wenn eine neue Bedienungsanleitung in der Produktbibliothek gespeichert wird. Hier müsste der Anwender unter anderem jedes Mal die Metadateninformation der Sparte erfassen. Effizienter geht dies über die Konfiguration der Dokumentenbibliothek: Indem man pro Sparte ein Verzeichnis in der Bibliothek der Produkte anlegt, legt man damit gleich fest, zu welcher Sparte die darin gespeicherten Dokumente gehören. Bei der Speicherung einer neuen Datei im richtigen Verzeichnis wird diesem Objekt automatisch die Metadateninformation der Sparte zugewiesen, ohne Benutzerinteraktion. VERWENDUNG BEI DER SUCHE Diese Massnahmen schaffen ein grundlegendes Fundament für die Verbesserung der Daten qualität. Zum einen ermöglichen die ausreichend 5 Empfehlungen gegen das Informationschaos BILD: ISTOCKPHOTO.COM/CHAIWATPHOTOS 26 Definieren Sie einen Leitfaden und eine erkennbare Struktur in den Metadaten. Legen Sie Wert auf korrekte Titel. Als wichtige Metadateninformation gewichtet SharePoint Search Titel in den Suchresultaten stark. Verwenden Sie aussagekräftige Dokumentennamen. Bieten Sie den Benutzern eine FeedbackMöglichkeit und finden Sie damit heraus, was die Benutzer suchen und was sie in den Suchresultaten erwarten. Werten Sie die Rückmeldungen aus und verbessern Sie die Informationsstruktur bei Bedarf. Last but not least: Keep it simple! Weniger ist oft mehr. hinterlegten Metadaten dem Benutzer, gezielte Filter (Refinement) auf den Resultaten zu setzen, zum anderen besteht damit die Möglichkeit, Search-Driven-Applikationen zu bauen. Ein angepasstes Suchformular unterstützt den Benutzer bereits bei der Sucheingabe. Auch kann die Metadatenstruktur bereits bei der Suchabfrage auf bekannte Werte filtern und eine sehr hohe Trefferqualität sicherstellen. FAZIT: BENUTZERAKZEPTANZ SCHAFFEN Aufbau und Implementation einer qualitativ hochwertigen Datenstruktur beginnen immer bei der Planung und setzen voraus, dass Inhaltsverantwortliche bereits früh eingebunden werden. Für ein optimales Fundament wird dieses Wissen mit Gesprächen und Interviews der Endbenutzer validiert. Ihre Erwartungshaltung an die Suche und die Suchresultate muss in die Planung und das Design der Metadatenstruktur übertragen werden, denn die Qualität der Suchresultate ist in hohem Masse abhängig von Daten und deren Informationsgehalt. Mangelnde oder keine explizite Metadatenpflege sind keine Option, doch auch der übertriebene Einsatz manuell zu pflegender Metadatenfelder mindert die Akzeptanz. Mit CEWS und dem gezielten Einsatz von Verzeichnis strukturen bietet SharePoint 2013 zwei mächtige Werkzeuge, die den Umgang mit Meta daten wesentlich erleichtern und den Projekterfolg fördern.
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