Bessere Beratung für Asylsuchende

Der Landkreis Schwandorf sieht großen Nachholbedarf bei der Sozialberatung für Asylbewerber. Jetzt gibt es dafür ein Modellprojekt.
Foto: dpa
Bessere Beratung für Asylsuchende
FLÜCHTLINGE Der Landkreis
nimmt teil an einem bayernweiten Modellprojekt. Geschätzter Bedarf: zehn neue
Planstellen für die dezentralen Unterkünfte.
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VON HUBERT HEINZL
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SCHWANDORF. Der Landkreis Schwandorf will in die Asylsozialberatung einsteigen. Ende September bekam man
den Zuschlag für ein bayernweites Modellprojekt, das neben Schwandorf
auch in sechs weiteren Kommunen
eingerichtet werden soll. Dabei handelt es sich laut Franz Pfeffer, dem
stellvertretenden Pressesprecher am
Landratsamt, um eine Aufgabe, die bisher im Landkreis lediglich von drei
Mitarbeiterinnen beim Caritas-Kreisverband wahrgenommen worden ist –
mit finanzieller Unterstützung des
Landkreises. Konzentriert hat man
sich auf die Bewohner in den vier Gemeinschaftsunterkünften in TeublitzKoppenlohe, Neunburg v. Wald,
Pfreimd und Dachelhofen. Die vielen
Flüchtlinge, die dezentral in Wohnungen oder Mietshäusern untergebracht
sind, blieben eher außen vor.
Das soll sich mit dem neuen Modellprojekt nun ändern, das der Kreisausschuss in seiner Sitzung am Montag absegnete. Der Schwerpunkt der
Beratung liegt nach den Worten Pfeffers nun ausdrücklich auf den dezentral untergebrachten Flüchtlingen und
ihren vielfältigen Problemen – vom
Behördengang bis zum Kriegstrauma,
von der Schule bis zur Familienzusammenführung. Auf etwa zehn Vollzeitstellen hat das Landratsamt anhand
der aktuellen Zahlen den Bedarf im
Landkreis Schwandorf angesetzt – sie
sind auch Grundlage eines Antrags an
das Bayerische Sozialministerium, zu
dem der Kreisausschuss Landrat Thomas Ebeling ermächtigte. Was davon
am Ende übrig bleibt, weiß vorerst nur
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Anite Plank, die Leiterin der Abteilung
für kommunale und soziale Angelegenheiten am Landratsamt. Sie war
am Mittwoch eigens nach München
gereist, um im Sozialministerium die
Details abzuklären.
Fest steht schon jetzt: Das Modellprojekt ist zunächst für ein Jahr befristet, und der Freistaat Bayern trägt rund
80 Prozent der Personalkosten. Pro
Stelle rechnet das Landratsamt mit einem Kostenanteil von 20 000 Euro
jährlich, der vom Landkreis zu finanzieren ist. Die sozialpädagogische Betreuung in den Gemeinschaftsunterkünften soll wie bisher in der Trägerschaft der Caritas verbleiben.
Auch für ein zweites Modellvorhaben bekam der Landkreis Schwandorf
den Zuschlag, wie der Kreisausschuss
BERATUNG FÜR ASYLBEWERBER
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➤ Asylbewerber: Derzeit leben gut 1550
Flüchtlinge im Landkreis Schwandorf,
davon knapp 400 in Gemeinschaftsunterkünften. Vor allem an letztere richtet
sich das bestehende Betreuungsangebot. Drei Mitarbeiterinnen des CaritasKreisverbands auf zwei Vollzeitstellen
kümmern sich um sie.
➤ Asylberatung: Das Modellprojekt
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Asylsozialberatung richtet sich vor allem
an die knapp 1000 Flüchtlinge, die zurzeit in dezentralen Unterkünften im
Landkreis Schwandorf untergebracht
sind. Das Landratsamt hat einen voraussichtlichen Bedarf von zehn Vollzeitstellen errechnet. Ob dieser vom Freistaat
zur Gänze anerkannt und mitfinanziert
wird, ist aber derzeit noch unklar. (hh)
in seiner Sitzung am Montag zustimmend zur Kenntnis nahm. „Hauptamtliche Ehrenamtskoordination im
Bereich Asyl“ heißt das Projekt im
Amtsdeutsch des Sozialministeriums.
Hinter dem Bandwurmnamen steckt
die Erkenntnis, dass es zwar viele ehrenamtliche Helfer gibt, doch die sind
oft wenig vernetzt und verfügen nicht
über tragfähige Strukturen. Der Landkreis Schwandorf, der als einer von 14
Standorten in Bayern den Zuschlag bekam, macht da keine Ausnahme.
Das Projekt startet laut Pressesprecher Franz Pfeffer am 1. Januar 2016
und ist ebenfalls auf ein Jahr befristet.
Angesiedelt ist es bei der Freiwilligenagentur im Landkreis Schwandorf, die
schon jetzt die ehrenamtlichen
Sprachpaten betreut. Das Finanzierungsmodell: Zwei Mitarbeiterinnen
teilen sich künftig eine 40-StundenStelle. Zehn Stunden zur Betreuung
der Sprachpaten finanziert nach wie
vor die Landesarbeitsgemeinschaft der
Freiwilligenagenturen, die restlichen
Personal- und die Sachkosten tragen je
zur Hälfte der Freistaat und der Landkreis Schwandorf. Unterm Strich hält
sich der Aufwand in Grenzen – die Gesamtkosten für den Landkreis beziffert
Peffer auf rund 20 000 Euro im Jahr.