Mittwoch, 10. Juni 2015 / Nr. 131 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Wirtschaft im Kanton Zug 14 Ihr Vogel geht auf Kundenfang ZUG Zwei Jungunternehmer haben eine App entwickelt, die Empfehlungen belohnt. Jetzt sind sie auf der Suche nach Investoren. Businesspark Zug FAKTEN rah. Der Businesspark Zug an der Sumpfstrasse 26 ist im Jahr 1999 als Zuger Gründerzentrum gestartet. Seit 2002 trägt die Institution für Jungunternehmen ihren heutigen Namen. Auf einer Fläche von 1400 Quadratmetern werden Büros an innovative Firmen vermietet. Seit 1999 sind 140 Unternehmen im Businesspark gestartet. Aktuell sind 42 Firmen in den Büros eingemietet. Der Businesspark wird von einem Verein mit 80 Mitgliedern getragen. Geschäftsführerin des Businessparks Zug ist seit Mitte Mai Heike Reutlinger. RAHEL HUG [email protected] Wie können kleine Ladengeschäfte ihre eigenen Kunden als neuen Verkaufskanal nutzen? Das Zuger Jungunternehmen Digitalnow hat mit der Smartphone-App Salesbird.io eine Antwort auf diese Frage gefunden. Das Prinzip des Programms basiert auf der gängigen Mundpropaganda unter Kunden. Über die App können sie ihren Lieblingsgeschäften folgen, Freunde zu diesen einladen und pro erfolgreiche Weitervermittlung Rabattpunkte sammeln. Der Clou dabei: Das Ladenpersonal muss keine Punktekarten stempeln oder den Barcode-Scanner benützen. Die Kundenidentifikation und die Punkte-Zuweisung übernimmt eine kleine Papageienfigur. Wie das funktioniert? In der Figur ist ein iBeacon-Chip integriert, der Smartphones, die sich in der unmittelbaren Umgebung befinden, registriert. Die iBeacons sind von Apple 2013 auf den Markt gebracht worden. Es sind kleine Sender, die ein Signal ausstrahlen, das von allen gängigen Smartphones empfangen werden kann. Die Datenübertragung geschieht dabei mittels BLE (Bluetooth Low Energy). Potenzial für weitere Entwicklungen Die zwei Köpfe hinter Salesbird heissen Jens Margraf und Robin Engbersen. Die beiden Unternehmer haben sich vor rund einem Jahr kennen gelernt. Beim Fachsimpeln nach einem gemeinsamen Tennismatch hat Margraf, 42-jährig und diplomierter Ökonom, Robin Engbersen von seiner Idee einer Empfehlungs-MarketingApp erzählt. Der 27-jährige Wirtschaftsinformatikstudent der Universität Zürich war sofort begeistert. Die beiden starteten Robin Engbersen (links) und Jens Margraf mit ihrer Papageienfigur, in der ein Sender für die Salesbird-App integriert ist. Bild Stefan Kaiser im August 2014 mit der Zusammenarbeit und mieteten sich im Businesspark Zug ein (siehe Box). «Ich habe gemerkt, dass man oft privat über Produkte und Geschäfte spricht und diese zwar weiterempfiehlt, dies dann aber nur selten dazu führt, dass der Laden effektiv neue Kunden gewinnen kann», sagt Jens Margraf. Der Deutsche lebt in Thalwil und hat lange bei der Swisscom im Online-Bereich gearbeitet. Dort kam er mit Jungunternehmen in Kontakt. Im Alter von 40 Jahren hat er sich schliesslich entschieden, selbst noch einmal ein Startup zu gründen. «Die Zeit war reif, ich wollte etwas Eigenes machen.» Während Jens Margraf beim Projekt Salesbird vor allem für die Vermarktung zuständig ist, ist Robin Engbersen der Mann fürs Technische. Engbersen wohnt in Feusisberg und hat bei Adnovum Singapore im Bereich Mobile-Entwicklung bereits viel Know-how gesammelt. Werbekampagnen folgen Zu seinem eigenen Projekt sagt Engbersen: «Wir sprechen primär junge Geschäfte an. Für Shops, die bereits einen starken digitalen Auftritt haben, ist unsere App eine gute Ergänzung.» Die Möglichkeit, mittels einem Sender zu identifizieren, welcher Kunde sich zu welcher Zeit im Laden befindet, berge auch für weitere Entwicklungen Potenzial. Ihm schwebt nämlich vor, über die App künftig auch den Zahlungsverkehr abzuwi- ckeln. Doch so weit ist es noch nicht: Zuerst gilt es, Investoren zu finden, damit das Gründerteam Margraf/Engbersen sein Projekt weiter vermarkten kann. Seit Ende April ist die App erhältlich, bereits zehn Geschäfte in der Region machen mit. Es sind Sportgeschäfte, Massagepraxen oder Coiffeursalons. «Die Palette ist sehr breit», freut sich Margraf. Jetzt sind er und sein Geschäftspartner daran, zusätzlich Werbekampagnen für ihr Produkt zu lancieren, um den Salesbird bei den Läden und Dienstleistern bekannt zu machen. «Unser Ziel ist es, bis Ende Jahr eine MarketingPartnerschaft mit einem grösseren Unternehmen einzugehen», erklärt Robin Engbersen. Die beiden Start-up-Unternehmer sind stolz darauf, was sie gemeinsam im letzten Jahr auf die Beine gestellt haben. «Wir wussten ja nicht, wie wir zusammen harmonieren. Aber es funktioniert bestens», sagt Jens Margraf. Und Robin Engbersen fügt an: «Man entwickelt eine Liebe zum Produkt. Als wir die fertig produzierten Vogelfiguren erhalten haben, war das schon ein spezieller Moment.» Noch wartet viel Arbeit auf das junge Team – Arbeit jedoch, welche die Jungunternehmer mit Leidenschaft angehen: «Uns wird nicht langweilig. Wir haben fast zu viele Ideen», sagt Engbersen mit einem Lachen. Ideales Entwicklungsumfeld Im Businesspark Zug fühlen sich die beiden wohl. «Wir haben hier ein ideales Entwicklungsumfeld gefunden», sagt Jens Margraf. Die Infrastruktur sei gut, und die Nähe zu anderen Jungunternehmen ermögliche Synergien und einen regen Austausch. Und weshalb hat sich das Duo für den Kanton Zug als Arbeitsort entschieden? «Hier ist es überschaubarer und familiärer als beispielsweise in Zürich», sind sich beide Jungunternehmer einig. Er gewinnt den Rohstoff, der aus dem Zuger Boden kommt BAAR Kies, Beton, Zement – ohne diese Rohstoffe geht in der Bauwirtschaft nichts. Die Branche wird zunehmend von Grossunternehmen beherrscht. Das Geschäft bleibt aber lokal. Sihlbrugg ins Entsorgungsgeschäft (1985) einstieg. Als wichtigster Player im Zuger Baustoffgeschäft positionierte sich Risi Anfang der 1990er-Jahre mit der Übernahme des Kies- und Betonwerks Kalberer in Cham sowie der Kies AG in Steinhausen. Es folgte der Zukauf von zwei weiteren Betonwerken in Goldau und Weggis. Tiefer Euro sorgt für Preisdruck Ob Erdöl, Kohle, Stahl oder Kupfer, Weizen, Kaffee und Kakao – die Bevölkerung braucht Rohstoffe. In der Wirtschaftsmetropole Zug sorgen mehr als hundert Gesellschaften dafür, dass der Handel und der Transport zwischen Verkäufern und Käufern – die auf unterschiedlichen Kontinenten zu Hause sind – reibungslos funktioniert. Gearbeitet wird in Zug aber auch mit eigenen Bodenschätzen: Kies und Sand sind das «grau-braune Gold», welches die Reuss und der Linthgletscher vor Millionen von Jahren in die Region getragen haben. Sie bilden heute den Rohstoff zur Herstellung von Beton und Zement. «Kies ist in der Schweiz ein regionales Geschäft, bei Beton kann man schon fast von einem lokalen Business reden», erläutert Adrian Risi. Der in der Region abgebaute Kies und Sand wird in einem Umkreisradius von rund 50 Kilometern geliefert. «Beim Beton beträgt die Distanz zwischen dem Werk und der Baustelle höchstens 25 Kilometer», erklärt der Bauspezialist und studierte Betriebsökonom. Wegen des Volumens und des Gewichts ist der Transport des Baumaterials aufwendig und teuer. «Längere Transportwege lohnen sich deshalb nicht», sagt Risi. Der tiefe Euro verbilligt Zementimporte aus dem süddeutschen Raum und sorgt so für eine Verhärtung der Konkurrenzsituation. «Vermehrt bezieht die Baustoffindustrie aus Deutschland.» Mit dem Ende des Euro-Mindestkurses hat auch der «Einkaufstourismus» in der Bauwirtschaft zugenommen. Der Preisdruck ist gestiegen. Von der Transport- zur Baufirma Der Kiesabbau ist im Kanton Zug eng mit dem Namen Risi verbunden. Die 1929 von Jakob und Anna Risi in Oberwil gegründete Transportfirma stieg 1965 ins Kiesgeschäft ein. «Es war eine logische Folge der Diversifikation unserer unternehmerischen Tätigkeit», erklärt Adrian Risi. Er hat das Familienunternehmen 1995 mit seinen Brüdern in dritter Generation übernommen. «Die Risi AG hat in den 1950er-Jahren mit dem Tief- und Strassenbau bereits erfolgreich ein zweites Standbein aufgebaut», sagt der 52-Jährige. Es sei naheliegend gewesen zu expandieren, als die Möglichkeit bestand, das Kieswerk Chrüzhügel in Sihlbrugg zu übernehmen. Später erweiterte Risi die Angebotspalette, indem man mit dem Kauf der Liegenschaft Tännlimoos in «Lafarge-Holcim macht Sinn» Adrian Risi (52) beim PRB-Werk in Cham. Hier werden Bauabfälle zu Recycling-Beton und anderen Baustoffen aufbereitet. Am PRB sind neben der Risi AG neun weitere Bauunternehmen beteiligt. Bild Maria Schmid Die Branche sorgte in den letzten Monaten mit der Fusion von Holcim und Lafarge zum weltweit grössten Kies- , Zement- und Betonunternehmen für Schlagzeilen. «Ein sinnvoller Schritt», sagt Adrian Risi dazu. «Auch wenn das Geschäft regional abgewickelt wird, so sind der Preis- und der Investitionsdruck sehr hoch», erklärt er. Zudem hätten die Umweltvorschriften zugenommen. Heutige Baustoffe beinhalten bis zu 30 Prozent Sekundärmaterial (Recycling-Beton, -Asphalt etc.). Diese stammen aus Rückbauobjekten. «Die Branche kämpft mit Überkapazitäten und ist gezwungen, Synergien zu nutzen.» Teil eines Weltkonzerns Die Familien Risi haben im Sinne einer Generationenlösung ihre Kies- und Betonaktivitäten im Jahr 2010 verkauft. Die Risi AG gehört heute der Jura-Gruppe mit Sitz in Aarau, die wiederum Teil der irischen Baustoffgruppe Cement Roadstone Holding (CRH) ist. CRH zählt heute 91 000 Mitarbeiter, schreibt einen Umsatz von gegen 25 Milliarden Euro und ist die Nummer 3 der Branche. Im Gegensatz zu Lafarge-Holcim, die bei ihren früheren Zukäufen jeweils eine Namensänderung vornahmen, lässt Jura/CRH als Bekenntnis zur regionalen Verankerung ihre Tochterfirmen unter der bisherigen Bezeichnung weiterar beiten. Risi steht so auch heute noch für Kies und Beton aus dem Wirtschaftsraum Zug. Übrigens: Die Transport- sowie die Tiefbausparte von Risi gibt es ebenfalls noch. Sie wurden mit dem Rapperswiler Bauspezialisten JMS zur JMS-Risi fusioniert. Das Entsorgungsgeschäft ging an die Schneider Umweltservice AG in Meilen. Abbaugebiet in Zug reicht 15 Jahre Trotz der Veränderungen bleibt Adrian Risi der Branche treu. «Ich fühle mich zu jung und das Geschäft interessiert mich zu sehr, um bereits auszusteigen», sagt er voller Elan. Seit der Übernahme durch die Jura-Gruppe leitet Risi als Mitglied der Geschäftsleitung die Kies- und Betonproduktion sowie das Entsorgungsgeschäft der Jura schweizweit. Die Arbeit wird Adrian Risi bis zum Pensionsalter nicht ausgehen. Der Kies in dem vom Kanton freigegebenen Abbaugebiet Ebnet-Wald in Cham reicht noch für 15 Jahre. ERNST MEIER [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc