Newsletter des Gentleman Driver Cup (PDF

News Nr. 02/2010
www.morgan-racing.com
Gentleman-Drivers-Cup
2. Lauf GDC 2010 Hunsrück Bergrennen Revival
Es soll ja Leute geben, die allen Ernstes
behaupten, dass die Rennveranstaltungen
des GDC im Prinzip nur einem Zweck
dienen, dem reinen Vergnügen. Nun,
diese Menschen haben natürlich völlig
Recht. So hätten selbst hochprofessionelle Nörgler auch bei angestrengter Suche
beim perfekt organisierten Bergrennen in
Veldenz kein Haar in der Kartoffelsuppe gefunden. Schon bei der freitäglichen
Abendveranstaltung vor dem Rennen
durften die Teilnehmer ganz ungehemmt
die Geschichte mit Füßen treten. Zumindest im übertragenen Sinne. Denn in
Veldenz trafen sich die Morgan-Fahrer
im Haus des Gastes, das Villa Romana
heißt und auf den ruinierten Resten einer
selbigen steht. Genauer gesagt auf den
Rudimenten eines römischen Bades, das
bereits vor 2000 Jahren über eine sehr ef-
fiziente Heizung verfügte, was man selbst
heutzutage nicht von allen Morgan-Automobilen behaupten kann. Während bei
den Germanen die hygienischen Errungenschaften der Römer auf wenig Gegenliebe stießen, lässt sich das vom parallel
eingeführten Weinbau glücklicherweise
nicht behaupten. Wahrscheinlich liegt
das daran, dass die Inbetriebnahme eines Weinkrugs deutlich unkomplizierter
ausfällt als das Anheizen einer Warmluftfußbodenheizung, bei durchaus vergleichbarer wärmender Wirkung auf die
Stimmungslage.
Trotz der 2000jährigen Tradition waren
Weine von der Mosel jahrzehntelang unter Kennern nicht wirklich diskutabel.
Zeigten sie doch einen ziemlich überzogenen Hang zur süßlichen Lieblichkeit.
Das gefiel fast nur Amerikanern, die mit
klebrigen braunen Limonaden großgezogen werden und Engländern, die ihren Earl Grey mit mindestens vier Stück
Würfelzucker pro Tässchen aromatisieren. Doch vor allem die jungen Winzer
haben gerade noch die Kurve gekriegt
(wobei wir fast schon beim Thema angekommen wären) und sich darauf besonnen, dass Wein wie zu Zeiten der Römer
durchaus nach Wein schmecken darf. So
wie echte Automobilkenner früher oder
später der Erkenntnis anheim fallen, dass
es dem Fahrspaß überaus förderlich sein
kann, wenn sich ein Auto einfach nur
ganz unverfälscht wie ein Auto anfühlt.
Besonders trocken ausgebaute Exemplare mit bemerkenswert temperamentvollem Abgang kommen bekanntlich aus der
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Morgan-Manufaktur, wo auch das traditionsreiche Küferhandwerk noch heute
in leicht abgewandelter Form zur Herstellung von Karosserien gepflegt wird.
Wenn Menschen aufeinander treffen, die
als Grundwerte die Besinnung auf das
unverfälschte und Echte gemeinsam haben, ist der Erfolg einer Veranstaltung
kaum noch zu vermeiden. Jedenfalls fanden die Erzeugnisse der ambitionierten
Moselwinzer allenthalben hohe Anerkennung und Wertschätzung. Der Genussqualität überaus zuträglich ist beim Weinwie beim Automobilbau der Verzicht auf
Quantität und die Besinnung auf sorgfältig ausgeführte Handwerkstraditionen.
Wobei ein qualitativ hochwertiger Wein
auch in größerer Menge genossen, überaus verträglich sein kann. Genauso wie
ein ordentlicher Leistungsüberschuss in
einem anständigen Sportwagen immer
besonders anregend wirkt.
54 Sportwagen waren nach zweijähriger
Pause zum Hunsrück-Revial angetreten,
davon gut die Hälfte Morgan. Und nur
einer kam nicht bei allen Wertungsläufen
ins Ziel. Ausgerechnet am Kameraauto
war der Gaszug gerissen. Dies zeigt zumindest, dass der Pilot nicht gerade zimperlich auf das zierliche Rollengaspedal
trat.
Die Strecke hatte sich mit frischem Asphalt fein gemacht und die Leitplanken
waren mit Reifen gepolstert, wohl um
mögliche Beschädigungen durch einschlagende britische Sportwagen etwas
abzumildern. Die ließen sich aber ohnehin nicht zu solchen Rüpeleien hinreisen.
Zur Standortbestimmung traditioneller
englischer Roadster standen auch aktuelle Sportwagen von Wiesmann und Artega am Start, sowie vier bekanntermaßen
sportlich außerordentlich talentierte Mini
Cooper. Neben den technisch austrainierten High-Tech-Sportwagen sehen die
Morgan zwar ziemlich alt aus, allerdings
nur optisch. Der Blick auf die Zeitentabelle zeigt sie nach wie vor als überaus
tüchtige Sportwagen. Von kundiger Hand
bewegt, sind sie auf Augenhöhe mit der
Moderne und brauchen keine Konkurrenz zu fürchten.
Zudem spiegeln sie wie keine zweite
Automarke die Individualität ihrer Besitzer. Kein Morgan gleicht dem anderen.
Die Palette reichte diesmal von seriösen
hochglanzpolierten Auftritten im gedeckten Business-Grau bis zu verspielt
überbordender Ornamentik mit Klemmschrauben in Form von Badarmaturen in
Altmessing an Brookland-Scheiben und
passend vergoldeten Positionslichtern
und Markenemblemen. Dazu passt dann
natürlich auch ein grimmig dreinblickender, enthaupteter Wikinger mit Goldhelm
als Kühlerfigur ganz vortrefflich.
Ein ebenfalls höchst ausgefallenes Design zeigte auch der bärenstarke Wiesmann GT MF4-S. Dessen Auftritt spaltete das Publikum. Die einen, und das war
die große Mehrheit, waren vorbehaltslos
begeistert. Bei den anderen stieß der Wagen auf Ablehnung, was aber insbesondere auf die ausgefallene Innenraumfarbe
zurückzuführen war. Kalt ließ er jedoch
keinen, was auch Zweck der Farbkombination gewesen sein dürfte. Der mit
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feinster BMW-Technologie ausstaffierte
Wiesmann Sportwagen erinnert formal
etwas an die hinreißenden Linien des Jaguar C-Type. Vielleicht wollte man dieser Rennsportikone die Referenz erweisen, als man zur klassischen englischen
Rennfarbe grün für Innenausstattung
und Räder griff. Spötter könnten jedoch
auch behaupten, dass die gewählte Farbe üblicherweise Militärfahrzeugen vorbehalten sei. Bei der Bundeswehr dient
der olivgrüne Anstrich ja bekanntlich zur
Tarnung im harten Geländeeinsatz. Bei
einem Wiesmann ist diese Verwendung
eigentlich nicht zwingend vorgesehen,
es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass
vielleicht doch eine gewisse Absicht mit
der Farbwahl verbunden war und man
sich deshalb für einen praktischen Tarnungstest entschied.
Dennoch konnte der Wiesmann sein
enormes Potential auf der famosen Bergstrecke in Veldenz, die als Sonderprüfung
für diverse Rallye-Meisterschaftsläufe
berühmt geworden ist eindrucksvoll unter Beweis stellen. Schon bei den Trai-
ningsläufen glänzte der Wiesmann mit einer Fabelzeit, die nur eine Sekunde über
dem absoluten Rundenrekord in Veldenz
liegt. Leider war diese Zeit nur eine positive Randerscheining, da es an der Mosel
wie unter Gentlemen Drivers üblich, wie
immer um eine Gleichmäßigkeitsprüfung
ging.
Diese war in Veldenz eine echte Prüfung,
da weder hilfreiche Kopiloten zulässig
waren, noch der Gebrauch von Stoppuhren. Gefragt war vielmehr Zeitgeist, einmal ganz wörtlich genommen. Wobei wir
wieder bei einem beliebten Thema wären.
Denn anders als bei reinen GDC-Veranstaltungen vertrauen die Organisatoren
des Hunsrück-Revivals nicht augenzwinkernd auf den Nichtgebrauch der Stoppuhren, sondern verbannen sie grundsätzlich aus den Cockpits. So ist jeder Fahrer
ganz besonders auf sein Feingefühl und
das harmonische Zusammenwirken von
Gasfuß und Popometer angewiesen. So
verwundert es eigentlich nicht, dass der
Sieger auch im richtigen Leben als feinsinniger Zeitgenosse gilt, mit besonders
hoch entwickelter Sensorik für formale
Balance und die feinen Zwischentöne in
der Welt der Genüsse.
Zur Abrundung des Events passte natürlich der Abschlussabend im stilvollen
Ambiente einer historischen Mühle. Hier
lieferten eher rustikale Grillgerichte zu
einer weiteren Verkostung sorgfältig ausgesuchter Weine wiederum einen höchst
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reizvollen Kontrast. Weil an jenem Abend
eine gewisse Lena Doppelnamen in Oslo
für Deutschland einen nicht mehr möglich gehaltenen Erfolg beim europäischen
Sanges-Grand-Prix einfuhr, verzichteten
die GDCler wohl lieber auf eigene musikalische Beiträge. Wenn der eine oder
andere dies zumindest passiv nachholen
möchte, dann sei ihm dazu ein traditionelles Weinlied wärmstens empfohlen.
Es war einst bei Burschenschaften höchst
populär und ist ein fast vergessener Prüfstein für alle Bassisten dieser Welt:
http://www.youtube.com/
watch?v=Lks949ZdmDs
B.O.Bachter
Rennen
Meisterschaft
Platz Name
1
Bruhns, Martin
2
Gölz, Matthias
3
4
5
6
7
8
9
10
11
Schapmann, Wilhelm
Lörcher, Eva
Beckert, Axel
Mainitz, Max
Cordes, Dierk
Schlüter, Karl-Heinz
Dreher, Manfred
Gölz, Fritz
Mebes, Rainer (dnf)
P
10
8
6
5
4
3
2
1
0
0
0
Platz
1
2
3
3
3
6
7
8
9
10
10
12
13
14
15
Name
Bruhns, Martin
Schapmann, Wilhelm
Amann, Peter
Beckert, Axel
Gölz, Matthias
Lörcher, Eva
Mainitz, Hubert
Mainitz, Max
Cordes, Dierk
Dreher, Manfred
Schlüter, Karl-Heinz
Gölz, Fritz
Holz, Bernhard
Buhl, Walter
Pettinger, fritz
P
15
14
10
10
10
8
4
3
2
1
1
0
0
0
0