Verkehrstechnologien – Schwerpunkt Schienenverkehr Zielmarktanalyse Frankreich 2015 Durchführer 2 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Impressum Herausgeber Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer (AHK Frankreich) 18, rue Balard 75015 Paris T: +33 (0)1 40 58 35 35 F: +33 (0)1 45 75 47 39 E: [email protected] I: www.francoallemand.com Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist mit dem audit berufundfamilie® für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Text und Redaktion Julia Hesselbarth Martina Mousseau Gestaltung und Produktion Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer Stand Mai 2015 Bildnachweis Bigstock Die Studie wurde im Rahmen des BMWiMarkterschließungsprogramms für das Projekt „Frankreich – Geschäftsanbahnung für deutsche Unternehmen im Bereich Schienenverkehr“ erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Ministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Disclaimer Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Germany Trade & Invest sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. 1. Einleitung ............................................................................................................................................................... 7 Inhalt Sämtliche 2. Länderprofil Inhalte wurden Frankreich mit größtmöglicher ....................................................................................................................................... Sorgfalt und 8 nach2.1 bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt Politische Rahmenbedingungen ............................................................................................................................. 8 keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit 2.1.1 Geographische LageInformationen. und staatliche Organisation ........................................................................................... 8 oder Qualität der bereitgestellten Für Schäden2.1.2 materieller oder immaterieller durch die.................................................................................................... NutStaatsoberhaupt, ParlamentArt, unddie Regierung 9 zung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen 2.1.3 Bipolares Parteiensystem .............................................................................................................................. 10 unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Her2.2 Bevölkerung 10 ausgeber nicht, sofern......................................................................................................................................................... ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur............................................................................................................................. Last gelegt werden 2.2.1 Demographische Struktur 10 kann. 3 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 2.2.2 Wohlstand, Vermögen und Kaufkraft ........................................................................................................... 11 2.2.3 Konsumverhalten .......................................................................................................................................... 12 2.3 Wirtschaftsstandort Frankreich ............................................................................................................................ 13 2.3.1 Wirtschaftsstruktur ....................................................................................................................................... 13 2.3.2 Wirtschaftsentwicklung ................................................................................................................................ 15 2.3.3 Außenhandelsbeziehungen ........................................................................................................................... 16 2.3.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ...................................................................................................... 17 2.3.5 Investitionsklima und –förderung ................................................................................................................. 18 Investitionsklima ................................................................................................................................................. 18 Investitionsförderung .......................................................................................................................................... 20 2.3.6 Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen .......................................................................................... 21 Vertriebsrecht ..................................................................................................................................................... 21 Investitionsrecht .................................................................................................................................................. 22 Gesellschaftsrecht ............................................................................................................................................... 22 Gewerblicher Rechtsschutz ................................................................................................................................. 23 Steuerrecht .......................................................................................................................................................... 23 Rechtsverfolgung ................................................................................................................................................ 23 Besonderheiten: Loi Toubon ............................................................................................................................... 24 Öffentliche Aufträge ........................................................................................................................................... 24 Checkliste für die Durchführung eines Auftrags in Frankreich .......................................................................... 26 3. Die französische Verkehrstechnologiebranche....................................................................................................... 27 3.1 Straßenverkehr ..................................................................................................................................................... 27 Akteure ............................................................................................................................................................... 27 Personenverkehr.................................................................................................................................................. 28 Güterverkehr ....................................................................................................................................................... 28 Logistikstandort Frankreich ................................................................................................................................ 29 Automobilmarkt .................................................................................................................................................. 30 3.2 Luftverkehr........................................................................................................................................................... 30 3.3 Schiffverkehr ........................................................................................................................................................ 32 3.4 Nachhaltige Mobilität........................................................................................................................................... 33 4. Der französische Schienenverkehr ..................................................................................................................... 35 4.1 Zahlen und Fakten ................................................................................................................................................ 35 4.1.1 Personenverkehr ........................................................................................................................................... 35 4.1.2 Güterverkehr ................................................................................................................................................. 37 zunehmend etabliert. ............................................................................................................................................. 38 4.1.3 Schienennetz ................................................................................................................................................. 39 Autoroute ferroviaire .......................................................................................................................................... 40 Ausbau der Straßenbahninfrastruktur ................................................................................................................. 41 4.2 Europäische Regelungen ...................................................................................................................................... 42 4.2.1 Europäische Eisenbahnpolitik bis in die 90er Jahre ...................................................................................... 42 4 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR EG Richtlinie 91/440/EWG zur Entwicklung der Eisenbahnunternehmen der Gemeinschaft ............................ 42 4.2.2 Erstes Eisenbahnpaket ................................................................................................................................. 42 Richtlinie 2001/12/EG ........................................................................................................................................ 42 Richtlinie 2001/13/EG ........................................................................................................................................ 43 Richtlinie 2001/14/EG ........................................................................................................................................ 43 Richtlinie 2012/34/EU ........................................................................................................................................ 43 4.2.3 Zweites Eisenbahnpaket: "Auf dem Weg zu einem integrierten europäischen Eisenbahnraum"................. 43 Richtlinie 2004/49/EG ........................................................................................................................................ 43 Richtlinie 2004/50/EG ........................................................................................................................................ 44 Verordnung (EG) Nr. 881/2004 .......................................................................................................................... 44 4.2.4 Drittes Eisenbahnpaket ................................................................................................................................. 44 Richtlinie 2007/58/EG ........................................................................................................................................ 44 Richtlinie 2007/59/EG ........................................................................................................................................ 44 Verordnung (EG) 1370/2007 .............................................................................................................................. 45 Verordnung (EG) 1371/2007 .............................................................................................................................. 45 4.2.5 Viertes Eisenbahnpaket ................................................................................................................................ 45 Die Technische Säule des Vierten Eisenbahnpakets ........................................................................................... 46 4.3 Bahnreform in Frankreich .................................................................................................................................... 47 Trennung von SNCF und RFF ............................................................................................................................ 47 Loi relative à la solidarité et au renouvellement urbains SRU ............................................................................ 48 Décret relatif á l'utilisation du réseau ferré national ........................................................................................... 48 Die Bahnsteuer Imposition forfaitaire sur les entreprises de réseaux (IFER) .................................................... 48 Integration der SNCF und der RFF im Rahmen einer Holding Struktur ............................................................. 48 Verringerung der Neuverschuldung .................................................................................................................... 49 4.4 Vergleich: Liberalisierungsindex und Railway Performance Index RPI .............................................................. 49 5. Marktstruktur Frankreich ....................................................................................................................................... 51 5.1 SWOT- Analyse ................................................................................................................................................... 51 5.2 Infrastruktur ......................................................................................................................................................... 52 Fahrwegbaugruppen............................................................................................................................................ 52 Strecken- und Baukontrollmaterial, Arbeitssicherheitseinrichtungen ................................................................. 52 Fahrwegbau, Fahrwegunterhalt und Fahrwegerneuerung ................................................................................... 52 5.3 Rollmaterial .......................................................................................................................................................... 53 Hochgeschwindigkeitszüge................................................................................................................................. 53 Regionalzüge ...................................................................................................................................................... 53 Nahverkehr ......................................................................................................................................................... 54 5.4 Ausrüstung ........................................................................................................................................................... 55 Bahntechnikhersteller ......................................................................................................................................... 55 Gestaltung des Wagenkastens ............................................................................................................................. 55 Drehgestelle und Kupplungen............................................................................................................................. 55 Energie und Elektronik ....................................................................................................................................... 55 5 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Hilfestellung und Dienstleistungen für den Kunden ........................................................................................... 56 5.5 Signaltechnik ........................................................................................................................................................ 56 6. Das Projekt Grand Paris .......................................................................................................................................... 57 7. Shift2Rail ................................................................................................................................................................... 59 8. Empfehlungen für einen erfolgreichen Markteintritt in Frankreich ................................................................... 60 8.1 Einfuhr und Vertriebsinformationen ................................................................................................................ 60 Zoll- und Importbestimmungen .......................................................................................................................... 60 Vertrieb ............................................................................................................................................................... 60 8.2 Interkulturelle Aspekte im deutsch - französischen Geschäftsumfeld ............................................................. 61 Sprache ............................................................................................................................................................... 61 Führungsstil ........................................................................................................................................................ 61 Grundsätzliche Verhaltensweisen und Umgangsformen..................................................................................... 61 Terminplanung .................................................................................................................................................... 62 Geschäftsbeziehung ............................................................................................................................................ 62 Kommunikation .................................................................................................................................................. 62 9. Deutsch-Französische Kooperationen................................................................................................................ 63 9.1 DEUFRAKO ........................................................................................................................................................ 63 9.2 Cross-Acceptance Verträge zwischen Frankreich und Deutschland .................................................................... 64 2006 Deutsch-Französische Vereinbarung für die vereinfachte Zulassung von Lokomotiven ........................... 64 2008 Abkommen (zwischen EBA und EBSF) über die Anerkennung nationaler Zulassungsverfahren ............. 64 9.3 Alléo-GmbH......................................................................................................................................................... 65 10. Schienenverkehr - Marktakteure in Frankreich .................................................................................................. 66 10.1 Europäische Akteure .......................................................................................................................................... 66 10.1.1 Europäische Kommission ........................................................................................................................... 66 10.1.2 European Railway Agency ......................................................................................................................... 66 10.1.3 Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr des Europäischen Parlaments .............................................. 66 10.2 Verkehrsministerium .......................................................................................................................................... 67 10.3 Gebietskörperschaften ........................................................................................................................................ 67 10.4 Regulierungs- und Kontrolleinrichtungen .......................................................................................................... 69 10.5 Société Nationale des Chemins de fer Français (SNCF) .................................................................................... 69 10.6 Eisenbahnverkehrsunternehmen ......................................................................................................................... 70 9.6.1 Régie autonome des transports Parisiens (RATP) ........................................................................................ 70 9.6.2 Schienenpersonenverkehr ............................................................................................................................. 70 Regional .............................................................................................................................................................. 70 Urban .................................................................................................................................................................. 70 10.6.3 Schienengüterverkehr ................................................................................................................................. 72 10.7 Interessensgemeinschaften ................................................................................................................................. 73 10.7.1 Verbände:.................................................................................................................................................... 73 10.7.2 Gewerkschaften ............................................................................................................................................... 74 10.8 Forschungsinstitutionen, Cluster und Fördereinrichtungen ................................................................................ 74 6 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 10.9 Führende Anbieter .............................................................................................................................................. 75 10.9.1 Rollendes Material ...................................................................................................................................... 75 10.9.2 Infrastrukturanbieter ................................................................................................................................... 75 10.9.4 Signalisation ............................................................................................................................................... 78 11. Ihr Ansprechpartner .............................................................................................................................................. 79 12. Messen und Fachpresse in Frankreich .................................................................................................................. 80 Fachzeitschriften ................................................................................................................................................. 80 Messe .................................................................................................................................................................. 80 13. Anhang ..................................................................................................................................................................... 81 13.1 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................................... 81 13.2 Tabellenverzeichnis............................................................................................................................................ 83 13.3 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................................. 84 7 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 1. Einleitung Seit über 50 Jahren ist Frankreich der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte. Auch mit zunehmender Marktöffnung bleibt Frankreich der größte Handelspartner Deutschlands. Aufgrund der Marktnähe und sich ergänzender Geschäftskulturen bietet die Grande Nation für kleine und mittlere Unternehmen interessante Geschäftsperspektiven, insbesondere im Bereich aufstrebender Schlüsselbranchen wie der Schienenverkehrstechnologie. Um die Mobilität in vernetzten Infrastrukturen von Städten und Regionen zu verbessern, werden in Frankreich moderne Verkehrskonzepte entwickelt. Die französische Schienenverkehrsindustrie liegt weltweit an dritter Stelle nach der VR China und Deutschland. Im Jahr 2013 wurden ein Umsatz von 4,13 Mrd. EUR erzielt, wovon 35% durch den Export erwirtschaftet wurden. Alle Segmente weisen einen hohen Exportanteil auf, wobei besonders französische Signaltechnik sowie rollendes Material international nachgefragt werden. Trotz eines leichten Umsatzrückgangs vor zwei Jahren, ist die Auftragslage der Bahnindustrie vor allem aus dem Ausland stabil. Besonders zukunfts- und wachstumsorientiert ist die Forschung und Entwicklung in den Branchenclustern und Kompetenzzentren, die vor allem Fahrzeuge mit geringerem Energiebedarf und einer höheren Umweltfreundlichkeit als Ziel hat. Im Rahmen des Umweltprogramms Grenelle Environnement werden darüber hinaus verstärkt Verkehrs- und Infrastrukturprojekte gefördert. Bis 2020 sind Investitionen von jährlich 16 Mio. EUR im Rahmen des Ausbaus des Schienennetzes vorgesehen und für die kommenden 20 Jahre ist ein Auftragsvolumen von 245 Mrd. EUR mit zwei Dritteln für Bahnprojekte geplant. Um die Verkehrsleistung auf der Schiene zu steigern, sind besonders die Höhe der öffentlichen Finanzierung und der Investitionen für die Leistungsfähigkeit der Schiene entscheidend. Von besonderer Bedeutung ist überdies die Förderung und Entwicklung des European Rail Management Traffic Systems, das einen wichtigen Beitrag für den grenzüberschreitenden Schienenpersonen- und Schienengüterverkehr darstellt. Vor allem Frankreich könnte aufgrund seiner geographischen Lage vom grenzüberschreitenden Verkehr in Zusammenhang mit dem Ausbau des intermodalen Verkehrs profitieren. Nicht nur in der Luft- und Raumfahrtbranche schreibt die deutsch-französische Zusammenarbeit Erfolgsgeschichte. In der Vergangenheit hat sie, vor allem auf europäischem Niveau, Standards und wichtige wirtschaftliche Wachstumsprozesse im Schienenverkehr in Gang gesetzt. So kam es zwischen Frankreich und Deutschland zu den ersten Cross Acceptance – Verträgen, die Vorreiter für viele folgende interoperable europäische Kooperationen waren. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Liberalisierung des Schienenverkehrsmarktes, gibt es ein großes Potential für deutsche Verkehrstechnikunternehmen ertragreiche Geschäftsbeziehungen auf dem französischen Markt aus- und aufzubauen. In der vorliegenden Zielmarktanalyse sollen die zuvor erwähnten Aspekte sowie Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Exportgeschäft in Frankreich näher erläutert werden. In diesem Zusammenhang wird die aktuelle Marktsituation der französischen Schienenverkehrstechnikbranche untersucht, um deutsche Bahntechnikhersteller und Bahnausrüster auf einen Markteinstieg in Frankreich vorzubereiten. Zuerst wird die politische, rechtliche und wirtschaftliche Situation Frankreichs dargestellt (Kap.2), um dann einen Überblick über die einzelnen Märkte, der mit der Schiene konkurrierenden Verkehrsträger, Straße, Luft und Wasser zu geben (Kap. 3). Überleitend von den aktuellen Projekten für eine nachhaltige Mobilität in Frankreich, werden Zahlen und Fakten zu den Entwicklungen im Personen- und Güterverkehr sowie dem französischen Schienennetz erläutert. Im Anschluss werden konkrete politische und rechtliche Rahmenbedingen näher untersucht (Kap. 4), die die Grundlagen für die Struktur und das Potential des französischen Schienenverkehrsmarktes schaffen. Neben grundlegenden Empfehlungen für einen erfolgreichen Markteintritt, werden künftige Marktentwicklungen anhand der SWOT-Analyse erörtert sowie allgemeine und fachspezifische Informationen über Marktchancen in den relevanten Segmenten dargestellt. Ergänzend wird das Förderprogramm Shift2Rail vorgestellt (Kap.5). Darauf folgt eine kurze Darstellung bisheriger deutsch-französischer Initiativen im Bereich der gegenseitigen Anerkennung von Zulassungen, der Forschung und Entwicklung von Eisenbahninnovationen sowie der Zusammenarbeit im Hochgeschwindigkeitsverkehr (Kap.6). Abschließend werden Einstiegs- und Vertriebsinformationen zu dem relevanten Netzwerk in Frankreich gesammelt aufgeführt, um einen Überblick über nützliche Adressen der Zielgruppe (Kap. 7) sowie Hinweise zu Messen und Fachpresse (Kap.8) zu liefern. 8 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 2. Länderprofil Frankreich 2.1 Politische Rahmenbedingungen 2.1.1 Geographische Lage und staatliche Organisation Frankreich ist als die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und neben Deutschland das wichtigste Industrieland Europas. Mit einer Fläche von 643.801 km² (Deutschland: 357.022 km²) und insgesamt 66.3 Mio. Einwohnern (2014) ist Frankreich einer der größten Mitgliedsstaaten und Gründungsmitglied der Europäischen Union (EU). Trotz der voranschreitenden globalen Marktöffnung bleibt das Land als größter Absatzmarkt direkt vor der Haustür für deutsche Unternehmen der bedeutendste Handelspartner auf der internationalen Bühne. 123 Der laizistische Einheitsstaat liegt in Westeuropa und teilt seine europäischen Grenzen mit Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Deutschland, der Schweiz, Italien, Monaco, Andorra und Spanien. Das Mutterland auf dem europäischen Kontinent, France métropolitaine, gliedert sich in derzeit 22 Regionen, die wiederum in 96 Departements unterteilt sind. Die Verwaltung Frankreichs ist traditionell zentralstaatlich organisiert. Erst durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982/83 wurden weitrechende fiskalische und administrative Rechte an lokal gewählte Vertreter abgegeben und eine Vielzahl von Zuständigkeiten auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet zwischen dem französischen Staat und den Gebietskörperschaften aufgeteilt. Seit dem 28. März 2013 ist Frankreichs Organisation, laut Artikel 1 der Verfassung, offiziell dezentral. Die französische Nationalversammlung hat am 17.12.2014 das Gesetz loi relatif à la délimitation des régions verabschiedet, das die Zahl der Regionen von aktuell 22 auf 13 festlegt. Die verabschiedete Gebietsreform ist ein wichtiger Schritt auf der Reformagenda zur Modernisierung Frankreichs, denn die Regionen erhalten erweiterte Zuständigkeiten und Mittel, um wachstumsfördernde Wirtschaftsstrategien umzusetzen. In diesem Zusammenhang sollen sie in Zukunft allein für Wirtschaftsförderung, Fortbildung und Beschäftigung zuständig sein. Dies betrifft u.a. Fragen der Infrastruktur und des Verkehrs, denn hierzu werden sie eigene und sich dynamisch entwickelnde Finanzmittel erhalten und selbstständig koordinieren. Die Neugliederung der Regionen wird die Architektur der französischen Republik entscheidend verändern. Die Regierung verspricht sich von der Reform Effizienzgewinne, klarere Zuständigkeiten und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Regionen im europäischen Kontext. Die neu zugeschnittenen Regionen nehmen zum 1. Januar 2016 ihre Aufgaben war.4 1 Frankreichs Regionen nach Gebietsreform Frankreichs Regionen nach Gebietsreform Quelle: MEDDE Statistisches Bundesamt (Destatis), Basistabelle Bruttoinlandsprodukt (jeweilige Preise), 2015. Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Population totale par sexe et âge au 1er janvier 2015 France, 2014. 3 Germany Trade and Invest (GTAI), Markterschließung Deutschland, 2014. 4 Französische Botschaft, Reformagenda: Frankreich reduziert Zahl der Regionen, 2015. 2 9 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Die größten Regionen sind Midi-Pyrénées und Rhône-Alpes mit jeweils über 40 000 km2. Die meisten Einwohner zählt mit Abstand die Region Île-de-France mit dem Ballungsraum Paris (12 Mio. Einwohner)5. Trotz der Stärkung der Regionen weist die wirtschaftliche Kräfteverteilung des dezentralen Einheitsstaates allerdings noch immer eine starke Zentrierung hin zur Île-de-France mitsamt Paris auf. Zum französischen Staatsgebiet gehören mehrere Überseegebiete mit einer Fläche von 88.969km2, die France d’Outre-Mer genannt werden. Diese befindet sich im Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean und auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Diese Gebiete teilen sich in Übersee-Regionen und –Departements (DROM: Départements et Régions d’Outre-Mer) und in Überseegebietskörperschaften (COM: Collectivités d’Outre-Mer) auf. Die fünf DROM, Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guyana Mayotte und La Réunion, unterstehen vollständig dem französischen Recht und sind Teil der EU. Im Gegensatz dazu haben die COM, also Saint-Barthélemy, Saint-Martin, Saint-Pierre und Miquelon, Französisch-Polynesien, Wallis und Fortuna, Neukaledonien und die Französischen Südund Antarktisgebiete, einen sehr unterschiedlichen rechtlichen Status. Sie genießen eine weitgehende Autonomie und das französische Gesetz findet nur unter bestimmten Bedingungen Anwendung.67 Frankreich ist als eines der Gründungsmitglieder der Europäischen Union Teil des Schengen- und des Euroraums und ist daher traditionell wirtschaftlich, politisch und kulturell eng mit den anderen EU-Mitgliedern verknüpft. 2.1.2 Staatsoberhaupt, Parlament und Regierung Nach der Verfassung der Fünften Republik vom 4. Oktober 1958 ist Frankreich ein laizistischer Staat mit einer parlamentarischen Präsidialdemokratie mit zwei Kammern. Das politische System der Fünften Republik wird besonders durch die zentrale Rolle des Präsidenten bestimmt, da er direkt durch das Volk gewählt und unmittelbar legitimiert wird. Die Amtszeit des Präsidenten entspricht der Länge des Mandats der Nationalversammlung und beträgt fünf Jahre. Zudem ist der französische Präsident das Staatsoberhaupt und Hüter der Verfassung. Als oberster Chef der Exekutive führt er den Ministerrat und vertritt Frankreich auf internationaler Ebene. Traditionell ist er vorrangig für die Außen- und Sicherheitspolitik zuständig, obwohl die Verfassung das nicht zwingend vorsieht. Wenngleich der französische Präsident einer bestimmten politischen Richtung angehört, so ist er als Repräsentant aller Franzosen zur Überparteilichkeit verpflichtet. Seit dem 15. Mai 2012 ist François Hollande (Parti Socialiste) Präsident der Republik. Die französische Exekutive zeichnet sich durch ihre doppelköpfige Struktur aus. Neben dem Präsidenten werden dem Premierminister ebenfalls umfangreiche Kompetenzen durch die Verfassung übertragen. Am 1. April 2014 hat Manuel Valls, der zuvor Innenminister gewesen war, das Amt des Premierministers übernommen. Als Premierminister hat er weitreichende Rechtsordnungsbefugnisse, leitet die Tätigkeit der Regierung, ist verantwortlich für die Landesverteidigung und die Ausführung der Gesetze. Das französische Parlament ist in zwei Kammern unterteilt, der Nationalversammlung und dem Senat. Durch ein reines Mehrheitswahlrecht, das in der Regel zu klaren Mehrheiten führt, wird die Nationalversammlung auf fünf Jahre gewählt. Derzeit verfügt die Parti Socialiste (PS) mit ihrem Koalitionspartner PRG Parti Radical de Gauche (PRG) über 306 von insgesamt 577 Sitzen.8 Die Mitglieder des Senats werden alle drei Jahre zur Hälfte neu bestimmt und indirekt durch die Repräsentanten der Gebietskörperschaften gewählt. Der Senat tagt im Palais du Luxembourg und hat seit 2011 Jean-Pierre Bel zum Präsidenten.9 In Frankreich ist die Regierung einerseits vom Vertrauen des Präsidenten und andererseits vom dem des Parlaments (Misstrauensvotum) abhängig. Das Regierungskabinett ist außerdem dem Parlament gegenüber verantwortlich und besteht aus Ministern und Staatssekretären. Zur gegenwärtigen Gouvernement Manuel Valls (2) gehören u.a. Laurent Fabius (Äußeres), Ségolène Royal (Umwelt und Energie), Michel Sapin (Finanzen), Arnaud Montebourg (Wirtschaft), Christiane Taubira (Justiz), Marisol Touraine (Gesundheit), Bernard Cazeneuve (Innen). Harlem Désir ist seit dem 9. April 2014 Staatssekretär für europäische Angelegenheiten. 5 Auswärtiges Amt, Länderinformation Frankreich, 2015. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Frankreich und seine Außengebiete, 2013. 7 Ministère des Outre-Mer, Les Collectivités, 2015. 8 Auswärtiges Amt, Länderinformation Frankreich: Innenpolitik, 2015. 9 Französische Botschaft, Senat: die 2. Kammer des Parlaments, 2011. 6 10 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 2.1.3 Bipolares Parteiensystem Die politischen Parteien ordnen sich traditionell dem Lager der „Linken“ oder der (bürgerlichen) „Rechten“ zu. Dabei ist das französische Wahlrecht der ausschlaggebende Faktor, der das bipolare Parteiensystem der fünften Republik begünstigt. Aktuell haben die Parti Socialiste (PS) und die Linkszentristen die Regierungsmehrheit. Die 2002 gegründete Union pour un mouvement populaire (UMP), die ab dem 30. Mai 2015 in Les Républicains umbenannt werden soll, verlor die letzte Parlamentswahl und ist zur stärksten Oppositionskraft in der Nationalversammlung geworden. Daneben existieren eine Vielzahl mittlerer und kleiner Parteien, darunter u.a. die 2012 neu gegründete Mitte-RechtsPartei Union des démocrates et indépendants (UDI), die sich gemeinsam mit der liberalen Zentrumspartei Mouvement démocrate (MoDem) zu dem Bündnis L’Alternative zusammengeschlossen hat, die linksrepublikanische Partei Mouvement républicain et cityoen (MRC), die linke Parti communiste français (PCF), die im linken Zentrum angesiedelte Parti radicale de gauche, die Mitte-rechts-Partei Nouveau Centre, die Grünen Europe Ecologie Les Verts als ökologische politische Kraft und schließlich der häufig als rechtsradikaleingestufte Front national (FN). Der rechtspopulistische FN ist mit zwei Abgeordneten in der Nationalversammlung und seit den Senatswahlen im September 2014 zum ersten Mal in ihrer Geschichte auch in der Zweiten Kammer vertreten.10 2.2 Bevölkerung 2.2.1 Demographische Struktur Während in Deutschland seit 1972 Jahr für Jahr mehr Menschen sterben als geboren werden, die Bevölkerung lange Zeit nur aufgrund von Zuwanderung gewachsen ist und seit 2003 sogar schrumpft, steigt die Einwohnerzahl Frankreichs kontinuierlich an. Im Jahr 2014 stieg die Einwohnerzahl um 0,4% auf 66,3 Mio. Menschen, wovon ca. 2,1 Mio. in den Überseegebieten leben. Frankreich hat somit die zweithöchste Einwohnerzahl in der Europäischen Union. Der größte Ballungsraum befindet sich in der Region Île-de-France, wo mehr als 12 Millionen Menschen leben und wo auch das politische Zentrum in der Hauptstadt Paris gelegen ist. Der natürliche Bevölkerungssaldo (Differenz zwischen Geburten und Todesfällen) war mit 258.000 Menschen im Jahr 2014 deutlich höher als in den Vorjahren11 (Vergleich: Deutschland: 211.756 Menschen12). Nach aktuellen Berechnungen hat Deutschland bis 2050 angesichts eines wachsenden Geburtendefizits einen Bevölkerungsschwund von 8 bis 14 Mio. Menschen zu erwarten, während für die französische Bevölkerung bis Mitte des Jahrhunderts ein Zuwachs von knapp neun Millionen Menschen erwartet wird. Damit ist es wahrscheinlich, dass Frankreich alsbald mehr Einwohner als Deutschland haben wird, obwohl die Grande Nation aktuell noch um mehr als 15 Mio. Einwohner zurückliegt. Ein derart hohes Bevölkerungswachstum ist in Europa eher unüblich. In den meisten EU-Ländern bekommen Frauen im Mittel deutlich weniger als zwei Kinder. Das hat zur Folge, dass jede neue Generation ihre Elterngeneration nur zum Teil ersetzen kann. Nicht so in Frankreich: hier bekamen Frauen 2011 im Schnitt exakt zwei Kinder ( im Vergleich: 1,4 Geburten/ Frau in Deutschland). Damit weist Frankreich nach Island und Irland den europaweit dritthöchsten Wert auf. Gründe hierfür sind vor allem in der aktiven französischen Familienpolitik zu finden, die sich schon früh darum bemühte, Frauen die Möglichkeit zu geben Berufsleben und Familie miteinander zu vereinbaren. Der Anteil der 0 bis 14-jährigen Kinder an der Gesamtbevölkerung ist in Frankreich mit 18,7 % um mehr als fünf Prozentpunkte höher als in Deutschland (13,1%). Insgesamt ist die Lebenserwartung mit 82,2 Jahren (2011) um gut zwei Jahre höher als der OECD-Durchschnitt. Die Bevölkerung Frankreichs wächst neben den Geburtenüberschüssen noch aus einem anderen Grund. Durch die Zuwanderung gewinnt das Land Jahr für Jahr neue Einwohner. Insgesamt machen die Zuwanderer knapp ein Viertel des Bevölkerungswachstums aus. Nichtsdestotrotz altert wie in allen Industriestaaten auch die französische Bevölkerung im Durchschnitt. Dies liegt einerseits an der steigenden Lebenserwartung und andererseits daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit in den nächsten zwei Jahrzehnten das Rentenalter erreichen werden und so der Anteil der zu versorgenden Ruheständler im Vergleich zur erwerbstätigen Bevölkerung steigen wird. Nach den aktuellen Vorausberechnungen dürften die über 60-Jährigen im Jahr 2050 etwa 32% aller Einwohner ausmachen – 10 Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Ein bipolares Parteiensystem, in dem radikale Parteien ihren Platz finden, 2013. Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Bilan démographique 2014, 2015. 12 Statistisches Bundesamt (Destatis), Bevölkerung-AUF EINEN BLICK, 2014. 11 11 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR derzeit liegt der Anteil der 55 bis 64-Jährigen bei 12,6% (Deutschland: 13,3%) und der über 65-Jährigen bei 17,9% (Deutschland: 20,9%). Alterspyramide Frankreich 2010. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung. 2.2.2 Wohlstand, Vermögen und Kaufkraft Die französische Wirtschaft ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern weniger stark von der Verschuldungskrise betroffen. In 2014 wurde ein Gesamtwachstum von 0,4% verzeichnet und für 2015 dürfte, wegen der sich abschwächenden Konjunktur, auch nur eine Null vor dem Komma stehen. Da die Bevölkerungszahl Frankreichs derzeit um 0,4 bis 0,5% zunimmt, wird aufgrund des geringeren Wirtschaftswachstums das Pro-Kopf-Einkommen stagnieren. In diesem Zusammenhang werden Steuererhöhungen oder die Senkung von Sozialleistungen deutlicher als Einbußen wahrgenommen werden. Damit einhergehend kann eine pessimistische Stimmung begünstigt werden, die den politischen Im Oktober 2013 wurde das Vermögensranking Global Wealth Report der Credit Suisse veröffentlicht, das erneut Bruttoinlandsprodukt nominal und Bruttoinlandsprodukt in Frankreich. Quelle: GTAI. bestätigte, dass der durchschnittliche Franzose vermögender ist, als der Durchschnittsdeutsche. Das durchschnittliche Vermögen Erwachsener liegt in Frankreich bei 295.000 Dollar und in Deutschland hingegen bei 192.000 Dollar. Das mittlere Vermögen, das man als Medianvermögen bezeichnet, lag in Frankreich sogar bei 141.000 Dollar, wohingegen es in Deutschland nur bei 49.000 Dollar lag. Das bedeutet, dass die Hälfte der französischen Haushalte über weniger und die andere über mehr als 141.000 Dollar verfügt. Seit dem Jahr 2000 hat sich das Durchschnittsvermögen der 12 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Franzosen fast verdreifacht. Gründe hierfür liegen an höheren Ansprüchen aus der Rentenversicherung sowie größeren Haushalten in Frankreich. Das Finanzvermögen, also Bargeld, Wertpapiere und Aktien, stellt in Frankreich einen etwas geringeren Anteil des Vermögens dar. Aufgrund von Steueranreizen und höheren Immobilienpreisen sind 57,9 Prozent der Franzosen Immobilienbesitzer13. In Deutschland wird beispielsweise weniger in Immobilien angelegt, dafür mehr in Sach- und Betriebsvermögen. Dies liegt daran, dass es einen hohen Anteil an mittelständischen Familienunternehmen gibt, die über mehrere Generationen geführt werden. In Frankreich wird neben rentablen Immobilien auch in Lebensversicherungen investiert. Lebensversicherungen sind nichts anderes als Sparpläne mit Versicherungsschutz, wobei der Zinssatz des sog. Sparbuchs Livret A vom französischen Wirtschaftsministerium immer deutlich über dem Marktzins festgesetzt wird. Laut einer Studie von Credit Suisse zählt Frankreich 2,2 Mio. Millionäre und Deutschland 1,7 Mio. Millionäre. In der Vermögenskategorie ab 500 Mio. Dollar zählt Credit Suisse allerdings nur 56 Personen in Frankreich und 131 in Deutschland.14 Was das durchschnittliche Realeinkommen betrifft, so liegt Frankreich etwas über dem Mittelwert der anderen 27 EUMitgliedsstaaten. Im Jahr 2011 lag das französische BIP pro Kopf, gemessen in Kaufkraftstandard KKS, bei 27.200 Euro. Dies entsprach 108% des EU-Durchschnittswertes. Frankreich lag damit etwas hinter dem Vereinigten Königreich, Deutschland und den USA, aber vor Italien, Spanien und Polen. Im Jahr 2014 ist die Kaufkraft der privaten Haushalte erstmalig wieder um 1,1% gestiegen, nachdem sie in den drei vorherigen Jahren in Frankeich stagniert hatte. Die Einkommensunterschiede sind in Frankreich relativ gleichmäßig verteilt: Die stärksten Differenzen bestehen zwischen dem Großraum Paris und den übrigen Regionen (Province). Die Île-de-France ist die Region mit dem höchsten BIP pro Einwohner. Dies erklärt sich vor allem durch die Konzentration der Wirtschaftskraft und Großunternehmen in der Hauptstadt. In der Metropole Paris werden entsprechend die mit Abstand höchsten Gehälter gezahlt, gleichzeitig liegen die Mieten oder Preise für Güter und Dienstleistungen weit über dem Landesdurchschnitt.15 Die Kaufkraft (= Summe, die Bürger nach Abzug von Steuern und Abgaben für Konsumausgaben und zum Sparen übrig haben) belief sich 2012 in Paris auf 30.777 Euro pro Kopf, im westlich davon gelegenen Departement Hauts-de-Seine auf 27.311 Euro und in Yvelines auf 25.197 Euro. Auf den nächsten Rängen folgen Departements mit dynamischen Großstädten wie Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse oder Nantes. Die Gehaltsunterschiede zwischen den übrigen Landesteilen sind deutlich schwächer ausgeprägt. Traditionell ist die Kaufkraft in den ländlich geprägten Regionen im Norden und Süden des Landes geringer. Am niedrigsten war das Wohlstandsniveau 2012 im nördlich gelegenen Pas-de-Calais (16.429 Euro Kaufkraft/ Einwohner), gefolgt von dem im Süden gelegenen Aude (16.887 Euro), Lozère (17.000 Euro) und Haute-Corse (17.012 Euro). In den Übersee-Departements ist die Kaufkraft mit im Schnitt nur 11.544 Euro pro Einwohner am geringsten.16 2.2.3 Konsumverhalten Vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur und der gedämpften Aussichten haben die französischen Konsumenten ihren Konsum eingeschränkt. 2013 hat sich das Konsumverhalten allerdings stabilisiert, da die Konsumausgaben real um 0,2% zugenommen haben. Die privaten Konsumausgaben pro Kopf verändern sich derzeit wenig. Betrachtet man den Konsum hingegen nach Ausgabengruppen, so stellt sich die Situation differenzierter dar. Nach wie vor haben Nahrungsmittel und Getränke in Frankreich einen besonders hohen Stellenwert, denn 13,7% der Konsumausgaben wurden in 2013 hierfür ausgegeben. Dass etwa 7% der Konsumausgaben auf Hotels und Restaurants entfallen, hängt u.a. damit zusammen, dass die französischen Arbeitnehmer Restaurantgutscheine von ihren Arbeitnehmern erhalten. Rund ein Viertel des Konsums entfällt auf den Bereich Wohnen, wobei für Einrichtung etwas weniger als in Deutschland ausgegeben wird. Die Konsumausgaben im Telekommunikationssektor wachsen nach wie vor, da der Markt der Mobiltelefone im Zeitalter der Smartphones boomt und die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen fallen. 13 Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Vermögensverteilung, 27.09.2013. Connexion Emploi, Vermögen und Einkommen in Frankreich und Deutschland im Vergleich, 2015. 15 Germany Trade and Invest (GTAI), Kaufkraft und Konsumverhalten, Februar 2013. 16 Die Welt, Der Wohlstand der Nationen. Teil 3: Frankreich, 09.12.2012. 14 13 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Nahrungsmittel Alkoholische Getränke, Tabak Wohnen, Wasser, Gas, Strom Möbel, Haushaltsgeräte Kleidung und Schuhe Gesundheit Transport Telekommunikation Freizeit und Kultur Bildung Hotels, Gaststätten Sonstige Konsumausgaben Insgesamt Frankreich Anteil (in %) 13,7 3,2 25,6 5,7 4,2 3,9 13,9 2,6 8,1 0,8 7,0 11,2 100,0 Deutschland Anteil (in %) 11,7 3,2 24,2 6,3 4,9 5,2 13,7 2,7 9,0 1,0 5,9 12,2 100,0 Struktur der Konsumausgaben der privaten Haushalte 2012, eigene Darstellung. Von 2005 bis 2011 hatte sich die Sparquote kontinuierlich erhöht, nach einem Rückgang in 2012 und einer Stagnation in 2013. Die Kaufkraft der privaten Haushalte war in 2014 relativ stabil bei 15,1 Prozent. Verantwortlich dafür sind, neben der niedrigen Inflationsrate, die relativ deutlichen Lohnsteigerungen in der 1.Jahreshälfte 2014, die nur zum Teil in den Konsum geflossen sind. Diese Entwicklung spiegelt die Reaktion der Bevölkerung auf die zu erwartenden Einkommenseinbußen infolge steigender Arbeitslosigkeit und einer höhere Steuer- und Abgabenbelastung wieder.1718 Der öffentliche Konsum, der maßgeblich von den Personalkosten der öffentlichen Unternehmen und Verwaltung beeinflusst wird, legt nach +2,0% im Vorjahr auch 2014 voraussichtlich um 1,9% zu. Die Staatsquote beträgt rund 57% des BIP.19 2.3 Wirtschaftsstandort Frankreich 2.3.1 Wirtschaftsstruktur Frankreich ist die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einem BIP von 2.113,7 Mrd. EUR (2013). Es ist außerdem die drittgrößte Handelsnation in Westeuropa, nach Deutschland und den Niederlanden und der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Mit seinen 66 Mio. Einwohnern ist Frankreich der zweitgrößte Verbrauchermarkt Europas. Neben seiner Mitgliedschaft in der Europäischen Union zählt es zu den acht größten Industrieländern (G8) der Welt und gehört der Welthandelsorganisation (WTO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an. Im letzten Jahrzehnt vollzog sich innerhalb der französischen Volkswirtschaft ein Strukturwandel zu mehr Dienstleistungen, währenddessen die Industrie an Gewicht verloren hat. Um den damit einhergehenden Einbußen im Industriesektor entgegen zu wirken, werden neben den traditionell starken Branchen, wie dem Automobil- und Flugzeugbau, vor allem moderne Hochtechnologien gefördert. Seit 1980 hat sich der Anteil des Sekundärsektors an der Bruttowertschöpfung von ca. 32% auf 12,5% mehr als halbiert. Der Bereich Transportausrüstungen konnte 2012, aufgrund der Erfolge in der Entwicklung im Flugzeugbau und in der Schienenverkehrstechnik, einen Anteil von 14% am industriellen Produktionswert vorweisen. Ferner hat die Energiewirtschaft mit einem Anteil von 14,4% eine große Bedeutung. Die Elektro- und Elektronikbranche verzeichnete 2012 elfprozentigen Anteil an der Industrieproduktion, die Metallverarbeitung 9,8, % die Chemiebranche 7% und die Pharmabranche 3,7 %. 17 Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Consommation des ménages, Februar 2015. Germany Trade and Invest (GTAI), Kaufkraft und Konsumverhalten, Februar 2013. 19 Germany Trade and Invest (GTAI), Wirtschaftstrends Frankreich Jahreswechsel 2014/2015, November 2014. 18 14 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Bedeutung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %). Quelle: GTAI. Betrachtet man die französische Wirtschaft in ihrer regionalen Struktur, so fällt ebenfalls auf, dass es ein starkes Gefälle zwischen dem Großraum Paris und dem restlichen Frankreich gibt. Des Weiteren gibt es zum Teil aber auch signifikante Unterschiede zwischen den anderen Regionen. Da es größere industrielle Ballungsräume im Norden und Osten gibt, sind die Wirtschaftskraft und das Einkommensniveau dort stärker konzentriert, währenddessen diese im Westen und Südwesten punktuell verteilt sind. Die Île-de-France erwirtschaftete 2012 mit 12 Mio. Einwohnern ein BIP von 624 Mrd. EUR was 30% des nationalen BIP entsprach. Damit war der Anteil der regionalen Wertschöpfung pro Kopf fast doppelt so hoch wie in der französischen Provinz. Während in der Provinz 74% durch den Dienstleistungssektor erwirtschaftet wurden, sind es im Großraum Paris 86%. Der Pariser Raum beherbergte im Jahr 2012 1.404.000 Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Anteil in den Dienstleistungen (86% der regionalen Wertschöpfung). Die Industrie erwirtschaftet noch 9 % des Mehrwertes. Gründe für die wirtschaftliche Stärke der Region um Paris liegen in der politischen Verwaltungsstruktur Frankreichs und der daraus resultierenden Bedeutung einer Unternehmenspräsenz. Ansonsten sind vorhandenen Unternehmensdienstleistungen, Finanz- und Immobilienaktivitäten sowie das Angebot sonstiger Dienstleistungen fundamental für die wirtschaftliche Stärke. Paris ist sicherlich die größte Wirtschaftsmetropole des Landes, was aber nicht heißt, dass nicht außerhalb Paris‘ das Wirtschaftsleben pulsieren würde. Durch den staatlichen Aufbau gefördert, sind vielerorts sog. pôles de compétivité, also Hightech-Cluster entstanden. Landesweit bestehen 71 pôles de compétivités als eine Bündelung aus Unternehmen, privaten und öffentlichen Investoren, sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen. In 2012 zählten zu den 71 französischen Kompetenzzentren 7500 Unternehmen mit 740.000 Beschäftigten. 18 Cluster besitzen eine internationale Ausrichtung in den Bereichen Transportwesen, Life Sciences, IKT/Bildverarbeitung/Netzwerke, Energie, Agrarwissenschaften, Mikrotechnik, Chemie der Wasserwirtschaft und Finanzdienstleistungen. Nach der Île de France belegt die Region Rhône Alpes den zweiten Rang als Wirtschafts- und Industrieregion mit Schwerpunkten in der Metallurgie und Metallverarbeitung, der Chemie und der Nano-, Mikro- und Biotechnologie. Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsraum mit den Industriezweigen Chemie, Petrochemie, Mikroelektronik, Weinbau, Landwirtschaft und Tourismus. In den nordöstlichen Regionen Alsace, Lorraine und Franche-Comté sind die stärksten Sektoren der Automobilbau, Energieanlagen und die Getränkeherstellung. 15 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Regionen Alsace (Strasbourg) Aquitaine (Bordeaux) Auvergne (Clermont-Ferrand) Bourgogne (Dijon) Bretagne (Rennes) Centre -Val de Loire (Orléans) Champagne-Ardenne (Chalôns-sur-Marne) Corse (Ajaccio) Franche-Comté (Besançon) Île-de-France (Großraum Paris) Languedoc-Roussillon (Montpellier) Limousin (Limoges) Lorraine (Metz) Midi-Pyrénées (Toulouse) Nord-Pas-de-Calais (Lille) Basse-Normandie (Caen) Haute-Normandie (Rouen) Pays de la Loire (Nantes) Picardie (Amiens) Poitou-Charentes Provence-Alpes-Côte d'Azur (Marseille) Rhône-Alpes (Lyon) France de province Bruttowertschöpfung in Mio. EUR (2012)20 49.356 83.848 31.565 39.357 77.671 61.867 33.452 7.580 25.798 559.800 59.530 15.792 50.807 75.464 93.930 34.691 46.474 93.772 42.218 41.804 134.589 182.974 1.282.540 France métropolitaine 1.842.340 DOM France 35.017 1.878.366 Entwicklungsstand der Regionen. Quelle: INSEE. Andere größere Wirtschaftszentren sind Champagne-Ardennes (Gießerei, Metallverarbeitung, Kfz-Teile, Landwirtschaft, Champagner), Pays de la Loire (Fleischerzeugung, Kunststoffe, Schuhe, Möbel, Schiffbau), Aquitaine (Wein, Landwirtschaft, Luft- und Raumfahrttechnik, Holzwirtschaft, Tourismus), Midi-Pyrénées (Luft- und Raumfahrttechnik, Mikroelektronik, Fleischwirtschaft), Centre (Kunststoffe, Metallverarbeitung, Pharma, Landwirtschaft), HauteNormandie (Automobilbau, Petrochemie, Elektrik, Metallverarbeitung) und die Bretagne (Landwirtschaft, Fischerei, Schiffbau). 2.3.2 Wirtschaftsentwicklung Die wirtschaftliche Dynamik Frankreichs entwickelt sich momentan zurückhaltend. Gründe hierfür sind die starke wirtschaftliche Verflechtung mit dem Süden Europas, gepaart mit einer nachlassenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit und einer steigenden Verschuldung. Nach einem Einbruch um 3,1% infolge der Auswirkungen der internationalen Finanzkrise 2009, stieg das Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2010 und 2011 moderat um 1,7% beziehungsweise 2,0%. 2012 und 2013 war ein leichtes Plus von 0,4 % zu verzeichnen. Insofern ist festzustellen, dass die französische Wirtschaft keine größeren Ausschläge bei der Entwicklung des BIP zeigt, im Gegensatz zu den von der Verschuldungskrise stärker betroffenen EU-Ländern. Allerdings dürfte, wegen der sich aktuell abschwächenden Konjunktur in Europa, 2015 lediglich auch nur eine Null vor dem Komma stehen. Das geringe Reformtempo bei gleichzeitig niedrigem Wirtschaftswachstum verhindert eine rasche Verbesserung bei den dringlichen wirtschaftlichen Problemen im Bereich der Arbeitslosigkeit und des Haushaltsdefizits. Die Arbeitslosenquote lag 2014 durchschnittlich bei 10,3% wobei erwartet wird, dass sich diese in den kommenden zwei Jahren wenig verändert. 20 Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Valeur ajoutée brute par région en 2012 : comparaisons régionales, 2015. 16 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Wirtschaftswachstum in Frankreich. Quelle GTAI. Der amtierende Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, das Gesetz zur Förderung von Aktivität, Wachstum und wirtschaftlicher Chancengleichheit, das sog. Loi Macron, welches gegenwärtig im Parlament verhandelt wird. Das Loi Macron enthält eine Fülle von unterschiedlichen Bestimmungen, die die französische Wirtschaft ankurbeln sollen. Zu den Reformbemühungen zählen arbeitsrechtliche Veränderungen, die eine Lockerung der Sozialauswahl, mehr verkaufsoffene Sonntage, die Liberalisierung von Rechtsberufen sowie eine Reform der Arbeitsgerichte betreffen. Weitere Regelungen erstrecken sich auf den Mieterschutz beim stückweisen Verkauf einer Immobilie und die Öffnung des Marktes für den Bus-Fernverkehr, was bislang nicht möglich war, weil man den TGV schützen wollte.21 Das "Loi Macron" gilt als ein Signal an die Europäische Kommission, für die das Gesetz der Lackmustest der französischen Reformbereitschaft ist. Die Haushaltslücke wird in 2014 ungefähr 4,4% des BIP umfassen. Ein Erreichen der Maastricht-Defizitgrenze von 3,0% ist auf das Jahr 2017 verschoben. Demzufolge wird die Gesamtverschuldung 2015 einen neuen Höchststand von rund 98% des BIPs betragen. Erst wenn sich das Wirtschaftswachstum wie prognostiziert etwas erholt hat, wird die Gesamtverschuldung wieder etwas sinken. Die Finanzmärkte sind hiervon offenbar nicht beunruhigt. Frankreich konnte, wie Deutschland, im Herbst 2014 Gelder zu einem leicht negativen Zinssatz aufnehmen. Die Inflationsrate hat sich im Herbst 2014 auf 0,5% eingestellt. Die internationalen Finanzinstitute erwarten für 2015 nur eine geringe Zunahme der Inflation von 0,7 auf 0,9%. 2.3.3 Außenhandelsbeziehungen Laut der vom Statistischen Bundesamt im April 2015 veröffentlichten Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel Außenhandel Frankreich in Mrd. Euro. Quelle: GTAI. 21 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreich: "Loi Macron" soll Wirtschaft ankurbeln, Februar 2015. 17 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR der Bundesrepublik Deutschland liegt Frankreich in 2014 mit Ausfuhren im Gesamtwert von 102 Mrd. EUR mit Abstand auf Platz 1.22 Darüber hinaus gab es bei den wichtigsten Handelspartner Frankreichs auch keine andere Verschiebung. Das Exportvolumen weist ebenfalls kaum eine Veränderung auf. Die Einfuhren gingen allerdings in 2014 etwas zurück, was auf um circa 11 Mrd. Euro geringere Importe von Energierohstoffen zurückzuführen ist, bedingt durch den gesunkenen Ölpreis. In diesem Zusammenhang sank das Handelsbilanzdefizit auf rund 54 Mrd. Euro. Schon im Vorjahr war das Gesamtvolumen des französischen Außenhandels um 0,6% auf 928 Mrd. Euro, wegen der verringerten Einfuhren, zurückgegangen. Vor allem wurden weniger Agrarprodukte und Energierohstoffe importiert. Zudem stiegen die Ausfuhren von Kfz, Maschinen und chemischen Erzeugnisse leicht, während der Absatz von Luftfahrttechnik und Luxusartikeln im Ausland stabil blieb. Grundsätzlich profitierten die französischen Exporte von der konjunkturellen Erholung in einigen EU-Staaten. Ins Auge fiel besonders, dass vermehrt Automobile nach Spanien, ins Vereinigte Königreich und nach Ostmitteleuropa ausgeführt wurden. Mit den in Toulouse hergestellten Airbussen wurde vor allem Luftfahrttechnik nach Deutschland exportiert. Französische Maschinen und elektrische Ausrüstungen wurden insbesondere nach Polen eingeführt. Positiv entwickelten sich außerdem die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten und nach Asien. Aufgrund des sinkenden Werts der Währungen, litten in 2014 Abnehmerländer wie Russland, die Türkei und Brasilien, die weniger französische Güter nachfragten als im Vorjahr. Ein Rekordniveau erreichte 2014 der Verkauf von Airbus-Flugzeugen mit rund 25 Mrd. EUR. Exportgewinner waren in 2014 außerdem die Automobilhersteller, die den mehrjährigen Abwärtstrend überwunden hatten und ihre Ausfuhren um 4,6% steigern konnten. Maschinen und landwirtschaftliche Geräte verzeichneten ebenfalls einen Exportanstieg, besonders aus dem Vereinigten Königreich, Spanien und aus China. Der Exportzuwachs bei den chemischen Erzeugnissen ist auf die gestiegene Nachfrage nach agrarchemischen Erzeugnissen aus den USA und Brasilien zurückzuführen. Einbußen musste in 2014 die Zulieferindustrie in Kauf nehmen, deren Ausfuhren sich um 3,1% zurückgingen. Dass die Importe in 2014 zurückgegangen sind, hängt, wie schon erwähnt, mit dem geringeren Import von Rohstoffen und Vorprodukten und dem gesunkenen Importwert von Erdölprodukten zusammen. Lieferländer wie Russland, Kasachstan und Norwegen waren hier besonders betroffen. Aus Saudi Arabien hingegen stiegen die Erdölimporte. Überdies ist der Import von Industrieprodukten leicht angestiegen. Diesbezüglich sind besonders die Einfuhren von Bekleidung um +7,1% und von Schuhen um 8,2% aus China angezogen. Außerdem wurden mehr Arzneimittelimporte aus Belgien bezogen. Zudem deutet der Zuwachs von 2,5% bei den Automobilimporten auf eine Erholung des französischen Marktes hin. Besonders profitierten hiervon Herkunftsländer wie Italien, Vereinigtes Königreich und Marokko, da vorrangig kleine Fahrzeuge nachgefragt wurden. Tschechien hatte sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Produktionsstandort für PSA und Marokko für Renault entwickelt.23 2.3.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Zwischen Frankreich und Deutschland besteht aufgrund von Handel, Investitionen und einer starken Präsenz von Unternehmen aus dem jeweiligen Nachbarland eine enge wirtschaftliche Verflechtung und Zusammenarbeit. Die Grundlage dafür bildet der Elysée-Vertrag, der Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, der 1963 von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet wurde. Das Abkommen sieht regelmäßige Konsultationen und Gipfeltreffen vor und setzt zugleich die Schwerpunkte für die Zusammenarbeit beider Staaten. Auf europäischer Ebene gilt das deutsch-französische Tandem als der Motor der europäischen Integration. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich beide Länder grundsätzlich in ihren Auffassungen zur Wirtschafts- und Haushaltspolitik. In Frankreich wird traditionell angenommen, dass die staatliche Regierung ein breites wirtschaftspolitisches Instrumentarium zur Verfügung hat, um Wettbewerbsziele zu erreichen. Im Gegensatz dazu ist in Deutschland die Auffassung weit verbreitet, dass der Staat lediglich den Rahmen für wirtschaftliches Handeln und Marktmechanismen vorgibt, wobei die wirtschaftlichen Prozesse von unabhängigen Institutionen überwacht werden sollen. Gerade in der jüngsten Diskussion um den Zustand und die Weiterentwicklung der Eurozone sind alte Konflikte aufgebrochen, da die liberale Wirtschafts- und Wettbewerbsordnung der EU einschließlich des Anpassungsdrucks auf nationale Wirtschaftspolitiken, als Preis wahrgenommen wird, um Deutschland als relevanten Akteur in die europäische Gemeinschaft einzubinden. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass beide Länder ungefähr 40% der Wirtschaftsleistung der EU ausmachen und deshalb den Kern des europäischen Wirtschaftsraumes darstellen. Wie schon im vorherigen Kapitel angeführt, gab es auch 2014 keine 22 Statistisches Bundesamt (Destatis), Außenhandel - Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland, 2015. 23 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreichs Außenhandel profitiert 2014 von niedrigeren Energiepreisen, Februar 2015. 18 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Veränderung in der Rangfolge der wichtigsten Lieferländer. Deutschland lag auch hier, trotz leichtem Rückgang um 1,8%, der vor allem auf die etwas geringere Lieferung von Flugzeugteilen sowie von Erdgas zurückzuführen ist, unangefochten an der Spitze. Deutschland hat somit mit 17,1% den mit Abstand den größten Anteil an den Einfuhren nach Frankreich, gefolgt von China (8,6%) und Belgien (8%). Die deutsch-französischen Handelsbeziehungen sind zudem geprägt von 3200 deutschen Unternehmen die in Frankreich mit über 300.000 Beschäftigten präsent sind. Laut einer aktuellen Studie von Business France gibt es zudem 141 deutsche Investitionsprojekte mit 3.087 geschaffenen Arbeitsplätzen. Diese Zahl wird lediglich von den USA übertroffen (186 Investitionsprojekte; 5.384 Arbeitsplätze). Die größten deutschen Arbeitgeber in Frankreich sind Lidl mit 20 000-25 000 Beschäftigten, Allianz SE, die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche Post AG mit jeweils 10 000-15 000 Beschäftigten, Thyssen Krupp mit 7 000-8 000 Beschäftigten, Siemens mit 7000 Beschäftigten24 und Bosch mit 6500 Beschäftigten25. Der größte Anteil der deutschen Investitionsprojekte entfiel in 2014 mit 43% auf den Bereich der Produktion und Fertigung. Darüber hinaus wurde von deutscher Seite am stärksten in die Maschinen- und Automobilbaubranche sowie in den Energiesektor in Frankreich investiert. Am stärksten profitierte auch hier das Zentrum Frankreichs, die Île France, mit einem 19%-igen Anteil aller deutschen Investitionen und die Region Midi-Pyrénées aufgrund der dort ansässigen deutsch-französischen Unternehmenskooperationen in der Luft- und Raumfahrttechnik.26 Anteile der wichtigsten Warengruppen im deutsch-französischen Außenhandel 2014 in %. Quelle: GTAI. 2.3.5 Investitionsklima und –förderung Investitionsklima Frankreich ist weltweit eines der Länder mit den höchsten ausländischen Direktinvestitionen. Im Jahr 2013 lag es mit 814,1 Mrd. Euro eingehenden Direktinvestitionen auf dem vierten Platz nach den USA, China und dem Vereinigten Königreich. Die französischen Direktinvestitionen im Ausland, in Höhe von 1232,4 Mrd. Euro, platzierten Frankreich weltweit auf dem fünften Platz. Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise verzeichnet Frankreich jedoch einen starken Rückgang der französischen Direktinvestitionsflüsse im Ausland. Auch die eingehenden Direktinvestitionsflüsse haben sich seit 2008 reduziert, verzeichneten aber 2013 einen leichten Anstieg im Vergleich zu 2012.27 29,4% der ausländischen Direktinvestitionen in Frankreich lagen im Jahr 2012 im Bereich der Finanzaktivitäten und Versicherungen, 27,5% im verarbeitenden Gewerbe und 21,9% in immobilienwirtschaftlichen Aktivitäten. Die franzö24 Business France, Rapport sur l’Internalisation de l‘économie française, 2015. Bosch, Bosch France réalise un chiffre d’affaires stable en 2013, 2014. 26 Business France, Bilan 2014 des investissements étrangers, 2015. 27 Ministère des Finances et des Comptes publics, Investissements directs étrangers (IDE) en France : principaux constats, August 2014. 25 19 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR sischen Direktinvestitionen im Ausland lagen ebenso vornehmlich in den Finanzaktivitäten und Versicherungen (28,2%) und dem verarbeitenden Gewerbe (27,5%), jedoch nahm auch der Bereich der Energieversorgung (8,8%) einen wichtigen Stellenwert ein. Die privaten als auch öffentlichen Investitionen sind in 2014 geringer als im Vorjahr gewesen. Die öffentlichen Investitionen konnten 2014 nicht mehr die moderaten Ausgaben im Privatsektor abschwächen. Das gesamte Volumen der Bruttoanlageinvestitionen dürfte sich, nach Angaben der GTAI, 2014 um 1,6% verringern. Dennoch ist hier der Rückgang bei den privaten Haushalten mit -6% noch deutlich größer. Vor allem die Investitionen in der Baubranche sind von einem Rückgang von -3,9% gekennzeichnet. Ein etwas stabileres Signal gibt es von den Unternehmen der produzierenden Industrie. Deren Investitionsvolumen wird nach den Ergebnissen der Quartalserhebung des Statistikinstitutes Insee von Oktober 2014 als 2013 gegenüber als unverändert eingeschätzt. Die Erwartungen für das Jahr 2015 sind hier mit einem Rückgang von 3% auch leicht negativ. Gesamtwirtschaftlich bleibt der Trend mit knapp 1% Rückgang ebenfalls negativ, denn die öffentlichen Investitionen dürften wiederum leicht schrumpfen. Ab dem Jahr 2016 geht der IWF dann wieder von einer langsam ansteigenden Investitionsquote aus. Gesamtwirtschaftlich geht es nur langsam bergauf, denn starke konjunkturelle Impulse sind derzeit nicht zu erwarten. Reformen des im Vergleich zu vielen europäischen Staaten rigiden Arbeitsrechts werden nur in kleinen Schritten durchgeführt. Die Milliardeneinsparungen der öffentlichen Hand im Zuge der Haushaltskonsolidierung stehen dahingegen viel mehr im Zentrum der Debatten. Um Investoren und Unternehmen, die nach Frankreich exportieren wollen, eine Entscheidungshilfe zu bieten, wird eine sog. SWOT-Analyse durchgeführt, die Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken des Standorts Frankreich darstellen soll: SWOT-Analyse Frankreich. Quelle GTAI. Frankreich bleibt, trotz der lahmen Konjunktur weltweit einer der interessantesten Standorte. Wie EY in seinem Barometer der Attraktivität feststellt, ist Frankreich das wichtigste Ziel für Industrieprojekte in Europa. Denn waren es 2012 noch 127 Industrieprojekte, so sind es in 2013 bereits 166 Industrieprojekte in Frankreich gewesen. Zu den eindeutigen Wettbewerbsvorteilen, die Frankreich gegenüber den Konkurrenzstandorten Deutschland und Vereinigtes Königreich hat, zählen die beträchtliche Größe des Marktes, das technologische Potenzial in der Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der Pharmazeutik und die niedrigen und vorhersehbaren Energiepreise. Im internationalen Vergleich betrachtet, ist die Transportinfrastruktur mit guten Fernstraßen und dem TGV-Hochgeschwindigkeitsnetz auf einem sehr hohen Niveau. Die exzellente Infrastruktur und das gute Bildungs- und Gesundheitssystem bieten, laut des Global 20 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Competitiveness Report 2013-2014 des World Economic Forum, den Nährboden für eine Businesskultur, die gezielt auf die Anpassung neuer Technologien zur Verbesserung der Produktivität ausgerichtet ist. Zusätzlich sind ein anspruchsvolles Geschäftsfeld, eine hohe Innovationsbereitschaft verbunden mit einem gut entwickelten Finanzmarkt wachstumsfördernd. Lediglich der französische Arbeitsmarkt mit seinem strengen Arbeitsrecht wird als Nachteil in Bezug auf das Wachstumspotenzial empfunden.28 Investitionsförderung Der französische Staat nimmt eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung ein. Er fördert entweder durch eine gezielte Beteiligung an Unternehmen, durch stützende oder flankierende Eingriffe oder durch gezielte politische Maßnahmen. Die Staatsquote ist mit rund 56% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) dementsprechend hoch. Die wirtschaftsfördernden Maßnahmen sind recht zahlreich: Steuervorteile, Subventionen, zinsgünstige Darlehen oder prämiengünstige Versicherungen. Zentrales Instrument in der Investitionsförderung Frankreichs sind Steuervergünstigungen, die sowohl für in- als auch ausländische Unternehmen gelten. Steuervergünstigungen In der steuerlichen Förderung von Forschungsinvestitionen steht Frankreich unter den OECD-Ländern an der Spitze. Das System der Steuergutschriften für F&E-Investitionen (Crédit d'Impôt Recherche, CIR) wurde 2008 reformiert und auf ausländische Unternehmen ausgeweitet sowie das Verfahren vereinfacht. Die Steuergutschrift beträgt im ersten Jahr 40% der F&E-Ausgaben bis zu einer Höchstgrenze von 100 Mio. Euro. Im zweiten Jahr reduziert sich der Satz auf 35% und auf 30% ab dem dritten Jahr. Für Ausgaben über dem Höchstwert beträgt der Satz in allen drei Jahren 5%. Für Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wurde dieser Betrag 2013 erhöht: 20% bei einem Höchstbetrag von 400.000 Euro. Die große Zielgruppe der KMU profitierte mit einem Anteil von 80 % am stärksten von der F&EGutschrift. Dieser Steueranreiz hat die Attraktivität Frankreichs auch als Investitionsstandort für ausländische Unternehmen bedeutend verbessert. Für bestimmte Gehaltsgruppen bestehen zudem seit 2013 Steuergutschriften um die Lohnkosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken (Crédit d’impôt compétitvité et emploi, CICE). Holdinggesellschaften genießen seit 2007 eine Freistellung von langfristigen Veräußerungsgewinnen aus Wertpapieren, was im Einklang mit den meisten OECD-Ländern steht. Konzernzentralen profitieren von einem speziellen System der Steuerkonsolidierung sowie der Steuerbefreiung auf die von Tochtergesellschaften bezogenen Dividenden. Frankreichs Körperschaftssteuersatz bleibt mit 33,33% einer der höchsten in Europa, für Einkommen aus immateriellem Vermögen gilt der ermäßigte Satz von 15%. Weitere Reformen zugunsten der Unternehmen sind angekündigt. Nationale Förderung Zuständig für die nationale Investitionsförderung ist die interministerielle Behörde für Raumordnung und Wettbewerb (Délégation interministérielle à l'aménagement du territoire et à l'attractivité régionale DATAR). Der wichtigste Investitionsanreiz der DATAR ist die Raumordnungsprämie PAT (Prime d’aménagement du territoire), die vom französischen Staat gewährt wird, wenn das Unternehmen einen bestimmten Umsatz nachweisen kann und bereit ist, in bestimmter Höhe zu investieren. Weitere Bedingung ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze binnen eines bestimmten Zeitraums. Die Anwerbung ausländischer Unternehmen obliegt der Business France die dem französischen Außenministerium und Wirtschaftsministerium unterstellt ist. Interessierte Investoren sollten diese Einrichtung konsultieren, um ein komplettes Bild über den Umfang der zahlreichen Fördermaßnahmen zu gewinnen und ein geeignetes Förderpaket zu schnüren. Die staatliche Förderung besteht hauptsächlich aus Darlehen und Steuergutschriften für die Intensivierung von Forschung und Entwicklung – schwerpunktmäßig für Unternehmen, die sich in den Kompetenzzentren ansiedeln. Hierfür stehen jährlich etwa 4 Mrd. EUR zur Verfügung. Regionen und Gemeinden bieten darüber hinaus eigene Steuerbefreiungen oder spezielle Hilfen. KMUs kommen in den Vorzug zinsgünstiger Darlehen. Für die Ausund Weiterbildung gewährt das Arbeitsministerium Finanzhilfen, wobei der Staat nicht nur die Programme, sondern 28 Germany Trade and Invest (GTAI), Investionsklima und –risiken – Frankreich. August 2014. 21 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR auch einen Teil der Lohnkosten übernimmt. Das Instrumentarium gilt gleichermaßen für nationale und ausländische Unternehmen; auch in der Verfahrenspraxis bestehen keine Unterschiede. Alle fiskalischen Anreize stehen im Einklang mit den Wettbewerbsbestimmungen der EU-Kommission. Regionale Förderung Neben den nationalen Stellen besitzen auch verschiedene Städte und Regionen eigene Investitionsförderstellen, die Unternehmen beraten und über das Incentive System informieren – wie etwa die Agence Régionale de Développement Paris für den Großraum Paris oder für Lyon die Agence de Développement Économique de la Région Lyonnaise. Jeder Regionalrat (Conseil régional) darf zudem eigene regionale Schemata für finanzielle Direkthilfen an Unternehmen entwickeln. Details liefert die jeweilige Webseite. Daneben fließt die Förderung auf regionaler Ebene überwiegend in Kompetenzzentren. Die Pôles de compétitivité konzentrieren Unternehmen, private und öffentliche Investoren sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen in einem geographisch abgegrenzten Raum. Das erklärte Ziel besteht darin, Synergien freizusetzen und gemeinsam marktfähige Innovationen voranzutreiben. Abgewickelt wird die Unterstützung für die F&E-Projekte über einen speziellen interministeriellen Fonds (Fonds unique interministeriél, FUI), der auch ausländischen Unternehmen offen steht. Der Bereich Forschung und Entwicklung wird mit öffentlicher Unterstützung in Form von 71 Kompetenzcluster (pôles de compétitivité) massiv vorangetrieben. Von den 71 Kompetenzzentren für zukunftsträchtige Branchen gibt es 18 mit internationaler Ausrichtung. 2013/2014 finanzieren 54 Kompetenzzentren 68 neue F&E-Projekte mit einem Investitionsvolumen von 93 Mio. Euro, davon 51 Mio. Euro aus öffentlichen Fördermitteln. Zusätzlich zu dem auch ausländischen Firmen offenstehenden FUI stellte das französische Industrieministerium im September 2013 das neue Programmpaket La nouvelle France industrielle vor. Durch die Definition von 34 Zukunftsindustrien aus den vier Hauptfeldern Energiewende, Transport, Gesundheit und Digitalisierung sollen Prioritäten gesetzt und vorhandene Stärken der französischen Unternehmens- und Forschungslandschaft aufgenommen und gesteigert werden.2930 2.3.6 Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen Die Normen des französischen Rechtsstaates sind kontinentaleuropäisch geprägt. Zu den Rechtsquellen zählen Verfassung (constitution), Gesetz (loi), Verordnung (règlement-décret, arrêté), Gewohnheitsrecht und Handelsbrauch, Völkerrecht und Rechtsprechung. Im journal officiel, online abrufbar unter: https://www.journal-officiel.gouv.fr/, werden alle Gesetze und Verordnungen veröffentlicht. Wesentliche Gesetze sind in den Gesetzbüchern codes zusammengefasst und unter http://www.legifrance.gouv.fr/ einsehbar. Für die vorliegende Zielmarktanalyse sind insbesondere die im Folgenden beschriebenen Rechtsfelder von Bedeutung: Vertriebsrecht Das Handelsvertreterrecht ist im Code de commerce in den Artikeln L134-1 ff. geregelt. Ein Handelsvertreter (agent commercial) ist als Gewerbetreibender damit beauftragt, im Namen und für Rechnung eines Unternehmens Kauf-, miet- und Dienstleistungsverträge zu vermitteln oder abzuschließen, ohne dies im Rahmen eines Dienstvertrags zu tun. Da „Dienstvertrag“ im französischen Recht synonym zu „Arbeitsvertrag“ verwendet wird, ist die Weisungsgebundenheit des Dienstverpflichteten gegenüber dem Dienstherrn verpflichtend. Die Entlohnung des Handelsvertreters hat der ortsüblichen der Branche des Auftragsgebers zu entsprechen und erfolgt in der Regel in Form einer Provision. Bei Vertragsbeendigung hat der Handelsvertreter einen Anspruch auf „ausgleichende Entschädigung als Ersatz für entstandene Nachteile“ unter der Voraussetzung, dass nicht der Handelsvertreter die Beendigung des Vertrages durch schweres Verschulden verursacht hat. Für die Höhe des Ausgleichsanspruchs nimmt die französische Rechtsprechung zwei Bruttojahresprovisionen als Richtwert. Eine andere spezifischere französische Variante ist der Voyageur, représentant, placier VRP, der Vertriebsmittler. Ein VRP ist gemäß der gesetzlichen Definition für Rechnung eines oder mehrerer Arbeitgeber tätig. Er übt seine Vertretertätigkeit ausschließlich und ständig aus und schließt keinerlei Handelsgeschäfte für eigene Rechnung ab. Durch Vereinbarungen ist der VRP an seine Arbeitgeber gebunden, die die Art der Dienstleistungen oder der zum Verkauf oder zum Kauf angebotenen Waren, den Bezirk, in dem der Vertreter seine Tätigkeit ausübt oder die Kundenkategorien, die 29 30 Invest in France Agency (IFA), Warum Frankreich?, 2014. Germany Trade & Invest (GTAI), Wirtschaftstrends. Jahreswechsel 2013/2014 - Frankreich, November 2013. 22 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR sie zu besuchen haben, sowie den Vergütungssatz betreffen. Im Unterschied zum agent commercial ist der Vertriebsmittler nicht weisungsgebunden, wenngleich er für die Rechnung seines „Arbeitsgebers“ handelt. Deshalb ist der Unterschied zum Handelsvertreter häufig schwer auszumachen. In diesem Zusammenhang wird dann die Abgrenzung deutlich, wenn eine Person neben ihrer Vertretertätigkeit zugleich als Händler aktiv ist, denn ein Vertriebsmittler schließt eben keine Geschäfte für einige Rechnung ab, während ein Handelsvertreter nicht dadurch verliert, dass er Geschäfte auf eigene Rechnung macht. Eine weitere Form ist der Vertragshändler concessionaire, der ein unabhängiger Kaufmann ist in eigenem Namen und auf eigene Rechnung handelt. Verboten sind außerdem alle Vereinbarungen zwischen Unternehmen, Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu beeinträchtigen geeignet sind und eine Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs bewirken. Eine Vertriebsvereinbarung dieser Auswirkung kann dennoch zulässig sein, wenn sich die Zulässigkeit aus der sog. Gruppenfreistellungsverordnung Nr. 330/2010 der EU vom 20.4.2010 ergibt. Investitionsrecht Grundsätzlich besteht in Frankreich Investitionsfreiheit, wobei bestimmte ausländische Investitionen einer Genehmigung (autorisation préalable) oder vorheriger Meldung bedürfen. Dies ist der Fall, wenn es sich um Projekte im Bereich nationale Verteidigung, Waffen, Sprengstoffe, reglementierte Tätigkeiten privater Sicherheitsdienste oder eine mögliche Gefährdung der öffentlichen Ordnung möglich ist, handelt. Außerdem ist danach zu entscheiden, ob der Ursprung der Investition in einem Mitgliedsland der EU oder in einem Drittland liegt. Hier ist zu erwähnen, dass die Liste der genehmigungspflichtigen Investitionen mit Ursprung in einem Drittland länger ist, als diejenige, deren Ursprung in einem EU-Mitgliedsstaat liegt. Wie schon im vorherigen Unterkapitel 2.3.5 erklärt sind die wirtschaftsfördernden Maßnahmen in Frankreich recht zahlreich, denn es gibt Steuervorteile, Subventionen, zinsgünstige Darlehen oder prämiengünstige Versicherungen sowie die Raumordnungsprämie PAT. Darüber hinaus hat Frankreich eine Reihe von sog. Investitionsschutzabkommen geschlossen, um französische Investoren vor wirtschaftlichen und politischen Risiken insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländer zu schützen. Diese sowie weitere weltweite Abkommen derartiger Natur sind auf der Internetseite der UNCTAD unter http://investmentpolicyhub.unctad.org/IIA online einsehbar. Gesellschaftsrecht Gewerblich tätige Gesellschaften müssen sich in das französische Handelsregister registre national du commerce et des sociétés eintragen lassen. Das französische Gesellschaftsrecht unterscheidet im Bereich der Kapitalgesellschaften, in die folgenden Typen: S.A. société anonyme, S.A.S. société par actions simplifiée und S.A.R. L. société à responsabilité limitée. Die S.A., die der deutschen Aktiengesellschaft entspricht, kann durch mindestens sieben Gesellschafter gegründet werden durch ein Mindestgrundkapital in Höhe von 37.000 Euro. Die Dauer einer S.A. ist maximal auf 99 Jahre beschränkt und die Haftung der Aktionäre beschränkt sich auf ihre jeweilige Kapitaleinlage. Die S.A.S. ist ein eigenständiger Typus und eine vereinfachte Aktiengesellschaft. Sie kann von einer oder mehreren Personen gegründet werden, wobei Gesellschafter/Aktionäre sowohl juristische als auch natürliche Personen sein können. Die Zahl der Gesellschafter ist unbegrenzt und die S.A.S. ist wie die S.A. auf 99 Jahre beschränkt. Seit der Verabschiedung des Gesetzes zur Modernisierung der Wirtschaft vom 4.08.2008 ist das erforderliche Mindestkapital inzwischen weggefallen. Die Haftung der Aktionäre beschränkt sich ebenfalls auf ihre jeweilige Kapitaleinlage. Die S.A.R.L. entspricht der Gesellschaft mit beschränkter Haftung und ist in Frankreich zahlenmäßig am stärksten vertreten. Die Gesellschafter, die juristische oder natürliche Personen sein können, sind auf die Zahl von 100 begrenzt. Das Stammkapital wird in den Statuten frei vereinbart, wobei bei der Gesellschaftsgründung mindestens ein Fünftel des Kapitals einzuzahlen sind und der Rest in den darauffolgenden fünf Jahren. Mit der Eintragung in das Handelsregister besitzt sie Rechtsfähigkeit. Ebenso ist es möglich eine Einmann-S.A.R.L. zu gründen, eine sog. E.U.R.L. entreprise unipersonnelle à responsabilité limitée. Die Gesellschafter haften nicht persönlich, die Haftung ist auf die jeweilige Kapitaleinlage der Gesellschafter beschränkt. 23 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Seit dem 1.1.2011 gibt es den „Einzelunternehmer mit beschränkter Haftung“, den entrepreneur individuel à repsonsabilité limitée, E.I.R.L. Die Haftungsbeschränkung der E.I.R.L. wird durch die Abtrennung des Teils seiner Vermögensgüter vom persönlichen Vermögen erlangt, das er für die Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit braucht. Solches ist ins Handelsregister einzutragen. Gewerblicher Rechtsschutz Das Gesetz über das geistige Eigentum Code de la propriété intellectuelle stellt die Rechtsgrundlage für Patente, Warenzeichen, Muster und Modelle dar. Anmeldungen erfolgen in französischer Sprache an die nationale Behörde für Geistiges Eigentum, Institut national de la propriété industrielle INPI. Die Laufzeit für ein Patent beträgt 20 Jahre, für Warenzeichen 10 und für Muster und Modelle 5 Jahre. Frankreich ist u.a. Mitglied der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO/OMPI) auf der Grundlage wichtiger Abkommen, wie z.B.: Stockholmer Abkommen, Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums, Internationale Patentklassifikation, Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens usw. Steuerrecht Der Körperschaftssteuersatz beträgt 33,33% in Frankreich, wobei eine Sozialabgabe in Höhe von 3,3% der zu zahlenden Körperschaftssteuer hinzukommen sowie eine weitere Zusatzabgabe für Unternehmen mit mind. 250 Mio. EUR Umsatz pro Jahr in Höhe von 10,7% auf die zu zahlende Körperschaftssteuer. Die Einkommenssteuersätze gliedern sich für das Jahr 2015 laut des Finanzgesetzes Loi n 2014-1654 du 29 décembre 2014 de finances pour 2015 wie folgt: 0% für Einkommen bis 9.690 Euro 14% für Einkommen über 9.690 Euro bis 26.764 Euro 30% für Einkommen über 26.764 Euro bis 71.754 Euro 41% für Einkommen über 71.754 Euro bis 151.956 Euro 45% für Einkommen über 151.956 Euro Einkommenssteuersätze 2015. Quelle: GTAI Der Mehrwertsteuersatz beträgt 20%, für Restaurations- und Beherbergungsleistungen liegt er bei 10%, für nicht alkoholische Getränke, die meisten Lebensmittel und den dauerhaften Bezug von Gas und Elektrizität bei 5% und für bestimmte Produkte wie erstattungsfähige Medikamente bei 2,1%. Außerdem besteht seit 1959 das Doppelbesteuerungsabkommen DBA zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der französischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechtshilfe auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern. Näheres auf der Internetseite des Bundesministerium für Finanzen: http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Home/home.html. Rechtsverfolgung Die Modalitäten der Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen zwischen Frankreich und Deutschland werden wird durch die EU-Verordnung Nr. 44/2001 vom 22.12.2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (EuGVVO) geregelt. Mit Wirkung vom 10.1.2015 ist die EuGVVO durch die EU-Verordnung 12/2012 neu gefasst worden, wodurch das Verfahren der Vollstreckbarerklärung nicht mehr erforderlich ist. Gemäß der französischen Zivilprozessordnung Code de Procédure Civile CPC unterscheidet man in erster Instanz zwischen Amts- und Landgerichten. Amtsgerichte, Tribunal d'Instance, sind kraft Sonderzuweisung für bestimmte (zahlreiche) Aufgabenbereiche und außerdem für alle vermögensrechtlichen Streitigkeiten bis zu einem Wert von 10.000 EUR zuständig. Landgerichte, Tribunal de Grande Instance, die es in jedem département gibt, sind für die ihnen besonders zugewiesenen Aufgabenbereiche und in allen anderen Bereichen zuständig. Gerichtsprozesse unter Kaufleuten, bei denen es um Handelssachen geht, actes de commerce, fallen in die Zuständigkeit des Handelsgerichts Tribunal de Commerce. 24 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten bis zu 4.000 EUR ist die Schiedsstelle juge de proximité kompetent, deren Entscheidungen grundsätzlich nicht berufungsfähig sind. Diese Schiedsstellen werden allerdings mit Wirkung zum 1. Januar 2017 abgeschafft. Hat die Gegenpartei hingegen ihren Wohnsitz im Ausland, so richtet sich im Verhältnis Deutschland-Frankreich die Zustellung nach den Bestimmungen der EG-Verordnung Nr. 1348/2000 vom 29.5.2000 über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- und Handelssachen in den Mitgliedstaaten. Eine Kostenerstattung, wie sie im deutschen Zivilprozessrecht existiert, ist im französischen Recht nicht geregelt. Die obsiegende Partei trägt grundsätzlich die eigenen Kosten, jedoch kann sie beantragen die Anwaltskosten erstattet zu bekommen. Anwaltshonorare werden frei vereinbart, denn eine Gebührenordnung gibt es nicht. Erfolgshonorare müssen als zusätzliche Prämie vereinbart werden. Frankreich ist Mitglied des New Yorker Abkommens über Anerkennung und Durchführung von Schiedssprüchen vom 10.6.1958 sowie des Europäischen Abkommens über internationale Schiedsgerichtsbarkeit vom 21.4.1961. Das weltweit größte und bekannteste Schiedsgericht ist in Frankreich ansässig: la Cour de l'arbitrage de la Chambre de Commerce internationale. Zu Deutsch der Schiedsgerichtshof der Internationalen Handelskammer.3132 Besonderheiten: Loi Toubon Deutsche Exporteure sollten besonders das Gesetz zum Gebrauch der französischen Sprache, das Loi Toubon, beachten. Es erschwert in erster Linie den freien Warenverkehr, denn Etiketten, Prospekte, Kataloge und Gebrauchsanweisungen müssen auf Französisch verfasst werden. Rechnungen und sonstige Unterlagen, die zwischen Gewerbetreibenden ausgetauscht werden, sind davon indessen nicht erfasst. Zudem enthält das Loi Toubon weitgehende Bestimmungen zur Abfassung von Arbeitsverträgen, die in französischer Sprache vorliegen müssen. Der Arbeitgeber muss den Vertrag auf Wunsch des Arbeitnehmers in dessen Muttersprache übersetzen, wobei die übersetzte Fassung bei Unstimmigkeiten Vorrang genießt. Darüber hinaus betrifft es Organisatoren von Fachkongressen in Frankreich und führt zum zwingenden Gebrauch der französischen Sprache insbesondere bei Vertragsabschlüssen mit juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Verletzungen des Sprachengesetzes werden als eine Ordnungswidrigkeit gewertet und mit einem Bußgeld belegt.33 Öffentliche Aufträge Informationen über öffentliche Aufträge Informationen über öffentliche Aufträge erhält man in erster Linie über die Medien. Diese sind (abhängig vom Auftragswert) die regionale Presse, das Bulletin officiel des annonces des marchés publics BOAMP, das Journal des achats légales JAL und das Amtsblatt der EU. Darüber hinaus können über die folgenden Internetseiten Informationen abgerufen werden: http://www.achatpublic.com, http://www.minefi.gouv.fr, http://www.achatscollectivites.fr und http://www.datafrance.biz. Zusätzlich sind Informationen beim Portal für europäische Ausschreibungen unter: http://www.ted.europa.eu erhältlich. Teile der zu erbringenden Leistung können auch an Subunternehmer übertragen werden, sofern der Auftraggeber den Subunternehmer akzeptiert. Obwohl zwischen öffentlichem Auftraggeber und Subunternehmer keine vertraglichen Beziehungen bestehen, hat der Subunternehmer dann einen direkten Zahlungsanspruch gegen den Auftraggeber (droit au paiement direct). Vergabeverfahren Die Rechtsgrundlage der öffentlichen Vergabepraxis ist in Frankreich der Code de Marchés Publics (CMP). Bei den formellen Vergabeverfahren (Marchés à procédures formalisées) unterscheidet man zwischen dem offenen (Appel d'offre Ouvert) und dem nicht-offenen Verfahren (Appel d'offre Restreint). Bei einem offenen Verfahren kön31 Germany Trade and Invest (GTAI), Recht kompakt – Frankreich, Februar 2015. Germany Trade and Invest (GTAI), Gesetze in Frankreich, 2015. 33 Germany Trade and Invest (GTAI), Gesetzlicher Sprachenschutz in Frankreich, 2014. 32 25 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR nen alle interessierten Bieter auf die Bekanntmachung hin ein Angebot einreichen. Bei einem nicht-offenen Verfahren können dies hingegen nur die Unternehmen tun, die nach einer Vorauswahl vom öffentlichen Auftraggeber dazu autorisiert sind. Die Vergabe erfolgt üblicherweise in zwei Phasen: Zunächst reicht ein interessierter Bewerber einen Antrag auf die Teilnahme an dem Verfahren ein. Im Anschluss wählt der Auftraggeber diejenigen Bewerber aus, die ein Angebot abgeben sollen, wobei für die Wahl bestimmte Schwellenwerte zu beachten sind. Des Weiteren gibt es das Verhandlungsverfahren procédure negociée, den wettbewerblichen Dialog dialogue compétitif, das Planungsumsetzungsverfahren conception - réalisation, das Auswahlverfahren concours sowie das angepasste Verfahren procédure adapté. Beim Verhandlungsverfahren procédure negociée handelt der Auftraggeber mit einem oder mehreren Unternehmen seiner Wahl die jeweiligen Auftragskonditionen aus. Die Form des wettbewerblichen Dialogs dialogue compétitif wird bei überaus komplexen Aufträgen angewendet, wobei gemeinsam mit den potentiellen Bewerbern der juristische und finanzielle Rahmens des Projekts sondiert wird. Das Planungsumsetzungsverfahren conception - réalisation greift dann, wenn das Projekt bereits im Entwurfsstadium ist und somit die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen notwendig macht. Concours werden bei Raumordnungsprojekten, in der Städteplanung und bei Architektenleistungen durchgeführt. Der Schwellenwert liegt bei 5.000.000 Euro für formalisierte Vergabeverfahren, sog. appels d'offre. Der öffentliche Auftraggeber kann sich bei einem Auftragswert unter 15.000 Euro direkt an ein Unternehmen seiner Wahl wenden (Marché de gré à gré). Im Bereich zwischen 15.000 und 5.000.000 Euro gilt das vereinfachte auf KMU zugeschnittene Verfahren Marchés à procédures adaptées MAPA. Die MAPA beachten natürlich die Regeln des Wettbewerbs und der Publizität, aber das Verfahren richtet sich nicht nach den Vorgaben des Code de Marchés Publics CMP, sondern lediglich nach denen des öffentlichen Auftraggebers. Veröffentlichungspflichtig sind MAPA-Ausschreibungen erst ab einem Wert von 90.000 Euro im Journal d'annoncés legales. Der Auftraggeber teilt im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung ein Projekt in einzelne Leistungen, sog. Lose, auf. Dies ist allerdings kein gängiges Verfahren, wenn es um Bauarbeiten im Bereich des Spezialtiefbaus oder im Erdbau (Baugruben- und Versorgungsleitungen) geht, die üblicherweise dem Los Rohbau (Gros Oeuvre) zugeordnet werden. Die Vergabe erfolgt für alle Lose gemeinsam, sodass sämtliche Firmen zum gleichen Zeitpunkt mit der in Frankreich üblichen baubegleitenden Planung im gemeinsamen Planungsgremium (cellule de synthèse) beginnen können. In Bezug auf private Ausschreibungen sind auch Gesamtleistungsausschreibungen möglich, jedoch sind diese nicht die Regel. Voraussetzungen zur Abgabe eines Angebots Als Nachweis können im Einzelfall spezielle Versicherungen wie z.B. Berufshaftpflichtversicherungen oder eine Bauversicherung verlangt werden. Solche Versicherungsnachweise müssen unbedingt in französischer Sprache vorgelegt werden. Ebenso wichtig ist es, dass die Firma auf ein französisches Versicherungsbüro zurückgreifen kann. Bürgschaften sind in der in Frankreich üblichen Form zu hinterlegen. Da man bei öffentlichen Aufträgen ab einer festgelegten Angebotshöhe nach Auftragserteilung eine 5%ige Vorauszahlung erhält, ist ebenfalls eine Vorauszahlungsbürgschaft erforderlich. Darüber hinaus muss, wie in Deutschland, eine 5%ige Bürgschaft hinterlegt werden, um eine Auszahlung der Abschlagszahlungen auf 100% zu erreichen. Eine Gewährleistungsbürgschaft ist aber nicht obligatorisch. Nach Abnahme der Baustelle greift die sogenannte Décennale-Versicherung, die für alle öffentlichen oder privaten Bauprojekte gesetzlich vorgeschrieben ist. Was die Präqualifikation von Bauunternehmen angeht, so sind wichtige Rechtsgrundlagen in Art. 52 der EU-Vergaberichtlinie 2004/18 vorgegeben. In Frankreich findet die Qualifikation nach einem Zertifizierungssystem statt, in dem Vertreter des Staates und der Verbände die Prüfung der Mindeststandards mit einem Zertifikat dokumentieren. Obwohl die Zertifizierung nicht verpflichtend ist, wird sie aber üblicherweise sowohl von öffentlichen wie auch privaten Auftraggebern verlangt. Eine Vergleichsanalyse des deutschen Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung merkt hierzu an, dass in Frankreich die hohen Anforderungen zeitnahe Qualifikationen bei öffentlichen Aufträgen erschweren können. In Bezug auf Spezialvorschriften in den Bereichen Umwelt, Arbeitssicherheit oder Gesundheitsschutz können sich Unternehmen auch um besondere Berufszertifikate (certificats de métiers) bewerben. Einzelheiten zu dem Zertifizierungssystem sind unter http://www.qualibat.com einsehbar. 26 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Obligatorisch und allen Ausschreibungen beizufügen sind zudem spezielle Befähigungsnachweise nach Verlangen des Ausschreibenden oder/und je nach Tätigkeitsgebiet, sog. Conformation de ses compétences professionelles und eine selbst verfasste Erklärung über die bis zum Zeitpunkt erfüllte Ableistung aller sozialrechtlichen und steuerlichen Verpflichtungen, die Conformité á ses obligations sociales et fiscales. Sofern Firmen keine geeigneten Nachweise über Referenzprojekte haben, müssen Zulassungen für einzelne Teilgewerke vorgelegt werden wie z. B. für Spezialtiefbau, Pfahle, Mauerwerk, Abbruch, usw. Unternehmen mit Erfahrung in Frankreich empfehlen die Ausschreibungstexte vollständig zu lesen, denn ein struktureller Aufbau ist nicht gängig, d.h. zu berücksichtigende Leistungen können irgendwo im Ausschreibungstext stehen. Ferner sei das System der compte pro rata, eine sogenannte Gesellschaft, die die allgemeinen Baustellenangelegenheiten für alle am Bau beteiligten Lose betreut, zu berücksichtigen. Dieses System ist für nicht-französische Firmen häufig gewöhnungsbedürftig und ohne Erfahrung schwierig zu handhaben und zu kalkulieren. Vergabekriterien In der Regel ist der Preis nicht das allein ausschlaggebende Kriterium. Es können daneben, gemäß dem Vergabegesetz, u.a. auch die Gebrauchskosten, der technische Wert, der innovative Charakter sowie die Umweltverträglichkeit zu entscheidend sein. Soweit durch den Vertragsgegenstand gerechtfertigt, werden in der Veröffentlichung der Ausschreibung oder den Ausschreibungsunterlagen zusätzliche Kriterien angegeben. In diesem Zusammenhang ist es in Frankreich üblich, dass in der Angebotsanfrage eine prozentuale Bewertung des Angebots nach den folgenden Kriterien vorgesehen ist: Beschreibung der vorgesehenen Arbeitsweise (mémoire technique), Preis und Referenzen. Bei technisch anspruchsvollen Projekten kann es vorkommen, dass die Arbeitsweise und Referenzen mit je 40% und der Preis mit lediglich 20% bewertet werden. Spätesten zehn Tage vor Unterzeichnung des Vertrages werden die nicht berücksichtigten Unternehmer über die Auswahlentscheidung informiert. Gegen die Entscheidung können sie daraufhin eine Klage beim Verwaltungsgericht einreichen.34 35 Checkliste für die Durchführung eines Auftrags in Frankreich Folgende Fragen/Punkte können als Orientierung dienen: 1. Besteht Anzeige- und /oder Genehmigungspflicht? Grundsatz: Keine Genehmigungspflicht, wenn der Beruf in Deutschland reglementiert und der Dienstleister dort ordnungsgemäß niedergelassen ist. Ist der Beruf in Deutschland nicht reglementiert: Nachweis von mindestens zweijähriger entsprechender Berufstätigkeit im Laufe der letzten zehn Jahre vor der Dienstleistungserbringung (EUBescheinigung). Immer anzeigepflichtig sind Wartung und Reparatur von Fahrzeugen, Gas- und Wasserinstallationen, Elektroinstallationen, Heizungsbau sowie Schornsteinfeger- und Zahntechnikerarbeiten. Für die Entsendung gelten darüber hinaus die Anmeldung bei der zuständigen Stelle von D.I.R.E.C.C.T.E und die Einhaltung der französischen Arbeitsbedingungen. 2. Besteht die Möglichkeit, dass die Einhaltung der französischen Arbeitsbedingungen vor Ort kontrolliert wird? Ja, durch die inspection du travail. 3. Umsatzsteuer: Ist in der Rechnung MwSt. auszuweisen? Grundsätzlich nicht, denn der Steuerschuldner ist der Auftraggeber, aber es ist auf die Rechtsgrundlage der Umkehr der Steuerschuldnerschaft reverse charge hinzuweisen. Gegebenenfalls müssen Verfahren der Mehrwertsteuerrückerstattung durchgeführt werden. Es gibt die Möglichkeit dies über die AHK Frankreich abzuwickeln.36 34 Germany Trade and Invest (GTAI), Dienstleistungen erbringen in Frankreich, 2013. Germany Trade and Invest (GTAI), Grenzüberschreitende Dienstleistungserbringung in Frankreich - Teil 10: Öffentliche Aufträge, 2013. 36 Germany Trade and Invest (GTAI), Dienstleistungen erbringen in Frankreich, 2013. 35 27 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 3. Die französische Verkehrstechnologiebranche 3.1 Straßenverkehr Das Straßenverkehrsnetz Frankreichs, das in die Verantwortung des französischen Staates fällt, umfasst insgesamt 21.157 km. Davon sind 11 412 km Autobahnstrecken, wovon 8 578 km per Konzession von privaten Betreibern bewirtschaftet werden. Darüber hinaus verfügt Frankreich über 9 745 km Nationalstraßen. Der französische Staat ist gesetzlich verpflichtet eine grundlegende Infrastruktur zu stellen für die Wirtschaft der Republik. Diese Infrastruktur besteht aus Autobahnund Fernverkehrsverbindungen und aus Verbindungen zwischen den urbanen Metropolen der einzelnen Regionen sowie aus Straßenverkehrsverbindungen zu den Wirtschaftsclustern Frankreichs. Die rund 18.000 km Nationalstraßen innerhalb der Departements haben ihre Funktion als Transitstrecke seit den siebziger Jahren immer mehr eingebüßt, da das Autobahnnetz stark ausgebaut wurde, Bild Straßenverkehrsnetz. Quelle: MEDDE. weshalb sie nur noch von lokalem Interesse sind. Die Departementsstraßen haben den Autobahnen und Nationalstraßen gegenüber eine untergeordnete Rolle mit einem Umfang von 377.875 km. Akteure Die Kommunen sind für die sog. voies communales zuständig. In der Regel trifft der Gemeinderat, also der conseil municipal, die Verantwortung für Bauarbeiten und Instandhaltung des kommunalen Straßennetzes. In einigen Ausnahmefällen kann aber auch eine Gemeinschaft mehrerer Gemeinden oder eines Ballungsgebiet hierfür verantwortlich sein. Die französischen Departmentsstraßen sind durch gelbe Kilometersteine und durch den Anfangsbuchstaben D (D1, D980) gekennzeichnet. Da sie zu den Departments gehören, entfällt die Baulast an den conseil général des Departments. Die Departments erhalten hierfür zusätzliches Personal vom Ministerium für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung, um alle entsprechenden Verkehrsdienstleistungen erbringen zu können. Die Nationalstraßen sind im Unterschied zu den Departmentsstraßen mit roten Kilometersteinen gekennzeichnet und beginnen mit dem Buchstaben N (N7, N21,…). Die Zuständigkeit für sie liegt beim französischen Verkehrsministerium, wobei die Institutionen directions interdépartementales des routes (DIR) und services régionaux de maîtrise d’ouvrage (SMO) mit der Organisation, den Ingenieurtätigkeiten und dem Neubau von Nationalstraßen betraut sind. Das französische Verkehrsministerium ist ebenso für die mautfreien Autobahnen zuständig, wobei die Institutionen DIR und SMO genauso mit der Organisation, den Ingenieurtätigkeiten und dem Neubau von Nationalstraßen beauftragt sind. Die mautpflichtigen Autobahnen gehören ebenfalls dem französischen Staat, der sie aber für eine befristete Dauer an Autobahnkonzessionsgesellschaften abgibt. Diese sind für die Finanzierung, Baumaßnahmen, Unterhaltung und Betreibung zuständig und kassieren von den Nutzern im Gegenzug Mautgebühren. Außerdem ist die französische Generaldirektion für Infrastrukturen, Verkehr und Meeresfragen einerseits mit der Vergabe und Durchführung der 28 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Konzessionsgenehmigungen beauftragt und andererseits kontrolliert sie gleichermaßen die Konzessionsgesellschaften auf die Durchführung ihrer Verpflichtungen. Nach Angaben des französischen Verkehrsministeriums sind derzeit 8789km Autobahnstrecke an 18 Konzessionsgesellschaften übertragen.37 Verantwortliche Gebietskörperschaft Entscheider Baudienstleister und Straßenbetreiber Mautpflichtige Autobahnen Staat Verkehrsminister (Generaldirektion für Infrastrukturen, Verkehr und Meeresfragen) Konzessionsgesellschaften Mautfreie Autobahnen und Nationalstraßen Staat Verkehrsminister (Generaldirektion für Infrastrukturen, Verkehr und Meeresfragen) DIR und SMO Departementstraßen Departement conseil général Technische Dienste des Departments Gemeindeweg Gemeinde Conseil municipal Technische Dienste der Gemeinde Zuständigkeiten und Entscheidungsträger im Straßenverkehrsnetz. Quelle: MEDDE Personenverkehr Laut aktueller Daten des INSEE hat sich die in Beförderungsleistung, gemessen in Personenkilometern, die mit dem Auto und vor allem mit Zweirädern absolviert wurde, um 0,5% in 2013 gesteigert (Vergleich: 2012 um + 0,3%). Der Kraftfahrzeugverkehr ist also 2013 im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Waren es 1990 noch 617,3 Mrd. Personenkilometer und 2000 noch 754,4 Mrd. Personenkilometer, so sind es in 2013 819,4 Mrd. Personenkilometer gewesen, die mit Personenkraftwagen zurückgelegt wurden. Im Öffentlichen Verkehr hingegen ist ein abnehmendes Wachstum zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz ist der öffentliche Verkehr zwar auf den Verkehrsträgern Luft und Straße gewachsen, aber auf der Schiene geschrumpft. Die Anteile der Transportmodi im Personenverkehr haben sich im Jahr 2013 nicht verändert. Der Anteil des Personenverkehrs auf den Straßen liegt stabil bei 88%. 38 Auf Grundlage einer Verordnung ist seit November 2010 in Frankreich die inländische Kabotage im Langstreckenund grenzüberschreitenden Fernbusverkehr erlaubt. Aufgrund dieser Verordnung hat Eurolines vom französischen Verkehrsministerium eine Betriebserlaubnis für 230 interregionale Strecken erhalten, die mittlerweile einen Großteil des französischen Staatsgebiets abdecken. Seit April 2012 bietet der britische Billiganbieter Megabus ebenfalls einen Fernbusdienst zwischen dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden und Frankreich an. SNCF bietet seinerseits seit Juli 2012 den grenzübergreifenden Fernreisebusdienst iDBUS ab Paris und Lille nach London, Brüssel und Amsterdam an. Der städtische Personennahverkehr ist in Frankreich ein auf der Auslagerung öffentlicher Dienste beruhendes System mit Ausschreibungen und zeitlich befristeten Franchise-Verträgen. 2011 führten 6 von 16 Ausschreibungen zur Umstellung auf einen anderen beauftragten Betreiber. Im ausschreibungsreichen Jahr 2010 brachten allein 12 von insgesamt 46 Ausschreibungen eine solche Umstellung mit sich.39 Güterverkehr Laut des Verbands Fédération nationale des transporteurs routiers (FNTR) sind im Bereich des Straßengüterverkehrs 37.200 Unternehmen tätig mit rund 420.000 Beschäftigten. Insgesamt sind von den 37.200 Transportunternehmen 35% auf Langstrecken aktiv, 55% im regionalen Gütertransport, 4% vermieten das Transportfahrzeug mit Fahrer, weitere 4% sind Umzugsunternehmen und die restlichen 2% sind Paket- und Expresskurierdienste. Der FNTR gibt darüber 37 Ministère de l'Écologie, du Développement durable et de l'Énergie (MEDDE), Réseau routier national, 2015. Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Transports de voyageurs, 2015. 39 Société Nationale des Chemins de fer Français (SNCF), Wettbewerb im französischen Schienenverkehr, 2011. 38 29 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR hinaus an, dass mit ca. 300.000 Fahrzeugen jährlich 44 Mrd. EUR ohne Mehrwertsteuer umgesetzt werden. Außerdem ist das Marktsegment des Güterverkehrs von einer außergewöhnlichen Höhe klein- und mittelständischer Unternehmen gekennzeichnet, denn rund 97% der entsprechenden Unternehmen haben unter 50 Mitarbeiter angestellt. Alles in allem werden in Frankreich 99% der täglichen Bedarfsgüter auf der Straße transportiert. Rund 8 Mrd. EUR Steuern fließen aus diesem Sektor jährlich in den Staatshaushalt. In Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit sind die Zahlen des französischen Straßengüterverkehrs allerdings rückläufig, denn französische LKWs führen immer weniger internationale Transporte durch, denn die Zahl der ausländischen Transporte ist seit 1999 um 22% gestiegen. Lediglich 35% der Gütertransporte aus Frankreich ins internationale Ausland werden von französischen Unternehmen abgewickelt. Bei den bilateralen Transporten sind es sogar nur 15% Anteil an französischen Transportgesellschaften.4041 Entwicklung des nationalen Gütertransports Februar 2015. Quelle: INSEE Logistikstandort Frankreich Trotz des quantitativen Rückgangs, hat sich in den letzten Jahren ein qualitatives Wachstum abgezeichnet, der Frankreich aufgrund seiner gut ausgebauten Infrastruktur und der zentralen Lage in Westeuropa als wichtigen Logistikstandort stärken. Die Logistikplattformen konzentrieren sich innerhalb Frankreichs auf eine Achse vom Nordwesten bis Südosten mit Schwerpunkten in Nord-Pas-de-Calais um die Stadt Lille, Île-de-France um Paris sowie der Rhone-Schiene mit den Zentren Lyon und Marseille. Paris zählt zu den wichtigsten Logistikzentren Frankreich, weil es den größten Güterumschlag aufweist. Über die Seine-Schiene besteht Anschluss an den Seehafen Le Havre vom größten regionalen Binnenhafen Gennevilliers, Anschluss an den Flughafen CDG, der im Norden der Agglomeration liegt. Zudem führen von Paris aus Eisenbahnen und Autobahnen sternförmig ins ganze Land. Lille bietet mit seiner Ausrichtung auf die Küste (Großbritannien mit Schiff und Eisenbahn zu erreichen) und die Benelux-Länder mit den Häfen Antwerpen und Rotterdam sowie den hervorragende Eisenbahnverbindungen als alte Industrieregion viele potenziellen Flächen. Die Industrieregion um Lyon, im Osten Frankreichs, stellt über die Rhone-Schiene die Verbindung zwischen dem Mittelmeer (Hafen Marseille) und Mitteleuropa (Deutschland, Schweiz) her und im Ost-WestVerkehr den Übergang nach Italien dar. Um die Logistikbranche überdies bestmöglich weiter zu entwickeln wurden die Kompetenzzentren I-Trans (www.itrans.org) und Novalog (www.novalog.eu) geschaffen. Zusätzlich gibt es regionale Cluster wie Logistique SeineNormandie (www.logistique-seine-normandie.com) oder PACA Logistique (www.cluster-paca-logistique.com). Standen 1984 noch fünf Millionen Quadratmeter Lagerfläche zur Verfügung, sind es heute 35 Mio. Quadratmeter. Laut des Logistics Performance Index der Weltbank nimmt Frankreich in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Logistiksektors 40 41 Fédération nationale des transporteurs routiers (FNTR), Les « chiffres blancs » du TRM français, 2015. Fédération nationale des transporteurs routiers (FNTR), Les « chiffres noirs » du TRM français, 2015. 30 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Platz 13 von 160 ein. Die Nachfrage steigt derzeit sowohl nach sehr großen Flächen als auch kleineren urbanen Verteilzentren. Jene kleinen Verteilzentren sind besonders für den zunehmenden E-Commerce interessant. Insgesamt wurden im Jahr 2013 rund 2,8 Mio. Quadratmeter Lager- und Logistikflächen neu angemietet, das waren 7% Zuwachs zum Vorjahr. Außerdem sind im französischen Logistiksektor ungefähr 15, Mio. Menschen beschäftigt, wovon 53% in der Lagerhaltung und 47% im Transport tätig sind.42 Automobilmarkt Der Absatz auf dem französischen Automobilmarkt hat sich in 2012 gegenüber dem Vorjahr um 13.2% verringert, was vor allem die Fahrzeugkategorie Pkw besonders stark traf. Die einheimischen Anbieter verzeichneten Einbußen, wohingegen koreanische, japanische und deutsche Fahrzeughersteller ihre Verkaufszahlen steigern konnten. Gründe hierfür liegen am lahmenden Absatz auf den europäischen Märkten, der die französischen Hersteller Renault und PSA Peugeot Citroen stärker trifft als ihre deutschen Konkurrenten. 2012 gingen die Pkw-Verkäufe um 13,9 % zurück, was die Hersteller mit Verlusten von 17,5% (PSA) und 24,7% (Renault) betraf. Ihr Marktanteil verringerte sich um vier Prozent auf 52,5%. Die koreanischen Wettbewerber Kia und Hyundai konnten im Gegenzug ihre Marktanteile in Frankreich ausbauen. Neben dem Absatz leidet besonders die Produktion von Kfz. Die verringerte Produktion ist ein Ergebnis der konjunkturellen Effekte in Europa und der sinkenden Exporte in Wachstumsmärkte in Asien und Amerika. Zusätzlich wachsen der Anteil von Importwagen und die Verlagerung der Fertigung französischer Hersteller in andere Länder. 2011 lag Frankreich unter den weltweiten Produktionsstandorten nur noch auf Platz 10. Zudem leiden die Fertigungsstätten unter mangelnder Auslastung, was zu einem massiven Stellenabbau führte.43 Im Jahr 2014 hat PSA einen Umsatz von 53,6 Mio. EUR gemacht Als zweitgrößter europäischer Autohersteller gibt PSA einen aktuellen Marktanteil von 11.8% an.44 3.2 Luftverkehr Im Jahr 2013 sind 140,7 Mio. Passagiere mit dem Flugzeug unterwegs gewesen, was einen Anstieg um 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr ausmacht und die seit 2010 stabil wachsenden Passagierzahlen untermauert. Wie schon in 2011 und 2012 ist das Passagieraufkommen vor allem auf internationale und weniger nationale Ziele ausgerichtet. Die Flughäfen der Provinz bleiben dennoch dynamisch und stabil in ihrer Entwicklung.45 Frankreich ist einer der wichtigsten Standorte für die Luft- und Raumfahrttechnik weltweit weshalb diese Industrie als eines der Zugpferde der französischen Wirtschaft gilt. Als Sitz des Airbus-Konzerns ist Toulouse eines der Kernzentren der internationalen Branche. Zu weiteren Marktführern dieser Sparte zählen der Flugmotorenhersteller Safran, der Elektronikkonzern Thales, der Spezialist für Flugzeuginnenausstattungen Zodiac Aerospace und der Hersteller von Business- und Militärjets Dassault. Arianespace, das internationale Raumfahrtunternehmen, hat ebenfalls seinen Sitz in Frankreich. Nach Angaben des Branchenfachverbandes Groupement des industries françaises aéronautiques et spatiales (GIFAS) ist der Gesamtumsatz der Branche in 2013 um 8% zum Vorjahr auf 46,5 Mrd. EUR gestiegen. Davon entfielen 51,7% auf die Systemhersteller, 31,5% auf Teilelieferanten und 16,8% auf die Motorenhersteller. Der zivile Sektor kam für 76 % der Tätigkeit auf, während die Unternehmen 14,7% ihres Umsatzes in F&E investierten. Laut Analysen der Bank Le Crédit Lyonnais (LCL) ist für 2015 mit einem Wachstum von real 5%, nach nur 1,4% im Jahr 2014, zu rechnen. Ein wichtiger positiver Impuls kommt in diesem Zusammenhang vom Produktionsstart des Airbus A 350 und einer erhöhten Zahl an Fertigstellungen bei Airbus und Boeing. Laut GIFAS sind die Auftragsbücher für die nächsten fünf bis sechs Jahre gefüllt und Prognosen von den Airbus und Boeing zufolge wird sich die weltweite Flotte von Passagierflugzeugen in den kommenden Jahren verdoppeln. Es ist also ein großes Auftragsvolumen zu erwarten. Gegenüber 2012 hat sich in 2013 die Zahl der Beschäftigten um 3,5% auf 177.000 erhöht, wovon 10.000 Neueinstellungen waren. Als wichtigste Standorte sind die Midi-Pyrénées (Toulouse) und Île-de-France (Paris) mit rund 28% Beschäftigten innerhalb des Sektors anzusehen. Einen hohen Anteil erreichen zudem die Regionen Aquitaine (Bordeaux) mit 11%, Provence-Alpes-Cote d'Azur mit 9%, Pays de la Loire und die Normandie mit jeweils 5%. 42 Germany Trade and Invest (GTAI), Transport und Logistik Frankreich, Juli 2014. Germany Trade and Invest (GTAI), Kfz-Verkäufe in Frankreich brechen 2012 ein, Januar 2013. 44 Peugeot Citroën PSA, Nos chiffres, 2015. 45 Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Transports de voyageurs, 2015. 43 31 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Entwicklung der Luft und Raumfahrttechnik in Frankreich. Quelle: GTAI. Mithilfe der Bildung von Branchen-Clustern oder von Kompetenzzentren versuchen andere Regionen die Präsenz der Luft- und Raumfahrttechnik auszubauen. Beispielsweise haben Midi-Pyrénées und Aquitaine gemeinsam das Cluster Aerospace Valley ins Leben gerufen, das Kompetenzzentrum ASTech Paris Région hat im südlichen Vorort Meudon seinen Sitz und in der Region Provence-Alpes-Cote d'Azur haben sich rund 300 Mitglieder zum Kompetenzzentrum Pole Pégase zusammengeschlossen. Der Verbund Normandie AeroEspace hat ungefähr 100 Unternehmen sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen unter seinem Dach. Von Bedeutung für die Flugzeug-Zuliefer-Industrie ist außerdem die Region um Lyon und Grenoble mit dem Aerospace-Cluster Rhone-Alpes. Darüber hinaus haben scih noch andere Regionen die Förderung der Luft- und Raumfahrtindustrie auf ihre Fahnen geschrieben und unterstützen Branchenunternehmen im Rahmen von Cluster-Initiativen, so zum Beispiel die Auvergne (AVIA), die Region Centre (Aerocentre), Alsace (AeroAlsace) und Lorraine (Aériades). Des Weiteren haben sich die Anforderungen an die Innovationsfähigkeit der Zulieferer maßgeblich verändert. Denn aufgrund steigender Ansprüche zum Beispiel an den Treibstoffverbrauch, an Abgas- und Lärmemissionen der Flugzeuge oder an die Funktionalität der Innenausstattung führen zum derzeitigen Leichtbau-Trend. Dafür verwendet die Luftfahrtindustrie Materialien wie Karbon-, Glasfaser- und Metall-keramik-Verbundstoffe. Da die Verarbeitung dieser Stoffe nicht mit den konventionellen Werkzeugmaschinen funktioniert, müssen die Hersteller in neue Ausrüstungen investieren. So hat das amerikanisch-französische Joint-Venture CFM der Firmen General Electric und Safran, Marktführer in der Herstellung von Strahltriebwerken für Kurz- und Mittelstreckenjets, im Frühjahr 2014 in Commercy, (Lothringen) eine neue Fabrik für die Fertigung von aus Karbonfasern bestehenden Turbinenschaufeln eröffnet. Zudem ist durch die starke Konkurrenz zwischen den Marktführern Airbus und Boeing ein Preisdruck entstanden, der sich im Beschaffungswesen der Hersteller bemerkbar macht und, nach Bewertung von Brancheninsidern, den Gepflogenheiten der Automobilindustrie immer ähnlicher wird. Da die Abhängigkeit von wenigen Abnehmern größer wird und zunehmend neue Standorte und Wettbewerber weltweit entstehen, sind die Zulieferer gezwungen auf kurze Fristen und niedrige Preisangebote einzugehen. Angesichts sinkender Margen müssen immer häufiger Produktionsschritte an billigere Standorte wie Marokko oder Mexiko verlegt werden. Aufgrund der weltweit wachsenden Flugzeugflotte gewinnen außerdem Dienstleistungen wie Wartung und Reparaturarbeiten an Umfang. In der Region Aquitaine arbeiten rund 7000 von 40.000 Beschäftigten in diesem Branchenbereich. Zu den größten Akteuren gehören Sabena Technics und der Hersteller von Hubschrauber-Triebwerken Turbomeca. Der bilaterale Außenhandel zwischen Deutschland und Frankreich ist besonders von der engen Zusammenarbeit beim Bau der Airbus-Flugzeuge geprägt. Bei den französischen Importen hat Deutschland einen je nach Zahl und Zusammensetzung der zur Auslieferung anstehenden Flugzeuge einen um 50% schwankenden Anteil. Etwa 30% der französischen Ausfuhren der Branche gehen über den Rhein. In beiden Richtungen beherrschen Flugzeuge über 15 t sowie Flugzeugteile und Triebwerke das Warenspektrum. Nach vorläufigen Angaben der französischen Zollverwaltung kamen mit 52,24 Mrd. EUR 12% der gesamten Exporte Frankreichs aus der Luft- und Raumfahrtindustrie. Allein rund 25 Mrd. EUR gingen auf das Konto von Airbus. Bei den Importen gab es, wie schon im Vorjahr, eine leichte Abnahme um 0,8% auf 28,66 Mrd. EUR.46 Aufgrund der im Dezember 2014 vorgestellten Reformpläne des Wirtschaftsministers Emmanuel Macron sind einige, sich in Staatsbesitz befindende Einrichtungen, privatisiert worden. Darunter fällt auch die Privatisierung des Flughafens von Nizza und Lyon. Bis 2018 erhält der Flughafen Lyon Saint-Exupéry als Zentrum der dynamischen Region Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs ein zusätzliches Terminal. Dann sollen anstatt 8,5 Mio. 15 Mio. Passagiere abgefertigt werden können. Lyon möchte somit nach der Vergrößerung zum zweitwichtigsten Flugziel nach Paris 46 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreichs Luft- und Raumfahrtindustrie im Höhenflug, Februar 2015. 32 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR aufsteigen und eine stärkere Funktion als Hub im europäischen Maßstab erhalten. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs im Low-Cost-Bereich möchte der Aéroports de Lyon ein größeres Stück vom zunehmenden Verkehr der Billigfluglinien abbekommen. 47 3.3 Schiffverkehr In Frankreich gibt es 18.000 km öffentlichen Wasserwege, wovon 8500 km für die Schifffahrt genutzt werden. Diese Wasserverkehrswege sind entweder Flüsse oder ausgebaute Kanäle, die auf den Personen – und Gütertransport sowie Freizeitschifffahrt ausgelegt sind. Obwohl Frankreich das größte Wasserwegenetz in Europa hat, denn insgesamt gibt es 38.000 km befahrbare Wasserwege auf dem Kontinent, wird es im Vergleich am wenigsten für den Gütertransport genutzt. Der größte Anteil von 6700 km wird von der öffentlichen Einrichtung Voies navigables de France betrieben. 4100 km dienen der Güterverfrachtung und 2600 km werden in den jeweiligen Regionen touristisch bewirtschaftet. Ein großer Teil dieser Wasserwege weist unterschiedlichste Bauwerke auf. Es gibt rund 400 Staudämme, 1799 Schleusen, 637 Hochwasserschutzbauten, 83 Wasserkontrollpunkte, 389 Versorgungsstationen, 28 Kanaltunnel, 125 Kanalbrücken sowie 806 Wasserleitungskonstruktionen wie Aquädukte etc. Karte der französischen Wasserwege für den Gütertransport. Quelle : MEDDE. Im Zeitraum von 1998-2008 ist der Wasserverkehr signifikant gewachsen. Das Transportvolumen stieg um 21% mit 55 Mio. Tonnen pro Jahr, was 7,5 Mrd. Tonnenkilometern entspricht. Im Rahmen des Umweltgesetzes Grenelle aus dem Jahr 2009 wurde der Wassertransport besonders gestärkt um ökologische Alternativen zum Straßenverkehr zu fördern.48 Ein wesentlicher Teil ist eines der momentanen Investitionsgroßprojekte, der Canal Seine-Nord mit einer geplanten Investitionssumme von 4.500 Mio. EUR 2017 im Bau begonnen werden soll. Der 106 km lange Kanal soll 2023 fertiggestellt sein.49 Nach aktuellen Daten des INSEE sind die Passagierzahlen in den Häfen in 2013 um 4,4%, nach einem Einbruch des Passagieraufkommens im Vorjahr, gewachsen. Allein die Zahl aller Passagiere, die den Ärmelkanal passiert haben ist in 2013 um 3,3% gewachsen (diese Angabe gilt insgesamt für den Luft-, den Schienen und den Schiffverkehr). Nichtsdestotrotz scheint langsam der Rückgang der Passagierzahlen in Bezug auf die Schifffahrt beendet zu sein, denn die Passagierzahlen für Luft- als auch Schienenverkehr sind in Bezug auf den Ärmelkanal rückläufig. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Kreuzfahrten stieg das Passagieraufkommen um 2 % in 2012 im Mittelmeer, obwohl der Schiffverkehr regulärer Linien um 0,8% zurückging.50 Aufgrund der positiven Entwicklung des Passagier- und Frachtverkehrs am Ärmelkanal, will sich Calais seine strategisch günstige Lage in Zukunft noch besser zunutze machen. Denn der wichtigste Weg vom europäischen Festland auf die britischen Inseln führt über die nordfranzösische Hafenstadt Calais. Von hier legen die meisten Fähren ab und hier 47 Germany Trade and Invest (GTAI), Lyon verdoppelt Flughafenkapazität, Februar 2015. Ministère de l'Écologie, du Développement durable et de l'Énergie (MEDDE), Le réseau fluvial français, März 2011. 49 Germany Trade and Invest (GTAI), Wirtschaftstrends Frankreich Jahreswechsel 2014/2015, November 2014. 50 Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE), Transports de voyageurs, 2015. 48 33 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR beginnt auch der Kanaltunnel für den Eisenbahnverkehr. Insofern zählt Calais zu den wichtigsten Verkehrsknoten im Norden Frankreichs. Im Durchschnitt werden pro Tag 40 Fähren nach England im Hafen abgefertigt, alle paar Minuten wird der Kanaltunnel von Passagier- oder Güterzügen durchquert. Außerdem verbinden mehrere Eisenbahnstrecken mit dem Hinterland und zwei große Autobahnen verbinden sie mit der nordfranzösischen Region um Lille. Mit mehreren Großprojekten soll die Stadt nun für Reisende attraktiver für einen Zwischenstopp gestaltet werden und folglich neue Güterströme anziehen. Geplant sind für dieses Ziel ein Vergnügungspark, ein Kongresszentrum, eine Ferienanlage mit Golfplatz und verschiedene Wellness-Einrichtungen. Auch wenn die Stadt aufgrund ihrer Nordseelage über gute geographische Bedingungen verfügt, so hat sie aufgrund der Zerstörungen im zweiten Weltkrieg durch die nüchterne Nachkriegsarchitektur bisher nur wenig touristisches Flair zu bieten.51 Auch die Stadt Marseille will ihren alten Hafen mehr in das urbane Leben einbinden. Mit rund 400 Touristenschiffen und 910.00 Besuchern in 2012 und erwarteten wachsenden Zahlen in den Folgejahren will die Stadt gemeinsam mit den Umlandgemeinden, dem Department, der Region und der örtlichen Industrie- und Handelskammer 450 Mio. Euro in den Hafen investieren. Vor allem die wirtschaftliche Nutzung der innenstadtnahen Hafenareale und der steigenden Zahlen des Kreuzfahrttourismus als auch eine Ankurblung des kombinierten Verkehrs stehen im Vordergrund des Investitionsplans.52 Die französische Werftindustrie konzentriert sich ebenfalls auf einträgliche Bereiche wie Kreuzfahrtschiffe. Darüber hinaus sollen auch Marineschiffe und Spezialschiffe für die Offshore-Wind-Branche gefördert werden. Mit einem Umsatz von rund 10 Mrd. EUR im Jahr und 70.000 Beschäftigten steht die französische Schiffbaubranche weltweit an sechster und in Europa an zweiter Stelle. Da aufgrund der niedrigeren Kosten die asiatischen Schwellenländer zu einer starken Konkurrenz im Wettbewerb geworden sind, spezialisieren sich sie Werften zunehmend auf einträgliche Nischen und ständige Innovation, wobei Umweltaspekte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Finanziert werden die angestrebten Investitionen vom Förderpaket Invesstissement d’Avenir, das vor allem Projekte unterstützt, die die Verringerung des Energieverbrauchs, die Integration neuer Informationstechnologien und die Reduzierung jeglicher Emissionen von Schiffen sowie die Verbesserung der Sicherheit zum Ziel haben. Hierbei spielen erneuerbare Energien eine zunehmend wichtige Rolle, denn sie bilden ein neues Absatzfeld für die Werftindustrie. Da immer mehr Windkraftanlagen auf dem offenen Meer errichtet werden, werden beispielsweise immer mehr Wartungsschiffe für die OffshoreWindkraftanlagen gebraucht.53 3.4 Nachhaltige Mobilität Im Rahmen des acte III de la décentralisation trat am 27. Januar das Gesetz zur Modernisierung der Territorialverwaltung : la loi relative à la modernisation de l’action publique territoriale et l’affirmation des métropoles (MAPAM) in Kraft. Dieses Gesetz hat das Ziel den öffentlichen Nahverkehr im Sinne einer nachhaltigen Mobilität zu fördern. Zum einen sollen das Car-Sharing- Projekte in den urbanen Zentren stärker gefördert werden, zum anderen soll das gebührenpflichtige Parken entkriminalisiert werden, um den multimodalen Verkehr innerhalb der Gemeinden effizienter zu gestalten. Zudem soll in den Regionen in Zusammenarbeit mit den Entscheidern ein Plan entwickelt werden, der die Intermodalität und die Komplementarität der Transportmodi fördert. Darüber hinaus wird die neue Position der Metropolen gestärkt, indem sie nun das Recht haben Entscheidungen bezüglich der Verkehrsentwicklung selbst zu treffen. Eine Ausnahme bildet hier allerdings Paris.54 In vielen Städten sind nachhaltige Ideen bereits zukunftsweisend in Planung. Paris will beispielsweise den Anteil erneuerbarer Energien verdreifachen, über 100.000 qm Dächer und Terrassen begrünen, neue Viertel frei von CO2Emissionen gestalten sowie intermodale Transportlösungen und urbane Logistik ausbauen. Die Recyclingrate soll bis 2020 auf 65% steigen. Derzeit liegt sie noch bei 15%. Mit dem Kompetenzzentrum Advancity sollen die Konzepte für eine umweltfreundliche Stadt besser in die Planungen für Stadterweiterungen und Sanierungsgebiete einfließen. Vor allem erneuerbare Energien sollen in lokalen Wärmenetzen genutzt werden und neue Straßenbahnnetze als auch CarSharing-Projekte sollen besser entwickelt werden. Immer mehr französische Städte wollen zur ville durable werden. Lyon gilt hierbei als Vorreiter, wenn es um eine smarte, mobile und nachhaltige Stadtentwicklung geht. Das Projekt Smart Community hat zum Ziel Positivenergiehäuser, Smart Grids zur Steuerung von Energieverbrauch und durch 51 Germany Trade and Invest (GTAI), Der französische Hafen Calais profitiert von seiner Brückenfunktion, April 2015. Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreich investiert 450 Millionen Euro in Hafen Marseille, Januar 2013. 53 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreichs Werften spezialisieren sich neu, September 2014. 54 Ministère de l'Écologie, du Développement durable et de l'Énergie (MEDDE), Organisation de la mobilité en France : Volet "transport" de la loi relative à "la modernisation de l’action publique territoriale et l’affirmation des métropoles" (MAPAM), April 2014. 52 34 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR erneuerbare Energien gespeiste Elektroautos zum Standard zu machen. Der Plan der ville durable wurde mit dem Umweltprogramm Grenelle de l’environnement 2008 entwickelt. Das Konzept besteht aus drei Säulen. Die erste Säule beinhaltet den schonenden Umgang mit Ressourcen, eine geringe Umweltbelastung sowie die Anpassung an den Klimawandel. Die zweite Säule soll die Lebensqualität im Hinblick auf die urbane Umgebung als auch auf Dienstleistungen im Bereich Gesundheit, Bildung und Transport ausbauen. Mit der dritten Säule sollen die Städte oder Viertel optimal in ihr kulturelles, wirtschaftliches und geografisches Umfeld integriert werden. Neben Lyon zählen Städte wie Nizza und Bordeaux zu den Nachhaltigkeitsvorreitern. Der Großraum Bordeaux rechnet beispielsweise in den nächsten 20 Jahren mit rund 100.000 neuen Einwohnern. Für jene soll das nachhaltig gestaltete Viertel Ecoquartier Ginko, das bereits seit 2012 bewohnt wird, Platz sein. Zu den umweltfreundlichen Besonderheiten zählen Niedrigenergiehäuser, Energieversorgung aus Biomasse und Photovoltaik, eine Mischung von Wohnen und Einkaufen, um kurze Wege zu ermöglichen sowie eine fußgänger- wie fahrradgerechte Infrastruktur und eine schnelle Anbindung an das Stadtzentrum per Straßenbahn. Nizza wiederum setzt in Sachen Smart City Maßstäbe. Unter dem Namen boulevard connecté hat Nizza den Blvd. Victor Hugo mit zahlreichen Sensoren ausgestattet. Mit dieser Technologie können Autofahrer direkt zum nächsten freien Parkplatz geleitet werden wo sie zugleich mit dem Smartphone bezahlen können. Sobald in der Umgebung keine Bewegung festgestellt wird, bleiben Straßenlaternen im Stand-by-Modus. Müllwagenfahrten werden optimiert, da Mülleimer Auskunft über ihren Füllstand geben. Auch in der Hafenstadt La Rochelle wird ein erweitertes Ecoquartier geschaffen. Auf einem alten Militärgelände entsteht eine Gewerbezone, die aufgrund ihrer geringen CO2-Emissionen Unternehmen aus dem Segment Umwelttechnik und Energieeffizienz anziehen soll. Darüber hinaus sollen auf dem Areal Gewerbe, Wohnfläche, Dienstleistungen sowie ein Ausbildungs- und Technologiezentrum integriert werden.55 Ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität wird mit dem Plan Vélo angegangen, womit die französische Regierung möchte bis 2020 einen Fahrradanteil von 10% am Verkehrsaufkommen erreichen möchte. Dafür sollen u.a. eine Kilometerpauschale für Arbeitnehmer, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, versuchsweise eingeführt werden und der wachsende Markt für E-Bikes unterstützt werden.56 Im Rahmen des Milliardenprogramms Grenelle Environnement soll der CO2-Ausstoß gesenkt werden. In diesem Zusammenhang soll vor allem der Schienenverkehr gegenüber der Straße wettbewerbsfähiger gemacht werden. Nach dem Willen der französischen Regierung werden 2022 Schiffe und Züge ein Viertel aller Waren transportieren, um das umweltschädlichere Verkehrsaufkommen von Lkw und Flugzeugen zu reduzieren. Da dazu die alternativen Transportwege konkurrenzfähig ausgebaut werden müssen, wird in den folgenden Kapiteln der Zielmarkt dieser Marktanalyse vorgestellt und untersucht. 55 56 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreichs Städte wollen smart, mobil und nachhaltig sein, Februar 2015. Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreich tritt in die Pedale. Oktober 2014. 35 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 4. Der französische Schienenverkehr 4.1 Zahlen und Fakten Auf einem Schienennetz von 29.716 km hat die französische Eisenbahnindustrie im Jahr 2013 4,13 Mrd. EUR Umsatz generiert, wovon 2,62 Mrd. EUR auf dem nationalen Markt und 1,51 Mrd. EUR durch Exporte zustande kamen. Die Umsätze der französischen Schienenverkehrsindustrie setzten sich dabei wie folgt zusammen: Sparte Zahl der Beschäftigten (2013) 14000 2012 2013 2765,46 2553,7 Exportanteil in 2013 (%) 35,8 Ausrüstungen, Räder, Achsen 4000 546,14 532 33,8 Signalisierung 3000 435 506, 4 42,4 Infrastruktur (ohne Gleise) k.A. 497,62 539,2 37,6 Insgesamt 21000 4244,22 4131,3 36,6 Rollendes Material Umsätze in der französischen Schienenverkehrsindustrie (Mio. EUR). Quelle: FIF. Alle Sparten weisen einen hohen Exportanteil, der mindestens Drittel des gesamt erwirtschaften Umsatzes ausmacht, auf. Vor allem im Bereich der Signaltechnik und des rollenden Materials setzten französische Produkte weltweit Standards. Die wichtigsten Standorte der französischen Bahnindustrie liegen in Nordfrankreich. In den Regionen Nord-Pas-deCalais und Picardie sind rund 40% der Branche ansässig. Daneben sind in der Bourgogne, der Île-de-France, den Pays de Loire und die Midi Pyrénées relevante Standorte der Branche. Die Produktionsstätten von den Fahrzeugherstellern Alstom und Bombardier befinden sich bei Valenciennes (Nord), in La Rochelle (Poitou-Charentes) und in Reichshoffen (Elsass). Außerdem ist das Ziel der Branchencluster innovative Eisenbahntechnologien zu entwickeln. Zu den Entwicklungslinien zählen die Schwerpunkte einer Produktion von Fahrzeugen mit geringem Energiebedarf und eine grundsätzlicher Maßstab höherer Umweltfreundlichkeit. In diesem Zusammenhang sind niedrige Geräuschemissionen und elektromagnetische Wellen, aber auch eine höhere Recyclingfähigkeit der Materialen und Ausrüstungen Zieltechnologien. Zudem sollen die Segmente Betrieb und Wartung verbessert werden und im Rahmen der europäischen Vereinheitlichung der Signalisierung eine Zugsteuerung im Sinne des European Rail Traffic Management System ERMTS vorangetrieben werden.57 4.1.1 Personenverkehr Nach Angaben der französischen Eisenbahnregulierungsbehörde ARAF belegt Frankreich den ersten Platz beim Passagieraufkommen im Bahnverkehr. In 2012 waren es 26% der europäischen Passagierströme mit 104,3 Mrd. Personenkilometern (Pkm) mit einem leichten Rückgang um 1% in 2013 auf 103,2 Pkm. Dieser leichte Rückgang in 2013 ist einerseits auf Wetterbedingungen zurückzuführen und andererseits auf den Kaufkraftverlust aufgrund der Wirtschaftskrise. Aus diesem Grund werden preiswertere, alternative Verkehrstransportmöglichkeiten wie der Bus und Fahrgemeinschaften zunehmend vorgezogen. Der Wettbewerb im inländischen Fahrgasttransport ist demzufolge in erster Linie ein Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern, wobei der Schienen- und Luftverkehr nach wie vor weit hinter dem automobilen Individualverkehr als Hauptfortbewegungsart zurückliegen. 57 Germany Trade and Invest (GTAI), Frankreichs Eisenbahntechnik setzt auf internationales Geschäft, Dezember 2013. 36 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Marktanteil nach Verkehrsträgern (prozentual in Fahrgastkilometern) in 2013. Quelle : FIF. Der Rückgang im Passagieraufkommen bewirkte zudem eine Verkleinerung des Fuhrpark des Fernbahnnetzes, der als TET (trains d’équilibre du territoire: Züge des regionalen Ausgleichs) bezeichnet wird. Zum TET zählen der TGV, TER und Translien. Das Passagieraufkommen innerhalb des TGV-Verkehrs ist seit 20 Jahren erstmalig leicht um 0,5% gesunken. Auch die im Nahverkehr aktiven TER und Translien, die v.a. für Anreisen zum Arbeitsplatz oder zur Schule genutzt werden, haben einen Passagierverlust von 1,2% in 2013 registriert. Entwicklung des Passagieraufkommens der SNCF. Quelle: ARAF. • • • • • 58 Seit 2009 hat sich der französische Schienenverkehrsmarkt im Bereich des Fahrgasttransports vorsichtig dem internationalen Wettbewerb geöffnet. Ein Marktzutritt ist nun über eine Kooperation mit der französischen Staatsbahn SNCF möglich. Durch die Umsetzung der EU-Richtlinie 2007/58/EG, die die Liberalisierung des Schienenpersonenfernverkehrsmarkts in der EU ermöglicht, gibt es unter anderem die folgenden Kooperationen: Thalys: durchgeführt von der SNCF und der belgischen Staatsbahn SNCB zwischen Frankreich, Belgien, den Niederlande und Deutschland, Aleo: durchgeführt von der SNCF und der Deutschen Bahn (DB) zwischen Frankreich und Deutschland, Lyria: durchgeführt von der SNCF in Kooperation mit der Schweizerischen Bundesbahn CFF zwischen Frankreich und der Schweiz, Elipsos: durchgeführt von der SNCF mit dem staatlichen spanischen Eisenbahnunternehmen RENFE vor allem ab Barcelona (seit Dezember 2013) Eurostar: Verbindung zwischen London und dem europäischen Festland. Die SNCF hat zu 55% Besitzanteile, das britische Bahnunternehmen LCR zu 40% und die SNCB zu 5%.58 Autorité de régulation des activités ferroviaires (ARAF), Le système ferroviaire - Le transport de voyageurs, 2014. 37 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Um neue Kundenschichten zu erreichen, hat die französische Staatsbahn SNCF den Low-Cost-TGV „Ouigo“ seit April 2013 ins Leben gerufen. Ziel ist es die Kunden zu gewinnen, denen die herkömmlichen TGV-Tickets zu teuer sind. Insgesamt sollen 1,6 Mio. Fahrgäste bedient werden. Fahrkarten werden ab 10 EUR angeboten, jedes Gepäckstück kostet extra. Die Doppelstockeinheiten sind enger bestuhlt als die herkömmlichen TGVs, haben keine 1. Klasse und sind ohne Speisewagen. Insgesamt können 20% mehr Passagiere aufgenommen werden bei einer Kapazität von 1200 Passagieren und Tickets sind ausschließlich über das Internet buchbar. Die Züge sind circa zwölf Stunden unterwegs gegenüber rund acht im klassischen TGV-Hochgeschwindigkeitszug. Der Abfahrtspunkt liegt auch nicht im Pariser Zentrum, sondern in der Vorstadt Marne-la-Valée, die nach 45-minütiger Fahrt mit dem RER zu erreichen ist. Als Ziele sind zunächst Lyon, Valence, Avignon, Aix-en-Provence, Marseille, Nîmes und Montpellier vorgesehen.59 4.1.2 Güterverkehr Zwischen den Jahren 2007 und 2013 hat sich das Schienentransportvolumen um 24,6% verringert. Dies liegt an einem internationalen Trend, denn das weltweite Gütertransportvolumen ist um 33% gesunken. Binnengütertransport nach Verkehrsträgern von 1990-2013. Quelle: ARAF. Der Schienenverkehr und die Binnenschifffahrt liegen in Frankreich schon lange Zeit hinter dem Straßentransport als Hauptverkehrsträger für Güter zurück. Da die einzelnen Verkehrsträger im Güterverkehr zueinander in Konkurrenz stehen, ist der Wettbewerb im Gütertransport in seiner Gesamtheit zu bewerten. Das Jahr 2009 war bei allen Verkehrsträgern von einem Rückgang des Transportvolumens gezeichnet, denn Ende 2008 war die Wirtschaftskrise eingetreten. Den Schienenverkehr hatte es mit einem Rückgang um 20,5% besonders stark getroffen. Im Jahr 2010 war dann wieder eine leichte Erholung bei den anderen Verkehrsträgern festzustellen, wohingegen das Schienentransportvolumen aber rückläufig blieb. 2011 konnte sich der Schienenverkehr wieder leicht erholen, lag aber dennoch weit hinter dem Vorkrisenniveau. Um dies zu verstehen, muss man den Einfluss der Konjunktur auf die Nachfrage bei den einzelnen Verkehrsträgern näher betrachten. Die Entwicklung des Schienen- und Straßengütertransports folgte im Zeitraum 2008-2011 der Entwicklung der französischen Industrieproduktion. Der Verkehrsträger Binnengewässer blieb fast unberührt von dem Einbruch im Gütertransportvolumen, denn er konnte seine Position dank des hohen Güteraufkommens bei Agrarprodukten und Lebensmitteln gegenüber der weniger konkurrenzfähigen Schiene aufrechterhalten. In Deutschland und im Vereinigten Königreich hat der schienengebundene Güterverkehr weniger intensiv unter der Wirtschaftskrise gelitten, da hier vornehmlich schweres Schüttgut (Kohle und Metalle) transportiert wird, wofür die Schiene der konkurrenzfähigste Verkehrsträger ist. Aufgrund der schrittweisen Deindustrialisierung Frankreichs versuchen sich die Schienenverkehrsgüterunternehmen zunehmend auf den Baustofftransport umzustellen. 59 Germany Trade and Invest (GTAI), Französische Bahn und Air France starten mit neuen Produkten, Februar 2013. 38 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Im Zeitraum von 2008-2011 sind die Marktanteile anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) gegenüber der SNCF stark gewachsen. Die mit einer Schienenverkehrslizenz ausgestatteten EVUs beantragen ein Sicherheitszertifi- Entwicklung der Marktanteile von EVU in Frankreich. Quelle: SNCF. kat für Frankreich bei der Schienenverkehrssicherheitsbehörde (EPSF). Dieses fünf Jahre gültige Zertifikat belegt amtlich, dass das jeweilige EVU die sicherheitstechnischen Voraussetzungen für die gewerbliche Nutzung erfüllt. Mit der wachsenden Zahl weiterer EVUs erhöht sich auch die Anzahl der Verkehrsunternehmen mit dem entsprechenden Sicherheitszertifikat der EPSF. Daraus ist zu schließen, dass sich die Konkurrenz im schienengebundenen Gütertransport in Frankreich zunehmend etabliert.60 Im europäischen Vergleich betrachtet, liegt Frankreich nach Deutschland und Polen was das transportierte Gütervolumen betrifft an dritter Stelle. Deutschland Polen Frankreich Schweden Lettland Vereinigtes Königreich Österreich Italien Litauen Rumänien Andere Staaten EU 2007 2011 114,6 54,3 42,6 23,3 18,3 21,3 21,4 25,3 14,4 15,8 100,9 452,0 113,3 53,7 34,2 22,9 21,4 21,0 20,3 19,8 15,1 14,7 83,2 419,6 Prozentuale Veränderung in Mrd. TonnenKilometer 27,0 12,8 8,2 5,4 5,1 5,0 4,8 4,7 3,6 3,5 19,8 100,0 Schienengütertransport in der EU in Mrd. Tkm . Quelle: INSEE. 60 Société Nationale des Chemins de fer Français (SNCF), Wettbewerb im französischen Schienenverkehr, 2011. 39 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 4.1.3 Schienennetz Das französische Schienennetz. Quelle: ARAF. Das französische Schienennetz umfasst 29.273 km, wovon 1884 km allein Hochgeschwindigkeitsstrecken sind. Frankreich hat somit europaweit das ausgedehnteste Hochgeschwindigkeitsnetz, wovon mittlerweile 300 km Strecke für den grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr zugelassen sind. 15687 km sind Gleichstromnetz, wobei 5863 km mit 1500V gespeist sind, 9698 km mit 25000V Wechselstrom und 126 km sind per Stromschiene geleitet. Vom Netzanbieter SNCF Réseau werden zudem insgesamt 51217 km Schienenwege betrieben. Die Infrastruktur umfasst ebenfalls 26 497 Weichen und Kreuzungen. Die SNCF Réseau ist für den sicheren Zustand von 1742 Tunneln und 26733 Eisenbahnbrücken verantwortlich. Die Anzahl der Stellwerke beträgt derzeit 2 262, wobei der Anteil elektronisch betriebener Werke mit 1245 im Vergleich zu Deutschland sehr hoch ist.61 61 SNCF Réseau, Le réseau aujourd’hui - un réseau étendu, 2015. 40 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Infrastruktur Ausstattung Strecke 29 273 km gesamtes Schienennetz 1 884 Hochgeschwindigkeitsnetz, davon 300 km für den grenzüberschreitenden HGV-Verkehr zugelassen 15 687 km Gleichstromnetz 51 217 km Schienenverkehrswege Ausstattung 26 497 Weichen und Kreuzungen Signalisierung 1 807 km Strecke mit dem Signalsystem Transmission Voie-Machine TVM für HGV 10 672 km mit automatischen Streckenblocksystem Block Automatique Lumineux (BAL) ausgerüstet 10 672 km mit automatischen Streckenblocksystem Block Automatique à Permissivité Restreinte (BAPR) ausgerüstet 634 km mit selbsttätigen Streckenblöcken ausgerüstet 4 666 km mit nichtselbsttätigen Streckenblöcken ausgerüstet 1 765 km mit dem System Cantonnement Assisté par Ordinateur (CAPI) ausgerüstet Zugfunksysteme (analog/digital) 3077 km "Global System for Mobile Communication for Railways" (GSM-R) Stellwerke 2 262 Stellwerke 11 745 km analoge Bahnfunksysteme 1 245 elektronische Stellwerke Bahnübergänge 17 351 Bahnübergänge 1 767 bewachte Bahnübergänge 15 584 unbewachte Bahnübergänge, davon sind 840 Bahnübergänge fürFußgänger Ingenieurbauwerke 1 742 Tunnel (kulmulierte Gesamtlänge: 637 km) 26 733 Eisenbahnbrücken 22 323 Stützmauersysteme 1 142 Eisenbahn- und Fußgängerbrücken Ausstattung des französischen Schienennetzes. Quelle: AFRA. Autoroute ferroviaire Rollende Landstraße in Frankreich, bestehendes (blau), geplantes (grün) und untersuchtes (rot) Streckennetz. Quelle : FIS. 62 Deutsche Bahn (DB), Wettbewerbsbericht 2013, 2013. Um die Verkehrsleistung auf der Schiene zu steigern, sind, laut einer Studie der Boston Consulting Group besonders die Höhe der öffentlichen Finanzierung und der Investitionen für die Leistungsfähigkeit der Schiene entscheidend.62 Das für die kommenden 25 Jahre sog. Nationale Schema zur Transportinfrastruktur (Schéma national des infrastructures de transport ) SNIT, das im Rahmen des Umweltprogramms Grenelle Environnement initiiert wurde, sieht bis 2020 Investitionen in Höhe von jährlich 16 Mio. EUR vor, um das Schienennetz für den Güterverkehr auszubauen. Gegenwärtig laufen zahlreiche Modernisierungs- und Ausbauprojekte an, wobei das Augenmerk auf dem Potenzial kombinierter Transportwege liegt. In diesem Zusammenhang sind technische Lösungen gefragt, die eine Tür zu Tür-Logistik ermöglichen, ohne die Transporteinheit wechseln zu müssen. Seit 2007 werden rollende Landstraßen in Frankreich betrieben. Die Rollende Landstraße oder Autobahn auf Schienen ist eine spezifische Form des begleiteten Kombinierten Verkehrs. Lastkraftwagen bzw. 41 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Sattelzüge werden mit Hilfe der Roll-On/Roll-off-Technik auf einen Güterzug aus durchgehenden Niederflurwagen verladen und im Anschluss über eine bestimmte Strecke transportiert. Diese Variante stellt eine betriebswirtschaftliche und ökologische Alternative zum Straßengütertransport dar. Die von Lorry Rail betriebene Autoroute Ferroviaire Perpignan-Luxembourg (AFPL) ist eine Autobahn auf Schienen und ist als Verbindung zwischen Perpignan und Luxemburg Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V. Dazu zählt ebenfalls die französisch-italienische Autoroute Ferroviaire Alpine (AFA). Im Rahmen eines im März 2014 vergebenen Konzessionsvertrags wurde die VIIA Atlantique, eine Dachmarke der autoroutes ferroviaires der SNCF, mit dem Bau sowie fünfzehnjährigen Betrieb der Achse Tarnos (Landes) – Dourges (Pas-de-Calais) beauftragt. Die Strecke ist Teil des geplanten Transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V und des dazu gehörenden multimodalen "Atlantik-Korridors". Laut Vertrag soll sie von VIIA Atlantique bis 2016 mit 82 Mio. EUR für den Betrieb von 1.000 Meter langen Zügen, in bis zu vier Shuttle-Verbindungen täglich, vorbereitet werden. Mit dem Betrieb der überlangen Züge sollen bis zu 85.000 Lkw-Fahrten und 100.000 t CO2-Emissionen jährlich vermieden werden. Insgesamt ist die Inbetriebnahme von bis zu 1.500 m langen Güterzügen auf allen Hauptstrecken in Frankreich für 2016 vorgesehen.6364 Ausbau der Straßenbahninfrastruktur Straßenbahninfrastruktur in Frankreich. Quelle: Communauté de l'agglomération dijonnaise. Um eine moderne und ökologische Alternative zum individuellen Straßennahverkehr zu schaffen, wurde in den letzten Jahren der Ausbau von Straßenbahnstrecken in sämtlichen französischen Großstädten gefördert. Im Jahr 2010 konnten 19 Ballungsgebiete mindestens eine Straßenbahn- oder Metrolinie vorweisen. Paris, Lille, Lyon, Marseille und Toulouse haben sowohl eine Metro- als auch Traminfrastruktur. In Straßburg, Bordeaux, Nantes, Montpellier, Grenoble, Saint-Étienne, Valenciennes, Rouen, Orléans, Le Mans, Clermont-Ferrand, Mulhouse, Nancy, Angers, Reims und Nizza gibt es mittlerweile ein bis mehrere Straßenbahnlinien. Die Stadt Rennes verfügt über ein Metro-Netz. Seitdem 63 64 Forschungsinformationszentrum (FIS), Frankreich, 2014. Germany Trade and Invest (GTAI), Freie Fahrt für Frankreichs Schienenverkehr, 2012. 42 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 1985 die erste Straßenbahn in Nantes eingeweiht wurde, haben die französischen Regionen zunehmend um Trambauprojekte bei der zuständigen Organisation autorités organisatrices des transports urbains (AOTU) beworben.65 4.2 Europäische Regelungen 4.2.1 Europäische Eisenbahnpolitik bis in die 90er Jahre Bereits in den Römischen Verträgen von 1957 ist ein Ansatz für eine gemeinsame europäische Verkehrspolitik zu erkennen. Da sich die Politik den Fokus eher auf den Straßenverkehr legte, wurden politische Vorgaben für den Schienensektor bis in die 90er Jahre eher vernachlässigt. Demzufolge war die Branche an den singulären Interessen der Einzelstaaten ausgerichtet. Das Ergebnis waren nationale und regionale Systeme und Regelungen bei Zulassungsanforderungen, betrieblichen Regelungen, Stromsystemen und der Leit- und Sicherungstechnik im Schienenverkehr. Zwischen 1970 und 1994 verdoppelte sich das Volumen des gesamten Verkehrsmarktes, aber das europäische Fahrgastaufkommen der Eisenbahn stieg nur um 25% und der Schienengüterverkehr verlor rund die Hälfte seines Marktanteils. Um den Schienenverkehrssektor wettbewerbsfähig zu gestalten, waren Reformen unumgänglich. Die EWG schufen ab den 90er Jahren europaweite Neuregelungen, um die Branche zu stärken. Da viele Richtlinien und Verordnungen gebündelt erlassen wurden, sind diese auch als die Europäischen Eisenbahnpakete bekannt. EG Richtlinie 91/440/EWG zur Entwicklung der Eisenbahnunternehmen der Gemeinschaft Den Grundstein für die Liberalisierung des Schienenverkehrs in Europa legte der Rat der Europäischen Union mit der am 29. Juli 1991 verabschiedeten Richtlinie zur Entwicklung der Eisenbahnunternehmen der Gemeinschaft mit den folgenden Regelungen, die bis zum 1. Januar 1993 von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umzusetzen war: • • • • Gewährleistung einer unabhängigen Geschäftsführung der europäischen Staatsbahnen. Sanierung der Finanzstruktur der Eisenbahnunternehmen. Die Infrastruktursparten sollen von den Verkehrsdienstleistungssparten mindestens in der Rechnungsführung getrennt werden. Garantie von Zugangsrechten für internationale Gruppierungen von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahnverkehrsunternehmen, die Verkehrsleistung im grenzüberschreitenden kombinierten Güterverkehr erbringen. Zur Konkretisierung der EG Richtlinie 91/440/EWG wurden im Jahr 1995 die Richtlinie 95/18/EG über die Erteilung von Genehmigungen an Eisenbahnunternehmen und die Richtlinie 95/19/EG über die Zuweisung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn und die Berechnung von Wegeentgelten verabschiedet. 4.2.2 Erstes Eisenbahnpaket Mit dem ersten Eisenbahnpaket aus dem Jahr 2001 wurden die Richtlinien 95/18/EG über die Erteilung von Genehmigungen an Eisenbahnunternehmen und die Richtlinie 95/19/EWG über die Zuweisung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn und die Berechnung von Wegeentgelten wieder aufgehoben. Stattdessen wurde die Interoperabilität, also die technische Tauglichkeit des Bahnsystems für den sicheren und durchgängigen grenzüberschreitenden Verkehr, ausgebaut. Das erste Eisenbahnpaket aus dem Jahr 2001 beinhaltet die Richtlinien 2001/12/EG, 2001/13/EG und 2001/14/EG. Richtlinie 2001/12/EG Die Richtlinie 2001/12/EG novellierte die Richtlinie 91/440/EWG und weitet damit die Liberalisierungsbestrebungen aus. Sie gibt vor, dass • der internationale Güterverkehr bis 2008 vollständig liberalisiert werden soll, • die Unternehmensbereiche Infrastruktur und Verkehrsdienstleistung bilanziell getrennt werden sollen und • eine unabhängige Regulierungsstelle den Wettbewerb überwachen soll. 65 Ministère de l’Écologie, du Développement durable et de l'Énergie (MEDDE), Le renouveau du tramway en France, 2012. 43 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Richtlinie 2001/13/EG Die Richtlinie 2001/13/EG konkretisiert die Richtlinie 95/18/EG: • finanzielle, ökonomische und sicherheitstechnische Rahmenbedingungen müssen von den EVUs erfüllt werden müssen, um eine Lizenz zu erhalten. • Die Lizenzbehörde vergibt Lizenzen, die in der gesamten EU gültig sind, und verständigt die Europäische Kommission zwecks Veröffentlichung. Zusätzlich zur Lizenz ist eine Zuteilung von Trassen erforderlich. Richtlinie 2001/14/EG Die Richtlinie 2001/14/EG über die Zuweisung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn, die Erhebung von Entgelten für die Nutzung von Eisenbahninfrastruktur und die Sicherheitsbescheinigung dehnt die Regelungen der Richtlinie 95/19/EWG aus: • Trassenzuteilungen und die Entgelte müssen für verschiedene Eisenbahnverkehrsunternehmen gleichwertig und diskriminierungsfrei sein. • Infrastrukturbetreiber müssen Netznutzungsbedingungen veröffentlichen, sollen grenzüberschreitend zusammenarbeiten und langfristig mindestens ohne Verluste wirtschaften. • Ad-hoc-Anträge und Rahmenverträgen sind möglich. • Unabhängige Regulierungsstellen sollen die diskriminierungsfreie Zuteilung von Streckenkapazität sicherstellen. • Im grenzüberschreitenden Verkehr ist eine gesonderte Sicherheitsbescheinigung für jeden Staat notwendig. Richtlinie 2012/34/EU Aufgrund der schleppenden Umsetzung des ersten Eisenbahnpaketes wurde im November 2012 mit der Richtlinie 2012/34/EU eine Richtlinie erlassen, die die Richtlinien 91/440/EWG, 95/18/EG und die 2001/14/EU ersetzt. Mit dieser Richtlinie wurden die Entgeltsregelungen, der Zugang zu Schienen- und Serviceeinrichtungen sowie die Befugnisse der Regulierungsbehörden neu geregelt. Die Richtlinie 2012/34/EG ist bis zum 16. Juni 2015 von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umzusetzen 4.2.3 Zweites Eisenbahnpaket: "Auf dem Weg zu einem integrierten europäischen Eisenbahnraum" Das zweite Eisenbahnpaket umfasst die Richtlinien 2004/49/EG, 2004/50/EG, 2004/51/EG sowie die Verordnung (EG) Nr. 881/2004. Das Paket wurde im März 2004 vom Europäischen Parlament verabschiedet und beinhaltet Rechtsvorschriften hinsichtlich konkreter Öffnungstermine für den Schienengüterverkehrsmarkt, der Harmonisierung der Sicherheitsbestimmungen, der Einrichtung einer Europäischen Eisenbahnagentur sowie zur Änderung der bestehenden Interoperabilitätsrichtlinien. Richtlinie 2004/49/EG Mit der Richtlinie 2004/49/EG werden gemeinsame Sicherheitsanforderungen für das gesamte Bahnsystem aufgestellt. Im Kern der Richtlinie stehen: • Die Schaffung einer für die Sicherheitsüberwachung zuständigen Behörde in jedem Mitgliedsstaat, • die gegenseitige Anerkennung der in den Mitgliedstaaten erteilten Sicherheitsbescheinigungen, • die Aufstellung gemeinsamer Sicherheitsindikatoren (GSI) und • die Festlegung gemeinsamer Regeln für Sicherheitsuntersuchungen. 44 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Richtlinie 2004/50/EG Mit dieser Richtlinie werden Bedingungen festgelegt, mit denen die Interoperabilität transeuropäischer Hochgeschwindigkeitsbahnen im gesamten europäischen Schienennetz realisiert werden kann. Sie beinhaltet Regelungen hinsichtlich: • der Zugsteuerung/Zugsicherung und Signalgebung, • der Telematikanwendungen für den Güterverkehr, • des Verkehrsbetriebs und der Verkehrsteuerung der im grenzüberschreitenden Güterverkehr eingesetzten Fahrzeuge und • der Qualifikation des Personals. Richtlinie 2004/51/EG Die Richtlinie 2004/51/EG ändert die Richtlinie 91/440/EWG erneut mit dem Ziel die Schaffung eines integrierten europäischen Eisenbahnraumes zu beschleunigen. Das Öffnungsdatum der nationalen Schienennetze für den grenzüberschreitenden Güterverkehr wurde dadurch auf den 1. Januar 2006 vorverlegt und die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, ihre Schienennetze für den Güterverkehr zum 1. Januar 2007 vollständig (über grenzüberschreitende Verkehre hinaus) zu öffnen. Verordnung (EG) Nr. 881/2004 Mit der Verordnung (EG) Nr.881/2004 wird die Grundlage der Errichtung einer Europäischen Eisenbahnagentur ('Agenturverordnung') verankert. Die Agentur dient als Lenkungsinstrument zur Entwicklung gemeinsamer Standards für die Interoperabilitäts- und Sicherheitsbelange. 4.2.4 Drittes Eisenbahnpaket Im September 2007 wurde vom Europäischen Parlament das dritte Eisenbahnpaket der Europäischen Kommission verabschiedet. Es enthält weitere Maßnahmen zur Revitalisierung des europäischen Schienenverkehrs, indem besonders die Liberalisierung des Schienenpersonenverkehrs den Schwerpunkt des dritten Pakets bildet. Richtlinie 2007/58/EG Diese Richtlinie ergänzt die Richtlinien 91/440/EWG und 2001/14/EG in Bezug auf die Marktöffnung des grenzüberschreitenden Schienenpersonenverkehrs: • Seit dem 1. Januar 2010 haben Eisenbahnverkehrsunternehmen das Recht, grenzüberschreitende Personenverkehre innerhalb anderer Mitgliedsstaaten der EU durchzuführen, denn davor war der grenzüberschreitende Zugang nur internationalen Gruppierungen gestattet. • Für Mitgliedsstaaten, bei denen der grenzüberschreitende Verkehr mehr als die Hälfte der Gesamtleistung des Personenverkehrs beträgt, ist der Zugang zum grenzüberschreitenden Personenverkehr erst ab 2012 zu gewähren. • Zudem kann zur Gewährleistung des gemeinwirtschaftlichen Gleichgewichts einer Region aus Nah-, Vorortund Regionalverkehr das Bedienen von Halten verweigert werden. Richtlinie 2007/59/EG Die Richtlinie 2007/59/EG enthält Regelungen über die Zertifizierung von Triebfahrzeugführern, die Lokomotiven und Züge im Eisenbahnsystem in der Gemeinschaft führen: • Erleichtert die grenzüberschreitende Tätigkeit der Triebfahrzeugführer. • Legt Mindestanforderungen zur Erlangung eines Lokführerscheins fest, wie das Mindestalter von 20 Jahren, eine mindestens neunjährige Schulausbildung sowie der Nachweis entsprechender Sprachkenntnisse. 45 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Verordnung (EG) 1370/2007 Die Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 über "öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße" ist seit dem 3. Dezember 2009 in Kraft. Ziel der Verordnung ist es einen gemeinsamen Rahmen für die Vergabe öffentlicher Dienstleistungsaufträge im Verkehrsbereich innerhalb der EU zu schaffen: • Öffentliche Verkehrsdienste sollen grundsätzlich im Rahmen einer Ausschreibung vergeben werden. • Verschiedene Ausnahmetatbestände erlauben nichtsdestotrotz auch eine Direktvergabe an Unternehmen. Verordnung (EG) 1371/2007 Die Verordnung (EG) Nr. 1371/2007 legt die "Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr" fest und zielt auf eine Steigerung der Qualität des Schienenpersonenverkehrs ab. Sie beinhaltet: • Haftungsregelungen der EVUs für Fahrgäste und deren Gepäck, • Entschädigungsleistungen bei Verspätungen sowie diverse Informationspflichten (bezüglich der Fahrpläne und Bedingungen der Fahrt mit kürzester Fahrzeit/günstigstem Preis, Dienstleistungen im Zug, nächstem Haltebahnhof, Verspätungen, etc.). Die Fahrgastrechteverordnung trat Ende 2009 in Kraft und gilt ebenfalls im Binnenverkehr. Mitgliedsstaaten können den nationalen Fernverkehr jedoch bis zu 15 Jahren von den entsprechenden Regelungen ausnehmen. Darüber hinaus kann der nationale Stadt-, Vorort- und Regionalverkehr unbegrenzt von den Regelungen ausgenommen werden.6667 4.2.5 Viertes Eisenbahnpaket Das Verkehrsweißbuch aus dem Jahr 2011 ist der Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen Verkehrsraum und erläutert, wie ein einheitlicher europäischer Eisenbahnraum verwirklicht werden soll. Die Kommission legt darin ihre Vorstellungen über die langfristige Gewährleistung der Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrssektors in der EU vor den Herausforderungen, die im Zusammenhang mit der erwarteten Verkehrszunahme, der Sicherheit der Kraftstoffversorgung und der Dekarbonisierung bewältigt werden müssen. Das vierte Eisenbahnpaket wurde erarbeitet, um die verbleibenden Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, die einem einheitlichen europäischen Eisenbahnraum entgegenstehen. Der Transportausschuss des Europäischen Parlaments hatte sich bereits Ende 2013 für das Reformpaket ausgesprochen. Nach der Abstimmung im Plenum muss auch der Rat die Reform noch verabschieden. Die mangelnde Effizienz und Qualität einiger Eisenbahndienste ist hauptsächlich die Folge von einem zu geringem Wettbewerb, bestehenden Marktverzerrungen und suboptimalen Strukturen. In dem vierten Eisenbahnpaket, das einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, wird einerseits die Problematik langwieriger und kostspieliger Verfahren behandelt und andererseits das Thema der Marktzugangsbarrieren für neue Marktteilnehmer und unterschiedliche Marktzugangsregeln in den Mitgliedstaaten angegangen. Die Initiativen des Pakets sollen zu einem effizienteren und stärker am Kunden orientierten Eisenbahnsektor und zur Erhöhung der Attraktivität der Schiene gegenüber anderen Verkehrsträgern beitragen. Der Markteintritt neuer Unternehmen soll ebenfalls erleichtert werden. Durch das Zusammenwirken der einzelnen Initiativen erhofft man sich neue Synergien zu generieren. Mit diesen Änderungen soll sich der Wettbewerb intensivieren und es wird vollständige finanzielle Transparenz gewährleistet sein. Die Gefahr der Quersubventionierung soll damit ebenfalls aus dem Weg geräumt werden. Durch die Kombination des „offenen Zugangs“ und der Ausschreibung öffentlicher Dienstleistungsaufträge wird die bereits erreichte Marktöffnung wie im Güterverkehr und im internationalen Personenverkehr weiter vorangetrieben. Auf dem reiferen Güterverkehrsmarkt hat sich gezeigt, dass die Marktöffnung zu einem höheren Marktanteil der Schiene geführt hat. Der Vorschlag ist ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung des einheitlichen europäischen Eisenbahnraums. Ziel ist es, dass ein stärkerer Wettbewerb die Attraktivität der Schiene erhöht und damit einhergehend die Bedürfnisse der Kunden besser berücksichtigt werden. Ein weiterer Effekt soll sein, dass die Eisenbahnunternehmen besser mit anderen Verkehrsträgern konkurrieren können. Durch die Hochgeschwindigkeitspersonenverkehrsdienste wird die Schiene gegenüber dem Luftverkehr konkurrenzfähiger und der wachsende Marktanteil des Schienengüterverkehrs kann gleichermaßen zur Erreichung der Klimaziele beitra- 66 Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V., Die Europäischen Eisenbahnpakete - Inhalte und Umsetzung der europäischen Gesetzgebung, 2013. 67 Forschungsinformationszentrum (FIS), Wissenslandkarte Bahnreform, 2015. 46 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR gen. Durch das Wachstum des Eisenbahnsektors werden aufgrund des erhöhten Bedarfs wiederum neue Arbeitsplätze im Produktionssektor geschaffen.68 Die Technische Säule des Vierten Eisenbahnpakets Der Verlauf bis zur Technischen Säule des Vierten Eisenbahnpakets: Sicherheit und Interoperabilität. Quelle VDB. Das Vierte Eisenbahnpaket ist in drei Maßnahmengruppen, die als Säulen bezeichnet werden, gegliedert. Die Säule "Lenkung" sieht die Neufassung der Vorschriften zur Lenkungsstruktur in Bezug auf den Betrieb der Eisenbahninfrastruktur und die Beförderungsleistungen vor. Die Säule "Marktöffnung" hat den Fokus auf die Gewährleistung einer weiteren Öffnung des Marktes für inländische Personenverkehrsdienste auf der Schiene gerichtet. Mit einer verstärkten Harmonisierung der Interoperabilitäts- und Sicherheitsanforderungen befasst sich die Säule "Technik". Ziel ist es die Qualität und Effizienz von Schienenverkehrsdiensten durch Beseitigung der noch vorhandenen Markthindernisse zu erhöhen. In diesem Zusammenhang soll einer stärkerer Harmonisierungsgrad des EUEisenbahnnetzes gewährleistet werden. Um eine bessere Integration des europäischen Eisenbahnsektors zu ermöglichen, sollen bestehende administrative und technische Hindernisse entfernt werden.69 Die technische Säule, auf die sich im Juni 2014 der Rat der Verkehrsminister geeinigt hat, beinhaltet drei Vorschläge für ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Qualität und zur Schaffung von mehr Wahlmöglichkeiten im europäischen Schienenverkehr: Richtlinien zur Interoperabilität und zur Sicherheit sowie neue Vorschriften für die Europäische Eisenbahnagentur. Mit der technischen Säule werden Reformen zur Vereinfachung der Verfahren für Hersteller und Eisenbahnunternehmen eingeleitet, wodurch die Eisenbahnbetriebskosten reduziert werden sollen.70 Das European Rail Traffic Management System (ERTMS) ist ein Projekt, das zur Schaffung eines einheitlichen Schienensektors beitragen soll. Durch die Etablierung von einheitlichen Standards für die infrastruktur- und fahrzeugseitige Eisenbahnsicherungtechnik wird eine EU-weite Interoperabilität des Schienenverkehrs angestrebt. Ziel ist es die vier Bereiche Traffic Management (Betriebsleittechnik), Signalling (Stellwerkstechnik), Train Control System (Zugbeeinflussung) und Voice and Data Communikation (Zugfunk) zu vereinheitlichen. Konkrete Projekte innerhalb des ERTMS sind neben Europtirails (grenzüberschreitenden Austausch von Zuglaufinformationen) und INESS (Vereinheitlichung der Stellwerkstechnik) das ETCS Zugbeeinflussungssystem ETCS sowie das Zugfunksystem GSM-R. Die Vorteile sind, dass die Lokomotiven nicht mehr mit einer Vielzahl von Systemen ausgerüstet sein müssen und dass der Austausch der Triebköpfe an der Grenze entfällt. Dies stellt neben einer besseren Handhabung eines interoperablen Schienenverkehrsmarktes einen großen Vorteil für Passagiere und Spediteure dar. 68 Rat der Europäischen Union, Das vierte Eisenbahnpaket – Vollendung des einheitlichen europäischen Eisenbahnraums zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in der EU, 2013. 69 Rat der Europäischen Union, Interinstitutionelles Dossier: 2013/0015 (COD), 2013. 70 Europäische Kommission, Eisenbahnverkehr: Vereinfachung der Verfahren zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums, 2014. 47 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR European deployment plan for ERMTS. Quelle: Europäische Kommission. 4.3 Bahnreform in Frankreich Bevor die erste Bahnreform in Frankreich stattfand, war die Staatsbahn SNCF sowohl im Schienenpersonen- als auch im Schienengüterverkehrsmarkt alleiniger Erbringer von Schienenverkehrsleistungen. Um den sinkenden Marktanteilen im Personenverkehr in den 80er Jahren entgegenzuwirken, investierte die SNCF in ein hochleistungsfähiges Schnelltransportsystem, den train à grande vitesse TGV, der die Metropolen Paris, Lyon und Marseille miteinander verband. Da es zu einer Stilllegungswelle regionaler Strecken kam, sanken die Marktanteile der SNCF trotz der erfolgreichen Einführung des TGVs. Die absolute Menge der produzierten Verkehrsleistung im Personen- und Güterverkehr stieg deshalb seit 1985 nur sehr gering, sodass die Verschuldung der SNCF 1996 über 30,3 Mrd. EUR betrug. Trennung von SNCF und RFF Die EU setzte die Bahnreform, die in Frankreich am 7. Februar 1997 im französischen Parlament verabschiedet wurde, in Bewegung. Die Maßnahmen der Reform umfassten die institutionelle Trennung von Infrastruktur und Betrieb, die Befreiung der Staatsbahn SNCF von einem Teil der Altschulden und eine schrittweise Regionalisierung des Nahverkehrs. Um dies umzusetzen, wurde 1997 die eigenständige Netzgesellschaft RFF Réseau Ferré de France gegründet. Neben Anteilen des Anlagevermögens, wurden auch die Schulden im Umfang von 20,46 Mrd EUR der SNCF, die als netzbezogen definiert waren, auf die RFF übertragen. Zu den Aufgaben der RFF zählen die Planung von Neubaustrecken, die Modernisierung des bestehenden Güter- und Personenverkehrsnetzes und die Instandhaltung des Eisenbahnnetzes. Aufgrund mangelnder Kapazitäten hat die RFF wiederum die Verantwortung für die Instandhaltung vertraglich an die SNCF übertragen, die zu diesem Zeitpunkt für das Trassenmanagement zuständig war. Durch räumliche und organisatorische Trennung der Aufgabenbereiche und deren Mitarbeiter wurde versucht bei Kooperation zwischen RFF und SNCF, die Unabhängigkeit der Gesellschaften zu bewahren. Im Jahr 2010 gründete die SNCF schließlich eine eigenständige Regulierungsbehörde, die "Direction de la Circulation ferroviaire" DCF. Die DCF regulierte die operative Trassenzuweisung und das betriebliche Management. Zusätzliche Unabhängigkeitsvorgaben hatten zum Ziel, dass wesentliche Aufträge ohne Benachteiligung Dritter ausgeführt werden konnten. 48 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Loi relative à la solidarité et au renouvellement urbains SRU Zwischen 1997 und 2001 wurde die Verantwortung für den Regionalverkehr an sieben Versuchsregionen abgegeben. Da dieser Versuch positiv verlief, sind seit dem 1. Januar 2002 alle Regionen eigenständig für die Organisation und Finanzierung des Regionalverkehrs zuständig. Den Regionen wird dafür vom Staat mit finanziellen Mitteln unter die Arme gegriffen. Sie treffen darüber hinaus Vereinbarungen mit der SNCF hinsichtlich der betrieblichen Leistungen und der Finanzierung. Dies wird gesetzlich durch das Loi relative à la solidarité et au renouvellement urbains SRU, vom 13. Dezember 2000, geregelt Décret relatif á l'utilisation du réseau ferré national Im Jahr 2003 wurde die Verordnung zur Benutzung des nationalen Eisenbahnnetzes Décret relatif á l'utilisation du réseau ferré national erlassen, die eine Öffnung für Dritte Eisenbahnverkehrsunternehmen auf dem Transeuropäischen Schienengüternetz (TESGN) vorsah und das erste Eisenbahnpaket in nationales Recht umsetzte. Aufgrund dieser Verordnung ging die Verantwortung für das Trassenmanagement an die RFF, die den Zugang zur Infrastruktur allen internationalen Gruppierungen und EVU diskriminierungsfrei gewähren muss und dafür entsprechende Nutzungsgebühren von der SNCF und Dritten EVU erhält. Es dauerte aber zwei Jahre bis ein erstes privates Frachtunternehmen auf dem französischen Schienennetz fuhr. Seit dem Jahr 2006 ist das Schienennetz nun auch für Wettbewerber im Güterverkehrsbinnenmarkt geöffnet. Mit dem Gesetz ARAF Autorité de Régulation des Activités Ferroviaires vom 8. September 2009 wurde eine unabhängige Eisenbahnregulierungsbehörde gegründet, die seit dem 1. Januar 2010 zur Aufgabe hat die Öffnung des Schienenpersonenverkehrsmarktes für grenzüberschreitende Verkehre zu überwachen. Wegen mangelhafter Umsetzung des ersten Eisenbahnpakets in nationales Recht, musste Frankreich auf das daraus resultierende Vertragsverletzungsverfahren reagieren und die unabhängige Regulierungsaufsicht ARAF schaffen. Die Bahnsteuer Imposition forfaitaire sur les entreprises de réseaux (IFER) Im Jahr 2010 wurde die neue Bahnsteuer Imposition forfaitaire sur les entreprises de réseaux (IFER) eingeführt, die alle Schienenfahrzeuge des französischen Bahnnetzes betrifft - unabhängig von der tatsächlich gefahrenen Strecke. Die Steuer löste heftige Proteste der europäischen Nachbarländer aus, da sie somit doppelt besteuert wurden und die SNCF kaum Zusatzkosten zu tragen hatte, weil von der Gewerbesteuer befreit war. 2010 wurde außerdem ein weiteres Finanzgesetz zur Korrektur erlassen, das Teile des regionalen, grenzüberschreitenden Personenverkehrs von der Steuer ausnimmt. Aufgrund der stark gestiegenen Schuldenlast der SNCF und RFF hat man sich zum Ziel gesetzt eine kostengünstiger Unternehmensstruktur zu kreieren, denn 2012 lag die Verschuldung des französischen Eisenbahnsektors bei 41,5 Mrd. EUR mit einer Aussicht auf eine weitere Verschuldung von 1-2 Milliarden Euro pro Jahr. Deshalb wurde am 21. Juli 2014 von der französischen Nationalversammlung eine Neuorganisation der RFF und der SNCF beschlossen, die die zweite Bahnreform in Frankreich darstellen. Die künftige Bahnstruktur ähnelt somit der deutschen mit der Deutschen Bahn als alleinigem Netzbetreiber. Die Reform besteht aus vier Kernelementen: Integration der SNCF und der RFF im Rahmen einer Holding Struktur, Verringerung der Neuverschuldung, Vereinheitlichung der Arbeitszeitregelung der Beschäftigten und Stärkung der ARAF. Integration der SNCF und der RFF im Rahmen einer Holding Struktur Die 1997 geschaffene Netzgesellschaft RFF wurde zum 1. Januar 2015 wieder mit der SNCF und ihren Abteilungen Trasse (Direction de la circulation ferroviaire) und Infrastruktur (SNCF Infra) verschmolzen. Das neue Unternehmen wird zukünftig aus drei Einheiten bestehen: der Muttergesellschaft SNCF, der Unternehmenstochter SNCF-Netz (SNCF Réseau) und der Unternehmenstochter Verkehr (SNCF Mobilités). Aufgrund der Zusammenführung erhofft man sich, dass Mehrkosten und Abstimmungsprobleme zwischen den Infrastrukturunternehmen reduziert werden. Das Infrastrukturunternehmen SNCF Réseau hat nun die Aufgabe, die vorhandene Infrastruktur instand zu halten und auszubauen. Es schließt eine Leistungsvereinbarung mit dem Staat über die Leistungsziele (z.B. Infrastrukturentgelte, Finanzierung der Instandhaltung und Erneuerung) für die kommenden zehn Jahre. Die Regierung erhofft sich von der 49 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Neuorganisation eine Verbesserung der Instandhaltung des bestehenden Netzes, das aufgrund einer zu starken Fixierung auf Hochgeschwindigkeitsstrecken vernachlässigt worden war. Die Instandhaltung soll mit Mitteln in Höhe von 2,5 Mrd. EUR jährlich in Zukunft besser gewährleistet werden. Die Unternehmensgruppe SNCF wird von einem Vorstand geführt, dem die vom Staat bestellten Präsidenten der Unternehmensteile Netz und Betrieb angehören. Dem mehrheitlich vom Staat ernannten Aufsichtsrat gehören darüber hinaus Vertreter des Parlaments, der Regionen und der Arbeitnehmer an. Verringerung der Neuverschuldung Der Neuverschuldung soll mithilfe verschiedener Maßnahmen eingedämmt werden. SNCF Réseau darf neue Infrastrukturprojekte zukünftig nur noch bis zu einem bestimmten Maximalbetrag finanzieren. Sollten die Kosten eines Projektes dennoch höher sein, müssen die Regionen bzw. der Staat für die Finanzierung aufkommen. Außerdem soll dem Unternehmen SNCF Réseau ein Teil der Dividenden zur Verfügung gestellt werden. Überdies ist geplant, die Kosten mithilfe von Effizienzmaßnahmen zu reduzieren. Vereinheitlichung der Arbeitszeitregelung der Beschäftigten Die Arbeitszeiten und sozialen Arbeitsbedingungen sollen in einer Branchenvereinbarung festgelegt werden, wozu verbindliche, von den Sozialpartnern ausgehandelte Übereinkünfte gehören, die ein Lohndumping unterbinden. Bisher existieren parallele Beschäftigungssysteme für die Bahnangestellten. Viele SNCF Mitarbeiter verfügen über traditionelle Arbeitsverträge mit sehr guten Arbeitsbedingungen hinsichtlich der Arbeitszeiten, des Kündigungsschutzes und der sozialen Leistungen. Dennoch existiert ein Branchentarifvertrag, mit deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen. Durch eine vereinheitlichte Arbeitszeitenregelung können die Wettbewerber flexibler und produktiver am Markt auftreten. Stärkung der ARAF Um allen Betreibergesellschaften einen diskriminierungsfreien Zugang zum Netz zu verschaffen, wird die 2009 ins Leben gerufene, unabhängige Eisenbahnregulierungsbehörde ARAF gestärkt. Das aus fünf Mitgliedern bestehende Leitungsorgan wird in Zukunft hauptamtlich tätig sein. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Kontrolle der von der SNCF festgelegten Trassenpreise. Außerdem obliegt es ihr künftig die Infrastrukturentgelte bezüglich der Einhaltung von Berechnungsgrundsätzen und der Einhaltung der Höhe der Nutzungsentgelte zu genehmigen. Zusätzlich hat die ARAF in regelmäßigen Abständen von der SNCF Réseau und dem Staat hinsichtlich der Einhaltung der Ziele im Rahmen der Leistungsvereinbarung zwischen der SNCF Réseau und dem Staat angehört zu werden.7172 4.4 Vergleich: Liberalisierungsindex und Railway Performance Index RPI Der Liberalisierungsindex Bahn, wurde wie bereits in den Vorgängerversionen von IBM Global Business Services in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Kirchner, Humboldt-Universität zu Berlin, erstellt. Der LIB-Index stellt den Stand der relativen Marktöffnung der Schienenverkehrsmärkte der Europäischen Union sowie Norwegens und der Schweiz im Januar 2011 dar. Die Studie ist ein Benchmarking der gesetzlichen und faktischen Marktzugangsbarrieren aus der Sicht eines eintrittswilligen Eisenbahnverkehrsunternehmens, wonach Frankreich knapp neu in der zweiten Gruppe ist. In den bisherigen Auflagen des LIB-Index wurde Frankreich stets der dritten Gruppe zugeordnet. Der Aufstieg ist bedingt durch die Marktöffnung des Schienengüterverkehrs und des internationalen Personenverkehrs sowie durch die Einrichtung einer unabhängigen Regulierungsstelle.73 71 Französische Botschaft, Bahnreform in Frankreich: Netz und Betreiber jetzt unter einem Dach, 2014. Forschungsinformationszentrum (FIS), Die Bahnreform in Frankreich, 2015. 73 IBM Global Business Services, Kurzfassung der Studie Liberalisierungsindex Bahn 2011 Marktöffnung: Eisenbahnmärkte der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, der Schweiz und Norwegens im Vergleich, 2011. 72 50 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Liberalisierungsindex Bahn. Quelle: IBMGlobal Business Services. Beim aktuellen RPI der Boston Consulting Group schneidet Frankreich sehr erfolgreich ab. Die Performance setzt sich zu je einem Drittel der Schienenverkehrsnutzungsintensität (Intensity of use), Qualität der Schienenverkehrsdienstleistung (Quality of service) und der Schienenverkehrssicherheit (Safety) zusammen. Frankreich und Deutschland liegen im Bereich Tier eins dicht beieinander, wobei Frankreich eine größere Schienensicherheit liefert. Diese wird aus der Anzahl der Unfälle durch Zahl der Züge mal Kilometer und die Anzahl der Todesfälle durch Zahl der Züge mal Kilometer berechnet. Etwas schwächer ist Frankreich hingegen in der Nutzungsintensität, die sich zur Hälfte aus der Zahl der Fahrgastkilometerdurch die Bevölkerungszahl und dem Transportvolumen in Tkm durch die Bevölkerungszahl zusammensetzt.74 RPI Index 2015, Quelle: Boston Consulting Group . 74 Boston Consulting Group (BCG), The 2015 European Railway Performance Index, 2015. 51 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 5. Marktstruktur Frankreich 5.1 SWOT- Analyse Stärken Frankreichs Schienenverkehrstechnikbranche steht weltweit an dritter Stelle Der französische Schienengüterverkehr liegt ebenso weltweit an dritter Stelle Größtes Hochgeschwindigkeitsnetz in Europa Stabile Auftragslage der Bahnindustrie vor allem aus dem Ausland Stark ausgeprägte Branchenclusterstruktur, die sich v.a. mit der Weiterentwicklung der Eisenbahntechnologie beschäftigt Zukunftsorientierte Produktlinien (Fahrzeuge mit geringem Energiebedarf, höhere Umweltfreundlichkeit, niedrige Geräuschemissionen, verbesserte Wartungsleistungen) Vorreiterrolle in Kooperation mit Deutschland für die Entwicklung von Interoperabilitätsrichtlinien Harmonisierung der Signalisation und Zugsteuerung im Rahmen des European Rail Traffic Management Systems ERMTS Starke Förderung der nachhaltigen Mobilität in den Ballungsräume Förderung des intermodalen Verkehrs bspw. durch Rollende Landstraßen /Autobahn auf Schienen Hoher Rail Performance Index (RPI) Lange Eisenbahntradition Chancen Das Umweltprogramm Grenelle Environnement sieht den Ausbau des Straßenbahnschienennetzes in vielen französischen Städten vor Bis 2020 Investitionen von jährlich 16 Mio. EUR im Rahmen des Ausbau des Schienennetzes Das SNIT sieht für die kommenden 20 Jahre ein Auftragsvolumen von 245 Mrd. EUR mit zwei Dritteln für Bahnprojekte vor Grand Paris Großprojekt fördert besonders den Schienennahverkehr Förderung und Entwicklung des ERMTS Umstellung auf Baustofftransport im Güterverkehr Schwächen Abgeschotteter Markt durch admistrative Hürden Hemmnisse in der Vergabe von öffentlichen Aufträgen Langsame Liberalisierung des Marktes Geringe Wettbewerbsintensität, da die Ausschreibungen nicht mittels Vergabeverfahren durchgeführt werden Schlechte Haushaltslage bremst den Ausbau des Aushängeschilds Hochgeschwindigkeitsnetz Veraltete Intercité-Züge auf weniger gefragten Fernstrecken Sinkende Fahrgastzahlen wegen des Kaufkraftverlusts Risiken Organisationsform des integrierten Konzerns stößt bei Ökonomen und Wettbewerbern auf heftige Kritik, da potenzielle Gefahr der Diskriminierung der Konkurrenten besteht Entschuldung sieht die Bahnreform in Frankreich gar nicht vor Einsparungen von jährlich 500 Mio. EUR sind zu wenig um Finanzlage zu stabilisieren 52 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 5.2 Infrastruktur Die Voraussetzung für die Durchführung schienengebundener Frachttransporte und des Eisenbahnpersonenverkehrs ist eine hinreichend ausgebaute und betriebsfähige Streckeninfrastruktur. In gleichem Maße wie beispielsweise Hochgeschwindigkeitsangebote spezifische Ansprüche an Fahrwegbeschaffenheit und -ausrüstung stellen, sind auch für den Schienengüterverkehr geeignete infrastrukturelle Bedingungen notwendig. Französische Eisenbahntechnik ist im Bereich der Infrastruktur im weltweiten Einsatz. Französische Infrastrukturfirmen stellen sich hierbei den drei großen Herausforderungen im Eisenbahnverkehr: der Erhöhung der Geschwindigkeit, der zunehmenden Verkehrsdichte und der Erhöhung der Achslasten. Vor allem Gleiskomponenten, Strecken- und Baukontrollmaterial, Arbeitssicherheitseinrichtungen, Fahrwege, Unterhalt und Ersatz von Fahrwegen werden in Frankreich entwickelt und produziert. Fahrwegbaugruppen Die Verfügbarkeit der Strecke und damit auch die Sicherheit der Schienenfahrzeuge hängen zu großen Teilen von der Qualität und Zuverlässigkeit der Fahrwegbaugruppen ab. In diesem Zusammenhang müssen zahlreiche, weltweit geltende, eisenbahntechnische Normen und Eigenheiten beim Bau neuer Strecken oder beim Unterhalt sowie Umbau vorhandener Wege beachtet werden. Französische Anbieter stellen für dieses Segment Schienen und Weichen her, befestigen und schweißen diese ebenfalls und entwässern auch Rippenplatten. Außerdem sind Baugruppen von Fahrleitungsmasten und Fahrleitungen sowie von Stromschienen und Sicherheitsanlagen im Programm. Vor dem Hintergrund der sich ständig weiter entwickelnden Technologien haben die französischen Infrastrukturanbieter besondere Innovationen in Bezug auf Hochgeschwindigkeitszüge (TGV Est und dessen Geschwindigkeitsweltrekord, High Speed One oder der TGV in Marokko) vorzuweisen. Zudem wurden auch Güterkorridore und Minenbahnen in den USA, Australien und Afrika nach höchsten Achsgewichten von ihnen ausgelegt. Langschienen und Schienen aus hochfesten Stählen, wartungsfreie Hochleistungsweichen, Schnell-Befestigungssysteme, ballastfreie Fahrwege, Schwingungs- und Lärmabsorber sowie modulare Bahnsteigsysteme sind weitere erfolgreiche Beispiele der innovativen Beiträge Frankreichs, die international gefragt sind. Die Renaissance des Straßenbahnverkehrs in Frankreich war vor allem wegen speziell entwickelter Baugruppen und -systeme möglich, die eine perfekte Einbettung ins Stadtbild ermöglichen und eine Anbindung an das konventionelle Schienennetz liefern. Strecken- und Baukontrollmaterial, Arbeitssicherheitseinrichtungen Die Erhöhung der Geschwindigkeiten und die Zunahme der Verkehre, schränken die Möglichkeiten zur Arbeit an der Strecke immer stärker ein. Schäden und Abnützung an der Fahrbahn müssen deshalb so früh wie möglich gefunden werden. Modernste französische Technologien erlauben eine schnelle und nachhaltige Schadensbehebung. Aus diesem Grund werden besonders Inspektionseinrichtungen und Bauverfahren für den Fahrweg genauso wie für die Wartung entwickelt und produziert. Dies umfasst Kontroll- und Analysefahrzeuge, Bettungsreinigungsmaschinen, Schotterverteil- und Planiermaschinen, Stopfmaschinen und Weichen, Züge für Gleisumbau und Gleisneubau (Schienen, Gleisbett, Ballast, Fahrdraht); Spezialfahrzeuge für die Wartung und Spezialwaggons (Ballasttransport, Weichentransport). Des Weiteren werden Einrichtungen für die rollende Baustelle und für höchste Arbeitssicherheit bei gleichzeitiger Sicherstellung des Netzbetriebs für alle Arten von Umbauten in Frankreich entwickelt. Besonders hervorzuheben sind hier die Qualitäten im Bereich des Baustellenmanagements und in der Signaltechnik für zeitliche Geschwindigkeitsbeschränkungen. All diese Einrichtungen tragen maßgeblich zur Streckensicherheit bei, helfen in der Planung und in der wirtschaftlichen Ausführung von Bauarbeiten und Wartungen der Infrastruktur. Fahrwegbau, Fahrwegunterhalt und Fahrwegerneuerung Auf dem Gebiet der Planung, des Baus und der Wartung von Schnellbahn- und Hochgeschwindigkeitsstrecken verfügen französische Anbieter über innovative und effiziente Technologien. Darüber hinaus stellen französische Unternehmen ihre Kompetenz im Bau und der Wartung von S-Bahnen, U-Bahnen und Straßenbahnen in Frankreich genauso wie bei Projekten in den globalen Metropolen der Welt unter Beweis. Eine weitere Stärke liegt in der Konzeption, dem Bau und der Unterhaltung von Industrie- und Privatbahnnetzen sowie Intermodalplattformen für die Metall-, Stahl-, Chemie-, Erdöl-, Waffen-, Automobil-, Flugzeug- oder Lebensmittelindustrie.75 75 Féderation des Industries Ferroviaires (FIF), L’expertise française de la voie ferrée, 2015. 53 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 5.3 Rollmaterial Hochgeschwindigkeitszüge Die schnellsten Züge der Welt fahren in Frankreich. Der TGV (Train à Grande Vitesse) ist der Erfolgszug schlechthin und genießt auch international hohes Ansehen. TGV ist sowohl Markenname als auch Bezeichnung mehrerer Baureihen französischer Hochgeschwindigkeitszüge. Die TGV sowie deren Geschwisterzüge Thalys und Eurostar verkehren außer in Frankreich auch in bzw. nach Deutschland, in der Schweiz, in Italien, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Luxemburg und Spanien. Seit der ersten Generation, dem TGV-PSE, der bei seiner Einführung 1981 mit 380,4 km/h einen Weltrekord auf Schienen aufstellte, wird die Hochgeschwindigkeitstechnik fortlaufend weiter entwickelt. Der TGV réseau (1993) legt eine Distanz von 1067 Kilometern in nur 3 Stunden 29 Minuten zurück, der TGV Duplex (1995) ist ein doppelstöckiger Zug, der ein höheres Fahrgastaufkommen bewältigt und der TGV Pos ist mit Triebköpfen ausgestattet, die Dreisystemfahrzeuge sind und sowohl für Frankreich als auch für Deutschland, Luxemburg und die Schweiz geeignet sind. Zudem ist in ihnen das ERMTS integriert. Der neueste Hochgeschwindigkeitszug ist der l’AGV (Automotrice Grande Vitesse), dessen Höchstgeschwindigkeit 360 km/h ist und der den europäischen Anforderungen der TSI: Technical Standard for Interoperability entspricht. Die verschiedenen TGV- Zugtypen werden von Alstom hergestellt.76 Derzeit werden rund 550 TGV Fahrten pro Wochen durchgeführt. Obwohl sich die Anzahl Langstreckenfahrten auf der Schiene in den letzten 30 Jahren verdoppelt hat, verzeichnet der TGV seit der Weltwirtschaftskrise einen Rückgang an Fahrgästen.77 Automatic Grande Vitesse (AGV) Quelle: Alstom. Regionalzüge Nachdem Rollmaterial in den Zügen XTER 72500, XTER 73500, TER2N, TER 2NNG CORADIA Duplex und ZTER verwendet wurde, gibt es seit 2004 eine neue Generation, die noch umweltfreundlicher ist. Dabei handelt es sich um den ersten Hybrid - Triebzug Autorail Grande Capacité AGC, der 2007 von Bombardier aus einer Reihe von über 140 Zügen in Betrieb genommen wurde. Vom Hersteller wurde dieses Ereignis als Weltpremiere eingestuft, da bei dem AGC bestimmte Betriebsfunktionen erstmalig in einem Zug miteinander kombiniert wurden. Aufgrund der bimodalen Hybrid-Technologie (Strom- und Dieselmotor) und der Zweispannungstechnologie (1.500 V und 25.000 V) können Hybrid AGC das gesamte Schienennetz der SNCF übergangslos nutzen.78 76 Hochgeschwindigkeitszüge, TGV-Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich, 2012. International Railway Journal (IRJ), France faces tough choices over future of TGV, 2015. 78 Forschungsinformationszentrum (FIS), Hybridantriebssysteme im Schienenverkehr, 2014. 77 54 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Nahverkehr Zugfamilie Typ Metro/RER MI2N Vorteile • • Doppelstocktriebzüge mit größerem Fassungsvermögen Beitrag zur Stauentlastung MF88 • • Auf Stahlrädern Durchgängig begehbar größerer Komfort MF2000 • • • • • Auf Stahlrädern Bremsenergie-Rückgewinnung Umweltfreundlich Automatische Türen und Videoüberwachung Höhere Sicherheit MP89 • • • Auf Reifen Durchgängig begehbar Bessere Aufteilung bei hoher Fahrgastzahl möglich VAL (Véhicule automatique léger) VAL 208 • • • Hohe Fahrgastzahl möglich Lärmverminderung Hoher Komfort "leichter, automatisch betriebener Zug" Cityval (für den Stadtverkehr) • • Bremsenergie-Rückgewinnung Umweltfreundlich Citadis • • Niederflurbahn mit besserem Zugang Energieversorgungslösungen FLEXITY • • • Niederflurbahn mit herkömmlichen Drehgestellen Hoher Fahrgastkomfort Reduzierung der Kosten des Schienenunterhalts Urbos • • 100%-ige Niederflurbahn inkl. Drehgestellen Eingebettete Energiespeicherlösung mit Superkondensatorsystem ACR, das elektrische Energie aus der Nutzbremsung “on-board” zwischenspeichern kann und die Möglichkeit bietet kurze Strecken ohne Oberleitung fahren zu können Spacium : Francilien • • 3,06 m Breite Der Zug ist durchgängig begehbar und die Wagenübergänge sind sehr breit ausgeführt Hohe Fahrgastsicherheit LED-Beleuchtung Energiesparsam Bremsenergie-Rückgewinnung Airval (Flughafentransport) Straßenbahnen Vorortzug • • • • Tram-Train Avanto • • • Fährt auf Normalspur, ist aber mehrsystemfähig Kann im französischen Eisenbahnnetz und innerstädtisch verkehren Verkehrt v.a. am Stadtrand Citadis Dualis • • Niederflurbahn Hoher Komfort und Sicherheit Übersicht Rollmaterial in Frankreich. Quelle: FIF. 55 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 5.4 Ausrüstung Bahntechnikhersteller Der französische Verband FIF hat mehr als 60 Unternehmen als Mitglieder, die Bahntechnikhersteller sind. Diese Hersteller decken die folgenden Bereiche ab: Gestaltung des Wagenkastens und Fahrgastinformation, Ausrüstungen für Drehgestelle und Kupplungen, Energie und Elektronik, Hilfestellung und Dienstleistungen für den Kunden. Die FIF- Bahntechnikhersteller und ihre 5000 Mitarbeiter verfügen über Kompetenzen, die nicht nur in ganz Frankreich, sondern auch weltweit Anerkennung finden. Der Verband der Bahntechnikhersteller umfasst die unterschiedliche Teilbereiche wie Konzeption und Design, Elektrotechnik, Mechanik, Kunststoffverarbeitung, Lärmschutz, Sicherheit und Informationsverarbeitung. Sie sind überdies in der Lage auf Anfrage des Systemherstellers die komplette Hochtechnologie zu entwerfen und entwickeln zudem auch eine bedarfsgerechte Produkt- bzw. Dienstleistungspalette für Verkehrsunternehmen und Betreiber anzubieten Gestaltung des Wagenkastens Die Gestaltung des Wagenkastens ist für Rollmaterialhersteller und Verkehrsunternehmen von besonderer Bedeutung, denn sie bildet den Berührungspunkt mit den Endbenutzern des Zuges. Französische Ausrüster sind in diesem Segment vom Innenarchitekturdesign bis zu Informationssystemen über Wand bzw. Deckenverkleidung, Verglasung, Beleuchtung, Klimatisierung oder Sitze international vertreten. Außerdem haben sie die Fertigung der gesamten Innenausstattung für Reisezugwagen, Straßenbahn- und U-Bahnwagen sowohl im Fahrgastbereich als auch im Führerstand im Angebot. Bei der Ausführung der Erstausrüstung liegt der Schwerpunkt nicht nur auf Komfort, Ergonomie, Ästhetik und Qualität, sondern auch auf der Zuverlässigkeit der Systeme, wobei die besonders strengen Auflagen dieses Verkehrsträgers stets berücksichtigt werden. Die FIF-Bahntechnikhersteller sind international sehr gut etabliert und dank ihrer Präzision und Kompetenz auf der ganzen Welt wichtige Marktteilnehmer. Da die modernen Bahnprojekte mehr denn je Aufgaben für interdisziplinäre Teams geworden sind, beteiligen die Systemhäuser sich so früh wie möglich an den Projekten, um alle Aspekte der Entwicklung und Industrialisierung optimal integrieren zu können. Drehgestelle und Kupplungen Diese Ausrüstungskategorie spielt eine zentrale Rolle für die Sicherheit und die Funktionstüchtigkeit des Zuges. Abgesehen von der Verbindung zwischen Radsatz und Wagenkasten erfüllen Drehgestelle zahlreiche weitere Funktionen wie Bremsung, Schnittstelle zwischen streckenseitigen Signalsystemen und Wagenkasten, Aufhängung des gesamten Zuges und verteilter Antrieb unter anspruchsvollen Bedingungen. Aufgrund des Zusammenspiels von Erfahrung und fundiertem Fachwissen in Mechanik sichern die französischen Bahntechnikhersteller effizient und zuverlässig die Leistung und Sicherheit des fahrenden Zuges. Alle europäischen Netze und zahlreiche Verkehrsunternehmen nutzen weltweit die innovativen Technologien der französischen Systemhäuser, die sich über lange Zeit bewährt haben. Da sie Erfahrungen mit unterschiedlichsten Betriebsbedingungen sowie einem hohen Verkehrsaufkommen haben, ist ein hohes Leistungsniveau garantiert, das die Grundlage bildet traditionelle, mechanische und elektronische Hochtechnologien permanent weiterzuentwickeln. Energie und Elektronik Die FIF-Bahntechnikhersteller sind fortschrittsorientiert und beteiligen sich rege an der Forschung, Industrialisierung und Vermarktung der hochtechnischen Komponenten und System. Darüber hinaus wird eine zuverlässige Informationsverarbeitung und -übertragung gewährleistet, die den strengsten internationalen sicherheitstechnischen Normen gerecht wird. Die Spezialisten sind außerdem bestrebt in den verschiedenen Systemen Neuerungen einzuführen, die durch die Umsetzung technischer Lösungen entstanden sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Optimierung des Informationsaustauschs zwischen den Systemen im Zug bzw. zwischen mitgeführten und festen Anlagen. Dies wird besonders mit der Leistungsfähigkeit der Systeme für Traktion, Signal/Schutz, Automatisierung, Klimatisierung, Steuerung und Fahrgastinformation wiedergespiegelt. 56 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Hilfestellung und Dienstleistungen für den Kunden Die Erstausrüster bieten folgende Dienstleistungen an: Verfolgen der Logistikkette, Lagerverwaltung, Instandhaltungsverfahren und Ausrüstungsreparatur sowie auch Verschrottung. Da es wichtig ist, die Kunden über den gesamten Lebenszyklus ihres Rollmaterials zu begleiten, bieten die Systemhäuser maßgeschneiderte Dienstleistungen für bestehende Anlagen an, welche mit der vorhandenen Organisation bzw. Belegschaft kompatibel sind.79 5.5 Signaltechnik In Frankreich existieren insgesamt sechs Kategorien mit traditionellen Signalisationsprodukten, die sich aus mehreren kohärenten Modulen zusammensetzen:80 PRS, PRCI, PAI Computerisierte Stellwerke mit integrierter Signalsteuerung ETCS CBTC TVM300 TVM400 KVB SACEM CDTC ANTARES Übertragen Informationen (z. B. Geschwindigkeiten, Stromabnehmer heben bzw. senken) vom Gleis zum Führerstand der Lok ECLAIR SECRURA SYFERAD Funksignalsysteme für Bereiche mit mittlerem bis geringem Verkehr SIGVIEW RTM Zentralisierte Zugkontrollsysteme zum Management des Zugverkehrs im Eurotunnel SNTI SNCI RTV2000 TORNAD Übertragungssysteme mit computerisierter Kontrolle Übersicht Signaltechniksysteme in Frankreich 79 80 Féderation des Industries Ferroviaires (FIF), Plaquette du Groupement des Equipementiers, 2014. Féderation des Industries Ferroviaires (FIF), Signalisation, 2015. 57 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 6. Das Projekt Grand Paris Durch die Zusammenfassung großer französischer Kernstädte mit den sie umgebenden Kommunen will die Gebietsreform eine besonders integrative Stadtentwicklung erreichen. Ab dem 1.Januar 2016 wird es die Métropole du Grand Paris geben, die aus der Stadt Paris und den 123 Kommunen, die Paris umgeben, der sog. Petite Couronne, besteht. 46 weitere angrenzende Gemeinden haben zudem die Möglichkeit, der Metropolregion beizutreten. Grand Paris wird mindestens 6,7 Mio. Einwohner haben. Das Projekt gilt als das gegenwärtig größte städtebauliche Vorhaben in Europa. Im Rahmen von Grand Paris werden insgesamt 32 Mrd. EUR öffentliche Investitionen getätigt, die z.B. in den Ausbau der U-Bahn-Netze fließen. Dieses Projekt bietet deutschen Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten und ein erhebliches Entwicklungspotenzial auf dem französischen Markt. Im Zentrum steht der Bau eines rund 200 km messenden Systems von vollautomatischen Schnellmetros, die Paris in zwei Ringen umschließen sollen und somit eine direkte Verbindung zwischen den Vororten schaffen. Während das Metronetz bis in die 1960er Jahre strikt auf die Stadt Paris beschränkt war, wurden die Strecken danach schrittweise bis in benachbarte Vororte verlängert. In den 70er Jahren wurde das S-Bahnnetz Réseau Express Régional RER dem zentralistischen Aspekt entsprechend aufgebaut. Die S-Bahn-Linien laufen sternförmig auf Paris zu und kreuzen sich unterirdisch in der Stadtmitte. Durch weitere tangentiale Eisenbahn- und Straßenbahnstrecken, bringt Grand Paris einen Strukturbruch. Die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt sind kurz vor dem Beginn. Bis 2030 werden nach aktueller Planung circa 25 Mrd. EUR in das Projekt fließen, zu dem auch 72 neue Stationen gehören. In diesem Zusammenhang wird die bestehende Metrolinie 14 verlängert und vier neue (Linie 15, 16, 17 und 18) werden gebaut, um vielfältige Verbindungen zum neuen Netz herzustellen. Die neue Grand Paris Express Metro soll mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h fahren und somit doppelt so schnell wie bisher sein. Nähere Informationen und Projektbeschreibungen sind unter http://www.societedugrandparis.fr/ einzusehen. Karte des Projekt Grand Paris Express mit zeitlichen Angaben. Quelle: Société de Grand Paris. Die Vielzahl von benötigten Infrastrukturbauten, technischen Ausrüstungen und rollendem Material schafft auch für deutsche Unternehmen vielfältige Möglichkeiten für eine Beteiligung. Presseberichten zufolge erwägt Siemens sogar den Bau eines Werkes vor Ort, sollte der Konzern bei der Lieferung von U-Bahnen zum Zuge kommen. 58 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Grundsätzlich ermöglicht eine bessere Anbindung der Vororte neuen Spielraum für die Schaffung anderer räumlicher Strukturen in der Region Paris. Den neuen Metrostationen soll dabei die Rolle von Kristallisationspunkten zukommen, denn es sollen Geschäfte, Büros und im Umfeld pro Bahnhof bis zu 11.000 Wohnungen gebaut werden. Anders als in den 70er Jahren, als mit den fünf neuen Städten Saint-Quentin-en-Yvelines, Cergy-Pontoise, Marne-la-Vallée, Sénart und Evry, den sog. Villes nouvelles, schon einmal Entlastungspole für Paris geschaffen wurden, setzt die aktuelle Planung auf eine deutlich dezentralere und multipolare Struktur. Über die vier Metrolinien des Grand Paris Express und weitere neue Verbindungen kommunizieren die zukünftigen Entwicklungspole mehr untereinander, während die Villes nouvelles per RER vor allem an das Pariser Zentrum angebunden sind. Die Entwicklungsgesellschaften in der Region Ile-de-France setzen große Hoffnungen in die positive Ausstrahlung des Projektes und eine deutliche Steigerung der Attraktivität bislang peripherer Lagen, da hier Flächen zur Verfügung stehen, die die extrem dicht besiedelte Kernstadt nur noch in geringem Maße bieten kann. Ein Beispiel ist das Gebiet Paris-Saclay im Südwesten von Paris, das als "französisches Silicon Valley" bezeichnet Karte des Projekt Grand Paris. Quelle: Société de Grand Paris. wird. Hier setzt man vor allem auf die Ansiedlung von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie HightechUnternehmen. Bisher war Paris-Saclay nur umständlich zu erreichen. Die geplante Metrolinie 18 erschließt Saclay und verbindet es mit größeren Vorstädten, dem RER-Netz und dem Flughafen Orly. Ähnliche Verbesserungen ergeben sich rund um Paris, wo neue Dienstleistungs- und Freizeit-Standorte entstehen, vor allem aber auch neue Wohngebiete den angespannten Pariser Markt entlasten sollen. Diesbezüglich spielt das umweltgerechte Wohnen eine große Rolle. Viele der neuen Siedlungen sind als sog. Eco-Quartiers geplant, die möglichst energieneutral sein sollen, über eine ressourcenschonende Wasserversorgung verfügen sowie naturnahe Elemente integrieren wollen. Nicht zuletzt soll auch im Vorortbereich ein Leben ohne eigenes Auto ermöglicht werden. Wie in Paris selbst mit den Verleihsystemen Velib' für Fahrräder und Autolib' für Elektroautos schon umgesetzt, erhalten auch um die neu entstehenden städtischen Pole Fahrzeug-Sharing-Systeme eine immer wachsende Bedeutung.81 81 Société de Grand Paris, Grand Paris Express, 2015. 59 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 7. Shift2Rail Neben der Verbesserung der Interoperabilität und Sicherheit der nationalen Netze, um die Marktöffnung auf dem europäischen Schienenverkehrsmarkt durchzuführen, soll ein weiteres europäisch ausgerichtetes Konzept im Eisenbahnsektor verfolgt werden. Dieses soll den grenzüberschreitenden Verkehr erleichtern und die Schiene in die Lage versetzen, ihren Wettbewerbsvorteil bei großen Entfernungen zu nutzen. Darüber hinaus soll einen Binnenmarkt mit niedrigeren Kosten für die Eisenbahnausrüstungsherstellern geschaffen werden. Durch die Förderung bahnbrechender Innovationen bei Schienenfahrzeugen im Personenverkehr, im Güterverkehr, bei Verkehrsmanagement-systemen und bei der Schieneninfrastruktur soll die Initiative Shift2Rail einen Beitrag zur Entwicklung der Schiene als Verkehrsträger leisten. Denn der Anteil des Schienenverkehrs am europaweiten Verkehrsgeschehen ist vergleichsweise gering. Nur 10 % des europäischen Güterverkehrs und 6 % des Personenverkehrs wird auf der Schiene transportiert, die im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern die größte Umweltfreundlichkeit bietet. Shift2Rail ist eine europäische Joint-Venture-Technologieinitiative, die als eine Public-Private-Partnership in Zusammenarbeit der Europäischen Kommission mit den Gründungsmitgliedern aus der Bahnindustrie funktioniert. Zu den Gründungsmitgliedern von Shift2Rail zählen die Ausrüstungshersteller Alstom, Ansaldo STS, Bombardier, Siemens, Thales und CAF sowie die Infrastrukturbetreiber Trafikverket und Network Rail, die bereits zugesagt haben, sich mit jeweils mindestens 30 Mio. EUR (bei einem Gesamtbetrag von 270 Mio. EUR) an der „Shift2Rail“-Initiative zu beteiligen.82 Um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu unterstützen, werden die folgenden Schlüsselbereiche in F&E gefördert: kosteneffiziente und zuverlässige Züge, Hochleistungsinfrastruktur, erweiterte Verkehrsmanagementund Verkehrsleitsysteme, IT-Lösungen für attraktive Schienenverkehrsdienste sowie Technologien für einen nachhaltigen und attraktiven europäischen Güterverkehr. Die Qualität der Vorschläge und ihre Bedeutung für die im Entwurf des strategischen Shift2Rail-Masterplans aufgeführten Ziele bilden die grundlegenden Kriterien für die Auswahl der assoziierten Mitglieder. Es wird ebenfalls angestrebt unter den Mitgliedern eine geografische Ausgewogenheit zu erreichen und sicherzustellen, dass KMUs, der Forschungsbereich und die Akteure der gesamten Wertschöpfungskette des Schienenverkehrs, einschließlich der Akteure außerhalb des traditionellen Bahnsektors, in ausgeglichenem Verhältnis beteiligt sind. Die Initiative ist im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 für die Vergabe von Forschungsaufträgen zuständig. In diesem Zusammenhang ist die Mitgliedschaft nicht nur für EU-Partner, sondern auch mit Programm Horizon 2020 assoziierten Ländern möglich.83 84 Das Budget ist für den Zeitraum von 2014-2020 mit 920 Mio. EUR berechnet.85 82 Fédération des industries ferroviaires (FIF), Spécial Innotrans. Où va l’industrie ferroviaire française, 2014. Rat der Europäischen Union, Das vierte Eisenbahnpaket – Vollendung des einheitlichen europäischen Eisenbahnraums zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in der EU, 2013. 84 Europäische Kommission, Verkehr: EU wählt Partner für gemeinsame Forschung im Bahnbereich aus, 2014. 85 Europäische Kommission, Shift2Rail – Factsheet, 2014. 83 60 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 8. Empfehlungen für einen erfolgreichen Markteintritt in Frankreich 8.1 Einfuhr und Vertriebsinformationen Der französische Markt für Schienenverkehr weist für viele Produktsparten günstige Voraussetzungen für den Markteintritt auf. Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten sich diesem interessanten Markt zu nähern. Bei der Aufnahme von Exporttätigkeiten gilt es zunächst, mögliche Marktbarrieren oder -hemmnisse zu überwinden. Um das Risiko eines Scheiterns zu vermeiden, sollten vorab die Rahmenbedingungen im Exportland und die unterschiedlichen Vertriebswege betrachtet werden. Zoll- und Importbestimmungen Im bilateralen Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich gibt es keine Zollschranken, wenn sich die Produkte in Deutschland im zollrechtlich freien Verkehr befinden. Kommt es zum Handel mit Drittländern, muss das Zoll- und Außenhandelsregime beachtet werden. Im europaweiten Handel gilt das EU-Zollregime. Lediglich beim Import aus Drittländern greifen mengenmäßige Einschränkungen, wenn seitens der EU Kontingente auf diese Produkte festgesetzt wurden. Es gelten keine Einfuhrrestriktionen. Ein preisliches Hemmnis stellen die hohen Lieferkosten von Deutschland nach Frankreich oder umgekehrt dar. Dieser Punkt sollte in jeder Kostenkalkulation berücksichtigt und im Vorfeld gut durchdacht werden. Vertrieb Die Chancen für einen erfolgreichen Markteintritt in Frankreich hängen eng mit der Auswahl der entsprechenden Vertriebsstrategie und dem passenden Vertriebspartner zusammen. Ein wichtiges Kriterium für die Wahl der Vertriebsstrategie stellt dabei die Marktposition eines Produkts dar. Je höher der Wettbewerbsdruck ist, umso mehr muss das deutsche Unternehmen dem französischen Kunden in seinen Lieferbedingungen entgegenkommen. Im günstigsten Falle stellt es ihn so, als würde er von einer französischen Firma beliefert werden. Wie die Erfahrung zeigt, ist es ab einer bestimmten Umsatzgröße nahezu unerlässlich, verstärkt auf dem französischen Markt präsent zu sein, zumindest wenn weitere Umsatzsteigerungen geplant sind. Die Kunden erwarten in der Regel neben der sprachlichen und mentalen Nähe auch eine geographische Nähe des Lieferanten, die auch bestimmte Serviceleistungen, die nur vor Ort erbracht werden können (z.B. Wartung von Zugausrüstungen), ermöglicht. Darüber hinaus ist eine Präsenz vor Ort nahezu unabdingbar, um das Marktgeschehen in seiner Komplexität beobachten zu können und von neuen Projektförderungen im Schienenverkehr rechtzeitig zu erfahren. Um seine Produkte im Segment Bahntechnik marktgerecht und wettbewerbsfähig auf dem französischen Markt anbieten zu können, ist eine systematische Markterschließung daher sehr wichtig. Dies kann zunächst durch die Schaffung eines Verbindungsbüros als erster lokaler Repräsentanz geschehen, führt dann bei fortschreitendem Geschäftserfolg oftmals zur Gründung einer Zweigniederlassung oder Tochtergesellschaft, mit dem Ziel der noch stärkeren Verankerung im Markt. Bei der Erschließung des Auslandsmarktes kommt Handelsvertretern und Vertragshändlern eine besondere Stellung zu. Diese Mittler sind mit den Verhältnissen des Marktes bereits vertraut, sie kennen die Mentalität des Verbrauchers und geeignete Wege zur Einführung neuer Produkte. Es empfiehlt sich daher dringend, Vertreter französischer Sprache und Nationalität zu engagieren und nur wenn die unternehmensinternen Voraussetzungen es erlauben einen Direktvertrieb in Frankreich mit eigenen Außendienstmitarbeitern vorzunehmen. Das französische Handelsvertreterrecht kennt drei Kategorien (vgl. Kapitel 2.3.6): den freien Handelsvertreter (Agent commercial), den sogenannten VRP – freier Handelsreisender (Voyageur, représentant, placier) sowie den Vertragshändler (Concessionaire). Nachdem die Entscheidung über den geeigneten Vertriebskanal getroffen und somit ein passender Vertriebs- oder Projektpartner gefunden wurde, ist die Unterstützung seitens des deutschen Unternehmens weiterhin unerlässlich. Dabei können u.a. die Bereitstellung von Marketing-Unterlagen in französischer Sprache, die Veröffentlichung von Fachartikeln in Fachzeitschriften und ein entsprechender Internet-Auftritt in der Ziellandsprache die Markterschlie- 61 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR ßung unterstützen. Auch der Besuch von einschlägigen Fachmessen oder Kongressen zwecks Networking in der französischen Bahntechnikbranche ist vielversprechend. 8.2 Interkulturelle Aspekte im deutsch - französischen Geschäftsumfeld Sowohl wirtschaftlich als auch politisch sind Frankreich und Deutschland so eng miteinander verflochten wie kaum ein anderes Länderpaar in Europa. Damit der Markteinstieg in Frankreich erfolgreich verläuft, müssen aber nicht nur rechtliche, steuerliche und vertriebsstrategische Faktoren berücksichtigt werden, sondern vor allem auch interkulturelle Aspekte bei der Planung Beachtung finden. So wird häufig unterschätzt, dass beide Länder sich ihre kulturellen Eigenheiten bewahrt haben und es daher mitunter im geschäftlichen Umgang miteinander einiges an Fingerspitzengefühl bedarf. Für den deutschen Unternehmer ist es daher hilfreich, wenn er das Ein-Mal-Eins des interkulturellen Managements verinnerlicht hat und mit der französischen Mentalität umzugehen weiß. Sprache Das deutsche Unternehmen sollte in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit anderen französischen Unternehmen und im eigenen Interesse über Personal mit französischen Sprachkenntnissen verfügen. Sowohl in großen als auch kleinen und mittelständischen Unternehmen ist es nicht unbedingt selbstverständlich, auf Geschäftspartner mit deutschen Sprachkenntnissen zu stoßen. Die Korrespondenz in Englisch ist meistens nur eine Notlösung, da gute Englischkenntnisse auch unter Führungskräften nicht immer die Regel sind und die Franzosen sehr viel Wert auf ihre eigene Sprache legen. Deren Gebrauch ist in Frankreich sogar durch ein eigenes Gesetz, das Loi Toubon (siehe Kapitel 2.3.6) geregelt. Darin wird unter anderem vorgeschrieben, dass Produktbezeichnungen, Angebote, Garantien, Anleitungen, Werbung etc. für Handelswaren und Dienstleistungen, die sich an französische Endverbraucher richten, in französischer Sprache verpflichtend sind. Dieses Gesetz wirkt sich entsprechend stark auf die Industriebranche aus. Informationsmaterial sollte daher generell in ausreichender Menge verfügbar und idealerweise auf Französisch verfasst sein – ansonsten liegt der Verdacht nahe, den Markt nicht ernst zu nehmen. Herausragende und gut dargestellte Leistungen der Firma oder des Produkts überzeugen dabei in der Regel mehr als umfangreiche technische Datensammlungen. Führungsstil Eine gewisse Analogie ist auszumachen zwischen dem zentral organisierten französischen Nationalstaat und dem Managementstil vieler französischer Geschäftsführer: Entscheidungen werden zumeist zentral getroffen und deren Umsetzung von oben dirigiert. Die im Konsens getroffene und auf einem Kompromiss beruhende Entscheidung kennt man in Frankreich kaum. Das Rollenverständnis vieler französischer Chefs ist also häufig viel hierarchischer als in deutschen Unternehmen. Dabei leitet sich Autorität und Führungsanspruch in Frankreich weniger aus der Fachkompetenz ab, als vielmehr aus der Position, der Persönlichkeit und aus der Stellung der besuchten Hochschule. Dabei spielt der Doktortitel als klassischer Karrierekatalysator eine weitaus geringere Rolle als in Deutschland. Grundsätzliche Verhaltensweisen und Umgangsformen Allgemein gilt: Höflichkeit, Etikette und Stil haben in Frankreich einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Begrüßen Sie den Franzosen herzlich, aber kurz, mit keinem zu festen Händedruck. Als Anrede nur Madame oder Monsieur, ohne Namen. Der Wangenkuss zwischen Frauen und Männern ist privat geläufig, sollte bei Geschäftsterminen aber eher vermieden werden. Die Kleiderordnung wird nicht so streng gehandhabt wie in Deutschland, aber ein gepflegtes Äußeres ist definitiv wichtig. Businesskleidung ist klassisch elegant und konservativ in dunklen Farben. Höflichkeit und Pflege guter Umgangsformen können allerdings auch dazu führen, dass ein Franzose nicht „Nein“ sagt, obwohl er das meint. Daher sollte man nicht nur auf Worte, sondern auch auf den Tonfall und den Gesprächskontext achten. Umgekehrt neigen Franzosen wiederum dazu, nicht zu überschwänglich zu bewerten: „C’est pas mal. – Das ist nicht schlecht.“, ist oft schon ein großes Lob. 62 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Terminplanung Oberstes Gebot für Deutsche: Mehr Zeit einplanen bei Besprechungen und Geschäftsessen, um zusätzliche Gespräche, Einladungen oder verschobene Termine unterbringen zu können – Franzosen sind Meister im Improvisieren. Und: Verspätungen einkalkulieren. Umgekehrt wird allerdings erwartet, dass der Deutsche immer pünktlich ist. Die Terminplanung sollte rechtzeitig beginnen, aber Raum für kurzfristige Änderungen geben. Besonders beliebt sind Gesprächstermine am Vormittag, die in ein ausgiebiges Mittagessen übergehen. Der eigentliche Teil einer Besprechung findet in Frankreich ohnehin meistens vorher oder nachher statt. Beim Essen gilt: Wer einlädt, zahlt auch. Eine Aufteilung der Rechnung je nach Konsum des Einzelnen ist in Frankreich absolut unüblich. Ferien und Feiertage sind den Franzosen heilig. Dementsprechend schwierig ist es, in Ferienperioden geschäftliche Dinge erledigen zu wollen. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheidet für wichtige Termine aus, Hauptferienzeit sind die Monate Juli und August. Im Sommer kommt das gesamte wirtschaftliche Leben in Frankreich zum Erliegen und erwacht erst Anfang September mit dem Schulbeginn (La rentrée). In dieser Zeit arbeiten viele Firmen mit nur einer Mindestbesetzung. Geschäftsbeziehung Um erfolgreich mit den französischen Geschäftspartnern verhandeln zu können, sind nicht nur fachliche und sachliche Kompetenz, Erfolg auf dem Heimatmarkt, menschliche und finanzielle Ressourcen von Nöten. Weiterhin empfiehlt es sich in Frankreich, besonders die dauerhaften menschlichen Beziehungen auszubauen. Vertrauen und persönliche Sympathie zum Geschäftspartner herzustellen, ist ein wichtiges Fundament. Der Deutsche neigt dazu, die private wie persönliche Ebene im Geschäftsgespräch auszuklammern. Nicht so in Frankreich: Vertrauen ist personen- und nicht sachbezogen. Persönliche Kontakte und Freundschaften sind in der französischen Geschäftswelt unabdingbar und entscheidender als Sachargumente. Suchen Sie im Gespräch nach Gemeinsamkeiten, um eine emotionale Akzeptanz aufzubauen bevor Sachthemen konkret angegangen werden. Halten Sie sich generell mit politischen Themen zurück und sprechen Sie lieber über kulturelle, gerne auch kulinarische, Themen oder die Familie. Es ist Frankreich durchaus üblich sich nach den Kindern und dem Lebenspartner zu erkundigen. Kommunikation Die richtige Kommunikation in Frankreich ist eine harte Übung für deutsche Manager und Unternehmer. Deutsche sagen gern direkt heraus, was sie denken. Explizites Kommunizieren und schriftliches Festhalten sind Eckpfeiler deutschen Effizienzdenkens. Franzosen dagegen ertasten sich ihr Thema langsam, erfassen die gesamte Dimension eines Sachverhaltes und pflegen durch Redegewandtheit und versteckten Humor das Gespräch. Sie sagen vieles zwischen den Zeilen – was manchmal wichtiger ist als das direkt Gesagte. Diese Art der Kommunikation wird von Deutschen häufig als Abschweifen bewertet. Sie tun daher generell gut daran, sich im impliziten Stil zu üben, um nicht sofort als „Dampfwalze“ unangenehm aufzufallen. In Frankreich herrscht außerdem eine gänzlich andere Besprechungskultur als in Deutschland. Während Deutsche sich auf eine Besprechung gut vorbereiten, eine Tagesordnung ausarbeiten und Entscheidungen treffen möchten, treffen sich Franzosen eher zu einem Gedankenaustausch. Tagesordnungen werden verändert oder ignoriert, Zeitplanungen bei Meetings über Bord geworfen. Entscheidungen werden kaum getroffen, noch Tätigkeiten festgelegt. Zudem sollte man darauf vorbereitet sein, dass Entscheidungen revidiert und Situationen geändert werden können. Bestehen Sie nicht auf Tagesordnungen: Franzosen greifen gerne spontan interessante neue Themen auf und fühlen sich gemaßregelt, wenn dies abgeblockt wird. Ein weiterer Unterschied ist die Übermittlung von Informationen. Deutsche gehen davon aus, dass ihnen alle wichtigen Informationen zukommen, also eine „Bringschuld“ existiert. Franzosen hingegen sehen Informationen als „Holschuld“ an, man geht demzufolge eher nach den Informationen fischen (à la pêche aux informations). Dies geschieht oft auf informellem Weg: Deshalb sind Chefs und Mitarbeiter manchmal häufiger im Flur, an der Kaffeemaschine und am Kopierer zu treffen, als im Büro, da hier wichtige Informationen übermittelt werden. Es ist daher sehr wichtig, sich in Frankreich ein Netzwerk aufzubauen und dies auch zu pflegen, um so sicherzustellen, dass wichtige Informationen auch erhalten werden.86 87 86 Germany Trade and Invest (GTAI), Verhandlungspraxis kompakt – Frankreich, Januar 2014. 63 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 9. Deutsch-Französische Kooperationen 9.1 DEUFRAKO Auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung gibt es bereits seit knapp vierzig Jahren eine etablierte Zusammenarbeit. DEUFRAKO ist eine technologisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Verkehrsforschung zwischen Mobilität und Verkehr, dem Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und Predit (Programme de recherche et d'innovation dans les transports terrestres), dem französischen Gegenstück zum deutschen Programm. Sie wird gemeinsam von den Ministerien für Verkehr, Forschung, Industrie und Umweltschutz, sowie den Agenturen zum Energiemanagements (ADEME) und zur Innovation (ANVAR) sowie der nationalen Agentur für Wissenschaft (ANR) geleitet. DEUFRAKO wurde 1978 von dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing ins Leben gerufen, um die deutschfranzösische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Hochgeschwindigkeitstechnologie im Bahnbereich zu fördern (TGV, ICE und Transrapid). Die Kooperation wurde seit 1998 auf andere Bereiche ausgedehnt. Gemeinsame Forschungsfelder, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll, liegen in den Bereichen Straßenverkehrslärm und Schienenverkehrslärm und den damit verbundenen Technologien zu Lärmminderung, Methoden und Prozeduren sowie Wirkungen von Umgebungslärm. Seit 1998 sind die DEUFRAKO-Projekte vorwiegend interdisziplinär. Zum Teil wurden sie aber auch auf andere Länder ausgeweitet. Dies gilt insbesondere für die Bahnprojekte, in denen gemeinsame Methoden zur Vereinheitlichung der verschiedenen europäischen Systeme entwickelt wurden.88 CROSSWIND Im März 2003 legten die Deutsche Bahn und die SNCF eine gemeinsame globale Methode zur Analyse der Gefahren aufgrund von Seitenwind vor, die in die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI) aufgenommen wurde. AOA (Aerodynamics in Open Air): Verbesserung der Kenntnisse über die Phänomene von Luftströmungen unterhalb von Waggons und Bewertung der Risiken einer Aufwirbelung des Fahrwegschotters. NOVUM Beitrag zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und einem verringerten Verschleiß von Schienen. ROSA: Rail Optimisation Safety Analysis Das Projekt ROSA soll zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheitsoptimierung der Eisenbahn als Verkehrsmittel beitragen. Bahn.Ville Die Verbesserung des regionalen Bahnangebots hat die Attraktivität des Schienenverkehrs erhöht und den modalen Transfer vom Auto auf die Bahn vorangebracht. Eine räumliche Entwicklung und Aufwertung des Bahnhofsumfeldes sowie ein deutlicher ins Auge fallender lokaler Bahnanschluss kann die Wahl des Wohnorts und die Häufigkeit der Nutzung dieses Verkehrsmittels beeinflussen. CADMIUM Einfluss des demografischen Wandels auf die Verkehrsmittelwahl. Noise Effects Das Projekt soll Auswirkungen des Verkehrslärms auf die Gesundheit untersuchen und dabei die bestehenden Zusammenhänge zwischen den Mikro- und Makro-Zeitstrukturen und der kurzfristigen Belästigung, den kognitiven Leistungen und der Störung des Schlafs analysieren. Auswahl einiger Projekte der DEUFRAKO. Quelle: (BMWi). 87 AHK Frankreich, Erfolgreich auf dem französischen Markt – deutsch-französische Mentalitätsunterschiede, Mai 2012. Deutsch-Französische Kooperation in der Verkehrsforschung (DEUFRAKO), Deutsch-Französische Kooperation in der Verkehrsforschung, 2015. 88 64 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 9.2 Cross-Acceptance Verträge zwischen Frankreich und Deutschland 2006 Deutsch-Französische Vereinbarung für die vereinfachte Zulassung von Lokomotiven Da die Implementierung der Technischen Spezifikation für die Interoperabilität TSI in den EU-Mitgliedsstaaten insbesondere hinsichtlich der Infrastruktur nur schleppend vorankommt, ist es in der Praxis üblich, bi- und multilaterale Cross Acceptance-Verträge zu schließen. Mit der Vereinbarung für die vereinfachte Zulassung von Lokomotiven im Jahre 2006, kamen die Frankreich und Deutschland überein, bereits in einem Land erteilte Inbetriebnahmegenehmigungen von Triebfahrzeugen wechselseitig anzuerkennen. Dieses war die erste Vereinbarung dieser Art, die zwischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union abgeschlossen werden konnte. Sie war der Vorreiter für weitere Abkommen dieser Art. Die beiden „Hochgeschwindigkeits-Paradepferde“ der DB AG und der SNCF, der deutsche ICE 3 und der französische TGV, erhielten auf Basis dieses Abkommen ihre Zulassung für die Strecke Paris – Ostfrankreich – Süddeutschland, die im Juni 2007 in Betrieb gegangen ist. ICE und TGV im Gare de l’Est. Quelle: Rail4Net. 2008 Abkommen (zwischen EBA und EBSF) über die Anerkennung nationaler Zulassungsverfahren Mit der neuen Vereinbarung zur gegenseitigen Anerkennung von Zulassungsverfahren für Lokomotiven und Reisezüge für Hochgeschwindigkeits- und konventionelle Bahnsysteme vom 16.04.2008 wird das erfolgreiche Abkommen aus dem Jahr 2006 erweitert. Dieser Cross Acceptance-Vertrag wurde zwischen dem Eisenbahn-Bundesamt EBA und dem Etablissement public de sécurité ferroviaire EPSF geschlossen. Von den erheblichen Vorteilen des harmonisierten und vereinfachten bilateralen Zulassungsverfahrens profitiert nun eine deutlich größere Fahrzeugflotte. Die neue CrossAcceptance-Vereinbarung umfasst neben den Triebzügen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs jetzt auch Diesel- und Elektrolokomotiven, Diesel- und Elektrotriebwagen und Reisezugwagen sowohl des konventionellen als auch des Hochgeschwindigkeitsverkehrs.89 89 Eisenbahn-Bundesamt (EBA), Deutschland und Frankreich haben eine Vereinbarung zur gegenseitigen Anerkennung von Fahrzeugzulassungen („Cross Acceptance“) abgeschlossen, 2008. 65 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 9.3 Alléo-GmbH 1992 kam es in La Rochelle zur Unterzeichnung eines Vereinbarungsprotokolls über die Modalitäten einer Verknüpfung der Netze des französischen TGV Est und des deutschen ICE. Ziel war es mit der Hochgeschwindigkeitsverbindung POS (Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland) die Mobilität der Bürger zwischen Frankreich und Deutschland sowie in Europa zu erleichtern. Durch diese Strecke wurden die Hochgeschwindigkeitsnetze von Frankreich, Deutschland, Schweiz und Luxemburg miteinander verknüpft, wodurch sich die Fahrzeiten um durchschnittlich ein Drittel verkürzen. Zusätzlich ist der TGV Est Teil einer geplanten Verbindung nach Osteuropa. Das Projekt ist ein Strukturelement der Ost-West-Achse und soll die betreffenden Regionen miteinander verbinden. Die Verknüpfung der deutschen und französischen Hochgeschwindigkeitsstrecken erfolgt über zwei Wege. Der "Nordast" geht über Baudrecourt bei Metz – Saarbrücken – Mannheim, der sich in Richtung Frankfurt fortsetzt und der "Südast" über Baudrecourt – Straßburg – Kehl – Appenweier, der sich in Richtung Stuttgart und München fortsetzt. Seit 2012 wird außerdem eine tägliche Verbindung von Frankfurt nach Marseille durchgeführt. Zur Vermarktung dieser grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverbindungen gründeten die französischen Eisenbahnen (SNCF) und die Deutschen Bahn AG die gemeinsame Betreiberfirma "Alleo". Das Personal an Bord der Zügrd besteht aus zweisprachigen Mitarbeitern der SNCF und der Deutschen Bahn.90 Für das Jahr 2012 konnten 8,8% mehr Fahrgäste als im Vorjahreszeitraum verzeichnet werden. Seit dem Start in Juni 2007 waren es mehr als 7 Mio. internationale Fahrgäste. Davon entfielen allein 3 Mio. Fahrgäste auf den "Südast" (München-) Stuttgart – Paris. Kontinuierliches Wachstum bei den Passagieren. Quelle: Alleo. 90 Auswärtiges Amt, Hochgeschwindigkeitsverbindung TGV-Est und ICE, 2015. 66 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 10. Schienenverkehr - Marktakteure in Frankreich 10.1 Europäische Akteure 10.1.1 Europäische Kommission Für die Europäische Kommission bildet die Interoperabilität der Züge, d.h. ihre Fähigkeit, auf allen Abschnitten des europäischen Netzes fahren zu können, eine grundlegende Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs. Dabei soll die Interoperabilität ein Sicherheitsniveau gewährleisten, das mindestens dem bisherigen auf der jeweils nationalen Ebene entspricht oder dieses sogar noch überholt. In ihrem verkehrspolitischen Weißbuch "Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen für die Zukunft" stellte die Europäische Kommission 2001 fest, dass es zur Gewährleistung der hohen Sicherheit im europäischen Schienenverkehr Handlungsbedarf auf eine technische und eine Verwaltungsebene gibt. Außerdem überwacht die Europäische Kommission die Umsetzung großer Infrastrukturprojekte und fördert diese finanziell. Generaldirektor der für Mobilität und Verkehr ist Joao Aguiar Machado. DG MOVE — Generaldirektion Mobilität und Verkehr Rue Demot 24-28/Demotstraat 24-28 1040 Bruxelles/Brussel Belgique Tel.: +32 229-91111 (Switchboard) Internet: http://ec.europa.eu/transport 10.1.2 European Railway Agency Die Hauptaufgabe der European Railway Agency (ERA) besteht darin, Sicherheit und Interoperabilität des Schienenverkehrs in Europa zu stärken und zu prüfen. Sie steht der Europäische Kommission als technisch unterstützende Institution zur Verfügung, indem sie für diese in Zusammenarbeit mit Vertretern von Eisenbahnfachverbänden und nationalen Sicherheitsbehörden sowie mit weiteren unabhängigen Experten Empfehlungen erarbeitet oder Stellungnahmen vorbereitet. Ihr obliegen somit keine Entscheidungsbefugnisse. Die von ihr erarbeiteten Entscheidungsvorlagen werden von der Europäische Kommission geprüft, gegebenenfalls ergänzt und dem Regelungsausschuss der Mitgliedsstaaten zur Abstimmung vorgelegt, bevor eine Veröffentlichung seitens der Kommission erfolgt. European Railway Agency 120 rue Marc Lefrancq 59300 Valenciennes, France http://www.era.europa.eu/Pages/Home.aspx 10.1.3 Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr des Europäischen Parlaments Der Ausschuss ist zuständig für die Ausarbeitung einer gemeinsamen Politik für die Bereiche Eisenbahn- und Straßenverkehr sowie Binnen- und Seeschifffahrt und Luftfahrt. Aufgaben sind gemeinsame Vorschriften für den Verkehr innerhalb der Europäischen Union, der Auf- und Ausbau von transeuropäischen Netzen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, die Bereitstellung von Verkehrsdienstleistungen und die Beziehungen zu Drittländern im Verkehrssektor, die Verkehrssicherheit, die Beziehungen zu internationalen Verkehrsorganisationen; die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs, die Europäische Eisenbahnagentur, die Europäische Agentur für Flugsicherheit und das gemeinsame Unternehmen SESAR, die Postdienste und der Fremdenverkehr. Vorsitzender ist Michael Cramer. 67 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Europäisches Parlament Bât. Altiero Spinelli 60 rue Wiertz / Wiertzstraat 60 B-1047 - Bruxelles/Brussels Belgien http://www.europarl.europa.eu/committees/fr/TRAN/home.html 10.2 Verkehrsministerium MEDDE Ministère de l'Ecologie, du Développement durable et de l'Energie Grande Arche Tour Pascal A et B Tour Sequoia 92055 La Défense CEDEX http://www.developpement-durable.gouv.fr/Lesimplantations-du-ministere.html Ministerium für Umwelt, Nachhaltige Entwicklung und Energie Aktuelle Projekte im Hochgeschwindigkeitsverkehr: • Basistunnel Lyon-Turin • LGV Sud-Europe-Atlantique • LGV Est Européenne • LGV Bretagne-Pays de la Loire • LGV Provence-Côte d’Azur • LGV Poitiers-Limoges • LGV Rhin-Rhône • Ligne ferroviaire internationale entre Perpignan et Figueras • Ligne nouvelle Montpellier-Perpignan • Ligne nouvelle Paris-Amiens-Calais • Schienenumgehung de Nîmes et Montpellier • Interconnexion LGV Sud Ile de France • Neue Linie Paris-Normandie 10.3 Gebietskörperschaften Région Alsace Maison de la Région 1 place Adrien Zeller BP 91006 67070 Strasbourg Cedex Région Aquitaine Hôtel de Région 14 rue François de Sourdis 33077 Bordeaux Cedex http://www.region.alsace/article/imaginer-letransport-de-demain http://www.aquitaine.fr/ Région Auvergne Adresse visite : Hôtel de la Région 59 Boulevard Léon Jouhaux 63050 Clermont-Ferrand Région Basse-Normandie Abbaye-aux-Dames Place Reine Mathilde CS 50523 14035 Caen Cedex 1 http://www.auvergne.fr/thematique/transportsmobilite http://www.region-basse-normandie.fr/ 68 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Conseil régional de Bourgogne 17 boulevard de la Trémouille CS 23502 21035 DIJON CEDEX Conseil régional de Bretagne 283, avenue du Général Patton CS 21 101 35711 Rennes Cedex 7 http://www.cr-bourgogne.fr/ http://www.bretagne.bzh/jcms/j_6/fr/accueil La Région Centre-Val de Loire Hôtel de Région 9 rue Saint-Pierre Lentin CS 94117 45041 ORLÉANS Cedex 1 Région Champagne-Ardenne 5 rue de Jéricho - CS70441 - 51037 Châlons-enChampagne Cedex http://www.regioncentre-valdeloire.fr/accueil.html Collectivité Territoriale de Corse 22, cours Grandval BP 215 20187 Ajaccio cedex 1 https://www.cr-champagneardenne.fr/Actions/Transports/organiser%20transp ort/Pages/Organiser_transports.aspx Région Franche-Comté 4 square Castan, CS 51857 25031 Besançon cedex http://www.corse.fr/Transport-ferroviaire_a437.html http://www.franche-comte.fr/fr/politiquesregionales/transports/index.html Région Haute-Normandie Hôtel de Région 5 rue Robert Schuman CS 21129 76174 ROUEN Cedex Région Ile-de-France 35 boulevard des Invalides 75007 Paris. https://www.hautenormandie.fr/Infos/Contact http://www.iledefrance.fr/missions-etcompetences/amenagement-transports/ Région Languedoc-Roussillon 201 avenue de la Pompignane 34064 Montpellier cedex 02 Région Limousin 27 boulevard de la Corderie CS 3116 87031 Limoges Cedex http://www.laregion.fr http://www.region-limousin.fr/Transports Région Lorraine Place Gabriel Hocquard F 57036 - METZ Cedex 01 Région Midi-Pyrénées 22, boulevard du Maréchal-Juin 31406 Toulouse Cedex 9 http://www.lorraine.eu/metrolor-covoiturage-tgv http://www.midipyrenees.fr/-Accueil-Transports- Région Nord-Pas-de-Calais 151 Avenue du président Hoover F 59555 LILLE CEDEX Région Provence-Alpes-Côte d'Azur Hôtel de Région 27,place Jules Guesde 13481 Marseille Cedex 20 http://www.nordpasdecalais.fr/jcms/c_5001/accueil http://www.regionpaca.fr/se-deplacer/reseauregional-des-transports.html Région Pays de la Loire Hôtel de la région 1, rue de la Loire 44966 Nantes Cedex 9 Région Picardie 15 mail Albert 1er 80 000 AMIENS http://www.paysdelaloire.fr/politiques- http://www.cr-picardie.fr/-Deplacements- 69 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR regionales/transports/ Région Poitou-Charentes 15, rue de l'ancienne comédie BP 575 86021 Poitiers Cedex Région Rhône-Alpes 1 esplanade François Mitterrand CS 20033 69269 Lyon cedex 02 http://www.poitou-charentes.fr/ticinfrastructures/index.html http://www.rhonealpes.fr/20-transports-rhonealpes.htm 10.4 Regulierungs- und Kontrolleinrichtungen ARAF Autorité de Régulation des Activités Ferroviaires 57, Boulevard Demorieux CS 81915 72019 LE MANS Cedex 2 EPSF Etablissement public de sécurité ferroviaire 60 rue de la Vallée CS 11758 80017 Amiens Cedex 1 http://www.regulation-ferroviaire.fr/ http://www.securite-ferroviaire.fr Unabhängige öffentliche Behörde, die mit der Regulierung des Eisenbahnverkehrs betraut ist. Unabhängige öffentliche Einrichtung, die die Sicherheit auf dem nationalen Eisenbahnnetz gewährleistet. 10.5 Société Nationale des Chemins de fer Français (SNCF) SNCF 2 place aux Etoiles 93200 Saint Denis http://www.sncf.com/de/konzern Konzernprofil SNCF, Quelle: SNCF. 70 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 10.6 Eisenbahnverkehrsunternehmen 9.6.1 Régie autonome des transports Parisiens (RATP) RATP RCS de Paris n° 775 663 438 54, quai de la Rapée 75599 PARIS CEDEX 12 Die RATP ist der staatliche Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Paris und dem nahen Umland. 9.6.2 Schienenpersonenverkehr Regional Compagnie du Mont-Blanc 35, place de la Mer de Glace 74400 Chamonix Chemin de Fer de la Rhune Col de Saint-Ignace 64310 Sare France http://www.compagniedumontblanc.fr/fr/presentat ion-des-sites/montenvers-mer-de-glace http://www.rhune.com/fr/index.aspx Compagnie du Blanc Argent Place de la gare, BP 109 41203 Romorantin Lanthenay Cedex iDTGV SAS 2 place de la Défense CNIT 1 92053 Paris La Défense Cedex http://www.compagnieduba.fr/index.asp http://www.idtgv.com/ Réseau des Chemins de Fer de la Corse Service Commercial BP 237 20200 Bastia TGV Lyria SAS 25 rue Titon 75011 Paris http://www.cf-corse.fr/ http://www.tgv-lyria.com/de-CH Thello 15 rue des Sablons 75016 Paris https://www.thello.com/ Urban Besançon Mobilités 46 rue de Trey 25000 Besançon http://www.ginko.voyage/informations/entrepriseadministration CITURA Siège social : Rue André Huet 51 873 REIMS cedex 3 http://www.citura.fr/ Communauté d'Agglomération Pays d'Aubagne et de l'Étoile Z.I. Les Paluds 932 avenue de La Fleuride 13400 AUBAGNE http://www.agglo-paysdaubagne.com/ Communauté d'agglomération Tour 60 avenue Marcel Dassault CS 30651 37206 Tours Cédex 3 http://www.agglo-tours.fr/ 71 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR Communauté Urbaine de Bordeaux Esplanade Charles-de-Gaulle 33076 Bordeaux Cedex Communauté Urbaine Nice Côte d’Azur 405, promenade des Anglais BP 3087 06202 NICE Cedex 3 http://www.bordeaux-metropole.fr http://www.nicecotedazur.org/ Compagnie des Transports Strasbourgeois 14 rue de la Gare aux Marchandises 67035 Strasbourg Compagnie de transport de la porte océane CTPO 31 route de la Chênaie BP 20018 76930 Octeville-sur-Mer https://www.cts-strasbourg.eu/fr/ http://www.transportslia.fr/presentation/index.asp?rub_code=81 Keolis Brest 7, rue Ferdinand de Lesseps CS 80334 29806 Brest Cedex 9 Keolis Dijon SAS 49 rue des Ateliers CS 47380 21073 DIJON Cedex https://www.divia.fr/ http://www.bibus.fr/ Keolis Lyon 19 Boulevard Marius Vivier Merle 69003 Lyon Keolis Rennes rue Jean Marie Huchet CS 94001 35040 Rennes http://www.keolis-lyon.fr/ http://www.star.fr/fr/accueil.html Le Mans Setram 44 av Pierre Piffault 72027 LE MANS Cedex Régie des Transports de Marseille 10-12 Avenue Clot-Bey 13008 Marseille http://www.setram.fr/affichage.php?mentions=1 http://www.rtm.fr/ Rhônexpress CFTA Rhône 190 rue Antoine Becquerel 69881 Meyzieu cedex Semitag CS 70258 38044 Grenoble cedex 9 http://www.tag.fr/ https://www.rhonexpress.fr/ Société du Grand Paris Immeuble « Le Cézanne » 30, avenue des fruitiers 93200 SAINT-DENIS Soléa 97, rue de la Mertzau - BP 3148 68063 MULHOUSE Cedex http://www.solea.info/ http://www.societedugrandparis.fr/ STAS Saint-Etienne CS 90055 1, Avenue Pierre Mendès France 42272 Saint Priest-en-Jarez Cedex TAN Nantes 3 rue Bellier 44046 Nantes Cedex https://www.tan.fr/ 72 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR http://www.reseau-stas.fr/ TAO le réseau de l'AgglO Keolis Orléans Val de Loire 64 rue Pierre Louguet 45800 SAINT JEAN DE BRAYE TCAR (Transports en Commun de l'Agglomération Rouennaise) 15, rue de la Petite Chartreuse BP 99 76002 ROUEN CEDEX 1 http://www.reseau-tao.fr/ http://www.reseauastuce.fr/horaires/?rub_code=23 Tisséo Réseau Urbain 7, esplanade Compans Caffarelli BP 11120 31011 Toulouse Cedex 6 Transpole BP 51009 59701 MARCQ-EN-BAROEUL Cedex https://www.transpole.fr/ http://www.tisseo.fr/home 10.6.3 Schienengüterverkehr Colas Rail 38 à 44 rue Jean Mermoz 78600 Maisons Laffitte Compagnie Ferroviaire Régionale 33 Avenue Louis Coudant 58340 Cercy la Tour http://www.colasrail.com/ http://www.cfr-bfc.com/contact.html# Euro Cargo Rail SAS DB Schenker Rail - Euro Cargo Rail SAS (Paris) Immeuble Beauvaisis 11, rue de Cambrai 75019 Paris Europorte Channel 11 Parvis de Rotterdam Tour LillEurope 59777 Lille http://www.eurocargorail.com/index.asp http://www.europorte.com/uk/subsidiaries/europo rte-channel/ Europorte Proximité 11 Parvis de Rotterdam Tour LillEurope 59777 Lille, Ferovergne Z.I de Felet - CS 70069 63 307 THIERS Cédex http://www.europorte.com/uk/subsidiaries/europo rte-proximite/ http://www.ferovergne.com/ Naviland Cargo SA 26 Quai Michelet CS 10095 92309 Levallois Perret Cedex Régie Départementale des Transports des Bouches-du-Rhône RDT 13 6 Rue Ernest Prados CS 70374 13097 Aix-en-Provence cedex http://www.naviland-cargo.com/ http://www.rdt13.fr/ Société Nationale des Chemins de fer Français 2 place aux Etoiles 93200 Saint Denis Thello 15 rue des Sablons 75016 Paris https://www.thello.com http://www.sncf.com/ TPCF - Train du Pays Cathare et du Fenouillèdes 26, Boulevard de l'Agly 66220 Saint Paul de Fenouillet 73 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR http://www.tpcf.fr/ 10.7 Interessensgemeinschaften 10.7.1 Verbände: Association des utilisateurs de transport de fret (AUTF) 91 rue du Faubourg St Honoré, 75008 Paris http://www.autf.fr/web/accueil.html Association Française des Wagons de Particuliers (AFWP) "Le Stratège" 172, rue de la République F - 92817 Puteaux Cedex http://www.uiprail.org/members.php?id=5 Communauté européenne du rail (CER) 53 Avenue des Arts 1000 Brussels Belgien European Rail Infrastructure Managers (EIM aisbl) Square de Meeûs 1 1000 Brussels Belgien http://cer.be/ http://www.eimrail.org/ European Shippers’ Council Rond Point Schuman, 6 1040 Brussels, Belgium http://europeanshippers.eu/ Fédération des entreprises de transport et logistique de France (TLF) Immeuble Diapason 218 Avenue Jean-Jaurès 75019 Paris http://www.e-tlf.com/ Fédération des industries ferroviaires (FIF) 60, rue Anatole France 92300 Levallois Perret Fédération nationale des transports routiers (FNTR) sis 6 rue Ampère 75017 Paris http://www.fif.asso.fr/ http://www.fntr.fr/ Groupement national des transports combinés (GNTC) 12 Rue Cabanis 75014 Paris Objectif OFP 60, rue Anatole France Levallois-Perret - 92 300 http://www.objectif-ofp.org/Default.aspx?lid=1 http://gntc.asso.fr/ RailNetEurope Oelzeltgasse 3/8 1030 Wien Österreich Union internationale des chemins des fer (UIC) 16 rue Jean Rey 75015 Paris http://www.rne.eu/home.html http://www.uic.org/ Union des Transports Publics et ferroviaires (UTP) 17, rue d'Anjou 75 008 Paris http://www.utp.fr/index.php 74 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 10.7.2 Gewerkschaften 93697 Pantin cedex Confédération française démocratique du travail (CFDT) 4 boulevard de la Villette 75955 Paris cédex 19 http://www.cftc.fr/index.php http://www.cfdt.fr/portail/confederation-j_5 Confédération Générale du Travail CGT 263, rue de Paris 93 516 Montreuil cedex Force Ouvrière (FO) 141 avenue du Maine 75014 Paris http://www.cgt.fr/ http://www.force-ouvriere.fr/?lang=fr Syndicat mixte des Transports pour le Rhône et l'Agglomération Lyonnaise (SYTRAL) 21 boulevard vivier merle CS 63815 69487 Lyon Cedex 03 Sud Rail Confédération Française des Travailleurs Chrétiens 128, Avenue Jean Jaurès 17 boulevard de la Libération 93200 Saint-Denis http://www.sudrail.fr/ http://www.sytral.fr/ L'Union nationale des syndicats autonomes (UNSA) 21 rue Jules Ferry 93177 Bagnolet Cedex http://www.unsa.org/ 10.8 Forschungsinstitutionen, Cluster und Fördereinrichtungen i-Trans 2 Place de la Bourse B.P. 500 59001 Lille LUTB Transport & Mobility Systems c/o Chambre de Commerce et d’Industrie de LYON 69289 LYON CEDEX 02 http://lutb.fr/ http://www.i-trans.org/ Mecateamcluster Parc d'Activités Coriolis TGV Rue Evariste Galois 71210 Torcy Mov’eo Haute-Normandie Technopôle du Madrillet 50 rue Ettore Bugatti 76800 St Etienne du Rouvray http://www.mecateamcluster.org/ http://www.pole-moveo.org/ Neopolia Rail 35, av. du Général de Gaulle CS 70405 44602 Saint-Nazaire Cedex Nov@log Docks Dombasle 2, rue Dombasle 76600 Le Havre http://www.rail.neopolia.fr/ http://novalog.eu/ 75 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 10.9 Führende Anbieter 10.9.1 Rollendes Material ALSTOM TRANSPORT 3, Avenue André Malraux 92309 Levallois-Perret Cedex Bombardier Transport France S.A.S. 1 Place des Ateliers BP1 Crespin, France 59154 http://www.alstom.com/microsites/transport/ http://www.bombardier.com/fr/presencemondiale/country.france.html LOHR INDUSTRIE 29 rue du 14 juillet B.P.1 HANGENBIETEN 67838 Tanneries cedex http://lohr.fr/lohr-railway-system-en/ SIEMENS SAS Division Mobility 22 Boulevard Winston Churchill 21000 Dijon http://www.siemens.com/answers/fr/fr/# 10.9.2 Infrastrukturanbieter ACIERIES ET LAMINOIRS DE RIVES Route des Forges 38140 Renage Colas Rail 38 à 44 rue Jean Mermoz 78600 Maisons Laffitte http://www.alr-rives.com/ http://www.colasrail.com/ EIFFAGE RAIL 163 quai du Docteur-Dervaux 92600 Asnières-sur-Seine FRANCE SIGNALISATION 29 Rue du Faubourg de Saverne 67000 Strasbourg www.eiffage.com https://www.france-signalisation.fr/ MATISA Matériel Industriel S.A Rue de l'Arc-en-Ciel 2 1023 Crissier 1 Schweiz MERMEC France 3 Rue Marc Donadille 13013 Marseille http://www.matisa.ch/fr/matisa_home.html http://www.inno-tech.fr/ PLASTIFORM'S Le Monceau 87380 MAGNAC-BOURG PVI (Power Vehicle Innovation) ZI - Rue de Maison Rouge 77220 Gretz-Armanvilliers http://www.plastiforms.fr/ http://www.pvi.fr/mentionslegales,030.html?lang=fr RAILTECH INTERNATIONAL Rue Jean Jaurès ZI du Bas Pré 59590 RAISMES SATEBA Quartier Valmy 31 Place Ronde 92800 Puteaux http://www.railtech.fr/de http://www.sateba.com/ STRADAL 47 av des Genottes TENCATE Geosynthetics France SAS 9 Rue Marcel Paul 95870 Bezons 76 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 95800 CERGY PONTOISE http://www.stradal-ferroviaire.fr/ http://www.tencate.com/emea/geosynthetics/contact /tencate-geosynthetics-emea/france/default.aspx TSO Chemin du Corps de Garde 77500 Chelles VOSSLOH COGIFER 2 Rue des Forges 67110 Reichshoffen http://www.tso.fr/ http://www.vosslohcogifer.com/en/home/home.html 10.9.3 Erstausrüster ADES TECHNOLOGIES 1 3 Rue Edouard Martel 42100 Saint-Étienne ATI INTERCO 6 Rue Jean Mermoz 91080 Courcouronnes http://www.ades-technologies.com/ http://www.ati-interco.fr/en/ BDR S.A 1 route de Poitiers 17400 Poursay-Garnaud BROT TECHNOLOGIES 4 Rue de la Fauvette 95100 Argenteuil http://www.bdr-sa.com/ http://www.brot-technologies.com/ CEFEM INDUSTRIES ZA La Chapelle 07200 Saint-Michel-de-Boulogne CIM 1, boulevard Malesherbes 75008 Paris http://www.cefem.fr/index.php http://www.cim-ccmp.com/fr/index.php CREPIM Parc De La Porte Nord Rue Christophe Colomb 62700 Bruay-la-Buissière CROUZET AUTOMATISMES 2 rue du Docteur Abel BP59 26902 Valence Cedex 9 http://www.crepim.fr/ http://www.crouzet.fr/accueil.htm ECA EN 332 Boulevard Marcel Paul 44800 Saint-Herblain ELNO 43 Rue Michel Carré 95100 Argenteuil http://www.ecagroup.com/en/maritime/shipyard s http://www.elno.fr/de/ FAIVELEY TRANSPORT 3, rue du 19 mars 1962 92230 Gennevilliers GROUPE MINERVA 76-78, rue Nationale 37000 Tours CEDEX http://www.faiveleytransport.com/ http://www.groupe-minerva.com/index.php/accueil INDUSMeca Bougault SAS KNORRBREMSE 77 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR ZAC la Vigonnière 18400 Saint Florent sur Cher Moosacher Str. 80 80809 München Deutschland http://www.indusmeca.fr/index.html http://www.knorrbremse.de/de/railvehicles/downloadservices/certificates/r egion_europe_and_south_africa_1/france.jsp Systèmes Ferroviaires France S.A. MBD DESIGN 15 Rue de Sambre-et-Meuse 75010 Paris MGVALDUNES Rue Jules Guesde 59125 Trith St. Leger http://www.mbd-design.fr/lg_fr/home/index.php http://www.valdunes.com/ MINILAMPE Chemin de Maquens 11000 Carcassonne MIPYRAIL Innovation 5 Rue Jorge Semprun 31400 Toulouse http://www.minilampe.com/ http://www.mipyrail.com/wp/ Mors Smitt France SAS 2 rue de la Mandiniere 72300 SABLE SUR SARTHE PARKER HANNIFIN FRANCE SAS 142 Rue de la Forêt 74130 Contamine-sur-Arve http://www.wabtec.com/home.asp www.parkerfrance.fr/ SACATEC 71 rue de Voisins B.P. 9 77411 Claye-Souilly Cedex SAFT 12 Rue Sadi Carnot 93170 Bagnolet http://www.sacatec.fr/fr/groupe/S01_index.htm www.saftbatteries.com SAINTGOBAIN 18, avenue d'Alsace 92400 Courbevoie SAIRA SEATS Via Spagna, 9 37069 Villafranca di Verona (Verona) https://www.saint-gobain.com/fr/groupe http://www.sairaeurope.com/nqcontent.cfm?a_id=81 0 SCHALTBAU 10 Rue Désiré Granet 95100 Argenteuil SEF Industrie 9 Rue Gustave Eiffel 77610 Fontenay-Trésigny www.schaltbaufrance.fr/ www.sefindustrie.fr/ SKF France 22 rue Brillat Savarin 26300 Chateauneuf-sur-Isère SMITHS CONNECTORS HYPERTAC 31 Rue Isidore Maille 76410 St. Aubin Lès Elbeuf http://www.skf.com/group/splash/index.html http://www.smithsconnectors.com/de/standortubersi cht 78 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR SOURIAU Esterline 9, rue de le Porte de Buc 78000 Versailles SPENCER MOULTON SARL 21 Rue de la Gare 45330 Malesherbes http://www.esterline.com/careers/frfr/overview.aspx http://www.spencermoulton.com/ TECHNI INDUSTRIE Rue Charles de Gaulle ZI Chambrouillère 53960 Bonchamp-lès-Laval TECHNOELEC Rue des Sapins 54730 Gorcy http://www.techno-elec.com/ http://www.techni-industrie.fr/ THALES COMMUNICATIONS & SECURITY SAS Tour Carpe Diem 31 Place des Corolles, CS 20001 - 92098 Paris La Défense https://www.thalesgroup.com/en/worldwide/tran sportation VOITH TURBO SA 21 bd du Champy Richardets 93166 Noisy-le-Grand Cedex http://www.france.voithturbo.com/vt_france_fr.php 10.9.4 Signalisation ALSTOM TRANSPORT 3, Avenue André Malraux 92309 Levallois-Perret Cedex ANSALDO STS France Z.A. de Courtaboeuf 1 4 avenue du Canada - BP 243 F-91944 LES ULIS Cedex http://www.alstom.com/microsites/transport/ http://www.ansaldo-sts.com/en/aboutus/ansaldo-around-world/ourcompanies/ansaldo-sts-france EGIS RAIL 15, avenue du Centre 78 286 Guyancourt Cedex Mors Smitt France SAS 2 rue de la Mandiniere 72300 SABLE SUR SARTHE http://www.egis.fr/ http://www.wabtec.com/home.asp SafeRail 6 rue Alain Colas 44200 NANTES http://www.saferail.fr/contact.php THALES COMMUNICATIONS & SECURITY SAS Tour Carpe Diem 31 Place des Corolles, CS 20001 - 92098 Paris La Défense https://www.thalesgroup.com/en/worldwide/tran sportation VOSSLOH COGIFER 2 Rue des Forges 67110 Reichshoffen http://www.vosslohcogifer.com/en/home/home.html 79 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 11. Ihr Ansprechpartner Kontaktadresse in Frankreich: Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer 18, rue Balard 75015 Paris Kontaktadresse in Deutschland: Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer - Büro Berlin Charlottenstraße 16 10117 Berlin http://www.francoallemand.com/ http://www.francoallemand.com/ Ansprechpartnerin: Wally Lindermeir Ansprechpartnerin: Martina Mousseau 80 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 12. Messen und Fachpresse in Frankreich Fachzeitschriften Union des Transports Publics 5-7, rue d’Aumale 75009 Paris La vie du rail 11, rue de Milan 75 440 Paris cedex 09 http://www.revuetransportpublic.fr/ http://laviedurail.com/ Messe ITS World Congress - Intelligent Transport Systems - Verkehrs-TelematikWeltkongress Palais des Congrès Bordeaux Transports Publics - Transportmesse Paris, Frankreich Paris-Expo, Porte de Versailles Hall 1 1 place de la Porte de Versailles 75015 Paris http://itsworldcongress.com/ http://itsworldcongress.com/ SIFER tionale Bahnfachmesse Lille Grand Palais Lille SITL Logistics & Solutions - International Logistics Solutions Show 1 place de la Porte de Versailles 75015 Paris http://www.sifer2015.com/ Interna- http://www.sitl.eu/site/GB,I12031.htm 81 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 13. Anhang 13.1 Abbildungsverzeichnis Frankreichs Regionen nach Gebietsreform Frankreichs Regionen nach Gebietsreform Quelle: MEDDE ..................... 8 Alterspyramide Frankreich 2010. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung.......................................................... 11 Bedeutung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %). Quelle: GTAI. ............................................................................... 14 Wirtschaftswachstum in Frankreich. Quelle GTAI......................................................................................................... 16 SWOT-Analyse Frankreich. Quelle GTAI. .................................................................................................................... 19 Bild Straßenverkehrsnetz. Quelle: MEDDE. .................................................................................................................. 27 Zuständigkeiten und Entscheidungsträger im Straßenverkehrsnetz. Quelle: MEDDE ................................................... 28 Entwicklung des nationalen Gütertransports Februar 2015. Quelle: INSEE .................................................................. 29 Karte der französischen Wasserwege für den Gütertransport. Quelle : MEDDE. .......................................................... 32 Umsätze in der französischen Schienenverkehrsindustrie (Mio. EUR). Quelle: FIF. ..................................................... 35 Marktanteil nach Verkehrsträgern (prozentual in Fahrgastkilometern) in 2013. Quelle : FIF. ....................................... 36 Entwicklung des Passagieraufkommens der SNCF. Quelle: ARAF. .............................................................................. 36 Binnengütertransport nach Verkehrsträgern von 1990-2013. Quelle: ARAF. ................................................................ 37 Entwicklung der Marktanteile von EVU in Frankreich. Quelle: SNCF. ......................................................................... 38 Das französische Schienennetz. Quelle: ARAF. ............................................................................................................. 39 Rollende Landstraße in Frankreich, bestehendes (blau), geplantes (grün) und untersuchtes (rot) Streckennetz. Quelle : FIS. ................................................................................................................................................................................. 40 Straßenbahninfrastruktur in Frankreich. Quelle: Communauté de l'agglomération dijonnaise....................................... 41 Der Verlauf bis zur Technischen Säule des Vierten Eisenbahnpakets: Sicherheit und Interoperabilität. Quelle VDB. . 46 European deployment plan for ERMTS. Quelle: Europäische Kommission. ................................................................. 47 Liberalisierungsindex Bahn. Quelle: IBMGlobal Business Services. ............................................................................. 50 RPI Index 2015, Quelle: Boston Consulting Group ....................................................................................................... 50 Automatic Grande Vitesse (AGV) Quelle: Alstom......................................................................................................... 53 Karte des Projekt Grand Paris Express mit zeitlichen Angaben. Quelle: Société de Grand Paris................................... 57 Karte des Projekt Grand Paris. Quelle: Société de Grand Paris. ..................................................................................... 58 82 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR ICE und TGV im Gare de l’Est. Quelle: Rail4Net.......................................................................................................... 64 Kontinuierliches Wachstum bei den Passagieren. Quelle: Alleo. ................................................................................... 65 Konzernprofil SNCF, Quelle: SNCF. ............................................................................................................................. 69 83 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 13.2 Tabellenverzeichnis Bruttoinlandsprodukt nominal und Bruttoinlandsprodukt in Frankreich. Quelle: GTAI. ............................................... 11 Struktur der Konsumausgaben der privaten Haushalte 2012, eigene Darstellung. ......................................................... 13 Entwicklungsstand der Regionen. Quelle: INSEE. ......................................................................................................... 15 Außenhandel Frankreich in Mrd. Euro. Quelle: GTAI. .................................................................................................. 16 Anteile der wichtigsten Warengruppen im deutsch-französischen Außenhandel 2014 in %. Quelle: GTAI. ................. 18 Einkommenssteuersätze 2015. Quelle: GTAI ................................................................................................................. 23 Entwicklung der Luft und Raumfahrttechnik in Frankreich. Quelle: GTAI. .................................................................. 31 Schienengütertransport in der EU in Mrd. Tkm . Quelle: INSEE. .................................................................................. 38 Ausstattung des französischen Schienennetzes. Quelle: AFRA...................................................................................... 40 Übersicht Rollmaterial in Frankreich. Quelle: FIF. ........................................................................................................ 54 Übersicht Signaltechniksysteme in Frankreich ............................................................................................................... 56 Auswahl einiger Projekte der DEUFRAKO. Quelle: (BMWi). ...................................................................................... 63 84 VERKEHRSTECHNOLOGIEN – SCHWERPUNKT SCHIENENVERKEHR 13.3 Quellenverzeichnis AHK Frankreich, Erfolgreich auf dem französischen Markt – deutsch-französische Mentalitätsunterschiede, 2012. Online unter: http://www.francoallemand.com/fileadmin/ahk_frankreich/Dokumente/media/Deutsch-frzMentalitaetsunterschiede.pdf (letzte Einsicht am 6.05.2015). Auswärtiges Amt, Hochgeschwindigkeitsverbindung TGV-Est und ICE, 2015. Online unter: http://franceallemagne.fr/Hochgeschwindigkeitsverbindung-TGV,1279.html (letzte Einsicht am 5.05.2015). Auswärtiges Amt, Länderinformation Frankreich, 2015. Online unter: http://www.auswaertigesamt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Frankreich_node.html (letzte Einsicht am 26.03.2015) Auswärtiges Amt, Länderinformation Frankreich: Innenpolitik, 2015. Online unter: http://www.auswaertigesamt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Frankreich/Innenpolitik_node.html (letzte Einsicht: 27.03.2015). Autorité de régulation des activités ferroviaires (ARAF), Régulations – la Newsletter de l’Araf. L'édito : « Règle d’or » : il faut sauver le soldat SNCF Réseau, 2015. Online unter: http://regulation-ferroviaire.fr/?wysijapage=1&controller=email&action=view&email_id=65&wysijap=subscriptions&user_id=2953 (letzte Einsicht am 31.03.2015). Autorité de régulation des activités ferroviaires (ARAF), Régulations – la Newsletter de l’Araf. Réforme ferroviaire : l’Araf analyse les premiers décrets d’application, 2015. 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