Praxistipp

3.
Jungwild
Ein- und mehrjährige Äsungs-, Blüh- und Deckungsstreifen anlegen, auch jetzt im März. Besonders Luzerne und Rotkleegemenge bieten ein qualitativ hochwertiges
Äsungsangebot, und ihr hoher Energiegehalt ist für laktierende Häsinnen vorteilhaft. Je höher der Fettgehalt in der Äsung
der säugenden Häsin, desto schneller entwickeln sich die
Junghasen. Sie sind dann eher in der Lage, ihren Beutegreifern zu entkommen.
Ein Dutzend
Tipps fürs
Hasenrevier
4.
Damit die Junghasen nicht unter die Räder kommen,
empfiehlt es sich, Äsungs- und Deckungsstreifen möglichst abseits stark frequentierter Straßen anzulegen. Optimal
sind abgelegene Revierteile.
Der Frühling ist da – und mit ihm die ersten
Junghasen, die dieser Tage in eine raue, karge
Landschaft gesetzt werden und ums Überleben
kämpfen. Wir Jäger haben längst begriffen,
dass wir Meister Lampe nur helfen können,
indem wir seinen Lebensraum verbessern – und
zwar auf lange Sicht. Was wir übers Jahr in
landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten
mit Unterstützung der Jagdgenossen tun können,
hat Gerhard Klingler zusammengestellt.
5.
Die Ansaat von kleinen, reich strukturierten Wildäckern in der Feldflur gewährt den Hasen Äsung, Deckung und Ruhezonen. Geeignet hierfür sind kleine Flächendreiecke, besonnte Heckenränder und Grenzertragsflächen.
Bei der Einsaat ist eine lockere Deckung anzustreben, und
die Saatgutmenge sollte nicht zu hoch angesetzt werden.
Bunt blühende Streifen erhöhen die Artenvielfalt und werten
das Landschaftsbild in ackerbaulich geprägten Landschaften deutlich auf.
Foto: Tierfotoagentur.de/T. Harbig
Bereits in ihren ersten Lebenstagen sind die Junghasen
erheblichen Gefahren ausgesetzt.
1.
Bitten Sie die Landwirte, Wintergetreideflächen im
Frühjahr nicht flächig mit der so genannten Cambridgewalze zu bearbeiten. Durch ihre scharfkantig gezackten Ringe, die sich den Bodenunebenheiten besonders gut
anpassen, haben Junghasen keine Überlebenschance.
2.
Bei Hecken in der Feldflur auf begrünte Säume achten.
Unproduktive Schattenbereiche mit Blühmischungen
einsäen. Hier finden Mümmelmänner Ruhe, Deckung und
Äsung. Gleichzeitig erhöhen diese Vernetzungselemente die
Artenvielfalt. Engpässe beim Äsungs- und Deckungsangebot
führen zu einer deutlichen Schwächung des Immunsystems
beim Hasen.
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Deckungsstreifen aus Rotkleegemenge oder, wie hier, Luzerne
bieten auch ein qualitativ hochwertiges Äsungsangebot.
6.
Landwirte können als KULAP-Maßnahme die Anlage
von Gewässer- und Erosionsschutzstreifen auf fünf Jahre beantragen. Diese Graspufferstreifen bieten den Junghasen
Schutz und Deckung vor Fressfeinden. Auch viele Vogelarten
profitieren von diesen Schutzstreifen. Diese Flächen müssen
einmal pro Jahr gemäht oder gemulcht werden. Die Pflegearbeiten sind erst nach der Brut-, Setz- und Aufzuchtszeit im
Herbst vorzunehmen.
7.
Krautreiche Feldränder, Wirtschaftswege und Wegeböschungen sind wichtige Äsungsplätze für Feldhasen.
Sie tragen zur räumlichen Verzahnung mit den Ackerflächen
bei und fördern die Biodiversität. Instinktiv versteht Meister
Lampe zu seinem Wohlbefinden mit der Nahrung bis zu 100
verschiedene Wildkräuter aufzunehmen, die Abwehrstoffe
enthalten und zugleich eine heilende Wirkung haben. Löwenzahn, Schafgarbe, Gänseblümchen, Spitzwegerich und Wilde
Möhre bereichern besonders das Äsungsangebot der Häsinnen. Gräser und Kräuter mit ihren fettreichen Blüten, Samen
oder Früchten stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Fehlen
diese Wildkräuter, dann ist ein gewisser Fitnessverlust nicht
auszuschließen.
8.
Streuobstbestände bereichern die Landschaft im Frühjahr durch ihre Blütenpracht. Das Nebeneinander von
Obstbäumen und Freiflächen bietet auch Hasen ideale Lebensbedingungen. Innerhalb der Baumreihen sollte ein zwei
Meter breiter Aufwuchs stehen bleiben. Sicherlich sind die
Flächeneigentümer mit sachbezogenen Argumenten leicht
von dieser Maßnahme zu überzeugen.
9.
Bauerwartungsland, Baulandflächen, Industriebrachen
und kommunale Ausgleichsflächen nach Rücksprache
mit dem Eigentümer mit mehrjährigen Lebensraummischungen ansäen oder auf natürliche Begrünung setzen. Hier stellen
sich Pflanzengesellschaften ein, die die Feldhasen bevorzugen.
Alljährlich bei der Grasernte fallen tausende Junghasen dem
Kreiselmäher zum Opfer.
Meist entwickeln sich auch seltene Ackerwildkräuter wie Mohn,
Andonisröschen und Rittersporn. Diese Flächen dienen Meister
Lampe ganzjährig als Rückzugsräume, werden seinem Ruhebedürfnis gerecht und erhöhen die Überlebungsrate der Junghasen. Auf Mähen oder Mulchen des Aufwuchses verzichten!
10.
Verzicht auf Abmähen und Abschlegeln von Graswegen, Feldrainen, Wegbanketten, Grünstreifen
und Grabenböschungen vor dem 15. Juli. Problemwildkräuter
und Wildgräser wie Distel, Kamille, Quecke, Trespe und Fuchsschwanz durch einen 15 Zentimeter hohen, gezielten Schröpfschnitt köpfen. Die Samen können sich so nicht auf die angrenzenden Kulturen ausbreiten. Außerdem entstehen meist keine
Streuschichten, die erwünschte Wildkräuter unterdrücken,
und Junghasen geraten dabei nicht in Lebensgefahr.
11.
Wiesen von innen nach außen mähen, nachdem sie
von außen angemäht wurden. Bei kleineren Grünflächen empfiehlt sich der Maschineneinsatz von einer Seite
her. So haben Junghasen die Chance, aus dem Gefahrenbereich zu entkommen. Wildscheuchen und akustische Wildretter vertreiben Hasen, die jünger als drei Monate sind, nicht.
Alternativ können die gefährdeter Flächen nach Jungtieren abgesucht werden. Die alljährliche Grasernte mit den modernen
Kreiselmähern und enormer Flächenleistung fordert unzählige Opfer auch bei anderen Wildtieren.
12.
Ein wichtiges Ziel im Niederwildrevier ist es, den
Beutegreiferdruck durch Fuchs und Rabenvögel
frühzeitig auszuschalten. Die Rabenkrähe ist noch bis 15.
März bejagbar (s. S. 20 ff.). Ab Ende April sollte die Jungfuchsbejagung am Bau mit Lebendfangfallen beginnen. Ist das gesamte Geheck eliminiert, lässt der Beutedruck der Fähe auf
Feldhasen nach. Im Sommer können Jungfüchse auch auf
frisch gemähten Wiesen und Graswegen erbeutet werden.
Diese bestandsregulierenden Eingriffe sind unverzichtbar.
Das Nebeneinander von Obstbäumen und Freiflächen
bietet den Feldhasen ideale Lebensbedingungen.
Gerhard Klingler
Der studierte Landwirt ist seit
29 Jahren Jagdpächter in Unterfranken. Er ist Vorsitzender
der Kreisgruppe Ochsenfurt
sowie des Niederwildausschusses im BJV.
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