Wenn die Kugel rollt... - GPA

Wenn die Kugel rollt...
Verein will
das Flippern
wiederbeleben
Von Tanja Schneider
WEYHE (Eig. Ber.). Sobald
das Kabel steckt, fangen nicht
nur hunderte von kleinen
Glühbirnen an zu blinken,
auch Robin Goldmann hat
dann sofort ein Strahlen auf
dem Gesicht. „Das Flippern
erinnert mich an meine Kindheit“, sagt der Weyher, der bei
der German Pinball Association, dem 1. Verein Deutscher
Flipperfreunde, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig
ist und Mitte Mai die Deutschen Flippermeisterschaften
erstmals nach Bremen holte.
Bereits als Elfjähriger bekam
Goldmann von einem mit seinen Eltern befreundeten Automatenaufsteller seinen ersten
Flipper geschenkt. Mittlerweile hat er eine der größten Flippersammlungen im Umkreis
von Bremen.
Ob „Herr der Ringe“,
„World Cup Soccer“ oder „Independence Day“ – bei Goldmann reiht sich ein bekannter
Schriftzug an den nächsten. §_bo=QPM=_ÉëìÅÜÉê=îÉêëìÅÜíÉå=ÄÉá=ÇÉå=cäáééÉêãÉáëíÉêëÅÜ~ÑíÉå=áå=_êÉãÉå=áÜê=däΩÅâK
„Der wohl erfolgreichste Flipper aller Zeiten war ‚Adams sowie Unterhaltungs- und gegangen, eine Kugel über USA erhalten habe“, kramt
Family‘. Er wurde 22.000 Mal Sportgerät in der Öffentlich- Stahlschienen zu schießen, Goldmann die Platte hervor.
Nicht immer war Goldmann
gebaut“, erklärt der Weyher. keit zu fördern und den Be- seien mittlerweile nicht nur
„Der beliebteste dürfte hinge- kanntheitsgrad wieder zu stei- „Flipperarm“, „Slingshot“ und so begeistert. In den 90er Jahgen ‚Indiana Jones‘ sein.“ gern. „In Spielhallen findet „Bumper“ Standards. Neben ren wendete er sich dem FlipZwei Meter weiter steht mit man Flipper nur noch verein- ausgefallenen Designs gebe es pern erst einmal ab. Compu„Pinball Magic“ der lauf- zelt und aus den Eckkneipen technische Raffinessen wie terspiele hatten ihn kurzzeitig
schnellste Flipper der Welt. ist er fast völlig verschwun- beim Flipper „Banzei Run“. zum „Abtrünnigen“ werden
Die Kugel erreicht Geschwin- den, weil der Unterhalt ein- Dort rollt – oder wie Gold- lassen. „Vor zwei Jahren
fach zu teuer ist“, erläutert der mann sagt, gleitet, – die Kugel wollte ich dann wieder mit
digkeiten bis zu 40 km/h.
Auch wenn das Spiel mit Weyher. „Schließlich steckt in nicht nur in der Waagerech- dem Flippern anfangen“, so
der Kugel ein teures Hobby den Automaten viel Technik, ten. Sie kann auch magnetisch der Weyher. Mit „The Machiist, Goldmann ist sich sicher: die auch gewartet werden in die senkrechte Spielebene ne“ kaufte er sich ein Gerät,
dass für ihn auch einen emomuss.“ In seinen „Flipper- gezogen werden.
„Flippern ist
Anders als bei einem Com- tionalen Wert hat. Im Internet
wieder
im
puterspiel, dass vorprogram- stieß er schließlich auf den
Kommen“.
miert sei, bestehe das Flippern Flipperverein, lernte viele
Nicht nur die
aus 50 Prozent Können und Gleichgesinnte kennen und
wachsende
50 Prozent Glück. „Das wich- tauschte sich aus. „Persönlich
Resonanz im
tigste ist die Ballbeherr- getroffen habe ich die anderen
Internetforum
schung“, so Goldmann. Wer dann im letzten Jahr bei den
des Vereins
in
einfach auf gut Glück los- Europameisterschaften
bestätige dies,
spielt, ohne zu wissen wie München“, erinnert er sich.
sondern auch
man eine Kugel fängt und wo- Seine extrovertierte und engader Zuspruch
hin sie gelenkt wird, könne gierte Art ließ ihn im Handauf die kürzschnell die Lust verlieren. umdrehen zum Verantwortlilich in der Pa„Das sind die Grundlagen, die chen für die Öffentlichkeitsarradice
Eisich auch meiner Frau als ers- beit werden. „Mittlerweile ist
sporthalle
tes beigebracht habe“, sagt der der Verein wie eine große FaBremen abgeWeyher. „Die spielt und po- milie“, betont Goldmann.
haltenen
fk=dçäÇã~ååë= o®ìãÉå= áå= j~ÜåÇçêÑ=êÉáÜí=ëáÅÜ liert zum Glück mit.“
Mit der Einführung einer
Meisterschaf- Éáå=cäáééÉê=~å=ÇÉå=å®ÅÜëíÉåK
cçíçW=íë
Denn das Hobby Flippern bundesweiten Flipperliga vor
ten. An etwa
90 Flippern versuchten über Räumen“ im Mahndorfer Ge- beschränkt sich bei Goldmann drei Jahren habe sich in dem
430 Besucher ihr Glück. „Da- werbegebiet, die vom Verein nicht nur auf das reine Spie- Sport viel getan. Inzwischen
runter auch viele ‚Nichtflippe- getragen werden, möchte er len. In einer kleinen Werkstatt gibt es elf Regionalligen, in
rer‘“, freut sich Goldmann. deshalb künftig auch Flipper- möbelt er alte Geräte wieder denen 114 Spieler organisiert
Höhepunkt war die Weltpre- Partys anbieten, um andere für auf. Nicht nur Glühbirnen und sind. Auch in Bremen wurde
Gummis werden dabei erneu- im vergangenen Jahr die erste
miere des Automaten „Spider- sein Hobby zu begeistern.
ert, sondern fast immer auch Liga-Saison gespielt.
In
Zeiten
von
Computerman“, der vom noch einzigen
Weitere Infos über das FlipFlipperhersteller „Stern“ mit spielen sei das allerdings gar das Spielfeld poliert und verSitz in Chicago zur Verfü- nicht so einfach. „Aber auch siegelt. „Das hier ist zum Bei- pern gibt es auf der Internetgung gestellt und extra aus die Flipper-Automaten wer- spiel das hochglanzversiegelte seite der German Pinball Asden USA eingeflogen wurde. den aufwändiger“, sagt Gold- Feld vom ‚Funhouse‘-Flipper, sociation unter www.flipperAufgebaut wurde er während mann. Sei es früher nur darum dass ich vor kurzem aus den verein.de.
der „Convention“ von Steve
Ritchie, einem der erfolgreichsten Pinballdesigner der
Welt. Auch im nächsten Jahr
möchte der Weyher die Flippermeisterschaften wieder in
Bremen veranstalten. „Ich
könnte mir vorstellen, dass
wir die Veranstaltung dann als
Familienfest mit einem Rahmenprogramm
aufziehen“,
schmiedet Goldmann Pläne,
dessen Hobby ihn bereits
mehrfach in die USA führte.
„Im letzen Jahr waren wir
bei der Pinball-EXPO und haben auch eine Firmenbesichtigung bei ‚Stern‘ gemacht“,
schwärmt der Weyher. Besonders beeindruckt war er von
seinem Besuch in der „Pinball
Hall of Fame“ in Las Vegas,
die die größte Flipper-Sammlung der Welt beinhaltet. In
der Hochzeit der Flipper, in
den 80er Jahren, seien 90 Prozent der Geräte für den deutschen Markt hergestellt worden. „Die Amerikaner kaufen
jetzt viel auf – zu gigantischen
Preisen“, so Goldmann. In
Deutschland sei ein gebrauchtes, schlecht erhaltenes Gerät
schon ab 100 Euro erhältlich,
ein seltener Flipper oder gar
ein Prototyp könne durchaus
30.000 Euro kosten.
Genau wie die German Pinball Association verfolgt auch
Goldmann das Ziel, den Flipper als Kult- und Kunstobjekt