Predigt (mit Apfelstück) im Familiengottesdienst am Erntedankfest 4.10.2015 von Pastor J. Kemper in der Dreifaltigkeitskirche Hannover Liebe Kinder und liebe Erwachsene, liebe Gemeinde am Erntedankfest, nun haben wir alle so ein schönes Apfelstück in der Hand. Bitte esst es aber noch nicht gleich. Ich möchte nämlich dieses Apfelstück mit Euch und Ihnen ein wenig anschauen und darüber nachdenken. Ich weiß, das ist jetzt gar nicht so einfach. Da sieht man so einen schönen Apfel und es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, und dann soll man abwarten - das ist schwer! Ich verspreche euch: es dauert nicht lange, dann werden wir den Apfel auch essen. Schaut Euch doch mal die Schale an. Viele von Euch wissen: die besten und wichtigsten Teile des Apfels sind direkt unter der Schale. Wisst ihr, wie man die nennt? Genau: die Vitamine. Die meisten Vitamine sind da direkt drunter. Deshalb ist es auch das beste, den Apfel nicht zu schälen, sondern die Schale mit zu essen. Vorher muss man den Apfel natürlich gut waschen. Und dann ist so ein Apfel richtig gesund: an apple a day, keeps the doctor away. Wer jeden Tag einen Apfel isst, braucht nicht so oft zum Arzt zu gehen. Welche Farbe hat Euer Apfel? Rot oder grün oder gelb? Die meisten Äpfel sind erst einmal grün. Aber durch die Sonne kriegen manche dann eine andere Farbe, je nach Sorte. Es gibt ja ganz viele verschiedene Apfelsorten. Wer von Euch kennt denn eine Apfelsorte? (Boskop, Cox Orange, Martini,….) Jetzt möchte ich Euch bitten, mal an dem Apfelstück zu riechen. Geht doch mal mit eurer Nase ganz nah an den Apfel heran. Am besten macht ihr die Augen dabei zu, dann könnt ihr euch ganz auf das Riechen konzentrieren. Und lasst ruhig mal die Augen einen Moment geschlossen, dann erzähle ich euch dazu etwas und ihr vielleicht seht in euren Gedanken die Bilder dazu. Das ist ein bisschen wie Bilderbuch angucken. Also: riecht mal an eurem Apfelstück und lasst die Augen dabei zu. (Und liebe Erwachsenen, Sie genauso!) Wenn ich an dem Apfel rieche, dann sehe ich in meinen Gedanken einen wunderschönen Apfelbaum vor mir. Ich gucke mal hin: ist das ein großer oder ein kleinerer Baum? Ist der ganz gerade gewachsen oder ist der eher ein bisschen krumm? Jedenfalls ist es ein schöner Baum. Ich sehe auch, wo der Apfelbaum steht. Vielleicht in einem Garten, in dem ich mal gewesen bin. Oder auf einer Wiese, auf der wir zum Apfelpflücken waren. War das schön. So eine tolle Ernte. Erst hingen die Äpfel am Baum, leuchteten gelb und rot, und dann haben wir gepflückt und gepflückt. Mehrere Körbe voll. Auch die runtergefallenen Äpfel haben wir aufgesammelt. Daraus haben wir später schönes Apfelmus gemacht. (Gibt´s nachher übrigens auch.) Jetzt riechen wir noch mal an dem Apfel. Hmm! Frisch riecht der und gesund. Ob er süß schmeckt oder noch ein bisschen sauer ist? Und ob er schön knackig ist? Jetzt machen mal wir die Augen auf. Wir gucken unser Apfelstück an und jetzt beißen wir mal ein Stück ab. Nicht gleich alles, erst nur ein bisschen. Genießt es. Und dann macht ruhig noch mal die Augen zu und konzentriert euch jetzt ganz auf das Schmecken. Augen zu – und schmecken. Wie schmeckt Euer Apfel? Ist er schön süß oder ein bisschen sauer? Wisst ihr noch: Die Sonne hat vorhin gesagt: ich muss ganz viel scheinen, damit die Äpfel nicht sauer sind. Könnt ihr die Sonne in eurem Apfelstück schmecken? „Liebe Sonne, wer hat dich geschickt?“ so haben die Apfelblüten gefragt. „Der liebe Gott hat mich geschickt.“ Liebe Kinder und liebe Erwachsene: könnt ihr das Aroma von Gott in eurem Apfelstück schmecken? Und ist der Apfel auch saftig? Schmeckt er auch schön frisch? Das hängt mit dem Wind und dem Regen zusammen. Die hat auch der liebe Gott geschickt. Könnt ihr den Regen und den Wind schmecken? Und den Geschmack von Gott. Es gibt ein schönes kleines Lied vom Regen und Wind, das können wir mal ganz leise singen. „Heyo, spann den Wagen an…“ Jetzt schauen wir das Apfelstück noch einmal an. Ich weiß: das Abwarten ist ganz schön schwer. Ich glaube, das geht uns allen so. Wir sehen was Schönes und möchten es gleich haben. Und möchten es gleich kaufen. Und möchten es gleich essen. Das war schon bei Adam und Eva so. Gerade bei dem einen besonders tollen Baum, der da mitten im Garten stand. Aber Gott hatte gesagt: von dem einen Baum sollt ihr nicht essen. Von allen anderen könnt ihr euch was abpflücken, aber von dem nicht. Aber Adam und Eva haben trotzdem davon gegessen. Sie konnten ihre Gier nicht zurückhalten. Und wisst ihr, das führt bis heute zu ganz schlimmen Sachen, wenn Menschen sich in ihrer Gier nicht zurückhalten können. Dadurch geht soviel kaputt, Menschen werden dadurch verletzt, ganze Länder werden dadurch zerstört, ja, dadurch ist unsere ganze Erde gefährdet. Fast ist es, als würde das Apfelstück uns sagen wollen: passt auf, liebe Menschen: . Haltet euch zurück, seid nicht zu gierig. Sonst gibt es bald keine Apfelbäume mehr. Ja, das kleine Apfelstück kann zu einer Erinnerung für uns werden, zu einer Mahnung, dass wir nicht so gierig mit den Gaben der Erde umgehen. Das gilt natürlich nicht nur für Äpfel, sondern auch für andere Sachen. Für Fleisch, für Fisch, für Erdöl. Oder für andere wertvolle Bodenschätze. Wenn das kleine Apfelstück sprechen könnte, hätte es uns viel zu sagen. Dass man Äpfel gut teilen kann, zum Beispiel und vieles andere kann man auch teilen. Brot. Spielzeug. Geld. Oder Häuser und Wohnungen. Die können wir mit Menschen teilen, die ihr Zuhause verloren haben. Das Apfelstück erinnert uns daran: du kannst teilen. Mach es so, wie es dir möglich ist. Ja, dieses kleine Apfelstück hat einiges zu sagen. Eins muss ich auch unbedingt noch erzählen. Das hat Martin Luther einmal gesagt, ihr wisst, der vor ungefähr 500 Jahren die evangelische Kirche gegründet hat. Damals haben die Menschen ja oft Angst gehabt. Vor Gewitter und Feuer, vor Seuchen und Krieg. Sie haben sich große Sorgen gemacht, und manchmal sie gedacht: jetzt geht bald die Welt bald unter. Aber Martin Luther ganz fröhlich gesagt: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, so will ich doch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Deshalb erinnert mich das kleine Apfelstück an eine große Hoffnung. Gott schickt die Sonne, den Wind und den Regen. Er schickt uns immer wieder neue Hoffnung. Und das können wir auch an dem kleinen Bennit erkennen, den wir eben getauft haben. Er ist nicht nur ein „Volltreffer Gottes“, wie der Kinderchor gesungen hat, er ist auch ein Zeichen der Hoffnung! Wie einmal ein ganz weiser Mensch gesagt hat: „Jedes Kind bringt die Hoffnung, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.“ Jedes Kind, denn Gott hat es geschickt. Jedes Kind. Wie schön, dass Bennit da ist. Wie schön, liebe Kinder, dass ihr da seid. Amen
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