findest du einen Auszug aus dem Interview mit Jens Mihm, welches

Trainerwechsel bei Volleya Obwalden
Nach vier erfolgreichen Jahren verlässt Trainer Jens Mihm den Obwaldner
Volleyball Club. Im nachfolgenden Interview erklärt er, was ihn dazu bewegt
hat, seine Zelte in der Schweiz abzubrechen.
BS: (Auszug aus dem Interview mit Jens Mihm, geführt im Juli 2015)
Was waren deine Überlegungen, den Vertrag nicht mehr zu erneuern?
An der Sportschule in Cottbus, meiner Heimatstadt, wo ich geboren und aufgewachsen bin,
war eine Stelle als Trainer ausgeschrieben. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile hatte
ich mich entschieden, den Verein frühzeitig über meine Bewerbung für diese Stelle in
Kenntnis zu setzen und den Vertrag auslaufen zu lassen. Das war zwar etwas gewagt, denn
die Stelle hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf sicher. Es war mir ein Anliegen, dass
dem Verein genügend Zeit bleibt, die Nachfolge zu regeln.
Das Zusammenleben von Schweizern und Deutschen wurde in den Boulevard-Medien
wiederholt als etwas kompliziert dargestellt. Wie wurdest du im eher traditionellen Obwalden
aufgenommen?
Das sehe ich ganz entspannt. So, wie man in den Wald ruft, so tönt es auch wieder heraus.
Ich habe keine negativen Sachen erlebt, was mich komplett unglücklich gemacht hätte. Als
Trainer gehört es zu meinen Aufgaben Überzeugungsarbeit zu leisten, damit jemand nicht
zwei-, sondern drei- oder viermal zum Training kommt. Das ist mir mit der U15 gelungen. Mit
dem vermehrten Training häuften sich auch die Erfolge. Generell agiert der Sport aber in
einem schwierigen Umfeld, denn Schule und Ausbildung stehen im Vordergrund und
konkurrieren zusätzlich mit anderen Freizeitangeboten.
Gibt es da Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland?
Nicht grundlegend, es ist eher so, dass man sich in Deutschland auf eine Sache konzentriert
und sich mit ganzer Kraft engagiert. Es gilt aber generell für entwickelte Industrieländer, dass
heute viel Spass in der Freizeitgestaltung vermehrt eine Forderung ist. Muss jemand auf die
Zähne beissen, hat er schon bald Mal keine Lust mehr. Das hat nichts mit der Schweiz und
Deutschland zu tun, das ist eher Wohlstand bedingt.
Inwieweit konntest du die im Vorfeld gesteckte Zielsetzung erreichen?
Zuerst war es für mich erst mal die Möglichkeit, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich bin
mit dem Ziel gekommen, die Nachwuchsförderung bei Volleya Obwalden aufzubauen. Dem
Verein war das schon seit längerem klar, dass die Jugend nicht systematisch genug
aufgebaut wurde und dass da Handlungsbedarf bestand. Zu Beginn haben uns in etwa drei
Jahre gefehlt, in denen die Sichtung und Förderung der Talente ausgesetzt waren. Das war
zwar kein Grund zur Panik, aber zu Beginn ging es darum, junge Spielerinnen möglichst
schnell auf das entsprechende Niveau zu bringen. Für alle Beteiligten war es ein hartes
Stück Arbeit und kostete viel Zeit und Überzeugungskraft, zu vermitteln, dass wieder volles
Engagement gefragt war.
Neben den Nachwuchsligen konntest du in der letzten Saison die Damen der NLB führen
und hast mit ihnen frühzeitig den Einzug in die Playoff-Runde geschafft. Wie siehst du
rückblickend die Meisterschaft 2014/2015?
Im Vorfeld der Meisterschaft ging es darum, das Team zusammenzustellen und zwei
Spielerinnen vom Volleyteam Hasle zu integrieren. Ich kannte die beiden und dachte mir,
dass sie gut zu unserem Vereinskonzept passen würden. Die Hälfte des Kaders wurde durch
neue Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft besetzt. Im Juli haben wir dann mit den
ersten Trainings begonnen. Nach einer Zeit des Umbruchs war allen Spielerinnen klar, was
von ihnen erwartet wurde. Entsprechend gut haben sie von Beginn weg trainiert und waren
auch bereit, Zusatztrainings zu leisten. Ein paar Änderungen am Spielsystem wurden
vorgenommen und viele, viele Gespräche geführt, besonders mit den Damen, welche
verletzt waren oder noch nicht viel gespielt hatten. Der Mix zwischen routinierten
Spielerinnen und solchen ohne ausreichende Spielpraxis hat sehr gut geklappt. Die
erfahrenen Spielerinnen haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und ein starkes Team
geformt. Drei, vier erfolgreiche Spiele zu Beginn der Meisterschaft waren extrem motivierend
und haben das Team zusätzlich gefestigt. Mit dem frühzeitigen Erreichen der Playoffs im
letzten Spiel gegen den FC Luzern, mussten wir neue Ziele vereinbaren. Ab da ging es
darum, junge Spielerinnen ins Spiel einzubauen und das war eigentlich auch die
Schwierigkeit für den Rest der Saison.
Unterscheiden sich Volleya-Spielerinnen von anderen Spielerinnen, mit welchen du trainiert
hast?
Unsere Spielerinnen sind sehr ruhig im Spiel und versuchen mehr mit Köpfchen und Willen
das Spiel zu gewinnen. Es ist so, dass sie einfach nicht so arrogant wirken können, nicht so
diese Typen sind, die wir auch als arrogant empfinden, die aufs Feld gehen und sagen: “He
ihr da drüben, ihr könnt gar nichts“.
Wo hat sich das NLB-Team im letzten Jahr gesteigert und wo besteht noch
Handlungsbedarf?
Rein Volleyball-technisch hat sich jede Spielerin extrem verbessert. Ebenfalls steigern
konnten wir uns in Annahme und Service, den zentralen Elementen. Besonders gefallen hat
mir, dass die Spielerinnen Spass am Spiel hatten und sich ernsthaft bemüht haben meine
Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Wo man sich noch steigern kann, ist schwierig zu
sagen, denn auch dieses Jahr wird es Veränderungen im Team geben. Von Vorteil wäre
sicher ein Mentaltrainer, welcher die Spielerinnen individuell beobachten und vorwärts
bringen würde, denn Volleyball findet oft im Kopf statt. Individuell kann man zwar immer
wieder Fortschritte machen, aber wenn ich mich aufs ganze Team beziehe, dann wird es
schwierig etwas zu finden, denn sie haben schon sehr gut gespielt.
Neben deiner Tätigkeit für Volleya Obwalden warst Du auch noch für den VBC Malters
(Erstliga Herren) tätig, an der Talents School Luzern und bei der Swiss Volley Regionen
Auswahl. Was treibt dich zu einem solchen Engagement?
Malters hatte mich gefragt und ich fand das eine interessante Sache, weil ich mit HerrenTraining noch gar keine Erfahrung hatte. Es war ein junges Team mit ein paar Junioren und
hat sich vielversprechend angehört. Und, ich wollte es einfach probieren. Sicherlich ist es viel
Aufwand, aber man kann schon sagen, dass ich Volleyball-verrückt bin. Man muss aber
auch wissen, wann es genug ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man drei Spiele an
einem Tag hat. Da muss man sich emotional etwas zurückhalten, damit man das verkraftet.
Welches waren die Höhepunkte im Dienste von Volleya Obwalden?
Der überraschende Schweizer Meistertitel der U-13, das berührt mich, oder der Aufstieg der
zweiten Mannschaft in die zweite Liga und der Aufstieg der 3. Mannschaft in die 3. Liga.
Dazu der Erfolg der NLB im letzten Jahr, weil es riesig Spass gemacht hat und weil es
emotionale, spannende Spiele gab, wo auch das Heimpublikum voll mitging. Das finde ich
beim Sport und vor allem für Obwalden, sehr wichtig. Ebenso die U-15SM, weil eine HeimSM einerseits immer etwas Besonderes ist und anderseits, weil wir mit einem ganz jungen
Team den 7. Platz erreicht haben und die meisten Spielerinnen nächstes Jahr nochmals U15
spielen können.
Generell, hat sich das „Abenteuer Schweiz“ für dich gelohnt?
Ja, ganz klar. Diese vier Jahre haben mir geholfen, mich zu entwickeln, als Mensch, als
Trainer, um schlussendlich die Spielerinnen vorwärts zu bringen. Das ist es, was am Ende
zählt. Und der Verein hat mir auch die Möglichkeit geboten, mich fortzubilden. Auch einzelne
Förderer und andere Trainerkollegen haben meine Zeit in der Schweiz bereichert und mich
geprägt. Ebenfalls habe ich einige sehr tolle Menschen kennen gelernt, die auch weiterhin
Teil meines Lebens bleiben werden.
Ist eine Rückkehr in die Schweiz ausgeschlossen, oder anders gefragt, wann sieht man dich
wieder?
Man soll niemals, nie sagen, daher möchte ich es nicht generell ausschliessen. Zuerst ist es
aber mal nur ein Wunsch einmal pro Jahr hier zu sein um die bestehenden Kontakte zu
pflegen. Definitiv bestätigen kann ich das nicht. Ich muss das zuerst mit meinem neuen
Arbeitgeber besprechen.
Möchtest Du noch einen Kommentar zu deiner persönlichen Zukunftsaussicht abgeben?
Die neue Stelle bietet mir die Möglichkeit ein grösseres soziales Umfeld aufzubauen, was
bisher nur beschränkt möglich war. Natürlich möchte ich auch mal Familie haben, ich bin
jetzt 31, noch nicht so in einem Alter, aber das ist mein Wunsch und das wird nun besser
möglich sein.
Jens, vielen Dank für das interessante Gespräch
Bitte, gerne geschehen.
Ich wünsche Raiffeisen Volleya Obwalden alles Gute und hoffe, dass der Verein weiterhin so
zusammen wächst und die Kinder aus der Region in dem Masse gefördert werden, damit
man mit Stolz sagen kann, zu diesem Verein zu gehören.
Anmerkung:
Volleya Obwalden konnte bereits einen Nachfolger verpflichten und wird
diesen, vor Saisonbeginn, der Öffentlichkeit in einem ähnlichen Interview
vorstellen.