40-jähriges Priesterjubiläum von P. Subprior Bernhard Vošicky OCist in Heiligenkreuz am 13. Sonntag im Jahreskreis B am 28. Juni 2015 Abt Dr. Maximilian Heim OCist Lieber Jubilar, lieber P. Subprior, hwst. Herren Äbte, lieber Rektor unserer Hochschule, verehrter Regens und liebe Seminaristen, liebe Mitbrüder, liebe Angehörige und Freunde unseres Jubilars, liebe Beichtkinder, Schwestern und Brüder in Christus. Der Zeitgeist zog auch in die Kirche ein, oder wie es der Konzilspapst Paul VI. am 29. Juni 1972, dem 9. Jahrestag seiner Krönung in der Homilie wörtlich formulierte: "Ich habe das Gefühl, dass durch eine Ritze der Rauch des Satans in den Tempel Gottes eingedrungen ist." Morgen jährt es sich zum 40. Mal, dass der selige Papst Paul VI. Dich auf dem Petersplatz mit 358 weiteren Diakonen aus aller Welt zum Priester geweiht hat. Unter ihnen auch der heutige, uns sehr verbundene Erzbischof von Colombo, Malcolm Kardinal Ranjith. Welches Wort können wir über Dein Leben als Seelenhirte schreiben? „In Liebe heilen!“ 1971 heiratete Dein Regens. Auch sein Vertreter legte das Priesteramt nieder. Der neue Regens Josef Toth, der aus Westungarn stammte und die Not der verfolgten Kirche kannte, verstand es das Vertrauen der Seminaristen zu gewinnen. In Liebe heilen – so lautet der Titel Deiner Dissertation über den hl. Bernhard. Und er gab Dir gleichsam sein Leitwort als Primizspruch mit auf Deinen Weg: „Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß“ In Liebe heilen – das konntest Du schon von Deinen einfühlsamen Eltern in der Arztpraxis Deines Vaters, die nun Dein Bruder Karl weiterführt, lernen. Wie viele Menschen jeglichen Standes kamen in diese Praxis. Für Deine böhmische Großmutter, die gern Deinen Vater als Priester gesehen hätte, war Deine Berufung sicher miterbetet und eropfert. Und dann kam Deine Firmung durch Weihbischof Jakob Weinbacher in Klosterneuburg am 18. Mai 1963, ein Datum, das Du nicht vergessen konntest. Denn als du zum Altar hinaufgingst, um die Firmung zu empfangen hörtest Du plötzlich eine Stimme: „Du sollst Priester sein!“ Im Revolutionsjahr 1968 gingst Du ins Wiener Priesterseminar. Ihm konntest Du auch Dein Herz öffnen, ins Stift Heiligenkreuz eintreten zu wollen. Bei einem Besuch in Heiligenkreuz hörtest Du plötzlich bei der Komplet beim Salve Regina die Stimme Mariens: „Da gehörst Du her. Du bist Zisterzienser.“ Schon 1972 wurdest Du eingekleidet und bekamst den Namen Bernhard. Im Jahr darauf wurdest Du von Abt Franz zum Studium nach Rom geschickt. Und dann folgte die größte Überraschung: Priesterweihe durch den seligen Papst Paul VI. im Heiligen Jahr 1975. Mit dem Dominikaner P. Tomaš Týn aus der Tschechoslowakei, der sein Leben an diesem Tag Gott für die Befreiung seiner Heimat anbot, betest Du die Marienweihe: „Ich bin ganz Dein meine Königin, und alles, was ich habe, ist Dein.“ - Am 1. Jänner 1990 nahm Gott sein Opfer an und er starb kurz nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs an einer schweren Krankheit. Du erfuhrst vom Herrn: dass es dem Priester aufgetragen ist zu opfern und selbst ein Oblatus zu sein, einer der sich ganz hingibt. Dich führte P. Prior Walter 1 Schücker in diese Schule der Hingabe, des Dasein für die anderen: Beichte, Gebet, Opfer, Krankensalbung, Begleitung von Sterbenden – So begleitetest Du den Diener Gottes Abt Karl Braunstorfer in seinem Heimgang zu Gott. Und Du wurdest Professor für Liturgiewissenschaft an unserer Hochschule und hast die ordentliche Pfarrseelsorge in Heiligenkreuz, Siegenfeld zunächst als Kaplan und Kirchenrektor und schließlich als Pfarrer in Maria Raisenmarkt, in Sulz und schließlich als Stiftspfarrer in Heiligenkreuz auf Dich genommen. Außerdem bist Du ein gefragter Spiritual vor allem bei den Vorauer Marienschwestern und regelmäßig in den katholischen Medien, vor allem in Radio Maria zu hören. Dem Priester ist es aufgetragen zu opfern und sich ganz hinzugeben. Lieber P. Subprior und Jubilar, die Stunde gebietet es, dass jetzt das Evangelium des heutigen Sonntags zu uns sprechen soll. Es ist, als wäre es vom Herrn für Dein Jubiläum vorgesehen. Auch über dieses Evangelium könnten wir Dein Lebensmotto schreiben: In Liebe heilen. Nur durch die Berührung des Gewandes Jesu wurde die blutflüssige Frau gesund. Nur durch zwei Worte erweckt Jesus die Tochter des Jairus vom Tod. – Dem modernen Menschen fällt es schwer, dies zu glauben. Und wir? Ein Eingreifen Gottes, das die Naturgesetze übersteigt, will uns sagen: Es gibt Heil, das ich mir nicht selbst bereiten kann. Jesus wirkt diese Zeichen nicht aus Sensationsgier, sondern um unser Vertrauen auf Gott zu wecken, der unser Leben trägt. Der Synagogenvorsteher Jairus. Sein Name bedeutet: Gott ist mein Licht. Er fällt Jesus zu Füßen und fleht ihn um Hilfe an. Das ist ungewöhnlich. Es geht ja um sein einziges Kind. „Meine Tochter liegt im Sterben, komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird.“ Und Jesus geht mit ihm. Unterwegs drängt sich die an Blutfluss leidende Frau an ihn heran. Zwölf Jahre schon leidet sie an Blutungen. "Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben. Aber es hatte ihr nichts genützt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden" (Mk 5,26). Wirklich eine Leidensgeschichte, die das Leben schrieb. Eine Geschichte, die auch heute viele durchmachen. Sie rennen von Arzt zu Arzt mit ihrem Leiden. Und das schon seit Jahren. Der eine verschreibt dies, der andere verordnet jene Behandlung. Immer wieder Hoffnung: Der wird mir helfen. Und immer wieder Enttäuschung. Dieses Evangelium erinnert uns doch daran, dass der Glaube heilt. In Liebe heilen. Das hat uns der Herr vorgemacht. Er wurde deshalb so bedrängt. Wie oft bist Du bedrängt von Deinen Beichtkindern. Sie spüren, dass da eine Kraft von der Beichte ausgeht, die alles menschliche Vermögen übersteigt. Gehen wir zurück zum Evangelium: 12 Jahre hatte die Frau gelitten. 12 ist in der Bibel eine zeichenhafte Zahl und beschreibt die Fülle der Zeit und der göttlichen Bestimmung. Als sie Jesus jetzt vor sich sieht, erkennt sie: Er allein der kann mir helfen. In diesem Glauben berührt sie nur den Saum seines Gewandes. Wer hat mich berührt? fragt Jesus. Sie fällt zitternd vor Furcht vor ihm nieder. Jesus macht ihr keinen Vorwurf: Du hast recht getan: Geh in Frieden. Du sollst von deinem Leiden geheilt sein" (Mk 5,33). Inzwischen kommt wenig einfühlsam aus dem Haus des Jairus die Nachricht vom Tod des Mädchens. „Deine Tochter ist gestorben. Was bemühst du den Meister noch länger?“ 2 Auch solche scheinbar aussichtlosen Situationen kennst Du. Und Du kannst mit Jesus gleichsam sprechen: „Sei ohne Furcht! Glaube nur!“ Als Jesus zu den Umstehenden sagt: „Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur“. Da lachen ihn die Leute aus. Sie konnten an seine göttliche Vollmacht nicht glauben. Jetzt lässt Jesus nur noch die Eltern und die drei Jünger mitkommen. Er fasst die Tote an der Hand und sagt „Talita kum“. Diese einfachen Worte haben sich tief ins Herz der Jünger geschrieben. Und sie haben sie wortwörtlich im Aramäischen im Evangelium wiedergegeben. Dieses „Talita kum“ heißt keineswegs nur „Mädchen steh auf“. Nein, so nüchtern hat Jesus in diesem Moment nicht gesprochen. Talita heißt: „Lämmchen“. Ein aramäisches Kosewort und bedeutet: Kleines Lamm, „Lämmchen, steh auf“, sagt Jesus zu der Zwölfjährigen. Wie viel Zärtlichkeit, wie viel Wärme, wie viel erbarmende Liebe ist in diesem Wort. Und auf dieses Wort des Herrn hin erhebt sich das Kind sofort und steht auf. Die Eltern sind fassungslos. Jesus reagiert nüchtern: Macht kein Aufsehen! Gebt dem Mädchen etwas zu Essen. Paulus sagt heute uns in der 2. Lesung: „Ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen.“ Lieber P. Bernhard, noch vieles müsste ich erwähnen: die vielen Bekehrungen, Taufen, Konversionen, Wiedereintritte. Christus hat uns wirklich durch seine Armut am Kreuz reich gemacht: Freude am Untergang der Lebenden. … Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt.“ Im Kreuz aber ist Heil und Leben! Heute müssen wir danken mit Maria, die in diesem Sieg auf Golgatha zu unserer Mutter und zur Mutter der Kirche wurde. Sie schenkt Dir ihr Unbeflecktes Herz, ja ihr von Liebe brennendes Herz, das Du als Seelenhirte brauchst. Sie ist die Mutter der Priester. Der Weg zum Erbarmen Gottes führt über Maria. Du, lieber P. Bernhard, sagst es uns mit dem Heiligen Bernhard in einem wunderbar einfachen Satz: „Ubi Maria, ibi cor Dei. Wo Maria ist, da ist Gottes Herz.“ Oder wie es Papst Benedikt XVI. hier von diesem Ort aus verkündete: „Wo Maria ist, da ist das Urbild der Ganzhingabe und der Christusnachfolge. Wo Maria ist, da ist das pfingstliche Wehen des Heiligen Geistes, da ist Aufbruch und authentische Erneuerung.“ „Plus ardere quam lucere. Mehr brennen als leuchten!“ Das ist Dein bernhardinischer Feuereifer, der Dich mitten in der Verborgenheit des Beichtstuhls zu einem alter Christus werden lässt. Mit brennendem Herzen, entfacht vom marianischen Feuer eines heiligen Bernhard von Clairvaux, das in dir glüht, weckst Du Berufungen, indem Du lebst, was seit 40 Jahren Dein Leben als Priester bestimmt: „Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß.“ Amen. Wir beten Dich an Herr Jesus Christus und preisen dich, denn durch Dein hl. Kreuz hast Du die Welt erlöst. Es geschieht auch heute noch Erlösung und Befreiung durch sein Kreuz. Nur diese Liebe heilt. Denn wie in der 1. Lesung hörten: „Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine 3
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