Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW Möglichkeiten der Spurenstoffelimination in der Kläranlage Ennigerloh Verfahrensschritte zur Mikroschadstoffentfernung Vorbehandlung Mikroschadstoffentfernung Nachbehandlung keine PAK-Adsorption GAK-Adsorption Ozonung keine Art des Projekts: Machbarkeitsstudie zur möglichen Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Ennigerloh mittels PAK-Adsorption, GAK-Adsorption und Oxidation durch Ozon. Anlagenbeschreibung: Die Kläranlage Ennigerloh ist eine einstufige Abwasserreinigungsanlage mit konventioneller mechanischbiologischer Reinigung und Kaskadendenitrifikation. Zur Schlammbehandlung dient die anaerobe Stabilisierung. Der Kläranlagenablauf wird in den Biesterbach geführt, der nach wenigen Kilometern in die Angel mündet, die einen unbefriedigenden ökologischen Zustand aufweist. Einwohnerwert (Ist): Einwohnerwert (Ausbau): Jahresabwassermenge: Jahresschmutzwassermenge: Frischwassermenge: Bemessungszufluss 4. Reinigungsstufe: Ablaufwerte der Kläranlage: CSBmax: Pmax: 22.000 E 30.000 E 2,18 Mio. m³/a 1.354.430 m³/a 1.807.430 m³/a 309,25 m³/h 43 mg/L 0,313 mg/L 2 Veranlassung und Ziele Die Spurenstoffakkumulation in der Umwelt gerät immer mehr in den Fokus. Es ist bekannt, dass ein Großteil der Kläranlagen eine Vielzahl der Mikroschadstoffe in die aquatische Umwelt emittiert, da die herkömmlichen Reinigungsstufen für eine Mikroschadstoffelimination nicht ausreichen. Die Kläranlagenbetreiber der Stadt Ennigerloh bewerten anhand dieser Machbarkeitsstudie ihre Situation und denken über eine Inanspruchnahme einer Förderung nach, um ihre Anlage ggf. nachzurüsten. Nach Beurteilung der aktuell erstellten Energieanalyse, in der über eine Aufgabe der Kläranlage Westkirchen und die Überleitung des Abwassers zur Kläranlage Ennigerloh nachgedacht wird, befasst sich der Betreiber nun mit dem möglichen Ausbau einer vierten Reinigungsstufe. 3 Begleitende Forschung In der Machbarkeitsstudie wurden die derzeit bekannten Verfahren zur Mikroschadstoffelimination verglichen und bewertet. Zudem wurde über alternative Verfahren bzw. Verfahrenskombinationen nachgedacht. Es stellte sich heraus, dass bei der PAK-Adsorption auf ein separates Sedimentationsbecken verzichtet werden kann und dass eine Tuchfiltration für die PAK-Abscheidung ausreicht. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde eine Variante vorgeschlagen, welche hinsichtlich der Abfolge der einzelnen Verfahrensstufen und der verfahrenstechnischen Abläufe (ohne Sedimentationsbecken) bislang noch nicht zur Mikroschadstoffelimination eingesetzt wurde. Bei der Vorzugsvariante wird PAK zunächst in einem Kontaktreaktor mit dem Wasser vermischt. Anschließend wird sie dem behandelten Wasser durch einen Tuchfilter ohne vorgeschaltetes Sedimentationsbecken wieder entnommen. Die vom Tuchfilter abgesaugte PAK wird dann in die Belebungsbecken rezirkuliert, wodurch eine erhöhte Eliminationsrate der Mikroschadstoffe zu erwarten ist und die für die Abwasserabgabe relevanten Parameter weitergehend reduziert werden können. Kläranlage Ennigerloh (ELWAS-WEB, 2014) Ennigerloh Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW 4 Angewandte Technologien 7 Verfügbare Dokumente und Quellen Untersuchte Varianten: •Variante 1.1: PAK-Adsorption im Kontaktbecken mit anschließender Sedimentation und Filtration mittels Tuchfilter •Vorzugsvariante 1.2: PAK-Adsorption im Kontaktbecken mit anschließender Filtration mittels Tuchfilter und Rezirkulation in die Belebungsbecken •Variante 1.3: PAK-Adsorption im Belebungsbecken mit anschließender Filtration mittels Tuchfilter nach der Nachklärung •Variante 2: GAK-Adsorption mittels DynaSand-Carbonfilter •Variante 3: Ozonung mit anschließender Filtration mittels DynaSand-Filter Harmjanßen, K., Rummler, M. (2014): Möglichkeiten der Elimination anthropogener Spurenstoffe in der Kläranlage Ennigerloh. Havixbeck. Die Variante 1.2 hat sich nach intensiver Kosten- und Nutzenbetrachtung durchgesetzt. Bei weitergehender Planung sollte ein möglicher Ausbau zur Variante 1.1 einbezogen werden, da es derzeit keine vergleichbare großtechnische Anlage gibt, die ohne ein Sedimentationsbecken betrieben wird. 8 Einrichtungen, Organisationen und Kontaktpersonen Für alle Varianten der PAK-Adsorption wurde zur PAK-Abscheidung die Tuchfiltration vorgesehen. Bei allen Varianten wurde auf eine zusätzliche Polymerzugabe verzichtet. Studien haben ergeben, dass diese keine Verbesserung hinsichtlich der Spurenstoffelimination und PAK-Abscheidung bewirkt (Pinnekamp, 2012; Zwickenpflug et al., 2010). Pinnekamp, J. (2012): Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen, insbesondere kommunaler Flockungsfiltrationsanlagen durch den Einsatz von Aktivkohle. RWTH Aachen, Aachen. Zwickenpflug, B., Böhler, M., Sterkele, B., Joss, A., Siegrist, H., Traber, J., Gujer, W., Behl, M., Dorusch, F., Hollender, J. (2010): Einsatz von Pulveraktivkohle zur Elimination von Mikroverunreinigungen aus kommunalem Abwasser. Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz, Dübendorf. Betreiber: • Stadt Ennigerloh Marktplatz 1 59320 Ennigerloh Planung: • Ingenieurbüro Rummler + Hartmann GmbH Hohenholter Straße 14 a Förderung: 5 Kosten und Wirtschaftlichkeit Die jährlichen Betriebskosten der einzelnen Varianten wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie anhand mittlerer Kostenannahmen ermittelt. Zusätzlich wurden die minimalen und maximalen Betriebskosten im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse aufgeführt. Die Investitionskosten aller Varianten lagen zwischen 1,32 und 2,88 Mio. Euro. Variante 1.2 lag bei 2,40 Mio. Euro. Bei den laufenden Jahreskosten ergab sich eine Preisspanne von 260.000 Euro/a bis 390.000 Euro/a. Hier lag die Variante 1.2 bei 260.000 Euro. Die spezifischen Kosten, bezogen auf die Frischwassermenge, lagen zwischen 36 und 51 Cent/m³ (36 Cent/m³ bei Variante 1.2), wobei eine Reduktion der Abwasserabgabe in den Kostenschätzungen nicht berücksichtigt wurde. 6 Betriebserfahrungen und Erkenntnisse 9 Impressum Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW Tel. (0221) 57402 - 53 [email protected] www.kompetenzzentrum-mikroschadstoffe.de Landesverband Nordrhein-Westfalen Tel. (0201) 104 - 2146 [email protected] www.dwa-nrw.de Zur Vorzugsvariante 1.2 gibt es derzeit keine großtechnischen Betriebserfahrungen. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass sich die angewendeten Verfahren der Variante 1.2 sehr gut zur Spurenstoffelimination eignen (Pinnekamp, 2012; Zwickenpflug et al., 2010). Diese Variante ist, im Vergleich zum derzeit häufig umgesetzten AFSF-Verfahren, wesentlich günstiger. Die zu erwartende Eliminationsrate sollte vergleichbar sein. Ennigerloh, Stand: 20.08.2015
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