Gewusst wie! - Innovative Verwaltung

Gewusst wie!
Ein Leitfaden
für Autorinnen und Autoren
Wer einen Artikel verfasst, möchte auch, dass er aufmerksam gelesen wird. Aber jeder weiß aus eigener
Erfahrung: Was sich einem beim ersten Lesen nicht
erschließt, legt man schon nach kurzem wieder aus der
Hand.
Ist man nun selbst Autor/Autorin, will man es besser
machen. Gekonnt schreiben - das ist erlernbar. Aber
wie soll das "Was", das Thema, dargestellt werden?
Gewusst wie! Gekonnt schreiben - das ist erlernbar.
Der Schlüssel zu einem gelungenen Fachartikel ist ein
hoher Informationsgehalt, der konkret und übersichtlich vermittelt wird. Ideal ist es, die Leserinnen
und Leser mit dem Text emotional zu binden. Es sollten Bilder in ihren Köpfen entstehen. Möglichst anschauliches Schreiben ist daher ein Muss.
Diese Broschüre soll Ihnen als Leitfaden für Ihre
Artikel dienen.
Inhalt
Seite
1 Das Konzept
4
2 Die Gliederung
7
Wie gliedere ich
meinen Text? - Ein Beispiel
8
3 Treffende Formulierungen
10
4 Fotos/Grafiken/Tabellen/Kästen
14
5 Die abschließende Korrektur
16
6 Was man aus Texten lernen kann - Beispiele
20
Impressum
Herausgeber:
Verantwortlich:
Text:
Layout:
Druck:
Datenzentrale Schleswig-Holstein in
Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei
Schleswig-Holstein
Holger Förster, Dr. Dirk Stangenberg
Isabel Vollmann
Rüdiger Krull
Hausdruckerei der DZ-SH
Altenholz 2003
4
1
Das Konzept
Zu einem guten Artikel gehört ein durchdachtes Konzept. "Einfach loszuschreiben" schadet der Güte des
Textes und letztlich auch dem Aufwand für den Autoren/die Autorin. Denn nachträglich einen roten Faden
in einen bereits geschriebenen Text einzubauen, ist
zeitintensiv und mühselig. Deshalb empfiehlt es sich,
vor dem Ausformulieren ein Konzept für den Artikel zu
entwickeln.
Das Allgemeine: Die 6 W-Fragen
Jeder Autor/jede Autorin muss sich selbst zunächst
die 6 W-Fragen stellen.
Was?
Wer?
Wann?
Wo?
Wie?
Warum?
Die Antworten auf diese Fragen sollten in jedem Text
enthalten sein.
Die Details
In einem zweiten Schritt sind die Details an der Reihe. Die Informationen müssen so ansprechend aufbereitet werden, dass ein "griffiger" Artikel entsteht.
Sich die folgenden Fragen zu stellen, kann hierbei
helfen.
5
Was ist mein Thema?
Möchte ich etwas Neues darstellen oder etwas bereits
Bekanntes vertiefen und weiter publik machen?
Welches ist der aktuelle Anlass?
Die Leserinnen und Leser müssen erkennen, war rum dieser Artikel gerade jetzt veröffentlicht
wird.
Wen will ich erreichen?
Man muss sich genau darüber im Klaren sein, wen der
Artikel ansprechen soll. Bei der Zielgruppe "Bürgermeister" muss man beispielsweise anders formulieren
als bei der Zielgruppe "normale Bürger". Je nach
Adressat lässt sich auch unterschiedliches Fachwissen
voraussetzen.
Welche Aussagen muss ich treffen?
Eine entscheidende Aufgabe des Autoren/der Autorin ist
es, aus der großen Menge von Informationen die Hauptaussagen herauszufiltern. Sie müssen sich wie ein roter Faden durch den Text ziehen. Einige wichtige
Nebenaussagen können die Hauptaussagen dann ergänzen.
Einer Tatsache muss sich der Autor/die Autorin aber
bewusst sein:
In einem gut lesbaren
Artikel können und sollen nicht alle Aspekte
eines Themas erschöpfend
erwähnt werden.
Man muss sich auf die wesentlichen Punkte konzentrieren, um die Leserschaft nicht zu verwirren. Ein zu
langer oder unübersichtlicher Text verfehlt seine
Wirkung.
6
Welche Wirkung möchte ich erzielen?
Mit einem Artikel ist immer auch eine Botschaft verbunden: Bei den Leserinnen und Lesern soll eine bestimmte Wirkung erzielt werden.
Um sie hervorzurufen, müssen überzeugende Argumente
angeführt werden. Die Aussagen müssen durch den Autor/die Autorin und dessen/deren Recherche gesichert
sein. Quellen sind genau anzugeben.
Ein erfolgreiches Hilfsmittel sind auch aussagekräftige Zitate. Sie steigern die Glaubhaftigkeit und
bringen mehr Leben in den Artikel. Selbstverständlich
müssen die wörtlichen Aussagen mit dem Zitatgeber
abgestimmt werden.
Finden Sie die passende Formulierung, damit Sie mit Ihrem
Artikel ins Schwarze treffen.
Auch Fotos, Grafiken, Tabellen und Kästen bieten eine
geeignete Möglichkeit, die gewünschte Wirkung zu unterstützen (vgl. Kapitel 4, S. 14 f.).
7
2
Die Gliederung
Eine inhaltliche Gliederung ist unumgänglich. Sie
dient dem Autor/der Autorin zur Gedankenorganisation
und den Leserinnen und Lesern zum deutlichen Erkennen
des roten Fadens. Diese innere Gliederung spiegelt
sich in einer äußeren wider. Dabei werden verschiedene Elemente genutzt (siehe auch S. 8 f.: „Wie gliedere ich ...“):
! Überschriften/Titel/Headlines
! die Dachzeile
! Leads
! Zwischenüberschriften
! Absätze und Abschnitte
! Kästen und Grafiken
Der Autor/die Autorin muss sich auch überlegen, zu
welchem Abschnitt er/sie wie viele Zeichen schreiben
will (absolute Zeichenzahl ggf. durch die Redaktion
vorgegeben).
Einige Grundregeln jedoch gelten für jeden Fachartikel:
Vom Wichtigen zum weniger Wichtigen
Vom Allgemeinen zum Speziellen
Das Thema durchzieht den Text wie ein roter Faden.
Die Argumente sind nachvollziehbar.
!
!
!
!
Zusammengefasst heißt das:
! Gruppieren Sie Ihre Aussagen sauber
und verständlich.
! Bilden Sie keine überlangen Absätze.
! Halten Sie die Gedankenfolge ein.
! Sprechen Sie eine klare Sprache:
Vermeiden Sie floskelhafte Erläuterungen oder häufige Wiederholungen
des gleichen Inhalts.
8
Wie gliedere ich meinen Text? – Ein Beispiel
Der richtige Sonnenschutz
Sicher und gesund durch den Sommer
Sonnencremes und Sonnenhüte – ein Muss
Der Sommer steht vor der Tür. Da stellt sich die Frage: Kann man ihn noch genießen, ohne der
Gesundheit zu schaden? Ein bewusster Umgang mit den Gefahren der Sonne ist in jedem Fall
nützlich.
Wärme, Strand, Sonne, gute Laune – das verbinden viele Menschen mit dem Sommer. Für manche ist
diese Jahreszeit sogar der Inbegriff von Glück und Freiheit. So positiv der Sommer auch erscheinen mag:
Er besitzt doch seine negativen Begleiterscheinungen.
Die Schattenseiten der Sonne
Gefährlich in „sonnigen Zeiten“ sind vor allem die ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen). Sie können
schmerzhafte Sonnenbrände und Sonnenallergien verursachen. Außerdem erhöhen sie das Hautkrebsrisiko und fördern das vorzeitige Altern der Haut.
Der richtige Schutz
Einer Tatsache sollten sich alle Sonnenanbeter bewusst sein: Die Haut vergisst nichts. Daher ist der
angemessene Umgang mit den Gefahren der Sonne angebracht:
! Vor Sonnenbränden schützen Sonnencremes, sofern sie dem Hauttyp angepasst sind. Besonders
hellhäutige Menschen müssen auf den entsprechend hohen Lichtschutzfaktor achten.
! Um einen kühlen Kopf zu bewahren, hilft der klassische Sonnenhut. Damit kein Hitzestau entsteht,
bietet sich immer eine luftige Garderobe an. Zugleich sollte die Kleidung möglichst lichtundurchlässig
sein. Auch eine hochwertige Sonnenbrille ist ein Muss.
! Wer sich sonnt, schwitzt auch. Die ausreichende Zufuhr von Mineralwasser und Fruchtsäften gleicht
den Flüssigkeitsverlust wieder aus.
! Es empfiehlt sich, auf ungewohnte Belastungen – wie Dauerläufe - in der Mittagshitze zu verzichten.
! Allgemein gilt: Niemand sollte die Kraft der Sonne unterschätzen. Auch im Schatten ist sie noch aktiv!
Bewusstsein bedeutet Sicherheit
Wer die Gefahren kennt, kann ihnen auch sicher begegnen. Geht man bewusst mit der Sonne um, kann
man den Sommer auf gesunde Weise genießen.
9
Wie gliedere ich meinen Text? – Ein Beispiel
Dachzeile: Die Dachzeile benennt das Thema mit wenigen Schlagworten. Sie ist i. d. R. kürzer als die
Überschrift.
Überschrift/Titel/Headline: Die Headline muss die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser erwecken.
Sie sollte kurz und aussagekräftig sein.
Unterzeile: Die Unterzeile ergänzt die Headline um weitergehende Informationen. Für sie gilt dasselbe wie
für die Dachzeile. Je nach Publikation wird entweder eine Dachzeile oder eine Unterzeile (oder keins von
beidem) gewählt.
Das Lead: Das Lead bietet eine kurze Zusammenfassung des Artikels. Hier erwähnt der Autor/die Autorin
nur die wesentlichen Aspekte. Dem Lead kommt eine wichtige Bedeutung bei. Es entscheidet maßgeblich
darüber, ob die Leserinnen und Leser weiterlesen oder die Publikation aus der Hand legen. Häufig ist der
Autor/die Autorin selbst erst am Ende des Schreibens so weit, ein prägnantes Lead zu formulieren. Dafür
sollten Sie sich Zeit nehmen.
Je nach Publikation werden diese Elemente unterschiedlich kombiniert. In der Regel jedoch finden sich in
Artikeln (mindestens) zwei der Elemente, z. B. die Dachzeile und der Titel oder der Titel und das Lead.
Meistens besteht für eine Publikation eine einheitliche Regelung. Sie ist in der jeweiligen Redaktion zu
erfragen.
Zwischenüberschrift: Zwischenüberschriften gliedern den Text in übersichtliche Abschnitte. Kurz und
bündig ist auch hier die Devise.
Aufzählungszeichen/Spiegelstriche: Sie gliedern eine Sammlung von Aussagen, die im Fließtext häufig
schwer lesbar werden. Auch hier gilt: Strukturierung erleichtert das Verständnis.
10
3
Treffende Formulierungen
So gut der Inhalt auch sein mag: Ohne die treffende
Formulierung verfehlt er seine Wirkung.
Lassen Sie keine Langeweile aufkommen
Gerade bei längeren Fachartikeln kann ein gleichförmiger Sprach- und Schreibstil auf Dauer ermüdend wirken. Daher ist ein Wechsel von längeren (maximal 20
Wörter) und kürzeren (maximal 10 Wörter) Sätzen angebracht.
Seien Sie bei der Wahl Ihrer Formulierungen abwechslungsreich, aber nicht um jeden Preis. Es ist besser,
eine Formulierung zu wiederholen, als auf sinn- und
sachverwandte Wörter oder Umschreibungen auszuweichen, die vielleicht sogar die Wirkung Ihrer Aussage
negativ beeinflussen. Schreiben Sie einmal mehr "Einsparung" statt "Kostendämpfungsmaßnahme" oder "günstiges Angebot" statt "Preisknüller".
Rhetorische Fragen bringen Abwechslung und lockern
den Artikel auf: Auf die Frage "Lassen sich in dieser
Situation weitere Kosten rechtfertigen?" z. B. wird
der Leser sofort eine Antwort wissen. Er fühlt sich
aktiv mit einbezogen.
Da sich der Text dem Leser visuell, also über die
Augen, vermittelt, sollte der Inhalt übersichtlich
gestaltet werden: Der bewusste Einsatz von Gedankenstrichen und Ausrufezeichen erhöht die Aufmerksamkeit
des Lesers/der Leserin.
11
Formulieren Sie verständlich
Formulieren Sie immer konkret, nie abstrakt.
So nicht: "Aufgrund der allgemeinen Entwicklung auf
dem Arbeitsmarkt geht der Trend im Tourismus zunehmend in die Richtung von Urlauben, die in ihrer Dauer
verkürzt sind."
So ja: "Der Arbeitsplatz ist nicht mehr so sicher
wie früher. Da sparen die Bürgerinnen und Bürger als
Erstes am Urlaub. Kurzurlaube und Tagesreisen stehen
daher hoch im Kurs."
Formulieren Sie stets aktiv, nicht passiv.
So nicht: "Es wird von Bürgern immer stärker eine
Aufnahme umweltrelevanter Belange in politische Programme erwartet."
So ja: "Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von der
Politik, dass sie die drängenden Umweltprobleme
löst."
Zitate und Beispiele sind sehr gut geeignet, den Text
zu veranschaulichen oder sogar um neue Gesichtspunkte
zu erweitern.
Der Autor/die Autorin sollte mit dem Artikel nicht die
eigene Bildung unter Beweis stellen wollen. Bleibt zu
vieles unverständlich, springen die Leserinnen und
Leser ab, bevor sie die Botschaft aufgenommen haben.
Durch Fremdwörter wird das Verständnis des Inhalts
oftmals unnötig erschwert. Genauso verhält es sich
mit Abkürzungen. Ihr Gebrauch sollte vermieden werden. Zumindest aber müssen Begriffe in abgekürzter
Schreibweise erklärt werden.
Unangebracht ist es aber auch, ins Umgangssprachliche
abzurutschen. Der Sprachstil muss dem Artikel angemessen sein.
12
Bleiben Sie glaubwürdig
Der Text wird glaubwürdig, wenn der Autor/die Autorin
kompetent erscheint und gesicherte, nachprüfbare
Quellen verwendet (und richtig angibt). Nicht selbstverständliche Aussagen müssen also belegt werden.
Auch Zitate lassen viele Sachverhalte deutlich realistischer erscheinen.
Wichtig ist, dass der Autor/die Autorin in Fachartikeln einen Sachverhalt und nicht die eigene Meinung darstellt. Entsprechend richtet man in Fachartikeln seinen Sprachstil aus: Auf Wörter wie "wir",
"ich" oder "uns" sollte man verzichten.
Verwenden Sie
gesicherte
Quellen, und
geben Sie
diese an.
Das sollten Sie auf jeden Fall unterlassen
! Substantivierte Verben auf "- ung", "-keit",
"-heit" und Wörter, die auf "-mäßig" enden, erscheinen leblos und abstrakt. Sie verhindern, dass
man sich bildlich vorstellen kann, was gemeint ist.
! Mode- und Füllwörter wie "sich weiter verstärkender
Wettbewerb" und "insbesondere" sind nichtssagend
und ein quälendes Ärgernis.
! Verstecken Sie die wichtigste Verbform nicht am
Ende eines langen Satzes, denn sonst verirren sich
Ihre Leserinnen und Leser im Text.
13
!
!
!
!
!
So nicht: "Nach einer Phase des Übergangs hat sich
der Trend, der von Wissenschaftlern aus den USA
schon vor langem festgestellt worden war, durchgesetzt."
So ja: "Nach einer Phase des Übergangs hat sich
der Trend durchgesetzt. Er war von Wissenschaftlern
aus den USA schon vor langem festgestellt worden."
Umschreibungen wie "Letzteres", "Selbiges" und
"Ersteres" klingen schwerfällig.
Superlative wie "auf Grund der ausgezeichnetsten
Erfahrungen" bewirken durch ihre Übertreibung
oftmals das Gegenteil des Erwünschten. Die Leserinnen und Leser glauben sie nicht.
Bringen Sie Grammatik und Aussage nicht in Konflikt
miteinander. Die Bezüge müssen sachlich richtig und
eindeutig sein.
Folgendes Negativbeispiel hingegen kann zu Missverständnissen führen: "Da begriff ich, dass Peter
mich als Frau liebte."
Peter schlüpft nicht etwa in Frauenkleider, um der
Angebeteten seine Liebe zu zeigen. Gemeint ist,
dass er sie um ihrer selbst willen liebt: "mich als
Frau".
Verben, die künstlich in die Länge gezogen werden,
lesen sich häufig umständlich.
So nicht: "zum Abschluss bringen", "ein Lob aussprechen"
So ja: "abschließen", "loben"
Wenn Sie über handelnde Personen schreiben, sollten
Sie i.d.R. die männliche und die weibliche Form
verwenden. Sonst fühlen sich Teile der Leserschaft
ausgeschlossen. Sprechen Sie nicht von einem
"weiblichen Manager", sondern von der "Managerin".
Es gibt "Bürgerinnen und Bürger", nicht lediglich
"Bürger". Wenn Sie von einer fachlich versierten
Frau schreiben, bezeichnen Sie sie auch als "Fachfrau" und nicht als "Fachmann".
14
4
Fotos/Grafiken/Tabellen/
Kästen
"Bleiwüsten" sind anstrengend zu lesen. Fotos, Grafiken, Tabellen und Kästen hingegen bieten dem Auge
Abwechslung, erklären, ergänzen oder kontrastieren.
Ohne Neuigkeitswert gegenüber dem Text ist ihr Sinn
jedoch fraglich. Tabellen und Kästen eignen sich für
Aufzählungen und umfangreiches Zahlenmaterial. Sie
hier aufzuführen, ist übersichtlicher, als sie im
Fließtext "untergehen" zu lassen.
Grafiken und Karten können
Artikel veranschaulichen
und lockern sie auf.
Farbige Kästen gestalten
Texte übersichtlicher und
sind optisch ansprechend.
15
Ein echter „Hingucker“: Ein großformatiges Foto ist in
den Fachartikel eingebunden. Es weckt Emotionen und damit
das Interesse der Leserinnen und Leser.
Werden Fotos in den Artikel eingefügt, müssen sie
bestimmten Qualitätsanforderungen genügen. Die für
Ihre Publikation geltenden Regelungen können Sie in
der zuständigen Redaktion erfragen. Eine erklärende
Bildunterschrift ist selbstverständlich.
16
5
Die abschließende
Korrektur
Wichtig für einen Artikel ist auch das Korrekturlesen. Ergänzend zur eigenen Durchsicht sollte man
sein Werk auch einem/einer Außenstehenden zeigen. Er/
sie kennt die Vorüberlegungen nicht und sieht nur das
Endprodukt, so wie auch die Leserinnen und Leser.
Der Fachartikel muss auf die allgemeine Verständlichkeit, auf Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler
durchgesehen werden.
Die allgemeine Verständlichkeit
Die allgemeine Verständlichkeit des Artikels muss bei
der Korrektur kontrolliert werden.
! Ist die Hauptaussage deutlich geworden?
! Sind die Teilaspekte richtig beleuchtet worden?
! Halten die Zwischenüberschriften das, was sie ver-
sprechen?
! Ist der Text in sich logisch, sind die Argumente
nachvollziehbar?
! Liegen abwechslungsreiche Formulierungen vor? Eventuell muss an einigen Stellen mit alternativen Redewendungen nachgebessert werden.
! Findet der Artikel einen "runden", zusammenfassenden Abschluss?
! Zieht der Leser/die Leserin aus dem Artikel die
beabsichtigten Schlüsse?
17
Erst nachdem der Autor/die Autorin und der Korrekturleser/die Korrekturleserin alle Fragen mit "Ja" beantwortet haben, ist der Text fertig!
Vor allem bei der Korrektur gilt:
Vier Augen sehen mehr als zwei!
Die wichtigsten Korrekturzeichen
Auszüge aus den Korrekturvorschriften des Duden)
7.
Falsche Trennungen werden am Zeilenschluss und folgenden Zeilenanfang angezeichnet.
8.
Wird nach Streichung eines Bindestrichs oder Buchstabens die
Schreibung der verbleibenden Teile zweifelhaft, dann wird außer dem Tilgungs-zeichen die Zusammenmschreibung durch
einen Doppelbogen, die Getrenntschreibung durch das Zeichen angezeichnet, z. B. blendend-weiß.
9.
Fehlende Buchstaben werden angezeichnet, indem der vorangehnde oder folgende uchstabe durchgestrichen und zusammen mit dem fehlenden wiederholt wird. Es kann auch das
ganze Wrt oder die Silbe durchgestrchen und auf dem Rand
berichtigt werden.
18
10.
Fehlende Wörter (Leichen) werden in der Lücke durch Winkelzeichen gemacht und auf dem Rand angegeben.
Bei größeren Auslassungen wird auf die Manuskriptseite verwiesen. Die Stelle ist auf der Manuskriptseite zu kennzeichnen.
Diese Presse bestand aus befestigt war.
11.
Überflüssige Buchstaben oder Wörter werden durchgestrichen
unnd auf auf dem Rand durch (für: deleatur, d. h. "es werden getilgt") angezeichnet.
12.
Fehlende oder überflüssige .Satzzeichen werden wie fehlende
oder überflüssige Buchstaben angezeichnet
13.
Verstellte Buchstaben werden durchgesrtichen und auf dem
Rand in der richtigen Reihenfolge angegeben.
Verstellte Wörter durch werden das Umstellungszeichen gekennzeichnet.
Die Wörter werden bei größeren Umstellungen beziffert.
Verstellte Zahlen sind immer ganz durchzustreichen und in der
richtigen Ziffernfolge auf den Rand zu schreiben, z. B. 1684.
16.
Fehlender Wortzwischenraumwird mit bezeichnet. Zu weiter Zwischenraum wird durch , zu enger Zwischenraum
durch angezeichnet. Soll ein Zwischenraumganz wegfallen, so wird dies durch zwei Bogen ohne Strich ange deutet.
18.
...
Fehlender Durchschuss wird durch einen zwischen die Zeilen
gezogenen Strich mit nach außen offenem Bogen angezeichnet.
Zu großer Durchschuss wird durch einen zwischen die Zeilen
gezogenen Strich mit einem nach innen offenen Bogen angezeichnet.
19.
Ein Absatz wird durch das Zeichen im Text und auf dem
Rand verlangt:
Die ältesten Drucke sind so gleichmäßig ausgeführt, dass sie
die schönste Handschrift übertreffen. Die älteste Druckerpresse
scheint von der, die uns Jost Amman im Jahre 1568 im Bilde vorführt, nicht wesentlich verschieden gewesen zu sein.
19
20.
Das Anhängen eines Absatzes verlangt man durch eine den
Ausgang mit dem folgenden Text verbindende Linie:
Die Presse bestand aus zwei Säulen, die durch ein Gesims verbunden
waren.
In halber Manneshöhe war auf einem verschiebbaren Karren die
Druckform befestigt.
21.
Zu tilgender Einzug erhält am linken Rand das Zeichen
am Rand das Zeichen
, z. B.
,
Die Buchdruckerpresse ist eine Maschine, deren kunstvollen
Mechanismus nur der begreift, der selbst daran gearbeitet
hat.
22.
Fehlender Einzug wird durch möglichst genau bezeichnet, z. B. (wenn der Einzug um ein Geviert verlangt wird):
... über das Ende des 14. Jahrhunderts hinaus führt keine Art des
Metalldruckes.
Der Holzschnitt kommt in Druckwerken ebenfalls nicht vor dem
14. Jahrhundert vor.
23.
Aus Versehen falsch Korrigiertes wird rückgängig gemacht, indem man die Korrektur auf dem Rand durchstreicht und
Punkte unter die fälschlich korrigierte Stelle setzt.
28.
Bei der Korrektur sollten auch sinnentstellende und unschöne
Trennungen aufgelöst werden, um einen mühelosen Lesefluss
zu gewährleisten. Zu diesem Zweck darf im Flattersatz das
Zeichen verwendet werden (vgl. 19.), im Blocksatz sind die
umzustellenden Zeichen zu umkreisen und mit einer Schleife
zu versetzen.
SpargelWalzerbeinSteuererder
zeugnisse
halten
hebung
Vergleichstermin
Wasserstoffionen
20
6
Was man aus Texten
lernen kann - Beispiele
Beispiel 1:
So nicht: "Das Wissen um die Tradierung von Verhalten und Einstellungen durch Lernprozesse sollte für
den Erziehenden Anlass zur Reflexion über seine eigenen Einstellungen und Gefühle in konkreten Situationen sein und auch darüber, welche Einstellungen und
Haltungen er bei seinen Kindern hervorrufen und fördern will."
So ja: "Kinder lernen Einstellungen und Verhaltensweisen von ihren Erziehern. Wer das weiß, sollte über
sich selbst nachdenken: Welche Einstellungen und Gefühle habe ich in bestimmten Situationen? Ferner:
Welche Einstellungen und Haltungen will ich bei meinen Kindern hervorrufen und fördern?" (in: Inghard
Langer u.a., "Sich verständlich ausdrücken", Ernst
Reinhardt, München 1999, S. 59/60.)
Beispiel 2:
So nicht: "... In Anbetracht Ihres Schreibens, das
Sie mit der letzten Aufsatzzensur, die ich Ihrem Sohn
gegeben habe, nicht einverstanden sind, möchte ich
Ihnen folgenden Vorschlag unterbreiten: Um eine befriedigende Klärung dieser Angelegenheit zu erreichen, würde ich es sehr begrüßen, wenn wir uns zu
einem persönlichen oder telefonischen Gespräch zusammenfinden könnten."
21
So ja: "... Sie schreiben, Sie seien mit der letzten
Aufsatzzensur Ihres Sohnes nicht einverstanden. Ich
würde es sehr begrüßen, wenn wir hierüber persönlich
oder telefonisch sprechen könnten." (in: Inghard Langer u.a., "Sich verständlich ausdrücken", Ernst
Reinhardt, München 1999, S. 62.)
Beispiel 3:
So nicht: "Eines der brennenden Probleme, dem sich
die Erzieher gegenüber sehen und dessen Lösung die
heutige Weltlage dringend zu fordern scheint, betrifft die Frage, wie das intellektuelle Potenzial
der Bevölkerung in optimaler Weise genutzt werden
kann. Die These, die hier vertreten wird, lautet
folgendermaßen: Die Implikationen bestimmter Formen
von Sprachgebrauch, wie er in einer normalen Bevölkerung zu finden ist, verzögern oder erleichtern das
Lernen, und zwar unabhängig von jeder angeborenen
Fähigkeit. Gewisse sprachliche Formen bringen für den
Sprechenden einen Verlust von Geschicklichkeiten (sowohl kognitiven wie auch sozialen) mit sich, die sowohl für eine erfolgreiche Erziehung als auch für den
Erfolg im Beruf von ausschlaggebender Wichtigkeit
sind; diese Formen des Sprachgebrauchs sind kulturell
und nicht individuell bestimmt. Wir werden zeigen,
dass sich besondere Sprechweisen mit bestimmten sozialen Gruppen verbinden. Die Sprechweisen schaffen
zunächst und stärken dann zunehmend gewisse Wege, auf
denen Beziehungen zu Objekten und Personen hergestellt werden. Die Sprache, die gesprochene Sprache,
wird als einer der wichtigsten Regulatoren von Verhalten und Bewusstsein betrachtet."
22
So ja: "Eine der brennenden Fragen für Erzieher lautet: Wie können die geistigen [...] Leistungen der
Bevölkerung am besten genutzt werden? Die heutige
Weltlage scheint die Lösung dieses Problems dringend
zu fordern.
Folgende Ansicht wird hier vertreten: In einer normalen Bevölkerung gibt es verschiedene soziale Gruppen,
die sich in der Art zu sprechen unterscheiden. Das
hat Einfluss auf die Lernfähigkeit. Je nach Sprachgebrauch wird das Lernen erleichtert oder verzögert,
und zwar unabhängig von jeder angeborenen Fähigkeit.
Denn wie jemand spricht, hängt nicht von ihm selbst
ab, sondern von der Gruppe, in der er aufwächst.
Bestimmte Sprechweisen haben für den Sprechenden ungünstige Begleiterscheinungen; er ist nicht in der
Lage, bestimmte geistige und soziale Fertigkeiten zu
erwerben, die für eine erfolgreiche Erziehung und für
den Berufserfolg entscheidend sind.
Wie jemand sich verhält und welches Bewusstsein er
hat, das ist stark von seiner Sprache abhängig,
besonders von der gehobenen Sprache. Denn unser Zugang
zu den Dingen und Personen dieser Welt wird durch die
Sprache hergestellt und aufrecht erhalten. Die Art der
Beziehungen zu ihnen ist also sprachabhängig." (in:
Inghard Langer u.a., "Sich verständlich ausdrücken",
Ernst Reinhardt, München 1999, S. 119/120.)
23
Beispiel 4:
So nicht: "Diät und Bewegung sind für SAD-Patienten
ein wichtiges Thema, nicht nur weil sie die Stimmung
günstig beeinflussen, sondern auch wegen ihrer Wirkung auf das körperliche Wohlbefinden."
So ja: "Diät und Bewegung sind für SAD-Patienten ein
wichtiges Thema: Sie heben die Stimmung und verbessern das körperliche Wohlbefinden."
(Doris Märtin, "Erfolgreich texten! Die besten Techniken und Strategien. Mit über 200 Beispielen und
Übungen", Seehamer Verlag, Weyarn 2000, S. 151.)
Beispiel 5:
So nicht: "Arbeitslosigkeit auf Grund einer mangelnden Kompatibilität von Ausbildung und beruflichen
Anforderungen kann aber tendenziell durch Aktivitäten
der Ausbildungsinstitutionen aufgefangen werden, wie
auch der sprichwörtliche Praxisschock - so man denn
einen Arbeitsplatz erhält - im Übergang vom Ausbildungs- in das Beschäftigungssystem durch entsprechende Ausbildungsstrategien reduziert werden kann.
So ja: "Zwei Gründe können schuld sein, wenn jungen
Menschen der Eintritt ins Berufsleben nicht gelingt:
Stimmen Ausbildungsinhalte und berufliche Anforderungen nicht überein, droht die Arbeitslosigkeit. Findet
der Absolvent einen Arbeitsplatz, kann der Praxisschock zum Problem werden. Abhilfe schaffen Lehrangebote der Schulen und Universitäten, aber auch
Weiterbildungsprogramme der Unternehmen." (Doris
Märtin, "Erfolgreich texten! Die besten Techniken und
Strategien. Mit über 200 Beispielen und Übungen",
Seehamer Verlag, Weyarn 2000, S. 154 ff..)
Gewusst wie!
Ein Leitfaden
für Autorinnen und Autoren
Gekonnt schreiben ist erlernbar.
Aber wie soll das "Was",
das Thema, dargestellt werden?
Der Schlüssel zu einem
gelungenen Fachartikel ist
ein hoher Informationsgehalt,
der konkret und übersichtlich
vermittelt wird.
Diese Broschüre soll Ihnen
als Leitfaden für Ihre Artikel
dienen.