Predigt Dankbarkeit 3

Predigt
vom 6.3.2016
Dankbar für mich selbst
von Maik Sommer
Maik steht auch vor dem Spiegel von Angela …
Posieren… dicke Muskeln machen… Haare zurecht streichen…
Wie ging der Spruch nochmal: „Als Gott mich schuf, wollte er angeben…“
Aber fühle ich mich wirklich so?
Wann fühlt man sich schon mal so?
Ihr erinnert an Anke´s drei Tipps zum Unglücklich sein? :
- „Vergleiche dich mit anderen.“ … Für Angela waren es Sabine & Viola…
- „Es könnte besser sein“ … ich könnte schlanker sein
- …und überhaupt: „Was kann ich schon?“
Als wir die Predigtreihe konzipiert und die Termine vergeben haben… fiel mir das Thema “ Dankbar für mich
selber“ zu.
Na klasse… – habe ich gedacht.
„Dankbarkeit“ ist für mich schon ein schwieriges Thema…
Und dann noch für mich selber… Daran arbeite ich seit Jahren.
Aber dann dachte ich: Dankbar für mich selber…
Damit bin ja gar nicht ich gemeint… sondern ihr, denn ich will ja nicht über mich predigen, sondern so, dass ihr
es für euch hören könnt.
Aber bin ich nicht selber immer der erste Hörer meiner Predigt?
Wie komm ich aus der Nummer raus?
Predige ich persönlich oder theologisch?
Und geht das Eine ohne das Andere überhaupt?
Dankbar für mich selber….
Also:
Ich für mich..
Und du für dich…
Und Sie für sich…
Und Angela für Angela.
Ich möchte mich vorsichtig dieser Herausforderung stellen – und euch und Sie einladen, es ebenso zu tun.
Dabei nutze ich immer wieder einige der Tipps, die wir in den letzten beiden Wochen gehört haben – und
Worte Gottes.
Fangen wir an mit den Worten aus Psalm 139, an die der Spiegel die Angela erinnert hat:
PPT
„Du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich
wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“
Predigtthesen2
Auf drei kleine Dinge möchte ich aufmerksam machen:
1. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin
Da steht nicht: Ich bin wunderbar! Ich bin der Tollste. Seht alle her, wie toll ich mich herausgeputzt habe.
Sondern da steht: „Danke, dass ich wunderbar gemacht bin.“
Nicht ICH habe MICH wunderbar gemacht.
Nicht DU hast DICH wunderbar gemacht – sondern: der Psalmbeter erkennt, seine Geschöpflichkeit - sein
wunderbares Geschaffen sein!
à Und darin erkennt er den Geber hinter der Gabe,
so wie Anke uns im 1. Gottesdienst eingeladen hat, es auch zu tun.
NICHT ICH!!! SONDERN ER!!! hat mich wunderbar geschaffen.
Und indem ich – oder Angela oder du oder Sie das erkennen – ist eine solche Erkenntnis kein Eigenlob mehr –
sondern: sie wird mir von außen gespiegelt.
Ich gebe mir nicht selber das PRÄDIKAT BESONDERS WERTVOLL, sondern es wird mir von einem
anderen verliehen.
Ein guter Wein kann sich nicht selber das Prädikat „besonders guter Wein“ auf die Flasche kleben, sondern er
wurde mit Liebe und Sorgfalt hergestellt – und dann wird ihm von außen zugesprochen, dass er ein besonders
guter Wein ist!
Gott selber befindet am Ende der einzelnen Schöpfungstage: Es ist gut.
Die Geschöpfe des 6. Tages nennt er sogar: Sehr gut!
Wenn wir in den Spiegel schauen, dann dürfen wir Gottes: „Du bist sehr gut!“ hören.
Nicht der Schüler gibt sich selber die Note, sondern der Lehrer gibt die Note. Nicht der Mensch beurteilt sich
mit „Sehr Gut“ – sondern Gott.
Und ich – und du –und Sie dürfen das dann für sich annehmen!
Sich auch selber immer wieder zusprechen: „Ich bin gut. In Gottes Augen bin ich sehr gut, wunderbar
geschaffen.“
„Das ist der Moment, in dem man nicht nur die Welt und andere, sondern auch sich selbst mal mit Gottes
Augen sehen darf! Der Moment, wo man vor dem Spiegel steht und weiß, dass Gott sich was dabei gedacht
hat!“
Und dabei kann dann sogar schon etwas Dankbarkeit für mich selber entstehen.
--Das 2. was mich an diesem Vers aus Psalm 139 fasziniert ist folgendes: Ich danke dir dafür, dass ich
wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke.“
Das finde ich grandios: Der Psalmbeter erkennt, dass er selber wunderbar gemacht ist!
Er kann dadurch Dankbarkeit für sich selber entwickeln…
UND!!!! bleibt nicht bei sich selber stehen.
Er sagt: wunderbar sind deine Werke!
Plural. Nicht nur er selber ist wunderbar, sondern es gibt auch noch andere und anderes, das wunderbar ist.
Predigtthesen3
Das würde bei Germany Next Top Model im Fernsehen bedeuten: Nicht nur ich bekomme das ersehnte Foto
und bin eine Runde weiter – sondern jede und jeder bekommt sein Foto.
Psalm 139 spricht von einem Schönheitswettbewerb mit ganz vielen Miss Germanys.
Dankbarkeit für mich selber zu empfinden kann dadurch leichter erreicht werden, wenn ich es zulasse, dass ich
nicht der einzige mit Foto bin.
Wenn ich erkenne: Gott hat mich wunderbar gemacht – und andere auch!
Weil wir alle unterschiedlich sind, hat Gott sich wohl etwas dabei gedacht! Sonst hätte er ja am 6. Tag auch
sagen können:
Gorilla: BEFRIEDIGEND
Adam: GUT!
Eva: SEHR GUT!
…
Nein. Es sah sich alles an, was er geschaffen hatte –und sagte : SEHR GUT!
Also - wie wäre das, wenn ich Dankbarkeit für mich selber entwickle, in dem ich nicht Neid und Missgunst im
Vergleich mit den anderen empfinde, sondern Bewunderung und Freude über Gottes Vielfalt…
Und damit auch für mich?
Dankbarkeit wächst in mir:
Wenn ich mein eigenes wunderbares geschaffen sein erkenne… (Blick in den Spiegel)
Aber nicht in narzisstischer Selbstverliebtheit vor dem Spiegel verharre…
sondern, wenn ich einen Schritt zurücktrete vom Spiegel (drehen und auf Gemeinde ausrichten)…
und dann nicht mehr nur mich selber darin sehe….sondern noch viele andere wunderbare Werke
Gottes.
Vielleicht ist diese Erkenntnis auch für einen Wahlsonntag wichtig: Gott hat uns sehr unterschiedlich
geschaffen – und dass nicht nur hier, sondern weltweit!
Das 3., was mich an diesem Satz fasziniert und mir vielleicht hilft, dankbarer für mich selber zu werden ist
folgendes:
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine
Seele.“
Im Spiegel sehe ich mich… mit meinen Augen.
Der Psalmbeter erkennt sein „wunderbar“ sein –und dass der anderen à… mit seiner Seele.
Vielleicht liegt hier das Geheimnis des „Dankbar für mich selber seins“….?
Dass ich mehr Sinne dafür brauche?
Dass ich echte Dankbarkeit für mich nur finde,
wenn ich mich nicht nur mit meinen Augen sehe
…oder nur mit den Augen der Menschen um mich herum
… oder mit den Augen meiner Eltern, die mich geprägt haben.
Ich war ein paar Jahre bei einem Seelsorger, der einem Seelsorgeansatz gefolgt ist, bei dem es besonders um die
Prägung durch die Herkunftsfamilie geht.
Predigtthesen4
(Jetzt wird es halt doch etwas persönlich)
Die meisten von uns wachsen bei ihren Eltern auf.
Unsere Eltern geben sich alle Mühe mit der Erziehung und doch sind sie auch Menschen mit ihren Stärken und
Schwächen.
Dementsprechend werden wir alle sehr unterschiedlich auf das Leben vorbereitet.
In manchen Dingen, werden wir gestärkt, in anderen erleben wir Defizite.
Als Kinder bemerken wir vieles davon eher unbewusst. Aber wir reagieren darauf.
Manchen Defiziten an uns begegnen wir mit sogenannten „ inneren Schwüren“.
Diese inneren Schwüre können uns dann unser ganzes Leben lang unbewusst antreiben. Sie werden auch innere
Antreiber genannt.
Das können Sätze sein wie: Ich vertraue niemandem, außer mir selber. Ich bin dumm. Ich kann nichts. Ich bin
nichts wert.
Ich habe z.B. in der Rückschau auf meine Kindheit festgestellt, dass mich mein Vater immer ermutigen wollte,
nicht aufzugeben.
Er hat mir gezeigt, dass er sich freute, wenn ich gute Leistung gebracht habe und dass er es Schade fand, wenn
es nicht so war.
Zu mindestens kam das als Kind bei mir so an.
Und dann ist die Gleichung schnell gemacht:
Gute Leistung = Freude = Zuwendung = Liebe.
Also - wenn ich geliebt werden will, dann muss ich gute Leistung bringen.
Und plötzlich entwickelt sich ein innerer Schwur – ganz unbewusst und von keinem gewollt (auch vom Vater
nicht), der sagt:
„Ich werde es euch allen beweisen, dass ich es wert bin, geliebt zu werden.“
Und dann wird es mit einer echten „Dankbarkeit für mich selber“ plötzlich ganz schön schwer. Denn, wenn ich
mir Liebe mit Leistung verdienen will – dann endet das eher in Unzufriedenheit über mich selber, als in
Dankbarkeit.
In der Seelsorge und im Gebet und in der Bibellese werden dann diesen inneren Schwüren Gottes Worte und
Wahrheiten gegenübergestellt.
In diesem konkreten Fall der Sätze wie:
Ich bin geliebt, weil ich bin. Gott hat mich im Mutterleib schon gesehen – und gesagt: Du bist
wunderbar!
Gott sagt: Ich habe dich von je und je her geliebt.
Oder aus dem 1. Johannesbrief 4,10: Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass
er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.
Gottes Liebe zu mir ist da – BEVOR ist Leistung bringe.
Gott sagt: Du bist es wert, dass mein Sohn für dich stirbt.
DAS hilft Dankbarkeit für uns selber zu empfinden, wenn wir auf diese Aussagen Gottes schauen. à und
unsere falschen inneren Schwüre bei Gott abgeben.
Aber diese Dinge kann ich nicht mit meinen Augen erkennen, sondern indem der Heilige Geist sie mir in meine
Seele hinein flüstert.
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine
Seele.“
Beim Thema: „Dankbar für mich selber.“ sind wir heute Morgen bei einem einzigen Psalmvers geblieben.
Predigtthesen5
Es gibt aber noch die spannende Frage, welche Konsequenzen wir aus der Dankbarkeit für uns selber ziehen.
Drei Fragen, die sie in der nächsten Woche oder in ihrer Kleingruppe oder bei der Lektüre des Buches finden:
1. Die Frage: Was mache ich nun daraus? Anja und Martin Gundlach stellen in ihrem Kapitel dazu die
Frage nach den Konsequenzen aus dem Gleichnis der anvertrauten Pfunde.
2. Die weitergehende Frage: Was will oder soll ich ändern? Und: Was nehme ich zufrieden an?
Eine Frage, die eng verknüpft ist mit der Aussage: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge
hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die
Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.“
Die Gundlachs sagen dazu: „Dankbarkeit für das eigene Leben heißt nicht, das alles so bleiben muss,
wie es ist. Es geht vielmehr darum, mit einer dankbaren Grundhaltung auch kleine Schritte der
Veränderung zu wagen.“
3. Und als dritte und letzte weiterführende Frage: „Wie gehe ich dankbar mit den dunklen Stellen in
meinem Leben um. Mit meinen Einschränkungen und da, wo ich keine guten Startbedingungen in mein
Leben hatte?
(Im Buch steht dazu: „Es kommt darauf an, die Dinge richtig zu gewichen: nichts schön zu reden oder
zu verdrängen, aber auch nicht nur bei den negativen Erfahrungen stehen zu bleiben.“)
Ein herzliche Einladung diesen Fragen nach zu gehen.
Enden möchte ich mit einem Liedzitat, mit dem ich letztes Jahr beim WonWay im Kapuzinerkloster die Gäste
begrüßt habe. Es ging in diesem Gottesdienst darum, dass wir ALLE V.I.P.´s in den Augen Gottes sind:
You're beautiful, wonderful - Perfectly made
You're meant to be what you see – You're not a mistake!
Du bist schön – wunderbar – perfekt geschaffen.
Du bist so, wie du sein solltest. Du bist kein Fehler!
und dann heißt es weiter: „Heller als die Sterne scheinen, lässt du die Augen des Schöpfers aufleuchten. Und
du würdest mir das glauben, wenn du das Lächeln auf seinem Gesicht gesehen hättest in dem Moment, in dem
du gemacht wurdest.“
Wenn Gott schon dankbar ist für uns… warum nicht auch wir?
Amen