49 Newsletter 03.12.2015 Daten | Fakten | Argumente THEMA DER WOCHE EU-Innovationsförderung mit Verbesserungspotenzial Stark nachgefragt Im Vorläuferprogramm kamen noch rund 20 Prozent aller Anträge zum Zuge, bei Horizon 2020 liegt die uote nur noch bei etwa 13 Prozent. Der Grund: die steigende Zahl von Anträgen auf EU-Ebene, unter andeQ rem bedingt durch Kürzungen in der nationalen staatlichen Innovationsförderung vieler europäischer Staaten. Innovationsförderung stärken Die Wirtschaft stellt mittlerweile etwa ein Drittel der Projektbeteiligten aus Deutschland und empfängt auch etwa ein Drittel der Zuwendungen, die nach Deutschland fließen. Damit ist das Programm praxisnäher und anwendungsorientierter als der Vorläufer. Um die Ergebnisse exzellenter Grundlagenforschung häufiger zu marktreifen Produkten zu entwickeln, sollte der Anteil der Innovationsförderung für die Wirtschaft aber noch weiter ausgebaut werden. So können brillante Ideen besser in Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der EU umgesetzt werden. Potenziale für Verbesse rungen nutzen Oftmals hält die immer noch komplexe Antragstellung viele Unternehmen davon ab, sich für ein EUForschungs- und Innovationsförderprogramm zu bewerben. Zwar wurde inzwischen die Seitenzahl der Anträge reduziert, allerdings sind unverändert viele Details gefordert. Auch die Abrechnung bereitet Pro bleme: Die geforderte tagesgenaue Erfassung der Tätigkeiten der am Projekt beteiligten Mitarbeiter ist für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der betrieblichen Praxis kaum zu leisten. Zusätzlich berichten Unternehmen von langen Wartezeiten, wenn sie beispielsweise den Austausch eines Subunternehmers beantragen, der nicht die vereinbarte Leistung erbringt. Neue, wirtschaftsfreund lichere Förderinstrumente bewähren sich Für eine neue, unternehmensfreundlichere Forschungs- und Innovationsförderung stehen im Rahmen von „Horizon 2020“ insbesondere zwei Programme zur Verfügung: das KMU-Instrument, ausgestattet mit drei Milliarden Euro, sowie der Fördermechanismus „Fast Track to Innovation“, der mit 200 Millionen Euro besonders eilbedürftige Innovationen bedient. Die Zahl der Anträge ist innerhalb des wirtschaftsfreundlichen KMU-Instruments besonders hoch, weshalb es mit lediglich 8,2 Prozent eine noch niedrigere Förderquote aufweist als Horizon 2020 im Durchschnitt. Für deu tsche Unternehmen scheint die große Zahl von Mitbewerbern abschreckend zu wirken, zumal es in Deutschland zusätzlich noch eine funktionierende nationale Förderung gibt. Die für 2016 geplante Aufstockung der Mittel für das KMU-Instrument ist deshalb überfällig, damit Europa nicht ausgerechnet an den Zukunftsinvestitionen spart. Gleichzeitig gilt es, sinnvolle Eigenschaften wie Förderentscheidungen innerhalb von sechs Monaten, themenoffene Ausschreibungen und kurze Anträge auch auf andere Bereiche von „Horizon 2020“ zu übertragen. Forschungsförderung mit weniger Bürokratie umsetzen Insgesamt wurden im Rahmen von „Horizon 2020“ bis Juli 2015 über 3.000 KMU mit mehr als einer illiarde Euro gefördert. Damit ist ein Einstieg in eine wirtschaftsfreundlichere Förderung mit stärkerem M Fokus auf Innovationen gelungen. Auch das von der EU gesteckte Ziel, 20 Prozent der Zuwendungen aus den Bereichen „Industrielle Führerschaft“ und „Gesellschaftliche Herausforderungen“ für kleine und mittelständische Unternehmen bereitzustellen, wird nach eigenen Angaben gegenwärtig leicht übertroffen. Nichtsdestotrotz gibt es aus DIHK-Sicht an zahlreichen Stellen Verbesserungspotenzial, das konsequent gehoben werden muss – besonders die bürokratischen Hürden eines Antrags sind für viele Unternehmen immer noch zu hoch. Ansprechpartner: Christopher Gosau, DIHK Brüssel, Telefon 00322 286-1661 Ausgestattet mit knapp 80 Milliarden Euro startete das EU-Rahmenprogramm „Horizon 2020“ Anfang 2014 mit dem Ziel, Forschung und Innovationen zu fördern. Nun steht die Halbzeitevaluierung 2017 an, um zu prüfen, wo die EU-Kommission nachjustieren muss. Eine erste Bilanz zeigt: Zwar ist „Horizon 2020“ bei Wirtschaft und Wissenschaft heiß begehrt und an verschiedenen Stellen unternehmensfreundlicher als Vorläuferprogramme, aber weiterhin verbesserungswürdig.
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