Der Tauchsport gehört zu Warnemünde –so begann es Teil 1: Zeitraum von der Gründung bis zur Wende 1990 Warnemünde hat sich über Generationen hinweg von einem Fischerdorf zu einem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten und beliebten Bade- und Kurort der deutschen Ostseeküste entwickelt. Der Tauchsport ist in Warnemünde zu einem festen Teil des vielfältigen Angebotes der Freizeitgestaltung geworden. Der Tauchsportverein wurde 1961 als Sektion der Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST)-Grundorganisation Warnow-Werft gegründet. 28 Interessenten fanden sich zusammen und begannen mit der Ausbildung zum Sporttaucher. Man musste schon ein bisschen verrückt sein, um im Sommer oder sogar in der kälteren Jahreszeit in der Ostsee oder einem Binnengewässer mit einem Kälteschutz, der diese Bezeichnung wirklich nicht verdiente, einen Tauchgang von 30 bis 40 Minuten zu überstehen. Ein Grundsatz war „Ein Taucher friert nicht, ein Taucher zittert höchstens vor Wut, weil der Tauchgang zu kurz war“. Motivation und Antrieb waren sicher die auch in der DDR populären Filme der Tauchpioniere Jacques-Yves Cousteau und Hans Hass. Die Startbedingungen waren schwierig und erforderten einen hohen zeitlichen Aufwand für die Taucherausrüstung und die Organisation der Ausübung des Tauchsports. Viele Ausrüstungsteile mussten wegen fehlenden Kaufangeboten selbst angefertigt werden. Eigeninitiative, handwerkliche Fähigkeiten, Durchhaltevermögen und organisatorisches Geschick waren gefragt, wenn man die geheimnisvolle Unterwasserwelt erleben wollte. Der notwendige hohe persönliche Einsatz jedes Einzelnen führte dazu, dass nach einem Jahr nur noch 14 Mitstreiter übrig blieben die weder Zeit noch Mühe scheuten, um den Tauchsport aufzubauen und auszuüben. Mit hohem Engagement der Taucher-Enthusiasten wurde die Taucherbasis in Warnmünde aufgebaut. Man musste schon ein Tauch-Fanatiker sein, um unter den Bedingungen sein Hobby zu betreiben. Das ursprüngliche Ziel der Tauchsportler war die rein sportliche Ausbildung und Ausübung des Tauchsports. Aber bereits 1960 erfolgte die Eingliederung der Taucherausbildung in die vormilitärische Ausbildung der GST. Die GST wurde 1952 nach zentralen Richtlinien der DDR mit dem Auftrag gebildet vornehmlich der jungen Generation planmäßig militärische Grundkenntnisse zu vermitteln und für die gedienten Reservisten der Streitkräfte die Wehrkraft zu erhalten. Die Anforderungen wurden in den Folgejahren ständig erweitert und auf immer mehr Wehrsportarten ausgedehnt. Ab 1965 war die GST alleiniger Träger des Tauchens mit Geräten. Trotzdem wurde der Tauchsport in der Sektion auch außerhalb der vormilitärischen Ausbildung vielseitig fortgeführt. Höhepunkte waren das Silvestertauchen und das Weihnachtstauchen. An den Veranstaltungen nahmen auch Tauchsportler aus vielen anderen Sektionen teil. Bei Eis und Schnee wurde im Rahmen der sog. „Subbotniks“ ab Januar 1976 das Objekt am Dolgener See im Auftrag der GST von den Tauchsportenthusiasten errichtet. Zwei Bungalows, ein Geräteschuppen sowie ein Steg für den Einstieg der Taucher im Dolgener See standen nun nach 3780 h freiwilliger, unbezahlter Arbeit dem Tauchsport zur Verfügung. Das Objekt konnte schon am 01.Mai 1976 durch den GST-Kreisvorsitzenden, Gen. Hauschild, im Auftrage des Zentralvorstandes der GST an die GST-Sektion Tauchsport der Warnow-Werft übergeben werden. Freizeit - Tauchen Aufbau der Bungalows in Dolgen Übergabe des Objektes Hierbei haben sich u.a. die heute noch im Tauchsportclub aktiven Mitglieder Horst Formanowitz und Werner Koch sowie Ralf Henning bleibende Verdienste erworben. Start zum Frühsport / 3000 m-Lauf Vorbereitung - Tauchgänge Nach der Übernahme des Objektes Dolgen war es möglich, die Ausbildung und Durchführung des Tauchsports unabhängig von Sondergenehmigungen und anderen Einschränkungen kontinuierlicher zu gestalten. Unter diesen Rahmenbedingungen entwickelte sich auch der Tauchsport der GST- Sektion Warnow-Werft. Es gab konkrete programmgebundene Vorgaben für die „Vormilitärische Laufbahnausbildung Taucher der NVA“ Die Programme beinhalteten Tauchergrundausbildung (Sterne-Taucher), eine allgemeine wehrsportliche Ausbldung (z.B. 3000-m-Lauf, Handgranatenweit- zielwurf, Konditionssport) als auch die laufbahnbezogene vor militärische Ausbildung (z.B. Tauchen mit Kompass, Schwimmen mit Gerät an der Wasseroberfläche, Arbeiten mit Tauwerk). Die Sektion der Warnow-Werft entwickete sich ab 1976 aufgrund ihrer günstigen Standortbedingungen und ihrer guten materiellen Basis zum Zentrum der vormilitärischen Laufbahnausbildung für die gesamte Region der Ostseeküste der DDR. Hier erfolgten zentral die jährlichen Abschlussprüfungen der vormilitärischen Taucher-Ausbildung in den ein zelnen Disziplinen als auch die Vorbereitungen auf die zentralen Wehrspartakiaden, die als Leistungsschau und Leistungsvergleich der Bezirke auf DDR-Ebene ge wertet wurden. Hierdurch entstand auch eine Vernetzung der Tauchsport-Sektionen der einzelnen Kreisoganisationen der GST. Die Ausbildung stellte hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Abmarsch zum Tauchgang Fertig zum Einstieg vom Steg in Dolgen Von ca. 15 Anfangsteilnehmern erreichten oft nur fünf machmal nur einer das Ziel. Manche mussten die Ausbildung aus gesundheitlichen Gründen abbrechen, andere gaben aus persönlichen Gründen auf. Wer das Ausbildungsziel erreichte, erhielt die Medaille für Vormilitärische-Technische Kenntnisse Taucher der GST Kurzbez.: „VTK Taucher“ mit Urkunde. Die meisten waren sehr stolz darauf. Verschnaufpause während der Ausbildung In Erinnerung blieb ein Fall, bei dem ein Jugendlicher vom morgendlichen 3000 m-Lauf nicht in das Objekt zurück kehrte, nach 2 Tagen kam die Mutti und holte seine persönlichen Sachen ab. Für uns Ausbilder war es nicht immer einfach den quirligen Haufen der jugendlichen Lehrgangs- oder Wettkampfteilnehmer zusammen zu halten. Besonders bei dezentral durchgeführten Trainingslagern und zentralen Wettkämpfen fanden sich nette Abwechslungen, das „schöne Geschlecht“ zog manchmal mehr als der Wettkampf. Dann schlug bei einigen Wettkämpfern das Wettkampffieber in das Hormonfieber um. Die Folge war, dass die im Training nachgewiesenen Leistungen (die zur Nominierung geführt hatten) dann im Wettkampf nicht abgerufen werden konnten, zum Schaden der Mannschaft. Trotzdem erfolgte die Auswertung dann in kameradschaftlicher Atmosphäre, von Seiten der Mitkämpfer gab es viel Verständnis, das Problem war bald vergessen. Heute blicken wir trotz der vielfältigen Probleme gerne auf diese Zeit zurück. Neben anspruchsvollen Aufgaben, gab es viele persönliche und kollektive Ereignisse die in angenehmer Erinnerung bleiben. Gemeinsame Interessen, Kameradschaftlichkeit, überwundene Hindernisse und Schwierigkeiten haben die Grundlage dafür geschaffen, dass der Tauchclub Warnemünde heute von vielen Clubmitgliedern als eine Heimat empfunden wird, das Kollektiv Teil des Lebensinhaltes geworden und oft auch die Familie langjährig in das Clubleben einbezogen ist. Autoren: Jochen Unger Werner Koch
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