40 Jahre Tauchgruppe SLRG ZUG - Wie alles begann. Früher, als es noch keine Hallenbäder gab und man nicht einfach an warme Meere verreisen konnte, badete man in den einheimischen Gewässern und dies natürlich nur im Sommer. Da aber ausserhalb der Schwimmclubs, die Kunst des Schwimmens meist nur beschränkt vorhanden war führte dies zu vielen Bade-Unfällen. So gründeten Ende der 40 er Jahre überall in der Schweiz, 1948 auch in Zug, gute Schwimmer SLRG Sektionen. Ihr Ziel war, Badeunfälle zu vermeiden und bei Notfällen helfend eingreifen zu können. Die Erfindung von Tauchermaske, Flossen und Lungenautomat ermöglichte den Rettungsschwimmern auch nach einem Unfall noch zu helfen oder zumindest das Opfer zu bergen. Der Einsatzbereich war durch die Sprungschicht begrenzt, so dass als Taucherausbildung der Satz: „Halte nie den Atem an!“ genügte. Auch die Zuger SLRG erhielt in den 50er Jahren zwei AGA Tauchgeräte mit je zwei Pressluftflaschen mit 7 Litern Inhalt und einem Betriebsdruck von 150 bar. Gefüllt wurden diese Geräte im Kaskadensystem von 4 Flaschen mit 50 Litern Inhalt. Dabei wurden diese abwechselnd aus den Standflaschen mit steigendem Druck gefüllt, bis am Schluss die Geräte, im Idealfall etwa 140 bar enthielten. Meist war es aber auch viel weniger, da zuerst eine neue Standflasche von den Sauerstoffwerken in Luzern geliefert und dann montiert werden musste. Die Tauchgeräte, das Füllsystem und das SLRG-Boot waren im Strandbad Chamerfussweg stationiert. Um die temperaturbedingte Tiefenbegrenzung zu überwinden klebten die Taucher Neoprenplatten zu Tauchanzügen zusammen. Sie mussten aber beim Anziehen den Körper einseifen damit diese nicht zerrissen. Bald waren aber in Sportgeschäften in Luzern und Zürich, aus den Mittelmeerländern und Amerika importierte, gefütterte Anzüge erhältlich, die nun auch das Vordringen in grössere Tiefen gestatteten. Die bisherige, sehr bescheidene, Ausbildung genügte nun nicht mehr und der damalige Technische Leiter der SLRG ZUG, Sepp Haller, führte mit einem Tauchlehrer aus Zürich den ersten Tauchkurs (67) durch. Inzwischen war der Kreis der Personen, die in ihren Ferien mit dem Gerätetauchen in Kontakt gekommen und auch entsprechend gut ausgebildet worden waren, gewachsen. Sie suchten die Möglichkeit, diesem faszinierenden Sport auch ausserhalb der Ferienzeit und in heimatlichen Gewässern nachzugehen. Als einzige Möglichkeit bot sich hier die SLRG ZUG an. Hier konnten die gefüllten Pressluftflaschen, die restliche Ausrüstung war ja meist bereits vorhanden, ausgeliehen werden. Die Taucher der SLRG waren bald recht bekannt und erhielten Tauchaufträge rund um den Zuger- und bis zum Vierwaldstättersee so dass auch die nötigen Ausrüstungen angeschafft werden konnten um eigene Kurse durchzuführen. Bojenarbeiten bis auf über 40 Meter waren kein Problem. Fr. 50.- berechnete die Tauchgruppe pro Tauchstunde und die Taucher erhielten eine Entschädigung von Fr. 20.-, „Händschegäld“ genannt. Ab etwa 1972 kamen dann die ersten Neopren-Trockenanzüge auf den Markt, was die Taucherei doch viel angenehmer machte. 1971 wurden wir von der Kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung für eine Forschungsarbeit über Zugerrötel zum winterlichen Einsatz an Zigeunerplatz und Chiemen angefragt; eine ziemlich frostige Angelegenheit. Daraus entstand das alljährliche Röteltauchen mit Rötelessen, zu dem auch jedes Mal ein Politiker eingeladen wurde. An den Sonntagen konnte man die Taucher häufig am Chiemen beim Tauchen und anschliessenden Wurst-Bräteln antreffen. Nach der Eröffnung des Hallenbads Loreto wurde Mittwoch und Freitag trainiert, mit anschliessenden meist ausgedehnten Stammtischen in verschiedenen Lokalen. Der SEEMUUGGI erschien 1972; vorerst nur als Informationsorgan der Tauchgruppe. Für die SUSV - 2*Prüfungen wurden externe Tauchlehrerexperten eingesetzt, bis der Tauchchef selbst das Tauchlehrer-Brevet erworben hatte (1976). Nun wurden auch die Taucher der SLRG Innerschwyz hier ausgebildet und geprüft. Die Taucher der SLRG engagierten sich auch jahrelang bei der Seepolizei an Samstag und Sonntagen als Sicherungstaucher. Um eine administrative Trennung zwischen SLRG und Tauchgruppe durchzuführen und die Synergien zu erhalten wurde am 18. Okt 1973 die Tauchgruppe der SLRG ZUG gegründet; dies auch im Hinblick auf eine Mitgliedschaft im SUSV als 42. Tauchclub. Als Vorstand genügten drei Mitglieder: Der Tauchleiter, sein Stellvertreter (Peter Schmalz) und die Kassierin (Ruth Meister). Zwei Mal im Jahr fand eine Mitgliederversammlung statt, wobei der offizielle Teil in der Regel in zwanzig Minuten erledigt war und der Schwerpunkt eindeutig auf dem nachfolgenden Nachtessen lag. Die Synergie funktionierte aber auch gegen oben. Marcel Capitelli wurde Präsident des SUSV und der Tauchchef Mitglied der erweiterten Technischen Kommission der SLRG SCHWEIZ. Der Tauchleiter a.D. (1969 - 95) Heinz Bossard, Mon**SUSV/CMAS Lasst hören aus alter Zeit Es war natürlich nicht nur auf und unter dem Meer was los, auch rund um den Zugersee, das Tauchen im Süsswasser und die Aktivitäten der SLRG Tauchgruppe gab es Abenteuer; auch diese sollen nicht vergessen werden. AGA-Tauchgeräte Lasst hören aus alter Zeit 2 x 8 lt 150 bar Betriebsdruck Sie hatten bereits ein Manometer, aber die Reseveschaltung schnitt die Luftzufuhr, drei Atemzüge nach der Erhöhung des Atemwiederstand, komplet ab. Flinke Akrobatik um den Reseveschalter, hier hinter dem Kopf des Tauchers, zurückzustellen, war gefragt. 1970 Renato Mondadori, angehender Sportlehrer und aktiver Wasserballer, möchte Tauchen lernen um in der RS bei den Tauchern mitzumachen. Also auf in die Seeliken, den selbstgeklebten Neoprenanzug, nach ausgiebigem Einseifen angezogen, das 2 x 8 Liter AGA (Betriebsdruck 150 bar) auf den Rücken und rein ins Wasser. 18 Meter Tiefe, kalt und dunkel. Plötzlich saugt Renato vergebens, es kommt keine Luft mehr. Was ist passiert? Da, wie gewöhnlich, das Tauchgerät nur halb gefüllt ist, hat sich die Reserve eingeschaltet und da die AGA-Reserve ganz besonders perfid konstruiert ist; (Man hat etwa drei Atemzüge, dann blokkiert sie jegliche Luftzufuhr) hat Renato keine Ahnung wie ihm geschieht, - er hat einfach keine Luft mehr. Und das auf 18 Metern und zum ersten Mal am Tauchen. Das grosse Husten beginnt und dann ab, Richtung Oberfläche. Hier wird weiter gehustet, was die Lunge hergibt. Nach einer Viertelstunde drehen wir den Reserveknopf und wiederholen den Tauchgang. Das gibt gute Kampfschwimmer! Detektiv Moser hat den Durchblick 1970 Sepp Haller, Detektiv Moser und ich sind früh in Zug abgefahren und sitzen nun in Aarau im Amtshaus. Es geht darum, den Grund für den tödlichen Tauchunfall am Zigeunerplätzli, der Erste im Zugersee überhaupt, herauszufinden. Sepp hat mich gefragt ob ich nicht als „Sachverständiger“ für Meertauchen mitkommen könne. Ich frage mich, wie Polizist Moser, sonst hauptsächlich zuständig für Velodiebstähle, die Hintergründe eines Tauchunfalls aufklären könne. Die drei Tauchkameraden des Opfers werden von Moser einzeln unter die Lupe genommen und beschreiben den Vorfall aus ihrer Sicht. Nachher, beim Mittagessen, diskutieren wir die Aussagen. Ich finde den Ablauf plausibel, aber Polizist Moser ist gar nicht meiner Meinung. Absoluter Unsinn, findet er, aber gut abgesprochen. Ich staune, muss aber am Nachmittag feststellen, dass ich ihn gewaltig unterschätzt habe. Langsam, aber sicher, holt er aus den drei Zeugen die Wahrheit heraus und so sieht die Story plötzlich ganz anders aus. Einen Schuldigen gibt es nicht, aber ein Tauchgang auf über 70 Meter, und das ohne Rettungsweste, ist doch ziemlich gewagt. Wie heisst es so schön: Fischer, Jäger und Taucher sagen die Wahrheit... und Polizisten lernen offensichtlich mehr, als nur Bussenzettel ausfüllen. Lasst hören aus alter Zeit Tauchtaufe für Kampfschwimmer Tiefenjagd im Zugersee Lasst hören aus alter Zeit November ist’s und saukalt. Mike und ich wollen unbedingt den Zigeunerplatz mal weiter unten besichtigen. Also rein in den Neopren und abgetaucht. Unsere Minilämpchen erhellen eine steile, stufenförmig abfallende Felswand, die wir bis auf etwa 50 Meter Tiefe bereits kennen. Auf etwa 72 Metern ist die Felswand zu Ende und es beginnt ein Schlammabhang. Wir finden, es sei nun genug und beginnen mit dem Aufstieg. Komisch, so etwa ab 40 Metern beginnt das Wasser immer kälter zu werden. Das gibt’s doch nicht! Je höher wir kommen, desto kälter wird das Wasser, immer kälter. Jetzt sollten wir doch noch ein paar Dekominuten einschalten, aber es ist nun wirklich arschkalt. Auch Mike hat genug. Wir lassen Dekompression, Dekompression sein und kehren, vom Schmerz getrieben, zur Oberfläche zurück. Hier stehen wir nun, steif und starr vor Kälte und können nicht einmal mehr unsere Tauchgeräte ablegen. Zum Glück hat Mike seine Freundin dabei. Ihr Job ist es nun, uns die Ausrüstung abzunehmen, und zu mir nach Hause unter die warme Dusche zu chauffieren, wo wir endlich unsere Anzüge ausziehen können. Am nächsten Tag, ein Telefon von Mike: „Du, mich schmerzt meine Schulter, könnte es nicht etwa ein Dekounfall sein?“ Nach Konsultation aller verfügbaren Bücher, kann ich ihn soweit beruhigen, dass es sich dabei wohl eher um einen Rheumaanfall handeln müsse. Wie dieser Selbstversuch sehr schön zeigt, wirkt sich die Stickstoffnarkose sehr deutlich auf die Kälterezeptoren aus. Man könnte dort unten also ohne weiteres, bei wohligem Gefühl, erfrieren. Aber heute hat man für solche Tauchgänge ja Trockentauchanzüge...... Die Blauband-Regatta ist im Gang und ich bin mit Ernst Seiler auf dem Polizeiboot unterwegs. Ein plötzlich einfallender Westssturm hat sich chaotisch ausgewirkt. Sicht gleich null, Katastrophenmeldungen im Funk. Aber so schnell wie der Sturm gekommen ist, hört er wieder auf. Alles vorbei? Ruhe im Funk, aber direkt vor uns sehen wir den Masttopp und die Bugspitze eines Stars aus den Wellen ragen. Was sollen wir machen? In der Regel saufen vollgelaufene Stare ab. Vielleicht haben modernere Modelle Auftriebskörper? Den Nasstauchanzug habe ich schon vor dem Sturm angezogen, also Flossen an, Brille auf und Tau unter den Arm. Ernst legt das Tauchermesser bereit um im Notfall das Tau kappen zu können. Wir wollen ja nicht das Polizeiboot an der tiefsten Stelle des Zugersees versenken. Ich schwimme hinüber, tauche ab und lege das Tau um den Mastfuss. Ernst dreht auf, 500 PS reissen mit Vollgas und der Star nimmt Fahrt auf. Lenzer öffnen und Grosstuch runter, so kommt sogar ein Star ins Gleiten. Ich darf auf einem surfenden Star Steuermann spielen. Wir überholen das ganze, übriggebliebene Regattafeld und fahren, natürlich nicht über die Ziellinie, aber doch als Erste ins Ziel. Die letzten 100 Meter segle ich dann noch mit der Fock zur Boje. Der Skipper, er und sein Vorschöttler sind von einem Motorboot gerettet worden, zeigt sich gar nicht begeistert. Er ist sofort nach Hause gefahren, wahrscheinlich um die Versicherung über den Schicksalsschlag, der ihn getroffen hat, zu informieren und um bei der Werft ein neues Schiff zu ordern. Er will ja nächste Woche an der Europameisterschaft teilnehmen. Uns kommt nur komisch vor, dass die Verschlussdeckel der Auftriebskörper entfernt und die Tücher knallhart dichtgeholt worden sind. Aber ein Boot versenkt man doch nicht, wenn man einen 10 jährigen Buben an Bord hat? Auch wenn man schon einmal Eines zu Lasten der Versicherung versenkt hat? Oder nicht, oder doch? Interessante Ausrüstungsdetails: Michel-Anzug, Modell Schweizer Armee Dekometer Doppelzehner mit konischen Hahnengewinden Lasst hören aus alter Zeit Wenn schwimmende Wracks erzählen könnten...... Lasst hören aus alter Zeit In Tiefenbrunnen Rheomakrodex am rechten Zürichseeufer liegt, das Zürcher Tauchzentrum. Ich bin hier um Bruno bei seiner Tauchlehrerprüfung moralisch zu unterstützen. Beim Mittagessen spricht mich ein anderer Kandidat an und meint: „Du kennst mich sicher nicht mehr, aber du bist schuld, dass ich hier gelandet bin.“ Ich erinnere mich. Vor Jahren hatte mich Walti Bucher, Schwimminstruktor und ehemals mein Tauchschüler, Dozent an der ETH, angefragt, ob ich nicht für einen Wochenkurs angehender Sportlehrer eine Abschlusslektion machen würde. Die Jungs sind eine ganze Woche mit Schwimmen, Springen und Wasserball im Ägerisee herumgeplanscht und ich sollte ihnen nun am Freitag Abend, mit einer Einführung ins Freitauchen, im Lättich, ein interessantes Finale gestalten. Ich bereite also eine Serie von passenden Aufgaben vor. Zuerst eine kurze theoretische Einführung und ab ins Wasser. Nach einer Stunde bin ich knütschblau und muss raus. Die Lektion wäre nun eigentlich vorbei und die Kursteilnehmer ins Wochenende entlassen. Aber sie denken gar nicht daran, aufzuhören. Ich habe mir vorgestellt, dass nach einer Woche, die Kursteilnehmer eigentlich genug Wasser gesehen hätten, aber dem ist gar nicht so. Es scheint, als hätte ich ihnen ein Fenster zu einer neuen Welt aufgemacht. Irgendwann verabschiede ich mich, von meinen unermüdlichen Schülern und gehe. Die Lektion muss gut gewesen sein. Zur ersten Hilfe bei Dekounfällen wird die Infusion von Rheomakrodex, einem Plasmaexpander empfohlen. Da die Fertigkeit eines Fixers bei Tauchlehrern nicht vorausgesetzt werden kann, organisiert Professor Bühlmann einen Infusionskurs. Wir treffen uns an einem Samstagmorgen im Hörsaal des Unispitals Zürich. Der einführende Arzt begrüsst die Kursteilnehmer und beginnt mit Erklärungen zum Thema: „Externe Herzmassage“. Aufruhr auf den hinteren Rängen. Paul Brünisholz, als militärischer Sanitätsinstruktor, protestiert: Herzmassage sei, für nicht medizinisch ausgebildete Personen, verboten und tabu. Unbeeindruckt macht der Arzt weiter und ich meine etwas ähnliches wie „idiotische Idee“ und „Prioritäten setzen“ zu hören. Aber das Thema interessiert uns, und alle sind voll dabei. Aus jedem Referat und jeder Demonstration spricht die Praxis. Das Fazit: Es ist nicht so wichtig wie Ihr es macht, wichtig ist, dass ihr es macht. (Mit diesen Informationen im Hinterkopf habe ich später, an all den schönen Herzmassage und CPR-Kursen immer grosse Freude gehabt, wenn es mal wieder um zwei Zentimeter höher oder tiefer und ähnlich wichtige Details ging.) Der Fixerkurs wird auf den Nachmittag verschoben. Zuerst werden Gummiarme zerstochen, nachher gehen wir zum Nahkampf über. Auch berühmte Tauchkoryphäen werden bleich und bleicher, wenn das Blut zur Decke spritzt. HIV kannte man damals noch nicht und Gummihandschuhe waren nur im OPS üblich. Fazit: „Ein äusserst interessanter und lehrreicher Samstag“. Auf unseren Odysséen im Mittelmeer hatten wir immer zwei Flaschen Rheomakrodex dabei, zum Glück brauchten wir sie nie. Der Kampf um mehr als zwei Sterne fand früher, mit teils abenteuerlichen Prüfungbestimmungen, ausschliesslich in Neuchâtel statt. Für die 3 Stern-Prüfung haben wir uns gut vorbereitet, Walti und ich; ein halbes Jahr hartes Training im Hallen- und im Männerbad. Leider haben wir ein kleines Problem. Für diese Prüfung sind 40 Tauchgänge auf 40 Meter im Süsswasser nachzuweisen und uns fehlen genau zwei. Meertauchgänge haben wir, schon lange, mehr als genug. Am Wochenende vor der Prüfung findet das Skitauchen in St. Moritz statt; die letzte Möglichkeit, unsere zwei Tauchgänge noch nachzuholen. Und das alles auf 1900 Metern Höhe. Der erste Tauchgang ist problemlos: Plaun da Ley, rechts, steile Felswand, Forellen, Nullzeit, 10 Minuten. Der Zweite führt uns beinahe in eine Katastrophe. Plaun da Ley, links, Bachdelta, nach 15 Minuten endlich auf 40 Metern; Aufstieg nochmals 15 Minuten, Sternchen vor den Augen, Dekompression fällt aus, wegen keine Luft mehr. Aber die 40 mal 40 Meter-Tauchgänge sind geschafft! Dazwischen findet auch noch der Plauschwettkampf statt. Und das alles mit einer Gerätefüllung. Für den Transport ins ferne Oberengadin hat Gebi den Opel Kapitän seines Onkels organisiert. Sechs Taucher mit Tauch- und Skiausrüstung können Gebi nicht an seiner sportlichen Fahrtechnik hindern. Auf dem Heimweg, am Sonntag Abend, treten die Bremsen in Bummel- streik und wir müssen in Chur eine Garage suchen. Der mühsam aufgetriebene Meister der Autotechnik, füllt Bremsöl nach und meint, dass man im Minimum jedes Jahr den Ölstand kontrollieren sollte. Soviel zur Prüfungsvorbereitung. Am Wochenende darauf, in Neuenburg. Zum Glück treffe ich am Morgen einen welschen Kollegen der sogar einen Vorbereitungskurs gemacht hat. Er gibt mir in 10 Minuten alle guten Tips. Legendäre Übung: Notaufstieg aus 40 Metern mit der Fenzy,- Vollgas und Stop auf genau 3 Metern. Perfekt gemacht,- aber, wo bleibt der kontrollierende Experte? Er folgt erst mit etlicher Verspätung, meint, dass diese Übung der Gesundheit nicht zuträglich sei und be- merkt, dass er dies nicht zwei Mal am Tag machen würde. Walti hat dann leider das Pech, dass er, bei der 20-Meter-Rettung, zu heftig am Bleigurt des Rettlings rüttelt; dieser löst sich und verschwindet im Schlamm. Vorgehen und Resultat sind zwar korrekt, Lasst hören aus alter Zeit Star Wars Lasst hören aus alter Zeit aber leider ist er trotzdem vorerst durchgefallen. Wieso, wenn man an der Prüfung alles richtig macht, der Experte aber seinen Bleigurt nicht sichert? Mein Rettling, Americo Galfetti, wiegt ca. 150 kg. Ich vergesse zwar alles, was mir mein welscher Kollege gesagt hat, bringe in aber mit brachialer Gewalt und meinen Cressi Concorde-Wettkampf-Flossen nach oben und fixiere in an der Schiffstreppe bis er aufschreit: Uebung gelungen! Als ich Francois Clair (Instructeur en chef) auf französich die transportable Dekompressionskammer erklären soll, erleidet er einen halben Nervenzusammenbruch, ich auch. André Och kommt zufällig dazu und rettet die Situation. An der Prüfung zum Tauchlehrer muss man auch eine Tauchtaufe durchführen. Mein Täufling ist Roland Ferrero. In den Bestimmungen steht, dass man den angehenden Taucher in ruhiger und gelöser Atmosphäre auf die Tauchtaufe vorbereiten sollte. Instructeur Ferrero ist Génèvois, was liegt da näher, als mit ihm ins Bistro zu gehen und einen Ballon Weissen zu kippen. Die Abschlussnote ist dann zwar nicht gerade grandios... Ja, früher pilgerte man häufig ins Maison du Plongeur. Lasst hören aus alter Zeit Das neuste Hilfsmittel, der Rettungspneu 1972 Am FFZ Seefest können wir die Aktivitäten der Tauchgruppe präsentieren. Peter Rütimann hat einen Sponsor gefunden, der bereit ist, einen Regaeinsatz zu sponsoren. Das Szenarium in Kürze: Ein Ruderboot versinkt in der Katastrophenbucht. Der um Hilfe rufende Ruderer wird vom Rega-Helikopter gerettet. Anschliessend springen Taucher vom Helikopter ab und bergen das versunkene Ruderboot. Für die Rega ist das Problem noch neu und so wird der Ertrinkende mit einem Autopneu aus dem Wasser gefischt. Heute macht die Rega das natürlich nicht mehr so. Am Sonntag Morgen, nach dem ersten Seefest, alarmierte der damalige Stadt- und FFZ-Präsident, Gründungsmitglied der SLRG, Emil Hagenbuch, seine Taucher, zur ersten Seeputzete, nachdem Spaziergänger die Qualität des Zugersee-Wassers bemängelt hatten. Unser Logo, geschaffen vom Grafiker Markus Meienberg Lasst hören aus alter Zeit Ernst, der Rettling hat seine abenteuerliche Rettung glücklich überstanden Auf einem Tauchgang ausserhalb der gängigen Routen, treffen wir auf das Wrack eines Motorboots. Ein Motorboot der interessanteren Art. Ein Boot mit Hamilton-Jet-Antrieb. Als Tauch- und Rettungsboot wäre es, wegen der fehlenden Schraube, ideal. Schon seit sieben Jahren wartet dieses Wrack auf uns. Mit Hebesäcken, Rettungsbällen und Muskelkraft ziehen wir das recht schwere Ding zuerst in Walchwil auf den Strand, pumpen es aus, schleppen es anschliessend nach Zug und setzen es dort wieder auf Grund (und binden es an). Kaum einen Tag später ist unser Fundstück weg und wir müssen uns als Detektive betätigen. Telefonate mit Versicherungen, Dossiers die nicht mehr vorhanden sind, alles Mögliche läuft hinter den Kulissen. Es stellt sich dann heraus, dass Ives, ein guter Kollege des Versicherungsdirektors, das geborgene Schiff, vom Strand weg, zu einem Vorzugspreis gekauft hat. Das Boot ist inzwischen bereits in einer Tiefgarage in Oberwil unter Verschluss genommen worden. Zum Glück stellt Ives relativ schnell fest, dass die Renovation dieses Prunkstücks seine Managerkräfte weit übersteigen würde. Unsere Reklamationen stossen daher auf relativ offene Ohren. Hans Wickart, Präsident der SLRG und aufstrebender Offizier bei der FFZ, fährt mit der Autodrehleiter vor und holte unser Jetboot in einer Blitzübung ab. Das Stadtbauamt, sehr kulant, stellte uns einen Arbeitsplatz beim alten Werkhof (heute steht dort der Laubenhof) zur Verfügung. Ein Sommer lang Arbeit, im Gestank von Polyesterharz. Zum Glück habe ich einen „Freund“ bei Schrauben Bossard; er freut sich jedesmal riesig, wenn ich mit einem Schächtelchen voll rostiger Schrauben (mit Zoll-Gewinden) auftauche.. Peter Rütimann gelingt es sogar bei der Garage Huber ein Auto mit passendem Motor (Sechszylinder) aufzutreiben. In einer Nacht- und Nebelaktion (wörtlich zu nehmen!) entsorgen wir das motorlose Wrack auf dem Autoabbruch. Nach grossen Mühen erhalten wir, was theoretisch gar nicht möglich wäre, eine Boje vor unserer Basis bewilligt. Leider gelingt es auch den grössten Automechanikerkoryphäen nicht, den Motor auf die nötige Tourenzahl zu bringen, die es für den optimalen Betrieb braucht; irgend etwas stimmt mit dem Vergaser nicht. So erleidet unser sensationelles Boot das Schicksal aller Schiffe, es sinkt. Jetzt wird es eng, die Seepolizei hat uns eine Mahnung geschickt. Sie droht uns an, das versunkene Wrack, unter kostenfolge, zu heben und zu entsorgen. Aber es gibt eine Lösung; Ernst und „Fritz the Cat“ kaufen das Wrack für ein Nachtessen. Sie bauen es um und hängen einen Aussenborder dran. Ende gut - besser als gar nichts. Lasst hören aus alter Zeit Das Jet-Boot Lasst hören aus alter Zeit Lasst hören aus alter Zeit Abenteuerreise in der Schweiz Wir haben ein Tauchweekend geplant. Am Samstag machen wir einen Tauchgang zum Ledischiff im Walensee. Es ist schon recht spannend mit zwei Tauchkollegen auf 30m erfolglos ein Wrack zu suchen, das „dank der am Känzeli angeknoteten Leine einfach zu finden ist“, wenn die Leine dann halt nicht vorhanden ist und der Kompasskurs nicht stimmt. Die Spannung steigt wenn der eine Tauchkamerad, vom Langstreckentauchen ausser Atem gerät, der andere gleichzeitig einen Schwindelanfall anzeigt und anschliessend sofort mit dem Schnellaufstieg beginnt. Kurz gesagt: Ein Tauchgang aus dem Horrorbuch. Wir schlagen unser Nachtlager im Festsaal des Restaurant Schwert in Näfels auf, das den Eltern von Hans Jutzeler (Der erste Taucher der das 2*-Brevet mit nur einem Bein schafft) gehört. Am Sonntag geht’s weiter ins Bündnerland, der Caumasee ist unser Ziel. Dummerweise treffen wir auf ein Fahrverbot. Nach intensiver Suche finden wir den Polizeipräsidenten von Flims am sonntäglichen Stammtisch, wo er uns die Erlaubnis gibt mit einem Auto zum See runter zu fahren. Das ganze Tauchpuff im Kofferraum, spreizt der Merz beide Beine (Doppelgelenkpendelachse), aber die Fahrt auf dem Holperweg hinunter gelingt. Nach dem Tauchgang habe ich natürlich einen gesalzenen Bussenzettel an der Windschutzscheibe. Da der Polizeipräsident die nächsten Wochen im Spital Chur verbringt, gibt es eine intensive Korrespondenz mit dem Polizeiamt Ilanz. Zum Glück bessert sich der Gesundheitszustand des Polizeipräsidenten wieder, ein Ableben wäre teuer gekommen.,. Die erste Fahrstunde Lasst hören aus alter Zeit Samstag Nachmittag; ich habe Pikketdienst auf dem Polizeiboot. Die Sturmwarnung läuft und ein Föhnsturm tobt. Im Bojenfeld vor dem Rehgarten liegt eine Jolle quer über einer Jacht. Zwei Segler versuchen abwechselnd sich über Wasser und ihre Jolle von der Jacht wegzuhalten. Wir fahren so nahe heran wie’s irgendwie geht und Pietro, der Freund und Helfer am Steuer, stellt das Polizeiboot in den Wind. Dann steht er auf, meint : „Du fährst!“ und geht nach hinten um den Schiffbrüchigen ein Tau zuzuwerfen. Jetzt habe ich ein Problem. Den Bootsführerausweis habe ich zwar und vom Zusehen her weiss ich, dass die zwei Hebel am Steuerrad die Gas- und die zwei Hebel am Armaturenbrett die Schalthebel sind. Aber im Kopf sehe ich schon die Schlagzeilen: „Polizeiboot versenkt sieben Jachten und zerschellt am Ufer!“ Da bleibt nur: „Probieren geht über studieren“. Unter diesen Umständen kann man nicht mit dem Steuerrad manövrieren, sondern ausschliesslich mit den Motoren. Mit dem einen Motor Vollgas vorwärts mit dem anderen das Gleiche aber rückwärts. Sekunden später nochmals, aber diesmal umgekehrt. Ziemlich anstrengend für Kopf und Hand. Zwischenhinein knallt es aus der Kupplungsbox, aber das Getriebe hält durch. Nach ein paar Minuten haben wir die Jolle am Haken und können sie von der Jacht wegziehen. Es ist das einzige Mal dass ich die Kiste fahren darf. Ich vermute, dass man dazu eigentlich eine Ausbildung braucht. Gleichberechtigung? In den 70er Jahren war die Zusammenarbeit mit der SEPO recht eng. Samstag- und Sonntagnachmittag wurde immer ein Taucher der SLRG und ein Seepolizist zusammen auf dem Polizeiboot eingesetzt. Dies hörte leider ziemlich schnell auf, als die SLRG die erste Taucherin, meine Schwester Verena, in ihre Reihen aufnehmen konnte. Es überschritt natürlich die Grenzen des Erträglichen, wenn die sonntäglichen Passanten eine wohlgeformte, sehr junge Dame auf dem Dach des Polizeiboots im Bikini „sünnelen“ sahen. Obwohl sie natürlich auch das 2*-SUSV Tauchbrevet hatte! So weit geht die Gleichberechtigung dann auch wieder nicht. Lasst hören aus alter Zeit Weltmeister Auf der Muota sind Weltmeisterschaften im Kanufahren. Da braucht es Rettungsschwimmer, vor allem wenn die Muota Hochwasser führt. Da man wegen dem kalten Wasser nur Rettungsschwimmer mit Tauchanzügen brauchen kann, bedeutet das: Taucher sind gefragt. Die Zentralschweizer Oberrettungsschwimmer sind zwar nicht dieser Meinung; dafür lerne ich neue Rettungshilfsmittel kennen, darunter das „Rettungsgschtältli“. Ganz raffiniert; so eine Art Hosenträger mit einer Öse auf dem Rücken. Hier befestigt man mit einem Karabiner ein Seil . Der Rettungsschwimmer muss den Ertrinkenden nur packen und die Kameraden können die Beiden dann ans Ufer ziehen. Ich finde, man sollte das Ding zuerst mal ausprobieren. Wir binden das Seil an einem Baum fest und ich hüpfe rein. Ab geht’s wie auf der Wasserrutschbahn, plötzlich ein Ruck und ich hänge hilflos in einer Wasserwalze fest. Sekunden werden zu Minuten, die Luft wird langsam knapp; was machen den meine Kollegen, wollen sie mich hier ersaufen lassen? Doch endlich tut sich was und auf dem letzten Zacken werde ich herausgezogen. Was ist passiert? Offensichtlich haben wir die Kraft des Wassers unterschätzt und als sich das Seil, an dessen Ende ich hänge, ruckartig strafft, „spikken“ Cello und Peti wie von der Armbrust geschossen, selbst ins Wasser. Nun müssen sie natürlich zuerst selbst ans Ufer kriechen, bevor sie mich herausholen können. Dieses Rettungsgerät eignet sich also nur bedingt für solche Aktionen; im Gegensatz zu unseren Taucherflossen, die dem Rettungsschwimmer im Wildwasser wenigstens ein Minimum an Kontrolle geben, vorausgesetzt man sichert sie entsprechend. Lasst hören aus alter Zeit Der Untergang der Marie-Claire Kaum zu glauben, aber die Jungs haben es geschafft. Sie haben es so weit getrieben bis die kleine Jacht vollgelaufen und abgesoffen ist. Weil das Boot durch einen Aussenborder angetrieben war, möchte die Versicherung, motiviert durch das Amt für Umweltschutz, das Schiff heben lassen. Auch der Eigner hängt sehr daran und möchte es am Liebsten zurück. Ich verspreche mein Möglichstes zu tun. Um die Untergangsstelle zu finden brauche ich eine Kreuzpeilung. Zuerst interviewe ich den Badmeister des Männerbads, der als Zeuge die Polizei informiert hat und zeichne seine Angaben auf einer Karte ein. Im Restaurant Casino finde ich eine Serviertochter, die dem munteren Treiben bis zum bitteren Ende zugesehen hat, und kann die Peilung vervollständigen. Beide Angaben scheinen mir ziemlich genau und plausibel, aber es bleibt am Schluss doch noch ein Quadrat von etwa 400 Metern Kantenlänge. Einen Nachmittag lang versuche ich, zusammen mit der Seepolizei und dem Echolot des Polizeiboots mein Glück, habe aber leider keins. Ein besseres Echolot muss her und da inzwischen digitale Echografen zu vernünftigen Preisen auf dem Markt sind, besorge ich so ein Ding und montiere es an einem heissen Samstag Nachmittag am Schnorchel. Um den in Strömen geflossenen Schweiss zu kompensieren, bestelle ich in der „Hechtländi“ einen Kübel. Nach dem ersten Schluck des kalten Schaumgetränks, habe ich das Gefühl mich tritt ein Pferd, in die rechte Niere. Vor Schmerz falle ich fast vom Barhocker, so etwas habe ich noch nie erlebt. Die Barmaid versucht vergeblich jemand von Rütimanns aufzutreiben; so schleppe ich mich die Treppe hoch bis aufs Sofa in der guten Stube. Mutter Rütimann alarmiert dann meine Gattin, die mich auf der Notfallstation abliefert. Der diensttuende Arzt steckt dem stöhnenden Patienten eine Infusion und injiziert eine Portion Buscopan. Nach dreiviertel Stunden und dem dritten Buscopan, rede ich, so gut es geht, dem Arzt ins Gewissen und verspreche ihm, das ganze Spital zusammenzuschreien wenn er nicht endlich mit dieser sinnlosen „Therapie“ aufhören und mich wegspritzen würde. Er lässt sich überzeugen und nach einer Stunde Gesundheitsschlaf erwache ich putzmunter und symptomfrei. Dummerweise lasse ich mich anschliessen zu einer Übernachtung, mit anschliessendem Tagesaufenthalt in der Cafeteria bis zur spätnachmittäglichen Arztvisite, überreden. Die Suche nach dem Boot geht weiter, aber ausser dem Ansaugstutzen der VZUG-Wasserleitung zeichnet sich nichts auf dem topfebenen Seegrund ab. Da GPS noch nicht erfunden ist, muss ich die Aktion nach ein paar Tagen ergebnislos abbrechen, was leider, ausser der Versicherung, niemand so recht befriedigt. In Gersau wird ein neuer Hafen gebaut. Allerneuste Technologien kommen zum Einsatz. Der erste Hafen, bei dem die schwimmenden Betonelemente bereits schwimmend gegossen werden. Cello und Peti haben einen lässigen Job gefasst. Sie müssen, im Auftrag des Ingenieurbüros, die Wasserung des ersten fertiggebauten Elements überwachen. Um die Fortschrittlichkeit des Verfahrens zu dokumentieren wird sogar eine Zeitrafferkamera eingesetzt. Ein sensationeller Streifen soll entstehen. Leider ist es mir nie gegönnt gewesen ihn zu sehen. Ein Gerücht besagt, dass auf einem Bild das schwimmende Element zu sehen sei und auf dem nächsten schon, um ein Haar, nichts mehr. So schnell ist die Wasserung gegangen. Das ist das Resultat, wenn man Oberwalliser Häfen bauen lässt! Die Idee ist eigentlich genial, aber doch nicht ganz durchdacht. Im Tiefbau gibt es spezielle Schläuche um z.B. eine Kanalisationsleitung zu bauen. Man hebt einen Graben aus, legt eine aufgeblasene Wurst hinein und schüttet Beton darüber. Wenn dieser hart geworden ist, lässt man die Luft aus der Wurst, zieht die Wursthaut heraus und hat einen runden Kanal. Unser Oberwalliser stellt sich vor, dass man die Schläuche mit Spannfix zusammenbinden könnte; vier Schläuche ergeben ein Floss. Darauf errichtet er eine Plattform und auf dieser Plattform wird das Lehrgerüst für den Bau eines Betoncaissons aufgestellt. Ein riesiges Schlauchboot mit 57 Tonnen Stahl darauf. Man giesst nun den Beton in dieses Lehrgerüst und erhält einen schwimmenden Betonkörper von mehr als 100 Tonnen Gewicht. Ist der Beton ausgehärtet lässt man die Luft aus dem Schlauchboot, das Lehrgerüst sinkt ab wie ein Schwimmdock, der Betoncaisson schwimmt, und wird aus dem abgesenkten Lehrgerüst herausgezogen. Anschliessend bläst man wieder Luft ins Schlauchboot und das Lehrgerüst taucht wieder aus den Fluten auf. Der nächste Betonblock kann gegossen werden. Das geht sehr schnell und günstig. Seine Offerte ist die günstigste und er erhält den Zuschlag. Er hat nur einen kleinen Überlegungsfehler drin, und den bemerkt der Ingenieur auch nicht. Wenn die Luft aus den Schläuchen abgelassen wird, verringern sie logischerweise ihren Querschnitt und flutschen nach allen Seiten aus den Spanngurten heraus. Der Hilfsmannschaft gelingt es gerade noch einige Balken zwischen dem Leergerüst und dem schwimmenden Betonklotz zu verkeilen und so das 57-Tonnen Schlauchboot vor dem Absaufen zu bewahren. Nun erben Bruno und ich den Job. Am Montag treffen wir in Gersau leider nur zwei Spanier, die zwar einen Kran, aber von der ganzen Sache auch keine Ahnung haben. Wir beginnen voller Elan mit unserer Arbeit. Zuerst schauen wir Lasst hören aus alter Zeit Der versunkene Hafen von Gersau Lasst hören aus alter Zeit uns die Situation an und versuchen uns in die Überlegungen des Ingenieurs hineinzuversetzen. Eine Betonmole (Beton schwimmt, juhui!) dümpelt vor uns im Wasser. Darum herum hängen, mit Stangen verkeilt, viele Eisenträger sowie Holzelemente und dazwischen stechen Gummiwürste aller Grössen in den Himmel. Schnell den Baukompressor mit dem Anschluss verbunden und Vollgas. Leider passiert gar nichts. Grosses Studium der Gebrauchsanweisung. Aha, ein Reduzierventil begrenzt den Druck auf 0.3 bar. Na ja die Schläuche liegen auch beträchtlich unter vier Metern Wassertiefe. Logisch dass da nichts passiert. Also, Reduzierventil weg und dann, Full Power. Nun tut sich etwas, aber nichts Sinnvolles. Was ist zu tun? Nur eine Idee des Bauunternehmers ist brauchbar. Am Strand liegen 30 kleine Gummiwürste, die je 2 Tonnen Auftrieb haben, wenn sie voll aufgeblasen sind. Eine Lösung liegt nahe. Wenn wir die kleinen Säcke rund ums Lehrgerüst verteilen, können wir es wieder zum Schwimmen bringen. 30 Ballons mit einem Volumen von je 2000 lt sind vorhanden, das Lehrgerüst wiegt 57 Tonnen, wenn wir’s clever machen, genügt dieser Auftrieb. An die Arbeit Genossen. Mit der Stoppuhr wird die Füllzeit bestimmt. Je zehn Sekunden Luft, Sichtkontrolle, ein Zeichen zum Spanier, noch 2, 3, 4 Sekunde. Es funktioniert, kein einziger Ballon zerplatzt. Jedes Mal beim Füllen weg vom Gerüst. Spanische Knoten entsprechen nicht immer unseren Qualitätsansprüchen. Und wenn unser Knopfspezialist mal nicht den richtigen Schlick erwischt hat und sich der Sack beim Füllen mit einem Knall selbstständig macht und an die Oberfläche schiesst wird’s ungemütlich. Es ist in diesem Falle ratsam sich nicht zwischen dem aufgeblasenen Sack und dem Lehrgerüst aufzuhalten. Der Taucher käme ziemlich flach heraus. Zwei Kubikmeter Luft sind unter Wasser etwa gleich wirkungsvoll wie ein zwei Tonnen schweres Wasserbett dass einem auf den Kopf fällt. Drei Mal alle 30 Säcke umgehängt und das Lehrgerüst ist wieder auf dem Niveau der schwimmenden Hafenmole. Jetzt muss der Betonklotz aus dem Schwimmdock ausgefahren werden. Muskelkraft ist gefragt, ein „Habegger“ muss genügen. Also, ran und gehantelt was das Zeug hält. Die Drahtseile sind gespannt wie Gitarrensaiten, sie tönen auch ganz ähnlich und im Hinterkopf hat man die Stories von Bauarbeitern denen reissende Drahtseile den Kopf abgesägt haben. Wildes Hüpfen auf dem Betonklotz bringen diesen langsam dazu sich von seiner Umhüllung zu trennen. Irgendwann, nach einer Woche Arbeit, wagen sich dann auch der Bauunternehmer und der zuständige Ingenieur bis zum Bauplatz vor. Wir versuchen ihnen klarzumachen, welche Überlegungsfehler sie in ihr Projekt integriert haben und wie diese eliminiert werden könnten. : Das Lehrgerüst ist weg, wohin? 57 Tonnen, irgendwo zwischen 20 und 40 Metern. Graue Würste ragen aus dem Wasser. Die Seestrasse ist gesperrt. Der 200 Tonnen Pneukran ist, mit verlängertem Ausleger, bereit. Ich frage den Kranführer welche Kraft am äusseren Ende noch zu erwarten währe. Er meint, fünf Tonnen. Ob er wisse, dass seine Last mehr als das Zehnfache sei. Im Falle eines Falles würde er halt bergseits aussteigen, er habe so das Gefühl im Arsch. Unter dem Lehrgerüst geht es nämlich noch mindestens 20 Meter weiter in die Tiefe, - für den Anfang. Die Kran-Flasche (300 kg) ist auf 25 Metern angerauscht. Ich ziehe sie mit einem Doppelzug, so weit es geht, nach aussen und befestige das Lehrgerüst (wahrscheinlich kann er mit seinem Haken nun nicht mal mehr zwei Tonnen halten). Anschliessend öffne ich abwechselnd die vier Zuleitungen, die zu den entsprechenden Riesen-Würsten führen. Lange passiert nichts, aber plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Ächzend lösen sich die 57 Tonnen vom Grund und beginnen ihren Weg nach oben. Nichts wie weg, wie schon so oft. Und siehe da, nach geraumer Zeit, die Schläuche haben sich offenbar in den Gurten verklemmt, taucht wie das Ungeheuer von Loch Ness unser Lehrgerüst aus den Fluten auf, - und bleibt auch oben. Gott sei dank gibt es zu dieser Zeit noch keine Tauchcomputer, das Piepsen würde den ganzen Tag nicht aufhören. So geht es nun weiter, volle zwei Jahre bis zum bitteren Ende, dem Konkurs des Bauunternehmers. Beinahe hätte er unsere Rechnung nicht mehr bezahlt, wenn nicht Cello, als Jurist, und Peter Rü, als Assistent, persönlich vor dem Walliser Obergericht angetreten wären und hier einen wohlwollenden Richter und einen in Saudiarabien wieder zu Geld gekommenen Bauunternehmer gefunden hätten. So können wir auch unseren Kompressor endlich abbezahlen. Es stecken noch viele weitere Erlebnisse hinter diesem interessanten Bauplatz, Drahtseile, die reissen wie Bindfäden. Oberwalliser Nichtschwimmer, die einen musterhaften 6 Meter SLRGSprung vom absaufenden Leegerüst mit anschliessendem Kleiderschwimmen bis ans Ufer vorführen. Aber ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Januarmorgen, an dem der Nasstauchanzug, steif gefroren, in der Baubaracke am Haken hing. Sicher ist, gefroren haben wir damals selten. Wenn wir gezittert haben, hat das ganz andere Gründe gehabt. Unterwegs zum Baum in der Seeliken, mit handgeklebten Tauchanzügen und AGA-Geräten Lasst hören aus alter Zeit Zweiter Akt des Trauerspiels Padu trainiert für die **Prüfung Lasst hören aus alter Zeit Für Gebi ist alles OK Lasst hören aus alter Zeit Ein lustiger Betriebsausflug Es ist Samstagabend und ich sitze im Restaurant Hechtländi, nichts Böses ahnend, hinter einer Coupe. Plötzlich kommt Bewegung in die Passanten; was ist los? Die Zuschauer drängen sich am Ufer wie beim Seefest. Auf dem See dreht sich, mit heulendem Motor, ein Boot im Kreis, den Suchscheinwerfer gen Himmel gerichtet, einzig ein Flakgeschütz fehlt noch für einen Kriegsfilm. Dem friedlichen Coupesser ist sofort klar um welches Boot sich es hier handeln und er kann sich auch bereits vorstellen, welches Problem hier eventuell vorliegen könnte, es wäre ja nicht das erste Mal. Er begibt sich also schleunigst zum Bootshaus der Feuerwehr, wo er, erstens einen frischgeduschten ehemaligen Schulkameraden mit Anzug und Krawatte, sowie den Postenchef der Polizei antrifft. Mein ehemaliger Schulkamerad ist ziemlich verwirrt. Der Postenchef behauptet steif und fest, dass es sich hier nur um eine Übung handeln könne. Ich erfahre, dass André die nötigen Massnahmen bereits in die Wege geleitet hat. Er fährt schon ein paar Minuten später mit dem Schnorchel vor, und wir, André, Hans (ein Arbeitskollege meines Schulkameraden, er hat, welcher Zufall, sogar Badehosen dabei) sausen los. Die Sache ist nicht ganz einfach; unser „Übungsobjekt“ fährt Vollgas, hat mehr als doppelt soviel PS wie wir und zusätzlich 300 Liter Benzin (die Feuerwehr tankt immer voll auf) an Bord. Seine Bugwelle spritzt uns das Seewasser wie ein Wasserfall ins Boot. Wir müssen die, Karrussel fahrende, Bombe zuerst zu bremsen versuchen. Wir knüpfen unser dickes Ankerseil an einen Rettungsball und fahren dem wellenwerfenden Ungetüm dicht vor der Schnauze vorbei. Das Ankerseil wickelt sich um die Schraube und das Oelwehrboot wird deutlich langsamer. Andre und Hans imitieren Willhelm Tell und es gelingt ihnen, ohne zwischen den Bordwänden zerdrückt zu werden. Nun ist die Übung vorbei und die Volksmassen können beruhigt nach Hause gehen. Meine Coupe ist natürlich inzwischen aufgetaut, aber die Barmaid stellt mir eine neue hin. Die Kantonale Gebäudeversicherung spendiert der SLRG ein neues Ankertau und fünf, den feuerpolizeilichen Vorschriften entsprechende, Kunststoffcontainer. Wir können sie sehr gut gebrauchen; unsere bis jetzt übliche Methode, das Bootsbenzin zu lagern, ist letzte Woche durch die Feuerpolizei scharf kritisiert worden. Der Schatz im Zugersee Lasst hören aus alter Zeit In den Anfangszeiten des Tauchens am Zugersee meint ein lieber Kollege aus Zürich eine Goldgrube gefunden zu haben. Es ist ihm aufgefallen, dass zwischen Zigeunerplatz und Grindwäschi, überall Baumstämme herumliegen (Mikado). Am Zigeunerplatz auf 40 Metern, über dem Querriss, sind sie sehr dekorativ drapiert. Früher war beim ehemaligen Seehotel Lothenbach ein Holzlagerplatz und neben dem Restaurant Löwen eine Sägerei, angetrieben vom Lothenbach. Alles Holz wurde vom Chiemen her, in Ermangelung einer Strasse, über den See geführt. Es giebt eine Regel, dass beim Flössen 10% aller Tannen versinken. Bei den Harthölzern ist der Prozentsatz noch höher. Es scheint das dieser Kollege das gleiche Buch gelesen hat wie ich: „Wie kann man beim Tauchen Geld verdienen?“. Er hat anschliessend beschlossen, seine sauer verdienten Ferien nicht in warmen Gewässern zu geniessen, sondern sich ein Vermögen aus dem Zugersee zu fischen. Mit Tauchausrüstung und Floss macht er sich an die Arbeit. Alles was wie Holz aussieht wird aufgefischt und wohl geordnet am Ufer gestapelt. Leider hat der Unglücksritter sein Projekt nur schlecht vorbereitet. Da der Säger nicht bereit ist, mehr als hundert Franken pro Ster zu bezahlen, lohnt es sich beim besten Willen nicht, das Holz bis zur Strasse rauf zu bringen. Turi hat dann das gesammelte Schmalholz nutzbringend verwertet. Der einzige „kohlebringende“ Stamm liegt wieder auf dem Seegrund. (Die Anzeige wegen Diebstahls gegen Unbekannt ging damals von einem neutral geschätzten Wert von Fr. 4000.- aus). Es war natürlich wirklich eine Situation zum Totlachen. Der Tauchchef der SLRG, Sonntag Abends, füdliblutt (mangels Badehose und in Erwartung eines menschenleeren Strands) bindet, rittlings auf im sitzend, einen riesigen Baumstamm ans deutlich angeschriebene Rettungsboot der SLRG, derweil das Gründungsmitglied, Sport- und Kantonsschulprofessor Vögeli, ruhig seine Brustschwimmübungen durchführend, sich sehr befremdet über das irritierende Treiben um sich herum zeigte. Preisfrage: Wo liegt jetzt diese Mooreiche? Lasst hören aus alter Zeit In den 80er-Jahren machten unsere Fische nicht gerade den besten Eindruck... Lasst hören aus alter Zeit Aber es wurde auch wieder besser... Lasst hören aus alter Zeit Schnorchel 1 Jet-Boot Die Rettungsboote Schnorchel 2 Lasst hören aus alter Zeit Das waren noch Zeiten, als zu den Brevetprüfungen noch die Presse erschien... Fritz macht heute seinen ersten Tauchgang. Das Wetter ist nicht super, umso besser, wir haben das ganze Strandbad für uns. Wir steigen nach der theoretischen Einweisung die Leiter am grossen Steg hinunter. Von dort geht es vorsichtig über den Sandgrund bis auf drei Meter. Keine Probleme, bis jetzt. Plötzlich schiesst Fritz zur Oberfläche, ich hintennach. Er taucht aber nicht ganz auf, mit der Brille bleibt er unter Wasser und saust mit einem Wahnsinnstempo davon. Ich habe keine Chance in zu erwischen. Er pedalt, zum Glück, in Richtung Ufer, da kann nicht viel passieren, irgendwann wird er ja den Kopf anschlagen. Das tut er auch, macht eine Vierteldrehung nach rechts und weiter geht’s mit unvermindertem Tempo, in knietiefem Wasser! Das Ganze wird mir langsam unheimlich, aber in spätestens 50 Metern wird er am kleinen Steg ankommen. Was passiert aber, wenn er nochmals eine Vierteldrehung macht? Scheisse! Ich gebe nun auch Vollgas, aber direkt, über die abgekürzte Distanz. Gott sei dank, denn Fritz wählt die schlimmstmögliche Lösung, sein Spurt geht nun weiter, Richtung Rigi. Dank meiner Abkürzung kann ich ihn endlich schnappen. Ich blase seine Weste auf, sein Gesicht kommt aus dem Wasser, seine Augen sind weit aufgerissen. Völlig ausser Atem keucht er: „Was ist?“ Er hat keine Ahnung was in den letzten Minuten passiert ist. Ich auch, - noch nicht. Leider hat Fritz ein paar Jahre später am Chlausenegg nochmals das gleiche Problem. Dort hat es statt flachem Sandgrund aber eine steile Felswand. Das Wasser ist sehr trüb und sein Tauchpartner hat nicht die geringste Chance, ihn rechtzeitig zu erwischen, Fritz ist weg. Eine lange Suchaktion hat keinen Erfolg und die Abdankung findet ohne Fritz statt. Zwei Jahre später „stolpert“ dann ein Tieftaucher über den Vermissten und er kann geborgen werden. Wieder einige Zeit später findet Walti eine verlorene Taucherlampe. Auch ein Handschuh hängt noch dran. Wenn ein Taucher am Chlausenegg also noch einen Handschuh finden sollte, wäre es besser, er würde ihn liegen lassen. Jahre später lese ich in einer Fachzeitschrift dass 2-3 % der Bevölkerung an dieser psychischen Anomalie (Paniksyndrom mit Bewusstlosigkeit) leiden. Möglicherweise liessen sich so auch einige unerklärliche Autounfälle erklären. Lasst hören aus alter Zeit Tauchtaufe mit Fritz R. 1975 Lasst hören aus alter Zeit Die Grenzen ärztlichen Wissens Womit wir dann beim Sinn der obligatorischen ärztlichen Tauchtauglichkeitsuntersuchung wären. Die Praxis zeigt, dass physische Tauchhinderungsgründe nur mit aufwändigsten Untersuchungen und psychische gar nicht ausgeschlossen werden können. Wer aus anatomischen Gründen, die in einer einfachen Untersuchung feststellbar sind, tauchuntauglich ist, merkt das sofort, beim ersten Tauchgang. Wenns weh tut, hört er in der Regel auf. Ein offenes Foramen Ovale (30% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein!) tut zwar nicht weh, kann aber nur sehr schwer diagnosdiziert werden. Es gab mal eine Zeit als Asthma noch als absoluter Tauchhinderungsgrund gegolten hat, bis die Statistiker feststellten, dass der Anteil von Asthmatikern unter den Tauchern gleich hoch war, wie unter der nichttauchenden Bevölkerung. Was hatten denn diese Lausbuben, oder -Mädchen, gemacht? Sie hatten dem zeugnissausstellenden Arzt, man will ja den Hausarzt nicht mit der Verantwortung belasten, bei der Anamnese das Asthma einfach verschwiegen. Interessanterweise hatten tauchende Asthmatiker auch plötzlich keine Asthmaanfälle mehr, und in der Unfallstatistik war nirgendwo Asthma als Unfallgrund anzutreffen. So ist es möglich dass eine bisherige Asthmatikerin in der Nationalmannschaft Unterwasserrugby mitspielt und ein betablockertherapierter Hochdruckpatient Tauchlehrer wird. Die Praxis zeigt dass auch querschnittsgelähmte oder trommelfellperforierte Taucher mit Metallplatten im Schädel unter problemlosen Umständen und mit kompetenten Partnern ihren Sport ausüben können. Heute, am 19. Sept. 82 ist Zweisternprüfung und Ich sollte eigentlich im Seeliken-Bad aufkreuzen. Das dürfte schwierig werden, ich bin nämlich mit Antoinette im Bürgerspital. In aller Herrgottenfrühe haben bei ihr die Wehen eingesetzt und ich musste eine Notfallübung durchziehen. Es scheint also ein interessanter Tag zu werden, zur Sicherheit habe ich ein Funkgerät mitgenommen. Nach langer Wartezeit, das Funkgerät bringt wenigsten einige Abwechslung, kreuzt ein Arzt auf, verkündet etwas von Steisslage und fragt ob ich etwas gegen einen Kaiserschnitt einzuwenden hätte. Ich finde dass wir die Zeit nicht mit Diskussionen vergeuden sollten und kann ein paar Minuten später einen kleinen, schrumpeligen, verschmierten Buben im warmen Wasser schwenken. An diesem Sonntag ist einiges los gewesen und zum Glück auch alles gut abgelaufen, im Bürgerspital und in der Seeliken REGA down Ende November, Nachts um 10 Uhr läutet das Telefon. Die Polizei ist dran und frägt, ob ich nicht den Schnorchel klar machen könne; das Polizeiboot sei in der Werft und sie hätten eine Meldung dass ein Föhnsturm im Walchwiler Bojenfeld zwei Jachten losgerissen hätte. Ich werde ins Strandbad gefahren und muss nicht mal das Boot runterdrehen. Ich kann zwar die Meldung kaum glauben, der See liegt spiegelglatt, kein Lüftlein weht. Trotzdem ziehe ich das Ölzeug an und nehme Taucherlampe und Töffhelm mit. Pius, nicht gerade der seekundigste Polizist, kommt mit. Wir fahren Vollgas Richtung Süden. Kurz vor dem Chiemen wird die Luft plötzlich heiss und ein komisches Rauschen liegt in der Luft. Und nun kommt auch Dünung auf, und Dünung ist hier der richtige Ausdruck. Solche Wellen habe ich auf dem Zugersee noch nie gesehen. Auch der Sturm ist plötzlich da, höchste Zeit den Vollvisierhelm anzuziehen, denn das Flugwasser das über unser Boot spritzt ist eisig kalt. Im Lichtkegel der Lampe sehen wir eine weisse Jacht in den Wellen treiben und versuchen in die Nähe zu fahren. Die Idee erweist sich sofort als idiotisch, denn sowohl die Jacht, wie auch wir, surfen von jedem Wellenberg ins Tal hinunter. Und die Wellenberge sind unglaublich hoch. Pius versucht zu funken. Sobald er das Funkgerät vor den Mund hält, veranstaltet der Wind ein Pfeiffkonzert das jede Verbindung verunmöglicht. Pius schlottert, er ist inzwischen patschnass. Jede Welle läuft oben in den Ledermantel hinein und unten natürlich auch wieder heraus. Wir beschliessen zurückzufahren. Unsere Jacht wird am anderen Tag gefunden; praktisch unbeschädigt, steht sie auf dem eigenen Kiel, zwischen den Felsen auf dem Chiemen. Der Funkpiepser läuft wie es sich für einen Feuerwehrmann gehört, auch wenn’s eigentlich nicht gestattet ist. Und mitten auf der Neugasse tönt es aus dem FFZ-ipot: „Aufgebot Ölwehr, Helikopterabsturz im Zugersee!“ Die werden das doch nicht ohne SLRG durchziehen wollen? Tauchausrüstung unter den Arm und Schnorchel gestartet. Auf die Meldung bei der Seepolizei kriege ich doch schon einen Auftrag: „Untersuchungsrichter mitnehmen“. Im Ennetsee ist die Ölwehr schon dabei eine Ölsperre zu errichten. Einige wenige Trümmer schwimmen noch herum. Ich sehe schnell; Taucher, sind hier im Moment nicht nötig. Der Pilot war allein an Bord, der Absturz muss genau untersucht werden, hier sind Polizeitaucher zuständig. Ich mache mich wieder auf den Heimweg. Da fällt mir ein farbiges Etui auf, das auf der Wasseroberfläche treibt. Ich fische es aus dem Wasser und werfe schnell einen Blick hinein. Ich bin zwar nicht Apotheker, aber was ich sehe, veranlasst mich, das Necessair doch noch schnell auf dem Posten vorbei zu bringen. Ein Helikopterabsturz ist zwar eine sichere, aber auch ziemlich exklusive Art, sich vom Leben zu verabschieden. Lasst hören aus alter Zeit Der Heubeeriliföhn tobt Der Tauchchef wird verabschiedet 1996 Lasst hören aus alter Zeit in der Seeliken Lasst hören aus alter Zeit Lasst hören aus alter Zeit Lasst hören aus alter Zeit Lasst hören aus alter Zeit Lasst hören aus alter Zeit Röteltauchen 1971 werden wir von der Jagd- und Fischereiverwaltung gebeten, an einem Forschungsprojekt über den Zugerrötel mitzumachen. Zwei Teams sind im Einsatz; die Einen starten in Turis Fischerhütte, die Andern von der Kantonalen Fischbrutanstalt in Walchwil. Von dort traversieren wir über den See zum Chiemen und tauchen dort auf dem Rötelplatz. Eine ziemlich kühle Veranstaltung zu dieser Jahreszeit. Heisses Wasser aus der Thermosflasche, vorher in den Anzug gekippt, ist eine eher psychologische Massnahme. Der Tauchgang ist recht interessant, das Wasser relativ klar, die Rötel fehlen zwar, aber ich sehe die grösste Trische meines Lebens. Wir fotografieren und nehmen Bodenproben. Grossen Erfolg haben die Kollegen, die vergessen haben, den Verschlusspfropfen vom Probenrohr zu nehmen. Auf 40 Metern lässt sich das natürlich nicht mehr nachholen. Ein vom Kanton spendiertes Essen bringt die schlotternden Taucher wieder unter die Lebenden zurück. Da sich auch der zweite Teil der Veranstaltung erfolgreich entwickelt, beschliessen wir, diesen Anlass zur Tradition werden zu lassen. In den folgenden Jahren lädt der Präsi, Peter Rü, natürlich nur für den zweiten Teil, einen interessanten Politiker ein. Regierungsrat Alois Hürlimann meint zwar, er habe gleich nach dem Essen den nächsten Termin; nachmittags um Vier, ist er immer noch am Erzählen. Triesche sucht nach Rötel-Kaviar Rötelplatz vor und nach dem Kiesen UW-Film mit Hindernissen Ich drehe einen Film über die Zugerrötel; oder versuche es wenigstens. Res Merz hat mir sein Hugi-Gehäuse mit den zwei Scheinwerfern ausgeliehen. (Dieses Gehäuse liegt immer noch irgendwo vor Ras Muhammed,- Sladli ruhe in Frieden). Da der Mensch nur zwei Hände hat, werde ich zur Tauchgangbeleuchtung einen der Filmscheinwerfer einschalten. Bruno begleitet mich. Seine Taucherlampe, ein Spiro-Lämpchen mit etwa 3 Watt, aber immerhin wasserdicht, wird erst sichtbar als es um uns herum langsam dunkel wird. (Zu dieser Zeit konnte man sich halt Halogenlicht nur zum Filmen leisten). Wir tauchen also langsam, Turis Ansaugleitung folgend, nach unten. Am Fuss der Wand, es wird etwa in 40 Metern Tiefe sein, ich habe eben den zweiten Scheinwerfer auch eingeschaltet, wird meine Beleuchtung rapide schwächer und im Handkehrum stehe ich in völliger Dunkelheit. Weit unter mir sehe ich das Armseelenlichtlein von Bruno, das kurz darauf auch verschwindet. Da stehe ich nun, auf 40 Metern mit der schweren Kamera in der Hand, in pechschwarzer Nacht. Ich weiss nicht einmal mehr wo die Wand ist und gerade Aufsteigen darf ich auch nicht, weil der Fels, gut drei Meter überhängend, über meinen Kopf hinausragt. Die einzige sinnliche Wahrnehmungen ist die Grundberührung mit den Füssen und das beruhigende Blubbern des Lungenautomaten. Wo bleibt nur Bruno? Es scheint mir unwahrscheinlich dass er mich mit seinem Minilämpchen in der Dunkelheit wiederfindet. Also los, vorsichtig die Fenzy anblasen; in der einen Hand die Kamera, die andere zum Schutz über den Kopf gehalten und mit der dritten Hand die Fenzy reguliert. Geht es überhaupt aufwärts und wenn ja, wie schnell? Beruhigt bin ich, als es doch langsam ein bischen heller wird und ich noch rechtzeitig vor dem Überhang anhalten kann. Auch Bruno hat auf diesem kurzen Tauchgang nicht viel gesehen. Der Film wird dann aber doch noch fertig.Mit aufgeladenen Batterien steige ich, nachts um 22 Uhr, mit Gebi aus Turis Fischerhütte ins Wasser. Turi hat Netze gesetzt und ich habe mit Gebi die Szene vorher abgesprochen. Ich suche mir in 40 Metern eine Stelle mit gefangenen Röteln und lege mich hinter das Netz. Gebi kommt nun mit der Lampe von der anderen Seite und schaut sich die Rötel an. 15 Minuten und die Szene ist im Kasten. Ein Kameramann des Schweizer Fernsehens sucht geanau solche Aufnahmen zur Komplettierung eines Films über den Rötelfang. So wird die Filmsequenz an einem Sonntagabend zum Abschluss der Tagesschau gesendet. Es sei das erste Mal, dass das Schweizer Fernsehen einen Super 8Film gesendet habe. Es ist ja auch relativ neu, dass das Fernsehen überhaupt farbige Bilder auf die Reise schickt. Gebi hinter dem Netz Pirouette auf dem Rötelplatz Zu einer Zeit als der Begriff Octopus nur für einige Meertaucher eine Bedeutung hatte, bei den Amerikaner war dies bereits Standard, hatte ich mir auch schon einen Nemrod Snark II als Zweitautomaten zugelegt. Der Snark II war als Upstream-Automat konstruiert, sehr billig, sehr einfach, und, vor allem in der Tiefe, sehr wirkungsvoll. Wenn man ihn nicht irrtümlicherweise am Manometeranschluss befestigte (gleiches Gewinde), sonst flog einem natürlich der Mitteldruckschlauch um die Ohren. Dieser Schlauch war nicht gebriedet, nicht gepresst, sondern nur eingeschraubt - meistens. Es gab Serien, da konnte man mit einem kleinen Ruck die zweite Stufe vom Schlauch abziehen. Die wichtigste Eigenschaft: Er war billig. Turi und ich wollen seinen Rötelplatz begutachten. Ich nehme meinen Aquazepp zur Beleuchtung und zum Testen mit. Bei der letzten Rückreise von der Odyssee hat sich nämlich, durch die Erschütterung, der Scheinwerfer eingeschaltet und die ganze Batterieladung ist in Wärme umgesetzt worden, zum Glück ohne ein Feuer zu entfachen. Dabei ist aber die Frontscheibe teilweise angeschmolzen. Ich warne also Turi dass eventuel die ganze Angelegenheit mit einem respektablen Knall implodieren könne, er solle sich dadurch ja nicht erschrecken lassen. Wir gehen also runter auf den Rötelplatz; erstaunlicherweise bleibt der grosse Knall aus. Um Turi im Lichtstrahl des Scheinwerfers mein OK-Zeichen geben zu können, klemme ich mir den Zepp unter den Arm. Dummerweise gerate ich dabei mit dem Ellenbogen an den „Gas-Schalter“. Das Resultat ist eine motorgetrieben 360° Pirouette. Nun findet der Knall doch noch statt, aber anders als erwartet. Mein Snark II ist beim Zwirbeln in die Schraube geraten und vom Mitteldruckschlauch abgerissen worden. Nun sehe ich, rechts von mir, den Schlauch, wie ein losgelassener Feuerwehr-Strahlrohr, in einem wilden Blasenschwall, auf und ab schiessen. Ich versuche, so gut es geht, den Schlauch zusammenzuknicken um den Luftverlust zu bremsen; vergebliche Liebesmühe, mit den dicken Handschuhen. Ich gebe Turi das Zeichen dass etwas nicht in Ordnung sei und wir dringend aufsteigen müssten, er scheint aber nicht meiner Meinung. Als er auch auf das Notfallzeichen nicht reagiert, beschliesse ich, in Anbetracht der unsicheren Luftvorratssituation (noch kein Manometer), den sofortigen Aufstieg. Aquazepp senkrecht und Vollgas. An der Oberfläche gelingt es mir dann doch noch den Schlauch zusammenzudrücken und nach einem mehr oder weniger beruhigten Blick auf Turis Luftblasen versuche ich, wenigstens auf drei Metern, noch so etwas wie eine Dekompression durchzubringen. Klar, grosse Sorgen muss ich mir nicht machen, wir sind ja erst ein paar Minuten unten gewesen, aber es kann ja nicht schaden. Bald ist mein Gerät leer und ich muss rauf. Wo ist Turi? Offensichtlich immer noch unten, wie mir seine Luftblasen verraten. Als er dann auch zurückkommt, sein zuvor nur halbvolles Gerät ist inzwischen auch leer, meint er, dass ich ihm nicht allzusehr gefehlt hätte............... Sag mir, wo die Rötel sind... Aus Turis Lungenautomat kommen komische Töne. Verrückt! Hier sind Sie ja, schön aufgereiht wie im Supermarktgestell. Alles kapitale Burschen, einer neben dem anderen. Mann müsste sie nur herausgrapschen. Hier, im Querspalt auf 18 Metern direkt unter Turis Fischerhütte. Während dem ganzen Tauchgang haben wir keinen Schwanz gesehen, ausser den üblichen Trischen und ein paar mickrigen Kaulbarschen, nichts als leere Netzte bis hinunter auf 50 Meter. „Du hättest gescheiter deine Netze aus dem Fenster gehängt“ sage ich nachher, beim Umziehen, zu ihm. Lasst hören aus alter Zeit Wie kriegt man Luft in die Taucherflaschen? Der Wi-, Wa-, Watschenmann... In den Urzeiten der SLRG-Taucherei füllten die tapferen Froschmänner ihre Tauchgeräte im Strandbad Chamerfussweg. Eine Füllrampe mit 4 Standflaschen à 50 Liter mit 150 bar waren da verbunden. Man füllte die Tauchgeräte im Kaskadenverfahren d.h. man schloss ein Gerät an, öffnete die erste Standflasche, liess den Inhalt überströmen, schloss diese Flasche und wiederholte den Vorgang mit den anderen drei Flaschen. Wenn die vierte Flasche neu war, konnte man so sein Gerät auf einen Enddruck von vielleicht, bestenfalls, 140 bar (damals noch Atü) füllen. Es handelte sich in der Regel um AGA-Geräte von 2x8 Litern Inhalt mit einem Betriebsdruck von 150 bar. Wenn man rechtzeitig nachbestellte, lieferte das Sauerstoffwerk Luzern eine neue Standflasche nach. Die Rechnung für die benötigten Standflaschen bezahlte übrigens die Stadt Zug. 1970 installierte die Kantonale Gebäudeversicherung, für den Bedarf der Feuerwehren, im Bunker, am Ort der heutigen Casino-Tiefgarage, einen Kompressor. Auch die Taucher der Polizeikorps und der SLRG erhielten die Bewilligung dort zu füllen. Der Kompressor war ein „brüllendes“ Monster. Nach der Einweihungsfeier durfte der junge Taucher, mit dem damaligen Technischen Leiter der SLRG Sepp Haller, Käsekuchen essen in der Taube. Alles was Rang und Namen hatte von Feuerwehr und Polizei war auch da. Sepp war übrigens nicht nur Technischer Leiter der SLRG, er war auch Leiter des Krankenwagendienstes und in dieser Funktion auch Chauffeur der Regierungslimousine, mit den besten Beziehungen zu den Kantonalen Behörden inbegriffen. Endlich hatten wir volle Tauchgeräte. Leider machte der kleine junge Taucher den Fehler, an einem Sonntag Nachmittag, mit den Feuerwehrkameraden vom Atemschutzkorps der Feuerwehr in der Gartenwirtschaft des Restaurant Hirschen einige Bierchen zu kippen. Die Diskussion kreiste natürlich um den neuen Kompressor. Das junge Taucherlein interessierte, unter anderen kleinen Details, wieso eine automatische Kondensatentleerung nicht auch gleich installiert worden sei (preislich wäre das ja alleweil dringelegen). Leider beachtete er nicht, dass am gleichen Tisch auch der Installateur der Anlage, er war damals Chef des Atemschutzes, auch anwesend war. Das war ein kapitaler Fehler. Bereits am Tage darauf, waren die unbedachten Äusserungen des kleinen Taucherleins bereits Thema einer Sitzung des zuständigen Regierungsrates (sic!). Der arme Technische Leiter wurde grauenhaft zusammmengeschissen und das Betreten der Füllstation den SLRG-Tauchern sofort verboten. Leider kam nun ein tragisches Unglück dazu. Sepp verunglückte in Ausübung seines Jobs tödlich. Das kleine Taucherlein wurde nun zum Tauchchef befördert, was aber der Füllung unserer Tauchflaschen keinesfalls zuträglich war. Nach mehreren Sitzungen mit dem legendären Feuerwehrinspektor Hasenmeile, auch „Hasebüngel“ genannt, und verschiedenen Wiedererwägungsgesuchen, brachten wir es fertig das wenigstens der neue Technische Leiter der SLRG, Tschuss Aeberli, beruflich Bademeister im Strandbad Zug, die Berechtigung zum Füllen unserer Geräte erhielt. Selbstverständlich war über jede Füllung genau Buch zu führen und die Entschädigung wurde für jede Flasche auf Fr. 2.- festgelegt. Nur diesmal mand eine Ahnung von diesen Dingen habe, und hat dann, irgendjemand, einen alten Kompressor mit wenig Betriebsstunden untergejubelt, ein Sonderangebot, sozusagen. Weitergehende Vermutungen verkneife ich mir jetzt... Waldeslu-u-u-uft....! Es ergab sich dann, dass Gebi von seinem Einsatz als Tauchassi bei der SUBEX auf Elba nach Hause kam. In seinem jugendlichen Leichtsinn hatte er dort einen „frischrevidierten“ Kompressor K14 erstanden (günstig (!) für Fr. 3000.-). Voller Mitgefühl bot er dem armen gestressten Tauchleiterlein seine Hilfe an. Wir mussten den Kompressor nur in Altdorf abholen. Frisch gestrichen und silbern leuchtend stand er da, die Mutter aller Kompressoren. Ehemals Eigentum des USZ Basel, vermutlich ein Modell aus der Nullserie. Ich kannte ihn, wir hatten uns schon auf der Fieramosca mit ihm herumgeärgert. Nach zigtausenden von Betriebsstunden hatte er sich wahrscheinlich schon auf den Ruhestand gefreut. Hinter dem Haus machten wir einen Probelauf; mindestens 20 Meter flog die Zündkerze nach der ersten Zündung in den Nachthimmell. Das interessierte uns aber gar nicht, wir wollten ja einen Kompressor mit Elektromotor. Peter Rü brachte dann den „Mokken“ von der ABB mit. Nun finge das lustige Füllen an; meinten wir. Leider machte sich das Alter unseres Methusalems in jeder Beziehung bemerkbar. Ein Kompressor ist sehr stark mit einem Dieselmotor verwandt, er funktioniert nur umgekehrt, - meistens. Die Luftqualität war von jeglicher Norm, soweit so etwas damals schon bekannt wahr, weit entfernt. Ely kotzte fast nach jedem Tauchgang. Bruno Merz riskierte in der Tauchschwimmer-RS bei einer Wechselatmungsübung, mit anschliessendem Lasst hören aus alter Zeit bezahlte das nicht die Stadt Zug, sondern diese wurden der SLRG fakturiert. Das Resultat war, dass man im Sommer alle verfügbaren Geräte bis zum letzten „Lufttropfen“ leersoff. Dann versuchte man den Bademeister zu motivieren, die Geräte zu füllen, während der Badesaison meiste ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn sich der fleissige Bademeister in seinem gedrängten Tagesprogramm irgendwann zwei Stunden abklemmen konnte, musste das kleine Tauchleiterlein mit seines Papas Auto ins Strandbad fahren, alles was wie ein Tauchgerät aussah einladen und zur Füllstation führen. Hier trug er die Geräte in einem langen, feuchten (daher wenigstens kühlen) Gang etwa hundert Meter ins Dunkel und konnte dort zusehen, wie der liebe Bademeister den Kompressor dazu brachte die Geräte zu füllen. Anschliessend transportierte er die Kübel im Kofferraum wieder ins Strandbad zurück. Dies erlaubte den SLRG-Tauchern für die nächsten zwei Wochen wieder einige Tauchgänge, bis eine überraschende Schlechtwetterperiode dem Bademeister wieder die Gelegenheit gab eine Füllsession einzulegen. Mit wieviel bar (oder Atü) ein Taucher damals ins Wasser stieg interessierte kein Schwein, die Hauptsache war, dass man das Gerät nicht vorher mit der Velopumpe auffüllen musste. Dass diese Situation für das Tauchleiterlein untragbar war, ist klar und ich bin überzeugt, dass alle anderen Beteiligten eine höllische Freude an diesem Treiben hatten, mit Ausnahme der SLRGTaucher natürlich. Was der Grund war, dass das junge Taucherlein dermassen geplagt wurde kann ich nicht erklären. Ich vermute, dass ich unbeabsichtigt und auch ungewollt einem schlafenden Hund heftig auf den Schwanz getreten war. Mit ein bischen Fantasie lässt sich der Vorgang rekonstruieren: Irgendwer war wahrscheinlich davon ausgegangen, dass sowieso nie- Lasst hören aus alter Zeit Notaufstieg, beinahe das Leben seines Zugführers (Mais, Merz, s’est quoi cette air, s’est de-geu-lasse !!!) und ich erhielt von paar zürcher Tauchern beinahe eine Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung (Was, schlechte Luft, das macht uns nichts, wir sind uns die miesesten italienischen Füllstationen gewohnt!). So ging es nicht weiter. Wir bestellten bei der Firma EUROSUB einen grossen Standfilter für Fr. 800.-. Zuerst interessierte mich natürlich wie so ein Filter aufgebaut ist und ob überhaupt etwas drin sei. Ich schraubte in also auseinander. Es ging nur sehr mühsam (übrigens war Aktivkohle drin), das Zusammenschrauben nur zur Hälfte und dann gar nichts mehr. Das ganze Team ins Auto und ab nach Hallwil zu den Herren Wecker und Lehmann. Der gewiefte Techniker Lehmann hatte das Gefühl, wir hätten etwas nicht richtig gemacht und meinte man müsse nur dass Rohr ein bischen erwärmen und das Ganze könne problemlos wieder auseinandergenommen werden. Denkste, auch der Schweissbrenner hilft gar nichts, wenn ein Gewinde bereits kalt verschweisst ist. Aber, man ist ja kulant und holt den nächsten Filter aus dem Lager. Voilà, das Herausschrauben geht perfekt, verdammt, beim Hineinschrauben geht nichts mehr. Offensichtlich hatte sich hier der Lehrling im Gewindedrehen geübt. Zum Glück sieht dann das Gewinde des dritten, und letzten, Filters vernünftig aus und funktioniert auch so. Keep cool, es wird ja auch nur mit 200 bar belastet. Dafür waren unsere geschmacklichen Probleme ein für alle Mal gelöst. Ein Meter Aktivkohle verhalfen uns zu Waldesluft, ausser es passierte wieder mal ein Scheiss und die Kohle landete, pulverisiert und durch den Sinterfilter gedrückt, in der Tauchflasche. Sticky Fingers Die Luft war nun gut, aber es zeigte sich ein anderes Problem. Bei den diversen elbanischen „Generalrevisionen“ unseres Ungetüms war auch die Leitung der Druckölschmierung ersetzt worden. Serienmässig wäre dort ein kleines Filterchen eingebaut gewesen. Dieses hatte sich natürlich inzwischen in Luft aufgelöst und fehlte bei unserem Prachtstück. Als Resultat wanderten, bei jeder Inbetriebnahme, die kleinen Metallspänchen aus dem Schmiersumpf nach oben in die vierte Stufe. Dort verkeilten sie sich im Schmierspalt (2-3/1000mm) des fliegenden Kolbens und verschweissten ihn innert Sekunden mit dem Zylinder. Ein begabter Werkzeugmacher (Fritz Reck) gelang es, diese Kolben auf den Tausendstel genau nachzudrehen. Irgend wann war aber die Geduld meiner Mutter erschöpft (ein Buchbinder der immer mit Armen schwarz bis zu den Ellenbogen herumläuft, ist untragbar) und sie bot der Tauchgruppe ein zinsloses Darlehen für einen neuen, funktionierenden Kompressor an. Unsere Probleme waren wieder einmal gelöst. Ein „Grossauftrag“ (siehe: Der sinkende Hafen) erlaubte uns dann, nach und nach, das Darlehen zurückzuzahlen. Mit den Jahren wurde dann, mit der Mithilfe von Peter Rütimann (Steuerung) und Peter Schmalz (Installation), die Anlage immer weiter ausgebaut und wir verfügten so über die leistungsfähigste Füllstation weit und breit. Für die Mitglieder war die Luft gratis. Fremdbezüger, sie mussten nur wissen, wo der Eingangsschlüssel versteckt war, warfen einen „Fünfliber“ ins Kässeli. Flieg, Kolben, flieg! auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Brandenberg ein Wassersportzentrum. Das Gebäude erstreckt sich, zigarrenförmig auf Pfählen, in den See hinaus. Unter unserem Klubraum werden wir 18 Meter Wasser bis zum Seegrund haben. Tauchen direkt aus dem Klubraum, welche Perspektive. Natürlich gehört auch eine Füllstation dazu. Wir haben mit verschiedenen Unterwasserarbeiten ziemlich Geld auf dem Kompressorkonto gespart und ich mache mich an die Planung. An einem Kurs habe ich bei der Zürcher Seepolizei im Tiefenbrunnen eine Dräger Füllanlage gesehen, bei der ein kleiner Bauer Kompressor drei Speicherflaschen mit 300 bar füllt. Dieser Ansatz scheint mir sehr vernünftig und so etwas schwebt mir auch für uns vor. Später stellt sich dann leider heraus, dass sich Pressluft bei Drücken über 200 bar nicht so verhält, wie das Boyle-Mariotte in jedem Taucherlehrbuch stolz verkünden. An einem Kurs, organisiert vom SUSV bei Bauer-Kompressoren in München, hole ich mir einige Grundkenntnisse. Dort spricht man bereits von Drücken von 540 bar, aber das scheint mir dann doch ein bisschen heiss. Bei einer Volksabstimmung bewilligen die Stimmbürger 42 Millionen für die Seeufergestaltung. Der Siebbach wird für sagenhafte 11 Millionen offengelegt, ein Mehrfamilienhaus wird gebaut und ein neuer Stadtrat weigert sich das Wassersportzentrum zu realisieren. Übrig bleibt wenigstens ein Kompressorraum und so können wir wenigstens unsere Füllstation weiter planen. Als sich auch noch die Tauchgruppen von See- und Kantonspolizei mit je 15 000.beteiligen, steht einer Realisierung nichts mehr im Weg. Es muss so irgendwann anfangs der Fünfzigerjahre gewesen sein, der damalige K 14 Kompressor war im Prototypenzustand und der Seniorchef von BAUER kämpfte mit dem Problem, wie er die Dichtungsringe der vierten Stufe den Belastungen anpassen könnte. Bei einer Bergwanderung hatte er dann die wunderbare Idee, es einmal ohne Dichtungsringe zu versuchen. Er konstruierte einen Kolben mit einem sehr kleinen Spiel zwischen Zylinderbohrung und Kolben (2-3/ 1000 mm) und dachte sie mit Schmieroel unter dem entsprechenden Druck zu dichten. Eine entsprechende Pumpe zu konstruieren lag ausserhalb seiner Möglichkeiten, also nahm er eine normale Treibstoffpumpe eines Dieselmotors. Seine Überlegungen gingen dahin, dass diese Pumpe genau synchron zum „Freiflugkolben“ der vierten Stufe arbeiten müsste, um ein Rückfliessen der verdichteten Luft zu verhindern. Genaue Vorschriften für die Einstellung der Antriebskette stellten diesen Vorgang sicher. Da die „lausigen Kompressorwarte“ vergassen diese Kette zu schmieren stellten sich fortlaufend Defekte ein. Als Weiterentwicklung wurde dann bei der nächsten Generation des K 14 anstelle der Kette ein wartungsfreier Zahnriemen aus Gummi eingebaut. Nun gingen die „lausigen Kompressorwarte“ noch weiter und bauten die Zahnriemen ein, ohne sich um die Synchronisation der Pumpe mit dem Freiflugkolben zu kümmern. Und siehe da es funktionierte. Seither benützt BAUER ganz gewöhnliche Keilriemen, kein Schwein kümmert sich um die Synchronisation und niemand weiss, wie und warum die ganze Sache funktioniert. Lasst hören aus alter Zeit Die Stadt plant Fotos aus dem Kompressorraum von Peter Schmalz Elly, die Seenixe Lasst hören aus alter Zeit Warten auf den Sturm Lasst hören aus alter Zeit Gebi der Doppelpirat Der erste Tröcheler am Zugersee Konstruktion: Ernst Michel Helmut, Peter, Franz Lasst hören aus alter Zeit Thomas, Bruno und Jan Man fährt gerne mit dem Aquazepp beim Rigiblick vorbei Lasst hören aus alter Zeit Bruno Merz Odysséen 1970 - 90 Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Jedes Jahr charterten wir ein bis zwei Mal ein Schiff für eine Woche um nach Lust und Laune (unserer und der des Kapitäns) und abhängig vom Wetter, die Inseln des Thyrrenischen Meers zu erkunden. Das Gebiet in dem sich die Odysseen abspielten, erstreckte sich zwischen Capraia im Norden, Giannutri im Süden und Scoglio d’Africa (Africhella) im Westen. Die Ausgangspunkte waren Porto Azzurro, Talamone und Porto Santo Stefano. Die Boote waren meistens abenteuerliche Oldtimer, Zweimast-Gaffelschoner, so ca. 15 Meter lang und 50 Tonnen schwer. Wenn der Wind mal von hinten kam, konnten wir sogar segeln. Aber im Mittelmeer ist der Wind meist entweder zu schwach oder zu stark und kommt fast immer von vorn. Das Juwel unter den Tauchgebieten war Monte Christo mit der Villa von König Vittorio Emanuele, einem Park mit exotischen Gewächsen und einem Museum ohne Besucher. Die Insel wurde in den 70er Jahren unter Schutz gestellt, mit einem Ankerverbot im Umkreis von 500 Metern. Auch wir konnten nur noch mit den Archäologen von Oxford hinfahren, und als Rudi, unser Kapitän, mal ganz gute Laune hatte. Was aber nicht viel brachte, da wir damals wetterbedingt (Sturmodyssee), nur drei mal ins Wasser kamen. Inzwischen übernachten die Fischer von Porto Santo Stefano, auch „wetterbedingt“, und bemühen sich, nachts, mit der Harpune in der Hand, ihre Fänge aufzubessern. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Das erste Odyssee-Schiff war die ELBA MARINA. Die einzige sanitäre Instalation war eine WC-Kabine an Deck, die nach dem Schwerkraftprinzip funktionierte. Übernachtet wurde auf Luftmatrazen; wer es luxuriös wollte, nahm ein Klappbett mit. Bei Regenwetter wurde das Sonnensegel aufgespannt und der Kampf um einen Trockenplatz begann. Die Letzten, die, meist ausreichend erfrischt, vom Landgang zurückkamen, mussten sich halt ihren Schlafplatz organisieren. Ein Erker in der Hafenmauer oder ein Tisch in einer Gartenwirtschaft boten meist Schutz genug. Wir ruhten sanft am Busen der Natur, oder so. Die ELBA MARINA im Hafen von Porto Azzurro Auf der TYRA und der FIERAMOSCA gab es bereits relativ trockene Kojen und ein Pumpklosett an dem manchmal der Zettel hing „Out of order, go ashore“ was uns anschliessend erlaubte, mit der „Grossen Zerlegung“ des Patienten, unsere Parkdienstkenntnisse zu erweitern. SEEMÖWE und MARLIN waren dann bereits keine Seelenverkäufer mehr. TYRA Zweimastgaffelschoner Einzylindermotor 28 PS Togg, togg, togg, togg, togg....... FIERAMOSCA I Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Auf, auf, zur fröhlichen Odyssée Zug – Tirrenia, 800 Kilometer sind es ungefähr, und jedes Mal Abenteuer pur, jeder Kilometer. Am Gotthard bohrt man zwar ein Loch, aber bis das Jahrhundertwerk fertig ist, geht es noch einige Zeit und im Mai und Oktober ist der Pass meist noch gesperrt. Wir fahren also über den San Bernardino im Konvoi, manchmal verbunden mit Funkgeräten und das mit gutem Grund. Die Autos sind noch nicht für das Zurücklegen grösserer Distanzen konstruiert und wenn sie mal 60’000 Kilometer auf dem Tacho haben, ist es höchste Zeit sich um einen Ersatz zu kümmern. In Thusis oder so, gehen wir Nachtessen. Spätestens im Tessin ist der TCSPannendienst an der Reihe. Kurz bevor wir eine Unterkunft für die Nacht zu suchen beginnen, stellt der Patrouilleur fest, dass sich die Zündverteilerfeststellschraube gelockert hatte und, nach deren Fixierung, einer Weiterfahrt nichts mehr im Weg stehe. Beim Überqueren des Apennin ergiebt sich dann das nächste Problem. Trotzdem der Anlasser nicht mehr will, gelingt es, den Motor, rückwärtsrollend, wieder in Gang zu bringen. Dank der italienischen Beleuchtung im Tunnel hat es auch niemand gesehen. Die Autobahn hat bald ein Ende, der Tankinhalt auch und die Suche nach einer Tankstelle beginnt. In Italien kommen Tankstellen entweder gehäuft vor, dafür sind sie alle im Streik, oder man findet zwar die einsame Tankstelle und es gibt weit und breit keinen Operateur. Ein Reservebidon empfiehlt sich in jedem Fall. Am Zielort hat nun die Garage eine Woche Zeit den Wagen zu reparieren, vorausgesetzt es gelingt ihr, die englischen Ersatzteile zu organisieren. Andreas der Kapitän der TYRA und Susi seine Lebensgefährtin. Vorsicht: Odysséen können für Frauen gefährlich sein! Languste Fotos Peter Schmalz Die Bühlmann-Tabelle war immer dabei Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Matrose erklimmt die Takelage Die Fieramosca wird im Hafen von Talamone beladen Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Rudi, Alexander und Ilse Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Grotone Franz Mare molto mosso agitato Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Eine steife Brise bläst und als wir die Bucht von Portoferraio verlassen, kommt noch eine zackige Dünung dazu. Normalerweise dauert die Fahrt nach Piombino 90 Minuten, aber heute wird’s wahrscheinlich etwas länger dauern. Das Bordrestaurant ist wegen Glasbruchgefahr geschlossen, mit einem magennervenberuhigenden Drink ist’s also nichts. An Deck ist die Luft auch viel frischer; bedeutend frischer als auf den Toiletten, wie ich beim Vorbeigehen feststellen kann. Aber auch hier ist die Situation chaotisch. Vom Vordeck läutet die Schiffsglocke. Ich traue meinen Augen nicht: Auf der Brücke steht der Steuermann, (oder ist’s der Kapitän?), krümmt sich über die Reling und reihert. Es empfiehlt sich, die Windrichtung zu beachten; die Kotze fliegt heute tief. Nun wird’s auch mir langsam ungemütlich und ich bin froh, als wir heil an der Mole von Piombino anlegen. Horst in Aktion Die TYRA in Montechristo Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Bärenkrebs Emerita und Fieramosca Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Fieramosca vor Capo Liveri Morgenessen in Giglio Porto Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Giglio Campese Giannutri Sonnenuntergang in Campese Campese Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Die Gefangenen von Monte Christo Eine sehr interessante Odyssee auf der Fieramosca hat uns Rudi versprochen. Da er ja den Wildhüter auf Monte Christo besonders gut kennt, sollte es uns möglich sein, auch ohne Bewilligung (Naturschutzgebiet, Ankerverbot!) hinzufahren. Ich habe extra noch einen Superaquazepp organisiert (70 kg, 10 km/h) und los geht’s. Leider gibt der Bierkonsum von Rudi zu gröberen Bedenken Anlass. Er verdoppelt sich, quasi von Stunde zu Stunde; irgend etwas ist mit dem Wetterbericht nicht in Ordnung (Mare mosso, agitato). Obwohl Rudi zuerst gesagt hat, wir würden nicht in der Hauptbucht anlegen, (um den Wildhüter nicht allzustark zu kompromitieren) ankern wir dann schlussendlich doch in der Cala Maestra (unter den Augen des Wildhüters). Dem sehr prekären Wetterbericht zufolge, setzen wir zwei Anker mit je etwa hundert Metern Kette. Zum Ufer hin vertäut Rudi das Schiff mit zwei dicken Tauen. Keinen Moment zu früh, denn das Theater geht sofort los. Obwohl wir in der Abdeckung des Inselgebirges liegen, schlägt die Tramontana mit brutaler Gewalt zu. Die Taue spannen sich wie Basssaiten und fibrieren auch entsprechend bei jeder Böe. Unsere massive Aluminium-Gangway saust, wie eine alte Zeitung, quer übers Deck. Rudi hält Kriegsrat und erklärt, dass, immer laut Wetterbericht, der Wind mitten in der Nacht wechseln und dann mit der gleichen Stärke aus der anderen Richtung blasen würde. Eine nicht sehr erfreuliche Vorstellung. Ich reservierte mir für alle Fälle die Koje gleich unter dem Niedergang. Sie ist zwar bei Regenwetter etwa feucht, erlaubt aber den sofortigen Ausstieg. Mitten in der Nacht beginnt die Ankerwinsch zu rattern; raus aus dem Sack und rauf aufs Deck, der Wind kommt nun voll von vorn. Rudi gibt Vollgas und wir versuchen, gegen den Sturm, aus der Cala Maestra herauszukommen. Auf dem Vordeck geht alles drunter und drüber. Ich versuchte noch das, was von den zwei Aquazepps übrig geblieben ist, mit Tauen festzuzurren. Ein Riesenknall, unser Heck ist, zwischen den Felsen, auf einem Steinbrocken aufgeschlagen. Mit voller Motorkraft und der Ankerwinde kommen wir vom Ufer frei und keine zwanzig Meter neben dem steilen Felsufer können wir, mit halbem Wind und akrobatischer Schräglage, Richtung Süden entkommen. Aus der Küche melden sich inzwischen unsere ganzen Porzellan- und Glaswaren scheppernd ab. Rudi beschwört die ganze, auf dem Heck versammelte, recht verstörte Mannschaft, ja sitzenzubleiben und garantiert, auf jedes „Mann über Bord Manöver“ zu verzichten. Der Super-Aquazepp sche, immer mit der Krängung des Schiffs, hin und her. Ein Fluchtversuch wird nach drei Stunden abgebrochen, wir sind nur vier Kilometer weit gekommen und die Bilgenwarnung lärmt, obwohl die Lenzpumpe pumpt was sie kann. Wir sind, zwei Tage über den Charter hinaus, Gefangene von Monte Christo, das einzige Schiff weit und breit. Nur die Express-Ferry Genua-Neapel ist noch unterwegs, aber nicht express und ganz ungewohnt nahe dem Festland. Weder Wildhüter, noch Fischer, noch Guardia Finanza sind draussen. Jeder der ein Schiff besitzt, bleibt zu Hause; - nur wir können nicht. Nachteilig ist natürlich, dass dieses Tohuwabohu auch keinen Tauchbetrieb zulässt. Gerade drei Tauchgänge sind witterungsbedingt möglich. Meine schönen Aquazepps, - ganz für die Katz... Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Mit Ach und Krach können wir so in die Abdeckung entkommen. Dort treffen wir dann die versammelten Fischkutter von Porto Santo Stefano; auch ihnen ist der Mistral zu stark um nach Hause zu fahren. Unser Matrose steuert, Rudi steht andächtig an der Bordwand und lauscht auf die Sirene des Bilgenwasserwarngeräts. Beni frägt mich was „Nähchäschtli“ auf englisch heisse. Auf meine Rückfrage wieso er denn, in einer solch kritischen Situation, Fremdsprachen lernen wolle, (Ich weiss ja den richtigen Ausdruck auch nicht!) meint er, dass die entsprechende Schublade auf dem Küchenboden herumsause und er den Kapitän darüber informieren wolle. Ich versuche im beizubringen, dass sich unser Kapitän im Moment sicher nicht für den Zustand des Nähkästchens interessieren würde. Für’s Erste sind wir nun mal davongekommen. Leider ist das Einzige was sich in dieser Woche noch ändert die Windrichtung, und dies alle paar Stunden. Aus einer Bucht raus, in der übernächsten wieder rein. Zwar immer in die Windabdeckung, so gut es geht, aber dafür den Schwell und die Wellen des vorherigen Windes voll aufs Schiff. Die Kochleistung unseres Kapitäns geht sehr zurück, zum Glück auch der Appetit seiner Passagiere. Peter Rü und ich behelfen uns; er gestaltet eine Kalte Platte und ich hänge die Weinflasche an den Mast. So können wir uns abwechselnd mit Speis und Trank versorgen. Die Platte saust, synchron zur Weinfla- Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Es lebe der RECTAKompass! Das Chachelischiff, einer der bekanntesten Tauchplätze von Monte Christo, ist recht schwierig zu betauchen. Genau in der Mitte der Cala Santa Maria liegt das Wrack eines mit Steingut beladenen Schiffs zwischen 48 - 52 Metern Tiefe. Ein grosses Fischernetz ist am Wrack hängen geblieben. Früher schwebte es, einer Kathedrale oder einem Atomkraftwerk-Kühlturm ähnlich, rund ums Wrack herum. Später hat es sich dann aufs Wrack gelegt, wie wenn es die herumliegende Ladung schützen wollte. Dieses Netz erschwert natürlich den Tauchgang nicht unerheblich, da die geistige Fitness in dieser Tiefe nicht mehr besonders ausgeprägt ist. In der Regel taucht man vom Schlauchboot aus ins Blaue ab, bei guter Peilung und klarem Wasser landet man meist am richtigen Ort. Schwieriger ist der Aufstieg. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ein Freiwasseraufstieg mit Dekompression unter dem Schlauchboot, dies ist die langweilige und je nach Wetter auch die gefährlichere Version, oder das Tauchen dem Grund entlang zur südlichen Wand der Bucht. Dies ist dekompressionsmässig ein bischen heikel, weil man über den Grund, oder zumindest mit Grundsicht, in erheblicher Tiefe, eine längere Strecke zurücklegen muss. Da die Deko-Tabellen auf dem Rechteck-Tauchgangsprofil beruhen, muss man die noch zurückzulegende Strecke in die Grundzeit einrechnen - oder so. Während der Dekozeit an der Felswand kann man dann, ganz gemütlich, zur geankerten Fieramosca zurücktauchen. Dies wollen Peter Rü und ich auch so machen, als wir, das schwere Einkaufsnetzchen mit den geborgenen Kaffetassen in der Hand, die Felswand erreichen. Gemütlich geht es aufwärts, bis die Felswand auf 28 Metern abrupt zu Ende ist und es wieder abwärts geht. Es fällt uns sofort auf, dass hier etwas nicht stimmen kann. Die wunderbaren unberührten Felder von grossen Roten Gorgonien, belebt von vielen kleinen Fischen, erfreuen zwar unsere Augen, beruhigen uns aber in keiner Weise. Etwas ist krumm gelaufen und die Kombination der Anzeigen von Uhr, Tiefenmesser, Manometer und Tauchtabelle rufen nach einem schnellen „Führerentschluss“. Um diesen zu erleichtern, hat ein Offizier der Schweizer Armee (Peter), immer einen RECTA-Kompass dabei. Also die Libelle ausgefahren, einen Ostkurs eingestellt und schnellstens Abschied genommen von unserem kleinen, neuentdeckten Paradies. Nach einigen bangen Minuten, nur von klarem Wasser umgeben, bei denen uns scheint, die Zeiger von Manometer und Uhr bewegten sich immer schneller in die entgegengesetzte Richtung, ist Land in Sicht. Wir möchten hier noch nachträglich dem VBS (früher ASS, noch früher EMD) unseren besten Dank aussprechen, für dieses polyvalente Hilfsmittel, auch wenn es sicher ursprünglich nicht für diesen, eher ausgefallenen, Verwendungszweck konzipiert worden ist. Auf Giannutri liegt, gleich ausserhalb der Cala Maestra (ja dort, wo man in einem original römischen Keller, zwischen Amphoren und Schafscheren, eine Pizza essen kann), auf 60 Metern Grund ein Frachter. In einer dunkeln, ruhigen Winternacht, anfangs der Siebzigerjahre, sauste er, von Livorno kommend, mit voller Kraft auf die nördliche Küste der kleinen Insel. Es scheint dass niemand am Steuer, stand. Die ganze Mannschaft, entweder übermässig erfrischt, oder vor dem Fernsehapparat, oder gar beides; sonst hätten sie nämlich die Lichtsignale des Leuchtturms gesehen. Es gab, wie es scheint, keine Opfer, alle konnten ans Ufer schwimmen. Wieso es der Frachter so eilig gehabt hatte, kann nur vermutet werden. Die überall ums Wrack verstreuten Autos der oberen Mittel- und Luxusklasse, mit italienischen und deutschen Nummernschildern, sollten als Decksladung, vermutlich möglichst schnell, nach Tunesien gebracht werden. In jedem Fall ein interessanter und nicht einfacher Tauchgang zwischen 50 und 60 Metern mit freiem Abstieg vom Schlauchboot. Mit dem Unterwassertöff geht es bedeutend einfacher. Während die Kollegen mühsam ins Schlauchboot klettern, kann der Aquazepp-Pilot direkt von der Fieramosca, die in der Cala Maestra vor Anker liegt, ins Wasser steigen. Auf dem Rükken das 12 lt- Gerät mit einer „Pony-Bottle“ von 5 lt zur Sicherheit. Auf dem Kompass Kurs Nord und runter den sandigen Abhang. Bei 75 Metern scharf links und wieder bergauf. Schon bald kommen die ersten Autowracks in Sicht. Sie sind praktisch unberührt. Aus dem Nebel taucht ein dunkler Schatten auf. Es ist der Wulstbug des Frachters. Schnell eine Runde über das Schiff, die Kollegen sind inzwischen auch herunter gekommen, und dann, Richtung Ufer, dekomprimierend zurück zur Fieramosca. Ein kurzer Tauchgang von einer halben Stunde, das Tauchgerät ist am Schluss noch halbvoll. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Im Tiefflug zur NASIM Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Beim ersten Besuch sahen die Wagen noch fast wie neu aus und Gebi konnte sogar noch ein Reserverad mitnehmen. Übrigens ist in dieser Tiefe ein Reserverad sechseckig. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Operationssaal Fieramosca Bei Mistral liegt man in der Cala Spalmatoia relativ ruhig. Aber jetzt ist es mit der Ruhe plötzlich vorbei; dabei ist die Sonne noch kaum richtig aufgegangen. Der Bootsmotor rumpelt und Rudi verlangt, dass sofort jemand, das am Ufer verankerte, Hecktau löse. Aha, der Wind hat gedreht und Rudi läuft schon wieder am Limit. Da ich vorsichtshalber in ziviler Kleidung zu übernachten pflege, bin ich schnell aus der Koje. Als weitere Freiwillige springt Ruth ins Schlauchboot und wir hangeln uns am Hecktau an Land. Wir gehen davon aus, dass wir das Tau lösen und Ruedi uns dann zurück zum Schiff zieht. Aber unser „Patentierter Kapitän der britischen Handelsmarine“ schlägt wieder einmal brutal zu. Zwischen den hochschlagenden Wellen, am scharfgezackten Felsufer, bleibt uns nicht anderes übrig, als zuzusehen, wie unser begnadeter Skipper, mit eingelegtem Vorwärtsgang, in der einen Hand das Ende unseres Taus, mit der anderen Hand vergeblich versuchend, den Schalthebel, der sich natürlich immer mehr aus seiner Reichweite entfernt, zurückzustellen, nun gezwungen ist, unsere Verbindung loszulassen. Als Resultat hängen wir nun plötzlich auf dem messerscharfen Riff und es ist schnell klar, welches Schicksal unserem Schlauchboot bevorsteht, wenn uns nicht sofort etwas einfällt. Ein Sprung ins Wasser und ich stelle blitzartig fest, dass ich, erstens, vergessen habe meine Schuhe anzuziehen und, zweitens, die Felsen mit Seeigeln übersät sind. Mit der einen Hand versuche ich, je nach Wellenhöhe, bald stehend, bald schwimmend, unser Dhingi vom Felsen weg zu halten und mit der anderen Hand, den Anker, der mir Ruth gegeben hat, so weit wie möglich rauszuwerfen. So gelingt es Ruth das Schlauchboot von den Felsen freizubekommen. Ich kann ins Schlauchboot klettern; wir starten den Motor und fahren, das Tau aufrollend, unserer Fieramosca hinterher. Meine Füsse sehen aus, wie mit einem Häcksler bearbeitet und sind gespickt mit abgebrochenen Stacheln. Aber unser erstklassiges „Erste Hilfe-Team“ beginnt sofort mit den „Lebensrettenden Sofortmassnahmen“. Aus dem Küchenwird ein Operationstisch und zwei Chirurginnen machen sich mit Armeesackmessern an die blutige Arbeit. Ich muss präzisieren, es sind natürlich die eleganteren Modelle, ohne Zapfenzieher, dafür mit Pinzette und feinem Federmesser. Ruth und Esther schnitzeln, mit offensichtlichem Vergnügen, flott drauflos und kippen hin und wieder eine Ladung Mercurochrom über die beiden Operationsfelder. Anesthesieschwester Megi hält meinen Kopf und jedes Mal, wenn ich zu Stöhnen beginne, erhalte ich einen Schluck aus der Whiskyflasche. Nach etwa zwei Stunden Arbeit haben sie tatsächlich den grössten Teil der Seeigelstacheln aus meinen Fusssohlen herausgeholt; ich werde verbunden und in den Aufwachraum verlegt. Am nächsten Tag ist bereits wieder Tauchen angesagt,- der Trockenanzug macht’s möglich. Rudi schlägt natürlich dem Gipfel den Boden ins Gesicht, als er sich beklagt, dass sein Schlauchboot bei dieser Aktion ein klitzekleines Leck eingefangen habe. Ja einem „Patentierten Kapitän der englischen Handelsmarine“ kann man wahrscheinlich nichts gut genug machen. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Ein Riesenseeigel; zwischen den Stacheln, sieht man die Saugfüsschen (Ambukralfüsschen) Die „Meersau“, ein grosser Drachenkopf Dem Monte Argentario, die Halbinsel auf der Porte Hercole und Porto Santo Stefano liegen, vorgelagert, finden wir das kleine Inselchen Argenterola. Hier findet meist der letzte Tauchgang, vor der Rückkehr ans Festland, statt. Sowohl zu Fuss wie auch mit dem Aquazepp ist das Inselchen gut zu umtauchen. Auf der Nordseite findet man in nur 6 Metern Tiefe den Eingang zu einer riesigen Höhle. Auf der Südseite gedeihen in 40 Metern Tiefe schöne Edelkorallen. Diese will ich besuchen. Leider ist hier die Sicht, wegen der Landnähe, meist sehr schlecht, vergleichbar mit dem Zugersee. Um auch den Heimweg wieder zu finden, habe ich mir einen ziemlich grossen Präzisions- Peilkompass um den Hals gehängt. Bei den Edelkorallen knie ich mich in den weichen Schlamm um sie anzuleuchten. Sofort entwickelt sich eine dichte Schlammwolke. Also, nichts wie weiter. Leider beachte ich nicht, dass mein Kompass zwischen den Propellerblättern der Antriebsschraube durchgerutscht ist. Sowie ich starte, rollt sich die Kordel auf der Propellerwelle auf und ich finde meinen Kopf plötzlich mit der Propeller-Abdeckung eng verbunden. Das muss ziemlich komisch aussehen. Zum Glück gehört zur kompletten Tauchausrüstung auch ein Messer. Direkt vor der Höhle Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Argenterola, das Silberinselchen Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Während vielen Jahren waren wir, in unserem Ausgangshafen Talamone, an einem sensiblen Punkt der Werltpolitik. Wir wussten zwar, dass die CRESTA, über deren Deck wir manchmal an Bord der Fieramosca klettern mussten, für Sprengstofftransporte benutzt wurde. Die zugehörige Fabrik befand sich im Pinienwald direkt hinter dem Sandstrand. Hinter und neben dem Pinienwalt befand sich einer der grössten Campingplätze der Toscana. Wie es scheint, wurde durch den Pinienwald von der italienischen Schwerindustrie die Waffen angeliefert, die dann gleich mit dem Sprengstoff verladen werden konnten. Das waren dann vermutlich die gleichen Schiffe, die wir beim Tauchen in der Strasse von Tiran vorbeifahren sahen. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Istruttore Quattro Stelle Heute hat uns der Wildhüter gefragt, ob wir nicht seinen Kollegen zum Chachelischiff mitnehmen würden. Er hat um den Hals eine grosses goldenes Medaillon, das Ihn als 4-Sterne Instruktor des Italienischen Tauchsportverbandes ausweist; also, wieso nicht? Wir gehen runter und jeder buddelt, wie gewohnt, für sich, im Scherbenhaufen herum. Wo ist denn unser Istruttore? Die Sicht ist gut und da nirgends ein lebloser Körper herumliegt, muss er den Tauchgang, ohne sich abzumelden, frühzeitig abgebrochen haben. Als wir ihn nachher, an der Oberfläche im Boot, wiederfinden, meint er, dass er auf dem Chachelischiff ein unsicheres Gefühl gehabt habe. Wo werden in Italien die Instruktoren-Brevets verlost? Spirografen (Röhrenwürmer) Sie verschwinden, wenn sie ein unsicheres Gefühl haben, blitzartig. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Der Krake schleicht sich davon aus Tief atmend ein Giannutri, Cala Spalmatoia, Spätnachmittags. Cello, Gebi, Kurti und ich sitzen um die Seekarte und planen noch einen Abendtauchgang. Wir wollen an der Punta San Francesco nur einen kurzen Tauchgang, der am Morgen war recht happig gewesen, durchziehen. Die Karte zeigt eine Wand; wir werden senkrecht runter und auch wieder rauf tauchen, 40 Meter, 10 Minuten, also beinahe ein Nullzeitentauchgang. Der Matrose fährt uns mit dem Schlauchboot raus und wir machen ab, dass wir etwa 10 Minuten der Wand entlang tauchen würden; er brauche ja nur auf unsere Luftblasen zu achten. Wir tauchen ab und die Wand ist da, wie wir das auf der Karte gesehen haben. Am Fuss der Wand geht’s auf dem Sandgrund weiter. Wunderschöner Bewuchs, Höhlen mit Leben gefüllt, Rote Gorgonien. Die TYRA in der Cala Spalmatoia Hoppla, wir sind schon 15 Minuten unten, höchste Zeit aufzusteigen. Also schön die Wand hoch, aber, (was soll das?) auf 30 Metern ist sie zu Ende. Soweit man sehen kann, erstreckt sich eine gerade Sandfläche, - das war aber auf der Seekarte nicht vorgesehen! Zum Glück habe ich einen Kompass dabei und weiss, in welcher Richtung das Ufer liegt. Die Zeit drängt; die Dekozeit können wir berechnen, wenn wir wieder an der Wand sind. Von rechts beginnt plötzlich eine rauhe Strömung zu blasen und behindert unser Kompassschwimmen erheblich. Wo kommt den diese Strömung plötzlich her? Nach endlosen Minuten, ich verliere beinahe den Glauben an die Kompassnadel, sind wir wieder an der Wand zurück. Wir steigen auf. Die Dekozeit ist inzwischen nicht mehr schätzbar, wir müssen eine neue Rechnung machen. Aber verdammt, was ist denn hier los? Es geht rauf und runter, wie an der Chilbi. In der halben Stunde, in der wir unten gewesen sind, ist, wie es scheint, ein Sturm aufgekommen. Die Brecher, die an die Steilkü- Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Flexible Tauchgangplanung? Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 ste donnern, verhindern eine Dekompression auf 3 Metern. Wir verkeilen uns im Kreis, in einer Felsspalte auf 6 Metern, um nicht weggerissen zu werden. Ein eifriges Rechnen beginnt. Der Tauchgang vom Morgen - Restsättigung - 15 Minuten/45 Meter - 10 Minuten 30 Meter - Dekotiefe ist zwingend 6 Meter. Wir haben, zum Glück, jeder ein Hilfsmittel dabei. Die Italiener haben den Dekometer erfunden, ein analoger Vorläufer des Tauchcomputers. Auch wenn die gesamte schweizerische Taucherwelt den Einsatz dieses Hilfsmittels verdammt, sind wir in diesem Moment doch froh darum. Es erlaubt uns, die Tabellen etwas zu relativieren und auch zu extrapolieren. Ich frage mich wie die schweizer „Obertauchfrösche“ diesen Tauchgang berechnen würden; wahrscheinlich würden sie die ganze Nacht dekomprimieren. Inzwischen wird es nämlich langsam dunkel. Irgendwann entscheiden wir demokratisch, dass wir nun genug dekomprimiert hätten; wir tauchen ins Blaue hinaus, weg von der Felswand und steigen auf. Wo ist das Schlauchboot? Das hat uns nun gerade noch gefehlt. Von jedem Wellenberg herunter versuchen wir unser Boot zu entdecken,- vergeblich. Die Aussicht, in dieser Brandung, mehrere hundert Meter, gegen die Strömung schnorcheln zu müssen, erhöht nicht gerade die Stimmung. Wir halten wieder Kriegsrat. Das Erklimmen der Felswand ist nirgends möglich. Doch plötzlich kommt uns, wie ein Korken auf den Wellen tanzend, unser Gommone entgegen. Wir seien ja praktisch an der gleichen Stelle auf- wie abgetaucht, meint unser Tauchtaxidriver.Von den Luftblasen sei, nach dem Aufkommen das Sturms, überhaupt nichts zu sehen gewesen. Wir sind sehr froh, vor dem Einbruch der Nacht, auf unserem Schiff zurück zu sein. Seekarten sind für eine genaue Tauchgangplanung nicht geeignet! Statt der Seemöwe, - ein Marlin Rudi und die Fieramosca sind unerreichbar und wir brauchen also ein anderes Odysséevehikel. Ich habe bei einem Reisebüro die Seemöwe gebucht, aber die ist nicht in Porto Santo Stefano eingetroffen. Der Reisebüroleiter beruhigt mich, sein Agent in Santo Stefano habe die Situation im Griff und eine Alternative gefunden. Er drückt mir ein Couvert mit unserer Vorauszahlung in die Hand und meint, ich müsse es nur seinem Agenten im Hafen übergeben; ich träfe ihn in der Hafenbar. Am Ziel angekommen, wird mir mitgeteilt, ich fände Herr Hildebrand, so heisst der Agent, in der Werft. Nun ist die Werft in der Hafenstadt Santo Strefano nicht etwa am Hafen, nein, sie ist auf dem Berg. Verglichen mit Zug, etwa in der Schönegg. Wir fahren also auf den Berg und in der Werfteinfahrt fällt mir sofort ein Fiat mit Zuger Autonummer auf, weiter hinten steht noch ein Mercedes. Mir geht ein Licht auf: Hier muss die Werft sein in der die Motorjacht von Pierre Sudan, sie ist ihm abgebrannt, repariert wird. Auch Herr Hildebrand treffen wir hier und um eventuellen Problemen (ich weiss ja nicht, wie viel Kohle im Umschlag ist) aus dem Weg zu gehen, schlage ich vor, den Umschlag von einem Neutralen öffnen zu lassen. Wir treffen Pierre auf der Brücke seines Schiffs, im „Übergwändli“ mit der Schleifmaschine in der Hand. Ich staune, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Hildebrand kommt mit zum Hafen und ein schmucker Zweimaster, die „Marlin“, legt sauber (römisch-katholisch) an der Hafenmole an. Der Eigner und seine Frau blicken erst etwas skeptisch, aber der Odyssee steht nichts mehr im Weg. Muräne Riviera Nach vielen Jahren in denen wir unsere Odysseen im Thyrrenischen Meer durchgeführt haben, sind die italienischen Behörden auf die Idee gekommen dass solche Charterfahrten nur noch von italienischen Schiffen durchgeführt werden dürfen. Das zwingt die MARLIN, und auch uns, nach Frankreich auszuweichen. Wir starten jetzt von Bormes-LesMimosas, nicht weit von Le Lavandou gelegen. Hier, vor Hyères liegen die bekanntesten Tauchgebiete der französischen Riviera. Wir liegen vor dem Hafen in der Bucht vor der Insel Port-Cros. Vorsichtigerweise hat unser Kapitän zwei Anker mit voller Kette ausgelegt, den die Tramontana gibt Vollgas. Wir sind zwar hier in der Windabdeckung der Insel, aber zentraleuropäische Seeleute sind vorsichtig. Und trotzdem, wir sitzen in der Kombüse, trinken Kaffee und das letzte Bier, sehen wir die Lichter der anderen Boote an uns vorbei ziehen. Unser Zweimaster segelt tatsächlich, die zwei Anker hinter sich her ziehend, quer durch die Bucht. Zwei Tage gibt es keine Ruhe und selbst die Maxijacht, die versucht wegzusegeln, ist eine halbe Stunde später wieder zurück. Nun kommt die erste Passagierfähre von Hyères herüber. Über die Wellenkämme sieht man grosse Teile des Rumpfes, jedesmal, bevor das respektable Schiff ins nächste Wellental knallt. Die aussteigenden Passagiere hinterlassen einen unvergesslichen Eindruck Tropfnass und käsebleich wanken sie die Gangway hinunter. Man sieht, dass sie dem Himmel danken, nochmals davongekommen zu sein. Odysséen im Tyrrennischen Meer 1970-90 Als Optimist habe ich meinen Toyota im Halteverbot auf der Hauptstrasse, zwischen zwei Bäumen, keine 50 Meter vom Polizeiposten entfernt stehen und, um dunkle Gestalten abzuschrecken, das Handschuhfach offen gelassen. Wir erleben eine Superwoche rund um Giannutri und werden vom Eignerpaar hervorragen betreut. Sie sind Wiener und so lernen wir die gute östreicher Küche kennen. Wenn wir untereinander Mundart parlieren, ist das für sie eine Fremdsprache, während wir ihr wienerisch natürlich bestens verstehen. Zum Schluss kriegen wir ein Riesenkompliment: Sie hätten noch nie so gute Taucher an Bord und, trotz anfänglichen Bedenken, viel Freude mit uns gehabt. Bisher seien sie halt nur mit Wienern unterwegs gewesen und Schweizer seien ihnen halt doch ein bisschen exotisch vorgekommen. Wir sind dann noch ein paar Mal, von Südfrankreich aus, mit ihnen unterwegs gewesen Mein Auto finde ich, ohne Bussenzettel oder Kratzer, am Abstellort wieder. Bei uns hätte man es sicher schon lange abgeschleppt. . Der Sinai ruft Sinai 1972-80 Von 1972-79 machten wir unsere Tauchexpeditionen an einem Brennpunkt der Weltpolitik, im Sinai. Zuerst als Vagabunden mit Schlafsack, den gemieteten VW- Buss, ausgehend von Tel Aviv durch den Negev „prügelnd“, später mit der ARKIA nach Sharm in Hugi’s Tauchcenter. Ich erinnere mich an einen Flug in der „Angströhre“, dem Metroliner, zwei Turboprops, nirgends Stehhöhe; aber für jeden Passagier ein Fenster. Die Hostesse bestand aus einer Thermosflasche und der Jagdpilot am Steuer präsentierte uns, direkt auf der Grenze, in der Mitte des Golf von Akaba, im Messerflug, die Korallenriffe von Saudi Arabien und die Nachschubfrachter des Iran-Irak-Kriegs auf der Reede von Akaba. Der Metroliner, Angströhre genannt Einmal picknickten wir auf dem Deck einer grossen Jacht, direkt auf der zurückgenommenen Waffenstillstandslinie im Marsa Bereika. Die Israelischen Ada’s, die auf ihrer Seite, am Strand, gesünnelt hatten, versuchten erfolglos, uns, mit ihren Sturmgewehren fuchtelnd, von unserem Ankerplatz zu vertreiben. Also in der Luft, am Boden und unter Wasser, Action pur. Sinai 1972-80 Mit Gebi auf der Geisterbahn... Gebi hat an alles gedacht. Für ihn ist klar, die Wüste ist trocken. Also hat er im Taxfree-Shop eine Magnumflasche Dimple (12 Years old) gekauft. In unserem Tel Aviver Hotel checken wir ein. Neben den Tauchtaschen, klemmt er sich auch noch seine „bruchsicher“ verpackte Whiskyflasche unter den Arm. Dummerweise rutscht sie, gleich vor der Lifttüre, aus der Wellpappebox und zerschellt auf dem luxuriösen Marmorboden. Über drei Treppenstufen ergiesst sich Gebis wertvoller Notvorrat in die Hotellobby. Letzte Reste können noch im Flaschenboden gerettet werden, ein sofortiger Verbrauch drängt sich aber Gebi hinter Schwarzen Korallen bei Faraun Island auf. Es riecht wie in einer Whiskybrennerei. Gebi ist gestresst. Eigentlich wäre jetzt Zeit schlafen zu gehen. Er liegt auf dem Bett und manipuliert mit einem Schraubenzieher an seinem Fenzy-Jacket herum. Endlich ist das Überdruckventil raus und Gebi zieht strahlend ein Bündel israelischer Pfunde hervor. Er hat den Zoll überlistet. Die Umstehenden staunen. Gebi hat erfahren, dass die Ein- und Ausfuhr von Israelischen Pfunden verboten ist. Aber er hat leider das Pech, dass Israelische Pfunde hier billiger zu kaufen sind, als in der Schweiz. Lustiges Reisen Anderntags geht die Reise Richtung Sinai los. Endlose Strassen durch Palmenhaine, Steppen und Wüste wechseln sich ab. Zum Glück ist ein Autobuss voller junger Damen auch in Richtung Eilath unterwegs. Mit Lippenstift kritzeln sie die Heckscheibe ihres Cars mit „frommen“ Sprüchen voll. Da sich der Gegenverkehr im Rahmen hält, gelingt uns bei 100 km/h von Fenster zu Fenster ein eifriger Tauschhandel Orangen gegen Äpfel. Kamelmarkt Sinai 1972-80 Unsere erste Zwischenstation ist die Wüstenstadt Bersheeba. Wir parkieren unser Auto direkt vor dem Haupteingang und organisieren eine „Planggenwache“. Viel Interessantes gibt es zu sehen. In der Abteilung Geflügel werden die armen Hühner wie am Fliessband vom Leben zum Tode befördert. Der Schächter hat ein Messer im Mund, ergreift das Huhn bei den Beinen und zieht im das Messer quer durch die Kehle. Dann lässt er es in eine Tüte fallen, die Beine strampeln noch ein paar Sekunden, und schon ist das Federvieh verkaufsbereit. Der diensttuende Fachmann findet es nicht lustig dass ich sein Aktionen filme. Ich kann aber im letzten Moment seinem scharfen Messer entfliehen. Zurück bei unserem Auto laufe ich gleich in den nächsten Hammer hinein. Sogar in unserer Kabine hat sich ein Huhn eingenistet. Die Umgebung gefällt ihm gar nicht. Es hat schon unsere ganze Kabine vollgeschissen. Orlando erklärt mir, er kenne meine „Vorliebe“ für Fisch und Vogel und dass es sich hier um ein persönli- ches Geschenk, nur für mich, handle. Ich organisiere eine Kartonkiste und mein Huhn findet einen Platz auf der Ladefläche. Nach der Ankunft in Eilath entlasse ich es in die Freiheit. Am anderen Tag zeigt sich die Basiscrew absolut begeistert. Es sei ihnen noch nie passiert, quasi in der Wüste, ein lebendes Huhn zu finden. Sie hätten es natürlich sofort auf den Grill geklemmt. Trockene Wüste So eine Sinaiexpedition muss vorbereitet sein. Der Expeditionsleiter denkt an Wasservorräte und kauft einen 5 Gallonen Bidon. Am anderen Tag fährt unser Superfahrer Gebi vor. Das Wasser im Bidon sieht eher wie Sirup aus . Gebis Kommentar: „In der Wüste braucht man kein Wasser, man braucht Benzin“. Im Prinzip hat er ja recht. Unser VW-Buss fährt wie ein Formel-1 Wagen. Es ist eine Version die in der Schweiz garantiert nicht erhältlich ist. Der Motor ist nicht plombiert und die Kiste läuft, voll beladen mit uns sechs und dem kompletten Gepäck und Tauchausrüstungen auf der Brücke, über 140 km/h. Gebi am Steuer reizt das natürlich voll aus. Auf der schurgeraden Piste hinunter nach Ras Muhammed frässt er, voll chrösch, in eine vielleicht fusshohe Sanddüne. Der folgende Knall lässt uns das Schlimmste befürchten, aber das rechte Vorderrad ist noch dran. Gebi meint, dass Sand ja normalerweise weich sei. Es war aber seeeehr feiner Sand! Joe’s Naama Hilton Joes Hotel, inmitten eines Alteisenlagers, an der Naama Beach ist ziemlich luxuriös. Wir haben Halbpension gebucht, und auch bezahlt. Im Abwaschbecken stapelt sich das dreckige Geschirr bis zur Decke. Da das Hotel keine Dächer hat, ist Horst vorsichtig. Er schnappt sich einen Sonnenschirm und richtet sich seine eigene Schlafecke ein. Es sieht aus wie „Der arme Dichter“ bei Spitzweg. Was macht der Barsch im Tiefkühler? Ein Blick in den Tiefkühler vor dem Hotel macht alles klar. Er ist offensichtlich schon längere Zeit nicht mehr mit dem Stromnetz verbunden. Olfaktorisch sind interessante Nuancen festszustellen. Der erste Fischmumienfund im Sinai. Wurst und Bier Jeden Morgen müssen wir beim Supermercado vorbeischauen um etwaigem Hunger oder Durst vorzubeugen. Der bester Platz um eine Kiste Bier, bei 40 Grad im Schatten, einigermassen kühl zu halten, befindet sich unter dem Beifahrersitz. Die Würstchen sehen zwar gut aus, aber für koschere Wienerli, haben wir schnell festgestellt, können sich nur Fische begeistern. Doktorfisch Sandaale Sinai 1972-80 Geschwindigkeitstests Sinai 1972-80 Menue gastronome am Ras Mohammed Spezialitätenrestaurant Hugi Glücklicherweise haben wir auf unserer Expedition einen Mehrsternekoch dabei und ein Sponsor („Fritz the Cat“ und MAGGI) haben uns mit Trocken-Fastfood versorgt. Wir haben aber doch ein Problem; in der Wüste wachsen fast keine Bäume und Quellen sind ziemlich selten. Da Gebi unseren Wasserbidon zu einem Benzinbehälter umfunktioniert hat, müssen wir viele Cognac-, Whisky- und ähnliche Flaschen ausleeren um genügend Wasservorräte mitnehmen zu können. Als Brennholz „organisieren“ wir hinter den wenigen Restaurants die alten Gemüseboxen. So haben wir mitten auf dem Riff von Ras Muhammed die Wahl zwischen TomatenPilz- oder Erbsensuppe. Leider trudle ich verspätet beim Nachtessen ein. Drei dunkelbraune, harte Kügelchen liegen auf meinem Teller. Ich gehe in die Küche und versuche dem Koch die Geheimnisse seiner kulinarischen Köstlichkeit zu entlocken. Um meinen Fragen Nachdruck zu verleihen, nehme ich eine Pfanne zur Hand. Der Koch, übrigens ein Schweizer, flüchtet auf die andere Herdseite und verspricht Besserung. Die Kügelchen sind Hühnermägen! Ich liebe exotische Küche. Sinai 1972-80 This is my expensif wife... ruft der Jüngling unter der Tür und stellt uns so seine hübsche Begleiterin vor. Wir sitzen auf den Bänken vor dem Tauchcenter von Willy Halpert an der Coral Beach in Eilath und vertreiben uns die Zeit, bis unsere Geräte gefüllt sind. Es ist der Meeresbiologe Hans Frikke, der uns anschliessend zu motivieren versucht, die grossen Drahtkäfige, die er selber zusammengeschweisst hat, über den Strand hinunter ins Meer zu schleppen. Ich hatte seine Spuren schon 1968 auf dem Feld mit den Sandaalen bemerkt. Er hatte das ganze Gebiet mit Schnurquadraten eingeteilt. Fricke war schon als Student mit dem Velo von Deutschland bis hier an die Coral Beach getrampt um mit seinen Forschungsarbeiten zu beginnen. Das Golf von Akaba ist halt das am nördlichsten und uns auch am nächsten gelegene, tropische Meer. Gespenster in Dahab Sinai 1972-80 „Was rappelt da im Nachttischlein?“ Frägt Horst im „Hotel“ Dahab, wo wir regelmässig Duschübernachtungen einschieben. Orlando klärte ihn auf. Kapitale Einsiedlerkrebse würden die Abwasserleitung zur Dusche hinaufaufkrabbeln und sich dann in den Nachttischlein-Schubladen verkrümeln. Horst ist beruhigt. Wir verschieben dann aber die Einsiedlerkrebse doch wieder zurück an den Strand. Super, wir sind die einzigen Taucher hier. Gebi streichelt einen Riesenzackenbarsch; Kurt filmt. Aber der Nachttauchgang schlägt Alles. Aus allen Löchern kriechen die Gorgonenhäupter heraus, setzen sich oben aufs Riff und entrollen ihre Fangarme in die Strömung; ein gespenstischer Anblick, wie aus einer anderen Welt. Das ganze Riffdach ist übersäht von Fangarmen die mit ihren „Fingern“ nach dem vorbeitreibenden Plankton greifen. Jetzt geht die Show aber erst richtig los... Gorgonenhaupt Sinai 1972-80 Science Fiction am Lighthouse Sinai 1972-80 Ein Schwarm von „Blinkifischen“ (Photoblepharon) ist aus der Tiefsee heraufgeschwommen. Im Scheinwerferlicht sind diese Fische recht unauffällig, aber wenn man die Taucherlampe ausschaltet, taucht man inmitten eines Feuerwerks. Rundherum blinkt es wie wild und wenn man versucht auf einen Lichtblitz zu leuchten, sieht man nur die Riffkorallen. Nach jedem Blitz schlagen sie einen Haken zur Seite. Diese Fische wagen sich nur in mondlosen Nächten so weit nach oben. Man kennt sie auch noch nicht lange. Zuerst vermutete man hinter der seltsamen Lichterscheinung feindliche Kampftaucher. Die Blinkifische tragen ihre „Blitzlichter“, bestehend aus Leuchtbakterien, in einer Klapptasche unter den Augen. Blitzlicht aus Photoblepharon Laternenfisch Blitzlicht ein Sinai 1972-80 Tempel An diesem Tauchplatz wohnt ein kapitaler Napoleon, der sich gerne als Film- und Fotomodel produziert. Amphoras heisst das Tauchgebiet, wo diese riesigen Amphoren herumliegen. Sie scheinen zum Transport von Quecksilber gedient zu haben, das im Edelmetallbergbau benötigt wurde. Beim im 17. Jahrhundert untergegangenen Schiff soll es sich um eine türkische Galeone gehandelt haben. Sinai 1972-80 Steinanker sind quallenähnliche Tiere. Sie treten in grossen Kolonien auf. Die Drückerfische und alle Planktonfresser sind begeistert. Sinai 1972-80 Salpen Sinai 1972-80 Zackenbarsche Sinai 1972-80 Blue Hole Diving Wir, das heisst Orlando, Kurt, Horst, Toni, Gebi und ich, sind in Dahab gelandet. Was liegt da näher als ein Tauchgang im Blue Hole. Im Reiseführer steht: Zugang nur für Fahrzeugen mit 4-Rad-Antrieb. Versuchen wir’s doch mal. Die Strasse wird immer schmäler, die Löcher immer tiefer, bis wir wirklich nicht mehr weiter kommen. Kurt findet das Problem lösbar und lässt uns aussteigen. Tatsächlich, staunend sehen wir zu, wie unser VW, selbstverständlich mit dem entsprechenden Anlauf und allen vier Rädern in der Luft, die Spalte im Saumweg überwindet. Unsere ganze Ausrüstung, Koffer, Kisten, Tauchgeräte fliegt mit. Glasklar ist das Wasser im Blue hole und traumhaft ist der freie Fall. Auf 70 Metern bremst mich der Sandboden. Beim Blick nach oben, sieht man auf 40 Metern die winzig-kleinen Taucherlein der Wand entlang tauchen. Nun sofort, es gilt ja Luft zu sparen, die Fenzy mit der Abluft gefüllt und los geht der rasante Aufstieg, abgestoppt, bei den Kameraden an der Wand. Makrelen auf der Jagd Nur Gebi hat’s, hinter meinem Rücken, noch tiefer geschaft. Sensationell auch die Aussenseite des Blue Hole. Eine respektable Makrele, die, getarnt hinter einem grossen Napoleon auf die Jagd geht. Ein Riesenschwanz Sinai 1972-80 Schön ist’s hier am Ras Muhammed. Ich habe ausdekomprimiert und segle noch ruhig, knapp über der 10 MeterGrenze ums Riff herum. Kein bisschen Strömung, das Wasser ist arschklar, ich schaue in die blaue Tiefe. Bald wird meine Flasche leer sein, ich sauge noch die letzten Atemzüge heraus und dann geht’s rauf. Da, ich traue meinen Augen nicht, ein Fischsschwanz, aber was für einer. Dieses Monster muss ich in Augenschein nehmen, also sofort runter. Leider sehe ich nur noch einen Schatten im Loch verschwinden. Jetzt wird’s heiss, soll ich im nach? Auf vierzig Metern und praktisch ohne Luft? Die Entscheidung wird mir leicht gemacht, das Einatmen wird immer schwerer. Jetzt gilt es einen Kompromiss zu finden zwischen sparsamer Verwertung der übrig gebliebenen Luftmoleküle, schnellem Aufstieg und Zusatzdekompression. Zum Glück spendiert mir der Lungenautomat, wegen dem abnehmenden Umgebungsdruck, so etwa alle 10 Meter einen Atemzug. Beim Aussteigen kann ich garantieren dass die Flasche wirklich leer ist. Wimpelfisch Einer belgischen Tauchgruppe gelang es eine Foto des Giganten zu schiessen (Erschienen im Aventures Submarines). Der Zackenbarsch war mindestens drei Meter lang. Zu dieser Zeit kannte man noch kein Finimeter, man hatte eine Reserveschaltung, die etwa ein Fünftel des Flascheninhalts zurückhielt, um für die Dekompression noch einen Luftvorrat übrig zu haben. Für jeden Taucher hatten wir zwei Tauchgeräte dabei, aber um diese nachzufüllen, mussten wir hunderte von Kilometern weit fahren. Also musste jedes Atü ausgenützt werden; ein Gerät war erst dann leer, wenn wirklich nichts mehr herausgesogen werden konnte . Sinai 1972-80 Die mit dem Haifisch tanzen... Ely, Walti und ich sind vor der Jackfish-Alley vom Zweimaster gesprungen. Kaum im Wasser ruft Walti etwas von einem Hammerhai und wir lassen uns durchfallen bis wir auf etwa 40 Metern an der Riffwand landen. Vom Hammerhai ist zwar nichts zu sehen, aber dafür kommt uns ein kapitaler Ammenhai entgegen. Ganz entgegen allgemeiner Haigepflogenheiten zeigt er nicht nur keine Angst, sondern schwimmmt direkt auf mich zu, dreht eine Runde um mich herum und schwimmt weiter. Ich komme kaum nach, mit einstellen und abdrükken. Ely und Walti schütteln sich vor Lachen Pterois Volitans und der Wunderhandschuh Fröhliches, individuelles Tauchen am Ras um Sid (Sharks Point) ist angesagt. Der neuseeländische Diveguide vom Aquamarin Divecenter führt ein paar Touristen spazieren. Staunend kann ich zusehen wie er unter den Riffvorsprung greift und, ich glaub es nicht, versucht einen der dort schwebenden Rotfeuerfische ans Licht zu heben. Er zuckt zurück und aus seiner behandschuhten Handfläche steigt ein schwarzer Faden auf. Wie vom Blitz getroffen, lässt er seine Tauchergruppe Gruppe sein und schiesst an die Oberfläche, ja sogar darüber hinaus. Ich folge ihm zur Riffkante und sehe nur noch wie er im Crawlstyl bereits gut die Hälfte des breiten Riffplateaus zurückgelegt hat. Auch die Kollegen kommen nun nach; aber wir haben es ja nicht so pressant. Wie wir das Ufer hochgestiegen sind, sehen wir unseren Guide wie er zwei Österreichern, bei ihrem Wohnmobil, die Teestunde vermiest. Er badet bereits seine blutende Hand in ihrem heissen Wasserkesse!. Sein Arm ist bereits auf das Doppelte angeschwollen; heisses Wasser scheint nicht gerade ein Wundermittel zu sein. Wir pakken ihn in unseren Pick-up und fahren mit ihm in die Notfallstation von Sharm el Sheik. Der diensttuende Arzt ist absolut nicht überrascht und beruhigt unseren Patienten. Er spritzt ihm ein Serum und zwei Stunden später können wir unseren unglücklichen, nun wieder quietschfidelen, Kollegen abholen. Als wir ihn fragen, wie er dazu komme, einen Rotfeuerfisch in die Hand zu nehmen, meint er, dass seine neuseeländischen Tauchhandschuhe (echt Leder) die robustesten der Welt seien. Aber muss man das denn unbedingt ausprobieren? Sinai 1972-80 30 Minuten Warten auf 20 Metern am Sharks Point, brauchte es, bis der Grauhai zu einer Portraitaufnahme bereit war. Sinai 1972-80 Amos der Kampfschwimmer. Mitte der Siebzigerjahre wurde im Sinai eine Tiefenbeschränkung von 40 Metern eingeführt. Das setzte uns natürlich hart zu. Aus war es mit dem freien Tauchen. „Big Brother is watching you.“ Unser Big Brother war Amos, ein junger Kampfschwimmer, frisch aus dem Militärdienst zurück. Da der speichernde Tauchcomputer noch nicht erfunden war, spielten wir ständig ein kleines Versteckspiel mit ihm. Und des öfteren wurden wir von ihm, wie kleine Rekruten, zusammengeschissen. Bis es uns dann aber zuviel wurde. Riffhai Amos und ich machen zusammen mit etwa 48 Engländern einen Ausflug nach Ras Muhammed. Geheimnisvoll meint er, dass heute keine Tiefenbegrenzung gelte. Unser Schiff ankert zwischen den Riffen von Ras und und eine gewaltige Strömung bläst. Bis die Engländer unter der Leitung ihres Diving-Marshalls mit der Tauchgangplanung fertig sind, treiben wir schon im Wasser. Amos hat mich vorher noch gefragt ob ich in der Strömung bis zum Riff rüberzuschwimmen vermöge und ich meinte, schlimmstenfalls würde ich den Grauhai Weg dem Grund entlang nehmen. Nun ich habe es geschafft, aber wie, weiss ich selbst nicht und hänge nun schwer atmend am Riff. Für Amos, der immer noch im militärischen Trainingzustand ist, natürlich kein Problem. Nun hat es ihn aber offenbar gepackt und er stürzt sich wie ein Jagdflieger in die nördliche Schlucht. Es bleib mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Zum Glück lässt nun die Gegenströmung nach und ich versuche mich auf die Kontrolle der Atmung zu konzentrieren. Ich bemerke aber, dass dies, je tiefer wir kommen, desto unmöglicher wird. So bei ca. 50 Tiefenmetern findet er dann, es sei genug. Ich lasse mich der Wand entlang treiben wie eine alte Dampflokomotive und bin richtig froh, dass es dann zwischen den Riffen im Strömungsschatten wieder aufwärts geht. Vor allem, da es mir noch nie gelungen ist, in so kurzer Zeit, eine so grosse Luftmenge durch den Automaten zu jagen. Ich verzichte dann darauf, Amos zu erklären, welche Tauchtechnik ich für die Vernünftigere halte. Sinai 1972-80 Sehr interessant wird es an der Oberfläche. Die Südspitze des Sinai ist gerade von den Israelis an die Ägypter zurückgegeben worden. Diese haben ein paar Zelte als Militärbasis auf die Klippe gestellt. Der Kommandant klettert herunter und watet über das Riffplateau bis an die Kante heran. Von dort aus diskutiert er mit unserem Amos. Er beklagt sich, dass der Nachschub von Kairo sehr zu wünschen übrig lasse. Vor allem der Mangel an Zigaretten mache ihm zu schaffen. Eine Stange Zigaretten ist schnell aufgetrieben, jetzt geht es nur noch um die Übergabemodalitäten. Diplomatische Komplikationen liegen in der Luft, der ägyptische Offizier ist nämlich Nichtschwimmer. So ergibt es sich, dass ein israelischer Offizier, einem ägyptischen Offizier, auf feindlichem Territorium, eine Stange Zigaretten überreicht. Leider habe ich keinen Fotoapparat bereit und daher ist dieser historische Vorgang auch nie in der Weltpresse dokumentiert worden. Barrakudaschwarm Auf dem Wrack der YOLANDA. Heute liegt es, nach einem Sturm, ein paar hundert Meter tiefer, vor den Riffen von Ras Muhammed. Sinai 1972-80 Makrelen Imposante Gorgonie Riesenbarsch Sinai 1972-80 Suppenschildkröte Die grossen Thune, die hier am Strand herumliegen, sehen aus wie echt, sind aber aus Polyester und einsame Waisenkinder. Ein italienisches Kamerateam hat einen Film gedreht, und da Thunfische nicht auf Befehl ins Bild schwimmen, haben sie solche aus Kunststoff mitgebracht. Wir adoptieren Einen. Er wird zuoberst auf unserer Ladung montiert und muss unsere Expedition mitmachen. Natürlich wollen wir ihn auch nach Hause mitnehmen. Beim Eingang zum Tel Aviver Flughafen schnappe ich mir ein Industrierolli und packe unseren Fisch drauf. Er sieht wirklich aus wie echt. Rund um uns herum staunen Völkerstämme aller Nationalitäten und Hautfarben, welcher Clown auf die Idee kom- Imperator men könne, einen Thunfisch von 150 cm Länge als Fluggepäck einzuchecken. Das psychologisch geschulte Sicherheitsgirl interviewt uns intensiv und beäugt unser Souvenier von innen und aussen. Sie lacht und meint, dass der Thunfisch Mundgeruch habe. Nach Wein....? findet sie! Drei „Tigers“ von der SWISSAIR stehen mit finsterer Mine daneben und finden es gar nicht lustig. Unsere Dame macht uns zwar Hoffnungen, will aber nichts versprechen, klebt dem Thunfisch einen Gepäckkleber um den Schwanz und legt ihn aufs Förderband. Und siehe da; in Kloten taucht der Thunfisch, schwanzvoran, aus dem Untergrund wieder auf. Sinai 1972-80 Der fliegende Thunfisch Gorgonie Sinai 1972-80 Mondsichelbarsch Sinai 1972-80 Sonnenuntergang in Sharm Arabischer Kaiser Mein Wrack, der Marktnauen von Buonas Der Marktnauen von Buonas 1995 Direkt unter dem Schloss Buonas springe ich rein. Miggel Speck, der Berufsfischer, hat mich mit seinem Boot hergefahren. Er möchte, wie immer, dass ich das hängengebliebene Netz löse. Er hofft jedes Mal dass sein Netz an einer Schatzkiste hängengeblieben sei; bisher haben wir leider immer Pech gehabt. Heute sieht es ein bisschen besser aus, kein Schatz zwar, aber doch ein Wrack. Auf 20 Metern liegt es, halb im Schlamm vergraben auch Ruderschäfte schauen noch aus dem Dreck, an ihnen ist wahrscheinlich schon manches Netz hängen geblieben. Anker, Kaffeekrug und Zappi liegen auch noch auf dem Kieshaufen herum. Was könnte denn das für ein Schiff sein? Miggel meint, ich solle mal in der Totenkapelle von Buonas nachschauen, er habe dort das Bild eines im Sturm untergehenden Schiffes gesehen. Die Kamera unter den Arm und hin. Tatsächlich, es ist das Schiff und gewisse Details stimmen überein. Der Maler muss also das Schiff noch gesehen haben. Dramatisch sieht der Kampf der Insassen gegen die wütenden Elemente aus. Auch das Untergangsdatum, der 24. Dez. 1817 ist vermerkt. Der Marktnauen von Buonas 1995 Meine Schwester arbeitet in der Kantonsbibliothek und findet dort sogar einen Augenzeugenbericht. Sechs Jugendliche aus Buonas waren am Weihnachtstag nach Walchwil gefahren um eine Ladung Kies zu holen. Auf dem Heimweg gerieten sie in einen Sturm und der Nauen sank einen Steinwurf vor der Halbinsel. Da zu dieser Zeit die Kunst des Schwimmens noch nicht weit verbreitet war, ertranken alle, bis auf ein Mädchen, das, vom im Schloss wohnenden Pfarrresignat Bossard, mit einem Ast gerettet werden konnte. Die Angelegenheit wird immer interessanter und ich informiere den Kantons- archeologen Stefan Hochueli. Er hat natürlich sofort Angst, dass sich Grabräuber über das Wrack hermachen würden, und überlegt ob man es heben könnte, oder mit Kies überschütten sollte. Ich versuche ihn zu beruhigen und ihm klarzumachen, dass Unterwasserarchäologie für mich kein Fremdwort sei. Es stellt sich dann heraus , dass es sich bei dem Schiff um eine Seltenheit handelt, da es durch seine schwere Ladung fast unbeschädigt auf den Grund gelegt worden war. Alle anderen vergleichbaren Ledischiffe sind abgewrackt und verfeuert worden. Das letzte, gefunden 1915 bei der Ausgra- Der Marktnauen von Buonas 1995 bung des Burggrabens von Schloss Hallwil, wurde dort ausgestellt und im Zweiten Weltkrieg zu Heizzwecken verwertet. An der Aabachstrasse brennt ein altes Bauernhaus. Grosseinsatz mit Atemschutz. Bald ist alles vorbei, die Feuerwehr steht herum, und die Medienmeute wartet auf die Presseorientierung. Unter den Kameraleuten sehe ich Geri Guldenschuh vom Schweizer Fernsehen. Wie ich zu ihm sage, dass ich etwas für ihn hätte, sind wir sofort im Zentrum des Polizeiinteresses. Ich zeige im meine Unterlagen, die ich miniaturisiert immer im Portemonnaie mitschleppe und er ist sofort begeistert. Wir verabreden uns für Unterwasseraufnah- men und dank der Fürsprache von Stefan können wir sogar durch den Schlosspark bis ans Ufer runter fahren. Zwei mal dreiviertel Stunden filmen wir, was die Batterien hergeben. An einem wunderbaren Februarmorgen fahre ich mit dem SLRG-Boot, einem ganzen Fernsehteam und Miggel nochmals hinüber. Die Sonne scheint, leichter Nebel liegt über dem See und im Schlosspark hüpfen ein halbes Dutzend Rehe herum. Den Kameraleuten laufen die Augen über. Dabei wollen wir ja nur die Überwasseraufnahmen für den Schweiz Aktuell Beitrag machen. Alles geht rund, die Aufnahmen sind alle im ersten Durchlauf Der Marktnauen von Buonas 1995 im Kasten und wir sind nach drei Stunden zurück, ein Riesentheater wegen zweier, am Hafen geparkten, Autos inklusive. Mit Katrin Böschenstein von den Zuger Nachrichten habe ich auch einen Artikel aufgegleist. Jetzt versuche ich alles zu koordinieren, denn Mitte März findet in Zug die Delegiertenversammlung des Schweizer Unterwassersport Verbands statt. Am Freitagabend bringt also das Fernsehen den Beitrag und am Samstag können wir die „Zuger Nachrichten“, praktisch als Sonderausgabe, mit den Schlagzeilen und dem Wrackbeitrag auf der Frontseite verteilen. Der Fernsehbeitrag gewann in Schweiz Aktuell und auch auf 3sat den Preis „Best of the year“. Sybille untersucht das Wrack Monate später sinddann die Wrackplünderer tatsächlich unterwegs gewesen. Die Kaffeekanne, die oben auf dem Kieshaufen gelegen hat, ist weg. Aber auf ein, am richtigen Ort platziertes, böses Gerücht materialisiert dann der emailierte Artefakt wunderbarerweise am alten Ort. Die Seepolizei säubert darauf, im Auftrag der Kantonsarchäologie, das Wrack von allen Überresten. Schnellschuss Helengeli Helengeli 1982-93 Nachdem Fihalohi gezeigt hat, dass die Malediven mehr als einen Tauchgang wert sind, wollen wir nun eine Klubreise machen. Ein Kollege , Maitre de Cabin bei der BALAIR, will uns den Aufenthalt organisieren. Zwei Wochen vor dem Abflug löst sich unsere Vorfreude in Luft auf. Nun müssen wir uns schnell etwas einfallen lassen. Ich schaue mit Ruth Meister den Subaqua-Katalog durch; ein Foto weckt unser Interesse. Eine Insel langgezogen, am Aussenriff gelegen. Die Form deutet auf starke Strömungen hin; sowas suchen wir. Abgelegen, am nördlichen Ende des Nordmale-Atolls. Helengeli 1982-93 Das Riff überlebt immer! Von 1982 - 96 besuchten wir jedes Jahr mindestens ein Mal unsere Insel. Sie war relativ bescheiden eingerichtet und hatte dadurch ihren eigenen Charme. Zuerst unter österreichischem, später unter schweizer Management. Mit dem Basisleiter Ueli Weibel konnten wir auch frei und ganz nach Lust und Laune drauflostauchen. Mit amtlich verordneten Tiefenbegrenzunge hatte er nichts am Hut, dafür konnte er seine Gäste taucherisch richtig einschätzen. Helengeli galt als Ökoinsel, daher kam das Bier vom Fass, und das in rauen Mengen. Interessante Diskussionsthemen, wie: „Was unterscheidet den Tiefenrausch von anderen Suchtmitteln?“. Je früher der Morgen, desto bleicher der ceylonesische Barmann. Ein lauter Wecker war unverzichtbar. Zuerst erreichte man die Insel nur mit dem Dhoni in vierstündiger Fahrt; besonders interessant, wenn mal, auf der Rückfahrt, morgens um zwei Uhr, der Motor streikte. Später kam dann das Schnellboot, da war jedes Auge gefragt auf der Suche nach versteckten Korallenriffen; ein Motorboot hat keine Bremse!. Eines Jahres waren Walti und Elly im Januar, eigentlich die ruhige Jahreszeit, zu Besuch. Zwei Wochen lang donnerten die Brecher über das Riff. Sie kamen nur drei Mal zum Tauchen. Am Hausriff war das Tauchen sogar unmöglich. Wir besuchten die Insel im Steinfisch Herbst des gleichen Jahres; sie war am Aussenriff zwei Meter höher geworden und die Riffabhänge sahen aus wie eine Kiesgrube, in der eine Hundertschaft Indonesier mit Dynamit gefischt hatten. Ein Jahr später sprossen die ersten Korallenzweiglein aus den Ruinen und drei Jahre später war von den Schäden nichts mehr zu sehen. Vorfreude Peitschenkoralle und Wimpelfische Helengeli 1982-93 Paradieskaiser Besondere Hektik treffen wir einmal im Oktober an. Auslaufende Strömung und extrem trübes Wasser lassen nicht gerade einen lustigen Tauchgang erwarten. In den Oberflächenwirbeln sieht man aber bereits zahlreiche Flossen aus dem Wasser ragen, als ob ein Rudel Haifische sich besammelt hätte. Doch nichts dergleichen, es sind Mantas. Sofort runter und hinter den Korallen Deckung gesucht, die Strömung zieht lausig. Oekologisches Verhalten bleibt reine Theorie. Die Sichtweite beträgt etwa sechs Meter. Aus dem Nirgendwo tönt gespenstisch ein Gong. Ueli gibt Signale indem er mit seinem Messer auf die Tauchflasche schlägt. Plötzlich, wie ein Schlag gegen den Kopf! Aus der Suppe vor mir taucht ein Manta auf, wie ein Lastwagen aus dichtem Nebel. Sicher vier Meter breit und das Maul geöffnet wie ein Scheunentor. Wahnsinn! Ich versuche für eine Foto näher zu kommen,- vergeblich. Dies gelingt mir erst später. Der Manta steht bewegungslos, still in dieser Wahnsinnsströmung, etwa ein Meter über dem Riff und wartet bis die kleinen Putzerfischchen zu ihm raufkommen. Ich robbe, immer in Dekkung, näher und näher an ihn heran. Auf etwa zwei Meter gelingt es mir und ich löse den Blitz aus. Er steigt weg und ich, hinter ihm her, gegen die Oberfläche. Die Strömung reisst mich nun natürlich mit, aber es gelingen noch einige Fotos im Gegenlicht. Jetzt aber nichts wie wieder runter, bevor ich in den offenen Ozean abgetrieben bin. Mit Mühe und Not erreiche ich noch das untere Ende des Tilas und muss jetzt, möglichst im Strömungsschatten, zurück zum Ausgangspunkt. Für mehr als eine halbe Stunde reicht die Luft nicht, - aber was für dreissig Minuten. Wo ist eigentlich Horst? Helengeli 1982-93 Tanz der Mantas Helengeli 1982-93 Aber den Kollegen gelingt es doch, mir ein Wrack schmackhaft zu machen, obwohl der Weg dahin etliche Stunden dauert. Am Aussenriff des Gaavaru-Atolls liegt das Wrack der „Sea Gull“. Ein Dampfsegler, der auf dem Weg von Indien nach England, 1873 nachts auf das Riff gedonnert ist. Die Einheimischeninsel von Gaavaru ist auch einen Besuch wert, aber das Wrack ist sensationel. Auf 50 Metern liegt der hintere Teil mit der Schiffsschraube, eine interessante Konstruktion aus der Anfangszeit des Dampfschiffbaus, er sieht aus wie ein riesiger Flugzeugpropeller. Unter dem Schiff liegt noch Leergut herum, originale Schweppes-Flaschen. Der Rest des Wracks liegt über den ganzen Riffabhang hinauf verstreut, rundum von den Korallen überwachsen, noch viele belebter als es das Riff sonst schon ist. Ein wunderbarer Tauchplatz. Helengeli 1982-93 Wracktauchen interessiert mich nicht! Helengeli 1982-93 Helengeli 1982-93 Elegant schwimmt der Rochen zwischen den Überresten der „Sea Gull““. Helengeli 1982-93 Ruth und Nicki betrachen die Süsslippen Luciano und der Imperator Helengeli 1982-93 Luciano und die Süsslippen Selbst schlechtes Wetter, (gibts den sowas auf den Malediven?) hält uns nicht vom Tauchen ab. Der Schreck fährt einem aber doch in die Flossen, wenn man auftaucht und sich mitten im niederprasselnden Regen mit einer Sichtweite von etwa 50 Metern findet. Wo ist das Riff? Wo ist Indien? Besser gleich wieder runter aufs Riff- Luciano Helengeli 1982-93 plateau und auf besseres Wetter warten, solange die Luft reicht. Beim nächsten Besuch an der Oberfläche taucht wunderbarerweise aus der Wasserwand das Dhoni auf und wir können einsteigen. Glücklicherweise fehlt diesmal die Strömung. Ein dreifach Hoch auf die Dhonicrew. Nicki mit Napoleon Helengeli 1982-93 Ein Tauchgang zum Tila mit Ueli ist ein besonderer Leckerbissen. Nach drei Minuten Bootsfahrt hüpfen wir ins Wasser und versuchen, in der starken Strömung, so schnell wie möglich, runter zu kommen. Auf 25 Metern versammeln wir uns auf einem Riffplateau genau über dem Kanal. Und nun müssen wir im Strömungsschatten nur noch zuschauen. Alles dreht sich um uns. Schnapperschwärme, Riffhaie, Napoleon, alles kommt vorbei, ein Verkehr wie auf dem Postplatz zur Stosszeit. Langsam macht sich der Computer bemerkbar, die Nullzeit nähert sich ihrem Ende. Nun geht der Tauchgang erst richtig los. Runter über die Kante und abgetaucht. Bei 45 Metern liegen noch eine Reihe Korallenblöcke unter denen oft Haie schlafen. Aber heute schlafen sie nicht, sie sind in der Strömung unterwegs. Hilflos fliegen wir zwischen den Gorgonien durch. Bevor es uns in den offenen Ozean spühlt, schnell rechts weg, in die Deckung des Tilas, und im Strömungsschatten wieder hinauf. Dekomprimieren wird nun etwas schwierig weil das Tila kaum bis zur 10 Meter-Marke heraufkommt. Schlimmstenfalls lassen wir uns dann doch in Richtung Indien davon treiben. Die Bootscrew wird’s schon richten. Ein Halfterfisch (Zanclus) Keilfleck-Falterfisch Zackenbarsche Helengeli 1982-93 Blaukopf-Kaiser Strömung braucht’s auch für den „Ali Spezial“. Ueli führt diese Übung aber nur durch, wenn er eine gute Crew zusammen hat. In Dreiergruppen wird am Rande des Kanals abgetaucht und jede Gruppe versucht, so schnell wie möglich, auf den Grund zu kommen. In 50 Metern Tiefe setzt man sich in die Querspalten, der, im übrigen blank geschliffenen, Kanalsohle. Nur ein paar einsame Drahtkorallen haben hier der Strömung wiederstehen können. Rund herum ist der Teufel los. Haie, Rochen, Riesenzackenbarsche und sogar ein Schwarm von 23 Adlerrochen kreisen mühelos in der Strömung. Von Zeit zu Zeit schaut jeder auf sein Finimeter. Dazwischen versucht man auch noch die interessantesten Passanten auf den Film zu kriegen. Wenn der Erste in der Gruppe nur noch 100 bar in der Flasche hat, der halbe Luftvorrat also aufgebraucht ist, wird aufgestiegen. Eine Blauwasser-Dekompression liegt vor uns. Die Strömung treibt uns in rasantem Tempo ins Innere des Atolls. Je nach Grundzeit gibt es eine Dekompression von 15 - 30 Minuten. Die aufmerksame Dhonimannschaft kann uns erst mehrere Kilometer vom Ausgangspunkt weg, wieder aus dem Wasser fischen. Helengeli 1982-93 Ali Spezial Helengeli 1982-93 Nicki und Ruth ein stattlicher Zackenbarsch, und lebe hier im Riff auf der Nordseite von Helengeli. Den Tag durch schlafe ich und verdaue. Aber am Abend, wenn es dunkel wird, bin ich unterwegs und warte auf meine Freunde aus der anderen Welt. Und sie kommen, jeden Abend und bringen sogar ihre eigenen Sonnen mit. Seit diese komischen Wesen zu mir heruntertauchen, muss ich mir keine Mühe mehr machen, irgend ein unachsames Riffbärschlein zu erwischen, nein meine Kollegen zeigen mit ihren handlichen Sonnen direkt auf die besten Stücke des kalten Büffets und bevor diese schlaftrunken den plötzlichen Sonnenaufgang realisieren, schiesse ich aus dem Dunkel heraus und schnappe mir den Leckerbissen. Ein Leben wie im Paradies... Hier zeige ich Priska den Weg Helengeli 1982-93 Ich bin Marianne, Helengeli 1982-93 Hier bläst die Strömung häuffig nicht nur von der Seite! Wir haben das Glück eine Nacht in Male zu verbringen. Zuerst gibt es einen Stadtspaziergang in der am dichtest bevölkerten Stadt der Welt. Es leben auf diesem Inselchen (1,5 km2) gleich viele Leute wie im ganzen Kanton Zug. Sogar Lichtsignale hat es auf den Kreuzungen, um den bescheidenen Verkehr, der sich vorsichtig um die badewannenähnlichen Schlaglöcher schleicht, zu regeln. Die riesige goldene Kuppel der neuen Moschee wird überragt von einem fünfstöckigen Parkhaus. Woher sollen alle diese Autos kommen? Aber die Saudis werden das alles mit der gleichen Bauabrechnung bezahlt haben. Bei der Zollbehörde liegen haufenweise neue Tauchflaschen mit abgeschraubten Ventilen herum. Es braucht viiiiiel Zeit bis sie alle kontrolliert sind, mit gutem Grund. Vor Jahren wurden, übrigens von Schweizern, Waffen in Tauchgeräten versteckt, eingeschmuggelt. Es war die undemokratische Bildung ei- ner neuen Regierung geplant. Die Geräte waren auch sehr clever umkonstruiert. So clever, dass Eines, dem Umbauer, er hatte seine Bastelarbeit bereits vergessen, beim irrtümlichen Füllen, zwischen die Ohren flog. Heute besteht wahrscheinlich eher die Gefahr, dass auf diesem unkonventionellem Weg, Genussmittel der harten Art, den Weg auf diese Inseln der Glückseligen finden. In einem Speiselokal am Ocean Drive gibt es ein Abendessen. Wir sind die einzigen Touristen hier, die maledivischen Gäste bilden ein interessiertes Publikum. An der Wand hängt das Bild eines Alpensees, mit Berggipfeln und röhrendem Hirsch. Der Tisch ist schon gedeckt, auf jedem Teller liegt bereits ein schwarzgebratener Fisch. 12 Töpfe mit Currysossen und verschiedenen Einlagen stehen auf dem Tisch. Der Appetit hält sich in Grenzen. Lustiger ist das Spiel: Wer findet heraus, was in der Currysosse schwimmt? Die Getränkeauswahl ist nicht überwältigend: Eine Büchse Cola, - one Dollar. Zum Dessert gibt’s selbstgedrehte Zigaretten und Nelkenköpfe. Gut, das Abendmahl ist bescheiden, aber wir, und auch die Malediver, haben viel zu lachen. Im Hotel treten ich ins Fettnäpfchen, mit meinem Wunsch nach einem Schlummerbier. Es lebe der Prophet Mohammed... Helengeli 1982-93 Male live Haiparade Helengeli 1982-93 Ammenhai Helengeli 1982-93 KIALOHA heisst die Maxi-Jacht, die, seit Tagen, vor Helengeli vor Anker liegt. Jim Kilroy, der Eigner lässt sich jeden Morgen von zwei Matrosen an die Jetty fahren, verschwindet für einige Zeit im Office und kommt nachher mit ein paar Metern Faxpapier zurück. So macht Arbeiten Spass, scheint mir. Bald wird die Reise weitergehen, wenigstens für die Mannschaft. Der Eigner erwartet sie, in ein paar Wochen, im Roten Meer. Ein paar tausend Meilen liegen vor ihnen und das alles frontal gegen den Monsun. Profisegeln ist kein Zuckerschlecken. Sixty-nine Informations oder der wahre Schatz von Monte Christo MARE 1984/85 Eine leicht bemooste Motorjacht liegt neben der CRESTA im Hafen von Talamone. Weiter hinten liegen die Fieramosca I und die Fieramosca II gut vertäut, besser gesagt, an die Kette gelegt, von der Guardia die Finanza.(Jetzt wird mir klar, wieso wir auf der Fieramosca manchmal DDR-Bier mit Rostspuren an den Kronkorken serviert bekommen haben. Rudi scheint einen Tauschhandel mit den auf der Reede ankernden Ostblock-Frachtern, die hier Waffen und Sprengstoff für den Irak-Iran Krieg einluden, getrieben haben.) Er habe die HARYANNA, so heisst unser Schiff, von einem Kollegen aus Porto Santo Stefano geliehen und müsse dafür die Motoren revidieren, meint Rudi: Hauptsache sie schwimmt. Bald erscheinen auch Mensun Bound und Angus auf der Bildfläche. Ruedi hat uns richtig genervt; wir sollen unbedingt noch eine Odyssée im Oktober unternehmen. Die Bewilligung für Monte Christo habe er. Auf das Stichwort Monte Christo tun wir natürlich unser Möglichstes. Werner Iten, Georges Parmentier, Bruno Huber und ich. Wahrscheinlich hat Rudi gar nicht damit gerechnet dass wir alle auftauchen. stung, doch noch Manöver zu fahren). Hoffentlich haben wir keinen Motorausfall, sonst werden wir geradeaus quer durchs Mittelmeer skippern und es wird eine richtige Odyssee werden. Die Motoren halten durch und wir erreichen das gelobte Land. Bei Punta Diavolo erreichen wir unseren Ankerplatz. Unter dem Schiff ist es gerade 50 Meter tief, obwohl wir nur etwa 20 Meter von der Felsenküste entfernt sind. Nun lernen wir zuerst die Grundregeln der UW-Archeologie. Wunderbar gezeichnete Pläne, die ganze Unterwasserlandschaft in Planquadrate eingeteilt, hängt Mensun an die Wand der Kombüse. Bruno und Werni beim Dekomprimieren MARE 1984/85 Mensun Bound ist der Bewilligungsberechtigte, Professor für Archäologie an der Universität Oxford und Angus ein junger englisch-italienischer Berufstaucher. Im Sommer hat eine englische Crew vier Wochen nach einem Wrack gesucht, das Rudi einmal beim Tauchen gesehen haben will. „Thousands of Amphores!“ Die Engländer haben leider nichts gefunden aber die Schweizer werdens schon schaffen; meint er. Wir müssen nur noch Wasser und Diesel bunkern. Zu diesem Zweck sollten wir auf die andere Seite der Pier wechseln. No problems, unser Schiff hat ja zwei Motoren. Aber leider fährt es nur geradeaus, aber mit Seilmanövern, Schlauchbooteinsatz und Manneskraft bringen wir es endlich an den richtigen Ort. Des Rätsels Lösung: Rudi meint, das Schiff könne leider im Moment nur geradeaus fahren, da ja der eine Motor noch in Revision und demzufolge auch noch nicht festgeschraubt sei. Ein bischen komisch ist es schon; wir füllen Wasser ein wo FUEL steht und Diesel dort wo WATER steht. Aber Rudi muss es ja wissen... Wenn wir nach Monte Christo wollen, müssen wir nun ans Werk. Es ist Samstag Abend. Zum Glück sind die Arbeitszeiten in Italien nicht so straff geregelt und es gelingt uns, nach 15 km Fahrt noch eine Werkstatt zu finden, in der wir den löchrigen Auspuffkrümmer zuschweissen können. Mit zwei Tagen Verspätung können wir dann endlich in Richtung der verheissenen Insel losrauschen. Beim Betrachten des Schiffs von unten wird uns auch klar, wieso das Schiff mit nur einem Motor manövrierunfähig ist. Es ist nur ein Steuerruder vorhanden (Für Landratten: Normalerweise hat ein Motorschiff hinter jedem Propeller ein Steuerruder. Dieses wird vom Wasser angeströmt und erlaubt, auch mit nur einem Motor, wenn auch meist mit verminderter Lei- MARE 1984/85 Mensun staunt Das ganze Gebiet haben die Engländer bis zu einer Tiefe von 45 Metern abgesucht; das heisst, mit kleinen Sondierstöcklein systematisch im Sande gewühlt. Uns bleibt also nur, die getane Arbeit weiterzuführen. Wir beginnen weitere Planquadrate einzuzeichnen und zu durchsuchen. Am Anfang ist Mensun irritiert. Er kann nicht begreifen, wieso wir beim Morgenessen dreiviertel Stunden diskutieren, bevor wir anstalten machen in unsere Ausrüstung zu steigen. Ich erkläre ihm, dass bei uns nicht auf Befehl getaucht wird und bei derart extremen Tauchgängen zuerst die psychische und physische Tagesform mit dem taucherischen Auftrag in Übereinstimmung gebracht werden muss. Aber es geht nicht lange und er ist von unserem Konzept überzeugt. Unsere Ausrüstung begeistert Mensun. Das UW-Telefon, die Unterwasser-TV-Kamera von Peter Schmalz und mein Aquazepp waren neu für ihn. Meist tauchen Bruno und Werni zusammen. Bruno hat ein Militär-Doppelzehner mit einer 7 lt-Flasche als zweitem System oben drauf. Werni hat auch ein Doppelzehner; zur Dekompression bringen wir aber in der Regel noch ein zusätzliches Gerät an die Dekostufe. Bruno hat einen Prototypen des ersten Tauchcomputers, dem Deko-Brain organisiert. Wir können so gut Vergleiche ziehen, zwischen den Bühlmann Tabellen und der Dekobrain-Software. In der Folge werden die Tauchgänge immer tiefer, die Dekozeiten immer länger, so gegen anderthalb Stunden. Langsam wird der Deko-Brain unverzichtbar, denn die Tauchgänge von Werni und Bruno sind auf der Bühlmann-Tabelle längst nicht mehr zu finden. Dank den Notfalltabellen der US-Navy (Ausdrücklich nicht zum Tauchen geeignet!) können wir wenigsten die Deko-Brain Werte auf Plausibilität kontrollieren. Die Wand in der Cala Diavolo ist sehr lebendig und die dekomprimierenden Taucher können sich die Wartezeit mit biologischen Studien vertreiben. HARYANNA an der Punta Diavolo Georges mit UW-Telefon und UW-TV MARE 1984/85 Angus erhält einen Blitzkurs im Tieftauchen; er ist bei seiner Profiausbildung in Fort Bovisand bisher noch nie tiefer als 13 Meter gewesen. Aber er ist ein intelligentes Kerlchen; und begreift die Regeln des Tieftauchens sowie das Benützen der Dekotabelle sehr schnell. Eine Stirnhöhlenvereiterung behindert mich ziemlich. Zuerst beim Abtauchen an der Ankerkette, mit dem Aquazepp in der einen Hand, mit der anderen alle zehn Zentimeter den Druckausgleich erzwingend, brauche ich zehn Minuten bis auf 50 Meter. Nach einer ausgedehnten Rundfahrt über das Gebiet wird es aber beim Auftauchen kritisch. Der Druckausgleich funktioniert nun überhaupt nicht mehr und die Birne droht zu zerspringen. Es gibt aber keine Wahl, rauf muss man immer. Ein Taucher kennt keinen Schmerz und mit etwas Glück, bleiben die Trommelfelle ganz. Wie’s in der Stirnhöhle aussieht, kann man sich gar nicht vorstellen. Naja, ich bin nachher Bruno mit dem Deko-Brain noch einige Tage ziemlich wacklig auf den Beinen; Drehschwindel nennt man das, und an Tauchen ist natürlich nun überhaupt nicht mehr zu denken. Als wir das Gefühl haben tiefere Tauchgänge seien nun wirklich nicht mehr zu verantworten, es ist inzwischen Freitag geworden, beschliessen wir, weiter oben weiterzufahren und tatsächlich, beim ersten Tauchgang findet Bruno einen golden glänzenden Kupfernagel und Werni eine kleine aber unbeschädigte Amphore. Mensun flippt fast aus als wir den Fund melden; aber vorläufig sind unsere beiden Taucher noch an der Ankerkette am Dekomprimieren. Zum Glück merken sie nicht, dass ihre Dekompression inzwischen weitab der Küste im offenen Meer stattfindet. Das Schiff ist von Wind und Strömung vom Ankerplatz fortgetrieben worden und der Anker hängt frei ins Blaue. Mensuns Angst gilt natürlich nicht den Tauchern, er sorgt sich vor allem um die Amphore und ist erst beruhigt als er sie unversehrt in die Arme nehmen kann, die Amphore. So haben sowohl Rudi wie auch Mensun den Beweis für ihr etruskisches Wrack. Rudi zusätzlich noch die Befriedigung dass es seine Schweizer doch geschafft haben. . Mensun kann nun endlich seine Fotos machen. Etwa eine Stunde dauert es, bis er seine „spontan“ wirkende Aufnahme mit der maximal möglichen Anzahl von „Informations on one picture“ gestellt hat. Ja man lernt auch ausserhalb des Wasser immer noch was dazu.Am Sonntag Morgen leistet sich unser „Patentierter Kapitän der Englischen Handelsschiffart“ noch einen Schnitzer der gröberen Art. Als er für die Heimfahrt den Anker heben will, bleibt dieser unter den vorstehenden Felsblöcken am Grund hängen. Er versucht herauszufinden was stärker ist; die Kette oder die Ankerwinde. MARE 1984/85 Das Foto mit den „sixty-nine informations“ Bruno und Werni dekomprimieren immer noch Das schwächste Glied im System ist aber offensichtlich der Schwergewichts-Anker. Nach einem riesigen Knall kommt nur die Hälfte davon an die Oberfläche. Nun geht die Diskussion los. Rudi hat Angst dem Schiffsbesitzer den Anker ersetzen zu müssen, er möchte die untengebliebene Hälfte auch noch haben um ihn wieder zusammenschweissen zu können. Leider ist von uns Tauchern nur noch Angus uneingeschränkt einsatzbereit und uns scheint das Risiko doch ein bischen hoch, ihn allein auf 50 Meter zum Ankersuchen zu schicken, umsomehr als sich herausstellt dass Rudi nicht einmal ein Tau mit dieser Länge an Bord hat. Seiner Meinung nach müsste man ja „nur den Hebesack aufblasen.......“ (Ja, ja wir haben das ja auch schon so gemacht). Am Schluss muss er doch klein beigeben und mit einem halben Anker die Heimfahrt antreten. So gelingt es schliesslich Georges am Montag Morgen, nach einem kurzen Rasurhalt zu Hause, rechtzeitig am Arbeitsplatz zu erscheinen. Den Raubüberfall auf der Umfahrungsautobahn von Florenz können wir, dank überlegener Motorleistung und entschlossenem Auftreten, vereiteln. MARE 1984/85 Es bleibt noch zu bemerken, dass es Mensun doch noch gelang, aus dem Expeditionsergebnis einen mehrseitigen Farbbericht in der englischen Tauchzeitschrift DIVER zu machen; mit vielen schönen Farbfotos und „maximum Informations on it“. Später hat er sogar ein Buch über das Monte Christo Wrack geschrieben. Merke: Archeologen müssen vor allem das PR-Handwerk beherrschen, sonst kriegen sie keine Kohlen zusammen (man nennt das Found Raising). Mensun’s Fazit: Es ist einfacher aus einem Taucher einen Archeologen zu machen, als aus einem Archeologen einen Taucher. Angus putzt Werni’s Amphore Der Fachmann sieht sofort: Pélichet 47 Mensun und Joana Die Nacht in der Fernando kam Ringsum ist Ruhe, die Geisterstunde ist längst vorbei. Zwei Gäste sitzen noch am Tisch und haben keine Lust schlafen zu gehen, obwohl alle Gläser leer sind. „Fernando is comming“ meint der Eine, der mit dem dicken linken Arm. „Are you sure ?“ „Go outside and have a look“. Der zweite steht auf und geht zur Tür. „Why you know it ? „ 3500 Pferde stürmen um die Felsnase. Ein donnerndes Geräusch erfüllt die Schlucht. Fernando ist da....... GUARDIA FINANZA steht auf der grauen, unbeleuchteten Jacht die längsseits kommt. Bruno weckt die ganze Mannschaft, sonst glaubt am Schluss wieder keiner, dass Fernando hier war. Im l e t z t e n Moment (Bier seit zwei Tagen ausgegangen, Weinflasche seit dem Mittag leer) bringt Fernando seinen Grappa von der Kapitänsbrücke. Anschliessend Waffenkontrolle (3 x 27 mm), Blick in den Maschinenraum (3500 PS) und auf die Kommandobrücke. Die archäologischen Funde werden gezählt, kontrolliert und quittiert. Monte Cristo zum Zweiten MARE 1984/85 Mit Vollgas fräst die „Corsaro Nero“, ein umgebauter Sizilianischer Schwertfischfänger, durch die dunkle Nacht von Genua in Richtung Talamone. Der Scheinwerfer über dem Steuerstand beleuchtet grell das Vordeck, weiter vorne ist es schwärzer als schwarz. Der Kapitän ist mit seiner Freundin ins Kistchen geschlüpft und hat das Steuerruder seinem Matrosen überlassen. Dieser, ein junger Süditaliener, ist offensichtlich neu in diesem Job. Die Kompassnadel schwankt immer etwa zwanzig Grad links und rechts vom vorgesehenen Kurs. Bei Tage, wenn man das Kielwasser sähe, müsste man annehmen dass der Steuermann besoffen wäre, aber hier sieht uns ja niemand. Die Strassenlampen vom toskanischen Festland flackern von ferne;wäre uns irgendetwas im Weg, wir würden’s, ohne es zu sehen, überrennen. Ob hier alle so unterwegs sind...? Bruno und ich finden das Ganze nicht geheuer, kramen die Seekarte hervor und versuchen anhand der blinkenden Leuchttürme den Kurs zu verifizieren. Zwei Tage vorher haben wir von Mensun Bound Bericht bekommen, dass die Archeologische Expedition nach Monte Christo stattfinden würde. Wahrscheinlich ist alles ein Sponsorenproblem gewesen. Aber wenn RAI 1sagt, dass sie kommen werden, ist auch ein Sponsor schnell gefunden. Die grossen Reklameaufschriften auf dem Boot werden schnell mit MARES-Transparenten überdeckt. Auch wir haben schon die passenden Tauchanzüge gefasst, leider nicht zum Behalten . In Talamone wird noch das restliche Material zugeladen und es geht los nach Monte Christo. Geradezu luxuriös ist die Ausrüstung. Neben grossen Flaschen mit Helium und Sauerstoff steht auch eine Galeazzi-Dekokammer herum. Unser archäologischer Zeichner beginnt sofort damit, sie mit dem Expeditionslogo zu beschriften. Nicht vergessen: Das Fernsehen kommt! Ich interessiere mich mehr dafür, ob Sie denn auch einsatzbereit sei und was eine dicke Schicht von Spinnweben daran zu suchen hat. Bald kommt Monte Cristo in Sicht und das grosse Rätselraten beginnt: Wo ist die Punta del Diavolo? Zum Glück habe ich mein Album mit den Fotos vom letzten Jahr dabei und die charakteristische Klippe ist schnell identifiziert. Zuerst brauchen wir eine feste Verankerung, ein Mooring. Dazu müssen wir eine schwere Kette auf einer Tiefe von 50 Metern an einem Felsblock befestigen; besser gesagt, wir müssen natürlich zuerst einen Felsblock finden. Und dies alles während eines Tauchgangs der, wenn möglich, nicht länger als 15 Minuten dauern sollte. Runter geht’s, mitten im Sand ein schöner Block, umgeben von Amphorenscherben, hier sind wir richtig. Die Markierungsboje befestigt, die Boje steigt auf und wir warten auf die Kette. 10 Minuten, die Kette kommt am dünnen Faden der Markierungsboje herunter, natürlich weit weg von unserem Block. Sofort hin, die Kette gepackt, zurückgeschleppt und um den Block gelegt und festgeschäkkelt. Geschafft,-die Dekozeit liegt noch im Rahmen des Erträglichen. Corsaro Nero, Dekokammer etc. Filippo ist ein UWRoboter. Er wird an einem 200 Meter langen Kabel geführt und übermittelt, das was seine Kamera sehen sollte, an seine Bedienungsmannschaft, die vor einem Monitor sitzt. Morgens um 9 Uhr wird Filippo geweckt und dann von seinem Vater gefüttert (Batterie laden). Anschliessend werden seine zwei Schalen mit einer plastischen Masse gedichtet und verschraubt. Dies dauert ungefähr zwei Stunden. Leider ist Filippo etwas kurzsichtig. Weil er normalerweise Pipelines kontrolliert, verfügt er nur über ein Makroobjektiv, an ein Weitwinkel hat leider niemand gedacht. Ob man die Batterien vielleicht nicht auch nachts laden könnte? Man kommt sich vor wie in einem Land des real existierenden Sozialismus. Man hört Professor Parkinson gröhlend im Grab rotieren. Bella Italia. Das Überwachungsteam in der Kombüse MARE 1984/85 Wer ist Filippo? paar weitere Meter absinken und das könnte dann vielleicht doch etwas zu tief sein. Also lasse ich Tiefe Tiefe sein und kehre wieder zu Angus zurück. I Ich habe nicht den . Eindruck, dass er mich vermisst hat. Wie tief kann man tauchen? MARE 1984/85 Leider heisst’s bis jetzt: Ausser Scherben nichts gewesen. Aber wir machen weiter. Angus und ich gehen zu Filippo hinunter um ein paar Aufnahmen zu schiessen. Wegen seiner Kurzsichtigkeit kann uns leider Filippo nicht sehen. Ich habe den Aquazepp dabei. Auf ca. 60 Metern mache ich eine Fotoserie, dann zeige ich Angus an, er solle an der Stelle bleiben. Ich fahre mit dem Aqazepp Richtung Norden, immer schön etwa zehn Meter über dem Boden. Das Licht tendiert immer mehr nach violet, die Watte im Kopf wird immer dicker und der Motor des Aquazepp wird immer lauter. Zu sehen gibt es nur Sand und Posidonien. Es würde mich sehr interessieren wie tief ich jetzt bin, aber ich wage nicht den Gasgriff loszulassen, um den Tiefenmesser abzulesen. Da ich den Abtrieb an der Fenzy nicht kompensiert habe, (wie könnte ich auch, ich habe nur zwei Hände) würde ich sofort um ein Filippo und Angus in Aktion auf 62 Meter MARE 1984/85 Wenn „Spezialisten“ Tauchen gehen Der „Vater“ von Philippo und unser archeologischer Zeichner planen einen Tauchgang. Sie wollen den Arbeitsplatz auch mal aus der Nähe anschauen. Nico, Philippos Vater hat keine Fenzy dabei, dafür aber lange Flossen, ein Zweiflaschengerät, und, wie mir scheint, mehr als ausreichend Blei um die Hüften. Seine Frau hilft ihm beim Anziehen. Unter dem Schiff ist es genau 50 Meter tief, wir sind etwa 30 Meter von der Felswand entfernt und eine schwache Strömung zieht am Schiff vorbei. Ein Unglück ist absehbar. Aber wie soll ich das Problem lösen, das hier auf uns zukommen wird? Dazu braucht es junge, durchtrainierte Typen und ich fühle mich nicht fit genug um mich als Rettungsschwimmer zu profilieren. Also frage ich Angus ob er nicht seine Flossen bereitlegen könne. Er frägt zurück: “Why?“ Ich möchte mich natürlich nicht blamieren und meine:“Du wirst es noch sehen.“ Bruno, Joanna Nico springt rein, kommt auch gleich wieder hoch, reisst die Brille weg und beginnt zu husten. Ich muss mich gar nicht bemühen; seine Frau ruft um Hilfe. Angus kapiert sofort, auch der junge Expeditionsarzt sprintet übers Deck und beide hechten ins Wasser. Ich behändige den Rettungsring mit dem Tau, den ich bereitgelegt habe und werfe ihn dem kämpfenden Trio zu. Ich schaue zu wie sie sich abmühen und danke dem Herrgott dass ich nicht selbst reingesprungen bin. So muss ich sie nur noch zum Schiff zurückziehen und helfen die Ausrüstung abzunehmen. Ein völlig erschöpfter Angus meint nachher: „Das nächste Mal werde ich dich nicht mehr fragen, wieso ich die Flossen bereitlegen sollte“. CORSARO NERO Mensun und Joanna vor der königlichen Villa Der archäologische Zeichner am Werk MARE 1984/85 Das Museum das keine Besucher hat MARE 1984/85 Ein archäologische Zeichner dekomprimiert Nach unserer anstrengenden Arbeit für MARE haben wir einen Plauschtauchgang verdient. Das ganze Team verschiebt sich also mit den Schlaubooten zu den Überresten des Wracks ausserhalb von Giglio Campese. Während Jahren war das englische Ausgrabungsteam dort fleissig an der Arbeit gewesen um das, was von den Grabräubern 30 Jahre vorher nicht mitgenommen worden war (unter anderem ein goldener Etruskerhelm), akribisch zu dokumentieren (einige Holzspäne). Mir wird der archeologische Zeichner zugeteilt, ein kühler Engländer. Schon im Schlauchboot sortiert er die drei verschiedenen Dekotabellen die er mitzunehmen gedenkt. Ich beruhige ihn damit, dass es in der Regel noch früh genug sei, sich auf der Dekostufe mit solchen Details zu befassen. Wir sausen die Wand runter auf die 50 Meter, um den übrig gebliebenen Eindruck des Kielschweins und einen Steinanker zu bestaunen. Beim Aufstieg haben wir genug Zeit um in alle Ritzen und Löcher der Wand schauen. Im Licht meiner Lampe zeigen sich alle Bewohner die in der Regel im Mittelmeer diese Löcher bevölkern. Von meinem Tauchkameraden höre ich die ganze Zeit absonderliche Geräusche und aufgeregtes Blubbern. Der goldene Etruskerhelm Irgendwann sitzen wir wieder im Schlauchboot. Mein Tauchkollege ist ausser sich vor Freude über alle diese Tiere die er auf diesem Tauchgang zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hat und schwört, als erstes zu Hause einen Unterwasserscheinwerfer zu kaufen. „Deformation professionelle“ oder fehlende Taucherlampe? Während fünf Jahren ist er an der selben Wand aufgestiegen und hat vorher von diesem ganzen Oekosystem nichts gesehen? Wahrscheinlich hat er früher nur immer auf Tiefenmesser, Uhr und Führungsseil geschaut und auf die Tonsignale von der Oberfläche geachtet. Ob und wie wir auf diesem Tauchgang überhaupt dekomprimiert haben, interessiert ihn nachträglich nicht mehr im Geringsten. Plan your dive and dive your plan. MARE 1984/85 Wir sind auf Giglio, hier durchsuchen die Archäologen einen Abhang nach den Überresten eines etruskischen Wracks. Geoges und ich möchten auch mal sehen wie das so funktioniert. Der Diving Marshal gibt uns den Tauchplan bekannt, 20 Minuten 35 Meter; nach 18 Minuten wird er mit Hammer und Armiereisen ein Tonsignal geben, zwei Minuten nachher nochmals, und wieder zwei Minuten später müssen wir an der Oberfläche erscheinen, sonst würden uns die Sicherheitstaucher heraufholen. Die Angaben werden ins Tauchjournal eingetragen und wir könnten loslegen. Das wird schwierig, wir wollen ja nicht nur auf 30 Meter tauchen und wir wollen ja, so wie Professor Bühlmann das als gesund und richtig ansieht, nicht schneller als 10 Meter pro Minute aufsteigen und zusätzlich noch einen Sicheheitshalt von 3 Minuten auf 3 Meter einhalten. Bruno und Gebi betreiben Wirtschaftskunde Aber wir müssen das so machen, dass unser „Tauchbuchhalter“ nichts merkt, sonst gibt es Probleme. Es ist zwar war ein bischen kompliziert, aber niemand hat etwas gemerkt und es hat keine Probleme gegeben. Während dem Tauchgang fällt mir ein, dass ich hier etwa 20 jahre früher schon mal getaucht habe und zwar auf einer SUBEX-Odyssee . Es war damals ein unglaublich langweiliger Nachttauchgang. Es scheint, dass der damalige Tauchgangleiter etwas bestimmtes gesucht hatte. Marc Parmentier am Strand von Campese Ich komme aus der Kabine hoch; in der Kombüse herrscht Hektik. Blutspuren am Boden. Giovanni, unser Matrose sitzt da und hält zwei Finger, oder besser das, was von ihnen geblieben ist, in die Höhe. Unser Arzt greift sich den Arztkoffer und macht routiniert an den Stümpfen mit Gummibändern eine Abbindung. Heissa, rot schäumt das Wasserstoffsuperoxyd. Dafür hört es auf zu bluten. Ich versuche ihn zu beruhigen und herauszufinden was passiert ist . Der Kapitän der Corsaro Nero, offensichtlich auch ein Meister seines Faches, hat, wie Rudi ein Jahr zuvor, den Anker unter die Felsblöcke plaziert und versucht die Leistungsfähigkeit seiner Ankerwinsch zu testen. Die Felsen sind, auch dieses Jahr, stärker. Zum Glück kann Giovanni tauchen, wir haben ja auch eine tolle Ausrüstung dabei. Er schnappt sich den EintönnerHebesack und versucht, ihn in ein paar Metern Tiefe anzuhängen. Der Schäkel ist zu gross, also legt er diesen um die Ankerkette und fixiert ihn mit der linken Hand. Mit der Rechten füllt er den Hebesack. Aber Boyle-Mariotte ist stärker als seine Linke. Der Schäkel rutscht durch, die Finger bleiben unten und die Fische freuen sich. Aber jetzt geht das grosse Ghetto los. Die rundherum ankernden Römer von „RAI uno“, mit ihren Superschlitten, sind nicht bereit, die 35 Kilometer nach Porto Santo Stefano zu fahren; der Diesel ist ja auch nicht gratis. Unser Versuch die italienische Luftwaffe zu mobilisieren misslingt. Italienische Helikopter fliegen nachts nicht übers Meer. Schlussendlich kommt gegen Morgen die Barkasse mit dem Gefängnissarzt von Pianosa und nimmt unseren unglücklichen Unterwassermatrosen mit ans Festland. Am Samstag treffen wir ihn in Genua wieder, eigentlich schon quitschfiedel. Er meint, er habe noch Glück gehabt: Sein Bruder habe als Berufstaucher beim zusammenstecken einer Pipeline die Hände nicht schnell genug zurückgezogen. Das muss hier wohl in der Familie liegen. MARE 1984/85 Wo sind die Finger geblieben? MARE 1984/85 Das mysteriöse Wrack In Giglio achtet Mensun darauf, uns möglichst von seinen Mitarbeitern fernzuhalten, zu stark unterscheiden sich die englischen von den schweizerischen Tauchgepflogenheiten. Es gibt ein Gerücht, dass in der Bucht von Giglio Campese ein Tauchboot der Marine (vor längerer Zeit versteht sich) ein Wrack entdeckt hätte. Mensun wünscht das wir diesem Gerücht nachgehen sollen. Bruno und Werni haben schon einen Tauchgang gemacht, behaupten auch etwas gesehen zu haben, haben aber vergessen eine Oberflächenpeilung zu machen. Also nehmen wir noch einen Anlauf mit Schmalzlis UW-Fernsehkamera. Ein Beiboot mit 6 PS-Motor ist unsere Tauchbasis. Als wir auf dem Monitor etwas zu sehen vermeinen, wir sind etwa 2 Kilometer vom Ufer entfernt, setzen wir eine Boje und beschliessen zu tauchen. Der Tauchplan ist sensationell. Ich nehme den Aquazepp mit. Wenn wir auf der Entscheidungstiefe 70 Meter etwas finden, werden wir die Boje anbinden und ich werde noch etwas herumfahren. Wenn nichts zu sehen ist, werde ich den Zepp Bruno übergeben und wieder aufsteigen. Bruno soll dann, soweit es die Tauchzeit zulässt den Grund in Richtung Ufer absuchen. Wir können dann den Luftblasen folgen. Nichts wie runter, natürlich ist nichts zu sehen und ich gehe wieder hoch. Beim Aufsteigen habe ich das Gefühl, ich spinne. Ich muss voll schwimmen um mit dem Bojenfaden in Kontakt zu bleiben, offensichtlich hat es plötzlich starke Strömung. Die Bojenschnur zeigt aber in die falsche Richtung. Das gibt’s doch nicht! Ich erreiche nach einem kurzen Dekohalt die Oberfläche und sofort wird mir klar was hier falsch gelaufen ist. Die Bootsmannschaft hat ihr Böötlein an der Boje befestigt und die aufkommende Abendbrise treibt das Boot, samt anhängender Boje und Bojenstein, in flottem Tempo davon. Die Frage nach den Luftblasen von Bruno ist überflüssig, wir sind schon lange weit abgetrieben. Eifrig suchen wir die Oberfläche ab. Alle 10 vorhandenen Dekotabellen werden aus der Mappe gekramt und alle nur denkbaren Dekoprofile durchgerechnet. Bruno bleibt verschwunden. Die Wellen werden immer höher und die Sonne will auch schon untergehen. Nach anderhalb Stunden sind wir uns einig, dass wir hier nichts mehr verloren haben und begeben uns auf den Heimweg zum Hafen. Wir überlegen uns, wie wir dem Capitano del Porte und allen Anderen Brunos Verschwinden nahebringen könnten, als wir plötzlich vom Hafen her einen, schnell crawlenden Schwimmer auf uns zu kommen sehen. Er winkte uns und als wir näher kommen, trifft uns fast der Schlag, es ist Bruno. Er ist mit dem Aquazepp noch ein paar Runden und dann auf seiner Dekotiefe (ca. 24 Meter) mit dem Kompass zum Ufer gefahren. Erschwerend kommt hinzu, dass er, nachdem der Motor ausgefallen ist, das unhandliche Ding vor sich her schieben muss. Er hat den Weg zum Ufer und dann diesem entlang bis zum Hafen, dekomprimierend zurückgelegt. Uns fällt ein schwerer Bleigurt vom Herz. Angus und Georges mit einem Chacheli vom Wrack Campese Hilton Unsere luxuriöse Unterkunft in Giglio Campese: Die Case abanndonate Wer trifft das Fenster mit der leeren Bierflasche? Natürlich Gebi Georges ruht sich aus MARE 1984/85 Mehrzweckfahrzeug für Personenund Materialtransporte In Indonesien, fast am Ende der Welt... Ein Strassenverkehrsgesetz gibt es in Indonesien nicht, scheint uns. Der Verkehr fliesst wild durcheinander, doch er fliesst, in der Regel, und dazu noch relativ problemlos. André hat als Fachmann das Gewusel analisiert und meint, dass einfach jeder Verkehrsteilnehmer den 180°Sektor vor sich berücksichtige und sich nicht um den Rest kümmere. In Singapur sind wir umgestiegen, besser gesagt umgewandert, und dann hier in Surabaya gelandet. Bei diesen Distanzen sind meinem Fototrolley bereits die Räder abgefault. Mit Walti und Ely, Andreas hat sich an der Spielkonsole im Jumbo der Singapur Airlines überarbeitet, besuche ich das Helden- und Kriegsmuseum und ganz besonders ein russisches U-Boot der Whiskey-Klasse. Eine ganze Horde von hübschen, uniformierten Hostessen versucht, uns mit Händen und Füssen die technischen Features des Boots zu erklären. Da bezahlt man gerne den Eintrittspreis von 20 Rappen! Zum Schluss treffen wir noch einen pensionierten Matrosen der sogar deutsch radebrecht; er ist in der DDR ausgebildet worden. Nachher verschlägt es uns an die Eröffnungsfeier des neuen Einkaufscenters Surabaya Palace. Da wir die einzigen Pindito 1999 Die PINDITO in Misool Weissnasen sind, übertreffen wir als Attraktion sogar die aufspielende Band. Der Velo-Rikscha-Mann findet es mehr als unpassend, dass eine Weissnase unbedingt zu Fuss gehen und sich nicht für die 20 Rappen fahren lassen will. Am Schluss retten Ely und ich, Walti noch das Leben. Er will, den wahrscheinlich einzigen, Fussgängerstreifen von Surabaya zum Überqueren der Strasse benützen. Im letzten Moment können wir ihn von diesem selbstmörderischen Vorhaben ab- und zurückhalten. Fussgänger sind im Indonesischen Verkehrskonzept nicht vorgesehen, ein Trottoirwechsel entspricht einer sportlichen Höchstleistung unter dem Moto: „Gring abe und seckle!“ Mein Versuch, in dunkler Nacht, bei einem Strassenhändler, er betreibt seinen Laden direkt neben einem Bürowolkenkratzer, Zigaretten zu kaufen, misslingt mangels einheimischer Ruphias, er weiss mit meinen Dollars nichts anzufangen. Er hat so einen Schein noch nie gesehen. Es scheint, dass Touristen in Surabaya relativ selten sind, obwohl nicht einmal eine Malariaprophylaxe nötig wäre. Im dichten Smog können garantiert keine Anopheles-Mücken überleben. Aber die Einheimischen sind hart im Nehmen. Im Flüsslein, das durch Surabaya fliesst, baden ganze Völkerscharen. Ich würde nicht mal wagen eine Zehenspitze in diese Kloake zu stecken. Pindito 1999 Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten Mit einer Fokker Fellowship der Merpati Airways fliegen wir nach Ujung Pandang. Den sportlichen Piloten stört der mangelnde Pneudruck im linken Reifen des Bugradfahrwerks kein bisschen, es sind ja zwei da. Zackig gibt er bereits auf dem Rollweg Vollgas und ist so natürlich schnell in der Luft; die Gepäckfächer, die dabei aufspringen, stören niemanden. Schwierige Anflugverfahren wie in Kloten kennt man in Ujung Pandang nicht; der Anflug geschieht, in umgekehrter Richtung, parallel zur Piste und nach einer 180°-Steilkurve wird die Kiste genau auf den Pistenanfang geknallt. Hier treffen wir auf Reni, Kobi, Priska, Guido, Andi, Patty, Heidi und Freddy; die Mannschaft ist komplett. Hier kann ich auch Zigaretten kaufen. Die guten einheimischen mit dem Nelkenduft. Ich investiere umgerechnet 12 Franken und der Kiosk ist ausverkauft. Von hier geht es weiter in Richtung Sorong. Ab hier ist nur noch die 500 Ruphia-Note brauchbar; sie ist 10 Rappen wert. Staunend stellt man beim Einsteigen fest, dass die Einheimischen alle am Mittelgang sitzen. Haben sie Angst aus dem Fenster zu gucken, oder wollen sie den Weissnasen gegenüber freundlich sein? Doch bald merke ich, dass es aus der Lüftungsanlage zu regnen beginnt, man könnte sogar sagen: „Es chund cho seiche.“ Unser opulentes Handgepäck haben wir einfachheitshalber hinten im Flugzeug zu einem Turm aufgeschichtet. Hoffentlich muss niemand auf die Toilette. Ely kriegt einen halben Herzinfarkt, sie ist im Raucherabteil eingecheckt worden. Zum Glück raucht aber niemand. Dafür macht der Pilot eine Zwischenlandung in Ambon. Das erlaubt uns einen Kurzbesuch im Flughafengebäude und eine Rauchpause auf der Piste. Minutenlang kann ich aus dem Fenster, dicht unter dem Flugzeug, Korallenriffe bewundern, und plötzlich setzen wir auf. Da es nicht spritzt, müssen wir in Sorong gelandet sein. Der Tankwagen besteht aus einem Handwagen mit sechs 200-Liter-Fässern, getankt wird mit der Handpumpe. Wie das Tanklöschfahrzeug aussehen könnte, will ich gar nicht wissen. In der Kantine, ein Raum mit einem defekten Getränkeautomaten, der aussieht wie ein Bunker in den eine Fliegerbombe eingeschlage hat, werden wir von Peter, dem Kapitän begrüsst. Imperator Pindito 1999 Spitzkopf-Fledermausfisch Kupferstreifen-Falterfisch Prospekte, Reiseberichte und der Unterwasserführer “Diving Indonesia“ sind sich einig. Das ultimative Tauchen auf der Pindito ist angesagt.Von Ambon nach Sorong soll die Reise gehen. Zwei Jahre gespart und dann gehts los. Leider gibt es eine Routenänderung. Wegen politischen Unruhen können wir nicht in Ambon starten. Nach beinahe 20 Stunden fliegen, lichtet die Pindito in Sorong, der Schlangenaal, bereits am Pier verheisst wunderbares, den Anker und fährt nach Süden, als Ziel die Insel Misool. Ein Blick auf die Seekarte verkündet Unheil, ist doch das Meer zwischen Australien und Neuguinea nirgends tiefer als 40 Meter und dazu strömen aus dem Urwald Irian Jayas eine Reihe schlammiger Flüsse ins Meer, das Treibholz auf unserem Weg spricht für sich. Im Tauchreiseführer wird die Arafura See als weltweit grösster Mangrovensumpf und zum Tauchen ungeignet bezeichnet! Unsere folgenden Tauchgänge bestätigten diese Vermutung. Sichtweiten von 6 bis 12 Metern sind die Regel und das bei ganz gewaltigen Strömungen. Makrofotografie ist angesagt, aber Geschmacksache. Peter, der Kapitän und Schiffseigner, versucht mich zu überzeugen dass die wahren Wunder des Meeres in der Art der PygmäenSeepferdchen und Nacktkiemenschnecken kulminierten. Leider habe ich vergessen meine Unterwasserlesebrille mitzunehmen. Was er nicht sagt: Es ist für Ihn und das Schiff einfacher und sicherer, westlich von Neuguinea, praktisch in einem Binnengewässer mit guter Windabdeckungen, zu fahren. Die australischen und japanischen Perlenzüchter üben hier eine Art Polizeigewalt aus, und sorgen dafür dass sich Piraten fernhalten. Klar, für einen guten Kapitän kommt immer das Schiff zuerst. Was bleibt? Eine unwahrscheinlich interessante Abenteuerreise. Die letzten zwei Tage verbringen wir dann aber doch noch an Korallenriffen traditionellen Zuschnitts mit schönem, klaren Wasser und dem üblichen Gewimmel von Grossfischen. So schön hätte es eigentlich auch 10 Tage lang sein können. Pindito 1999 Um die halbe Welt, zu den Nacktkiemenschnecken, in der Waschmaschine Pindito 1999 Drachenkopf Pindito 1999 Federseestern Buckeldrachenkopf Wahnsinnsbrummer! Riesige Wrackbarsche Pindito 1999 J.Y. Cousteau nannte sowas einmal Lastwagenfische Pindito 1999 Federstern auf Schwamm Pindito 1999 Grüne Strömungskorallen, gleich hauffenweise Pindito 1999 „Diving Spaghetti-Monster“ Palolo-Wurm heissen diese Dinger und zwei mal im Jahr sind sie zu Fortpflanzungszwecken unterwegs. Wikipedia meint dazu: Die Hinterleiber gelten als Delikatesse und zugleich als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitsmittel. Sie werden zu diesem Zweck aufgesammelt und roh sowie gedünstet verspeist. Wenn wir das damals gewusst hätten... Pindito 1999 Wobbegonghai Pindito 1999 Pindito 1999 Pindito 1999 Um bei diesen Strömungsverhältnissen navigieren zu können, müssen Boot und Padel optimiert sein. Ein wunderschönes Kanu, jedes Detail ist perfekt gearbeitet und poliert. Ein Tauschgeschäft: Kokosnüsse gegen Reis. Man sieht hier deutlich die unheimliche Strömung. Pindito 1999 Kugelfische Pindito 1999 Epaulettenhai Leopardendrücker Pindito 1999 Riesige Höhlen Freiluftmausoleum mit Meersicht Pindito 1999 Geheimnissvoll leuchten Augen in der Dunkelheit Pindito 1999 Fledermausfische Pindito 1999 Barrakudas Paradieskaiser Pindito 1999 Schnapper Pindito 1999 Weitere Tauchgeschichten und Bilder findest du unter www.heinzbossard.ch
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