Wahnsinn.

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·
Kultur
Nummer 229
Dienstag, 6. Oktober 2015
Kulturnotizen
Zusatztermin für
„Ladies Night“
Kemnath. Die „Ladies“ vom Landestheater Oberpfalz sind nicht
zu stoppen. Aufgrund der großen
Nachfrage bietet das LTO einen
Zusatztermin für „Ladies Night“
am Samstag, 31. Oktober, um 20
Uhr in der Mehrzweckhalle in
Kemnath an. In der Komödie von
Stephen Sinclair und Anthony
McCarten geht es um sechs Männer, denen das Schicksal übel
mitgespielt hat: Die Fabrik, für
die man jahrelang malocht hat,
macht dicht, windige Kredithaie
verlangen ihr Geld zurück. Die
Ehefrauen sind entweder ahnungslos ob der finanziellen Misere oder bereits ausgezogen,
und dann gastieren auch noch
die Chippendales in der Stadt
und erobern die Damenwelt im
Sturm. Um männliche Ehre und
Zahlungsfähigkeit wieder herzustellen, entschließen sich die
Freunde zu einem gewagten
Schritt: Obwohl Bier und harte
Arbeit ihre Körper nicht gerade zu
Sexsymbolen geformt hat, planen
sie ihre eigene Stripshow und
kämpfen um ihre Würde, indem
sie die Hüllen fallen lassen.
Auswärtsspiel an der
Theke der Weidener
Künstlerkneipe
„Neues Linda“: Die
Künstler (von links)
Peter Hammer, Annette Hähnlein,
Gerlinde Pistner,
Reiner Zitta und
Peter Angermann
waren eigens zur
Ausstellungseröffnung „Gregor Samsa“
im Kunstverein angereist.
Bild: Otto
Kunst für Gulasch und Bier
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter
☎ 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/
8729-0 und unter www.nt-ticket.de.
Reiner Kröhnert mit
„Mutti Reloaded“
Windischeschenbach. (prh) Er
hat sie alle drauf: von Joachim
Gauck und Franz Beckenbauer,
über Wolfgang Schäuble und
Hans-Dietrich Genscher, bis zu
Boris Becker und natürlich „Mutti“ Angela Merkel. Am Freitag, 9.
Oktober (20.30 Uhr), stehen sie
gemeinsam mit ihrem Parodisten, dem Kabarettisten Reiner
Das Nürnberger „Gregor
Samsa“, Künstlerkneipe und
benannt nach der Kafka-Figur,
ist seit den frühen 70ern so
etwas wie ein Refugium für
Nonkonformisten. In der
Kneipe wurden Regeln über
den Haufen geworfen. Am
Freitag eröffnete Wolfgang
Herzer eine Ausstellung im
Weidener Kunstverein, die
Besucher an einen Ort der
Unangepassten und Hedonisten führt.
Von Jörg Otto
Weiden. Ein dokumentarischer und
ein künstlerischer Teil erzählen die
Geschichte des „Gregor Samsa und
die fränkische Boheme aus dem
Geist der 1960er Jahre“. In Nürnberg
entsteht ein Etablissement des Anti-
Establishments, der Unangepassten,
der Außenseiter, der Musiker, Schriftsteller und der Künstler. Man „machte den Bürgerschreck und genoss es,
eine Wellenlänge zu haben, auf der
alle, aber auch alle Niederungen und
Höhen der Ideenfindung erreichbar
waren“, erklärt Herzer, Kurator der
Ausstellung.
Tauschhandel
Oft knapp bei Kasse wird die Zeche
kurzer Hand mit Kreativität bezahlt –
ein Traum von einer Story über eine
in Vergessenheit geratene Währungsreform, die Jim Jarmusch verfilmt haben könnte. So entwickelt sich ein
Parallelmarkt, auf dem Genusswaren
auch denen zugänglich gemacht
wurden, die zwar nicht viel Geld in
der Tasche, aber „deklamatorisch,
darstellerisch, tänzerisch oder bildnerisch etwas zu bieten hatten. Im
,Gregor Samsa‘ musste niemand verdursten“, beschreibt Herzer die Renaissance des Tauschhandels. Man
„machte den Bürgerschreck und ge-
noss es, eine Wellenlänge zu haben,
auf der alle, aber auch alle Niederungen und Höhen der Ideenfindung erreichbar waren.“ So gehen zahlreiche
Werke über die Theke – von „Künstler
des kecken und intelligenten Strichs“
wie Peter Angermann, Reiner Bergmann, dem Musiker Kevin Coyne,
Blalla W. Hallmann, Peter Hammer,
Gerlinde Pistner, Dan Reeder, Reiner
Zitta, dem Kabarettisten Matthias
Egersdörfer und Annette Hähnlein –
von denen Herzer einige als Gäste
begrüßte.
Die Idee hinter der Ausstellung sei
„die Manifestation der Fähigkeit, das
Widersprüchliche, das Verschiedene,
das Sich-Fremde zusammenzuführen und zu versöhnen“, sagt er. Einzel-Positionen wolle er weitgehend
unberücksichtigt lassen, „zugunsten
des Magneten, der das Ganze im
Kraftstrom zusammenhält“. „Mit der
aktuellen Ausstellung warten wir mit
einer Einrichtung auf, die kein Essential des Kunstbetriebs ist“, erklärt
der Kurator – eher ein Kontrapunkt
zu etablierten Kunstorten wie Galerien und Museen. „Im Vordergrund
stand und steht bis heute die für tot
erklärte Malerei“, die unter anderem
mit dem Witz-Mix von Wilhelm
Busch und Pardon dem ,Normal-Verbraucher’ „aufs Maul geschaut habe“
– eine humorig-satirische Welt-Einstellung aus dem antiautoritären
Geist der 1960er Jahre.
Alle Sparten
Die Künstlerschaft, die hier ihr Zuhause gefunden, teilweise in den
Dachräumen gewohnt und musikalisch vor allem dem Blues gehuldigt
hätte, hätte alle künstlerischen Sparten umfasst. Die Protagonisten seien
aber, als alles anfing, ein gutes Jahrzehnt lang damit beschäftigt gewesen, „die Grenzen des herkömmlichen comme-il-faut zu sprengen beziehungsweise im Zeichen des Saturns die Sau rauszulassen.“
Weitere Informationen im Internet:
www.kunstvereinweiden.de
Immer für eine Überraschung gut
Reiner Kröhnert.
Bild: hfz
Kröhnert auf der Bühne der „Futura87“ in Windischeschenbach.
Kröhnert ist nicht nur ein Meister
der Parodie, sondern auch der
politischen Satire. In seinem aktuellen Programm „Mutti Reloaded“ steht natürlich Angela Merkel im Mittelpunkt. Tiefer denn je
schlüpft er in „Muttis“ Haut. Aber
selbstverständlich kommen auch
die anderen üblichen Verdächtigen zu Wort. Tickets gibt es im Internet unter: www.futura87.de.
Ensemble „Con Brio“ spielt in der Erlöserkirche Werke von Haydn, Beethoven und Borodin
Von Marielouise Scharf
Amberg. Seit 2002 spielen Gerda
Machmor-Geer, Heidi Braun (beide
Geige), Franz Rauch (Viola) und Peter Donhauser (Violoncello) vom
Con-Brio-Quartett zusammen Stücke. Und doch ist ihr Auftritt jedes
Mal eine neue Erfahrung.
„Wir diskutieren definitiv unter
acht Augen!“ ist im Vorwort zum
Konzert mit Streichquartetten von
Haydn, Beethoven und Borodin zu
lesen. Das spürt der aufmerksame
Besucher, mit welcher Hingabe und
Ehrlichkeit da musiziert wird. Keine
eingefahren Routine, sondern neue,
überraschende Interpretationen.
Dosierte Expressivität
Joseph Haydns G-Dur Opus 33 steht
am Anfang. Diese Musik traf unmittelbar nach ihrem Erscheinen den
Nerv der Zeit und machte schnell europaweit Furore. Auch heute gefällt
diese sehr klangbetonte Komposition, die spieltechnisch souverän präsentiert wird. Vor allem das schnelle
Tempo und der Tempowechsel zeigen, welche Qualitäten in dem En-
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Das Ensemble „Con Brio“ bietet seinem Publikum immer wieder neue Interpretationen.
Bild: Hartl
semble stecken. Sehr direkt, mit
spürbarer, aber dosierter Expressivität und mit klar skizzierten Strukturen widmen sich die Musiker Ludwig
van Beethovens Quartett c-Moll op.
18/4. Dabei kommt das spielerisch
Leichte nicht zu kurz. Mit beeindruckender Technik füllen sie die Komposition mit Leben, „unverzärtelt“,
„unverkünstelt“, auch mit Mut zu
deutlichen Forte-Ausbrüchen.
rer ist vom technischen und kraftvollen Niveau beeindruckt. Voller Detailliebe und Harmonie widmen sie
sich Alexander Borodins Quartett Nr.
2 D-Dur. Wunderbar aufeinander abgestimmt bringt das Ensemble bei
souveräner Stimmführung das typisch Slawische, Russische zur Geltung. Ihren Höhepunkt erreichen sie
in dem zart und einfühlsam gestimmten Notturno Andante.
Wenig Publikum
Es ist eine Freude, Musik voller
Dichte und Tiefe in dieser bezaubernden Form zu hören. Könner gibt
es viele, aber die Mitglieder des Ensembles „Con Brio“ berühren die
Herzen und erlauben einen Blick in
ihr tiefstes Inneres. Das begeisterte
Publikum in der leider nur schlecht
besuchten Erlöserkirche in Amberg
erklatscht sich noch eine Zugabe.
Im zweiten Satz (Scherzo – Andante
scherzoso quasi Allegretto) gelingt
Beethoven einmalig die Symbiose
von Tanzcharakteren und kontrapunktischer Techniken. Die Instrumente nehmen den Schwung und
die musikalische Idee auf und korrespondieren untereinander. Der Zuhö-