Coburg hat sein eigenes Samba-Musical

MONTAG, 15. FEBRUAR 2016
Riesenspaß in Barry Manilows
„Copacabana“
Feuilleton
Coburg hat sein eigenes Samba-Musical
MUSICAL-ERSTAUFFÜHRUNG AM LANDESTHEATER
Barry Manilows „Copacabana“ ist ein furioses Musikstück in Swing und Latin. Das Landestheater Coburg hat es erstmals in Deutschland auf
die Bühne gebracht – in einer hinreißenden Inszenierung von Iris Limbarth.
PREMIERE
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
CAROLIN HERRMANN
Coburg — Jubel, purer Jubel. Das
ganze Haus fiel in Verzückung.
Und noch lange nach dieser Premiere schwelgen wir weiter,
stundenlang, noch Tage: Die
Musik, der Tanz, die Farben, die
hinreißenden Darsteller – das
Coburger Landestheater hat einen echten Coup gelandet mit
der deutschen Erstaufführung
von Barry Manilows Musical
„Copacabana“. Und es zeigt
wieder einmal, was in diesem
Dreispartenhaus steckt, was hier
möglich ist, was nicht jedes
Theater kann: Große Show auf
beachtlichem musikalischen Niveau.
Vom puren Vergnügen abgesehen, das wir hier vor Ort jetzt
eine ganze Weile genießen wollen, verschafft diese strahlende
Produktion dem Landestheater,
mehr noch, der ganzen Stadt
überregionale Aufmerksamkeit,
die sich auszahlen dürfte in diversen Beziehungen. Die Kamera des Bayerischen Rundfunks
im ersten Rang war ein unmittelbar sichtbares Zeichen für die
Aufmerksamkeit, die am Samstag auf Coburg gerichtet war.
Wo wollen wir anfangen? Die
aus dem Welthit des Jahres 1978
von Barry Manilow weiterfantasierte Gangster-Story ist gar keine leiernde Musicalschnulze,
wie sie derzeit überall genudelt
werden. Das heißt, das Geschichtlein vom kleinen Showgirl Lola La Mar, das im berühmten New Yorker Club „Copacabana“ zum Star wird, vom
Mafioso Rico Castelli nach Havanna entführt und dann von ihrem geliebten Club-Boy Tony
gerettet wird, ist selbstverständlich von jedem Tiefsinn gemiedene Schnulze (aber herzig büh-
Bildergalerie
Weitere Fotos von den Premieren
des Wochenendes finden Sie bei
uns online
Coburg.inFranken.de
nenwirksam gedichtet von Manilow, Jack Feldman und Bruce
Sussman).
Barry Manilows Musik aber
hat hinreißenden Schwung in
Swing und Latin, mit eingängigen Melodien und stimmungsvollen Situationsmalereien, zur
Mitte hin sogar schwelgend in
Ravels raffiniert adaptiertem
„Bolero“. Sie wird vom Auswahlorchester des Landestheaters unter Leitung von Roland
Fister in solch sprühendem
Drive, mit strahlenden Bläsern
unter unausweichlichen Rhythmen verbreitet, dass das Publikum im bis unters Dach gefüllten Haus wie berauscht ist. (Die
in der Premiere noch nicht wirklich ausgewogene akustische
Aussteuerung zwischen Sängern
und Band, der Lautstärke insgesamt, wird man noch nachjustieren können.) – Mensch, mit
„Copacabana“ hat die oberfränkische Samba-City jetzt doch
tatsächlich ihr eigenes Musical!?
Sie tanzen, was das Zeug hält
Was in gleichem Maße wie der
Musik der ungemein spritzigen
und witzigen Inszenierung von
Iris Limbarth zu verdanken ist.
Die Gastchoreografin, die uns
schon „Hair“ beschert hat, lässt
von der ersten Minute an das riesige Ensemble aus Sängerdarstellern, Chor, Ballett und
Statisterie tanzen, was das Zeug
hält, vom nostalgischen 40erJahre-Step blitzartig in die fetzigen Clubszenen, hochfahrend
über die grandiose Treppenkonstruktion in den leuchtfarbenen
Showhimmel, den Bühnenbildner Reinhard Wust aus raffinierter Strebenarchitektur hochgezogen hat.
Und über allem die Stars:
Leute, den Jungen müsst Ihr gesehen und gehört haben – Andreas Langsch als Tony Forte,
whow, stimmlich und tänzerisch
einfach sexy. Gero Wendorff ist
als Komponist Stephen, der sich
die ganze Geschichte ausdenkt,
dabei versinkt in seinem eigenen
Traum von Lola La Mar (Julia
Klemm), fast sein Spiegelbild.
It’s Showtime in Coburg: Im Mittelpunkt der grandiose Musicalspezialist Andreas Langsch. In den Bildern
rechts von oben Georgia-M. Reh, Niklaus Scheibli, Stefanie Köhm und Julia Klemm.
Fotos: Henning Rosenbusch
Sehr reizvoll. Stephanie Köhm
hat als herzensgute Clubdame
Gladys alle Sympathien auf ihrer
Seite.
Ach, und wieder einmal
Schauspieler Niklaus Scheibli,
wendig, vielseitig, grandios
knorrig als Clubpapa Sam Silver.
Dann die dunkelhäutige, hinreißende Georgia-M. Reh als Conchita, ausgebeutet von dem widerlichen Rico Castelli (Marcus
G. Kulp), um nur die wichtigsten Rollen zu nennen in einem
Heer aus befeuerten Sängertänzern, die im Kostümrausch von
Heike Korn und mit unablässigem Witz agieren.
Leute, was soll ich Euch noch
sagen: Diese Produktion, die Ihr
bisher auf keiner der teuerschnieken Musicalbühnen der
Republik sehen könnt, ist einfach herrlich.
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Weltweit erfolgreich
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Persönlich erstellt für: Landestheater Coburg (1059919)
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Die Produktion Landestheater Coburg: Copacabana. Musical von Barry Manilow. Deutsche Erstaufführung. Musikalische Leitung Roland Fister; Inszenierung und Choreografie
Iris Limbarth; Bühnenbild Reinhard Wust, Mitarbeit Susanne
Wilczek; Kostüme Heike Korn;
Dramaturgie: Carola von Gradulewski, Darsteller: Gero
Wendorff, Veronika Hörmann,
Andreas Langsch, Julia
Klemm, Stefanie Köhm, Niklaus Scheibli, Marcus G. Kulp,
Georgia-M. Reh, Norman Hofmann, Jan Korab, Sascha Mai,
Martin Trepl, Simon van Rensburg, Eva-Maria Fischer, Stefanie Schmitt, Marino Polanco,
Marcello Mejia-Mejia, Emily Lo-
rini, Gabriele Bauer-Rosenthal,
Paulina Mertl. Chor, Ballett und
Philharmonisches Orchester
des Landestheaters Coburg
mit Band, Statisterie
Weitere Vorstellungen 19.,
26. Februar, 3., 23., 24. März,
19.30 Uhr, 21. Februar, 15 Uhr
Hintergrund „Copacabana“
ist ein Welthit des 1943 geborenen Sängers und Komponisten Barry Manilow aus dem
Jahr 1978, geschrieben von
Jack Feldman, Barry Manilow
und Bruce Sussman. 1985 erweiterten die Autoren das Lied
zu einem Bühnenmusical, das
in über 200 Produktionen weltweit aufgeführt wurde.
Coburger Tageblatt