Durch Schlamm unD regen „So etwaS habe ich noch nie geSehen“

1 - 2015
www.aerzte-ohne-grenzen.de
D. R. Kongo
Durch Schlamm
und Regen
Zentralafrikanische
Republik
„So etwas habe ich
noch nie gesehen“
© Barbara Sigge
Liebe Leserinnen und Leser,
Ihr Florian Westphal, Geschäftsführer
12
Liberia © msf
für viele unserer Spenderinnen und Spender ist es
ausschlaggebend, dass sich Ärzte ohne Grenzen
auch in sogenannten vergessenen Krisen für Menschen in Not einsetzt. In der Demokratischen Republik Kongo zum Beispiel haben wir in den vergangenen
Jahren mehr Geld für die medizinische Nothilfe
­ausgegeben als in irgendeinem anderen Land. Hierzulande in den Medien hört oder liest man wenig
über die Lage der Menschen dort – obwohl sie schon
seit Jahrzehnten unter einem grausamen Konflikt
und häufig auftretenden Epidemien leiden. Umso
wichtiger ist es, dass wir dank unserer vielen treuen
Spenderinnen und Spender genau dort besonders
aktiv sein können – und Ihnen unter anderem in
diesem Heft darüber berichten. Auch die Lage der
Menschen in der Zentralafrikanischen Republik, im
Südsudan, im Tschad und in Haiti machen wir immer
wieder publik. An vielen Stellen sind wir dort fast die
Einzigen, die medizinische Hilfe anbieten. Wir werden darum auch in Zukunft verstärkt den Menschen
in diesen vergessenen Krisen zur Seite stehen.
Impressum
Anschrift der Redaktion:
Ärzte ohne Grenzen, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Telefon: 030 700 130-0, Fax: 030 700 130-340
[email protected], www.aerzte-ohne-grenzen.de
Redaktion: Kattrin Lempp (verantw.), Sabine Rietz, Annika Schäfer
Mitarbeit: Oliver Krull (Lektorat), Lars Pfeiffer
Layout: Moniteurs, Berlin • Litho: highlevel, Berlin
Druck: B+S Mailmanagement GmbH & Co. KG
Erscheinungsweise: dreimal jährlich • Auflage: 250.000
Gedruckt auf 100 % Altpapier, mit dem blauen Umweltengel
ausgezeichnet. Die Kosten für Produktion und Versand eines
Akuts liegen bei 73 Cent.
Redaktionsschluss: 20.02.2015
Titelbild: Zentralafrikanische Republik: Ein Mitarbeiter
misst bei einem Jungen die Temperatur, er hat wahrscheinlich
Malaria. Ärzte ohne Grenzen bietet vielerorts die einzige
medizinische Hilfe an. © Jeroen Oerlemans
2
4 Aus unseren Projekten
Demokratische Republik Kongo
6Durch Schlamm und Regen
6
Zentralafrikanische Republik © Jeroen Oerlemans
Demokratische Republik Kongo © Phil Moore
10
inhalt
Zentralafrikanische Republik
10 „ So etwas habe ich
noch nie gesehen“
Christian Kleine im Porträt
12 „Der Ebola-Einsatz
war extrem“
Spenden
14 Mit einem Testament
Gutes tun
15 Besuchen Sie unsere
Veranstaltungen!
3
Aus unseren
Projekten
Haiti
Sierra
Afghanistan
Ebola
Entbindungsstation eröffnet
Es bleibt viel zu tun
Ärzte ohne Grenzen hat in einem Bezirkskran­
kenhaus im Westen der afghanischen Hauptstadt
Kabul eine Entbindungsstation mit 42 Betten eröffnet. Das Team ist auf komplizierte Geburten spezia­
lisiert, auch Notkaiserschnitte sind möglich. Im ganzen Land gibt es bislang kaum medizinische
Einrichtungen, die kostenlos solche Hilfe anbieten.
Wir sind auch im Osten Kabuls, in Lashkar Gah in der
Provinz Helmand, in Kundus und in Khost im Einsatz.
Ärzte ohne Grenzen finanziert alle Aktivitäten in
Afghanistan ausschließlich aus privaten Spenden.
Die Ebola-Behandlungszentren von Ärzte ohne
Grenzen in Westafrika haben zu Jahresbeginn rückläufige Patientenzahlen verzeichnet. Dennoch ist die
Ebola-Epidemie nicht beendet. Vor allem in Guinea
stiegen die Fallzahlen im Februar wieder an. Das
Melden neuer Fälle, das Nachverfolgen von Kontaktpersonen und die Gesundheitsaufklärung müssen
verbessert werden. Ärzte ohne Grenzen hat in
Westafrika bislang rund 5.000 Ebola-Patienten behandelt. Mehr als 2.300 von ihnen haben überlebt.
Aktuelles und Hintergründe zu Ebola unter:
www.aerzte-ohne-grenzen.de/ebola
Haiti
Kritik am Wiederaufbau
Fünf Jahre nach dem Erdbeben in Haiti im Januar
2010 haben die haitianischen Behörden und deren
internationale Partner Krankenhäuser noch immer
nicht vollständig aufgebaut. Es fehlt zudem an Fachkräften, Medikamenten und medizinischem Material.
Bis heute füllt Ärzte ohne Grenzen kritische Lücken: bei der chirurgischen Notfallversorgung, der
Geburtshilfe sowie der Versorgung von Verbrennungsopfern und Cholera-Patienten. Cholera bricht
auch wegen der vielerorts katastrophalen Wasserund Sanitärversorgung immer wieder aus.
4
Verbrennungsopfer im Ärzte ohne Grenzen-Krankenhaus
in Port-au-Prince © Yann Libessart/MSF
Aktuell ist Ärzte ohne Grenzen in mehr als
60 Ländern tätig. Derzeit sind 127 Mitarbeiter
aus Deutschland in 27 Ländern im Einsatz.
ukraine
Afghanistan
Guinea
Leone
Liberia
Nigeria
ukraine
Nigeria
Einsatz auf beiden Seiten der Front
Hilfe für Vertriebene
Noch immer kommt es in einigen Gebieten der Ost­
ukraine zu Bombenangriffen. Beidseits der Frontlinie
hat sich die humanitäre Lage deutlich verschlechtert,
es herrscht ein dringender Bedarf an medizinischer
Hilfe. Einwohner und Vertriebene leben unter prekären Bedingungen, zahlreiche Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört, und es fehlt an Medikamenten und medizinischem Material. Ärzte ohne
Grenzen hat die medizinischen Aktivitäten auf
beiden Seiten der Frontline ausgebaut.
Ärzte ohne Grenzen leistet im Norden Nigerias
und im Nachbarland Niger Hilfe für Menschen, die
vor Angriffen der bewaffneten Gruppe Boko Haram
fliehen. Rund 400.000 Menschen suchen allein in
der nigerianischen Stadt Maiduguri Zuflucht. Ärzte
ohne Grenzen hat dort in drei Vertriebenenlagern
Kliniken errichtet und leistet ambulante Hilfe. Unsere Teams bereiten zudem einen Nothilfeeinsatz
vor, um im Falle von erneuter Gewalt bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl schnell helfen
zu können.
Bestellen Sie unseren
Online-Newsletter:
www.msf.de/newsletter
Ein Interview zur
Lage in Haiti unter:
www.aerzte-ohnegrenzen.de/haitiinterview
Prekäre Lebensbedingungen im Stadtteil Martissant
in Port-au-Prince © Corentin Fohlen
Cholera-Patient in einem Behandlungszentrum
von Ärzte ohne Grenzen © Corentin Fohlen
5
Demokratische Republik Kongo
Durch Schlamm
und Regen
Die stundenlangen Wanderungen
zu den Impforten sind mühsam.
Die Teams balancieren über waghalsige
Brücken, laufen auf verschlammten
Pfaden und durch dichten Wald.
alle Bilder © Phil Moore
Tagelang laufen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen von Dorf zu Dorf,
durch dichten Wald und bei strömendem Regen. Mit im Gepäck sind
Kühlboxen mit Impfstoffen. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo
sind die Masern ausgebrochen. Nun impfen unsere Teams Tausende
Kinder unter anderem gegen Masern, Gelbfieber, Diphtherie und Polio.
Der Fotojournalist Phil Moore hat unseren kräfte­ Stunden hatte ich eine riesige Blase an meiner Ferse,
zehrenden Einsatz in den Bergen um die Stadt Masisi die jedes Mal schmerzte, wenn meine Füße tiefer in
begleitet. Hier ein Ausschnitt seines Berichts.
die Stiefel rutschten. Aber welche Beschwerden ich
auch hatte, ich trug nur 20 Kilogramm auf dem Rü„Es sollte drei Stunden dauern, um von der Ärzte
cken. Die Träger hatten an Bambusstangen riesige
ohne Grenzen-Zentrale in Masisi in das Dorf Kazinga
Kühlboxen zwischen sich hängen. Darin waren die
zu fahren. Nach sechs Stunden kamen wir schließlich
Impfstoffe kühl gelagert. Sollten sie zu warm werden,
an. Unterwegs waren wir im Schlamm stecken gewäre das ganze Unterfangen sinnlos.
blieben, steckten hinter Holztransportern fest und
bauten Stege wieder auf, die unter der Last unserer Als wir unseren ersten Stopp erreichten, an dem wir die
fünf Fahrzeuge nachgegeben hatten.
Nacht verbringen wollten, ging die Sonne bald unter.
Über den Hügeln grollte der Donner. Gewitter künIn Kazinga stellte Ärzte ohne Grenzen ein Team­
digte für den nächsten Morgen mehr Schlamm an.
von 55 Trägern zusammen. Sie sollten die Ausrüstung
tragen, die für diese Mammutaufgabe nötig war: Die Gruppe teilte sich in kleine Teams auf. Nun trennMenschen zu impfen, die weit weg von jeglicher In­ ten sich unsere Wege, denn die Impfkampagne sollte
frastruktur leben. Wir verließen die letzte Straße, die ein möglichst großes Gebiet abdecken. Wenn wir auf
wir für vier Tage sehen würden. Über uns zogen Re- unserem Weg zum ersten Impfort durch ein Dorf
genwolken auf, die schmalen Schlammwege waren kamen, rief Papa Pascal, Gesundheitsberater von
bereits von unseren Stiefeln aufgewühlt. Der Regen, Ärzte ohne Grenzen, allen Müttern zu, ihre Kinder
der zehn Minuten nach unserem Aufbruch nieder- zur Impfung in das Dorf Kishee zu bringen. Diese Orte
ging, war sicher nicht der erste hier. Die dichte Ve­ scheinen vom Staat vergessen zu sein. Umso wich­
getation dieser grünen Hügel braucht viel Wasser, um tiger war es, möglichst viele Menschen zu erreichen.
zu gedeihen.
In Kishee versammelten sich schnell Scharen von
Die Etappe des ersten Tages führte durch das Gebiet Müttern und ihren Kindern, als das Team Spritzen,
zweier bewaffneter Gruppen. Es war auf eine un- Gummihandschuhe und Impfkarten auspackte und
heimliche Weise von Leere geprägt. Im Laufe der begann, die Impfungen vorzubereiten. Schon nach
Woche kamen wir an Dörfern vorbei, die wegen des kurzer Zeit durchdrangen die Schreie der Kinder die
Konfliktes komplett verlassen waren. Der Urwald Luft – es war ihre erste Begegnung mit einer Injektihatte Wege und letztlich Häuser überwuchert.
onsnadel. Ein paar mutige unter ihnen standen da,
gehorsam wartend auf die Impfung, ihre Gesichter
Das Gelände war unwegsam, der Schlamm machte
gefasst beim Nadelstich.“
Gummistiefel unverzichtbar. Innerhalb von zwei
7
Unsere Teams …
... impften an vier Impftagen insgesamt 4.054 Menschen. Die meisten von ihnen waren Kinder; sie
wurden gegen eine Vielzahl von Krankheiten geimpft,
darunter Masern, Gelbfieber, Diphtherie und Polio.
Zudem erhielten schwangere Frauen eine Impfung
gegen Tetanus.
Die großen Kühlboxen sind für den Weitertransport
der Impfstoffe zu Fuß vorbereitet. Kühlakkus halten
die Temperatur darin konstant bei 2 bis 8 Grad.
Die allermeisten Impfstoffe bleiben nur innerhalb
dieser Temperaturspanne wirksam.
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Ärzte ohne Grenzen führt im Osten der Demokra­
tischen Republik Kongo regelmäßig groß angelegte
Impfkampagnen durch. Die abgelegene Region ist
vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg zerrüttet, es gibt
kaum Straßen oder Krankenhäuser, immer wieder
brechen Epidemien aus. Allein im Jahr 2014 haben
unsere Teams dort Hunderttausende Menschen mit
Impfungen vor lebensbedrohlichen Krankheiten
schützen können.
Ein Mitarbeiter impft eine schwangere Frau
in dem Bergdorf Kitobo II gegen Tetanus.
In der Region gibt es für die Menschen sonst
keine medizinische Versorgung.
Mitarbeiter füllen in Kitobo II Impfpässe
aus. Für die Impfungen hat Ärzte ohne
Grenzen in einer Kirche eine provisorische
Impfstation aufgebaut.
9
Zentralafrikanische Republik
„So etwas habe ich
noch nie gesehen“
Die Zentralafrikanische Republik versinkt seit der blutigen Machtübernahme durch Rebellen vor zwei Jahren im Chaos. Muslimische und
christliche bewaffnete Gruppen überziehen das Land mit brutaler Gewalt.
Ärzte ohne Grenzen ist in vielen Regionen aktiv. Auch in Bossangoa,
im Osten des Landes, versorgen unsere Teams die Menschen medizinisch.
Die Krankenschwester Margaretha Sasker war dort mehrere Monate im
Einsatz. Obwohl sie schon seit Jahren für Ärzte ohne Grenzen arbeitet
und viel Leid gesehen hatte: Die Situation der Menschen in diesem Land
hat sie besonders erschreckt.
10
Die Krankenschwester Margaretha
Sasker war bereits 13 Mal mit
Ärzte ohne Grenzen im Einsatz.
© Barbara Sigge
„Mir wird hier wieder bewusst, was es bedeutet, wenn
es kein funktionierendes Gesundheitssystem gibt.
Schon vor der aktuellen Krise gab es viel Gewalt und
viel zu wenig Ärzte und Krankenhäuser. Inzwischen
ist unsere Hilfe fast die einzige für die Menschen hier.
Zusammen mit meinem Team fahren wir in Gelän­
dewagen über schlammige, löchrige Wege in Orte, in
denen es keine medizinischen Einrichtungen gibt.
Mobile Klinik in dem Dorf
Matchika: Im Schatten eines
Baumes untersuchen unsere
Mitarbeiter die Menschen
unter anderem auf Mangel­
ernährung und Malaria.
© Jeroen Oerlemans
Männern in unseren Wagen legen. Sie muss die zwei
Stunden Fahrt über holprige Straßen überstehen. Bei
jeder Unebenheit schreit sie vor Schmerz. In unserem
Krankenhaus operieren unsere Chirurgen die Frau
sofort. Sie ist sehr stark und überlebt es. Was freuen
wir uns alle darüber!
Eines Abends schiebt kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein Mann seine kranke Frau in einem Fahrrad­
anhänger in unsere Klinik. Er hat noch zwei kleine
Töchter dabei.
Bei unserer Ankunft im Dorf warten bereits zahlreiche
Patienten auf uns. Viele Kinder unter fünf Jahren sind
mangelernährt und haben Malaria. Auch viele ErWoher kommen Sie? Er nennt den Namen eines
wachsene sind krank und benötigen Hilfe. Wenn in
­Dorfes. Wie weit ist es von hier? Wir sind zwei Tage
der Kindheit ständig nährstoffreiche Nahrung fehlt
unterwegs gewesen. Wo haben sie geschlafen?­
und Krankheiten unbehandelt bleiben, leiden die
Am Straßenrand im hohen Gras. Und die Kinder?
Menschen ihr Leben lang. Die jungen Frauen zum
Natürlich auch. Habt ihr gegessen oder getrunken
Beispiel bekommen oft Probleme in der Schwangerunterwegs? (Ich bin ja selbst Mutter.) Nur ein Kopfschaft: Es treten Fehl- und Frühgeburten auf.
schütteln.
Alle Patienten, die so schwer krank sind, dass wir sie
Alle sind froh, dass sie das Krankenhaus erreicht
nicht ambulant behandeln können, nehmen wir im
haben. In solchen Momenten wird mir klar, dass es in
Geländewagen mit und versorgen sie in unserem
diesem Land nichts gibt. Wie lange haben diese Men200-Betten-Krankenhaus in Bossangoa.
schen schon Leid ertragen, bevor sie zu uns kommen?
Auf der Rückfahrt kommen wir an einem Dorf vorbei,
Es schockiert mich immer wieder, dass viele Menwo wir gebeten werden, eine Frau zu besuchen. Sie
schen an leicht behandelbaren Krankheiten ster­liegt auf einer Matte, aus einer Wunde am Hals strömt
ben, weil der Weg zum nächsten Arzt zu weit ist - die
buchstäblich der Eiter. Ich habe so etwas noch nie
Straßen sind zu schlecht und gefährlich. Etliche von
gesehen. Bei uns in Deutschland ist ein Abszess eine
ihnen können wir mit unserer mobilen Klinik erreirelativ kleine Sache. Doch ohne medizinische Hilfe
chen. Abends lege ich mich völlig erschöpft ins Bett
kann man daran sterben. Ich verbinde die Wunde,
mit der Gewissheit, dass wir auch am nächsten Tag
gebe ihr ein Schmerzmittel und lasse sie von vier
wieder vielen Menschen helfen werden.“
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im Porträt
12
NAME Christian Kleine
ALTER 39 Jahre
BERUF A ssistenzarzt, Fachbereich Infektiologie /
Tropenmedizin
EINSATZART
Behandlungszentrum für Ebola-Patienten
Damit die Patienten ihn auch
in Schutzkleidung erkennen,
lässt Christian Kleine seinen
Namen auf die Haube schreiben.
© Pascal Guyot /getty images
„Der Ebola-Einsatz
war extrem“
Der Arzt Christian Kleine ist im Oktober aus dem vierwöchigen
Ebola-Einsatz in Liberia zurückgekehrt – um viele Erfahrungen reicher.
In dieser Extremsituation war es nicht einfach, eine
Beziehung zu den einzelnen Patientinnen und Patienten aufzubauen. „Es ist uns dennoch gelungen. Im
Schutzanzug waren wir hinter der Maske versteckt.
Die meisten Patienten waren zwar am Anfang schockiert von unserem Anblick, doch sie hatten schnell
Vertrauen.“ Christian Kleine war es wichtig, die Patienten auch seelisch zu unterstützen. Denn viele hatten durch Ebola Familienmitglieder und Freunde
­verloren. Oft sprach er auch ohne Schutzkleidung,
außerhalb der Hochrisikozone stehend, über den
Zaun hinweg mit ihnen. Das ging allerdings nur mit
den Ebola-Erkrankten, die ihr Bett verlassen konnten.
Und bevor er zu den Patienten ins Behandlungszelt
ging, ließ er sich seinen Namen auf die Schutzhaube
schreiben. Immer wieder überbrachte er auch Mitbringsel der Angehörigen. Psychosoziale Mitarbeiter
ergänzten die Arbeit der medizinischen Teams.
„Einen Patienten gesund entlassen zu können war
für uns alle der freudigste Moment des Tages – für
den Patienten, die Mitpatienten und uns Helfer.
Freude und Leid lagen so eng beieinander. Der Einsatz war in jeder Hinsicht extrem.“ Eine Erkrankung
zu behandeln, für die es noch kein wirksames Medikament gibt, war eine Herausforderung. „Wir konnten nur die Symptome kontrollieren oder lindern und
Begleiterkrankungen wie Malaria behandeln. Immerhin ist es uns gelungen, die hohe Sterblichkeit
von Ebola durch all unsere Maßnahmen deutlich zu
verringern.“
Mittlerweile sind die Ebola-Infektionen in Monrovia
stark zurückgegangen. Das Ende des Ausbruchs in
Westafrika ist jedoch noch lange nicht erreicht. In den
Nachbarländern Guinea und Sierra Leone gibt es
immer wieder neue Ausbruchsherde. „Wenn ich
könnte, würde ich sofort wieder in den Einsatz
gehen“, sagt Christian Kleine.
© privat
„Es war die Hochphase der Epidemie in Monrovia,
als ich dort war“, sagt der angehende Tropenmediziner aus Frankfurt am Main. In der Hauptstadt Liberias
herrschte Chaos. „Es kamen zeitweise so viele Menschen mit Ebola-Symptomen zu uns, dass wir nicht
alle behandeln konnten.“ Nur die Patientinnen und
Patienten mit den stärksten Beschwerden konnte das
Team ins Behandlungszentrum aufnehmen. Sie hatten wahrscheinlich auch die höchste Viruslast und
waren somit am ansteckendsten. „Das waren die
schwersten Momente, wenn wir Patienten nicht behandeln konnten, weil unser Zentrum einfach zu voll
war“, erinnert er sich. Auch dass für jeden einzelnen
Patienten wenig Zeit blieb, empfand Christian Kleine
als Belastung. „Wir mussten ständig die Balance finden zwischen der Sorge für den Einzelnen und der
Notwendigkeit, möglichst viele Patienten aufzu­
nehmen.“
„Die Aufklärungsteams
in Monrovia haben diese
T-Shirts getragen. Bei
meinem Abschied haben
mir die Kollegen eines
geschenkt“, sagt Christian
Kleine. „Das Informieren
über die Infektionswege
und die Schutzmöglichkeiten sowie das Aufklären
von Mythen sind sehr
wichtige Komponenten
bei einer Ebola-Epidemie.“
13
Mit einem
Testament
Gutes tun
1997 erhielt Ärzte ohne Grenzen die erste Erbschaft.
Mittlerweile sind Erbschaften und Vermächtnisse
eine wichtige und unverzichtbare Einnahmequelle
für unsere Nothilfeprojekte. Im Interview berichtet
Anna Böhme, Referentin Testamentspenden, über
ihren Kontakt mit Spenderinnen und Spendern und
die Möglichkeit, auch über das eigene Leben
hinaus Gutes zu tun.
Wen beschäftigt das Thema Testamentspenden?
Der Anlass, über den eigenen Tod und über seinen
Nachlass nachzudenken, ist sehr individuell. Häufig
sind Todesfälle in der Familie oder im Freundes- und
Bekanntenkreis, eine bevorstehende Operation oder
auch eine große Reise Grund, über die eigene Endlichkeit nachzudenken. Viele Menschen, die zu Lebzeiten gemeinnützige Zwecke unterstützen, möchten
dies mit ihrem Erbe oder einem Teil ihres Erbes
auch über das Leben hinaus fortführen. Wir sind
sehr dankbar für diese besondere Form der Unterstützung.
Wie kann die von Ihnen
genannte Broschüre bestellt werden?
Auf der Rückseite dieses AKUTs finden Sie eine
Möglichkeit, die Broschüre „Ein Vermächtnis für das
Leben“ zu bestellen. Die Broschüre gibt einen Überblick über das deutsche Erbrecht und Möglichkeiten
der Testamentgestaltung – auch zugunsten von
Ärzte ohne Grenzen.
Und wie geht es nach einem ersten
Kontakt mit Ihnen weiter?
Manche sind, wenn sie sich bei mir melden, schon
fest entschlossen, Ärzte ohne Grenzen in ihrem
Wie nehmen die Menschen mit Ihnen Kontakt auf? Testament zu bedenken, und haben nur noch die
Das ist ganz unterschiedlich: Ich bekomme viele eine oder andere organisatorische Frage. Diese klären
­Anrufe und Briefe, über die ich mich sehr freue. Wir wir und besprechen zum Beispiel, in welcher Form
schalten bisweilen auch Anzeigen in Zeitschriften sie weiter über unsere Arbeit informiert werden
und bieten dabei die Möglichkeit, per Postkarte un- möchten. Bei Bedarf vermitteln wir auch anwaltliche
sere Broschüre „Ein Vermächtnis für das Leben“ zu Beratung. Andere bestellen zunächst die Broschüre.
bestellen. Auch so treten viele mit uns in Kontakt, die Häufig vergehen dann einige Monate oder sogar
das Thema Vererben beschäftigt. Außerdem orga­ Jahre, bis sie sich wieder melden. Jeder nimmt sich
nisieren wir von Zeit zu Zeit Fachvorträge zum Erb- für eine so wichtige Entscheidung die Zeit, die er
recht mit Rechtsanwälten und laden hierzu unsere braucht.
Spenderinnen und Spender ein.
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Haben Sie Fragen?
Ich freue mich auf Ihren Anruf
oder Ihre Nachricht an:
Telefon: 030 700 130 – 145
[email protected]
Anna Böhme, Referentin
Testamentspenden von
Ärzte ohne Grenzen
© Barbara Sigge
BESUCHEN SIE UNSERE
VERANSTALTUNGEN!
Vortrag: „Live vor Ort: Mitarbeiter von
ÄRZTE OHNE GRENZEN berichten“
↗ Karlsruhe, 21. April um 19:00 Uhr
↗ Freiburg, 22. April um 19:00 Uhr
↗ Lörrach, 23. April um 19:00 Uhr
↗ Osnabrück, 9. Juni um 19:00 Uhr
↗ Münster, 10. Juni um 19:00 Uhr
↗ Köln, 11. Juni um 19:00 Uhr
Wie kann man Ärzte ohne Grenzen
im Testament bedenken?
Die Form der Unterstützung ist sehr unterschiedlich.
Wir werden in Testamenten als Alleinerbe oder Miterbe eingesetzt oder erhalten Vermächtnisse z. B.
in Form eines festgelegten Geldbetrages. Wenn wir
Immobilien oder Wertgegenstände vererbt oder vermacht bekommen, sorgen wir dafür, dass diese sachverständig begutachtet und zu einem angemessenen
Preis verkauft werden. Der Erlös fließt in unsere Hilfsprojekte. Auch die Begünstigung in einer Lebensoder Rentenversicherung ist möglich.
Ärzte ohne Grenzen ist Gründungsmitglied
der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“.
Welches Ziel verfolgt die Initiative?
In der Initiative haben sich mehrere gemeinnützige
Organisationen in Deutschland zusammengeschlossen, um das Erbe für den guten Zweck ins öffentliche
Bewusstsein zu rücken. In diesem Jahr wird beispielsweise die Fotoausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“ zum Thema „Was bleibt?“ veranstaltet.
Filmvorführung: „Living in Emergency.
Mit ÄRZTE OHNE GRENZEN im Einsatz“
↗ Karlsruhe, 26. April um 18:00 Uhr
↗ Marburg, 28. April um 19:30 Uhr
↗ Burg (bei Magdeburg), 6. Mai um 19:00 Uhr
↗ Lüneburg, 10. Mai um 17:00 Uhr
Fachvortrag zum Erbrecht „Über das Leben hinaus“
↗ Göppingen, 21. April um 19:00 Uhr
↗ Heilbronn, 23. April um 19:00 Uhr
Fotoausstellung: „Das Prinzip Apfelbaum“
der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“
↗ Frankfurt am Main, 24. April bis 31. Mai
↗ Hamburg, 12. Juni bis 8. Juli
Weitere Informationen unter:
www.mein-erbe-tut-gutes.de
Aktueller Veranstaltungskalender unter:
www.aerzte-ohne-grenzen.de/veranstaltungen
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Ein Vermächtnis
für das Leben
Unsere Broschüre „Ein Vermächtnis
für das Leben“ informiert Sie über
Testamentspenden und gibt Hinweise
für die eigene Testamentplanung.
Bitte senden Sie mir die Broschüre kostenlos
und unverbindlich zu.
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Vorname ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
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Fundraising
15 271 9001
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